Logotherapie - ein Weg aus der Sinnkrise? Oldenburg, 31. Januar 2011 Jörg Zimmermann Ringvorlesung Krise als Chance ?

Embed Size (px)

Citation preview

  • Folie 1
  • Logotherapie - ein Weg aus der Sinnkrise? Oldenburg, 31. Januar 2011 Jrg Zimmermann Ringvorlesung Krise als Chance ?
  • Folie 2
  • Logotherapie ein Weg aus der Sinnkrise? I.Viktor Frankl II.Anthropologische Grundlagen der Existenzanalyse III.Der Wille zum Sinn IV.Logotherapie als sinnorientierte Psychotherapie
  • Folie 3
  • 1923 Medizinstudium (Depressionen und Suizid Schwerpunktthemen) Persnliche Kontakte zu Freud und Adler 1926Vortrge auf Kongressen in Dsseldorf, Frankfurt, Berlin; Einfhrung des Begriffs Logotherapie 1928Grndung von Jugendberatungsstellen in Wien und anderen Stdten 1930 Klinikttigkeit in der Wiener Psychiatrie Am Steinhof Organisation einer Sonderaktion zur Zeit der Zeugnisausgabe (zu der Zeit keine Suizide von Schlern) Vor allem wollte ich herausbekommen, wie der Patient es anstellt, wenn sein Zustand sich bessert Viktor Emil Frankl * 26. Mrz 1905 2. September 1997
  • Folie 4
  • ab 1933 Leitung des Selbstmrderinnenpavillons, Psychiatrisches Krankenhaus in Wien (Oberarzt, Behandlung von bis zu 3000 selbstmordgefhrdeten Frauen pro Jahr) 1937Praxiserffnung 1938 Verbot, arische Patienten zu behandeln 1939Aufsatz Philosophie und Psychotherapie. Zur Grundlegung einer Existenzanalyse. 1940 Leitung der neurologischen Abteilung des Rothschild-Spitals, wo nur jdische Patienten behandelt werden 1941 Heirat mit Tilly Grosser. Viktor Emil Frankl
  • Folie 5
  • 1942 bis 1945 Deportation ins Ghetto Theresienstadt Internierung in mehreren Konzentrationslagern Ermordung der Eltern, des Bruders und der Ehefrau Stenographische Rekonstruktion der rztlichen Seelsorge Befreiung im April 1945 1946 Vorstand der Wiener Neurologischen Poliklinik [bis 1971] Habilitation mit der rekonstruierten rztlichen Seelsorge (in 9 Tagen) Diktat des Buches Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager [engl. Titel Mans Search for Meaning, 9 Millionen Exemplare] Viktor Emil Frankl
  • Folie 6
  • 1947 Heirat mit Eleonore Katharina Schwindt 1948Promotion in Philosophie Der unbewusste Gott 1955 Professor fr Neurologie und Psychiatrie, Universitt Wien Gastprofessuren an mehreren amerikanischen Universitten diverse Beitrge & Publikationen Viktor Emil Frankl
  • Folie 7
  • II. Anthropologische Grundlagen der Existenzanalyse
  • Folie 8
  • Das Menschenbild in der Seelenheilkunde Jede Psychotherapie basiert auf anthropologischen Prmissen oder, wenn sie nicht bewusst sind, auf anthropologischen Implikationen. Frankl, V. E. (1959). Das Menschenbild in der Seelenheilkunde. Drei Vorlesungen zur Kritik des dynamischen Psychologismus. Stuttgart: Hippokrates-Verlag.
  • Folie 9
  • Das Menschenbild der Existenzanalyse Die drei Existentialien*: 1. Geistigkeit 2. Freiheit 3. Verantwortlichkeit sind Voraussetzung der logotherapeutischen Grundberzeugung, dass der Mensch einen unbedingten Willen zum Sinn hat. *(vgl. Existenzialien bei Heidegger: u.a. Sorge und Angst)
  • Folie 10
  • Das Menschenbild von Karl Jaspers Signa der Existenz Geist Freiheit Reflexion Existenzialien Verkehrung in Existenzwissen Festlegung von Existenz Jaspers, K. (1973). Allgemeine Psychopathologie. Berlin: Springer. Fintz, A. (2002). Frankl mit Jaspers verstehen. Logotherapie und Existenzphilosophie. Universitt Konstanz.
  • Folie 11
  • Das Menschenbild des Materialismus 1. Der Mensch ist nicht Geist, sondern Materie. 2. Der Mensch ist als biologisches Wesen determiniert. 3. Der Mensch ist fr seine Handlungen nicht verantwortlich zu machen. Der Wille zum Sinn ist in einer rein materialistisch konzeptualisierten Welt sinnlos!
  • Folie 12
  • Naturalismus: Was die Seele wirklich ist Sie, Ihre Freuden und Leiden, Ihre Erinnerungen, Ihre Ziele, Ihr Sinn fr Ihre eigene Identitt und Willensfreiheit bei alledem handelt es sich in Wirklichkeit nur um das Verhalten einer riesigen Ansammlung von Nervenzellen und dazugehrigen Moleklen. Crick, Francis H. (1997). Was die Seele wirklich ist. Die naturwissenschaftliche Erforschung des Bewusstseins. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt.
  • Folie 13
  • Naturalismus: Was die Seele wirklich ist Sie, Ihre Freuden und Leiden, Ihre Erinnerungen, Ihre Ziele, Ihr Sinn fr Ihre eigene Identitt und Willensfreiheit bei alledem handelt es sich in Wirklichkeit nur um das Verhalten einer riesigen Ansammlung von Nervenzellen und dazugehrigen Moleklen. Crick, Francis H. (1997). Was die Seele wirklich ist. Die naturwissenschaftliche Erforschung des Bewusstseins. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt.
  • Folie 14
  • Reduktionismus Geistige Zustnde sind immer Hirnzustnde, also physikalische Zustnde. Hans Flohr, Neurobiologe
  • Folie 15
  • Die drei Existentialien: 1. Geistigkeit
  • Folie 16
  • Der Mensch von heute wei zur Genge, dass er Triebe hat; was wir ihm entgegen Freud zu zeigen haben, ist eher das Gegenteil, nmlich, dass er auch Geist hat Geist, Freiheit und Verantwortung. Frankl
  • Folie 17
  • Die geistige Dimension SEELEKRPER PSYCHO PHYSIKUM Trotzmacht des Geistes
  • Folie 18
  • Der Mensch besitzt eine leibliche, seelische und eine geistige Dimension. Wie es uns nicht einfllt zu behaupten, ein Trinkglas setze sich zusammen aus einem Kreis und einem Rechteck, ebensowenig setzt sich der Mensch zusammen aus Leib, Seele und Geist. (Frankl, 1982) Dimensionalontologie
  • Folie 19
  • Verschiedene Dinge aus ihrer Dimension heraus, in ein und dieselbe Dimension hinein projiziert, die niedriger ist als ihre eigene, bilden sich auf eine Art und Weise ab, dass die Abbildungen mehrdeutig sind. (Frankl, 1983) geistig z.B. leiblich z.B. psychisch
  • Folie 20
  • Perspektivismus Physische Denkform Semantische Denkform Phnomenale Denkform Laucken, U. (2003) Theoretische Psychologie. Denkformen und Sozialpraxen. Oldenburg: BIS-Verlag der Universitt Oldenburg.
  • Folie 21
  • Physische Denkform Semantische Denkform Phnomenale Denkform Laucken, U. (2003) Theoretische Psychologie. Denkformen und Sozialpraxen. Oldenburg: BIS-Verlag der Universitt Oldenburg. Perspektivismus Geist kann als ein physikalischer Zustand verstanden werden, genauso wie elektromagnetische Welle, Mechanik, Wrme. (Roth, 1997)
  • Folie 22
  • Physische Denkform Semantische Denkform Phnomenale Denkform Laucken, U. (2003) Theoretische Psychologie. Denkformen und Sozialpraxen. Oldenburg: BIS-Verlag der Universitt Oldenburg. Perspektivismus Symbolisierte Welt Erkenntnisobjekte: Bedeutung und Sinn
  • Folie 23
  • Physische Denkform Semantische Denkform Phnomenale Denkform Laucken, U. (2003) Theoretische Psychologie. Denkformen und Sozialpraxen. Oldenburg: BIS-Verlag der Universitt Oldenburg. Perspektivismus Erkenntnisobjekt: Subjektivitt
  • Folie 24
  • PSYCHE KOGNITIVES AFFEKTIVES Wahrnehmung Intelligenz Gedchtnis Lernfhigkeit Soziale Fhigkeiten ber-Ich Triebe, bedingte Reflexe Zustndliche Gefhle = Emotionen Die psychische Dimension nach Frankl
  • Folie 25
  • Personale Instanz Bewertende Instanz Stellung- nehmende Instanz Entscheidende Instanz NOUS Willensentscheidungen Spiritualitt (Glaube) Intuition Fhigkeit zur Sinnfindung Humor Fhigkeit zur Selbstdistanzierung Fhigkeit zur Selbsttranszendenz Ethisches Empfinden Gewissen ber-Ich Die geistige (noetische, noologische) Dimension
  • Folie 26
  • Die drei Existentialien: 2. Freiheit
  • Folie 27
  • Freiheit Unser Selbstverstndnis sagt uns: Wir sind frei (). Der Naturwissenschaftler kann als solcher immer nur Determinist sein.
  • Folie 28
  • Neurobiologie der Willensfreiheit
  • Folie 29
  • Freiheit Existenz gehrt nicht zum Bereich der Tatsachen, sondern zum Bereich der Freiheit. Die existentielle Freiheit hat keine Ursache. Hersch, J. (1999). Karl Jaspers. Mnchen: Piper.
  • Folie 30
  • Freiheit Die Biologie bietet nur relative Freiheit.
  • Folie 31
  • 3. Verantwortlichkeit Die drei Existentialien:
  • Folie 32
  • Existenzanalyse Die Existenzanalyse spricht den Menschen nicht frei, ohne ihn zur gleichen Zeit auch verantwortlich zu sprechen. Die Konzeption vom Menschen als entscheidendes Wesen. Freiheit und damit Verantwortlichkeit werden durch die geistige Dimension ermglicht.
  • Folie 33
  • Reduktionismus "Die Annahme..., wir seien voll verantwortlich fr das, was wir tun, weil wir es auch anders htten tun knnen, ist aus neurobiologischer Sicht unhaltbar. Singer, W. (2000). Wer deutet die Welt? Streitgesprch zwischen Wolf Singer und Lutz Wingert. Die Zeit, 50, 7.12.2000, 43-44.
  • Folie 34
  • Antwort auf den Reduktionismus Freiheit, Verantwortlichkeit und Geistigkeit erscheinen nur in der phnomenalen Perspektive bzw. der geistigen Dimension und sind Signa der Existenz.
  • Folie 35
  • III. Der Wille zum Sinn
  • Folie 36
  • Bedeutungen von Sinn Bedeutung von Richtung (Uhrzeigersinn) Bedeutung von Wahrnehmung (mit allen Sinnen) Bedeutung in einem axiologischen Verstndnishorizont (Sinn einer Handlung, Sinn der Geschichte; Wertbezogenheit) Bedeutung mit Verweis auf die Teleologie (Zielgerichtetheit) Bedeutung in einem funktionalen Verstndnis (ein Teil gewinnt durch seine Funktion im Ganzen Sinn) semantische Verwendung (Schriftsinn, meaning) Sedmak, C. (2005). Die Sinnfrage als Movens philosophischer Reflexion. In D. Batthyny & O. Zsok,Viktor Frankl und die Philosophie. Wien: Springer.
  • Folie 37
  • Die Frage nach dem Sinn des Lebens speist sich aus dem axiologischen und dem teleologischen Bedeutungsstrang. Sedmak, C. (2005). Die Sinnfrage als Movens philosophischer Reflexion. In D. Batthyny & O. Zsok,Viktor Frankl und die Philosophie. Wien: Springer. Der Sinn des Lebens
  • Folie 38
  • Die Frage nach dem Sinn menschlichen Lebens ist eine Frage, die auf Fragen der Selbstkontextualisierung und der Bestimmung des Kontexts des eigenen Lebens verweist. Die Frage nach dem Kontext des Lebens kann auch als Frage nach dem Regelwerk, in das das Leben eingebettet ist, verstanden werden. Sedmak, C. (2005). Die Sinnfrage als Movens philosophischer Reflexion. In D. Batthyny & O. Zsok,Viktor Frankl und die Philosophie. Wien: Springer. Der Sinn des Lebens
  • Folie 39
  • 1.Sinn ist die Gemeinschaft mit Gott und den Menschen im Leben und nach dem Tod (Christentum) 2.Sinn ist nicht existent, sondern ein selbsterzeugtes Pseudoproblem (Sartre) 3.Sinn ist eine subjektive Wunschvorstellung als krankhafte Folge eines Triebkonflikts (Freud) 4.Sinn ist der Vollkommenheit nher zukommen, indem die Minderwertigkeit des Menschen berwunden wird (Adler) 5.Sinn ist eine archetypische Erfahrung des Selbst (Jung) 6.Sinn ist die objektiv gegebene Mglichkeit einer zielgebenden Werteerfahrung (Frankl) Thesen zum Sinnbegriff
  • Folie 40
  • Christentum Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken. Du sollst deinen Nchsten lieben wie dich selbst. Sinn ist objektiv vorhanden, Gott gegeben. Richtung und Ziel sind vorgegeben: eine gottgefllige Lebensfhrung.
  • Folie 41
  • 1.Sinn ist die Gemeinschaft mit Gott und den Menschen im Leben und nach dem Tod (Christentum) 2.Sinn ist nicht existent, sondern ein selbsterzeugtes Pseudoproblem (Sartre) 3.Sinn ist eine subjektive Wunschvorstellung als krankhafte Folge eines Triebkonflikts (Freud) 4.Sinn ist der Vollkommenheit nher zukommen, indem die Minderwertigkeit des Menschen berwunden wird (Adler) 5.Sinn ist eine archetypische Erfahrung des Selbst (Jung) 6.Sinn ist die objektiv gegebene Mglichkeit einer zielgebenden Werteerfahrung (Frankl) Thesen zum Sinnbegriff
  • Folie 42
  • Existenzialismus... la vie na pas des sens, a priori. Avant que vous ne viviez, la vie, elle, nest rien, mais cest vous de lui donner un sens, et la valeur nest pas autre chose que ce sens que vous choisissez. [...] das Leben hat a priori keinen Sinn. Ehe Sie leben, ist das Leben nichts; es liegt bei Ihnen, ihm einen Sinn zu verleihen, und der Wert ist nichts anderes als der Sinn, den Sie whlen.
  • Folie 43
  • 1.Sinn ist die Gemeinschaft mit Gott und den Menschen im Leben und nach dem Tod (Christentum) 2.Sinn ist nicht existent, sondern ein selbsterzeugtes Pseudoproblem (Sartre) 3.Sinn ist eine subjektive Wunschvorstellung als krankhafte Folge eines Triebkonflikts (Freud) 4.Sinn ist der Vollkommenheit nher zukommen, indem die Minderwertigkeit des Menschen berwunden wird (Adler) 5.Sinn ist eine archetypische Erfahrung des Selbst (Jung) 6.Sinn ist die objektiv gegebene Mglichkeit einer zielgebenden Werteerfahrung (Frankl) Thesen zum Sinnbegriff
  • Folie 44
  • Im Moment, da man nach dem Sinn und Wert des Lebens fragt, ist man krank, denn beides gibt es ja in objektiver Weise nicht; man hat nur eingestanden, da man einen Vorrat von unbefriedigter Libido hat, und irgend etwas anderes mu vorgefallen sein, eine Art Grung, die zur Trauer und Depression fhrt. Freud, S. (1937). Brief aus Grinzing an Marie Bonaparte. 1. Wiener Schule - Lustgewinn
  • Folie 45
  • 1.Sinn ist die Gemeinschaft mit Gott und den Menschen im Leben und nach dem Tod (Christentum) 2.Sinn ist nicht existent, sondern ein selbsterzeugtes Pseudoproblem (Sartre) 3.Sinn ist eine subjektive Wunschvorstellung als krankhafte Folge eines Triebkonflikts (Freud) 4.Sinn ist der Vollkommenheit nher zukommen, indem die Minderwertigkeit des Menschen berwunden wird (Adler) 5.Sinn ist eine archetypische Erfahrung des Selbst (Jung) 6.Sinn ist die objektiv gegebene Mglichkeit einer zielgebenden Werteerfahrung (Frankl) Thesen zum Sinnbegriff
  • Folie 46
  • Die Individualpsychologie steht ganz auf dem Boden der Evolution und sieht alles menschliche Streben im Lichte derselben als ein Streben nach Vollkommenheit. "Leben heit, Anteil zu nehmen an den Mitmenschen. Teil des Ganzen zu sein, nach Krften zum Wohl der Menschheit beizutragen." Adler, A. (1933). Der Sinn des Lebens. 2. Wiener Schule Vollkommenheit
  • Folie 47
  • Drei ungeeignete Versuche Vollkommenheit zu erreichen ber andere herrschen zu wollen sich auf andere zu sttzen die Aufgaben des Lebens ungelst zu lassen, um sichere Niederlagen zu vermeiden Adler, A. (1933). Der Sinn des Lebens. 2. Wiener Schule Vollkommenheit
  • Folie 48
  • 1.Sinn ist die Gemeinschaft mit Gott und den Menschen im Leben und nach dem Tod (Christentum) 2.Sinn ist nicht existent, sondern ein selbsterzeugtes Pseudoproblem (Sartre) 3.Sinn ist eine subjektive Wunschvorstellung als krankhafte Folge eines Triebkonflikts (Freud) 4.Sinn ist der Vollkommenheit nher zukommen, indem die Minderwertigkeit des Menschen berwunden wird (Adler) 5.Sinn ist eine archetypische Erfahrung des Selbst (Jung) 6.Sinn ist die objektiv gegebene Mglichkeit einer zielgebenden Werteerfahrung (Frankl) Thesen zum Sinnbegriff
  • Folie 49
  • Analytische Psychologie Das gibt inneren Frieden, wenn Menschen das Gefhl haben, da sie ein symbolisches Leben fhren, da sie Schauspieler im gttlichen Drama sind. Das ist das einzige, was dem menschlichen Leben einen Sinn verleiht; alles andere ist banal und man kann es beiseite lassen.
  • Folie 50
  • 1.Sinn ist die Gemeinschaft mit Gott und den Menschen im Leben und nach dem Tod (Christentum) 2.Sinn ist nicht existent, sondern ein selbsterzeugtes Pseudoproblem (Sartre) 3.Sinn ist eine subjektive Wunschvorstellung als krankhafte Folge eines Triebkonflikts (Freud) 4.Sinn ist der Vollkommenheit nher zukommen, indem die Minderwertigkeit des Menschen berwunden wird (Adler) 5.Sinn ist eine archetypische Erfahrung des Selbst (Jung) 6.Sinn ist die objektiv gegebene Mglichkeit einer zielgebenden Werteerfahrung (Frankl) Thesen zum Sinnbegriff
  • Folie 51
  • Existenzanalyse Die Frage nach dem Sinn des Lebens [] ist als eine eigentlich menschliche Frage zu bezeichnen. Der Wille zum Sinn ist eine Grundgegebenheit Menschlichen Daseins. Sinn ist die objektiv gegebene Mglichkeit einer zielgebenden Werteerfahrung.
  • Folie 52
  • Logotherapie - ein Weg aus der Sinnkrise?
  • Folie 53
  • Der bedingungslose Glaube an den unbedingten Sinn: Erkenntnis ist nicht moralisch, sondern phnomenologisch Der letzte Sinn kann nicht in Frage gestellt werden, weil bei dem Versuch, die Frage nach dem Sinn von Sein zu beantworten, das Sein von Sinn immer schon vorausgesetzt ist. (Frankl: rztliche Seelsorge) Sinnfindung statt Sinngebung
  • Folie 54
  • 1.Schpferische Werte Arbeitsfhigkeit 2.ErlebniswerteLiebesfhigkeit 3.EinstellungswerteLeidensfhigkeit Drei Hauptstraen fr die Erfahrung von Sinn:
  • Folie 55
  • 1.Schpferische Werte: ein Werk schaffen bzw. eine Tat vollbringen Arbeitsfhigkeit Matthias Steiner, Gewichtheber Europameister und Olympiasieger
  • Folie 56
  • 2. Erlebniswerte: sich von Erlebnissen berhren lassen Liebesfhigkeit Steiner widmet den Olympiasieg 2008 seiner tdlich verunglckten Frau.
  • Folie 57
  • 3. Einstellungswerte: die richtige Einstellung finden Leidensfhigkeit Biografie: Das Leben erfolgreich stemmen.
  • Folie 58
  • Tragische Trias: Leid Schuld - Tod Leid, Schuld und Tod knnen in etwas Positives verwandelt werden: LeidinLeistung, SchuldinWandlung (Shne, Reue), TodinAnsporn zum Leben, Ansporn zu verantwortetem Tun. (nach Frankl)
  • Folie 59
  • IV.Logotherapie als sinnorientierte Psychotherapie Logotherapeutische Neurosenlehre und rztliche Seelsorge
  • Folie 60
  • Die Hauptkategorien von Krankheiten nach Frankl HauptkategorietiologieSymptomatologie 1.Banale organische Erkrankungen organisch 2.Psychosenorganischpsychisch 3.Neurosen a)somatogene Pseudoneurose psychischorganisch b)paraklinischberindividuell gesellschaftlich psychisch c)echte Neurosepsychisch d)Noogene Neurose noologisch (geistig-existentielle Konflikte) psychisch Dimensionalontologie: Insgesamt betont Frankl, dass die kategoriale Einordnung nie absolut ist sondern eher den Ursachenschwerpunkt darstellt!
  • Folie 61
  • Methoden der Logotherapie Entfaltung der personalen Freiheit als eine zentrale Voraussetzung zur Sinnfindung und -verwirklichung. Ziele: Vorhandenen Lebenskrfte aktivieren Willen zum Sinn mobilisieren (und nicht etwa Aufdrcken!) Moderner psychotherapeutischer Begriff: Ressourcenaktivierung. Erfhlen und Erkennen persnlicher Werthaltungen. Einsicht in sinn- und werthemmende Reaktionsweisen.
  • Folie 62
  • Logotherapeutische Methoden (nach Elisabeth Lukas) strkt die Fhigkeit zur Selbst-Distanzierung ParadoxeIntentionEinstellungs-modulationDereflexion strkt die Fhigkeit zur Selbst-Transzendenz frdert den Willen zum Sinn und die Trotzmacht des Geistes distanziert von psychogenen Auslsern und macht sie unwirksam (a)verbessert die Einstellung zu Positivem und ermglicht dessen Ausschpfung (b) verbessert die Einstellung zu Negativem und ermglicht dessen Bewltigung reduziert Egozentrierung und Hyperreflexion und deren Auswirkungen
  • Folie 63
  • Logotherapeutische Interventionen Der Mensch ist der vom Leben gefragte, er hat zu antworten; durch die Tat Dereflexion I: Aufmerksamkeitsverlagerung weg von vergangenen Fehlern hin zu aktuellen Aufgaben Dereflexion II von der Selbstbefangenheit zur Selbstvergessenheit Aktivittsaufbau Verhaltensplne Achtsamkeit
  • Folie 64
  • Wenn eine bestimmte Person in einer bestimmten Situation keine Mglichkeit mehr sieht, Sinn und Werte zu verwirklichen, droht: Langeweile Orientierungslosigkeit Verantwortungslosigkeit Hoffnungslosigkeit Initiativlosigkeit nach Elisabeth Lukas Das existentielle Vakuum
  • Folie 65
  • Existentielle Frustration NoogeneNeurose Persist. Langeweile, berdruss Chron. Sinnlosigkeitsgefhl Inneres Leeregefhl Gewalt Jagd nach Lust, Konsumabhngigkeit, div. Schte modifiziert nach E.Lukas: Lehrbuch der Logotherapie, 1998, S. 163 Selbstmord Drogenkonsum Gleichgltigkeit, Apathie Midlife Crisis Empty Nest Depression Arbeitslosigkeitsdepression Rentendepression Narzisstische Strungen Burn-Out
  • Folie 66
  • Therapie der noogenen Neurose Sofern die noogenen Neurosen als solche aus dem Geistigen entstanden sind, liegt es auf der Hand, dass sie auch eine Psychotherapie vom Geistigen her erfordern. Als solche nun versteht sich selbst die Logotherapie (Frankl, 1968). Die Logotherapie soll andere Formen der Psychotherapie nicht ersetzen, sondern ergnzen. Sie soll dem Menschen bei der Auseinandersetzung mit dem Leiden am sinnlosen Leben und bei der Sinnfindung helfen.
  • Folie 67
  • Sinn und Werte Wozu bin ich begabt? Was ersehne ich? Was ist mir wichtig? Was macht mir Freude? Wofr bin ich dankbar? Woran hngt mein Leben? Warum trauere ich? Worum habe ich Angst? Einstellungsmodulation Ressourcen- aktivierung Genuss- training Kognitive Umstruktur.
  • Folie 68
  • Sobald der Mensch erwacht, will er nicht blo dahinleben, sondern fr etwas da sein. Er will einen Sinn seines Lebens erfahren. Daher ist die Welt ihm nicht blo erlittene Umwelt, sondern Aufgabe der Gestaltung []. Er erfllt sich, wenn er in einer Welt zu sich kommt, die er selbst mit hervorgebracht hat. (Karl Jaspers) Der Wille zum Sinn bestimmt unser Leben! (Viktor Frankl) Bild: Viktor Frankl Privatarchiv
  • Folie 69
  • Vielen Dank fr Ihre Aufmerksamkeit. www.karl-jaspers-klinik.de