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 Claudia Losekam Di e nd e de r En ge l Die Engelfalltradition in frühjüdischen und gnostischen T exten

Leseprobe aus: "Die Sünde der Engel" von Claudia Losekam

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Die Studie zeichnet anhand detaillierter Textanalyse gnostischer Originalschriften die Rezeption des Engelfallmythos in der Gnosis nach. Dabei zeigt der exegetisch kreative Umgang mit der Engelfalltradition durchaus eine Anlehnung an die biblische Überlieferung. Die gnostischen Autoren knüpfen in ihren Darlegungen der Beeinflussung des Menschen durch das Böse an die Engelfalltradition an, wobei der Sexualmetaphorik eine wichtige Rolle zukommt. Unterschiede wie auch Anlehnungen der gnostischen Rezeption der Engelfalltradition an die frühjüdische wie spätere jüdische Exegeselassen zwar eine eindeutige Antwort auf die Frage nach dem Verhältnis von Judentum und Gnosis offen, weisen jedoch analoge Denkfiguren in der Auseinandersetzung mit der Frage nach Herkunft und Einfluss des Bösen unter den Menschen im Zusammenhang der Rezeption der Henochliteratur auf.

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Claudia Losekam

Die Sünde

der EngelDie Engelfalltradition in frühjüdischen

und gnostischen Texten

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Die Sünde der Engel

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TANZ 41

Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter

herausgegeben von Klaus Berger

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Claudia Losekam

Die Sünde der Engel

Die Engelfalltradition in frühjüdischenund gnostischen Texten

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio-grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

© 2010 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 · D-72070 Tübingen

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertungaußerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlagesunzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Werkdruckpapier.

Internet: www.francke.deE-Mail: [email protected]

Printed in GermanyISSN 0939-5199ISBN 978-3-7720-8001-2

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Das vorliegende Buch ist die überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die imWintersemester2002/2003 von der Evangelisch-theologischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg angenommen wurde. Für den Druck wurde sie überarbeitet. Neu erschienene Literatur auf dem Gebiet der Henochforschung und der Kommentierung der Nag-Hammadi-Schriften biseinschließlich 2006 wurden bei der Überarbeitung berücksichtigt.

Mein Dank gilt an dieser Stelle meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. KlausBerger. In seinen Lehrveranstaltungen öffnete er seinen Studenten den Blick für die Vielfalt der Literatur zwischen den beiden Testamenten und einer religionsgeschichtlichen Exegese und Hermeneutik des Neuen Testaments.Durch die vorliegende Arbeit ermöglichte er mir meinen judaistischenHintergrund für das Verstehen gnostischer Originalschriften einzubringen. SeineBegleitung während der verschiedenen Phasen der Entstehung dieser Arbeit undsein Interesse, auch über die Manuskripte hinaus, waren immer ermutigend.Schließlich danke ich ihm auch für seine Bereitschaft, diese Arbeit in die ReiheTexte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter  aufzunehmen. Prof. Dr.Dr.

 h.c. Christoph Markschies (Berlin) danke ich sehr für die Erstellung

des 

Zweitgutachtens wie auch für seine freundliche und unkomplizierteUnterstützung eines Stipendienantrags. Mein Dank gilt den Teilnehmern desHeidelberger Doktorandenkolloqiums und besonders den Freunden Prof. Dr.Virginie Green, Prof. Dr. Dr. Udo Benzenhöfer, Prof. Dr. Karin Finsterbusch undPfarrerin Kira Busch-Wagner für zahlreiche anregende Gespräche und ihreGeduld.

Maßgeblich zu der Entstehung dieser Arbeit beigetragen hat die professionelleEinführung in die koptische Sprache durch Prof. Dr. Gerald Browne (†) vomClassics Department der University of Illinois at Urbana-Champaign (USA). Auf seine philologische Sachkenntnis des Koptischen konnte ich bei schwierigenTextstellen zurückgreifen. Für die guten Arbeitsbedingungen an der University of Illinois bin ich Prof. Dr. Gerd Ehrlich und Prof. Dr. Gary Porton zu Dank 

verpflichtet.Zum Gelingen eines Projektes tragen viele Personen aber auch Institutionen

direkt oder indirekt bei. Der Universität Heidelberg danke ich herzlich für einWiedereinstiegsstipendium für Frauen nach Erziehungszeiten. Prof. Dr.Christoph Burchard sei für das Verfassen eines Gutachtens herzlich gedankt. DasStipendium verschaffte mir den nötigen Freiraum, um die Arbeit zum Abschlusszu bringen. Stellvertretend für alle Kinderbetreuerinnen, die sich während dieser Zeit um meine Kinder kümmerten, möchte ich Frau Dorothea Gerhard meinen  besonderen Dank für ihre liebevolle Betreuung meiner damals kleinen Kinder 

ausdrücken.Der Beharrlichkeit meines Doktorvaters, der genanten Freunde, meiner 

Familie wie auch einiger am Thema interessierter Menschen ist es zu verdanken,

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dass diese Arbeit, wenn auch verspätet, erscheint. Prof. Dr. Ruben Zimmermannsei Dank für seine Motivation, mich weiterhin mit gnostischen Themen zu beschäftigen. Dem Bibliothekspersonal der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel ein herzliches Dankeschön für die freundliche und unkomplizierte Hilfe bei der Bücherbeschaffung während der Phase der Überarbeitung.

Für die Mühen des Korrekturlesens bin ich Frau Ursula Lorentzen und FrauSusanne Esser zu Dank verpflichtet. Frau Stephanie Eller sei herzlich gedankt für die kritische Durchsicht des Literaturverzeichnisses.

Der Konrad-Adenauer-Stiftung danke ich für die Gewährung einesDissertations-Stipendiums und die damit verbundene finanzielle und ideelleFörderung. Der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck sei herzlichgedankt für einen Druckkostenzuschuss.

Der allergrößte Dank, der in Worten nicht angemessen auszudrücken ist, giltmeiner Familie, besonders meinem Mann und meinen Kindern, die meine

Aufmerksamkeit und Zeitzuwendung so lange mit „dem Buch“ geteilt haben.Ihnen und den Freunden sei diese Arbeit gewidmet.

Bielefeld, im Dezember 2009 Claudia Losekam

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I. Einleitung

1. Themenstellung

Die Entdeckung der koptischen Bibliothek von Nag Hammadi in Oberägyptenführte zu einer Wende innerhalb der Gnosisforschung. Zum ersten Mal stand eine breite Textbasis gnostischer Originalquellen zur Verfügung und ersetzte die ten-denziösen Berichte der Kirchenväter über gnostische Lehren. Eine überraschendeBeobachtung bestand darin, dass die neu entdeckten Schriften eine Vielzahl vonBezügen zum Alten Testament enthalten, einige sogar eine fortlaufende Ausle-gung der ersten Kapitel der Genesis. Dabei war nicht die Schriftverwendung alssolche überraschend, die bereits von Irenaeus1 bezeugt ist, sondern die großeZahl alttestamentlicher Bezüge2.

Eine Konsequenz aus dem Fund der Nag-Hammadi-Schriften bestand alsodarin, die pauschale Ablehnung des Alten Testaments in der Gnosis, die Rudolf Bultmann3 postulierte, zu korrigieren. Stattdessen wurde dem AT in der Gnosiseine „gewisse Autorität“ zugestanden. Hans von Campenhausen formuliert fol-gendermaßen:

„Eine gewisse Autorität der alten Offenbarungsurkunde erscheint auch ihnen imGrunde selbstverständlich und kann sich selbst dort noch behaupten, wo man am

Inhalte der biblischen Aussagen spöttische Kritik übt und sich distanziert.“4

 Wie sieht nun diese „gewisse Autorität“ des Alten Testamentes in gnostischenOriginalschriften aus?

Bereits ein flüchtiger Blick auf die gnostischen Interpretationen des AT eröff-net dem Bibelkenner das Bild einer ungewöhnlichen Auslegungspraxis. So er-scheint der alttestamentliche Schöpfergott bisweilen als Bösewicht oder als Töl-

 1 Iren., haer. I 3, 6 nach L. DOUTRELEAU/ A. R OUSSEAU (Hg.), Contre les hérésies (SC 263), Paris

1973.2 Der erste systematische Überblick zum Gebrauch des AT bestand in der Auswertung des Stel-

lenregisters in der von W.  FOERSTER  herausgegebenen Sammelausgabe (Die Gnosis, Bd. 2Koptische und Mandäische Quellen, Zürich 1969, Sonderausgabe 31997, 470-476) durch R. MCL. WILSON, The Gnostics and the Old Testament, in: G. WIDENGREN (ed.), Proceedings of the International Colloquium on Gnosticism, Stockholm 20.-25. August 1973, Leiden 1977,164-168. Es sollte zwanzig Jahre dauern bis – durch die Veröffentlichung einer Synopse (C.A.  

EVANS, R.L. WEBB and R.A. WIEBE (eds.), Nag Hammadi Texts and the Bible. A Synopsis andIndex (NTTS 18), Leiden, New York, Köln 1993 – allerdings basiert die Arbeit auf dem engli-schen Übersetzungstext) der biblischen Zitate und Anlehnungen an Texte des Alten und NeuenTestaments – ein Hilfsmittel zur Erforschung der Überlieferungs- und Interpretationsgeschichte

 biblischer Stellen zur Verfügung stand.3 Theologie des Neuen Testaments, 9. Aufl., durchgesehen und ergänzt von O.  MERK , Tübingen

1984, 111f.: „Sehr bald jedenfalls gab es eine christliche Gnosis, die in ihrer radikalen Form

das AT völlig verwarf und so das äußerste Extrem der zu überblickenden Möglichkeiten dar-stellt.“

4 H. V. CAMPENHAUSEN, Die Entstehung der christlichen Bibel, Berlin 21977 (= Tübingen 1968),93.

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 pel. Biblische Personen, die positiv geschildert sind, mutieren zu negativen Cha-rakteren. Evas Essen vom Baum der Erkenntnis ist dagegen keine Sünde, sondernein Akt der Erlösung. Diese Beispiele gnostischer Interpretation des AT begrün-den die oft geäußerte, pauschale Charakterisierung der Hermeneutik gnostischer Bibelexegese als Umwertung oder Perversion5 des biblischen Textes. SchonHans Jonas schrieb der gnostischen Allegorie einen rebellischen Ton zu und hatdie gnostische Exegese als „value-reversal“6 bezeichnet. Kurt Rudolph setzt dievon Jonas eingeschlagene hermeneutische Charakterisierung fort und führt denBegriff der „Protestexegese“7 ein. So belegt Jonas am Beispiel gnostischer Aus-sagen zu Kain sowie Eva und der Schlange die völlige Umwertung der traditio-nellen biblischen Wertmaßstäbe und urteilt:

„Wieder also Optierung für die „andere“ Seite, wieder Umkehrung der Wertver-hältnisse. Dies ist Methode - Ketzermethode -, nicht Ausschweifung einer dichte-rischen oder allgemein spekulierenden Freiheit. Mit anderen Worten: Hier istwiederum nicht Allegorie, sondern Paradoxie und bewußte Polemik, nicht Aus-

deutung der Vorlage, sondern ihrer Darstellung tendenziös entgegengestellte Be-richtigung - und daher ein wirklicher Teilakt jenes Kampfes, der gegen die Ge-ltungen des überlieferten Wertzusammenhanges in der menschlichen Realität der Zeit selbst ausgefochten wurde.“8 

Die Beobachtungen anhand dieser beiden Beispiele gnostischer Schriftauslegungwerden für Jonas zum Inbegriff des gnostischen Umgangs mit biblischen Tradi-tionen, so dass der Eindruck einer systematischen Umdeutung und Umwertung  biblischer Stoffe und Personen9 durch die Gnostiker entstehe. Mehr noch – indieser Art negativer Schriftinterpretation zeige sich, so Jonas, eine Art metaphy-sischer Antisemitismus.10 

Rudolph charakterisiert das hermeneutische Programm gnostischer Bibelexe-gese mit folgenden Worten:

„Methode und Art der Schriftexegese (Verwendung der alt. Stellen). Sie wird inder Gnosis dazu verwandt, einen gegenteiligen Sinn aus den herangezogenen Stel-

 5 E.M. YAMAUCHI, Pre-Christian Gnosticism: A Survey of the proposed Evidences, Grand Rap-

ids 1973, 144f. „…most of the Old Testament materials are used in quite a perverse way“.6 H. JONAS, Delimitation of the Gnostic Phenomenon - Typological and Historical, in: U.  BIAN-

CHI (ed.), Le Origini dello Gnosticismo. Colloquio di Messina, 13. -18. Aprile 1966. Testi e Di-scussioni publicati a cura di U.  BIANCHI, Leiden 1967, 90-104, hier 102. Die Umschreibunggnostischer Exegese mit dem Begriff „value reversal“ findet sich bereits bei H.   JONAS undwurde nicht erst durch M.A. WILLIAMS vorgeschlagen, wie von CH. MARKSCHIES (Kaiserzeitli-che christliche Theologie und ihre Institutionen. Prolegomena zu einer Geschichte der antikenchristlichen Theologie, Tübingen 2007, 297) angeführt.

7 Vgl. K.  R UDOLPH, Randerscheinungen des Judentums und das Problem der Entstehung desGnostizismus, Kairos IX (1967), 105-122, hier 117.

8 H.  JONAS, Gnosis und spätantiker Geist. Erster Teil: Die mythologische Gnosis. Mit einer Einleitung zur Geschichte und Methodologie der Forschung (FRLANT 33), Göttingen 41988 (=1968), 200.

9 Vgl. H.  JONAS, Delimitation of the Gnostic Phenomenon, 102: „The same value-reversal is

 practiced with regard to the Law, the prophets, the status of the chosen people - all along theline, one might say, with a very few exceptions, such as the misty figure of Seth. No toleranteclecticism here.“

10 Vgl. Delimitation, 103.

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len herauszulesen, der der gnostischen Weltauffassung gemäß ist und die offiziel-le jüdische Auslegung auf den Kopf stellt (eine Art „Protestexegese“).“11 

Gegen diese pauschale Beurteilung gnostischer Bibelrezeption, die auch in neue-rer Zeit unhinterfragt und mit großer Selbstverständlichkeit wiederholt12 wird,wendet sich die vorliegende Untersuchung. Die oben zitierte Definition von Ru-

dolph enthält zwei implizite Voraussetzungen, die zu hinterfragen sind.Zum einen ist die Rede von der „offiziellen jüdischen Auslegung“ ein Anach-ronismus und entspricht weder der Hermeneutik zur Zeit des Zweiten Tempels13 noch derjenigen der Rabbinen14. Eine einzig legitime Schriftauslegung ist für dasantike Judentum nicht nachweisbar. Zum anderen ist die Interpretation eines Tex-tes gemäß der eigenen Weltauffassung bzw. das Hineinlesen der eigenen Auffas-sung in einen Text Teil der hermeneutischen Methode. Die Bezeichnunggnosti-scher Schriftinterpretation als „Protestexegese“ beinhaltet eine einseitigeWertung ohne damit den spannungsvollen Auslegungsprozess zwischen Aus-gangstext und Interpretation, in dem ein Vor- oder Weltverständnis mit dem Aus-

legungstext in Berührung kommt, wirklich ernst zu nehmen. Zwar scheint Ru-dolph in der Zwischenzeit auch differenzierte Modelle gnostischer Bibelrezeptionzu akzeptieren, wie beispielsweise das im Folgenden vorzustellende Modell vonPeter Nagel15. Doch auch hier fehlt das Stichwort der „Protestexegese“16 nicht.

11 Randerscheinungen des Judentums, 117.12 Vgl. J.  IWERSEN, Gnosis zur Einführung (Zur Einführung 240), Hamburg 2001, 31: „Die

nichtchristlichen Spielarten, wie die mandäische und die frühe sethianische Gnosis, behalfensich anders und konstruierten entlang an alttestamentlichen Überlieferungen, d.h. durch derenProtestexegese, eigene jüdische Abstammungsmythen“. In diesem Tenor auch die Einleitung

zum Apokryphon des Johannes in der deutschen Übersetzung der Nag-Hammadi-Texte von G. LÜDEMANN/M. JANSSEN, Die Bibel der Häretiker. Die gnostischen Schriften von Nag Hamma-di, Stuttgart 1997, 103: „Hier ist die typische Protestexegese anzutreffen, die herkömmlicheDeutungen zurückweist.“

13 Vielmehr findet sich zur Zeit des Zweiten Tempels eine vielschichtige und sehr unterschiedli-che Auslegungsliteratur (Apokryphen, Pseudepigraphen, Josephus, Qumranschriften die Über-setzungsliteratur der Bibel und Philo), bei der zunächst keinerlei Prioritätenbildung erkennbar ist. Vgl. dazu CH. DOHMEN/G. STEMBERGER , Hermeneutik der Jüdischen Bibel und des AltenTestaments (Kohlhammer-Studienbücher Theologie; Bd. 1,2), Stuttgart 1996, 24-74.

14 Nach A. GOLDBERG (Die Schrift der rabbinischen Schriftausleger, FJB 15 (1987), 1-15, hier:14) besteht die Schrift für die Rabbinen primär nicht in einer festgesetzten Menge an Bedeu-tungen, sondern in einer festgesetzten Zahl von Zeichen, deren Sinngehalt es zu eruieren gilt.

GOLDBERG schreibt: „Die Schrift ist eine genau definierte Menge graphischer Zeichen. Das Ar-tefakt ‚Schrift’ ist präzise festgelegt und kann keiner Veränderung unterliegen. Dieser be-stimmten, endlichen Menge graphischer Zeichen entspricht eine noch offene Menge sprachli-cher Zeichen. Die Menge der sprachlichen Zeichen nimmt in der Auslegung zu, weil immer mehr entdeckt wird, was alles sprachliches Zeichen ist.“ So kann die Basis rabbinischer Her-meneutik umschrieben werden. Zur Schriftauslegung der Rabbinen vgl. CH. DOHMEN/G. STEM-

BERGER , Hermeneutik, 75-109.15 Bibel und Gnosis. Zum Verständnis jüdisch-biblischer Texte in der gnostischen Literatur,

vornehmlich aus Nag Hammadi, in: H. MERKLEIN, K. MÜLLER u. G. STEMBERGER (Hgg.), Bibelin jüdischer und christlicher Tradition. FS für Johann Maier (BBB 88), Frankfurt 1993, 137-156, hier 146-148.

16 So umschreibt R UDOLPH (vgl. Bibel und Gnosis, 147) die von P.  NAGEL an zweiter Stelle ge-

nannte „Auslegung im Gegensinn durch Rollen- und Funktionstausch (HA, UW; ApcAd; Pera-ten)“ (Die Auslegung der Paradieserzählung in der Gnosis, in: K.-W. TRÖGER  (Hg.), Altes Tes-tament- Frühjudentum- Gnosis, Gütersloh 1980, 49-70, hier: 51) als „Auslegung im Gegensinn,d.h. die „Protestexegese“ im e. S. (HA, SOT II, ApcAd; Peraten).“

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Der Grundzug gnostischer Hermeneutik wird bei allem Eingeständnis unter-schiedlicher Auslegungstypen von Rudolph als „eine Art geistig-hermeneutischer „Imperialismus“17 beschrieben. Gegen eine verallgemeinernde und damit verein-fachende Beschreibung gnostischer Hermeneutik im Sinne einer „Verkehrungs-oder „Umkehrhermeneutik“ wendet sich auch Michael Allen Williams18 in seiner kritischen Untersuchung des wissenschaftlichen Verständnisses der Kategorie„Gnosis“.

Von daher liegt der Ausgangspunkt der vorliegenden Studie zunächst in demFaktum gnostischer Bibelrezeption, ohne diese im Vorfeld bereits einzuordnen.Für den Auslegungsprozess wird in Anlehnung an Klaus Berger vorausgesetzt,„dass es bei der Applikation des biblischen Ausgangstexts verschiedene Gradevon „Treue“ geben kann.“19 Die verschiedenen Grade von Treue gegenüber dem biblischen Text in der gnostischen Applikation sind inhaltlich und formal heraus-zuarbeiten und zu erklären. Denn bereits anhand eines groben Überblicks über die Bewertung alttestamentlicher Personen und Themen20 in gnostischen Origi-

nalschriften lässt sich die These von der grundsätzlichen Umwertung bzw. Ver-kehrung alttestamentlicher Texte widerlegen. Nur wenige Arbeiten bieten ein differenziertes Bild gnostischer Bibelrezepti-

on. Diese seien im Folgenden kurz vorgestellt. So unterscheidet Nagel21 in seiner Untersuchung der Auslegung der Paradieserzählung in der Gnosis vier Haupt-interpretationsarten, die teilweise in sich noch unterteilt sind. Die erste Interpreta-tionsart, die er als „aggressiv-polemische Umkehrung“ bezeichnet, untergliederter a) in die Gruppe der polemischen Absage22 an den biblischen Text, b) in dieInterpretationsgruppe, die durch Rollen- und Funktionstausch23 eine dem bibli-schen Text entgegengesetzte Darstellung biete und c) in die Gruppe der korrekti-

ven Auslegung24

, die durch explizite Kritik am biblischen Text korrektiv in die- 17 Vgl. Bibel und Gnosis, 152: „Wie die hermeneutischen Voraussetzungen zeigen, hat die gnos-

tische Schriftstellerei eine Reihe von Typen der Auslegung hervorgebracht, die nicht immer scharf voneinander abgrenzbar sind, generell dominiert eine Art „expansionistischer“ oder „an-nexionistischer“ Auslegung, indem die eigenen Lehren rücksichtslos aus den genannten bibli-schen Schriften bestätigt oder in sie hineingedeutet werden (typisch dafür die „Naassener Schrift“ und die ExPsych). Es ist eine Art geistig-hermeneutischer „Imperialismus“, der hier greifbar wird und der Religionsgeschichte nicht fremd ist.“ Hier wird die „Emphase“ evident,mit der nach CH. MARKSCHIES (Kaiserzeitliche, 297) das Konzept der Protestexegese vertretenwird.

18 Falls überhaupt von einer Umwertung innerhalb der gnostischen Auslegung zu sprechen sei, beschreibt WILLIAMS (Rethinking „Gnosticism“. An Argument for dismantling a dubios Cate-gory, Princeton, New Jersey 21999, 63) diese als Funktion einer bestimmten auszulegendenTextstelle: „We might say that the hermeneutical activity … is not reversal for reversal’s sake(i.e., reversal as the principle, reversal as protest, and so forth), but rather a very  selective re-versal whose predictability is limited and is primarily a function of the specific scriptural inci-dent or figure involved.”

19 K. BERGER , Hermeneutik des Neuen Testaments, Gütersloh 1988, 229.20 Vgl. dazu die Tabellen in M.A. WILLIAMS, Rethinking, 61f.21 Die Auslegung der Paradieserzählung in der Gnosis, in: K.-W.  TRÖGER (Hg.), Altes Testament

- Frühjudentum - Gnosis. Neue Studien zu „Gnosis und Bibel“, Gütersloh 1980, 49-70.22 Dieser Gruppierung rechnet P.  NAGEL vor allem die Nag-Hammadi-Schriften:   Der zweite

 Logos des großen Seth (NHC VII, 2) und das Testimonium Veritatis (NHC IX, 3) zu.23 Diese Gruppe ist nach P.  NAGEL (54) durch die Schriften  Hypostase der Archonten und Vom

Ursprung der Welt aus NHC II repräsentiert.24 Dazu zählt das Apokryphon des Johannes (NHC II, 1; III, 1; IV, 1 und BG).

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sen eingreife. Die „allegorische Interpretation“ ist die zweite Hauptinterpretati-onsart, die jedoch in der gnostischen Interpretation der Paradieserzählung bzw.des Sündenfalls nicht zur Anwendung komme. Eine dritte Hauptinterpretationsartdefiniert Nagel als „eklektische Inanspruchnahme“ einzelner Passagen des AT.Die vierte und letzte Interpretationsart in Nagels Einteilung ist die „ätiologischeund typologische Interpretation“25, in der die Paradieserzählung als Unheilsge-schichte gedeutet werde. Nagels exemplarische Analyse gnostischer Exegesezeigt deutlich, dass die Annahme eines einzigen hermeneutischen Prinzips zur Charakterisierung gnostischer Exegese ungenügend ist.

Während sich Nagels Versuch der Kategorisierung gnostischer Schriftausle-gung ausschließlich auf die Paradieserzählung beschränkt, ist die von GiovanniFiloramo und Claudio Gianotto26 durchgeführte Analyse gnostischer Interpretati-on des AT weiter gefasst. Dabei bedienen sich die Autoren zweier Kriterien. Siefragen nach der theologischen Intention der Auslegungen und nach den ange-wandten exegetischen Methoden. Anhand des erstgenannten Kriteriums unter-

schieden die gnostischen Autoren, nach Meinung von Filoramo und Gianotto,zwischen Quellen, die das AT ablehnen, Quellen, die das AT positiv bewerten,und solchen, die eine mittlere Position einnehmen. Aufgrund der angewandtenexegetischen Methoden ergeben sich für Filoramo und Gianotto die Gruppen der allegorischen Interpretation, der Urbild-Interpretation sowie der Reinterpretationder biblischen Darstellung. Zusammenfassend stellen die beiden Autoren eineenge Korrelation zwischen der theologischen Intention und den angewandtenexegetischen Methoden fest. Danach gehen die allegorische und die Urbild-Interpretation regelmäßig mit einer positiven Bewertung des AT einher, währenddie Reinterpretation der biblischen Darstellung meist mit der radikalen Ableh-

nung des AT verbunden sei27

.Schließlich sei auf die Untersuchung von Birger A. Pearson28 zur Verwen-dung und Exegese des Alten Testaments in gnostischen Schriften verwiesen.Pearson untergliedert ähnlich wie auch Filoramo und Gianotto aufgrund herme-neutischer Voraussetzungen die gnostische Interpretation des AT in drei Grup-

 25 Unter diese Kategorie subsumiert P.  NAGEL (59-60) das   Baruch Buch des Gnostikers Justin,

das Evangelium Veritatis (NHC I, 3); den Tractatus Tripartitus (NHC I, 5) und das Evangeliumnach Philippus (NHC II, 3).

26 L’interpretazione gnostica dell’ Antico Testamento: Posizioni ermeneutiche et tecniche esege-tiche., in: Augustinianum 22 (1982), 53-74.

27 G. FILORAMO / C. GIANOTTO, L’interpretazione, 74: „La scelta delle varie tecniche interpretati-ve pare strettamente collegata alle diverse posizioni teologiche. Da una parte, l’utilizzazionedell’interpretazione allegorica (peraltro scarsamente documentata nei testi di Nag Hammadi) e

 prefigurativa dell’AT è collegata ad una valutazione in qualche modo positiva del carattere in-spirato del testo sacro; dall’altra, la posizione di rifiuto più o meno radicale si traduce in tenta-tivi di ritrascrivere il testo biblico che sfociano nella redazione di racconti mitici alternativi.“

28 Use, Authority and Exegesis of Mikra in Gnostic Literature, in: M.J.   MULDER  / H. SYSLING (eds.), Mikra: Text, Translation, Reading and Interpretation of the Hebrew Bible in Ancient Ju-daism and Early Christianity (CRINT II, 1), Assen, Philadelphia 1988, 653-652. Dazu vgl.ebenso PEARSONs Aufsatz: Jewish Sources in Gnostic Literature, in: M.E. STONE (ed.), Jewish

Writings of the Second Temple Period (CRINT II, 2), Assen, Philadelphia 1984, 443-481. EineÜberarbeitung von Use, Authority and Exegesis mit dem Titel: Old Testament Interpretation inGnostic Literature, findet sich in PEARSONs Aufsatzband: The Emergence of the Christian Re-ligion. Essays on early Christianity, Harrisburg 1997, 99-121.

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 pen: 1. Texte absolut negativer Sichtweise des AT29, 2. Texte positiver Sichtwei-se30 und 3. Texte einer dazwischen liegenden Position31. Der letztgenanntenGruppe attestiert Pearson „the most characteristic attitude toward the scripturesdisplayed in the Gnostic sources in general.“32 

Trotz unterschiedlicher methodischer Zugänge besteht das Ergebnis der dreiStudien in der Ablehnung einer einlinigen hermeneutischen Charakterisierunggnostischer Exegese des Alten Testaments wie sie von H. Jonas und K. Rudolphdurchgeführt worden war. Bereits Filoramo und Gianotto33 forderten eine Kor-rektur der von Jonas mit den Stichworten „Revolte“ und „Protest“ umschriebenengnostischen Exegese. Eine systematisch durchgeführte Umwertung biblischer Inhalte34 in gnostischen Texten ist nicht zu erkennen. Vielmehr sind der Ge- brauch und die Auslegung der Hebräischen Bibel in gnostischen Originalschrif-ten komplexer, wie Pearson treffend formuliert:

„The use of the OT in Gnosticism ...is a multifaceted thing, implying positivevalue in the OT as well as negative elements, and involving various exegetical

methods.“35

 Die Linien gnostischer Bibelexegese, die hier großflächig aufgezeigt wurden,müssen in Spezialstudien überprüft werden. Eine große Vielfalt und Komplexitätin der gnostischen Auslegung des Alten Testaments voraussetzend, will die vor-liegende Arbeit am Beispiel eines biblischen Themas die unterschiedlichen An-sätze gnostischer Bibelrezeption und ihre Funktion in dem jeweiligen Text erar- beiten. Ohne eine im Vorfeld festgelegte Kategorisierung gnostischer Quellen in:a) das Alte Testament ablehnende Schriften; b) zustimmende oder c) indifferenteSchriften vorzunehmen, soll den Versen von Gen 6,1-4 und ihrer Auslegung ingnostischen Originalschriften nachgegangen werden.

Die Eingrenzung auf den genannten Themenbereich bietet sich aus unter-schiedlichen Gründen an. Zum einen ist anzunehmen, dass die biblische Erwäh-nung des Geschlechtsverkehrs zwischen den „Söhnen Gottes“ mit den Menschen-

 29 Zu dieser Gruppe zählt B.A. PEARSON (639f.) nur die Schrift der  zweite Logos des großen Seth 

(NHC VII, 2).30 Die Repräsentanten einer positiven Bewertung der hebräischen Bibel sind nach PEARSON (Use,

Authority and Exegesis, 641-644) die Schrift  Exegese über die Seele (NHC II, 6),  Zeugnisseder Naassener und die Pistis Sophia.

31 Hier führt PEARSON (Use, Authority and Exegesis, 644-646) beispielsweise den  Brief des Pto-lemäus an Flora und den Tractatus Tripartitus (NHC I, 5) an, lässt viele andere aber unge-nannt.

32 Use, Authority and Exegesis, 646.33 L’interpretazione, 62.34 So auch das Ergebnis der kritischen Betrachtung gnostischer Schriftinterpretation von M.A. 

WILLIAMS in: Rethinking „Gnosticism“. Williams resümiert in dem Kapitel mit der program-matischen Überschrift: „Protest Exegesis? or Hermeneutical Problem-Solving?“ folgender-maßen: „There is no systematic or consistent program of inversion among these sources. In-stead, the amount of any value reversal varies significantly, from zero to several elements... If there is a pattern regarding „value reversal” here, it is that when such reversal does appear, itseems usually to result from an adjustment of some problem element in the text, some „scrip-

tural chestnut“ that had been recognized as a difficulty by generations of interpreters.“ (Re-thinking Gnosticism, 77).

35 Gnostic Interpretation of the Old Testament in the Testimony of Truth (NHC IX, 3), HTR 73(1980), 311-319, hier 319.

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töchtern bei den gnostischen Autoren, die eine reichhaltige Sexualmetaphorik 36 verwenden, beliebt war und von daher auf ausreichendes Quellenmaterial zuschließen ist.

Andererseits wird Gen 6,1-4 und besonders ihre Rezeption innerhalb desFrühjudentums immer wieder als Erklärungsmodell für den Ursprung des Bösenin der Welt gedeutet, auf das die Gnostiker zurückgriffen37. Gedaliahu A.Stroumsa38 geht sogar soweit zu behaupten, dass die radikale Transformation desEngelfallmythos’ die Basis gnostisch mythologischen Verständnisses vom Bösensei. Der Grund für die Ablehnung der materiellen Welt und ihres Schöpfers durchdie Gnostiker liege in deren Besessenheit von dem Problem des Bösen.

Es ist festzuhalten, dass die Exegese des Engelfalls ein wichtiges Element inder gnostischen Überlieferung darstellt. Damit steht der Engelfallmythos imZentrum einer Definition von Gnosis. Unbestreitbar ist auch, dass die Frage nachdem Bösen in der Welt und seines Ursprungs, wie Tertullian39 bezeugt, sowie dieallgemeinen Fragen nach dem Woher des Menschen, die in den von Clemens v.

Alexandrien überlieferten  Exzerpten aus Theodot (78,2)

40

aufgezählt werden, zuden Grundfragen der Gnostiker gehörten. Die gnostische Antwort auf die Frage

36 Diese findet sich sowohl in der Charakterisierung der Geschehnisse in der oberen Welt, so inder Darstellung der Entstehung des Schöpfergottes als auch in der Schilderung des irdischenLeidensweges der gefallenen Seele als missbrauchte Frau in der Nag-Hammadi-Schrift: „Exe-gese über die Seele“ (ExAn) in NHC II, 6. Die in gnostischen Texten überwiegend anzutref-fende Funktion verwendeter Sexualmetaphorik dient der Schilderung des abzulehnenden Statusalles Irdischen bzw. der Unwissenheit des Nicht-Gnostikers im Gegensatz zu demjenigen, der seine wahre Herkunft erkennt. Dazu vgl. die Arbeit von R. ZIMMERMANN, Geschlechtermeta-

 phorik und Gottesverhältnis. Traditionsgeschichte und Theologie eines Bildfeldes in Urchris-

tentum und antiker Umwelt (WUNT 2. Reihe 122), Tübingen 2001.37 Vgl. CH. MARKSCHIES, (Die Gnosis (C.H. Beck Wissen in der Beck’schen Reihe 2173), Mün-chen 2001, 50): „Die ‚Geheimschrift des Johannes’ ist an diesem Punkt nicht einmal originell:Schon das antike Judentum hatte die Rede von dem Wandel der „Gottessöhne“ auf Erden imersten Buch der Bibel (Gen 6,2) so gedeutet, daß emotionale Affekte wie Lust und Neid diegöttlichen Engelwesen haben aus dem Himmel fallen lassen und so das Böse in die Welt ge-kommen sei (Leben Adams und Evas 12-17 oder äthiopischer Henoch 7-10, 18f. und 65-69).“Danach ist die Auslegung von Gen 6,2 in der Literatur des antiken Judentums ein Modell zur Erklärung des Ursprungs des Bösen in der Welt, auf das die Gnostiker in ihrer Konstruktiondes Mythos vom Fall eines Teils Gottes als himmlisches Vorbild zum biblisch berichteten Falldes ersten Menschenpaares zurückgriffen. Damit diene die frühjüdische Interpretation von Gen6,2 als Vorlage für die gnostische Konstruktion einer im platonischen Denken notwendigen

überirdischen Vorgeschichte des menschlichen Falls. So griffig und einleuchtend diese Überle-gung auf den ersten Blick erscheint, muss sie sich doch an den Texten erweisen. Beachtenswertan der Erklärung von MARKSCHIES ist die Verschränkung der beiden Themen Menschenfallund Engelfall, die er bereits in der Auslegung des antiken Judentums angedeutet findet. Dage-gen ist die Applikation des Engelfalls auf den Fall der Sophia in der überirdischen Welt an dengnostischen Texten zu überprüfen.

38 Another Seed: Studies in Gnostic Mythology (NHS 24), Leiden 1984, 19: „What I shall try toshow is that a radical transformation of this myth forms the basis of the Gnostic mythologicalconsciousness of evil.“

39 Tertullian unterstellt die Fragen nach dem Bösen: „unde malum et quare?“ und die nach demWoher des Menschen: „unde homo et quomodo?“ allen Häretikern und Philosophen, vgl. De

 praescriptione haereticorum 7,5; Adversus Marcionem I,2 (dort auf Marcion und andere Häre-

tiker bezogen).40 Clemens von Alexandrien, Excerpta ex Theodoto 78,2 (zitiert nach der Ausgabe von O. STÄH-

LIN/  U.  FRÜCHTEL, GCS 172, 131,17-19):   ú,     ö, [õ]  ë  û , ñ ,  Ò ñ .

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nach dem Bösen, als Theodizee-Frage gestellt, besteht in einer abwertenden Hal-tung gegenüber der Schöpfung und dem Schöpfer. Zu klären bleibt allerdings,inwieweit die Exegese vom Engelfall ein gängiges Erklärungsmodell für dieHerkunft des Bösen darstellt und falls ja, in welcher Weise sich die Gnostiker dessen bedient haben sollen.

In der vorliegenden Untersuchung der Engelfalltradition in gnostischen Origi-nalschriften sollen Bedeutung und Funktion dieser Tradition kritisch überprüftwerden. Denn einige Arbeiten41 vermitteln den Eindruck, als sei die Engelfalltra-dition eine Universalerklärung für jede Art von „Fall“, und als gehe jede Erwäh-nung einer sexuellen Verbindung auf den Engelfallmythos zurück. Um Einseitig-keiten und Pauschalurteile zu vermeiden, ist die vorliegende Untersuchung engam koptischen Text orientiert und streng traditionsgeschichtlich ausgerichtet.Gerade die traditionsgeschichtliche Ausrichtung erfordert zunächst Bedeutungund Funktion der Engelfalltradition in der Literatur des antiken Judentums42, dem Neuen Testament und auch der rabbinischen Literatur zu analysieren, bevor die

gnostischen Texte in den Blick genommen werden.Vor dem Hintergrund der traditionsgeschichtlichen Voraussetzungen und ih-rer theologischen Implikationen wird die Bedeutung der Engelfalltradition ingnostischen Texten erhoben, wobei methodisch ein besonderes Interesse in der Frage nach Aufnahme und/oder Umwertung verschiedener Elemente der Traditi-on liegt. Hier gilt es, Einseitigkeiten wie beispielsweise eine pauschale Bewer-tung gnostischer Auslegung alttestamentlicher Texte als Protestexegese, aber auch die Annahme linearer Entwicklungshypothesen ungebrochener Auslegungs-traditionen zu vermeiden. Methodisch angemessener ist dagegen, eine Vielzahlwechselseitiger Verbindungen hypothetisch zuzulassen. Oder mit den Worten

Bergers formuliert: „komplexe Prozesse von Konkurrenz und Dialog, Diskussionund Abgrenzung, Antithese und Umwandlung“43 als gestaltende Elemente einzu- beziehen. In der Untersuchung von Bedeutung und Funktion der biblischen Über-lieferung des Engelfalls in gnostischen Schriften ist die Frage, ob und inwieweitdie Engelfalltradition ein Erklärungsmodell für den Ursprung des Bösen darstellt,von besonderem Interesse. Denn darin manifestiert sich ein zentrales Element desgnostischen Mythos.

2. Stand der Forschung: Die Engelfalltradition in Schriften

des antiken Judentums und gnostischen Originalschriften

Gegenüber dem großen Interesse an der biblischen Überlieferung in Gen 6,1-4,der unzählige Arbeiten44 gewidmet sind, so dass diese wenigen Zeilen im AT zuden oft kommentierten Zeilen zählen, fiel das Interesse an der Rezeption dieser 

41 Stellvertretend für andere sei hier die Arbeit von B. BARC (L’Hypostase des Archontes. Traitégnostique sur l’origine de l’homme, du monde et des Archontes (NH II, 4), BCNH section«Textes» 5, Québec, Louvain 1980, 31f.) angeführt.

42 Dazu zähle ich die Qumranliteratur, die Apokryphen und Pseudepigraphen des AT, die Schrif-

ten Philos und Josephus sowie die frühen rabbinischen Midraschim.43 So K. BERGER u. C. COLPE zu der theologischen Bedeutung religionsgeschichtlicher Arbeit, in:

Religionsgeschichtliches Textbuch zum Neuen Testament (TNT Bd. 1), Göttingen 1987, 12.44 Dazu vgl. die Literaturangaben in Kapitel I. Der biblische Text: Gen 6,1-4.

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Stelle in den Schriften des antiken Judentums merklich ab. Dies änderte sich jedoch in wellenartig auftretenden Abständen, wie am Äthiopischen Henoch zu beobachten ist. Ausgelöst wird das in Wellen auftretende forschungsgeschichtli-che Interesse meist durch wichtige wissenschaftliche Veröffentlichungen. Wäh-rend in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts die Engelfalltradition bzw. dieRezeption von Gen 6,1-4 in den Schriften des antiken Judentums außer in Über- blicksdarstellungen45 mit aufzählendem Charakter kaum Beachtung fand, ändertesich dies durch die Wahrnehmung der zahlreichen aramäischen Fragmente unter den Schriften von Qumran in den 70er Jahren. Als eine der ersten legte DevorahDimant46 eine ausführliche Analyse der Engelfalltradition in den Schriften vonQumran sowie den Apokryphen und Pseudepigraphen vor. Die unveröffentlichteDissertation Dimants von 1974, die meist nicht in ihren spannenden Einzelheitenrezipiert wird, was vermutlich der Hebräischen Sprache zu schulden ist, ist nochimmer lesenswert.

Im Anschluss an Józef T. Miliks47 Veröffentlichung der aramäischen Frag-

mente des äthHen in Qumran entstanden in den 70er Jahren eine Reihe von Auf-sätzen, deren spezifisches Interesse dem Buch der Wächter des äthHen als einer Rezeption von Gen 6,1-4 und der darin verarbeiteten Traditionen galt. Dabei bestand die Intention eines Großteils dieser Arbeiten darin, den Ursprung der imWächterbuch verarbeiteten Quellen und damit den Ursprung der Tradition vonden „gefallenen Engeln“ herauszuarbeiten und ihre Bedeutung für die theologi-sche Aussage48 des Autors des Wächterbuches zu eruieren. Ein Konsens bestand

45 Vgl. Teil II in: B.J.  BAMBERGER , The Fallen Angels, Philadelphia 1952 und M.  DELCOR , Lemythe de la chute des anges et de l’origine des géants comme explication du mal dans le

monde dans l’apocalyptic juive Histoire des traditions, in: RHR 190 (1976), 3-53. Sowie denkurzen Überblick (brief review) über die Tradition des Engelfalls in den Apokryphen undPseudepigraphen, rabbinischen Texten, Philo und den Kirchenvätern bei G.A. STROUMSA, Ano-ther Seed, 19-31. Auch die etwas ältere Studie von F.  DEXINGER  (Sturz der Göttersöhne oder der Engel vor der Sintflut. Versuch eines Neuverständnisses von Genesis 6,2-4 unter Berück-sichtigung der religionsvergleichenden und exegesegeschichtlichen Methode (WBTh Bd. 13),Wien 1966) ist hier zu erwähnen. Im zweiten Hauptteil seiner Studie, überschrieben mit demTitel: „Exegesegeschichtliches Material“, bietet Dexinger einen Überblick über das Verständ-nis der biblischen bene ha´ elohim aus Gen 6,2-4 vornehmlich in der christlichen Exegese abdem ersten Jh. n. Chr. bis zu den lateinischen Kirchenvätern. Die jüdische Apokalyptik liegtnicht im Blickfeld Dexingers. Er streift die jüdische Tradition ab dem 1.Jh. n.Ch. nur kurzdurch die Erwähnung des Josephus und der rabbinischen Literatur.

46 , „ “ , Engl.: The Fal-len Angels in the Dead Sea Scrolls and in the Apocryphal- and Pseudepigraphic Books relatedto them, Jerusalem 1974.

47 The Books of Enoch. Aramaic Fragments of Qumran Cave 4, Oxford 1976.48 P. D. HANSON, Rebellion in Heaven, Azazel and Euhemeristic Heroes in 1 Enoch 6-11, JBL 96

(1977), 195-223; G.W.E.  NICKELSBURG, Apocalyptic and Myth in 1 Enoch 6-11, JBL 96(1977), 383-405; J.J. COLLINS, Methodological Issues in the Study of 1 Enoch: Reflections onthe Articles of P.D. Hanson and G.W. Nickelsburg, SBL Seminar Papers, Missoula 1978, 315-322; Ders., The Apocalyptic Technique: Setting and Function in the Book of Watchers, CBQ44 (1982), 91-111; D.  DIMANT, 1 Enoch 6-11: A Methodological Perspective, SBL Seminar Papers, Missoula 1978, 323-39, C.  NEWSOM, The Development of 1 Enoch 6-19. Cosmologyand Judgment, CBQ 42 (1980), 310-29; M.E. STONE, The Book of Enoch and Judaism in the

Third Century B.C.E, CBQ (1978), 479-92; D.W.  SUTER , Fallen Angel, Fallen Priest: TheProblem of Family Purity in 1 Enoch, HUCA 59 (1979), 115-35. Ein ausführlicher Überblick zu den Diskussionen um die im Wächterbuch vorhandenen Traditionen und die Funktion desBuches bietet A.T. WRIGHT, Origin, 29-50.