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LLP/ERASMUS 2012/13 Zeitraum: WS
Gastland: Spanien Gastuniversität: Universidad de Granada
Programm: Erasmus via Fachbereich 10 – Neuere Philologien
studierte Fächer an Gasthochschule: Spanisch / Geschichte
(* Angaben werden vor Veröffentlichung auf unserer Webseite gelöscht.) Datum: 02.03.2013
LLP/ERASMUS ERFAHRUNGS – BERICHT (ausformulierte Version)
Da ich Spanisch und Geschichte studiere, war die Wahl meines Erasmuszieles nicht schwer, es sollte
Granada im Süden Spaniens sein. Die Stadt Granada ist einerseits für mich als romanischen
Philologen interessant, da das Kennenlernen des andalusischen Dialektes sowie der südspanischen
Kultur meiner Meinung nach unschätzbar wichtig für ein Sprachstudium ist und dieses durch die
Praxiserfahrungen enorm fördert. Andererseits ist es für mich als Historiker interessant, da die
spanische Geschichte in Granada bestimmte Schlüsselerlebnisse hatte, so war die Stadt der
Nasriden die letzte maurische Bastion der iberischen Halbinsel, sie ist 1492 gefallen. Im selben Jahr
hat Christopher Kolumbus in eben jenem Granada bei der Königin Isabel I de Castilla, zusammen mit
ihrem Ehemann und König Fernando II de Aragón die Erlaubnis erbeten, eine neue Seeroute nach
Indien zu erkunden, die den Handel
erleichtern sollte. Neben einem reichen
kulturellen Erbe mit architektonischen
Sehenswürdigkeiten wie der
atemberaubenden Alhambra, deren
Jahrhunderte alten Nasridenpaläste ob
ihrer Schönheit besonders
hervorzuheben sind, besticht die Stadt
auch mit ihrem über die Jahrhunderte
gereiften städtebaulichen Charm der
engen und wuseligen Altstadtvierteln
wie dem Albayzín. Die Universidad de
Granada (UGR) wurde im Jahr 1531 vom habsburgischen König Carlos V de España gegründet und
zählt damit zu den ältesten Universitäten des Landes. Heutzutage umfasst die UGR rund 80.000
studierende. Bei einer Bevölkerungszahl von etwa 240.000 ist es klar, dass das Stadtbild und das
Nachtleben mit seinen vielen Tapas-Bars stark studentisch geprägt sind. Nach der Erasmuszusage
war der organisatorische Aufwand seitens der Universität von Granada zwecks der Bewerbung
gering. Nachdem die Erasmusunterlagen hingeschickt wurden, versendete die UGR Informationen
zum Procedere. Im Grunde musste lediglich ein Onlineformular mit Passbild versehen sowie mit
persönlichen und akademischen Informationen ausgefüllt werden. Einige Wochen später kam dann
bereits die Zusage. Auch mussten im Vorfeld schon die gewünschten Veranstaltungen für das
Learning Agreement und der Onlinebewerbung ausgewählt werden. Diese wurden aus dem bereits
laufenden Semester gewählt. Hierbei muss sich darauf eingestellt werden, dass einzelne Kurse dann
nicht mehr angeboten werden oder sich andere gewählte Kurse überschneiden. Von daher kann es
sein, dass die für das Learning Agreement ausgewählten Kurse nicht belegt werden können. Im
Allgemeinen ist das Studium von Spanisch und Geschichte in Granada sehr interessant. Es gibt in
beiden Fächern sehr spezifische Kurse, die es wohl auf die Art nur in der Region geben dürfte, wie
beispielswiese die Mittelalterliche Geschichte Andalusiens oder auch die hablas andaluzas – die
andalusischen Dialekte. Nach der Ankunft in Granada steht zuerst die Wohnungssuche an. Diese
gestaltet sich als wenig schwierig, da es zu Semesterbeginn sehr viele freie WG-Zimmer gibt. Zwar
können diese bereits im Vorfeld online gesucht werden, jedoch ist es ratsam, sich erst vor Ort
umzusehen und die ersten Nächte in einem Hostel zu verbringen. Einerseits weil die Stadt und damit
die Wohnviertel vorher unbekannt sein dürften und andererseits weil sehr viele Zimmer erst gar nicht
auf dem online Wohnungsmarkt angeboten werden. Üblich ist es hier, Zettel mit
Zimmerbeschreibung und Kontaktmöglichkeit rund um die Wohnung im Viertel aufzuhängen. So
kommt es vor, dass jede Laterne, Bushaltestelle usw. an Zettel mit Zimmerangeboten überborden.
Der größte Vorteil hierbei liegt auf der Hand, es kann ein Eindruck des Viertels erhalten werden.
Generell sind die Mieten hier nicht sehr hoch, schon für 150 Euro/Monat kann mit etwas Glück ein
WG Zimmer gefunden werden, hier sollte Obacht herrschen, es gibt natürlich auch Zimmer, die ab
250€ losgehen, was für den hiesigen Immobilienmarkt überteuert ist. Die Ankunft an der Universität
verläuft gut organisiert. Es wird eine Willkommenswoche angeboten, bei der einerseits die
erforderlichen Unterlagen abgegeben werden und andererseits alle Informationen zum Einschreiben
in die Kurse gegeben, Sport-/Freizeit-/Kulturangebote der Universität vorgestellt sowie allgemeine
Informationen zur Stadt mitgeteilt werden. Sollte eine Teilnahme hieran nicht möglich sein, werden
die dabei verwendeten Präsentationen auf Englisch und Spanisch online gestellt. Generell kann jeder
Kurs in jedem Fachbereich der Fakultät, mit der der Austausch stattfindet, frei gewählt werden,
allerdings müssen 60% der zu erbringenden Studienleistungen dort absolviert werden. 40% können
an anderen Fakultäten studiert werden. Der öffentliche Nahverkehr ist auf ein gut ausgebautes
Busnetz reduziert. Es gibt im Grunde nur eine Vergünstigung, die Karte BonoBus, auf die Guthaben
geladen wird und sich die Kosten für eine Fahrt von 1,20 auf 0,72 Euro reduzieren. Das Alltagsleben
bietet durchaus eine gewisse kulturelle Vielfalt unter anderem mit Museen, Konzerte, Vorträge und
Kino. Allerdings muss die Größe Granadas hierbei beachtet werden, es ist eben keine Großstadt,
sondern mit etwas mehr als 230.000 Einwohner*Innen eher mittelgroß. Allerdings ist es eine sehr
studentisch geprägte Stadt. Die 80.000 Studierenden fallen bei dieser Stadtgröße natürlich enorm ins
Gewicht. So gibt es sehr viele gemütliche Cafés, Bars und weitere Etablissements, die das
studentische Nachtleben und Beschäftigungen auf allen erdenklichen Arten bereichern. Wem das
städtische Leben nicht genug ist,
kann leicht geholfen werden. In
unmittelbarer Umgebung Granadas
befindet sich die Sierra Nevada, eine
der höchsten Gebirgsketten
Spaniens. Im Winter lädt sie zum Ski-
/Snowboardfahren ein, danke der
direkten Busverbindung ist die
Talstation auch schnell und günstig
zu erreichen. Aber es muss erst gar
nicht weit weggefahren werden.
Granada selbst ist sehr hügelig und
mündet direkt in ein kleineres Gebirge, in dem perfekt gewandert werden kann. Wenn nun schon zig
Kilometer gewandert wurden, der Schnee geschmolzen ist, alle Cafés und Diskotheken nur noch
Wiederholungen bieten, ist ein Städtetrip womöglich die Lösung, um der Langeweile ein Schnippchen
zu schlagen. Mit dem gut ausgebauten Busnetz kann recht schnell und günstig in die nächste Stadt
gefahren werden, um Neues zu entdecken. Málaga, Almería und Jaén sind die nahe liegende Städte,
die in unter 2 Stunden zu erreichen sind. Aber auch schöne Strände können binnen kurzem mit
öffentlichen Verkehrsmitteln besucht werden, was schon im Frühling bei den hohen Temperaturen zu
empfehlen ist. Die Anreise nach Granada kann über verschiedene Wege von statten gehen. Von
Frankfurt aus gibt es günstige Flüge nach Madrid. Von dort aus kann für wenig Geld mit dem Bus
nach Granada gefahren werden, was etwa 5 Stunden dauert. Oder es wird ein Flug nach Málaga
gebucht, was in der Regel etwas teurer, aber immer noch finanzierbar ist. Was Diebstahl anbelangt,
sollten sich keine übergroßen Sorgen gemacht, aber generell nicht nachlässig mit seinen Sachen
umgegangen werden. Spanien ist seit 2008 tief in der Wirtschaftskrise, was die zunehmende
Verelendung ganzer Bevölkerungsschichten zur Folge hat. Durch Druck maßgeblich Deutschlands,
der EU und des IWF bzw. der EZB wird an allen Ecken und Enden gespart und Sozialleistungen
gekürzt. Dementsprechend gibt es natürlich eine gewisse Armutskriminalität. Allerdings kann es
genauso gut in Frankfurt passieren, dass etwas geklaut wird. Als persönliches Fazit bleibt zu sagen,
dass die Zeit in Granada eine wunderbare war. Ich habe jede Minute genossen und will den
Aufenthalt um nichts missen. Gute Momente dort gab es zu Hauf, so dass ich weder einen
herausheben will, noch kann. Schlechte Momente gab es natürlich ebenfalls, aber diese halten sich
doch sehr in Grenzen, da in Granada als Studierender sehr gut gelebt werden kann, wenn kein
großes Pech dazukommt.
Datum: 08.03.2013 Unterschrift: