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Einblicke in die Arbeit des LLUR Aufgaben – Menschen – Ergebnisse 2014 /15 Schleswig-Holstein. Der echte Norden.

LLUR A4 Einblicke Internet

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Page 1: LLUR A4 Einblicke Internet

Einblicke in die Arbeit des LLURAufgaben – Menschen – Ergebnisse 2014/15

Schleswig-Holstein. Der echte Norden.

Page 2: LLUR A4 Einblicke Internet

Standorte des LLUR

Nieby

KappelnOckholm

Flensburg

NordfrieslandSchleswig-Flensburg

Garding

Rendsburg-Eckernförde

KielOstholstein

Stormarn

Segeberg

Plön

Neumünster

Pinneberg

Steinburg

Itzehoe

Flintbek

Haseldorf

Travemünde

Büsum Eutin

Mölln

Heiligenhafen

Husum

Bergenhusen

5 | Außenstelle Südwest Lufthygienische Überwachung Technischer Umweltschutz

Stand: November 2015

18 | Integrierte Station Geltinger Birk Naturschutz

Lübeck

1 | LLUR Hauptsitz Flintbek Amtsleitung Allgemeine Abteilung Landwirtschaft Fischerei Gewässer Naturschutz und Forst Geologie und Boden Technischer Umweltschutz Ländliche Entwicklung

7 | Fischereiaufsicht

6 | Fischereiaufsicht

8 | Fischereiaufsicht

16 | Untere Forstbehörde

17 | Untere Forstbehörde

9 | Fischereiaufsicht

2 | Außenstelle Südost Allgemeine Abteilung Landwirtschaft Ländliche EntwicklungTechnischer Umweltschutz

15 | Integrierte Station Lauenburgische Landschaften Naturschutz

Untere Forstbehörde

14 | Integrierte Station UnterelbeNaturschutz

4 | Außenstelle Südwest Allgemeine Abteilung Landwirtschaft Ländliche Entwicklung Naturschutz und Forst

11 | Fischereiaufsicht

13 | Integrierte Station Eider-Treene-Sorgeund Westküste Naturschutz

19 | Integrierte Station Eider-Treene-Sorgeund WestküsteNaturschutz

10 | Fischereiaufsicht

3 | Außenstelle Nord Allgemeine AbteilungLandwirtschaft Naturschutz und Forst Technischer Umweltschutz Ländliche Entwicklung

12 | Integrierte Station Eider-Treene-Sorgeund Westküste Naturschutz

Dithmarschen

Hzgt. Lauenburg

Untere Forstbehörde

Page 3: LLUR A4 Einblicke Internet

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Inhalt

Vorwort – Was erwartet Sie?

Interviews und Reportagen: „Weniger Zahlen, mehr Menschen – Einblicke in ganznormale Arbeitstage“

Übersicht über die Abteilungen des LLUR – Organigramm

Abt. 1 Gesunde Arbeit – Gesundheitsmanagement im LLURVerbindungen schaffen – unterwegs mit Thomas Rau nach GardingMediation als Werkzeug für ein friedliches Zusammenleben – Einblicke in die Arbeiteiner Mediatorin

Abt. 2 Verordnungen in der Praxis: Einblicke in die Arbeit der Abteilung LandwirtschaftVon Männern in weißen Anzügen, die Kühen hinterher rennen

Abt. 3 Die Fischerei in Schleswig-Holstein 2014/15 – Aufgaben, Themenund aktuelle TendenzenZwischen Kontrolleuren und Fischern – Einblicke in die Arbeit zweier Fischmeister

Abt. 4 Nährstoffe in den schleswig-holsteinischen GewässernGlobale Umweltprobleme sichtbar machen – Angela Trumpf untersucht die Küstengewässerin Schleswig-HolsteinDie Taufe der neuen HAITHABU

Abt. 5 Kurzüberblick Abteilung Naturschutz und ForstWertgrünland: 2014 begann Phase 1 der landesweiten Biotopkartierung„Ich seh’ etwas, das Du nicht siehst“ – die Welt hinter den Linien, Punkten und FlächenStürmische Zeiten – die Untere Forstbehörde muss auch mit Orkanen umgehen könnenFragen an Yvette Krummheuer – neue Mitarbeiterin im Bereich Wolfsmanagement im LLUREdelgard Heim wird neue Leiterin des Elbmarschenhauses

Abt. 6 Warum Grünlanderhaltung so wichtig ist – bodenkundliche Grundlagen für diepraktische Umsetzung eines neuen GesetzesErkundung des Geothermischen Potenzials im Norden – das INTERREG 4A Projekt GeoPowerNavigieren, Graben, Messen, Riechen – Bodenkartierung ist alles andere als pureSchreibtischarbeit!

Abt. 7 Windenergie: Der entscheidende Beitrag zur EnergiewendeEntwicklung der Genehmigungsverfahren im LLUR von 2009 bis 2014Luftqualität in Schleswig-HolsteinEnergiequelle mit Gesprächsbedarf: Die Errichtung neuer Windparks ist wichtig für dieEnergiewende, muss aber gut überlegt sein

Abt. 8 Innen wie außen – vom beständigen Wandel und dem wahren Sein im ländlichen RaumZUSAMMENARBEIT wird groß geschrieben – Flurbereinigung als GemeinschaftsprojektAktivRegionen: Hier gestaltet ein ganzes Netzwerk aktiv ihre ländlichen Regionen

Impressum

Wir freuen uns auf Ihr Feedback – kurzer Fragebogen analog und im Internetsowie Kontakt für Anmerkungen, Anregungen und Nachfragen

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Was erwartet Sie?

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

zum 1. Januar 2009 wurde das Landesamt fürLandwirtschaft, Umwelt und ländliche Räumedurch die Zusammenlegung des Landesamtesfür Natur und Umwelt, der Ämter für ländlicheRäume und der Staatlichen Umweltämter ge-gründet. Dabei wurden die Aufgaben der aufge-lösten Behörden auf das Landesamt – kurz LLURgenannt – übertragen. Nach nunmehr fast siebenJahren LLUR wollen wir Ihnen – der interessiertenÖffentlichkeit – einen Einblick in einen Teil unse-rer Aufgaben und unserer erzielten Ergebnisseermöglichen. Wir haben versucht, dies schlag-lichtartig und halbwegs kurzweilig zu tun – nichtumfassend, weil wir Sie damit ja nicht erschlagenwollen.

Dazu haben wir Interviews mit MitarbeiterInnenund „Blicke über die Schulter“ eingebaut, beidenen es sich um eine Sicht von außen auf dieBehörde handelt, die unser französischer Prakti-kant Maxime Nauche im letzten Jahr gemachthat. Urteilen Sie selbst, ob uns dies zumindest„ein Stück weit“ gelungen ist – am Ende gibt eseinen Feedback-Bogen. Wir sind auf Ihre Mei-nung gespannt!

Wir haben uns mit sehr vielen flächenbezogenenFragen aus den unterschiedlichsten Bereichenzu befassen. Unabhängig, ob Themen des Natur-schutzes, des Forstes und der Landschaftspflege,des technischen Umweltschutzes, der Land- oderWasserwirtschaft, der Geologie, der Fischereioder der ländlichen Entwicklung erörtert werden,ist die Kompetenz des LLUR gefordert. Dabei istdas Landesamt mit fast 20 kleineren und größe-ren Dienststellen in ganz Schleswig-Holsteinpräsent und ermöglicht so eine ortsnahe Bearbei-tung der vielfältigen Aufgaben.

Seit der Gründung des LLUR hat Direktor Wolf-gang Vogel die Behörde geleitet. Mit Ablaufdes Jahres 2014 ist er in den Ruhestand getreten.Im Rahmen seiner Verabschiedung haben ihmzahlreiche Landes- und Bundesvertreter aus derPolitik, der Wirtschaft und von Verbänden fürsein langjähriges Engagement, seine Kreativität,seine Entschlossenheit und sein Eintreten fürUmwelt und Natur gedankt und seinen uner-müdlichen Einsatz gewürdigt. Dem wiederholtausgesprochenen Dank der Gratulanten schließeich mich sehr gerne an.

Die Arbeit des Landesamtes ist das Ergebnis derAnstrengungen motivierter und sehr engagierterMitarbeiterinnen und Mitarbeiter am StandortFlintbek und in seinen zahlreichen Außenstellen.Ihnen allen gilt mein besonderer Dank!

Ihnen, den Leserinnen und Lesern unseresBerichtes, wünsche ich eine abwechslungsreicheLektüre und viele neue Erkenntnisse!

Direktor a. D.Wolfgang Vogelleitete das LLURvon 2009 bis 2014(Foto: M. Schmidt)

Direktor MatthiasHoppe-Kossakleitet das LLUR seit 2015 (Foto: T. Meyer-Bogya)

Flintbek, im November 2015 Matthias Hoppe-KossakDirektor des Landesamtes für Landwirtschaft,Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein

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Vorwort

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Mein Name ist Maxime Nauche und ichkomme aus Frankreich. Auch wenn man

„Maxime“ mit einem „e“ am Ende schreibt, binich ein Mann. Ich gebe zu, dass es nicht sowichtig ist, aber ich habe oft in Deutschland(und auch beim LLUR) E-Mails bekommen, diemit „Liebe Frau Nauche“ anfingen. Also jetztwissen Sie, dass ich eher männlich als weiblichaussehe. Und es gibt ja auch ein Foto …

Gut. Jetzt kommen wir zum „Jahresbericht2014/15“ des LLUR. Als Praktikant bekam ich imletzten Jahr von Martin Schmidt und Uwe Ram-mert den Auftrag, dieses Projekt auf den Wegzu bringen. Das Ziel war: einen neuen Bericht zuverfassen, aber keinen trockenen. Deshalb sollteer auch möglichst nicht „Jahresbericht“ heißen.Wir wollten versuchen, etwas Interaktives zumachen – mit weniger Zahlen und dafür mehrMenschen. Ein lebendiger Spiegel des Landes-amtes, keine wissenschaftliche Darstellung. Mitdiesem Bericht soll die Öffentlichkeit vor allemverstehen, was die Aufgaben des LLUR sind und

wie sie von den Mitarbeiterinnen und Mitarbei-tern konkret umgesetzt werden. Um dieses Zielzu erreichen, musste und wollte ich die Mitarbei-terInnen treffen. Sie an ihrem Arbeitsplatz be-gleiten und ihre tägliche Arbeit kennenlernen.

Ich habe Politikwissenschaft in Frankreich studiert.Während meines fünften und sechsten Semes-ters hatte ich die Möglichkeit, ein Praktikum inDeutschland zu absolvieren. Ich wollte etwas imBereich Medien finden, hatte aber auch ein gro-ßes Interesse an Umweltthemen. Genau zurgleichen Zeit brauchte das LLUR jemanden, umden neuen Jahresbericht zu entwickeln. Zusam-men haben wir also die Entscheidung getroffen,dass ich mit dem Blick von außen verschiedeneMitarbeiterInnen des LLUR interviewen würde. –So hat alles angefangen.

Es war nicht so einfach, den ganzen Tag überso vielen deutschsprachigen Menschen zuzuhö-ren und so viele Fragen auf Deutsch zu stellen.Vor meinem Praktikum hatte ich schon neunJahre Deutsch gelernt und ein paar Austausch-erfahrungen gemacht. „Zum Glück“, dachte ich,weil die ersten Tage echt anstrengend waren.Außerdem hatte ich mit ganz unbekannten Be-reichen zu tun. Geologie, Vogelschutz, Fische-reiaufsicht, usw. Trotz allem war es besondersinteressant, da ich so viel gelernt habe und dadie MitarbeiterInnen, die ich getroffen habe,spannende Arbeiten ausüben. In diesem Berichtmöchte ich einige von diesen wunderbarenErfahrungen mit Ihnen teilen.

Interviews und Reportagen: Weniger Zahlen, mehr Menschen – Einblickein ganz normale Arbeitstage

✒ Maxime Nauche

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Ich hoffe, dass Sie beim Lesen der folgendenSeiten auch das Gefühl haben, dem Rauschender Wellen zuzuhören, die nasse Erde der Moorezu berühren und den Wind des Meeres auf IhrerHaut zu spüren. Wichtig ist anzumerken, dassalle Schätze Schleswig-Holsteins ohne die we-sentliche Arbeit der MitarbeiterInnen des LLUR –und vieler anderer engagierter Menschen! –sicherlich nicht so schön wären. Ich habe Men-schen getroffen, die mehrere Tage auf See sind,um den Zustand der Nord- und der Ostsee zuprüfen und uns darauf hinweisen, wenn wirnachlässig sind. Andere setzen sich dafür ein,dass erteilte Genehmigungen auch eingehaltenwerden. Alles in allem ist es beeindruckend zusehen, was schon getan wird, um die Landschaf-ten Schleswig-Holsteins und die Gesundheitseiner Einwohner zu schützen.

Noch beeindruckender war es für mich, wie ein-fach es doch ist, umweltfreundliche Maßnahmenauf der lokalen Ebene zu treffen. Sobald eineGruppe von Menschen oder eine Gemeinde sicheines bestimmten Problems bewusst ist – und siedie finanziellen und materiellen Mittel hat – ist sieoft leistungsfähiger als irgendwelche politischenVerfahren. Jeder von uns stellt ein wunderbaresPotenzial dar, um die Umwelt zu schützen. Dasmuss man verstehen, um alle individuellen Ideenzusammenzubringen und konkrete Lösungen zufinden. Weil jeder Bürger und jede Bürgerin sowichtig sind, versucht das LLUR nah an denMenschen zu arbeiten. Dieser Bericht vermittelthoffentlich einen Eindruck davon!

Page 8: LLUR A4 Einblicke Internet

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Die Abteilungsleitungen des LLUR bei der Einführung des neuen Direktors Matthias Hoppe-Kossak Ende Dezember 2014

Peter KönigAbt. 8

Martin FranzAbt. 3

Staatssekretärin Dr. Silke Schneider

Leiter der Abteilung 1 im Ministerium,

Dr. Jürgen Ceynowa

Kerstin GleserAbt. 2

Dirk van RiesenAbt. 4

Thomas WälterAbt. 5

Sabine RosenbaumAbt. 6

Dr. Gustav BrinkkötterAbt. 7

Direktor des LLURMatthias Hoppe-Kossak

Dr. Reinhold StaußAbt. 1

Ein paar „harte Fakten“ zum LLUR …

… gegründet am 1. 1. 2009 – hervorgegangen aus denÄmtern für Ländliche Räume, den Staatlichen Umwelt-ämtern und dem Landesamt für Natur und Umwelt

… Fachbehörde im Zuständigkeitsbereich des MELUR(Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume) in Kiel

… Hauptsitz in Flintbek (360 MitarbeiterInnen), drei große Außenstellen (Flensburg, Itzehoe und Lübeck) sowie 14 kleinere

… 7 Fachabteilungen – Landwirtschaft, Fischerei, Natur-schutz und Forst, Gewässer, Geologie und Boden, Technischer Umweltschutz und Ländliche Entwicklung

… 360 männliche und 323 weibliche Mitarbeiter

… 80 Schwerbehinderte

… 47 Promovierte, 2 Professoren

… mehr als 14 Fachrichtungen der Lebens- und Naturwissenschaften sind im gehobenen und höheren Dienst vertreten

… eigener Haushalt 1,3 Mio € (Sachhaushalt) – Dritt-mittel (alle anderen Mittel inkl. EU) rd. 82,0 Mio €

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Übersicht über die Abteilungen des LLUR – Organigramm

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Gesunde Arbeit – Gesundheitsmanagement im LLUR

✒ Wiebke Harmsen

Abbildung 1: Altersstruktur imLLUR – 60 % allerMitarbeiterInnensind 50 und älter.Stand: 1. 1. 2015

1 | Allgemeine Abteilung

„Wir unterstützen die fachliche Arbeit und sicherndas Informationsmanagement des Landesamtes fürLandwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume.“ Dr. Reinhold Stauß, Abteilungsleiter

Altersstruktur im LLURAnzahl

„Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatzbedeuten für die Beschäftigten, sich psychisch,physisch und sozial im Einklang mit den eigenenMöglichkeiten und Zielvorstellungen sowie denAnforderungen des Arbeitsalltages zu befinden.“

Das LLUR hat diese Definition über Gesundheitin seine Dienstvereinbarung über GesundeArbeit – Betriebliches Gesundheitsmanagementfestgeschrieben und richtet aktuell seine Zieledes strategischen Personalmanagements danachaus.

Gesundheitsmanagement am Arbeitsplatz –Warum ist das wichtig?Kostendruck, Personalabbau, Aufgabenverdich-tung und steigende Anforderungen an die

Kompetenzen der Mitarbeiter und Mitarbeiter-innen sind typische Auswirkungen des gesell-schaftlichen Umbruchs, der bereits heute auchden Arbeitsalltag im Landesamt bestimmt.

Auf SachbearbeiterInnen wie Führungskräftekommen in Zeiten des demographischen Wan-dels neue Herausforderungen hinzu. Die kom-plexer werdenden Aufgaben müssen schon jetztmit weniger, dafür deutlich älterem Personal(siehe Abbildung 1) erledigt werden. DiesenHerausforderungen gilt es durch einen ganzheit-lichen Ansatz zu begegnen. Eine Personalmana-gementstrategie verbindet die einzelnen Maß-nahmen, um die Arbeits- und Innovationsfähig-keit sowie die Motivation der MitarbeiterInnenzu erhalten.

Page 11: LLUR A4 Einblicke Internet

Abbildung 3:Elemente desganzheitlichenKonzeptes zumGesundheits-schutz im LLUR.

Vorsorgeuntersuchungen der Arbeitsmedizin

VerhaltenspräventionErhaltung

der eigenen Gesundheit

VerhältnispräventionGesundheitsförderliche

Gestaltung der Arbeitsverhältnisse

Per

sona

lman

agem

ent

Führungskräfte

Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit – Fürsorgepflicht des Arbeitgebers

Ganzheitliches Konzeptim LLUR

Gesunde Ernährung

Arbeitsorganisation

Nordic Walking

Yoga

Hamburger Modell

Gesundheitstage

Gefährdungsbeurteilungpsychischer Belastungen

Soziale Beziehungen

Persönliches Stressmanagement

Kultur / Werte

Arbeitsmittel

Arbeitszeitgestaltung

Arbeitsumgebung

Gesunde Führung

Wissensmanagement

Gesundes Kantinenessen

Arbeitsinhalte

Ausreichende Bewegung

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Die ersten SchritteZur organisatorischen Verankerung des Gesund-heitsmanagements im LLUR ist 2012 ein Gesund-heitszirkel eingerichtet worden, der eine ersteAnalyse der bestehenden Arbeitsbedingungendurchführte. Zudem sind mögliche gesundheit-liche Präventionsmaßnahmen zur Aufnahme imbetrieblichen Gesundheitsmanagement erarbei-tet worden.

Auf der Grundlage einer Handlungsempfehlungvon Prof. Dr. Rainer Fretschner (FH Kiel, Abtei-lung Soziale Arbeit und Gesundheit) und denGesprächen mit Vertretern von Krankenkassen,Sportvereinen, der Deutschen Gesellschaft fürErnährung, der Aktionsreihe „Betriebliche Ge-sundheitsförderung“ vom Ministerium für Sozia-les, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstel-lung, des Finanzverwaltungsamtes sowie derUnfallkasse Nord, konnte der Gesundheitszirkelein ganzheitliches Konzept (siehe Abbildung 3)erarbeiten und Handlungsfelder aufzeigen, aufdie sich die Dienststellenleitung, gemeinsam mitder örtlichen Personalvertretung, in der Dienst-vereinbarung über Gesunde Arbeit – Betriebli-ches Gesundheitsmanagement (DV-BGM) imDezember 2013 verständigten.

Abbildung 2: Zusammensetzung des Gesundheitszirkels im LLUR. PR = Personalrat, SV = Vertrauensperson der Schwerbehinderten, GB = Gleichstellungsbeauftragte.

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Wichtige BausteinePrävention (Verhältnis- und Verhaltenspräventi-on) sowie berufliche Rehabilitation sind wichtigeBausteine des ganzheitlichen Gesundheitsma-nagements im LLUR.

Eine Balance zwischen Verhältnisprävention –der gesundheitsförderlichen Gestaltung derArbeitsverhältnisse – sowie der Verhaltensprä-vention der Beschäftigten – der Erhaltung dereigenen Gesundheit – wird im LLUR angestrebt.Zur Prävention zählen die Organisations- undPersonalentwicklungen, der Arbeits- und Ge-

sundheitsschutz und die betriebliche Gesund-heitsförderung, die auf einem Konzept aus vierSäulen besteht. Dies sind: Bewegung und Sport,Ernährung, Gesundheitszustand und psychischeBelastungen (siehe Abbildung 4).

Der Maßnahmenkatalog der Gesundheitsförde-rung konnte 2014 den 678 Beschäftigten insge-samt 30 Angebote und vier Vorträge ermögli-chen. Insgesamt erreichte die Gesundheitsför-derung 258 Beschäftigte (38 % der Belegschaft).Zur beruflichen Rehabilitation gehören dasBetriebliche Eingliederungsmanagement (BEM)gemäß des Sozialgesetzbuches1 und das Fehl-zeitenmanagement im LLUR.

Die Dienstvereinbarung über die Einführung undDurchführung des Betrieblichen Eingliederungs-managements im LLUR vom 1. Mai 2010 gibt denhandelnden Personen (Integrationsteam) dennötigen Handlungsrahmen. Das Gesetz schreibtnicht im Detail vor, in welcher Weise die vomArbeitgeber zu organisierende Suche nachgesundheitsgerechten Beschäftigungsmöglich-keiten zu erfolgen hat, sondern ist vielmehr einbetrieblicher Gestaltungsauftrag. Zu dessen Eck-punkten gehört es, dass das BEM nach seinemgesetzlichen Zweck ein Hilfsangebot ist.

Abbildung 4: Die vier Säulen des Gesundheits-managements.

1 SGB IX § 84 Abs. 2.

z. B. Yoga

Rücken-fit

Pilates

Entspannung

Lauf-Treff

Nordic-Walking

Workout

„Wir gehen“

Vorträge der DGE e.V.

1. Essen in derKantine

Wie kann ich mich DGE-konform

ernähren?

2. Heiß auf kleine Speisen

Augenstress(Seminar)

Lungenfunkti-onstest

Massagen

Gesundheitstage

Suchtbeauftragte

Vorträge:Migräne

DepressionenMediensucht

Kinder-betreuungs-

möglichkeiten„Eltern-Kind-

Büro“

Gefährdungs-beurteilung psychischerBelastungen

GesundesGärtnern

Bewegung und Sport

PsychischeBelastungen

Gesundheits-zustandErnährung

1. Säule 2. Säule 3. Säule 4. Säule

Die vier Gesundheitssäulen

Abbildung 5: Obst und Gemüsetragen wesentlichzu einer gesundenErnährung bei(Foto: Stock Art)

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Beispielsweise werden individuelle Maßnahmen-pläne gemeinsam mit den Betroffenen und denMitgliedern des Integrationsteams erarbeitet.Diese Maßnahmenpläne werden ggf. zusätzlichzum „Hamburger Modell“, also der stufenweisenWiedereingliederung nach einer längeren Krank-heit, eingesetzt. Die Krankheit des Beschäftigtenhat dabei natürlich Einfluss auf die erforderlichenMaßnahmen.

Die Beratungen von internen Fachkräften (Sicher-heitsfachkraft und Suchtbeauftragte) und exter-nen Fachkräften (Integrationsdienst, Ärzte desArbeitsmedizinischen Dienstes) werden regel-mäßig in Anspruch genommen. Zudem werdendie direkten Vorgesetzten stärker in den Prozessder Wiedereingliederung der betroffenen Per-sonen einbezogen, um den Erfolg der individu-ellen Maßnahmen zu unterstützen.

Wo stehen wir?Dienststellenleitung, Führungskräfte, Gremienund Beschäftigte konnten durch gemeinsamesHandeln das betriebliche Gesundheitsmanage-ment in den Arbeitsalltag integrieren. In einemvertrauensvollen Miteinander ist der Grundstockfür ein Bewusstsein für gesundheitliche Frage-stellungen geschaffen worden. Dank der unter-stützenden Mitwirkungen der Beschäftigtenkonnte die Vielfalt der gesundheitlichen Präven-tionen im LLUR ausgebaut werden. Dies bringtuns unserem eingangs genannten Ziel näher:

„Wir wollen Arbeitsplätze schaffen, die denBeschäftigten ein Arbeiten ermöglichen, indem sie sich psychisch, physisch und sozial imEinklang mit den eigenen Möglichkeiten undZielvorstellungen sowie den Anforderungendes Arbeitsalltages befinden.“

Abbildung 6: DieNordic Walking-Gruppe des LLUR

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Wie alle Unternehmen und Behördenbraucht das LLUR ein funktionierendes

IT-Netzwerk, um die Arbeit des Amtes zu ermög-lichen. Mit fast 700 MitarbeiterInnen und knapp20 unterschiedlichen Standorten ist jedoch dieUnterhaltung eines solchen Netzes eine echteHerausforderung. Dem Land steht ein Dienst-leister, Dataport, zur Seite, der u. a. den Betriebder Server und des Landesnetzes sicherstellt,für guten Virenschutz sorgt und die vielen ver-schiedenen Softwareangebote am Laufen hält.

Einige andere Tätigkeiten müssen jedoch Infor-matiker des LLUR machen, wie die Einrichtung,den Betrieb und die Fehlerbehebung von PCs.Seit ein paar Jahren wurden manche Standortewie Kiel, Heide oder Schleswig aufgegeben undmit anderen fusioniert. Diese Zentralisierung hatauch bedeutet, dass einige Außenstellen undIntegrierte Stationen nun keine eigenen Infor-matiker mehr beschäftigen.

Aus diesem Grund reisen einige Mitarbeiter desAmtes im ganzen Land herum, um verschiedeneProbleme da und dort zu lösen. Heute bin ich z. B. mit Thomas Rau, der in Flintbek arbeitet,nach Garding gefahren. Dort hat eine Mitarbei-

terin des LLUR, Iris Postel, einen neuen Raumbezogen, deshalb müssen ihr Computer und ihrScanner mit dem Landesnetz verbunden werden.

Auf der Hinfahrt nach Garding sind wir an eini-gen Windparks vorbeigefahren. „Ich hätte gernein diesem Bereich gearbeitet“, sagte Thomas,„aber als ich mit meinem Studium fertig war, wares noch zu früh, da es noch nicht viele Möglich-keiten gab, in diesem Feld zu arbeiten.“ Er hatnämlich Energietechnik studiert und hat als Elek-triker in der Grafikindustrie begonnen. Dann ister Wirtschaftsingenieur geworden, aber er hatkeine Stelle gefunden, deswegen hat er eine Aus-bildung zum Systemanalytiker gemacht. Danachhat Thomas eine Arbeit beim LLUR gefunden.

Nachdem wir angekommen sind, habe ich schnellverstanden, dass Informatik auch Logistik seinkann. Thomas muss LAN- und Steckdosen instal-lieren, und außerdem aufpassen, dass der Raumnicht voll von elektronischen Leitungen ist, sodass Mitarbeiter noch den Platz haben, herum-zugehen und zu arbeiten. Das ist nicht immer soeinfach.

Verbindungen schaffen – unterwegs mit Thomas Rau nach Garding

Thomas Rau verbindet denComputer von Iris Postel mit dem Landesnetz.

Reportage

Maxime Nauche

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Danach muss der Computer umbenannt werden.Jeder Computer des LLUR hat nämlich einenNamen, um zu wissen, wer diesen Computerbenutzt, und an welchem Standort er ist. Dasbedeutet, dass jedes Mal, wenn ein Mitarbeiteroder eine ganze Behörde an einen anderenStandort zieht, die Computer umbenannt werdenmüssen. Während Thomas sich mit seiner Arbeitbeschäftigt, nutze ich die Gelegenheit, um mitFrau Postel zu sprechen.

Sie ist für die Schaffung und den Erhalt von Grün-flächen auf der Halbinsel Eiderstedt zuständig.Diese Grünflächen stellen einen Lebensraum fürviele Vögel dar. Sie müssen auch extensiv bear-beitet werden, d. h., dass sie nicht gedüngt wer-den dürfen. Auch wenn Landwirte das Rechthaben, Tiere auf diesen Flächen weiden zu las-sen, ist die Größe des Viehbestands begrenzt.

Frau Postel versucht, mit Landwirten Biotopmaß-nahmen auf diesen Flächen zu vereinbaren, dieVoraussetzung für einen Extensivierungsvertragsind, der dann mit der Landgesellschaft geschlos-sen wird. Dieser Prozess ist freiwillig; wennBauern es akzeptieren, bekommen sie als Ersatzeinen Geldbetrag. „Es ist nicht immer einfach,

die Landwirte davon zu überzeugen, dass sieeine extensive Landwirtschaft anstatt einer in-tensiven ausüben sollten, aber mit der großenMehrheit von Bauern läuft alles gut“, sagt sie.

Neben Frau Postel sitzt noch Herr Gaehme imBüro in Garding, der gerade im Urlaub ist. HerrGaehme bemüht sich ebenfalls um den Erhaltder Lebensräume für Wiesenvögel.

Im Rahmen derBiotopgestaltungs-maßnahmen wer-den auch Gräbenaufgeweitet. (Foto: I. Postel)

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Nach diesen Erklärungen sehe ich nochmals zuThomas hin. Er ruft seinen Kollegen von Data-port an, damit er die neu hergestellte Verbin-dung testet. Um den Server des LLUR zu schüt-zen, darf kein fremdes Gerät mit dem Netz desLLUR verbunden werden. Deshalb muss Data-port außerdem den neuen Scanner von FrauPostel als ein lokales Gerät anerkennen, damitsie ihn benutzen kann.

Dafür legt Thomas die Installations-CD desScanners in den Computer und dank der neuenVerbindung kann sein Kollege von Dataporteine Ferninstallation durchführen. So wird derScanner als Teil des LLUR Netzes anerkannt.Manchmal kann Informatik so einfach aussehen.

Thomas ist durchschnittlich einmal pro Wocheunterwegs. Das reicht aus, um die IT in denAußenstellen und Integrierten Stationen „flottzu halten“. Auch wenn diese weit weg von Flint-bek liegen, müssen sie ebenso gut im Landes-netz arbeiten können.

Thomas Rau vernetzt denScanner mit demComputer vonFrau Postel.

Ein Switch, eineSteckerleiste fürdas Landesnetz.

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Bei einer so großen Behörde wie dem LLURmit fast 700 Kolleginnen und Kollegen ist es

besonders wichtig, nah an den Mitarbeiterinnenund Mitarbeitern sowie den Bürgerinnen undBürgern zu bleiben. Dazu steht eine Mediatorinzur Verfügung, die versucht, aufziehende Konflik-te möglichst früh beizulegen. Gundel Kotzorek,Leiterin des Dezernats „Recht, Innenrevision undVergabestelle“, übt diese Arbeit aus. Bisherhaben die Parteien in allen Fällen eine Einigungerzielt. Heute beantwortet sie unsere Fragen undgibt einen Einblick in ihre Arbeit als Mediatorin.

Frau Kotzorek, können Sie uns erstmal erklä-ren, was es heißt, Mediatorin zu sein?

Mediation ist ein Konfliktlösungsmodell. DerBegriff kommt aus dem Lateinischen undbedeutet so viel wie „in der Mitte stehend“.

Es geht darum, die Parteien bei der eigenenKonfliktlösung zu unterstützen, mit dem Ziel ei-ner verbindlichen Vereinbarung. Letzteres unter-scheidet die Mediation z. B. vom Coaching oderder Beratung. Anders als ein Schlichter machtder Mediator keinerlei inhaltliche Einigungsvor-schläge, die Parteien sind vielmehr aufgefordert,eigenverantwortlich eine Konfliktlösung herbei-zuführen.

Erfolgreich ist eine Mediation zumeist, wenn esgelingt, die hinter den Positionen der Parteienstehenden Interessen herauszuarbeiten, d. h.persönliche Motive und Wünsche der Parteienans Licht zu bringen. Dazu gibt es bestimmteFragetechniken. Diese Phase ist das Herzstückder Mediation. Ziel ist es, dass die Parteien ge-genseitiges Verständnis (nicht Einverständnis!)entwickeln. Wenn die Interessen im Laufe desGesprächs herausgearbeitet werden können,wird dadurch der Lösungsraum erweitert.

Die Suche nach den zugrunde liegenden Interes-sen lässt sich anhand des Bildes von zwei mitein-ander verbundenen Eisbergen veranschaulichen.

Von diesen Eisbergen ragt jeweils nur ca. 1/7über die Wasseroberfläche hinaus. Diese stellendie jeweiligen Positionen dar. Unter der Wasser-oberfläche verbergen sich die Interessen. Dieseanderen 6/7 des Eisberges gilt es zu heben.

Ich bin sehr gern Mediatorin, weil ich aus meinerjuristischen Praxis und meiner Führungsaufgabeweiß, dass eine Konfliktlösung, mit der alleBeteiligten gut leben können, weder bei einerallein auf Recht basierenden Konfliktbehandlungnoch auf Macht basierten Verfahrensformenerreicht werden kann. Oftmals genügt es beiKonflikten auch, ein paar mediative Elemente inden Alltag einzubringen, um den Konflikt zulösen. Wenn ich Konflikte sehe, dann stelle ichbestimmte Fragen, die bei den Parteien ersteinmal auf Verwunderung stoßen. Zum Beispiel:„Was wäre gut für Sie in dieser Situation?“ „Waserwarten Sie von Ihrem Gegenüber?“ „Warumist Ihnen das wichtig?“ Dies sind mediative Ele-mente, die man oft anwenden kann.

Inwiefern sind Ihre anderen Tätigkeiten imLLUR mit der Arbeit als Mediatorin verbunden?

Meine Haupttätigkeit im LLUR besteht in derLeitung des Dezernats „Recht, Innenrevision undVergabestelle“. Der Schwerpunkt der Arbeit des

Mediation als Werkzeug für ein friedliches Zusammenleben – Einblicke in die Arbeit einer Mediatorin

Gundel Kotzorek,Dezernat 13: Recht, Innenrevision,Vergabestelle

Interview

Maxime Nauche

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Teams besteht in der Bearbeitung von Klagever-fahren vor den Verwaltungs- und Zivilgerichten.Hinzu kommt die Beratung und Unterstützungder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtesin Rechtsangelegenheiten (Anfragen von Bürger-innen und Bürgern zu beantworten, Bescheideherzustellen, Widerspruchsbescheide zu fertigen,Verträge zu schließen).

Eine Mediatorin bzw. ein Mediator muss nichtzwingend ein juristisches Studium absolviert ha-ben. Oftmals ist es gut, die nach der Interessen-klärung einsetzende Lösungssuche zu „entrecht-lichen“ – also einmal bewusst die juristische Brilleabzusetzen, um Lösungsansätzen der Parteienfreien Raum zu lassen.

Bei der anschließenden Bewertung der Lösungs-vorschläge wiederum kann eine juristische Vor-bildung durchaus von Nutzen sein, da die von denParteien zu treffenden Vereinbarungen rechtlichzulässig sein müssen, um Bestand zu haben.

Wie sind Sie dazu gekommen, diese Tätigkeitauszuüben?

Meine Freunde sagen, ich sei eine Hobby-Psycho-login. Es ist letztlich mein Interesse an Menschenund deren Bedürfnissen, das mich dazu brachte,mich mit der Mediation zu beschäftigen. Des-halb bin ich auch als ehrenamtliche Schiedsfrauin meiner Gemeinde tätig. Inzwischen gibt esauch an den schleswig-holsteinischen Gerichteneine Vielzahl von Richterinnen und Richtern, dieausgebildete Mediatorinnen und Mediatorensind. Es ist immer besser, Konflikte mit diesemInstrument zu lösen, als allein mit Recht.

Wie aber war es konkret: Ich konnte mit Unter-stützung meines Dienstherrn von 2009 bis 2011eine nebenberufliche Qualifikation zur Mediato-rin bei der Fachhochschule für Verwaltung undDienstleistung in Bordesholm durchlaufen. 2012erhielt ich nach 168 Unterrichtsstunden, Akqui-rierung und Bearbeitung von zwei Praxisfällenein Zertifikat der Fachhochschule.

Was tun Sie, damit Menschen wissen, dass dieMöglichkeit einer Mediation besteht und dassSie ihnen helfen können? Oder denken Sie,dass die Öffentlichkeit schon gut informiert ist?

Die ersten Fälle im LLUR erreichten mich über

das sogenannte „Betriebliche Eingliederungs-management“ (BEM – siehe Seite 10) des LLUR.Nachdem einige Fälle erfolgreich abgeschlos-sen werden konnten, erreichen mich die Fällezurzeit über eine Mund-zu-Mund-Propaganda.

MitarbeiterInnen der Landesregierung könnensich über das Landesportal im Intranet über dasKonfliktlösungsmodell informieren. Auf dieserSeite stellen sich außerdem einige Mediatorin-nen und Mediatoren vor. Oftmals wünschen dieKonfliktparteien nämlich, dass ein nicht in dieOrganisation eingebundener Mediator tätig wird.

Wenn z. B. zwei Bürger sich streiten, können Sie versuchen etwas zu machen, auch wenn nureiner der Bürger eine Mediation will?

Nein, die Teilnahme am Mediationsverfahren istfreiwillig. Auch wenn beispielsweise Vorgesetzteoder MitarbeiterInnen des Integrationsteamsbeim BEM das Verfahren initiieren, müssen dieMediatoren bzw. Mediatorinnen sicherstellen,dass die Konfliktparteien selbst entscheiden, obund wie intensiv sie sich einbringen wollen.Wenn die Medianten oder der Mediator bzw.die Mediatorin zu dem Schluss kommen, dasseine konstruktive Zusammenarbeit nicht möglichist, kann und muss das Verfahren ergebnislosbeendet werden.

Wie viele Fälle betreuen Sie durchschnittlich im Jahr?

Durchschnittlich drei bis vier im Dienst, in mei-nem Ehrenamt als stellvertretende Schiedsfraumeiner Heimatgemeinde kommen noch einigedazu. Auch in diesen Verfahren ist es gut,mediative Elemente anzuwenden.

Welche Bereiche sind von diesen Konfliktenbetroffen (Landwirtschaft, Naturschutzgebiete,Biogas-Anlagen …)? Welche Akteure brauchenam häufigsten eine Mediation (Bürgerinnen undBürger, Kommunen, private Unternehmen …)?

Im Bereich der Landwirtschaft, insbesondere imMilchquotenrecht, konnte ich bereits mehrfacherfolgreich zwischen den sich streitenden Land-wirten vermitteln und so hoffentlich dauerhaftFrieden im Dorf herstellen.

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In den anderen Fachgebieten des LLUR herrschtaus meiner Sicht die rechtsbasierte Konfliktbe-handlung vor.

Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit als Mediatorinliegt zurzeit in der Vermittlung bei Mitarbeiter-Vorgesetzten-Konflikten oder Konflikten unterKolleginnen und Kollegen. In diesen Bereichenkonnten in der Vergangenheit meist konstruktiveLösungen erarbeitet werden.

Haben Sie ein Beispiel eines Konflikts, den Sieim Moment versuchen beizulegen?

Oberstes Gebot meiner Tätigkeit ist Verschwie-genheit. Deshalb möchte ich keinen aktuellenFall schildern, aber gern einen von mir bearbei-teten, etwas abgewandelten, aus einer anderenBehörde: Es gab eine Auseinandersetzung zwi-schen einem Mitarbeiter und einer Mitarbeiterin,die sich ein Büro teilten. Der Mitarbeiter, nennenwir ihn Herrn A, 58 Jahre alt, bestand darauf,dass die Zimmertür zum Flur hin stets geöffnetwerden sollte. Die Kollegin, nennen wir sie FrauB, 40 Jahre alt, erklärte, ihr sei kalt, es zöge unddie Tür sollte geschlossen bleiben. Eine Umset-zung einer der beiden in einen anderen Raumwar nicht möglich.

Im Rahmen der Mediation konnten die den Posi-tionen der Medianten zugrunde liegenden Inter-essen ermittelt werden: Herr A war bereits amEnde seiner beruflichen Laufbahn, hatte keinegroßen beruflichen Ambitionen mehr und liebtees daher, vorbeikommende Kolleginnen undKollegen anzusprechen und ein Pläuschchen zuhalten. Danach widmete er sich intensiv seinenAufgaben.

Frau B dagegen strebte eine Beförderung anund wünschte sich deshalb ungestört arbeitenzu können, um ihrem Vorgesetzten gute Ergeb-nisse präsentieren zu können. Auf dieser Grundlage konnte eine von beidengetragene Lösung entwickelt werden. Die Türwar etwa zwei Stunden am Tag geöffnet und dieandere Zeit über wurde sie geschlossen. Herr Awurde auch aufgefordert, ab und zu das Zimmerzu verlassen, um auf dem Flur sein Pläuschchenzu halten.

Wie sieht der Vorgang einer Konfliktlösungkonkret aus?

Ich formuliere immer offene Fragen, und wenndie Parteien antworten, dann versuche ich dieAntworten mit meinen eigenen Worten neutralund positiv zu reformulieren. Wenn die Parteimir dann sagt, „ja genauso ist das“, dann weißich, dass ich sie richtig verstanden habe. Dannfrage ich meistens die andere Partei, „was sagenSie denn dazu?“

Die herausgearbeiteten Interessen, d. h. die Mo-tive und Wünsche der Parteien, versuche ich aufmeiner Flip-Chart zu visualisieren. Scherzhaftsage ich immer: „Die Flip-Chart ist meine besteFreundin“.

Auf dieser Grundlage ist dann meist eine Lösungs-suche möglich. Die gefundenen Lösungen wer-den festgehalten, der Vertrag wird von den Me-dianten unterschrieben. In der Regel hake ich beiden Parteien nach einer gewissen Zeit noch ein-mal nach, ob der Vertrag mit Leben erfüllt wird.

Das ist schon ein wesentlicher Teil des Hand-werkszeugs, das ich einsetze.

„Sei es im Rahmen des LLUR oder der Hei-matgemeinde von Frau Kotzorek, Mediationist ein Werkzeug, das das Zusammenlebenfördert, ein schönes Werkzeug.“

... mit „besterFreundin“ (Fotos: A. Riesner)

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Verordnungen in der Praxis: Einblicke in die Arbeit der Abteilung Landwirtschaft

✒ Rolf Dühring

2 | Landwirtschaft

„Landwirtschaft ist prägender Teil der Kultur-und Naturlandschaft Schleswig-Holsteins. Ihr Erhalt ist Zukunftsaufgabe.“Kerstin Gleser, Abteilungsleiterin

So vielfältig wie die Landwirtschaft selbst – das Dienstleistungsangebot der Abteilung 2des LLUR

• Genehmigungen nach dem Grundstück- und Landpachtverkehrsgesetz

• Stellungnahmen im Rahmen von Genehmi-gungen nach dem Bundes-Immissionsschutz-Gesetz (BImSchG)

• Umsetzung der Düngeverordnung (Fachrechtsbehörde)

• Umsetzung des Agrarinvestitionsförderungs-programmes „Tierwohl und Biomasse“

• Organisation und Koordinierung der beson-deren Ernteermittlung

• Umsetzung des Dauergrünlanderhaltungs-gesetzes

• Durchführung von Fachrechtskontrollen imBereich der Tierkennzeichnung/Dokumenta-tion Rinder, Schafe/Ziegen in Amtshilfe fürdie Veterinärämter

• Umsetzung der Förderung von Maßnahmenaus dem EU-Förderprogramm „EuropäischerLandwirtschaftsfonds für die Entwicklung desLändlichen Raumes“ (ELER Mittel) für

· ökologische Betriebe · Winterbegrünung

· vielfältige Ackerkulturen · umweltschonende Gülleausbringung

• Umsetzung der Betriebsprämienregelung –insbesondere

· Durchführung von Flächen Vor-Ort Kontrollen(VOK)

· Durchführung von systematischen CrossCompliance Kontrollen

· Pflege des Referenzflächenkatasters.

Die oben genannten Aufgaben werden von derAbteilung Landwirtschaft des LLUR mit ca. 140Kolleginnen und Kollegen durchgeführt.

Landesweit gibt es vier Standorte: • Südwest in Itzehoe, • Mitte in Flintbek,• Süd in Lübeck und • Nord in Flensburg(siehe Abbildung 7). Alle Standorte bearbeitendieselben Aufgaben für ihre jeweilige regionaleZuständigkeit.

Cross Compliance Kontrollen in der Abteilung LandwirtschaftAus diesen vielfältigen Aufgaben möchten wirIhnen an dieser Stelle die sogenannten CrossCompliance Kontrollen vorstellen. Die Vorgabenfür diese Prüfungen und die zu prüfendenBetriebe werden uns durch das Ministerium fürEnergiewende, Landwirtschaft, Umwelt undländliche Räume (MELUR) in Form von Arbeits-anweisungen und Prüflisten vorgegeben. DerPrüfzeitraum ist das Kalenderjahr. In dem folgen-

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den Bericht werden verschiedene Aspekte derCross Compliance Kontrollen beleuchtet.

Cross Compliance Kontrollen – Was ist das eigentlich?Cross Compliance (CC) heißt direkt übersetzt:„Überkreuzeinhaltung von Verpflichtungen“. Fürden Bereich Landwirtschaft heißt das konkret,dass die Gewährung von Direktzahlungen an dieEinhaltung von Vorschriften in den BereichenUmwelt, Tiergesundheit und Tierschutz geknüpftist. Wird gegen diese Vorschriften verstoßen,führt dies zu einer Kürzung der Direktzahlung.

Die CC-Regelungen umfassen • 6 Regelungen zur Erhaltung landwirtschaftli-

cher Flächen in einem guten landwirtschaftli-chen und ökologischen Zustand sowie zurErhaltung des Dauergrünlandes

• und zudem 17 einschlägige Regelungen zuden Grundanforderungen an die Betriebs-führung; diese Fachrechtsregelungen beste-hen auch unabhängig von Cross Compliance.

KontrollschwerpunkteWie bereits oben erkennbar, sind die durchzu-führenden Kontrollen sehr umfangreich undbetreffen unterschiedliche Rechtsbereiche. Auf-grund der Vielzahl von Prüfkriterien gehen wirhier nur auf einige Bereiche beispielhaft ein.

Ein wesentlicher Bereich ist die Frage, ob dieAntragsteller die Grundanforderungen an dieBetriebsführung eingehalten haben.

Ein Beispiel: die Nitratrichtlinie der EU1 soll eineVerunreinigung des Grund- und des Oberflächen-wassers durch Nitrate aus der Landwirtschaftvor allem durch Düngung verhindern. Diese Re-gelung wurde durch die Düngemittel-Verord-nung2 (Dünge-VO) in nationales Recht umge-setzt. Die Abteilung Landwirtschaft ist für diesenBereich auch Fachrechtsbehörde, so dass beiVerstößen zu prüfen ist, ob ein Ordnungswid-rigkeitsverfahren eingeleitet werden muss. In-haltlich wird geprüft, ob die Düngung mit stick-stoffhaltigen Düngemitteln den Vorgaben derDünge-VO entspricht. Die Antragsteller müssenz. B. einen aktuellen Nährstoffvergleich vorlegenund es dürfen nicht mehr als 170 kg N/ha ausWirtschaftsdüngern ausgebracht werden. Dane-

ben wird ermittelt, ob der vorhandene Lager-raum ausreicht, um Gülle für 6 Monate zu lagernund ob die Anlagen zum Lagern von Jauche,Gülle, Silage, Silagesickersäften und Festmistden gesetzlichen Anforderungen entsprechen.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Kontrolle derVorgaben im Bereich Tierkennzeichnung und -registrierung. Für die Tierarten Rinder, Schweineund Schafe/Ziegen gibt es Vorgaben aus derViehverkehrsverordnung. So müssen z. B. alleRinder zwei Ohrmarken haben und die Zu- undAbgänge inkl. Geburten müssen innerhalb von

Abbildung 7:Dienstbezirke derlandwirtschaftlichenRegionaldezernatedes LLUR.

Abbildung 8: Zwei identischeOhrmarken sindPflicht bei allenRindern.

1 Richtlinie 91/676/EWG: Richtlinie zum Schutz der Gewässer vor Verunreinigung durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen.2 Verordnung über die Anwendung von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln nach den

Grundsätzen der guten fachlichen Praxis beim Düngen

Flensburg

Nord-friesland

Schleswig-Flensburg

Rendsburg-Eckernförde

Kiel

Ostholstein

Stormarn

Segeberg

Plön

Neumünster

Pinneberg

Steinburg

Flintbek

Lübeck

Dithmarschen

Hzgt. Lauenburg

blau: Südwest in Itzehoeorange: Mitte in Flintbek grün: Süd in Lübeck gelb: Nord in Flensburg

Itzehoe

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sieben Tagen in einer zentralen Datenbank ge-meldet werden. Finden z. B. mehr als 30 % derVeränderungsmeldungen außerhalb der 7-Tage-Frist statt, führt dies zu einer Sanktion.

Ein besonderes Augenmerk wird auf den Tier-schutz gelegt. Hierbei werden alle Bereicheberücksichtigt, in denen Tiere gehalten werden.Dazu gehören die Bewegungsfreiheit, die Ge-bäude /Unterkünfte der Tiere, Anlagen oderGeräte, Futter und Tränke, sowie Eingriffe in dieTierhaltung und die erforderlichen Aufzeichnun-gen. Bei Beanstandungen hinsichtlich Tierschutzsind die Veterinärbehörden zu informieren, da-mit sie die Beanstandungen im Rahmen ihrerfachrechtlichen Zuständigkeit weiter bearbeiten.

Wie läuft eine Prüfung ab?

Gummistiefel, Schutzanzüge und Fernglas –Eine Prüfung erfordert eine Menge Ausstattungund eine aufwändige VorbereitungBevor der ausgewählte Betrieb angefahren wird,bereiten wir uns sorgfältig auf den Besuch vor.Zur Ausstattung für eine solche „Vor-Ort-Kon-trolle“ (VOK) gehören Gummistiefel, Schutzan-züge einschließlich Überschuhe, Handschuhe,eine Kamera zum Dokumentieren, ein Fernglas,

eine Taschenlampe, ein Zollstock, ein Klemm-brett und ein Taschenrechner. Auch zwei großeHeftordner mit Arbeitsanweisungen gehörenzur festen Ausstattung und dürfen bei keinemEinsatz fehlen.

Im Büro haben wir aus den Angaben zum aktu-ellen Sammelantrag bereits Informationen überdie angebauten Kulturen, Landschaftselemente,Anbauverhältnis und gegebenenfalls zum Tier-bestand eingeholt. Außerdem nehmen wir einenDatenbankausdruck über die am Kontrolltagvorhandenen Rinder mit. Dies ist die Basis fürdie Kontrolle vor Ort im Bereich der Rinderkenn-zeichnung und -registrierung. Durch eine eigeneRisikoanalyse werden zudem die Flächen aus-gewählt, die vor Ort besichtigt werden müssen.

Die Vor-Ort Kontrolle: Ein unangemeldeterBesuch bei den LandwirtenWenn all diese Vorarbeiten erledigt sind, beginntdie eigentliche Vor-Ort Kontrolle. Grundsätzlichwerden die Kontrollen unangemeldet und immervon zwei KollegInnen durchgeführt.

Der Antragsteller wird nach der Begrüßung zu-nächst über den Zweck und den Ablauf des Be-suches informiert. Die meisten Landwirte wissenum die CC-Kontrollen und sind nach der erstenSchrecksekunde kooperativ. Jedes Prüfteam hatsicherlich einen eigenen Prüfablauf; in der Regelwird aber zuerst mit dem Hofrundgang in Schutz-anzügen begonnen. Dabei werden schon vieleAspekte, z. B. Anforderungen an Güllelager,Dieseltankstelle (siehe Abbildung 9), Siloanlagenetc. durch Inaugenscheinnahme geprüft.

Die landwirtschaftlichen Nutztiere, die zum Zeit-punkt der Kontrolle auf der Hofstelle gehaltenwerden, unterliegen der Tierschutz- und Tier-kennzeichnungsprüfung. Das bedeutet z. B. fürdie Tierkennzeichnung, dass alle Tiere gezähltund auf vorhandene Ohrmarken geprüft werden;zudem wird eine repräsentative Anzahl Ohrmar-ken abgelesen.

Anschließend werden mindestens 50 % der be-antragten Schläge besichtigt. Auf den Flächenwird kontrolliert, ob CC-relevante Landschafts-elemente, also z. B. Knicks, Gräben oder andereBiotope, beseitigt oder beschädigt wurden undob die Nutzung mit den Angaben im Sammel-antrag übereinstimmt. Auch wird darauf geachtet,ob es Hinweise gibt, dass nicht ordnungsgemäßgedüngt oder Pflanzenschutz eingesetzt wurde.

Abbildung 9: Auch eine solcheDiesel-Tankstelleauf dem Hof istGegenstand derVor-Ort-Kontrolle.Ist alles dicht …und … sauber?Hier: dicht – ja,aber eine solcheUnordnung istnicht professionell!

Abbildung 10:Mark Schulz bei der GPS-gestütztenFlächenvermessungim Gelände.(Foto: L. Karstens)

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Mitten im Gelände: Ein weiter Auslauf derTiere erfordert weite Wege der PrüferNatürlich müssen auch alle Grünlandflächen,auf denen Tiere laufen, abgefahren werden, umdie Tierkennzeichnung und den Tierschutz zuprüfen. Dies ist oft sehr schwierig, weil die Tiereeinen großen Auslauf haben und nicht geradehandzahm sind. An dieser Stelle kommt danndas Fernglas zum Einsatz (siehe Abbildung 11),um die Ohrmarken ablesen zu können.

Dieser Teil der Prüfung ist sehr aufwändig, dadie Flächen teilweise weit gestreut liegen unddie Tierkennzeichnungskontrolle auf der Weideviel Zeit in Anspruch nimmt.

Anschließend erfolgt die Prüfung der Dokumen-tation (siehe Abbildung 12). Der Landwirt musseinen aktuellen Nährstoffvergleich, ein Bestands-register, einen Auszug aus dem Herkunfts- undInformationssystem für Tiere (HIT-Datenbank)sowie Aufzeichnungen über den Einsatz vonPflanzenschutzmitteln und Tierarzneimitteln vor-legen.

Hier gibt es immer wieder Probleme, da vieleLandwirte eher praktisch orientiert sind und Bü-roarbeit nicht zu ihren Lieblingsarbeiten gehört.Zum Schluss wird dann nochmal die gesamtePrüfung zusammengefasst und im Beisein desAntragstellers das Prüfprotokoll ausgefüllt underörtert. Dabei wird auch auf eventuelle Ver-stöße hingewiesen, ohne jedoch die konkreteSanktionshöhe zu benennen. Wenn in der Prü-fung festgestellte Verstöße zu Sanktionen führen,bekommt der Antragsteller nach Eingabe desPrüfprotokolls in die EDV ein Informations-schreiben über deren voraussichtliche Höhe.

Ergebnisse der Kontrollen aus 2014

Im Jahr 2014 haben in Schleswig Holstein 14.867Betriebe die Betriebsprämie beantragt. Insge-samt wurden etwa 328 Millionen Euro Betriebs-prämie ausgezahlt. Es fanden ca. 500 CC-Kon-trollen statt, die zu einer Gesamtkürzung durchSanktionen von ca. 706.000 Euro geführt haben.

Der Betriebsinhaber, der für eine Fläche einenAntrag auf Agrarzahlungen stellt, ist das ganzeKalenderjahr über dafür verantwortlich, dass aufdieser Fläche die Cross Compliance Vorgabeneingehalten werden. Bei Verstößen auf dieserFläche wird daher immer der Antragstellersanktioniert.

Bei der Bewertung sind die Kriterien Häufigkeit,Ausmaß, Schwere und Dauer wesentlich. Diezuständige Fachbehörde hat nach diesen Krite-rien den festgestellten Verstoß als leicht (Kür-zung um 1 %) mittel (3 %) oder schwer (5 %) zubewerten. Bei geringfügigen Verstößen kommteine Bagatellregelung zur Anwendung, bei dervon einer Sanktionierung abgesehen werdenkann.

Abbildung 11: Frei laufende Tierewerden aufgesuchtund dokumentiert.Das bedeutet oftweite Wege für diePrüfer. Die Ohr-marken werdenhier per Fernglasüberprüft. (Foto:M. Nauche)

Abbildung 12: Nach der Außen-kontrolle werdenDokumente über-prüft. (Foto: K. Ra-kowski)

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Bei einem vorsätzlichen Verstoß erfolgt in derRegel eine Kürzung der gesamten Zahlungeneines Betriebes um 20 %. Auf Grundlage derBeurteilung der Bedeutung des Verstoßes durchdie Kontrollbehörde kann dieser Prozentsatzauf minimal 15 % verringert oder maximal auf100 % erhöht werden.

In der oberen Tabelle werden beispielhaft – anden Rechtsakten Tierkennzeichnung Rinder,Nitratrichtlinie und Tierschutz – die Verstöße unddie Verstoßentwicklung beschrieben.

Tierkennzeichnung Rinder:Auffällig bei diesem Rechtsakt ist die schon seit2011 hohe Verstoßquote von über 50 %. Leiderist auch die Entwicklung negativ, sogar gerade-zu dramatisch. So liegt die Verstoßquote in 2014bei über 82 %. Das Problem bei diesem Rechts-akt ist, dass die Landwirte permanent zur Doku-mentation verpflichtet sind und zwar in einemengen zeitlichen Rahmen. Alle Tierbewegungen(Kauf, Verkauf, Tod, Geburt) müssen innerhalbvon sieben Tagen in einer zentralen Datenbankgemeldet werden. Wenn dies nicht oder nichtrechtzeitig geschieht, führt es zwangsläufig zuSanktionen. In der Tabelle erkennt man, dassder größte Anteil der Sanktionen im Bereich derBagatelle bzw. beim leichten Verstoß vorliegt.Es sind keine gravierenden Fehler, aber ebendoch Meldeverstöße. Diese Unregelmäßigkeitentreten in der Regel in arbeitsintensiven Phasenauf, wie z. B. während der Ernte. Dann werdensolche Dokumentationsaufgaben vernachlässigt.

Nitrat:Hier liegt die Verstoßquote relativ konstant beica. 40 %. Der überwiegende Teil der Sanktionenliegt im mittleren bis schweren fahrlässigen Be-reich. Sobald es zu Gewässerverschmutzungenkommt, wird in der Regel eine Sanktion in Höhevon 5 % verhängt. Dokumentationsfehler, wie z. B. unvollständige Nährstoffvergleiche oderfehlende Bodenuntersuchungsergebnisse, wer-den in der Regel mit 3 % sanktioniert.

Tierschutz:Beim Tierschutz wird der größte Anteil der Be-anstandungen durch die Veterinärbehördenfestgestellt. Auffällig ist, dass relativ viele Bean-standungen als vorsätzlich eingestuft werden –in der Regel dann, wenn Tieren Schmerzen oderLeid zugefügt wird oder bei verletzten bzw. beikranken Tieren keine heilfördernden Maßnah-men veranlasst oder ergriffen worden sind.

Als fahrlässige Verstöße werden in der RegelMängel wie z. B. nicht ausreichendes Beschäfti-gungsmaterial in der Schweinehaltung, nicht aus-reichende Bewegungsmöglichkeiten in der Käl-berhaltung oder unzureichende Ausführung desLiegebereiches in der Rinderhaltung bewertet.

SchlusswortMit diesem Bericht haben wir versucht, einenEinblick in die sehr komplexen Prüfaufträge zugeben, die durch die Kolleginnen und Kollegender Abteilung Landwirtschaft im Rahmen derCross Compliance Prüfungen bearbeitet werden.Die zu prüfenden Rechtsakte kommen größten-teils aus landwirtschaftsfremden Bereichen, wiez. B. dem Naturschutzrecht oder dem Veterinär-recht. Um die Prüfungen sachgerecht durchfüh-ren zu können, müssen die MitarbeiterInnen sichin diese Fachbereiche einarbeiten und immerauf dem Laufenden halten, da die Kontrollen,wie oben beschrieben, zu erheblichen Sanktio-nen bei den Antragstellern führen können undgegebenenfalls einer gerichtlichen Überprü-fung standhalten müssen.

In 2014 wurden erste Schritte der Reform der Ge-meinsamen Agrarpolitik umgesetzt. Ein Schwer-punkt dieser Agrarreform liegt in der Förderungumweltgerechter Landwirtschaftsmethoden;Stichwort Greening. In der nächsten Ausgabeder „Einblicke ins LLUR“ wird dies für die Abtei-lung Landwirtschaft das Schwerpunktthema sein.

Tabelle 1:Verstoßentwicklung

Tierkennzeich–nung Rinder

Nitrat TierschutzKälber

TierschutzSchweine

TierschutzNutztiere

Verstoßentwicklung in % 2011– 2014

20

11

20

12

20

13

20

14

100

50

0

Verstöße 2014: Bagatelle 1% 3% 5% Vorsatz

Tierkennzeichnung 57 185 52 26 1Rinder

Nitrat 2 17 60 22 2

Tierschutz Kälber 12 3 4

Tierschutz Schweine 1 3 1

Tierschutz Nutztiere 4 10 14 6

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Von Männern in weißen Anzügen, die Kühen hinterher rennen

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Seit dem Inkrafttreten der Europäischen Ge-meinsamen Agrarpolitik (GAP) 1962 bekom-

men alle Landwirte der EU Subventionen ausBrüssel zur Unterstützung ihrer Arbeit. Der Be-trag, den sie erhalten, hängt von vielen Faktorenab. Die Größe der Fläche und die Menge desViehs wird berücksichtigt, aber Landwirte müs-sen außerdem einige Tier- und Umweltschutz-maßnahmen respektieren. Landwirte in Deutsch-land müssen all diese Informationen in einebundesweite Datenbank eingeben, um nachzu-weisen, dass sie diese Maßnahmen respektieren,damit die EU sie weiter unterstützt.

Beim LLUR arbeiten Kontrolleure, wie Patrik Bu-benzer und Mark Schulz, die direkt zu Höfen inSchleswig-Holstein fahren, um zu sehen, ob dieDaten, die die Landwirte eingegeben haben, kor-rekt sind. Dabei werde ich sie heute begleiten.

Patrik Bubenzerund Mark Schulzkontrollieren einenlandwirtschaftli-chen Betrieb.

Reportage

Maxime Nauche

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Erst einmal wird das Vieh gezählt, um zu sehen,ob der Landwirt all seine Tiere angemeldet hat.Das ist sehr wichtig, da das Geld, das die Land-wirte bekommen, davon abhängig ist. Was auchpassieren kann, ist, dass der Landwirt ein paarTiere schwarz schlachten will, aber das geschiehtfast nie. Wenn Patrik und Mark feststellen, dasseinige Tiere nicht angemeldet wurden, kann essein, dass der Landwirt es bloß vergessen hat.Dann hat er eine Woche Zeit, um es nachzuho-len, bevor eine Sanktionierung erfolgt. Da Markund Patrik von einem Hof zum anderen fahren,müssen sie spezielle Anzüge tragen, damit siekeine Krankheiten in andere Höfe mitbringen,falls Tiere mit einem Virus infiziert sind.

Im Stall ist es einfach, Kühe zu zählen und ihreOhrnummer zu lesen, aber auf den Feldern istes schon eine andere Geschichte, da Kühe nichtso gerne Menschen näher kommen lassen. DieSituation kann also ziemlich lustig werden: zweiMänner, mit ihren komischen weißen Anzügen,die fast den Kühen hinterher rennen, um zu ver-suchen, ihre Ohrnummer mit einem Fernglas zulesen. Man versucht immer näher zu kommenund plötzlich fängt eine Kuh an, in die andere

Richtung zu rennen und die ganze Herde folgtihr … Das kann eine Weile dauern. Mark undPatrik müssen also viel Geduld haben.

Andere Sachen wie „Landschaftselemente“müssen auch geprüft werden, damit der Bauerseine Prämien weiterbekommen darf. Dies sindz. B. Gräben oder Knicks, die nicht zu kurz abge-schnitten werden dürfen, da sie Lebensräumefür verschiedene Tierarten darstellen. DieseLandschaftselemente können auch Bäume oderGewässer sein, die z. B. im Rahmen des Natura2000 Projektes geschützt sind. Mark und Patrikmüssen auch aufpassen, dass keine verbotenenSpritzmittel benutzt werden.

Die Bundesregierung hat vor ein paar Jahrenfestgestellt, dass der Anteil an Dauergrünlandin Deutschland rückläufig ist. Diese Dauergrün-landflächen sind landwirtschaftliche Flächen, dienicht bebaut oder umgebrochen werden, aberals Weide verwendet werden können. Das Pro-blem ist, dass sie nur ca. 5 % der landwirtschaft-lichen Flächen darstellen, obwohl sie wichtigeLebensräume für Tier- und Pflanzarten sind.Wenn eine ursprünglich ackerfähige Fläche über

„Bleibt stehen – ichwill die Ohrmarkensehen!“

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fünf Jahre als Grünland z. B. mit Ackergrasgenutzt wurde, darf der Landwirt diese Flächenicht wieder als Acker verwenden. Mit dieserMaßnahme hofft die Regierung, dass der Anteilan Grünflächen sich in der Zukunft erhöhen wird.Deshalb müssen Patrik und Mark auch kontrol-lieren, ob dieses Gesetz in der Praxis angewen-det wird.

Noch viele andere Aspekte werden kontrolliert.Wenn der Landwirt beispielsweise eine Tank-stelle für seine eigenen Maschinen und Fahrzeu-ge hat, kann sie eine Gefahr für die Umwelt dar-stellen, wenn sie z. B. undicht ist. Der Landwirtmuss auch genug Platz haben, um die Jaucheund die Gülle zu lagern, und auch die Tieremüssen genug Platz und Helligkeit haben, siedürfen nicht die falschen Medikamente bekom-men und sie müssen natürlich oft genug gefüt-tert und getränkt werden.

Jetzt kann man gut verstehen, warum Patrik Bu-benzer seine Arbeit als „eine interessante Tätig-keit mit vielen Fragestellungen und Kontakt zurPraxis“ beschreibt! Mark Schulz sieht jedocheinen Nachteil: „Wir sind die meist gehasstenPersonen der schleswig-holsteinischen Land-wirtschaft!“ Bei all diesen Kontrollen kann mansich das vorstellen, aber Patrick macht klar, dasses nur ein Witz war: „Wir sind bei unseren Land-wirten bekannt. Sie wissen, was wir tun und waswir wollen.“ Außerdem verlaufen Kontrollen fastimmer gut und problematische Landwirte sindwirklich Ausnahmen.

Auf seinem Computer kann Marksehen, wo die Landschaftselemente der Höfe liegen.

Nach der Kontrollenimmt der Land-wirt Kenntnis vonden Ergebnissenund wird daraufaufmerksamgemacht, welcheVerbesserungengemacht werdenmüssen.

Wenn Sie Landwirt sind und weitere Informa-tionen erhalten wollen, stehen Ihnen dieMitarbeiterInnen der Abteilung Landwirtschaftgerne zur Verfügung.

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Die Fischerei in Schleswig-Holstein 2014/15 –Aufgaben, Themen und aktuelle Tendenzen

✒ Milan Müllermit einem Aalkorb

vor unerlaubten(konfiszierten)Fanggeräten

3 | Fischerei

„Die gewerbliche Fischerei und Angelfischerei in den Küsten- undBinnengewässern bilden einen wichtigen wirtschaftlichen undsoziokulturellen Bestandteil der schleswig-holsteinischenGesellschaft. Ihre Erhaltung ist notwendig.“ Martin Franz, Abteilungsleiter

Diese Themen bewegten Fischerei undFischereiverwaltung in Schleswig-Holstein Im Spektrum der Fischereiverwaltung des Landesliegen vielfältige, herausfordernde und zum Teilauch sehr öffentlichkeitswirksame Aufgaben.Leider ist die personelle Besetzung sehr knapp,aber neben einigen schwierigen Situationensind auch positive Dinge zu melden. So kameninsgesamt drei Nachwuchskräfte zur perspekti-vischen Verstärkung der schleswig-holsteini-schen Fischereiverwaltung neu an Bord.

Inhaltlich war vor allem die Umsetzung der refor-mierten Fischereipolitik der EU und der freiwilli-gen Vereinbarung zum Schutz von Schweins-walen und tauchenden Meeresenten prägend.

Die Umsetzung der reformierten GemeinsamenFischereipolitik (GFP) der Europäischen UnionNach den Vorstellungen der europäischen Kom-mission sollen mit der neuen GFP die Fischbe-stände wieder auf ein dauerhaft beständigesNiveau gebracht, ressourcenschädigende Fische-reimethoden beendet und neue Beschäftigungs-möglichkeiten sowie Wachstum in Küstengebie-ten geschaffen werden. So werden beispiels-weise Rückwürfe verboten, die Fischerei erhältmehr Mitspracherecht bei der künftig dezentra-len Entscheidungsfindung, Aquakultur und diekleine Küstenfischerei werden gefördert unddie wissenschaftlichen Erkenntnisse hinsichtlichder Bestände werden aktualisiert.

Allerdings hat sich die Situation der meisten be-fischten Bestände im Nordostatlantik – also auchin Nord- und Ostsee – bereits in den letzten Jah-ren verbessert. Die Mehrzahl der bewirtschafte-ten Bestände werden nach dem Prinzip desmaximalen nachhaltigen Dauerertrags genutzt. Für Fischerei wie Fischereiverwaltung bedeutetdies einige Neuerungen, ein Beispiel hierfür wirdam Ende dieses Kapitels näher erläutert.

Freiwillige Vereinbarung zum Schutz vonSchweinswalen und tauchenden MeeresentenEnde des Jahres 2013 haben der Landesfische-reiverband (LFV), der Fischereischutzverband(FSV), das Ostsee Info-Center Eckernförde (OIC)sowie das MELUR eine freiwillige Vereinbarunggetroffen, die das Ziel hat, den Schutz fürSchweinswale und in Schleswig-Holstein über-

Abbildung 13:Eckernförder Hafen,(Foto: H. Kaul)

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winternde tauchende Meeresenten in der Ostseezu verstärken. Danach soll vom 16. Novemberbis zum 1. März in den in einer Seekarte einge-tragenen Gebieten (bekannte bevorzugte Nah-rungsgebiete von Meeresenten, s. Abbildung 16)die Stellnetzfischerei eingestellt werden, solangesich dort Meeresenten aufhalten.

Die konkreten Sperrzeiten richten sich nach demlokal gehäuften Auftreten von Meeresenten undwerden vom OIC festgestellt und bekannt ge-geben. Zum Schutz von Schweinswalen begrenztdie Fischerei im Zeitraum vom 1. Juli bis zum31. August die Länge der eingesetzten Stellnetzeum 60 - 80 % gegenüber der EU-rechtlich erlaub-ten Maximallänge. Der Zeitraum 1. Juli bis zum31. 8. wurde gewählt, weil in den Sommermona-

ten vermehrt Schweinswale in SH auftreten.

Auch wenn das LLUR als Kontrollbehörde nichtdirekt an der Kontrolle der freiwilligen Verein-barung mitwirkt, sind wir zumindest begleitendan der Umsetzung beteiligt.

Die Gültigkeit der freiwilligen Vereinbarung wur-de am 9. November 2015 vorzeitig bis Ende 2019verlängert. Mit der Fortschreibung wird der Gül-tigkeitsbereich der Vereinbarung noch einmaldeutlich ausgeweitet. Jetzt greifen die vereinbar-ten Maßnahmen zur Verbesserung des Schweins-walschutzes auch östlich der Insel Fehmarn unddamit in den gesamten schleswig-holsteinischenOstseeküstengewässern. Außerdem wurden zweineue Entenschutzgebiete eingerichtet.

Abbildung 14: ÜberwinterndeTauchenten – hierein Eiderentenpaar– sollen durch diefreiwillige Verein-barung ebensogeschützt werdenwie die Schweins-wale. (Foto: A.Trepte)

Abbildung 15: Kein Fischer möchteeinen Schweinswalim Netz finden! (Foto: F. Graner/GSM)

Die offiziellen Logosder freiwilligenVereinbarung

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Aufgabengebiete und Tätigkeiten der Abteilung Fischerei

Die Fischereiabteilung des LLUR ist in drei De-zernate aufgeteilt, deren Aufgaben sich – ver-kürzt dargestellt – wie folgt skizzieren lassen:

30 – FischereiförderungIn 2014 wurden rund 3,25 Mio. Euro Subventio-nen an den Fischereisektor in Schleswig-Holsteinausgezahlt. Davon waren gut 40 % EU-Mittel, einViertel steuerte das Land bei. Gefördert wurdeauch eine Imagebroschüre für die schleswig-

holsteinischen Ostseefischer, die im Folgendenkurz beschrieben wird.

Frischer Fisch aus der Ostsee ist eine beliebteDelikatesse von Skandinavien über Deutschlandund Polen bis hin ins Baltikum. Die vielfältigenFischarten sind nicht nur unverzichtbar für dieregionalen Speisekarten, sondern auch Lebens-grundlage für die zahlreichen handwerklichenFischer rund um die Ostsee. Für den Erhalt derartenreichen Fischbestände ist eine nachhaltigeFischerei von großer Bedeutung. EU-weit geltendaher verbindliche Vorgaben für Fangquotenund Maschenweiten, noch während des Fangswird auf den Kuttern alles genau dokumentiert.

Zusätzlich gibt es immer wieder Zusammen-schlüsse von Fischern, die Schutzmaßnahmenüber die gesetzlichen Vorgaben hinaus entwi-ckeln – zum Beispiel die eingangs erwähnte frei-willige Vereinbarung zum Schutz von Schweins-walen und tauchenden Meeresenten. Spannen-de Geschichten und Informationen rund umden Ostseefisch und die Fischerei wurden vomGütezeichen der Landwirtschaftskammer (LWK)zusammengestellt. Auf Abbildung 19 ist einFlyer zu der Broschüre zu sehen; die Gesamt-ausgabe der Broschüre wird über die LWK unddie Landesfischereiverbände vertrieben.

Abbildung 16:Gemeldet werdenEntenansammlun-gen ab 100 Tieren.Wenn die Art zuerkennen ist, gilt:Eider- und Bergen-ten ab 100 Tieren,Eis- und Traueren-ten ab 50 Tierenmelden.

Abbildung 17:Wichtige Fischartenfür die schleswig-holsteinische Küstenfischerei:Dorsch, Hering undScholle. (Foto: M.Schmidt)

Schutzgebiete für überwinternde Meeresenten Stand 16. 11. 2015

Warnstufe: In Gebieten mit Warnstufe rot verzichten die Fischer zum Schutz der Entenfreiwillig auf die Stellnetzfischerei.

Vorwarnstufe: In Gebieten mit Vorwarnstufegelb sind die Fischer besonders wachsam. Bei Auftauchen größerer Entenansammlungenmelden sie diese an das Ostsee Info-Center.

Quelle: www.fischerleben-schleswig-holstein.de/fischinfo/monitoring/gebietskarten/

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31 – Fischereimanagement, Aquakultur und BinnenfischereiDas Aufgabengebiet des Dezernats 31 ist relativweitgefasst und umschließt mit der Erfüllungder Berichtspflichten im Rahmen der EU Aal-VO1,der Genehmigung von Hegeplänen und Pacht-verträgen, der fachlichen Betreuung der ehren-amtlichen Fischereiaufsicht, dem Fischschutz antechnischen Anlagen, sowie dem Muschelmana-gement und Angelegenheiten von Fischereiund Naturschutz in Küstengewässern von Nord-und Ostsee einen vielfältigen Auftrag.

Neben der Wahrnehmung des „Tagesgeschäftes“lag 2014 ein besonderes Augenmerk auf derErfüllung der Berichtspflichten im Rahmen derEU Aal-VO, da 2015 eine neue Bewertung derWirksamkeit der Aal-Verordnung vorbereitetwerden musste. Diese Verordnung soll durchverschiedene Maßnahmen (z. B. Aalbesatz – s.Abbildung 18, Erhöhung des Mindestmaßes) zueiner Erholung des Aalbestandes führen.

32 – FischereiaufsichtIn diesem Dezernat arbeiten insgesamt 21 Mit-arbeiterInnen. Diese sind am Standort Flintbek,größtenteils aber an den sechs Nebenstellen(Nordsee: Büsum und Husum, Ostsee: Kappeln,Kiel, Heiligenhafen und Travemünde) beschäf-tigt. Von hier aus erfolgen die Kontrollen derKüstenfischerei. Die EU bestimmt einen Groß-teil der Fischereiregelungen in Nord- und Ost-see, unter anderem auch die Mengen an Fisch,die von einer Art in einem Gebiet gefangen wer-

den dürfen. Diese Beschränkung der Entnahmedient dem Zweck, genügend Elterntiere im Be-stand zu belassen, damit sich der Bestand rege-nerieren kann.

Demzufolge sind zumeist europäische Vorschrif-ten auf ihre Einhaltung hin zu kontrollieren. DieMehrheit der Kontrollen befasst sich mit demQuervergleich der Dokumentationssysteme, diesicherstellen sollen, dass die Quoten eingehaltenwerden. Mithilfe des Satellitenüberwachungs-systems VMS kann die Fischereiaufsicht denStandort der Fischereifahrzeuge ermitteln undsich auf eine Anlandekontrolle im Hafen vorbe-reiten (Abbildung 20 und 21).

Abbildung 19: Flyerzur Imagebroschüre„Ostseeschätze“.Quelle: LWK; http://bit.ly/1MrBZd4 2

Abbildung 18:Glasaalbesatz imKüstengewässerder Ostsee. (Foto: LLUR)

1 VERORDNUNG (EG) Nr. 1100/2007 DES RATES vom 18. September 2007 mit Maßnahmen zur Wiederauf-

füllung des Bestands des Europäischen Aals2 http://wordpress.p262925.webspaceconfig.de/wp-content/uploads/2015/05/LWK_Ostseefisch_rz_web.pdf

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Nach dem Fang übermitteln die Fischer elektro-nisch eine Schätzung über die Mengen der ver-schiedenen gefangenen Arten an die Fischerei-behörde des Bundes und darüber auch an dasLLUR. Die Schätzung des Fanggewichts mussmit den tatsächlich angelandeten Mengen auf10 % genau übereinstimmen.

Tabelle 2 zeigt, welche weiteren Kontrollschwer-punkte im Jahr 2014 außerdem wichtig waren.

Die Fischereiaufsicht in Binnengewässern wurdeim Jahr 2014 zum Einen von den 12 Fischmeis-tern, einem Anwärter und 5 Fischereiaufsichts-assistenten aus den Nebenstellen der Fischerei-abteilung, zum Anderen und vor allem bezogenauf die Hobbyfischerei flächendeckend vonderzeitig 36 ehrenamtlichen Fischereiaufseherndurchgeführt. Bei knapp 13.000 Kontrollen wur-den 124 Verstöße festgestellt.

Tendenzen und Entwicklungen in der schleswig-holsteinischen FischereiDer anhaltende Strukturwandel führt auch inder Fischerei zu sozio-ökonomischen Verände-rungen: Seit 1986 hat sich die Zahl der Fischerei-fahrzeuge an der Ostküste Schleswig-Holsteinsbeinahe halbiert: Waren vor knapp 30 Jahrennoch ungefähr 1.200 Fahrzeuge in der Fischereitätig, so sind es Ende 2014 nur noch 619 Kutterund Boote, mit denen Fischerei betrieben wird(s. Abbildung 22).

Eine der größten Herausforderungen für dieFischerei der kommenden Jahre und Jahrzehnteist es, sich wettbewerbsfähig für die Zukunft auf-zustellen. Dazu gehört insbesondere auch die„soziale Nachhaltigkeit“, zu der es gehört, denBeruf des Fischers für junge Menschen unter denentsprechenden Rahmenbedingungen attraktivzu gestalten.

Abbildung 23 zeigt die Entwicklung der Gesamt-anlandungen und Gesamterlöse aus Nord- undOstsee von 1986 bis 2014. Die Anlandemengennähern sich mit 28.308 t dem historischen Tiefst-wert von 2001 an, die Abbildung zeigt aber auch,dass die Mengen zwischen den Jahren starkschwanken. Die Erlöse gingen auf 46,7 Mio. €zurück.

Die wichtigsten Arten für die schleswig-holstei-nische Fischerei sind Dorsch, Hering, Sprotte,Kliesche und Flunder in der Ostsee, sowieNordseegarnele („Krabbe“), Miesmuschel (ausMuschelkulturwirtschaft) und Scholle in derNordsee.

Tabelle 2:Kontrollen derKüstenfischereidurch das LLUR im Jahr 2014.

Abbildung 20 und21: VMS-Viewer aufdem Dienst-PC;Gespräch mit demFischer bei derAnlandekontrolle.(Fotos: M. Naucheund LLUR)

Art der Kontrolle Anzahl

Quervergleich von: Logbuchscheinen, Anlandebelegen, Fangabrechnungen, Fangmeldungen v. Fahrzeugen unter 8 m

Anlande-, Fischraum-, Marktkontrollen

Fischereischeinkontrollen /Küste

Mitzuführende Fischereipapiere

Kennzeichnung Fanggeräte u. Schiffe

Logbuchkontrollen an Bord/Hafen

Registrierscheine für lebende Muscheln

Maschenmesskontrollen

Sonstige Kontrollen

Summe

Kontrollen der Küstenfischerei – LLUR, 2014

40.692

2.373

1.939

1.343

1.287

809

333

83

286

49.145

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31

AusblickEin zentrales Ziel der Ende 2013 reformiertenGemeinsamen Fischereipolitik (GFP) der EU istdie schrittweise Abschaffung von Rückwürfen vonunerwünschten Beifängen (z. B. untermaßige Tiereoder Arten, für die der Fischer keine Quote hat).Daher gilt seit dem 1. Januar 2015 eine Anlande-verpflichtung für Beifänge. Bisher mussten solcheBeifänge zurückgeworfen werden. Diese Fängesind nun anzulanden und werden den Fischernvon ihrer Fangquote abgezogen, sie dürfen nichtfür den menschlichen Verzehr vermarktet wer-den. Ziel ist es, die tatsächlichen Fänge besserzu dokumentieren und dass unerwünschte Fängenach Möglichkeit gar nicht erst getätigt werden.

Für schleswig-holsteinische Ostseefischer be-deutet dies, dass sie nun in der Fischerei aufDorsch, Lachs, Hering und Sprotte jeden Fischdieser Art anlanden müssen, egal wie klein erist. Ausnahmen bestehen lediglich für bestimm-te Fischereiformen, bei der die Tiere eine hoheÜberlebenswahrscheinlichkeit aufweisen, z. B. inder Bundgarnfischerei.

Um diese Kehrtwende in der Fischereipolitikumzusetzen, war es nötig, einige Vorschriftenper „Omnibus-Verordnung“, d. h. eine Verord-nung, die auf einen Schlag mehrere Verordnun-gen ändert, anzupassen. Diese wurde im Mai2015 im europäischen Amtsblatt veröffentlicht.Danach besteht Rechtssicherheit für die Fischerund für die Fischereiaufsicht, die Begleitungder Umsetzung wird vermutlich eine der Kern-aufgaben der nächsten Jahre.

Zudem wird das LLUR als obere Fischereibe-hörde künftig die Marktkontrollen bei Fischen –Stichwort Rückverfolgbarkeit und Verbraucher-information – in Schleswig-Holstein durchführen.Damit soll sichergestellt werden, dass die Vor-schriften zur Kennzeichnung von Fisch eingehal-ten werden. So müssen auf bestimmten Fischer-zeugnissen neben der Handelsbezeichnungauch der wissenschaftliche Name, die genaueHerkunft und die Produktionsmethode erkenn-bar sein.

Abbildung 23:Erlöse sindnicht kaufkraft-,inflations- undpreisbereinigt.(Quelle: LLUR)

Abbildung 22:(Quelle: LLUR) Entwicklung der Anzahl der Fischereifahrzeuge,

die in Schleswig-Holstein registriert sind, 1986-2014

Entwicklung der Anlandemengen und -erlöseschleswig-holsteinischer Fischer, 1986-2014

66,3%

Krebs- undWeichtiere

Fisch- und Fischereierzeugnisse in Deutschland 2012

Seefisch

21,6%

12,1%

Süßwasserfisch

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Dieser wilde Strand mit seinem azurblauenWasser liegt in Lippe (Kreis Plön). Hier gibt

es eine Verbindung zwischen der Ostsee unddem Großen Binnensee, die eine perfekteWanderströmung für viele Fischarten darstellt.Jeder, der den Ort und den richtigen Momentkennt, kann eine schöne Menge Fische fangen.

Die Fischereiaufsicht sorgt für die Einhaltungder Fischereigesetze und damit für eine ord-nungsgemäße Fischerei. Was Fischerei angeht,ist Lippe nur ein Beispiel der Tätigkeit des LLURzwischen Ost- und Nordsee.

Wer bestimmt die Regelungen? Wie werdenKontrollen durchgeführt? Was für einen Einflusshat es auf die Umwelt und auf die Fischer? Daswerden wir zusammen erläutern.

Oliver Hoyer und Henning Welz sind Fischmeis-ter beim LLUR. Fischerei kennen sie gut, da siebeide ehemalige Fischer sind. Das hilft, um mitden aktuellen Fischern umzugehen – besondersdann, wenn sie ihre Ausbildung zusammen ge-macht haben. Die Beziehung zwischen Fischernund Kontrolleuren ist also sehr freundlich – aberdoch bestimmt.

Zwischen Kontrolleuren und Fischern –Einblicke in die Arbeit zweier Fischmeister

Links Oliver Hoyerund rechtsHenning Welz

Reportage

Maxime Nauche

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Einblick in dasSatellitenüber-wachungssystemVMS

Frisch gefangenerDorsch wird inFischkisten mit Eisgekühlt und vonHand mit einemMesser filitiert.

Alle Kontrollen beginnen auf dieselbe Art undWeise. Dank einer GPS-Verbindung kann Oliverin Echtzeit sehen, wo die Schiffe sind. Nach demFang haben Fischer zwei Stunden Zeit, umonline einzugeben, welche Menge und welcheArten sie gefangen haben. Das kann Oliver auchauf seinem Computer sehen. Er gibt jedoch zu,dass diese Regelung ganz schön streng ist:„Nach der Schätzung ihres Fanges werden siebestraft, wenn sie sich um mehr als zehn Prozentnach oben oder unten verschätzen.“ – Das lässtkeinen Raum für Fehler ...

Wenn Oliver und Henning sehen, dass ein Schiffauf der Rückfahrt ist, können sie es am Hafenerwarten, um zu kontrollieren, ob die Daten, diedie Fischer eingegeben haben, stimmen odernicht. Die EU bestimmt einen Großteil der Fische-reiregelungen in Nord- und Ostsee, unter ande-rem auch die Mengen an Fisch, die von einerArt in einem Gebiet gefangen werden dürfen,damit genügend Elterntiere verbleiben und sichder Bestand regenerieren kann. Der Bund kanndie fischereilichen Regelungen noch verschär-fen und verteilt überdies die Fangmengen andie Fischerei. In den letzten Jahren hat sich dieSituation der meisten befischten Bestände inder Ostsee verbessert. Oliver Hoyer findet:„Ökologische Nachhaltigkeit und Fischerei sindvereinbar, aber man muss dabei die Realität derFischer berücksichtigen.“ Man kann Oliver ver-stehen, auch dann, wenn die EU jedes Jahr oderalle zwei Jahre die Quoten aktualisiert.

Fischmeister kann man werden, auch wenn manvorher kein Fischer war. Wenn man jedoch diefreundliche Beziehung zwischen Oliver, Henningund den Fischern beobachtet, versteht man,dass es vielleicht wichtig ist.

Die heutigen Kontrollen haben in Heikendorfangefangen und Oliver und Henning haben einbisschen Zeit, mit den Fischern zu sprechen, danur ein Schiff am Kai liegt. Die letzten Tage wa-ren sehr windig, deshalb war es viel zu gefähr-lich, zum Fischen rauszufahren.

Einige Aspekte werden von den Mitgliedstaatenselbst reguliert. Gammelfischerei wird z. B. inDeutschland nicht durchgeführt, obwohl es inDänemark verbreitet ist. Gammelfischer fangenFische hauptsächlich zur Fischmehlherstellungund nicht für den direkten Verzehr. – Schließlichwar alles in Ordnung in Heikendorf: keine Gam-melfischerei und die Quoten wurden respektiert.

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Die Maschengröße der Netze kann auch kon-trolliert werden. Wenn Fischer z. B. Dorsch fangenwollen, müssen die Maschen groß genug sein,damit kleinere Fische durchschwimmen können.Verschiedene Methoden existieren: Fische kön-nen in ein Grundstellnetz hineinschwimmen (1)und verfangen sich mit den Kiemen oder mit denFlossen.

Das Grundschleppnetz (2) wird über den Mee-resboden gezogen und kann bis zu 1.500 Metertief eingesetzt werden. „Diese Technik mussallerdings mit Bedacht eingesetzt werden – soist die Grundschleppnetzfischerei auf Riffenganz sicher schädlich“, erzählt Oliver.

Die Öffnung des pelagischen Schleppnetzes (3)kann bis zu 70 m hoch und 80 bis 120 m breitsein. Die Gesamtlänge des Netzes ist ungefähr400 m und wird bei einer Wassertiefe bis zu300 m im freien Wasser gezogen.

Die Aalreuse (4) ist ein ganz spezielles Netz.Dieser Netztrichter besteht aus verschiedenenKammern, in die die Aale geleitet werden. Ausden Kammern der Reuse, die mit Rückschwimm-sperren ausgestattet sind, können die Aale dannnicht mehr entkommen.

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1 Grundstellnetz

4 Flügelreuse fürden Aalfang

2 Grundschleppnetz

3 pelagisches Schleppnetz

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Fischer bewahren einen Teil ihres Fanges auf,um ihn selbst zu verkaufen. Der Rest wird in Kühl-räumen ihrer Genossenschaft gelagert, wo Eisfast ununterbrochen produziert wird. Von dortwird der Fisch europaweit transportiert undweiterverkauft.

Im Winter wird auch Lachs gefangen und in dieGenossenschaft gebracht. Der wird geräuchertund dank einer sehr speziellen Maschine in feineStreifen geschnitten. Im Sommer wird kein Lachsgefangen, damit er sich reproduzieren kann.

Eine andere Tätigkeit der Fischereiaufsicht ist,die Kapazität der künftigen Fischereischiffe zukontrollieren. Wir sind z. B. heute nach Stein ge-fahren, wo wir Herrn Schade getroffen haben.Er hat sein Schiff in Dänemark gekauft, um es zurenovieren. Danach möchte er es für die Fische-rei benutzen, aber es muss lang, breit und tiefgenug sein, um die Maschinen, die Fänge undeinen Wohnraum aufzunehmen.

Diese Regelung wurde eingeführt, um zu ver-hindern, dass irgendein Schiff als Fischereischiffgenutzt werden kann. In der Ostsee ist auch dieGröße begrenzt. Außerdem muss Herr Schadeeine Ausbildung zum Fischwirt machen, um dasRecht zu haben, gewerblich zu fischen.

Oliver kommt nicht aus einer Fischerfamilie, aberer kennt Schiffe wie seine Westentasche. Er warnicht nur selbst Fischer, sondern hat auch in derMarine und als Mechaniker auf Passagierschiffengearbeitet. Das kann hilfreich sein, wenn wenigerFänge zu kontrollieren sind, sondern mehr Schiffeund ihre Technik, wie es im Moment der Fall ist.

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Warning ! ! !Lachsschneider sind gefährlich!

Im Kühlraum wird fortlaufendEis produziert.

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4 | Gewässer

Die Vielfalt und Schönheit der Gewässer sindprägend für das Wasserland Schleswig-Holstein.Die unterschiedlichen Erscheinungsformen derOberflächen- und Küstengewässer bieten einerVielzahl von Pflanzen und Tieren einen Lebens-raum. Unsichtbar im Untergrund verborgen liegtdas Grundwasser als Rohstoff für unser Trinkwas-ser, das Lebensmittel Nummer 1 des Menschen.Der gute Zustand unserer Gewässer ist jedochu. a. durch den Eintrag von Nährstoffen, wieNitrat und Phosphor, gefährdet.

1. Grundwasser

In Schleswig-Holstein wird annähernd 100 Pro-zent des Trinkwassers aus dem Grundwasser ge-wonnen (bundesweit sind es etwa 70 Prozent).Das Grundwasser regeneriert sich aus den Nie-derschlägen, die zumeist in einem Zeitraum vonmehreren Jahrzehnten bis Jahrhunderten durch

den Boden im Untergrund versickern. Die Be-schaffenheit des Niederschlagswassers wird aufdem Weg durch den Boden in das Grundwasserdurch physikalische, chemische und mikrobiolo-gische Prozesse verändert. Der Flächennutzungkommt eine besondere Bedeutung zu, da jenach der Nutzung auch Stoffe in den Boden ein-gebracht werden, die gelöst im Sickerwasser indas Grundwasser gelangen können. In Schleswig-Holstein werden rund 70 % der Landesflächelandwirtschaftlich genutzt. Die Nutzung hat da-her großen Einfluss auf die Beschaffenheit desGrundwassers.

In Schleswig-Holstein unterscheidet man einenoberflächennahen Hauptgrundwasserleiter (bisetwa 50 m Tiefe) von tiefen Grundwasserleiternin mehr als 100 m Tiefe. In beiden Grundwasser-stockwerken wurden Grundwasserkörper alskleinste Bewertungseinheiten für die EuropäischeWasserrahmenrichtlinie (WRRL) abgegrenzt:

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Nährstoffe in den schleswig-holsteinischen Gewässern

✒ Dr. Achim Pätzold

✒ Dr. Matthias Brunke

✒ Thorkild Petenati

✒ Gudrun Plambeck

✒ Jürgen Schrey

✒ Dr. Jochen Voß

„Die Gewässer prägen und bereichern unser Land.Wasser ist die Grundlage allen Lebens – wir setzenuns für dessen dauerhaften Schutz ein.“ Dirk van Riesen, Abteilungsleiter

Abbildung 24: Herbstbestellung. (Foto: Dr. F. Steinmann)

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neun Grundwasserkörper in den tiefen Grund-wasserleitern und 55 im oberen Hauptgrundwas-serleiter (siehe Abbildung 25). Die tiefen Grund-wasserleiter sind durch Tonschichten sehr gutgegen Verschmutzungen geschützt. Der obereHauptgrundwasserleiter ist im östlichen Hügel-land durch mächtige Geschiebemergeldeck-schichten abgedeckt; auch in der Marsch undden Niederungen überwiegt ein guter Schutz.In der Vorgeest und Hohen Geest, dem schles-wig-holsteinischen Mittelrücken, werden dieGrundwasserleiter selten von Schluffen oder Ge-schiebemergel überlagert, so dass sandig-kiesi-ge Ablagerungen mit geringer Schutzwirkungan der Erdoberfläche überwiegen; hier bestehtein weitaus geringerer Schutz für das Grund-wasser.

Nitratbelastung des GrundwassersDas Land SH unterhält etwa 300 Grundwasser-messstellen zur Erfassung des chemischen Zu-stands des Grundwassers im oberflächennahenHauptgrundwasserleiter sowie den tiefen Grund-wasserleitern (siehe Abbildung 26). Bei den Unter-suchungen dieser Messstellen zeigt sich, dassdie tiefen Grundwasserleiter nicht durch anthro-pogene Flächennutzungen beeinträchtigt wer-den, der oberflächennahe Hauptgrundwasser-leiter jedoch in Abhängigkeit von der Schutz-wirkung der Deckschichten durch Stickstoff in

Form von Nitrat beeinträchtigt sein kann. Nitratist die Ursache für den schlechten Zustand derGrundwasserkörper des Hauptgrundwasserlei-ters auf dem Mittelrücken (siehe Abbildung 27),da auf mehr als einem Drittel der Fläche derGrundwasserkörper Nitratbelastungen von mehrals 50 mg/l festzustellen sind.

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Abbildung 25:Typen von Grund-wasserleitern in SH(Quelle: LLUR, Dez. 61)

Abbildung 26: Probennahme an einer Grundwasser-messstelle. Rechts ist die Ausbauzeichnung einerMessstelle dargestellt. (Foto: Dr. F. Steinmann)

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Nitrat gelangt u. a. auch über sogenannte atmo-sphärische Einträge in den Boden, wobei hiergasförmige Stickstoffverbindungen bereits in derAtmosphäre vom Niederschlagswasser aufge-nommen und über die Versickerung im Bodenins Grundwasser eingetragen werden. Sehr hoheNitrateinträge sind jedoch Folge des Düngerein-satzes und der Flächenbewirtschaftung in derLandwirtschaft. Unterschiedliche landwirtschaft-liche Bewirtschaftungsformen haben unterschied-liche Nitratgehalte des Grundwassers zur Folge:So zeigt sich, dass bei den jährlich untersuchtenGrundwassermessstellen im Hauptgrundwasser-leiter die ackerbaulich bewirtschafteten Flächen

durch Nitratgehalte von im Mittel mehr als 50 mg/lgekennzeichnet sind; in den Bereichen Grün-land und Wald bewegen sich die Nitratwerte imGrundwasser um 20 mg/l.

Da die landwirtschaftliche Flächennutzung dieHauptursache für die z. T. hohen Nitratgehaltedes Grundwassers ist, wurden unterschiedlicheMaßnahmen zur Verringerung der Nährstofffrei-setzung und -belastung durch die Landwirtschafterarbeitet. Die deutschlandweit umzusetzendeDüngeverordnung berücksichtigt regionalehydrogeologische Eigenarten und Besonderhei-ten nicht – somit ist sie allein und von ihrer der-zeitigen Ausgestaltung und den Vorgaben herals nicht hinreichend für die Zielerreichung ein-zuschätzen.

Daher werden ergänzende, freiwillige Maßnah-men in SH, wie die landwirtschaftliche Gewässer-schutzberatung zur Umsetzung der WRRL in denGrundwasserkörpern mit einem schlechten che-mischen Zustand durchgeführt. Begleitend dazuwerden auch spezifisch auf den Grundwasser-schutz ausgerichtete Agrar-Umwelt-Klima-Maß-nahmen angeboten. Dies sind Gewässerschutz-maßnahmen, wie die Winterbegrünung mit demAnbau von Zwischenfrüchten und Untersaaten(siehe Foto links) sowie die emissionsarme undgewässerschonende Ausbringung von flüssigenWirtschaftsdüngern mit bodennahen Ausbrin-gungstechniken.

Abbildung 27:Bewertung des Zu-stands der Grund-wasserkörper gem.EG-Wasserrahmen-richtlinie im Haupt-grundwasserleiterbezüglich Nitrat.

Abbildung 28:Winterbegrünungeines Maisschlages– hier werden dieNährstoffe imBoden gehalten. (Foto: Dr. F. Stein-mann)

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2. Fließgewässer

Stickstoff- und Phosphorverbindungen gelangenüber Abwasser, Bodenabschwemmungen,Grundwasser sowie landwirtschaftliche Dränagenin die Flüsse. Die Nährstoffkonzentrationen inden Fließgewässern werden seit langem mitstandardisierten Methoden überwacht und be-wertet. In Schleswig-Holstein werden pro Jahran ca. 200 Fließgewässermessstellen Nährstoffeuntersucht, wobei an jeder Messstelle in derRegel monatlich Proben genommen werden1.

Zur Einordnung bzw. Bewertung der gemesse-nen Nährstoffkonzentration gemäß der WRRLund der Oberflächengewässerverordnung wer-den sogenannte Orientierungswerte herange-zogen. Die Orientierungswerte sind Schwellen-werte für die einzelnen physikalisch-chemischenParameter, die den Übergang vom „guten“ zum„mäßigen“ ökologischen Zustand oder Potential(für künstliche und erheblich veränderte Gewäs-ser) verursachen können. Die Nichteinhaltungeines Orientierungswertes ist ein Hinweis aufeine spezifische Belastung, die in der Regel eineEtablierung des guten Zustands (oder Potentials)der sogenannten biologischen Qualitätskompo-nenten, wie z. B. Fische und aquatische Wirbel-lose, verhindert.

Phosphor in Form des Orthophosphats (o-PO4-P)ist ein wichtiger Pflanzennährstoff, der im Fließ-gewässer das Pflanzenwachstum anregt. Einübermäßiges Pflanzenwachstum vermindertaber durch den vermehrten Anfall an Biomassedie Sauerstoffgehalte im Gewässer, so dass sichindirekt auch die Lebensbedingungen für wir-bellose Tiere und Fische verschlechtern. DieOrientierungswerte für Orthophosphat-Phosphorwerden an knapp 40 % der Wasserkörper nichteingehalten (Abbildung 30 und 31).

Gesamt-Phosphor (Pges) umfasst organisch oderanorganisch gebundene Phosphor-Verbindungen.Beim Abbau von an organischem Material gebun-denen Verbindungen oder durch Rücklösungvon an Sedimenten gebundenen Verbindungenkönnen sie bioverfügbar werden und über dasPflanzenwachstum auf die aquatischen Lebens-gemeinschaften wirken. Die Orientierungswertefür Gesamt-Phosphor (Pges) werden an 70 % derFließgewässer-Wasserkörper nicht eingehalten.

Ammonium-Stickstoff (NH4-N) entsteht, wennorganisches Material abgebaut wird. Ammoniumsteht in Abhängigkeit vom pH-Wert mit demfischgiftigen Ammoniak im chemischen Gleich-gewicht. Bei steigenden Temperaturen und er-höhtem pH-Wert entsteht Ammoniak. Durch dieOxidation von Ammonium-Stickstoff zu Nitratwird im Gewässer Sauerstoff verbraucht. DieOrientierungswerte für Ammonium werden anknapp einem Drittel der Fließgewässerwasser-körper nicht eingehalten.

Die Monitoring-Ergebnisse verdeutlichen, dasszum Schutz zahlreicher Fließgewässer Maßnah-men zur Verringerung der Nährstoffbelastungennotwendig sind, um den guten ökologischenZustand bzw. das gute ökologische Potential zuerreichen.

1 Datengrundlage aller Auswertungen in diesem Artikel sind grundsätzlich die Messwerte im Zeitraum 2009 bis

2012 (für Grundwasser die des Zeitraums 2010 bis 2013).

Abbildung 30:Anteil der unter-suchtenFließgewässer-Wasserkörper inSH mit eingehalte-nem bzw. nichteingehaltenemOrientierungswertfür einzelneNährstoffe; NH4-N:Ammonium-Stickstoff, Pges:Gesamt-Phosphor,o-PO4-P:Orthophosphat.

Abbildung 29: LLUR-MitarbeiterPeer Nadler schöpfteine Wasserprobein der Eider beiFlintbek zur chemi-schen Untersu-chung. (Foto: D. Lukas)

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Die Abwasserbehandlung erfolgt in Schleswig-Holstein auf einem hohen technischen Niveau.Durch bereits durchgeführte Maßnahmen konn-ten die Nährstoffeinträge aus diesen punktuellenQuellen deutlich verringert werden. Darüberhinaus wird ermittelt, ob einzelne Kläranlagennachweislich für bedeutsame Gewässerbelastun-gen verantwortlich sind. Sollte dies auf derGrundlage von Messergebnissen der Fall sein,werden Maßnahmen an den entsprechendenKläranlagen initiiert. Zudem können die Nähr-stoffeinträge bei einer standort- und bedarfsge-rechten Düngung der landwirtschaftlichenFlächen deutlich reduziert werden. Die freiwilligeAnlage dauerhaft breiter Gewässerrandstreifenkann ebenfalls den Nährstoffeintrag in die Fließ-gewässer weiter vermindern.

3. Seen

Vielfältige FunktionenSeen sind wesentliche Elemente der schleswig-holsteinischen Landschaft und erfüllen wichtigeFunktionen im Natur- und Wasserhaushalt. AlsLebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzen-arten sind die Seen von großer ökologischerBedeutung. Als Wasserspeicher halten sie dasNiederschlagswasser in der Landschaft:

Gut die Hälfte der von Fließgewässern inSchleswig-Holstein jährlich abgeleiteten Nie-derschlagswassermengen wird in den Seenvorübergehend zurückgehalten. Die Verweil-dauer kann dabei zwischen drei Monaten undüber zehn Jahren liegen.

Seen haben darüber hinaus auch eine wirtschaft-liche Bedeutung. Viele Seen sind für den Touris-mus interessant oder werden fischereilich genutzt.

Schlechter ökologischer Zustand der Seen in SHDie meisten natürlichen Seen in Schleswig-Hol-stein mit einer Fläche größer als 50 ha verfehlenden guten ökologischen Zustand gemäß derWRRL. Wie in Abbildung 34 dargestellt, wird nurein See (Selenter See) mit „gut“ bewertet. EinDrittel der natürlichen Seen befindet sich ineinem mäßigen Zustand. Aufgrund von Eutro-phierungserscheinungen wurde fast die Hälfteder Seen mit „unbefriedigend“ bewertet, bei elfSeen wurde ein schlechter Zustand festgestellt.

Ursache für die Verfehlung der Ziele der WRRList größtenteils die Überversorgung der Seenmit Nährstoffen, insbesondere mit Phosphor.Die damit einhergehende Eutrophierung derSeen hat negative Auswirkungen auf die Ausprä-gung der seetypischen Lebensgemeinschaften,wie die im Wasser schwebenden Mikroalgen(Phytoplankton), die Unterwasservegetation(Makrophyten), die wirbellosen Tiere (Makrozoo-benthos) und die Fische.

Abbildung 32:Bothkamper See(Foto: Dr. M.Bahnwart)

Abbildung 31:Messstellen inSchleswig-Holstein,an denen derOrientierungswertfür Orthophosphateingehalten (grün)bzw. überschrittenwurde (rot).

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Die Hauptphosphorfracht gelangt über diffusePfade (Landwirtschaft, Wald, Niederschlag) indie Seen. 10 % der Phosphorfracht sind im Lan-desmittel bedingt durch Schmutzwassereinlei-tungen. Dennoch sind an einigen Seen Maßnah-men zur Optimierung der Kläranlagen sinnvollund erforderlich. Das Regenwasser von besie-delten Flächen macht im Mittel ebenso ca. 10 %der Phosphor-Belastung aus.

Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen ZustandesAn einigen Seen werden Maßnahmen umge-setzt – so z. B. der Bau von Rückhaltebecken anSeezuläufen. Technische Maßnahmen in Seenkönnen hingegen erst nach hinreichender Ver-ringerung der externen Nährstoffeinträge nach-haltig wirken und die Erholung des Sees be-schleunigen.

Da großflächige Extensivierungsmaßnahmenwegen eines hohen Nutzungsdruckes oft nichtmöglich sind, wird die landwirtschaftliche Ge-wässerschutzberatung zur Umsetzung der WRRLin Schleswig-Holstein seit dem Jahr 2011 auchin Einzugsgebieten von ausgewählten Seen zurVerbesserung ihres ökologischen Zustandeserprobt. Mit einer intensiven landwirtschaftlichenBeratung besteht die Chance, eine Reduzierungvon Nährstoffausträgen zu erreichen.

Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Optimie-rung bzw. Reduzierung der Phosphat-Düngungund der Verringerung von Bodenerosion undoberflächlichen Abschwemmungen. Als Vorbe-reitung für eine betriebliche Beratung ist im Rah-men einer Vorplanung das Seeeinzugsgebiethinsichtlich der Nutzung, der Nährstoffquellenund möglicher Eintragspfade zu analysieren. Essind die sensiblen Flächen zu ermitteln, die einhohes Phosphoraustragspotential aufweisen.

Das erste Pilotprojekt startete am BordesholmerSee mit einem knapp 14 km2 großen Einzugsge-biet. Es hat sich dort gezeigt, dass das Engage-ment zur Mitarbeit bei den Landwirten groß ist.Am Selenter See und dem Langsee bei Süder-fahrenstedt hat die Beratungstätigkeit 2014 be-gonnen.

Im Rahmen der Gewässerschutzberatung wurdein der Gebietskulisse der Grundwasserkörpermit einem schlechten Zustand ab 2015 die Bera-tungstätigkeit auf weitere ausgewählte Seenein-zugsgebiete ausgedehnt.

4. Küstengewässer der Nord- und Ostsee

Die schleswig-holsteinischen Küsten- und Mee-resgewässer bis zur 12-Seemeilen-Grenze wer-den jährlich durch ein umfangreiches chemischesund biologisches Monitoring überwacht. Im Jahr2014 wurden in der Nord- und Ostsee insgesamt625 Proben für gewässerchemische und 455Proben für meeresbiologische Untersuchungen(Phytoplankton, Makrozoobenthos) entnommen.

Insbesondere in den Küstengewässern hat sichdurch die Eutrophierung, d. h. die übermäßigeNährstoffzufuhr, die natürliche Besiedlung imWasser (Mikroplankton) und am Meeresboden(Bodenpflanzen und Bodentiere) insgesamt soverändert, dass der gute ökologische Zustandnach der WRRL derzeit noch nicht erreicht wird.Dies zeigt sich an unerwünschten biologischenEffekten wie Algenmassenentwicklungen, einemveränderten Artenspektrum oder an saisonalenz. T. erheblichen Sauerstoffdefiziten am Meeres-boden der Förden und Buchten.

Abbildung 33: Zur Untersuchungder Unterwasser-vegetation sindTaucher unerlässlich.(Foto: Lanaplan)

Abbildung 34:Bewertung des öko-logischen Zustandesder natürlichenschleswig-holsteini-schen Seen mit einerSeefläche größer als0,5 km2 (50 ha).

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Um die Belastungen der Küstengewässer zu ver-mindern, müssen die Einträge der NährstoffeStickstoff und Phosphor weiter deutlich reduziertwerden. Die anthropogenen Nährstoffeinträgein die Flüsse stammen überwiegend aus diffusenQuellen. Die Belastung durch Punktquellen istaufgrund der hohen Investitionen in die Abwas-serbehandlung seit den 1980er Jahren sehrstark zurückgegangen. Daneben werden Nähr-stoffe auch über die Atmosphäre in die Meeres-umwelt eingetragen; so beträgt der Anteil deratmosphärischen Stickstoffeinträge am Eintragfür die gesamte Ostsee ungefähr 25 %.

Schlechter ökologischer Zustand der schleswig-holsteinischen KüstengewässerDie Bewertung des ökologischen Zustandes derschleswig-holsteinischen Küstengewässer-Was-serkörper im Zeitraum von 2008 bis 2013 zeigt,dass bisher keiner der insgesamt 37 Wasser-körper das Ziel des guten ökologischen Zustandserreicht. Von den 13 Wasserkörpern der Nord-see entfallen fast 70 % auf die Zustandsklasse„mäßig“ und jeweils rund 15 % auf die Klassen„unbefriedigend“ und „schlecht“. Von den 24Wasserkörpern der Ostsee entfallen 50 % aufdie Klasse „mäßig“, 17 % sind „unbefriedigend“und 33 % sogar „schlecht“ (Abbildung 38).

Abbildung 37:Ökologischer Zu-stand der Wasser-körper in denKüstengewässerngemäß WRRL.(Daten 2008-13)

Abbildung 35, 36:Der Kranzwasser-schöpfer mit der Mul-tiparametersonde istauf der HAITHABUein wesentliches Hilfs-mittel zur Wasserbe-probung in definier-ten Wassertiefen. (Fotos: Dr. J. Voß)

Zustandsklassen:gelb: „mäßig“orange: „unbefriedigend“ rot: „schlecht“

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Es zeigt sich deutlich, dass vor allem in denWasserkörpern des Wattenmeeres im Einfluss-bereich von Flussmündungen und der innerenKüstengewässer der Ostsee nach wie vor sehrhohe Nährstoffkonzentrationen festzustellen sind.Diese Wasserkörper sind durch direkte und vorallem diffuse Nährstoffeinträge am stärkstenbetroffen. In der Tabelle 3 sind die Einträge ausden verschiedenen Bereichen als mittlere Belas-tungen bzw. Einträge des Zeitraums von 2008bis 2012 zusammengefasst dargestellt.

Der für den guten Zustand in den Küstenge-wässern notwendige Reduzierungsumfang insbesondere für Stickstoff wird in der Nord-see auf bis zu 30 % und in der Ostsee auf rd.50 % abgeschätzt.

Diese Anforderungen können kurzfristig nichterreicht werden. Daher wird als Handlungszielfür den nächsten Bewirtschaftungszeitraum derWRRL (2016 bis 2021) angestrebt, die Stickstoff-einträge um 10 bis 15 % zu verringern.

Regionale und nationale Ziele Die aus den meeresökologischen Anforderun-gen der Nord- und Ostsee abgeleiteten Ziel-werte der Nährstoffkonzentrationen für denÜbergangsbereich Fluss-Meer (limnisch-marin)wurden unter Beachtung der Stoffrückhaltungin das Binnenland übertragen. Für Schleswig-Holstein bedeutet dies, dass nicht nur in diesemÜbergangsbereich, sondern in allen Teileinzugs-gebieten, die in die Nordsee entwässern, einemittlere jährliche Gesamtstickstoffkonzentrationvon 2,8 mg/l und in allen in die Ostsee entwäs-sernden Teileinzugsgebieten eine Gesamtstick-stoffkonzentration von 2,6 mg/l eingehaltenwerden muss, um die meeresökologischen Zielein den Küstengewässern der Nord- und Ostseezu erreichen.

Im Zusammenhang mit dem Abschnitt des Ost-seeaktionsplans, der sich mit der Eutrophierungbefasst, wurden erstmalig auf gemeinsamerregionaler Basis nationale Reduktionsziele fürNährstoffeinträge in die Ostsee entwickelt.

Tabelle 3: Mittlere Nährstoff-einträge in dieEinzugsgebiete(EZG) der Nord- undOstsee SH in Tonnenpro Jahr; FGE:Flussgebietseinheit.

Abbildung 39:Arbeitsdeck derneuen „HAITHABU“vor der Bodentier-Probennahme.(Foto: Dr. J. Voß)

Abbildung 38: Ökologischer Zustand derWasserkörper in Nord- und Ostsee (Daten 2008-13)

Nordsee FGE Eider davon: Eider davon: Treene FGE Elbe Kommunale Direktnieder- (EZG SH) Kläranlagen (2012) schlag

Stickstoff 7.250 3.810 1.345 12.100 230 3.290

Phosphor 370 250 49 550 44 68

Ostsee FGE Schlei/ davon: Trave davon: Kommunale Direktnieder-Trave Schwentine Kläranlagen (2012) schlag

Stickstoff 8.040 3.170 530 638 930

Phosphor 250 100 24 46 19

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2013 wurden wissenschaftlich überprüfte natio-nale Reduktionsziele im Rahmen einer Minister-konferenz zum Schutz der Meeresumwelt imOstseeraum angenommen.

Danach muss Deutschland bis zum Jahr 2021im Ostsee-Einzugsgebiet 7.663 Tonnen anStickstoffeinträgen und 170 Tonnen an Phos-phoreinträgen reduzieren (BLANO, 2014).

Nur bei Einhaltung der nationalen Reduktions-ziele durch alle Ostseeanrainer und verursachen-den Sektoren wie Seeschifffahrt und der Ober-lieger, kann davon ausgegangen werden, dassdie offenen Ostseegewässer den guten Zustandhinsichtlich der Eutrophierung erreichen. Daserfordert eine gemeinsame koordinierte Vor-gehensweise.

Zusammenfassung

Alle Gewässer in Schleswig-Holstein sind durchNährstoffe beeinträchtigt: • Grundwasser durch Stickstoff in Form von Nitrat,• Fließgewässer durch Stickstoff und Phosphor,• Seen vor allem durch Phosphor sowie • Nord- und Ostsee durch Stickstoff und

Phosphor.

Wesentliche Ursache der Belastungen sind diffuseEinträge aus der landwirtschaftlichen Flächen-nutzung, die 70 % der Landesfläche einnimmt.Atmosphärische Einträge und Einträge aus Klär-anlagen spielen für die meisten Gewässer eineuntergeordnete Rolle. Daher sollen in Schleswig-

Holstein über die Umsetzung der Düngever-ordnung hinaus die diffusen Nährstoffeinträgein die Gewässer durch eine landwirtschaftlicheGewässerschutz-Beratung und Agrar-Umwelt-Maßnahmen verringert werden, um so den Zu-stand von Grund- und Oberflächengewässernzu verbessern.

Des Weiteren werden an Oberflächengewässerndie Einrichtung von Uferrandstreifen (u. a. überdie Allianz zwischen dem Bauernverband unddem Ministerium – MELUR) und eine Nutzungs-extensivierung von Flächen, von denen beson-ders hohe Nährstoffeinträge ausgehen können,gefördert.

Abbildung 40:Vielfältiger Lebens-raum Ostsee: Arten-reiche Rotalgenzone(Meerampfer,Schwämme, Hydroidpolypen)zwischen 7 und 12 mWassertiefe in derHohwachter Bucht. (Foto: U. Kunz)

LiteraturBLANO, 2014: Harmonisierte Hintergrund- undOrientierungswerte für Nährstoffe und Chlorophyll-ain den deutschen Küstengewässern der Ostsee sowieZielfrachten und Zielkonzentrationen für die Einträgeüber die Gewässer. Konzept zur Ableitung von Nähr-stoffreduktionszielen nach den Vorgaben der Wasser-rahmenrichtlinie, der Meeresstrategie-Rahmenricht-linie, der HELSINKI-Konvention und des „Göteborg-Protokolls“. Bericht der BLANO-Ad-hoc-ArbeitsgruppeNährstoffreduktionsziele und Eutrophierung Ostsee.Hrsg.: Bund/Länder Ausschuss Nord- und Ostsee(BLANO), BMUB, Bonn – Zugang über www.meeres-schutz.info

Weitere ausführliche Informationen zur Nährstoffsitua-tion der Gewässer Schleswig-Holsteins finden Sie inunserer Broschüre „Nährstoffe in Gewässern Schleswig-Holsteins – Entwicklung und Bewirtschaftungsziele“(Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländlicheRäume, 2014). http://bit.ly/1NMxNF2 *

* http://www.umweltdaten.landsh.de/nuis/wafis/fliess/gewaessernaehrstoffe.pdf

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In deutschen Küstengewässern lassen sich 108Gruppen von Lebewesen der Tier- und Pflanzen-welt verzeichnen, die nicht-heimischen oder un-klaren Ursprungs sind. Die Globalisierung führtweltweit zu einem Ausbau von Transport- undHandelswegen, die exotische Organismen ineuropäische Gewässer bringen. Diese Ausbrei-tung hat Einfluss auf Ökosysteme und darin ab-laufende Prozesse, die nicht nur das Ökosystembeeinflussen, sondern auch ökonomische undgesundheitliche Probleme verursachen können.

Die Studie untersucht den aktuellen Kenntnis-stand über Herkunft, Einschleppung und Auswir-kungen solcher nicht-heimischer Arten in deut-schen Meeresgebieten – Datenstand ist Juli 2014.Sie basiert auf einer umfangreichen Rechercheinternationaler Literatur und Quellen. Durch dieim Rahmen eines Werkvertrages durch dasAlfred-Wegener-Institut erstellte Arbeit konntedie derzeit umfassendste und aktuellste Zusam-menstellung von Vorkommen und Ökologienicht-heimischer Arten veröffentlicht werden.

„Wir glauben, dass die vorlie-gende Zusammenstellungfür das Management unsererKüsten und als Nachschlage-werk für viele weitere Anwen-dungen einer breiten Fach-welt nützlich sein wird“, sagtDr. Joachim Voß (Leiter des Dezernats Küsten-gewässer im LLUR).

Veröffentlichung der Abteilung Gewässer 2015Neobiota in deutschen Küstengewässern Eingeschleppte und kryptogene Tier- und Pflanzenarten an der deutschen Nord- und Ostseeküste

Die 214-seitige Broschüreerhalten Sie kostenlosunter Tel. 0 43 47 / 704-230

Über Email: [email protected]

und in unserem Bestellsystem unter www.llur.schleswig-holstein.dehier kommen Sie zur pdf: http://bit.ly/1NdzcpG *

Was hat eine Badewanne mit Grundwasserproben zu tun?

Anders als andere Wasserproben werden Grund-wasserproben nicht geschöpft, sondern man muss

die in der Messstelle vorhandene Wassermengemindestens 2-5-mal herauspumpen, bevor man die Grundwasserprobe fürdie Laboruntersuchungen zieht. So haben wir im Jahr 2014 etwa 2.600Badewannenfüllungen abgepumpt (also ca. 260.000 Liter Grundwasser).

SeenIm Jahr 2014 wurden an 20 Seen in 58 Probenahmetiefen an 7 TerminenProben genommen und hinsichtlich bis zu 40 biologischer und chemischerParameter untersucht. Insgesamt waren das 9.253 Analysen. Außerdemwurde an 25 Seen entlang 139 Transekten und 57 Probestellen die Unter-wasservegetation kartiert. Es wurden 291 Artenfunde erbracht. Die größteTiefenausdehnung der Unterwasservegetation betrug 9,8 m.

FließgewässerIm Jahr 2014 wurden an den Fließgewässern 630 Untersuchungen zur Bio-logie (Fische, Wasserpflanzen, aquatische Wirbellose) durchgeführt sowiean 161 Messstellen 1.668 Proben zur Wasserchemie genommen, um dieGewässer nach den Vorgaben der EG Wasserrahmenrichtlinie zu bewerten.

Wenn's stinkt bei derGrundwasser- probenahme!

Beim Abpumpen von Grundwas-ser stinkt's manchmal nach faulenEiern – aber nicht etwa, weil derProbenehmer ein Frühstückseigegessen hat, sondern weil derübel riechende Schwefelwasser-stoff im Grundwasser gelöst ist.Ein Gutes hat der Gestank jedoch,denn wenn das Grundwasserwenig oder keinen Sauerstoff enthält, können auch die Nitratabbauenden Bakterien fleißigsein und dem Grundwasser dasNitrat entziehen.

Ein paar Kennzahlen Hätten Sie es gewußt?

* http://www.umweltdaten.landsh.de/nuis/wafis/kueste/neobiota.pdf

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Heute habe ich Angela Trumpf getroffen.Ihre Arbeit ist wichtig, da sie Proben in der

Nord- und Ostsee nimmt. Das kann ein bisschentrocken klingen, aber Frau Trumpf ist das ersteGlied einer langen, aber bedeutsamen Kette.Sie ist nämlich Teil eines Prozesses, dessen Zielder Schutz der schleswig-holsteinischen Küsten-gewässer ist. Aber warum müssen diese ge-schützt werden? Wer oder was stellt eine Gefahrfür sie dar? Und nicht zuletzt: was tut das LLUR,um unsere Küstengewässer zu schützen? Heutehabe ich versucht, eine Antwort auf diese Fragen

zu finden. Außerdem war unsere heutige Reiseetwas Besonderes, da ich die Ehre hatte, an derletzten Tour der „alten“ HAITHABU teilzunehmen!

Um 8 Uhr sollte die HAITHABU von der Tirpitz-mole in Kiel abfahren. Der Ort liegt sehr abgele-gen und man konnte nur die Möwen hören unddie ersten Sonnenstrahlen sehen. Angela warschon seit 7 Uhr an Bord. „Ich stehe gern früh aufund nehme mir die notwendige Zeit“, erzählt dietechnische Assistentin (TA). „Für eine solche Tourmuss alles gut vorbereitet werden.“ Zum Beispielmüssen die bauchigen Probe-Flaschen etikettiert

Globale Umweltprobleme sichtbarmachen – Angela Trumpf untersucht dieKüstengewässer in Schleswig-Holstein

Reportage

Maxime Nauche

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werden, da jede Probe zu einer präzisen Flaschegehört. Aber was sind diese Proben genau? Eshandelt sich um Proben für chemische und phy-sikalische Untersuchungen – z. B. Nährstoffe undSauerstoff. Sedimente, Muscheln, Schadstoffe,Phyto- und Zooplankton werden auch beprobtund untersucht. Diese Woche wird die Ostsee-küste erkundet und drei Mal pro Jahr wird auchdas Küstenwasser der Nordsee analysiert.

Die Fläschchen sind bereit und Angela weißgenau, welche Art Proben sie an jeder Stationnehmen muss. Diese Stationen sind Positionenim Meer, wo die Proben regelmäßig genommenwerden müssen. Heute wird z. B. die HAITHABUbis zur Station in der Neustädter Bucht fahren.Inzwischen muss Angela auch Proben in der Nähevon Heiligenhafen und um Fehmarn herum neh-men. Nachdem die Flaschen fertig vorbereitetsind und auch die Mannschaft sich bereit gemachthat, denke ich, dass es jetzt losgehen würde. DochAngela, die vor ihrem Computer saß, gab einängstliches „Oh nee…“ von sich. Die Software, diedie Sonde kontrolliert, zeigte seltsame Daten an.Angela fürchtete also, dass die Sonde kaputt sei.Das würde bedeuten, dass die ganze Tour abge-blasen werden müsste, weil es sich genau umdie Sonde handelte, die ins Wasser gelassenwerden sollte, um Wasserproben zu sammeln.

Also ging Angela kurzerhand raus auf das Deck,um zu sehen, was mit der Sonde nicht stimmte.Nach bangen Minuten der Untersuchung wurdedie Diagnose gestellt. Es stellte sich heraus, dassdas Problem doch nicht so gravierend war, wiezuvor befürchtet. Der Fehler lag bei einem ver-schmutzten Sensor, der in seinem derzeitigenZustand nicht funktionierte und lediglich gesäu-bert werden musste. Jetzt konnten wir wirklichaufbrechen.

Die HAITHABU brauchte eine Stunde bis zur ers-ten Station. So bot sich mir eine gute Gelegen-heit, um mit Angela zu sprechen. Sie hatte immerein besonderes Interesse an Chemie und hatdeshalb nach dem Abitur eine Ausbildung zurTA begonnen. Seitdem ist sie in dem Gebiettätig: „Ich übe meinen Beruf sehr gerne aus,denn ich mag die Vielseitigkeit. Versuche wer-den in Absprache mit Wissenschaftlern geplant,durchgeführt und ausgewertet. Während ichviele Jahre in unterschiedlichen Laboren haupt-sächlich in der chemischen Analytik tätig war,bin ich jetzt sozusagen zum Anfang der Analyse– der Probenahme – zurückgekehrt.“

Chemie kann vielleicht ein bisschen zu wissen-schaftlich scheinen – aber die Chemie im Dienstder Umwelt betrifft jede und jeden von uns.Angela erklärt, dass es manchmal schwierig sei,allen klarzumachen, warum die Verschmutzungder Meere ein Problem darstellt. In manchentiefen Teilen der Ostsee leben nämlich keineFische, keine Seesterne und keine Krabben mehr,weil diese Gebiete einfach viel zu sehr unter derVerschmutzung und der Sauerstoffarmut leiden.„Diese toten Gebiete sind etwas wirklich Proble-matisches, aber sie sind nur ein Teil eines globa-len Problems. Das muss die Öffentlichkeit ver-stehen.“, sagt sie ein bisschen besorgt. Nähr-stoffe, die in der Landwirtschaft genutzt werden,

Der Kranzwasser-schöpfer mit der Multiparametersonde auf der HAITHABUdient der Wasserbe-probung in verschie-denen Wassertiefen.

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kommen leider doch teilweiseauch ins Meer. Diese Nährstoffesind perfekt für die Vermehrungvon Algen, die selbst – wenn sieabgestorben sind – von Bakterien

zersetzt werden. Diese Bakterienverbrauchen viel Sauerstoff. Dieser

fehlt dann Bodentieren wie Muschelnund Fischen, um hier zu leben und sich

zu entwickeln. Diese Kettenreaktion ist nur einBeispiel für die Meeresverschmutzung, für diewir verantwortlich sind. „Auch wenn die Kläran-lagen heute prima ausgebaut sind, können vieleStoffe aus der Fläche nicht aus dem Wasser raus-geholt werden und gelangen so unaufbereitetins Meer. Das kann dann zum Tod von Fischenführen“, erzählt die technische Assistentin. „Wirleben in einer wunderschönen Region. Lassenwir uns diese Chance nicht entgehen, sie zu er-halten“, ergänzt Angela.

Als wir an der ersten Station ankommen, bemer-ke ich, dass das Wasser viel dunkler ist als zuvor.Das liegt daran, dass die Wassertiefe hier 20Meter beträgt. Die Sonde wird mit den Wasser-schöpfern an einem Seil befestigt und ins Wassergelassen. Schnell geht sie unter und verschwin-det in der Dunkelheit des Wassers. Nach ein paarMinuten wird das Seil wieder hochgezogen.

Als die Sonde mit den Wasserschöpfern die Was-seroberfläche durchbrach, waren sie mit Wassergefüllt. Angela füllt das Wasser in die vorberei-teten Flaschen – jeweils für verschiedene Analy-sen. Zum Beispiel den Sauerstoff-, den Nährstoff-und den Mikroalgengehalt. Es ist wirklich beein-druckend, ihr dabei zuzugucken. Geschicktmischt sie die Proben mit verschiedenen Chemi-kalien, woraufhin diese sich unterschiedlich ein-färben. Der Inhalt einer Flasche färbte sich braun:„Diese Karamellfarbe ist gut, sie deutet auf einenguten Sauerstoffgehalt hin“, konstatiert sie, aberihre Reaktion war nicht immer so positiv: „Tja,ein bisschen zu hell“, sagt sie über eine andere.Die Farben zeigen an, in welchem Maße Sauer-stoff vorhanden ist. Ohne Angela und die HAIT-HABU wäre es nicht so leicht, einen Zugang zuden verschiedenen wichtigen Informationenzum Zustand der Meeresumwelt zu bekommen.Durch ihre Arbeit lassen sich böse Überraschun-gen hoffentlich vermeiden.

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oben: Dredge mit Beifang vom27. 10. 2014

Die Sonde mit denWasserschöpfern:das entnommeneMeerwasser wird z. B. auf den Sauer-stoff-, Nährstoff-und Mikroalgen-gehalt untersucht.

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Die an Bord genommenen Proben werden andas Landeslabor SH geschickt, um weiter analy-siert zu werden. Sie sind ein wichtiger Anhalts-punkt für Politiker, falls nötig, weitere Schutzmaß-nahmen zu treffen. „Aber es ist Politik“, ergänztAngela, „ich kann bloß ‚Achtung‘ sagen, abernicht mehr.“ Nach weiteren Probenahmen umFehmarn herum fahren wir in Richtung Neustadt.Wir hatten also noch etwa zwei Stunden für wei-tere Gespräche. „Ich finde, dass der politischeProzess, um konkrete Entscheidungen zu treffen,immer sehr lang ist. Man muss also etwas aufunserer Ebene machen. Ich bin gerne im Umwelt-bereich tätig. Ergibt die Auswertung z. B. derSauerstoffwerte einen Anstieg im Vergleich zumVorjahr, der hoffen lässt, dass in abgestorbenenBereichen wieder Leben möglich ist, freut michdas persönlich.“ Vor ein paar Jahren waren z. B.alle Lebenszeichen in den Tiefen der Flensbur-ger Förde verschwunden. Man kann jedoch heut-zutage feststellen, dass manche Krabben undSeesterne dort wiedergekommen sind.

Das ist ermutigend! Auch wenn der politischeProzess immer lang ist, gibt es im Bereich derPolitik manche Kooperationen mit anderen Staa-ten, da der Schutz von Nord- und Ostsee nichtnur Schleswig-Holstein betrifft. „Wir arbeiten vielmit den Dänen zusammen“, erzählt Angela. ImRahmen der ostseeweiten Kooperation gibt esauch die Helsinki-Kommission, die alle Ostsee-anlieger, darunter auch Russland, zusammen-bringt, um gemeinsame Schutzmaßnahmen zutreffen.

Nach einer letzten Probenahmein der Neustädter Bucht mussich aussteigen und Angela mitihrer Mannschaft verlassen. „Ichfreue mich über die netten team-fähigen Kollegen und die frischeSeeluft, denn ich arbeite sehr gernedraußen. Die Mannschaft hat sich inzwi-schen an die Anwesenheit einer Frau gewöhnt.Frauen auf See bringen bekanntlich Unglück!“,sagt sie zum Abschied augenzwinkernd.

Die HAITHABU wird noch drei Tage reisen. Dannwird es für das Schiff an der Zeit sein, sich nach32 Jahren aus der Seefahrt zurückzuziehen. An-gela zieht Bilanz: „Ich verlasse die alte HAITHABUein wenig wehmütig. In 18 Monaten haben wiruns aneinander gewöhnt: die Abmessungen, dasFahrverhalten eines Katamarans bei unterschied-lichem Wetter und vieles mehr. Anderseits binich schon sehr gespannt auf das neue Schiff.“

Hoffentlich wird die Stimmung an Bord der neuenHAITHABU genauso gut wie auf der alten sein!

Das Ostseewasser in dieser Flasche färbte sich mit derLugol´schen Lösungbraun – damit wer-den die Mikroalgenfixiert.

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Nach 32 Jahren treuen Dienstes hat die HAIT-HABU vergangene Woche ihre letzte Fahrt

beendet. Es war höchste Zeit, dass die neueHAITHABU ihre Nachfolge antrat, weswegen sieheute in Husum von Anke Spoorendonk, Minis-terin für Justiz, Kultur und Europa, im Beisein vonUmweltminister Dr. Robert Habeck, mit dertraditionell am Rumpf zerschlagenen Sektflaschegetauft wurde. Dieses ganz spezielle Ereigniswar für mich natürlich eine gute Gelegenheit einpaar Meinungen zu erfahren.

Dr. Joachim Voß, der Dezernatsleiter für Küsten-gewässer im LLUR, arbeitet schon sehr lange imAmt und kümmert sich um das Monitoring unddie Überwachung der Küstengewässer in Nord-und Ostsee. Der ausgebildete Meeresbiologefühlt sich mit der neuen HAITHABU besonderesverbunden, da er an der Arbeitsgruppe beteiligtwar, die den Neubau begleitet hat: „Mit meinen Kollegen haben wir darüber nach-gedacht, wie die fachliche Ausrichtung und dieAusstattung des Schiffes sein sollte, und welcheGeräte eingebaut werden müssen. Ich habeauch meine Beziehung zum Geomar, das marineForschungsinstitut in Kiel, genutzt und habe daeinen Kollegen einbezogen, um einige Aspektegemeinsam zu erörtern. Was muss man beach-ten, wenn man ein neues Schiff baut? Er hat sichdie Neubauplanung angeguckt und hat mir eineganze Menge Informationen gegeben, was aufder HAITHABU gemacht werden sollte.“

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Reportage

Die Taufe der neuen HAITHABU

Die HAITHABU gerade frisch getauftvon Anke Spooren-donk, Ministerin fürJustiz, Kultur undEuropa.

Husum, den 16. Juni 2014

Maxime Nauche

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Die Größe ist nicht der einzige Unterschied zuralten HAITHABU. Es wurden außerdem einigeSicherheitsvorkehrungen verbessert. Zum Beispielwird der Kranzwasserschöpfer nicht mehr miteinem Kran ausgesetzt, sondern mit einem Schie-bebalken, was weniger gefährlich ist. Außerdemwurden zwei Side-Scan-Sonar Geräte fest ange-baut, so dass die Sedimenterkennung und diehydromorphologischen Messungen besser durch-geführt werden können. Das Schiff ist also tech-nologisch moderner, sicherer und komfortabler.

Die neue HAITHABU wird im Unterschied zuralten nur in der Ostsee fahren. Für die Untersu-chungen in der Nordsee wird ein anderes Schiffvom LKN (Landesbetrieb für Küstenschutz,Nationalpark und Meeresschutz) eingesetzt, dasetwa zehn Wochen pro Jahr hier fahren wird.

Dirk van Riesen, Leiter der Abteilung Gewässerim LLUR, hat in den letzten Monaten die Arbeits-gruppe geleitet, die sich mit der Ersatzbeschaf-fung der HAITHABU beschäftigt hat.

Nach den Worten vonHerrn van Riesen istdie Nutzung durchdas LLUR der „Haupt-einsatzzweck desSchiffes“. Die neueHAITHABU wird vomLKN bereedert undist auch dafür vorge-sehen, dass sieÖlbekämpfungendurchführen kann.Das Schiff kann dasÖl-Wassergemischaufnehmen, da esein entsprechendesAuffangsystem und

Verschlussmöglichkeiten hat. Außerdem wird esnoch für die Munitionsräumung eingesetzt. Esgibt immer noch sehr viel Munition, Minen, Bom-ben und Torpedos aus den zwei Weltkriegen imWasser. Dies wird vom Innenministerium undvom Munitionsräumdienst des Landes untersuchtund dafür wird die HAITHABU eine Plattformdarstellen.

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Auf der Brücke der HAITHABU: Umweltminister Dr. Robert Habeck, rechtsdaneben Anke Spoorendonk, Ministerin für Justiz, Kultur und Europa.

Die HAITHABUwurde von der SETSchiffbauentwick-lungsgesellschaftTangermünde mbHgebaut.

Zur pdf des Flyers: http://bit.ly/1O6LWgT oder

www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/flyer/flyer_haithabu.pdf

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5 | Naturschutz und Forst

Kurzüberblick Abteilung Naturschutz und Forst

„Natur ist unser Auftrag.“ Thomas Wälter, Abteilungsleiter

Dezernat 50 „Gebietsschutz, PG Natura 2000“Im Rahmen der Projektgruppe Natura 2000 wur-den in 2014 20 von landesweit insgesamt 34Managementplänen und in 2015 14 Manage-mentpläne fertiggestellt. Ferner wurden dieNaturschutzgebiete (NSG) „Nördliche Seeniede-rung Fehmarn“ mit einer Fläche von 751 ha und„Obere Treenelandschaft“ mit einer Fläche von1.674 ha sowie „Sielbektal, Kreuzkamper Seen-landschaft und umliegende Wälder“ mit 209 ha

sowie noch im Dezember 2015 das NSG „Höft-land Bockholmwik und angrenzende Steilküsten“mit einer Gesamtfläche von 381 ha ausgewiesen.Das bestehende Naturschutzgebiet „Kleiner Bin-nensee und angrenzende Salzwiesen“ wurde von105 auf 255 ha vergrößert. Damit ist die Zahl derNSGs auf 196 Gebiete und der Anteil auf 3,2 %der Landesfläche angestiegen. Im Berichtszeit-raum wurden für insgesamt sechs neue Verträgezur Ehrenamtlichen Schutzgebietsbetreuung nach§ 20 LNatSchG erstmals abgeschlossen oderdie betreuten Flächen vergrößert. Landesweit

gibt es damit für über 200 Naturschutz- bzw.Natura 2000-Gebiete vor Ort Ansprechpersonen.

Dezernat 51 „Biodiversität“Neben der Koordinierung und Veröffentlichungvon Arten-Monitoring und Roten Listen wurdeim Aufgabenkomplex „Bereitstellung landschafts-und artbezogener Daten“ in 2014 eine Biotop-kartierung mit der Erfassung des Wertgrünlandes– beides landesweit – auf den Weg gebracht(vgl. Beitrag Lütt in diesem Heft auf Seite 56).Diese wird bis 2019 durch Geländeerhebungen

Dezernatsleiterin Dr. Silke Lütt (links) und Stellvertrete-rin Carolin Dierkes

Dezernatsleiter Dr.Thomas Holzhütermit Stellvertreterin-nen Edelgard Heim(li, PG Natura 2000)und Ines Winkel-mann (Gebiets-schutz)

Bilanz 2014/15 des Dezernates 5034 Managementpläne erarbeitet – vier Natur-schutzgebiete (NSGs) ausgewiesen, eines ver-größert – 3,2 % der Landesfläche sind NSGs –Weitere ehrenamtliche Betreuer in jetzt über200 Schutzgebieten – zudem 26 Gebiete neu mitdem Besucherinformationssystem ausgestattet.

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zu gesetzlich geschützten Biotopen und FFH –Lebensraumtypen ergänzt und deckt das FFH –Monitoring mit ab.

Weitere Schwerpunkte der Dezernatsarbeit lagenin der artenschutzfachlichen und -rechtlichenBegleitung sämtlicher Infrastruktur- und Wind-kraftvorhaben sowie in der Erstellung und Ko-ordinierung von Fachkonzepten zu diversen Ein-zelthemen (u. a. Schafsbeweidung und Arten-hilfsprogramm).

Seit Mai 2015 wurden dem LLUR überdies neueAufgaben im Wolfsmanagement übertragen(siehe Interview mit Yvette Krummheuer aufSeite 64). Zu verschiedenen Themen (u. a. Arten-schutz bei Eingriffen, Wiederansiedlung vonFFH-Pflanzenarten, Knick- und Moorschutz, Bio-topkartierung) wurden Fortbildungsveranstal-tungen für diverse Fachkreise durchgeführt.

Wichtige Veröffentlichungen waren 2014 dieRote Liste Säugetiere und 2015 eine Fachbro-schüre zu Mooren in Schleswig-Holstein, zzgl.einer 16-teiligen Moorserie im Bauernblatt. ImRahmen der bereits seit 2013 laufenden Serieim Wochenend-Journal des sh:z-Verlages„Tiercourier“ wurden auch 2014 und 2015 zahl-reiche seltene oder auch ganz gewöhnlicheArten vorgestellt. Eine genauere Vorstellungder Veröffentlichungen finden Sie auf Seite 55.

Dezernat 52 „Landschaftsentwicklung,Landschaftsplanung und Eingriffe“2014 begann die Aufstellung der Regionalteilezum Landschaftsprogramm (FederführungMELUR, Referat 53). Mehrere Themen (z. B. His-torische Kulturlandschaften, Strukturreichtum)wurden und werden dabei grundlegend neubearbeitet. In dem Zusammenhang wurde auchdas Thema Klimaschutz/Klimafolgenanpassungdurch eine dezernats- und abteilungsübergrei-

fende AG mit Mitgliedern aus den AbteilungenNaturschutz, Gewässer und Geologie/Bodenfachlich wesentlich vorbereitet.

Im Rahmen von Genehmigungsverfahren zuWindkraftanlagen wurden in Zusammenarbeitmit dem Dezernat 51 Stellungnahmen erstelltund Beratungen durchgeführt. Darüber hinauswurden zahlreiche Beiträge/Stellungnahmen zuLeitungsplanungen, zur Fehmarn-Belt-Querunginklusive Hinterlandanbindung sowie aus demBereich Straßenbau und Küstenschutz erstellt.Außerdem gab es zum Thema Jakobs-Kreuz-kraut intensive Beratungen und eine fachlicheBegleitung.

Dezernat 53 „UmsetzungsorientierterNaturschutz“

Meilenstein 2014 – die Fertigstellung der„Meta Norgaardts Brüch“ auf der Geltinger BirkAls eine der letzten Maßnahmen im Rahmen derkontrollierten Vernässung der Geltinger Birkwurde durch die Integrierte Station nun auchdie Fußwegebrücke zwischen der Insel Beveroeund dem Festland fertiggestellt. Die etwa 10 müberspannende Brücke ist Teil des Rundwander-weges mit dem Namen „Konik“ und bietet denjährlich etwa 100.000 Besuchern der Birk nunwieder die Möglichkeit, diesen Weg in seiner vol-len Länge zu begehen. Die Brücke verfügt überSeitenwände und eine Bedachung und stelltdaher auch einen effektiven Witterungsschutzfür die Spaziergänger dar. Darüber hinaussind über seitliche Sichtfenster hervorra-gende Möglichkeiten zur Beobachtungder Vögel auf den Brutinseln gegeben.

Abbildung 41: Die neue Brücke ist Teil eines Wanderweges und bietet gute Beobachtungsmöglichkeiten. (Foto: B. Nitsch)

Dezernatsleiter Jürgen Gemperlein und Stellvertrete-rin Silvia Salomon

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Meilenstein 2015 – Die Integrierte StationLauenburgische Landschaften wird personellverstärktSeit 2013 besteht im Kreis Herzogtum Lauenburgdie Integrierte Station Lauenburgische Land-schaften am Standort Mölln. Beate Lezius hat mitviel Energie den konzeptionellen Aufbau erarbei-tet und die Netzwerkarbeit für die vierte landes-eigene Naturschutzstation geschaffen. 12 JahreEinsatz und Erfahrungen in der IntegriertenStation Eider-Treene-Sorge und Westküste inBergenhusen waren dafür eine gute Grundlage.So konnten bereits in den letzten 2 Jahren zahl-reiche Projekte mit vielen Partnern für den Natur-schutz initiiert und umgesetzt werden.

Kurz vor Drucklegung im Dezember 2015 istBeate Lezius bei einem tragischen Verkehrs-unfall ums Leben gekommen. Wir alle, die wirsie gekannt und so geschätzt haben, sind un-glaublich traurig und bestürzt darüber.

Seit Oktober 2015 wird die Station durch PeterPetersen aus der LLUR-Außenstelle Lübeck ver-stärkt. Durch die von ihm in der Vergangenheit

durchgeführten Biotopmaßnahmen und Flurbe-reinigungsverfahren im Kreisgebiet bringt aucher fundierte Voraussetzungen für die Naturschutz-arbeit zwischen Lübeck und Lauenburg mit. Die praktischen Maßnahmen im Naturschutz ander Station werden zukünftig durch Malte Göpelumgesetzt. Im Januar 2016 wechselt er nach 10Jahren aus der Integrierten Station Unterelbe inHaseldorf nach Mölln. Neben seiner Erfahrungbringt er viel Leidenschaft und Energie für dieUmsetzung von neuen Naturschutzmaßnahmenim Südosten von Schleswig-Holstein mit.

Dezernat 54 „Untere Forstbehörde,Landschaftsinformation“Kernaufgabe der Unteren Forstbehörde mit ihrenfünf Standorten in Flintbek, Flensburg, Neumün-ster, Eutin und Mölln ist der Vollzug des Landes-waldgesetzes. In diesem Rahmen wurden imJahr 2014 u. a. Waldumwandlungsverfahren aufrd. 32 Hektar Fläche mit rd. 73 Hektar Ersatzauf-forstungen durchgeführt (= durchschnittlicherAusgleichsmaßstab 1:2,3), sowie Erstaufforstun-gen im Umfang von rd. 102 Hektar genehmigt.Der Waldflächenzuwachs in Schleswig-Holsteinim letzten Jahr betrug somit rd. 143 Hektar. Einweiterer besonderer Schwerpunkt waren umfang-reiche Wiederaufforstungsverfahren im nördli-chen Landesteil nach den schweren Stürmen Ende 2013 (siehe Artikel Seite 62).

Schwerpunkte im Bereich Landschaftsinforma-tion (Kartographie, GIS, Datenmanagement)waren die intensive technische Vorbereitung,Begleitung und Umsetzung der landesweitenBiotopkartierung sowie der Fortschreibung derregionalen Landschaftsprogramme (früher: Land-schaftsrahmenpläne). Für die laufenden Schutz-gebietsverfahren und für die Natura 2000-Ma-nagementplanung wurden zahlreiche Kartenerstellt. Außerdem wurden 2014 und 2015 ins-gesamt fast 800 Datenanfragen bearbeitet.

Malte Göpel

Beate Lezius undPeter Petersen

Dezernatsleiter Kornelius Kremkau (Mitte), KathleenLangner (Vertreterin für den Bereich Landschaftsinfor-mation) und Karl-Heinz Kölking (Vertreter für dieUntere Forstbehörde)

Dezernatsleiter Jens Basfeld (re)und VertreterMichael Liedloff

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SaatgrußkartenZum wiederholten Male hatsich das LLUR einer ausgewähl-ten Pflanzenart angenommen.

Im Jahr 2014 war es die HoheSchlüsselblume (Primula elatior),

in 2015 der Gewöhnliche Teufelsabbiss (Succisapratensis). Beide gehören in Schleswig-Holsteinzu den stark gefährdeten Arten. Saatgrußkartengeben jedem interessierten Bürger die Möglich-keit, diesen bedrohten Pflanzen einen Platz imheimischen Garten zu geben und damit einenBeitrag zum Pflanzenartenschutz zu leisten. Nochsind einige Saatgrußkarten im LLUR erhältlich!

Rote Liste SäugetiereDreizehn Jahre nachder 3. Fassung er-schien 2014 die 4.Fassung der RotenListe der SäugetiereSchleswig-Holstein.Gegenüber der Ro-ten Liste von 2001ist die neue RoteListe um weitereArten bereinigt

worden. Einige Arten wurde nicht mehraufgeführt, andere dafür neu hinzugenommen,z. B. der Biber. Hier finden Sie die Rote ListeSäugetiere SH 2014 als pdf:http://bit.ly/208zGmq *

MoorbroschüreTrotz vielfältiger Erfahrungen imMoorschutz gab es bisher keineumfassende Darstellung der Situ-ation in Schleswig-Holstein. DieBroschüre „Moore in Schleswig-Holstein“ gibt einen Überblicküber die Bedeutung der Moorefür Boden-, Natur-, Gewässer-und Klimaschutz – aber auch für Landwirtschaft und Archäo-logie. Es werden beispielhaftProjekte und geeignete Maß-nahmen zum Schutz der Moore dargestellt,aber auch auf Probleme hingewiesen. Hier finden Sie die Broschüre als pdf:http://bit.ly/1N5lsgS **

Alle Veröffentlichungen erhalten sie unter Tel. 0 43 47 / 704-230über Email [email protected] in unserem Bestellsystem unterwww.llur.schleswig-holstein.de bei „Service“

TiercourierSeit 2013 erscheinen im Wochen-end-Journal des sh:z-Verlages vierzehntägigbzw. monatlich Beiträge zu seltenen oder auchganz gewöhnlichen Tierarten. 2014 wurden 25veröffentlicht und 2015 waren es 16. Die zusam-mengefassten Beiträge aller drei Jahre finden Sieim Landesportal unter http://bit.ly/1Qup8vk ***

Veröffentlichungen der AbteilungNaturschutz und Forst 2014/15

* www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/saeuger/rl_saeugetiere_2014.pdf

** www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/moore/moorbroschuere.pdf

*** www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/A/artenschutz/Downloads/tiercourier.html

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Das LLUR führte im Jahr 2014 eine Kartierungdes Wertgrünlandes in Schleswig-Holstein durch.Diese Kartierung ist die Phase 1 einer neuenlandesweiten Biotopkartierung, die kreisweisein den Jahren 2015 bis 2019 fortgesetzt wird.

Wertgrünland – Sammelbegriff fürverschiedene BiotoptypenZur Aufnahme der Kartierarbeiten wurde dieStandardliste der Biotoptypen überarbeitet. DasWertgrünland wurde auf einer Prüfkulisse vonüber 73.000 ha erfasst. Diese „Fläche potentiel-len Wertgrünlandes“ ist auf der Basis von Luft-bildinterpretationen und unter Auswertung digi-taler Karten und Informationen erstellt worden.Aufgenommen wurde das für die Artenvielfaltund spezielle Lebensgemeinschaften wertvolleGrünland. Dazu gehören die gesetzlich geschütz-ten Biotope und Lebensraumtypen (LRT) desGrünlandes gemäß der FFH-Richtlinie1 sowie dasim Entwurf einer Erweiterung der Biotopverord-nung aufgeführte arten- und strukturreiche Dau-ergrünland. Ergänzend wurden auch Quellen,Sümpfe und Binnendünen aufgenommen.

WertgrünlandGrünland mit einer hohen Artenvielfalt undspeziellen Lebensgemeinschaften. Hierzugehören gesetzlich geschützte Biotope, FFH-Lebensraumtypen des Grünlandes sowiearten- und strukturreiches Dauergrünland.

Wandel der Artenvielfalt in SHFlächenverluste und Nutzungsintensivierung führ-ten in den letzten Jahrzehnten zu einem Wan-del der Artenvielfalt im schleswig-holsteinischenGrünland, der inzwischen auch ehemals häufigeArten wie Kuckucks-Lichtnelke oder Wiesen-schaumkraut betrifft. Während bis Ende der1990er-Jahre die Nutzungsintensivierung maß-geblich für den Rückgang des Wertgrünlandesverantwortlich war (v. a. Umwandlung in Silage-grünland), ist in den letzten zehn Jahren insbe-sondere auf mittleren ackerfähigen Standortender Umbruch mit nachfolgender Ackernutzungwichtigste Ursache für den Schwund des arten-und strukturreichen Dauergrünlandes. NebenWestniedersachsen und dem Süden Bayernssind in Schleswig-Holstein seit 1999 bundesweitdie größten Grünlandverluste zu verzeichnen.

Wertgrünland: 2014 begann Phase 1der landesweiten Biotopkartierung

✒ Dr. Silke Lütt

Margeriten Großer Klappertopf

1 FFH-Richtlinie: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume

sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen – „Fauna – Flora – Habitat-Richtlinie“.

Abbildung 42: Arten- und strukturreiches Dauergrünland(Biotoptyp GMm – artenreiches mesophiles Grünland) auf Sylt. (wenn nicht anders angegeben: alle Fotos in diesem Artikel von der Autorin)

Beispiele wertgebender Arten:

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Standardliste der BiotoptypenDie Standardliste stellt alle differenzierten Bio-toptypen in systematischer Reihenfolge zu-sammen und macht Angaben zu den wesentli-chen Merkmalen, dem Schutzstatus, derZuordnung zu FFH-LRT und zum Biotoptypen-code des Orientierungsrahmens. Sie kannzusammen mit der Kartieranleitung herunter-geladen werden unter http://bit.ly/1P7JgRa *

Drastische Abnahme des artenreichenGrünlandes in SHAuch die Ergebnisse des Berichtes aus dem Jahr2014 zum High Nature Value Farmland-Indikatorzeigen, dass Qualität und Quantität des arten-reichen Grünlandes in Schleswig-Holstein imVergleich zum Bundesdurchschnitt zuletzt beson-ders drastisch gesunken sind. Nach den Ergeb-nissen der Zweiterhebung, die im Jahr 2013abgeschlossen wurde, liegen die Flächenver-luste beim Grünland mit hohem Naturwert aufden statistisch repräsentativen Probeflächen imBundesdurchschnitt bei 7,1 % (Jahre 2009 bis2013), in Schleswig-Holstein aber bei 12,1 %(Jahre 2010 bis 2013). Insbesondere für die Wert-stufe I (äußerst hoher Naturwert, sehr artenreich)

ergab sich in Schleswig-Holstein in diesem Zeit-raum eine drastische Abnahme des Anteils desartenreichen Grünlandes um 66,7 %, aber auchin der Wertstufe III (mäßig hoher Naturwert,mäßig artenreich) eine sehr deutliche Abnahmeum 26,7 %.

Stichprobenartige landesweite Kartierungen desWertgrünlandes im Jahr 2012 bescheinigteneine geringe Gesamtfläche und insgesamt einegeringe Artenvielfalt der Vegetationstypen, wasauf den nassen Standorten insbesondere aufNutzungsaufgabe zurückzuführen ist. Das Wert-grünland ist in Schleswig-Holstein bislang nurzum Teil gesetzlich geschützt. Schutzdefizite be-stehen insbesondere beim artenreichen minera-lischen Dauergrünland und beim Feuchtgrün-land. Die nun zur Auswertung bereitstehendeKartierung schafft eine belastbare Grundlage fürzukünftige Planungen und Schutzüberlegungen.

High Nature Value (HNV-) Farmland Indikator Indikator für Landwirtschaftsflächen mit hohemNaturwert in Deutschland. Beispiele sind arten-reiches Magergrünland, extensiv bewirtschaf-tete Äcker oder Weinberge sowie Brachen.

Wiesen-Schaumkraut

Abbildung 43: Artenreiches Feuchtgrünland (Biotoptyp GFr), Bestandteil des schützenswerten arten- und strukturreichenDauergrünlandes, am Hessenstein (Foto: B. Lezius)

Beispiele wertgebender Arten:

Kuckucks-Lichtnelke

Rotklee – zudem Rundblättrige Glockenblume und Johanniskraut (gelb),

(Foto: C. Düwel)

* www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/B/biotope/Downloads/kartierschluessel.pdf?__blob=publicationFile&v=2

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In der täglichen Facharbeit im Bereich Naturschutzhaben sich in den vergangenen Jahrzehntenunzählige Informationen angesammelt. Darunterfinden sich beispielsweise Daten über das Vor-kommen von Arten, den Zustand und die Schutz-bedürftigkeit von Lebensräumen, die Entwick-lung und den Gefährdungsgrad einzelner Spe-zies oder die Zusammenhänge zwischen all dem.

Während es sich früher um vorwiegend analogeUnterlagen (Bücher, Aufsätze, Fotos oder hand-gezeichnete Karten) handelte, stehen heute diedigitalen Daten im Fokus. Datenbanken, digitale

Tabellen, Texte und Fotos bestimmen den Ar-beitsalltag und mittlerweile sind auch Informati-onen aus Geografischen Informationssystemen(GIS) nicht mehr wegzudenken. Das sehr spezi-elle Aufgabenfeld GIS wird schwerpunktmäßiginnerhalb der Abteilung Naturschutz im BereichLandschaftsinformation bearbeitet. Im Folgendenmöchte ich Ihnen einen kleinen Einblick darübergeben, welche Fragestellungen hier behandeltwerden.

Geografische Informationssysteme: Was ist denn das? Geografische Informationssysteme werden zurErfassung, Bearbeitung, Organisation, Analyseund Präsentation von digitalen Daten genutzt,die einen räumlichen Bezug haben (sogenannteGeodaten). Damit erweitern Geografische Infor-mationssysteme die Nutzungsfähigkeit klassi-scher Landkarten.

Eine wesentliche Arbeitsgrundlage im Umgangmit GIS stellen die Geobasisdaten (siehe Abbil-dung 44) dar. Dazu gehören zum Beispiel ver-schiedene digitale Kartenwerke und Katasterda-ten der Landesvermessung, die einen bestimm-ten Raumbezug herstellen.

„Ich seh‘ etwas, das Du nicht siehst“ – dieWelt hinter den Linien, Punkten und Flächen

✒ Kathleen Langner

Abbildung 44:Ausschnitt aus derDeutschen Grund-karte 1:25.000 als Beispiel fürGeobasisdaten.

Abbildung 45:Fachinformationenbeschreiben Objektein der Landschaft,hier z. B. ein Knick.(Foto: H.-J. Augst)

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Von diesen Geobasisdaten ausgehend werdenraumbezogene Geofachdaten erstellt, alsoGeodaten, die bezogen auf einen bestimmtenRaum fachliche Informationen darstellen. DieseInformationen lassen sich durch verschiedenegeometrische Formen (Geometrien) abbilden.So wird beispielsweise für die Darstellung einerbestimmten Art in der Regel ein Punktsymbol ge-wählt, während ein Lebensraum als Fläche dar-gestellt wird. Linien symbolisieren häufig linien-hafte Elemente (z. B. Knicks oder Alleen) odervirtuelle Achsen (z. B. Verbindungen zwischenLebensräumen).

An die erzeugten Geometrien können innerhalbdes GIS auch noch weitergehende sachlicheInformationen angefügt werden (z. B. die Zuord-nung einer Vogelart zu einem Punkt, siehe Abbil-dungen 46 und 47). Somit liegen räumliche Infor-mationen ganz nah bei inhaltlichen Aussagen.

Diese Informationen können relativ einfach aus-gewertet werden. So ließen sich etwa alle Punk-te, die zu einer bestimmten Vogelart gehören,auswählen und entsprechend in der Karte an-zeigen, wie das nachfolgende Beispiel (Abbil-dung 48) zeigt.

Abbildung 46: Sachinformationen in einer GIS-Kartevor dem Hintergrund von Geobasisdaten.

Abbildung 47: Informationen (sogenannte Attribute)zu einem Punkt (einem Ort) in der Karte.

Abbildung 48: Auswertung einerSachinformation („Vorkommen desWeißstorches“) aus dem Datenbe-stand der Brutvogelverbreitung.

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Neben der Auswertung innerhalb einer Daten-kategorie werden sehr oft die Beziehungen zwi-schen unterschiedlichen Daten betrachtet. EineFragestellung könnte zum Beispiel lauten:Welche Brutvögel kommen im Naturschutzge-biet „Vogelfreistätte Lebrader Teich“ vor? DasErgebnis kann in Form einer Tabelle oder einerKarte (siehe Abbildung 49) dargestellt werden.

Metadaten: Daten über die DatenEin weiterer wesentlicher Bestandteil von Geo-daten sind die dazugehörigen Metadaten – die„Daten über die Daten“. Sie enthalten alle wich-tigen Informationen, die für eine (Weiter-)Nutzungvon Geodaten notwendig sind: wann wurdendie Daten von wem und wie erzeugt, in welchemKoordinatensystem sind sie verortet, aber auch:welchen fachlichen Hintergrund haben sie?

• Sturmmöwe(Foto: H.-J. Augst)

• Rohrweihe(Foto: R. Stecher)

• Tüpfelsumpfhuhn(Foto: M. Szczepanek,

Wikipedia)

• Rohrdommel(Foto: K. Plaumann)

• Kranich(Foto: J. Arp)

• Eisvogel(Foto: H. Boedler)

Abbildung 49: Auswertung des Vorkommensbestimmter Brutvögel im Naturschutzgebiet„Vogelfreistätte Lebrader Teich“.

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Diese Informationen spielen insbesondere danneine große Rolle, wenn die Daten weitergenutztbzw. in Bezug zu anderen Informationen gesetztwerden sollen. Auf die Pflege dieser Daten wirddaher ein besonderes Augenmerk gelegt.

Erstellung von Karten:das geht analog und digital!Der Arbeitsbereich Landschaftsinformation be-fasst sich schwerpunktmäßig mit der Erstellungvon Karten in digitaler und analoger Form. Hier-bei spielen insbesondere Abgrenzungs- undÜbersichtskarten zu Naturschutzgebieten (sieheAbbildung 50), die wesentlicher Bestandteil derSchutzgebietsverordnung sind, eine große Rolle.

Daneben werden außerdem in großem UmfangKarten für die Managementplanung für Natura-2000-Gebiete1 (siehe Abbildung 51) erstellt.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Arbeits-bereich Landschaftsinformation verstehen sichin erster Linie als Dienstleister für die AbteilungNaturschutz. In diesem Sinne gehört es auch zuihren Aufgaben, die Geofachdaten der Abtei-lung in einem einheitlichen landesweiten Land-schaftsinformationssystem (LANIS-SH) vorzuhal-ten und zu pflegen.

Geofachdaten sind gefragt!Viele der vorhandenen Geofachdaten werdenjedoch nicht nur behördenintern, sondern auchaußerhalb der Verwaltung genutzt. Fast täglichgibt es entsprechende Datenanfragen.

Bei den bei uns Anfragenden handelt es sichüberwiegend um Planungsbüros. Daneben gibtes gelegentlich Studierende, die beispielsweisefür eine Bachelor- oder Masterarbeit Daten benö-tigen. In ganz wenigen Fällen werden auch vonPrivatpersonen Daten bei uns angefragt. Nebender direkten Datenherausgabe werden einigeunserer Daten auch im Agrar- und Umweltatlas(www.umweltatlas.schleswig-holstein.de) darge-stellt. Zukünftig soll die Datenbereitstellung fürNaturschutzfachinformationen im Internet ver-stärkt ausgebaut werden. Grundsätzlich werdenalle Naturschutzfachdaten kostenfrei abgegeben.

1 Schutzgebiete nach der FFH-Richtlinie, siehe Seite 56

Abbildung 51: Managementplan für ein Natura-2000-Gebiet.

Abbildung 50: Abgrenzungskarte eines Naturschutz-gebietes als Anlage zur Landesverordnung.

Übersicht über die jährlichen Datenanfragen

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Stürmische Zeiten – die Untere Forstbehörde muss auch mitOrkanen umgehen können

✒ Kornelius Kremkau

✒ Celina Lange

Die Orkane „Christian“ und „Xaver“ haben En-de 2013 vor allem im nördlichen Landesteilsichtbare Folgen hinterlassen, deren Bewälti-gung in den Folgejahren eine wesentlicheAufgabe der Unteren Forstbehörde ausmachte.

Die Bilanz der beiden Stürme: Eine Vielzahl anWindwurfflächen, rund 650.000 Festmeter Schad-holz – und damit mehr als der gesamte Jahres-einschlag in Schleswig-Holstein, ca. 2.200 Hek-tar Wald durch teils flächige Windwürfe undWindbruch stark geschädigt. Einige Waldflächenkonnten in ihrer Gesamtheit dem Wind nichtstandhalten, sodass auf den Flächen vor allemdurch Orkan „Christian“ kahlschlagähnliche Ver-hältnisse verursacht wurden. Planmäßige Kahl-schläge von Waldbesitzern werden wegen ihrernegativen waldökologischen Folgewirkungenim Regelfall nur unter strengen Voraussetzungendurch die Untere Forstbehörde genehmigt.Gemäß Landeswaldgesetz1 hat die waldbesitzen-de Person Waldkahlflächen unabhängig von derUrsache ihrer Entstehung, zum Beispiel Wind-wurf, in angemessener Frist mit Waldbäumenwiederaufzuforsten.

Die Arbeitsschritte nach den StürmenBevor an eine Wiederaufforstung zu denken war,mussten die vom Sturm betroffenen Flächenzunächst durch die Eigentümer aufgearbeitet

werden. Private, kommunale und staatlicheWaldbesitzer hatten zunächst einmal die Wegefrei zu räumen, um die Verkehrssicherung zugewährleisten. Sowohl für Waldspaziergänger,als auch für die Arbeiter, musste eine gefahren-freie Zuwegung zu den Schadflächen geschaffenwerden. Die Bereitstellung der großen Maschi-nen und der zahlreichen Arbeitskräfte sowie derAbtransport der Unmengen an Schadholz er-forderten eine gute Organisation. Durch denEinsatz zahlreicher Holzvollernter (sogenannter„Harvester“) war es möglich, bis zum Sommer2014 den Großteil des Windwurfholzes bestands-schonend und ökologisch verträglich aufzuar-beiten. Insbesondere die Förster der Landwirt-schaftskammer wurden bei der Organisation derWiederaufarbeitung durch die Forstbehördeunterstützt.

Welche Regionen waren besonders betroffen?Hauptsächlich betroffen waren bzw. sind nachwie vor die Kreise nördlich des Nord-Ostsee-Kanals mit Schwerpunkt im Kreis Nordfriesland.Ca. 800 Flächen im Kreisgebiet gilt es in dennächsten Jahren wiederaufzuforsten. Fast aus-schließlich Bestände aus Nadelholz waren be-troffen (siehe Abbildung 52), denn sie sind inden häufigsten Fällen sogenannte Flachwurzler,was die Anfälligkeit des Baumes bei Sturm insbe-sondere auf ungeeigneten Standorten steigert.

1 § 8 Abs. 1

Abbildung 52:Windwurfflächenund stark geschä-digte Standortevon Nadelhölzern.(alle Fotos: D. Steenbuck)

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Auswirkungen der Orkane – Herausforderungen,Maßnahmen und ChancenDie Orkane haben durch die Zerstörung derWaldflächen gesamte Lebensräume zahlreicherArten und Pflanzen vernichtet, teilweise mussder Wald mit seinen Erholungs-, Schutz- oderNutzfunktionen vollständig neu angelegt werden.In den nächsten Jahren wird es die Aufgabeder Unteren Forstbehörde sein, die Wiederauf-forstung der betroffenen Flächen zu organisie-ren und sicherzustellen.

Nach dem Landeswaldgesetz müssen Sturm-wurfflächen wie auch andere Waldkahlflächen inder Regel in angemessener Frist wiederaufge-forstet oder durch natürliche Wiederbewaldung

wieder verjüngt werden. Problematisch bei derVielzahl an Aufforstungsflächen ist jedoch unteranderem der Mangel an geeignetem Saatgutin den Baumschulen aufgrund der hohen Nach-frage. Die Wiederaufforstung von Sturmwurf-flächen kann nach den geltenden Richtlinien zurFörderung forstwirtschaftlicher Maßnahmen mitbis zu 85 Prozent der Nettokosten finanziellgefördert werden. Allerdings konnten die För-dermittel im Jahr 2014 wegen administrativerVerzögerungen auf der Ebene des Bundes undder EU, die die Maßnahmen kofinanzieren, teil-weise erst verspätet ausgezahlt werden.

Eine besondere Herausforderung bei der Wie-deraufforstung der kahlen Flächen ist die Aus-breitung der Spätblühenden Traubenkirsche(Prunus serotina) auf vielen Windwurfflächen.Hierbei handelt es sich um eine invasive Art, dieheimische Baumarten verdrängen kann und inhäufigen Fällen den Aufwuchs von jungen Pflan-zen verdrängt. Die schnellwachsende Trauben-kirsche nimmt den Sämlingen das notwendigeLicht. Seit Jahren wird diese Problematik er-

forscht, doch bis dato gibt es noch keine optimaleLösung, um den Aufwuchs der SpätblühendenTraubenkirsche zu minimieren oder gar in Gän-ze einzudämmen. Versuche wie die Beweidungeiniger Flächen mit Vieh, das Ausreißen derStubben, die Abdeckung der Pflanzen mit Folieoder der Wasseranstau blieben bei mäßigemErfolg oder bedeuten zu großen oder gar un-möglichen Aufwand für teils zu weitläufige,bereits mit der Spätblühenden Traubenkirscheüberdeckte Flächen. Folglich sollte die Wieder-aufforstung dieser Flächen möglichst zeitnahund unter Verwendung geeigneten, ausreichendgroßen Pflanzgutes erfolgen, um die Spätblü-hende Traubenkirsche möglichst frühzeitig ein-zudämmen bzw. „auszudunkeln“.

Ebenso wird in den nächsten Jahren mit erheb-lichen Randschäden durch Sonnenbrand undFolgewürfen zu rechnen sein, da viele Beständevom Sturm angerissen sind. Auch die Waldwegesind teils wiederherzustellen, da sie vor allemnach den Aufräumarbeiten nach den StürmenSchäden erlitten haben.

Die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten(SHLF) setzen darauf, dass sich die intensiveVoranbautätigkeit der letzten Jahre zu mehrMischwald auszahlt und sich die geschädigtenBestände mit vorhandenem Nachwuchs ausBuche und anderen Mischbaumarten stabilisie-ren können. So werden beide Orkane auch alsChance gesehen, um den Umbau der Wälderzu ökologisch wertvollen Mischbeständen zuschaffen, die den zukünftigen Naturgewaltenbesser standhalten können.

Abbildung 53:Ausbreitung derSpätblühendenTraubenkirsche innaturnahenWaldbeständenund auf ehemali-gen Heideflächen.

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Wie viele Wölfe gibt es in Schleswig-Holstein?

Bislang wurden keine residenten (sesshaften)Wölfe in SH nachgewiesen. Allerdings gibt esseit 2007 verschiedene Einzelnachweise vonWölfen in SH. Schleswig-Holstein ist durchausWolfs-Erwartungsland, und es ist möglich, dassWölfe in Zukunft auch in Schleswig-Holsteinleben werden.

Wo leben die Wölfe in Deutschland?

In Deutschland besiedeln Wölfe gerne Truppen-übungsplätze, leben aber auch in waldreichenGebieten. Wölfe sind sehr anpassungsfähig. Diewichtigsten Kriterien für ihre Ansiedlung sindausreichend Nahrungsangebot und Deckung,um ihre Welpen groß zu ziehen.

Bist Du schon mal einem Wolf begegnet?

Ja. Diese Begegnungen sind äußerst selten undmeist von kurzer Dauer – aber immer sehr be-sonders.

Wie wichtig ist aus Deiner Sicht die Frage derAkzeptanz?

Es ist sehr wichtig, Akzeptanz in der Bevölkerungfür diesen großen Beutegreifer zu schaffen unddie Bevölkerung über die Lebensweise der Wölfesachlich zu informieren. Die einzelnen Bundesländer müssen ein gutfunktionierendes Wolfsmanagement aufbauen,um die nötigen Strukturen für ein konfliktarmesMiteinander zu schaffen.

Fragen an Yvette Krummheuer – neue Mitarbeiterin im BereichWolfsmanagement im LLUR

Die Fragen stellte Teresa Inclan – Praktikantin in der Öffentlichkeitsarbeit

YvetteKrummheuer(Foto: J. Arnold)

Interview Wolfsrudel

Teresa Inclan

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Hierbei ist die Zusammenarbeit mit den wichti-gen Interessengruppen – wie beispielsweise Nutz-tierhalter und Jäger – von großer Bedeutung.Der Schutzstatus dieser Tiere kann noch so hochsein, ohne die Akzeptanz der Menschen habenWölfe bei uns kaum eine Überlebenschance.

Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung, wiereagieren die Menschen auf ihren neuen, alten„Nachbarn“, den Wolf?

Es gibt unterschiedliche Ansichten zum Wolf.Die „normale“ Bevölkerung sieht weniger einProblem mit diesem neuen Nachbarn. Allerdingsgibt es auch hier Sorgen, beispielsweise, ob esgefährlich ist, im Wald spazieren oder joggenzu gehen, wenn es dort Wölfe gibt.

Die Nutztierhalter sind meist skeptisch, denn sie sehen Ihre Herden in Gefahr. Gerade dieseInteressengruppe benötigt Unterstützung, dennfür einen Schäfer bedeutet es einen zeitlichenund finanziellen Mehraufwand, seine Herden vorWolfsübergriffen zu schützen.

Auch viele Jäger sehen die Wiederbesiedlungdes Wolfes kritisch und sorgen sich um die Scha-lenwildbestände in ihren Revieren.

Ist das überhaupt ein „alter Nachbar“, warenWölfe vor ihrer Ausrottung in Deutschland nor-mal? Wann war das etwa?

Im 16. Jahrhundert gehörte der Wolf zum Be-standteil unserer heimischen Fauna. Im 18. Jahr-hundert erreichte der Ausrottungsfeldzug dannseinen Höhepunkt und die letzten reproduzie-renden Wolfsvorkommen in Deutschland wur-

den ausgerottet. Die Zuwanderung einzelnerWölfe aus Westpolen ist zwar nie völlig abgeris-sen, diese Tiere wurden jedoch meist geschos-sen oder fielen dem Verkehr zum Opfer. Erstdie Umsetzung des Wolfsschutzes in Polen undDeutschland hat wieder zu einer Bestandserho-lung in beiden Ländern geführt.

Warum haben so viele Menschen Angst vorWölfen?

Mit der Rückkehr des Wolfes entstehen für diemeisten Menschen viele Fragen. Geschichtenund Märchen haben dieses Wildtier zu etwasstilisiert, was wenig mit der Realität, dem WildtierWolf, zu tun hat. Das Wissen über diese Tierartist durch seine lange Abwesenheit in Vergessen-heit geraten. Die oftmals tief verankerten Ängstekönnen nur langsam durch eine sachliche Auf-klärungsarbeit abgebaut werden.

Die Schulung derWolfsbetreuer stellt einen Teil derArbeit von Yvetteim Bereich desWolfsmanagementsdar – hier zeigt sieangehenden Wolfs-betreuern inSachsen-Anhalt dengeschnürten Trabeines Wolfes. (Foto:W. Florstedt)

Wolfswelpe – alle Wolfsfotos zu diesem Interview stammen vomTruppenübungsplatzAltengrabow inSachsen-Anhalt. (alle Fotos: K. Puffer)

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Besonders betroffenin der Frage desHerdenschutzessind die Schafhalter-Innen – eine wolfs-sichere Zäunung istein gutes, aber nichtüberall umzusetzen-des Mittel. (Foto:H.-D. Schönau)

Wolfsfähe

Wölfe sind in erster Linie Wildtiere, die hier hei-misch sind. Genauso wie Fuchs, Hase oder Reh.Obwohl sie in der Regel dem Menschen eheraus dem Weg gehen, bedeutet dies nicht, dassein Wolf nie in freier Wildbahn gesehen werdenkann. Fast jeder kennt die Situation, währendeines Spazierganges auf ein Reh oder einenFuchs zu treffen. Manchmal kommt es sogar zueinem kurzen Blickkontakt, bevor sich das Tierzurückzieht. Genauso verhält es sich mit denWölfen. Wenn man großes Glück hat, darf maneinen solchen, meist sehr kurzen Moment erle-ben und sollte ihn genießen.

Wie sieht ein typischer Tagesablauf von Dir aus?

Einen typischen Tagesablauf gibt es nicht. Esgibt Tage, da bin ich ausschließlich am Schreib-tisch. Dann gibt es Tage, an denen ich zu denverschiedenen Fachbehörden oder Verbändenfahre und in Besprechungen bin. An anderenTagen bin ich unterwegs und berate Nutztier-halter vor Ort, wie sie ihre Herden am besten vorÜbergriffen durch den Wolf schützen können.Manchmal bin ich auch in Wolfsgebieten unter-wegs und suche Wolfshinweise, also Spurenoder Losung.

Ist die Arbeit zum Wolf auch Deine Passion?

Meine Passion gilt generell der Arbeit im Arten-schutz, denn ich halte dies in der heutigen Zeitfür sehr wichtig.

Nach meinem Studium habe ich einige Jahre imBereich Fischotter-, Biber- und Fledermaus-schutz gearbeitet. Dann kam ich über das Lan-desamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucher-schutz in Brandenburg zur Wolfsarbeit. Seitdemhabe ich in den vergangenen Jahren unter an-derem das Monitoring in Brandenburg undSachsen-Anhalt durchgeführt und war hier auchals „erfahrene Person“ tätig. Ein weiterer Arbeits-schwerpunkt lag im Bereich des Herdenschutzes.Und nun freue ich mich, diese Arbeit für Schles-wig-Holstein fortsetzen zu können.

Was wünscht Du Dir für den Wolf in Zukunft?

Die Menschen haben ganz unterschiedlicheBilder vom Wolf. Es gibt beispielsweise das Bilddes listigen, bösen und aggressiven Wolfesoder er wird mystifiziert, oftmals auch vernied-licht. Keines dieser Bilder wird den Wölfen ge-recht. Wölfe sind ganz normale Wildtiere wieFuchs, Reh oder Wildschwein und Teil unsererheimischen Fauna. Ich wünsche mir, dass sie inZukunft auch als solche angesehen werden.

Vielen Dank für Deine Antworten und vielErfolg bei der weiteren Arbeit hier, Yvette!

Der geschnürte Trab ist typisch für den Wolf (Foto: Y. Krummheuer)

Doppelpfotenabdruck in einer Rei-fenspur (Foto: B. Watermann)

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Haseldorf, den 4. Juli 2014

Heute ist Edelgard Heim die neue Leiterinder integrierten Station im Elbmarschenhaus

geworden. Die Biologin des LLUR wird außer-dem das Projekt Natura 2000 weiterführen undfür zwei bis drei Tage in der Woche in der Hasel-dorfer Station arbeiten. Ende 2015 wird sie dannvollständig im Elbmarschenhaus arbeiten.

Thomas Wälter, Leiter der Abteilung Naturschutzund Forst, hat Frau Heim den Schlüssel desHauses gegeben und viele Leute waren dabei,um an diesem Ereignis teilzunehmen. DieserMoment war nämlich wesentlich für das lokaleLeben, wie die Anwesenheit von vielen Journa-listen und Bürgermeistern zeigte. Diese Stationist der erste Ansprechpartner für Bürger und

Städte, die umweltfreundliche Initiativen entwi-ckeln wollen. Da negative Auswirkungen vonUmweltbelastungen auf die lokale Wirtschaftund Landschaft immer deutlicher werden, sindlokale Akteure daran interessiert, mit der Stationzusammen zu arbeiten.

Die Integrierte Station Unterelbe (ISU) in Hasel-dorf, auch „Elbmarschenhaus“ genannt, wurde2006 eröffnet. Der Geist des Hauses besteht inder Zusammenarbeit von Naturschutz, Tourismusund Landnutzung. Im Haus vertreten sind dasLand Schleswig-Holstein, der NABU Deutschland

Reportage

Die Biologin desLLUR, EdelgardHeim, ist die neueLeiterin der Inte-grierten Station imElbmarschenhaus

Maxime Nauche

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Edelgard Heim wird neue Leiterin des Elbmarschenhauses

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e. V., Tourismus-Vereine (Tourismus in Marschund Geest, Holstein Tourismus) sowie die örtli-che Jägerschaft.

Außerdem ist es für Herrn Wälter wichtig, gutenKontakt zu diesen Akteuren zu haben: „Auf dereinen Seite ist diese Station weit weg von Kiel,aber sie ist den Menschen nah. Wir wissen: wennes auf der menschlichen Seite gut funktioniert,sind die Themen leichter zu bewegen. Der Vorteildieser Station ist auch, dass sie einen integrativenGedanken entwickelt hat, um eng mit den Part-nern zu arbeiten. Das muss man weiter machen.“

Im Kopf von Herrn Wältersehen die Prioritäten schon gut definiert aus und um diese Ziele zu erreichen, hat

er offensichtlich die richtigePerson gefunden: „Man muss

schnell agieren können und neue Wege gehen.Es hat mir bei Edelgard immer schon gefallen,dass sie innovativ ist, immer wieder diese neuenWege sucht, aber dass sie auch die Traditionnicht aus den Augen verliert. Ich finde es gut,weil wir heute oft schwierige Situationen haben,die beides erfordern.“

Blick übersStationsgelände

Zu der Eröffnungs-feier kamen viele Gäste aus der Region

www.elbmarschenhaus.de

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Diesen Innovations- und Bürgernähebedarf hatFrau Heim gut verstanden und ihre Amtseinfüh-rung war für sie auch die Gelegenheit mancheIdeen vorzustellen: „Ich möchte erstens mehr In-formation an die Bevölkerung bringen, aber auchden Fokus nochmal auf die Region verstärken.Ab August möchte ich eine Pflanze der Regionpro Monat auf der Internetseite des Elbmarschen-hauses vorstellen. Das wird natürlich eine Pflanzesein, die zum Monat oder zur aktuellen Entwick-lung einen Bezug hat, aber nicht unbedingt einePflanze, die gefährdet ist. Im nächsten Jahr wol-len wir unsere Ausstellung überarbeiten. Da gibtes schon eine große Menge Ideen, so dass wirdiese Ausstellung ein bisschen modernisierenkönnen, und da werden Sie dann noch von mirhören.“ – Das hoffen wir!

Die Diplom-Biologin hat außerdem deutlich ge-macht, dass – auch wenn Naturschutz ihr Schwer-punkt ist – sie die Zusammenarbeit mit anderenBereichen, wie Landwirtschaft, Jagd oder Tou-rismus, fördern wird. „Alle müssen sich vertretenfühlen“, sagt sie.

Auf jeden Fall scheint sie in einer guten Situati-on zu sein, um ihre Wünsche zu verwirklichen:„Was mich hier besonders begeistert, ist, dassman sich gegenseitig hilft. Wenn jemand z. B.dienstlich ein Auto braucht und keines hat, wirdimmer eine Lösung gefunden. Dieser integrativeAnsatz ist fundamental und den haben wir.“

Das ist schon ein guter Punkt, zumal Frau Heimfreiwillig nach Haseldorf gekommen ist. Sie lebtseit elf Jahren im Kreis Pinneberg und hatteschon vor 21 Jahren eine neue Heimat in Itze-hoe gefunden, nachdem sie im Ruhrgebiet auf-gewachsen war. Nach zwölf Jahren Arbeit beimLLUR in Flintbek war es also eine Art logischeFolge, in das Elbmarschenhaus zu kommen:„Hier komme ich wieder nach Hause. Das ist eintotal schönes Gefühl, ich habe mein Auto miteinem Pinneberger Kennzeichen hier neben denanderen Pinneberger Autos geparkt!“, ruft FrauHeim freudig aus. Hoffentlich wird es sie unddie Haseldorfer Station zum Erfolg bringen!

Thomas Wälter,Leiter der Abtei-lung Naturschutzund Forst im prak-tischen Einsatz

Ländliche Idyllerund um dasElbmarschenhaus

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6 | Geologie und Boden

Warum Grünlanderhaltung so wichtig ist –bodenkundliche Grundlagen für die prak-tische Umsetzung eines neuen Gesetzes

✒ Bernd Burbaum

✒ Dr. Dirk-Christian Elsner

„Die Erfassung und Bewertung vonGeoressourcen und Georisiken sind derSchwerpunkt des Geologischen Dienstes.“Sabine Rosenbaum, Abteilungsleiterin

Der Anteil des Dauergrünlandes an der landwirt-schaftlich genutzten Fläche in Schleswig-Holsteindarf nicht weiter sinken. Das ist das Ziel des neu-en Dauergrünlanderhaltungsgesetzes (DGLG)1.Der Schutz des Grünlandes ist erforderlich, umwichtige Funktionen im Naturhaushalt aufrechtzu erhalten. Dazu zählen sowohl Funktionen ausdem Bereich des Naturschutzes als auch desGewässer-, Klima- und Bodenschutzes.

Für den Bodenschutz sind in diesem Zusam-menhang insbesondere der Schutz vor Erosionund der Schutz vor Mineralisation von Moor-böden von Bedeutung.

Das DGLG regelt daher, dass Dauergrünlandnicht in Acker umgewandelt werden darf. Aus-nahmen hiervon sind möglich, wenn an andererStelle in gleichem Umfang wieder Grünland an-gesät wird. An erosionsgefährdeten Hängen undauf Moor- und Anmoorböden sowie in weiterenGebietskulissen sind entsprechende Ausnahmenvom Umbruchverbot nicht zugelassen. Es istdaher die Aufgabe des Geologischen Dienstesgewesen, erstmalig für das Jahr 2014 Gebiets-kulissen mit Flächen hoher oder sehr hoherWassererosionsgefährdung sowie mit Moorbö-den und Anmoorböden bereitzustellen. Ent-sprechende Arbeiten wurden in der Abteilung6 Geologie und Boden des LLUR durchgeführt.

Umweltprobleme durch die Nutzung vonFlächen mit Moor- und AnmoorbödenDie Nutzung von Moor- und Anmoorböden alsAcker ist nicht standortgerecht und mit vielfälti-gen Umweltproblemen verbunden. Dazu gehö-ren ein erhöhter Abbau von Humus im Boden,eine erhöhte Freisetzung von klimaschädlichenGasen sowie die Belastung der Gewässer mitfreiwerdenden Nährstoffen.

Um diese schädlichen Umweltwirkungen zu mini-mieren, unterliegen entsprechende als Grünlandgenutzte Flächen dem Schutz des im Jahr 2013

1 Gesetz zur Erhaltung von Dauergrünland (Dauergrünlanderhaltungsgesetz – DGLG) vom 7. Oktober 2013;

GVOBl. 2013, 387; Gl.-Nr: B 7847-29

Abbildung 54:Moorgrünland beiWellspang/Angeln.(Foto: W. Kneib)

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in Kraft getretenen Gesetzes. Für den Vollzugdes Gesetzes wurde eine landesweite Gebiets-kulisse mit entsprechenden Böden erarbeitet.

Die Gebietskulisse weist Moorböden undAnmoorböden unabhängig von ihrer tatsächli-chen Nutzung für ganz Schleswig-Holstein aus.Die Anforderungen sind so definiert, dass derBoden in seinen obersten 40 cm eine mindestens 10 cm mächtige Schicht aufweisenmuss, die mindestens 15 % Humus enthält.

Eingangsdaten für die Erstellung der Kulissewaren unterschiedliche bodenkundliche Infor-mationsgrundlagen. Dabei wurde eine hierarchi-sche Zusammenführung der Datengrundlagenvorgenommen. Höchste Priorität haben dabeidie zu diesem Zweck hinsichtlich ihrer Moormä-chtigkeiten neu bewerteten Bodenschätzungs-daten, es folgen die Daten der ForstlichenStandortkartierung und schließlich die der geo-wissenschaftlichen Landesaufnahme. Die Neu-bewertung der Bodenschätzungsdaten wurdedurch eine Geländekampagne an 300 Stand-orten abgesichert (siehe Abbildung 55).

Auf diese Weise wurden zusammen rund 161.000ha Moorböden und Anmoorböden identifiziert.Die Kulisse wurde für zusammenhängendeFlächen mit einer Flächengröße von mindestens2 ha in den im Internet bereitgestellten Land-wirtschafts- und Umweltatlas unter dem Thema„Landwirtschaft“ eingestellt 2. Die Reduzierungauf Flächen ≥ 2 ha führt zu einer Gebietskulissevon ca. 152.000 ha. Ergänzend zeigt Abbildung56 eine generalisierte Darstellung der Verbrei-tung von Mooren und verwandten Böden inSchleswig-Holstein:

Abbildung 56:Moore und ver-wandte Böden inSchleswig-Holstein.

Abbildung 55:FlachgründigesMoor unter Grün-land bei Satrup. (Foto: W. Kneib)

2 www.umweltdaten.landsh.de/atlas/script/index.php 2. 11. 2015

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Dauergrünland als Schutz vor Bodenerosion durch WasserEin wichtiger Grund für den Erhalt von Dauer-grünland ist der Schutz vor Bodenerosion durchWasser (Abbildung 57). Eine Umwandlung vonDauergrünland zu Acker beraubt die Böden derschützenden Grasnarbe. Eine Bodenbedeckungist dann vor allem im Winterhalbjahr oft nur nochin geringem Maße vorhanden. So kann das Was-ser besonders an steilen Hängen und bei leichterodierbaren Bodenarten (besonders feinsand-und schluffreiche Bodenarten) den Bodenabtragen. Das Ergebnis kann an Oberhängender Verlust wertvollen humosen Oberbodens(Krume, Abbildung 58) und an Unterhängen dieÜberdeckung von gewachsenen Böden sein(Abbildung 59). Beides stellt zusammengenommen nicht nur einen Verlust an Boden-fruchtbarkeit dar, sondern diese Böden könnenFunktionen wie zum Beispiel als Lebensraum fürTiere oder Standort für Pflanzen zum Teil nurnoch eingeschränkt wahrnehmen.

Wie wird eine Erosionsgefahr festgestellt?Das DGLG verbietet den Umbruch von Dauer-grünland an erosionsgefährdeten Hängen. Derpotenzielle Bodenabtrag ist nach anerkanntenRegeln aus der Erodierbarkeit des Oberbodensund der Hangneigung ermittelt worden3 undzwar für alle etwa 1,7 Mio. Rasterzellen von 10 x10 m der Landfläche Schleswig-Holsteins.

Für die Entscheidung, ob Dauergrünland umge-brochen werden darf oder nicht, wird die mittlereErosionsgefährdung aller Raster innerhalb einerbetroffenen Fläche berechnet. Entscheidend sindalso nicht Teilbereiche von Flächen – die sehrunterschiedlich erosionsgefährdet sein können(Abbildung 60), sondern der Flächendurchschnitt.Ab 7,5 t potenziellen Bodenabtrages pro Hektarund Jahr besteht nach oben genannter DIN-Normeine hohe bis sehr hohe Erosionsgefährdungund die Fläche darf nicht umgebrochen werden.

Von der landwirtschaftlich genutzten Fläche ins-gesamt sind etwa 7,2 % als hoch oder sehr hocherosionsgefährdet eingestuft worden. Davonbetroffen sind stark hängige Flächen. Ihr Schwer-punkt liegt im Östlichen Hügelland. Etwa 1 %der Fläche ist als sehr hoch erosionsgefährdeteingestuft mit Schwerpunkt in den HüttenerBergen (Abbildung 61).

Längst nicht alle hoch erosionsgefährdetenFlächen werden als Dauergrünland genutztund genießen einen entsprechenden Erosi-onsschutz. Umso wichtiger ist der Erhalt desverbliebenen Dauergrünlandes.

Abbildung 57:Bodenerosion anHängen – hier eineErosionsrinne beiQuarnstedt. (alle Fotos auf dieser Seite: Dr. M. Filipinski)

Abbildung 58:Erodierte Ober-hänge, auf denendas Saatgut nichtaufgelaufen ist.

Abbildung 59: Überdeckter Boden am Unterhang.

3 (DIN-Norm 19708, 2005-02)

Die obereBodenschichtbis zum Strich ist aufgetrage-ner Boden(Überdeckung)

Ab hierbeginnt dergewachseneBoden.

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Abbildung 60:ErosionsgefährdeteFlächen im Detail.(Quelle: Fachdaten:LLUR, Kartengrund-lage: LVermGeo)

Abbildung 61:Bodenerosiondurch Wasser inSchleswig-Holstein.(Quelle: LLUR)

Erosions-gefährdung

keine

sehr gering

gering

mittel

hoch

sehr hoch

Erosions-gefährdung

keine

sehr gering

gering

mittel

hoch

sehr hoch

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Regenerative Energien haben einen hohenStellenwert in Schleswig-Holstein.

Windkraft, Solarenergie und Biomassenutzungmachen eine hundertprozentige Eigenversorgungmit elektrischer Energie erreichbar, zusätzlichstellen sie einen bedeutenden Wirtschaftsfaktordar. Auf dem Wärmemarkt, der für den Energie-verbrauch eine größere Rolle spielt als der Strom-markt, nimmt die Bedeutung der oberflächen-nahen Geothermie zu. Es handelt sich hierbei umdie Nutzung des Wärmereservoirs des oberflä-chennahen Untergrundes bis maximal 200 m Tie-fe mittels Erdwärmesonden und Wärmepumpen.

Das Projekt Sønderborg: Ein Beispiel fürWärmenutzung aus tieferem UntergrundZusätzlich steht uns aber auch das Wärmereser-voir des tieferen Untergrundes zur Verfügung.In 1.000 m Tiefe können wir Temperaturen umdie 40 °C erwarten, in 3.000 m Tiefe sind es be-reits 100 °C. Die Wärme kann genutzt werden,indem durch eine Bohrung heißes Tiefenwassergefördert und die Wärme über einen Wärme-tauscher in ein Nahwärmenetz eingespeist wird.Das abgekühlte Tiefenwasser muss über eine

weitere Bohrung wieder in den Nutzhorizontverpresst werden, da es hochgradig versalzenist (Abbildung 62). Ein derartiges Projekt ist imvergangenen Jahr in Sønderborg in Betrieb ge-gangen und trägt mit einer Leistung von ca. 12Megawatt zur lokalen Wärmeversorgung bei.

Die Geologie ist kompliziert – Einblicke in geowissenschaftliche VorerkundungenDie geothermische Nutzung des tieferen Unter-grundes erfordert eine intensive geowissen-schaftliche Vorerkundung der Lokation. Es musssichergestellt sein, dass im interessierendenTiefenbereich eine wasserführende Gesteinslagevon mindestens 15 m Mächtigkeit vorhanden ist.In Schleswig-Holstein kommen hierfür bestimmteSandsteine (Dogger, Rhät und Buntsandstein)infrage, die im Laufe der Erdgeschichte als Fluss-sediment aus den Hochlagen Skandinaviensabgelagert wurden und durch die fortlaufendeLandsenkung des Nordeuropäischen Beckensjetzt in mehreren tausend Metern Tiefe liegen.Es wurden aber auch andere Gesteine abgela-gert, so dass die Sandsteinlagen in eine Wech-sellagerung von Kreide, Salz und Tonstein ein-gebettet sind. Die Lagerungsverhältnisse desUntergrundes sind durch den Aufstieg von Salz-stöcken gestört, so dass die Verbreitung, Tiefen-lage und Mächtigkeit der geothermal nutzbarenSandsteinlagen starke lokale Unterschiede auf-weisen können (Abbildung 63).

Die teilweise komplizierte Untergrundstrukturführt zu Unsicherheiten über die geothermischeEignung einer Lokation und stellt ein ernsthaftesHindernis bei der Planung geothermischer An-lagen dar. Daher sollten Karten geschaffen wer-den, die bereits in einem ersten PlanungsschrittAussagen über die Machbarkeit geothermischerAnlagen liefern.

Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg:Deutsch-Dänische Kooperation Die Arbeiten hierzu wurden in Deutsch-DänischerKooperation im Rahmen des INTERREG 4A Pro-jektes GeoPower durchgeführt. Beteiligt sind

Erkundung des GeothermischenPotenzials im Norden – das INTERREG 4A Projekt GeoPower

✒ Dr. Reinhard Kirsch

✒ Sabine Rosenbaum

Abbildung 62:Schema der Nut-zung von Tiefen-geothermie. Daheißes Thermal-wasser als Wärme-träger genutztwird, bezeichnetman das Verfahrenals hydrothermaleGeothermie. (nachSTOBER et al. 2011)

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neben dem Geologischen Dienst SH im LLUR derGeologische Dienst für Dänemark und Grönland(GEUS) sowie die geowissenschaftlichen Instituteder Universitäten Kiel und Aarhus. Das Bearbei-tungsgebiet orientiert sich an der INTERREG 4AFörderregion und umfasst den südlichen Teil derRegion Syddanmark und den Landesteil Schles-wig, erweitert um einen Teil der K.E.R.N. Region(das Gebiet um die Städte Kiel, Eckernförde,Rendsburg und Neumünster). Diese Region istbis jetzt Ziel intensiver Untersuchungen der Koh-lenwasserstoff-Industrie zur Lokalisierung undFörderung von Erdölvorkommen. Daher konnteauf eine reiche Datenbasis an Bohrungen undErgebnissen seismischer Messungen zurückge-griffen werden. Zusätzlich wurden bereits vorlie-gende Kartenwerke wie der GeotektonischeAtlas von Nordwestdeutschland (BALDSCHUHN etal. 2001) und Dänische Verbreitungskarten geo-thermischer Nutzhorizonte in Jütland verwendet.

Zur Schließung von Datenlücken im Raum Flens-burg wurden auch eigene reflexionsseismischeMessungen gemeinsam mit dem Institut fürGeowissenschaften der Universität Kiel und demLeibniz-Institut für Angewandte Geophysik Han-nover durchgeführt.

Bei seismischen Messungen wird mit einerSprengung, einem Fallgewicht oder mit einemVibrator ein Druckimpuls (Schuss) erzeugt, dersich als Erschütterungswelle im Untergrundausbreitet. An Schichtgrenzen im Untergrundwird ein Teil der Wellenenergie reflektiert underreicht wieder die Erdoberfläche. Die Laufzeitdieser reflektierten Wellen wird an der Erdober-fläche mit Erschütterungsaufnehmern (Geo-phonen) registriert (Abbildung 65). Aus den Re-gistrierungen einer Vielzahl von Schüssen kannder Verlauf der Reflexionshorizonte im Unter-grund ermittelt werden (Abbildung 64 links).

Bei den Messungen im Raum Flensburg wurdensowohl Sprengungen (Abbildung 64) als auchein Vibrator als seismische Quelle eingesetzt.

Abbildung 63: Schematischer geologischer Schnitt durch eine Salzstruktur imRaum Garding/Eiderstedt, geothermische Reservoirgesteine sind mit dickerenblauen Pfeilen gekennzeichnet (BALDSCHUHN et al. 2001)

Abbildung 65:Schema einer seismi-schen Vermessung:die von der seismi-schen Quelle ange-regten Erschütterungs-wellen breiten sichim Untergrund aus,werden an Schicht-grenzen reflektiertund mit Geophonenan der Erdoberflächeregistriert. Aus denseismischen Messun-gen wird der Schich-tenverlauf im Unter-grund erkennbar(linker Bildteil).

Abbildung 64: Bohrarbeiten zur Erstellung von Schuss-löchern für die reflexionsseismische Vermessung. In10 m Tiefe wird anschließend 1 kg Sprengstoff zur An-regung seismischer Wellen gezündet. (Foto: C. Klein)

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Die Entwicklung eines 3D Untergrundmodellsder ProjektregionDie Bohrungen liefern den Schichtenaufbau desUntergrunds an der jeweiligen Bohrlokation, mitden Ergebnissen der seismischen Messungenkann der Schichtenaufbau unterhalb des Mess-profils erfasst werden. Bei der Planung einergeothermischen Wärmeversorgung brauchenwir aber den Schichtenaufbau an der gewünsch-ten Bohrlokation, für die normalerweise keine

Informationen aus Bohrungen oder Seismik vor-liegen. Um für jede Lokation des Projektgebie-tes den Schichtenaufbau ableiten zu können,wurde ein 3D Untergrundmodell erstellt.

Aus den vorliegenden Informationen aus Boh-rungen und seismischen Messungen über dieTiefenlage der Untergrundschichten wird miteiner speziellen Software ein 3D Abbild dieserSchichtenfolge erzeugt. Abgebildet wird in demModell die Tiefenlage von 11 Schichtgrenzen,beginnend mit der Grenze Tertiär – Kreide bishinab zur Basis des Zechsteins. Mit dabei sindauch die drei wichtigsten geothermischen Re-servoirsandsteinkomplexe Dogger, Rhät undBuntsandstein. Aus diesen Schichtgrenzen wurdeein digitales geologisches Modell der Regionkonstruiert. In diesem 3D Modell sind der Tiefen-verlauf und die Mächtigkeit der geothermischenReservoirhorizonte abgebildet, daher stellt dasModell (Abbildung 66) eine wichtige Datenbasiszur Beratung bei der Planung geothermischerProjekte dar.

Aus dem Modell lassen sich thematische Kartenüber die Verbreitung, Mächtigkeit und Tiefen-lage der drei geothermischen Reservoirkom-plexe ableiten. Abbildung 67 zeigt exemplarischdie Tiefenlage des geothermischen Reservoir-komplexes Buntsandstein. In den Bereichen, indenen der Buntsandstein nicht verbreitet ist,wurde er durch den Aufstieg von Salzstöckenverdrängt oder an die damalige Erdoberflächeaufgeschoben und erodiert.

Innerhalb der Reservoirkomplexe ergibt sich eineWechsellagerung von Sandstein mit Tonsteinen.Es ist also nicht die gesamte Mächtigkeit des

Abbildung 66:Visualisierung desgeologischen Modells der Projekt-region. Aus demModell lässt sich der Schichtenverlaufentlang beliebigerProfilschnitte erstellen.

Abbildung 67:Tiefenlage desgeothermischenReservoirkom-plexes MittlererBuntsandstein.

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Reservoirkomplexes nutzbar. Diese Feinschich-tung ist aus den verwendeten seismischen Pro-filen nicht ableitbar. Daher wurde für eine Fein-auswertung auf die Ergebnisse der Bohrungenzurückgegriffen, insbesondere auf die geophy-sikalische Bohrlochvermessung. Es zeigte sichdabei, dass an nahezu allen Bohrlokationeninnerhalb der Reservoirkomplexe ausreichendmächtige Sandsteinlagen vorhanden sind.

FazitZur Ermittlung des geothermischen Potenzialsim nördlichen Schleswig-Holstein wurden Vor-kommen, Tiefenlage und Mächtigkeit geother-mischer Reservoirkomplexe aus vorhandenenUntergrundinformationen (Bohrungen und re-flexionsseismische Messungen) abgeleitet undin einem geologischen 3D Modell zusammen-gefasst. Die geologischen Voraussetzungen zurNutzung geothermischer Energie sind in weitenTeilen des Untersuchungsgebietes gegeben.

Das geologische Modell und die da-raus abgeleiteten Karten über diegeothermischen Reservoirkomplexestehen für die Vorplanung geother-mischer Einrichtungen zur Verfü-gung. Weitere Informationen gibtunsere Broschüre „Erdwärme fürdie Region Südjütland – Schleswig“(LLUR 2015).

An dem Projekt waren eine Vielzahl von Kolle-ginnen und Kollegen aus Kopenhagen, Aarhus,Kiel, Hannover und Flintbek beteiligt. Im LLURerfolgten die Projektarbeiten durch Fabian Heseund Petra Offermann. Zusätzlich wurden vonClaudia Thomsen die Salzstrukturen der Projekt-region auf ihre Eignung zur Speicherung über-schüssiger regenerativer Energie in Form vonDruckluft und Wasserstoff untersucht. Das Pro-jekt wurde von der Europäischen Gemeinschaftkofinanziert.

Was ist Boden?Bodenerlebnispfade infor-mieren über die Entstehung,Bedeutung und Gefährdung

des Bodens. Wissenswerteswird hier nicht allein über Schau-

tafeln vermittelt, sondern vielmehr über Boden-profile, sowie über „Mit-mach"– und Experimen-tier-Stationen, bei denen Boden erlebbar und„begreifbar“ wird.

Die vier Flyer zu den Bodenerlebnispfaden aufHof Siek, in Trappenkamp, auf Hof Kubitzbergund im Tiergarten Schleswig geben einen Über-blick über das komplexe System Boden und ver-mitteln Einblicke in die Standortverhältnisse.

Sie erhalten die Flyer unter Tel. 0 43 47/704-230,über Email [email protected] in unserem Bestellsystem unter „Service“auf www.llur.schleswig-holstein.de – hier imBereich der Abteilung Geologie und Boden.

Bodenerlebnispfade in Schleswig-Holstein –Neuauflage der Faltblattreihe

Literatur:BALDSCHUHN R., FRISCH U., KOCKEL F. (2001): Geotektonischer Atlas von Nordwest-Deutschland und dem deutschenNordsee-Sektor. – Geol. Jb., A 153, Hannover (BGR)

LLUR (2015): GeoPower: Varme fra undergrunden til Sønderjylland – Schleswig / Erdwärme für die RegionSüdjütland – Schleswig. – ISBN 978-3-937937-80-9, Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räumedes Landes Schleswig-Holstein, Flintbek; http://bit.ly/1kmm5Hd *

STOBER I., FRITZER T., OBST K., SCHULZ R. (2011): Nutzungsmöglichkeiten der Tiefengeothermie in Deutschland. –Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Berlin

* www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/geologie/geopower_2015.pdf

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Die Abteilung 6 des LLUR ist für Geologieund Boden zuständig und behandelt sehr

breite Bereiche wie Hydrogeologie, Energieroh-stoffe oder Altlasten. In diesem Rahmen werdenBöden erfasst und analysiert, um ihre Zusammen-setzung kennen zu lernen. Diese Kenntnisse überBöden sind wichtig, um eventuellen Belastungenmit Schadstoffen auf die Spur zu kommen, dievon der Industrie oder dem Autoverkehr abge-geben werden und später z. B. in die Nahrungs-

kette gelangen können. Außerdem ist es immerwichtig, Böden und den Untergrund zu kennen,wenn man mögliche Nutzungen oder Gefährdun-gen einschätzen möchte. Diese Tätigkeit heißt„Kartierung“ und ist das, was ein Team des LLURheute in der Nähe von Nieby ganz im NordenSchleswig-Holsteins gemacht hat.

Das LLUR muss sehr präzise wissen, wo die Pro-ben entnommen wurden; deswegen ist es wich-tig, die Punkte mit dem GPS-Gerät richtig einzu-messen. Und diese Punkte sind manchmal ansehr abgeschiedenen Orten …

Hier in Nieby stößt man beim Graben schnellauf Wasser. Wenn das Wasser zu nah der Ober-fläche ist, kann nur ein Teil des Bodens vollstän-dig beprobt werden. Hier konnte man es abernoch alles beproben. Der „Pürckhauer“ – genannt nach seinem Erfin-der – ist hier ein entscheidendes Werkzeug.

Navigieren, Graben, Messen, Riechen –Bodenkartierung ist alles andere als pure Schreibtischarbeit!

Der „Pürckhauer“auch Erdbohrstock,Bodenprobenneh-mer oder Boden-hauer genannt, istein patentierterHohlmeißelbohrer,mit dem man Boden-proben auf einerEinschlaglänge von1 bis 1,5 m Längeentnehmen kann.

Aus dem Stahlrohr,das seitlich zueinem Drittel offenist, können dieBodenproben ent-nommen werden.

Reportage

Maxime Nauche

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Schicht für Schichtträgt hier LLUR-MitarbeiterThomas Schröderden Boden inner-halb einer 1 m x 1 mgroßen Fläche 1 mtief ab.

Nachdem der richtige Punkt gefunden wurde,kann die Grabung beginnen. Ein Meter mal einMeter mal ein Meter, so ist es festgelegt.

Hier sind auch Meeresablagerungen zu finden.

Vor Jahrhunderten reichte das Wasser der Ost-see bis hierher. Im Laufe der Zeit hat die Ostseeso viel Sand gebracht, dass dieses Gebiet vomMeer abgeschnürt wurde. Das Wasser ist vonder Bodenoberfläche verschwunden und derOrt ist zum Mosaik aus Sand und Moor gewor-den. Seitdem hat sich eine Lebensgemeinschaftentwickelt und auch wenn der Boden eigentlicheinfach nur sandig ist, ist es faszinierend, ihn auskurzer Distanz zu beobachten.

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Wichtig ist es, je einen Haufen pro ausgegrabe-ner Bodenschicht zu machen, um das Lochnachher eine Schicht nach der anderen wiederfüllen zu können. Dadurch wird der Eingriff inden Bodenaufbau so gering wie möglich gehal-ten. Und es ist auch wichtig, sich bei einer soanstrengenden Arbeit abzuwechseln.

Wenn das Loch fertig ist, kann man mit diesemspeziellen Werkzeug – dem Pürckhauer – dietieferen Schichten untersuchen. Man kann z. B.herausfinden, in welcher Tiefe man Wasser fin-den kann oder einfach wie der Zustand dieserSchichten ist. Hier ist jetzt Hans-Peter Henning-sen dran, den Pürckhauer bis in 2 Meter Boden-tiefe hineinzuschlagen …

Marek Filipinski, Bodenkundler im LLUR, ist inseinem Element. Es ist, als ob er etwas im Sandlesen könnte. Er misst, berührt, riecht und machtFotos. Auch wenn wir nur Sand sehen können,sieht Herr Filipinski viel mehr. Alles wird notiert,um es z. B. in Datenbanken einzutragen oderweitere Analysen durchzuführen.

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Danach können endlich Proben genommen wer-den. Für die sogenannten „ungestörten Proben“werden Metallzylinder in den Boden hineinge-schlagen und anschließend vorsichtig herausge-holt. Die gefüllten Zylinder werden auf beidenSeiten mit einem Deckel verschlossen und zumLandeslabor gebracht. Auch die sogenannten„gestörten Proben“, die mit dem Spachtel ent-nommen wurden, kommen ins Landeslabor.

Verschiedene Bodenproben wer-den mit Hilfe vonMetallzylindern entnommen, die in den Boden ge-schlagen werden.

Nachdem die Analysen fertig sind, werden dieProben im LLUR gelagert und stellen eine echte„Bodenbibliothek“ dar.

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7 | Technischer Umweltschutz

Windenergie: Der entscheidendeBeitrag zur Energiewende

„Wir schaffen die Grundlagen für umweltverträgliche, zukunftssichere Investitionen“Dr. Gustav Brinkkötter, Abteilungsleiter

✒ Hans-WernerCarstensen undJoachim Wessel,RegionaldezernatNord (Flensburg)

EinführungBereits 2012 hatte Schleswig-Holstein einen rech-nerischen Anteil der erneuerbaren Energien amBruttostromverbrauch von 70 %. Der Anteil istdamit fast dreimal so hoch wie im bundesweitenDurchschnitt. Umweltminister Dr. Robert Habeckgeht davon aus, dass in diesem Jahr der Stromaus Erneuerbaren Energien den Bruttostromver-brauch Schleswig-Holsteins rechnerisch voraus-sichtlich zu mehr als 100 % decken wird. Und erwird weiter steigen – eine beachtliche Leistung!

Die Zahl der Windkraftanlagen im Lande steigtrapide, die Energiewende verändert nicht nurdie Struktur der Stromversorgung, sondern auchdas Landschaftsbild. Das Ziel der Landesregie-

rung ist der Ausbau der erneuerbaren Energien.Hierbei steht der Bereich Windkraft im besonde-ren Fokus und hat einen entscheidenden Anteilan der Energiewende. Die derzeitig installierteAnlagenleistung beträgt rund 6,2 GW.

In diesem Beitrag soll ein kurzer Überblick überdas Genehmigungsverfahren, über den Standdes Ausbaus und ein kurzer Ausblick gegebenwerden. Auch die immer wieder von betroffenenNachbarn angesprochenen Problembereichesollen nicht unerwähnt bleiben.

Windkraftanlagen in Schleswig-HolsteinIn Schleswig-Holstein sind (Stand Ende Oktober2015) rund 3.000 genehmigungsbedürftigeWindkraftanlagen in Betrieb oder vor der Inbe-triebnahme. Schwerpunkte liegen in den KreisenDithmarschen (854 Anlagen), Nordfriesland(814 Anlagen), Schleswig-Flensburg (430 Anla-gen) und Ostholstein (305 Anlagen).

Im Jahr 2014 wurden landesweit 304 Anträgenach dem BImSchG für die Errichtung und denBetrieb von neuen Anlagen gestellt – bis EndeOktober 2015 waren es 180. Das Investitions-volumen betrug hierbei im Jahr 2014 1,2 Mrd. €.Im Jahr 2013 wurden über 600 Anträge gestellt,in den Vorjahren waren es durchschnittlich rund150 Neuanträge pro Jahr. 2013 wurden 299Genehmigungen erteilt, im Jahre 2014 warenes 421. Ein erheblicher Anteil von Verfahren istnoch offen, gegen Jahresende 2014 waren es425 Verfahren, die noch nicht beschieden waren.

Abbildung 68: Fundament einerWindkraftanlage(alle Fotos in die-sem Artikel: LLUR)

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In der nachfolgenden Grafik (Abbildung 70) sinddie Fallzahlen für die Jahre 2009 bis Oktober2015 dargestellt. Deutlich wird der Anstieg zumJahreswechsel 2012/2013. Der Antragsboom inden letzten Jahren ist die Folge der Teilfortschrei-bungen der Regionalpläne zur Ausweisung vonEignungsgebieten für die Windenergienutzungin Schleswig-Holstein. Die Größe der Windeig-nungsflächen betrug nach der Teilfortschreibungder Regionalpläne 26.891 ha (zuvor 13.669 ha),dies entspricht fast einer Verdoppelung derFläche (+ 96,7 %).

Ein weiteres Feld stellt das Repowering dar.Hierbei werden ältere Anlagen gegen leistungs-fähigere Anlagen ersetzt. Zu unterscheiden isthierbei zwischen dem Repowering innerhalbund außerhalb von Windeignungsflächen. Beimletztgenannten wurden aufgrund von damaligenlandesspezifischen Regelungen Altanlagen ge-gen neue Anlagen im Verhältnis von mindestenszwei zu eins ersetzt.

Genehmigung von WindenergieanlagenFür die Genehmigung von Windkraftanlagen istab einer Gesamthöhe von mehr als 50 Meterneine Genehmigung nach dem Bundes-Immissi-onsschutzgesetz (BImSchG) erforderlich. DieGenehmigung bezieht sich auf die Errichtungund den Betrieb von Anlagen. Die zuständige

Genehmigungsbehörde ist das LLUR. In denRegionaldezernaten der Abteilung 7 werden dieGenehmigungsverfahren nach dem BImSchGdurchgeführt.

Die Genehmigung nach dem BImSchG schließtauf Grund der Konzentrationswirkung andereGenehmigungen und Erlaubnisse mit ein. ImGenehmigungsverfahren werden Fachbehördenund die Standortgemeinde beteiligt. Hierbeisind insbesondere die Kreise (z. B. Bauaufsichts-,Naturschutz-, Denkmalschutz-, Brandschutz- undWasserbehörde), das Bundesamt für Infrastruk-tur, Umweltschutz und Dienstleistungen derBundeswehr, der Landesbetrieb Straßenbau undVerkehr (Straßenbaubehörde/Luftfahrtbehörde)zu nennen. Daneben werden weitere Behördenim Genehmigungsverfahren eingebunden, je

Abbildung 70: WKA Genehmi-gungsverfahrenDatengrundlage:LLUR Dezernat 72„Fachinformations–systeme undBerichtswesen“

Abbildung 69: Bau eines Wind-parks auf Fehmarn.

2009 2010 2011 2012 2013 2014 Jan.-Okt. 2015

700

600

500

400

300

200

100

0

eingegangene Anträge gesamt

Rücknahmen

Neu-Genehmigungen (§ 4 BImSchG)

Änderungsgenehmigungen (§ 16 BImSchG)

offene Verfahren

Genehmigungsverfahren Windkraftanlagen

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nachdem ob Belange betroffen sind. Bei Projek-ten nahe der dänischen Grenze wird Kontakt mitden dänischen Behörden aufgenommen. Im Ver-fahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung erweitertsich der Kreis, beispielsweise werden die Natur-schutzverbände im Verfahren beteiligt. Internwerden im LLUR die Kolleginnen und Kollegenaus dem Bereich Naturschutz und Untere Forst-behörde eingebunden.

Nach dem BImSchG genehmigungsbedürftigeAnlagen sind so zu errichten und zu betreiben,dass schädliche Umwelteinwirkungen und son-stige Gefahren, erhebliche Nachteile und erheb-liche Belästigungen für die Allgemeinheit unddie Nachbarschaft nicht hervorgerufen werdenkönnen. Darüber hinaus sind Maßnahmen ent-sprechend dem Stand der Technik zur Vorsorgezu treffen.

Für einzelne Windkraftanlagen ist ein Genehmi-gungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligungnicht vorgesehen. Ab 20 Anlagen ist eine Wind-farm UVP-pflichtig, eine standortbezogene Vor-prüfung ist bei 3 bis 6, eine allgemeine Vorprü-fung bei 6 bis 20 Windkraftanlagen durchzufüh-ren. Die Umweltverträglichkeitsprüfung ist jeweilsunselbständiger Teil des Genehmigungsverfah-rens. Verfahren, bei denen eine Umweltverträg-lichkeitsprüfung erfolgt, sind in einem Verfahrenmit Öffentlichkeitsbeteiligung durchzuführen. Sol-che Verfahren werden öffentlich bekannt gemacht(Amtsblatt, Internet oder Tageszeitung). Der An-trag und die Antragsunterlagen liegen anschlie-ßend für einen Monat zur Einsicht aus. Bis zu zweiWochen nach der Auslegung können schriftlich

Einwendungen gegenüber der Genehmigungs-behörde vorgebracht werden. In einem öffentli-chen Erörterungstermin werden diese erörtert. Auf der Grundlage der Antragsunterlagen, derStellungnahmen der Fachbehörden, der eigenenErkenntnisse und ggf. den Ergebnissen aus demErörterungstermin wird die abschließende Ent-scheidung getroffen. Hierbei kann es sich sowohlum einen ablehnenden Bescheid als auch umeinen Genehmigungsbescheid handeln. Gegenden Bescheid haben sowohl Antragsteller alsauch Nachbarn die Möglichkeit, Widersprucheinzulegen und anschließend zu klagen.

Die Genehmigung nach dem BImSchG ist zu er-teilen, wenn die Prüfung ergibt, dass öffentlich-rechtlich Belange dem Vorhaben nicht entgegen-stehen. Von daher handelt es sich nicht um eineErmessensentscheidung. Der Antragsteller hatvielmehr einen Rechtsanspruch auf die Erteilungder Genehmigung.

Mit Urteil vom 20. 1. 20151 hat das OVG Schles-wig die Teilfortschreibung des RegionalplanesIII zur Ausweisung von Eignungsgebieten fürdie Windenergienutzung für unwirksam erklärt.Dies betrifft vom Grundsatz her auch die übrigenRegionalpläne. Durch Einführung des § 18a imLandesplanungsgesetz wurde daraufhin festge-legt, dass „raumbedeutsame Windkraftanlagenim gesamten Landesgebiet vorläufig unzulässig“sind. Ausnahmen hiervon sind in Einzelfällendurch die Landesplanungsbehörde möglich.Grundlage hierfür sind entsprechende Erlass-regelungen. Derzeitig sind 309 Neu-Genehmi-gungsverfahren nicht abgeschlossen.

1 (Az.: 1 KN 7/13)

Abbildung 71: Montage einerWindkraftanlageauf Fehmarn.

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Die Schattenseiten der Windenergie„Wo Licht ist, ist auch Schatten“ – dieses alteSprichwort trifft buchstäblich auch auf die Wind-kraft zu. Betreiber und Nachbarn sehen die An-lage oftmals mit ganz unterschiedlichen Augen.Dies ist verständlich, sind die Interessenlagendoch häufig unterschiedlich. Dazwischen stehtdie Genehmigungs- und Überwachungsbehörde,hier das LLUR. Auf der Grundlage der Gesetze,Verordnungen etc. sind die unterschiedlichenBelange neutral zu bearbeiten. Bei der Geneh-migung von Windkraftanlagen sind zahlreicheBelange in Einklang zu bringen. Ein wichtigerPunkt ist die Akzeptanz in der Bevölkerung.Hierfür gibt es ein schleswig-holsteinisches Mo-dell – der „Bürgerwindpark“. Hier können sichalle Bürgerinnen und Bürger aus einer Gemein-de an dem Projekt beteiligen. Dies erklärt diegroße Akzeptanz in weiten Bevölkerungskreisenbei einer sehr hohen Anlagendichte.

Dennoch werden auch unterschiedliche Kritik-punkte laut. Einerseits werden Belange der eige-nen Betroffenheit, wie z. B. Veränderung desLandschaftsbildes, die erdrückende Wirkung,Schattenwurf, Discoeffekt, Lärm, Blinkfeuer, Wert-verlust der Immobilie vorgetragen. Danebenwerden häufig Belange aus dem Bereich Natur-schutz aufgeführt: Störungen im Biotopverbund-system, negative Auswirkungen auf die weitüber die Landesgrenzen bedeutsamen Rast- undRuhegebiete für Vögel, Beeinträchtigungen derSeeadlerpopulation und anderer Großvögel.

Als Planungshilfe hat das LLUR eine Broschüremit Empfehlungen zur Berücksichtigung tierökologischer Belange bei Windenergie-planungen in Schleswig-Holstein herausge-geben (Quelle: siehe unten).

Die „Befeuerung“ ist aus luftfahrtrechtlichenGründen ab einer Höhe von 100 m vorge-schrieben, an einer bedarfsgerechten Befeue-rung wird intensiv gearbeitet. Die Befeue-rung erfolgt dann lediglich beim Anflug vonFlugzeugen und würde zu einer erheblichenEntschärfung der Problematik beitragen.

Zusammenfassung und AusblickDie Windkraft stellt einen wichtigen Beitrag zurEnergiegewinnung aus erneuerbaren Quellendar. Für die Genehmigungsbehörde war und istdie Bearbeitung der großen Zahl an Genehmi-gungsverfahren eine sehr große Herausforde-rung. Obwohl das Land entsprechende perso-nelle Maßnahmen getroffen hat, konnten nichtalle Verfahren in den vom BImSchG vorgegebe-nen Fristen bearbeitet werden. Für die kommen-den Jahre wird ebenfalls mit einer erheblichenAnzahl an Genehmigungsanträgen aus demBereich Windkraftanlagen ausgegangen.

Was „liefert“ eine Windkraftanlage an Strom?Ein einziges Windrad heutiger Bauart kann vonder erzeugten Gesamtstrommenge her rund4.000 Vierpersonenhaushalte versorgen – einwesentlicher Beitrag!

* www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/W/windenergie/Downloads/WindkraftanlagenSchleswig-

Holstein.pdf?__blob=publicationFile&v=3

** www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/I/immissionsschutz/Genehmigungsvorhaben/bekanntmachungen.html

*** www.gesetze-rechtsprechung.sh.juris.de/jportal/?quelle=jlink&query=VVSH-2320.7-StK-20121226-

SF&psml=bsshoprod.psml&max=true

Zum Vertiefen:

Windenergie im Landesportal www.schleswig-holstein.de/DE/Themen/W/windenergie.html

Windkraftanlagen in Schleswig-Holstein (halbjährlich/kreisweise): http://bit.ly/1MRla9u *

Allgemeine Informationen zum Genehmigungsverfahrenwww.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/I/immissionsschutz/informationen.html

Informationen über aktuell laufende Genehmigungsverfahren http://bit.ly/1NLk9PL **

Informationen über das elektronische Antragstellungsprogramm „ELiA“ www.elia.schleswig-holstein.de

Broschüre „Empfehlungen zur Berücksichtigung tierökologischer Belange bei Windenergieplanungen in Schles-wig-Holstein“ www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/windenergie/windenergie.pdf

Gemeinsamer Runderlass „Grundsätze zur Planung von und zur Anwendung der naturschutzrechtlichen Eingriffs-regelung bei Windkraftanlagen“: http://bit.ly/1OrZMtZ ***

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In der Abteilung „Technischer Umweltschutz“des LLUR werden die Anträge auf Genehmigungnach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz(BImSchG)1 bearbeitet und entschieden. DieGenehmigungsbedürftigkeit richtet sich danach,ob eine Anlage in Anhang 1 der 4. Verordnungzum Bundes-Immissionsschutzgesetz (4. BImSchV)2

aufgeführt ist. Es werden zwei Genehmigungs-verfahren unterschieden, je nach Umweltrele-vanz der Anlage (in der Regel gekennzeichnetdurch die Leistung oder Größe): Das förmlicheGenehmigungsverfahren mit Öffentlichkeitsbe-teiligung mit und ohne Umweltverträglichkeits-prüfung (§ 10 BImSchG) sowie das vereinfachte

Genehmigungsverfahren ohne Beteiligung derÖffentlichkeit und ohne Umweltverträglichkeits-prüfung.

In diesem Artikel soll ein kurzer Überblick über dieEntwicklung der Genehmigungsverfahren nachdem BImSchG in Schleswig-Holstein gegebenwerden. Darüber hinaus wird die Änderung beiden beantragten Anlagentypen grob analysiert.

In Abbildung 72 ist dargestellt, wie sich Anträgeund abgeschlossene Verfahren über die Jahre2009 (Gründung des LLUR) bis 2014 entwickelthaben.

Entwicklung der Genehmigungsverfahrenim LLUR von 2009 bis 2014

✒ Martin Fiedler,Dezernat „Fachin-formationssysteme,Berichtswesen“

1 Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütte-

rungen und ähnliche Vorgänge (Bundes-Immissionsschutzgesetz – BImSchG)2 Vierte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über genehmigungs-

bedürftige Anlagen – 4. BImSchV)

Abbildung 72:Entwicklung derimmissionsschutz-rechtlichen Geneh-migungsverfahrenim LLUR.

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Bei den Änderungsanträgen ist ein kontinuierli-cher Anstieg zu verzeichnen, der sich in denletzten Jahren leicht abgeflacht hat. Änderungs-anträge haben insbesondere Anlagenerweite-rungen sowie Modernisierung/Effizienzsteigerungzum Inhalt. Diese Kurve ist in erster Näherung ein Abbild der allgemeinen Investitionsbereit-schaft der Betreiber, spiegelt also in etwa dieKonjunktur wider.

Nicht so einheitlich verhält es sich bei den Datenzu Anträgen auf Neugenehmigung. Hier spielenviele verschiedene Faktoren eine Rolle. Derwesentliche Faktor im betrachteten Zeitraum istdie staatlich geförderte Energiewende.

Wie aus Abbildung 73 ersichtlich, war 2010 und2011 ein Hoch bei den Anträgen für Biogasan-lagen. Seitdem ist die Tendenz rückläufig, nichtzuletzt, weil die Anbauflächen für Energie-Maisknapper werden.

Die Zahl der Anträge zu Windkraftanlagen (WKA)

stieg 2012 kräftig und 2013 sehr stark an (fastdreimal so viel wie 2012). Grund hierfür ist dieAusweisung der Windeignungsgebiete durchdie Teilfortschreibung der Regionalpläne imNovember 2012. Darauf hatten die Antragstel-ler gewartet und „überschwemmten“ das LLURförmlich mit Anträgen. Dieser Trend hielt auch2014 an, wenngleich mit geringerer Anzahl. Esist davon auszugehen, dass das hohe Niveauvon 2014 in den nächsten Jahren nicht gehaltenwird, da ein Teil der Antragsteller zunächst dasRaumordnungsverfahren zur Teilfortschreibungder Regionalpläne zur Windenergienutzungabwarten werden.

Die in Abbildung 72 dargestellte Kurve der Verfahrensabschlüsse korreliert in etwa mit derAntragszahl, jedoch mit einer Zeitverzögerung,hervorgerufen durch die Dauer der Genehmi-gungsverfahren. Der steigenden Zahl derAnträge konnte nur begegnet werden, indemfür Genehmigungsverfahren mehr Personal ein-gesetzt wurde, insbesondere im Bereich WKA.

Abbildung 73:Entwicklung derGenehmigungs-verfahren nachAnlagentypen.

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Eine allgemeine EinführungUm die Gesundheit der Menschen und die Vege-tation vor den Einflüssen zu hoher Luftschadstoff-belastungen zu schützen, muss die Luftqualitätlaufend untersucht und nach gesetzlichen Vor-schriften beurteilt werden. Dafür betreibt dasLLUR ein Netz aus Messstationen, an denen mitunterschiedlichen Methoden Luftschadstoffegemessen werden. Über die aktuellen Luftschad-stoffkonzentrationen wird über das Internet in-formiert. Im Sommer wird die Bevölkerung auchüber den Rundfunk vor zu hohen Ozonkonzen-trationen gewarnt.

Alle Messdaten aus Schleswig-Holstein und vielezusätzliche Informationen zu den Messungenwerden an das Umweltbundesamt weiter gelei-tet und von dort gemeinsam mit den Daten allerBundesländer an die Europäische Kommissiongemeldet. Zusammen mit den Berichten aus denanderen Mitgliedstaaten der EU ermöglichensie einen Überblick über die bisherigen Entwick-lungen in der Luftreinhaltung und bilden dieBasis für weitere Entscheidungen in der europa-weiten Luftqualitätspolitik.

Straßenverkehr ist Ursache für hohe StickstoffdioxidwerteAn den meisten Orten in Schleswig-Holsteinliegen die Konzentrationen für Stickstoffdioxidunter den Grenzwerten, die in den Gesetzenfestgelegt sind. Probleme können sich in denStädten an Straßen mit viel Auto- und Lastwa-genverkehr ergeben. Hier kann der Grenzwertfür den Jahresmittelwert überschritten werden.

Information StickstoffdioxidStickstoffdioxid ist ein Bestandteil eines Ge-misches gasförmiger Verbindungen: der Stick-stoffoxide. Die Hauptquellen von Stickstoff-oxiden sind Verbrennungsmotoren und Feue-rungsanlagen für Kohle, Öl, Gas, Holz undAbfälle. In Ballungsgebieten ist der Straßen-verkehr die bedeutendste Quelle. Stickstoff-dioxid ist vor allem für Asthmatiker ein Pro-blem, da sich eine Verengung der Bronchieneinstellen kann. (Quelle: Umweltbundesamt)

Grenzwert für Stickstoffdioxid: 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Außenluft als Jahresmittelwert; gilt seit 2010.

In den Jahren 2003 und 2006 wurden deutlicheÜberschreitungen an jeweils einem Straßenab-schnitt in Itzehoe, Ratzeburg und Kiel festgestellt.Umfangreiche Untersuchungen ergaben, dassdie Wohnbevölkerung von den zu hohen Kon-zentrationen betroffen war. Außerdem zeigtenÜberlegungen zu der zukünftigen Entwicklungin allen Straßenabschnitten, dass der Grenzwertauch nach der gesetzlich zugelassenen Über-gangsfrist bis zum Jahr 2010 nicht eingehaltenwerden würde. Damit wurde es notwendig,Maßnahmen festzulegen, mit denen sich eineVerbesserung der Situation erreichen ließ. DasUmweltministerium (MELUR), das in Schleswig-Holstein dafür zuständig ist, stellte in Zusammen-arbeit mit den jeweiligen Stadt- und Verkehrs-planern und unter Beteiligung der BevölkerungLuftreinhaltepläne auf.

Die Hauptquelle der Luftverschmutzung war inallen Fällen der Straßenverkehr. Da sich dasVerkehrsaufkommen insgesamt nicht verringertund sich der Schadstoffausstoß der Fahrzeugenur langsam verbessert (durch Ersatz alter Autos,

Luftqualität in Schleswig-Holstein

✒ Joachim Lehmhaus

✒ Heike Mayer

LufthygienischeÜberwachungSchleswig-Holstein(Dezernat 74)

Abbildung 74: Mit sogenannten Passivsammlern ist es möglich, mit relativ geringem Aufwand eine ersteEinschätzung von Luftschadstoffkonzentrationen zubekommen – hier eine orientierende Messung fürAmmoniak. (Foto: LLUR)

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Einbau von Filtern und Katalysatoren), wurdenneue Verkehrsführungen eingerichtet – beispiels-weise ein Durchfahrverbot für Lastwagen ineinem betroffenen Straßenabschnitt.

Damit kann die Verteilung des Verkehrs auf ver-schiedene Straßen erreicht werden, die besserdafür geeignet sind, weil sie zum Beispiel brei-ter sind oder dort keine Menschen wohnen.Wenige, weit auseinanderstehende oder niedri-ge Bebauung an den Ausweichstraßen verhin-dert außerdem die Ansammlung von Luftschad-stoffen.

In den jeweiligen Straßenabschnitten in Itzehoe,Ratzeburg und Kiel konnten damit deutlicheVerbesserungen bis zur Einhaltung des Grenz-werts für Stickstoffdioxid im Jahr 2014 erreichtwerden. Die Messungen werden fortgesetzt, umzu beobachten, ob diese Entwicklung anhält.

Leider haben sich mittlerweile neue Belastungs-schwerpunkte an der Stadtautobahn in Kiel(siehe Abbildung 75) und der Bundesstraße 432in Norderstedt herausgestellt. Hier werden Um-leitungen des Straßenverkehrs nicht möglich sein.Das MELUR, die betroffenen Städte und dasLLUR versuchen gemeinsam, dieses Problem zulösen.

Feinstaubkonzentrationen sind wetterabhängigIn Schleswig-Holstein wurden bisher keine Über-schreitungen der seit dem Jahr 2005 geltendenEU-Grenzwerte für Feinstaub mit der soge-nannten Teilchengröße „PM10“ (Teilchen kleinerals ein Hundertstel mm) festgestellt. Zulässigsind 35 Tage im Kalenderjahr mit Konzentra-tionen über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Außenluft.

Die tatsächliche Zahl dieser Tage ist allerdingsvon Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich. Sie hängtsehr stark vom Wetter ab: hohe Feinstaubkon-zentrationen können zum Beispiel an sehr kaltenund windstillen Tagen im Winter und bei langenTrockenperioden gemessen werden.

Information FeinstaubStaub entsteht bei verschiedenen Verbren-nungs-, Produktions- und Verarbeitungspro-zessen, kann aber auch aus natürlichenQuellen kommen (Meeresgischt, Erde/Sand,Vulkanausbrüche). Staub kann je nach Teil-chengröße über die Nasenhöhle, die Bron-chien und Lungenbläschen bis in das Lungen-gewebe und in den Blutkreislauf gelangen. Je nach Größe und Eindringtiefe der Teilchensind die gesundheitlichen Wirkungen ver-schieden: Schleimhautreizungen, lokale Ent-zündungen in der Luftröhre und den Bron-chien bis zu Problemen in den Gefäßen undim Herz-Kreislauf-System. (Quelle: Umwelt-bundesamt)

Abbildung 76: Hier ist ein Probeneinlasskopf zur spe-ziellen Erfassung von Partikeln kleiner als ein Hundert-stel mm auf dem Dach der Messstation Bornhöved zusehen. (Foto: LLUR)

Abbildung 75: Der Theodor-Heuss-Ring in Kiel – links imBild die Messstation.(Foto: LLUR)

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Die meisten Überschreitungstage werden vonJanuar bis März gezählt. Selten sind einzelneStandorte betroffen. Meistens sind die hohenKonzentrationen in ganz Norddeutschland,manchmal sogar gleichzeitig in ganz Deutsch-land messbar.

Auch wenn in den letzten Jahren die Anzahl derTage mit erhöhten Feinstaubkonzentrationen inSchleswig-Holstein sehr niedrig war (siehe Ab-bildung 77), ist es wegen der unterschiedlichenWetterlagen in jedem Jahr nicht sicher, dass derGrenzwert immer eingehalten wird. Daher mussFeinstaub weiter gemessen werden.

Zum Vertiefen:Aktuelle Messdaten,

Berichte über Messprogramme und weitere Informationen zur

Luftqualität in Schleswig-Holstein:www.luft.schleswig-holstein.de

Abbildung 77:Feinstaub in Schles-wig-Holstein (oben)und Beispieltage für Deutschland: die Konzentrationenvariieren stark undsind sehr wetterab-hängig. (Quelle:oben LLUR, untenUBA)

Tagesmittelwerte der Feinstaubkonzentration in Deutschland, rot > Grenzwert

19. 1. 2014 24. 1. 2014 31. 1. 2014

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Reportage

Maxime Nauche

In den Augen einiger Leute sind Windräderschön und sauber. In den Augen anderer sind

sie hingegen laut und hässlich. Auch wenn sieumstritten sind, stellen sie eine wichtige Ener-giequelle für Schleswig-Holstein dar, da ca. 65 %des Stroms aus erneuerbaren Energien mitWindenergie produziert wird.

Eine der Tätigkeiten von Malte Döring undJochen Specht der Abteilung „Technischer Um-weltschutz“ ist es, zwischen Einwohnern, Land-wirten und privaten Unternehmen zu vermitteln,damit die Errichtung von Windparks so unpro-blematisch wie möglich abläuft.

Malte Döring (links) und Jochen Specht

Energiequelle mit Gesprächsbedarf:

Die Errichtung neuer Windparks ist wichtig für

die Energiewende, muss aber gut überlegt sein

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Nach dem Bau neuer Windkraftanlagen müssendie beiden Ingenieure überprüfen, dass dieVorgaben eingehalten und die Anlagen nicht zunah an der Wohnbebauung errichtet wurden.Die aktuelle Rechtsprechung sieht vor, dass derAbstand zwischen einem Windrad und dem

nächstgelegenen Haus dreimal größer als dieHöhe des Windrades sein muss. Außerdem istes rechtlich geregelt, dass Häuser nicht zu sehrvom Schlagschatten der Windräder getroffenwerden dürfen.

Das massive Fundament der Windmühlen istein Eingriff in die Natur, der berücksichtigt wer-den muss.

Besonders große Vorhaben werden im soge-nannten „förmlichen Genehmigungsverfahren“durchgeführt. Da werden dann bei einem „Sco-ping“-Termin alle betroffenen Akteure beteiligt.Befürchtungen von Einwohnern und die Mei-nung von Naturschutzverbänden werden z. B.berücksichtigt, um negative Auswirkungen aufdie Lebensbedingungen und die Umwelt zuminimieren. Was die Landwirtschaft angeht, be-kommen die Landwirte Geld (z. B. Pacht), wennein Windrad auf ihrer Fläche gebaut wird.

Während des Baus kontrollieren Jochen undMalte, dass das Unternehmen, das für den Parkzuständig ist, alle technischen Voraussetzungenerfüllt und gemäß der Vorgaben vorgeht.

Bei eine Funda-mentgründung fallen häufig mehrals 1.000 m3

Erdaushub an.

Im Rahmen der An-lagenabnahme istJochen auch in luf-tiger Höhe in derGondel unterwegs.

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Trotz Beteiligung der Öffentlichkeit gibt es mei-stens Einwohner, die nach dem Bau eines Wind-parks unzufrieden sind. Diese Menschen habendie Möglichkeit sich zu beschweren, wenn sie z. B. das Gefühl haben, dass die Windräder zulaut sind. Dann müssen Malte und Jochen hin-fahren, um das Geräusch zu messen. Das ist, waswir heute in der Nähe von Holtsee (Kreis Rends-burg-Eckernförde) gemacht haben. An dennächstliegenden Häusern dürfen Windrädernach einer Verwaltungsvorschrift nachts nichtlauter als 45 dB sein.

Messungen werden nicht direkt am betroffenenHaus durchgeführt, sondern in geringerer Ent-fernung von der Anlage gegen den Wind, damitdas Geräusch gut getragen wird. Das heißt, dassdas Geräusch an anderen Stellen im gleichenAbstand immer leiser ist, da die Messung immerda gemacht wird, wo das Geräusch am laute-sten ist. Dann wird anschließend berechnet, wiehoch der Wert am Haus ist. Heute haben wirzwei Windparks überprüft. Bei beiden wurdedie rechtliche Grenze eingehalten.

Man kann letztlich nicht sagen, dass Windmüh-len geräuschlos sind und auch keine anderenunerwünschten Wirkungen haben, aber die Ge-sellschaft muss auf jeden Fall einen Kompromisszwischen Stromnachfrage, Leistungsfähigkeit,Schönheit, Einfluss auf den Menschen undUmweltschutz finden.

Wenn man sich alle diese Kriterien anguckt,kann man entscheiden, was die beste Energie-quelle ist. Malte und Jochen müssen sich inIhren Entscheidungen ganz genau an die ge-setzlichen Vorgaben halten – da ist die eigeneMeinung nicht entscheidend …

Geballte regenerative Energiequellen: Windpark und Maisfeld

Messung der Geräuschintensität einer Windkraftanlage

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„Das einzig Beständige ist der Wandel!“Heraklit wird diese Erkenntnis zugeordnet. Erstand damit im Gegensatz zu Parmenides, derfrech das Gegenteil behauptete: „Das wahre Seinist unveränderlich“. Nun, es ließe sich lange da-rüber philosophieren, ob beide Aussagen über-haupt im Gegensatz stehen, aber was hat dasmit der Abteilung 8 „Ländliche Entwicklung“ imLLUR zu tun?

Der Wandel ist eigentlich die Daseinsberechti-gung der Abteilung 8, denn sie hat die Aufgabeund verfügt über Instrumente und Mittel, denWandel zu begleiten, gewünschte Entwicklun-gen zu unterstützen, Knoten und Hemmnisse zulösen. Dies geschieht bei uns in der Abteilungin zwei Handlungsbereichen:

A) Durchführung von FlurbereinigungsverfahrenWeil sich die Ansprüche an die landwirtschaftli-chen Flächen wandeln – sei es aus agrarstruktu-rellen Gründen oder z. B. aus Gründen desNatur- und Gewässerschutzes – und die Ziele nurmit einer Neuordnung des ländlichen Grund-besitzes erreicht werden können, setzen wir imEinvernehmen mit den Grundeigentümern dieInstrumente der Flurbereinigung ein. Wie einsolches Verfahren läuft, zeigen wir im nachfolgen-den Artikel, in dem Maxime Nauche am Beispieldes Offenbütteler Moores die Arbeit unsererKollegen Achim Mittenzwei und Michael Liedloffdarstellt.

B) Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung (ILE)Wir können aber auch mit dem Einsatz von För-dermitteln der EU, des Bundes und des Landesz. B. negative Begleiterscheinungen des demo-graphischen Wandels mildern oder aktiv positi-ve Impulse setzen, um schneller die Energie-wende anzuschieben – der zweite Schwerpunktder Abteilung. Das mit dem „Wandel“ dürftealso klar sein. Wie dieser Wandel ausgelöst undeine regionale Initiative unterstützt wird, zeigtMaxime Nauches zweiter Artikel über die Arbeitvon Jürgen Blucha mit den AktivRegionen.

Was aber hat es mit Parmenides und dem „un-veränderlichen wahren Sein“ auf sich? Nun, füreinen Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes ist

8 | Ländliche Entwicklung

Innen wie außen – vom beständigen Wandel und dem wahren Sein im ländlichen Raum

„Schleswig-Holstein im Blick: Die Entwicklung von Perspektivenfür die ländlichen Räume sehen wir als eine Herausforderung,der wir uns stellen.“Peter König, Abteilungsleiter

✒ Jürgen Bluchaund Peter König –bereit zur Vermes-sung der Welt …

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das „wahre Sein“, das unveränderlich ist, natür-lich der eigene Arbeitsplatz – die Verwaltung!Wir mussten allerdings in 2014 – mal wieder –zur Kenntnis nehmen, dass unser wahres Sein inFrage stand und wir uns selbst dem Wandelstellen mussten.

Im Folgenden schildern wir, welchen Wandeldie Abteilung 8 intern meistern muss, um sowohldas moderne Instrument der Flurbereinigungauch in Zukunft effektiv einsetzen zu können alsauch die Entwicklung des ländlichen Raumes inder neuen Förderperiode 2014-2020 optimalzu fördern. Wir betreiben hier also etwas

„Nabelschau“ – weil wir glauben, dass dies auchfür Sie als interessierte „Nicht-Verwaltungsleute“spannend sein kann, was in diesem Feld in derBehörde passiert – der Bericht heißt ja schließ-lich „Einblicke in die Verwaltung“!

In der Abteilung 8 arbeiten knapp 80 Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter, jeweils etwa zur Hälfte inder Flurbereinigung und der Integrierten Länd-lichen Entwicklung (ILE). Sie sind in fünf Dezer-naten an vier Standorten – Flintbek (zwei Dezer-nate), Itzehoe, Lübeck und Flensburg – einge-setzt. Derzeit werden knapp 40 aktive Flurberei-nigungsverfahren bearbeitet.

• 77 MitarbeiterInnen• in 5 Dezernaten • in Flensburg, Flintbek, Itzehoe und Lübeck

• Bearbeitung von 60 Flurbereinigungsverfahren• Neueinleitung von 3 (Naturschutz)-Verfahren• Schlussfeststellung von 3 Flurbereinigungsverfahren• Planung und Durchführung von Baumaßnahmen

· Infrastruktur: 0,7 Mio € (2014) bzw. 2,5 Mio € (2015)· Naturschutz (inkl. Grunderwerb):

1,3 Mio € (2014) bzw. 0,8 Mio € (2015)

• Bearbeitung von ca. 150 Tauschverfahren· Neueinleitungen: 66 (2014) bzw. z. Z. 43 (2015)· Verfahrensabschlüsse: 49 (2014) bzw. z. Z. 16 (2015)

• Verwaltungsstelle für 22 AktivRegionen• Beratung, Bewilligung und Abrechnung von Fördermaßnahmen

· LEADER: 13,7 Mio € /262 Projekte (2014) bzw. 12,0 Mio € /158 Projekte (2015)

· HealthCheck: 6,0 Mio € /30 Projekte (2014) bzw. 3,8 Mio € /14 Projekte (2015)

• Beratung, Bewilligung und Abrechnung von Fördermaßnahmen· 3,0 Mio € /26 Projekte (2014) bzw. z. Z. 0,2 Mio € /1 Projekt (2015)

• Verwaltungsstelle für ganz Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit MWAVT und Breitbandkompetenzzentrum SH

• Förderfälle: Wirtschaftlichkeitslücke, Leerrohr und Planung, Beratungen: 24 (2014) bzw.15 (2015)

• Zuschuss: 1,4 Mio € (2014) bzw. z. Z. 0,55 Mio € (2015)

Kennzahlen 2014/2015 zur Abteilung „Ländliche Entwicklung“

*Angegeben werden jeweils die gezahlten Zuschüsse zu den Investitionskosten

Personal undOrganisation

Aufgaben

Flurbereinigung*

Freiwilliger Landtausch

Umsetzung desZukunftsprogramms„Ländlicher Raum“*

Modernisierung ländlicher Wege*

Breitbandförderung*

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A) Die „Weiterentwicklung der Flurbereinigung“Seit 2010 hat die Schuldenbremse im Grundge-setz Verfassungsrang. Die Schuldenbremse giltin den deutschen Bundesländern ab 2020. Abdann darf kein Land mehr neue Schulden aufneh-men. Das Erreichen der Schuldenbremse wirdin Schleswig-Holstein nicht ohne strukturelleVeränderungen, z. B. bei den Personalkosten,vonstattengehen. Vor diesem Hintergrund wurdeim Geschäftsbereich des Ministeriums für Ener-giewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländlicheRäume (MELUR) bereits 2012 die Frage gestellt,ob der Personaleinsatz in der Flurbereinigungnoch zu rechtfertigen ist. In Konsequenz hierauswurde u. a. die Einstellung der Flurbereinigungals eigenständige Aufgabe diskutiert und eingleichlautender Prüfauftrag von der Hausleitungdes MELUR vergeben.

Am Ende dieses Prozesses stand die politischeEntscheidung, die Flurbereinigung als eigen-ständige Aufgabe auch über 2020 fortzuführen.Die Verfahrensziele werden sich in Zukunft vor-rangig an den Interessen von Naturschutz undWasserwirtschaft orientieren. Verbunden mitdieser Entscheidung war die Vorgabe, die Ver-

fahrensbearbeitung in den Standorten Flintbekund Itzehoe zu konzentrieren. Diese organisato-rische Vorgabe konnte zum 1. 1. 2015 durch dieNeuorganisation der Abteilung 8 umgesetztwerden.

Ausgelöst durch die Diskussionen über die zu-künftige Rolle der Flurbereinigung in Schleswig-Holstein haben sich die MitarbeiterInnen derBodenordnung im November 2013 zu einemganztägigen Perspektiv-Workshop getroffen. Die-ser Workshop stand am Anfang eines fast zweiJahre andauernden Prozesses zur „Weiterent-wicklung der Bodenordnung“. Ziel dieses Pro-zesses war es, die Zukunft der Flurbereinigungin Schleswig-Holstein – unter den vorgegebe-nen Rahmenbedingungen – aktiv mitzugestaltenund alle MitarbeiterInnen hierzu einzuladen.Dabei ging es darum, sowohl die eigene Rolleund das eigene Selbstverständnis zu definierenals auch Entwicklungsperspektiven für die Flur-bereinigung als Ganzes zu entwickeln, sowiekonkrete Vorschläge zur Optimierung der Ver-fahrensbearbeitung oder einzelner Verfahrens-schritte zu erarbeiten.

Ausgehend von dem Auftaktworkshop im No-vember 2013 wurden mit Hilfe einer Befragungder MitarbeiterInnen Themen und Handlungs-felder entwickelt, die dann in verschiedenenArbeitsgruppen bearbeitet wurden. In den so-genannten „Bodenordnungsforen“ wurden die(Zwischen-)Ergebnisse dieser Arbeitsgruppenallen MitarbeiterInnen vorgestellt und das wei-tere Vorgehen diskutiert. Gesteuert wurde derProzess – mit Unterstützung eines externen Mo-derators – durch eine Koordinierungsgruppeaus den Arbeitsgruppenleitern und der Abtei-lungsleitung.

Abbildung 78:Projekt Modellge-meinde Land-schaftspflege: Startder Naturschutz-Flurbereinigungen.(Foto: U. Vierkant-Hoffman)

Abbildung 79: Das Offenbütteler Moor aus der Luft:Die Renaturierung im Rahmen des Moorschutzpro-grammes wird durch ein vereinfachtes Flurbereinigungs-verfahren begleitet. (Foto: R. Thode)

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In den Arbeitsgruppen wurden die folgendenfünf Handlungsfelder bearbeitet: • Vorphasenmanagement• Optimierung der EDV-gestützten Bearbeitung• Neue Handlungsfelder/Dorf-Innenentwicklung• Öffentlichkeitsarbeit• Optimierung von Verwaltungsabläufen

Dazu trafen sich die 60 Arbeitsgruppenmitglie-der zu insgesamt 31 Sitzungen. Es wurden 46Themenkomplexe bearbeitet und hieraus 39 Ver-änderungsvorschläge entwickelt. Davon ließensich zunächst 14 Vorschläge zeitnah umsetzen.Zum formellen Abschluss der Prozesse waren alleMitarbeiterInnen aus der Flurbereinigung am 4. September 2015 zum 3. Forum Bodenordnungeingeladen. Im Rahmen dieses Forums wurdeüber die erzielten Ergebnisse und ihre weitereUmsetzung diskutiert. Auch wenn in diesem Pro-zess einiges für die Flurbereinigung und dasSelbstverständnis der „FlurbereinigerInnen“ er-reicht wurde, war allen klar, dass die „Weiterent-wicklung der Flurbereinigung“ eine Daueraufgabeist, die auch nach der Abschlussveranstaltung wei-ter verfolgt werden muss. Einmal, um das Ange-fangene zu Ende zu führen, aber auch um neueProbleme und Handlungsfelder zu identifizieren.

B) ILE – Die neue Förderperiode 2014-2020Auch in dem zweiten großen Arbeitsbereich derAbteilung 8, der integrierten ländlichen Entwick-lung (ILE), waren die Jahre 2014/15 von großenVeränderungen geprägt. In diesem Arbeitsbe-reich besteht die Hauptaufgabe darin, Förder-mittel für Projekte zur ländlichen Entwicklung zubewilligen und auszuzahlen. Die Mittel sind imWesentlichen Mittel der EU und sogenannteGAK-Mittel. GAK ist die Abkürzung für „Gemein-schaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz“– ein Bund-Länder-Finanzierungsinstrument fürMaßnahmen zur Entwicklung der ländlichenRäume – 60 % zahlt der Bund, 40 % das Land.

Nun wäre es sicher wünschenswert, wenn guteIdeen einfach so gefördert werden könnten. Sogeht es aber natürlich nicht. Wir verwalten Mittelder SteuerzahlerInnen und da muss es schonnachvollzieh- und überprüfbare Programme,Regeln und Verfahren geben, wie die Mittel ver-ausgabt werden dürfen. Da sich die Welt aberdreht und alles ständig im Wandel ist (s. o.), wer-den auch die Programme, Regeln und Verfahrenin regelmäßigen Intervallen angepasst. Sonstwürden wir ja immer noch die Postkutschen för-dern und nicht das Breitband ...

2014/15 stand bei den EU-Programmen ein sol-cher Wechsel an. 2013 lief die alte Förderperio-de aus, die neue Förderperiode reicht von 2014bis 2020. Das hört sich jetzt mal so einfach an –`eine Förderperiode ist zu Ende, die neue fängtan´. Sofern man nicht selbst MitarbeiterIn derAbt. 8 des LLUR ist – oder einer entsprechendenAbteilung in einem Landesamt der anderenBundesländer – wird man nicht im Entferntestenermessen können, was das heißt. Nicht einmaldie benachbarten Kollegen und Kolleginnen der

Gewässerabteilung oder des Immissionsschut-zes mit umfangreicher Verwaltungserfahrungkonnten sich die Konsequenzen und Nebenwir-kungen eines solchen Programmwechsels vor-stellen ...

Wir wollen das hier nur mal kurz andeuten: min-destens zwei Jahre vor Beginn der neuen För-derperiode startet die EU einen großen Konsul-tationsprozess, um Ideen zu entwickeln, wassich denn ändern soll. Am Ende beschließenEU-Parlament und EU-Rat eine neue Verordnung– in unserem Fall die ELER-VO, Verordnung überdie Förderung der ländlichen Entwicklung durchden Europäischen Landwirtschaftsfonds für dieEntwicklung des ländlichen Raums. Diese VO istnoch recht allgemein. Die EU-Mitgliedsstaaten –im Falle Deutschlands die Bundesländer – kön-nen sich dann auf der Basis der ELER-VO selbstüberlegen, was sie denn programmieren undsomit zukünftig fördern wollen. Das tun sie aber

Abbildung 80:Eine der Arbeits-gruppen diskutierteneue Handlungs-felder der Flurbe-reinigung. (Foto: M. Schlüter)

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auch nicht im stillen Kämmerlein, auch hier läuftein Konsultationsprozess vorweg. Und wenndas Land dann programmiert hat, muss dasProgramm von der EU-Kommission genehmigtwerden (das geht in der Regel auch nicht ineinem Rutsch, da wird nachgefragt, korrigiert,wieder vorgelegt, verhandelt!).

Dann ist irgendwann das LPLR – so heißt es inSH: Landesprogramm Ländlicher Raum –genehmigt. Und dann geht es erst richtig los:Es hat sich ja etwas geändert, also müssen sichdie Vordrucke, die Checklisten, die Antrags-und Prüfformulare, die Eingabemasken ändern– schlichtweg alles muss angepasst werden ...

Ach so, dass interessiert Sie alles nicht? Siewollen wissen, was denn nun gefördert werdenkann? Okay, hier ein kurzer Überblick:

Wir fördern weiterhin – aber nun mit verändertenRahmenbedingungen:• die sogenannten AktivRegionen:

www.aktivregion-sh.de• die Modernisierung ländlicher Wege,• die Breitbandinfrastruktur,• lokale Basisdienstleistungen in ländlichen

Gebieten,• den ländlichen Tourismus (der Schwerpunkt

liegt im natur- und umweltorientiertenTourismus),

• und die Erhaltung des ländlichen Kulturerbes.

Ziel der Förderung ist die Sicherung der Lebens-qualität in den ländlichen Räumen. Insgesamtstehen dafür ca. 120 Mio. € für die neue Förder-periode (7 Jahre) zur Verfügung. Alle weiterenInformationen und die Kontaktdaten der An-sprechpartnerInnen in der Abt. 8 finden Sie imLink1 unten.

Sie sehen, 2014 und 2015 waren in der Abtei-lung 8 zwei sehr intensive Jahre der fachlichenund strukturell-organisatorischen Neuaufstellung.Vieles ist gut auf den Weg gebracht worden,einiges bleibt noch zu tun. Wir sind aber gutenMutes, dass die vorgenommenen Weichenstel-lungen uns in die Lage versetzen, mit den Akteu-ren der ländlichen Räume zum Wohle eben die-ser Räume zielorientiert tätig zu werden: demo-graphischer Wandel, Versorgung mit schnellenNetzen, Integration von Migrantinnen und Mi-granten, Gesundheitsversorgung, Nahversor-gung, agrarstrukturelle Veränderungen, … – dieHerausforderungen sind groß!

Abbildung 81: ohne Kommentar …(Foto: W. Wunsch)

1 www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/LLUR/Organisation/abteilungen/abteilung8.html

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In unserem Alltagsleben kann man oft feststel-len, dass Städte immer größer werden, dass

Industriegebiete immer mehr Platz einnehmen,und dass die einzelnen landwirtschaftlichen Flä-chen immer riesiger werden. In diesem Zusam-menhang versuchen Achim Mittenzwei und Mi-chael Liedloff, Mitarbeiter des LLUR in der Abt. 8bzw. 5, diesen Prozess zu steuern. Genauergesagt ist Landwirtschaft ein Schwerpunkt bei-der Kollegen: „Unsere Arbeit besteht darin, einGleichgewicht zwischen landwirtschaftlicherEntwicklung und der Entwicklung der Natur zufinden“, erzählt Herr Liedloff. Diese Arbeit, die

hier im Rahmen der „Flurbereinigung“ läuft, kannman fast als eine diplomatische Arbeit bezeich-nen. Herr Mittenzwei und Herr Liedloff müssenversuchen – zusammen mit Landwirten, der Bevöl-kerung, den Gemeinden und anderen Behörden– Maßnahmen der Agrarstrukturverbesserung,der naturnahen Entwicklung von Gewässern,des Umweltschutzes und der Landschaftspflegeaus- und zusammenzuführen.

Reportage

Maxime Nauche

ZUSAMMENARBEIT wird groß geschrieben – Flurbereinigung alsGemeinschaftsprojekt

Achim Mittenzwei (links)und Michael Liedloff im Offenbütteler Moor

Die Erneuerung vonvier Brücken umOffenbüttel stehtan, da der Beton rissig geworden ist

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Heute haben Herr Mittenzwei und Herr Liedloffeinen wichtigen Termin in der KreisverwaltungDithmarschen. Sie müssen die Vertreter einesIngenieurbüros und den Biologen Dr. HolgerWeidel treffen, um die Erneuerung von vier Brü-cken in der Nähe von Offenbüttel (Kreis Dithmar-schen) zu planen. Diese Brücken sind wichtig, dasie nicht nur die Naherholung und den Touris-mus in der Region unterstützen, sondern auchder Erschließung von intensiv genutzten Acker-grünlandflächen dienen, die direkt an diesenWegen liegen. Der Verkehr muss weiterhin gesi-chert werden, aber die Tragfähigkeit der Brü-cken ist zu gering geworden. Der Zustand einerBrücke ist so schlecht, dass der Beton rissig wird.

Das Ingenieurbüro hat vorgeschlagen, die exis-tierende Brücke durch eine Art Kasten in U-Struk-tur zu ersetzen. Diese Struktur sollte durch vierBetonzylinder unter dem Gewässerboden getra-gen werden. Nach dem Neubau müssten dieBrücken eine Tragfähigkeit von 40 Tonnen ha-ben, was nötig sein kann, wenn Trecker mit zweivollen Anhängern darüber fahren.

Der Planungsprozess ist jedoch nicht so leicht.Dr. Weidel muss prüfen, ob verschiedene Natur-schutzregeln respektiert werden, um die Planunggenehmigen zu können. Um die Betonstrukturungehindert vom Wasser bauen zu können, wirdeine Wasserumleitung gebaut werden. Auch dieUferbepflanzung muss entfernt werden, wo-durch natürliche Lebensräume zerstört werden.Derartige Eingriffe in die Natur müssen bei derPlanung berücksichtigt werden.

Um alle unterschiedlichen Faktoren zu berück-sichtigen, wurden Kompromisse eingegangen,um den Bau der Brücken zu ermöglichen, dabeiaber auch nicht den Schutz der dortigen Naturaußer Acht zu lassen. Die Umleitung wird z. B.erlauben, den Lauf des Wassers weiter zu ermög-lichen. Die Betonzylinder werden 30 Zentimeterunter dem Wasserboden gebaut, damit Sedi-mente nach der Renovierung den Platz haben,um sich zu akkumulieren. Nach Fertigstellungder Brücke wird Sand in diesen Teil des Fluss-bettes geschüttet werden, um die Entwicklungvon Sedimenten zu beschleunigen. Der obereTeil des Bodens, wo Uferpflanzen wachsen, wirdwährend der Baumaßnahme gelagert und spä-ter werden sie wieder ans Ufer zurückgebracht.Während des Baus der neuen Brücke (ca. sechsWochen) werden die entfernten Böden ihr bio-logisches Potenzial behalten, wodurch schnellneue Pflanzen wachsen werden.

Michael Liedloff undAchim Mittenzwei(Foto oben links)treffen sich in derKreisverwaltung inHeide mit dem pla-nenden Ingenieur-büro und demBiologen Dr. HolgerWeidel (Foto obenrechts)

Die alten Brückensollen durch einenKasten in U-Strukturersetzt werden, dervon vier Betonzylin-dern getragen wird,was eine Tragfähig-keit von 40 Tonnenermöglicht

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Alte Drainagesystemewurden zerstört (sieheFoto links), damit das

Wasser sich akkumulie-ren kann, um die Flächen

wieder zu vernässen. Fallsdas Wasser zu hoch werden sollte, wurden Lei-tungen gebaut, damit es in niedrigere Flächenabfließen kann (siehe Foto rechts).

Diese Brücken scheinen vielleicht nicht wirklichbedeutsam, aber sie sind ein gutes Beispiel fürdie Arbeit von Herrn Mittenzwei und Herrn Lied-loff: Menschen mit unterschiedlichen Ansichtenzusammenzubringen, um zu sprechen und Lösun-gen zu finden.

Nach unserer Besprechung in Heide wollten siemir noch etwas zeigen. Wir sind nach Offenbüt-tel gefahren, wo ich die betreffenden Brückengesehen habe, aber dort wird noch ein anderesFlurbereinigungsprojekt durchgeführt. Seit 2013wird das Offenbütteler Moor im Rahmen desMoorschutzprogramms wiedervernässt und rena-turiert. Somit wird der ökologische Zustand desMoores verbessert und ein Beitrag zum Klima-schutz geleistet. Die riesige Menge von Pflanzen,die dort seit anderthalb Jahren wachsen, stelltein wunderbares Mittel dar, um CO2 aufzuneh-men. Diese 1.290 Hektar wurden während Jahr-zehnten als landwirtschaftliche Flächen genutzt,deshalb war es nicht einfach, dieses Projekt,dessen Vorverfahren bereits 2008 angefangenhat, durchzuführen. Das LLUR musste mit Bauernverhandeln und als Ersatz für vernässte neue,anbaufähige Flächen finden: „Manche Landwirtewollten am Anfang ihre Flächen nicht verlassen.Das ist verständlich. Andere waren bereit, wenigfruchtbare Flächen zu verkaufen oder andere Flä-chen als Ersatz zu erhalten“, sagt Herr Mittenzwei.„Die Flurbereinigung wird in Schleswig-Holsteinausschließlich freiwillig eingesetzt“, fügt Herr

Liedloff hinzu. Landwirte sind also nicht gezwun-gen, ihre Flächen zu verkaufen. Aber auch wennnicht alle Bauern, die Vorbehalte hatten, akzep-tiert haben, ihre Flächen zu tauschen, haben dochausreichend viele es akzeptiert und das Ergebniskann sich sehen lassen. „Wir sind stolz darauf, dasErgebnis eines sechsjährigen Projekts zeigen zukönnen. Wir verhandeln und reden viel, aber daszeigt, dass wir auch etwas Konkretes erreichenkönnen“, erklärt Herr Mittenzwei. Für Herrn Lied-loff ist die Wiedervernässung des OffenbüttelerMoores „ein Erfolg, den man vielleicht nur ein-mal in einem Berufsleben erlebt.“

Der Erfolg eines Berufslebens? Vielleicht. DieNatur jedenfalls profitiert sichtlich von diesemtollen Projekt! In den kommenden Jahren sollTourismus im Moorgebiet entwickelt werden, imMoment jedoch konzentrieren Herr Mittenzweiund Herr Liedloff sich auf eine neue Fläche, derenWiedervernässung ab September beginnen wird.

Ein sogenannter„Mönch“ – als Über-lauf aus einem an-gestauten Bereich

Das OffenbüttelerMoor wird seit 2013wiedervernässt undrenaturiert – Moore sind CO2-Speicherund leisten ihrenBeitrag zum Klima-schutz

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In diesem Artikel möchte ich Ihnen die Entwick-lung der AktivRegionen vorstellen. Dazu treffeich mich heute mit Jürgen Blucha. Eine derTätigkeiten von Herrn Blucha – dem Leiter desZentraldezernats Ländliche Entwicklung – ist dieFörderung der AktivRegionen. Dieses EU-Projektwurde gestartet, um die Bewirtschaftung dernatürlichen Ressourcen, die wirtschaftliche Diver-sifizierung und die Wettbewerbsfähigkeit in den

ländlichen Gebieten zu unterstützen. Wichtig istnicht nur, die Lebensqualität in diesen Räumenzu verbessern, sondern z. B. auch die negativenAuswirkungen des demographischen Wandelszu mindern. Immer mehr Menschen verlassendie ländlichen Räume und jene, die weiter dortleben, müssen z. B. immer größere Entfernungenzurücklegen, um einzukaufen oder zur Schulezu gehen. Ab 2015 beginnt ein neuer Förder-zeitraum für die Weiterführung des Projekts bis2020. Jürgen Blucha kennt sich mit Schleswig-Holstein und der EU bereits gut aus, da er bis2013 im Hanse Office, der gemeinsamen Vertre-tung der Freien und Hansestadt Hamburg unddes Landes Schleswig-Holstein bei der EU inBrüssel, gearbeitet hat. 2014 ist für ihn ein we-sentliches Jahr, um die kommende Periode derAktivRegionen vorzubereiten.

Heute Morgen hat Jürgen Blucha einen Terminmit Volker Ratje, der für die Wirtschafts-Förde-rungs-Agentur Kreis Plön (WFA) arbeitet. Ermöchte aktiv an dem Projekt teilnehmen, deswe-gen wollte er ihn treffen, um besser zu verstehen,

AktivRegionen: Hier gestaltet ein ganzesNetzwerk aktiv ihre ländlichen Regionen!

Reportage

Maxime Nauche

Jürgen Blucha und Volker Ratje(von links)

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wie AktivRegionen funktionieren und wie seineAgentur ein Teil dieses Netzwerks werdenkönnte. Man kann wirklich von einem Netzwerksprechen, da sich ganz unterschiedliche Akteurezusammentun, um eine AktivRegion aufzubauen.Schleswig-Holstein besteht derzeit aus 21 Aktiv-Regionen. In der neuen Förderperiode werdenes 22 sein. Plön gehört z. B. zur Region Schwen-tine – Holsteinische Schweiz. Als Dienstleistungs-und Beratungszentrum für Unternehmen könntedie WFA ein wichtiger Partner dieser Regionwerden. Die WFA hilft Unternehmen, um z. B.Ideen zu entwickeln und um Geld oder Stand-orte zu finden. Sie kann auch Unternehmen beiallen Fragen zur Kundengewinnung oder Ergeb-nissteuerung unterstützen, was auch nützlich inländlichen Räumen sein kann. Im Allgemeinenorganisieren sich alle AktivRegionen auf dieselbeArt und Weise. Die Gründung der AktivRegionenmuss formell durch einen Begleitausschuss zumZPLR (= Zukunftsprogramm ländlicher Raum) mitVertretern der EU, des Bundes, der Ministerienund der Vereine und Verbände anerkannt wer-den. Dann kann ihre Arbeit beginnen. Das Prin-zip ist, dass Akteure sich selbst organisierenmüssen und ihre eigene Strategie entwickeln.Diese Akteure sind u. a. Kommunen, Unterneh-men, Naturschutz-, Tourismus- und Sportverbän-de. Alle sitzen in der Mitgliederversammlung,die zu 51 % aus Wirtschafts- und Sozialpartnernund zu 49 % aus Vertretern der Kommunen

besteht, um zusammen Projekte zu entwickeln.Die Projektvorschläge werden mit dem LLURabgestimmt, um sicherzugehen, dass auch EU-Mittel eingesetzt werden können. AktivRegionenmüssen selbst entscheiden, wo und wie sie die-ses Geld investieren. Das LLUR kontrolliert, dasssie diese Mittel benutzen, um zu versuchen, dieZiele der EU-Politik zu erreichen.

Nach seinem Termin mit Volker Ratje muss HerrBlucha nach Oldenburg. Dort ist eine Bespre-chung über die Strategiesetzung der kommen-den fünf Jahre der AktivRegion Wagrien-Fehmarn.Vertreter aller Akteure sind dabei und zwei Haupt-fragen werden diskutiert – siehe dazu den Kastenauf der nächsten Seite.

Jürgen Bluchain Oldenburg

AktivRegion Nordfriesland-NordAktivRegion UthlandeAktivRegion Eider-Treene-SorgeAktivRegion Südliches NordfrieslandAktivRegion DithmarschenAktivRegion Mitte des NordensAktivRegion Schlei-OstseeAktivRegion Hügelland am OstseestrandAktivRegion Eider- und Kanalregion RendsburgAktivRegion MittelholsteinAktivRegion SteinburgAktivRegion Holsteiner AuenlandAktivRegion Holsteins HerzAktivRegion OstseeküsteAktivRegion Schwentine-Holsteinische SchweizAktivRegion Wagrien-FehmarnAktivRegion Innere Lübecker BuchtAktivRegion Herzogtum Lauenburg NordAktivRegion Sachsenwald-ElbeAktivRegion Pinneberger Marsch & GeestAktivRegion AlsterlandAktivRegion Sieker Land Sachsenwald

123456789

10111213141516171819202122Quelle: LLUR

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1. Wie werden Projekte finanziert? Jede Region bekommt von der EU rund 2,7 MillionenEuro für die gesamte Förderperiode und dann müssenalle Akteure bestimmen, wie das Geld verteilt wird.Müssen private und öffentliche Projekte unterschiedlichfinanziert werden? Muss es einen Unterschied zwischenGemeinden, Verbänden, Unternehmen und Vereinengeben? Werden interregionale Projekte genau wieintraregionale Projekte unterstützt? Entschieden wurdeletztlich, dass alle Projekte in selber Höhe finanziertwerden und dass Gemeinden einen Bonus von 5 % derFinanzierungskapazität bekommen.

2. Nach welchen Kriterien werden Projekte unterstützt?Für die neue Periode wurden vom AktivRegionen-Beirat,in dem alle AktivRegionen, MELUR und LLUR vertretensind, vier Haupthandlungsbereiche bestimmt: Energieund Klimawandel, Bildung, Innovation und Wachstumsowie nachhaltige Daseinsvorsorge. Sie sind jedoch sehrgenerell, deswegen müssen AktivRegionen sich präzisereAuswahlkriterien ausdenken. Sozial-, Politik- und Wirt-schaftsakteure von Wagrien-Fehmarn haben sich überverschiedene Vorgaben verständigt, aber es wäre an die-ser Stelle zu lang, sie alle explizit zu nennen. Die folgen-den Orientierungen sind jedoch besonders bedeutsam:Synergien zwischen Akteuren, geographischen Gebietenund Tätigkeitsbereichen, bürgerliches Engagement undSozialzusammenhalt.

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Auf der Rückfahrt nach Flint-bek machen wir eine Pause im

Café Hofladen in Futterkamp an der HohwachterBucht. Wir genießen dort ein sehr leckeres StückHimbeertorte. Jürgen Blucha wollte mir diesesCafé zeigen, weil es von der AktivRegion undvom LLUR gefördert wurde. Das Café Hofladenist kein normales Café. Dort kann man nicht nuretwas essen und trinken, sondern auch Produktekaufen, die auf dem Hof oder in der Nähe her-gestellt wurden. Zum Café gehört außerdemeine ausgedehnte Fläche, wo alle Besucher dieMöglichkeit haben, Obst und Blumen selbst zupflücken.

Währenddessen können Kinder sich auf einemriesigen Gelände mit vielen verschiedenen Spiel-plätzen vergnügen. Kirsten und Eike Mantheyhatten vor drei Jahren die Idee zu diesem „Obst-Erlebnis-Garten“. Sie haben in Futterkamp vor25 Jahren mit Erdbeeren angefangen und heu-te bieten sie immer mehr im Bereich Gastrono-mie, Spielerlebnis und Bildung an. Damit ihrProjekt sich verwirklicht, haben sie Kontakt mitdem Regionalmanager der AktivRegion Ostsee-küste aufgenommen, um unterstützt zu werden,was offensichtlich sehr erfolgreich war.

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Das ist ein schönes Projektbeispiel der AktivRe-gionen, da es nicht nur erlaubt, regionale Pro-dukte zu konsumieren und besser kennenzuler-nen, sondern auch Tourismus zu entwickeln.Der Obst-Erlebnis-Garten ist letztlich ein gutesMittel, um Menschen zusammen zu bringen unddie Lebensqualität zu verbessern, sei es beimPflücken, beim Spielen oder beim Genießeneines Fruchtkuchens der Saison.

Kinder haben vieleverschiedene Spiel-plätze zur Auswahl

Besucher können Obst und Blumen selbst pflückenoder im Hofladen kaufen

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Herausgeber:Landesamt für Landwirtschaft, Umweltund ländliche Räume des LandesSchleswig-Holstein (LLUR)Hamburger Chaussee 2524220 FlintbekTel.: 0 43 47 / 704-0www.llur.schleswig-holstein.de

Redaktion:Teresa Inclan, Dr. Uwe Rammert, Martin Schmidt

Ansprechpartner:Martin SchmidtPresse- und ÖffentlichkeitsarbeitTel. 0 43 47 / [email protected]

Diese Broschüre ist das Gemeinschaftswerkeiner Vielzahl von Autorinnen und Autoren. Diese finden sich jeweils am Kapitelanfang.

Titelfotos: Boedler, Graner/GSM, Lezius, LLUR, Lukas, Nauche, Schmidt

PDF der Broschüre im Internetwww.llur.schleswig-holstein.deunter Service > Bestellservice

Herstellung:Gestaltung und Layout: DesignContor, EckernfördeDruck: hansadruck, Kiel

Dezember 2015

ISBN: 978-3-937937-82-3

Schriftenreihe: LLUR SH – JB; 1

Diese Broschüre wurde auf Recyclingpapier hergestellt.

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit derschleswig-holsteinischen Landesregierung herausgegeben. Siedarf weder von Parteien noch von Personen, die Wahlwerbungoder Wahlhilfe betreiben, im Wahlkampf zum Zwecke derWahlwerbung verwendet werden. Auch ohne zeitlichen Bezugzu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht ineiner Weise verwendet werden, die als Parteinahme derLandesregierung zu Gunsten einzelner Gruppen verstandenwerden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschriftzur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.

Die Landesregierung im Internet:www.landesregierung.schleswig-holstein.de

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1. Wie sind Sie auf unseren Bericht

aufmerksam geworden?

❑ durch einen Presseartikel

❑ bei einer Veranstaltung von LLUR/BNUR

❑ war ausgelegt im LLUR

❑ im Internet – Portal der Landesregierung

❑ bekomme alle Veröffentlichungen des LLUR

zugeschickt

❑ auf einem anderen Weg und zwar

2. Welchen Bezug haben Sie zum LLUR? Aus

welchem Interesse lesen Sie diesen Bericht?

❑ MitarbeiterIn des LLUR

❑ berufliche Verbindung zum LLUR

❑ ehrenamtliche Verbindung zu den Tätigkeiten

des LLUR

❑ allgemeines/persönliches Interesse

3. Wieviel haben Sie aus den „Einblicken ins LLUR“

gelesen?

❑ nur die Fotos überflogen

❑ an ein paar Stellen etwas reingelesen

❑ ein bis zwei Artikel ganz gelesen

❑ etwa die Hälfte gelesen

❑ mehr als die Hälfte gelesen

4. Wieviel Zeit haben Sie sich für den Bericht

genommen?

insgesamt rund …… Minuten

5. Wie hat er Ihnen insgesamt gefallen?

❑ spitze

❑ ganz gut

❑ geht so

❑ könnte man besser machen

6. Was trifft auf den Bericht zu?

(Mehrfachauswahl möglich)

❑ fachlich interessante Beiträge

❑ schöne Fotos

❑ gute Abwechslung aus Text, Graphiken und Fotos

❑ gute Einblicke in den Arbeitsalltag der Mitarbeiter-

Innen – Interviewreihe ist unterhaltsam/ansprechend

❑ ist zu oberflächlich/allgemein

❑ zu umfangreich

❑ gern noch mehr mit Fotos und kurzweiliger/verständ-

licher arbeiten

7. Welche Beiträge haben Ihnen besonders gut gefallen?

Unser Wunsch nach Feedback – ein paar Fragen

Wir sind als LLUR sehr daran interessiert zu erfahren, obIhnen unser „Jahresbericht anderen Zuschnittes“ gefällt –was wir besser machen können – und was Ihnen nicht gutgefällt. Dazu haben wir ein paar Fragen zusammengestellt,die Sie hier schriftlich ausfüllen, den Bogen raustrennenund uns zuschicken können. Sie können die Fragen auchim Internet beantworten.

Dazu gehen Sie bitte auf: www.soscisurvey.de/llur2015/ mit demPasswort „EinBlick2015“. Die Umfragedort ist bis zum 30. 6. 2016 geöffnet.Oder Sie rufen den Fragebogen linksdirekt über den QR-Code auf.

Sie können uns auf dem Bogen oder im Internet auchAnregungen oder Fragen zukommen lassen. Dann – undwenn Sie bei unserer Verlosung mitmachen möchten –bräuchten wir bitte eine Email- oder Postadresse von Ihnen.Die Verlosung findet in der ersten Juliwoche 2016 statt.

Verlost werden fünf druckfrische Bücher aus der Reiheder Naturführer durch Schleswig-Holstein – hier der Band 4„Die geheime Welt der Wälder“ im Wert von 16,80 €sowie ebenfalls fünf Bücher „Störe in Schleswig-Holstein“.

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Bitte per Post oder per Fax senden an:

Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche RäumeÖffentlichkeitsarbeit – LLUR 1213Hamburger Chaussee 2524220 Flintbek

8. Was könnte Ihrer Meinung nach noch verbessert

werden bzw. was hat gefehlt?

9. Um besser einschätzen zu können, welche

Altersgruppe wir erreichen, bitten wir Sie, uns

zum Schluss Ihr Alter zu verraten.

❏ unter 20 ❏ 20-30 ❏ 31-50

❏ 51-65 ❏ über 65

Was ich sonst nochmal loswerden wollte:

Vielen Dank für Ihre Mühe!

Möchten Sie an der Verlosung der Bücher teilnehmen?

Dann hier bitte einen Kontakt (Email, Postadresse oder

Telefon) angeben:

Name:

Straße:

PLZ/Ort:

Tel:

Email:

Kontaktadresse im LLUR:

Martin Schmidt, LLUR, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit;

Hamburger Chaussee 25, 24220 Flintbek,

Tel.: 0 43 47 / 704-243, Fax: 0 43 47 / 704-702

[email protected]

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