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Sein Weg von Afrika über Brasilien nach Hamburg und ins Weserbergland FISCHER & FISCHER MEDIEN CHRISTA LANGER-LÖW A N T O N I O C O N G O

langer-loew Korrekturen fuer Neudruck Layout 1 · Februar 1820, Bahia Casa Mare Im gleißenden Licht der Nachmittagssonne strahlte das Meer in der Allerheiligenbucht vor Bahia wie

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Christa Langer-Löw

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ntonio Congo

Antonio Congo, Häuptlingssohn und getaufter Christ aus demafrikanischen Dorf Guimbata in der Nähe des unteren Kongo,spricht neben seiner Muttersprache portugiesisch und sogaretwas Latein, kann Lesen und Schreiben. Dies aber nützt ihmgar nichts, als er mit acht Jahren von Sklavenjägern geraubtwird und in die Fänge des brutalen deutschen SklavenhändlersBarthel gerät.Doch Antonio hat Glück im Unglück. Der honorige hanseatischeKaufmann Schlüter nimmt ihn in Brasilien an Sohnes statt zusich. Aus familiären Gründen muss Schlüter jedoch bald nachHamburg zurückkehren. Antonio verlässt mit seinem Ziehva-ter Brasilien und wächst im Kaufmannshaus Schlüter auf. Ererlernt später den von ihm gewünschten Beruf eines Tischlersund findet auch sein privates Glück, aber das, was ihm wievielen anderen Afrikanern angetan wurde, kann er nicht ver-gessen. Antonio geht auf die Suche nach dem SklavenhändlerBarthel. Mit ihm hat er noch eine Rechnung zu begleichen ...

Die Autorin Christa Langer-Löw lebt in BadPyrmont. Sie ist verheiratet und Mutter vondrei erwachsenen Kindern. Sie arbeitete beiverschiedenen Journalen und Magazinen alsfreie Autorin. Bisher erschienen von ihr dieSachbücher »Das Glückskind« und »Charak-terpuppen« im Verlagshaus Wohlfarth, Duis-burg.

Mit ihrem historischen Roman »Antonio Congo« gibt ChristaLanger-Löw ihr Debüt in der Belletristik.

wwwwww..ffiisscchheerr--vveerrllaagg..eeuuISBN 978-3-8301-1247-1€ 14,80 (D) / SFr 26,50

Sein Weg von Afrika über Brasilien nach Hamburg und ins Weserbergland

FISCHER & FISCHERMEDIEN

CHRISTA LANGER-LÖW

ANTONIO CONGO

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Unverkäufliche Leseprobe der Verlags- und Im

printgruppe R.G.Fischer

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Bilder, auch

auszugsweise, ist ohne Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig

und strafbar.

Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder für die

Verwendung in elektronischen Systemen.

© Verlags- und Imprintgruppe R.G.Fischer Verlag

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Christa Langer-Löw

Antonio CongoSein Weg von Afrika über Brasilien

nach Hamburg und ins Weserbergland

Roman auf der Grundlage einer historisch wahren Geschichte

FISCHER& FISCHERMEDIEN

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© 2009 by R.G.Fischer VerlagOrber Str. 30, D-60386 Frankfurt/MainAlle Rechte vorbehaltenSchriftart: New Century 11°Herstellung: SatzAtelier Cavlar / NLPrinted in GermanyISBN 978-3-8301-1247-1

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in

der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Für Rahel und …

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Februar 1820, Bahia

Casa Mare

Im gleißenden Licht der Nachmittagssonne strahlte dasMeer in der Allerheiligenbucht vor Bahia wie ein Leucht -feuerteppich aus Milliarden funkelnder Diamanten.Weit draußen in der Bucht ankerten Handelsschiffe ausaller Welt und einige ihrer Beiboote schaukelten ohneden geringsten Hauch einer Windströmung gemächlichim Auf und Ab der kurzen Wellen am Kai. Die Fischer -boote waren an Land gezogen. Der sonst so quirligeHafen schien heute zu ruhen und auch die schmaleHafenstraße, in der sich die Handels- und Lagerhäuservor der steil aufsteigenden Felswand dicht an dicht reih-ten, war menschenleer. In flirrender Hitze lag die Unter -stadt Bahias genau so ausgestorben wie das Anwesenvon Afonso Arrende auf einer weit in die Allerheiligen -bucht ragenden Landzunge vor der Stadt.

Das große Tor an der Auffahrt zum Grundstück warfest verschlossen. Im Casa Mare, dem Herrenhaus, be -fanden sich außer dem Hamburger Kaufmann CarlFerdinand Schlüter nur die Köchin Benta und dieschwan gere Küchenhilfe Kisa. Alle anderen Bewohnerdes Herrenhauses sowie der angrenzenden Sklaven -häus chen vergnügten sich heute, dem letzten Sonntagvor der Fastenzeit, beim Entrudo in der Oberstadt. Dasfür Schlüters Empfindungen überschwängliche Feiernmit unmäßigem Essen und Trinken an diesem Sonntagentsprach nicht seinem Naturell und somit hatte er dieEinladung zum Entrudofest in Arrendes Stadthaus nichtangenommen. Außerdem war ihm sein dröhnender Kopfnach dem Fest im letzten Jahr noch in lebhafter undnicht angenehmer Erinnerung. Heute zog er es vor, den

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Tag mit dem Schreiben längst fälliger Briefe an seineFamilie in der kühlen Halle des Hauses zu verbringen.Die meterdicken Mauern des Gebäudes ließen die Hitzedraußen und weder von der Bucht noch vom Innenhofher drang ein Geräusch ins Haus. Selbst die sonst sogeschwätzigen Papageien waren nach dem ersten mor-gendlichen Gezeter immer träger geworden und in derbleiernen Hitze des Mittags schließlich ganz verstummt.

Schlüter empfand die Ruhe als äußerst wohltuendund genoss es besonders, dass er in seinen Gedankennicht durch Lärm oder andere Störungen unterbrochenwurde. Doch plötzlich schrillte aus dem Kellergeschossdie kreischende Stimme der Köchin Benta in die Sonn -tag nachmittagsstille der Halle. Bentas Schreiattackenwaren für Schlüter nichts Neues und er nahm deshalbauch heute ihre gellenden Laute nicht ernst. Allerdingsstellte er gleichzeitig fest, dass diese Zustände bisherniemals tagsüber vorgekommen waren, sie ereignetensich stets nur nachts und besonders in Vollmond -nächten, denn dann schienen Bentas afrikanischeDämonen und Geister ein besonders leichtes Spiel mitihr zu haben. Der Tag sollte für Schlüter nicht so ruhigenden, wie er bisher verlaufen war.

Afonso Arrende, Eigentümer riesiger Plantagen, einerReederei und mehrerer Häuser in Bahia, hatte Bentaund Kisa vom Vorbesitzer dieses Anwesens übernom-men. Die beiden Haussklavinnen bewohnten gemeinsamein winziges Zimmerchen mit Guckloch zur Bucht imUntergeschoss zwischen Küche und Vorratskammer.Wie alle anderen Sklaven, war auch Benta gleich nachihrer Ankunft aus Afrika hier in der Kapelle des Innen -hofes vom hauseigenen Pfarrer Zephyrin getauft wor-den. Seit dem war sie eine fromme Katholikin und ver-säumte niemals auch nur eine Gebetsstunde. Sie sanginzwischen alle Kirchenlieder auswendig und mit ihrer

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gewaltigen Stimme übernahm sie gerne Solopartien. Eswar aber auch kein Geheimnis unter den Bewohnern desHauses, dass sie an verbotenen Treffen der Schwarzenin der Stadt teilnahm, um ihre Götter aus Afrika weiter-hin zu ehren sowie die Riten und Tänze ihres Stammeszu pflegen. Und hinter der Hand wurde gemunkelt, dasssie sogar eine Filha de Santo sei. Da sie aber neben ihrerKochkunst auch wundersame Kräfte zum Heilen unan-genehmer Krankheiten besaß, wurden ihre Eigenartenund Heimlichkeiten nicht nur toleriert, sondern sie warsogar innerhalb kürzester Zeit zur Comadre und Mucamade estimação im Casa Mare aufgestiegen und ihremRegiment unterstanden nicht nur die Küchenhilfen, son-dern auch alle anderen Haussklaven. Als Comadre warsie Heilerin, Besprecherin, Beschwörerin und zugleichHebamme. Sie stand nicht nur den schwarzen Sklavin -nen beim Gebären bei, selbst die vornehmsten weißenFrauen Bahias ließen sie bei komplizierten Geburten,manche sogar vorsichtshalber bei den ersten Wehen, in ihrHaus holen. Ebenso wurden ihre besonderen Fähig kei -ten bei verschiedenen Erkrankungen, die kein Medicusoder Chirurgus zu heilen verstand, hoch geschätzt.

Aristido, dem jüngsten Sohn Arrendes, plagte seit Jah -ren am ganzen Körper ein ständiger Juckreiz und dankBentas Heilsalbe war diese unangenehme Hautkrank -heit für ihn erträglich geworden. Benta behandelte aberauch gewöhnliche Ausschläge, Grind, eitrige Beulen oderFurunkel mit ihren Pasten, Salben und Absuden aus Blät - tern und Wurzeln verschiedener Pflanzen oder Kräu ter -tees. Sie verstand Hexenschuss, Gelbsucht, Krätze, Räude,Flechten, Mundfäule, Gürtel- und Ge sichts rosen ebensozu vertreiben wie Wund-, Fleck- und Wechsel fieber,Hämorrhoiden, Bandwürmer, Spul wür mer, Läuse odernoch schlimmere Krankheiten und Para siten, von denenMenschen geplagt werden konnten.

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»Senhor Sluter, Senhor Sluter!« schrie Benta von derKellertreppe her. Schon flog mit Wucht die Tür auf undsie stand schnaufend in der Halle. Atemlos blieb sie kurzstehen, drehte sich aber wieder um und zerrte Kisa durchdie Tür.

»Senhor Sluter, er ist wieder hier, er ist wieder hier,Senhor Sluter!«

Bentas sonst goldbraune Gesichtsfarbe war anthra-zitgrau verfärbt. Ihre Augen quollen aus den Höhlenheraus und rollten, ihr Atem ging schwer, der fettleibigeKörper vibrierte. In einzelnen Silben stieß sie hervor»der Ex-ter-« und nachdem sie wieder Atem geschöpfthatte, »minator ist wiedergekommen!«

Schlüter verspürte allerdings keine Lust, sich BentasSpukgeschichten anzuhören. Er wollte sie so schnell wiemöglich wieder los werden.

»Benta, die Tore und Türen sind fest verschlossen,kein Fremder kann das Gelände oder das Haus betreten.Geht ruhig wieder nach unten.«

Doch Benta fiel auf ihre Knie und rührte sich nichtmehr vom Fleck. Sie starrte Schlüter mit weit aufgeris-senen Augen an, bis der schließlich kurz seufzte und mitgerunzelter Stirn zur Fensternische wies.

»Dann setzt euch dort auf die Bank und erzählt mirdoch einmal ganz genau, wen ihr gesehen habt.«

Benta stützte langsam und umständlich beide Händeauf ihre Oberschenkel, um ihr Hinterteil vom Bodenhoch zu hieven, was ihr aber nicht gelang. Schließ-lich half ihr Kisa auf und zog sie bis zur Bank hinter sichher.

Kisa begann zu sprechen: »Ich wollte nicht in dieRäucherkammer gehen, weil …«, weiter kam sie nicht,Benta unterbrach sie harsch.

»Ja, heute musste ich selbst die angebrüteten Schild -kröteneier in die Räucherkammer bringen, weil Kisasagt, die kleinen Schildkröten, die kurz vorm Schlüpfen

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sind, kann sie nicht im Rauch ersticken!« Mit strengemBlick auf Kisa sprach sie weiter.

»Sie sollte sich nicht schwängern lassen, wenn das sol-che Ausmaße annimmt. Senhor Aristido will morgenzum Frühstück Abunã essen. Ich bin heute mit Kisaallein in der Küche und weil sich Kisa weigerte, mussteich die Eier in die Räucherkammer bringen.«

Sie schnappte laut nach Luft bevor sie stöhnend fort-fuhr: »Da sah ich durch das Guckloch den Mann auf demPier, ja, wahrhaftig, Senhor Sluter, und er kam direktauf das Haus zu!«

Dann flüsterte sie noch: »Morgen gibt es kein Abunãfür Senhor Aristido.«

Ihre Pupillen verschwanden hinter halboffenenAugen lidern. Der Anblick dieses Mannes hatte panischeAngst in ihr ausgelöst. Sie war nicht mehr ansprechbar.Schlüter nahm einen Fächer vom Fensterbrett undwedelte Benta etwas Luft zu. Kisa ergriff ihre schlaffeHand und sagte leise: »Ja, er ist es. Ich habe ihn aucherkannt. Er kam mit einem Boot.« Diese Worte richtetenBenta schlagartig auf.

»Er ist es, Senhor Sluter, er ist es wirklich! Niemalswerde ich diesen Unmenschen vergessen, niemals, meinganzes Leben nicht mehr! Er ist hässlich, hässlich wienur ein Weißer sein kann, wie der leibhaftige Teufel!Bleich wie der Mond sind Haut und Haare, seine Augenaus gelbem Wasser! Schreckliche Augen, Schlangen -augen! Aber das Schlimmste ist sein Bart, wie rotesFeuer, grauenhaft! Dieser Mann hat uns in sein Schiffgepfercht und wie Wildfleisch an Senhor Teixeira ver-kauft. Jetzt ist er wieder hier! Senhor Sluter, ich fleheSie an, lassen Sie ihn nicht ins Haus, bitte, machen Sie,dass er verschwindet!«

Schlüter ging an das Fenster zur Bucht. Tatsächlichhatte ein Boot am Pier festgemacht.

»Ihr braucht keine Angst vor diesem Manne zu haben.

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Das Gittertor zum Pier ist verriegelt, es kann niemandvon dort das Haus betreten. Ihr könnt ganz sicher sein,nichts wird euch geschehen. Ich gehe jetzt zu ihm undwerde ihn fragen, was er will. Ihr bleibt solange hier inder Halle.« Benta nickte und sank in Kisas Arme.

Hinter der hölzernen Haustür zum Pier war noch eineweitere Tür aus Eisenstäben angebracht, ebenso sicher-ten alle Fenster im Kellergewölbe und auch die der an -grenzenden Schuppen eiserne Gitterstäbe.

Schlüter öffnete die Holztür. Ein Mann rüttelte an derEisenstabtür und rief: »Macht auf, ich will zu PaoloTeixeira!« Er lauschte kurz und rüttelte weiter. »Machtauf, ich bin es, Bartolomeu!«

Der Mann war groß und muskulös. Ein roter, wilderBart und langes, strohblond ausgebleichtes Haar, das inverfilzten Locken bis auf seine breiten Schultern fiel,umrahmten sein vogelartiges Antlitz, aus dem hervor-stechende harte Augen jetzt Schlüter erblickten.

»Endlich hört mich einer! Boa tarde, Senhor!« SeineAugen verloren etwas an Härte.

»Boa tarde, Senhor«, erwiderte Schlüter, »was kannich für Sie tun?«

»Ich möchte zu Paolo.«»Falls Sie Senhor Paolo Teixeira meinen, den können

Sie nicht sprechen, der wohnt nicht mehr hier.«»Dann hat es Paolo doch wahr gemacht. Er sprach

bereits vor Jahren davon, dieses alles zu verkaufen, umnach Portugal zurückzukehren. Haben Sie ihm CasaMare abgekauft?«

»Nein, der jetzige Besitzer ist Senhor Afonso Arrende.«»Dann holen Sie den, ich denke, der wird auch an

einem Geschäft interessiert sein. Ich habe gute Wareanzubieten.«

»Das tut mir leid, Senhor Arrende ist nicht anwe-send.«

»Aha, wohl auch Entrudo feiern, was? Paolo hat die-

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sen Zirkus niemals mitgemacht, niemals. Der war jeder-zeit für Geschäfte bereit. Tag und Nacht. Das schätzteich an ihm.«

Ärgerlich stieß der Mann mit seinem Fuß gegen dieGittertür, dann ging er ein paar Schritte auf den Pierzurück und zeigte mit ausladender Hand über die Buchtund auf die Stadt.

»In diesen Tagen müsste man die Allerheiligenbuchtin Allersünderbucht umtaufen, so schlimm treiben die eshier, diese lüsternen Heuchler, alle, ob Mann oder Frau,schwarz oder weiß. Aber in ein paar Tagen rennen siezum Beichten und glauben, mit dem Aschenkreuz sind sieihre Sünden los. Und den Pfaffen wachsen nur vom An -hören der Missetaten ihrer Schäfchen Elefanten ohren.«

Der Mann war verärgert und machte keinen Hehldaraus. Er hatte sich in dieser brütenden Hitze miteinem Ruderboot aufgemacht, um Teixeira zu treffen.Die Mühe war umsonst gewesen und er musste nun wohlunverrichteter Dinge wieder zurück. Schlüter erwidertenichts auf seine aufgebrachten Worte und ließ ihn weiterschimpfen.

Die Arrendes

Am letzten Sonntag vor Beginn der Fastenzeit feierteganz Bahia in der Oberstadt den Entrudo. Auf demabschüssigen Pflaster des Pelourinho, durch die engenGassen des Maciels, über dem Terreiro de Jesus bis hinzum Casa do Governo tobte eine bunte Menge fröhlicherMenschen, die nach heißen Rhythmen der ohrenbetäu-benden Musik aus Pandeiros, Quicas, den mit buntenSchleifen geschmückten Tamburinen, mit Muschelnbehängten Kalebassen und Reco-Recos tanzten, dabeiklatschten, kreischten, sangen oder sich übermütig mit

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Mehl bewarfen. Der Entrudo auf den Straßen und Plät -zen war ein derbes Vergnügen und erreichte an diesemSonntag seinen Höhepunkt. Die noblen Hausbesitzer fei-erten natürlich nicht außerhalb ihrer Salons, sie sahendem Spektakel von ihren Balkonen oder Fenstern auszu. Ihr besonderes Vergnügen bestand darin, über dieerhitzten und mit Mehl bestäubten Menschen vor ihrenHäusern Wasserkrüge zu entleeren, deren Inhalt unterlautem Gejohle und mit weit ausgebreiteten Armen inEmpfang genommen wurde.

Mit Mehl um sich zu werfen galt in den Räumen dergehobenen Gesellschaft Bahias ebenfalls als unschick-lich. Es erdreisteten sich die jüngeren Männer allerdings,zur allgemeinen Belustigung mit Duftwasser gefüllteWachskugeln den Damen ins Dekolleté zu zielen.

Auch die Arrendes verlebten den heutigen Tag inihrem Stadthaus am Terreiro de Jesus. Wegen der bevor-stehenden Fastenzeit wollte die ganze Familie mitFreun den noch einmal ausgiebig feiern, sich amüsierenund dabei vor allem in den Hochgenüssen der bahiani-schen Küche schwelgen, bevor in der kommenden Wochedie strenge Fastenzeit begann.

Die schwarzen Köchinnen des Hauses waren seitTagen mit den Vorbereitungen für das üppige Sonntagvor dem Fasten-Menü beschäftigt.

Dieses Festmahl wurde eingeleitet mit in Dendêölgebackenen kleinen Bällchen aus feinst gestampftenFradinho-Bohnen und Zwiebeln, die mit getrocknetenKrabben gefüllt und mit Malagueta-Pfeffer gewürztwaren. Dazu aus der Pfanne frisch geröstete, extra fett ge -züchtete Ameisen, gebratene Leber von Riesen barschenmit Meeresschildkröteneiern, die entweder in Kokos -milch pochiert oder über Palmenzweigen mild geräuchertauf gekochtem Bananenmus und Reis drapiert wurdensowie Maniok mit Schmelzbutter, gehacktem Geflügel -fleisch und verschlagenem Eigelb in Maispasteten.

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Zwischendurch gab es in kleinen Schälchen Schild -kröten- und Papageiensuppen.

Die Hauptgänge bestanden aus Meeres- und Scha -lentier gerichten wie Langusten, Krebsen, Krabben, Mu -scheln und verschiedenen Fischsorten in Kokosmilchoder Dendêöl gekocht. Dazu in Kokosmilch Gesottenesvon Rindern, Kälbern, Schweinen und Puten, und aufkeinen Fall durfte bei dem Menü das beliebte Xin-Xin-Huhn mit getrockneten Krabben, Zwiebeln, Malagueta-Pfeffer, Jerimum und Dendêöl fehlen.

Zur besseren Verdauung wurde neben Wein ausPortugal auch reichlich Zuckerrohrschnaps gereicht.

Zum Abschluss überhäuften variantenreiche süßeDes serts den Tisch: Zuckerrohrstrudel, kandierte Früch -te, bunte Bonbons und Konfekt in den unterschiedlichs-ten Formen, Kuchen aus Reis, Gebäck aus Eiern, Maniok -mehl, Kokosnuss, Maismehl, Honig und Erdnüssen.

Nach ausschweifendem Essen und Trinken begab sichdie Gesellschaft an die Fenster oder auf die Balkone, umdem bunten Treiben vor dem Haus zuzusehen, aber auch,um Wasserkübel zu entleeren.

Am Abend und zum Höhepunkt dieses Sonntags ver-kleideten sich die Damen und Herren mit farbenprächti-gen Kostümen und tanzten hinter Masken Quadrillen.Arrendes dritte Ehefrau Ana Maria lebte erst seit weni-gen Jahren in Bahia. Sie kannte diesen Maskenball ausihrer Zeit in Portugal und hatte ihn im Hause Arrendeeingeführt. Sie war dreißig Jahre jünger als ihr Ehe -mann, der zwar die sechzig schon überschritten hatte,aber noch immer mit Unterstützung seines ältestenSohnes Alfredo die Geschäfte führte. Aristido, sein zwei-ter Sohn, war an keinerlei Arbeit interessiert.

Die Arrendes lebten bereits in der vierten Generationin Bahia. Afonso Arrendes Urgroßvater hatte seine ge -samte Habe in Portugal verkauft. Er war mit seiner

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Familie nach Brasilien gekommen, um hier eine neueExistenz zu gründen. Durch den Sklavenhandel wurdeer einer der reichsten Männer Bahias. Afonsos Vaterbetrieb das Sklavengeschäft allerdings nicht mehr undAfonso selbst, obwohl ein strikter Gegner des Men -schenhandels, besaß allein durch sein Erbe fast tausendSkla ven, riesige Landgüter, Zuckersiedereien, Schnaps -bren ne reien und Häuser in Bahia. Als weitsichtigerGeschäfts mann gründete er eine Reederei und nanntebald mehrere Handelsschiffe sein eigen. Er erwarb einrepräsentatives Wohnhaus in der Oberstadt sowie einepalastartige Villa mit hängenden Terrassengärten überdem Meer in dem vornehmen Vorort Vitoria. Besondersseit den letzten Gelbfieber- und Pestepidemien bevor-zugten immer mehr Wohlhabende die angenehme Wohn -lage am Ozean, denn hier war es längst nicht so stickigwie in der dicht besiedelten Innenstadt. Diese Residenzan der Steilküste am Atlantik bewohnte Afonso Arrendeseit der Heirat mit seiner jungen Frau Ana Maria.

Ana Maria entstammte einem alten portugiesischenAdelsgeschlecht und galt in Bahia als außerordentlichkapriziös. Afonso liebte sie abgöttisch, keinen Wunschkonnte er ihr abschlagen. Er gestattete ihr sogar, ihregesamte Wäsche und Bekleidung mit seinen Schiffs -ladun gen nach Lissabon zu ihrer früheren Wäscherinzur Reinigung zu geben, da sie den schwarzen Dienst -boten ihres Hauses in Bahia nicht genug Sorgfalt bei die-ser Arbeit zutraute.

Die Landzunge in der Allerheiligenbucht mit demHerrenhaus Casa Mare sowie den Nebengebäuden,Kapelle, Kontor- und Torhaus war erst seit knapp zweiJahren in Arrendes Besitz. Dieser großzügige Landsitzin günstiger Lage vor der Unterstadt mit Pier zum An -legen von Handelsschiffen sowie der Lagermöglichkeitdes Rohzuckers und des Zuckerrohrschnapses von sei-nen Plantagen hatte ihn schon sehr lange interessiert.

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Seit ihm bekannt war, dass Paolo Teixeira das Anweseneventuell verkaufen wollte, spekulierte er darauf, es zuerwerben. Jedoch Teixeira war zunächst recht unent-schlossen und ließ sich viel Zeit. Erst nach einem schwe-ren Herzanfall entschied er sich zum Verkauf, um dastropische Klima Bahias zu verlassen und nach Portugalzurückzukehren.

Das Herrenhaus mit sechzehn Zimmern zur Meerseiteim Süden und ebenfalls sechzehn Zimmern zum schatti-gen Innenhof im Norden teilte eine doppelstöckige Halle.Zwei frei schwebende geschwungene Treppen aus wei-ßem portugiesischen Marmor führten in das obere Stock -werk. Die umlaufende Galerie mündete in einen Balkonzur Meerseite. Im Kellergewölbe mit Zugang zum Pierbefanden sich Lagerräume sowie die Küche und die Zim -mer des Küchenpersonals. Die an das weiträumige CasaMare angrenzenden kleinen Nebengebäude dientenebenfalls als Lagerräume, Ställe und als Unterkunft deranderen Haus- und Lagersklaven.

Arrendes Geschäfte nahmen in dieser Zeit einenzunehmend wachsenden Aufschwung, da sich Europaallmählich von Napoleons Kriegen erholte und hiersomit der Bedarf an Zucker, Tabak und Kaffee enormanstieg. Er war mit einem seiner Schiffe nach Hamburggekommen, um den Kaufmann und EssigfabrikantenBernhard Schlüter als Makler für seine Rohzucker ladun -gen gewinnen zu können. Carl Ferdinand, Bernhardsjüngerer Bruder und ebenfalls Kaufmann, folgte demAngebot Arrendes, um in Bahia für zunächst zwei Jahredas Kontor des neuen Zucker- und Schnapslagers an derAllerheiligenbucht zu führen.

Arrendes jüngster Sohn Aristido verwaltete seit Jahrenmehr schlecht als recht eine der Zuckerrohrplantagenim Recôncavo. In der Hoffnung, dass sich bei seinem

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Sohn die Einstellung zur Arbeit durch einen attraktive-ren Arbeitsplatz in der Stadt ändern würde, übertrugihm Arrende die Leitung seines Kontors an der Hafen -straße von Bahia. Doch die vielen Lokale in unmittelba-rer Nähe des Handelshauses boten Aristido Zerstreu -ungen, die er in der ländlichen Abgeschiedenheit desHin terlandes niemals kennen gelernt hatte und somitverbrachte er seine Nächte ausschweifender als je zuvormit gleichgesinnten Zechbrüdern beim Glücksspiel oderin Bordellen.

»Sinnlos zu leben gibt dem Leben Sinn« war seine per-sönliche Philosophie. Am liebsten pflegte er lockere Be -ziehungen zu grellgeschminkten, üppigen Huren, dieälter waren als er. Aristido war an keiner standesgemä-ßen Frau interessiert und ebenso wenig an einem gere-gelten Arbeitstag. Seinen Lebenswandel änderte er auchnicht, als ihn sein Vater zu Schlüter ins Kontor steckte,damit er von ihm die Führung eines Handelshauses er -lernen sollte und um sich gleichzeitig dabei die Arbeits -moral eines ehrbaren Hamburger Kaufmannes anzueig-nen.

Aristido lag, so wie immer, auch im Casa Mare denganzen Tag nur mit einem offenen Kaftan bekleidet inseinen Tuch- oder fest geflochtenen Hängematten ausTabuábinsen. Hier amüsierte er sich mit seiner derzeiti-gen Geliebten Luzibel, die in der Stadt ein Bordell besaß.Im Liegen nahm er seine Speisen ein und empfing Ge -schäftsfreunde oder Verwalter von den Plantagen seinesVaters. Selbst seine Briefe diktierte er fast nackt aus derHängematte dem hauseigenen Pater Zephyrin, und nie-mals wäre ihm eingefallen, dabei das Kratzen an allenKörperstellen oder sein Furzen zu unterlassen.

So nachlässig und ungepflegt Aristido den Tag ver-brachte, desto eleganter verließ er abends das Haus. MitEinbruch der Dunkelheit musste ihn sein persönlicherSklave Fredo baden, seinen juckenden Körper mit

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Bentas Heilsalbe und seine Haare mit Kokosöl einreibenund ihn sorgfältig ankleiden.

Er trug stets einen Zylinder, einen langen schwarzenGehrock, enge weiße Hosen, ein weißes Seidenhemd, eineschwarze Weste und ein tadellos gebundenes Hals tuchsowie glänzende Halbschuhe mit silbernen Span gen.Erst so herausgeputzt ließ er sich in der mit schwerenVorhängen drapierten und mit seidenen Kissen ausge-polsterten Sänfte zu seinen Vergnügungen in die Stadttragen und setzte die Peitsche ein, wenn ihn die Trägernicht schnell genug die steilen Gassen und Treppenhinauf in die Oberstadt brachten.

Aristido und Carl Ferdinand bewohnten jeweils einenFlügel im ersten Stockwerk des Herrenhauses. Da Aristidoaber zu keiner festgesetzten Mahlzeit im Speise saalerschien und abends das Haus verließ, um seine Nächtein Bahias Lasterhöhlen zu verbringen, begegneten sichdie beiden höchst selten. Bei aller Unterschied lichkeitihrer Charaktere respektierte aber jeder den anderen inseiner Art. Es gab keine Feindschaft zwischen den bei-den Männern. Aristido war froh, dass er sich geschäftlichvoll auf Carlo, wie ihn die Familie Arrende nannte, ver -lassen konnte und er sich somit um fast nichts zu küm-mern brauchte, außerdem überließ er Schlüter großzügigauch alle sonst im Haus anstehenden Entschei dungen.

Schlüter verbrachte im Gegensatz zu Aristido lieber dieAbende auf dem Balkon zur Meerseite, wenn nach farb-dramatischen Sonnenuntergängen in pfirsichgelb bisochsenblutrot und dunklem veilchenviolett der dannaufkommende Wind über dem Atlantik etwas Abküh -lung in die Bucht brachte. Das tropische Klima hiermachte ihm zwar noch immer zu schaffen und besondersin den Nächten, wenn er vor Hitze nicht schlafen konnte,bekam er Sehnsucht nach dem Hamburger Wetter mitRegen, Nebel und den starken Winden von der Elbe. Aber

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trotz der schwer erträglichen Hitze hatte er sich sehrschnell an die leichte Lebensweise gewöhnt, ja, er warheimisch geworden an dieser Küste des hellen Lichtesmit den wechselvollen Blau-, Türkis- und Silbertönendes Ozeans. Den nüchternen Hamburger Kaufmann ver-zauberten nicht nur die endlosen Strände mit unzähli-gen Palmen und das üppig grüne Pflanzenwachstum,sondern auch die Farbenpracht und die schweren Düfteexotischer Blüten, die buntgesprenkelten Schmetter lin -ge, grellgefiederten Papageien und die winzigen Kolibris,die hier zärtlich Blütenküsser genannt werden. Er warfasziniert von diesem Land des Übernatürlichen, derVielfältigkeit der ungewöhnlichen Speisen und der laszi-ven Sinnlichkeit, Mystik und rhythmischen Musik derSchwarzen. Er liebte ihr breites herzliches Lachen undihre Fröhlichkeit, die ihnen trotz Versklavung und men-schenunwürdiger Behandlung durch die Weißen nichtabhanden gekommen waren.

Sein korrektes Portugiesisch, das er schon in jungenJahren durch einen Sprachlehrer aus Lissabon in Ham -burg erlernt hatte, war wie von selbst in kürzester Zeitin das weiche und nachlässige Bahia-Portugiesisch über-gegangen.

Barthel – Bartolomeu

Der Mann auf dem Pier schimpfte in fließendem Portu -giesisch, jedoch fiel Schlüter sein deutscher Akzentsofort auf. Aber ohne darauf einzugehen oder ihn nachseiner Herkunft zu fragen, sprach Schlüter weiterhinmit ihm Portugiesisch und obwohl er wusste, dass er esmit einem Sklavenhändler zu tun hatte, fragte er ihn:»Senhor, welche Waren wollten Sie Senhor Teixeiraanbieten?«

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Page 21: langer-loew Korrekturen fuer Neudruck Layout 1 · Februar 1820, Bahia Casa Mare Im gleißenden Licht der Nachmittagssonne strahlte das Meer in der Allerheiligenbucht vor Bahia wie

Christa Langer-Löw

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ntonio Congo

Antonio Congo, Häuptlingssohn und getaufter Christ aus demafrikanischen Dorf Guimbata in der Nähe des unteren Kongo,spricht neben seiner Muttersprache portugiesisch und sogaretwas Latein, kann Lesen und Schreiben. Dies aber nützt ihmgar nichts, als er mit acht Jahren von Sklavenjägern geraubtwird und in die Fänge des brutalen deutschen SklavenhändlersBarthel gerät.Doch Antonio hat Glück im Unglück. Der honorige hanseatischeKaufmann Schlüter nimmt ihn in Brasilien an Sohnes statt zusich. Aus familiären Gründen muss Schlüter jedoch bald nachHamburg zurückkehren. Antonio verlässt mit seinem Ziehva-ter Brasilien und wächst im Kaufmannshaus Schlüter auf. Ererlernt später den von ihm gewünschten Beruf eines Tischlersund findet auch sein privates Glück, aber das, was ihm wievielen anderen Afrikanern angetan wurde, kann er nicht ver-gessen. Antonio geht auf die Suche nach dem SklavenhändlerBarthel. Mit ihm hat er noch eine Rechnung zu begleichen ...

Die Autorin Christa Langer-Löw lebt in BadPyrmont. Sie ist verheiratet und Mutter vondrei erwachsenen Kindern. Sie arbeitete beiverschiedenen Journalen und Magazinen alsfreie Autorin. Bisher erschienen von ihr dieSachbücher »Das Glückskind« und »Charak-terpuppen« im Verlagshaus Wohlfarth, Duis-burg.

Mit ihrem historischen Roman »Antonio Congo« gibt ChristaLanger-Löw ihr Debüt in der Belletristik.

wwwwww..ffiisscchheerr--vveerrllaagg..eeuuISBN 978-3-8301-1247-1€ 14,80 (D) / SFr 26,50

Sein Weg von Afrika über Brasilien nach Hamburg und ins Weserbergland

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CHRISTA LANGER-LÖW

ANTONIO CONGO

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