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Halle/Saale 2009 Populationsökologie von Greifvogel- und Eulenarten Population Ecology of Raptors and Owls Band 6

Langzeituntersuchungen - Populationsökologie von ... · es zudem bei 6 (links) bzw. 5 Adlern (rechts), die anderen Verlustursachen zugeordnet wurden. Causes of mortality of fledged

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Halle/Saale 2009

Populationsökologievon

Greifvogel- und EulenartenPopulation Ecology of Raptors and Owls

Band 6

Populationsökologie�Greifvogel-�und�Eulenarten�•�Bd.�6�•�2009:�27–46

Langzeituntersuchungen zu den Verlustursachen bei Greifvögeln, Eulen und anderen Vogelarten in Brandenburg

Long-term mortality studies of birds of prey and owls in the federal State of Brandenburg, Germany

Torsten Langgemach, Paul Sömmer, Birgit Block, Tobias Dürr

1. Einleitung

Seit�Beginn�der�1990er�Jahre�befasst�sich�das�Landesumweltamt�Brandenburg�mit�Un-tersuchungen�zu�den�Verlustursachen�von�Greifvögeln,�Eulen�und�weiteren�Vogelar-ten�wie�Störchen,�Kranichen�und�Großtrappen.�Für�die�vom�Aussterben�bedrohten�Arten�erfolgt�dies�in�Fortsetzung�der�langjährigen�Arbeit�an�der�Martin-Luther-Uni-versität�Halle,� die�mit�Unterstützung� des�Arbeitskreises� zum� Schutz� vom�Ausster-ben�bedrohter�Tierarten�(AKSAT)�vor�allem�zum�Seeadler�umfangreiches�Material�zusammengetragen�hat.�Nach�der�politischen�Wende�ließ�sich�aus�Gründen�des�Fö-deralismus�und�neuer�Zuständigkeiten�die�dort�zuvor�für�das�gesamte�DDR-Gebiet�geleistete�Arbeit�nicht�fortsetzen.�Ein�zusätzlicher�Auslöser�für�den�Aufb� au�entspre-chender�Strukturen�in�Brandenburg�waren�die�regelmäßig�in�der�Naturschutzstation�Woblitz�sowie�der�Staatlichen�Vogelschutzwarte�eintreff�enden�tot�oder�als�Patienten�gefundenen�Greifvögel�und�Eulen.�Um�über�zufällige�Aussagen�hinaus�zu�systema-tisch�gewonnenen�Informationen�zu�gelangen,�wurde�die�Sammlung�intensiviert,�die�Erfassung�standardisiert�und�zum�Programm�ausgebaut.�Der�Gesamtfundus�an�Ma-terial�umfasst�mittlerweile�einige�Tausend�Protokolle,�wobei�der�Informationsgehalt�und�die�Vollständigkeit�der�Datensätze�unterschiedlich�sind.�Im�Folgenden�wird�eine�Übersicht�über�die�Datensammlung,�die�angewandten�Methoden,�bisherige�Ergebnis-se�und�Schlussfolgerungen�für�den�Artenschutz�gegeben.�

2. Material und Methodik

Die�Tiere�oder�Tierkörper�werden�durch�breite�Kreise�der�Bevölkerung�gemeldet�oder�übermittelt.�Im�Laufe�der�Zeit�wurde�ein�Netzwerk�aufgebaut,�das�aus�Naturfreunden,�Mitarbeitern� von�Behörden,�Verbänden,�Pfl�egestationen,� der� Forstverwaltung�usw.�besteht,� um�gefundene�Tiere� der� zentralen�Auswertung� zuzuführen.� Im� Juni� 2000�riefen� die�Oberste� Jagdbehörde� und� der� Landesjagdverband�Brandenburg� e.�V.� die�Jagdausübungsberechtigten�auf,�das�Programm�zu�unterstützen�–�ein�Entgegenkom-men�im�Hinblick�auf�das�Aneignungsrecht�des�Jägers,�das�für�jagdbare�Arten,�zu�de-nen�auch�die�meisten�Greifvögel�gehören,�gilt.�Das�bestehende�Netzwerk�dient�auch�

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Greifvogel- und EulenartenPopulation Ecology of Raptors and Owls

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28� T.�Langgemach�et�al.

dazu,�kranke�oder�verletzte�Tiere�unverzüglich�kompetenten�Einrichtungen�zuzufüh-ren,�ohne�dass�zuvor�unerfahrene�Personen�daran�experimentieren�(s.�u.).�In�diesem�Fall�ist�der�Tierschutz�dem�Jagdrecht�übergeordnet.�

Zu�jedem�Fund�wird�maximaler�Informationsgewinn�angestrebt,�wozu�die�standar-disierte�Datenabfrage�beitragen�soll� (Abb.� 1).�Die�Felder�„Anamnese“,�„tierärztliche��Diagnose“,� „Behandlungen“,� „Medikamente“�werden�nur� für� lebende�Vögel� benötigt.�Auch�Überreste�toter�Vögel,�d.�h.�Rupfungen,�Risse�oder�verluderte�Überbleibsel�wer-den�einbezogen,�wobei�auch�hier�möglichst�umfangreiche�Spurensicherung�und�Da-tengewinnung�angestrebt�wird.�Aus�Kapazitätsgründen�ist�es�allerdings�nicht�möglich,�jedem�Fund�selbst�bis�zum�Fundort�nachzugehen.�Hilfe�leisten�ersatzweise�telefoni-sche�Abfragen,�fotografische�Belege�und�die�zunehmende�Kompetenz�von�Personen,�mit�denen�man�länger�zusammenarbeitet.�In�der�Datensammlung�enthalten�ist�auch�ein�gewisser�Prozentsatz�von�Verlusten,�zu�denen�kein�körperlicher�Beleg�vorlag,�die�aber�vom�Informationsgehalt�wichtig�und�hinreichend�gut�dokumentiert�erschienen.�

Drei�Fallbeispiele�zeigen,�wie�unterschiedlich�und�teils�überraschend�die�Konstel-lationen�sein�können:�

Fallbeispiel�1:�Gemeldet�wurden�Reste�eines�Seeadlers�–�„nur�einige�Federn“.�Bei�der�Nachsuche�gemeinsam�mit�dem�Finder�wird�das�vollständige�Großgefieder�gefunden,�darüber�hinaus�die�meisten�Knochen�sowie�ein�Farbring.�Neben�Alter�und�Geschlecht�lässt�sich�anhand�von�Strommarken�an�zwei�Handschwingen�die�Todesursache�ermit-teln�und�ein�Bezug�zu�der�ca.�200�m�entfernten�Freileitung�herstellen.�Überraschend�werden�sogar�die�(noch�älteren)�Reste�eines�zweiten�Seeadlers�gefunden.�

Fallbeispiel�2:�Ein�Fischadler�wird�am�Mastkopf�einer�Mittelspannungsleitung�hän-gend� entdeckt.� Mit� Hilfe� von� Mitarbeitern� des� Energieversorgers� wird� der� Vogel�geborgen� und� trotz� klar� erscheinender� Todesursache� „Stromschlag“,� für� die� auch�Brandspuren�an�den�Füßen� sprachen,�der�Untersuchung�zugeführt.�Beim�Röntgen�lassen�sich�vierzig�Schrote� im�Körper� feststellen�–�der�Vogel� ist�auf�dem�Mastkopf�stehend�abgeschossen�worden�und�hat�dabei�einen�Kurzschluß�ausgelöst.

Fallbeispiel�3:�Im�Gelände�wird�ein�extrem�geschwächter�Rotmilan�gefunden,�der�kurz�nach�der�Übergabe�stirbt.�Auf�den�ersten�Blick�ein�Wildvogel,�deuten�bei�näherer�Be-trachtung�alle�Merkmale�an�dem�Vogel�darauf�hin,�dass�er�aus�einer�unsachgemäßen�und�wohl�illegalen�Haltung�stammt�und�von�dort�entweder�entkommen�ist�oder�„ent-sorgt“�wurde:�stark�beschädigtes�und�bekotetes�Großgefieder,�stumpfe�Krallen,�blasse�Wachshäute.�Spätere�Bestätigung.�

Soweit� die�Tierkörper� hinsichtlich�Erhaltungszustand�und�Vollständigkeit� für� eine�pathomorphologische� Untersuchung� geeignet� erscheinen,� gelangen� sie� nach� der�äußerlichen�Beurteilung� und�Vermessung� zu� einem� geeigneten� veterinärmedizini-schen�Institut.�Beteiligt�waren�bisher�das�Institut�für�Lebensmittel,�Arzneimittel�und�Tierseuchen�(ILAT)�im�Berliner�Betrieb�für�Zentrale�Gesundheitliche�Aufgaben,�das�Leibniz-Institut�für�Zoo-�und�Wildtierforschung�(IZW)�Berlin�und�das�Landeslabor�Brandenburg�(LLB).�Sofern�die�Vögel�nicht�frisch�übergeben�wurden,�erfolgte�die�La-

Langzeituntersuchungen�zu�den�Verlustursachen�bei�Greifvögeln,�Eulen�und�anderen�Vogelarten� 29

Abb. 1: Fragebogen�Verlustursachen,�der�in�Brandenburg�verwendet�wird�(weitere�Informatio-nen�s.�Text).�Questionnaire on causes of mortality used in Brandenburg (for further information see text).

30� T.�Langgemach�et�al.

gerung�bis�zur�Obduktion�bei�luftdichter�Verpackung�bei�-18�bis�-20�°C.�Die�Obdukti-on�schließt�nach�Bedarf�die�Erhebung�parasitologischer,�bakteriologischer,�histologi-scher�und�virologischer�Befunde�ein�und�hat�primär�das�Ziel,�die�Todesursache�zu�er-mitteln.�Seit�1996�erfolgt�zudem�routinemäßig�das�Durchleuchten�der�Tierkörper,�um�Projektile�oder�andere�Fremdkörper�(z.�B.�Angelhaken)�sichtbar�zu�machen.�Durch�den�Gefrierprozess�sind�bakterielle�Belastungen�nur�noch�eingeschränkt�zu�ermitteln;�anhand�des�pathologischen�Befundes�sind�jedoch�infektionsbedingte�Veränderungen�wahrnehmbar.�Da�sie�als�primäre�Verlustursache�kaum�eine�Rolle�spielen,�ist�der�In-formationsverlust�durch�das�Einfrieren�der�Tierkörper�gering.�Nach�Abschluss�der�Untersuchungen�gelangten�die�Reste�der�Tierkörper,�sofern�nicht�das�jagdliche�An-eignungsrecht�geltend�gemacht�wurde�oder�eine�Präparationsgenehmigung�an�Dritte�erteilt�wurde,�in�öffentliche�wissenschaftliche�Sammlungen.

Parasitologische,� virologische�und� toxikologische�Befunde,� die� über� die� Feststel-lung�der�Verlustursache�hinausgehen,�wurden�im�Rahmen�spezieller�Forschungspro-jekte�erhoben�(z.�B.�Krone�1998,�Krone�et�al.�2001,�Schettler�et�al.�2001,�Kenntner et� al.� 2001,� 2003,� 2006,�Müller� et� al.� 2007).�Hier�wird�wichtige�wissenschaftliche�Grundlagenarbeit�geleistet,�doch�im�Zentrum�des�gesamten�Programms�steht�stets�die�Schutzrelevanz�der�einzelnen�Probleme.�Daher�gibt�es�eine�Vielzahl�von�Verknüpfun-gen�zu�verschiedenen�Artenschutzprogrammen�(s.�Ergebnisse).�Zu�einer�Reihe�von�Verlustursachen�wurde�über�die�eigenen�Untersuchungen�hinaus�die�Datenlage�durch�zusätzliche�Nachforschungen�und�Umfragen�verdichtet.�

Auch�bei�lebenden�Tieren�werden�wissenschaftliche�bzw.�universitäre�Einrichtun-gen�einbezogen,�einerseits�im�Sinne�einer�optimalen�Untersuchung�und�Therapie�der�Pfleglinge,�andererseits�im�Interesse�einer�fundierten�Datenerhebung.�Auch�hier�zwei�Fallbeispiele,�um�das�breite�Spektrum�von�Möglichkeiten�zwischen�unsachgemäßem�und�optimalem�Werdegang�nach�dem�Fund�eines�Greifvogelpfleglings�zu�verdeutli-chen:�

Fallbeispiel�1:�Ein�flügelverletzter�Fischadler�wird�während�des�Herbstzuges�gefunden�und�einem�Förster�überbracht.�Zuerst�als�Mäusebussard,�dann�als�Habicht�angespro-chen�steht�der�Vogel�eine�Woche�dort�ohne�Behandlung.�Nachdem�ihn�ein�Falkner�richtig� bestimmt,� wird� er� einem�Tierpark� übergeben.�Von� dort� gelangt� er� in� eine�Tierklinik,�in�der�aufgrund�der�fortgeschrittenen�Heilung�der�Flügelfraktur�nur�noch�die�Ruhigstellung�angeordnet�wird.�Die�Knochen�wachsen�schief�zusammen,�und�die�nachfolgende�Anbindehaltung� beim� Falkner� führt� zu� starken�Gefiederschäden,� so�dass�der�Vogel�nicht�mehr�auswilderungsfähig�ist.�

Fallbeispiel�2:�Ein�hilfloser�Seeadler�mit�unspezifischen�Symptomen�wird�gefunden�und�dem�zuständigen�Revierförster�gemeldet.�Diesem�ist�aus� früherer�Zusammen-arbeit�die�Naturschutzstation�Woblitz�bekannt,�die�er�sofort�unterrichtet.�Telefonisch�wird�unter�Einbeziehung�des�Vereins�AQUILA�e.�V.� ein�Transport�organisiert.�Der�Vogel�ist�schon�vier�Stunden�nachdem�er�gefunden�wurde�in�der�Klinik�und�Poliklinik�für�kleine�Heim-�und�Haustiere�der�FU�Berlin,�mit�der�es�eine�laufende�und�gut�funk-tionierende�Zusammenarbeit�gibt.�Da�regelmäßig�der�Verdacht�einer�Bleivergiftung�im�Raum�steht,�wird�umgehend�eine�Blutprobe�genommen�und�an�ein�Speziallabor�

Langzeituntersuchungen�zu�den�Verlustursachen�bei�Greifvögeln,�Eulen�und�anderen�Vogelarten� 31

geschickt.�Der�Befund�kommt�noch�am�selben�Tag�und�ist�eine�wichtige�Ergänzung�zu�der�inzwischen�erfolgten�klinischen�Untersuchung.�Sofort�kann�die�Therapie�be-ginnen.�Alle�relevanten�Daten�gehen�in�die�Verlustdokumentation�ein,�auch�wenn�der�Vogel�überlebt�und�rehabilitiert�werden�kann.�

Zum�Abschluss�eines�jeden�„Falls“�erfolgt�stets�die�Information�der�Finder�über�die�Untersuchungsergebnisse�bzw.�den�Verbleib�des�Vogels�sowie�ggf.�weitere�Zusammen-hänge.�Für�den�Erhalt�und�die�Entwicklung�des�o.�g.�Netzwerkes�ist�dies�wesentlich.�

3. Ergebnisse und Diskussion

3.1 Artbezogene AuswertungenFür�die�heimischen�Adlerarten�erfolgt�die�Dokumentation�der�Verluste�im�Rahmen�des�Artenschutzprogramms�Adler�des�Umweltministeriums�Brandenburg� (MLUV�2005).�Beim�Seeadler�knüpft�dies�an� jahrzehntelange�Untersuchungen�der�Universität�Halle�an.�Von�Anfang�an�standen�anthropogen�verursachte�Verluste�im�Vordergrund.�In�der�Auswertung�von�Oehme�(1966)�für�das�Gebiet�der�DDR�(1946-1965)�dominiert�mensch-liche�Verfolgung�mit�79��%�aller�aufklärbaren�Verluste�(n�=�151).�Auch�heute�noch�(oder�wieder?)� werden� an-� oder� abgeschossene� Seeadler� regelmäßig� registriert,� und� auch�andere� Formen�der�Verfolgung� treten� auf,� doch� das� Problem� ist� gegenüber� anderen�Verlustursachen�in�den�Hintergrund�getreten.�Gegenwärtig�rangieren�Bleivergiftungen�

Abb. 2: Verlustursachen� flügger� Seeadler� in� Brandenburg;� nur� Vögel,� die� auch� toxikologisch�untersucht�wurden,� ohne�bleivergiftete�Vögel,� die� lebend� gefunden�und� erfolgreich�behandelt�wurden;�links�Zeitraum�1990-2003,�n�=�82,�nach�MLUV�(2005),�rechts�Situation�mit�rechtlicher�Bleireglementierung�März�2005�bis�Dezember�2007�(n�=�33);�erhöhte,�nicht�letale�Bleiwerte�gab�es�zudem�bei�6�(links)�bzw.�5�Adlern�(rechts),�die�anderen�Verlustursachen�zugeordnet�wurden.�Causes of mortality of fledged White-tailed Eagles in Brandenburg; only birds where toxilogical ex-amination has been carried out. Excludes birds with lead poisoning found alive and successfully treated. Left time-frame 1990-2003, n = 82, source MLUV 2005; right the situation with legal lead control March 2005 to December 2007 (n = 33). Increased, non-lethal lead values were recorded in six (left) and five eagles (right) where the cause of mortality was allocated to other causes.

Blei-vergiftung

38%

AndereVergiftungen

4%Eisenbahn18%

Leitungs-anflug

2%Strom

7%

UnklareUrsache

6%Abschuss

1%

Revierkampf4%

Traumaunbekannter

Ursache11%

Innere Erkrankung9%

Blei-vergiftung

46%

Eisenbahn3%

Strom9%

UnklareUrsache

12%

Abschuss3%

Traumaunbekannter

Ursache18%

InnereErkrankung

6%

Vergiftungs-verdacht

3%

32� T.�Langgemach�et�al.

durch�Reste�von�Jagdmunition�vor�allen�anderen�Todesursachen�(Kenntner�et�al.�2001,�2003a,�MLUV�2005,�Langgemach�et�al.�2006).�Dieses�Problem�wurde�erst�nach�dem�Beginn�toxikologischer�Untersuchungen�von�Seeadlerorganen� in�seiner�ganzen�Trag-weite�wahrgenommen.�Im�Ergebnis�der�Daten�erfolgte�eine�rechtliche�Reglementierung�in�Brandenburg�(Anonym�2005),�deren�Wirksamkeit�gegenwärtig�anhand�der�weiterhin�anfallenden�Daten�geprüft�wird.�Das�Monitoring�zeigt,�dass�die�bisherigen�Lösungsan-sätze�(Verbot�der�Verwendung�bleihaltiger�Munition�im�Landeswald�seit�Februar�2005,�„Verordnung�zur�Änderung�der�Verordnung�zur�Durchführung�des�Jagdgesetzes�für�das�Land�Brandenburg“�seit�März�2005)�nicht�zum�erwünschten�Erfolg�geführt�haben�(Abb.� 2).�Der�hohe�Anteil� von�Verlusten�unbekannter�Ursache� in� früheren�Untersu-chungen�(z.�B.�23��%�bei�Oehme�1966,�29��%�bei�Oehme�&�Manowsky�1991)�dürfte�sich�zum�Teil�durch�Bleivergiftungen�erklären�lassen,�zumal�die�beschriebenen�Symptome�darauf�hindeuten.�Bestätigung�dessen�erfolgte�teilweise�durch�die�spätere�Analyse�archi-vierter�Proben�(Kenntner�et�al.�2004).�An�zweiter�Stelle�rangieren�gegenwärtig�Kolli-sionen�mit�Fahrzeugen,�die�nahezu�ausschließlich�an�Bahnstrecken�auftreten�und�nur�ausnahmsweise�an�schnell�befahrenen�Straßen.�Deutlich�abnehmend�ist�der�Trend�bei�Verlusten�durch�Stromschlag�an�Mittelspannungsleitungen:�während�sie�bei�Langge-mach�&�Böhmer�(1997)�noch�24��%�der�Verluste�ausmachten,�lag�der�Anteil�nach�acht-jähriger�Fortsetzung�der�Untersuchungen�nur�noch�bei�7��%�(MLUV�2005).�Hier�scheint�mittlerweile�die�Umsetzung�des�§�53�des�Bundesnaturschutzgesetzes�(„Vogelschutz�an�Energiefreileitungen“)�Früchte� zu� tragen.�Kollisionen�mit�Freileitungen�kommen�nur�ausnahmsweise�vor.

Beim�Fischadler� ist� die�Anzahl� der� Funde� viel� geringer� als� beim�Seeadler� (Abb.� 3).�Auch� hier� stehen� anthropogen� bedingte� Verlustursachen� im� Vordergrund� (MLUV�2005).�Bei�Nestlingen�gibt�es�gelegentlich�Verluste�durch� in�den�Horst�eingetragenes�

Bindegarn,�wobei�die�Betroffenheit�im�Verhältnis� zur� Zahl� kontaminierter�Horste�geringer�ist�als�etwa�bei�Kolkra-ben�oder�Baumfalken.� In�der�Zeit�des�Ausfliegens�treten�regelmäßig�Verluste�durch�Kollisionen�mit�Leitungen�oder�dem� Horstmast� auf.� Wiederholt� ließ�sich�dies�mit�Störungen�in�Verbindung�bringen.� Bei� Altvögeln� sind� Verluste�an�Anlagen�der�Fischereiwirtschaft�zu�erwähnen�–�Stellnetze�(4x),�Netzkäfige�(3x),�Abdecknetze�von�Forellenteichen�(2x)�und�Überspannung�von�Fischtei-chen�mit�Bindegarn�(1x).�Zusätzlich�ha-ben�wir�Kenntnis�von�weiteren�solchen�Verlusten� außerhalb� Brandenburgs,�wobei�insbesondere�in�gewässerarmen�Regionen�das�Risiko�groß�ist.�Hier�hat�also�der�einzelne�Fischereibetrieb�eine�

Abb. 3: Verlustursachen� brandenburgischer�Fischadler� (flügge� Vögel,� ohne� Verluste� in�der�Nestlingszeit�bis�zum�Ausfliegen,�n�=�50).�Causes of mortality of Ospreys in Brandenburg (fledged birds - excludes losses in the nest before fledging, n = 50).

Leitungs-anflug28%

Strom-schlag

8%

Anlagen derFischerei

20%

Prädation6%

Abschuss6%

Innere Erkrankung2%

Bindegarn2%

Traumaunbekannter

Ursache18%

UnklareUrsache

10%

Langzeituntersuchungen�zu�den�Verlustursachen�bei�Greifvögeln,�Eulen�und�anderen�Vogelarten� 33

umso�größere�Verantwortung.�Anders�als�beim�Seeadler�überwiegen�bei�den�Verlusten�an�Freileitungen�die�Kollisionen�deutlich�gegenüber�dem�Stromschlag.�Auch�bei�den�Verletzungen�unbekannter�Ursache�dürften�Freileitungen�einen�gewissen�Anteil�ausma-chen.�Zusätzlich�zu�den�drei�geschossenen�Adlern�steckten�in�einem�der�in�Stellnetzen�ertrunkenen�Adler�Schrote�aus�früherem�Beschuss,�der�sich�zeitlich�nicht�eingrenzen�lässt.�Auch�bei�Altvögeln�spielt�Bindegarn�eine�Rolle;�zusätzlich�zu�einem�stranguliert�im�Gelände�gefundenen�Vogel�gibt�es�mehrere�Nachweise,�dass�Altvögel�längere�Zeit�mit�Bindegarnknäueln�an�den�Beinen�geflogen�sind.�

Nur� ausnahmsweise� werden�Verluste� des� Schreiadlers� im� Brutgebiet� registriert.�Eine�systematische�Erfassung� ist�nur�bei�Nestlingsverlusten�möglich�und�findet� im�Rahmen� der� Horstbetreuung� auch� statt.� Zufallsfunde� gehen�möglicherweise� auch�unter,�da�die�Vögel�gar�nicht�als�Adler�erkannt�werden.�Auch�ein�Autobahnopfer�in�Mecklenburg-Vorpommern�wurde�nur�gemeldet,�weil�er�einen�Ring�trug�(W.�Schel-ler,�mdl.�Mitt.).�Verluste�auf�dem�Zugweg�spielen�für�die�Populationsdynamik�an-scheinend�eine�weitaus�größere�Rolle,�insbesondere�das�Problem�menschlicher�Ver-folgung.�Die�gezielte�Erfassung�dieser�Verluste�gelingt�nur�mit�anderen�Methoden,�z.�B.�der�Beringung�(vgl.�Meyburg�et�al.�2005),�insbesondere�aber�der�Satelliten-Tele-metrie�(vgl.�Meyburg�et�al.�1993,�1995,�2000).�

Eine�vergleichende�Analyse�der�heimischen�Eulenarten�machte�die�unterschiedli-che�Relevanz�der�verschiedenen�Verlustursachen�bei�den�einzelnen�Arten�deutlich.�So�dominieren�beim�Waldkauz�Kollisionen�mit�Kraftfahrzeugen,�während�die�Waldohr-eule�gegenüber�Prädation�besonders�exponiert�ist.�Das�Verhungern�von�Individuen�tritt�in�großem�Maßstab�nur�bei�der�Schleiereule�auf�(Langgemach�et�al.�2000).�Beim�Uhu�ist�die�Menge�der�Funde�(n�=�16�seit�1991)�und�ihre�geografische�Verteilung�schon�aus�faunistischer�Sicht�von�Interesse,�da�der�Kenntnisstand�zu�dieser�in�Brandenburg�äußerst�seltenen�Art�sehr�gering�ist.�Eine�Auswertung�der�Verluste�erfolgte�im�Zusam-menhang�mit�einer�Nahrungsanalyse.�Bei�Bruten�scheint�teilweise�das�geringe�Nah-rungsangebot�den�Erfolg�zu�mindern,�doch�nachweislich�limitierend�für�den�kleinen�Initialbestand�sind�Verluste�durch�Stromleitungen�und�Verkehr.�Eine�Reihe�beringter�Tiere�gibt�Auskunft�über�Alter�und�Herkunft�der�märkischen�Individuen�(Langge-mach�2004).�

Die�Auswertung�der�Verluste�von�Rot- und Schwarzmilan�(Langgemach�et�al.�im�Druck)�machte�zunächst�deutlich,�dass�fast�fünfmal�so�viele�Rot-�wie�Schwarzmilane�ge-funden�werden.�Die�Bestandsgrößen�allein�können�dies�nicht�erklären;�zusätzlich�sind�die�unterschiedliche�Aufenthaltszeit�im�Brutgebiet�sowie�Unterschiede�im�Verhalten,�vor�allem�wohl�beim�Nahrungserwerb�in�Erwägung�zu�ziehen.�Wesentliche�Risiken�stellen�Windkraftanlagen,�Energie-Freileitungen�und�Verkehrswege�sowie�Verfolgung�durch�den�Menschen�dar.�Das�Ausmaß�illegaler�Nachstellung�liegt�über�allen�Erwar-tungen.�Vor�allem�bei�Nestlingen�und�Jungvögeln�kommen�hinzu:�Strangulationen�durch�synthetisches�Erntebindegarn,�Absturz�aus�bzw.�mit�dem�Horst�sowie�Prädati-on,�die�gleichzeitig�die�häufigste�natürliche�Todesursache�darstellt.�Wie�bei�anderen�Artengruppen�sticht�der�große�Anteil�anthropogen�bedingter�Risiken�hervor,�denen�wiederum�auffallend�viele�Altvögel�zum�Opfer�fallen.�Dabei�sind�die�Verluste�durch�Windkraftanlagen,�die�vor�zehn�Jahren�kaum�eine�Rolle�gespielt�haben,�in�kürzester�Zeit�auf�die�erste�Stelle�gerückt�–�keine�Vogelart�wurde�in�Deutschland�häufiger�unter�

34� T.�Langgemach�et�al.

Windrädern�gefunden�(vgl.�Dürr�&�Langgemach�2006).�Hinsichtlich�der�Auswir-kungen�auf�Populationsebene�besteht�dringender�Forschungsbedarf.�

Beim�Wanderfalken spielen�vor�allem�im�urbanen�Bereich�Verluste�unter�den�Jung-vögeln�nach�dem�Ausfliegen�eine�große�Rolle,�vor�allem�Bruchlandungen,�Kollisionen�und�Abstürze� in� Schornsteine� (Langgemach�&� Sömmer� 1996,�Altenkamp� et� al.�2001).� Intensive�Beobachtung�durch�ehrenamtliche�Horstbetreuer� in�der�kritischen�Zeit�des�Ausfliegens�konnte�zahlreichen�Jungvögeln�das�Leben�retten.�Durch�die�in-tensive�Beringungstätigkeit� am�Wanderfalken� sowie� eine�Vielzahl� von�Ablesungen�(z.�B.� Kleinstäuber� 2006)� sind� Funde� toter� Individuen� von� besonderem� wissen-schaftlichem�Wert,�da�sie�oft�am�Ende�einer�ganzen,�bekannten�Lebensgeschichte�ei-nes�Vogels�stehen.�Auch�beim�Wanderfalken�gibt�es�Fälle� illegaler�Verfolgung,�z.�B.�den�Abschuss�eines�Nestlings�schon�im�zweiten�Erfolgsjahr�des�Projektes�zur�Wieder-ansiedlung�der�Baumbrüterpopulation.�

Die� Analyse� für� den� Baumfalken� fand� im� Rahmen� der� ersten� internationalen�Baumfalkentagung�an�der�Naturschutzstation�Woblitz�statt�(Sömmer�&�Fiuczynski 1997).�Innerhalb�eines�Ursachenkomplexes,�der�den�Rückgang�der�Art�in�Brandenburg�bedingt,�erschienen�Individuenverluste�beim�damaligen�Kenntnisstand�vor�allem�im�Zusammenhang�mit�Prädation�durch�Habichte� relevant.� Intensivere�Beschäftigung�mit� Vogelverlusten� durch� Erntebindegarn,� zu� denen� zunächst� nur� Einzelbefunde�existierten,�zeigte,�dass�der�Baumfalke�an�dritter�Stelle�aller�Bindegarnopfer�steht�und�wohl�die�Art�in�Deutschland�ist,�die�am�meisten�dadurch�gefährdet�ist�(Langgemach 1999).�Brutbiologisch�ist�vor�allem�die�langfristige�Abnahme�des�Anteils�erfolgreicher�Paare�relevant�(Fiuczynski�et�al.�2009).

Schließlich�wurde�Material�zu�bestimmten�Arten�an�Dritte�übergeben�und�wurde�bzw.�wird�dort�ausgewertet,�z.�B.�zum�Kranich�(Institut�für�Zoo-�und�Wildtierforschung,�in�Arbeit)�und�zu�weiteren Greifvogelarten�sowie�dem�Kolkraben�(ABBO�2001).�

3.2 Thematische Auswertungen Mit�wachsendem�Umfang�der�Datensammlung�erwiesen� sich�einige�Mortalitätsursa-chen�zunehmend�als�schutzrelevant.�Einige�davon�waren�in�der�Vergangenheit�so�gut�wie�gar�nicht�wahrgenommen�worden�(z.�B.�die�illegale�Verfolgung�von�Vögeln),�andere�wurden�unterschätzt�(z.�B.�Verluste�an�Freileitungen).�Durch�die�selektive�Beschäftigung�mit�ausgewählten�Verlustursachen�kommt�es�zur�weiteren�Verschiebung�der�ohnehin�nicht�zufallsverteilten�Funde.�Dies�ist�bei�der�Interpretation�der�Ergebnisse�zu�berück-sichtigen.�Gleichwohl�konnte�der�Kenntnisstand�zu�solchen�Verlustursachen�durch�wei-terführende�Untersuchungen,�Umfragen�usw.�immens�verbessert�werden,�und�Gegen-maßnahmen�ließen�sich�auf�dieser�Basis�besser�begründen.�

Dies�trifft�z.�B.�für�das�Problem�der�Verluste an Freileitungen�zu,�die�durch�Strom-schlag�sowie�durch�Leitungsanflug�entstehen.�Nach�ersten�Auswertungen�und�Auf-rufen�zur�Mitarbeit� (Langgemach� 1997a,�b,�Langgemach�&�Böhner� 1997,�Ano-nym�1997)�sind�mittlerweile�1.119�Leitungsopfer�in�Brandenburg�dokumentiert�(Stand�Ende�2007).�Allein�im�Jahr�1998�erbrachte�eine�gezielte�Umfrage,�dass�in�Brandenburg�90�Weißstörche�unter�Stromleitungen�gefunden�wurden.�Eine�Auswertung�der�Frei-leitungsverluste� beim�Weißstorch� erfolgte� durch�Köhler & Langgemach� (2001).�Obwohl�das�Problem�des�Stromschlages�bereits�seit�Jahrzehnten�bekannt�ist�und�tech-

Langzeituntersuchungen�zu�den�Verlustursachen�bei�Greifvögeln,�Eulen�und�anderen�Vogelarten� 35

nische�Lösungen�zur�Verfügung�standen,�gab�es�immer�noch�vereinzelt�Versuche�der�Beschönigung,� indem�behauptet�wurde,�die�Tiere�unter�den�Masten�könnten�auch�durch�andere�Ursachen�gestorben�sein�oder�aber�sie�wären�ohnehin�vorgeschädigt.�Dies�konnte�anhand�zahlreicher�veterinärpathologischer�Befunde�widerlegt�werden�(Langgemach�et�al.�2008).�

Jahrelang�war�die�einzige�Abhilfe,�bei�jedem�einzelnen�Stromopfer�an�das�zuständi-ge�Energieversorgungsunternehmen�heranzutreten�und�es�zur�Sicherung�des�Unfall-mastes�zu�bewegen.�Mit�viel�Glück�ließen�sich�einige�benachbarte�Masten�mitsichern.�Im�Jahre�2000�wurde�im�Rahmen�einer�Diplom-Arbeit�ein�Prioritätenkatalog�für�die�sukzessive�Entschärfung�von�Mittelspannungsmasten�der�damaligen�e.dis�erarbeitet.�Daten�der�Verlustdokumentation�waren�eine�wesentliche�Grundlage�dafür�(Hübner 2000).�Der�Durchbruch�hinsichtlich�einer�grundsätzlichen�Lösung�gelang�mit�dem�neuen�§�53�im�Bundesnaturschutzgesetz�(„Vogelschutz�an�Energiefreileitungen“).�Ne-ben�Daten�der�BAG�Stromtod�des�NABU�(D.�Haas,�G.�Fiedler,�W.�Böhner�u.�a.)�gingen�auch�die�Daten�unserer�Verlustdokumentation�in�die�Abwägung�ein.�

Heute�kommt�es�vor�allem�darauf�an,�die�fachgerechte�Umsetzung�des�§�53�durch-zusetzen.�Dubiose�Mastkonstruktionen�sollten�daher�gezielt�abgesucht�werden.�Dazu�gehören�z.�B.�Mastköpfe,�die�ausschließlich�durch�Sitzstangen�und�damit�in�der�Regel�ungenügend�gesichert�sind�(Details�siehe�Haas�&�Schürenberg�2008).�

Schwieriger�ist�die�Umsetzung�von�Schutzmaßnahmen�gegen�das�Problem�des�Lei-tungsanfluges.�Die�damals�noch�bescheidenen�Kenntnisse�gingen�in�das�Großprojekt�„Vogelverhalten�an�Freileitungen“�der�Vogelschutzwarte�für�Hessen,�Rheinland-Pfalz�und�das�Saarland�in�Verbindung�mit�der�RWE�ein�(Langgemach�1997b,�Richarz�&�Hormann�1997).�Im�Jahr�2005�wurden�dem�größten�Energieversorger�Branden-burgs�Daten�aus�der�Verlustdokumentation�sowie�Karten�mit�wichtigen�Zentren�von�Vogelzug�und�-rast� zur�Verfügung�gestellt.�Dies�erfolgte�mit�der�Empfehlung,�dort�

Artengruppe�(Artenzahl) Zahl Strom Anflug Strom�oder�AnflugSchreitvögel�(3)� 442 290 76 76Greifvögel�(12) 214 144 33 37Entenvögel�(9) 138 – 138 –Kranich�und�Großtrappe�(2)� 97 – 97 –Krähenvögel�(5) 64 51 8 5Eulen�(4) 44 32 3 9Limikolen�und�Möwen�(8) 39 – 39 –Singvögel�ohne�Krähenvögel�(15)� 32 6 26 –Tauben�(3) 33 1 31 1Sonstige�Vögel�(9) 13 – 13 –Säugetiere�(2) 3 3 – –Summe 1.119 527 464 128

Tab. 1: Übersicht�über�die�in�Brandenburg�erfassten�Freileitungsopfer�1990�bis�2007�(n�=�1.119;�72�Arten). Overview of overhead power line losses recorded in Brandenburg 1990 - 2007 (n = 1.119; 72 species).

36� T.�Langgemach�et�al.

im�Mittelspannungsbereich�auf�die�Erdverkabelung�als�Methode�der�Wahl�zu�setzen,�um�mit�den�rechtlich�vorgeschriebenen�Maßnahmen�gegen�Stromschlag�gleichzeitig�Verluste�durch�Leitungsanflug�abzustellen.�Ob�spätere�Pressemeldungen�des�Unter-nehmens,�die�die�Erdverkabelung�favorisieren,�damit�zusammenhängen,�können�wir�nicht�beurteilen.

Zahlreiche�Untersuchungsbefunde�machten�zunehmend�auf�das�Problem�illegaler menschlicher Verfolgung�geschützter�Vogelarten�aufmerksam.�Nachdem�begonnen�wurde,�die�Tierkörper�routinemäßig�zu�durchleuchten,�verbesserte�sich�zusätzlich�die�Dokumentation�von�Schussverletzungen.�Außerdem�wurden�Munitionsreste�sichtbar,�die�nicht�unmittelbar�mit�dem�Tod�der�Vögel�zusammenhängen,�aber�ein�zusätzliches�Licht�darauf�werfen,�wie�oft�auf�geschützte�Arten�geschossen�wird.�Selbst�Arten�wie�Wanderfalke,�Weißstorch,�Fisch-�und�Seeadler�sind�betroffen.�Durch�Einbeziehung�von�Behörden,�Verbänden,�Jägern�und�Ehrenamtlichen�sowie�Erweiterung�der�Me-thodik�konnte�inzwischen�der�Kenntnisstand�zu�Abschuss,�Fallenstellerei�(inkl.�ver-botener�Fangmethoden),�illegaler�Naturentnahme�und�Haltung,�Vergiftung�usw.�so-wie�zu�den�dahinter�stehenden�Motivationen�erheblich�verbessert�werden.�Hunderte�von�Fällen�sind�dokumentiert,�wobei�ganz�sicher�nur�die�Spitze�des�Eisberges�erfasst�wird.�Unter�den�Greifvögeln�sind�dabei�Habicht�und�Rotmilan�besonders�betroffen,�

Vergiftung/-verdacht

Schussver-letzung,Abschuss

Fallenfang,�erschlagen,�verstüm-

melt

Naturent-nahme/illegale Haltung

Gelege:Gezielte�

Entnahme/Sammlung

Gezielte�Brutplatz-zerstörung

Fischadler 5 6 1Seeadler 1 10 4 11Schreiadler 3Wespenbussard 1 1Schwarzmilan 1 1 2Rotmilan 3 13 3 3 3 2Rohrweihe 8 2 3Wiesenweihe 3Habicht 7 60 21Sperber 12 5 8 1Mäusebussard 5 25 24 20 4 2Raufußbussard 2Baumfalke 1 2 2Turmfalke 9 4 2Wanderfalke 1 1Schleiereule 2 2 1Waldkauz 1 1 8Waldohreule 3 1

Tab. 2: Dokumentierte�Fälle�illegaler�Verfolgung�von�Greifvögeln�und�Eulen�in�Brandenburg�1990�bis�2007.�Documented cases of illegal persecution of birds of prey and owls in Brandenburg 1990–2007.

Langzeituntersuchungen�zu�den�Verlustursachen�bei�Greifvögeln,�Eulen�und�anderen�Vogelarten� 37

wobei�Habichte�vor�allem�mit�Fallen�gefangen�werden,�Rotmilane�hingegen�einem�breiten�Spektrum�von�Methoden�zum�Opfer�fallen�(vgl.�Tab.�2�sowie�Langgemach et�al.�1998).�Im�Zuge�dieser�Arbeit,�die�zunehmend�über�die�pathologische�Untersu-chung�toter�Vögel�hinausging,�zeigte�sich,�dass�auch�das�systematische�Sammeln�von�Vogeleiern�nach�wie�vor�ein�Problem�ist.�Im�Jahr�1999�gelang�die�Beschlagnahme�von�mehr�als�120.000�Eiern�bei�acht�Sammlern�(Lippert�et�al.�2000).�Zudem�wurden�in�den�vergangenen�Jahren�zahlreiche�Fallen,� lebende�und�tote�Vögel�sowie�Präparate�behördlich�beschlagnahmt�und�eine�Reihe�von�Verfahren�eröffnet.�Möglicherweise�haben�die�Aktivitäten�in�Brandenburg�dazu�beigetragen,�dass�inzwischen�auch�in�an-deren�Bundesländern�entschlossen�gegen�illegale�Verfolgung�von�Vögeln�vorgegangen�wird,�z.�B.�in�Nordrhein-Westfalen,�wo�sich�u.�a.�eine�Stabsstelle�zur�Bekämpfung�von�Umweltkriminalität�der�Probleme�annimmt�(Hegemann�&�Knüwer�2004).�Dass�das�jagdliche�Aneignungsrecht�die�Voraussetzungen�für�die�Aufklärung�illegaler�Verfol-gung�nicht�verbessert,�sei�zumindest�am�Rande�erwähnt.�

Verluste�durch�Erntebindegarn�erschienen�zunächst�als�Zufallsbefunde,�bis�die�Da-tenbasis�durch�eine�Umfrage�erheblich�erweitert�wurde.�Mittlerweile�sind�485�Zwi-schenfälle�durch�Bindegarn,�in�Einzelfällen�auch�Angelsehne�bei�Vögeln�dokumen-tiert,�die�meisten�davon�mit�tödlichem�Ausgang.�Die�Mehrzahl�der�Fälle�betrifft�den�unmittelbaren�Nestbereich�und�hier�besonders�Jungvögel.�Bei�gefährdeten�Arten�sind�Verluste� durch�Bindegarn� als� zusätzliche�Todesursache� ein�unnötiger�Risikofaktor.�Dies�betrifft�vor�allem�den�Baumfalken:�trotz�seiner�Seltenheit,�der�relativ�schwierigen�Erfassbarkeit�und�den�wenigen�Personen,�die�sich�gezielt�mit�der�Art�befassen,�ran-giert�er�an�dritter�Stelle�unter�den�Arten�(vgl.�Tab.�3�sowie�Langgemach�1999,�2001).�Ein�Risiko�besteht�selbst� für�Arten�wie�Großtrappe,�Schwarzstorch�und�Fischadler.�Aus�den�vorliegenden�Ergebnissen�resultierte�eine�Reihe�von�Gegenmaßnahmen,�de-ren�erfolgreichste�eine�Informationskampagne�unter�den�Landwirten�in�Brandenburg�war.�Deren�Inhalte�wurden�teilweise�von�anderen�Bundesländern�(auch�von�landwirt-schaftlichen�Lobbyverbänden!)�übernommen.�Im�Jahr�2004�wurde�das�Thema�in�das�Brandenburgische�Naturschutzgesetz� aufgenommen:� „Bei� der� landwirtschaftlichen�Bodennutzung�verwendetes�Bindematerial� soll� nach� seinem�Einsatz� aus�der� freien�Landschaft� entfernt� werden.“� (§�1b�(4)� Satz�8�BbgNatSchG).� Seitens� des� Verbandes�Deutscher�Maschinen-�und�Anlagenbau�e.�V.�gab�es� im�Oktober�2002�eine�Zusage,�dass�künftig�alle�Bindegarnrollen�sowie�die�bei�der�Verarbeitung�benutzte�Technik�mit�einen�mehrsprachigen�Hinweis�auf�die�Risiken�des�Materials�für�die�Natur�versehen�werden.�Dies�wurde�leider�bisher�nicht�eingehalten.�Ein�geplantes�Forschungsprojekt�

Weißstorch 138 Fischadler 12Kolkrabe 72 Aaskrähe 11Baumfalke 60 Schwarzmilan 4Turmfalke 44 Wanderfalke 2Rotmilan 26 Rohrweihe 1Mäusebussard 23 Habicht 1Waldohreule 12 Schleiereule 1

Tab. 3: Übersicht� über� Bindegarnzwischenfälle,�die� bis�Ende� 2007� in�Brandenburg�und�darüber�hinaus�dokumentiert�wurden�(ngesamt�=�486�bei�43�Vogelarten,�hier�nur�alle�Greifvogel-�und�Eulenar-ten�sowie�sonstige�Arten�mit�mehr�als�zehn�Fun-den).�Overview of binder twine mortalities docu-mented in Brandenburg and adjacent regions to the end of 2007 (ntotal= 486 of 43 bird species. Includes only birds of prey and owls and other species with more than 10 recorded finds).

38� T.�Langgemach�et�al.

zur�gezielten�Suche�nach�alternativen�Materialien�wurde�nicht�bewilligt�und�darauf-hin�nicht�weiter�verfolgt.�An�diesen�Stellen�gibt�es�also�weiteren�Handlungsbedarf.�Angesichts�der�ungeklärten�Probleme�wird�darum�gebeten,�weiterhin� alle� bekannt�werdenden�Fälle�zu�dokumentieren�und�zu�übermitteln.�

Vogelverluste� durch�Windkraftanlagen� spielen� seit�Mitte� der� 1990er� Jahre� zuneh-mend� eine� Rolle.� Im� Rahmen� der� Arbeitsteilung� zwischen� den� Vogelschutzwarten�der�Bundesländer�übernahm�Brandenburg�den�Aufbau�einer�zentralen�Funddatei�für�Windkraftopfer� aus�ganz�Deutschland.�Ziel� ist� es,� fachliche�Grundlagen� für�Gegen-maßnahmen�zu�erarbeiten.�Bei�hinreichend�großem�Stichprobenumfang�lassen�sich�aus�der�Vielzahl�dokumentierter�Faktoren�relevante�Parameter�ableiten,�die�sich�bei�künftigen�Planungen�beeinflussen�lassen.�Zusätzlich�kann�beim�„Repowering“,�d.�h.�dem�Ersatz�bestehender�durch�leistungsfähigere�WEA�auf�den�Rückbau�an�solchen�Standorten�hingewirkt�werden,�die�sich�als�besonders�kritisch�erwiesen�haben.�Die�vorliegenden�Ergebnisse�sind�in�weiterführende�Untersuchungen�eingegangen�(Höt-ker�et�al.�2004,�2008).�

Die�Verlustdokumentation�zeigte,�dass�Greifvögel�die�am�meisten�betroffene�Ar-tengruppe�sind.�Dürr�&�Langgemach�(2006)�diskutieren�die�anzunehmenden�Ur-sachen�dessen.�Innerhalb�der�Greifvögel�sind�Rotmilan�und�Seeadler�überproportio-nal�betroffen�(s.�Abb.�4).�Daher�schlossen�sich�verhaltenskundliche�Untersuchungen�bei�diesen�Arten�an,�deren�Ziel�verbesserte�Kenntnisse�über�den�Unfallhergang�sind,�die� für�praktische�Schlussfolgerungen�nutzbar�sind�(Strasser�2005,�Hötker�et�al.�2008).�Zu�den�bisherigen�Ergebnissen�zählt�weiterhin,�dass�bei�einigen�Arten�beson-ders�viele�Altvögel�umkommen,�beim�Rotmilan�zudem�vor�allem�während�der�Brut-zeit,�was�die�populationsökologische�Bedeutsamkeit�unterstreicht�(Dürr�im�Druck).�Ferner�hat�sich�gezeigt,�dass�es�konfliktverstärkende�Faktoren�gibt,�z.�B.�die�Nähe�von�Mülldeponien�oder�die�Verwendung�von�Gittermasten,�die�als�potenzielle�Sitzwarten�

Wasservögel 8%

Greifvögel40%

Limikolen3%

Möwenartige10%

Tauben6%

SonstigeNicht-

singvögel9%

Singvögel24%

Rotmilan36%

Baumfalke 2%

Turmfalke 9%

Merlin 1%unbest.

Greifvogel0%

Schwarzmilan3%

Seeadler12%

Habicht1%

Rohrweihe0%

Mäusebussard35%

Sperber1%

Raufußbussard 0%

Abb. 4: links:�Anteil�der�Greifvögel�an�den�in�Deutschland�dokumentierten�Vögeln�als�Wind-kraftopfer�(1989-2007,�ngesamt�=�654),�rechts:�Artenspektrum�der�Greifvögel,�die�in�Deutschland�als�Windkraftopfer�registriert�wurden�(1989-2007,�n�=�258).�Left: Proportion of birds of prey in Germany documented as wind turbine mortalities (1989-2007, ntotal = 654), right: Spectrum of bird of prey species recorded as wind turbine mortalities in Germany (1989-2007, n = 258).

Langzeituntersuchungen�zu�den�Verlustursachen�bei�Greifvögeln,�Eulen�und�anderen�Vogelarten� 39

Greifvögel�direkt�anziehen.�Die�gesammelten�Fakten�gingen�ein�in�die�Erarbeitung�von�Tabubereichen�(MLUV�2003)�sowie�konkrete�Windkraftplanungen.�So�kann�neben�der�Standortwahl�auch�die�räumliche�Anordnung�der�Anlagen�zur�Hauptzugrichtung�oder�zu�Nahrungsflächen�bzw.�-gewässern�das�Kollisionsrisiko�mindern.

Was�bisher�nicht�gelingt,� ist�eine�Hochrechnung�der�Verluste�auf�die�Gesamtheit�der�Windräder�in�Deutschland,�da�es�nur�wenige�systematische�Untersuchungen�gibt.�Eine�Verdichtung�der�Datengrundlage�erfolgte�jedoch�durch�Experimente�zur�Liege-dauer�von�Kadavern�unter�Windkraftanlagen�sowie�zur�Effizienz�des�Suchens�(Dürr 2004�und�unveröff.).�Die�Ergebnisse,�die�derzeit�statistisch�ausgewertet�werden�(Höt-ker�et�al.�2008),�zeigen�den�schnellen�Schwund�von�Kollisionsopfern�sowie�die�Tatsa-che,�dass�selbst�systematische�Suche�nicht�alle�Opfer�erfasst.�

Zusätzlich�sei�auf�die�Auswertungen�zu�Fledermausverlusten�an�Windkraftanlagen�verwiesen�(Dürr�2001,�2002,�Dürr�&�Bach�2004,�Haensel�&�Dürr�2007).�

Verluste durch Fahrzeugverkehr wurden�bisher�vor� allem�beim�Seeadler� themati-siert.�Mit�45�Funden�seit�1990�liegen�Verluste�an�Bahnstrecken�an�zweiter�Stelle�der�Verlustursachen� dieser� Art.� Erfolgversprechend� ist� hier� vor� allem� die� Beseitigung�der�Hauptursache,�also�von�Kadavern�anderer�Tiere�am�Gleisbett,�die�für�Greifvögel�eine� einfach�zu�erlangende�Nahrung�darstellen.�Ergebnis�mehrerer�Gespräche�und�Expertentreffen�bei�der�Deutschen�Bahn�AG�ist�bisher�zumindest�die�Optimierung�des�Meldesystems,�das� zur�Registrierung�und� schnellen,�weiträumigen�Beseitigung�toter�Tiere�aus�dem�Gleisbereich�führen�soll.�Alle�anderen�Ansätze�haben�sich�bisher�als�ungeeignet�oder�nicht�praxistauglich�erwiesen.�Die�Bahn�ist�zumindest�sensibili-siert�und�aufgeschlossen,�was�sich�u.�a.�in�weiterführenden�eigenen�Untersuchungen�der�DB�und�einer�Literaturrecherche�äußert.�An�Straßen�kommen�Seeadler�nur�aus-nahmsweise�um,�andere�Greifvögel�und�Eulenarten�hingegen�regelmäßig.�Die�Verlus-te�steigen�mit�der�Verkehrsgeschwindigkeit.�Da�Vögel�an�Autobahnen�aus�Gründen�der�Verkehrssicherheit� i.d.R.�nicht� zu�bergen� sind,� liegen�kaum�körperliche�Belege�vor,�hingegen�umfangreiche�Aufzeichnungen,�die�teils�in�Kooperation�mit�Autobahn-meistereien�entstanden�sind�(T.�Dürr�unveröff.).�Daraus�wurden�Empfehlungen�zur�Gestaltung�von�Mittelstreifen�abgeleitet�und�für�konkrete�Planungen�zur�Verfügung�gestellt:�dichter�und�hoher�Bewuchs�reduziert�das�Kollisionsrisiko,�während�kurzge-mähte�Bereiche�mäusefressende�Arten�anziehen.�Auch�Sitzkrücken�an�Straßenrän-dern�dürften�das�Risiko�verstärken.�

Individuen� ausgewählter� Arten� wurden� toxikologischen Untersuchungen� zuge-führt.�An�Seeadlern�ließen�sich�u.�a.�eine�abnehmende�Belastung�mit�DDT,�aber�kons-tante�PCB-Werte�nachweisen�(Kenntner�et�al.�2003c).�Quecksilbervergiftungen,�die�in�der�Zeit,�als�quecksilberhaltige�Saatgutbeizen�verwendet�wurden,�vor�allem�beim�Seeadler�eine�große�Rolle�gespielt�haben�(Oehme�1981),�kommen�heute�nur�noch�aus-nahmsweise�vor,�wenngleich�Fisch-�und�Seeadler�immer�noch�hohe�Werte�aufweisen�(Kenntner�et�al.�2006).�Beim�Habicht�sind�die�selbst�in�der�Innenstadt�von�Berlin�niedrigen�Organwerte�an�Blei�erwähnenswert,�da�sie�zeigen,�dass�Blei�aus�Emissionen�heute�weitgehend�zu�vernachlässigen�ist�(Kenntner�et�al.�2003b).�Dies�ist�vor�allem�im�Hinblick�auf�die�regelmäßigen�Bleivergiftungen�bei�Seeadlern�relevant,�bei�denen�Emissionen�gelegentlich�noch�als�denkbare�Alternative�zur�eigentlichen�Ursache,�den�

40� T.�Langgemach�et�al.

Resten�von�Jagdmunition,�ins�Feld�geführt�werden.�Dies�ist�nachweislich�falsch.�Unter�allen�Schadstoffen�hat�derzeit�das�Blei�aus�den�Resten�von�Jagdmunition�die�größte�Be-deutung,�da�es�vor�allem�bei�Seeadlern�zu�zahlreichen�Todesfällen�führt�(Kenntner et al.�2001,�2003a,�2004,�MLUV�2005,�Langgemach�et�al.�2006,�vgl.�auch�Abb.�2).�

In�einer�Reihe�von�Fällen�wurden�auch�andere�Vergiftungen�von�Greifvögeln�und�weiteren�Arten�nachgewiesen�(Lippert�et�al.�2000,�Ryslavy�2004),�wobei�in�deutlich�mehr�Fällen�die�pathomorphologische�Symptomatik�dafür�spricht�als�tatsächlich�ein�Giftnachweis�gelingt.�Dabei�handelte�es�sich�teils�um�gezielte�Aktionen,�teils�um�un-sachgemäße�Anwendung�zugelassener�Gifte�oder�auch�um�Vergiftungen�an�anderen�Quellen,�z.�B.�offenen�Mülldeponien.�Die�Zuordnung�gelingt�nicht�in�jedem�Fall.�Im�Vergleich� zu� anderen� Todesursachen� wirken� Vergiftungen� (inkl.� Bleivergiftungen)�völlig�unselektiv.�

3.3 Sonstige ErgebnisseAussagen�zu�epidemiologischen�Wechselwirkungen�mit�Hausgeflügelbeständen�wur-den�anhand�ausgewählter�Viruserkrankungen�und�Chlamydien�geprüft.�Es�ließ�sich�keine�Gefahr�durch�Greifvögel�und�Eulen�erkennen�(Schettler�et�al.�2001).�Auch�Salmonellen� treten� nach� den� vorliegenden� Befunden� nur� ausnahmsweise� bei� den�untersuchten�Wildvögeln� auf.� Seit�Ende� 2005�werden�die�Veterinärbehörden�beim�Wildvogelmonitoring� zur� Vogelgrippe� unterstützt.� Mehr� als� zweitausend� Proben�wurden�bisher�zur�Verfügung�gestellt�–�bei�Greifvögeln�ebenso�wie�allen�anderen�Ar-ten�durchweg�negativ.�Mit�diesen�Negativbefunden�konnte�wiederum�einer�großen�Verunsicherung�in�der�Bevölkerung,�vor�allem�gegenüber�gebäudebewohnenden�Vo-gelarten,�entgegengewirkt�werden.�

Aus�zahlreichen�Funden�konnten�unmittelbar�Schlussfolgerungen�in�Form�prakti-scher�Artenschutzmaßnahmen�gezogen�werden,�seien�es�eingemauerte�Schleiereulen,�gefährliche�Mittelspannungsmasten�oder�Brutplätze,�an�denen�Nestlinge�regelmäßig�abstürzen�bzw.�an�denen�Vögel�aus�anderen�Gründen�umkommen,�z.�B.�Schornsteine�beim�Wanderfalken.� Bei�Verlusten� von�Fischadlern�wurde� auf� straffere�Teichüber-spannungen�sowie�straffe,�grobfädige�und�engmaschige�Bespannung�von�Netzkäfigen�hingewirkt.�Begleitende�Medienarbeit�erfolgte�u.�a.�bei�Fällen�illegaler�Verfolgung�mit�dem�Ziel�zusätzlichen�Rückhalts�durch�die�Bevölkerung.�

Eine�Vielzahl�beringter�Vögel�wurde�an�die�Beringungszentralen�gemeldet,�wobei�durch�die�Einbeziehung�der�Öffentlichkeit�für�einige�Arten,�z.�B.�Habicht�und�Wan-derfalke,�die�Wiederfundraten�deutlich�gesteigert�werden�konnten.�Zahlreiche�Funde�von�faunistischem�Interesse�sind�dokumentiert,�die�ohne�die�zentrale�Datensamm-lung� teils�untergegangen�wären.�Mehrere�Museen�erhielten�wertvolles�Material� für�ihre�wissenschaftlichen�Sammlungen�bzw.�Ausstellungen.�

4. Abschlussdiskussion und Ausblick

Ausdrücklich�wird�in�dieser�Arbeit�nicht�von�einem�Verlustmonitoring,�sondern�von�Langzeituntersuchungen�zu�den�Verlustursachen�gesprochen,�da�die�Untersuchungen�nicht�die�strengen�Anforderungen�eines�Monitorings�erfüllen�können,�insbesondere�

Langzeituntersuchungen�zu�den�Verlustursachen�bei�Greifvögeln,�Eulen�und�anderen�Vogelarten� 41

an�eine�standardisierte�Methodik,�die�repräsentative�Aussagen�für�die�Gesamtpopu-lationen�zulässt.�So�lässt�sich�beim�Langzeitvergleich�der�Seeadlerverluste�feststellen,�dass�die�Ergebnisse�auch�durch�die�verfügbaren�Methoden�beeinflusst�werden.�Wäh-rend�z.�B.�in�früheren�Untersuchungen�regelmäßig�Leberveränderungen�unbekannter�Ursache�diagnostiziert�und�teils�den�zufällig�präsenten�Parasiten�zugeordnet�wurden,�rückte�mit�der�Einführung�der�toxikologischen�Analytik�eine�zuvor�gar�nicht�wahr-genommene�Todesursache,�die�Bleivergiftung,� auf�den�ersten�Rang�unter�den�Ver-lustursachen.�Wie�wichtig�der�überregionale�fachliche�Austausch�ist,�zeigt�u.�a.,�dass�mittlerweile� auch�bei�mitteleuropäischen�Steinadlern� auf�Bleivergiftungen�geachtet�wird�und�diese�regelmäßig�nachzuweisen�sind�(Kenntner�et�al.�2007).�Andererseits�verbesserten�z.�B.�Befunde�aus�den�Niederlanden�und�Österreich�über�gezielte�Greif-vogelvergiftungen�(Bijlsma�1993,�Tataruch�et�al.�1998)�das�Suchschema�in�Branden-burg.�Von�hier�gingen�wiederum�Impulse�gegen�die�illegale�Verfolgung�von�Vögeln�in�anderen�Regionen�aus.�

Methodisch� bedingt� können� die� dargestellten�Verluste� nicht� vollständig� das� tat-sächliche�Mortalitätsgeschehen�in�der�Natur�wiedergeben,�z.�B.�dadurch,�dass�Funde�im�Umfeld�des�Menschen,�etwa�an�Straßen,�eher�erfasst�und�gemeldet�werden.�Auch�sagen�die�Ergebnisse�nichts�über�Mortalitätsraten�aus.�So�gibt�es�regelmäßig�Missver-ständnisse,�indem�z.�B.�die�Aussage�„38��%�der�Seeadlerverluste�sind�auf�Bleivergiftung�zurückzuführen“�falsch�interpretiert�wird�als�„38��%�aller�Seeadler�sterben�durch�Blei-vergiftung“.�

Trotz�dieser�Einschränkungen�sind�wichtige�Aussagen�ableitbar.�So�sind�in�vielen�Fällen�Trends�erkennbar,�beim�Seeadler�z.�B.�die�Abnahme�von�Stromopfern�trotz�zu-nehmender�Zahl�gefundener�Adler.�Durch�den�vergleichenden�Ansatz�unter�verschie-denen�Arten�lassen�sich�zudem�relative�Aussagen�zur�unterschiedlichen�Relevanz�der�Faktoren�bei�den�einzelnen�Spezies�erbringen.�Problematisch�scheint�artübergreifend�der�große�Anteil�anthropogen�bedingter�Risiken,�die�in�der�Natur�nicht�„vorgesehen“�sind.�Die�Beantwortung�der�Frage,�ob�diese�Mortalität�„kompensatorisch“�ist�oder�nicht,�erfordert�umfangreiche�und�langfristige�populationsökologische�Untersuchungen,�z.�B.�auf�der�Basis�laufender�Monitoringprogramme�und�weiterführender�Untersuchungen�(z.�B.�Hötker�et�al.�2004,�2008).�Zu�bewerten�sind�dabei�nicht�nur�die�reinen�Zahlen,�sondern�auch�eine�„qualitativ�andere�Sterblichkeit“�durch�anthropogene�Verluste:�wäh-rend�bei�natürlichen�Todesursachen�wie�Prädation�oder�Nahrungsmangel�von�einem�selektiven�Effekt�ausgegangen�werden�kann,�wirken�Verluste�durch�Stromschlag�oder�Vergiftung�völlig�unselektiv�und�damit�quasi�gegen�die�Evolution,�indem�sie�auch�die�„besten“�Individuen�betreffen.�

Insofern�sind�viele�unserer�Untersuchungsergebnisse�als�Warnsignale�aufzufassen,�die�schnelles�Handeln�schon�jetzt�erfordern,�bevor�der�letzte�Beweis�erbracht�ist,�dass�etwa�Windkraftanlagen�die�Rotmilanpopulation�in�Deutschland�gefährden.�Neben�diversen�praktischen�Schlussfolgerungen,�die�teils�schon�in�die�Praxis�überführt�worden�sind�(s.�vorn),�haben�die�vorhandenen�Untersuchungsergebnisse�mehrere�Gesetzesänderungen�herbeigeführt�(Blei,�Bindegarn)�bzw.�dazu�beigetragen�(Stromschlag).

Neben�diesen�naturschutzfachlichen�Gesichtspunkten�spielen�auch�Aspekte�des�Tier-schutzes� eine�Rolle,� z.�B.� beim�qualvollen� Sterben� von�Seeadlern� an�Bleivergiftungen�oder�bei�Vögeln,�die�einen�Stromschlag�überlebt�haben�und�dann�langsam�verhungern.�

42� T.�Langgemach�et�al.

Ein�zusätzlicher�Aspekt�ist�die�Kooperation�mit�den�Bürgern,�die�sich�hilfesuchend�mit�gefundenen�Tieren�an�die�Behörde�wenden�-�nicht�selten,�nachdem�sie�an�anderen�Stellen�erfolglos�waren.�Häufig�gelingt�es�dabei,�naturschutzfachliche�Informationen�zu�vermitteln�und�das�Interesse�der�Leute�zu�wecken.�Nicht�selten�ist�es�der�Einstieg,�dass�sich�Personen�weiterhin�dauerhaft�im�Naturschutz�engagieren.�

Die� Untersuchungen� sollen� fortgeführt� werden.� Das� Grundprinzip� der� breiten�Vernetzung�von�behördlichen�und�wissenschaftlichen�Einrichtungen�sowie�privatem�Engagement�hat�sich�bewährt�und�ist�aufrecht�zu�erhalten.�Vor�allem�für�die�seltenen�Arten�wird�weiterhin�der�höchstmögliche�Erfassungsgrad�angestrebt,�um�die�wenigen�zur�Verfügung�stehenden�Informationen�zu�bündeln�und�maximalen�Erkenntnisge-winn�im�Sinne�des�Artenschutzes�zu�erzielen.�

5. Zusammenfassung

Seit�Beginn�der�1990er�Jahre�befasst�sich�das�Landesumweltamt�Brandenburg�mit�Unter-suchungen�zu�den�Verlustursachen�von�Greifvögeln,�Eulen�und�weiteren�Großvogelar-ten.�Hier�erfolgt�eine�Übersicht�über�die�Datensammlung,�die�angewandten�Methoden,�bisherige� Ergebnisse� und� Schlussfolgerungen� für� den�Artenschutz.� Schwerpunkt� der�mittlerweile�einige�Tausend�Protokolle�umfassenden�Datensammlung�sind�anthropo-gen�verursachte�Verluste,�die�bei�den�meisten�Arten�den�größten�Teil�der�nachgewiese-nen�Mortalität�ausmachen.�Probleme�durch�Stromschlag�und�Kollision�an�Freileitungen,�durch�Windkraftanlagen,�Straßen-�und�Schienenverkehr,�illegale�Verfolgung,�Erntebin-degarn�sowie�Schadstoffbelastung�werden�näher�erläutert.�Auch�wenn�die�Ergebnisse�methodisch�bedingt�nicht�die�tatsächliche�Häufigkeit�der�einzelnen�Verlustursachen�in�der�Natur�wiedergeben�können,�machen�sie�das�große�Ausmaß�anthropogen�be-dingter�Verluste� deutlich� und� stellen�Warnsignale� dar,� denen� zusätzliche�Untersu-chungen�folgen�müssen.�Für�die�Verluste�durch�Windkraftanlagen�sowie�Bleivergif-tungen�hat� dies� begonnen.� Für� viele� der� bestehenden�Probleme� gibt� es� technische�oder� sonstige�Möglichkeiten�des�Gegensteuerns�bis�hin� zur�Änderung�gesetzlicher�Grundlagen.�Dies�wird�anhand�von�Beispielen�demonstriert.�

Summary

The Brandenburg State Office for the Environment has conducted long-term investi-gations into the causes of mortality in birds of prey, owls and other large bird species since the early 1990s. This article presents an overview of data collected, methods used, previous results and the conclusions for species protection. The main emphasis of the programme, which documents several thousand casualties, is on anthropogenic reasons of mortality, which in most species account for the majority of casualties. We present analyses for several bird species. Furthermore, we describe and discuss problems caused by power lines (electrocution and collision), wind energy, roads and railways, illegal persecution, baler twine, and chemical pollution. Even if the results are unable to reflect the actual frequency of individual mortality and its causes in the field, they demonstrate

Langzeituntersuchungen�zu�den�Verlustursachen�bei�Greifvögeln,�Eulen�und�anderen�Vogelarten� 43

clearly the massive scale of loss due to anthropogenic intervention, and therefore set warning signals which must be urgently followed up. This has now begun in respect of wind turbine mortalities and lead intoxication. For many of the existing problems there are technical or other possibilities for combating the problem, including changes in legis-lation. This is demonstrated by various examples.

Dank. Allen�Personen,�die�innerhalb�des�weitverzweigten�Netzes�von�Findern,�Hel-fern,�Horstbetreuern,�Veterinärmedizinern,�Wissenschaftlern�usw.� ihren�Beitrag�zu�den�Untersuchungen� geleistet� haben,� sei� herzlich� gedankt.� Danke� auch� an�Daniel�Schmidt�für�hilfreiche�Anmerkungen�zum�Manuskript.�

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Dr. Torsten Langgemach, Birgit Block, Tobias Dürr, Landesumweltamt Brandenburg, Staatliche Vogelschutzwarte, Buckower Dorfstraße 34, D-14715 Nennhausen, OT Buckow, E-Mail: [email protected] Paul Sömmer, Landesumweltamt Brandenburg, Staatliche Vogelschutzwarte, Außenstelle Naturschutzstation Woblitz, D-16798 Himmelpfort