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137 18 Ich muss keine Leistung bringen Kaum zu glauben! I ch muss keine Leistung bringen? Schön wäre es ja“, seufzt der Schüler, „aber erzählen Sie das mal meinem Lehrer. Der lässt mich glatt sitzen!“ „Ich muss keine Leistung bringen?“, protestiert der ehrgeizige Firmenmitarbeiter. „Wo kommen wir denn dann hin? Schließlich will ich ja auch Karriere machen. Bleib mir weg mit solchen Sprüchen!“ „Keine Leistung? Wie soll das denn gehen?“, fragt irritiert die Frau des Hauses. „Dann ist doch das Chaos perfekt.“ Und auch die Verkäuferin beim Bäcker will mir die Brötchen nicht umsonst über die Theke reichen. Gibt es denn wirklich keine Leistung ohne Gegen- leistung? Dieser Satz, „Ich muss keine Leistung brin- gen“, scheint für unsere Welt völlig untauglich zu sein. Ist er auch. Hier wird einem nichts geschenkt. Aber es gibt tatsächlich einen Platz, an dem ich keine Leis- tung bringen muss, ja, gar nicht bringen kann. Das ist der Platz an Gottes Vaterherzen. Der vollständige Satz lautet nämlich so: „Ich muss keine Leistung bringen, um von Gott geliebt zu sein.“

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Margret Birkenfeld - oder "Tante Margret", wie sie von vielen liebevoll genannt wird - hat ganze Generationen mit ihrer Musik begleitet und geprägt. In diesem Buch gibt sie Einblicke in die Geschichten hinter ihren Liedern und lädt Sie ein, noch einmal mit ihr in vergangene Zeiten einzutauchen. Lassen Sie sich mitnehmen zu den Anfängen der deutschsprachigen christlichen Musik. Lesen Sie nach, wie es zu der Entstehung von Klassikern wie "Ja, Gott hat alle Kinder lieb" oder "Für mich gingst du nach Golgatha" kam. Möglicherweise ertappen Sie sich beim Lesen ja sogar dabei, wie Sie die eine oder andere Melodie leise vor sich hin summen.

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18Ich muss keine Leistung bringen

Kaum zu glauben!

Ich muss keine Leistung bringen? Schön wäre es ja“, seufzt der Schüler, „aber erzählen Sie das mal meinem

Lehrer. Der lässt mich glatt sitzen!“„Ich muss keine Leistung bringen?“, protestiert der

ehrgeizige Firmenmitarbeiter. „Wo kommen wir denn dann hin? Schließlich will ich ja auch Karriere machen. Bleib mir weg mit solchen Sprüchen!“

„Keine Leistung? Wie soll das denn gehen?“, fragt irritiert die Frau des Hauses. „Dann ist doch das Chaos perfekt.“

Und auch die Verkäuferin beim Bäcker will mir die Brötchen nicht umsonst über die Theke reichen.

Gibt es denn wirklich keine Leistung ohne Gegen-leistung? Dieser Satz, „Ich muss keine Leistung brin-gen“, scheint für unsere Welt völlig untauglich zu sein.

Ist er auch. Hier wird einem nichts geschenkt. Aber es gibt tatsächlich einen Platz, an dem ich keine Leis-tung bringen muss, ja, gar nicht bringen kann. Das ist der Platz an Gottes Vaterherzen. Der vollständige Satz lautet nämlich so: „Ich muss keine Leistung bringen, um von Gott geliebt zu sein.“

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Das ist so ungeheuerlich, dass wir es kaum begreifen können. Es geht uns zwar leicht von den Lippen: „Gott liebt uns bedingungslos“, unser Kopf sagt Ja dazu – so haben wir es schließlich gelernt –, und trotzdem plagen wir uns damit ab, uns Gottes Liebe verdienen zu wol-len. Denn es kann doch nicht möglich sein, dass ich gar nichts dafür tun muss. Irgendwas muss ich Gott doch bieten, damit er mir gewogen bleibt.

Diese Einstellung spukt immer wieder in unserem Unterbewusstsein herum, weil wir es gewohnt sind, uns für alles zu revanchieren. Und – geben wir’s doch zu – weil wir Angst vor Gott haben.

Das ist eine böse Falle. In Gottes Reich herrschen so vollständig andere Gesetze als in unserer verkehr-ten Welt. Unter diesem bewussten oder unbewussten Zwang, „gut“ sein zu müssen, um bei Gott angesehen und beliebt zu sein, leben viel mehr Christen, als wir es ahnen. Wie kann man sich das Leben damit so schwer-machen!

Eines Tages wurde mir bewusst, dass auch ich im-mer wieder in diese Falle hineintappte, obwohl ich doch die Wahrheit kannte und gern von Gottes be-dingungsloser Liebe sang und sprach. Welch eine Be-freiung war es, als mein Herz endlich begriff, dass ich wirklich nichts tun kann und tun muss, als mich über diese Liebe zu freuen und dafür zu danken. Das muss-te ich weitersagen. Und so kam es zu dem folgenden Lied:

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Ich muss keine Leistung bringen, um von Gott geliebt zu sein,

nicht um fromme Formen ringen, brauche keinen Heilgenschein.

Ich darf kommen, wie ein Kind läuft auf seinen Vater zu.

Und in seinen offenen Armen komme ich zur Ruh.

Zu Gottes offenen Armen fällt mir eine Geschichte ein: Ich war etwa 20 Jahre alt. Mit meiner Geige und der

Notentasche in der Hand kam ich aus dem Geigenun-terricht. Wie hatte es heute so schlecht geklappt, ob-wohl ich so viel geübt hatte! Aber das Stück war auch zu schwer, gespickt mit Doppelgriffen – ein herrliches Stück übrigens. Aber mein Geigenlehrer war ganz und gar nicht mit meiner Leistung zufrieden gewesen. Die unsauberen Töne müssen für seine empfindlichen Oh-ren auch schrecklich geklungen haben. Mein sonst so gütiger alter Lehrer war recht ungehalten. Mit Tränen in den Augen verabschiedete ich mich und lief ärgerlich und zerknirscht zur Straßenbahnhaltestelle.

Die Bahn stand schon da und würde gleich abfahren. Ohne nach rechts und links zu schauen, lief ich über die Fahrbahn, als ich plötzlich einen sehr heftigen Stoß bekam. Der herankommende VW-Käfer konnte nicht mehr bremsen und lud mich auf seine Kühlerhaube. Sehr unsanft landete ich dann auf dem mit schwar-zer Asche bestreuten Gehweg. Meine Geige hatte ich festgehalten. Ihr war bei dem Aufprall nichts passiert.

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Nur ich trug eine handgroße, tiefe und aschenschwarze Schürfwunde davon, die mir heftige Schmerzen bereite-te. Trotzdem war ich froh und dankbar, dass mir weiter nichts zugestoßen war. Gott hatte mich bewahrt und mir darüber hinaus noch ein wunderschönes Geschenk gemacht. Denn ich hatte schon eine ganze Weile das Gefühl, Gott würde mich nicht mehr lieben. Wieso ich das meinte, wusste ich nicht. Aber es machte mich sehr traurig. Der Feind tut ja nichts lieber, als unsere Gefühle zu verwirren. Deshalb sollen wir uns auch nicht auf sie verlassen.

Als ich in meinem Bett lag, schenkte mir Gott über-raschend und ganz einfach das erneute Wissen, dass er mich liebt und immer geliebt hatte. War das schön! Dieser kleine Unfall war sein Haltesignal gewesen, damit ich mich wieder neu auf seine Liebe besinnen konnte.

Und dann geschah es so, wie es am Ende der Strophe heißt: „Und in seinen offenen Armen komme ich zur Ruh.“

Jesus möchte uns befreien aus der selbst gemachten Not,

dass wir uns von Herzen freuen ohne Angst vor unserm Gott. Du bist ein geliebter Mensch, wirf die alten Zweifel fort.

Gott will dich so reich beschenken, glaube seinem Wort.

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Aber wie ist das nun mit unseren „guten Werken“? Gibt’s denn wirklich nichts für uns zu tun? Wir sollen doch „jedermann Gutes tun“. Stimmt. Darüber habe ich auch nachgedacht und folgende Antwort gefun-den:

Dieses tiefe, frohe Wissen, dass mich Gott, mein Vater, liebt,wird dann nicht zum Ruhekissen,

weil die Liebe Antwort gibt. Dienen ist dann keine Pflicht, Liebe wird von selbst zur Tat,

wird zum Dank für Kreuz und Krone, wird zur guten Saat.

Genügt diese Antwort? – Ein Leben als „Dank für Kreuz und Krone“?

Ich glaube, das wünschen wir uns alle. Ein Glück, dass wir einen guten Lehrmeister haben und immer wieder neu anfangen können. Denn die alten Denkmus-ter melden sich zu gern immer wieder zu Wort. Kein Grund zum Verzweifeln.

Und nun die letzte Strophe. Sie beginnt mit einem Gebet, das Gott nur zu gerne erhört. Denn auch er sehnt sich nach Gemeinschaft mit uns, seinen Kindern. Ist das nicht atemberaubend? Unser Vater freut sich, wenn wir ihm unsere Liebe schenken.

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Herr, ich bring dir meine Sehnsucht, lehre mich durch deinen Geist,dass er mir durch alle Wirren neu den Weg zum Vater zeigt.Ja, ich bin und bleib dein Kind,

du bist meine Garantie.Vater, Dank für deine Liebe!

Ewig, ewig währet sie!

Ja, wir haben eine Garantie auf Gottes Liebe und Treue. Keine befristete, wie man sie etwa für ein Bügeleisen bekommt. Nein. Es ist eine ewige Garantie, die sich schon durch Jahrtausende bewährt hat. Und der Garan-tieschein, sein ewig gültiges Wort, läuft nie ab.

Während ich dies schreibe, fällt mir eine Begebenheit aus meiner frühen Kindheit ein:

Ab und zu kamen Brüder von auswärts und besuch-ten die Familien der Gemeinde. Man nannte sie „Reise-brüder“. Auch wir Kinder wurden dann herbeigeholt. Ich sehe mich noch ganz zutraulich vor einem dieser ehrwürdigen Brüder stehen, die immer kleine bunte Kindertraktate bei sich hatten. Obwohl ich noch nicht zur Schule ging und also nicht lesen konnte, wollte ich auch welche haben. Ich bekam sie natürlich.

Und dann fragte mich der Bruder: „Was meinst du, was ist besser – wenn du den Herrn Jesus festhältst oder wenn der Herr Jesus dich festhält?“

Ich schaute auf meine kleinen runden Hände und dachte einige Augenblicke angestrengt nach. Dann ver-kündete ich mit Bestimmtheit: „Wenn der Herr Jesus

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mich festhält!“ Und das ist nun schon über 80 Jahre der Fall. Sonst würde ich jetzt nicht hier in unserer Holly-woodschaukel sitzen und solche Geschichten aufschrei-ben. „Vater, Dank für deine Liebe! Ewig währet sie!“

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19Seht mal meinen Regenschirm

Unter dem Schirm des Höchsten

Es ist ein trüber Novembertag. Das Wetter gefällt mir ganz und gar nicht. Etwas missmutig trete ich

aus dem Supermarkt in den strömenden Regen und mache mich mit meinen Einkaufstaschen auf den Weg zum Auto. Da sehe ich vor mir ein kleines Mädchen von etwa sechs Jahren mit einem offensichtlich neuen Regenschirm laufen. Fröhlich schwatzt es mit seiner er-wachsenen Begleiterin über diesen Schirm, wie schön der ist. Und wie gut, dass es auch regnet!

Hoppla! Plötzlich ist mein Missmut wie weggeblasen. Mei-

ne Antenne für neue Kinderliederideen, die ich stän-dig ausgefahren habe, fängt natürlich dieses fröhliche Geplauder auf, und ich denke: Wie toll muss es sein, einen neuen Regenschirm zu besitzen. Und dass es dann auch noch regnet! – Da mach ich was draus!

Schnell ins Auto, und bis zu Hause – es waren ja nur fünf Kilometer – hatte ich bereits die erste Strophe im Kopf:

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Seht mal meinen Regenschirm! Ist der nicht schön?Jetzt kann ich bei jedem Wetter auf die Straße gehn.

Klapp! Ich spann ihn auf über meinem Kopf –und nun kann es regnen; tropf – tropf – tropf!

Ich musste lachen, während ich mir diesen Spaß zusam-menreimte. Zu Hause angekommen, setzte ich mich gleich hin, schrieb den Vers auf und überlegte, wie es weitergehen sollte, denn es müssten ja noch wenigstens zwei weitere Strophen dazukommen ... Was konnte man denn sonst noch Gescheites über einen Regenschirm sagen?

Ja – ich hab’s! Wie unangenehm ist es doch, wenn es anfängt zu

regnen, und man hat keinen Schirm dabei! Wenn doch jetzt einer mit so einem Regendach vorbeikäme ... Und weil wir ja auf den anderen achten wollen, damit es ihm auch so gut geht wie uns, gibt uns dann die zweite Stro-phe eine kleine Anleitung in Sachen Nächstenliebe, na-türlich lustig verpackt:

Rennt dann jemand ohne Schirm an mir vorbei, ruf ich:„Unter meinem Schirm ist noch ein Plätzchen frei!“

Dann halt ich den Schirm über unsern Kopf,und nun kann es regnen; tropf – tropf – tropf.

Und dann kam mir plötzlich der „Schirm des Höchsten“ in den Sinn: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt ...“ (Psalm 91,1). Wie schön! Unter Gottes Schirm ist Platz für alle, bei jedem Wetter. Und das sollen die Kin-

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der so früh wie möglich wissen. Und so ergab sich als Höhepunkt die dritte Strophe des Regenschirm liedes:

Doch den allerschönsten Schirm, den es nur gibt,den hat unser Vater in dem Himmel, der uns liebt.

Unter seinem Schirm sind wir wohl bewacht,er ist über uns bei Tag und Nacht.

Als ich den Kindern dieses Liedchen vorsang, waren sie gleich hellauf begeistert und hatten es ruckzuck gelernt. In der nächsten Chorstunde wurde es dann „uraufgeführt“ – mit Schirm, den entsprechenden Be-wegungen und den beiden glücklichen Akteuren. Wie gern spielen Kinder mit, wenn sie sich in dem Spiel wiederfinden können! Das Lied „sang“ sich schnell he-rum und bald stand es mit oben auf der Beliebtheits-liste.

Dieses kleine Lied mit dem großen Thema vom „Schirm des Höchsten“ inspirierte mich dann zu einer ganzen LP mit lauter wahren Geschichten von Gottes Bewahrung. Die Quellen zu diesen Geschichten fand ich in der großen Familie meines Bruders. Denn bei sie-ben Kindern kann man jeden Tag mindestens einmal „die Luft anhalten“.

Wozu ein trüber Novembertag doch gut sein kann!Doch nun will ich etwas über Gottes Bewahrungen

in meinem eigenen Leben berichten. Ich könnte ein ganzes Buch darüber schreiben. Und oft denke – oder singe ich: „In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet“ (J. Neander).

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Ich will zwei sehr unterschiedliche Erlebnisse he-rausgreifen:

Es war im Nachkriegswinter 1947/48. Die Züge fuh-ren immer noch sehr unregelmäßig. Zu viele Gleise und Bahnhöfe waren noch zerstört. Oft fand man eher zu-fällig den richtigen Zug und man musste auch schon mal Umwege in Kauf nehmen. Ich weiß heute nicht mehr, auf welchem Bahnhof ich mich damals befand. Es soll-te dort jedenfalls ein Zug nach Dortmund abfahren. Ich stürzte auf den entsprechenden Bahnsteig – und sah, wie sich mein Zug in Bewegung setzte. Das durfte doch nicht wahr sein!

Ich nahm mein Gepäck – Geige, Aktentasche und klei-nen Koffer – zusammen in die rechte Hand und riskier-te es tatsächlich, auf den fahrenden Zug aufzuspringen, wobei ich mit der linken Hand den Griff neben der noch offenen Tür erfasste. Doch der Zug hatte schon zu viel Fahrt. Ich konnte mich nicht mehr aufrichten, um durch die Tür in den Zug zu gelangen. So hing ich an dem Griff und sah, wie die Schottersteine unter mir immer schneller dahinglitten. Sollte ich mich lieber fallen lassen, bevor der Zug noch schneller fuhr? Auf den Gedanken, mein Ge-päck abzuwerfen, kam ich nicht. Es war ja auch so kostbar!

Furchtbare Sekunden! Ich schloss die Augen. Da spürte ich, wie eine Hand meinen Gürtel erfasste. Die Hand zog und zog. Ich konnte nicht mithelfen. Der Zug fuhr schon sehr schnell. Wie es geschah? Ich weiß es nicht. Jedenfalls stand ich plötzlich mit furchtbar zitternden Knien zwischen vielen Leuten, die mich teils vorwurfsvoll, teils mitleidig anschauten.

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Ich war wie betäubt und stammelte irgendwas. Ich wollte meinem Retter so gern danken und tat dann in meiner Aufregung etwas ganz bestimmt Unangemessenes: Ich fingerte einen 20-Reichsmark- Schein – mein ganzes Vermögen – aus meiner Mantel-tasche und steckte ihm diesen in die Hand. Er wehrte sich vehement dagegen – verständlicherweise. Was er getan hatte, das hatte er als seine Pflicht angesehen. Und außerdem war das überhaupt nicht zu bezahlen. Was dann weiter geschah und wie ich nach Hause ge-kommen bin, das habe ich total vergessen. Mir stehen nur noch diese wenigen furchtbaren Minuten vor Au-gen.

Und noch etwas: Später besah ich mir diesen „Gür-tel“, an dem mich mein Lebensretter in den Zug gezo-gen hatte. Es war ja nur ein Bindegürtel aus dem glei-chen armseligen Teddy-Stoff, aus dem mein Mäntelchen gefertigt war. Und da entdeckte ich auch noch in der Mitte eine Naht, mit Nachkriegsgarn zusammengenäht. Wie dieser elende Fetzen das ausgehalten hat, konnte ich mir nicht vorstellen. Das erhöhte einerseits noch einmal mein Entsetzen, aber andererseits – und das bis heute – meine Dankbarkeit Gott gegenüber, der mich so wunderbar bewahrt hatte.

Nur mit Mühe, mit klopfendem Herzen und eiskal-ten Händen habe ich diese Geschichte zu Papier ge-bracht. Aber es ist gut, wenn wir uns dann und wann an Gottes Wunder in unserem Leben erinnern. „Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“ (Psalm 103,2).