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Buchbesprechungen 455 LILIAN E. HAWKER and A. H. LINTON (Editors), Micro-organisms. Function, Form, and Environment. XI1 + 727 S., 205 Abb., 37 Tab. London 1971: Edward Arnold (Publishers) Ltd. E3.20 Der Verlag bringt mit dieser Publikation eine preisgunstige paper-back Ausgabe des 1971 zuerst erschienenen Titels (Referat: Z. Allg. Mikrobiol., 12,436, 1971). Auler dem Einband entspricht die Ausgabe in allen Einzelheiten (Format, Papierqualitiit) dem Original. U. TAUBENECK (Jena) FRANFOIS JACOB, Die Logik des Lebenden.. Von der Urzeugung zum Genetischen Code (Ubersetzung aus dem Franzosischen). 346 8. Frankfurt/M. 1972: S. Fischer, DM 26,OO Nachdem das ,,Riitsel des Lebens" heute als im wesentlichen gelost gilt, ist es interessant zuriickzublicken auf das geschichtliche Werden der Erkenntnisse der Biologie. Der Mole- kulargenetiker FRANEOIS JACOB hat es unternommen, die verschlungenen, oft irrigen Wege der Erforschung des Lebens darzustellen. Das Buch ist vorwiegend eine Ideen- und Theo- riengeschichte, was leider der Titel nicht erkennen liilt. Der Verfasser verfolgt die Ent- stehung und Wandlung der uns heute z. T. sonderbar erscheinenden fruheren Vorstellungen iiber das Sein und Funktionieren der Organismen und versucht es aus den jeweils zeit- gebundenen Erfahrungen, Beobachtungen, Interessen und Ideen logisch verstiindlich zu machen. Oft liiBt er Forscher in Zitaten selber sprechen. Er zeigt, wie sich trotz Um- und Abwegen schrittweise die Struktur- und Funktionsniveaus des Organismischen enthiillen: Im 17. Jh. das makroskopische Bild von Tieren, Pflanzen und Mensch, im 18. und 19. die mikroskopischen Niveaus der Organe, Gewebe und schliel3lich Zellen, ab Anfang des 20. Jh. die intrazellularen Organelle, insbesondere die Chromosomen und Gene, und seit etwa 30 Jahren vor allem mittels Mikroben die Proteine und Nucleinsiiuren mit ihren Bausteinen als die Maschinerie der fundamentalsten Lebensprozesse : der Reproduktion und des evolu- tiven Erbwandels. So stellt sich das Lebensreich heute in hierarchisch geordneten Sy- stemen dar, die JACOB ,,Integrons" nennt. Leben beruht ausschliel3lich auf Physik (mit Chemie), aber in jedem hoheren Organisationsniveau zeigt es Neues, das es historisch-evo- lutiv entwickelt, und zwar unvorhersehbar von den tieferen Niveaus aus infolge der mikro- physikalischen Zufalligkeit von Mutationen und Rekombinationen der DNA. Das Buch ist nicht leicht zu lesen, ohne naturwissenschaftliches Grundwissen wird manches kaum ver- stgndlich sein. Einige Inkompetenzen (z. B. ,,Kolibazillus" statt Colibakterium) und wohl manche schwierige Formulierungen mogen auf das Konto der Ubersetzung gehen. GroSten Gewinn werden sicher historisch interessierte Biologen ziehen. Ein ,,Lehrbuch" uber mo- derne Riologie fur breite Kreise ist es nicht. KARLMARAMOROSCH and EDOUARD KURSTAK (Edit.ors), Comparative Virology. 584 S., 165 Abb., 76 Tab. New York - London 1971: Academic Press, US $27.50 Mit dem vorliegenden, von 24 namhaften Fachwissenschaftlern verfalten Werk erschien erstmalig ein Buch, das der vergleichenden Virologie gewidmet ist. Unter besonderer Be- riicksichtigung ihrer morphologischen und chemischen Eigenschaften sowie ihrer Ein- beziehung in ein einheitliches K~assifizierungssystem werden Viren der Vertebraten, sowie Arbo-, Bakterien-, Insekt,en- und Pflanzenviren vergleichend behandelt. Bevorzugte Auf- merksamkeit wird Gebieten gewidmet, in denen in jungster Zeit besondere Fortschritte erzielt wurden, wie den Viren, die als freie Nucleinsiiure auftreten (potato spindle tuber virus) und den onkogenen Viren. Durch die Verarbeitung von Infor mationen, die urspriinglich in sehr verschiedenen Pu- blikationsorganen verstreut waren, gewinnt der Leser neue, wesentliche Einsichten in gegen- wartige und zukunftige Forschungsrichtungen sowie auch Verstandnis dafur, daD die Viren der Vertebraten, Invertebraten und Pflanzen einem einheitlichen Reich der Viren, den ,,Viridae", wie es LWOFF nennt, angehoren. Der Band enthLlt eine grole Anzahl ausge- zeichneter elektronenmikroskopischer Abbildungen, graphischer Darstellungen, Tabellen und Literaturzitate. Das hervorragende Buch ist eine unentbehrliche Informationsquelle fur alle Virologen und durfte daruber hinaus auch fiir Molekularbiologen, Biochemiker, Entomologen, Pflanzenpathologen, Humanmediziner, Veteriniire, Pathologen, Diagnosti- ker, Hochschullehrer und Studenten von grolem Interesse sein. A. YECKENSTEDT (Jena) F.O. MCCALLUM (Editor), Viral Hepetitis (British Medical Bulletin, 28, No. 2, 1972). 188 S. London 1972: Medical Department, The British Council, 2 2.50 In dem Sonderheft ,,British Medical Bulletin" iiber die Virushepatitis wird von iiber- wiegend englischen Aut,oren, unter denen international bekannte Namen wie z. B. I?. 0 MCCALLUM, SHEILA SHERLOCK, A. J. ZUCRERMAN und YVONNE E. COSSART anzut'reffensind, R. w. KAPLAN (Frankfurt/M.)

Lilian E. Hawker and A. H. Linton (Editors), Micro-organisms. Function, Form, and Environment. XII + 727 S., 205 Abb., 37 Tab. London 1971: Edward Arnold (Publishers) Ltd. £ 3.20

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Buchbesprechungen 455

LILIAN E. HAWKER and A. H. LINTON (Editors), Micro-organisms. Function, Form, and Environment. XI1 + 727 S., 205 Abb., 37 Tab. London 1971: Edward Arnold (Publishers) Ltd. E3.20

Der Verlag bringt mit dieser Publikation eine preisgunstige paper-back Ausgabe des 1971 zuerst erschienenen Titels (Referat: Z. Allg. Mikrobiol., 12,436, 1971). Auler dem Einband entspricht die Ausgabe in allen Einzelheiten (Format, Papierqualitiit) dem Original.

U. TAUBENECK (Jena) FRANFOIS JACOB, Die Logik des Lebenden.. Von der Urzeugung zum Genetischen Code (Ubersetzung aus dem Franzosischen). 346 8. Frankfurt/M. 1972: S. Fischer, DM 26,OO

Nachdem das ,,Riitsel des Lebens" heute als im wesentlichen gelost gilt, ist es interessant zuriickzublicken auf das geschichtliche Werden der Erkenntnisse der Biologie. Der Mole- kulargenetiker FRANEOIS JACOB hat es unternommen, die verschlungenen, oft irrigen Wege der Erforschung des Lebens darzustellen. Das Buch ist vorwiegend eine Ideen- und Theo- riengeschichte, was leider der Titel nicht erkennen liilt. Der Verfasser verfolgt die Ent- stehung und Wandlung der uns heute z. T. sonderbar erscheinenden fruheren Vorstellungen iiber das Sein und Funktionieren der Organismen und versucht es aus den jeweils zeit- gebundenen Erfahrungen, Beobachtungen, Interessen und Ideen logisch verstiindlich zu machen. Oft liiBt er Forscher in Zitaten selber sprechen. E r zeigt, wie sich trotz Um- und Abwegen schrittweise die Struktur- und Funktionsniveaus des Organismischen enthiillen: I m 17. Jh. das makroskopische Bild von Tieren, Pflanzen und Mensch, im 18. und 19. die mikroskopischen Niveaus der Organe, Gewebe und schliel3lich Zellen, ab Anfang des 20. Jh. die intrazellularen Organelle, insbesondere die Chromosomen und Gene, und seit etwa 30 Jahren vor allem mittels Mikroben die Proteine und Nucleinsiiuren mit ihren Bausteinen als die Maschinerie der fundamentalsten Lebensprozesse : der Reproduktion und des evolu- tiven Erbwandels. So stellt sich das Lebensreich heute in hierarchisch geordneten Sy- stemen dar, die JACOB ,,Integrons" nennt. Leben beruht ausschliel3lich auf Physik (mit Chemie), aber in jedem hoheren Organisationsniveau zeigt es Neues, das es historisch-evo- lutiv entwickelt, und zwar unvorhersehbar von den tieferen Niveaus aus infolge der mikro- physikalischen Zufalligkeit von Mutationen und Rekombinationen der DNA. Das Buch ist nicht leicht zu lesen, ohne naturwissenschaftliches Grundwissen wird manches kaum ver- stgndlich sein. Einige Inkompetenzen (z. B. ,,Kolibazillus" s ta t t Colibakterium) und wohl manche schwierige Formulierungen mogen auf das Konto der Ubersetzung gehen. GroSten Gewinn werden sicher historisch interessierte Biologen ziehen. Ein ,,Lehrbuch" uber mo- derne Riologie fur breite Kreise ist es nicht. KARL MARAMOROSCH and EDOUARD KURSTAK (Edit.ors), Comparative Virology. 584 S., 165 Abb., 76 Tab. New York - London 1971: Academic Press, US $27.50

Mit dem vorliegenden, von 24 namhaften Fachwissenschaftlern verfalten Werk erschien erstmalig ein Buch, das der vergleichenden Virologie gewidmet ist. Unter besonderer Be- riicksichtigung ihrer morphologischen und chemischen Eigenschaften sowie ihrer Ein- beziehung in ein einheitliches K~assifizierungssystem werden Viren der Vertebraten, sowie Arbo-, Bakterien-, Insekt,en- und Pflanzenviren vergleichend behandelt. Bevorzugte Auf- merksamkeit wird Gebieten gewidmet, in denen in jungster Zeit besondere Fortschritte erzielt wurden, wie den Viren, die als freie Nucleinsiiure auftreten (potato spindle tuber virus) und den onkogenen Viren.

Durch die Verarbeitung von Infor mationen, die urspriinglich in sehr verschiedenen Pu- blikationsorganen verstreut waren, gewinnt der Leser neue, wesentliche Einsichten in gegen- wartige und zukunftige Forschungsrichtungen sowie auch Verstandnis dafur, daD die Viren der Vertebraten, Invertebraten und Pflanzen einem einheitlichen Reich der Viren, den ,,Viridae", wie es LWOFF nennt, angehoren. Der Band enthLlt eine grole Anzahl ausge- zeichneter elektronenmikroskopischer Abbildungen, graphischer Darstellungen, Tabellen und Literaturzitate. Das hervorragende Buch ist eine unentbehrliche Informationsquelle fur alle Virologen und durfte daruber hinaus auch fiir Molekularbiologen, Biochemiker, Entomologen, Pflanzenpathologen, Humanmediziner, Veteriniire, Pathologen, Diagnosti- ker, Hochschullehrer und Studenten von grolem Interesse sein.

A. YECKENSTEDT (Jena) F.O. MCCALLUM (Editor), Viral Hepetitis (British Medical Bulletin, 28, No. 2, 1972). 188 S. London 1972: Medical Department, The British Council, 2 2.50

I n dem Sonderheft ,,British Medical Bulletin" iiber die Virushepatitis wird von iiber- wiegend englischen Aut,oren, unter denen international bekannte Namen wie z. B. I?. 0 MCCALLUM, SHEILA SHERLOCK, A. J. ZUCRERMAN und YVONNE E. COSSART anzut'reffensind,

R. w. KAPLAN (Frankfurt/M.)