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Lernziele Toxikologie
1. Was ist Toxikologie? Was sind toxischeReaktionen? Wie wird die Giftigkeit von Stoffenund ihr Gefahrenpotential ermittelt?
2. Welche generellen Grundsätze gelten für dieTherapie von Vergifteten? Toxische Syndrome.Einsatz und Wirkung spezifischer Antidote.
Selbststudium:
3. Spezielle Toxikologie: Vergiftungsbilder undWirkungsmechanismen ausgewählter Gruppenspezieller Giftstoffe gemäss Substanzenliste(Schwermetalle, Gase, Lösungsmittel,Insektizide Pflanzenschutzmittel, Naturstoffe)und Grundzüge stoffspezifischer Therapie.
InternetToxikologische Informationen (deutsch)www.toxi.chwww.giftinfo.uni-mainz.de
Tutorium (englisch)
sis.nem.nih.gov/Tox/Tox Tutor.html
Definition
Toxikologie ist die Wissenschaft von denschädlichen Wirkungen chemischer Substanzenauf den lebenden Organismus
Deskriptive ToxikologieMechanistische ToxikologieRegulatorische Toxikologie
Toxikologie
Arzneimittel-Toxikologie
'gewerbliche'Toxikologie
Kenntnis des toxischenPortentials eines Pharmakonsist eine Voraussetzungfür die Zulassung(Vermarktung).
Kenntnis des toxischenPotentials ist eine Grund-lage für die Risiko-abschätzung.
Malariamorbidität vor und nach Bekämpfungmit DDT
Türkei 1950
1969
1'188’969
2’173
Italien 1945
1968
411’602
37
Rumänien 1948
1969
338’198
4
Ceylon 1946
1961
1968/694 Jahre ohneDDT
2'800’000
110
2'500’000
0
100
Sicherheitsfaktor Dosislog
Wirkung %
Grenzwert NOEL
LOEL
Dosis-Wirkungskurve für einen toxischen Effekt und der Dosisbereich zurAbschätzung von Grenzwerten. NOEL = No Observed Effect Level, LOEL = LowestObserved Effect Level
Grenzwerte
MAK = Maximale ArbeitsplatzKonzentration
MIK = Maximale ImmissionsKonzentration
BAT = Biologischer ArbeitsstoffToleranzwert
ADI = Acceptable Daily Intake
TRK = Technische RichtKonzentration
NOEL
Sicherheitsfaktor= 'zulässige Höchstmenge'
Typen toxischer Reaktionen
Reaktionstyp Beispiel
Allergische Reaktion Penicillin, Nickel
Idiosynkratische Reaktion Succinylcholin
Sofortreaktion Nikotin, Benzol
Verzögerte Reaktion Diethylstilöstrol,Asbest
Chronische Reaktion Benzol
Reversible Reaktion Schlafmittelüberdosis
Irreversible Reaktion Karzinogenese
Lokale Reaktion Verätzung
Systemische Reaktion Bleivergiftung
Mechanismen Toxischer EffekteVerstärkung der pharmakologischen Wirkung (z.B.Hypnotika)
Pathologische Wirkung ohne direkten Bezug zurpharmakologischen Wirkung (z.B. Paracetamol)
Genotoxische Wirkung (z.B. DNS Effekte durchTumorchemotherapeutika)
Organspezifität
Systemische Toxizität trifft in abnehmender Häufigkeit
ZNSHerz-KreislaufHämatopoetisches System, BlutInnere OrganeHautMuskel-Knochen
Auf
wan
d
ZeitWochen Monate Jahre
akute Toxizität Mutagenizität
Pharmakokinetik
Reproduktiontoxizität
chronische Toxizität
Karzinogenizität
Grundmuster der Strategie von ToxizitätsprüfungenVerhältnis von Dauer und akkumulativen Aufwand
Toxizität bei wiederholter Verabreichung
(nach Forth et al. Allg. u. Spez. Phatrmakologie und Toxikologie, 8. Aufl. 2001)
Die Testung der Toxizität am Tier beruht auf zweiGrundannahmen:
1. Der Effekt einer toxischen Substanz imTierversuch tritt in ähnlicher Form auch beimMenschen auf.
2. Die Exposition des Versuchstiers gegen hoheKonzentrationen der potentiell toxischenSubstanz ist eine notwendige und geeigneteMethode um eine mögliche Gefährdung desMenschen zu entdecken.
Kon
zent
ratio
n am
Rez
epto
r (c
)
Einwirkungszeit (t)
Habersche Regel: c x t = W = const.
Bereich gleichstarker Wirkung
Kon
zent
ratio
n am
Rez
epto
r (c
)
Einwirkungszeit (t)
Habersche Regel: (c-e) x t = W = const.
Bereich gleichstarker Wirkung
Schwellenkonzentration (e)
Modifiziert nach Forth et al. 7. Aufl. 1996
Mögliche Ursachen für die Nichtübertragbarkeitvon Befunden an Tieren auf den Menschen:
• Arzneimittelwirkung kann am Tier schlecht beobachtetwerden (z.B. psychische Effekte)
• Unterschiedlicher Arzneimittelstoffwechsel
• Das Ereignis tritt sehr selten auf
• Immunologische Unterschiede
Die Arzneimittelwirkung tritt erst nach sehr langerchronischer Verabreichung auf
Therapie von Vergiftungen
1. Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen
2. Primärdekontamination (Hemmung der Absorption,Beschleunigung der Elimination mit einfachen Mitteln)
3. Sekundärdekontamination (wie 2., IntensivmedizinischeMassnahmen)
4. Spezifische Antidote (falls indiziert)
5. Weitere symptomatische Massnahmen
Spezifische Dekontamination
Erfordert Informationen über
Verteilungsvolumen(hohes Vd = ungeeignet für Hämodialyse)
Clearance(überwiegend hepatische Metabolisierung = ungeeignet fürforcierte Diurese)
Toxikodynamik (Dosis-Wirkungskurve)
Fehler bei der Erstbehandlung vonVergifteten
• Unterdosierung von Aktivkohle(mindestens 50 g, keine Kohletabletten geben!)
• Behandlung von Säure- und Laugenvergiftungendurch Neutralisation
• Magenspülung bei Vergiftung mit flüchtigenKohlenwasserstoffen (Benzin) oder mitSäuren/Laugen
• Auslösen von Erbrechen durch Seifenwasser,hypertone Salzlösung oder mechanischen Reiz
• Gabe von öligen Abführmitteln (Rizinus)
• Gabe von Stimulantien (‚Analeptika’) beiBewusstseinstrübung (Gefahr vonKrampfanfällen)
Die häufigsten toxischen Syndrome
Symptome Auslöser
SympathomimetischesSyndrom
Wahnvorstellungen,Tachykardie, Hypertension,Hyperpyrexie, Schwitzen,Mydriasis. In schwerenFällen: Krampfanfälle,Hypotension, Herzarrhytmien
Kokain, Amphetaminund Derivate,‚Grippemittel’ mitEphedrin u.ä.,Koffein, Theophyllin.
Cholinerges Syndrom Verwirrtheit, Muskelschwäche,Speichelfluss, Harn- undStuhlinkontinenz, Magen-Darmkrämpfe, Erbrechen,Schwitzen, Muskelzuckungen,Lungenödem, Miosis,Bradykardie oder Tachykardie,Krampfanfälle
Insektizide,Physostigmin,Edrophonium,Pilzvergiftungen
AnticholinergesSyndrom
Delir, verwaschene Sprache,Tachykardie, trockene,gerötete Haut, Mydriasis,erhöhte Temperatur,Harnverhaltung, verminderteDarmgeräusche,Krampfanfälle,Herzrhythmusstörungen
Antihistaminika,Anti-ParkinsonMedikamente,Atropin, Scopolamin,Antipsychotika,Antidepressiva,Spasmolytika,mydriatischeAugentropfen,Muskelrelaxantien,vielePflanzeninhaltsstoffe(z. B. Tollkirsche,Stechapfel,Fliegenpilz
Opiat-, Sedativa-,Alkoholsyndrom
Koma, Atemdepression,Miosis, Hypotension,Bradykardie, Hypothermie,
Narkotika, Drogen,Barbiturate,Benzodiazepine,
Lungenödem, verminderteDarmgeräusche,Nadeleinstiche, manchmalKrampfanfälle
Alkohol, Clonidin
Mechanismen der Antidot Therapie
Antidot bindet und inaktiviert Toxin (z. B. Schwermetalle)
Antidot beschleunigt metabolische Umwandlung inuntoxisches Produkt (CN-)
Antidot blockiert Bildung eines toxischen Metaboliten(Methanol)
Antidot beschleunigt Ausscheidung (z. B. Bromide)
Antidot hat kompetitiven Effekt an spezifischenRezeptoren (CO, Opiate, Benzodiazepine)
Antidot blockiert Rezeptoren, die den toxischen Effektvermitteln (AChE-I)
Important novel findings in Toxicology
March 2007: It has been discovered that the enigmatic intracellular dioxinreceptor (AhR for arylhydrocarbon receptor) is a component of a novel cullin4B ubiquitin ligase complex (CUL4BAhR). AhR was previously known as asequence-specific transcription factor. It was also known that AhR ligandsmodulate sex hormone signalling, both positively and negatively. Howeverpart of their mode of action could not be explained by alterations oftranscriptional activity. This new work addresses the non-genomic actions ofAhR-ligand complexes. The ubiquitin-proteasome system regulates selectiveprotein degradation, in which the E3 ubiquitin ligases determine targetspecificity. Ubiquitin ligase activity of this CUL4B complex and also itsassembly are dependent on the AhR ligand. The ligand-activated AhR acts asan adaptor component that targets sex steroid receptors for degradation.(Nature, 446, 562, 2007)
Indikation, Anwendung und Wirkungsweise der Antidota
Substanz Indikation Wirkung
Aktivkohle "Universales Antidot" zur Bindung vieler Noxen 1. Verhinderung der Absorption2. bei wiederholter Gabe: Erhöhung der nichtrenalen Clearance
Atropin Phosphorsäureester- und Carbamatvergiftung Blockierung der muskarinartigen Wirkungen an denparasympathischen Nervenendungen
Nikotinvergiftung Antagonismus an den Muskarinrezeptoren
Digitalisvergiftung Bekämpfung der Bradykardie und der AV-Über-leitungsstörungen
Prämedikation Hemmung der vascovagalen Reflexe
Biperiden Extrapyramidale Symptomatik z.B. bei Neuroleptika-, Zentral anticholinerg mit geringen peripheren para-Antihistaminika- und Antiemetikaintoxikationen sympatholytischen Eigenschaften
Calcium Vergiftung mit Calciumkanalblockern Erhöhung der intrazellulären Calcium-Konzentrationüber nicht blockierte Calciumkanal-Subtypen
Vergiftungen mit Ethylenglykol, Fluoriden und Oxalsäure Therapie der Hypokalzämie
Flusssäure-Verätzungen Bindung der Fluorid-Ionen
Calcium-dinatrium-EDTA Blei- und andere Schwermetallvergiftungen Chelatbildung durch Austausch von Ca gegenVergiftung mit Radionukleiden Metall-Ionen
Calciumgluconat-Hydrogel Flusssäure-Verätzungen Bindung der Fluorid-Ionen
INHALTSSTOFFE BAKTERIELLER GIFTE ALSEXPERIMENTELLE WERKZEUGE
FÜR PHARMAKOLOGISCHE UND PHYSIOLOGISCHEFORSCHUNG
ZIELSTRUKTUR TOXIN EFFEKT
Gs Proteine Choleratoxin irreversibleAktivierung
Gi/o Proteine Pertussistoxin irreversibleInaktivierung
Rho-, Rac-, Cdc42-Proteine
Clostridientoxine(C3, difficile A, B)
Inaktivierung,Zerstörung desZytoskeletts
Aktin C. botulinum C2 Toxin Hemmung derPolymerisation,Zerstörung desZytoskeletts
SynaptischeTransmission
BotulinustoxineTetanustoxine
enzymatischeSpaltung synaptischerProteine, Blockadeder Neurotransmitter-freisetzung