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LEXIKON ••
FUR THEOLOGIE
UND KIRCHE
ERSTER BAND
A BIS
BARCELONA
1993
HERDER
FREIBURG · BASEL· ROM · WIEN
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Lexikon für Theologie und Kirche/ begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper ... -
Freiburg im Breisgau; Basel; Rom ; Wien: Herd er. Nebent.: LThK
NE: Buchberger, Michael [Begr.]; Kasper, Walter [Hrsg.]; NT Bd. 1. A- Barcelona. - 3., völlig neubearb. Aufl. - 1993
ISBN 3-451-22001-6
Alle Rechte vorbehalten - Printed in Germany © Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1993
Herstellung: Freiburger Graphische Betriebe 1993 ISBN 3-451-22001-6
171 ADVENT 172
ralvikars Joseph Teusch durch die Dt. Bischofskonferenz ins Leben gerufen. Bischof Hengsbach von Essen wurde mit der Gründung beauftragt. Die Mittel stammen vorwiegend aus der jährl. Weihnachtskollekte (i.J. 1991: 132 Mio. DM; 1961-91 insgesamt 2,5 Mrd. DM). Vorrangiges Ziel ist die Unterstützung der Pastoral unter der armen Bevölkerung LAs (Indigenas, Afroamerikaner, Campesinos, Slumbewohner) im Sinne der lateinamer. Bischofsversammlungen v. !Medellfn (1968) u. / Puebla (1979). Schwerpunkte der Förderung in den 712 Bistümern LAs sind: Ausbildung, Pastoralarbeit , soziale Kommunikation, Wiss. u. Forsch., Baumaßnahmen, Transport, strukturelle Hilfen, die überregionale Arbeit der Bischofskonferenzen u. der Aufbau einer Altersversorgung für den einheim. Klerus. Mit A. verbunden ist die Patenschaftsaktion, die in Zusammenarbeit mit den dt. Bistümern jährlich 16000 Seminaristen in LA unterstützt. Die Geschäftsstelle befindet sich in Essen. In Dtl. führt A. Öffentlichkeitsarbeit durch mit dem Ziel , über die aktuelle Situation LAs zu informieren u. die partnerschaftl. Beziehungen der dt. Katholiken zu den lateinamer. Ortskirchen zu fördern. Lit.: Jährl. Rechenschaftsberichte 1961 ff. ; L. Watzal: Die Entwicklungspolitik der kath. Kirche in der BRD. Mz- M 1985, 191- 218. DIETER SPELTHAHN
Advent (v. lat. adventus, Ankunft; griech. bw:paveto.), Vorbereitungszeit auf das Geburtsfest Christi, verweist auf das Kommen des Erlösers „in Knechtsgestalt" (Inkarnation) u. lenkt gleichzeitig den Blick auf sein Kommen in Herrlichkeit (Parusie). Der A. beginnt am 4. (in Mailand am 6.) Sonntag vor Weihnachten.
I. Geschichte: In Span. u. Gallien läßt sich seit dem Ende des 4. Jh. eine zunächst dreiwöchige Vorbereitungszeit vor Epiphanie ausmachen, die durch eifrigeren Gottesdienstbesuch (Synode v. Saragossa 380) u. Aszese (Fasten, Werke der Nächstenliebe) ausgezeichnet ist. Sie dürfte im Hinblick auf Epiphanie als unter oriental. Einfluß auch in Span. wichtigen Tauftermin entstanden sein. Als Organisator einer nach Martini (11. Nov.) beginnenden, der vorösterl. Quadragesima nachgebildeten vierzigtägigen Fastenzeit vor dem Geburtsfest Christi gilt (vgl. Greg. Tur. bist. X, 31,6) Bf. !Perpetuus v. Tours (t 491). Das A.-Fasten wurde nach dem Konzil v. Mäcon (583) allg. Praxis in der gall. u. span. Kirche. Vermutlich kannte der A. um diese Zeit auch schon eine liturg. Ausgestaltung. Die nachhaltige Betonung des Buß- u. Umkehrmotivs läßt aber auf eine starke Akzentuierung der eschatolog. Dimension schließen: Aufblick zu dem als Richter u. Retter erwarteten Herrn u. Anruf, sich für den Tag seines Kommens zu bereiten. Für Ravenna bezeugt der /Rotulus (Mitte 5. Jh.) den A. als Vorbereitungszeit auf das Jahresfest der Ankunft Christi ,,im Fleisch", wobei die einmal geschehene Inkarnation in ihrer gegenwärtigen Heilswirkung erfahren u. als Unterpfand der Vollendung der Erlösung bei der Wiederkunft Christi gefeiert wird, so daß inkarnatorischer, kult. u. eschatolog. Aspekt des A. sinnvoll zusammengeschaut werden. Für Rom bezeugen - sieht man v. den unspezif. Texten des Veronense für die Winterquatember ab - die Sakramentare (Ge V u. GrH) u. die frühesten Peri-
kopenverzeichnisse den A. als eine spätestens ab dem 6.Jh. geprägte liturg. Zeit, die ursprünglich wohl 6 Sonntage umfaßte (Chavasse), die dann aber infolge der v. Gregor 1. (t 604) vorgenommenen Reduktion auf bloß vier Wochen verkürzt wurde. Die gregorian. Regelung setzte sich erst seit der Jahrtausendwende durch, gefördert durch das Missale Romanae Curiae (13. Jh.); erst die tridentin. Liturgiebücher Pius' V. machten den A. mit vier Sonntagen allgemein verbindlich; doch hält die Mailänder Eigenliturgie an sechs A.-Sonntagen fest, ebenso die altspan. Liturgie (Missale HispanoMozarabicum, Toledo 1991). Dagegyn stehen die reformator. Kirchen in der röm. Uberlieferung. Der Osten kennt den A. als liturg. Zeit nicht. Die byz. Kirche begeht am letzten Sonntag vor Weihnachten das Gedächtnis der Vorfahren Christi (Ev.: Mt l , 1-25). Die Syrer nennen die vier (Ostsyrer) bzw. fünf (Westsyrer) Wochen vor dem Fest „Wochen der Verkündigungen".
II. Liturgie: Die bis ins MA vielfach übliche Einordnung der A.-Texte am Ende der liturg. Bücher entspr. der bes. in der gall. Trad. dominierenden eschatolog. Prägung des A.: am Ende des Naturjahres schaut die Kirche aus nach der Vollendung des im Kreislauf des Jahres gefeierten Christusmysteriums bei der noch ausstehenden Parusie (vgl. SC 102). Wachsamkeit u. Bereitung für den ungewissen Tag Christi waren auch die Leitmotive der röm. Perikopenordnung an den A.-Sonntagen in der Epistel- (Röm 13,11- 14; 15,4- 15; Phil 4,4-7; 1 Kor 4, 1-5) u. in der Evangelienreihe (Lk 21,25-33 bzw. Mt 11,1-9; Mt 11,2- 10; Joh 1,19-28; Lk 3,1- 6). Lediglich die Evv. am Montag u. Mittwoch der /Quatemberwoche im A. griffen das Jnkarnationsthema auf (Lk 1,26-38; Lk 1,39-47). Die eucholog. Texte u. Gesänge der bis z. Reform des Vat. II gebräuchl. A.-Meßformulare waren stark v. Parusiemotiven geprägt, berücksichtigten aber auch, bes. an den Quatembertagen u. am 4. A.Sonntag, den Aspekt der Menschwerdung. Da das röm. tridentin. Meßbuch in der Trad. des GrH außer an den Quatembertagen keine spezif. Ferialmessen im A. kannte , wurde häufig die marian. Votivmesse, nach dem Anfangswort des Introitus ! ,,Rorate" gen., mit Lk 1,26- 38 als Evangelium u. den inkarnatorisch geprägten Gebeten des Quatembermittwochs gefeiert, so daß die A.-Frömmigkeit betont im Zeichen festlicher Vorfreude auf das Geburtsfest Christi stand. In den Kirchenliedern des A. dominiert das Inkarnationsgedächtnis, doch wird nicht selten auch die eschatolog. Dimension überzeugend ins Wort gebracht (vgl. Ph. Nicolais ,,Wachet auf" u. G. Weißeis „Macht hoch die Tür"). In der nach dem Vat. II. erneuerten röm. Liturgie gilt der A. als Vorbereitungszeit auf die weihnachtl. Hochfeste, wobei das Gedenken an das erste Kommen Christi gleichzeitig die Hoffnung auf seine zweite Ankunft am Ende der Zeiten stärkt. Beides macht den A. zu einer Zeit froher Erwartung. Während die Meß- u. Stundenliturgie in der ersten Hälfte des A. eschatologisch akzentuiert ist, dominiert ab dem 17. Dez. der inkarnator. Aspekt. Es sind die Tage der / 0-Antiphonen. Der 4. A.-Sonntag ist stets marianisch geprägt. Die nachvatikan. Reform hat die A.-Liturgie wesentlich bereichert, indem sie
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A.-Präfationen eingeführt u. die Ferialtage erstmals mit eigenen Perikopen u. Gebetsformularen ausgestattet hat. Generell tritt nun der Aspekt des Menschwerdungsgedächtnisses deutlicher hervor. Doch bringt der weiterhin den A. mitprägende Parusiegedanke eine heilsame Ernsthaftigkeit in die weithin v. seichter Sentimentalität u. Konsumdenken in ihrer ehr. Substanz bedrohte Vorweihnachtszeit. Lit.: W. Croce: Die A.-Messen des röm. Missale in ihrer gesch. Entwicklung: ZKTh 74 (1952) 277- 317; A. Chavasse: L'Avent romain du VI' au VIII' siecle: EL 67 (1953) 297-308; W. Croce: Die A.-Liturgie im Licht ihrer gesch. Entwicklung: ZKTh 76 (1954) 257-296 440- 472; J. Hild: L'Avent: MD 59 (1959) 10-24; A. Adam: Das Kirchenjahr mitfeiern. Fr 1979, 109- 116; H. Auf der Maur: Feiern im Rhythmus der Zeit 1 (GdK 5). Rb 1983, 179-185; M. Aug'e u.a.: L'anno liturgico (Anamnesis 6). Genua 1988, 193-202; W.J. Schlicrf: Adventus Domini. Gesch. u. Theo!. des A. in Liturgie u. Brauchtum der westl. Kirche. Mönchengladbach 1989. ANDREAS HEINZ
m. Frömmigkeit u. Brauch: In den „Klöpfelnächten", einem seit dem 15. Jh. belegten Orakelbrauch, klopft der Erlöser od. das herbergsuchende HI. Paar an die Tür. ,,Klöpfeln" als Kinder-Heischebrauch wurde mit dem Hinweis auf die Geburt Christi verknüpft (1534 für Franken bekannt). Das Ansinge-Lied näherte sich im 17. Jh. dem /Kirchenlied (Sternsingen). Das Tragen eines Marien- od. Josefsbildes v. Haus z. Haus (/Frautragen), eine Spätform der Herbergsuche, wird seit einigen Jahren örtl. wieder belebt. ,,Den hl. Christ herabblasen" ist als A.-Blasen im Nordwesten u. den Niederlanden gebräuchlich. Die Feier v. / Rorateämtern ermöglichte auch die nach dem Vat. II erneuerte Liturgie. Das A.-Fasten hat schon CIC 1917 nicht mehr gefordert. Heiligenfeste im A. in Verbindung mit dem Luziatag als ehern. Wintersonnenwende waren Lostage für Wetter, Beginnen, Heirat: Andreas, Barbara (Zweig), Thomas. Die Einkehr des hl. Nikolaus verschmolz mit älteren nächtl. Lärmumzügen Vermummter (Buttnmandel, Klausen , Strohschab, Knecht Ruprecht , rauhe Perta). Das Strohhalmlegen in die Krippe für gute Taten wird seit dem 19. Jh. v. den A.-Kalendern überlagert. Beliebtester A .-Brauch ist heute der A.Kranz, weiter verbreitet seit 1930, aus häusl. prot. Umkreis herkommend, nach dem 2. Weltkrieg auch in kath. Kirchen allgemein anzutreffen. Lit.: L. Schmidt: Volksglaube u. Volksbrauch. B 1966; H. Bausinger: Der A.-Kranz: Wilrtt. Jb. für Volkskunde 1970; G. M. Lechner: Maria Gravida. M 1981; H. Moser: Volksbräuche im gesch. Wandel. M 1985; E. Gajek: A .-Kalender. M 1988. ANNEMARIE BRÜCKNER
Adventisten, Siebenten-Ta;s-Adventisten. l. Ent· stehung u. Geschichte: Die 1m Rahmen einer Erweckungsströmung Anfang des 19. Jh. durch den baptist. Farmer William Miller (1782- 1849) in den USA entstandene Adventbewegung als Massenbewegung erwartete die Wiederkunft Christi zw. 21.3.1843 u. 21.3.1844. Ursprünglich überkonfessionell, vollzog sich 1843 der Bruch mit den Kirchen. Nach dem März 1844 verkündete der Adventprediger Samuel S. Snow die Wiederkunft Christi für 22.10.1844. Danach zersplitterte die Miller-Bewegung (s. auch IV.).
An der Gründung der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten (STA) waren beteiligt: H. Edson, der 1844 lehrte, daß Christus am
22.10.1844 das Allerheiligste des Himmels betreten u. mit dem Untersuchungsgericht begonnen habe; J. Bates, der ab 1845 den Sabbat statt des Sonntags feierte; v.a. Eilerz Gould Harmon (1827-1915), die durch ihre Visionen ab 1844 die bisherigen Lehren bestätigte, u. deren späterer Mann James White, der 1846 die dreifache Engelsbotschaft (Anfang des Untersuchungsgerichts 1844, Kirchenaustritt, Halten des Sabbats) formulierte. Auf dieser Basis bildeten sich Gemeinden u. missionar. Aktivitäten, die 1863 durch die Gründung der STA in Battle Creek (Michigan) ihre Organisationsstruktur unter Führung v. James White u. seiner Frau erhielten.
n. Entwicklung u. Stand der STA: Die STA entwickelten sich v. einer stark eschatologisch orientierten Sondergemeinschaft in Richtung /Freikirche. Trotz einzelner Kontakte im ökum. Raum lehnen sie einen Beitritt z. /ÖRK ab.
Ortsvereinigungen sind weitgehend selbständig, sie werden in Vereinigungen zusammengefaßt. Mehrere Vereinigungen bilden einen Verband (od. eine Union). Höchste Instanz ist die Generalkonferenz in Silverspring (Maryland) mit zehn Divisionen. Auf Lokalebene ist der Gemeindeausschuß ausführendes Gremium. Gemeindeämter werden demokratisch besetzt; der hauptamtl. Prediger - die Ausbildung in eigenen Seminaren dauert ca. vier Jahre - erhält sein Arbeitsgebiet v. der Vereinigung zugewiesen. Die Finanzierung erfolgt durch Zehnt u.Spenden.
Weltweit führten die STA 19914731 Grundschulen, 980 höhere Schulen, 79 Universitäten u. Colleges, 2 Medizinische Hochschulen, 46 Ausbildungsstätten für Krankenpflege, 154 Krankenhäuser u. Sanatorien, 322 Kliniken u. Ambulanzen u. 28 Lebensmittelfabriken. Zur internat. Mission gehören Schrifttum (58 Verlagsanstalten; Lit. auch für Blinde), Radio- u. TV-Arbeit (,,Stimme der Hoffnung") u. Bibel-Fernunterrichtsinstitute (,,Stimme der Hoffnung", Aktion „Die Bibel spricht"). Die STA expandieren v.a . in Südamerika, Afrika u. Asien. Waren es 1978 ca. 3 Mio. Mitgl., so bestanden 1992 mehr als 33 000 Gemeinden mit 7,9 Mio. getauften Mitgl. in 205 Staaten.
Unterorganisationen sind u. a.: Advent-, Bildungs- u. Erziehungswerke. V.; Internat. Vereinigung z. Verteidigung u. Förderung der Religionsfreiheit; Dt. Verein für Gesundheitspflege (u.a. mit Gesundkostwerk De-Vau-Ge ); ADRA (Adventistische Entwicklungs- u. Flüchtlingshilfe); AWW (Advent-Wohlfahrtswerk).
III. Lehren der STA: Die STA verstehen sich als streng bibelorientierte Endzeitgemeinde u. halten an zentralen reformator. Grundsätzen (Schriftverständnis, / Rechtfertigung) fest. Whites Schrifttum gilt nicht als neue Offenbarung, wohl aber als inspiriert. Sonderlehren - durch Whites Visionen autorisiert - sind Advent-, Heiligtums- u. Sabbatlehre. Daraus resultiert das Selbstverständnis als „Schar der Übrigen". Trotz ablehnender Haltung gegenüber den Kirchen wird eingeräumt, daß es auch dort echte Christen gibt.
An der Lehre der baldigen Wiederkunft Christi wird festgehalten. Nach der ersten Auferstehung der Gerechten u. dem Tausendjähr. Reich wird die zweite Auferstehung aller übrigen , das Endgericht