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Magazin der SRG Deutschschweiz Ausgabe 2/2012 Grosses Kino im Schweizer Fernsehen Seite 6 SRF 10 Radio, TV und Online – in einem Lehrgang SRG Bern Freiburg Wallis 18 Von Bern nach Zürich: SRF- Sport nun unter einem Dach SRG Deutschschweiz 9 «Alpenrose 2012»: Live dabei sein Bild: SRF / Sava Hlavacek

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Magazin der SRG DeutschschweizAusgabe 2/2012

Grosses Kino im Schweizer Fernsehen Seite 6

SRF 10Radio, TV und Online – in einem Lehrgang

SRG Bern Freiburg Wallis 18Von Bern nach Zürich: SRF- Sport nun unter einem Dach

SRG Deutschschweiz 9«Alpenrose 2012»: Live dabei sein

Bild: SRF / Sava Hlavacek

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Nie ist die versammelte Fernsehgemeinde so gross wie am Sonntagabend. Entsprechend hart buhlen die Sender ums Publikum. Und dieses will vor allem eines: unterhalten werden mit nicht allzu tiefgründigen Filmen oder Krimis, wie der neue SRF-Filmchef Urs Fitze im Gespräch mit LINK erklärt.

«Am Sonntagabend spielen wir in der Champions League»

Fokus SrF-Fernsehfilme und -Serien

Urs Fitze: «Als Service-public-Unternehmen haben wir den Auftrag, das Filmschaffen in seiner ganzen Breite abzubilden.»

LINK: Als Bereichsleiter Fiktion sind Sie ein mächtiger Mann. Sie entscheiden, mit was für Filmen und Serien das Publi-kum von Schweizer Fernsehen sich un-terhalten soll. Mit welchem Programm wollen Sie uns am Sender halten?Urs Fitze: Wir wollen in der Schweiz die erste Adresse für Fiktion sein mit den besten Serien, guten Spielfilmen und den neuesten Free-TV-Filmen. Unser Angebot reicht vom amerikanischen Mainstream wie «Desperate Housewives» oder «James Bond» über koproduzierte Schweizer Filme bis zum iranischen Autorenfilm. Da-

bei haben wir kaum Werbeunterbrechun-gen. Und die eingekauften Filme zeigen wir im Zweikanalton auch in der Original-version. Hier ist SF einzigartig. So wollen wir weiterfahren.

Sie sind seit knapp einem Vierteljahr in dieser Funktion tätig. Vorher waren Sie beim SRF Programmentwickler und spä-ter in der SRG-Generaldirektion oberster Filmförderer. Sie kennen den Schweizer Film in all seinen Dimensionen. Welche Schlüsse ziehen Sie für Ihre Aufgabe?Als Service-public-Unternehmen haben

wir den Auftrag, das Filmschaffen in seiner ganzen Breite abzubilden. Das ist das Spannende, aber auch das Schwierige an dieser Aufgabe. Mittelmass möchte ich ver-meiden. Die Spannweite muss vom Kino-Hit «Der Verdingbub» bis zum meisterhaf-ten Dok-Film «The Sound of Insects» reichen. Und dann weiss ich aus meiner langen Fernseherfahrung, dass die Pro-grammierung der Filme für den Erfolg am Bildschirm entscheidend ist. Jeder Film gehört an seinen richtigen Programmplatz. Eine falsche Programmierung schadet dem Sender und dem Film.

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Worauf kommt es bei der Zuteilung der Programmplätze an?Am Sonntagabend setzen wir auf leichte Unterhaltungsfilme und Krimis. Ein Kunst-film oder ein Drama mit einem schwieri-gen Thema wie etwa «Giochi d’estate» – der Siegerfilm des Schweizer Filmpreises «Quartz» über Gewalt in der Familie – würde hier nicht funktionieren. Solche Pro-duktionen zeigen wir normalerweise in der «CH:Filmszene» am späten Mittwochabend.

Wo nur ein kleines Publikum zu erreichen ist. Das ist leider so. Aus diesem Grund versu-che ich, auf SF zwei einen attraktiveren fixen Programmplatz für Schweizer Filme zu schaffen. Eher düstere Geschichten wie «Tannöd» oder «Sennentuntschi» kämenauch für die zweite Primetime am späteren

Samstagabend auf SF 1 in Frage, sie würden dort in die Programmfarbe passen.

Wo wollen Sie neue Akzente setzen? Bei den Serien möchten wir vermehrt europäische Produktionen programmie-ren. Zurzeit verhandeln wir mit der BBC über zwei englische Serien. Eine davon ist «Sherlock», eine wunderbare Interpretation des genialen Ermittlers Sherlock Holmes. Auch wollen wir den Programmaustausch mit den anderen Sprachregionen ausbau-en. Wir sind daran, die fiktionale Serie «CROM» des Westschweizer Fernsehens zu synchronisieren. Diese herrliche Müllmän-ner-Story wird voraussichtlich ab Mai auf SF zwei zu sehen sein. «T’es pas la seule», eine Serie über eine Winzerfamilie, ist eine weitere Reihe von TSR, die wir ausstrahlen werden.

Übernehmen die Welschen auch deutschschweizerische Produktionen? Der «pacte de l’audiovisuel», die nationale SRG-Filmförderung, fördert den Programm-austausch. Derzeit synchronisieren die Welschen den «Verdingbub». Bei uns ist neu der Animationsfilm «Titeuf» mit dem Comic-Helden aus der Romandie im Kino zu sehen (Kinostart: 5. April 2012).

Worauf dürfen wir uns 2012 freuen?Im April und Mai strahlen wir gleich drei Premieren aus, was in dieser Bündelung schon eher ungewöhnlich ist (siehe Kas-ten). Im Herbst kommt dann eine neue Martin-Suter-Verfilmung, «Der Teufel von Mailand», ins Programm.

Zwei der sechs eigenen Fernsehfilme sind «Tatorte». Hinzu kommt der mit SWR

«Skalpell»: Schweizer «Tatort» In dieser zweiten Schweizer «Tatort»-Folge spielt erstmals die Zürcher Sängerin und Schauspielerin Delia Mayer an Stefan Gubsers Seite. Flückigers neue Kollegin heisst Liz Ritschard, die für einen Monat an einem Austausch in Chicago teilge-nommen hatte. Kaum aus den USA zurückgekehrt, hat sie ihren ersten Einsatz und muss zusammen mit Flückiger den Mord an einem Kinder chirurgen aufklären. Die beiden Kommis sare treffen dabei auf ein stark tabuisiertes Thema und tauchen in eine Welt ein, die ihnen bis anhin vollkommen unbekannt war. Regie führt Tobias Ineichen. Ausstrahlung: Pfingstmontag, 28. Mai 2012, 20.05 auf SF 1

«Nebelgrind»Unverhofft muss sich Bauer Jürg zwei Wochen allein um Kinder und Hof kümmern. Seine Frau Fränzi erteilt ihm eine Lektion und überlässt ihm die Pflege für seinen Vater Karli. Jürg ist der Ansicht, dass Karli einfach ein bisschen abgegeben hat – das ist noch lange kein Grund, von Alzheimer zu reden. Eine berührende Geschichte über das Verges-sen im Alter. Martin Rapold als Bauer Jürg, Peter Freiburghaus vom Duo Fischbach als sein Vater Karli und Rebecca Indermaur als Jürgs Frau Fränzi spielen die Hauptrollen in diesem Fernsehfilm. Regie führt Barbara Kulcsar. Ausstrahlung: Sonntag, 15. April 2012, um 20.05 Uhr auf SF 1

«Liebe und andere Unfälle»Lea Hadorn als bodenständige und alleinerziehende Milchbäuerin Marie kann es nicht glauben. Der jung-dynamische Banker Philipp, gespielt von Beat Marti, will ihren idyllischen Hof zwangsverstei-gern lassen, falls sie ihren Kreditzahlun-gen nicht innert Monatsfrist nachkommt. Philipps Berechnungen zufolge ist ihr kleiner Bauernbetrieb aber völlig unren-tabel. Marie beginnt mit Mistgabel und allerhand lauteren und unlauteren Mitteln, um Haus und Hof zu kämpfen. Ein Fernsehvergnügen für die ganze Familie unter der Regie des Nachwuchs-filmers Tom Gerber. Ausstrahlung: Sonntag, 29. April 2012, um 20.05 Uhr auf SF 1

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Demnächst drei SF Schweizer Film-Premieren im SRF-Programm

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koproduzierte «Bodensee-Tatort». Damit ist schon die Hälfte des Budgets ausge-schöpft. Andere beachtenswerte Projekte könnten das Nachsehen haben.Nein, zum einen zählt der SWR-«Tatort» nicht zu unseren eigenen Fernsehfilmen. Zum anderen hilft uns der Krimi in vieler-lei Hinsicht: Das Publikum mag den «Tatort». Zudem kann sich die heimische Filmbranche einem Millionenpublikum präsentieren. Auch die Zusammenarbeit mit SWR ist hervorragend. Dies öffnet uns die Türen zu weiteren Sendern und Kopro-duktionen. Eines schmerzt allerdings: Auf SF 1 zeigen wir alle «Tatort»-Folgen. Wir starten sogar zehn Minuten früher mit der Ausstrahlung, haben seit Monaten keine Werbeunterbrechung mehr und senden seit einem Monat in HD. Und Trotzdem schaut immer noch ein Drittel der Schweizer Zuschauer den Krimi auf ARD.

Nach welchen Kriterien werden Projekte für neue Fernseh- und Kinofilme ausge-wählt?Die Fernsehfilme müssen am Sonntag-abend bestehen können. Dort spielen wir in der Champions League, alle Sender buhlen mit hochwertigen Programmen ums Publikum. Deshalb arbeiten wir hier fast nur mit erfahrenen Filmschaffenden zusammen. Fiktion herzustellen ist sehr teuer. Auch bei Kinofilmen halten wir Aus-schau nach nationalen und internationa-len Koproduktionen, die auch auf dem Sonntagabendplatz laufen könnten.

Und was zählt bei nicht sonntagabend-tauglichen Dramen, Kunst- und Doku-mentarfilmprojekten?Neben Filmen für ein grosses Publikum un-terstützen wir gezielt den Nachwuchs und auch weniger zugängliche, dafür künstle-risch ambitionierte Projekte. Bei diesen Fil-men sind die Teilnahme an wichtigen Festi-vals und/oder Auszeichnungen unser Ziel. Bei den Kino-Dokumentarfilmen ist die Schweiz nach wie vor sehr stark. In keinem anderen europäischen Land schaffen es so viele Dokumentarfilme in die Kinos und sind dort erst noch erfolgreich. Derzeit sind gleich vier von uns koproduzierte Filme im

Kino zu sehen: «Messies – Ein schönes Chaos», «Die Wiesenberger», «Die Kinder vom Napf» und «Bottled Life».

Wie gross ist die Einflussnahme der Redak-tion bei der Entwicklung der Filmstoffe? Bei den eigenen Fernsehfilmen sind wir schon sehr früh involviert. Wir wählen die Ideen aus, entwickeln die Drehbücher mit den Produzenten und Autoren und neh-men Einfluss auf die Besetzung. Bei Kopro-duktionen mit anderen Sendern wie etwa bei «Die Chefin» ist die Einflussnahme na-türlich kleiner. Der neue Dienstagskrimi ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein traditio-nelles Format sanft erneuert werden kann, ohne das angestammte Publikum zu ver-jagen. Das ist hohe Kunst am TV.

«Hunkeler», «Tatort», «Die Chefin» – unter den koproduzierten Fernsehfilmen hat es auffallend viele Krimis.Der Krimi ist ein ideales Genre, worin sich ernsthafte, gesellschaftlich relevante The-men aufgreifen und in eine unterhaltende Form packen lassen. Im Drama erzählt,

wirken schwere Themen wie Gewalt in der Familie oder Kindesentführung verstörend aufs Publikum. Beim Krimi bringt am Schluss der Kommissar die Welt wieder in Ordnung. Bei den restlichen koproduzier-ten Fernsehfilmen bedienen wir aber bewusst andere Genres.

Mit der geplanten Serie «Der Bestatter» mit Mike Müller in der Hauptrolle soll es eine weitere Krimireihe geben. Wann können wir mit dem Start rechnen?Nun, wir sind mit der Reihe noch in der Pilotphase und die Ausstrahlung ist noch nicht definitiv beschlossen. Mein Ziel wäre es, die Reihe im nächsten Jahr auf dem Sender zu haben.

Interview: Christa Arnet

Zur PersonDer studierte Filmwissenschaftler Urs Fitze (54) leitet seit November 2011 den Bereich Fiktion bei Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). Ihm sind die Redaktio-nen Pacte und Koproduktionen, Fern-sehfilm und Serie sowie Einkauf Film

und Serien unterstellt. Fitze ist seit 1989 in verschiedenen Funktionen (als Regisseur, Produzent, Redaktor und Programmentwickler) im Unternehmen tätig. 2010/2011 war er in der General-direktion der SRG SSR Leiter der natio-nalen Koproduktionen.

SRF-Filme und -Serien in ZahlenIm Jahr 2011 strahlte SRF auf SF 1 und SF zwei insgesamt 1033 Serienfolgen und 586 Spielfilme aus (alles Erstausstrahlun-gen). Es wurden 6 Fernsehfilme, 23 Kino-, 21 TV-Dokumentarfilme, und 8 Kino-Spielfilme koproduziert.