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43 14 / 2014 Landwirtschaftliches Wochenblatt SCHWEINEHALTUNG Die Geburt gut vorbereiten In einem Versuch der Landwirtschaftskammer NRW wurde dem Trage- futter der Sauen ein Zusatz zur Unterstützung des Mineralstoffwechsels beigemischt. Ziel war es, Geburts- bzw. MMA-Probleme zu vermeiden. W er viele gesunde Ferkel aufziehen will, braucht dafür fruchtbare Sauen mit viel Milch. Gibt es mit der Milchleistung Probleme, so sind Gesundheit und Überleben der Ferkel unmittelbar in Gefahr vor allem in den ersten Tagen nach der Geburt. Unheil droht hier in Form des Krankheitskomplexes MMA. Dieser steht für Mastitis (Gesäuge- entzündung), Metritis (Gebärmut- terentzündung) und Agalaktie (Milchmangel). Dieses Krankheits- bild stellt nach wie vor die wich- tigste Erkrankung der Sau im ge- burtsnahen Zeitraum dar, wobei allerdings so gut wie nie alle Teil- erkrankungen gleichzeitig auftre- ten. Da es bei MMA und großen Würfen oft zu langen und stockenden Ge- burtsverläufen (Wehenschwäche) kommt, steigt das Risiko tot gebo- rener Ferkel. Bei MMA-bedingtem Milchmangel steigen zudem die Ferkelverluste in den ersten Le- benstagen rapide. Die überleben- den Ferkel zeigen häufig eine re- duzierte Gewichtsentwicklung und ein verstärktes Auseinander- wachsen. Beim Absetzen sieht man dann einen erhöhten Anteil an kleinen Ferkeln. Einen Milch- mangel zu vermeiden ist gerade dann auch wichtig, wenn Mutter- schutzimpfungen eingesetzt wer- den denn ohne Milch gelangen die schützenden Antikörper nicht in die Ferkel. Calcium-Stoffwechsel Um MMA-Probleme rund um die Geburt zu vermeiden, gilt es den Calcium-Stoffwechsel gut im Auge zu behalten. Calcium (Ca) ist wich- tig für die Geburtsvorgänge und für die Milchproduktion. Sauen in der Geburt nehmen aber wenig Futter und damit Ca auf, obwohl dieser Mineralstoff in großen Mengen für die Kolostrumproduktion und für die Gebärmutterkontraktion benö- tigt wird. Der Organismus der Sau mobili- siert deshalb zur Geburt Ca aus den Knochen der Tiere. Dieses Calcium muss jedoch während der Trage- zeit in ausreichendem Maß im Kör- perskelett eingelagert worden sein (siehe Übersicht 1). Zur Geburt stellen die Sauen dann von der Ca-Einlagerung in die Knochen auf die Ca-Auslagerung um. Dieser Prozess gelingt indessen nur, wenn am Ende der Trächtigkeit die Ca-Versorgung der tragenden Sau- en begrenzt wird. Ansonsten wiegt sich der Organismus in der trüge- rischen Sicherheit einer ausrei- chenden Ca-Versorgung über das Futter. Laut aktuellem Rechen- meister der Landwirtschaftskam- mer NRW sollten daher nicht mehr als 0,60 % Calcium sowie 0,45 % Phosphor im Trächtigkeitsfutter enthalten sein. Auf keinen Fall darf der Ca-Gehalt 0,65 % überstei- gen, sonst können insbesondere bei großen Würfen die Geburten durch geringe Calciumgehalte im Blut der Sau gefährlich gebremst werden (Wehenschwäche, vermin- derte Ansprechbarkeit auf das Ge- burtsunterstützungshormonOxy- tocin und verlängerte Geburt). Anionen-Kationen-Bilanz Bei der Zusammenstellung der Sauenfutter sollte der Mineral- stoffgehalt und zusätzlich die Ani- onen-Kationen-Bilanz (AKB) un- bedingt beachtet werden. Nieder- ländische Berater empfehlen sogar eine spezielle Fütterungsstrategie zur Prävention einer mangelnden Ca-Mobilisation der Sauen zur Ge- burt. Dabei wird das Anionen-Ka- tionen-Verhältnis im Futter für tra- gende Sauen gezielt beeinflusst. Hier soll ein deutlich höherer AKB-Wert erreicht werden als im Laktationsfutter. Bilanziert wer- den die Anionen Chlorid (Cl - ) und Schwefel (S - ) sowie die Kationen Die beste MMA-Vorbeuge und Geburtsvorbereitung ist eine gezielte Einstellung des Mineralstoffgehaltes im Futter der tragenden Sauen und eine Abstimmung der Anionen-Kationen-Bilanz (AKB-Wert) zwischen Trage- und Säugefutter. Fotos: Waldeyer So läuft das mit dem Ca-Stoffwechsel 1 Ca- und P-Stoffwechsel bei tragenden Sauen (obere Grafik) und säugenden Sauen (Schema unten) Geburt Tragefutter Ziel: AKB ~50 meq/kg höher als im Säugefutter Knochen Ca : P = 2 : 1 K K K Na Na Na Na Na Na CI CI CI S S S Kationen: Natrium, Kalium Anionen: Chlorid, Schwefel K K Na Na Na CI CI CI S S S S S S CI Säugefutter Ziel: AKB ~50 meq/kg niedriger als im Tragefutter pH-Wert will „steigen“ daher werden Ca und P in die Knochen eingelagert Blut-pH stabil bei 7,3-7,4 pH-Wert will „sinken“ Blut-pH stabil bei 7,3-7,4 Knochen Ca:P=2:1 daher werden Ca und P aus den Knochen ausgelagert optimale Oxytocin- Ausschüttung Milchbildung Tragezeit Säugezeit Kationen: Natrium, Kalium Anionen: Chlorid, Schwefel

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4314 / 2014

Landwirtschaftliches Wochenblatt SCHWEINEHALTUNG

Die Geburt gut vorbereitenIn einem Versuch der Landwirtschaftskammer NRW wurde dem Trage-futter der Sauen ein Zusatz zur Unterstützung des Mineralstoffwechselsbeigemischt. Ziel war es, Geburts- bzw. MMA-Probleme zu vermeiden.

Wer viele gesunde Ferkelaufziehen will, brauchtdafür fruchtbare Sauen

mit viel Milch. Gibt es mit derMilchleistung Probleme, so sindGesundheit und Überleben derFerkel unmittelbar in Gefahr – vorallem inden erstenTagennachderGeburt. Unheil droht hier in Formdes Krankheitskomplexes MMA.Dieser steht für Mastitis (Gesäuge-entzündung), Metritis (Gebärmut-terentzündung) und Agalaktie(Milchmangel). DiesesKrankheits-bild stellt nach wie vor die wich-tigste Erkrankung der Sau im ge-burtsnahen Zeitraum dar, wobeiallerdings so gut wie nie alle Teil-erkrankungen gleichzeitig auftre-ten.Da es beiMMAundgroßenWürfenoft zu langen und stockenden Ge-burtsverläufen (Wehenschwäche)kommt, steigt das Risiko tot gebo-rener Ferkel. BeiMMA-bedingtemMilchmangel steigen zudem dieFerkelverluste in den ersten Le-benstagen rapide. Die überleben-den Ferkel zeigen häufig eine re-duzierte Gewichtsentwicklungund ein verstärktes Auseinander-wachsen. Beim Absetzen siehtman dann einen erhöhten Anteil

an kleinen Ferkeln. Einen Milch-mangel zu vermeiden ist geradedann auch wichtig, wenn Mutter-schutzimpfungen eingesetzt wer-den – denn ohne Milch gelangendie schützenden Antikörper nichtin die Ferkel.

Calcium-StoffwechselUm MMA-Probleme rund um dieGeburt zu vermeiden, gilt es denCalcium-Stoffwechsel gut imAugezubehalten. Calcium (Ca) istwich-tig für dieGeburtsvorgängeund fürdieMilchproduktion. Sauen inderGeburt nehmen aber wenig Futterund damit Ca auf, obwohl dieserMineralstoff in großenMengen fürdie Kolostrumproduktion und fürdie Gebärmutterkontraktion benö-tigt wird.Der Organismus der Sau mobili-siert deshalb zurGeburt Ca ausdenKnochenderTiere.DiesesCalciummuss jedoch während der Trage-zeit in ausreichendemMaß imKör-perskelett eingelagertworden sein(siehe Übersicht 1). Zur Geburtstellen die Sauen dann von derCa-Einlagerung indieKnochen aufdie Ca-Auslagerung um. DieserProzess gelingt indessennur,wennam Ende der Trächtigkeit dieCa-Versorgung der tragenden Sau-enbegrenztwird.Ansonstenwiegtsich der Organismus in der trüge-rischen Sicherheit einer ausrei-chenden Ca-Versorgung über dasFutter. Laut aktuellem Rechen-meister der Landwirtschaftskam-merNRWsolltendaher nichtmehrals 0,60 % Calcium sowie 0,45 %Phosphor im Trächtigkeitsfutterenthalten sein. Auf keinen Falldarf derCa-Gehalt 0,65%überstei-gen, sonst können insbesonderebei großen Würfen die Geburtendurch geringe Calciumgehalte imBlut der Sau gefährlich gebremstwerden (Wehenschwäche, vermin-derteAnsprechbarkeit auf das „Ge-burtsunterstützungshormon“Oxy-tocin und verlängerte Geburt).

Anionen-Kationen-BilanzBei der Zusammenstellung derSauenfutter sollte der Mineral-stoffgehalt und zusätzlichdieAni-onen-Kationen-Bilanz (AKB) un-bedingt beachtet werden. Nieder-ländischeBerater empfehlen sogareine spezielle Fütterungsstrategiezur Prävention einer mangelndenCa-Mobilisation der Sauen zurGe-burt. Dabei wird das Anionen-Ka-tionen-Verhältnis imFutter für tra-gende Sauen gezielt beeinflusst.Hier soll ein deutlich höhererAKB-Wert erreicht werden als imLaktationsfutter. Bilanziert wer-den die Anionen Chlorid (Cl-) undSchwefel (S-) sowie die Kationen

Die beste MMA-Vorbeuge und Geburtsvorbereitung ist eine gezielte Einstellung des Mineralstoffgehaltes im Futter dertragenden Sauen und eine Abstimmung der Anionen-Kationen-Bilanz (AKB-Wert) zwischen Trage- und Säugefutter.

Foto

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So läuft das mit dem Ca-Stoffwechsel1Ca- und P-Stoffwechsel bei tragenden Sauen (obere Grafik) undsäugenden Sauen (Schema unten)

Geburt

TragefutterZiel: AKB ~50 meq/kg

höher als im SäugefutterKnochen

Ca : P = 2 : 1

K

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Kationen:Natrium, KaliumAnionen:Chlorid, Schwefel

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CI

SäugefutterZiel: AKB ~50 meq/kg

niedriger als im Tragefutter

pH-Wert will„steigen“

daher werden Ca und P indie Knochen eingelagert

Blut-pHstabil bei7,3-7,4

pH-Wert will„sinken“

Blut-pHstabil bei7,3-7,4

KnochenCa : P = 2 : 1

daher werden Ca und P ausden Knochen ausgelagert

optimale

Oxytocin-Ausschüttung

Milchbildung

Tragezeit

Säugezeit

Kationen:Natrium, KaliumAnionen:Chlorid, Schwefel

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44 14 / 2014

SCHWEINEHALTUNG Landwirtschaftliches Wochenblatt

Natrium (Na+) und Kalium (K+).Übersicht 1 zeigt schematisch dasstrategische Konzept: Die Aufnah-me einesTragefuttersmitmehrKa-tionen als Anionen bewirkt einegeringeVerschiebungdesBlut-pH-Wertes inden alkalischenBereich,denn durch Kationen wird derpH-Wertes des Blutes erhöht. DieHirnanhangdrüse versucht aller-dings immer, denWert im physio-logisch neutralen Bereich zwi-schenpH7,3und7,4 zuhalten, umlebensgefährliche Stoffwechsel-störungen zu verhindern. Dies ge-schieht durch eine Stimulierungder Ca- und P-Einlagerung in dieKnochen.BeimSäugefutter ist es umgekehrt.Das Laktationsfutter hat normaler-weisemehrAnionen als Kationen.Die Anionen „möchten“ den pH-Wert des Blutes senken, aber dieHirnanhangdrüse registriert eineAnnäherung an den unterenpH-Grenzwert und reagiert durchStimulierung der Freisetzung vonCalcium und Phosphor aus denKnochen. Das freigesetzte Ca kanndann den Geburtsvorgang und dieBiestmilchproduktion unterstüt-zen.AußerdemkanndasOxytocinbesser wirken.

AKB-Differenz ist wichtigUmdieseAbläufe zuunterstützen,muss derAKB-Wert imTragefutterdeutlichhöher sein als der imSäu-gefutter. Nach niederländischerEmpfehlung beträgt die Differenzoptimalerweise etwa 50 bis100 meq/kg Futter. Um das zu er-reichen, müssen die Mischungs-komponenten der Futter gezieltausgewählt werden (beispielswei-se viel Melasseschnitzel und Son-nenblumenextraktionsschrot, aberauch Sojaschrot ins Tragefutteroder Biertreber ins Säugefutter).DieMöglichkeiten, dieAKB-Werteallein über die Komponentenaus-wahl exakt einzustellen, sind je-doch begrenzt. So füttern viele Be-triebe ihre tragenden Sauen ausGründen der Nährstoffbilanzie-rung eher N- und P-reduziert mit

wenig Sojaschrot. Die Tragefutterweisen daher in der Regel geringe-re AKB-Werte auf als die Laktati-onsfutter.

Praxisversuch der KammerEin einfacher und praktikablerWeg, den AKB-Wert des Tragefut-ters zu erhöhen, ist der Einsatz spe-zieller Futterzusätze. Die Land-wirtschaftskammer NRW hat des-halb in Zusammenarbeit mit derFuttereinkaufsgemeinschaft Wa-rendorf ein Jahr lang einen Praxis-versuch auf vier Ferkelerzeuger-betriebendurchgeführt. Dabei soll-te untersucht werden, welcheEffekte das Produkt „ProPhorceAC 299“ des niederländischenAnbieters PerstorpWaspikBVhat.AC299 ist futtermittelrechtlich einfür alle Tierarten zugelassenerKonservierungsstoff, welcher ausNatrium und dem Salz der Amei-sensäure besteht (Natriumformi-at). Dieser darf auch von Eigenmi-schern verwendet werden und istals Sackware in 25-kg-Gebindenim Futtermittelhandel erhältlich.Es handelt sich um ein nicht kor-rosives und frei fließendes Granu-lat, welches die Anionen-Katio-nen-Bilanz des Tragefutters erhö-hen und über diesen Weg dieCa- und P-Einlagerung in die Kno-chen stimulieren soll. Außerdemkann Natriumformiat einige Bak-terienarten hemmen. Die Zulagevon zum Beispiel 1 kg/t (0,1 %)Tragefutter erhöht den AKB-Wertum 15 meq/kg Futter. Zum Ver-gleich: Den gleichen Effekt würdeman über das zusätzliche Einmi-schen von zumBeispiel Zuckerrü-benschnitzeln in Höhe von rund4 % erreichen.

Vorher-Nachher-VergleichFür denVersuchwurden zunächstdie eingesetztenSäuge- undTrage-futter der vier Betriebe in derLUFA NRW in Münster unter-sucht. Hier zeigte sich, dass dieAKB-Werte häufig nicht im ge-wünschten Bereich lagen (Über-

sicht 2). Im Mittel betrug dieAKB-Differenz zum Laktations-futter–42meq/kg.Daswar vondenBetrieben so nicht erwartet wor-den, zumal laut Futtercheck allewichtigen Inhaltsstoffe denOrien-tierungswerten der Landwirt-schaftskammer entsprachen.WährendderVersuchsphase solltebeimAKB-Wert nuneineDifferenzvon etwa50meq/kg zwischendemTrage- und dem Laktationsfuttererreicht werden. Dazu wurde dasfertige Tragefutter mit ProPhorceAC 299 „on top“ ergänzt. Die Ein-mischmenge betrug 5 kg/t (0,5%).Betrieb A setzte für alle Sauen ent-sprechende Alleinfutter ein. DieEinmischung erfolgte daher beimMischfutterhersteller. Auf den Be-trieben B, C und D wurde das Zu-satzprodukt bei der Herstellungder Eigenmischung für tragendeSauen zugegeben.WährenddereinjährigenVersuchs-phase im Wirtschaftsjahr 2012/13wurden bei allen Sauenfuttern dieAKB-Werte dreiMal vonder LUFAuntersucht. Die 0,5 % Einmi-schung von AC 299 in das Trage-futter erhöhte die AKB-Werte vonausgangs 72 meq/kg auf im Mittel147 meq/kg Futter. Das entsprachexakt dem vorher berechneten Er-wartungswert. Die Differenz derAKB-Werte zwischen Trage- undSäugefuttern betrug im Mittel52 meq/kg und entsprach mit die-semUnterschied etwa den nieder-ländischen Empfehlungen.DaProPhorceAC299 ausNatrium-

formiat besteht, erhöhte sich derNatriumgehalt des Futters umdurchschnittlich 1,65 g auf 3,6 gNa je kg Futter. Eine vermehrteWasseraufnahme der tragendenSauen wurde nicht beobachtet.

Deutliche EffekteIn diesem einjährigen Versuch un-ter Praxisbedingungen konnte inallen vier beteiligten Betrieben dieZahl der abgesetztenFerkel jeWurferhöhtwerden (sieheÜbersicht 3).Die genetischeHerkunft der Sauenund die durchschnittlichen Be-standsgrößenhaben sich indiesemZeitraum nicht geändert.DieVerbesserungbei den abgesetz-ten Ferkeln war in den BetriebenA, B, und C hauptsächlich bedingtdurch deutlich mehr lebend gebo-rene Ferkel je Wurf. Bei tendenzi-ell gleichbleibenden Saugferkel-verlusten ergab sich daraus einedeutlich höhere Jahresleistung.DieseSteigerung liegt besonders inden Betrieben B und C erheblichüber demallgemeinenZüchtungs-fortschritt, der laut den Betriebs-auswertungen Ferkelerzeugung inNordrhein-Westfalen im Wirt-schaftsjahr 2012/13 bei +0,64 Fer-kel je Sau liegt. Auch der BetriebA liegt noch über dem NRW-Schnitt, obwohl die Stallbetreu-ung nach Angabe des Landwirtsim Versuchsjahr nicht so intensivwar wie im Vorjahr.In Betrieb D konnte dagegen keineLeistungsverbesserung festgestellt

In der Geburt benötigt die Sau viel Calcium für die Gebärmutterkontraktion.

Futterzusatz mit deutlichem Effekt2Vergleich der Anionen-Kationen-Bilanz (AKB-Werte) der Sauenfutter vor undwährend des Feldversuches (AKB-Werte angegeben in meq/kg Futter)

BetriebFutter vor Versuchsbeginn1) Futter im Versuchszeitraum2)

Säuge-futter

Tragefutter (ohneFutterzusatz)

Diffe-renz

Säuge-futter

Tragefutter (mit0,5 % Futterzusatz)

Diffe-renz

A 141 68 –73 105 147 42B 74 57 –17 91 147 56C 87 60 –27 90 138 48D 152 101 –51 92 154 62Ø 114 72 –42 95 147 521) 1 LUFA-Analyse; 2) Ø aus 3 LUFA-Analysen

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werden. DieAnzahl der lebend ge-borenen Ferkel zeigte sogar einenRückgang um 0,4 Ferkel je Wurf.Nach Einschätzung des Betriebs-leiters hängt das mit erheblichenProblemen bei den tragenden Sau-en nach der Umstellung von derEinzel- auf die Gruppenhaltungwährend der Versuchsphase zu-sammen. Eine starkeZunahmederRangkämpfe der Sauen unterein-ander hat Verletzungen bei denSauen bis hin zu Totalverlustenund zu stark unterschiedlichenWurfgrößen geführt. Diese imWe-sentlichendurchdasHaltungssys-tem verursachten Probleme kön-nen durch Optimierungen im Fut-ter nicht aufgefangen werden.Insgesamt traten in allen vier Be-trieben nach Einschätzung derLandwirte in der Versuchsphasedeutlich weniger Geburtsproble-me auf. Eine Geburtshilfe warkaumerforderlich.Der positive Ef-fekt auf das Abferkeln fiel bereitsinnerhalb des ersten Halbjahresnach Versuchsbeginn auf.

Auf den Punkt gebracht■ Bei den heute üblichen großenWürfen dauert das Abferkeln län-ger und für die Gebärmutterkon-traktion wird mehr Calcium benö-

tigt. Deshalb kommt demCa-Stoff-wechsel und der differenziertenCa-Ausstattung von Trage- undSäugefutter große Bedeutung zu(Faserkomponenten).■ Eine weitere Maßnahme zurMMA-VorbeugeundStimulierungder Ca-Mobilisierung zur Geburtist das gezielte Einstellen desAKB-Wertes imTragefutter. Diesersollte nachniederländischenEmp-fehlungen etwa 50 bis 100 meq/kgFutter höher als der Wert im be-trieblich vorhandenen Laktations-futter liegen.■ Diese Futterstrategie wurde ineinem Praxisversuch der Land-wirtschaftskammer untersucht.Dafür wurde dem Tragefutter einZusatz beigemischt, welcher imFeldversuch beim Einsatz von

0,5 % die Fruchtbarkeitsleistungdeutlich steigerte unddieKompli-kationenbei derGeburt reduzierenhalf. Das zeigt, wie wichtig eineoptimale Einstellung der Ca- undAKB-Werte im Tragefutter ist.■ Im Versuch erhöhte der Einsatzvon ProPhorce AC 299 den PreisderTragefutterum1€/dt.Bei 7,5dtFutterverbrauch je Sau und Jahrstiegen die Futterkosten um7,50 €.Da die Steigerung der Fruchtbar-keitsleistungdeutlichüberdemNi-veau des jährlichen Zuchtfort-schrittes lag, war der Einsatz wirt-schaftlich sehr interessant.■ Vor demEinsatz derartiger Spe-zialprodukte sollten aber zunächstimmer die Futtermischungen fürtragende und säugende Sauen aufihre AKB-Werte untersucht wer-

den.Die LUFAbietet solcheUnter-suchungen für 71 € je Probe (plusMehrwertsteuer) an. Nach Erhaltder Daten lässt sich mit Hilfe derFütterungsberatung die richtigeStrategie zurOptimierung desTra-gefutters auswählen.■ Interessant könnten dieAKB-Werte indessen auch für dieMastschweinefütterung sein. DieLandwirtschaftskammer und dieFuttereinkaufsgemeinschaft Wa-rendorf testen jedenfalls zurzeitden Einsatz des Produktes imMastfutter, um mögliche Effekteauf die Schlachtkörperkennwertenäher zu beleuchten. Auch darü-ber wird zu gegebener Zeit imWo-chenblatt berichtet werden.

Josef BungeLandwirtschaftskammer NRW

Mit Futteranpassung mehr Ferkel3Ergebnisse des Feldversuches der Landwirtschaftskammer NRW mit einem Futterzusatz zur Optimierung derAnionen-Kationen-Bilanz (AKB-Werte) im Futter für tragende Sauen

Wirtschaftsjahr1) Betrieb A Betrieb B Betrieb C Betrieb D2011/12 2012/13 2011/12 2012/13 2011/12 2012/13 2011/12 2012/13

Genetik Danzucht/Hermitage Danzucht Danzucht Danzuchtausgewertete Sauen 270 258 115 111 250 253 207 203Lebendgeb. Ferkel/Wurf2) 12,71 13,35 13,21 14,50 13,71 14,63 15,00 14,60Saugferkelverluste (%)2) 14,40 15,95 14,04 12,87 14,43 13,18 23,30 22,80Abgesetzte Ferkel/Wurf2) 10,80 11,15 11,16 12,08 11,71 12,40 11,30 11,40Differenz zum Vorjahr +0,35 +0,92 +0,69 +0,10Hochrechnung auf 1 Jahr3) +0,83 +2,17 +1,63 +0,241) Versuchszeitraum: Wirtschaftsjahr 2012/13, Vergleichszeitraum: Wirtschaftsjahr 2011/12; 2) Originalangaben aus dem Sauenplaner der Betrie-be; 3) zusätzlich abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr bei unterstellten Ø 2,36 Würfen jährlich