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Diakon ThomasMüller und seineFrau AngelikaMüller sind imzweiten Jahrihres dreijährigenfreiwilligenDienstes, densie im BlessedGérard'sPflegezentrum inMandeni leisten.Wir hatten ihngebeten imRahmen unsererÖffentlichkeits-arbeit Artikel fürdie deutschePresse undZeitschriften zuschreiben. SeineArtikel sind sogut, daß wir siein diesem Rundbrief abdrucken möchten.
Diakon Müller schreibt von seinem Standpunkt ausüber unseren Dienst und wenngleich alle Geschichtenwahr sind und der Wirklichkeit entsprechen, hat ermanchmal mehrere Fälle und Szenen in eineGeschichte zusammengefaßt und natürlich hat er dieNamen der Personen durch Pseudonyme ersetzt.Dadurch kann keiner der uns Anvertrauten identifiziertwerden und so ist deren Anonymität und Würdegewahrt.
Viel Freude beim Lesen seiner Artikel:
Dieses Volk stirbtauch in meinem Herzen
Mandeni / Südafrika - Immer wieder schrecken unsNachrichten auf: Schwerer Verkehrsunfall: 10 Tote *Busunglück: 34 Tote * Grubenunglück: 105 Tote *Flugzeugabsturz: 347 Tote * Naturkathastroph: 6500Tote * Tsunami: mehrere 100 000 Tote * AIDS imZululand: 15 000 000 Tote! Die letzte Meldung wird esso wohl nie geben, obwohl es die Wahrheit ist. Esgeschieht nicht innerhalb weniger Stunden und eskann beim besten Willen nicht pressewirksamaufgemacht werden. Das AIDS-Problem ist so groß,dass kein Staatsmann es mal ebenwahlkampfwirksam lösen könnte. Viel Geld und vielZeit sind nötig, das hat in den reichen Ländern keiner,beides nicht; und die Zulu haben kein Erdöl und auchsonst nichts, was die USA und Europa unbedingtbräuchten. So werden weiterhin täglich die Toten ausihren Hütten getragen und meist informell beerdigt,viele Friedhöfe sind schon heute längst überfüllt.Ich bin in Berlin aufgewachsen, habe alsFernmeldehandwerker gearbeitet, alsMaschinenschlosser und Luftfilterbauer. Später habeich den unwiderstehlichen Ruf Christi in meinemHerzen gespürt und habe als Küster und HausmeisterTheologie und Religionspädagogik nebenberuflichstudiert. Mehr als 10 Jahre war ich dann als StändigerDiakon und Gemeindeberater im Bistum Hildesheimtätig und habe in Oyten bei Bremen gelebt. Nun binich zusammen mit meiner Frau für 3 Jahre als Volun-teer im Herzen des AIDS-Todes.Vor gut als 10 Jahren begannen hier fünf beherzteMenschen etwas gegen das unbeschreibliche Elendzu tun. Sie hatten kein Geld, aber ein großes Herzund unendliches Gottvertrauen. So wuchs in rasantemTempo ein beispielhaftes Projekt: die Brotherhood ofBlesses Gérard. Vor 10 Jahren, kurz nach derGründung, wurde in Mandeni, 100 km nördlich vonDurban, ein Carecentre gebaut, welches inzwischenzweimal erweitert wurde. Immer wieder ließen sichMenschen anstecken vom Pioniergeist und demunglaublichen Einsatz dieser Idealisten. So ist dierein aus Spendengeldern finanzierte Brotherhood ofBlessed Gérard heute Schrittmacher in der AIDS-Bekämpfung mit dem größten Hospiz des Landes mit40 Plätzen in klimatisierten Krankenzimmern, einemKinderheim mit weiteren 40 Plätzen und vielenambulanten Projekten. Immer wieder kommenstaatliche und private Einrichtungen um sich Rat inder Umsetzung antiretroviraler AIDS-Behandlung zu
Leben und Tod - Himmel und Hölle
holen.Meine Frau und ich helfen hier wo immer einehelfende Hand von Nöten ist, Langeweile kennen wirnicht. Fast täglich ist einer von uns zusammen miteiner Krankenschwester mit dem Krankenwagendraußen in der Township oder im Busch.
Wir holen Patienten aus ihren Behausungen. Mitunteraus gepflegten Zuluhütten, rund und mit Strohgedeckt, manchmal aus Townshipbilligbauten,rechteckig und total voll gestellt mit „Sperrmüllmöbeln“und immer wieder auch aus Elendsvierteln. Sie sinddem Tode näher als dem Leben und die meisten vonihnen sterben in den folgenden Tagen. Ihnen könnenund wollen wir ein menschenwürdiges Sterbenermöglichen, gewaschen und gepflegt, in saubererKleidung in einem frisch bezogenen Bett und inBegleitung eines Helfers / einer Helferin. Erstaunlichoft erholen sich unsere Patienten, wenn sie rehydriert,gut gepflegt und ernährt werden. Dann ist es möglich,sie auf HAART vorzubereiten, Hoch-Aktive-Anti-Retrovirale-Therapie. Dazu muss erst einmal die fastimmer begleitende Tuberkulose behandelt werden.Gelingt dies, so können diese Patienten noch vieleJahre bei Kräften und hoher Lebensqualitätweiterleben. Die Brotherhood of Blessed Gérard wirddas AIDS-Problem Südafrikas nicht lösen, aber hierwird beispielhaft gezeigt wie es gehen kann. Hier
stirbt ein ganzes Volk. Und hier, wo ich sterbendeSäuglinge auf dem Arm halte, wo täglich jungeMenschen an AIDS sterben, da stirbt das Volk nichtnur in meinen Händen, sondern auch in meinemHerzen.
Khethiwe darf leben
„Der allmächtige Gott, der Vater unseres Herrn JesusChristus, hat dich von der Schuld Adams befreit unddir aus dem Wasser und dem Heiligen Geist neuesLeben geschenkt.“ …. Ja meine kleine Khethiwe, duwirst es viel zu schnell kennenlernen, dieses neueLeben - gehen mir die Gedanken durch den Kopf -während der Taufgottesdienst weiter läuft. „Du wirstnun mit dem heiligen Chrisam gesalbt; denn du bistGlied des Volkes Gottes und gehörst für immerChristus an, der gesalbt ist zum Priester, König undPropheten in Ewigkeit. Amen.“ Ich zeichne ihr dasKreuz auf den Scheitel. Khethiwe ist so schwach, siewird die Nacht voraussichtlich nicht überleben, nichtim irdischen Sinne.Khethiwe ist gut ein Jahr alt, aber sie ist unterernährtund wurde durch die Muttermilch mit HIV infiziert. Vielzu spät hatte sich jemand um Hilfe bemüht. Alsdeutlich wurde, dass ihre Mutter AIDS hat, wurdediese zusammen mit ihrem Kind in eine Hütteeingeschlossen. Täglich schob man ihr unter derverschlossenen Tür eine Schale mit Maisbrei durch,das war ihre ganze Ernährung. Aus Angst vor
Ansteckung und mehr noch aus Angst vorAhnengeistern und bösen Geistern hat ihre Familiesie ausgestoßen, wie es leider immer wiedervorkommt, hier an der Ostküste Südafrikas, imZululand. Nachbarn benachrichtigten dieSozialarbeiter und diese brachten Mutter und Kind zuuns, ins Carecentre der Brotherhood of BlessedGérard in Mandeni, 100 km nördlich von Durban. Fürdie schwer AIDS-kranke Mutter kam jede Hilfe zuspät, sie starb am Tage ihrer Einlieferung. FürKhethiwe hatten wir Hoffnung, aber nun ist auch sieso schwach, dass sie kaum noch atmen kann. Wiesehr freue ich mich, als ich nächsten tags insKinderkrankenzimmer komme und sie noch am Lebenist.
Ich nehme sie auf den Arm, aber sie verzieht keineMiene in ihrem ernsten kleinen Gesicht. Hoffentlichhast du es nicht so schwer, meine Kleine. Aber aucham folgenden Tag und dem nächsten finde ich sie inihrem Krankenzimmer und ihr Zustand wird langsamsogar wieder etwas besser. Gibt es doch nochHoffnung? Zwei bis drei mal in der Woche nimmt dieOma einen langen Fußmarsch auf sich, um Khethiwezu besuchen. Allein durch richtige Ernährung und gutePflege ist die Kleine wieder so sehr zu Kräftengekommen, dass sie für antiretrovirale Medikamentein Frage kommt. Die nun sorgeberechtigte Omastimmt zu. Sie versichert, Khethiwe sobald esmöglich ist zu sich zu nehmen und besucht den Kursfür HAART (Hoch-Aktive-Anti-Retrovirale-Therapie).Sie wird dafür Sorge tragen, dass Khethiwe von nunan täglich zweimal ihre starken Medikamenteeinnimmt, ihr Leben lang. HAART beginnt bei uns imHospiz, aber knapp 6 Monate nachdem wir alledachten, dass sie sterben müsste, verlässt ein süßeskleines Zulumädchen an der Hand ihrer Oma unserCarecentre.Khethiwe darf leben, noch viele Jahre, 10, 15 vielleicht20. Und wir hoffen und beten, dass in dieser Zeitendlich ein Medikament gefunden wird, womit AIDSwirklich geheilt werden kann.Khethiwe darf leben, weil es seit nunmehr 10 Jahrendas Carecentre der Brotherhood of Blessed Gérardgibt, einer katholischen Hilfsorganisation, dieausschließlich von Spendengeldern lebt. Für HAART-Patienten bekommen wir zwar durch dieSüdafrikanische Bischofskonferenz vermittelte Gelderaus den USA, die aber unsere Kosten nicht decken.Weitere 50,00 Euro pro Patient und Monat sinderforderlich, um das HAART-Programm Erfolgversprechend und nachhaltig durchführen zu können;Aufklärung und Schulung der Patienten und derenBegleitpersonen, stationäre Behandlung während derStartphase, regelmäßige ärztlicheNachuntersuchungen und Hausbesuche derLangzeitpatienten. Was wir hier vor Ort tun können,das tun wir gerne. Wir tun es aus unserem Glaubenheraus und unser Lohn sind die strahlenden Gesichterderer, denen wir helfen können und die dankbarenBlicke derer, denen wir beim Sterben die Hände haltenund mit ihnen und für sie beten.
Engel in der AIDS-Hölle
Würde man die Erdteile nach der Häufigkeit der AIDS-Fälle einfärben, wäre der schwarze Kontinent wirklichder schwarze Kontinent. Würden wir nach demselbenMuster nur Afrika einfärben, wäre der südlichste Teilam dunkelsten: Südafrika (27,9% der BevölkerungHIV-positiv). In Südafrika ist es die Provinz kwaZulu/Natal (37,5% HIV-positiv) und in dieser das Gebiet umSundumbili (76%! HIV-positiv) und iSithebe mit sogar
88% HIV-positiven Mensschen bei einerReihenuntersuchung von Fabrikarbeitern. Das heißt,dass allein hier im Einzugsgebiet in den nächsten
wenigen Jahren wohl rund 200 000 Menschen anAIDS sterben werden, das ist fast die gesamteBevölkerung!AIDS, Armut, Aussichtslosigkeit, da hinein wurde vorrund 15 Jahren der Missionsbenediktiner GerhardLagleder als Gemeindepfarrer entsandt. Er startetezusammen mit vier Südafrikanern erste Hilfsprojekte.Dazu gründeten diese Pioniere die Brotherhood ofBlessed Gérard. Wo das Elend groß ist, wird dieGnade übergroß. So wuchs die Brotherhood mit ihren
Aufgaben. Fleißig wurden Spendengelder gesammelt,damit neben der unermüdlichen Arbeit und demEinsatzwillen der ehrenamtlichen Kräfte auchprofessionelle Hilfe möglich gemacht werden konnte.Heute wird die Arbeit der etwa 700 ehrenamtlichen,von denen ca. die Hälfte regelmäßig im Carecentreaktiv ist, von 37 Hauptamtlichen und vielen HundertFördermitgliedern unterstützt.Rein aus Spendengeldern finanziert konnte einbeeindruckendes Carecentre gebaut werden; mit 40
Hospizbetten in klimatisierten Krankenzimmern undweiteren 40 Plätzen in einem Kinderheim. DasCarecentre ist auch die Basis für viele weitere nichtstationäre Hilfsprojekte.Seit gut einem Jahr sind meine Frau Angelika,Arzthelferin, und ich, Thomas Müller, Diakon, alsVolunteere hier in Mandeni, das nahe bei Sundumbiliund iSithebe liegt. Wir kommen aus Oyten beiBremen und haben die Chance bekommen undgenutzt für drei Jahre hier mithelfen zu können. Wo
die Dunkelheit am größten ist, da leuchtet das Lichtam hellsten. So lernen wir hier in der AIDS-HölleEngel der Nächstenliebe kennen, beispielsweiseWiseman Zulu. Er fährt mit dem Allradkombi hinaus inden Busch und macht Hausbesuche bei unserenAIDS-Patienten.
Kommen AIDS-Kranke nicht gar zu spät zurBehandlung, ist es möglich, ihnen durch eine Hoch-Aktive-Anti-Retrovirale-Therapie das Leben um vieleJahre bei hoher Lebensqualität zu verlängern. In derRegel kommen sie wieder so zu Kräften, dass siearbeiten und ihre Familie ernähren können. SolchePatienten werden von der Brotherhood regelmäßig zuHause besucht, um Schwierigkeiten undNebenwirkungen so schnell wie möglich zu entdecken
und auszuschalten. Wiseman ist unser Mann dafür.Er sitzt vor der Hütte eines HAART-Patienten weitaußerhalb im Busch und spricht mit diesem überdessen Lebenssituation; wie geht es mit denMedikamenten, was macht die Familie, ist Arbeit inAussicht und und und.Hier arbeiten Südafrikaner mit hohem Engagement ineinem südafrikanischen Projekt daran,südafrikanische Probleme zu lösen. Ein im Herzender Zulu verwurzeltes Hilfsprojekt mit hohem
professionellem Anspruch. Ich freue mich, hier für eineZeit mithelfen zu können und bin voll des Lobes fürdas, was hier geschieht.
Der vom Himmel gefallen ist
Es ist wieder einer dieser normalen und dennochunerträglichen Tage. Der Wind drückt den Qualm der
nahen Papierfabrik in die Township und es stinkt zumHimmel und der Wind treibt außerdem dickeStaubwolken über Straßen und Wege; die Luft istnicht zu atmen. Dazu ist es so heiß, dass es nur imSchatten auszuhalten ist. Am Taxirank, einer ArtKleinbusbahnhof, wimmelt es wie immer von
Menschen. 16.30 Uhr, die Frühschicht ist aus undTausende wollen nach einem kurzen Einkauf schnellnach Hause. „Würden Sie bitte für einen Augenblickmein Baby halten, damit ich meine Einkaufstaschenins Taxi laden kann?“ Freundlich lächelnd nimmtZandile der jungen Zulumutter ihr Baby ab und
betrachtet den Kleinen liebevoll. Ein süßes Baby,scheinbar gerade erst geboren; es schläft. Die Mutterist im Gewühle nicht zu erkennen, vielleicht hat sieihren Einkaufswagen am Eingang stehen, das kannschon mal zwei, drei Minuten dauern.„So, dann mal rein mit Euch, wir sind voll besetzt esgeht los!“, ruft der Taxifahrer. „Einen kleinen Momentnoch, da holt gerade jemand seine Einkäufe und willauch noch mit.“ Wir sind im Zululand, da kommt esauf eine Minute nicht an. Das Zululand liegt ganz weit
im Süden, an der Ostküste Südafrikas. Durban isteine Stadt, die auf den meisten Karten verzeichnet ist.Mandeni und die ehemalige Township Sundumbililiegen rund 100 km nördlich davon am Tugelafluss.Dicht gedrängt stehen die Fahrgäste im Windschattendes Toyotabusses, um dem Staub nicht soausgesetzt zu sein. Im Wagen ist es viel zu heiß.„Wo bleibt sie denn? Wir wollen los!“ „Sie wollte dochnur ihre Sachen holen.“ „Fünf Minuten noch, dannfahren wir, mit ihr oder ohne sie!“ Die Zeit rennt. Die
fünf Minuten sind um, aber von der jungen Mutter istnichts zu sehen. „Tut mir Leid“, sagte der Taxifahrer,„aber wer weiß, ob die überhaupt wieder kommt.“Sagt es, bittet seine Fahrgäste einzusteigen und gibtGas. Zandile fährt nicht mit. Sie hält das Baby inihren Armen, das Lächeln ist ihr vergangen. Was sollsie tun? Geht sie die Mutter suchen, kommt diesevielleicht gerade und sie verpassen sich? Einfach inder prallen Sonne stehenbleiben und nichts tun willsie auch nicht. Auf der anderen Seite des Taxiranks
steht ein Baum, in dessen Schatten bereits mehrereZulufrauen stehen. Hier erzählt Zandile, was ihrwiderfahren ist und fragt um Rat.Zwei volle Stunden sind vergangen. „Der vom Himmelgefallen ist“, so würden die Zulu ihn vielleicht nennen,beginnt mit seinem zarten Stimmchen zu schreien,wenn man das schon Schreien nennen will. Zandileist selbst mehrfache Mutter, aber die letzte Geburt istzu lange her, sie kann dem Baby nicht weiter helfen.Endlich entschließt sie sich zur Polizei zu gehen.
„So, man hat Ihnen das Kind einfach in den Armgelegt und Sie wollen nichts gewusst oder bemerkthaben? Wie heißt das Kind denn?“ „Ich habe Ihnendoch gesagt, dass ich es nicht weiß. Da war eben diejunge Mutter, die doch nur ihre Sachen ins Taxi ladenwollte.“ „Und Sie haben nicht geschaut, wo siehinging?“ „Es war Feierabendverkehr, Sie wissendoch, wie voll es dann ist.“ „Und Sie kannten die Fraunicht?“ „Nein, das habe ich doch mehrfach gesagt.“„Und was wollen Sie nun tun?“ „Ich werde jetzt gar
nichts mehr tun. Ich habe Ihnen das Kind gebrachtund fahre nun endlich nach Hause. Meine Familieweiß nicht, wo ich bin, sie werden sich bereits Sorgenmachen.“ „Wir können das Kind nicht hier behalten.“„Ich kann es auch nicht behalten.“ „Dann warten Sie,dass wir einen Bericht schreiben können.“Es ist längst dunkel, als ein Polizeiwagen vor demEingang des Blessed Gérard`s Carecentres hält. Einkleines Baby wird gebracht. Im Treatmentroombesprechen Pater Gerhard, auf dessen Betreiben vor
nun mehr 10 Jahren das Carecentre gegründet wurde,eine Krankenschwester der Brotherhood und zweiPolizeiangestellte was vorgefallen ist. Das Baby wirduntersucht, gewaschen und versorgt. Dabei stellt sichheraus, dass es noch eine Klemme am Nabel hat, esmuss also vor sehr kurzer Zeit erst in einerGesundheitseinrichtung oder von einer professionellenHebamme betreut, geboren worden sein. Obwohl sichdas Carecentre rein aus Spendengeldern finanziert, istes eine sehr große Einrichtung mit 40 Hospizplätzenund weiteren 40 Plätzen im Kinderheim. So ist es
möglich, den „Der vom Himmel gefallenen ist“ ersteinmal unbürokratisch aufzunehmen. Er bekommtBabykleidung und ein frisches Bett in einemklimatisierten Krankenzimmer. Am nächsten Taggelingt es Mitarbeitern der Brotherhood of BlessedGérard herauszufinden, wo der Kleine geboren wurdeund wer seine Familie ist.Die Mutter hatte die Schwangerschaft vor ihrer Familiegeheim gehalten und war auch jetzt nicht bereit, dasKind anzunehmen. Dafür sprang aber die Tante des
kleinen „Der vom Himmel gefallen ist“ ein. Bei ihr wird
„Der vom Himmel gefallen ist“ nun ganz normalaufwachsen können.Wieder einmal war es möglich, schnell und direkt zu
helfen, weil die Brotherhood hier vor Ort verwurzelt ist.Am 28.10.1992 gründet der MissionsbenediktinerPater Gerhard Lagleder zusammen mit vierSüdafrikanern die Brotherhood of Blessed Gérard.Was als kleine Idee mitten im Herzen der Welt-AIDS-Hochburg anfängt wächst mit schwindelerregendemTempo. Viele Hilfsprojekte werden initiiert und schon 4Jahre nach der Gründung wird der Grundstein zumCarecentre gelegt, das nach zwei Erweiterungen indiesem Jahr sein 10-jähriges Bestehen feiert.
Mit dem AIDS-Tod per Du
„Good morning Deacon. How are you?“ Ich drehemich um und blicke direkt in das tief braune,strahlende Gesicht eines Zulu, der ungefähr meinAlter haben muss. Sipho, einer unserer Patientensteht an der Rezeption unseres Carecentres. Ich bin
nun schon gut ein Jahr als Volunteer hier in Mandeni,Südafrika und so kommt es immer häufiger vor, dassich Patienten, die ins Haus kommen, von früher herkenne. Sipho habe ich selbst aus seinem Zuhauseabgeholt, vor sechs Monaten. Er war so schwach,dass wir alle glaubten jede Hilfe käme zu spät. Er lag,als wir mit unserem Krankenwagen eintrafen, amBoden seiner Hütte. Die Eingangstür war unbrauchbarund stand offen. In dem einzigen Raum lag er, dieFüße fast in der Türöffnung. Sein ganzer Körper war
mit Staub bedeckt, so dass er ganz grau aussah under selbst war nur noch ein Skelett, notdürftig mitdünner Haut überzogen. In der engen dunklen Hüttehatten wir Mühe, ihn auf unsere Trage zu legen. Erwar viel zu schwach, um noch mitzuhelfen.Nun steht er da, noch immer von den zurückliegendenLeiden gezeichnet, aber doch gut bei Kräften. Wirbegrüßen uns nach Zuluart mit einem besonderenHandschlag. „Du siehst gut aus, wie geht es Dir?“„Ach Deacon, ich bin Euch allen ja so dankbar. Mir
geht es sehr gut. Die antiretroviralen Medikamentebekommen mir gut und Du siehst es ja selbst, ichmuss langsam aufpassen, dass ich nicht zu dickwerde.“ „Na, da mach Dir mal noch keine Sorgen, einbisschen kannst Du ruhig noch zulegen.“ Er hatwieder Arbeit gefunden im nahen iSithebe und seineHütte hat er auch reparieren können.Ich höre mich fröhlich pfeifen, als ich weiterziehe, ummeine Aufgaben zu erledigen. Ja, es ist einfach schönsehen zu können, dass auch schwerstkrankenMenschen geholfen werden kann. Sipho hat AIDS und
er hatte eine ganze Reihe typischer Infektionen, diemit der Immunschwäche einhergehen, darunter auchTuberkulose. AIDS kann heute noch nicht geheiltwerden, aber mit modernen Medikamenten könnenAIDS-Patienten wie Sipho noch viele Jahre bei hoherLebensqualität weiter leben und arbeiten, ihre Kinderaufziehen und mithelfen, AIDS endlich einzudämmen.Natürlich haben wir hier alle die Hoffnung, dass dochin den nächsten Jahren ein Medikament gefundenwird, mit dem es möglich sein wird, AIDS zu heilen.
Früher hatte ich AIDS nicht als eine so großeHerausforderung angesehen, aber hier, mitten imZululand: Sundumbili 76% der getesteten PersonenHIV-positv, iSithebe 88% bei einerReihenuntersuchung von Fabrikarbeitern HIV-positiv!Hier stirbt ein Volk. Die mittlere Generation gibt esschon heute fast nicht mehr.Mitten in dieser Trost- und Hoffnungslosigkeit arbeitendie überwiegend ehrenamtlichen Helferinnen undHelfer der Brotherhood of Blessed Gérard. Für viele,
die hier zu uns in Carecentre kommen, kommtwirklich jede Hilfe zu spät. Trotz großerAufklärungskampagnen wird AIDS immer nochverdrängt und die grundlegendsten Regelnmissachtet. So können wir lediglich den letztenkurzen Abschnitt ihres Lebens liebevoll begleiten undso angenehm und schmerzfrei wie möglich gestalten.Andere sind etwas stärker, wie Sipho und finden mitHilfe der Brotherhood den Weg zurück in ihr normalesLeben.
Unser Carecentre wird 10 Jahre alt. Wir alle, Zulu,südafrikanische Inder, englische Südafrikaner,Mischlinge und ein paar wenige Overseasvolunteere,helfen gerne hier und so gut und so viel wir können.