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Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und Heidi Baumann Leistungsnachweis von Sidney Hyde und Heidi Baumann A Survivor from Warsaw for Narrator Men's Chorus and Orchestra (Ein Überlebender aus Warschau) ARNOLD SCHOENBERG, Op.46 https://de.schott-music.com/werk-der-woche-arnold-schoenberg-a-survivor-from-warsaw

Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und

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Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und Heidi Baumann Leistungsnachweis von Sidney Hyde und Heidi Baumann

A Survivor from Warsaw for Narrator Men's Chorus and Orchestra (Ein Überlebender aus Warschau)

ARNOLD SCHOENBERG, Op.46 https://de.schott-music.com/werk-der-woche-arnold-schoenberg-a-survivor-from-warsaw

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Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und Heidi Baumann Inhaltsverzeichnis

1. Musikhören ........................................................................................................................................... 3 1.1. Heraushören von formalen Abschnitten ............................................................................................... 3

1.1.1 Musik ............................................................................................................................................... 3 1.1.2 Ein monumentales Werk der Zwölftontechnik ..................................................................................... 3 1.1.3 Interpretation .................................................................................................................................. 5

2.1. Fanfaren-Motiv ..................................................................................................................................... 5 1.1. Heraushören der drei verschiedenen Sprachen .................................................................................... 6 1.2. Heraushören der Melodie ..................................................................................................................... 6

2. Historische Hintergründe ........................................................................................................................... 7 2.1 Informationen zum Komponisten ................................................................................................................. 7 2.2 Entstehungsgeschichte ................................................................................................................................. 7 2.3 Äusserung des Komponisten zum Werk ........................................................................................................ 8 2.4 Rezeption des Werkes durch das Publikum .................................................................................................. 9

3. Protagonisten ........................................................................................................................................... 10 3.1 Die Orchesterbesetzung .............................................................................................................................. 10

4. Werkanalyse ............................................................................................................................................. 10 4.1 Welches sind die Ansatzpunkte? ................................................................................................................. 10 4.2 Form ............................................................................................................................................................ 11 4.3 Rhythmik ..................................................................................................................................................... 11

5. Praktische Umsetzung ............................................................................................................................... 11 5.1 Das Publikum erreichen .............................................................................................................................. 11

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1. Musikhören 1.1. Heraushören von formalen Abschnitten

1.1.1 Musik

Wer Musik mit dissonanten und arrhythmischen Elementen wenig kennt, dem wird der Zu-gang zu diesem Werk eventuell schwerfallen. In diesem Stück gibt es keine längeren Melo-dien. Zudem wirkt es quälend und zerrissen, oft auch hektisch. Wenn jedoch die Partitur an-geschaut wird, sind dennoch viele musikalisch strukturierte Elemente erkennbar, wie bei-spielsweise Reihen, Intervalle, Motive, rhythmische Modelle und eine tonale Andeutung. Das Werk ist konstruiert und dennoch dramatisch und expressiv. https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Überlebender_aus_Warschau#Musikalische_Form

1.1.2 Ein monumentales Werk der Zwölftontechnik Die dem Werk zugrunde liegende Reihe sieht folgendermassen aus:

Das Werk bedient sich einer einzigen Zwölftonleiter, den Tönen FIS-G-C-AS-E-DIS-B-CIS-A-D-F-H. Dabei wird die Zwölftonreihe in zwei sechstönige Reihenhälften, den Hexachorde, gear-beitet. Dabei ergänzt sich das Original der ersten Reihenfolge mit der umgekehrten Reihen-folge. Zusammen ergeben sie die 12 chromatischen Töne.

Ein Hexachord (von griechisch hexa „sechs“, chordé „Saite“) ist in der Musiktheorie eine Reihe von sechs aufeinanderfolgenden Tönen oder Tonklassen. https://de.wikipedia.org/wiki/Hexachord

Trotz der dissonanten Töne, sind tonale Anknüpfungspunkte vorhanden.: Übermässiger Dreiklang (Ton 3,4 und 5) Molldreiklang (Ton 9,10 und 11) Verminderter Dreiklang (Ton 10, 11 und 12)

Page 4: Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und

Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und Heidi Baumann Diese Zwölferreihe kann auf jedem beliebigen Ton beginnen, wie im unteren Bild ersichtlich ist. Dabei gibt es 12 Möglichkeiten. Zwölftonreihe- Transposition auf den Ton b:

Zudem kann die Grundreihe gespiegelt, beziehungsweise umgekehrt werden, wie das im unte-ren Bild ersichtlich ist. Dabei gibt es weitere 12 Möglichkeiten. Umkehrung der Grundreihe:

Zwölf andere Möglichkeiten ergeben sich beim Krebs. Die Grundreihe in Krebsform:

Beispiele aus: http://www.aeiou.at/aeiou/musikkolleg/schoenberg/sb-ueb11.htm

Schlussendlich gibt es weitere zwölf Möglichkeiten für die Krebsspiegelung. Das ergibt zu-sammen 48 Möglichkeiten die Töne zu setzen. Um die Anforderungen der Schönbergschen Zwölftontechnik erfüllen zu können, müssen alle Töne erklingen, bevor ein Ton wieder auftreten kann.

Page 5: Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und

Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und Heidi Baumann 1.1.3 Interpretation

• Die Umkehrung des übermässigen Dreiklangs C-E-AS ist das musikalische Symbol des Grauens. Sie ist zwischen den Takten 38-41 im Xylophon zu hören sind.

• Ein Zusatzausdruck ist in der kleinen Sekunde erkennbar. Sie unterstreicht den Seuf-zer des Opfers. https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Überlebender_aus_Warschau#cite_ref-32

2. Die dem Werk zugrunde liegende Reihe sieht folgendermaßen aus:

2.1. Fanfaren-Motiv Der Anfang des Stückes klingt grell. Die Zwölftonreihe ist in zwei Hexachorde geteilt, die wiederholt werden. Das Fanfarensignal wird von den Trompeten eingeleitet. Das bedeutet, dass in diesem Moment alle Töne der Zwölftonreihe präsentiert werden. Somit sind die An-forderungen der Schönbergschen Zwölftontechnik nahezu erfüllt.

Dieses markante Motiv erhält durch den Rhythmus und die Intervallfolge ein charakteristi-sches Profil. Das Motiv ist Schönberg eingefallen, ein sogenannter thematischer Einfall. Es gibt auch bereits die Reihe vor, welche im Verlauf des Werkes durch die Wiederholung der Intervallkonstellationen vorkommt. Dies gibt dem Werk den Zusammenhang. Das Fanfaren-Motiv kommt im Verlauf des Werkes mehrere Male vor. Tonbeispiel Takt 1-3

Page 6: Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und

Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und Heidi Baumann Im 1. Takt übt das Fanfaren-Motiv hier die Funktion eines Leit-und Erinnerungsmotivs aus. Der Charakter des Motivs ist in der Reihe vorgezeichnet. Dabei sagte Schönberg selbst, dass dies ein Einfall sei und keine Konstruktion. Tonbeispiel Takt 25-28 Weiter ist das Fanfaren-Motiv der Träger des musikalischen Geschehens. Der Ausdruck die-ses Werkes erschliesst sich auch ohne Kenntnis der Reihenstruktur, so kann der Zuhörer die Dichte und Intensität wahrnehmen. Dabei ist vor allem der Text oft eine emotionale Hilfe, da-mit das Werk verstanden werden kann. Hörspiel Takt 31-35

1.1. Heraushören der drei verschiedenen Sprachen Schönberg schrieb den Text dreisprachig: Im Allgemeinen spricht der Erzähler Englisch, aus-ser wenn er die Kommandorufe des Feldwebels zitiert. Diese werden auf Deutsch gespro-chen. Der Männerchor, welcher im Schlussteil dazukommt führt auf das jüdische Glaubens-bekenntnis «Schma Jisrael» in hebräischer Sprache zurück auf. https://de.schott-music.com/werk-der-woche-arnold-schoenberg-a-survivor-from-warsaw

Die Xylophone spielt das Motiv in der Dauer von vier Takten. Dabei handelt es sich um einen übermässigen Dreiklang. Der Rhythmus der Militär- und Basstrommel dient zur Darstellung der Erregung. Durch den Sprachenwechsel von der englischen in die deutsche Sprache, wird die Wirkung verstärkt.

1.2. Heraushören der Melodie Hier beginnt die Schma Jisrael-Melodie beginnt hier. Am Ende schliesst diese Melodie das Werk. Dabei wird sie von einem Männerchor gesungen und von der ersten Posaune unisono begleitet. Hörspiel Takte 18-21 Im dritten Teil des Werkes verstärkt sich die Dichte des musikalischen Ausdrucks. Unter der Begleitung der ersten Posaune, singt der Männerchor die Schma Jisrael Melodie. Diese Melo-die folgt den Prinzipien der Zwölftontechnik. Doch auch wenn diese konsequent angewendet wird, bleibt eine freie schöpferische Phantasie erhalten. Hörbeispiel Takte 80-89

Page 7: Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und

Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und Heidi Baumann 2. Historische Hintergründe 2.1 Informationen zum Komponisten

Geboren: Am 13. September 1874 in Wien, ehe-mals Österreich- Ungarn Gestorben: Am 13. Juli 1951 in Los Angeles in den Vereinigte Staaten Beruf: Komponist Musiktheoretiker Kompositionslehre Maler Gut zu wissen:

• Aus einer jüdischen Familie stam-mend

• 1933 emigrierte er in die USA • Seit 1941 ist er US-amerikanischer

Staatsbürger • Seit seiner Emigration schrieb er

sich Arnold Schoenberg

Im Jahre 1925 wurde Arnold Schönberg an der Preussischen Akademie in Berlin zum Leiter des Meisterkurses für Komposition ernannt. Diese Stelle wurde ihm je-doch aus antisemitischen Gründen und Gesetzen im September 1933, kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, entzogen. Er kehrte zum jüdischen Glauben zurück, den er in seiner Jugend aufgegeben hatte und emigrierte er in die USA, wo er eine Professur für Kompositionslehre in Kalifornien erhielt. Arnold Schönberg realisierte Anfang der 20er Jahre mit seinen atonalen Werken so-wie der von ihm geschaffenen Zwölftontechnik einen radikalen Umbruch zur Neuen Musik, wie kaum ein anderer seiner Zeit. Einige Kompositionen Schönbergs sind mu-sikalische Darstellungen menschlicher Leidenserfahrung durch den Holocaust und die Nazi-Diktatur; so auch in «A Survivor from Warsaw». https://de.schott-music.com/werk-der-woche-arnold-schoenberg-a-survivor-from-warsaw

2.2 Entstehungsgeschichte

Der Anreiz das Werk « A Survivor from Warsaw» zu komponieren ging auf die in Amerika le-bende russische Choreografin Corinne Chochem zurück. Anfang 1947 erhielt Schönberg von Chochem die Melodie und die englische Übersetzung eines Partisanenliedes sowie den Auf-trag eine Komposition hierfür zu schreiben, welche entweder in jiddischer Sprache oder in einer hebräischen Übertragung geschrieben werden sollte. Schönberg sandte an Chochem

Page 8: Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und

Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und Heidi Baumann eine Honorarforderung für eine «sechs-bis-neun-minutige Komposition für kleines Orchester und Chor» sowie folgende Worte:

«Ich plane die Szene in der von Ihnen beschriebenen Weise zu realisieren. Wie die verurteilten Juden im Warschauer Ghetto zu singen begannen, bevor sie in den Tod gingen.»

Aufgrund unterschiedlicher Honorarvorstellungen kamen Schönberg und Chochem zu keiner Einigung. Daher musste der ursprüngliche Plan, das Partisanenlied als Grundlage des Werks zu nutzen, aufgegeben werden.

Allerdings bot die Koussevitzky Music Foundation in Boston ihm einen neuen Kompositions-auftrag an. Schönberg erhielt auf so die Möglichkeit seinen Plan in veränderter Form zu reali-sieren. Der von Schönberg gewählte Text basiert auf einem Zeugenbericht, den Schönberg von einem Überlebenden des Warschauer Ghettos gehört hat.

Am 11. August 1947 begann Schönberg die Komposition «des Überlebenden aus Warschau». Er vollendete sie am 23. August 1947, in nur zwölf Tage. Dabei erstellte er nur das Particell, da er in einem schlechten Gesundheitszustand war. Sein Freund, René Leibowitz, komplet-tierte die Partitur unter seiner Aufsicht. Die Spieldauer des Werks beträgt sieben Minuten.

Das Particell (auch: die Particella) ist ein notierter Entwurf eines Musikstücks, das nicht als fertige Partitur aufgeschrieben ist, sondern in einigen wenigen Notensystemen die Vertei-lung der Stimmen skizziert. In den einzelnen Systemen werden Anmerkungen zur späteren Ausführung gemacht, anhand derer die endgültige Instrumentation vorgenommen werden kann, die dann in der Partitur notiert wird.

Auch ein erweiterter Klavierauszug, bei dem einzelne signifikante Orchesterstimmen in ei-nem oder mehreren Extra-Systemen notiert sind, wird Particell genannt. https://de.wikipedia.org/wiki/Particell

Das Werk ist der Koussevitzky Music Foundation sowie der Erinnerung an Natalie Koussevitzky gewidmet.

Die Internetzeitung «General Anzeiger» schreibt am 31. Dezember 1998 unter der Rubrik Kultur den Artikel «Das Entsetzliche wird Klang» über das Werk Schönbergs. «…Den unmit-telbaren Schock über seinen eigenen "Todesfall", wie Schönberg seinen Infarkt nannte, hatte er zwar in seinem expressiven Streichtrio Op. 46 zu verarbeiten versucht, doch die schwere körperliche Krise dürfte auch in dem "Überlebenden" noch nachgewirkt haben, …». Es bleibt jedoch offen, ob die dabei erfahrene Todesnähe einen Einfluss auf die in Op.46 behandelten Todesqualen hatten. https://de.schott-music.com/werk-der-woche-arnold-schoenberg-a-survivor-from-warsaw

2.3 Äusserung des Komponisten zum Werk Now, what the text of the Survivor means to me: it means at first a warning to all Jews, never to forget what has been done to us, never to forget that even people who did not do it them-selves, agreed with them and many of them found it necessary to treat us this way. We should never forget this even such things have not been done in the manner in which I de-scribe in the Survivor. This does not matter. The main thing is that I saw it in my imagina-tion. – Arnold Schoenberg https://de.schott-music.com/werk-der-woche-arnold-schoenberg-a-survivor-from-warsaw

Page 9: Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und

Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und Heidi Baumann 2.4 Rezeption des Werkes durch das Publikum Die Uraufführung von «Der Überlebende aus Warschau» fand am 1. November 1948 in Al-berquerque im Bundesstaat New Mexiko an der Carlisle Universität statt. Die Ausführenden waren:

• Dirigent: Kurt Frederick • Orchester: Albuquerque Zivil Symphonie Orchestra • Erzähler: Sherman Smith.

Es war ein so überwältigender Erfolg, dass es nach einer Schweigeminute wiederholt wurde. Stürmischen Beifall gab es erst nach der Wiederholung. Aber auch skeptische Stimmen mel-deten sich, wie der folgende Ausschnitt aus dem amerikanischen Magazin «Time» ersichtlich macht: «Grausame Dissonanzen. Zuerst wurden die Zuhörer von einem hässlichen, brutalen Bläser-stoß aufgerüttelt. […] Die Dissonanz der Harmonien steigerte sich ins Grausame. Der Chor schwoll zu einem einzigen schrecklichen Crescendo an. Dann, nach weniger als zehn Minuten seit dem ersten Stoß, war alles vorbei. Während seine Zuhörer immer noch darüber nach-dachten, spielte der Dirigent Kurt Frederick es noch einmal, um dem Stück eine weitere Chance zu geben. Diesmal schien das Publikum es besser zu verstehen, und donnernder Ap-plaus erfüllte das Auditorium» Die europäische Erstaufführung des Op.46 fand am 15. November 1949 in Paris statt. Diri-gent was Schönbergs Schüler René Leibowitz. Die Aufführung wurde auch im Rundfunk über-tragen und erschütterte die Menschen. Später erzählte Leibowitz, ein Zuhörer habe ihm fol-gendes gesagt:

«Man hat ganze Bände, lange Aufsätze, viele Artikel über diese Probleme geschrieben, aber Schönberg hat in acht Minuten weit mehr ausgedrückt, als es bis jetzt irgend jemand ver-mocht hat.»

https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Überlebender_aus_Warschau#Uraufführung

Page 10: Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und

Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und Heidi Baumann 3. Protagonisten 3.1 Die Orchesterbesetzung In Arnold Schönbergs Op.46 beinhaltet folgende Instrumentation:

• 2 Flöten • 2 Piccolo • 2 Oboen • 2 Klarinetten • 2 Fagott • 4 Horn • 3 Trompeten • 3 Posaunen • 1 Tuba • Perkussion: Xylophone, Glocke, militärische Trommel, Basstrommel, Kesselpauke,

Becken, Triangel, Tamburin, Tam-Tam (Gong), Kastagnetten, • Harfe • Erzähler • Männerchor • 10 erste Violinen • 10 zweite Violinen • 6 Bratsche • 6 Cello • 6 Kontrabass

Wie erkennbar ist, umfasst das Orchester von Schönberg ein gängiges Streicherorchester. Die Bläsergruppe ist relativ stark besetzt. Zudem hat es ein umfangreiches Arsenal an Schlagwer-ken.

4. Werkanalyse 4.1 Welches sind die Ansatzpunkte?

Mit nur 99 Takten gelang es Schönberg das Leiden und die Unterdrückung eines ganzen Vol-kes darzustellen. Der Text schildert den Terror des NS-Regimes anhand eines typischen Sze-narios aus dem Warschauer Ghetto. Der enge Bezug der Musik zum Text steht dabei im Vor-dergrund. https://de.schott-music.com/werk-der-woche-arnold-schoenberg-a-survivor-from-warsaw

Page 11: Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und

Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und Heidi Baumann 4.2 Form Das Werk ist dreiteilig. Der erste Teil besteht aus einer instrumentalen Einleitung, der zweite Teil aus einer Erzählung, welche von einem Sprecher vorgetragen und von einem Orchester begleitet wird. Der dritte Teil besteht aus dem Schlusschor, welcher von den Posaunen beglei-tet wird. Der Text wird in drei Sprachen gesprochen. Dem Text wie dem musikalischen Ausdruck sind unterschiedliche Ebenen zugeordnet. Um die Brutalität der nationalsozialistischen Besatzer zu verstärken, lässt Schönberg die Blechbläser und das Schlagzeug besonders aggressiv spielen. Die Deutsch sprechenden Kommandos werden dabei vom starrmotorischen Rhythmus unter-strichen. Damit das Mitgefühl für die Leidenden beim Publikum verstärkt wird, lässt Schön-berg die Streicher mit einem Klangteppich, welcher oft in Sekunden oder Halbtönen gespielt wird, spielen. Der rhythmische Wechsel findet sogar innerhalb eines Taktes statt. Die Stim-men werden dabei zwischen dem Achtel (Sechzehntel, Zweiunddreissigstel) und den Triolen gesungen. Die sprunghafte Instrumentation verleiht dem Werk eine spürbare Zerrissenheit. https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Überlebender_aus_Warschau#Musikalische_Form 4.3 Rhythmik Der rhythmische Wechsel findet sogar innerhalb eines Taktes statt. Die Stimmen werden da-bei zwischen dem Achtel (Sechzehntel, Zweiunddreissigstel) und den Triolen gesungen. https://de.wi-kipedia.org/wiki/Ein_Überlebender_aus_Warschau#Musikalische_Form

5. Praktische Umsetzung 5.1 Das Publikum erreichen Das Werk «A Survivor from Warsaw» ist eine schwere Musik, bei der nicht einfach wegge-hört werden kann. Damit das neue Publikum beim Hören dieses dissonanten Stückes dennoch abgeholt werden kann, sollte das Werk Stück für Stück eingeführt werden. Dabei hilft der ge-sprochene Text. Wir verteilen Kopien des Textes und lassen das Publikum den Text lesen. Dabei machen wir auf die drei Sprachen aufmerksam und teilen anschliessend den Raum in drei Teile auf. Ein Teil bezieht sich auf die Einleitung des Werkes, ein anderer Teil auf den Mittelteil, in welchem der Text gesprochen und vom Orchester begleitet wird. Ein weiterer Teil übernimmt den Schlussteil, in dem der Männerchor die Melodie singt. Zuerst begeben wir uns in den Raum des ersten Teils, in dem das Fanfaren-Motiv vorgestellt wird. Dabei wird anhand von Ausschnitten aus der Partitur gezeigt, wie das Motiv aufgebaut ist. Gleichzeitig zeigen wir einen Bezug zur Zwölftonreihe auf. Anschliessend werden ent-sprechende Hörbeispiele gehört. Nun wechseln wir zum mittleren Raum. Dort lesen wir den deutschen und englischen Text. Dabei können die Zuschauer*innen frei wählen, ob sie alleine, zu zweit oder in Gruppen den Text leise oder laut lesen möchten. Danach wird eine kleine Sekunde abgespielt. Das Publi-kum soll sich dabei spontan bewegen. Was kann hier festzustellen werden? Der Komponist setzt diese kleine Sekunde ein um den Seufzer der Opfer zu unterstreichen. Im dritten und letzten Raum erhält jede Person den hebräischen Text. Wieder ist das Publi-kum frei zu entscheiden, wie es diesen Text lesen möchte. Im Gegensatz zum mittleren Teil wird in diesem Raum die Melodie und alle bewegen sich zur Musik. Damit die Musik nicht nur durch den bewegten und gehörten Zugang gewährleistet ist, kön-nen zwölf Personen einen Klangstab spielen. Die Töne werden aus der Zwölftonleiter ge-wählt. Nun kann jemand mit einem Schlag je beginnen. Doch erst wenn alle den Ton einmal gespielt haben, darf wieder gespielt werden.

Page 12: Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und

Leistungsnachweis Musikvermittlung 2020 Sidney Hyde und Heidi Baumann Am Schluss kann bei einer gemeinsamen Reflexion besprochen werden, wie sich das Spiel des Klangstabs anfühlte und ob eine Verknüpfung zum Stück hergestellt werden konnte.