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LILIEN - BLÄTTER Mitteilungen des Heimatvereins Lilienthal e. V. Schutzgebühr 1,00 Euro Für die Mitglieder kostenlos Ausgabe Frühjahr - Februar 2012 Drei Lilienthaler in Namibia Birte Meyerdierks auf dem Pferd in Namibia Den Beitrag aus unserer Serie „Lilienthaler in Übersee“ finden Sie auf Seite 19 bis 21

LILIEN - BLÄTTER - heimatverein-lilienthal.de · wie es seit einigen Jahren Tradition ist, mit ... Als Wohnung wurde uns die untere Etage des früheren ... Dia-Vortrag auf plattdeutsch

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LILIEN - BLÄTTER Mitteilungen des Heimatvereins Lilienthal e. V.

Schutzgebühr 1,00 Euro – Für die Mitglieder kostenlos

Ausgabe Frühjahr - Februar 2012

Drei Lilienthaler in Namibia

Birte Meyerdierks auf dem Pferd in Namibia

Den Beitrag aus unserer Serie

„Lilienthaler in Übersee“

finden Sie auf Seite 19 bis 21

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Zu diesem Heft Liebe Leserin, lieber Leser,

wie es seit einigen Jahren Tradition ist, mit der Einladung zur

Jahreshauptversammlung legen wir Ihnen die Frühjahrsausgabe unserer LILIEN-

BLÄTTER vor. Sie finden darin wieder Informationen aus unserem

Vereinsgeschehen, beispielsweise zu den Vorstandswahlen und zur neuen Satzung.

Damit wir aber nicht nur für unsere Mitglieder interessant sind., werden auch die

Themen angesprochen, die eine breitere Öffentlichkeit interessieren. Genannt seien

hier die Artikel zum Jubiläum der Fleischerei Oosterbeek und zur Historie des

Turnvereins Lilienthal (TVL) oder der Ortschaft Seebergen.

Mit Auslieferung dieses Heftes an die Leser beginnt für die „Macher“ die Planung der

Herbstausgabe. Wir würden uns freuen, wenn sich wieder der eine oder andere Leser

entschließen könnte, einen zu unserem Themenkreis passenden Beitrag zu schreiben.

Ihre Beiträge sollten mir am 15. August 2012 vorliegen.

Hilmar Kohlmann

Aus dem Inhalt dieser Ausgabe Titel Seite Der Vorsitzende an die Mitglieder und Freunde 3

Detlef Preuschoff: Von Lilienthal nach Lilienthal 5

100 Jahre Fleischerei Oosterbeek in Lilienthal 9

Wümme-Zeitung in früheren Jahren: Vor 50 Jahren 11

TV Lilienthal feiert seinen 150. Geburtstag 14

Lilienfest 2012 im Amtsgarten 16

Landschaftsaufnahme aus „Als die Hoffnung starb…“ (Julius Frank) 18

Lilienthaler in Übersee: Drei in Namibia 19

Ausstellung im Heimatmuseum 22

Separatistenbewegung in Seebergen 23

Rudolf Dumont du Voitel gestorben 26

Ausstellung Kulturstiftung - Freilichtspiel im Amtsgarten 27 Hauptversammlung – Neue Satzung 28

Schroeter-Nachfahren aus Amerika melden sich 30

Heimatgeschichte im Internet 32

LILIEN-BLÄTTER

Im Februar und Oktober erscheinende Zeitschrift, für die Vereinsmitglieder kostenlos, für andere

Schutzgebühr 1,00 Euro. Herausgeber HEIMATVEREIN LILIENTHAL e. V., Klosterstraße 16

b, 28865 Lilienthal, Tel. 04298 - 60 11, e-Mail [email protected], Internet

www.Heimatverein-Lilienthal.de

V. i. S. d. P. Hilmar H. H. Kohlmann, Einstmannstraße 2, 28865 Lilienthal, Tel. 04298 -

91 52 11, Fax. 04298 - 91 52 13, e-Mail [email protected], H.K. = von Harald

Kühn oder Hilmar Kohlmann lediglich redaktionell überarbeitete Eigenberichte,

Korrektur Astrid Kühn

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Der Vorsitzende an die Mitglieder und Freunde

R ü c k s c h a u

Liebe Mitglieder und Freunde des Heimatvereins,

während ich diese Grußworte an Sie richte, haben wir noch Mitte Januar, und das neue

Jahr ist erst kurze Zeit aus seinen Startlöchern herausgekommen.

Auch wir als Heimatverein blicken gespannt auf die vor uns liegenden Monate und

hoffen, dass viele unserer Vorstellungen, Pläne und Wünsche in Erfüllung gehen. Dabei fallen mir die Sätze aus dem wunderbaren Gedicht „Stufen“ von Hermann Hes-

se ein, die da lauten: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt

und der uns hilft zu leben.“

Auch ich freue mich auf das neue Jahr und vor allem auf die bewährte gute und

freundschaftliche Zusammenarbeit mit vielen engagierten Mitgliedern und interessier-

ten Heimatfreunden.

Beim Innehalten gehen meine Gedanken dieses Mal zurück auf das Wirken des Hei-

matvereins in den letzten Jahren, und mir wird dabei bewusst, dass ich mich jetzt

bereits auf dem Weg in das 10. Jahr als Vorsitzender des Heimatvereins befinde. Beim

Revuepassieren der vielen Veranstaltungen und Projekte in diesem schon recht langen Zeitabschnitt stellte ich mir dann die Frage: „Hast Du das erreichen oder annähernd

verwirklichen können, was damals beim „Antritt“ im Bereich Deiner Ziele und Vor-

stellungen lag?“

Mein Anliegen war es nämlich, und das sah ich auch als Schwerpunkt meiner zukünf-

tigen Arbeit an, mich vor allem mit der noch nicht so fernen und wenig verarbeiteten

Zeitgeschichte unserer Heimatgemeinde zu beschäftigen und das Ergebnis – wenn

möglich - in Wort und Ton festzuhalten.

Jetzt, rund 9 Jahre später, kann ich dankbar feststellen, dass Vieles in der Gemein-

schaft mit heimatbewussten und zeitgeschichtlich interessierten Mitgliedern erreicht

wurde.

Weit über die Grenzen Lilienthals hinaus beachtet wurden der „Tag der Heimatge-schichte“, der über 1000 Gäste anlockte und die Talkrunde zum Thema „60 Jahre nach

Kriegsende“ mit den Zeitzeugen Conrad Naber, Rudolf Dumont du Voitel, Prof. Dr.

Heinz Lemmermann und Anton Cordes.(Eine Aufzeichnung liegt als Dokument vor)

Das Buch über das Schicksal der jüdischen Fotografen-Familie Julius Frank mit dem

Titel „Als die Hoffnung starb…“ fand weit über die Grenzen unserer Region hinaus

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Die damalige Zeitzeugenrunde v. l. n. r. : Harald Kühn (Moderator),

Rudolf Dumont du Voitel, Anton Cordes, Prof. Dr. Heinz Lemmermann,

Karl-Heinz Kupka (Heimatverein) und Conrad Naber.

Anerkennung und wurde sowohl in der regionalen als auch in der überregionalen

Presse gewürdigt und durch das Deutsche Fernsehen/ARD in 2 Berichten und weite-

ren ausführlichen Radiobeiträgen bundesweit bekanntgemacht. Auch unsere heimat-

geschichtliche Lektüre „Zeitreise – 775 Jahre Lilienthal“, die ebenfalls die Zeit von

1914 bis 1949 thematisiert, fand großen Zuspruch und ist seit einiger Zeit vergriffen.

Dankbar bin ich vor allem meinem Freund Peter Richter, der mit mir und einem Re-

daktionsteam sowie mit dem Verleger Manfred Simmering diese heimatgeschichtli-

chen Bücher realisierte.

Die vom Heimatverein im Zusammenwirken mit der Gemeinde Lilienthal im Jahre

2010 ausgerichtete historische Feierstunde zum 125. Jubiläum des Landkreises Oster-

holz fand große Beachtung.

Auch unsere derzeitige Ausstellung „Es war einmal….“ gibt wertvolle Einblicke in

die wechselvolle Geschichte unserer Gemeinde mit einer Dokumentation über das

Schicksal der Vertriebenen und Ausgebombten, die um 1945 nach Lilienthal kamen.

Mein Wunsch für 2012 ist es, viele Menschen für unsere heimatbezogene Arbeit zu

begeistern und auch Jüngere für diese interessante Aufgabe zu gewinnen.

Ihnen allen wünsche ich von ganzem Herzen ein schönes und gesundes Jahr 2012.

Herzlichst

Ihr Harald Kühn

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Von Lilienthal nach Lilienthal

Als ich jüngst wieder dem Heimatverein als Mitglied beitrat, war dieser Schritt für mich die Folge einer langen inneren Verbindung zu Lilienthal. Es hat nämlich seinen

Grund, wenn ich von einem Beitritt spreche, den ich wieder vollzog. Denn es ist

mehr als vierzig Jahre her, dass mein Berufsleben und das Leben meiner jungen Fami-

lie hier begann und ich schon damals Mitglied des Heimatvereins wurde. In meinen

Akten stieß ich auf die Karte, die vor fast zweiundvierzig Jahren meinen damaligen

Beitritt bestätigte. Fritz Gagelmann war es damals, der für den Vorstand die Mit-

gliedskarte mit Wirkung vom 21. 4. 1970 unterschrieben hatte.

Drei Jahre später zogen wir nach Nienburg. Allerdings – mochten die Wege kreuz und

quer durch Niedersachsen auch noch so abwechslungsreich sein: das Herz hing immer

an Lilienthal. 1968 suchte ich nach Beendigung meiner Ausbildung zum Pfarrer eine

Gemeinde im Bereich zwischen Bremen und Stade. Mehrere sich bietende Möglich-keiten hatte ich bereist – auch Lilienthal, und erfuhr dann im Landeskirchenamt, die

St. Mariengemeinde in Lilienthal sei für mich vorgesehen. „Superintendent Frerichs

hat angerufen. Er möchte Sie dorthin haben.“

Was sollte und konnte ich da großartig widersprechen? Denn Lilienthal war mir als

Gemeinde ebenso fremd wie Bremervörde, Zeven, Stade. Also ließ ich mich senden,

wie es in kirchlichem Sprachgebrauch hieß. Und ich wusste mich gesandt, was so viel

heißt wie die Überzeugung, dass ich hier am richtigen Platz sein würde. So saß ich

bereits einen Tag nach dieser höchstamtlichen Entscheidung schon wieder im Amts-

zimmer des Superintendenten im Pfarrhaus Trupe 3. Was für mich wie ein Leitwort

des nun beginnenden Dienstes war, war ein Wort aus dem Neuen Testament, das ich als Fensterbild bei Superintendent Frerichs sah: „Fertig zu treiben das Evangelium“.

Das sah ich nun als meinen Auftrag an, als Seelsorger für die Menschen da zu sein.

Als Wohnung wurde uns die untere Etage des früheren Küsterhauses Trupe 6 zuge-

wiesen. Über uns wohnten noch zwei alte Frauen. Es war im vorigen Jahr ein beson-

ders tief gehendes Erlebnis für meine Frau und mich, als wir die Galerie von Adolf

Cordes besuchten und Erinnerungen wach wurden an jene Räume, in denen wir einst

wohnten, unsere Kinder spielten und ich arbeitete. Und dann die Truper Kapelle!

Superintendent Frerichs brachte mir den mit dem Drachen streitenden Michael von

Professor Gorsemann über dem Eingang zur Kapelle nahe. Und beeindruckt war ich

von der Altarwand mit dem hoch- und breitformatigen Textfeld des Anfangs aus dem

Johannesevangelium. Und dann las ich die ganze Geschichte des St. Jürgenlandes.

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Was kann für einen Seelsorger

wichtiger sein, wenn er sich in das

Leben der Menschen hineinden-

ken will, als die Geschichte eines

Landstrichs kennenzulernen und

zu wissen, dass die Truper Kapel-le über Jahrhunderte ein geistli-

ches Zentrum eines großen Ge-

bietes war. Generation um Gene-

ration haben ihr Leben den

Mauern einer Kirche und ihrem

Innern aufgeprägt.

Detlef Preuschoff

Wir liebten das Dorf Trupe. Ein Glück, dass wir die damalige Schönheit und Gebor-

genheit des dörflichen Lebens wenigstens in der Erinnerung aufbewahrt haben! Denn

in den letzten Jahren ist das alles verlorengegangen, was das Dorf Trupe damals aus-

machte. Wie viele Feste haben wir auf den Dielen der Bauernhäuser erlebt – Taufen,

Konfirmationen und die Goldene Hochzeit bei Ehepaar Hinrich Winters. Bei unseren

Nachbarn Loddigs wurde noch geschlachtet. Den Geist des Familiären im Dorf woll-

ten meine Frau und ich im Rahmen des Konfirmandenunterrichts in der Weise Aus-

druck verleihen, dass wir dem Wesen des Abendmahls einen lebendigen Bezug gaben,

indem wir die Jugendlichen zunächst zum Abendbrot zu uns in die Wohnung einluden

und diese Tischgemeinschaft anschließend erweiterten, hinüber in die Truper Kapelle

gingen und dort das Abendmahl feierten. Ich hatte den III. Pfarrbezirk. Weil wir am Anfang noch kein Auto hatten, waren das mit dem Fahrrad weite Wege. Bald aber war

ich mit dem Auto überall zur Stelle: zu Hausbesuchen in Trupermoor, Heidberg, See-

bergen, Worphausen. Und damit die Menschen und Familien dort überall nicht nur

durch einen Hausbesuch dann und wann Kontakt zu ihrem Seelsorger hatten, waren

die Bibelstunden auf den Dielen von zentralen Bauernfamilien der jeweiligen Ortstei-

le unverzichtbare wöchentliche oder auch monatliche Gelegenheit, sich auch fern vom

Zentrum der Klosterkirche als Gemeinde zu verstehen.

Es war eine politisch unruhige Zeit, die sogenannten 68er. Im Jugendheim sammelten

sich Jugendliche aus weitem Umkreis – auch politisch aufbegehrende Gruppen. Und

es war das ruhig-gelassene Geschick Herbert Rüßmeyers, alles in verträgliche Bahnen zu lenken.

Als dann durch den Ruhestand von Superintendent Frerichs 1969 Lilienthal zum Kir-

chenkreis Osterholz-Scharmbeck kam und es somit keine Superintendentur in Lilien-

thal mehr gab, wechselte ich auf die Pfarrstelle in Lilienthal selbst.

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7 Im Rückblick fragte ich mich oft, ob ich zu schnell und zu kurzschlüssig die Ge-

meinde verließ, nur weil in mir das Gefühl wuchs, angesichts der vielen Verwaltungs-

arbeit nicht mehr im ausreichenden Maße Zeit für Seelsorge und theologische Ge-

meindearbeit zu haben. Aber solche Fragen sind müßig. Wo auch immer wir in den

späteren Jahren unsere Zelte aufschlugen – die starke Verbundenheit mit Lilienthal

hörte nie auf. Ich wusste untrüglich, dass Lilienthal uns zur Heimat geworden war.

Detlef Preuschoff

Wir empfehlen

Der Heimatverein empfiehlt allen Mitgliedern und Heimatfreunden den

Besuch dieses interessanten Vortrages am Dienstag, 6. März, um 19.30

Uhr Murkens Hof, Klosterstraße 25. Ein Erlebnis ist die Vortragskunst

des Referenten Dr. Carstensen.

An der Abendkasse wird eine Gebühr von 5,00 Euro erhoben.

Dat Geheemnis vun de Höhl Leonardo da Vinci, weltberühmt und unbekannt

Dia-Vortrag auf plattdeutsch von Dr. Hans Thomas Carstensen Leonardo da Vinci (1452 - 1519) ist als Maler der Mona Lisa einer der berühmtesten

Künstler aller Zeiten, obwohl nur wenige Ölgemälde erhalten sind. Seine Schriften

und Zeichnungen zur Naturforschung kannten zu seinen Lebzeiten nur wenige. Leo-

nardo war zwar davon besessen, die Geheimnisse der Natur aufzudecken, doch seine

eigene Person hat er immer mit einem geheimnisvollen Schleier umgeben.

Im Dia-Vortrag der Volkshochschule (VHS) wird das Leben und Denken dieses ge-

nialen Menschen rekonstruiert und anschaulich gemacht. Oder wie ein früherer Zuhö-

rer des Vortrags bemerkte: „Ik kaam gor nich los vun Dr. Carstensen sienen Vördrag.

Kunst und plattdüütsch Spraak, hier het dat nip und nau tohoop passt."

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100 Jahre Fleischerei Oosterbeek

in Lilienthal

Gründer Siebe Oosterbeek

Am 1. Mai 2012 kann die Schlachterei

Oosterbeek in der Klosterstraße 4 in

Lilienthal auf ein 100-jähriges Jubi-

läum zurückblicken.

Der Firmengründer Siebe Oosterbeeek kam am 1. November 1888 in

Oldehove, Nord-Holland, zur Welt

und erlernte dort das Handwerk des

Fleischers. 1908 ließ er sich vom

niederländischen Militärdienst befrei-

en und wanderte nach Deutschland

aus. Hier nahm er eine Tätigkeit als

Geselle bei der Firma A. Früchtenicht

Witwe an, die in Lilienthal an der

Hauptstraße 39, Ecke Feldhäuser Stra-

ße (heute Galerie Kühn), einen Zweigbetrieb hatte. Diese Filiale ging

dann am 1.Mai 1912 in den Besitz der

Eheleute Siebe und Henriette

Oosterbeek über. Da es sich hierbei

um ein gemietetes Objekt handelte,

erwarben sie am 24. August 1917 das

Grundstück in der Klosterstraße.

Am 31.Dezember 1929 kam nach den Mädchen Käthe und Henni der Stammhalter

Sieber zur Welt. Der Stellmachermeister Willy Brauer hatte zuvor gewettet, dass im

Hause Oosterbeek 1929 kein männlicher Nachkomme geboren werden würde. Mit

einer Drehorgel am Spitzen Kiel musste er den Lilienthalern das freudige Ereignis mitteilen.. Eine erhebliche Anzahl von Sektflaschen soll aus diesem Grund am Silve-

stertag dort geleert worden sein.

Fleisch nach Bremen geliefert

Vor dem 2. Weltkrieg wurde täglich an Bremer Kunden Fleisch und Wurst geliefert.

Sieber begann seine Schlachterlehre 1945 bei der Firma Rose in Zeven. Nach den

Kriegsjahren waren die Produkte einer Metzgerei heiß begehrt. Zusätzlich kam der

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„Verkaufswagen“ der Fleischerei Oosterbeek,

vormals Früchtenicht, um 1912

Bedarf durch die vielen Heimatvertriebenen aus dem Osten. So kam es vor, dass die

Mitarbeiter der Firma Rose im Kino Zevens während der Vorstellung den Aufruf

erhielten, wegen einer Notschlachtung an den Arbeitsplatz zurückzukehren.

Bei der Arbeit in der Schlachterei ,rechts der 1929 geborene Sieber Oosterbeek

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10 Danach folgten Wanderjahre, die ihn nach Bielefeld, Essen, Kettwig und Dortmund

führten, wo er auch seine Meisterprüfung ablegte. Nachdem sein Vater alters- und

gesundheitsbedingt den Betrieb nicht mehr führen konnte, kehrte Sieber 1953 nach

Lilienthal zurück.

1956 heiratete Sieber seine Frau Dora, die ihm im Geschäft fortan zur Seite stand. Die

Kinder Sieber, Werner und Renate wurden geboren. Der Betrieb wurde ständig mo-

dernisiert. 1972 erfolgte durch die Erweiterung des Schlachthauses eine größere Bau-

maßnahme. Lange Zeit wurde auch eine Filiale in Bremen-Huchting unterhalten.

Dritte Generation

In dritter Generation übernahm Sohn Sieber am 1. Januar 1984 den Betrieb.

Eine Umorientierung war bald erforderlich, da aus Rücksicht auf das Umfeld die

Schlachtung aufgegeben werden musste. Die Verarbeitung erfolgt aber weiter in Li-

lienthal.

Das bis zur Wörpe reichende Grundstück, zu dem auch ein Ententeich gehörte, wurde

wegen der guten Lage im Zentrum Lilienthals völlig verändert. Zunächst ließ Sieber

senior etliche Garagen für die Neubürger im Stadskanaal bauen. Auf dem verbleiben-

dem Teil entstanden mittlerweile zehn Läden, neun Büros bzw. Praxen sowie sieben

Wohnungen. Der jetzige Inhaber erzielt durch die Vermietung dieser Immobilien

einen Großteil der Erträge.

Die Fleischerei Oosterbeek bietet auch einen Partyservice an und unterhält eine Filiale

in Grasberg. Insgesamt elf Personen sind in dem Unternehmen beschäftigt. Eines

Tages könnte eines der drei Kinder von Sieber Oosterbeek die vierte Generation der Firma Oosterbeek bilden.

Karl-Heinz Sammy + Heinz-Hermann Rohdenburg

Lilienthaler Archiv wird durch ein

Bildarchiv ergänzt

Im Museum hatten sich im Laufe der Jahre unzählige Bilder und Fotos angesammelt.

Ein Großteil dieses Fundus stellte uns unser Mitglied Erwin Duwe zur Verfügung.

Unter der Federführung von Heino Bokelmann wurde für größere Bilder eine Vor-

richtung zur Aufbewahrung erstellt. Gleichzeitig erfolgte eine Katalogisierung. Die

Fotos wurden in einer Anlage mit Ziehkästen untergebracht. Die Sortierung erfolgte

nach verschiedenen Sachgebieten, wie zum Beispiel. Personen, Gebäude, Vereine,

Politik und weiteren.. Karl-Heinz Sammy

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Unsere Serie seit 2003:

Wümme–Zeitung

in früheren Jahren Ausgewählt von Harald Kühn

(Schreibweise der Artikel

unverändert übernommen)

Vor fünfzig Jahren

Aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums des TVL in diesem Jahr wurden

Artikel ausgewählt, die vor 50 Jahren zum 100-jährigen Bestehen er-

schienen.

Der traditionelle Umzug durch Lilienthal anlässlich des

jährlichen TVL-Turnfestes in den 50-er Jahren.

Viele der jungen Turner leben noch in Lilienthal oder

haben enge Beziehungen zu ihrer Heimat.

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Wümme–Zeitung vor 50 Jahren

Lilienthal, 23. Juni 1962

Auftakt zum 100jährigen Jubiläum des TVL Lilienthal rüstet zum Kreissportfest

Am nächsten Wochenende wird die Sportbundfamilie des Kreises Osterholz,

zu der insgesamt 49 Vereine zählen, sich in Lilienthal treffen. Anläßlich der

Tatsache, daß der dortige Turn- und Sportverein in diesem Jahr auf sein

100jähriges Bestehen zurückblickt und einer der rührigsten Vereine im Kreis-

gebiet ist, wird in der Zeit vom 29. Juni bis 1. Juli das diesjährige Kreissport-

fest in Lilienthal abgehalten.

Die Vorbereitungen sind beim Vereinsvorsitzenden Alfred Werner und seinem

Oberturnwart Hermann Gieseke mit den Mitgliedern der gebildeten Ausschüsse

in guten Händen. Sie haben in den vergangenen Wochen alles getan was in

ihren Kräften stand, um dieses Kreissportfest, daß „ihr“ Fest ist, zu einem Erlebnis

für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie Besuch aus nah und fern werden

zu lassen (…).

Lilienthal, 9. Juli 1962

Der Dank des TVL Gelungenes Kreissportfest

Das Kreissportfest in Lilienthal liegt nun schon eine Woche hinter uns. Es war ein

Erfolg auf der ganzen Linie, ein Erfolg für den Turn- und Sportgedanken. Der Vor-

stand des Turn- und Sportvereins Lilienthal nimmt hiermit Gelegenheit, allen

Helfern an der Vorbereitung und Gestaltung des Festes noch einmal zu danken, auch

den Mitgliedern des Schützenvereins und der Freiw. Feierwehr.

Einen besonderen herzlichen Dank richtet er an die Einwohnerschaft für die so

festliche Ausschmückung des Ortes, über die sich alle Teilnehmer und Besucher des

Kreissportfestes sehr gefreut haben.

Nun steht die Hundertjahrfeier noch bevor, die in würdiger Form am Jubiläums-

tag,dem 31. August 1962, begangen wird. Einzelheiten werden später bekannt gege-

ben.

Die zu diesem Anlaß verfaßte Festschrift – auch zum Kreissportfest hat sie vorgelegen

– ist in den Verkaufsstellen Gewieß, Netzel und Krumbach und bei den Vorstandsmit-

gliedern zu haben.

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Wümme–Zeitung vor 50 Jahren

Lilienthal, 3. September 1962

TVL - Jubiläum im Zeichen

der Gemeinschaft

am 31. August 1962

Anspornende Ehrungen und Anerkennungen – Leibesübungen im Wandel der Zeiten

Der Turn- und Sportverein Lilienthal darf seinen Festabend anläßlich seines

100jährigen Bestehens am 31. August 1962 als einen stolzen Höhepunkt seines

Wirkens bezeichnen, der wohl allen der über 600 Teilnehmer ein Leben lang in

Erinnerung bleiben wird.

Seit Monaten hatten Vorstand und Mitglieder vorgearbeitet, turnerisch und sportlich für die Wettkämpfe und Vorführungen am Sonnabend und Sonntag, gedanklich pla-

nend und gestaltend für den festlichen Akt am Freitagabend in der Turnhalle. Sie

kamen alle, die Mitglieder und die Freunde von nah und fern, Vertreter der Regierung

aus Hannover und Stade, des Landes, des Kreises und der Vereine.

Die Lilienthaler Turnhalle war in geschmackvoller Weise zu einer Festhalle gestaltet

worden (…) Mit einer Weise aus der Barockzeit eröffnete ein Bläserquintett den

Abend. Hermann Hesses Gedicht „Die Flamme“ von Reinhard Schülke vorgetragen,

gab die Einstimmung.

Der 1. Vorsitzende des Turn- und Sportvereins Lilienthal, Alfred Werner, eröffnete

des Festakt mit einer Begrüßung der Gäste. Unter ihnen befanden sich u. a. Landrat

Evers, Bürgermeister Winters, Mitglieder des Lilienthaler Gemeinderates und der Bundestagsabgeordnete Karl Ravens (…)

Nachdem schon vorher zu Ehren der Jubilare das alte Turnerlied „Ein Ruf ist erklun-

gen“ gesungen war, erklang jetzt aus aller Munde das Lied „Die Gedanken sind frei“.

In tiefer Ergriffenheit hörten nun die Teilnehmer der Feier vor der Turnhalle, die vom

Spielmannszug Lilienthal-Falkenberg in Verbindung mit der Fischerhuder Blaskapelle

gespielten Zapfenstreich, der bei Fackelschein in der Nacht hinausklang.

Der Sonnabennachmittag brachte bei gutem Wetter auf dem Turnlatz die Vereinswett-

kämpfe, deren Ergebnis bei der Siegerehrung am Sonntagnachmittag mitgeteilt wurde.

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Der TV Lilienthal von 1862 e.V.

feiert seinen 150. Geburtstag

Am 31. August 1862, drei Wochen später wird Fürst Otto von Bismarck zum Minis-

terpräsidenten Preußens ernannt, gründeten „38 vom Sport begeisterte Männer im

besten Alter“ (Zitat aus der Festschrift zur 100-Jahrfeier) den Männer-Turn-Verein

Lilienthal, der auf den Burschenschaften und dem Siegeszug der von Turnvater Jahn

gegründeten Turnbewegung am Anfang des 19. Jahrhunderts basierte. Die Jahn`sche

Devise: „frisch-fromm-fröhlich-frei“ hatten sich die Lilienthaler zum Motto gewählt

und die vier „f“ zieren noch heute die Fahne des TV Lilienthal. Dem Geräteturnen (an

Barren und Reck) und Fechten wurden später Turnspiele und Wandern hinzugefügt.

Eine Wanderabteilung gibt es bis heute, und die Turnspiele „Korbball, Schlagball

Faustball, Prellball“ waren sogar in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch sehr

beliebt. Das Prellballspiel hatte gar bis 2009 einen festen Freundeskreis, das dann aber leider unter Jüngeren keinen Zulauf mehr fand.

Glücklicherweise hatten die Verantwortlichen des TVL in den Jahren nach dem Krieg

ein „glückliches Händchen“ bei der vorsichtigen Erweiterung und Modernisierung der Sportangebote und bei der Auswahl der Übungsleiter und Übungsleiterinnen. Wel-

cher Alt-Lilienthaler kennt nicht die meisten der folgenden Namen, die hier stellver-

tretend für viele weitere genannt seien: Albert Lemmermann, Fritz Kampa, Hermann

Giesecke, Alfred Werner, Dolly Warnken, Hans Clasen, Elfriede Masuhr, Diedrich

Kück, Jochen Theye , Bernd Maaß, Hildegard Jacob, Hilmar Kohlmann sen., Marion

Gräger und und und...

Ihnen gelang es in relativ kurzer Zeit, den Verein auf eine tragfähige Basis, das heißt.

in erster Linie den Breitensport, zu stellen, ohne den Leistungssport als Anreiz für den

Nachwuchs zu vernachlässigen. Hier sei auf die großartigen Erfolge der Leichtathleten

(Erich Meyer, Jutta Flader, Willy Hollatz) verwiesen. Die Pfingstturniere der Hand-

baller wurden von bis zu 120 Mannschaften besucht. Stefan Eickhoff wurde Deutscher Meister im Badminton. Die Bogenschützen konnten nicht nur den Gewinn der Deut-

schen Meisterschaft durch Stefan Wittkowski in der Schülerklasse vermelden, die

Herrenmannschaft mit Heinz Wittkowski, Peter Ranke und Rolf Pein stellte sogar

einen neuen Deutschen Rekord auf. Im selben Wettkampf egalisierte Rolf Pein den

Rekord in der Schützenklasse als Einzelschütze.

Dass auch in den letzten Jahren erfolgreiche Arbeit von den zurzeit Verantwortlichen

geleistet wurde, zeigt sich im Leistungssport in der Ausrichtung von mittlerweile drei

Deutschen Meisterschaften und dem Gewinn mehrerer Deutscher Meistertitel durch

die TVL- Floorballer und deren Aufstieg in die 1. Bundesliga. Die Erfolge unseres

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„Die Allerkleinsten“ aus der TVL-Jubiläumsbroschüre von 1962.

Wir erkennen von rechts nach links Christiane Guderian geborene Kohlmann,

Willy Hollatz … Wer kann die Reihe fortsetzen?

Vereins mit der Floorballabteilung und der noch jungen Xlider-Abteilung mit dem

Gewinn des Sterns in Bronze der Volks- und Raiffeisenbanken auf Kreisebene und

des Sterns in Silber auf Landesebene wie das stetige Wachsen der Mitgliederzahl des

TV Lilienthal auf nunmehr 1.300 Mitglieder (Stand 31.12.2011) sind der Bereitschaft

der Mitglieder, sich auf Neues, Unbekanntes einzulassen und ihrer Leistungsbereit-

schaft zu verdanken.

Die Kooperation mit den Schulen, die Ausweitung des Gesundheitssportangebotes wie die des Kursprogramms, die Einführung neuer Trendsportarten und der intensive Kon-

takt zwischen sportlicher Leitung und den Abteilungsleitungen, den Übungsleitern

und -leiterinnen und den Sporttreibenden selbst haben diese Entwicklung möglich

gemacht.

Der amtierende Hauptvorstand setzt alles daran, das Jubiläumsjahr 2012 mit einem gut

gefüllten Veranstaltungskalender und der Geburtstagsfeier am ersten September.

2012, in und mit der Freilichtbühne Lilienthal als Höhepunkt, möglichst attraktiv

werden zu lassen. Der TV Lilienthal von 1862 e.V. mit seinen 28 unterschiedlichen

Sportangeboten will und soll die Lilienthaler/innen im wahrsten Sinne des Wortes

bewegen, sich auch über das 150. Jahr seines Bestehens hinaus sportlich zu betätigen, denn: Sport ist gesund und im Verein am schönsten!

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Zum Schluss noch eine Frage an die „Alteingesessenen“:

Wer entwarf vor fast 100 Jahren das hierneben abgebildete alte

Vereinsabzeichen des TVL?

Unter den richtigen Antworten an die

TVL-Geschäftsstelle im Konventshof 1.

28865 Lilienthal, werden 2 x 2 Einla-

dungen zu unserer Geburtstagsfeier am

ersten September 2012 ausgelost.

Reinhard Schülke, 1. Vorsitzender des TVL

Lilienfest im Amtsgarten

Sommer 2012

Das Lilienfest, eine auf

ehrenamtlicher Basis ange-

botene Veranstaltung, be-

ginnt am Sonnabend, dem

30. Juni um 18.30 Uhr. Bis

22.00 Uhr gibt es ein Mu-

sikprogramm auf der Büh-

ne. Weiter geht es am Sonn-

tag, 1. Juli, um 11.30 Uhr mit einem Frühschoppen

und endet am Abend eben-

falls um 22.00 Uhr. Auch

am Sonntag findet auf der

Bühne ein abwechslungs-

reiches Non-Stop-

Programm mit Gesangs-

Instrumental- und Tanzauf-

tritten statt.

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17 Außerdem werden im Amtsgarten vielfältige Mitmachaktivitäten für alle Alters-

gruppen angeboten. So ist zum Beispiel das AWO- Spielmobil wieder da. Neben die-

sen Bühnen- und Amtsgartenaktivitäten wird es auch verschiedene Getränke und Im-

bissangebote geben, sodass sich alle im Amtsgarten wohlfühlen können, gemäß dem

Slogan „Von Lilienthalern für Lilienthaler".

Peter Geittner

Lebendiges Treiben beim Lilienfest

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Landschaftsaufnahme aus dem Frank-Buch

„Als die Hoffnung starb…“

Moorlandschaft um 1920 Foto: Julius Frank

Diese historische künstlerische Aufnahme erhielten wir unten anderem im Jahre

2005 von Hildegard Frank aus Kalifornien für das zeitgeschichtliche Werk „Als

die Hoffnung starb…“, welches das Schicksal der jüdischen Fotografen-Familie

ihres Mannes Julius Frank beschreibt.

Dieses über die Grenzen Lilienthals hinaus bekannt gewordene Buch bleibt ein

wichtiger Beitrag „gegen das Vergessen“.

Es befindet sich auch in den Bibliotheken einiger Universitäten, so auch in Ame-

rika.

„Die Autoren Peter Richter und Harald Kühn haben der Familie mit diesem

Buch ein Denkmal gesetzt“, schreibt das Hamburger Abendblatt.

Der Heimatverein Lilienthal freut sich, dass die Verbindung zu den Kindern

Barbara und Michael auch nach dem Tod ihrer Mutter Hildegard weiterbesteht.

Erst vor einigen Wochen erhielten wir Grüße von ihnen aus Amerika, und sie

schrieben uns: „Gern denken wir an den Aufenthalt und die Feierstunde im Ra-

thaus zurück, die 2006 für unsere Familie ausgerichtet wurde.“

Das Buch „Als die Hoffnung starb…“ ist ebenfalls vergriffen.

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Die Serie

Lilienthaler in Übersee

Drei Lilienthaler in Namibia

Rosemarie Rumpf geb. Hammel

Die Familie Rumpf wanderte 1928 nach Südwest-Afrika, dem heutigen Namibia, aus und gründete 220 km östlich von Windhuk eine Farm. Der Sohn Ernst besuchte 1955

aus beruflichen Gründen Deutschland und lernte bei einem Besuch des in Lilienthal

langjährig tätigen Hausarztes Dr. Oskar Hammel dessen Tochter Rosemarie kennen.

Nach einem Besuch der Lilienthaler Klosterkirche lernte man sich näher kennen .Es

muss wohl Liebe auf den ersten Blick gewesen sein, als sich Rosemarie entschloss,

nach Südwest auszuwandern.

In einem Brief hat sie uns kürzlich ausführlich über ihren nunmehr 56-jährigen Auf-

enthalt in Afrika berichtet. Im Dezember 1955 reiste sie als 18-jährige Braut per

Schiff von Rotterdam nach Südwest-Afrika und wohnte zunächst auf der Farm der

zukünftigen Schwiegereltern. Ernst Rumpf hatte bereits die eigene Farm Combumbi aufgebaut. Sie lebte sich schnell ein und beherrschte schon nach kurzer Zeit die da-

malige Umgangssprache Afrikaans.

Ernst Rumpf und Rosemarie

geborene Hammel

Unter Heimweh habe sie nicht gelitten,

da ein wöchentlicher Schriftwechsel

zwischen Nord und Süd geführt wurde.

Bestandteil des Schriftwechsels war

auch die Wümme-Zeitung. Der erste

Heimaturlaub fand dann erst 1964 statt.

Geheiratet wurde am 12. Oktober 1957,

und dem Ehepaar Rumpf wurden zwi-schen 1958 und 1967 vier Kinder ge-

schenkt. Sie litt damals sehr darunter,

dass die Kinder ab sechs Jahren bereits

ins Internat nach Swakopmund mussten

Sohn Hanno war nach seiner Ausbildung zunächst in Berlin und ist jetzt in Brüssel als

Botschafter seines Landes tätig.

Der Ausbau der Farm sei teilweise schwierig gewesen. Zu Beginn mussten sie mit

einer ununterbrochenen sechsjährigen Dürre leben. Neben Rinderzucht hatten sie

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20 einen Mais- und Erdnussanbau von 260 ha unter dem Pflug. Rosemarie Hammel

lernte 1955 noch ein Leben ohne Strom und Telefon kennen, und der nächste Nachbar

wohnte meilenweit entfernt.

Sie liebt dieses Land mit den vielen Sonnentagen, der unendlichen Weite und der

reichen Tierwelt. Doch gelegentlich vermisst sie schon während langanhaltender Hit-

zeperioden norddeutsches Nieselregenwetter.

Im Jahre 2000 haben Ernst jnd Rosemarie Rumpf die Farm ihrem Sohn Jürgen über-

geben, der als zusätzliches Standbein erfolgreich eine Gästefarm betreibt. Die Eheleu-

te Rumpf haben zwar ein Wohnhaus auf dem Farmgelände behalten, sind dann aber in eine Seniorenwohnung nach Windhuk gezogen.

Auch wenn ihr Ehemann im März 2011 verstorben ist, kann sie ihren Lebensabend im

Kreise einer großen Familie verbringen. Rosemarie Rumpf schreibt abschließend, dass

sie ihre Auswanderung nie bereut hat und mit Dankbarkeit auf ein zufriedenes Leben

zurückblicken kann.

Karl-Heinz Sammy

* * * * *

Heinrich Meyerdierks – gefallen 1905

In den LILIEN-BLÄTTERN vom Herbst 2009

berichteten wir von einem Kriegsgrab in „Süd-

west“ – heute Namibia. Ein Mitglied hatte den

Gedenkstein von Heinrich Meyerdierks auf dem

historischen Friedhof in Okahandja entdeckt. Er

ist vermutlich während des Herero- oder Nama-

Aufstandes als Soldat der deutschen Schutztrup-

pen gefallen. Da der Name Meyerdierks in Li-

lienthal sehr häufig vorkommt, baten wir unsere

Leser, uns weiterzuhelfen, um zu klären, zu wel-

cher Lilienthaler Familie Meyerdierks er gehörte. Nun wissen wir es. Die Familie wohnte an der

Hauptstraße 79. Das Haus stand auf dem Grund-

stück der heutigen Volksbank und wurde ca.

1970 abgebrochen. Die Nachkommen sind später

nach Bremen verzogen.

Karl-Heinz Sammy

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Birte Meyerdierks Sie liebt die unendliche Weite dieses Landes

Die Eltern Hans-Heinrich und

Helga Meyerdierks bewirtschaften

einen 1537 erstmalig erwähnten

Bauernhof in Lilienthal-

Moorhausen. Birte wuchs in der

Natur mit vielen Tieren auf und

entwickelte sich in ihrer Jugend zu einer erfolgreichen Turnierreiterin.

Nach Abschluss ihres Jurastu-

diums 2005 wollte sie von der

Juristerei eine Pause machen, um

vorübergehend die weite Welt

kennenzulernen. Ein Angebot der

Kambaku Safari Lodge aus

Otjiwarongo, für ein Jahr als Ride-

Guide tätig zu werden, war für sie

verlockend.

Birte Meyerdierks

So konnte sie ihr Hobby beruflich nutzen und Ausritte mit Touristen zu Tierbeobach-

tungen durchführen. Die 76 qkm große Wild- und Gästefarm liegt in Sichtweite des

Naturparadieses Waterberg ca. vier Autostunden von der Hauptstadt Windhuk ent-

fernt.

Auf kommerzielle Nutzung durch Viehzucht wird verzichtet. Täglich können die Gä-

ste Ausritte, Fußmärsche oder Geländewagenfahrten zu Wildbeobachtungen durchfüh-

ren. Birte war gleich von der Landschaft der Baum- und Buschsavanne fasziniert, und

es dauerte nicht lange, bis sie vom „Afrika-Fieber“ erfasst wurde. Aus dem geplanten

einjährigen Aufenthalt sind mittlerweile sechs Jahre geworden, und zwischenzeitlich

ist sie auch als Gesellschafterin in das Unternehmen eingestiegen.

Die vielseitige Tätigkeit, die Landschaft, die Natur und auch das Klima tragen zum

Wohlbefinden in ihrer neuen Heimat bei. Aber es gibt auch Dinge, die sie vermisst –

Familie, Freunde und das kulturelle Leben.

Karl-Heinz Sammy

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Neue Ausstellung im Heimatmuseum:

„Es war einmal

- Streiflichter aus Lilienthals Vergangenheit“

Nach der überaus erfolgreichen Ausstellung „Zu Gast in Lilienthal“ mit fast 1 500

Besuchern bietet der Heimatverein seinen Gästen im Heimatmuseum derzeit eine neue

Attraktion. Denn schon jetzt zeichnet sich ab, dass auch diese Anfang Oktober eröff-

nete Präsentation wiederum ein Besuchermagnet werden wird. Mit großem Fleiß,

viel Einfallsreichtum und einer Fülle von Ideen hat ein Team unter der Leitung von

Peter Richter ein halbes Jahr lang die Ausstellung vorbereitet. Entstanden ist eine

Vielfalt an Eindrücken aus Lilienthals Vergangenheit, dargestellt auf über 20 Tafeln

und sichtbar in den Vitrinen des Museumsraumes.

Vorsitzender Harald Kühn zeigt einer Besuchergruppe das Heimatmuseum

mit der aktuellen Ausstelung

Foto Frank Beier

Besonderen Wert legten die Macher der Ausstellung auf die Erfassung aller Bereiche

der Lilienthaler Ortsgeschichte. Neben den historisch bedeutenden Themen, wie u.a.

die Klostergeschichte oder die Zeit der Sternenforschung unter Johann Hieronymus

Schroeter, werden auch die ortsprägenden Ereignisse des 20. Jahrhunderts dargestellt.

Kriegs- und Nachkriegszeit mit der Integration von Vertriebenen aus den Ostgebieten

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oder des Sudetenlandes, die Entwicklung der Großbetriebe von den Anfängen bis

heute und die Veränderung des Ortsbildes sind ebenso Themen auf den Schautafeln. Natürlich darf auch ein Rückblick auf die Zeit mit der Kleinbahn „Jan Reiners“ nicht

fehlen. Darüber hinaus wecken Geräte aus Küche und Werkstatt, Kinderspiele und

Blechspielzeug Erinnerungen an frühere Zeiten. Mit dem Torfkahn „auf großer Fahrt“

– hier erfährt der Besucher etwas über die Bedeutung dieses fast vergessenen Trans-

portmittels.

„Es war einmal“ soll nicht nur erwachsene Besucher ansprechen; der Heimatverein

hofft, dass auch die Schülerinnen und Schüler Lilienthals die Gelegenheit nutzen wer-

den, einen anregenden Blick in die vergangenen Jahrzehnte des Ortes zu wagen.

Peter Richter

Die Separatistenbewegung in Seebergen Die genaue Jahreszahl ist nicht mehr zu ermitteln, aber es muss wohl gegen Ende des

ersten Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts gewesen, als in Seebergen der aus Süddeutsch-

land stammende Christian Bacher auftauchte und den Moorbauern das Evangelium zu

predigen begann. Die Akten geben keine vollständige Auskunft über das , was hier

geschehen war, ist doch das meiste Material bei der großen Brandkatastrophe 1813 in

Lilienthal dem Feuer zum Opfer gefallen. Lediglich aus Briefen, die bei Christian

Bacher gefunden wurden, haben wir Kenntnis von den Vorgängen bis 1813.

Bacher wurde in Göppingen als Sohn pietistischer Eltern geboren. Er hat den Beruf eines Schlachters erlernt und an verschiedenen Orten gearbeitet. In Amsterdam heira-

tete er, verließ aber Frau und Kinder, verdingte sich in Bremen und Rönnebeck „als

Knochenhauergesell und Fellhändler", bis er schließlich in Seebergen landete, wo er

als Hausschlachter einen ausreichenden Lebensunterhalt fand.

In Amsterdam muss er wohl in Mennonitenkreise geraten sein, denn seine hier vertre-

tenen Thesen stimmen mit denen der radikalen Mennoniten überein. Er beschäftigte

sich mit der Literatur, insbesondere waren es Bücher, die sich mit Geistersehern,

Spiritisten, religiöser Schwärmerei und Naturphilosophie befassen.

Seebergen lag damals abseits aller Zentren. Das Amt Ottersberg war weit entfernt, und die Kirche in Lilienthal erforderte einen langen Fußmarsch. Pferde hatten die Bauern

zu der Zeit noch nicht. Zudem fühlten sich die neuen Siedler in der lutherischen Kir-

che noch nicht zu Hause, weil die meisten, aus Borgfeld oder dem Bremischen kom-

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mend, unter der reformierten Kirche aufgewachsen waren. Hinzu kam, dass sie in

der Kirche stehen mussten, weil die Sitzplätze an Lilienthaler schon vergeben waren. Und weil sich das Amt und die Kirche wenig um die Moorbauern kümmerte, waren

sie sich weitgehend allein überlassen. So fielen seine Ausführungen auf fruchtbaren

Boden, die er auch wohl sehr geschickt unter die Leute brachte.

Er deutete den Seebergern die Bibel, und besonders nutzte er dafür die schwer ver-

ständlichen Offenbarungsschriften und berief sich dabei auf das innere Licht. Und in

Verbindung mit diesen Texten sagte er den Weltuntergang voraus.

Als Norddeutschland 1810 unter die Herrschaft Napoleons geriet und französische

und russische Truppen plündernd und brandschatzend durch die Dörfer zogen, junge

Leute zum Militär zwangen, Vieh und Vorräte für die Verpflegung der Truppen kon-fisziert wurden, mag man seinen Prophezeihungen um so mehr geglaubt haben. Hatte

er doch immer gepredigt, Kriegsdienst sei Sünde. Viele junge Leute flohen und ver-

steckten sich im Moor in Poolhütten, um dem Heeresdienst zu entkommen.

Darüber hinaus lehnten sich die Siedler gegen jede Art von Obrigkeit auf. Sie zahlten

ihren Zins nicht, ließen ihre Kinder nicht mehr taufen und konfirmieren und lehnten

auch den Schulbesuch ab, weil die Kinder doch nicht im rechten Glauben unterwiesen

wurden.

In einem Dekret von 1812 vom Generalgouvernement Hannover wird die Regierung

in Stade angewiesen, der Schwärmerei ein Ende zu setzen, die Schulverhältnisse zu

verbessern und Vorschläge zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Lage zu ma-

chen. Doch die Kriegswirren lassen diese Anordnung im Sande verlaufen.

Erst 1814 wurde ein neuer Anlauf genommen, um der Bewegung Herr zu werden.

Doch der in Lilienthal neu eingesetzte Pastor Möser, der die Kirche in Trupe wieder

aufbauen und die Gemeindeverhältnisse neu ordnen sollte, ist in Bezug auf Seebergen

kläglich gescheitert. Er griff die Leute mit harten Worten an, machte gemeinsame

Sache mit dem Moorvogt, der gewaltsam Ordnung schaffen wollte. Einmal überfiel

der Moorvogt mit seinen Schergen einen Kolonisten am Heiligen Abend, holte ihn aus

dem Bett, verprügelte ihn und misshandelte seine Ehefrau. Auch versuchte er, gegen

alle guten Sitten am Sonntag Pfändungen durchzuführen.

Zentrum der Bewegung war der Hof Nr. 15. Dort baute sich Bacher eine Hütte (die Stelle ist heute noch zu erkennen) und wohnte dort mit seiner Haushälterin, die er

„Schwester" nannte. Siedler auf dieser Hofstelle war Johann Warnke.

Die Behörden und die Kirche haben an dieser Situation aber nichts ändern können.

Erst als 1818 der Sohn Claus Warnke (*1798) zum Militärdienst eingezogen werden

sollte, eskalierte die Situation. Er weigerte sich trotz Vorhaltungen, Schikanen und

Arrest standhaft, den Diensteid zu leisten. Und vor dem Militärgericht sagte er im-

mer:„Christus ist mein König, ihm habe ich meinen Eid geschworen!" Trotz aller

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Drohungen war der einfältige Claus nicht zu bewegen, den Vorgesetzten zu gehor-

chen.

Da entschloss sich die Regierung zu harten Maßnahmen. Am 10. April 1819 griff die

Obrigkeit zu. Christian Bacher und seine Haushälterin wurden verhaftet, mussten alles

in ihrer Hütte zurücklassen, und wurden kurzerhand über die Grenze abgeschoben.

Johann Warnke und seine Frau wurden nach Ottersberg geführt „wegen Widerspen-

stigkeit gegenüber den Befehlen der Obrigkeit". Johann kann ins Arbeitshaus nach

Hannover, seine Frau ins Zucht- und Irrenhaus nach Celle, und die minderjährigen

Kinder kamen zu fremdem Leuten. Alle Siedler wurden mit der Abmeierung bedroht,

sofern sie nicht Zins zahlen, die Kinder zur Schule schicken, taufen und konfirmieren

lassen.

Diese harten Maßnahmen führten nicht sofort zum Erfolg.. Deshalb wurde der harte

Pastor Möser versetzt und Pastor Ludwig Hanffstengel, der vorher schon dafür gesorgt

hatte, dass Claus aus dem Militärdienst entlassen wurde, erhielt die Stelle in Lilien-

thal. Die Mutter kam wenig später auch wieder nach Hause, der Vater ist im Arbeits-

haus gestorben.

Die Wunden heilten nur sehr langsam,

und das ist zwei Männern zu verdanken.

Pastor Hanffstengel bemühte sich um

Seebergen und kam, wenn es irgend

möglich war, wöchentlich hierher, um

alle Angelegenheiten mit den Moor-bauern zu besprechen und nahm sie auch

vor dem Moorvogt in Schutz. Nach See-

bergen versetzt wurde der Lehrer Johann

Hinrich König, der als tüchtiger Lehrer

mehrere Jahrzehnte in Seebergen unter-

richtet hat. So wurde ganz allmählich der

Widerstand gegen Kirche und Staat

überwunden. Über ein Jahrzehnt lang hat

es aber gedauert, bis die Bauern mit der

Obrigkeit ihren Frieden gemacht haben.

Wie sehr diese Bewegung der Kirche in

die Glieder gefahren war, zeigt sich dar-

an, dass noch über ein halbes Jahrhundert

Superintendent Krull

später der von 1889 bis 1925 amtierende

Superintendent Johann Heinrich Krull

seine Predigten mit den Worten begann:

„Liebe Gemeinde, meine lieben Seeber-

ger!"

Albert Haltermann

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Rudolf Dumont du Voitel

ist im Alter von 95 Jahren gestorben

Am 2. August 2011 starb der vielen älteren Lilienthalern bekannte Rudolf Dumont du

Voitel in seiner Geburtsstadt Nürnberg. Dort hatte er am 30. April 2011 noch im

Kreise seiner Familie den 95. Geburtstag gefeiert.

Der 2. Weltkrieg verschlug ihn 1943 zunächst als Soldat nach Lilienthal, wo der

Luftwaffenoffizier Dumont du Voitel Standort-Kommandeur wurde. Doch 1944

kommt er zum Russlandeinsatz. Im Mai 1945 gelingt ihm dann die Flucht aus russi-

scher Gefangenschaft. 14 Jahre lebte die Familie (Ehefrau Arlette mit den Söhnen

Rainer, Roland und Reginald) in Lilienthal.

Bald nach dem Krieg wird Rudolf Dumont du Voitel von der amerikanischen Militär-

regierung mit dem Aufbau des Kulturlebens im Kreis Osterholz beauftragt.

1950 wird aufgrund seiner Initiative die Volkshochschule in Lilienthal gegründet, und

für die heimische Wümme-Zeitung und den Weser-Kurier verfasst er kulturelle Bei-

träge und schreibt Musikkritiken. Bei Radio Bremen wird er 1949 Leiter des „Studios für Neue Musik“, dann ab 1950 Pressechef und später Fernsehdirektor.

Präsident der Europäischen Gemeinschaft Pfof. Dr. Walter Hallstein

und Rudolf Dumont du Voitel

Sein Berufsweg führt ihn unter anderem weiter zur Europäischen Gemeinschaft in

Brüssel als Verantwortlicher für Rundfunk, Fernsehen und Film. Die Verbindung nach Lilienthal riss nie ab. Noch im Frühjahr des letzten Jahres besuchte er mit Conrad

Naber das Heimatmuseum und freute sich über die Filmaufzeichnung aus dem Jahre

2003, wo er in einer Gesprächsrunde mit Prof. Dr. Heinz Lemmermann, Anton Cordes

und Conrad Naber über die Erlebnisse der Kriegs- und Nachkriegszeit und den Neuan-

fang berichtete. Harald Kühn

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Kultur-Event in der Elbe-Weser-Region Ausstellung in der Kunststiftung – Freilichtspiel im Amtsgarten

Es hat 250 Jahre gedauert, bis erstmalig die Werke und das Wirken dieser beiden

Brüder in einer gemeinsamen Ausstellung gewürdigt werden. In Lauenburg an der Elbe wurden als Söhne des dortigen Ratstischlers Jürgen Christian Findorff (1720 -

1792) und Johann Dietrich Findorff (1722 - 1772) geboren. Beide erlernten das Ti-

schlerhandwerk.

Johann Dietrich Findorff landete auf seiner Wanderschaft als Tischlergeselle am

Schweriner Hof. Dort erkannte man sein Talent zum Malen. Er brachte es bis zum

mecklenburgischen Hofmaler.

Eine andere aber nicht weniger beeindruckende Entwicklung nahm Jürgen Christian

Findorff. Man darf Ihn als Vater unserer hiesigen Kulturlandschaft bezeichnen, von

Lilienthal über Worpswede, Gnarrenburg bis hinter Bremervörde. Man ernannte ihn

1771 zum Moorkommissar.

Die Lilienthaler Kunststiftung zeigt vom 18. März bis 30. September 2012 in ihrer

Kunstschau in Lilienthal-Trupe eine umfassende Dokumentation des Moorkommissars

Jürgen Christian Findorff und Werke des mecklenburgischen Hofmalers aus dem

Besitz des Staatlichen Museums Schwerin und der Stadtkirche Ludwigslust.

Dieses einmalige Ereignis ist

ein Glücksfall für unsere Re-

gion. Dazu wird als Frei-

lichtspiel im Amtsgarten Li-lienthal das Musical

„TEUFELSMOOR -

Das Geheimnis des

Schwarzen Vogtes“ am 17., 18. und 19. August

2012 aufgeführt.

Hans Adolf Cordes

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Hauptversammlung – Neue Satzung

Mit der Februar-Ausgabe der LILIEN-BLÄTTER bekommen die Mitglieder des Hei-

matvereins traditionell die Einladung zur Jahreshauptversammlung. Auf der Tages-

ordnung am 8. März steht diesmal etwas, was es nicht alle Jahre gibt. Die Vereinssat-

zung soll neu gefaßt werden.

Derzeit arbeiten wir mit einer bewährten Satzung vom November 1983. Aber diese

sieht eine vierjährige Amtszeit für Vorstandsmitglieder vor. Das macht es häufig pro-

blematisch, geeignete Kandidaten zu finden. Darum sieht der § 10 (Wahlen) in dem von Uwe Roschen und Hilmar Kohlmann im Auftrage des Vorstands erarbeiteten

Satzungsentwurf nur noch eine zweijährige Amtszeit vor. In ungeraden Jahren werden

künftig der erste Vorsitzende, der erste Schriftführer sowie die Stellvertreter von

Schrift- und Kassenwart zur Wahl stehen. Der zweite Vorsitzende und der Kassenwart

bitten in geraden Jahren um das Votum der Mitglieder. Auch werden in den geraden

Jahren die vom Vorstand benannten Beiratsmitglieder bestätigt.

„Aufräumen“ wollen wir auch den § 3 (Aufgaben) unserer Satzung. Die dort aufge-

führten Punkte werden zum Teil erweitert und nach ihrer heutigen Priorität in eine

neue Reihenfolge gebracht.

„Bei der Arbeit“ Uwe Roschen und Hilmar Kohlmann

Foto Marlies Kühn

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Wahlen 2012 nach alter Satzung

In diesem März muß noch nach der bisher geltenden Satzung gewählt werden. Die neu

zu beschließende Satzung bedarf nach § 71 BGB zu ihrer Gültigkeit nicht nur der

Zustimmung von drei Vierteln der erschienenen Mitglieder, sondern auch der Eintra-

gung im gerichtlichen Vereinsregister.

Zur Wahl stehen am 8. März der stellvertretende Vorsitzende und der Kassenwart.

Beide bisherigen Amtsinhaber haben ihre Bereitschaft zur erneuten Kandidatur signa-

lisiert. Somit ist sichergesellt, daß es in unserem Heimatverein keine unbesetzten Vor-

standspositionen geben wird. Zudem wird der Vorstand zwei neue Mitglieder für den Beirat zur Bestätigung vorschlagen.

Hilmar Kohlmann

Literarischer Leckerbissen

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung – ca. 20.15 Uhr -

„Überwiegend heiter“

- humorvolle Texte auf Hoch und Platt

ausgewählt und vorgetragen von Peter Richter

Als Gast:

Uwe Eller

Alle, auch Nichtmit-

glieder, sind herzlich

eingeladen.

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Herbert F. Schroeter

meldet sich

aus Amerika

Neues aus der

Familienforschung

von Johann Hieronymus

Schroeter

Nachdem wir im letzten Jahr von Frau Dr. Heide Bittner – einer direkten Nachfahrin

Schroeters – mehrere interessante Familienurkunden und einen durchgängigen

Stammbaum erhielten (siehe LILIEN-BLÄTTER v. Herbst 2011), melden sich jetzt

weitere Nachkommen aus Amerika.

Carol Page mailt:

„Greatings from the USA! Apparently, my great-great-great-grandfather was

Johann Hieronymus Schroeter of Lilienthal (…).”

Und Herbert F. Schroeter schreibt uns:

„My name is Herbert Schroeter and I am a sixth generation decendant (great,

great, great, great grandson) of Johann H. Schroeter (…).”

Diese Nachrichten aus Amerika sind für uns interessant und bedeutungsvoll, vor allem

durch die Tatsache, dass der für Lilienthal wohl bedeutendste Familienname „Schroe-

ter“ in direkter Linie von J. H. Schroeter noch weiter besteht.

Unser Vorsitzender, Harald Kühn, steht mit beiden Nachfahren aus Amerika in Kon-

takt und wird wohl bald Neues und Interessantes zu berichten haben.

H. K.

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Jede Spende hilft uns weiter

Um die Aufgaben des Heimatvereins erfüllen zu können, sind zwei Dinge besonders

wichtig:

Ehrenamtliche Mitarbeiter. Davon haben wir zurzeit ein gutes Dutzend, kön-

nen aber gerne weitere hilfreiche Hände gebrauchen.

Unsere regelmäßigen Beitragseinnahmen decken gerade mal die laufenden Kosten. Für alle anderen Ausgaben sind wir auf Spenden angewiesen. Wenn

Sie den Heimatverein unterstützen möchten, hier die Konten:

Kreissparkasse Osterholz (BLZ 291 523 00) Konto Nr. 104 828

Volksbank Osterholz (BLZ 291 623 94) Konto Nr. 73 2500 200

Sie möchten den Heimatverein regelmäßig finanziell fördern? Dann senden Sie den

nachstehenden

„Spenden-Scheck“

an den Heimatverein Lilienthal e. V., Klosterstraße 16 B, 28865 Lilienthal.

Hiermit ermächtige ich den Heimatverein, regelmäßig

o monatlich ab dem (Datum)

o vierteljährlich ab dem (Datum)

o jährlich ab dem (Datum)

vom meinem Konto Nr. bei der

(BLZ

einen Betrag von EUR im Bank-

Lastschriftverfahren einzuziehen.

Name

Straße Ort

Datum Unterschrift

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Unser Heimatgeschichtsbuch

„Zeitreise – 775 Jahre Lilienthal“

jetzt im Internet unter www.Heimatverein-Lilienthal.de

Wie bekannt, ist unser Lilienthaler Heimatgeschichtsbuch seit mehr als einem Jahr

vergriffen. Eine 2. Auflage lässt sich aus fehlenden finanziellen Voraussetzungen zur

Zeit nicht realisieren. Somit hat unsere Gemeinde keine heimatgeschichtliche Lektüre

anzubieten.

Da eine Nachfrage, auch bei Jüngeren und Neubürgern, anhält, haben wir uns ent-

schlossen, das Buch ins Internet zu stellen. (www.Heimatverein-Lilienthal.de) Beson-

ders danken wir unserem Heimatfreund Peter Nitzsche, der in den letzten Monaten

unsere Homepage neu und interessant gestaltet und auch dafür gesorgt hat, dass unser

Buch mit allen Kapiteln im Internet zu lesen ist.