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Zool. Garten N.F. 81 (2012) 264–266 www.journals.elsevier.de/zooga Lothar Dittrich und ,,Der Zoologische Garten“ Lothar Dittrich and the journal ,,Der Zoologische Garten“ Bernhard Blaszkiewitz Tierpark Berlin, Am Tierpark 125, D-10319 Berlin Eingegangen am 24. September 2012 Abstract On the occasion of the 80 th birthday of Prof. Lothar Dittrich, the former director of Hanover Zoo, his papers published in “Der Zoologische Garten” 1958 till 1998 were described. Keywords: Lothar Dittrich; Der Zoologische Garten Nicht nur dem langjährigen Leser der Zeitschrift des Zoologischen Gartens Hannover ,,Der Zoofreund“ ist Altdirektor Professor Dr. Lothar Dittrich als regelmäßiger Autor ebenso bekannt wie seine Frau Sigrid, die vor allem im Bereich der darstellenden Kunst des Tie- res vielfach referiert hat. Am 20. April 2012 hat Lothar Dittrich sein 8. Lebensjahrzehnt vollendet. Berufenere mögen seinen Lebensweg nachzeichnen, zumal der verstorbene Kol- lege und Duisburger Zoodirektor Dr. Wolfgang Gewalt zum 60. eine umfangreiche und schmissige Laudatio veröffentlicht hat (Gewalt, 1992). Im vorliegenden, kleinen Beitrag möchte ich an Lothar Dittrich als Autor erinnern. Er gehört als zoologischer und tiergarten- biologischer Publizist in eine Reihe mit Karl Max Schneider und Heinrich Dathe. Allein seine Buchveröffentlichungen zu den Themen Zootierhaltung und Tiergartenhistorie sind Legion. An anderer Stelle durfte ich schon einmal an sein 1966 erschienenes Buch ,,Auf Safari durch Europa“ erinnern, das einen Streifzug durch die europäischen Tiergärten darstellt und dabei ,,so nebenbei“ ein tiergartenbiologisches Kolleg ist (Blaszkiewitz, 2006). Nicht ver- gessen werden dürfen seine vielfältigen Beiträge in der ,,Zeitschrift für Säugetierkunde“, in ,,Freunde resp. Zeitschrift des Kölner Zoo“ und eben in unserer Verbandszeitschrift ,,Der Zoologische Garten“, seit 1859 das Organ der Tiergartenbiologie. Die Neue Folge war stets mit der Leipziger Schule verbunden, waren doch nach dem ersten Herausgeber Prof. Georg Grimpe seine Nachfolger alles Leipziger Tiergartenbiologen: die Zoodirekto- ren Prof. Dr. Karl Max Schneider und Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Dathe sowie seit 1991 Lothar Dittrichs Jahrgangskollege Dr. Wolfgang Grummt. Und so nimmt es nicht Wun- der, dass Prof. Dittrich seinem tiergartenbiologischen Lehrer Prof. Schneider in der reichen

Lothar Dittrich und „Der Zoologische Garten“

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Page 1: Lothar Dittrich und „Der Zoologische Garten“

Zool. Garten N.F. 81 (2012) 264–266www.journals.elsevier.de/zooga

Lothar Dittrich und ,,Der Zoologische Garten“Lothar Dittrich and the journal ,,Der Zoologische Garten“

Bernhard BlaszkiewitzTierpark Berlin, Am Tierpark 125, D-10319 Berlin

Eingegangen am 24. September 2012

Abstract

On the occasion of the 80th birthday of Prof. Lothar Dittrich, the former director of Hanover Zoo,his papers published in “Der Zoologische Garten” 1958 till 1998 were described.

Keywords: Lothar Dittrich; Der Zoologische Garten

Nicht nur dem langjährigen Leser der Zeitschrift des Zoologischen Gartens Hannover,,Der Zoofreund“ ist Altdirektor Professor Dr. Lothar Dittrich als regelmäßiger Autor ebensobekannt wie seine Frau Sigrid, die vor allem im Bereich der darstellenden Kunst des Tie-res vielfach referiert hat. Am 20. April 2012 hat Lothar Dittrich sein 8. Lebensjahrzehntvollendet. Berufenere mögen seinen Lebensweg nachzeichnen, zumal der verstorbene Kol-lege und Duisburger Zoodirektor Dr. Wolfgang Gewalt zum 60. eine umfangreiche undschmissige Laudatio veröffentlicht hat (Gewalt, 1992). Im vorliegenden, kleinen Beitragmöchte ich an Lothar Dittrich als Autor erinnern. Er gehört als zoologischer und tiergarten-biologischer Publizist in eine Reihe mit Karl Max Schneider und Heinrich Dathe. Alleinseine Buchveröffentlichungen zu den Themen Zootierhaltung und Tiergartenhistorie sindLegion.

An anderer Stelle durfte ich schon einmal an sein 1966 erschienenes Buch ,,Auf Safaridurch Europa“ erinnern, das einen Streifzug durch die europäischen Tiergärten darstellt unddabei ,,so nebenbei“ ein tiergartenbiologisches Kolleg ist (Blaszkiewitz, 2006). Nicht ver-gessen werden dürfen seine vielfältigen Beiträge in der ,,Zeitschrift für Säugetierkunde“,in ,,Freunde resp. Zeitschrift des Kölner Zoo“ und eben in unserer Verbandszeitschrift,,Der Zoologische Garten“, seit 1859 das Organ der Tiergartenbiologie. Die Neue Folgewar stets mit der Leipziger Schule verbunden, waren doch nach dem ersten HerausgeberProf. Georg Grimpe seine Nachfolger alles Leipziger Tiergartenbiologen: die Zoodirekto-ren Prof. Dr. Karl Max Schneider und Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Dathe sowie seit 1991Lothar Dittrichs Jahrgangskollege Dr. Wolfgang Grummt. Und so nimmt es nicht Wun-der, dass Prof. Dittrich seinem tiergartenbiologischen Lehrer Prof. Schneider in der reichen

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Publikationstätigkeit ebenso gefolgt ist wie Prof. Dathe. Es ist eine reizvolle Vorstellung, einGesamtschriftenverzeichnis von Lothar Dittrich in die Hand zu bekommen. An die-ser Stelle möchte ich die Arbeiten im ,,Zoologischen Garten“ aufführen und teilweisekommentieren.

Die erste Arbeit findet sich im Band 24 (1958), sie stellt den Jahresbericht des Zoolo-gischen Gartens Leipzig für das Jahr 1955 dar. Erst 1954 war der Autor als Hilfsassistentim Zoo Leipzig angestellt worden. Der Jahresbericht für 1955 hatte es in sich, mussteDittrich doch den Tod von Prof. Schneider melden. Die kommissarische Leitung übernahmHeinrich Dathe, der gerade als Direktor in den Tierpark Berlin gewechselt hatte. Es folg-ten zwei Beiträge zur Leipziger Zeit, so im 25. Band (1961) gemeinsam mit Ingeborg vonEinsiedel ,,Bemerkungen zur Fortpflanzung und Jugendentwicklung des Braunbären imLeipziger Zoo“. Bären sollten Lothar Dittrichs Publikationstätigkeit noch vielfach beglei-ten. Anfang 1961 wechselte Dr. Dittrich von Leipzig ,,in den Westen“, wie es damals hieß.Bei der Firma Ruhe – der deutschen Tierhandelsfirma – fand er Aufnahme, wie schon Jahrezuvor nach dem Kriegsende so mancher deutsche Zookollege. Noch unter OrtsbezeichnungAlfeld (hier befand sich der Stammsitz der Ruhes) erschien in Band 26 (1962) der Bericht,,Versuchte künstliche Aufzucht eines Flusspferdes“. Das 1956 geborene Nilpferd wurdevon seiner Mutter, der Leipziger Flusspferdkuh ,,Olga“, nicht angenommen. Die künstlicheAufzucht gelang nicht, jedoch konnte der Autor wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Die Fa.Ruhe setzte ihn dann im Zoo Hannover als Zoologen ein, Hermann Ruhe jun. war offiziellerLeiter. 1971 endete der Pachtvertrag zwischen Ruhe und der Stadt Hannover, die ab 1972den Zoo als städtische Einrichtung führte, Lothar Dittrich war Direktor. Im Band 32 (1966)erschien der erste Aufsatz über den Hannoveraner Tierbestand im ,,Zoologischen Garten“:,,Beobachtungen an freigekommenen Guerezaaffen“. Die Colobus-Affen waren von einerInselanlage entflohen und lebten z. T. mehrere Wochen ,,in Freiheit“, ein Weibchen sogarbis in den November hinein. 1965 feierte der Zoo Hannover sein 100-jähriges Bestehen.Aus diesem Anlass wurde der 34. Band (1967) dem Zoo Hannover gewidmet. Gemeinsammit dem Architekten Rudi Gleitz stellte Lothar Dittrich in einem umfangreichen Aufsatzdie Neubauten des Zoos vor.

Außerdem enthält der Band einen Grundsatzartikel zur Haltung und Zucht von Elefan-ten: ,,Beitrag zur Fortpflanzung und Jungtierentwicklung des Indischen Elefanten, Elephasmaximus, in Gefangenschaft mit einer Übersicht über die Elefantengeburten in europäischenZoos und Zirkussen“. Hier konnte der Autor nicht nur über die aktuellen Zuchterfolge imZoo Hannover berichten, sondern er wertete alle bis dahin in Europa bekannten Geburtenvon Elephas maximus aus. Durch die Tierhandelstätigkeit der Familie Ruhe wurden imZoo Hannover wie auch im ebenfalls von Ruhe betriebenen Ruhr-Zoo Gelsenkirchen einegroße Artenzahl von Huftieren, namentlich Antilopen, gepflegt. Im 36. Band (1968) fasstDittrich seine Erfahrungen bei der Vergesellschaftung verschiedener Huftierarten zusam-men. Und 1970 erscheint im 39. Band, der Heinrich Dathe zum 60. gewidmet ist, eine sehrumfangreiche Zusammenfassung zur Antilopenzucht: ,,Beitrag zur Fortpflanzungsbiologieafrikanischer Antilopen im Zoologischen Garten Hannover“. Im Band 42 (1972) folgte eineEinzeldarstellung zur Ducker-Haltung: ,,Beobachtungen bei der Haltung von Cephalophus-Arten sowie zur Fortpflanzung und Jugendentwicklung von C. dorsalis und C. rufilatus inGefangenschaft“. Eine säugetierkundliche Rarität wird im 44. Band (1974) mit dem Auf-satz ,,Erfahrungen bei der Haltung und Zucht des Gabelbockes (Antilocapra americana)“

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geboten. Ähnlich wie die Saiga-Antilope (Saiga tatarica) gehört der Gabelbock bis heute –selbst in den Tiergärten der USA – zum tiergärtnerischen Porzellan. Umso verdienstvollersind einmal mehr Dittrichs Darstellungen auch von weniger erfolgreichen Haltungsergeb-nissen. Zwei Berichte finden sich im 47. Band (1977). ,,Das Verhalten von Ungulatenan Gehegegräben“ fasst für Hannover Erfahrungen mit senkrechten Trockengräben alsGehegeabsperrung zusammen. Der zweite Beitrag ,,Über die Nachzucht des AsiatischenElefanten (Elephas maximus) in europäischen Tiergärten“ ergänzt den Artikel von 1967.Band 49 (1979) bringt mit ,,Die Vererbung des Melanimus beim Jaguar (Panthera onca)“ dieErkenntnis, dass die Vererbung der Schwarzfärbung beim Jaguar dominant erfolgt (und nichtrezessiv wie beim Leoparden). Im 53. Band meldet sich Lothar Dittrich mit dem Beitrag,,Wachstum und Entwicklung zoogeborener kalifornischer Seelöwen (Zalophus california-nus)“ zu Wort. Nach dem Baubericht zum 100. Jubiläum (s. o.) referiert der Autor im59. Band (1989) über das 1982 errichtete Urwaldhaus, das neuen Menschenaffenhaus desZoos Hannover. Dittrich spricht dabei von einer ,,illusionistisch“ gestalteten Anlage. Dereinzige biographische Beitrag im ,,Zoologischen Garten“ aus der Feder Lothar Dittrichsist dem Gedenken Heinrich Dathes geschuldet, erschienen im 61. Band (1991). Auch alsRuheständler meldet sich der Autor noch im ,,Zoologischen Garten“ zu Wort: Band 64(1994) bringt eine Notiz zu früher Tierhaltung in Syrien und Jordanien. Besonders wert-voll ist der – vorerst – letzte Aufsatz von Prof. Dittrich im ,,Zoologischen Garten“. Band68 (1998) thematisiert ,,Zoobauten als Ausdruck geistiger Zeitströmungen. Bemerkungenzum Verständnis der historischen Bausubstanz deutscher Zoos“. Jedem Exotismus-Jüngerder Neuzeit sei diese Publikation dringend zur Lektüre empfohlen.

In einer Zeit der elektronischen Kommunikation um jeden Preis (,,Wo kann ich das goo-geln?“) haben es gedruckte Erzeugnisse von Erkenntnissen immer schwerer. Schon habenetliche deutsche Tiergärtner unsere Verbandszeitschrift nicht mehr in ihrer Privatbiblio-thek. Lothar Dittrich gehört zu dem tiergartenbiologischen Wissensvermittler der erstenReihe. Dieser kleine Aufsatz sollte seine Arbeit im ,,Zoologischen Garten“ ins Gedächtnisrufen und daran erinnern, dass die Tiergärtnerei nicht erst nach der Erfindung des Internetsentstanden ist.

Zusammenfassung

Aus Anlass der Vollendung des 80. Lebensjahres von Prof. Dr. Lothar Dittrich, Direktorem. des Zoologischen Gartens Hannover, werden seine Publikationen in der Zeitschrift ,,DerZoologische Garten“ zusammengestellt und kommentiert.

Schrifttum

Blaszkiewitz, B. (2006). Zwei Klassiker der Zooliteratur werden 40. Manati, 21, 7–8.Gewalt, W. (1992). Lothar Dittrich wird 60. Zool. Garten N. F., 62, 201–204.