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Lehrplan für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung in Bayern mit Grundschullehrplan

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An der Erarbeitung des Lehrplans wirkten mit Dr. Albrecht Wilhelm, Mnchen Baier Jrgen, Kitzingen Betz-Rimkus Elisabeth, Bad Tlz Bogedain Birgit, Mnchen Daschner Gunda, Lauf-Schnberg Deschner Thomas, Landau Frank Monika, Cham Hell Karin, Bamberg Ilsanker Eva, Ruhpolding Janetschke Marlene, Schwabach Klotzbcher-Weigend Dagmar, Rosenheim Dr. Madlener Ina, Mnchen Mayr Roman, Wrzburg Meierhofer Wolfgang, Mnchen Portschy Cornelia, Wassertrdingen Rogge Richard, Nrnberg Schefold Brigitte, Mnchen Schnborn Marion, Kronach Schmidt Regina, Amberg Schller Elfriede, Freising Schwarzfischer Karin, Abensberg Storkenmaier Helga, Mnchen Strohmaier Petra, Landshut Theilen Ulrike, Herzogenaurach Thum Jutta, Erlangen Weickmann Hanns-Dieter, Nrnberg Wernekke Isabel, Mnchen Wimmer Martin, Wrzburg Wirth Susanne, Kempten

Inhalt

Vorwort... Grundlagen und Leitlinien................................................................................................ Gemeinsam lernen........................................................................................................... Persnlichkeit und soziale Beziehungen.......................................................................... Wahrnehmung und Bewegung......................................................................................... Denken und Lernen.......................................................................................................... Kommunikation und Sprache........................................................................................... Selbstversorgung............................................................................................................. Katholische Religion......................................................................................................... Evangelische Religion...................................................................................................... Deutsch............................................................................................................................ Mathematik....................................................................................................................... Heimat.............................................................................................................................. Verkehr.............................................................................................................................

2 4 22 35 57 76 88 105 118 132 146 162 197 208

Natur................................................................................................................................. 180

Medien.............................................................................................................................. 219 Zeit und Freizeit................................................................................................................ 232 Spiel................................................................................................................................. Bewegung und Sport........................................................................................................ Kunst................................................................................................................................ Musik................................................................................................................................ Werken............................................................................................................................. Hauswirtschaft.................................................................................................................. 244 255 279 295 312 338

Textiles Gestalten............................................................................................................. 327

Vorwort von Frau Staatsministerin Monika Hohlmeier zum Lehrplan Frderschwerpunkt Geistige Entwicklung 2002 feierte der erste bayerische Lehrplan fr den Unterricht in der Schule fr geistig Behinderte sein 20-jhriges Jubilum. Mit der Novellierung des Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes wurde die Schulbezeichnung Frderzentrum mit dem Frderschwerpunkt geistige Entwicklung eingefhrt. Fachwissenschaftliche Entwicklungen, neue Unterrichtsmethoden und eine vernderte Sichtweise gegenber Menschen mit geistiger Behinderung fhrten dazu, dass der Lehrplan unter Einbeziehung zahlreicher Erfahrungen aus der Praxis neu bearbeitet wurde. Bewhrtes wurde beibehalten, neue Entwicklungen und Visionen wurden aufgegriffen. Wesentliche Anliegen dieses neuen Lehrplans sind: Bildung fr alle Schlerinnen und Schler, unabhngig vom Schweregrad ihrer Beeintrchtigung Jeder Lernbereich enthlt eine groe Vielfalt und Bandbreite mglicher Themen und Lerninhalte. Bercksichtigung des jeweiligen Entwicklungsstandes und Lebensalters Der Lehrplan gibt in allen Lernbereichen Hinweise auf altersgeme und entwicklungsbezogene Lernangebote mit dem Ziel einer mglichst selbstbestimmten Lebensgestaltung. Untersttzung der Lehrkrfte bei einer flexiblen und kreativen Unterrichtsgestaltung In allen Lernbereichen sind Zugangsweisen vorgesehen, die auf Erprobung, Experiment und ungebundenes schpferisches Handeln abzielen. Moderne Lerninhalte Lernbereich Medien, Gemeinsam Lernen, Sexualerziehung, Untersttzte Kommunikation, Landart im Lernbereich Kunst, Phonologische Bewusstheit im Lernbereich Deutsch. Integrativer und offener Unterricht Statt einzelne Lernziele festzulegen, beschreibt der Lehrplan in exemplarischer Form verschiedene Zugangs- und Handlungsweisen sowie Lernwege, durch die sich Schlerinnen und Schler je nach ihren individuellen Mglichkeiten mit einem Lerngegenstand im Sinne eines konstruktivistischen Ansatzes befassen knnen.

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Der sonderpdagogische Frderbedarf des jeweils einzelnen Kindes oder Jugendlichen mit dem Frderschwerpunkt Geistige Entwicklung bildet die Grundlage fr ein breites Unterrichtsangebot, das die Lehrkrfte in Kooperation mit den Eltern und verschiedenen Fachdiensten entwickeln. Bei der Wahl des optimalen Frderortes stehen die verschiedenen Lernorte mit ihren je eigenen Untersttzungsund Frdersystemen im Mittelpunkt der Beratungen. Dies gilt sowohl fr den Kindergarten in Verbindung mit den mobilen sonderpdagogischen Hilfen, die Schulvorbereitende Einrichtung, die Grundschule bzw. Hauptschule in Verbindung mit den Mobilen Sonderpdagogischen Diensten, die Frderschule bzw. das Sonderpdagogische Frderzentrum. Die sonderpdagogische Frderung von Kindern und Jugendlichen mit dem Frderschwerpunkt Geistige Entwicklung erstreckt sich auf folgende wesentliche Bereiche: Prvention: So frh wie mglich mssen die verschiedenen Einrichtungen wie Kindergarten, Frhfrderstelle, Frderschule und Fachdienste hinsichtlich Diagnostik, Beratung und Frderung zusammenarbeiten. Intervention: Das Frderzentrum mit dem Frderschwerpunkt Geistige Entwicklung macht es sich zum Ziel, eine fachlich optimale Frderung in Unterricht und Erziehung zu gewhrleisten. 2

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Integration durch Kooperation: Es ist stets abzuwgen, an welchem Lernort die bestmgliche Frderung gelingen kann und wie die verschiedenen schulischen Einrichtungen in einzelnen Bereichen miteinander kooperieren knnen. Drei Mglichkeiten fr die Integration durch Kooperation sind zu nennen: 1. 2. 3. Die Kooperation des Frderzentrums mit der allgemeinen Schule Die Errichtung von Auenklassen Die Gestaltung einer Einzelintegration

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Im vorliegenden Lehrplan zum Frderschwerpunkt Geistige Entwicklung wird ganz besonders im Kapitel Gemeinsam Lernen ein Aufbruch hin zu einem pdagogisch begrndeten Miteinander deutlich, der sich vor allem in der Kooperation von Schlerinnen und Schlern mit und ohne sonderpdagogischen Frderbedarf zeigt. Es ist die richtungsweisende Konzeption des neuen Lehrplans, sowohl in einzelnen Fchern als auch fcherbergreifend Grundlagen fr gemeinsamen Unterricht vorzugeben. Damit liegt erstmals eine fachwissenschaftlich begrndete, methodisch-didaktische Realisierung von Lerninhalten fr eine Kooperation von Schlerinnen und Schlern mit und ohne sonderpdagogischen Frderbedarf vor. Auf diese Weise kann die im novellierten Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetz vom 12. Mrz 2003 geforderte Integration durch Kooperation in Unterricht und Erziehung verwirklicht werden. Mnchen, den 7. Juni 2003

Monika Hohlmeier, Bayerische Staatsministerin fr Unterricht und Kultus

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GRUNDLAGEN UND LEITLINIEN STAND 31.01.2003

GRUNDLAGEN UND LEITLINIEN1. Besondere Lernbed rfnisse von Sch lerinnen und Sch lern mit dem Frderschwerpunkt geistige Entwicklung........................................................................................................................ Bildungs- und Erziehungsauftrag................................................................................................... Personale Identit t Soziale Integration Lebensbedeutsame Kompetenzen Pflege Vorbereitung auf das Leben nach der Schule 4 5

2. 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5

3. Feststellung von sonderp dagogischem Frderbedarf................................................................ 3.1 Eingangsdiagnostik 3.2 Verlaufsdiagnostik 4. 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8 4.9 5. 5.1 5.2 5.3 6. Elemente von sch lerorientiertem Unterricht................................................................................ Gegenwarts- und Zukunftsorientierung Altersangemessenheit und Entwicklungsgem heit Ganzheitlichkeit Selbstt tigkeit Hilfe zur Selbsthilfe Handelndes Lernen bung und Anwendung Rhythmisierung Individualisierung und Differenzierung Lehrerinnen und Lehrer................................................................................................................... Grundlegende Einstellungen Berufsgruppen Aufgaben und fachliche Kompetenzen

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Organisationsstrukturen f r Erziehung und Unterricht im Frderzentrum f r den Frderschwerpunkt geistige Entwicklung................................................................................................. 6.1 Organisation 6.2 ffnung und Zusammenarbeit 6.3 Profilbildung und Entwicklung 7. 7.1 7.2 7.3 7.4 8. 8.1 8.2 8.3 8.4 Erziehung und Unterricht durch Zusammenarbeit des Frderzentrums f r den Frderschwerpunkt geistige Entwicklung mit anderen Frderzentren und Schulen............................ Gemeinsames Lernen durch Kooperation Gemeinsames Lernen in Auenklassen Gemeinsames Lernen in anderen F rderschulformen Gemeinsames Lernen in allgemeinen Schulen Arbeit mit dem Lehrplan................................................................................................................... Aufbau des Lehrplans und Vernetzung der Lernbereiche Struktur der Lernbereiche Verbindlichkeit Planung des Unterrichts

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GRUNDLAGEN UND LEITLINIEN STAND 31.01.2003 Vorbemerkung Die Leitlinien f r Bildung und Erziehung aller Sch lerinnen und Sch ler beruhen auf dem Grundgesetz f r die Bundesrepublik Deutschland, auf der Bayerischen Verfassung und auf dem Bayerischen Gesetz ber das Erziehungs- und Unterrichtswesen. In den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz in der Bundesrepublik Deutschland zum F rderschwerpunkt geistige Entwicklung werden die besonderen inhaltlichen und methodischen Schwerpunkte f r Erziehung und Unterricht von Kindern und Jugendlichen mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung ausgef hrt. Der Bayerische Lehrplan f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung greift diese Aspekte auf und f hrt sie weiter aus. Er kommt in den Schulen zur Anwendung, in denen diese Kinder und Jugendlichen erzogen und unterrichtet werden.

1. Besondere Lernbed rfnisse von Sch lerinnen und Sch lern mit dem Frderschwerpunkt geistige EntwicklungBei jedem Menschen gestaltet sich das individuelle Lerngeschehen im Zusammenspiel von pers nlichen Gegebenheiten und sozialem Umfeld. F r Sch lerinnen und Sch ler mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung ergeben sich in diesem Prozess unterschiedliche Erschwernisse. Die besonderen Entwicklungsund Lernbedingungen, unter denen sie aufwachsen, gelten jedoch als ver nderbar. Deshalb muss der Blick auch f r ihre verborgenen F higkeiten sowie f r ihr gesamtes Lern- und Lebensumfeld gesch rft werden. 1 Lehrerinnen und Lehrer beobachten sensibel, um individuelle Chancen zu erkennen und diese zum Ausgangspunkt f r Erziehung und Unterricht zu machen. Ebenso wie Kinder und Jugendliche ohne Beeintr chtigungen kommen auch Sch lerinnen und Sch ler mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung mit vielf ltigen Vorerfahrungen in die Schule. Ihre Biografien sind gekennzeichnet vom Aufwachsen in unterschiedlichen famili ren und soziokulturellen Situationen und von Lernerfahrungen, die sie in verschiedenen vorschulischen Einrichtungen sowie bisweilen auch in unterschiedlichen Schulen gemacht haben. Auf Grund der differenzierten Ausgangslagen verf gen Sch lerinnen und Sch ler mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung ber h chst unterschiedliche Entwicklungspotenziale. F r die Verwirklichung ihrer M glichkeiten ben tigen sie Unterst tzung in individuell angemessenem Umfang und in personbezogenen Formen. Die Gestaltung von Lernprozessen ist von dem Grundsatz geleitet, dass Menschen mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung letztlich die gleichen Lebensaufgaben zu bew ltigen haben wie Menschen ohne Behinderung. In ihrer gesamten Entwicklung bilden k rperliche Gegebenheiten, kognitive F higkeiten, emotionale Befindlichkeit und soziale Kompetenzen eine Einheit. Jeder Lernschritt ruft immer Ver nderungen in allen Bereichen des Handelns und Verhaltens hervor. Erschwernisse in einem Entwicklungs- und Lebensbereich k nnen alle anderen Aktivit tsbereiche beeinflussen. Auf Lehrerinnen und Lehrer wirken manche Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen unangemessen, h ufig stellen sie auch eine erhebliche Herausforderung dar. Aus Sicht der Sch lerinnen und Sch ler ist ihr pers nliches Empfinden und Handeln jedoch angemessen. Diese subjektiv empfundene Stimmigkeit aller emotionalen und sozialen Handlungen muss von Lehrerinnen und Lehrern erkannt und geachtet werden. Jede Handlungsweise ist zun chst als F higkeit zu begreifen, die Sch lerinnen und Sch ler in die Lage versetzt, beeintr chtigende Bedingungen in ihr Leben und ihre Pers nlichkeit zu integrieren und sich Welt anzueignen. In Erziehung und Unterricht werden kommunikative Prozesse so gestaltet, dass Sch lerinnen und Sch ler auf ihren vorhandenen emotional-sozialen F higkeiten aufbauend Handlungskompetenzen erwerben, die ihnen Zusammenleben im Alltag und gesellschaftliche Integration gestatten. F r Kinder und Jugendliche mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung stehen die im Folgenden genannte Aspekte im Mittelpunkt des Lerngeschehens: Autonomie im Kontext sozialer Bez ge Bedeutung gebende Wahrnehmung Kommunikation Bewegung und Handlungsplanung Aufmerksamkeit und Konzentration Handeln in Alltagssituationen Transferleistungen Gleichberechtigte soziale Beziehungen Religi se und ethische Werthaltungen Verarbeitung pers nlicher und sozialer Auswirkungen von Behinderung Alle genannten Schwerpunkte haben eine inhaltliche und eine methodische Dimension. Im vorliegenden Lehrplan wird der inhaltliche Aspekt in den verschiedenen Lernbereichen konkretisiert.1

Mit dem Begriff Lehrerinnen und Lehrer werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der unter 5.1 genannten Berufsgruppen bezeichnet. 4

GRUNDLAGEN UND LEITLINIEN STAND 31.01.2003

2. Bildungs- und ErziehungsauftragDas Recht auf Bildung und Erziehung gr ndet in der Menschenw rde. Alle Menschen sind bildungsbed rftig und bildungsf hig. Die Unbedingtheit des Rechts auf Bildung ergibt sich aus dem moralischen Anspruch auf Achtung und Bejahung aller individuellen Daseinsformen und Entwicklungsverl ufe von Menschen. Bildung vollzieht sich im Dialog mit Personen und in der Auseinandersetzung mit Dingen, die sinnlich und verstehend wahrgenommen werden. Sch lerinnen und Sch ler erhalten durch Zuwendung in Form von Mimik, Gesten und Worten eine Antwort auf ihre Aktivit ten und Handlungen. Dadurch entsteht ein p dagogischer Dialog, der Grundlage und Ausgangspunkt f r gelingende Bildungsprozesse ist. In der Erziehung von Kindern und Jugendlichen mit schweren Beeintr chtigungen bekommt der p dagogische Bezug einen besonders hohen Stellenwert, da ihr Alltag in erheblichem Ausma vom Angewiesensein auf andere bestimmt ist. Alle Schulen, in denen Sch lerinnen und Sch ler nach dem Lehrplan f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung unterrichtet werden, haben den Auftrag, ein Lernumfeld zu gestalten, in dem Kinder und Jugendliche ihre Pers nlichkeit selbst bestimmt entfalten k nnen. Dadurch wird ihnen erm glicht, soziale Zugeh rigkeit zu erleben, Umwelt zu erfahren, Wissen zu erwerben und selbstst ndig zu handeln. Lehrerinnen und Lehrer sind sensibel f r Entwicklungsimpulse von Sch lerinnen und Sch lern. Sie regen diese dazu an, ihr vorhandenes Handlungsrepertoire zu vertiefen und zu erweitern. Dar ber hinaus bef higen sie zum Umgang mit Werten und Traditionen der Gesellschaft. Der Anspruch, selbst bestimmte Entwicklung - wo immer m glich - zu unterst tzen und gleichzeitig auf das Leben im normativen Rahmen der Gesellschaft vorzubereiten, f hrt oft in ein Spannungsfeld von Sein und Sollen. Hier m ssen immer wieder neue und der Situation angepasste Verhaltens- und Handlungsweisen erlernt werden. Im Folgenden werden wesentliche Bildungs- und Erziehungsziele erl utert. 2.1 Personale Identit t Personale Identit t ist gekennzeichnet von dem Empfinden, trotz innerer und uerer Ver nderungen stets die gleiche Person zu bleiben. Personale Identit t entwickelt sich im Zusammenspiel von zwei Erfahrungsbereichen: dem Erleben von Autonomie im Sinn von Selbstorganisation und Selbstgestaltung sowie dem Gef hl des Eingebundenseins in das Lebensumfeld. Lehrerinnen und Lehrer gestalten die p dagogische Beziehung so, dass Kinder und Jugendliche mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung sich in ihrer Person als wertvoll und eigenst ndig empfinden k nnen. Es gilt, personale Identit t von Sch lerinnen und Sch lern auch dort zu f rdern, wo dies in Anbetracht der Schwere von physischen und psychischen Beeintr chtigungen erh hter Anstrengung bedarf. 2.2 Soziale Integration Das Bed rfnis nach Kommunikation und das Verlangen nach Zugeh rigkeit zu einer Gemeinschaft sind pr gend f r jeden Menschen. Die Gesellschaft umfasst Menschen mit und ohne Behinderung. Sie schliet niemanden aus. Soziale Integration wird verwirklicht durch Kommunikation mit anderen und durch die M glichkeit der Teilhabe an gesellschaftlichen Vollz gen. Dieses Ziel soll von Sch lerinnen und Sch lern, aber auch von p dagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller Schularten angestrebt werden. 2.3 Lebensbedeutsame Kompetenzen Sch lerinnen und Sch ler mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung m ssen jene F higkeiten erwerben k nnen, die ihnen die Bew ltigung ihres gegenw rtigen und zuk nftigen Lebens in weitest gehender Selbstverwirklichung und sozialer Integration erm glichen. Als wesentliche Kompetenzen gelten: Lebenszutrauen Die Suche nach Lebenssinn geh rt zur Grundbestimmung des Menschseins. Da Sch lerinnen und Sch ler auf Grund ihrer mitunter auerordentlichen Erschwernisse in allen Lebensvollz gen noch immer von vielen durch gesellschaftliche Wertsetzung gepr gten M glichkeiten der Sinnfindung ausgeschlossen sind, ist die Vermittlung von Lebenszutrauen als eine elementar bedeutsame und religi s-ethisch begr ndete Erziehungsaufgabe anzusehen. Kinder und Jugendliche m ssen bedingungsloses Angenommensein sp ren k nnen. Durch die h ufig hohe Abh ngigkeit von fremder Hilfe kann die Entwicklung von Zutrauen in die eigenen F higkeiten erschwert werden. Lehrerinnen und Lehrer m ssen deshalb dem individuellen Assistenzbedarf der Sch lerinnen und Sch ler entsprechend unterschiedlich intensive Unterst tzungsmanahmen einsetzen. Wirklichkeitsnahe Selbsteinsch tzung Sch lerinnen und Sch ler vergleichen sich mit Menschen ohne Beeintr chtigungen und nehmen dabei die Erschwernisse ihrer pers nlichen Lebensgestaltung in unterschiedlicher Weise wahr. Im Rahmen von Erziehung und Unterricht k nnen Kinder und Jugendliche ihre M glichkeiten sowie ihre Grenzen erleben: Sie werden ermutigt, ihre F higkeiten selbstst ndig zu nutzen. Sie lernen Situationen zu erkennen und anzuerkennen, in denen sie auf fremde Hilfe angewiesen sind. Im Verlauf dieses Lernprozesses sch tzen Sch le5

GRUNDLAGEN UND LEITLINIEN STAND 31.01.2003 rinnen und Sch ler ihr K nnen zunehmend realistisch ein. Voraussetzung daf r ist eine vertrauensvolle, von grunds tzlichem Angenommensein gepr gte Atmosph re. Die Schule bietet jenen Raum, in dem die individuellen Leistungen der Sch lerinnen und Sch ler Anerkennung finden und der ffentlichkeit zug nglich und verst ndlich gemacht werden. Kommunikationsf higkeit Kommunikation findet in der wechselseitigen uerung von Gef hlen, W nschen und Absichten statt. Sch lerinnen und Sch ler treten durch Kommunikation mit Personen und Dingen ihrer Umwelt in Beziehung und entwickeln pers nliche Identit t. Lehrerinnen und Lehrer erm glichen deshalb vielf ltige Formen der Beziehungsaufnahme. Sie f rdern situationsangemessene Kommunikationsf higkeit, indem sie auf Situationen aufmerksam machen, in denen kommunikatives Handeln erforderlich ist. Ebenso unterst tzen sie die bed rfnis- und f higkeitsbezogene Gestaltung sozialer Bez ge. Kooperationsf higkeit Voraussetzung f r Kooperationsf higkeit ist, dass Sch lerinnen und Sch ler mit unterschiedlichen Vorerfahrungen gemeinsame Interessen und Ziele entdecken. Kooperationsf higkeit tr gt dazu bei, St rken und Schw chen einzelner auszugleichen und zu Arbeitsergebnissen zu gelangen, die nur gemeinsam in dieser Vielfalt und Form erbracht werden k nnen. Das entstehende Gruppengef hl ist von Stolz auf die erreichten Leistungen gepr gt und wirkt sich positiv auf Motivation und Selbstvertrauen von Sch lerinnen und Sch lern aus. Im Rahmen von Gruppenarbeit, Mannschaftsspielen und Gespr chskreisen werden kooperative F higkeiten einge bt, wie sich selbst und die anderen wahrnehmen; eigene Bed rfnisse und Meinungen durchsetzen und zur cknehmen; Entscheidungen treffen und akzeptieren; F hrung bernehmen und F hrung anderer anerkennen. Selbstst ndigkeit Erziehung begleitet Kinder und Jugendliche dort und so lange, wie sie begleitende Hilfe ben tigen. Ziel der Erziehungsbem hungen ist es, selbstst ndiges Handeln zuzulassen und zu f rdern, auch wenn es nur in kleinen Vollz gen m glich ist. Lehrerinnen und Lehrer w gen ab, welche Lebensvollz ge bedeutsam und zu unterst tzen sind, aber auch in welchem Ausma Assistenz notwendig ist. Sch lerinnen und Sch ler finden dadurch die Gelegenheit, Schritt f r Schritt eigenverantwortliches Handeln zu erproben. Je unabh ngiger sie von fremder Hilfe werden, desto mehr wachsen Selbstvertrauen und die Bereitschaft, Eigen- und Fremdverantwortung zu bernehmen. Transfer Die Bew ltigung verschiedener Alltagssituationen verlangt ein hohes Ma an flexiblen Handlungs- und Probleml sungsstrategien. Sch lerinnen und Sch ler m ssen die F higkeit besitzen, Gelerntes auf aktuelle Sachlagen und Erfordernisse zu bertragen. Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer ist es deshalb, Situationen zu schaffen, in denen bekannte Handlungsvollz ge in neuen Zusammenh ngen erprobt und variiert werden k nnen. Kreativit t Kreativit t bef higt den Menschen zu vielf ltigem Handeln und Denken. Sie tr gt zur Entfaltung von unverwechselbarer Pers nlichkeit bei. Kreativit t kann sich in anregungsreicher Umgebung und in offenen Situationen entwickeln. Dort wird auf vorschnelle Bewertung verzichtet. Es wird die F higkeit gef rdert, individuelle, auch ungew hnliche Ideen hervorzubringen und zu verwirklichen. Das erzieherische Umfeld wirkt kreativit tsf rdernd, wenn es so strukturiert ist, dass Sch lerinnen und Sch ler Halt und Sicherheit finden und zugleich die Gestaltbarkeit der Welt in Erfahrung bringen k nnen. Leistungsbereitschaft Alle Sch lerinnen und Sch ler sind Mitglieder einer Leistungsgesellschaft, in der berufliche Positionen, materielle Chancen und soziale Anerkennung dem Leistungsprinzip unterliegen. Eine grundlegende Lebenserschwernis f r Sch lerinnen und Sch ler mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung liegt darin, dass sie oftmals nicht in der Lage sind, gesellschaftlich anerkannte Leistungen im erwarteten Ausma zu erbringen. Und dennoch ist es Aufgabe von Bildung und Erziehung, diese Kinder und Jugendlichen auf das Leben in einer leistungsorientierten Gemeinschaft vorzubereiten. Dies kann dadurch gelingen, dass Sch lerinnen und Sch ler ihr Leistungsverm gen und auch ihre Leistungsgrenzen erfahren, angemessen einzusch tzen und akzeptieren lernen. Sie werden zu Leistungsbereitschaft angeregt und erleben, dass auch ihre Leistung bewertet wird. Der Leistungsmastab orientiert sich am Individuum und seinen pers nlichen M glichkeiten. 2.4 Pflege Pflege gew hrleistet den w rdevollen Umgang mit existenziellen und elementaren Grundbed rfnissen. Durch gemeinsames Erleben im Rahmen pflegerischer T tigkeiten wird eine positive, Sicherheit gebende emotionale Beziehung aufgebaut, die es den Kindern und Jugendlichen erm glicht, Kontakt aufzunehmen, sich die Welt zu erschlieen und eigenes Personsein zu sp ren. Die t glichen Pflegevorg nge beziehen sich auf Atmung, Nahrungsaufnahme, Hygiene und andere grundlegende Lebensvollz ge. Kommunikationsan-

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GRUNDLAGEN UND LEITLINIEN STAND 31.01.2003 gebote, verschiedene Lagerungen und die Anregung aller K rpersinne sind bedeutsame Elemente der Pflege. Jene Sch lerinnen und Sch ler erhalten psychische Stabilisierung, die auf Grund erheblicher sozialemotionaler Beeintr chtigungen dem Unterricht nur dann folgen k nnen, wenn sie intensive, pers nliche Zuwendung erfahren. 2.5 Vorbereitung auf das Leben nach der Schule Die Schule bereitet den bergang von der Schulzeit in die Werkstufe und in das Leben als junge Erwachsene vor. F r die berufliche Vorbereitung der Sch lerinnen und Sch ler und ihre Eingliederung in das Arbeitsleben gibt es verschiedene M glichkeiten. Diese reichen von der Besch ftigung in einer F rderst tte oder einer Werkstatt f r behinderte Menschen bis hin zu beruflichen T tigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Aufgabe von Bildung und Erziehung ist es, die Jugendlichen mit den Chancen ihres zuk nftigen Berufslebens rechtzeitig vertraut zu machen und dazu beizutragen, dass sie keine berh hten Erwartungshaltungen aufbauen. Hervorgehobene Bedeutung erh lt die Freizeiterziehung. Es werden Freir ume geschaffen, in denen Sch lerinnen und Sch ler ihre Interessen entwickeln sowie Situationen des Ausw hlens und Entscheidens erproben k nnen. In Spiel- oder Freizeitsportstunden erkunden sie auerschulische Freizeitm glichkeiten, etwa in ffentlichen Schwimmb dern, in Vereinen und Bibliotheken. Erziehung zu individuell sinngebender Freizeitgestaltung verlangt die ffnung der Schule nach auen und intensives Bem hen um soziale Integration. Abh ngig von der Art des Arbeitsplatzes und des Freizeitangebotes ist der Aspekt der Mobilit t in beiden Bereichen von hoher Bedeutung. Sch lerinnen und Sch ler lernen deshalb fr hzeitig, sich ihren F higkeiten entsprechend in ihrem Umfeld m glichst selbstst ndig fortzubewegen. Lernanl sse f r Mobilit t er ffnen sich innerhalb des Schulhauses, auf dem Schulgel nde, im Rahmen von Unterrichtsg ngen und bei der Bew ltigung des Schulwegs. Um sp ter weitgehend unabh ngig zu wohnen, lernen die Jugendlichen bereits in der Schule verschiedene Wohnformen kennen. In Wohnr umen, die im Rahmen von Schule, Tagesst tte oder Internat zur Verf gung stehen, wird ein Wohntraining angeboten, das Kompetenzen in allen Bereichen der Selbstversorgung vermittelt.

3. Feststellung von sonderp dagogischem FrderbedarfSonderschullehrerinnen und Sonderschullehrer beschreiben in einer Person-Umfeld-Analyse die p dagogische Ausgangslage von Sch lerinnen und Sch lern mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung. Sie gehen von der Erkenntnis aus, dass Kinder und Jugendliche Akteure ihrer eigenen Entwicklung sind und dass in jedem Fall F higkeiten und Entwicklungspotenziale vorhanden sind. Auf die Beschreibung von Defiziten wird verzichtet. Dabei ist stets zu beachten, dass Entwicklung ein dynamischer Prozess ist, der sich nicht in festgelegten, aufeinander abfolgenden Stufen vollzieht und der von vielf ltigen ueren und inneren Bedingungen zugleich beeinflusst wird. Das sonderp dagogische Gutachten trifft Aussagen ber den individuellen Entwicklungsstand von Kindern und Jugendlichen. Es enth lt Informationen ber ihr Umfeld und ihre Biografie, ber ihre F higkeit und Bereitschaft, selbst aktiv zu werden, sowie ber ihre k rperlichen und gesundheitlichen Gegebenheiten. Es wird aufgezeigt, wie vorhandene F higkeiten in neuen Zusammenh ngen erprobt und M glichkeiten der Weiterentwicklung er ffnet werden k nnen. Es wird der individuelle Assistenzbedarf beschrieben, der den Kindern und Jugendlichen eine weitestgehende Teilhabe an gesellschaftlichen Vollz gen erm glicht. Die Eltern werden ber die diagnostischen Ergebnisse informiert. In einem Beratungsgespr ch werden geeignete F rdermanahmen aufgezeigt und diskutiert. 3.1 Eingangsdiagnostik Bei der Aufnahme von Kindern mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung in die Schule wird eine Eingangsdiagnostik durchgef hrt. Das Gutachten ber cksichtigt Erkenntnisse aus dem vorschulischen Bereich und spricht eine Empfehlung dar ber aus, welcher Ort f r Erziehung und Unterricht in Betracht kommt. Dabei werden die M glichkeiten der Unterst tzung durch Mobile Sonderp dagogische Dienste in der allgemeinen Schule ber cksichtigt. Wenn die individuelle F rderung in der allgemeinen Schule nicht geleistet werden kann, wird der Besuch eines F rderzentrums mit dem geeigneten F rderschwerpunkt empfohlen. 3.2 Verlaufsdiagnostik Die Verlaufsdiagnostik gibt Aufschluss ber den individuellen Entwicklungsprozess. Die Wirkung der einzelnen F rdermanahmen und des Unterrichtsangebots wird regelm ig berpr ft. Bestehende F rderpl ne werden entsprechend fortgeschrieben und ver ndert. In angemessenen Abst nden wird auch die Entscheidung ber den Ort von Erziehung und Unterricht berpr ft. Verlaufsdiagnostik wird unterrichtsbegleitend und interdisziplin r durchgef hrt. Besondere Bedeutung erh lt sie f r die Einsch tzung der F higkeiten von

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GRUNDLAGEN UND LEITLINIEN STAND 31.01.2003 Sch lerinnen und Sch lern, die von der Grundschulstufe in die Hauptschulstufe bzw. von der Hauptschulstufe in die Werkstufe wechseln. Angemessene Leistungserhebungen erg nzen die Ergebnisse.

4. Elemente von sch lerorientiertem UnterrichtSch lerinnen und Sch ler greifen vielf ltige Anregungen aus ihrer Umwelt auf. Sie geben diesen Impulsen Bedeutung und integrieren sie in ihr Handeln und Denken. In derartigen Lernprozessen bauen sie f r sich eine Wirklichkeit auf, die durch pers nliche Handlungs- und Verstehensweisen zum Ausdruck kommt. Diese Konstruktion einer individuellen Auffassung von Welt steht immer im Kontext sozialer Beziehungen sowie kultureller Gegebenheiten und vollzieht sich nicht in jedem Fall bewusst und gesteuert. Entwicklung und Lernen sind individuell gestaltete Verl ufe. Dieser Tatsache wird im Unterricht dann angemessen Rechnung getragen, wenn das inhaltliche und methodische Angebot vielf ltig ist und somit f r Sch lerinnen und Sch ler verschiedene Lernwege zul sst. berdies ist zu ber cksichtigen, dass Lernwege so individuell sein k nnen, dass sie f r Lehrerinnen und Lehrer nicht in allen Phasen nachvollziehbar sind. Lernergebnisse sind deshalb nicht immer planbar. Unterricht erm glicht Lernen, indem er Ausschnitte der Welt so ausw hlt und aufbereitet, dass Sch lerinnen und Sch ler in einem kommunikativen Prozess ihre personalen, sozialen und fachlichen Kompetenzen entwickeln und festigen k nnen. Auswahl und Planung von Lernangeboten orientieren sich zu allererst an Bed rfnissen, Motiven und Erwartungen der Kinder und Jugendlichen. Die Lernvoraussetzungen der Sch lerinnen und Sch ler sowie die Anforderungen des Lerngegenstands beeinflussen die Entscheidung f r den Einsatz der Methoden. Es ist zu ermitteln, welche Art der Lernt tigkeit den Handlungsm glichkeiten der Sch lerinnen und Sch ler und den Anspr chen des Lerngegenstands am meisten gerecht wird. Lernen kann sich handelnd-aktiv, bildlich-darstellend oder begrifflich-abstrakt vollziehen. Die Methodenwahl richtet sich auch nach folgendem Prinzip: so viel Anleitung durch Strukturierung des Lernangebots wie n tig und so viel Freiraum f r selbstt tiges Konstruieren wie m glich. Die Unterschiedlichkeit individueller Lernwege von Sch lerinnen und Sch lern erfordert von Lehrerinnen und Lehrern, dass sie ein umfangreiches methodisches Repertoire beherrschen und dieses flexibel einsetzen k nnen. Bei der Umsetzung von Inhalten des Lehrplans f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung im Unterricht werden die nachfolgenden Grunds tze beachtet: 4.1 Gegenwarts- und Zukunftsorientierung Die Auswahl der Unterrichtsinhalte orientiert sich an der aktuellen Lebensbedeutsamkeit f r Kinder und Jugendliche. Ebenso sind die Anforderungen zu kl ren, die sich f r das zuk nftige Leben der Sch lerinnen und Sch ler ergeben k nnen. Unterrichtsinhalte sind - auch kurzfristig - immer wieder an beiden Kriterien auszurichten. 4.2 Altersangemessenheit und Entwicklungsgem heit Sch lerinnen und Sch ler mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung haben weitgehend die gleichen Lebensaufgaben zu bew ltigen wie junge Menschen ohne Behinderung. Aus diesem Grund werden altersgem e Lerninhalte sowie Lehr- und Lernformen angeboten. Im Sinne spiralcurricularen Vorgehens k nnen sich Sch lerinnen und Sch ler einen Lerngegenstand in verschiedenen Altersstufen mehrmals mit verschiedenen Schwerpunktsetzungen und in unterschiedlicher Komplexit t aneignen. H ufig sind basale Angebote in allen Altersstufen notwendig. Auch sie verlangen eine altersgem e Gestaltung. Sch lerinnen und Sch ler brauchen die M glichkeit, am ausgew hlten Unterrichtsgegenstand im Bereich ihres n chsten Entwicklungsschrittes zu lernen. Dies erfordert eine optimale Passung des Unterrichtsangebots. Vor allem durch individuelle Anpassung der Sachstruktur und der Handlungsanforderungen sowie durch differenzierte didaktische Hilfestellungen werden Lern- und Leistungsverm gen geweckt und gef rdert. 4.3 Ganzheitlichkeit Den Anspruch auf Ganzheitlichkeit erf llt Unterricht dann, wenn er sich an die Sch lerinnen und Sch ler in ihrer Gesamtpers nlichkeit wendet. Ebenso wenn er ber cksichtigt, dass Lernen ein komplexer Vorgang ist, an dem vielf ltige sensorische, motorische, kognitive und soziale Prozesse beteiligt sind. Ganzheitliches Lernen gelingt durch ausgewogene Beanspruchung m glichst vieler der genannten Bereiche. Sch lerinnen und Sch ler k nnen ferner erfolgreich lernen, wenn der Unterricht ihre von vielf ltigen Erfahrungen gepr gte Welt einbezieht und erschliet. Unterricht findet deshalb nicht in einem abgeschlossenen Schonraum statt, sondern ffnet sich in hohem Ma der Lebenswirklichkeit. Unterrichtsinhalte m ssen origin r sein, also Lebensbezug erhalten, indem sie auerhalb des Lernorts Schule erfahrbar werden.

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GRUNDLAGEN UND LEITLINIEN STAND 31.01.2003 4.4 Selbstt tigkeit Sch lerinnen und Sch ler lernen dann erfolgreich, wenn sie Anregungen vorfinden, die ihre Erwartungen und Bed rfnisse aufgreifen und die selbst bestimmte Aktivit t zulassen. Deshalb sind Lernsituationen so offen und berschaubar zu gestalten, dass sie Raum geben, den individuellen M glichkeiten entsprechend teilzuhaben, auszuw hlen, zu ben, selbst zu entscheiden und kreativ zu handeln. Materialgeleitetes Lernen und Freiarbeit erm glichen in besonderer Weise aktives, selbstt tiges Lernen. Sch lerinnen und Sch ler w hlen Lernmaterialien aus. Lehrerinnen und Lehrer unterst tzen sie beim Auffinden geeigneter, individuell lernf rdernder Materialien, erkl ren Aufgabenstellungen und begleiten die Phase der Reflexion. 4.5 Hilfe zur Selbsthilfe Sch lerinnen und Sch ler mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung haben individuell unterschiedlichen Assistenzbedarf. Kinder und Jugendliche m ssen pers nlich entscheiden d rfen, in welcher Form und in welchem Umfang sie Unterst tzung w nschen. Die Gew hrung von Assistenz weist verschiedene Formen auf: Sie umfasst personale Hilfen von der stellvertretenden Ausf hrung einer T tigkeit ber gef hrte Bewegungen bis hin zu verbaler Beobachtung und Korrektur; ferner materielle Hilfsmittel wie Kommunikationshilfen, bildliche und schriftliche Handlungsanleitungen oder spezielle Werkzeuge. Ziel jeder Unterst tzungsmanahme ist es, dass Sch lerinnen und Sch ler zunehmend selbstst ndiger werden und sich Schritt f r Schritt von fremder Hilfe l sen. Lehrerinnen und Lehrer m ssen zun chst den individuellen Assistenzbedarf feststellen, um in angemessener Weise Hilfestellung bieten zu k nnen. 4.6 Handelndes Lernen Sch lerinnen und Sch ler finden im Unterricht vielf ltige M glichkeit, ihre Interessen einzubringen, vorhandenes K nnen zu erproben und in aktiver Auseinandersetzung mit der Umwelt Erfahrungen zu sammeln. Handelndes Lernen eignet sich f r alle Kinder und Jugendlichen. Sie gestalten ihren eigenen F higkeiten entsprechend die dingliche Welt und erleben, dass sie selbst Ver nderungen bewirken k nnen. Der Begriff der Handlung wird weit gefasst, denn bereits der Ausdruck von Interesse an und die Kontaktaufnahme mit Dingen und Personen der Umgebung begreift sich als Handlung. Freies Aktionsfeld, Objekterkundung und Projekte sind methodische Formen, die sich f r handelndes Lernen in besonderer Weise eignen. Im handlungsorientierten Unterricht entdecken Sch lerinnen und Sch ler eine Problemstellung, die aus einer konkreten Lebenssituation hervorgeht und von unmittelbarer Bedeutung ist. Daraus leiten sich die Auswahl von Handlungszielen sowie die Planung und Durchf hrung von Handlungsstrategien ab. Dieses Vorgehen beinhaltet die M glichkeit, Erlerntes aus verschiedenen Lernbereichen zu verkn pfen und f r das Erreichen des Handlungsziels nutzbar zu machen. Grundlage f r die selbstst ndige Bew ltigung des Alltags ist das Beherrschen von Fertigkeiten. Diese k nnen im Rahmen eines Lehrgangs erworben werden. Deshalb sind auch Lehrg nge Teil des handlungsorientierten Lernangebots. 4.7 bung und Anwendung Sch lerinnen und Sch ler ben erlernte Fertigkeiten, Handlungen und Probleml severfahren intensiv und kontinuierlich. Hierzu stellen Lehrerinnen und Lehrer individualisierende bungsformen bereit, die zunehmend komplexer werdende Situationen ber cksichtigen. Sch lerinnen und Sch ler erwerben auf diesem Weg die F higkeit, das Gelernte in vielf ltigen lebenspraktischen Zusammenh ngen anzuwenden. 4.8 Rhythmisierung Im Unterricht geschieht Rhythmisierung durch die Schaffung von Situationen, die innerhalb einer Unterrichtseinheit und im Tages- sowie Wochenablauf regelm ig wiederkehren. Rhythmisierung erm glicht Sch lerinnen und Sch lern, sich zeitlich und r umlich zu orientieren. Lebensrhythmus wird erfahrbar, wenn Phasen der Eigenaktivit t mit Phasen der Ruhe abwechseln. Solche Rhythmisierung wird durch T tigkeiten gestaltet, die gegens tzliche Handlungs- und Erlebnisqualit ten erm glichen, wie anspannen und entspannen, f hren und folgen, anpassen und gestalten, aufnehmen und abgeben, nachahmen und erfinden. 4.9 Individualisierung und Differenzierung Unterricht findet in Klassen, in Lerngruppen und in Einzelf rderung statt. Die entsprechenden Sozialformen wie Klassenunterricht, Gruppenarbeit oder Einzelarbeit werden bedarfsbezogen organisiert. Innerhalb einer Klasse wird auf das Erreichen gleicher Lernziele f r alle verzichtet. Es wird zwar am gleichen Gegenstand gelernt, aber in individuell unterschiedlichen Zugangsweisen. Dieses Vorgehen erfordert Manahmen innerer Differenzierung. Individuelles Lernen gelingt vor allem dann, wenn Hilfen in unterschiedlichem Ausma angeboten, Umfang und Schwierigkeitsgrad der Aufgaben variiert und verschiedene Unterrichtsmedien eingesetzt werden.

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5. Lehrerinnen und LehrerLehrerinnen und Lehrer, die f r die Umsetzung des Lehrplans f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung Verantwortung tragen, l sen das Recht auf Bildung und Erziehung f r alle Sch lerinnen und Sch ler ein. Diese Verpflichtung gilt unabh ngig vom Ausma, in dem die Lebensbew ltigung der Sch lerinnen und Sch ler erschwert ist. Lehrerinnen und Lehrer werden h ufig mit erschwerten Erziehungs- und Unterrichtssituationen konfrontiert. Sie sind deshalb hoher psychischer Belastung ausgesetzt. Im Rahmen von schulinternen Fortbildungsmanehmen kann Supervision angeboten werden. Dabei erhalten Lehrerinnen und Lehrer Gelegenheit, eigene St rken und Schw chen zu reflektieren, aktuelle Probleme zu l sen und sich pers nlich weiterzuentwickeln. 5.1 Grundlegende Einstellungen Jeder Mensch ist aus sich heraus Person. Sein Personsein kann weder eingeschr nkt noch in Frage gestellt werden. Von jedem Menschen geht die unmittelbare Aufforderung an seine Mitwelt aus, ihm Achtung entgegenzubringen. Von diesem Menschenbild getragen, k nnen Lehrerinnen und Lehrer im Bereich der Schule die Verantwortung f r Kinder und Jugendliche mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung bernehmen. Sie unterst tzen diese, ohne sie in ihrer Pers nlichkeit abh ngig und zum Objekt von Hilfe zu machen. Wirkungsvolle Hilfe wird in Anerkennung der Autonomie von Menschen mit Hilfsbed rfnissen geleistet. Erziehung, Unterricht und Pflege sind erfolgreich, wenn sie nicht als autorit re Interventionsstrategien eingesetzt werden, sondern Kindern und Jugendlichen die Freiheit zu Auswahl und Entscheidung sowie den Raum zu selbst organisiertem Lernen lassen. Sch lerinnen und Sch ler, die wegen ihrer Erschwernisse in der Lebensbew ltigung in besonderem Ausma Verunsicherungen in der Pers nlichkeitsentwicklung erfahren, ben tigen Halt gebende soziale Bez ge. Deshalb brauchen sie Lehrerinnen und Lehrer, denen es gelingt, ihre Lebens uerungen zu verstehen, diese aufzugreifen und Lebenssinn zu vermitteln. Auf diese Weise k nnen Ichst rke und stabilisierende Beziehungen aufgebaut und gefestigt werden. 5.2 Berufsgruppen Der Lehrplan f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung ist Arbeitsgrundlage f r P dagoginnen und P dagogen aus verschiedenen Berufsgruppen. Sonderschullehrerinnen und Sonderschullehrer Sonderschullehrerinnen und Sonderschullehrer erstellen in Absprache mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer Klasse bzw. einer Stufe den Gesamtplan f r Unterricht und Erziehung. Sie tragen damit die Verantwortung f r die Verwirklichung der Inhalte des Lehrplans f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung. Lehrerinnen und Lehrer allgemeiner Schulen Lehrerinnen und Lehrer der allgemeinen Schulen verwenden den Lehrplan f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung, wenn sie Sch lerinnen und Sch ler mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung in integrativen Formen unterrichten. Sie werden dabei von Sonderschullehrerinnen und Sonderschullehrern fachlich beraten und sonderp dagogisch unterst tzt. Fachlehrerinnen und Fachlehrer Fachlehrerinnen und Fachlehrer mit sonderp dagogischer Zusatzausbildung erteilen Unterricht in den Lernbereichen Religionslehre, Musik, Kunst, Werken, Textiles Gestalten, Hauswirtschaft und Sport. Heilp dagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Heilp dagogische Fachlehrerinnen und Fachlehrer sowie Heilp dagoginnen und Heilp dagogen im F rderschuldienst gestalten in Absprache mit den Sonderschullehrerinnen und Sonderschullehrern Erziehung und Unterricht. Das Fach Werken k nnen Werkmeisterinnen und Werkmeister erteilen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus therapeutischen Berufsfeldern der mit der Schule verbundenen Manahmetr ger unterst tzen und erg nzen die F rderangebote. Die Zusammenarbeit des therapeutischen Personals mit den anderen Berufsgruppen findet im interdisziplin ren Austausch statt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pflegedienst Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger, Krankenschwestern und Krankenpfleger, Heilerziehungspflegehelferinnen und Heilerziehungspflegehelfer wirken in Erziehung und Unterricht mit. 5.3 Aufgaben und fachliche Kompetenzen Beratung Beratung ist ein vielf ltiges Aufgabenfeld im Bereich sonderp dagogischer F rderung. Sie wird im Wesentlichen von Sonderschullehrerinnen und Sonderschullehrern erbracht. Beratung vollzieht sich in folgenden Bereichen: im Rahmen der p dagogischen Fr hf rderung, durch die mobile sonderp dagogische Hilfe und durch die Mobilen Sonderp dagogischen Dienste; in Gespr chen mit Eltern sowie mit Kolleginnen und Kol10

GRUNDLAGEN UND LEITLINIEN STAND 31.01.2003 legen; im Zusammenhang mit Aus- und Fortbildungsmanahmen. Erfolgreiche Beratungst tigkeit setzt Beratungskompetenz voraus. Dazu geh ren das Wissen ber den Ablauf von Beratungsprozessen, die Bereitschaft zu regelm iger Reflexion der Beraterrolle und die Beherrschung von Techniken der Gespr chsf hrung. Zusammenarbeit mit Eltern und Erziehungsberechtigten Die famili re Erziehungssituation mit Kindern, deren Entwicklungsbedingungen zu Erschwernissen in der Lebensbew ltigung f hren, ist h ufig von auergew hnlichen Belastungen des Alltags gepr gt. Lehrerinnen und Lehrer verstehen sich als fachkompetente Partnerinnen und Partner der Eltern und Erziehungsberechtigten. Sie erkennen die auf t glicher Erfahrung beruhende elterliche Einsch tzung des Kindes oder Jugendlichen an und bringen diese in Einklang mit dem schulischen Erziehungshandeln. Schule und Elternhaus erg nzen ihr Wissen im wechselseitigen Austausch und gew hrleisten eine umfassende Bildung und Erziehung. Beratende Gespr che finden in einer offenen, kooperativen Atmosph re statt. Dabei nehmen Lehrerinnen und Lehrer eine zuh rende, verstehende Haltung ein, ohne den Blick f r die Wirklichkeit auer Acht zu lassen. Folgende Organisationsformen der Zusammenarbeit mit den Eltern und Erziehungsberechtigten bieten sich an: Elternbrief, Elterngespr ch, Elternabend, Hausbesuch, Elternstammtisch. Zusammenarbeit im Team An der schulischen Erziehung von Kindern und Jugendlichen mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung sind mehrere Personen beteiligt. Um der Forderung nach ganzheitlicher Erziehung gerecht zu werden, m ssen die verschiedenen Manahmen der Schule und der Heilp dagogischen Tagesst tte immer wieder aufeinander abgestimmt werden. Ebenso besteht ein kontinuierlicher Informationsaustausch ber Beobachtungen einzelner Sch lerinnen und Sch ler. Folgende p dagogische Aufgabenstellungen sollen im Team bearbeitet werden: Umfassende Diagnostik, Planung und Durchf hrung von Erziehung, Unterricht und Pflege Reflexion und Analyse p dagogischer Problemsituationen, gemeinsame Suche nach L sungswegen Organisation, Planung und Reflexion von Angelegenheiten, die die gesamte Schule betreffen Stufenbezogener Informationsaustausch, Festlegung der mittelfristigen Lehr- und Lernplanung Klassenbezogener Informationsaustausch, Unterrichtsplanung Vorbereitung und Nachbesprechung von gemeinsamem Unterricht und Schulleben Konzeptionelle Entwicklungen Teams k nnen je nach Bedarf in unterschiedlichen Formen organisiert werden: Gesamtkonferenz Stufenteam Klassenteam Kooperationsteam Interdisziplin res Team Kollegiales Beratungsteam Arbeitskreis Um Zusammenarbeit im Team erfolgreich zu gestalten, gilt es vor allem folgende Aspekte zu beachten: Zeitpunkt und Dauer einer Teamsitzung werden rechtzeitig festgelegt. Das Thema der Besprechung ist allen Beteiligten im Vorfeld bekannt. Zielsetzungen werden in bereinstimmung formuliert. Die Verantwortung f r den Ablauf eines Teamgespr chs bernimmt ein Teammitglied.

6. Organisationsstrukturen f r Erziehung und Unterricht im Frderzentrum f r den Frderschwerpunkt geistige Entwicklung6.1 Organisation Stufengliederung Der Lehrplan f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung besitzt G ltigkeit f r die Grundschulstufe und die Hauptschulstufe des F rderzentrums mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung. F r die Werkstufe, die organisatorisch dem F rderzentrum mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung angeh rt, gelten ein eigener Lehrplan und besondere Strukturen. F r die Grundschulstufe und die Hauptschulstufe k nnen folgende, umfassende Schwerpunktsetzungen beschrieben werden: Grundschulstufe Die Grundschulstufe besuchen Sch lerinnen und Sch ler ab dem vollendeten sechsten Lebensjahr f r eine Dauer von mindestens vier Schulbesuchsjahren. Der bergang von der Schulvorbereitenden Einrichtung bzw. vom Kindergarten in die Schule erfordert von den Kindern die Einstellung auf vielf ltige Ver nderun11

GRUNDLAGEN UND LEITLINIEN STAND 31.01.2003 gen. Besonders die zeitlich und inhaltlich zun chst unbekannte Strukturierung des Vormittags sowie schulische Verhaltens- und Arbeitsweisen werden schrittweise eingef hrt. Im Mittelpunkt des Unterrichts steht die Begegnung mit kindgem en Themen aus allen Lernbereichen. Zudem erwerben die Kinder die Schriftsprache, um damit ihre individuellen Ausdrucks- und Kommunikationsm glichkeiten zu erweitern. Hauptschulstufe Die Hauptschulstufe besuchen Sch lerinnen und Sch ler vom f nften bis zum neunten Schulbesuchsjahr. Pr gend f r diese Altersgruppe sind die altersspezifischen Entwicklungsaufgaben des Jugendalters, etwa Verarbeitung k rperlicher Ver nderungen, Abl sung vom Elternhaus und Aufbau von Beziehungen zu Gleichaltrigen. Dabei gilt es, Verhaltensweisen aus der Kindheit schrittweise aufzugeben und erwachsen zu werden. Kenntnisse, F higkeiten und Fertigkeiten werden unter besonderer Ber cksichtigung der Altersgem heit gefestigt und fortgef hrt. Sch lerinnen und Sch ler gewinnen Einblick in die Arbeitswelt, lernen M glichkeiten der Freizeitgestaltung kennen und besch ftigen sich mit den Themen Partnerschaft und Wohnen. Der Erwerb von weiterf hrenden Kenntnissen in den Kulturtechniken wird in der Hauptschulstufe nur angestrebt, wenn zus tzliche Lernfortschritte zu erwarten sind. Die f r die Kulturtechniken aufgewendete Lernzeit muss in angemessenem Verh ltnis zum Nutzen f r die zuk nftige Lebensgestaltung der Sch lerinnen und Sch ler stehen. Frhe F rderung Fr he sonderp dagogische F rderung hat pr ventive und integrative Funktion. Das F rderzentrum f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung unterst tzt: P dagogische Frhf rderung Die Entwicklungsf rderung erfolgt in Zusammenarbeit mit den Eltern und Erziehungsberechtigten sowie im interdisziplin ren Team mit verschiedenen Fachdiensten. Anregungen f r die inhaltliche Gestaltung von F rdersituationen k nnen dem Lehrplan f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung entnommen werden. Mobile sonderp dagogische Hilfen Kinder mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung, die den Kindergarten besuchen, erhalten durch die mobile sonderp dagogische Hilfe Entwicklungsangebote. Schulvorbereitende Einrichtung Die Schulvorbereitende Einrichtung besuchen Kinder, die auf Grund erheblicher Entwicklungsbeeintr chtigungen zur Erf llung ihrer Schulpflicht eine besondere Vorbereitung ben tigen. Die Gruppen der Schulvorbereitenden Einrichtung werden von Heilp dagogischen Fachlehrerinnen und Fachlehrern in Zusammenarbeit mit Sonderschullehrerinnen und Sonderschullehrern betreut. F r die Auswahl von Bildungsinhalten kann der Lehrplan f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung als Orientierung dienen. Lernen findet vorwiegend spielerisch und situationsgebunden statt. Mobile Sonderp dagogische Dienste Sch lerinnen und Sch ler mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung k nnen die allgemeine Schule in vollem Umfang oder stundenweise besuchen. Um dort ihrem Bed rfnis nach individueller Unterrichtsgestaltung gerecht zu werden, wird sonderp dagogisches Fachwissen in die allgemeinen Schulen bertragen. Diese Aufgabe bernehmen Sonderschullehrerinnen und Sonderschullehrer, die in den Mobilen Sonderp dagogischen Diensten t tig sind. Sie beraten die Lehrerinnen und Lehrer der allgemeinen Schulen bei spezifischen p dagogischen und didaktischen Fragen, die sich im Zusammenhang mit integrativem Unterricht ergeben. Sie begleiten Sch lerinnen und Sch ler mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung w hrend des Unterrichts und unterst tzen diese bei Bedarf. Diagnostik, Absprachen mit Sonderschullehrerinnen und Sonderschullehrern anderer F rderzentren sowie die Zusammenarbeit mit den Eltern geh ren zudem zu den Aufgaben der Mobilen Sonderp dagogischen Dienste. Flexibilit t der Organisationsstrukturen Bei der Organisation des F rderzentrums f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung werden die an vielen Orten unterschiedlichen Rahmenbedingungen ber cksichtigt. Diese k nnen sein: eine heterogene Sch lerschaft mit sehr spezifischen Beeintr chtigungen; die Umgebung der Schule, die - abh ngig von l ndlichem oder st dtischem Standort - im Blick auf die Lebensbew ltigung divergierende Lernanforderungen stellt; die personellen Gegebenheiten der Schule, die etwa bei Angliederung einer Heilp dagogischen Tagesst tte die Einbindung des therapeutischen Personals dieser Einrichtung in Erziehung und Unterricht m glich macht. Wegen der Vielfalt der Voraussetzungen werden Organisationsstrukturen des F rderzentrums f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung grunds tzlich standortbezogen entwickelt und beweglich gehandhabt. Es gibt drei entscheidende Parameter, in denen diese Flexibilit t zum Ausdruck kommt: Zeitliche Strukturen Der Unterricht wird nicht in 45-Minuten-Einheiten erteilt. Die Dauer einer Unterrichtseinheit richtet sich im Wesentlichen nach: 12

GRUNDLAGEN UND LEITLINIEN STAND 31.01.2003 der Lernf higkeit und Belastbarkeit von Sch lerinnen und Sch lern den organisatorischen Erfordernissen des Unterrichtsfachs den Unterrichtsinhalten dem Zeitbedarf der Unterrichtsmethode Klassenbildung Die Bildung von Klassen erfolgt nach sonderp dagogischen Gesichtspunkten und in Zusammenarbeit mit der Heilp dagogischen Tagesst tte. Lernbed rfnisse sowie Lebens- und Entwicklungsalter der Sch lerinnen und Sch ler sind hier ebenso von Bedeutung wie soziale Aspekte. Die Klassen sind so zu bilden, dass dort Sch lerinnen und Sch ler mit unterschiedlich hohem F rderbedarf gemeinsam unterrichtet werden. Besonders in Klassen, in denen auch Kinder und Jugendliche mit erheblichen Erschwernissen in der Selbstversorgung, im emotionalen und sozialen Verhalten sowie im Bereich der Kommunikation lernen, ist ein groes Ma an Differenzierung unerl sslich. Der Unterricht in den F chern Hauswirtschaft, Textiles Gestalten und Werken wird in Gruppen erteilt. Wenn die Schule von einer groen Anzahl von Sch lerinnen und Sch lern besucht wird, deren Lern- und Leistungsverm gen zum F rderschwerpunkt Lernen tendiert, k nnen f r diesen Personenkreis eigene Klassen gebildet werden. Die M glichkeit eines Wechsels in ein F rderzentrum mit dem F rderschwerpunkt Lernen bzw. ein Sonderp dagogisches F rderzentrum muss regelm ig berpr ft werden. Eine enge Zusammenarbeit mit den Sonderschullehrerinnen und Sonderschullehrern dieser F rderzentren ist deshalb erforderlich. Die Klassenleitung ist ber die Zielsetzungen dieser F rderzentren sowie ber den Lern- und Leistungsstand ihrer Sch lerinnen und Sch ler eingehend informiert, um bertrittsm glichkeiten f r einzelne Sch lerinnen und Sch ler fachlich angemessen einzusch tzen und zu er ffnen. Wenn Inhalte und Ziele des Lehrplans f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung nicht ausreichen, soll der Lehrplan zur individuellen Lernf rderung erg nzend Verwendung finden. Im Rahmen des Grundlegenden Unterrichts liegt ein Schwerpunkt auf der Vermittlung von Kulturtechniken. Die notwendige intensive diagnostische Arbeit wird von Sonderschullehrerinnen oder Sonderschullehrern erbracht. Klassen- und stufenbergreifender Unterricht Neben Manahmen innerer Differenzierung bietet sich auch die M glichkeit der ueren Differenzierung an, um den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Sch lerinnen und Sch ler gerecht zu werden. Dabei werden mehrere Klassen f r einen begrenzten Zeitraum neu zusammengesetzt. Abh ngig von den Inhalten, die in der Differenzierungsgruppe vermittelt werden sollen, variieren die Kriterien zur Gruppeneinteilung: Im Bereich basaler Unterrichtsangebote oder der Kulturtechniken geben die individuellen Lernbed rfnisse den Ausschlag f r die Zuordnung. Bei Projekten oder im klassen bergreifenden Fachunterricht steht die Ber cksichtigung von sch lerbezogenen Interessen im Mittelpunkt. Diese Organisationsform erfordert von Lehrerinnen und Lehrern eine erh hte Bereitschaft zu intensiver Zusammenarbeit, denn es m ssen diagnostische Erkenntnisse ausgetauscht und Unterrichtsinhalte abgestimmt werden. Der Schulleitung kommt die Aufgabe zu, den Stundenplan so zu gestalten, dass er klassenund stufen bergreifenden Unterricht erm glicht.-

6.2 ffnung und Zusammenarbeit Soziale Integration ist ein Prozess, in dem Menschen, die einer Minderheit angeh ren, jene Normen und Werte erfahren, von denen die Mehrheit der Gesellschaft gepr gt ist; in dem aber auch die Gesellschaft lernen muss, sich in Anbetracht der Bed rfnisse dieser Minderheit normativ neu auszurichten. Es ist Aufgabe des F rderzentrums f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung, diese wechselseitige Durchl ssigkeit zu gestalten. Das kann durch Veranstaltungen innerhalb und auerhalb der Schule geschehen, zu denen die interessierte ffentlichkeit eingeladen wird. Auch durch die Darstellung der Schule in den Medien, durch aktive Teilnahme am ffentlichen Leben und durch Zusammenarbeit mit politischen Gremien, in rtlichen Vereinen, in Kirchengemeinden und Volkshochschulen wird der Kontakt zwischen der Schule und ihrem gesellschaftlichen Umfeld aufgebaut und erhalten. Der Lernweg von Kindern und Jugendlichen mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung vollzieht sich im Verlauf ihres Lebens in verschiedenen Einrichtungen. Um die sich daraus ergebenden bergangssituationen ohne Br che und zugunsten der individuellen Interessen und M glichkeiten der Sch lerinnen und Sch ler zu gestalten, stehen Fr hf rderung, Schulvorbereitende Einrichtung, Schule, Werkstufe, Werkstatt f r behinderte Menschen, Integrationsfachdienste, Arbeitsverwaltung und Betriebe in dauerhaftem Kontakt. Das F rderzentrum mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung ffnet sich in besonderer Weise f r die Zusammenarbeit mit einer Heilp dagogischen Tagesst tte. Beide Einrichtungen sind entweder in additiver oder integrativer Form miteinander verbunden. Sie stimmen ihre p dagogischen und therapeutischen Konzepte aufeinander ab. 6.3 Profilbildung und Entwicklung In allen Schulen vollzieht sich ein fortlaufender innerer und uerer Wandel. Fortentwicklungen sind im Wesentlichen bedingt durch die Pluralisierung von Wertevorstellungen in einer von Globalisierung gepr gten 13

GRUNDLAGEN UND LEITLINIEN STAND 31.01.2003 Gesellschaft, durch Ver nderung der Erfahrungswelt von Sch lerinnen und Sch lern sowie daraus abzuleitende Qualifikationsanforderungen an Lehrerinnen und Lehrer. Es gilt, diese Prozesse gezielt zu gestalten und f r jede Schule ein individuelles Profil zu entwickeln. Den Schulleiterinnen und Schulleitern kommt in diesem Feld eine herausragende Rolle zu: Sie initiieren und begleiten Schulentwicklung. Sie ziehen bei Bedarf externe Berater hinzu. Schulentwicklung ist kein einmaliges Vorhaben, sondern ein offener, kontinuierlicher Vorgang, dessen Ergebnisse in regelm igen Abst nden zusammengefasst, reflektiert und evaluiert werden. Ausgangspunkt f r die Weiterentwicklung k nnen Themenschwerpunkte sein, die sich auf die gesamte Schule oder auf einzelne Aspekte beziehen. Ergebnisse werden in Form einer Beschreibung des Bildungsangebots der einzelnen Schule dargestellt und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Eltern und der interessierten ffentlichkeit zug nglich gemacht. Das Erreichen der im Rahmen von Schulentwicklungsprozessen gesetzten Ziele bedarf einer regelm igen berpr fung. Diese Evaluation f hrt zu korrigierten oder neuen und weiterf hrenden Zielvorstellungen. Unterrichtsentwicklung Pr gendes Merkmal von Schule ist es, Unterricht zu gestalten. Deshalb wird interne Schulentwicklung auch als Unterrichtsentwicklung verstanden. Auf Grund der Tatsache, dass alle Teilbereiche von Schule in einem System verbunden und voneinander abh ngig sind, ergeben sich aus Unterrichtsreformen auch Ver nderungen in den Bereichen von Personal- und Organisationsentwicklung. Dabei d rfen Neuerungen im Unterricht nicht auf die Arbeit einzelner Lehrerinnen und Lehrer beschr nkt bleiben, sondern m ssen sich auf die Schule in ihrer Gesamtheit ausbreiten und institutionell abgesichert werden. Unterrichtsentwicklung kann sich auf folgende Bereiche erstrecken: inhaltliche Schwerpunktsetzungen, zeitliche Organisation, didaktischmethodische Innovationen, Verwendung von Lehr- und Lernmitteln, Diagnostik. Personalentwicklung Wissenschaftliche Erkenntnisse und sich hieraus ergebende sonderp dagogische F rderans tze unterliegen einer st ndigen Weiterentwicklung. F r Lehrerinnen und Lehrer erfordert dies lebenslange Lern- und Fortbildungsbereitschaft. Ein aktuelles Fortbildungsangebot wird schulintern, regional und berregional zur Verf gung gestellt. Personalentwicklung vollzieht sich vor allem auf folgenden Gebieten: Fortentwicklung eines fundierten sonderp dagogischen Handlungsrepertoires, Entwicklung und Erhaltung von Berufszufriedenheit, Analyse von St rken und Schw chen in einem vertrauensvollen Schulklima bei Bedarf durch externe Beratung und Supervision, Professionalisierung von Zusammenarbeit und Arbeitsteilung. Organisatorische Entwicklung Organisationsstrukturen von Schule haben dienende Funktion: Sie werden so transparent und flexibel gestaltet, dass sie Ver nderungen in allen Bereichen der Schule zulassen. Positive Rahmenbedingungen garantieren einen reibungslosen und effektiven Ablauf des Unterrichtsbetriebs im Sinne gemeinsam vereinbarter Grunds tze. Entwicklung in der Organisation von Schule kann sich unter folgenden Zielaspekten vollziehen: Optimierung des Schulmanagements im Hinblick auf die Durchf hrung des Unterrichts und unter Ber cksichtigung der Arbeitszufriedenheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Optimierung von Kommunikationsstrukturen, verst rkte ffnung der Schule nach auen, Demokratisierung von Entscheidungsprozessen.

7. Erziehung und Unterricht durch Zusammenarbeit des Frderzentrums f r den Frderschwerpunkt geistige Entwicklung mit anderen Frderzentren und SchulenUm das Ziel der sozialen Integration zu verwirklichen, bauen Sch lerinnen und Sch ler unabh ngig vom Ausma ihrer Beeintr chtigungen Kontakte und Beziehungen zu Sch lerinnen und Sch lern anderer Schularten auf. Lehrerinnen und Lehrer verschiedener Schularten schaffen durch intensive Zusammenarbeit Chancen f r gemeinsames Handeln. Es bestehen vielf ltige M glichkeiten f r die Gestaltung und inhaltliche Schwerpunktsetzung dieser Kooperation, die gen tzt und ausgeweitet werden m ssen. Hierbei ist es n tig, die Organisationsstrukturen den rtlichen Bed rfnissen und Gegebenheiten anzupassen. Nachfolgende integrative Formen schulischen Lernens sind beispielhaft zu nennen: 7.1 Gemeinsames Lernen durch Kooperation Eine Klasse des F rderzentrums mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung und eine Klasse einer anderen Schulart begegnen sich und gestalten gemeinsam Unterricht und Schulleben. Die Begegnungen finden in regelm igen Abst nden statt und sind zeitlich begrenzt. Alle Aktivit ten werden von den verantwortlichen Lehrerinnen und Lehrern im Team geplant, durchgef hrt und reflektiert.

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GRUNDLAGEN UND LEITLINIEN STAND 31.01.2003 7.2 Gemeinsames Lernen in Au enklassen Eine Klasse des F rderzentrums mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung gestaltet Unterricht und Schulleben gemeinsam mit einer Klasse einer anderen Schulart. Dabei ist eine der beiden Klassen im Schulgeb ude der Partnerklasse untergebracht. Voraussetzungen f r die Einrichtung einer Auenklasse sind: Vorliegen eines standortbezogenen p dagogischen Konzepts Wohnortnahe Beschulung aller Sch lerinnen und Sch ler der Auenklasse Zustimmung aller Eltern und Erziehungsberechtigten der Sch lerinnen und Sch ler der Auenklasse Vorhandensein angemessener personeller, r umlicher, s chlicher und, - bei Bedarf - auch k rperbehindertengerechter Bedingungen Die ausgelagerte Klasse bleibt in rechtlicher und organisatorischer Hinsicht ein Bestandteil der Stammschule. 7.3 Gemeinsames Lernen in anderen Frderschulformen Um f r Sch lerinnen und Sch ler, deren F rderbedarf nicht eindeutig einem F rderschwerpunkt zuzuordnen ist, ein individuell angemessenes Unterrichtsangebot zur Verf gung zu stellen, wird die Durchl ssigkeit des stark gegliederten F rderschulsystems erh ht. Gegenseitige Hospitationen der Lehrerinnen und Lehrer, gemeinsamer Unterricht und stundenweiser Austausch von Sch lerinnen und Sch lern gew hrleisten eine verst rkte Zusammenarbeit des F rderzentrums mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung mit anderen F rderzentren. 7.4 Gemeinsames Lernen in allgemeinen Schulen Kinder und Jugendliche mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung k nnen allgemeine Schulen besuchen, solange dies f r ihre gesamte Entwicklung zutr glich ist und Lernerfolge sichtbar werden. Dabei ist daf r Sorge zu tragen, dass die personellen, r umlichen und s chlichen Voraussetzungen den speziellen Bed rfnissen der betreffenden Sch lerinnen und Sch ler gerecht werden. Wesentlich ist auch, dass Eltern den ausdr cklichen Wunsch nach integrativer und wohnortnaher Beschulung uern. Sch lerinnen und Sch ler, denen der Unterricht im F rderzentrum f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung in bestimmten F chern inhaltlich und methodisch nicht gerecht wird, k nnen stundenweise eine andere Schulart besuchen.

8. Arbeit mit dem Lehrplan8.1 Aufbau des Lehrplans und Vernetzung der Lernbereiche Der Aufbau des Lehrplans nach Lernbereichen und deren Benennung folgt zwei berlegungen: Die Lerninhalte werden aus den Lebens- und Erfahrungsbereichen aller Kinder und Jugendlicher abgeleitet. Die allgemeine Schule verf gt ber einen traditionellen F cherkanon, dessen Lerngegenst nde auch f r Sch lerinnen und Sch ler mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung von Bedeutung sind. Sch lerinnen und Sch ler mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung haben spezifische Lernbed rfnisse, die in alle Lebensfelder hineinreichen. Jene Lerninhalte, die diese Lernbed rfnisse aufgreifen, bed rfen einer detaillierten Beschreibung. Die Gliederung des Lehrplans ber cksichtigt beide Aspekte. In den Lernbereichen Religion, Spiel, Heimat, Natur, Medien, Zeit und Freizeit, Mathematik, Deutsch, Musik, Kunst, Werken, Textiles Gestalten, Hauswirtschaft sowie Bewegung und Sport werden Lerninhalte aufgegriffen, die auch die Lehrpl ne f r die Grundschule und f r die Hauptschule pr gen. Die gesonderte Ausarbeitung von Lernbereichen wie Heimat, Natur, Zeit und Freizeit, Medien und anderen weist auf den engen Bezug zur Lebenswelt von Sch lerinnen und Sch lern hin. Ein weiterer Unterschied zu den Lehrpl nen f r die allgemeinen Schulen besteht in der differenzierten Akzentuierung von jenen Zugangsweisen, die auch Sch lerinnen und Sch lern mit schweren Beeintr chtigungen Lernen in allen Lernbereichen erm glichen. Die Lernbereiche Wahrnehmung und Bewegung, Denken und Lernen, Kommunikation und Sprache, Pers nlichkeit und soziale Beziehungen sowie Selbstversorgung bilden eine Einheit. Dort werden Aspekte beschrieben, die das Lernen in allen weiteren Feldern vorbereiten und st ndig begleiten. Es werden Inhalte thematisiert, die sich auf grundlegende Bed rfnisse und F higkeiten beziehen und f r Sch lerinnen und Sch ler mit dem F rderschwerpunkt geistige Entwicklung von besonderer Bedeutung sind. Eine Sonderstellung nimmt der Bereich Gemeinsam lernen ein. Die M glichkeit gemeinsamen Lernens von Sch lerinnen und Sch lern mit und ohne sonderp dagogischem F rderbedarf h ngt nicht von bestimmtem Lerninhalten und Lernt tigkeiten ab. Vielmehr sind es organisatorische Manahmen und methodische Vorgehensweisen, die das Lernen in uerst heterogenen Lerngruppen, wie sie bei gemeinsamem Lernen vor-

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GRUNDLAGEN UND LEITLINIEN STAND 31.01.2003 zufinden sind, erst erm glichen. Aus diesem Grund nehmen Hinweise zu Organisation und Methodik im Lernbereich Gemeinsam lernen breiten Raum ein. In der Lehrplanstruktur wird das Bildungsgut in sachlogischer Abfolge dargestellt. Diese Darstellung entspricht nicht der komplexen Lebens- und Lernwirklichkeit von Sch lerinnen und Sch lern. Die Zusammenschau der Lerninhalte im Sinne von ganzheitlicher Unterrichtsgestaltung ist Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer. Sie sind verpflichtet, bei Planung und Vorbereitung des Unterrichts die Lerninhalte aus mehreren Lernbereichen einzubeziehen und ganzheitliche Bez ge herzustellen. Auf wesentliche Querverbindungen wird in den erl uternden Texten zu den einzelnen Lernbereichen hingewiesen. 8.2 Struktur der Lernbereiche Unterricht wird im Wesentlichen von der Sachstruktur der Lerninhalte und den Lernt tigkeiten der Sch lerinnen und Sch ler bestimmt. Sch lerinnen und Sch ler finden auf Grund ihrer individuellen Lernf higkeiten und Lernbed rfnisse h chst unterschiedliche Zugangsweisen zu den Lerngegenst nden. Deshalb erfolgt im Lehrplan eine getrennte Beschreibung von Sachstruktur und T tigkeitsstruktur. Sachstruktur Hier werden die inhaltlichen Elemente des Unterrichtsgegenstands gegliedert. Diese Gliederung erfolgt auf den beiden nummerierten Gliederungsebenen und in der linken Spalte. Die Abfolge der Gliederungspunkte ist nicht hierarchisch aufgebaut und gibt keine Hinweise darauf, in welcher Reihenfolge die Inhaltsbereiche im Unterricht zu behandeln sind. Die jeweiligen Gliederungspunkten sind jedoch als thematische Schwerpunkte zu verstehen. In vielen F llen m ssen diese durch inhaltliche Verkn pfungen zu einer sinnvollen Unterrichtseinheit zusammengef hrt werden. Dies gilt besonders in Lernbereichen, in denen Grundfertigkeiten Voraussetzung f r komplexe Handlungsvollz ge darstellen. T tigkeitsstruktur In der rechten Spalte wird eine F lle von Lernaktivit ten beschrieben. Dar ber hinaus werden Gestaltungsideen f r den Unterricht empfohlen, die daf r geeignet sind, Lernaktivit ten in Gang zu setzen. Die T tigkeitsstruktur hat exemplarischen Charakter und erhebt keinen Anspruch auf Vollst ndigkeit. Es werden m gliche Handlungs- und Denkweisen der Sch lerinnen und Sch ler aufgezeigt, die es ihnen gestatten, sich den Lerngegenstand anzueignen. Dabei werden sinnlich-wahrnehmende, handelnd-aktive, bildlich-darstellende und begrifflich-abstrakte Lernt tigkeiten ber cksichtigt. Ebenso werden Lern- und Handlungsweisen beschrieben, die sich zunehmend vom K rpernahfeld der Lernenden entfernen. 8.3 Verbindlichkeit Der vorliegende Lehrplan stellt ein Lernangebot f r Sch lerinnen und Sch lern bereit, deren Lernbed rfnisse so unterschiedlich sind, dass das Bildungsgut nicht an Klassenstufen gekoppelt werden kann. Aus diesem Grund wird die Zuordnung bestimmter Lerninhalte zu Klassenstufen, wie sie durch die Lehrpl ne f r die allgemeinen Schulen erfolgt, nicht zwingend festgelegt. Es wird jedoch von Lehrerinnen und Lehrern verbindlich gefordert, dass sie Sch lerinnen und Sch lern im Verlauf ihrer gesamten Schulbesuchszeit die M glichkeit geben, Zugang zu Lerninhalten aus allen Lernbereichen zu finden. Dabei dient die Sachstruktur der einzelnen Lernbereiche als Orientierung f r die Unterrichtsvorbereitung. Lehrerinnen und Lehrer entscheiden in Kenntnis der aktuellen Lernbed rfnisse eigenverantwortlich, welche Themen im Mittelpunkt des Unterrichts stehen und wie diese angemessen methodisch-didaktisch aufbereitet werden. Anregungen f r die Umsetzung der ausgew hlten Inhalte bietet die rechte Spalte. Um eine umfassende Bildung zu gew hrleisten, die alle Lern- und Lebensbereiche einschliet, ist f r jede Sch lerin und jeden Sch ler ein verbindlicher Lernnachweis zu f hren. Dieser trifft Aussagen ber das Unterrichtsangebot eines Schuljahres und dar ber, welche Zugangs- und Handlungsweisen bei der Besch ftigung mit dem Unterrichtsthema individuell erprobt, entwickelt und gefestigt wurden. Die Inhalte des vorliegenden Lehrplans k nnen durch die Lehrpl ne f r andere F rderschwerpunkte und Schularten erg nzt werden. Erweiternde Inhalte finden sich vor allem im Lehrplan f r die bayerische Grundschule, im Lehrplan f r die Hauptschule und in den adaptierten Lehrpl nen f r die verschiedenen F rderschwerpunkte. In Einzelf llen kann auch der Lehrplan f r das Gymnasium hinzugezogen werden. 8.4 Planung des Unterrichts Der Lehrplan f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung ber cksichtigt aktuelle p dagogische, sonderp dagogische und fachwissenschaftliche Erkenntnisse. Da sich diese in einem andauernden Prozess der Weiterentwicklung befinden, muss der Lehrplan entsprechend dieser Fortschritte und Ver nderungen flexibel gehandhabt werden. Die Planung des Unterrichts erfolgt auf der Grundlage des Lehrplans. Lehrerinnen und Lehrer entwickeln spezifische klassen- und lerngruppenbezogene Lehrpl ne. Sie stellen bei der Planung die Sch lerinnen und Sch ler mit ihren aktuellen Lernm glichkeiten und zuk nftigen Lernbed rfnissen in den Mittelpunkt. Sie ber cksichtigen zudem regionale und standortspezifische Gegebenheiten. Bei der Lehrplanung und Unterrichtsgestaltung werden alle im Team einer Klasse t tigen Lehrerinnen und Lehrer einbezogen. 16

GRUNDLAGEN UND LEITLINIEN STAND 31.01.2003 Klassen- und F rderpl ne Klassen- und F rderpl ne geben einen berblick ber das Unterrichtsangebot f r eine Lerngruppe bzw. f r einzelne Sch lerinnen und Sch ler. Sie bauen auf die vorausgegangenen Lerninhalte auf. Jahrespl ne bieten einen berblick, w hrend die detaillierte Planung von Unterrichtseinheiten in Trimesteroder Halbjahrespl nen erfolgt. Der zeitliche Umfang und die Anzahl der Lerneinheiten zu einem Themenkomplex werden festgelegt. Diese Planung ist jedoch so flexibel zu handhaben, dass unvorhergesehene Lernerfordernisse ber cksichtigt werden und kurzfristige nderungen erfolgen k nnen. Individuelle F rderpl ne werden aus dem Klassenlehrplan entwickelt und beschreiben Zugangsweisen, die im Zusammenhang mit dem Unterrichtsangebot f r einzelne Sch lerinnen und Sch ler erm glicht werden sollen. Wochenpl ne Wochenpl ne geben Auskunft ber die Unterrichtsvorhaben einer Schulwoche. Sie dienen dem Informationsaustausch aller in der Klasse unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer. Dar ber hinaus geben sie im Sinne einer Verlaufsplanung Aufschluss ber den aktuellen Stand der Umsetzung von Klassen- und F rderpl nen.

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GEMEINSAM LERNEN1. 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 Organisatorische Vorbereitung....................................................................................................... Kontaktaufnahme der Lehrerinnen und Lehrer Kooperation mit den Schulleitungen Informationen f r die Eltern Hospitation Planungshilfen 21

2. Inhaltliche Vorbereitung................................................................................................................... 2.1 Vorbereitung f r alle Sch lerinnen und Sch ler 2.2 Zustzliche Vorbereitungen f r Sch lerinnen und Sch ler der allgemeinen Schule 3. 4. 4.1 4.2 4.3 4.4 5. 5.1 5.2 5.3 5.4 Gegenseitiges Kennenlernen........................................................................................................... Intensivierung des gemeinsamen Lernens.................................................................................... Gemeinsame Interessen Kooperation mit einer Partnerin oder einem Partner Kooperation in der Gruppe Gemeinsames Auftreten in der ffentlichkeit Fortf hrung des gemeinsamen Lernens - Hinweise f r eine integrative Didaktik..................... Lernen am gemeinsamen Gegenstand Arbeit in Gruppen Umgang mit Hilfe Reflexion

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GEMEINSAM LERNENAuf der Grundlage von Artikel 30 des Gesetzes ber das Bayerische Erziehungs- und Unterrichtswesen ist gemeinsames Lernen f r alle Schulen eine verpflichtende Aufgabe. Schule ist der einzige Ort, an dem f r die Dauer der Schulpflicht alle Kinder und Jugendlichen zusammengef hrt werden. Lernen und Leben in der Schule beeinflussen ihre Sozialisation entscheidend. Die Schule hat daher die einmalige Chance und die besondere Pflicht, einen wirkungsvollen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration von Menschen mit Behinderung zu leisten. Die moderne Gesellschaft ist von hoher Individualisierung und einer sich daraus ergebenden Vielfalt von Lebensformen gekennzeichnet. Wenn Erziehung und Unterricht auf das Leben in dieser Gesellschaft vorbereiten sollen, dann muss in der Schule die Normalitt des Verschiedenseins erfahrbar werden. Gemeinsames Lernen kann Sch lerinnen und Sch ler mit und ohne Beeintrchtigungen zu einem vorurteilsfreien miteinander Leben befhigen. Die sich entwickelnden positiven Einstellungen verbessern langfristig die Integrationsm glichkeiten f r Menschen mit Beeintrchtigungen. Gemeinsames Lernen ist f r alle daran beteiligten Sch lerinnen und Sch ler mit folgenden Zielsetzungen verbunden: - sich gegenseitig kennen lernen, - mit dem Gef hl des Befremdetseins positiv umgehen: Neugier statt Ablehnung empfinden, - angemessene Formen im Umgang miteinander ein ben, - die Verschiedenheit von Menschen tolerieren und akzeptieren, - trotz der Verschiedenheit das Verbindende suchen und die Aufmerksamkeit auf eine wechselseitige Bereicherung richten. Neben diesen f r alle Kinder und Jugendlichen geltenden Lernm glichkeiten entwickeln Sch lerinnen und Sch ler vor allem im emotional-sozialen Bereich durch gemeinsames Lernen spezifische Kompetenzen. Sch lerinnen und Sch ler der allgemeinen Schule k nnen - vorurteilsfreies Wissen ber Menschen mit Beeintrchtigungen erwerben, - Stigmatisierungsprozesse erkennen und verringern, - Umgang mit Schwcheren erlernen, - Hilfsbed rftigkeit erkennen, - konstruktive Hilfe geben. Sch lerinnen und Sch ler der F rderschulen k nnen - am gesellschaftlichen Leben teilhaben, - sich auf ein m glichst selbststndiges Leben vorbereiten, - sich selbst realistisch einschtzen, - lernen, um Hilfe zu bitten und Hilfe anzunehmen. Gemeinsames Lernen findet in Sch lergruppen aller Schularten, in verschiedenen Organisationsformen und mit unterschiedlichen Lerninhalten statt. Organisationsstrukturen und Lerngegenstnde werden wesentlich von der Zusammensetzung der Lerngruppe bestimmt. Aus diesem Grund wird an dieser Stelle auf eine Ausweisung von Inhalten verzichtet, die sich an Fchern bzw. Lernbereichen orientieren. Vielmehr werden Phasen aufgezeigt, die dem sozialen Prozess des gemeinsamen Lernens von der Erstbegegnung bis hin zum Lernen in Fchern bzw. Lernbereichen zu Grunde liegen. Diese Phasen sind vor allem dann gegeben, wenn sich gemeinsames Lernen in Form von zeitlich begrenzter Kooperation vollzieht. Die Hinweise auf empfehlenswerte pdagogische und organisatorische Ma nahmen, auf m gliche Lerninhalte sowie deren methodische Umsetzung beziehen sich auf gemeinsames Lernen in verschiedenen F rderzentren und Schularten. Die folgende Grafik zeigt den zeitlichen Verlauf der Anfangsphase des gemeinsamen Lernens. Dieser Ablauf ist auch Grundlage f r die Gliederung des Kapitels Gemeinsam Lernen.

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Organisatorische Vorbereitung

Pdagogische Vorbereitung der Sch lerinnen und Sch ler der F rderschule der Sch lerinnen und Sch ler der allgemeinen Schule

Gegenseitiges Kennenlernen

Intensivierung des gemeinsamen Lernens

Gemeinsame Interessen

Kooperation mit einem Partner/einer Partnerin

Kooperation in der Gruppe

Gemeinsames Auftreten in der ffentlichkeit

Fortf hrung des gemeinsamen Lernens Hinweise f r eine integrative Didaktik

1. Organisatorische Vorbereitung1.1 Kontaktaufnahme der Lehrerinnen und Lehrer Kooperationspartnerinnen und -partner k nnen durch verschiedene Aktivitten gefunden werden: - Informationen im Rahmen von Lehrerkonferenzen - Besuch von Fortbildungen zum Thema Gemeinsam Lernen - Pers nliche Bekanntschaften - Vermittlung durch die Schulaufsicht, durch Schulleiterinnen und Schulleiter, durch die Beratungsschulen - Vermittlung durch Sch lerinnen und Sch ler sowie Eltern und Erziehungsberechtigte Die Freiwilligkeit aller Lehrerinnen und Lehrer sowie eine intakte Beziehungsebene erleichtern die Zusammenarbeit ebenso wie die rumliche Nhe von Schule und Wohnort. Bereits zu Beginn sollen Beweggr nde, Vorstellungen und W nsche benannt und - soweit notwendig - in bereinstimmung gebracht werden. Bei der Festlegung eines zeitlichen Umfangs f r gemeinsames Lernen ist zu ber cksichtigen, dass die Ziele nur dann zu erreichen sind, wenn gemeinsames Lernen ber einen lngeren Zeitraum hinweg regelm ig durchgef hrt wird. Andererseits soll besonders in der Anfangszeit berh hter Erwartungsdruck vermieden werden, der durch zu hohe Intensitt gemeinsamen Lernens entstehen kann. Die Partnerlehrerinnen und Partnerlehrer informieren sich ber Gemeinsamkeiten im schulischen Bildungsangebot. Der Besuch einer Fortbildungsveranstaltung zum Thema Gemeinsam lernen kann vielfltige Anregungen liefern, Zeit f r regen Meinungsaustausch bieten und die k nftige Zusammenarbeit erheblich erleichtern.

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GEMEINSAM LERNEN STAND 31.01.2003 1.2 Kooperation mit den Schulleitungen Gemeinsamer Unterricht und gemeinsames Schulleben bringen komplexe Koordinations- und Organisationsaufgaben mit sich. Es reicht deshalb nicht aus, dass die Schulleitungen ber geplante integrative Ma nahmen informiert werden und ihre Zustimmung geben. Vielmehr m ssen sie das Miteinander aktiv unterst tzen. Die Schulleitungen werden in die organisatorischen Vorbereitungen von gemeinsamem Lernen von Anfang an einbezogen. Sie arbeiten mit den Schultrgern und der Schulaufsicht zusammen. 1.3 Informationen f r die Eltern Gemeinsames Lernen muss behutsam angebahnt werden. - Es empfiehlt sich, die Eltern zuerst schriftlich ber die integrative Ma nahme zu informieren und zu getrennten Klassenelternabenden einzuladen. - Da bei Eltern von Sch lerinnen und Sch lern der allgemeinen Schulen meist keine konkreten Erfahrungen im Umgang mit Sch lerinnen und Sch lern mit Behinderungen bestehen, soll im Rahmen dieser Elternabende eine grundlegende Aufklrung ber Menschen mit geistiger Behinderung sowie ber Arbeitsweisen, Organisation und Bildungsziele des F rderzentrums f r den F rderschwerpunkt geistige Entwicklung erfolgen. Ebenso werden die Eltern der Sch lerinnen und Sch ler mit Behinderungen ber die Sch lerschaft der Partnerschule informiert. 1.4 Hospitation Die Lehrerinnen und Lehrer der Partnerklassen sollen sich im Unterricht gegenseitig besuchen, um sich bei der Partnerklasse vorzustellen, einen Eindruck von der Sch lerschaft zu gewinnen, den Erziehungs- und Unterrichtsstil der Partnerlehrerin oder des Partnerlehrers kennen zu lernen, im Rahmen einer Unterrichtssequenz das Lernverm gen der Partnerklasse einzuschtzen, didaktisch-methodische Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Unterrichtsgestaltung zu erkennen ber die eigene Klasse zu informieren, f r Fragen der Sch lerinnen und Sch ler zur Verf gung zu stehen. Ein wechselseitiger Besuch der Lehrerkonferenz kann dazu genutzt werden, dem Kollegium die geplante Ma nahme vorzustellen. 1.5 Planungshilfen Personal Individuelle Beitrge der Lehrerinnen und Lehrer an Vorbereitung und Durchf hrung der Begegnung absprechen Personalbedarf f r Differenzierungsma nahmen, Versorgung von Sch lerinnen und Sch lern mit Pflegebedarf oder F rderbedarf im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung ermitteln R umlichkeiten Begegnung in der Schule durchf hren, die in Bezug auf inhaltliche Planung und behindertengerechte Rumlichkeiten g nstige Bedingungen stellen kann Gen gend Platz zur Verf gung stellen, damit zu gro e rumliche Nhe nicht zwingend notwendig wird Bei Bedarf mehrere Rume organisieren, um kleine Gruppen bilden zu k nnen Befrderung Sch lerbef rderung organisieren Finanzierung der Sch lerbef rderung klren Bei Fahrt mit mehreren Kleinbussen - bedarfsbezogen - die n tige zustzliche Begleitung im Bus gewhrleisten Bei Bef rderung der Sch lerinnen und Sch ler den Zeitaufwand m glichst gering halten Stundenplan - Kooperationstag festlegen, an dem in beiden Klassen die Klassenlehrerin oder der Klassenlehrer ausschlie lich in der eigenen Klasse unterrichtet; an dem kein Fachunterricht stattfindet und die Klasse personell gut besetzt ist. - Unmittelbar nach dem gemeinsamen Lernen Sch lerinnen und Sch lern Reflexion erm glichen - Gelegenheit zu zeitnaher Nachbesprechung der Lehrerinnen und Lehrer geben

2. Inhaltliche VorbereitungSch lerinnen und Sch ler beider beteiligten Schulen m ssen auf das erste Zusammentreffen vorbereitet werden. Dieser vorbereitende Unterricht erfolgt f r beide Sch lergruppen klassenintern und wird nach M glichkeit von der jeweiligen Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer durchgef hrt. So ist gewhrleistet, dass die Sch lerinnen und Sch ler ihre Erwartungen und etwaige ngste ehrlich aussprechen. Die Sonderschul22

GEMEINSAM LERNEN STAND 31.01.2003 lehrerin oder der Sonderschullehrer kann die Sch lerinnen und Sch ler der allgemeinen Schule in einer Unterrichtseinheit ber das Thema Behinderung informieren. 2.1 Vorbereitung f r alle Sch lerinnen und Sch ler Im Rahmen einer nach Klassen getrennt erfolgenden Vorbereitung findet der erste indirekte Kontakt der Sch lerinnen und Sch ler mit der jeweiligen Partnerklasse statt. Hier erhalten Kinder und Jugendliche erste Informationen ber ihre Partnerklasse. Die Verwendung angemessener Bezeichnungen wie Gste Sch , lerinnen und Sch ler der ... Schule wird im Vorfeld besprochen. Von Beginn an muss darauf geachtet werden, dass sich alle gegenseitige Wertschtzung entgegenbringen. Vorerfahrungen-

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Vorerfahrungen sammeln und besprechen: Geschwister oder Freunde in der anderen Schule, aus anderem Anlass erfolgter Besuch der Partnerschule Erwartungen, W nsche und Bedenken u ern und im Gesprch aufgreifen Von den Erfahrungen der Lehrerin oder des Lehrers beim Besuch der Partnerklasse h ren: Eindr cke, Gesprche, Gemeinsamkeiten, Unterschiede Fotos, Videoaufnahmen vom Unterricht in der Partnerklasse betrachten Tonaufnahmen vom Unterricht in der Partnerklasse h ren Fotowand mit Bildern und Namen der Sch lerinnen und Sch ler erstellen und an die Partnerklasse verschicken Fotowand der Partnerklasse gut sichtbar im Klassenzimmer aufstellen Video- oder Tonaufnahmen mit pers nlicher Vorstellung f r die Partnerklasse aufnehmen Gemalte Bilder mit Namen f r die Partnerklasse gestalten Briefe an die Partnerklasse schreiben Vorschlge f r die inhaltliche Gestaltung der ersten Begegnung sammeln Die Partnerklasse mit einem Brief einladen Namenskarten gestalten: von sich selbst, f r andere Kleine Geschenke f r die Partnerklasse anfertigen Spiele, Lieder, Speisen und Getrnke mit der gesamten Klasse vorbereiten Den Weg zur Partnerklasse besprechen Rumlichkeiten mit gen gend Sitzgelegenheiten ausstatten Rumlichkeiten sthetisch gestalten

Information

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Planung der ersten Begegnung

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2.2 Zustzliche Vorbereitungen f r Sch lerinnen und Sch ler der allgemeinen Schule Die Aufgabe der Vorbereitung von Sch lerinnen und Sch lern aus der allgemeinen Schule bernimmt am g nstigsten die Sonderschullehrerin oder der Sonderschullehrer. Letztere besuchen f r eine oder zwei Unterrichtsstunden die Klasse der allgemeinen Schule. Vorbereitung auf eine Begegnung mit behinderten Sch lerinnen und Sch lern Vorurteilsfreies Wissen ber Behinde- rungen -

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Fragebogen ber Erwartungen, W nsche und Bedenken bearbeiten Fhigkeiten, Kenntnisse, Neigungen und Bed rfnisse der Sch lerinnen und Sch ler mit sonderpdagogischem F rderbedarf kennen lernen B cher zum Thema Behinderung Behinderte lesen , ber stigmatisierende Bezeichnungen nachdenken Selbsterfahrung erm glichen: Rollstuhl fahren, blind essen, von jemand Essen erhalten, eine fremde Schrift lesen, eine fremde Sprache h ren Sich ber spezifische Behinderungsarten und ihre Besonderheiten informieren: Epilepsie, Down-Syndrom, Autismus, stereotype und besonders irritierende Verhaltensweisen Verschiedene Kommunikationsformen kennen lernen und einsetzen: Mimik, Gestik, K rperkontakt, Unterst tzte Kommunikation

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3. Gegenseitiges KennenlernenDie erste unmittelbare Begegnung der beiden Klassen hat zentrale Bedeutung f r den weiteren Verlauf des gemeinsamen Lernens. Hier k nnen Vorurteile ber Menschen mit Behinderungen grundgelegt, verstrkt, widerlegt oder beseitigt werden. Deshalb ist es unerlsslich, dass Lehrerinnen und Lehrer das erste Treffen und die Phase des Kennenlernens sorgfltig vorbereiten. Zu Beginn der Begegnungen stehen sich zwei fremde Lerngruppen gegen ber. Die Sch lerinnen und Sch ler sind neugierig aufeinander. Gleichzeitig kann die unbekannte Situation ngste hervorrufen. Unbekanntes weckt Neugierde Bei einer ersten Begegnung von zwei Klassen aus unterschiedlichen Schulen sind Sch lerinnen und Sch ler in der Regel neugierig aufeinander. Im Unterricht der Anfangsphase wird deswegen das gegenseitige Kennenlernen der Kinder und Jugendlichen mit ihrem spezifischen Verhalten, ihren Interessen, Fhigkeiten und Bed rfnissen bzw. der Klassen und Schulen in den Mittelpunkt gestellt. Unbekanntes macht Angst Insbesondere wenn sich Sch lerin