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XVIII. JAHRG. 194~ HEFT 10 INHALT K. ESCHSRIC~, Leben und Forsohen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 PLAzOS PALIATSEAS~ Die Olivenfliege (.Dacu~ oleae) in Griechenland . . . . . . . . . . . . . 111 Kleine Mitteilungen: Waldstruktur und Insektensch~iden. -- Die Taubenzecke als Parasit des Menschen. Eine Trauerm(icke als Sehiidling an Champignonkulturen. - - Zur Leben~weise der Staubl~use. - - Die eigent- lichen Gefahren der San Jos~-Schildlaus in der Ostmark. -- Parasitische Protozoen in Mensch und Tier. Die Geibfiebermiieke. ~ Achtuug hei Vergasungen au~ briRende V6gel. - - Vorschl~ge zur Verh(itung yon Wildsch~den. - - Die Samenmotte als Korkensch~dling. -- Das Schadauftreten der Wiesenschnaken. Gew~lluntet~uchungen am Wanderfalken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Leben und Forschen Kampf um eine angewandte Wissenschaft Von K. ESCHERICH Unter diesem Titel werden voraussichtlich 1943 im Verlag Paul Parey die Lebenserinnerungeu Escs~mcHs erscheinen. ~'ir bringen aus dem fertig vorliegenden Manuskript you Zeit zu Zeit einige Abschnitte, und zwar in bunter Reihe. S~BLLWAAO Erste Re/he Aus dem ~Vorspruch ~ Lange habe ich nachgedacht 5ber den Titel, den die folgenden Blatter fiihren sollen: ,Ein- ffihrung in eine angewandte Wissenschaft ~ wurde erwogen, oder ~Entwicklungsgesehichte eines Professors~, aueh ,Akademische Symphonie" kam in Frage. Doeh alle diese Gedanken wurden, so schnell sie gekommen, wieder verworfen, bis end- lich beim letzten Oberlesen des fertigen M~nu- skriptes der obige endgfltig gew~thlteTitel ,Leben und Forsche'n~ sich gewissermaBen Yon selbst er- gab, is, geradezu sich aufdr~ngte. Ist doch die Form des Lebens, d. h. die Art, wie man sich zu seiner Umwelt einstellt, bestimmend ffir die Art des Forschens. Der Blufleere, Augstliche, Temperamentlose, dem sttirmisehes Verlangen fremd ist, sehlieBt sich yon der Umwelt mehr oder weniger ab, ver- bringt sein Leben einsiedlerisch, weltfremd, wie unter einer Glasglocke; dementsprechend wird auch seine Forschung eingesperrt bleiben, es ~verden ihr keine kr~ftigen Impulse aus der so reichen und mannigfaltigen Umwelt zufliel~en k6nnen. Seine Gedankenwelt ~vird keine Taten geb~ren, sondern immerfort in engem Raum um sich selbst kreisend keinen Ausweg llnden, auf dem sie welter hinausgreifen kann, neue Kr~fte erzeugend und erregend und yon dort neue Kr~ifte beziehend. Der Blutvolle dagegen, der mit dem GStter- funken der Lebensfreude und der Flamme der Begeisterung begnadet ist, wird der Umwelt nicht als einem etwas Feindlichen, StSrenden, zu ~[ei- denden gegen~berstehen, sondern als einem Etwas, .m it dem er dureh tausend F~len verbunden ist, yon dem er HSchstes erwartet und verlangt, aus dem immeffort neue starke fSrdernde Kr~fte zu- fliel~en, aus dem aber auch grol~e Gefahren hervor- brechen kSnnen, n als einem Etwas, das zu einem s~ndigen Kampf auffordert, u verlangt und dadurch sch~trft und st~rkt und inneren Auftrieb gibt. ])ann wird auch Seine Forschung kraftvoll vorsto•end, lebendig, mitreil~end, kampffreudig sein. Das Beglfickende dergestaltiger Forschung erfaBt wiederum den ganzen Mensehen, erhebt ihn welt fiber Unebenheiten des Alltags, erhSht n0ch mehr seinen Willen zur Lust am Leben, zur vollen Eingliederung in die Umwelt, zum kr~f- tigen ~[itsch,~dngen mit deren Rhythmus. So steJgern sieh gegenseitig Leben und Forschen wie in der Kunst, die ja aueh aus der unbfmdigen Lust zum Leben, aus der Freude an der Umwelt Kr~[te zieht und diese wiederum mit Zinsen zuriick- zahlt. Stehen sich doch auch Forsehertum und Kfmstlertum sehr nahe. 3e grSl~er der Kfinstler im Forseher ist, desto ffuchtbarer, bahnbrechen- der, ~;eitgreifender und dauernder werden seine SchSpfungen wirken. Die gro~en Forscher, denen die Wissensehaft umw~Izende Neuerungen, um- w~lzende Fortschritte verdankt, waren fast alle Kfmstlernaturen. Kunst und Wissensehaft mfissen eine Seele haben, yon einer Seele durchdrungen sein, wenn sie wirken sollen. Seelenlose Kunst 10

Leben und Forschen

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Page 1: Leben und Forschen

XVIII. JAHRG. 194~ HEFT 10

INHALT K. ESCHSRIC~, Leben und Forsohen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 PLAzOS PALIATSEAS~ Die Olivenfliege (.Dacu~ oleae) in Griechenland . . . . . . . . . . . . . 111 Kleine Mitteilungen: Waldstruktur und Insektensch~iden. - - Die Taubenzecke als Parasit des Menschen.

Eine Trauerm(icke als Sehiidling an Champignonkulturen. - - Zur Leben~weise der Staubl~use. -- Die eigent- lichen Gefahren der San Jos~-Schildlaus in der Ostmark. -- Parasitische Protozoen in Mensch und Tier. Die Geibfiebermiieke. ~ Achtuug hei Vergasungen au~ briRende V6gel. - - Vorschl~ge zur Verh(itung yon Wildsch~den. - - Die Samenmotte als Korkensch~dling. -- Das Schadauftreten der Wiesenschnaken. Gew~lluntet~uchungen am Wanderfalken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115

Leben und Forschen Kampf um eine a n g e w a n d t e Wissenschaf t

Von K. ESCHERICH

Unter diesem Titel werden voraussichtlich 1943 im Verlag Paul Parey die Lebenserinnerungeu Escs~mcHs erscheinen. ~'ir bringen aus dem fertig vorliegenden Manuskript you Zeit zu Zeit einige Abschnitte, und zwar in bunter Reihe. S~BLLWAAO

Erste Re/he Aus dem ~ V o r s p r u c h ~

Lange habe ich nachgedacht 5ber den Titel, den die folgenden Blatter fiihren sollen: ,Ein- ffihrung in eine angewandte Wissenschaft ~ wurde erwogen, oder ~Entwicklungsgesehichte eines Professors ~, aueh ,Akademische Symphonie" kam in Frage. Doeh alle diese Gedanken wurden, so schnell sie gekommen, wieder verworfen, bis end- lich beim letzten Oberlesen des fertigen M~nu- skriptes der obige endgfltig gew~thlte Titel ,Leben und Forsche'n ~ sich gewissermaBen Yon selbst er- gab, is, geradezu sich aufdr~ngte. Ist doch die Form des Lebens, d. h. die Art, wie man sich zu seiner Umwelt einstellt, bestimmend ffir die Art des Forschens.

Der Blufleere, Augstliche, Temperamentlose, dem sttirmisehes Verlangen fremd ist, sehlieBt sich yon der Umwelt mehr oder weniger ab, ver- bringt sein Leben einsiedlerisch, weltfremd, wie unter einer Glasglocke; dementsprechend wird auch seine Forschung eingesperrt bleiben, es ~verden ihr keine kr~ftigen Impulse aus der so reichen und mannigfaltigen Umwelt zufliel~en k6nnen. Seine Gedankenwelt ~vird keine Taten geb~ren, sondern immerfort in engem Raum um sich selbst kreisend keinen Ausweg llnden, auf dem sie welter hinausgreifen kann, neue Kr~fte erzeugend und erregend und yon dort neue Kr~ifte beziehend.

Der Blutvolle dagegen, der mit dem GStter- funken der Lebensfreude und der Flamme der

Begeisterung begnadet ist, wird der Umwelt nicht als einem etwas Feindlichen, StSrenden, zu ~[ei- denden gegen~berstehen, sondern als einem Etwas,

.m it dem er dureh tausend F~len verbunden ist, yon dem er HSchstes erwartet und verlangt, aus dem immeffort neue starke fSrdernde Kr~fte zu- fliel~en, aus dem aber auch grol~e Gefahren hervor- brechen kSnnen, n als einem Etwas, das zu einem s~ndigen Kampf auffordert, u verlangt und dadurch sch~trft und st~rkt und inneren Auftrieb gibt. ])ann wird auch Seine Forschung kraftvoll vorsto•end, lebendig, mitreil~end, kampffreudig sein. Das Beglfickende dergestaltiger Forschung erfaBt wiederum den ganzen Mensehen, erhebt ihn welt fiber Unebenheiten des Alltags, erhSht n0ch mehr seinen Willen zur Lust am Leben, zur vollen Eingliederung in die Umwelt, zum kr~f- tigen ~[itsch,~dngen mit deren Rhythmus.

So steJgern sieh gegenseitig Leben und Forschen wie in der Kunst, die ja aueh aus der unbfmdigen Lust zum Leben, aus der Freude an der Umwelt Kr~[te zieht und diese wiederum mit Zinsen zuriick- zahlt. Stehen sich doch auch Forsehertum und Kfmstlertum sehr nahe. 3e grSl~er der Kfinstler im Forseher ist, desto ffuchtbarer, bahnbrechen- der, ~;eitgreifender und dauernder werden seine SchSpfungen wirken. Die gro~en Forscher, denen die Wissensehaft umw~Izende Neuerungen, um- w~lzende Fortschritte verdankt, waren fast alle Kfmstlernaturen. Kunst und Wissensehaft mfissen eine Seele haben, yon einer Seele durchdrungen sein, wenn sie wirken sollen. Seelenlose Kunst

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110 K. ESCHERICH" Leben und Forschen

ebenso wie seelenlose Wissenschaft siad tote Gebilde, die keinerlei lebendige Krafte ausstrahlen kSnnen.

Nur solche Wissenschaft, die um ihrer selbst wiUen, aus stiirmischem, innerem, sch~ipferisehem Drang, aus reinster Freude an ihr getrieben wird, verdient diesen Namen. Stehen andere YIotive Pate, wie Gedanken an persOnliche Vorteile, pers~inlichen Ehrgeiz oder ahnliches, so ist's sctflechtes Hand- werk. Arbeiten, die aus solchem Geiste geboren, sind meist lendenlahm, nieht fahig fortzeugend zu wirken.

E in V o r s c h l a g zu r H e b u n g der Fors t - e n t o m o l o g i e aus dem J a h r 1913

Im Jahre 1913 verSffentlichte ich einen hrtikel, betitelt ,,Ein Vorschlag zur Hebung der Forst- entomologie" (Nat. Zeitschr. f. Forst- u. Landw.), aus dem einige Stellen wiedergegeben seien:

,,Die Erfahrungen, die ieh wahrend der Nonnen- kalamitat (in Sachsen, anfangs dieses Jahrhunderts) gemacht habe, zeigten eines mit aller Deutlich- keit: dal~ es so, wie man bisher bet der Erfor- sehu.ng yon Gmdationen verfahren ist, nieht mehr weitergehen daft.. Der Forstzoologe mit seinem einzigen hssistenten kann unmSglich in ein so grol~es und komphziertes Problem, wie es die Erforschung einer Insektengradation ist, durch einige Versuche im Laboratorium und gelegent- liche Bereisung des befallenen Gebietes tiefer eindringen, zumal wenn er nebenbei noch tausenderlei Aufgaben zu erledigen, Vorlestmgen zu halten hat usw.

S O geht eine Kalami~t nach der andern fiber unsere W~lder hin, ohne dal~ ~,ir die Gelegen- heir zu einem g~findhchen Studium wahrnehmen kSnnen. Und daraus erklart sich auch die Tat- sache, dal] wir heute (d. h. 1913) selbst fiber die schlimmsten Waldverderber, die Nonne, den Kiefernspanner, den Riissetkafer u. a. noch herz- lieh wenig wissen. Alle diese gro~en Probleme, die die Wohlfahrt unserer W~der so tier berfihren, sind bis jetzt nur recht oberfl'~chhch behandelt, wirklich durchdrungen (nach den Grunds';~tzen der modernen Wissenschaft) ist noch keines! Erst neuerdings beginnt man, einige Probleme (z. B. Nonne) etwas tiefer zu erfassen, ohne jedoch fiber einzelne hns/~tze und vorlaufige Mitteilungen hinaus- zukommen. Wie sollte man dies auch, da man sich doch niemals ungestSrt mit Ruhe einer hufgabe hingeben kann; zumal gew6hn.lich gerade in die kurze Zeit, in der die Versuche gemacht werden kiinnen (oft handelt es sich nur um 6 bis $ Wochen im Jahrl), auch die meisten hnfragen

und sonstigen Anforderungen an den Forstzoologen fallen.

Diesem Obelstand kann nur dadurch abgeholfen werden, daI~ man dem Zoologen geniigend Hilfs- kriifte gibt. Die Zahl derselben hat sich nach dem momentanen Bedarf zu richten, ~nsofern als bet Kalamit[tten welt mehr Hilfe nStig ist als in normalen, ruhigen Zeiten. Ffir die letzteren ge- nfigen 2--3 s (je naeh der GrSlie des Institutes). Tritt aber eine Kalamitat ein, so ist das Hilfspersonal sofort entsprechend zu ver- mehren, so dal~ einige Hilfskrafte ausschliel~lich zum Studium der Kalamitlit verwendet werden kSnnen.

Dies ist um so notwendiger, als die FraBherde doch gewOhnlieh in einiger (mitunter recht groBer) Entfernung veto Institutssitz gelegen sind. Es ist meistens ausgeschlossen, daI~ der Dozent selbst jede Woche des 6fteren zum Fra~herd hinaus- f~hrt; das verbietet ihm schon seine Lehrt'~tigkeit. Aber selbst wenn er das kSnnte, was wfirde er damit erreichen? Er wtirde lauter abgerissene Teilslfieke veto .Bild des Kalamit~tenverlaufes er- halten, die er sieh wohl durch Gedankenkon- struktion erg~tnzen kann, ohne abel" sicher zu sein, damit die Wirkliehkeit getroffen zu haben.

,,l~Ian kann ja im Laboratorium das Leben der Sch'~dlinge studieren", k6nnte man einwenden. Das ist wohl richtig, doch ist der Laboratoriums- versueh, entfernt yon der FraBst~tte, nur ein Notbehelf, der sehr mit Vorsicht aufzunehmen ist. Denn im Zuchtk~fig des Institutes sind die ~u~eren Bedingungen vielfach ganz andere als dmu~en, und gerade tier Kernpunkt des Problems, wie namlich der Seh~diing zu seiner natiirlichen Umwelt" sieh verhalt, kann niemals im Institut eruiert werden.

Der Forstzoo!oge darf sieh auch nicht zu sehr an die Beobachtung des Einzeltieres h~ngen, l~icht die einzelne Raupe macht die Kalamitat, sondern die Gesellschaft yon ~illionen yon Raupen, und diese Gesellschaft zeitigt ganz andere Bedingungen als das Einzeltier. Die Projektion yon der Einzel- beobachtung auf die Erscheinung des Massen- frai~es und der Massenwirkung, das Umdenken der Einzelbeobachtung ins Grol]e - - das ist der schwiefigste Schritt des Forstzoologen (wie fiber- haupt jedes angewandten Zoologen), an dem manctie straucheln. Um denselben machen zu kSnnen, ge- hOrt vor ahem ein grfindliches Erfassen der 5Iassen- erscheinungen in allen ihren Einzelheiten, und dieses kann nur durch ununterbrechenes Verfolgen jeder Phase einer Kalamit'~t erworben werden.

Ich komme mit dieser Uberlegung zu de.r Forderung, dal~ bet Eintritt yon Kalamit~tari

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schleunigst inmitten oder in unmittelbarer Nahe des Herdes eine temporare Beobachtungsstation eingerichtet .wird, an welcher eine oder mehrere Hilfskr~dte, je nach Bedarf, stationiert werden, die nach den Anweisungen des Institutsvomtandes die Kalamit~t zu verfolgen, resp. bestimmte Fragen zu studieren haben.

Es ist dies eine Forderung, deren Notwendig- keit und Billigkeit yon keinem wird bestritten werden kSnnen, und die sich mmh unschwer und mit relativ geringen Kosten verwirklichen lassen kann.

Die Wirkung wird sicher nieht ausbleiben. Wir werden yon jeder Kalamitat viel mehr lernen, und in weit kiirzerer Zeit die gro~en Probleme gelSst haben, als es unter den jetzigen Verhalt- nissen der Fall sein kann (Wenn wit, was ich sehr bezweifle, fiberhaupt damit jemals zum Ziel gelangen sollten). Wir werden dann aueh schSne abgeschlossene Monographien iiber die Nonne, den Kiefernspanner, den Rfisselk'Mer u. a~ erhalten--- und die P~xis wird gewil] nieht gerade den wenigsten Vorteil davon haben."

Diese Forderung, die ieh vor 30 Jahren auf- gestellt habe, hat sieh allm~hlieh durchgesetzt und ist heute zu einer Selbstverst~ndliehkeit geworden.

Oberall, wo grS~ere Kalamit'~ten auftreten, werden heute standige Beobachter an Ort und SteUe ein- gesetzt und mit der Bearbeitung bestimmter Fragen betraut. Ms das grol~artigste Beispiel einer tempo- raren Beobachtangsstation aus der jfingsten Zeit sei die Nonnenforschung in der Rominter Heide in Ostpreul~en genannt. Mitten im Befallsgebiet wurde ein Barackenlager mit Wohn- und Arbeits- raumen eingeiichtet, in dem nicht weniger als 37 Hilfskrafte 4 Sommer laug ffir Beobachtung und experimentelle Forschung, die teils grS~te Ausma~e annahmen, eingesetzt waren. Die Resultate dieser vorbildlichen Gemeinschafts- arbeit werden demn~tchst als Monographie yon dem Leiter der Waldstation, Forstmeister WELL~- S~Em, erscheinen. Man wird dar'aus ersehen, da~ diese wenigen Jahre kon'tinuierlicher Forschung an Ort und Stelle mehr zur Erhellung der Natur- geschichte der Nonne und ihrer Massenver- mehrungen in ihrem Ansteigen und Zusammeh- brueh beigetragen haben als die jahrzehnte-- langen unzusammenhangenden Gelegenheitsbeob- achtungen und Arbeiten im Laboratorium. Es wird darin ein grandioses Bild yon der elementaren Macht der Fortpflanzung gegeben, wie sie, ihrer Fesseln beraubt, zu einer furchtbaren Katastrophe ffir die gesamte lebende Umwelt werden kann.

Die Olivenfliege9 (Dacus oleae) in Griechenland Von

Dr. PLATON PALIATSEAS

Aus der Vorzeit ist nach THEOPHRAST die Fliege des ~lbaums in der Raupenform bekannt. Er sagt, dab die Olivenfliege der grSl~te Feind der ()lerzeugung sei. Spater jedoch stellte es sich heraus, dal~ TH~OPHRAS~ die Olivenfliege ver- wechselt hatte mit der Olivenmotte Prays oleel- lus F. In heutiger Zeit ist die Olivenfliege in Griechenland dureh den gro~en Sehadon, den sie anrichtet, von grol~er wirtschaftlicher Bedeutung. Eine genaue Statistik liegt jedoch darfiber nieht vor. Man nimmt ihn jahrlich auf viele Millionen Drachmen an.

I. Biologie

Die Olivenfliege ~berdauert die Winterzeit meistens in Puppenform im Boden oder in Schlupfwinkeln der 01mfihlen oder ()lmagazine. Selten finder man sie als Larve, noch seltener

i) Die Literalur fiber die Olivenfliege ist sehr umfangteich. Hier sol nur darauf hingewiesen, dag BERLESE seine Arbeiten vorwiegend in der Zeitschrlft ,,Redia" ver6ffentlicht und SILVESTR[ in dem Boll. Labor. Zool. gener, agr. Portici.

aber als Imago und zwar in solchen Gebieten und $ahren, wo die Ernte reich und der Winter milde ist. Voa Marz bis 5uli erscheint die erste Imago. Sie legt ihre Eier auf die Olivenfrucht, die noch v o n d e r alten Ernte am Baume h';tngt, gibt es aber keine Frucht yore Vorjahre, So sterben die friihen Olivenfliegen, wShrend die sp~tter aus- schliipfenden ihre Eier auf die Frfichte der neuen Ernte legen. Doch kann dies nur durch BeoS- achtung yon Fall zu Fall festgestellt werden. Anders ist es, wenn nach dem Mortar April auf den Baumen noch ~)lfriichte der alten Ernte vor- handen sind. In diesem Falle kSnnen die frfih- ausgeschli!pften 01ivenfliegen ihre Eier auf diese Friichte legen und die Imago kommt dann in den Monaten Marz und spater in reicher Zalfl vor, was auch ein Grund ist, dag jede Ernte, die auf eine spatreife Ernte folgt, zerst6rt wird. Aber dieser Fall ist sehr selten; gewShnlick ist dieses Insekt, wie oben erwahnt, ohne groge Bedeatung, sobald der Schaden durch eine geringere Ei- ablage im Anfang des Sommem beschrankt

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