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57. Jahrgang - Nr. 4 - Dezember 2009 - Schutzgebühr 5,- - Z 3954 DEUTSCHER LUFTWAFFENRING e.V. LUFTWAFFEN REVUE Ehrenmal für Angehörige der Bundeswehr Eingeweiht am 8. September 2009 im Beisein von Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung und Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler.

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57. Jahrgang - Nr. 4 - Dezember 2009 - Schutzgebühr 5,- € - Z 3954

DEUTSCHERLUFTWAFFENRING e.V.

LUFTWAFFEN

REVUE

Ehrenmal für Angehörige der BundeswehrEingeweiht am 8. September 2009

im Beisein von Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung und Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler.

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LuftwaffenRevue

VERBAND

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Ehrenmal für Angehörige der Bundeswehr

Der Schriftzug wird enthüllt (Quelle: Bundeswehr/Bienert)

In einer feierlichen Zeremonie hat Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung im Beisein von Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler am 8. September das Ehrenmal der Bundeswehr am Bendlerblock eingeweiht.

Gemeinsam mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr, General Wolfgang Schneiderhan, enthüllten Köhler und Jung die Inschrift des Ehrenmals.

„Den Toten unserer Bundeswehr. Für Frieden, Recht und Freiheit“, lautet die Inschrift des Monuments am Berliner Dienstsitz des Verteidigungsministeriums.

Nach der Enthüllung legten Vertreter der Verfassungsorgane und Minister Jung Kränze in der Cella, dem Raum der Stille, des Ehrenmals nieder.

(Quelle: meck architekten/Florian Holzherr, München)

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4. Quartal 2009 3

Deutscher Luftwaffenring e.V.Bonn, November 2009- Die Redaktion -

An alle Mitglieder und Freunde desDeutschen Luftwaffenring e.V.

Liebe Freunde, Kameraden und Förderer des DLwR e.V.,

wir sind schon wieder im letzten Quartal 2009. Es scheint, als würde die Zeit schneller als je zuvor voran schreiten, hatten wir doch eine ganze Reihe von großen und schwergewichtigen Entschei-dungen zu treffen und dieses unter zunehmendem Zeitdruck. Die Devise lautete und lautet: Nicht nach hinten schauen, Blick nach vorne, gute Lagebeurteilung, konsequentes Handeln. Nun wird uns immer wieder unkameradschaftliches Verhalten vorgeworfen, wenn wir die lautere Forde-rung der Mehrzahl unserer Mitglieder nach Beseitigung bestehender Missstände umsetzen. Sie, die Mitglieder des DLwR, haben einen Anspruch auf transparente, korrekte und wirtschaftliche Führung. Gibt es hier offene Fragen, werden diese offen geklärt, gibt es hier Zweifel am korrekten Umgang mit den Ressourcen des Verbandes, so werden diese durch gute Aufklärung beseitigt, und gibt es in der Folge dann die Erkenntnis, dass dem Verband Schaden entstanden ist, dann wird dieser Schaden wenn irgend möglich bereinigt. Unredlich und damit unkameradschaftlich handelt derjenige, der den durch ihn entstandenen Schaden nicht bereinigen will, und nicht der, der im Auftrag der Kameraden Wege zur Schadensbegrenzung sucht.

Der Vorstand des Verbandes ist betroffen durch den Vorwurf, in Wahrnehmung der ihm satzungs-mäßig auferlegten Pflichten unkameradschaftlich zu handeln, lässt sich aber dadurch nicht von dem Auftrag zur Aufklärung abbringen.

Die letzten drei Monate in 2009 haben es in sich. Vollversammlung des DLwR und Treffen der Präsidenten der EPAA Verbände. Beides Aktivitäten, die unsere volle Aufmerksamkeit verdienen. Wir werden über die Ergebnisse natürlich berichten. Wenn Sie dabei sind, freue ich mich auf ein Wiedersehen; können Sie nicht kommen, unterstützen Sie uns durch Ihre guten Wünsche. Und lassen Sie uns nicht vergessen, Kameradschaft ist eine leicht verletzliche Tugend. Sie will intensiv geschützt und gepflegt sein.

Anlässlich des sich zu Ende neigenden Jahres ergreife ich an dieser Stelle die Gelegenheit, Ihnen allen meine besten Wünsche zum bevorstehenden Weihnachtsfest und dem Jahreswechsel zu übermitteln. Ihnen, Ihren Angehörigen und Freunden wünsche ich gesegnete und erholsame Festtage im Kreise Ihrer Familien. Möge Ihnen im kommenden Jahr beste Gesundheit, Wohler-gehen und Erfolg im privaten wie auch im beruflichen Bereich beschieden sein. In der Hoffnung auf einen glücklichen Start ins Neue Jahr 2010 verbleibe ich

Ihr Dierk-Peter MerklinghausBrigadegeneral a.D.

In diesem Heft:

Einweihung des Ehrenmals für Angehörige der BundeswehrFliegende Kampfverbände - Aufklärungsgeschwader 51Reportage - 180 Eurofighter für die LuftwaffeReportage - Deutsche Beutemaschinen / Museum FinowfurtPSK / PSV - Als Flugschriften in der DDR vom Himmel fielen

Die Ärmelbänder der Luftwaffe in der BundeswehrEine schier ausweglose Situation - Teil1Vom Feindflug nicht zurückgekehrtChronologie Luftkrieg Bernkastell - Teil3Weihnachten 1942 an der Mündung des Don

Leserbrief / Service / Impressum

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In der letzten Ausgabe hatten wir ei-nen ersten Bericht zum Aufklärungsge-schwader 74. In dieser Ausgabe berich-ten wir über das

Aufklärungsgeschwader 51

Das Aufklärungsgeschwader 51 „Im-melmann“ ist der einzige fliegende Verband der Luftwaffe, der über die Fähigkeit zur bemannten Taktischen Luftaufklärung verfügt.

Ausgerüstet mit 46 allwetter-flugfähi-gen Kampfflugzeugen vom Typ Tor-nado, moderner Aufklärungssensorik sowie einer verlegefähigen Auswerte-anlage gehört das Geschwader zu den Einsatzkräften der Bundeswehr.

Seit dem 1. Januar 2005 ist das Geschwa-der auch mit der Rolle der „Seekriegsfüh-rung aus der Luft“ beauftragt.

Der Auftrag im FriedenHerstellen und Erhalten der personellen und materiellen Einsatzbereitschaft. Be-teiligung an Einsätzen zur Landes- und Bündnisverteidigung, aber auch Betei-ligung an Einsätzen unter dem Mandat der Vereinten Nationen. Hilfe im Rah-men des Katastrophenschutzes. Demons-tration der militärischen Präsenz. Flüge im Rahmen der Amtshilfe für Behörden des Bundes und der Länder

Auftrag in der KriseZusätzlich zum Auftrag im Frieden:Erhöhung der personellen und materi-ellen Einsatzbereitschaft. Intensivierung der taktischen Ausbildung zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft. Einsatzbereit-schaft im Rahmen der Krisenbewälti-gung.

Auftrag im Einsatz / VerteidigungsfallUnterstützung der militärischen Operati-onen durch Aufklärung der gegnerischen Land- und Seestreitkräfte, Kampfanla-gen, Führungseinrichtungen und Versor-gungseinrichtungen.

Darüber hinaus:Zielaufklärung, Feststellung eigener Waffenwirkung, Bekämpfung von Über-wasserzielen mit den Lenkflugkörpern „HARM“ und „KOMORAN“.

Max Immelmann (Quelle: Luftwaffe/Archiv)

Geschichtlicher Überblick

Bedingt durch die von der Wiedervereini-gung ausgelösten großen Umstrukturie-rungen der Bundeswehr, werden bei der Marine 1992 das Marinefliegergeschwa-der (MFG) 1 in Schleswig / Jagel und 1993 die Aufklärungsgeschwader 51“Im-melmann“ in Bremgarten und AG 52 in Leck außer Dienst gestellt.

Während die RF-4E Phantom der beiden Luftwaffen-Geschwader im Rahmen der Militärhilfe an die Türkei und Griechen-land abgegeben werden, übernimmt die Luftwaffe die Tornados des MFG 1. Im Ja-nuar 1993 nimmt die 1. Staffel des „Luft-waffen-Tornado-Geschwaders-Jagel“ den Flugbetrieb auf - mit den Tornados der Marine. Am 1. April 1993 hebt die letzte RF-4E Phantom des AG 51 „Immelmann“ vom Fliegerhorst Bremgarten ab.

Im Dezember 1993 wird dann auch das AG 52 offiziell außer Dienst gestellt. Die letzte Phantom verlässt die Basis am 12.01.1994. Beide Geschwader waren für mehrere Jahrzehnte Fundament und Spitze der Taktischen Luftaufklärung der Luftwaffe während des Kalten Krieges.

Quelle: Luftwaffe

LuftwaffenRevue4

LUFTWAFFE

Die fliegenden Kampfverbände der LuftwaffeDie Luftwaffe besitzt sieben fliegende Kampfverbände. Davon drei Jagdbomber-

sowie drei Jagdgeschwader und das

Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“

Sonderlackierung eines RECCE-Tornados des AG 51“I“ anlässlich des Jubiläums 50 Jahre Taktische Luftaufklärung. (Quelle: Luftwaffe/Ulrich Metternich)

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4. Quartal 2009 5

LUFTWAFFE

Einführung in die Luftwaffe

Die Luftwaffe beschafft mit den 180 EUROFIGHTER ein modernes Waf-fensystem für den Einsatz in der Luftverteidigungs- (Luft/Luft-) und Luftangriffs- (Luft/Boden-) Rolle. Die Außerdienststellung der Waffensys-teme F-4F Phantom und Teile der Tornado-Flotte zur Erreichung der Zielstruktur der Luftwaffe ist hierauf abgestimmt. Der EUROFIGHTER ist so-mit ein Kernelement zur Sicherstellung des künftigen Beitrages der Luftwaffe zum geforderten Fähigkeitsprofil der Streitkräfte und den damit verbunde-nen Bündnisverpflichtungen.

Die Gesamtzahl EUROFIGHTER leitet sich aus den für Eingreif- und Stabilisie-rungskräfte der Luftwaffe auszuplanen-den Modulen ab. Grundsätzlich besteht zwischen Eingreif- und Stabilisierungs-kräften ein enger operativer Zusammen-hang, da Einsätze zur Konfliktverhütung und Krisenbewältigung den zeitlich eng aufeinander folgenden Einsatz dieser Kräfte erfordern können.

Darüber hinaus müssen zur Sicherstel-lung der Durchhaltefähigkeit im Einsatz bedarfsgerecht ausreichende Kräfte und Mittel bereitgestellt werden. Dies bedeu-tet unter anderem, dass einsatzbezogen ausgebildete und damit einsatzfähige Kontingente zeitgerecht bereitgestellt, verlegt und abgelöst werden können.

Von den insgesamt 180 erforderlichen Luftfahrzeugen werden drei zur kon-tinuierlichen Weiterentwicklung des Waffensystems an das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) ab-

gegeben, so dass die Luftwaffe über 177 EUROFIGHTER in den Kampfverbänden verfügen wird.

Die Auslieferung der 180 EUROFIGHTER ist in drei Tranchen bis ca. 2017 geplant. Mit den beiden ersten Tranchen erhält Deutschland 112 Luftfahrzeuge. Die Tranche 1 wurde bis März 2008 vollstän-dig an die Luftwaffe ausgeliefert und ist für den Einsatz in der Luftverteidigungs-rolle vorgesehen.

Derzeit erfolgt die Übernahme der Tranche 2 durch die Luftwaffe, die da-rüber hinaus auch für den Einsatz in der Luftbodenrolle vorgesehen ist. Zur Deckung des Bedarfes der Luftwaffe zur Wahrnehmung der ihr zugewiesenen Aufgaben ist die geplante Beschaffung weiterer 68 EUROFIGHTER der Tranche 3 zwingend notwendig.

Der EUROFIGHTER - Zukünftiges Rückgrat der Luftwaffe

Verbunden mit dem Zulauf der EURO-FIGHTER ist eine deutliche Reduzierung der Anzahl an Kampfflugzeugen der Luftwaffe, die den geänderten sicher-heitspolitischen Rahmenbedingungen, aber auch der modernen technischen Auslegung dieses Waffensystems Rech-nung trägt.

Mit Zulauf der EUROFIGHTER wird die Anzahl der Kampfflugzeuge der Luftwaf-fe ausgehend von 453 im Jahr 2003 über derzeit noch 341 Luftfahrzeugen nach der aktuellen Planung auf insgesamt 262 in der Zielstruktur (ca. 2017) redu-ziert. Neben der bereits erfolgten Außer-dienststellung der MiG 29 betrifft diese Reduzierung alle Luftfahrzeuge vom Typ F-4F Phantom sowie einen Großteil der Tornado-Flotte.

180 EUROFIGHTER für die Luftwaffe

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LuftwaffenRevue6

LUFTWAFFE

Die Verringerung der Tornado-Flotte auf 85 Luftfahrzeuge ab ca. 2015 führt zu einer „Verjüngung“ der verbleibenden Kampfflugzeuge dieses Typs und ermög-licht eine erhebliche Reduzierung der ursprünglich durchzuführenden techni-schen Maßnahmen zur Modernisierung und Nutzungsdauerverlängerung dieses Waffensystems.

Im europäischen Vergleich wird Deutsch-land zukünftig über 262 Kampfflugzeuge verfügen, Frankreich wird 390, Großbri-tannien 380 und Italien 270 Kampfflug-zeuge betreiben

EUROFIGHTER - ein komplexes viernationales Vorhaben

Das Waffensystem EUROFIGHTER wird als viernationales Programm von den Partnernationen Deutschland, Großbri-tannien, Italien und Spanien entwickelt und gefertigt. Mit Entwicklung und Pro-duktion wurden die beiden Industrie-konsortien EUROFIGHTER Jagdflugzeuge

GmbH (Flugzeugzelle und Ausrüstung) und EUROJET Turbounion GmbH (Trieb-werk EJ 200) beauftragt, die für diesen Zweck gegründet wurden. Diese Konsor-tien setzen sich jeweils aus vier Konsor-tialfirmen aus den beteiligten Nationen zusammen. Insgesamt sind an Entwick-lung und Fertigung des EUROFIGHTER Programms rund 100.000 hochqualifi-zierte Arbeitsplätze in Europa in rund 400 Firmen beteiligt, das Programm ist damit eines der größten europäischen Rüstungsprojekte.

Abhängigkeiten und Regelungen zur Ab-stimmung der Interessen der Nationen sind durch sogenannte Memorandums of Understanding (MoU) geregelt und werden durch eine von den Nationen eingerichtete Management-Agentur har-monisiert und vertreten. Auf industrieller Seite besteht zwischen den beteiligten Firmen eine Vielzahl von Verträgen, die gegenseitige Verpflichtungen und Bezie-hungen festschreiben. Damit sind letzt-lich über ein komplexes Geflecht von Vertragsbeziehungen und Vereinbarun-

gen die Interessen der am EUROFIGHTER Programm beteiligten Nationen und Fir-men abgesichert.

Technische Informationen

TriebwerkeDer Eurofighter wird von zwei EJ200 Triebwerken des Konsortiums Eurojet an-getrieben. Jedes Triebwerk erzeugt einen Schub von etwa 60 kN ohne Nachbren-ner. Wird der Nachbrenner zugeschaltet, so wird ein maximaler Schub von über 90 kN erzeugt.

Im Gegensatz zu F-4F Phantom II und Tornado startet der Eurofighter im nor-malen Flugbetrieb ohne Nachbrenner. Dies führt zu einer Verringerung der Lärmbelästigung an den Flugplätzen der Luftwaffe.

Der Eurofighter kann auch ohne Nach-brenner in den Überschallbereich be-schleunigen und über längere Zeit mit Überschall fliegen. Über diese Mög-lichkeit, die mit „Supercruise“ bezeich-net wird, verfügen zur Zeit nur wenige Kampfflugzeuge.

BewaffnungDer Eurofighter verfügt über ein IRST-System (Infrared Search & Tracking), mit dem er Feindflugzeuge bei gutem Wetter auf eine Entfernung bis zu 50 Kilometer erfassen und verfolgen kann, ohne sich durch sein Radar selbst bemerkbar zu machen. Die Ausstattung mit den IRIS-T-Luft/Luft Kurzstreckenraketen, dem Cap-tor Radar sowie den künftigen Meteor Luft/Luft-Langstreckenraketen machen den Eurofighter zu einem leistungsstar-ken Abfangjäger. Für Bodenoperationen wird er zusätzlich mit den neuen TAU-RUS-Luft/Boden Flugkörpern ausgestat-tet.

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4. Quartal 2009 7

LUFTWAFFE

Eurofighter in den Geschwadern

Die Luftwaffe plant, in den kommen-den Jahren 180 Eurofighter zu be-schaffen, die bei den fünf nachfolgend aufgeführten Geschwadern die Waf-fensysteme F-4F Phantom II, MiG-29 Fulcrum und Tornado ablösen.

Jagdgeschwader 73 „Steinhoff“

Das Jagdge-schwader 73 „Steinhoff“ ist der erste Ver-band, der auf den Eurofighter umrüstet. Hier

werden die zukünftigen Eurofighter-Pi-loten umgeschult bzw. ausgebildet. Das Geschwader verfügt hierzu über eine hohe Anzahl Doppelsitzer.

Jagdgeschwader 74

Das in Neuburg an der Donau stationierte Ge-schwader hat im Juni 2008 die letzten F-4F Phantom II ab-

gegeben und setzt als erster Einsatzver-band der Bundesluftwaffe den modernen Eurofighter als Alarmrotte ein.

Jagdbombergeschwader 31 „Boelcke“

Das zur Zeit noch mit dem Tornado aus-gerüstete Ge-schwader wird als dritter Ver band ab Ende

2009 auf den modernen Eurofighter um-rüsten, wobei diese Eurofighter in der Luft-Boden-Rolle eingesetzt werden.

Jagdgeschwader 71 „Richthofen“

Das Jagdge-schwader 71 „ R i c h t h o f e n “ wird der vorletz-te Verband der Luftwaffe sein, der auf Euro-

fighter umrüstet. Zur Zeit werden die Ein-sätze des in Wittmund stationierten Ge-schwaders mit dem Waffensystem F-4F Phantom II erflogen.

Jagdbombergeschwader 33

Das Geschwader ist in Cochem/Büchel statio-niert. Derzeit wird der Torna-do als Jagdbom-ber eingesetzt.

Das JaboG 33 wird als letzter Verband auf den Eurofighter umrüsten.

Quelle: LuftwaffeFotos: Stefan Gygas / Ingo Bicker

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LuftwaffenRevue8

REPORTAGE

Dies war mein erster Besuch im Luft-fahrtmuseum Finowfurt und so stand das Ganze für mich unter dem Motto: „Erst mal reinschnuppern“.

Nach einem ersten Rundgang begann ich mir die Exponate im Hauptgebäude näher zu betrachten. Besonders fesselten mich die Überreste von Beuteflugzeugen, welche bei der Deutschen Luftwaffe ge-flogen sind.Abbildung 1 zeigt das Bombenschüt-zenpanel aus einer B-17 Flying Fortress, welches noch deutlich den Schriftzug „Bombenklappe“ sowie die Wörter „Auf“ und „Zu“ über zwei Signalleuchten trägt. Ob hierfür durch die Deutschen die Ver-kabelung geändert wurde, oder ob der Beschrifter der englischen Sprache nicht ganz mächtig war, ist nicht mehr zu klären. Die rote Lampe ist jedenfalls mit „BOMB RELEASE“ (Bombenabwurf) und die braune Lampe mit „LIGHT ON BOMB DOORS OPEN“ (Lampe leuchtet bei ge-öffneten Bombenklappen) beschriftet.Interessant ist an diesem Panel noch, dass oben rechts der deutsche Grob- und Feinhöhenmesser (Fl 22320) eingebaut ist und dies an Stelle des amerikani-schen Höhenmessers. Ansonsten scheint es erst einmal das Standardpanel des Bombenschützen zu sein. Die drei ande-ren Instrumente sind im Gegensatz zum deutschen Höhenmesser, welcher mit Stahlschrauben eingebaut wurde, wohl mit den Original Messingschrauben be-festigt gewesen. Ein Austausch ist daher unwahrscheinlich.Nun fragte ich mich, ob es möglich ist,

dieses Panel einer bestimmten Maschine zuzuordnen?Als erstes überprüfe ich hierfür, ob es sich tatsächlich um ein Panel aus einer B-17

handelt. Ich schlage dafür im Bedien-handbuch des Piloten für die B-17F und B-17G nach1.

Auf Seite 53 findet sich tatsächlich eine Abbildung, auf dem das gleiche Panel abgebildet ist (siehe Abbildung 2).In dieser Abbildung sieht man den Ein-bau des Höhenmesser vom Type C-12 (0 bis 50.000 ft) (5), des Geschwindigkeits-messer Type C-14 (40 bis 300 m.p.h.) (1), der Borduhr Type A-11 (13) und die Außentemperaturanzeige Type C-12 (-45 bis +45° C) (15)3. Das Panel gehört damit zweifelsfrei zu einer B-17. Der nächste Schritt ist, sich den Ersatz-teilkatalog für die B-17G anzusehen4. Um es kurz zu machen, das Ergebnis ist, dass es sich nicht um ein Panel aus ei-ner B-17G handeln kann. In diesem Typ wurde ausschließlich ein Bombenschüt-zenpanel mit reduzierter Instrumentie-rung verwendet, welche nur den C-12 Höhenmesser und einen Geschwindig-keitsmesser, entweder vom Typ C-14, F-1 oder F-2, enthielt5. Das reduziert die Anzahl der in Frage kommenden Maschinen schon ein we-nig. Nach Heinz-Heiri Stapfer6 flogen bei der deutschen Luftwaffe fünf B-17F und zwei B-17G. Die B-17G sind anhand des Ersatzteilkatalogs somit auszuschließen.Als nächstes wird der Ersatzteilkatalog

Die Luftfahrthistorische Sammlung Finowfurt

Deutsche Beutemaschinen

Abbildung 1: Bombenschützenpanel aus einer B-17 Flying Fortress

Abbildung 2: Bombenschützenpanel einer B-17 F2

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4. Quartal 2009 9

REPORTAGE

der B-17F zu Rate gezogen. Die ganze Serie der B-17F hatte zusätzlich zum Hö-hen- und Geschwindigkeitsmesser eine Borduhr vom Typ A-11 eingebaut. Aber die Außentemperaturanzeige vom Type

C-12 war nur in einer kleinen Serie frü-her B-17F zu finden. Um es genauer zu sagen: im USAAF-Seriennummerbereich AF41-24340 bis AF42-53497.Geht man mit dieser Information wieder in die Übersicht der B-17F der deutschen Luftwaffe, so stellt man fest, dass nach Stapfer nur eine einzige Maschine für die Herkunft des Panels in Frage kommt. Es ist die B-17F-27-BO, 41-24585, PU-B, Wulfe Hound der 303rd Bomb Group (BG), 360th Bomb Squadron (BS), welche am 12. Dezember 1942 bei Leeuwarden, Niederlande, erbeutet wurde8.Zwar mag die Liste der B-17 mit dem deutschen Balkenkreuz noch etwas län-ger sein, doch die geringen Verlustzahlen von Maschinen des Typs B-17F in dem entsprechenden Seriennummerbereich lassen den Schluss zu, dass das Panel tatsächlich nur aus der genannten B-17 stammen kann.Jetzt stand wieder eine kleine Internetre-cherche an. Von großem Vorteil ist, dass

die 303rd Bomb Group eine sehr gut or-ganisierte Homepage hat9. Dort fand ich die gesamte Geschichte der Maschine und auch Fotos der amerikanischen Be-satzung der B-17F10 sowie der Maschine mit deutschen Hoheitsabzeichen11.Die abschließende Bestätigung für die Herkunft des Panels brachte dabei ein Bericht von Mario Schulze13 über die Ber-gung von B-17-Teilen auf dem ehema-ligen Flugplatz Oranienburg und deren anschließende Identifizierung als Reste der B-17F, 41-24585.Eine Rücksprache mit dem Leiter des Luftfahrtmuseums Finowfurt, Dr. Peter Kobbe, ergab, dass das Panel tatsächlich von Oranienburg stammt.Weitere Fotos der Maschine fanden sich auf der Webseite des „Luftwaffe Resource Center“14. Besonders interessant ist hier eine seltene Aufnahme der B-17F, 41-24585 im Flug (siehe Abbildung 6).

Ein weiteres faszinierendes Teil einer Beutemaschine ist das Fragment eines Steuerrades einer P-38 Lightning (siehe Abbildung 7).Auch hier stand die Frage im Raum, von welcher Maschine das Fragment stammt. Das Steuerrad (Assembly 246108) ist auf-grund seiner Bauart aus einer P-38 bis einschließlich USAAF-Seriennummer 42-67101, welches die letzte P-38H ist, die gebaut wurde15. Das heißt, Maschinen ab dem Typ P-38J und später kommen nicht in Frage. Dort wurde ein stark mo-difiziertes Steuerrad (Assembly 197924-2) eingebaut16.Damit ergibt sich aber auch schon das erste Problem. Die in der Vitrine darge-stellte P-38 ist nicht wie beschrieben eine P-38F, sondern eine F-5E-3-LO. Dies ist die Fotoaufklärervariante der P-38J-25-LO und besitzt dementsprechend das Steuerrad in der späten Ausführung.Die Geschichte dieser Maschine ist aber sehr kurios, so dass sie hier kurz geschil-

dert werden soll. Der Pilot der Maschine war F/O Martin James Monti (T-2956). Er gehörte wahrscheinlich zur 5th Photo Re-connaissance Group (5. Fotoaufklärungs-gruppe) der 15th Air Force (15. Luftflotte) in Italien. Am 13. Oktober 1944 startete er mit seiner Maschine, der F-5E-3-LO 44-23725, mit nur einem Ziel, zu den Deut-schen zu desertieren. Er landete auf dem Mailänder Flugplatz und übergab seine F-5E den dort stationierten deutschen Truppen.Er selbst trat einige Wochen später der SS bei und erhielt den Rang eines SS-Unter-sturmführers. Während des Krieges hielt er noch einige Propagandaansprachen im deutschen Radio. Nach Kriegsende kam es dann, wie es kommen musste, er wurde von den Amerikanern für sei-ne Desertation zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Doch seine Strafe wurde schon nach einem Jahr erlassen, mit der Aufla-

ge, der US Army beizutreten. Dort diente er bis 1948 als Sergeant (Feldwebel), um dann erneut vom FBI verhaftet zu wer-den. Zum zweiten Mal vor Gericht ge-stellt, verurteilt man ihn dieses Mal we-gen Hochverrats zu 25 Jahren Gefängnis. 1960 wird er schließlich begnadigt17. Am 11. September 2000 verstirbt Martin J. Monti kurz vor seinem 79. Geburtstag.Seine Maschine wird nach Deutschland überführt und dort bis Kriegsende für Aufklärungszwecke verwendet18. Nach Kriegsende wird das Wrack von den Ame-rikanern auf dem Flugplatz Schwangau gefunden19.Wenn das Steuerrad aber nicht von der T9+MK stammen kann, woher kommt es dann? Während des Krieges sollen noch zwei weitere P-38 im Mittelmeer erbeutet worden sein, eine davon von den Italie-nern.Die Identität dieser Maschine ist bisher noch nicht endgültig geklärt. Eine itali-enische Quelle gibt an, dass sie am 12.

Abbildung 3: Bombenschützenpanel einer B-17 G

Abbildung 4: Außentemperatur Thermometer vom Typ C-12

Abbildung 5: B-17F, AF41-24585, DL+XC 12

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LuftwaffenRevue10

REPORTAGE

Juni 1943 bei einem Überführungsflug verloren ging. Als Einheit wird die 1st Fighter Group (1. Jagdgruppe) der 12th Air Force (12. Luftflotte) genannt. Der Pilot landete wegen Spritmangel bei Ca-poterra, in der Nähe von Cagliari, Sardi-nien. Die gleiche Quelle liefert auch die letzten vier Ziffern einer Werk- bzw. Seri-ennummer der Maschine: „2278“20.Um die Werknummer des Herstellers kann es sich in diesem Fall nicht han-deln, da diese in einem anderen Bereich liegen. Ist es tatsächlich ein Teil der Air Force Seriennummer, so ist die einzig passende Maschine die P-38G-15-LO mit der USAAF Seriennummer 43-2278. Lei-der sind die amerikanischen Verlustda-ten im Mittelmeerraum für den Sommer 1943 sehr lückenhaft, so dass dies zur Zeit nicht überprüft werden kann.Verbürgt scheint aber zu sein, dass Oberstleutnant Angelo Tondi, von der italienischen Luftwaffe, mit dieser Ma-schine mehrere Überraschungsangriffe auf amerikanische Bomber geflogen hat. Zumindest von einem dieser Angriffe gibt es auch von amerikanischer Seite ei-

nen Augenzeugenbericht:„…Als die P-38 zum ersten Mal gesehen wur-de, waren wir ca. zwei bis drei Minuten

von der Küste entfernt. Sie wurde in 8 Uhr Position gemeldet. Unser Seitenschütze sah, wie sie einen kurzen Feuerstoss auf eine Me 109 abgab. Dann kam sie auf 5 Uhr herum und wurde als befreundetes

Flugzeug identifiziert. Sie wackelte mit den Tragflächen und näherte sich lang-sam der Formation. Sie kam bis auf 270 m heran und eröffnete das Feuer. Unser Seitenschütze schoss auf sie, woraufhin sie nach 7 Uhr abdrehte, wo ich ihr dann einen Feuerstoss verpasste. Sie flog nach 10 Uhr und griff die Maschine 42-30307 an. Sie traf die Maschine, welche aus dem Verband ausscherte, unter unserem Heck durchflog und anscheinend die Kontrolle verlor. Als sie vorbeikam, sah ich, wie je-mand versuchte, aus dem Pilotenfenster herauszukommen. Es war entweder der Pilot oder der Bordingenieur, aber ich glaube, es war der Bordingenieur, da die Maschine außer Kontrolle war und alle vier Motoren liefen. Wer auch immer es war, er kam heraus und die Maschi-ne fing an zu trudeln. Danach sah ich fünf weitere Fallschirme sich öffnen.

Kurz bevor das Flugzeug auf dem Was-ser aufschlug, ging es in einen Sturzflug über und schlug mit der Nase voran im Wasser ein. Alles in allem sah ich sechs offene Fallschirme. Die P-38 unternahm einen weiteren Angriff auf uns, gefolgt von einem Angriff auf die Maschinen zu unserer rechten Seite. Zuletzt sah ich die Feindmaschine auf dem Rückflug zur italienischen Küste. Ich glaube, als Trag-flächenmarkierung hatte sie den ameri-kanischen weißen Stern. Es sah aus, als wären zusätzlich, zu den Maschinen-gewehren und der Maschinenkanone, noch weitere „.30 calibre“ (Karabinerka-liber, Anmerkung des Autors) Waffen in der Tragfläche installiert gewesen. Das Flugzeug war sehr dunkel angestrichen. Ich flog als Heckschütze in der Maschine 3909, welche als Zusatzmaschine im letz-ten Element flog.JERALD E. TATES/Sgt“...21

Dieser Vorfall geschah am 11. August

Abbildung 6: B-17F, AF41-24585, DL+XC im Flug

Abbildung 7:Steuerradfragment einer P-38

Abbildung 8: Die F-5E von F/O Monti mit der deutschen Kennung T9+MK

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4. Quartal 2009 11

REPORTAGE

1943 über dem Mittelmeer in der Nähe von Anzio. Von der neunköpfigen Besat-zung der B-17 wurden drei Besatzungs-mitglieder vom alliierten Seenotret-tungsdienst gerettet. Die anderen sechs

Besatzungsmitglieder sind bis heute ver-misst, darunter auch der Pilot und der Bordingenieur.Im September 1943 taucht eine P-38F oder G beim „Wanderzirkus Rosarius“ mit der Kennung T9+XB auf. Die Identi-

tät bzw. die Herkunft dieser Maschine ist ebenfalls ungeklärt. Von ihr existiert aber eine Farbaufnah-

me22 (Abbildung 11), welche deutlich den Anstrich dokumentiert. Interessant ist das dunkle Olivgrün, welches an die

Aussage von S/Sgt Jerald Tate vom 11. August 1943 erinnert. Was mit der Ma-schine dann bis Kriegsende geschah, ist nicht überliefert. Zum Fragment des Steuerrades würde diese P-38 auf jeden Fall sehr viel besser passen als die Ma-schine von F/O Monti. Im Zeitraum von Mitte August 1943 bis Mitte September 1943, also zwischen dem Zeitpunkt des Angriffs auf die ame-rikanischen Bomber bei Anzio und dem ersten Erscheinen der T9+XB beim „Wan-derzirkus Rosarius“, fällt am 8. Septem-ber 1943 die Kapitulation Italiens und der Waffenstillstand zwischen Italien und den alliierten Mächten.

Es kann nun spekuliert werden, dass

eventuell die italienische Beute-P-38 nochmals erbeutet wurde, und zwar die-ses Mal von den Deutschen. Damit gäbe es keine zwei weiteren P-38-Beutema-schinen, sondern nur eine, welche zuerst bei den Italienern flog, um später in den Besitz der Luftwaffe überzugehen. Dies würde schließlich auch erklären, warum über den weiteren Verbleib der italieni-schen P-38 nichts bekannt ist.

Fussnoten

Fussnote 1: Pilot’s Flight Operating Instruc-

tions for Army Models B-17F and G – British

Model Fortress II, AN 01-20EF-1, August 1,

1943

Fussnote 2: Pilot’s Flight Operating Instruc-

tions for Army Models B-17F and G – British

Model Fortress II, AN 01-20EF-1, August 1,

1943

Fussnote 3: Index of Army-Navy Aeronautical

Equipment - Instruments, T.O. NO. 03-1-67,

20 June 1944

Fussnote 4: Parts Catalog USAF Series B-17G

Aircraft, AN 01-20EG-4, 1 September 1945,

Corrected to 14 August 1950

Fussnote 5: Parts Catalog USAF Series B-17G

Aircraft, AN 01-20EG-4, 1 September 1945,

Corrected to 14 August 1950

Fussnote 6: Parts Catalog USAF Series B-17G

Aircraft, AN 01-20EG-4, 1 September 1945,

Corrected to 14 August 1950

Fussnote 7: Hans-Heiri Stapfer, Strangers in a

Strange Land, Carrolton, 1988

Fussnote 8: Airplane Parts Catalog Army Mo-

del B-17F – British Model Fortress II, T.O. NO.

01-20EF-4, December 15, 1943

Fussnote 9: Hans-Heiri Stapfer, Strangers in a

Strange Land, Carrolton, 1988

Fussnote 10: URL: http://www.303rdbg.com/

Fussnote 11: URL: http://www.303rdbg.com/c-

360-flickenger.html

Fussnote 12: URL: http://www.303rdbg.com/

pp-wulfehound.html

Fussnote 13: URL: http://www.luftarchiv.de/

Fussnote 14: URL: http://www.303rdbg.com/

pp-wulfehound.html

Fussnote 14: URL: http://www.warbirdsresour-

cegroup.org/LRG/b17fortress.html

Fussnote 15: Interchangeable Parts List for

Model P-38 and F-5 Series Airplanes, AN 01-

75-28, 30 November 1944

Fussnote 16: Airplane Parts Catalog Models P-

38H, P-38J and F-5B Series, AN 01-75-4A, 25

September 1944

Fussnote 17: URL: http://en.wikipedia.org/

wiki/Martin_James_Monti

Fussnote 18: URL: http://www.luftarchiv.de/

Fussnote 19: Kenn C. Rust, Ninth Air Force

Story …in World War II, Temple City, U.S.A.,

1982

Fussnote 20: URL: http://www.1stfighter.com/

photos/P38%20Captured%20by%20Italians.

html

Fussnote 21 MACR 490

Fussnote 22 URL: http://www.luftarchiv.de/

Hans-Günter Ploes

Abbildung 9: F/O Monti´s F-5E imJuni 1945 in Schwangau

Abbildung 11: P-38F oder G beim„Wanderzirkus Rosarius“

Abbildung 10: P-38 mit italienischer Kennung

LUFTFAHRTMUSEUM FINOWFURT Museumsstraße 1 - 16244 Schorfheide,

Öffnungszeiten:März - Oktober täglich 10 bis 17 UhrOktober - März täglich 10 bis 16 Uhr

Eintrittspreise:Erwachsene: 5,- EUR, Kinder: 2,50 EURErmäßigte (Schwerbeschädigte, Hartz IV-Empfänger, Studenten, Rentner): 3,50 EUR - Preise von Sonderangeboten und Führungen auf Anfrage.

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LuftwaffenRevue12

GESCHICHTE

In der Hochphase des Kalten Krieges forderte Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Strauß, „eine wirkungsvolle geistige Auseinandersetzung mit dem Weltkommunismus zu führen“. Zum ei-nen erkannte Strauß die Notwendigkeit, sich gegen die „kommunistische Zerset-zungsarbeit“ psychologisch zu rüsten: „Der Kampfwert der Truppe hängt ja entscheidend von ihrer inneren Festig-keit und ihrer inneren Bindung an unser Volk ab“, begründete der Minister seine Bewertung. Zum anderen forderte er ein aktives Handlungsmoment, um mit der Bundeswehr psychologische Gegenan-griffe gegen den „aggressiven Weltkom-munismus“ durchführen zu können.

PSK-Soldat befüllt einen Wetterballon mit Wasserstoff.

In der stetig zunehmenden „psycholo-gischen Offensive des Sowjetblocks“ sah Strauß eine Bedrohung für die freiheit-lich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland: „Die Zahl der sowjetzonalen Propaganda-Pam-phlete, die nach West-Deutschland und West-Berlin eingeschleust (...) werden, hat sich von rund 300.000 Exemplaren monatlich im Jahre 1957 um rund 12 Millionen Stück im Monatsdurchschnitt 1960 erhöht.“ Hierauf galt es aus seiner Sicht zu reagieren!Im Herbst 1961 wurden von der politi-schen Leitung im Bundesministerium der Verteidigung sogenannte Informations-einsätze in die Deutsche Demokratische Republik (DDR) hinein angeordnet. Mit der Planung und Durchführung wurde die Psychologische Kampfführung (PSK)

der Bundeswehr betraut. Die Informati-onseinsätze hatten zum Ziel:1. Die Angehörigen der Nationalen Volksarmee (NVA) über die realen Ver-hältnisse in der Bundesrepublik Deutsch-land und der NATO zu informieren,2. Vorurteile und Hass gegenüber der Bundeswehr und der Bundesrepublik bei den ostdeutschen Uniformträgern ab-zubauen sowie3. die NVA-Grenztruppen zu menschli-chem Verhalten und zur Achtung des Völkerrechts aufzufordern, insbesondere sollten sie den Schießbefehl umgehen. Die primäre Zielgruppe der Informati-onseinsätze waren die Angehörigen der bewaffneten Kräfte der DDR. Aber auch die Zivilbevölkerung der DDR wurde von der PSK angesprochen.Die Notwendigkeit der Informationsein-sätze in die DDR hinein, erläuterte der Nachfolger von Strauß, Kai-Uwe von Hassel, vor dem Deutschen Bundestag im Jahre 1965 mit folgenden Worten: „Der Soldat in den Streitkräften der so-wjetischen Besatzungszone Deutschlands ist in noch stärkerem Maße als die Bürger Mitteldeutschlands von freier Informati-on ausgeschlossen. Außerdem wird ihm im Politunterricht durch Lüge und Ver-leumdung ein bewußt verfälschtes Bild vom freien Teil Deutschlands gezeichnet. Er wird zum Haß erzogen.

PSK-Soldaten befestigen die Last (einschließlich der Flugschriften)

am Wetterballon.

Die Anwendung des verbrecherischen Schießbefehls ist eine Auswirkung dieser systematischen negativen Beeinflussung. Um diesen Wirkungen entgegenzutreten,

versucht die Bundeswehr (...) die über den NVA-Soldaten verhängte Isolierung mit Informationen auf besonderen We-gen zu durchbrechen, und zwar auf eine Weise, die ihn nicht gefährdet“.

Ein Wetterballon steigt auf und wird von den Westwinden auf

das Territorium der DDR getrieben.

Die Informationseinsätze stellten die PSK von Beginn an vor große Herausforde-rungen. Es mussten zunächst einmal Wege gefunden werden, NVA-Soldaten mit PSK-Botschaften überhaupt zu er-reichen. Das in der DDR vorherrschende Verbot, Medien aus dem Westen zu emp-fangen, wurde nämlich für die Uniform-träger weiter verschärft. Bereits das Lesen sogenannter „Feindpropaganda“ aus dem Westen wurde unter Strafe gestellt!Um dennoch auf Einstellung und Ver-halten von NVA-Soldaten deeskalierend einwirken zu können und das Feindbild vom „militaristischen“ und „revanchis-tischen“ Westen zu entkräften, wählte die PSK unterschiedliche Wege: den Weg über das Land, den Weg über das Wasser und den Weg durch die Lüfte. Die luft-gestützten, grenzüberschreitenden Infor-mationseinsätze der PSK – und ab 1970 ihrer Nachfolgeorganisation, der Psycho-logischen Verteidigung (PSV) – werden in diesem Beitrag vorgestellt.

PSK-Balloneinsätze Die PSK-Truppe setzte zum Verbringen ihrer Druckerzeugnisse auf dem Luftweg im Schwerpunkt Ballone ein. Es handelte sich dabei um handelsübliche Wetterbal-lone, wie sie auch vom zivilen meteoro-

Als Flugschriften in der DDR vom Himmel fielenLuftgestützte, grenzüberschreitende Informationseinsätze der PSK- und PSV-Truppe von 1961 bis 1972

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4. Quartal 2009 13

GESCHICHTE

logischen Personal für Windmessungen genutzt werden. Alternativ standen Flug-blattraketen zur Verfügung. Diese kamen aber nicht zum „scharfen“ Einsatz.

Ein Ballonzug der PSK-Truppe lässt in der Auflassstellung Ballone

mit Flugrichtung Osten steigen.

Für die Durchführung der Ballonein-sätze waren primär die Ballonzüge der PSK-Einheiten zuständig. Im Herbst 1961 verbrachten sie erstmals Flugschriften über die innerdeutsche Grenze. Bereits zehn Jahre zuvor sammelte das Ostbü-ro der SPD Erfahrungen im Einsatz mit Flugblattballonen. Dieses Wissen mach-te sich die PSK-Truppe zunutze. Bevor ein Ballonzug einer PSK-Einheit zum Ein-satz aus der Kaserne ausrückte, holten die Ballonsoldaten aktuelle Wettervor-hersagen von militärischen und zivilen Wetterdiensten ein und werteten diese aus. Im grenznahen Gebiet angelangt, kamen die Soldaten aus dem Windmess-trupp zum Einsatz. Sie ermittelten mit Hilfe eines Theodoliten die Windverhält-nisse. Da die Balloneinsätze in der Regel bei Dunkelheit durchgeführt wurden, befestigten die Soldaten batteriegespeis-te Glühbirnen an den Messballonen, um die Abdrift in den unterschiedlichen Hö-hen ermitteln zu können. Die gemesse-nen Werte zur Windgeschwindigkeit und Windrichtung nutzten die Soldaten, um die Flugbahn der Ballone zum Zielgebiet zu berechnen. Angepasst an die vorherr-schenden Windverhältnisse wurden in Grenznähe zur DDR Standorte erkundet, die sich besonders für das Auflassen der Ballone eigneten. Im Idealfall konnte eine sogenannte Ballonauflassstellung (BAST) in einer Entfernung von 2.000 bis 4.000 Metern zur innerdeutschen Grenze

erkundet und bezogen werden. Die Sol-daten füllten nunmehr Wasserstoff in die Ballone. Anschließend wurden die PSK-Flugschriften in eine Klarsichtfolie

eingeschlagen und auf ein Segelbrett aus Styropor gelegt. Das Segelbrett wurde über eine Fadenaufhängung mit einem Uhrauslöser verbunden. Die Soldaten befestigten dann die zu transportierende Last mit einer speziellen Aufhängung an die Ballone. Die Ballone stiegen bis zum Auslösevorgang mit einer Geschwindig-keit von 200 Metern pro Minute in Höhen von 2.000 bis 4.000 Meter auf. Ein Bal-lonzug der PSK-Truppe konnte innerhalb von zwölf Stunden eine Tonne Papier in ein vorgegebenes Zielgebiet verbringen.

Dieses Gewicht entspricht der Menge von etwa einer Million Flugblättern! Mit den Ballonen konnten Druckerzeugnisse über eine Entfernung von 30 Kilometern in einer Ausdehnung von 100 Quadrat-kilometern zielgenau verbracht werden. Es waren aber auch Weitflüge in bis zu 200 Kilometer entfernte Zielgebiete mög-lich. Im Durchschnitt wurden wöchent-lich zwei Balloneinsätze durchgeführt. Alternativ zu den Ballonen setzte die PSK-Truppe zum Verbringen ihrer Bot-schaften auf dem Luftweg sogenannte „Minifol“ ein.

Es handelte sich dabei um bedruckte Kunststoffkissen, die mit Wasserstoff be-füllt und vom Wind über die innerdeut-sche Grenze in die DDR getragen worden sind. Die in Mitteleuropa vorherrschen-den Westwinde begünstigten die Ballon- und Minifol-Einsätze der PSK-Truppe im besonderen Maße und erschwerten zu-gleich luftgestützte Aktivitäten der NVA.

PSK-Flugblätter & -FlugzeitungenDie PSK verbrachte mit Ballonen vor al-lem Flugblätter und Flugzeitungen auf das Territorium der DDR. Das Verbringen von kleinen Büchern und Heften blieb die Ausnahme. Bevor PSK-Flugschriften zum Einsatz kamen, mussten sie stets von ei-nem Staatssekretär im BMVg freigegeben werden! Die Formate der PSK-Flugblätter variier-ten zwischen DIN A7 und DIN A4. Das am häufigsten genutzte Format für Flug-blätter war DIN A5. Die Auflage eines Flugblattes variierte in der Regel zwi-schen 500.000 bis zu 1.000.000 Exempla-ren. Eine Ausnahme war ein Kleinstflug-blatt (DIN A7) aus dem Jahre 1963, das in einer Auflage von 32.000.000 Stück gedruckt wurde. Auf dem Flugblatt war eine Ulbricht-Karikatur abgebildet mit den Worten: „Dieser nicht, aber Necker-mann machts möglich“. Es handelte sich dabei um einen in der DDR gängigen Slogan gegen die dortige Planwirtschaft und für die Marktwirtschaft in der Bun-desrepublik.Die PSK-Truppe produzierte neben Flug-blättern im Schwerpunkt Flugzeitungen und brachte diese zum Einsatz. Flugzei-tungen wurden in den Formaten DIN A3 bis DIN A2 gedruckt und anschließend gefalzt. Die PSK stellte verschiedene Ti-tel an Flugzeitungen her. Diese richteten sich jeweils an ausgewählte Zielgruppen in der DDR und waren inhaltlich sowie gestalterisch auf sie abgestimmt.Im Folgenden wird die Flugzeitung „Volksarmee“ vorgestellt, die von der PSK produziert und im Rahmen der In-formationseinsätze in die DDR verbracht worden ist. Die PSK-Flugzeitung „Volks-armee“ richtete sich an die Soldaten der Nationalen Volksarmee. Die Flugschrift war gestalterisch ein Imitat der gleich-namigen Wochenzeitung für die Uni-formträger der DDR. Auf den ersten Blick sehen die PSK-Ausgaben dem Original täuschend ähnlich. Um sich der Origi-nalausgabe möglichst exakt anzupassen, wurde für den Druck sogar Papier aus der DDR verwendet. Die detailgetreue Nach-ahmung sollte Repressalien durch die Vorgesetzten vorbeugen und somit NVA-Soldaten gewissermaßen schützen. In der NVA-Dienstvorschrift DV 10/9a hieß es nämlich sinngemäß: Das Lesen, Vertei-len und Propagieren feindlicher Schriften ist strengstens verboten. Verstöße werden streng disziplinarisch geahndet! Wur-den NVA-Soldaten beim Lesen von PSK-Flugschriften erwischt, erfolgten weitrei-chende Strafen! Die Ausrede, dass der Leser der PSK-Flugzeitung glaubte, eine DDR-Ausgabe der „Volksarmee“ in den

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LuftwaffenRevue14

GESCHICHTE

Händen zu halten, war von den Vorge-setzten jedoch kaum zu widerlegen. Erst beim genauen Hinsehen wurden die Un-terschiede inhaltlicher Art zum Original deutlich. Das begann bereits beim Titel der Flugzeitung. Während der vollstän-dige Titel der Originalausgabe „Volksar-mee – Für unsere Arbeiter- und Bauern-Macht“ lautete, titelte die PSK-Ausgabe abwechslungsreich „Volksarmee – Für die Macht der Arbeiter und Bauern“ oder

„Volksarmee – Für unsere Arbeiter-und-Mauern-Macht“. Das Layout der PSK-Ausgaben trug den Veränderungen – im Schriftzug und in der Aufmachung – der Originalausgabe stets Rechnung.In der Flugzeitung „Volksarmee“ wur-den bevorzugt militärische, aber auch politische Sachverhalte thematisiert. Die „Volksarmee“ wurde von der PSK- und PSV-Truppe ab Oktober 1961 bis Juni 1972 mit Ballonen über die innerdeut-sche Grenze in die DDR verbracht. Die

Flugzeitung „Volksarmee“ wurde nicht fortlaufend durchnummeriert. Auf diese Weise war es für die DDR-Führung kaum möglich nachzuvollziehen, wie viele Aus-gaben welchen Inhalts tatsächlich an die NVA-Soldaten verbracht wurden. Die PSK-Flugzeitung „Volksarmee“ erschien zudem in unregelmäßigen Abständen. Die durchschnittliche Auflage einer Aus-gabe betrug etwa 500.000 Exemplare. Die erste „Volksarmee“ der PSK erschien

im Herbst 1961. Das bestimmende The-ma dieser Ausgabe war die Berlin-Krise. Um die NVA-Soldaten über die Ansich-ten unterschiedlicher Staaten zu dieser politisch angespannten Situation zu in-formieren, wurden Zeitungsbeiträge aus der Bundesrepublik, Großbritannien, Frankreich, Österreich und Burma veröf-fentlicht. Die ausgewählten Pressestim-men sollten dazu beitragen, Vorurteile und Hass gegenüber der Bundesrepublik abzubauen.

Zu einem weiteren bestimmenden und immer wiederkehrenden Thema der Flugzeitung „Volksarmee“ wurde ab der dritten Ausgabe im November 1961 der Schießbefehl der Grenztruppen. „Wer unbekannte Zivilisten in den Rücken schießt, ist nicht Soldat, sondern Mör-der!“ heißt es in dieser Ausgabe und wei-ter: „20 cm zu hoch geschossen, ersparen 20 Jahre Zuchthaus“ sowie „Schüsse kön-nen befohlen werden, Treffer nie!“. In der darauf folgenden Ausgabe der Flugzei-tung „Volksarmee“ wurde den Lesern ein Fall geschildert, bei dem ein Flüchtling von DDR-Grenzsoldaten erschossen und daraufhin eine strafrechtliche Verfolgung in der Bundesrepublik eingeleitet wurde. Die Mordkommission Berlin-Schöneberg suchte zur Aufklärung des Falls Zeugen, um den Schützen zu ermitteln, und hatte dafür eine Belohnung von 10.000 Deut-schen Mark ausgesetzt. Die PSK infor-mierte die Uniformträger der DDR von Beginn der Balloneinsätze fortlaufend, dass Tötungsdelikte und Grenzzwischen-fälle für eine spätere Strafverfolgung do-kumentiert wurden. Der Bundesverteidigungsminister, Franz-Josef Strauß, richtete in der Ausgabe zum Jahresbeginn 1962 einen Appell an die Soldaten der NVA: „Handeln Sie so, daß Sie vor Ihrem Gewissen und vor Ihrem Volk bestehen können!“ Strauß führte weiter aus: „Die Propaganda der SED und ihrer Politoffiziere überschüttet Soldaten der Volksarmee und Volkspoli-zei mit falschen Informationen über die freie Welt, deren Teil die Bundesrepublik ist, und redet ihnen ein, daß Vaterlands-liebe nichts anderes sein dürfe als Haß gegen die eigenen Landsleute im freien Westen. (...) Wenn ich als deutscher Ver-teidigungsminister und Abgeordneter des frei gewählten deutschen Parlaments heute zu Ihnen, den Soldaten der soge-nannten NVA oder Volkspolizei, spreche, dann tue ich es, um an Ihr Gewissen zu appellieren und Sie aufzufordern, jede Handlung Ihrer Kameraden und Vor-gesetzten darauf zu überprüfen, ob sie den allgemein gültigen Gesetzen der menschlichen Nächstenliebe entspricht oder nicht und ob sie im Einklang mit menschlichem und göttlichem Recht steht“. Die Flugzeitung „Volksarmee“ thematisierte den Schießbefehl kontinu-ierlich über elf Jahre hinweg und machte den NVA-Soldaten deutlich, dass Schüs-se auf Flüchtlinge strafrechtliche Konse-quenzen nach sich ziehen würden: „Es bleibt nicht ungesühnt. Alle Gewaltak-te an der Demarkationslinie und in der SBZ werden registriert. (...) Schießbefehl ist Mordbefehl!“ titelte die Ausgabe Nr.

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4. Quartal 2009 15

GESCHICHTE

2 aus dem Jahre 1965. Die Ausgabe Nr. 38 aus dem Jahre 1969 konkretisierte: „Verjährung? Nicht mehr für Mord. (...) Das trifft selbstverständlich auch auf die Mordtaten an der Zonengrenze zu“.Die Flugzeitung „Volksarmee“ enthielt aber keinerlei Diffamierungen, weder über die Soldaten der NVA noch über die Bevölkerung der DDR. Ferner durfte sie auch nicht zum Aufstand gegen die po-litische Führung der DDR auffordern und „keinerlei direkte Anregungen zu einem Überlaufen in den Westen“ geben. Die-se Tabus galten für alle Flugschriften der PSK und PSV.

Reaktionen aus der DDR auf PSK-BalloneinsätzeGegen die bei Dunkelheit in das Gebiet des ostdeutschen Staates hineinschwe-benden Ballone waren Politiker und Mi-litärs der DDR gleichermaßen machtlos. In den frühen 1960er Jahren wurden Grenzsoldaten zunächst angewiesen, Ballone mit ihren Handfeuerwaffen abzuschießen. Jedoch erwies sich diese Maßnahme als unzweckmäßig, denn auch die Flugschriften abgeschossener Ballone gerieten letztlich in die Hände der Uniformträger der DDR und wurden von ihnen trotz des Verbotes gelesen. Um die Wirkung auf NVA-Soldaten möglichst gering zu halten, teilte die DDR-Führung zum Aufsammeln der PSK-Flugschriften auch Grenzhelfer, Schulklassen und Rentner ein!

Mit der Zielfehlerkarte informierte die PSK NVA-Soldaten, die an der innerdeut-

schen Grenze eingesetzt waren.

Die Abwehr der westlichen „Feindpro-paganda“ aus der Luft wurde auf Seiten

der DDR aber nicht auf das Leseverbot beschränkt. So verschoss die Propagan-da-Truppe der NVA Kleinraketen aus Pappmaterial über die innerdeutsche Grenze und forderte in ihren Flugschrif-ten das Ende der „provokatorischen Bal-lonaktionen“ aus der Bundesrepublik. Ferner wurden in der DDR-Presse gezielt Gerüchte über Gefahren durch die PSK-Ballone verbreitet. Sie wurden mitunter als gefährliche Offensivwaffen des west-deutschen Militarismus bezeichnet, „die mit ihren heimtückischen Sprengladun-gen schon Kindern die Arme abgerissen hätten“. Ferner hieß es: „In zahlreichen Fällen haben vom westdeutschen Terri-torium gestartete Hetzschriftenballons, die in der DDR niedergingen und explo-dierten, erheblichen Schaden angerichtet und Menschenleben gefährdet“. Weit verbreitet war das Gerücht, Ballon-einsätze gefährdeten die Flugsicherheit. Die PSK der Bundeswehr widerlegte diese Behauptungen mit folgender Argumen-tation: Zivile und militärische Wetter-dienste ließen allein in Mitteleuropa mo-natlich über 3.500 mit Sonden versehene Wetterballone steigen, zum Teil in un-mittelbarer Nähe zu Verkehrsflughäfen. Ferner wurden technisch-wissenschaft-lich angelegte Versuche im Windkanal angeführt, die nachwiesen, dass weder einzelne noch eine Vielzahl von Wetter-ballonen die Flugsicherheit gefährden. Überdies war eine Verwechslung der Bal-lone mit militärischen Flugzeugen bei der Radarbeobachtung ausgeschlossen.In der Gesamtbetrachtung wird deutlich, dass Politiker und Militärs der DDR sich weniger an den technischen Komponen-ten der Balloneinsätze störten, sondern diese gegenüber der Öffentlichkeit ledig-lich vorgeschoben wurden. Die eigentli-chen Schwierigkeiten der DDR-Führung lagen in der inhaltlichen Auseinander-setzung mit den Flugschriften der PSK. Ein Beleg hierfür sind Ausführungen von NVA-Oberst Karl-Heinz Kathert aus dem Jahr 1967. Im Rahmen einer wissen-schaftlichen Konferenz an der „Militär-akademie Friedrich Engels“ in Dresden äußerte sich Kathert über die Ballonein-sätze der PSK und die Wirkung der Flug-schriften auf die Grenzsoldaten wie folgt: Die vom NVA-Oberst als „ideologische Diversion“ bezeichneten Druckerzeug-nisse der PSK stürzten die Grenzsolda-ten in „Gewissenskonflikte“ und hielten sie von der „konsequenten Anwendung der Schusswaffe“ ab. Kahlert trug auch zu den Problemen vor, die der Umgang mit diesen Schriften bereitete: „Als nicht zweckmäßig hat sich der Versuch einiger Genossen erwiesen, beim Auftreten geg-

nerischer Argumente eine einfache ‚Wi-derlegung’ vornehmen zu wollen“. Der Minister für Nationale Verteidigung der DDR, Armeegeneral Hoffmann, sah die Lösung derartiger Probleme in der Inten-sivierung der sozialistischen Wehrerzie-hung!

Dieses Kleinstflugblatt der PSK-Truppe (Vorder- und Rückseite) wurde 1963

in einer Auflage von 32.000.000 Stück gedruckt und mit Ballons in die DDR

verbracht.

Um das Ende der PSK-Balloneinsätze herbeizuführen, unterbreitete die DDR-Führung der Bundesrepublik schließlich mehrfach Tauschgeschäfte. Im Gegenzug für den Stopp der westlichen Flugschrif-ten schlug die DDR vor, entweder die ei-genen Flugblatteinsätze einzustellen, die Lautsprechereinsätze zu beenden oder die Propagandatafeln entlang der in-nerdeutschen Grenze abzubauen. Diese Tauschangebote standen qualitativ und quantitativ in einem deutlichen Miss-verhältnis zur Effektivität und Effizienz der Balloneinsätze der PSK und wurden von der Bundesregierung bis 1972 stets abgelehnt. Auch die verschiedentlich ge-stellten Ultimaten der DDR, mit denen sie das Ende dieser Einsätze erzwingen wollte, blieben ohne Erfolg. Ferner droh-te die SED westdeutschen Firmen, die Wasserstoff und weitere Materialien für PSK-Balloneinsätze lieferten, jeglichen Transitverkehr ihrer Waren zwischen der Bundesrepublik und Westberlin zu un-terbinden. Auf diese Weise wurde gezielt Druck auf die Zulieferer der PSK-Truppe ausgeübt.

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LuftwaffenRevue16

GESCHICHTE

Thema: Schießbefehl!Der Schießbefehl war ein zentrales Thema der PSK-Flugschriften. Die Au-toren der Flugschriften zeigten ein gro-ßes Verständnis für das Dilemma der Grenzsoldaten, auf der einen Seite den Schießbefehl ausüben zu müssen und auf der anderen Seite keinen Menschen töten zu wollen. Folgende Zeilen der PSK-Flugschrift „Information“ (September 1966) aus dem Beitrag „Schießbefehl ist Mordbefehl! – Alle Kulturvölker der Erde erwarten von der NVA: Soldat sein und Mensch bleiben!“ zeigen ein hohes Maß an Empathie seitens der PSK-Redakteure: „Der Konflikt zwischen Befehl und Ge-wissen ist der zivilisierten Welt aus den Kriegsverbrecherprozessen noch in fri-scher Erinnerung; und eine Welle von Sympathie für deutsche (NVA-)Soldaten geht durch Presse, Rundfunk, Fernsehen und private Gespräche, wenn wieder einmal ein Flüchtling durchkam, weil ein Soldat nicht geschossen oder ‚nicht getroffen’ hat (...). Die freie Welt (...) be-wundert schon seit längerer Zeit die au-ßerordentliche Findigkeit und Tapferkeit ganzer Grenzkompanien bei der Sabo-tage des völkerrechtswidrigen Schießbe-fehls. Die meisten Flüchtlinge sind sich darüber einig, daß sie Leben und Ge-sundheit jenen tapferen Männern in den Grenzkompanien verdanken, die ihre Waffe völlig zu beherrschen gelernt ha-ben. ‚Beherrschen’ heißt in diesem Falle z.B. auch kluges, geübtes Danebenschie-ßen unter Berücksichtigung der Streuung des Maschinenkarabiners“.Die PSK-Truppe stellte in hoher Auflage eine sogenannte Zielfehlerkarte im Ta-schenformat 8,7 x 5,7 Zentimeter her und verbrachte diese mit Ballonen in die DDR. Die NVA-Soldaten wurden über gängige Zielfehler beim Schießen infor-miert, die das Trefferbild beeinträchtigen: „Wer diese möglichen Zielfehler sorgfäl-tig beachtet, wird im Rest seiner Dienst-zeit nicht mehr zum Mörder. Schießbe-fehl ist Mordbefehl!“ Der PSK war bekannt, dass die Schieß-leistungen jedes einzelnen Soldaten ab Beginn seines Militärdienstes kontinuier-lich schriftlich festgehalten wurden. Folg-lich fiel es den Überwachungsorganen der NVA auf, wenn ein guter Schütze die Flüchtlinge nicht traf. Das absichtliche Vorbeischießen führte zu disziplinari-schen Bestrafungen, welche in der Rea-lität häufig umgesetzt wurden! Die PSK lieferte den Soldaten im Grenzdienst eine plausible Begründung für schlechte Schießleistungen, indem sie über Ballo-ne „Zielfehlerkarten“ verbrachte. Das Verkanten der Waffe oder das Wählen

eines falschen Haltepunktes sollte von den Soldaten im Grenzdienst fortan auch bei Übungsschießen angewandt werden, um beim absichtlichen Vorbeischießen auf Flüchtlinge eine plausible Erklärung zu haben.

Die DDR-Führung forderte fortlaufend das Ende der PSK-Balloneinsätze aus der

Bundesrepublik – so auch mit diesem Flugblatt.

Wer dennoch den Schießbefehl ausübte, erhielt von den PSK-Redakteuren folgen-de Botschaft (Quelle: PSK-Flugschrift „In-formation“ aus dem September 1966): „Sicher ist jedoch, daß die, die treffen, vor den Richter kommen (...). Die ‚Zentrale Erfassungsstelle’ zur Ermittlung kommu-nistischer Gewaltakte, die im Auftrag der westdeutschen Justiz tätig ist, hat bis zum 31. Dezember 1965 2.469 Fälle verbre-cherischen Schußwaffengebrauchs regis-triert und in 1.359 Verfahren einen oder mehrere Täter namentlich ermittelt“. Um dem Leser der Flugschrift zu verdeut-lichen, dass es sich hierbei nicht um ei-nen Bluff handelt, werden die Redakteu-re konkret: „Der Stabsgefreite Hanke von der 8. Reserve-Grenzkompanie in Schier-ke hat seine Strafe wegen versuchten Tot-schlags bereits erhalten. Schlimmer noch als jede Strafe ist die Stimme des Gewis-sens, die dem, der schießt und trifft, ein Leben lang zuruft: Mörder!“Kundig und kenntnisreich im Detail führ-ten PSK-Redakteure an: „Aus dem ‚Mili-tärstrafgesetz’ der DDR vom 24. Januar 1962, § 9 (Befehlsverweigerung), Absatz 4: Die Verweigerung eines Befehls bleibt straflos, wenn die Ausführung gegen die anerkannten Normen des Völkerrechts oder gegen Strafgesetze verstoßen wür-

de“. Mit einer gehörigen Portion Weit-sicht sprachen die PSK-Redakteure den „anständigen“ NVA-Grenzsoldaten Re-spekt und Anerkennung aus: „Den An-ständigen danken wir! Wir sind stolz auf Euch, auf Euer Verständnis und Euren

Mut, menschlich zu handeln, Ihr anstän-digen Grenzsoldaten! Wir möchten Euch, Kameraden, zurufen, Euch in der harten Bewährung einer herzlosen Zeit, bleibt weiter anständig!“ (Quelle: PSK-Flugzei-tung “Volksarmee”, Nr. 15, 1968).

PSK-Einsätze mit SportflugzeugenDie PSK verbrachte am 18. und 22. Janu-ar 1962 per Flugzeug Druckerzeugnisse auf das Territorium der DDR. Diese bei-den Einsätze erfolgten unter dem Deck-namen „Albatros“. Durch den Türspalt eines Sportflugzeugs vom Typ Piaggio wurden von Zivilbeschäftigten und Sol-daten der PSK insgesamt 37.000 Exem-plare einer Flugzeitung abgeworfen. Die Anflüge auf das Gebiet der DDR stellten rechtlich eine Grenzverletzung dar. Die PSK erkannte dieses und nahm es hin! In die konzeptionellen Überlegungen für weitere Flugzeugeinsätze wurden von der militärischen Führung zum einen Abwehrmaßnahmen der DDR und zum anderen auch Auseinandersetzungen mit der Luftraumüberwachung der Bun-desrepublik und verbündeter Staaten in Betracht gezogen.Bei der per Flugzeug verbrachten PSK-Flugschrift handelte es sich vermeintlich um eine albanische Zeitung mit dem Na-men „Zeri i Popullit“, was in der Über-setzung „Stimme des Volkes“ heißt. Die Originalausgabe „Zeri i Popullit“ ist das seit 1942 erscheinende offizielle Blatt der kommunistischen Partei Albaniens. In

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GESCHICHTE

vergleichbarer Vorgehensweise zur DDR-Zeitung „Volksarmee“ übernahm die PSK auch hier detailgenau die gestalterischen Elemente der Originalausgabe. Das Lay-out der Flugschrift „Zeri i Popullit“ er-weckte folglich den Eindruck, dass es sich tatsächlich um eine „Sonderausgabe für die Genossen in der Deutschen Demokra-tischen Republik“ handelte, die von al-banischen Kommunisten verfasst wurde. Zur Flugzeitung „Volksarmee“ besteht jedoch ein wesentlicher Unterschied. Während der Inhalt der imitierten DDR-Zeitung stets den tatsächlichen Verfasser enttarnte, verhielt es sich bei der Flugzei-tung „Zeri i Popullit“ anders. Der Inhalt der „Stimme des Volkes“ weckte beim Leser in irreführender Absicht den Ein-druck, dass es sich tatsächlich um eine Originalausgabe handelte!

Dieses Flugblatt wurde von der PSK-Truppe zusammen mit drei Zigaretten in Folie eingeschweißt und richtete sich als Dank an die „Kameraden der 7. Grenz-brigade“ in der DDR. Im Rahmen einer Bundeswehrübung hatten sich in der Nacht vom 29./30. November 1962 drei Soldaten vom Panzergrenadierbataillon 22 bei starkem Nebel über die zum Teil noch offene innerdeutsche Grenze ver-irrt. Auf dem Territorium der DDR wur-den die Bundeswehrsoldaten schließlich von Grenzsoldaten festgenommen und wenige Tage später wieder in die Bundes-republik entlassen. Für dieses anständige Verhalten der NVA-Soldaten bedankten sich die PSK-Soldaten mit einem Flug-blatt und mit Zigaretten!

Auf der Titelseite der PSK-Flugschrift „Zeri i Popullit“ sind Auszüge einer Rede des Genossen Enver Hodscha abgedruckt, die er am 7. November 1961 zum 20. Jah-

restag der Gründung der kommunisti-schen Partei Albaniens gehalten hatte. Hodscha kritisierte darin offen die poli-tische Linie Chruschtschows. Er warf ihm vor, die Entscheidungen der KPdSU al-len anderen kommunistischen Parteien aufdrängen zu wollen. Damit verstoße Chruschtschow nach Auffassung Hod-schas gegen das Prinzip der Gleichheit und Unabhängigkeit der marxistisch-leninistischen Parteien und widerspreche dem proletarischen Internationalismus. In einem inhaltlichen Zusammenhang zur Rede Hodschas wurden die DDR-Bür-ger unter der Schlagzeile „Von Genossen zu Genossen“ gezielt angesprochen: „Wir albanischen Kommunisten wenden uns nicht in der Absicht an die Genossen der Deutschen Demokratischen Republik, uns in die inneren Verhältnisse der DDR

und der SED unter der Führung des Ge-nossen Walter U l b r i c h t einzumischen. Natürlich wäre es uns lieber, wenn sich die kampferprobte Partei der deutschen Arbeiterklasse in der notwendigen Aus-einandersetzung nicht auf die Seite der opportunistischen Chruschtschow-Clique schlagen, sondern an der konsequenten Zurückweisung und Liquidierung aller Versuche teilnehmen würde, die Gleich-berechtigung und Unabhängigkeit der marxistisch-leninistischen Parteien durch ein Regime der Befehlsausgabe durch die KPdSU zu ersetzen (...)“. Diese Worte stammten jedoch keineswegs aus der Feder eines albanischen Kommunis-ten, sondern wurden von Mitarbeitern der PSK geschrieben!Einige Exemplare der Flugschrift „Zeri i Popullit“ wurden vom Wind auf das Ge-biet der Bundesrepublik getragen. Der bundesdeutschen Presse blieben die wah-ren Verfasser der „Stimme des Volkes“ je-

doch verborgen. Die Lübecker Nachrich-ten druckten die Schlagzeile: „Albanien wiegelt den Ostblock auf – Flugblattak-tion gegen Alleinherrschaft Chruscht-schows“. Die BILD-Zeitung machte den Vorgang zur Titelstory: „Das tollste Ding des Monats – Albanische Flugblätter über Sowjetzone. Die Roten fordern: ‚Stürzt Ni-kita Chruschtschow!’“. Ein weiteres Zeug-nis für das Gelingen der PSK-Aktion ist die Tatsache, dass die Flugschrift „Zeri i Popullit“ in dem Buch „Unser Jahrhun-dert im Bild“ aus dem Bertelsmann Ver-lag als Beleg für interne Zerwürfnisse in der kommunistischen Gemeinschaft an-geführt wurde. Im Unterschied zur westdeutschen Pres-se empörte sich die Presseagentur der DDR. Der Allgemeine Deutsche Nach-richtendienst (ADN) teilte mit, dass „ein Militärflugzeug der BRD einen provoka-torischen Überflug der Staatsgrenze der DDR“ vollzogen hatte. Sie artikulierte Protest und sprach eine Warnung im Auftrag des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR aus, dass eine Wiederholung solcher Handlungen Fol-gen haben werde. Die Flugschrift „Zeri i Popullit“ wurde in der Ostpresse mit kei-nem Wort erwähnt. Ein dritter Flugzeugeinsatz zum Ver-bringen von Flugschriften der PSK wur-de am 5. September 1962 durchgeführt. Bei diesem Einsatz mit dem Decknamen „Radareinsatz“ wurde ein Flugzeug vom Typ Cessna 320 verwendet. Für weitere PSK-Flugzeugeinsätze wurde erwogen, Abwurfschächte in die Maschinen ein-zubauen, um pro Anflug eine höhere Zahl an Flugschriften verbringen zu kön-nen. Jedoch wurden die PSK-Einsätze mit Sportflugzeugen schließlich eingestellt. Die entsprechenden Einsatzprotokolle und Konzeptpapiere können im Bundes-archiv-Militärarchiv in Freiburg im Breis-gau unter der Signatur BArch-MA, BW / 2 6864 eingesehen werden.

Aussagen von geflüchteten NVA-SoldatenEine wichtige Quelle über die Wirksam-keit von PSK-Flugschriften waren Aus-sagen von geflüchteten NVA-Soldaten. Der in den Westen geflüchtete DDR-Po-litoffizier Oberleutnant Busch berichtete am 17. Juli 1967 Folgendes: „Nach einer Flugblattaktion im vorigen Jahr machte der Politstellvertreter der Grenzkompanie Mendhausen nach einem ‚Aktuellen Ge-spräch’ zu den Flugblättern die Umfra-ge: ‚Gesetzt den Fall, Sie als Grenzposten (zu den Soldaten gewandt) haben einen schweren Grenzdurchbruch ‚DDR-West’ durch Anwendung der Schußwaffe ver-

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LuftwaffenRevue18

GESCHICHTE

hindert. Die Grenzverletzer sind beide tot. Sie erhalten vom Chef der Grenz-truppen die ‚Medaille für vorbildlichen Grenzdienst’, zusätzlich Sonderurlaub. Würden Sie die Medaille zu Hause tragen und ihren Verwandten sagen, warum Sie diese erhalten haben?’ Von 40 Mann gab es nur insgesamt zwei ‚Genossen’. Andere brachten Aus-flüchte. Es war ihnen in starkem Maße pein-lich. Dieser Test sagt mehr aus als hinge-worfene Worte“. Zahl-reiche, vergleichbare Aussagen geflüchteter Uniformträger aus der DDR wurden im Leit-referat PSK im BMVg quartalsweise zusam-mengefasst und weite-ren Bedarfsträgern in der Bundeswehr zum dienstlichen Gebrauch zur Verfügung gestellt.Der geflüchtete NVA-Oberleutnant Busch unterbreitete der PSK aber auch konkrete Vorschläge zur Steige-rung der Wirksamkeit ihrer Produkte: „Die erwähnte Flugschrift könnte in ihrem In-halt noch wirksamer sein, enthielte sie noch mehr konkrete Bege-benheiten aus den Grenzeinheiten und Grenzgebieten“. Ferner nannte er konkrete An-satzpunkte für weitere Flugschriften, die bei NVA-Soldaten auf ein großes Interesse stoßen würden: „Das könnte auch mal in Flugschriften (...) erscheinen:- Wer soll das bezahlen (Grenzsicherungsanlagen)?- Wie lange sollen wir noch bewacht wer-den (Bauern der Grenzgemeinden auf den Feldern)?- Wer kriegt das Uran, das in Königstein abgebaut werden wird?“. Die Informationen geflüchteter NVA-Soldaten trugen maßgeblich dazu bei, dass die PSK die psychologische Lage in den ostdeutschen Streitkräften treffend beurteilen und in Teilen sicherlich auch erfolgreich beeinflussen konnte.In einem Schreiben vom 14. Juni 1967 an das Bundeskanzleramt führte der spätere Generalmajor Dr. Johannes Gerber und damalige Referatsleiter PSK im BMVg zum Thema „Wirkungskontrolle von

PSK-Flugschriften“ aus: „Die Zuschriften aus der SBZ und die Flüchtlingsaussagen zeigen folgendes Bild: 92,3% positiv und 7,7% negativ. Die durch Fü S II ausge-werteten Flüchtlingsaussagen ergeben, daß etwa 90% aller Geflüchteten Kennt-nis von den westlichen Flugblättern ha-ben und sie nach Art und Durchführung,

Form und Inhalt positiv beurteilen. Die Flugblätter sind die einzige Möglichkeit, um die NVA-Soldaten über Bundeswehr und Bundesregierung und deren Absich-ten aufzuklären und somit der perma-nenten Haßpropaganda im Politunter-richt entgegenzuwirken“.

Das Ende der InformationseinsätzeMit dem „Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesre-publik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik“ sollte das politisch angespannte Verhältnis zwi-schen den beiden deutschen Staaten nor-malisiert werden. Die Vorgespräche zu den Verhandlungen zum sogenannten Grundlagenvertrag wurden am 15. Juni 1972 aufgenommen. Die Staatssekretäre Egon Bahr (Bundesrepublik Deutschland) und Michael Kohl (Deutsche Demokrati-

sche Republik) führten die Vorgespräche und Verhandlungen im Auftrag ihrer Regierungen. Es war bereits im Vorfeld dieser Gespräche davon auszugehen, dass die DDR erneut das Einstellen der Balloneinsätze fordern würde. Bereits im Rahmen der Vorgespräche zu den eigent-lichen Verhandlungen zum Grundlagen-

vertrag trafen die Staats-sekretäre Bahr und Kohl die mündliche Vereinba-rung, „dass mit Wirkung vom 1. Juli 1972 beide Seiten jegliche Propagan-da-Aktivität in Schrift, Bild und Ton gegen die Streitkräfte des jeweils anderen Staates einstel-len. Diese Abrede verliert ihre Verbindlichkeit, falls sie von einer Seite nicht eingehalten wird“. Am 29. Juni 1972 erfolgte zunächst der mündliche Befehl vom Generalin-spekteur der Bundeswehr, Admiral Armin Zimmer-mann, die Ballonein-sätze sowie den Versand von Informationsschrif-ten in die DDR bis auf weiteres einzustellen. Die PSV-Truppe beendete am 30. Juni 1972 die In-formationseinsätze ent-lang der innerdeutschen Grenze „bis auf weite-res“. Die Fähigkeit zum Erstellen und Verbringen von Flugschriften wurde in der Bundeswehr auf-rechterhalten. Der DDR-Führung war durchaus

bekannt, dass die PSV-Truppe die Bal-loneinsätze jederzeit wieder aufnehmen konnte. Bundeswehrintern wurde das Abkommen nicht einhellig als Erfolg be-wertet. Kritische Stimmen äußerten, dass die DDR einseitig begünstigt wurde. Über kommunistische Parteien, Organisatio-nen, Presseorgane, Lehrer und sonstige Meinungsmacher könne die DDR wei-terhin ihre Propaganda durchführen, wo hingegen die Bundesrepublik jegliche Möglichkeiten einer Einflussnahme ver-loren habe.

Über den Autor:

Oberstleutnant Dr. Dirk Drewsist eingesetzt in der Personalvertretung,im Örtlichen Personalrat (ÖPR) beim ZOpInfo und im Bezirkspersonalrat (BPR) beim SKUKdo.

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Bei der Schaffung der Uniform für die neuen deutschen Streitkräfte 1955 wur-de zunächst bewusst und aus politischen Gründen auf viele Militärtraditionen frü-herer deutscher Armeen verzichtet. Aber bereits 1956 wurden Effekten alter Zeiten wieder eingeführt. Die neue Uniform stieß nicht nur bei den wieder eingestellten ehemaligen Solda-ten der Wehrmacht auf Ablehnung, son-dern wurde auch von der Bevölkerung kaum akzeptiert. Ärmelbänder als deut-sche Tradition zur Kennzeichnung her-ausragender Verbände hingegen wurden jedoch schon von Beginn an auch in der Bundeswehr vergeben. Erstmalig im deutschen Heer wurde am 24. Januar 1901 ein Ärmelband an Truppenteile der Alten Armee verliehen. Das preußische Füsilier-Regiment Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen ( Hannoversches ) Nr. 73, in dem der Pour-le-Merite-Träger Ernst Jünger diente, das Infanterie-Regi-ment von Voigt-Rhetz ( 3. Hannoversche) sowie das Hannoversche Jäger-Bataillon 10 erhielten die Erlaubnis, das GIBRAL-TAR-Band zu tragen.

Das GIBRALTAR-Ärmelband, verliehen am 24. Januar 1901.

Dieses blaue Stoffband mit einer gelben Aufschrift erinnerte an die Kämpfe der hannoverschen Truppenteile in engli-schen Diensten auf der spanischen Halb-insel 1783. Das GIBRALTAR-Band wurde auch noch im Reichsheer beim 16. und 17. Infanterieregiment bis in die Mitte der 20er Jahre vermutlich von Ehemali-gen der oben aufgeführten Verbände ge-tragen. Eine amtliche Verleihung hatte offensichtlich nicht mehr stattgefunden und bis 1927 war das Band völlig ver-schwunden. Auch im III. Reich war das Tragen von Ärmelbändern/Ärmelstrei-fen in den verschiedensten Organisatio-nen weit verbreitet, und es kam fast zu einer Schwemme dieser Kennzeichen, auf die aber an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden soll. 1955 wurden bei der neuen Heeresuniform anstelle der Kragenspiegel zur Kennzeichnung der Waffengattung sogenannte Truppengat-tungsabzeichen in altgoldener metall-geprägter Form eingeführt, um bereits

im Sommer 1956 wieder durch die alten Kragenspiegel ersetzt zu werden. Die Kragenecken der Luftwaffenuniform hin-

gegen waren zu diesem Zeitpunkt noch „nackt“ und ohne Kennzeichen. Deshalb wurde für die Luftwaffe zur Kennzeich-nung ihrer Teilstreitkraft ein Ärmelband eingeführt. Dabei handelte es sich um

ein 3 cm breites Band, in dem sich eine silberfarbene stilisierte Doppelschwinge mit einem Randstreifen befand. Die Aus-

führungen waren für die Mannschaften gewebt, für die Unteroffiziere maschinen-gestickt, für die Offiziere handgestickt und für die Generale in goldfarbener Handstickerei. Zu tragen von allen Sol-

Aus der Uniformgeschichte:

Die Ärmelbänder der Luftwaffe der Bundeswehr

Die am 21. April 1961 vergebenen Traditionsbänder für das Jagdbombergeschwa-der 31 in Nörvenich/Kerpen mit dem Namen +Boelcke+, das Jagdgeschwader 71 in Wittmund, damals Ahlhorn, mit dem Namen +Richthofen+ und das Aufklä-

rungsgeschwader 51, damals in Ingolstadt, später bis zur Auflösung in Bremgarten stationiert. Der Traditionsname wurde vom AG 52 in Kropp übernommen.

Die 4 Ärmelbänder zeigen das allgemeine Ärmelband der Luftwaffe in den verschiedenen Varianten. Getragen von 1955 – 1972/73.

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daten der Luftwaffe auf beiden Ärmeln des Tuchmantels und dem Rock, 12 cm von der Ärmelunterkante bzw. 3 cm von der Oberkante des Ärmelaufschlags. Als die Luftwaffe 1958 auch wieder Kragen-

spiegel einführen wollte, gab der Bundes-präsident Heuss zu verstehen, die Ärmel-bänder abzuschaffen. Als die Luftwaffe daraufhin nur einen Kragenspiegel für alle Luftwaffensoldaten einführen woll-te, gab der Bundespräsident schmollend

nach, und die Luftwaffe durfte Ihr Ärmel-band behalten. Am 21. April 1961 wur-den in der Luftwaffe dann die ersten 3 Ärmelbänder mit Traditionsnamen ver-geben. Das Jagdgeschwader 71, damals

in Ahlhorn bei Oldenburg stationiert, erhielt den Traditionsnamen + Geschwa-der Richthofen+ ( in Erinnerung an das ehemalige Jagdgeschwader 2). Kom-mandeur in Ahlhorn war Oberstleutnant „Bubi“ Hartmann. Das Jagdbomberge-

schwader 31 in Nörvenich/Kerpen unter Kommodore Oberst Barkhorn erhielt den Namen +Geschwader Boelcke+ ( in Erin-nerung an das Kampfgeschwader 2) und das Aufklärungsgeschwader 51, damals in Ingolstadt stationiert, unter Kommo-dore Oberstleutnant Grasemann erhielt den Namen +Geschwader Immelmann+ ( in Erinnerung an das Sturzkampfge-schwader 2). Die Ärmelbänder wurden an die drei Kommodore durch den da-maligen Inspekteur der Luftwaffe, Gene-ralleutnant Kammhuber, verliehen. Be-reits am 27. November 1962 wurde auch das Ärmelband +Wachbataillon+ für die Anteile Heer und Luftwaffe im Wachba-taillon eingeführt. 1973 kam dann noch bei der Luftwaffe das Jagdgeschwader 74 in Neuburg an der Donau hinzu, welches offiziell am 22. November 1973, der Wie-derkehr des Todestages von Werner Möl-ders (22. November 1941), den Namen +Geschwader Mölders+ erhielt ( in Erin-nerung an das Jagdgeschwader 51). Um die Namen der Traditionsgeschwader der Luftwaffe komplett zu machen, erhielt das Jagdgeschwader 73 in Laage südlich von Rostock am 18. September 1997 den Namen +Geschwader Steinhoff+. Dieses Geschwader entstand durch eine Fusion des ehemaligen Jagdbombergeschwa-der 35 in Pferdsfeld, dem sogenannten „Schinderhannes-Geschwader“, mit dem Erprobungsgeschwader MiG-29 Preschen in der Lausitz, ehemals 3. Jagdfliegerge-schwader 3 „Wladimir Komarow“ der 1.Luftverteidiungsdivision Cottbus, NVA-Luftstreitkräfte.Die offizielle Begründung für diese Ärmelbänder anfangs war, dass sich die Luftwaffe zu deutschen Fliegern bekennt, die in ihrer Haltung und Leis-tung beispielhaft sind. Auf diese Weise sollte sich die Bundeswehr ihrer Tradi-tion und Verpflichtung bewusst werden und wertvolle Überlieferungen der Ver-gangenheit mit den Forderungen der Ge-genwart verbinden. So sah man das da-mals noch! Wie sich die Zeiten ändern, zeigt das Beispiel des Jagdgeschwader 74 +Geschwader Mölders+, dem am 28. Januar 2005 der Traditionsname durch den damaligen Verteidigungsminister Struck entzogen wurde. Er hatte diese Entscheidung auf Grund einer „Empfeh-lung“ des Bundestages getroffen. Am 28. April 1998, ein Freitagabend, war diese „Empfehlung“ von einer Minderheit von 25 anwesenden Abgeordneten, meist PDS/Grüne, getroffen worden, Angehöri-ge der ehemaligen Legion Condor nicht mehr als Namensgeber für Bundeswehr-Einrichtungen zu verwenden. In der Ge-schichte der Bundeswehr ein einmaliger Vorgang. Ausschlaggebend war schließ-

Das Foto von der Ärmelbandverleihung im April 1961 zeigt von links nach rechts den Bruder Manfred von Richthofens, Volko von Richthofen,

Oberstleutnant Erich Hartmann und den damaligen Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Kammhuber.

Das Ärmelband für das Wachbataillon, früher Siegburg, heute in Berlin und Siegburg stationiert. Eingeführt am 27. November 1962. Die beiden hand- und

maschinengestickten Ausführungen sind in blaugrauer Farbe für den Anteil Luftwaffe beim Wachbataillon. Der Anteil Heer trägt dieses Band in Anthrazit.

Das Ärmelband des Jagdgeschwader 74 in Neuburg/Donau, welches dem Verband als Traditionsnamen am 2. Oktober 1973 verliehen wurde.

Ebenfalls den Namen +Mölders+ erhielt ein Zerstörer der Bundesmarine, der schon vor Jahren ausgemustert wurde. Dem Geschwader +Mölders+

wurde der Traditionsname im Januar 2005 entzogen.

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lich ein biografisches Gutachten von Mölders, durchgeführt von Historikern des Militärgeschichtlichen Forschungs-

amtes der Bundeswehr in Potsdam. Tat-sache jedoch ist: Mölders wurde von der Bundeswehr nicht geehrt, weil er unter Hitler diente, sondern weil er in diesen schweren Zeiten Anstand und Moral trotz aller Härte zum Gegner nicht unterge-

hen ließ. Das war seine Vorbildfunktion als Offizier. Mit der Aufstellung von Un-teroffizierschulen bei Heer und Luftwaffe

wurden auch diese mit Ärmelbändern ausgestattet.. In der Luftwaffe wurde am 7. Oktober 1964 eine Unteroffizierschule in Gürzenich-Wald bei Düren durch Ge-neralleutnant Panitzki indienstgestellt, die das Ärmelband +Unteroffizierschule+

erhielt. Diese Schule verlegte im August 1971 im Rahmen einer Zusammenlegung mit der Truppendienstlichen Fachschule der Luftwaffe nach Iserlohn und legte da-mit ihr Ärmelband ab. Als am 6. Oktober 1988 eine neue Schule bei der Luftwaffe in Appen-Pinneberg aufgestellt wurde, erhielt diese kein Ärmelband mehr, da der Inspekteur der Luftwaffe nur noch Traditionsgeschwadern Ärmelbänder zugestehen wollte. Weitere Ärmelbänder werden in absehbarer Zeit in der Luftwaf-fe wohl nicht verliehen werden. Das Heer kennt ebenfalls Ärmelbänder, auf die an dieser Stelle allerdings nicht näher ein-gegangen werden soll. In der konservati-ven Marine sind solche Effekten nicht ge-bräuchlich und werden auch in Zukunft keine Verwendung finden.

Walter Kunstwadl

Das Ärmelband für das JG 73 +Geschwader Steinhoff+ in der maschinengestickten Ausführung.

Das Ärmelband der Unteroffizierschule der Luftwaffe. Bemerkenswert die Tatsache, dass alle Bänder mit Inschriften mit einer Frakturschrift versehen sind und nicht in

der heute gebräuchlichen Antiqua-Schreibweise. Da man anfangs diese Frakturschrift gewählt hatte, wollte man bei den später folgenden Bändern

vermutlich diese Systematik beibehalten.

Walter KunstwadlVon der „Affenjacke“ zum „Tropentarnanzug“

Die Geschichte der Bundeswehr im Spiegel ihrer Uniformen und Abzeichen

Report Verlag GmbHISBN 978-3-932385-24-7

232 Seiten, Großformat, über 700 überwiegend farbige Fotos, Tafeln und Grafiken

Preis: 36.00 Euro

Dieser so unterhaltsame wie informative Bild-Text-Band zeich-net die Entwicklung der Bundeswehr anhand ihrer Uniformen, Abzeichen und Kopfbedeckungen nach. Das neue Standard-werk zu einem bisher kaum beachteten Aspekt deutscher Mili-tärgeschichte - umfassend und aktuell.

Der Autor: Walter Kunstwadl, Jahrgang 1940, ist ehemaliger Soldat und langjähriger Sammler von Uniformen und Effek-ten. Er hat zahlreiche Fachartikel über die Bekleidungsge-schichte der Bundeswehr verfasst. Als Experte war er u.a. für das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn und für das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden tätig.

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Dieser Bericht wurde von unserem Mitglied Dipl.-Ing. Hans Gaenshirt – heute Vorsitzender der Kamerad-schaft der ehemaligen Kampfgruppe 100 des KG 100 zur Verfügung ge-stellt.Die hier geschilderte Begebenheit verdeutlicht eindrucksvoll, dass die hohe Tugend der Kameradschaft auch in ausweglos erscheinenden Situationen Wunder hervorbrin-gen kann, die beispielhaft im Sinne bester soldatischer Tradition in die Zukunft hineinwirkt. Die nachste-hend erzählte Geschichte von dem sensationellen Rettungsflug der Be-satzung des OFw Jeckstat (I./KG 100) kann der Kategorie einer ’Mission Impossible’ zugeordnet werden und war dennoch aufgrund des hohen fliegerischen Könnens des Flugzeug-führers und seiner Besatzung sowie einer tief verwurzelten Kamerad-schaftsverpflichtung erfolgreich.

Und das war der sensationelle Ret-tungsflug - dokumentiert vom Lt Ger-hard Puklitsch:

Feldwebel Jeckstat mit Besatzung lan-det mit seinem He 111-Bomber am 16. Juni 1943 bei Nacht auf unbekann-tem Ackergelände ca. 300 km hinter den feindlichen Linien, holt die not-gelandete Besatzung des damaligen Lt Puklitsch von der I./KG 100 heraus und rettet sie vor der russischen Gefan-genschaft:“Nach den Angriffen auf das Kraftwa-genwerk ’Molotow’ in Gorkij, die wir in den Nächten zwischen dem 03. und 06. Juni 1943 von Seschtschinskaja/Mittel-abschnitt aus flogen, verlegt die I./KG 100 am 07.06. wieder zurück nach Sta-lino. Von hier aus sollen wir Nachtan-griffe auf die Industriewerke von Sara-tow, insbesondere die Ölraffinerie und die Kugellagerfabrik, fliegen.Der Angriff vom 13.06.1943 gilt der Ölraffinerie und insbesondere dem Kraftwerk. Es ist unser zweiter Angriff auf dieses Ziel, und wir sind wie in der vergangenen Nacht auf starke Flugab-wehr mit zahlreichen Scheinwerfern eingestellt.Nach einem normalen Start um 19.46 Uhr in die Abenddämmerung hinein

verläuft der Hinflug ohne besondere Vorkommnisse. Im letzten Büchsen-licht überfliegen wir bei Schachty die Front in 3200 m Höhe. Wir fliegen im Mondschein mit guter Sicht weiter. Un-ter uns vereinzelt geringe Bewölkung. Als Ansteuerungspunkt ist die gro-ße Eisenbahnbrücke über die Wolga südöstlich der Raffinerie vorgesehen, um das Ziel von dort aus gegen das Mondlicht anzugreifen. Die Ölraffine-rie selbst liegt im Süden von Saratow am Rande eines Flugplatzes, daran anschließend die Kugellagerfabrik. Diese Objekte sind, ihrer Bedeutung für die Kriegswirtschaft entsprechend, weiträumig stark geschützt. Schon bei der Annäherung an den Zielraum setzt heftiges Flakfeuer und rege Scheinwer-fertätigkeit ein.Über die Brücke drehen wir nach links zum Zielanflug ein. Die Abwehr kon-zentriert sich nun auf die anfliegen-den Maschinen. Jetzt hängen auch einige Leuchtbomben über dem Ziel und beleuchten es taghell. Zielanflug - die Bombenklappen werden geöffnet. Wegen der geringen Ausdehnung des

Eine schier ausweglose SituationDie wundersame Rettung einer deutschen

Flugzeugbesatzung weit hinter den feindlichen Linien im II. WeltkriegTeil 1

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GESCHICHTE

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uns als Zielschwerpunkt befohlenen Ölkraftwerkes werfen wir nur eine kurze Reihe von 8 Bomben, die ge-nau im Ziel liegen. Wir wiederholen diesen Angriff noch dreimal, immer von demselben Ablaufpunkt aus. Der Bordschütze kann die Wirkung der Einschläge gut beobachten und macht mehrere Aufnahmen mit der Handka-mera. Beim letzten Anflug liegt im hel-len Feuerschein der Großbrände dich-ter schwarzer Rauch über dem Ziel und beeinträchtigt die Sicht. Die Flak feuert nach wie vor aus allen Rohren, und neben den Detonationen der schweren Granaten sind es die Leuchtspurket-ten der leichten und mittleren Kaliber, die nach uns greifen. Die Scheinwerfer suchen umher, mehrfach wischt einer über uns hinweg. Plötzlich hat uns ei-ner gepackt und hält uns fest. Sofort kommen weitere hinzu, und nun ha-ben uns drei, vier und dann fast ein Dutzend Scheinwerfer im Strahlen-bündel. Gleißende Helle in der Kanzel! Den Zielanflug können wir nur noch mit herabgezogener Sonnenbrille, den ’Froschaugen’, zu Ende führen. Doch jetzt haben sich die Batterien auf unser angestrahltes Flugzeug eingeschossen, wir werden von Druckwellen geschüt-telt und hören das Krachen der Deto-nationen. Da zwei harte Schläge, wir sind getroffen. Der linke Motor verliert an Leistung und beginnt zu brennen. Eine lange Rauchfahne hängt hinter uns. Also den Motor sofort abstellen. Zündung aus, Brandhahn zu und die Luftschraube auf Segelstellung. Doch das gelingt nicht mehr, weil auch die Nabe offenbar getroffen ist. Die Ma-schine zieht stark nach links, ich ver-suche nachzutrimmen. Mittlerweile ist das Feuer erloschen. In diesem Augen-blick ruft der Bordmechaniker: “Nacht-jäger von hinten“, und schon zieht eine Geschossgarbe dicht über uns hinweg. Der Funker mit dem schweren MG und der Bordschütze mit dem Zwillings-MG hämmern dem Angreifer entgegen.Nur mit äußerster Kraftanstrengung gelingt es, den Nachtjäger, der noch ei-nige Mal angreift, durch Ausweichma-növer abzuschütteln und das Flugzeug wieder auf Kurs zu bringen. Möglicher-weise hat die Hintermannschaft den Nachtjäger getroffen, weil er plötzlich steil wegkurvt und von uns ablässt. Bei der wilden Kurbelei haben wir er-heblich an Höhe verloren und fliegen kaum noch 2000 m hoch, immer noch über dem Zielraum. Einige Scheinwer-fer haben uns weiter im Griff, aber die Flak wird schwächer. Die Russen halten

uns wohl für erledigt. Vielleicht sind aber noch weitere Nachtjäger im Luft-raum, die man nicht gefährden will. Für uns ist das kein Trost, denn wir ha-ben jetzt große Probleme mit unserem Flugzeug, das nicht auf Höhe zu hal-ten ist. Ich steigere den Ladedruck des rechten Motors auf 30-Min-Leistung, doch auch das reicht nicht aus. Trotz Trimmung bis zum Anschlag zieht die Maschine noch stark nach links. Die Bremswirkung der linken Luftschraube ist zu groß und mit Mühe halten wir das Flugzeug auf Kurs. Um das Flugge-wicht zu senken, wird alles über Bord geworfen, was entbehrlich ist. Waffen, Munition, auch die Panzerplatten wer-den ausgebaut. Trotzdem müssen wir weiter Höhe aufgeben, um das Flug-zeug nicht wegen zu geringer Fahrt ab-schmieren zu lassen. Der Fahrtmesser zeigt noch knapp 170 km/h an, das ist für die He 111 schon ein gefährlich überzogener Flugzustand.90 Minuten nach dem Angriff sind wir noch nicht wieder über den Don hinweg und haben noch 500 km bis zur Front vor uns. Bei einer Flughöhe von 200 m, auf die wir inzwischen ge-sunken sind, haben wir keine Chance mehr, das eigene Gebiet zu erreichen. Der Funker gibt laufend unseren Kurs, unsere Flughöhe und unsere Geschwin-digkeit zusammen mit SOS und Peilzei-chen an unsere Bodenfunkstelle durch. - Wie wir später erfahren, haben zahl-reiche Peilstellen an der gesamten Ost-front unseren Notruf gehört und Peil-messwerte nach Stalino durchgegeben. Dadurch war unser Standort zu Hause bekannt. -Wir entschlossen uns zur Notlandung. Der Funker meldet sich bei der Funk-stelle ab und gibt Dauerpeilzeichen. Jetzt Gas weg, Brandhahn zu, Lande-klappen heraus und den Scheinwerfer an. Schon kommt der Boden näher, es ist ein Acker. Dichter Staub wirbelt durch den Innenraum. Die Kanzel ist zerschlagen, die Bodenwanne abge-rissen. Glücklicherweise ist keiner ver-letzt. Unheimliche Stille rings umher.Da fängt der rechte Motor Feuer. Treib-stoff oder Öl entzünden sich am glü-henden Auspuff. Raus aus der Maschi-ne und Erde auf das Feuer geworfen, es erlischt. Wir lauschen, nichts regt sich. Also wieder hinein in die Maschine, In-strumente zerstören, Funkunterlagen und Zielkarten vernichten, Bordbeu-tel, Feldflaschen, Handfeuerwaffen, Leuchtpistole und Leuchtmunition bergen. Die grünen und weißen Pa-tronen finden wir noch, dazu einige ES

6, das Erkennungssignal dieses Tages. Die roten Patronen sind mit der Halte-rung im Dreck vergraben und nicht zu finden. Inzwischen versucht der Fun-ker, ein letztes Mal Verbindung mit der Funkstelle Stalino zu bekommen, doch das Gerät schweigt. Nun zerstören wir auch die Funkanlage. Die Sprengung des Flugzeuges unterlassen wir, um uns nicht durch den dadurch entste-henden Feuerschein zu verraten. Es ist anzunehmen, dass unser langer An-flug in geringer Höhe nicht unbemerkt geblieben war und die Suche nach uns bereits begonnen hat.Also schnellstens weg von der Maschi-ne, bevor man uns hier erwischt. Nach dem Marschkompass laufen wir in Richtung 235°. Der Mond geht unter, es wird stockdunkel. Hohes Gras und Gestrüpp behindern unser Vorwärts-kommen. Wir sind erschöpft. Nach einer Stunde beginnt es im Osten zu dämmern. Für eine kurze Verschnauf-pause lassen wir uns in das Steppen-gras fallen, doch bald treiben uns die Unruhe und die Sorge wegen einer möglichen Entdeckung im offenen Gelände wieder weiter. Endlich finden wir einen einzelnen Strauch, der uns in seinem Schatten aufnimmt. Wir beschließen, den Tag in diesem Ver-steck zu verbringen. Die Sonne steigt höher und Scharen von Stechmücken bedrängen uns. Hoch über uns hinweg fliegt der morgendliche Fernaufklärer, eine Ju 88. Nervenanspannung und Mücken sorgen dafür, dass wir nicht in festen Schlaf fallen, obwohl wir jetzt rechtschaffen müde sind. Wir denken über unsere Lage nach. Unseren Stand-ort kennt man zu Hause, davon gehen wir aus. Was wird die Kampfgruppe für uns unternehmen?Genau vor einer Woche haben wir anlässlich der Besichtigung unserer Einheit in Stalino durch den komman-dierenden General des IV. Fliegerkorps, General der Flieger Pflugbeil, mögliche Maßnahmen zur Rettung von hinter den feindlichen Linien notgelande-ten Besatzungen durchgespielt. Dabei wurde auch der Einsatz von Suchflug-zeugen und unter besonders günstigen Umständen auch der Einsatz von Ber-gungsflugzeugen erwogen. Nun könn-te an uns bewiesen werden, ob so etwas überhaupt möglich ist. Ob die Kampf-gruppe daran denkt? Ob der komman-dierende General sich an das Planspiel erinnert? Um es vorwegzunehmen: Er hat sich daran erinnert!Mehr noch, er gab nach Erhalt der Ver-lustmeldung und der Begleitumstände,

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GESCHICHTE

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dass wir wahrscheinlich notgelandet sind, umgehend den Befehl, uns in der kommenden Nacht zu suchen, um dann gegebenenfalls eine Rettungsak-tion einzuleiten.Wir in unserem Versteck irgendwo zwi-schen Wolga und Don wissen an die-sem Morgen nicht, was sich zu Hause bei unserer Einheit abspielt, doch hält uns die Hoffnung aufrecht, dass es eine Chance gibt, hier herauszukommen. Wir sprechen darüber und planen die Einzelheiten unseres möglichen Bei-trages zu unserer Rettung. Aufgeben kommt für uns nicht in Frage. Auch die Möglichkeit des Fußmarsches den Don abwärts wird erwogen. Den Zeit-bedarf errechnen wir mit mindestens 4 Wochen. An das Nächstliegende den-

ken wir zuletzt: Dass der Russe uns hier finden könnte.Doch werden wir jäh hieran erinnert, als wir plötzlich Stimmen hören und sehen, dass ein Pferdefuhrwerk mit ei-nem Mann und mehreren zu Fuß fol-genden Frauen auf uns zukommt. Wir erstarren und ducken uns regungslos auf den Erdboden unter dem Busch. Dicht neben unserem Versteck vorbei führt ein Feldweg, den wir nicht be-merkt haben. Als die Gruppe vorbei-gezogen ist, überprüfen wir die Umge-bung auf mögliche Trittspuren von uns im Steppengras und sorgen für Tar-nung unseres Versteckes. Von nun an sind wir noch etwas vorsichtiger. Nicht ohne Grund, wie sich bald zeigen wird, denn bald danach fährt ein Milizsoldat

auf einem Motorrad mit Beiwagen an uns vorbei in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Offensichtlich sucht er unser Flugzeug. Oder haben sie es schon gefunden? Dann würde die Su-che noch intensiver werden, weil zu-gleich unsere Flucht entdeckt wäre.

Anmerkung der Redaktion

An dieser Stelle endet der 1. Teil des Berichtes von Lt Gerhard Puklitsch und findet mit dem 2. Teil in der kom-menden Ausgabe 1/2010 der LwRevue einen spannenden und bewegenden Abschluss.

Y. Esken

Suchanfrage

Herr Klaus Kruppka, Löbauer Str. 22a, 02708 Lawalde, hat sich an den Deutschen Luftwaffenring e.V.mit der Bitte um Unterstützung bzgl. der Nachforschung des Schicksals seines Vaters Richard Kruppka, geb. 27.09.1919, gewandt.

Die WASt in Berlin konnte aufgrund verloren gegangener Personalunterla-gen aus den verbliebenen Dokumen-ten noch folgende Auskünfte erteilen:

• Lt. Meldung vom 24.08.1939 An-gehöriger des I./Kampfgeschwader General Wever 253, 2. Flughafenbe-triebs-Kompanie

• Ab 02.01.1941 10. Kompanie Waf-fenmeisterschule der Luftwaffe in Hal-le/Saale

• Lt. Meldung vom 06.06.1942 einge-setzt bei 3. Kompanie Fallschirmer-satzregiment 1, Standort Stendal

• Lt. Meldung vom 26.01.1944 ein-gesetzt bei 5. Kompanie Fallschirm-jäger-Regiment. Lt. Meldung vom 26.03.1944 unterstellt der 1. Fall-schirmjäger-Division im Einsatzraum Adria Küste (Januar 1944) und Monte Cassino (Februar-März 1944).

• 16.03.1944 Kriegsgefangenschaft Cassino

• Dienstgrade gem. vorliegender Mel-dungen (Keine Beförderungsdaten):02.01.1941 Unteroffizier16.03.1944 Feldwebel

Gibt es noch ehemalige Zeitzeugen/Kameraden aus den o.a. Dienststellen, die Richard Kruppka kennen und wei-tere Auskünfte erteilen können?

Informationen werden erbeten an:Deutscher Luftwaffenring e.V., Rheinallee 55, 53173 BonnTel.: 02241/8445987 [email protected] oder Herrn Klaus Kruppka, Löbauer Str. 22a, 02708 LawaldeTel.: 03585/[email protected]

Luftwaffe trauert um ehemaligen Inspekteur

Bad Reichenhall, 08.10.2009.

Im Alter von 91 Jahren verstarb am 4. Oktober 2009 der ehemalige Inspek-teur der Luftwaffe, Generalleutnant a.D. Günther Rall, in Bad Reichenhall. GenLt a.D. Rall war von 1971 bis 1974 Inspekteur der Luftwaffe.

Günther Rall wurde am 10. März 1918 in Gaggenau/Kreis Rastatt geboren. Nach dem Einsatz im Krieg begann er seinen Dienst in der Luftwaffe 1956 im Dienst-grad Major. Er wurde in den darauffol-genden Jahren auf verschiedenen Flug-zeugmustern ausgebildet.

GenLt a.D. Rall prägte die Luftwaffe in entscheidender Phase. Seine Entschei-

dungen zu den Vorbereitungen der Ein-führung der Waffensysteme Tornado und Alpha Jet waren Grundlagen für die

Steigerung der Fähigkeiten der Luftwaffe in den 70er und 80er Jahren.

Nach Führungspositionen wie Kom-modoreverwendung im Jagdbomberge-schwader 34, Kommandeurdienstposten bei der 1. und 3. Luftwaffendivision über-nahm er 1971 als vierter Inspekteur den höchsten Dienstposten der Luftwaffe. In seiner letzten Verwendung vor dem Ru-hestand war er Deutscher Militärischer Vertreter im Military Committee der NATO in Brüssel.

GenLt a.D. Günther Rall gehört zu den Gründervätern der Bundeswehr. Seine Verdienste und sein Wirken für die Streit-kräfte und das Bündnis verdienen ein eh-rendes Gedenken.

(Quelle: Luftwaffe/Archiv)

LuftwaffenRevue24

GESCHICHTE

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GESCHICHTE

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„Am 26. November 1943 von einem Feindflug über der Deutschen Bucht nicht zurückgekehrt, seitdem vermisst.“ So lau-tet ein Eintrag im Wehrpaß des Feldwebel

Ludwig Reichenbacher am 30. Dezember 1943. Am 12. Februar 1944 erfolgt eine Berichtigung durch den Staffelkapitän, der Flugzeugführer sei am 26.11.1943 bei Großenging/Lostrup (Südoldenburg) im Luftkampf gefallen. Seine Leiche wur-de erst am 06. Januar 1944 dort im Moor gefunden. Darüber berichtet der Gen-darmeriemeister Georg Ripken in einem persönlichen Schreiben vom selben Tag an die Ehefrau Betty Reichenbacher, de-

ren einjährige Tochter Edeltraud ihren Vater nicht mehr kennen-lernen wird. Als Au-genzeuge beschreibt er die Angriffe der deut-schen Jagdflugzeuge auf „die Übermacht der fliegenden Fes-tungen“. Zum selben Zeitpunkt, als Reichen-bacher abstürzt, muß „ein anderer Jäger we-gen Verwundung eine Bauchlandung vorneh-men“. Den Gefallenen finden Bauern einige Ki-lometer von seinem zerstörten Flugzeug entfernt. Sein Oberkörper sei, so der Be-richterstatter, „gänzlich in das Moor ein-gedrungen, so dass er in der Heide nicht leicht zu finden war. Nachdem wir Ihren

Mann gereinigt hatten, stellten wir fest, dass er mehrere Schüsse in Hals und Kopf hatte. Nach dem Befund muß er gleich nach der Verwundung aus dem Flugzeug abgesprungen und dann sofort wegen der schweren Verwundung die Besinnung verloren haben, so dass er nicht mehr die Reißleine des Fallschirms ziehen konn-te.“ Mit tröstlichen Worten im Sprachstil der Zeit schließt der Polizeibeamte seinen Brief ab und verweist noch darauf, dass man „den unerschrockenen Lufthelden in einen schönen Sarg gebettet“ habe, „damit ihm ein würdiges Grab in hei-matlicher Erde bereitet werden kann.“

Ausbildung und Geleitschutz

Ludwig Reichenbacher wird am 26. Juni 1920 in Siegelsdorf bei Nürnberg gebo-ren. Nach abgeschlossener Schulpflicht

und Bäckerlehre leistet er seinen Arbeits-dienst ab. Im Jahre 1937 tritt er als Freiwil-liger mit 12-jähriger Dienstverpflichtung in die Luftwaffe ein. In München-Neu-biberg erhält er seine Grundausbildung, dort und in Eger schließen sich weitere Ausbildungsgänge und die Beförderung zum Unteroffizier an. Seine Ausbildung zum Flugzeugführer von Jagdflugzeugen absolviert er vom 16.11.1940 bis zum 07.05.1941 an der Jagdfliegerschule 5. Es folgen Verwendungen bei der Erg.Gr./Jagdgeschwader 51 und beim Jagdge-schwader 1. Eine Vielzahl von Einsätzen führt ihn zum Schutz deutscher Geleitzü-ge von Flugplätzen in Norddeutschland,

Vom Feindflug nicht zurückgekehrtDas Fliegerschicksal des Feldwebel Ludwig Reichenbacher

Verlustmeldung im Wehrpass

Ludwig Reichenbacher als Gefreiter der Luftwaffe

Die Liberator B-24 mit der Serien-Nummer 42-7490 im Vordergrund

Ludwig Reichenbacher in seiner Fw 190 A-5 mit dem Wappen der III./JG1 und dem Namenszug

seiner Tochter „Traudl“

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LuftwaffenRevue26

GESCHICHTE

Dänemark und Südnorwegen aus in den skandinavischen Raum. Bei Angriffen auf alliierte Schiffseinheiten in der Nordsee wird er zweimal abgeschossen und –auf See treibend – gerettet. Für seine zahlrei-chen Einsätze erhält er am 24.07.1942 die Frontflugspange in Bronze.

Im Abwehrkampf gegen Bomber

Am 03.04.1943 erfolgt die Versetzung zur 1. Staffel des Jagdgeschwader 11. Ihr Operationsgebiet ist vor der norwegi-schen Küste und in der deutschen Bucht, um einfliegende alliierte Bomberver-bände abzufangen. Hier erzielt der am 01.07.43 zum Feldwebel beförderte Rei-chenbacher seine ersten Luftsiege. Am 04.10.1943 schießt er eine B-24 Liberator und am 09.10.1943 eine B-17 Flying Fort-ress ab. Am 05.11.1943 schießt er bei ei-nem Angriff der 2nd Bomb Division auf Münster bei Uedem (Niederrhein) wieder eine B-24 ab. Seinen 4. anerkannten Luft-sieg erringt er am 18.11.1943 bei einem Angriff der 2nd Bomb Division auf Oslo Kjeller nochmals über eine B-24.Eine Besonderheit stellt die am 5. No-vember 1943 von Reichenbacher abge-schossene Liberator dar. Ihre Identität lässt sich an Hand amerikanischer und deutscher Quellen nachweisen: Eine B-24

mit der Serien-Nummer 42-7490 von der 578th Bomb Squadron; neun von elf Be-satzungsmitgliedern finden den Tod.Am 26.11.1943 schlägt dann die Schick-salsstunde für Reichenbacher. Bei einem Großangriff der gesamten 8. US-Luftflot-

te starten 505 Viermotorige, deren Bom-ben ausdrücklich dem Stadtgebiet der alten Hansestadt gelten sollen. Tatsäch-lich gelangen 440 B-17 und B-24 über das Zielgebiet, wo sie zwischen 11.45 Uhr und 12.28 Uhr über 1200 t Bomben abladen und damit sehr schwere Verlus-te unter der Bevölkerung, aber auch er-

hebliche Verwüstungen in verschiedenen Industriegebieten anrichten. Geschützt werden die Viermots bei ihrem Einflug von 381 P-47 und P-38. Auf amerikani-scher Seite gehen zwar 28 B-17, 3 B-24 und P-47 verloren, aber auch die Ver-luste der deutschen Jagdabwehr wiegen schwer. Unter den zahlreichen deutschen Jagdflugzeugen, die an diesem Tag abge-schossen werden, ist auch die Maschine von Reichenbacher. Zu den US-Begleitjä-gern gehört auch die 56th Fighter Group (genannt Wolfpack), eine Einheit, die die meisten Abschüsse auf dem europä-ischen Kriegsschauplatz erzielt hat. Zu den Jagdfliegerassen der 56th FG zählt LtCol David Carl Schilling. Ihm weist die Victory List insgesamt über 22 Luftsie-ge zu, darunter zwei am 26.11.1943. Es handelt sich dabei um zwei Focke-Wulf 190, die südostwärts von Oldenburg zu Boden gehen. Eine davon wird die Ma-schine von Fw Reichenbacher gewesen sein, der beim Absturz den Tod findet.Am 9. Januar 1944 teilt der Oberleutnant und stellv. Staffelführer Grützmacher der Witwe den Tod ihres Mannes offiziell mit. Mit der Beschreibung der Umstände des Absturzes bemüht er sich zu erklären, dass dem Gefallenen „so ein längeres Leiden erspart geblieben“ sei. Dem Brief liegt auch die Verleihungsurkunde zum Eisernen Kreuz II. Klasse bei, das dem Feldwebel Ludwig Reichenbacher für sei-ne bestätigten Abschüsse posthum am 13.12.1943 verliehen worden ist. Seine letzte Ruhestätte findet er in einem Fa-miliengrab im mittelfränkischen Veits-bronn.

Quellen:Wehrpaß und Flugbuch von Ludwig Reichen-bacher. Jochen Prien und Peter Rodeike, Einsatz in der Reichsverteidigung von 1939 – 1945. Jagdge-schwader 1 und 11, Teil 1, 1939 – 1943, Eutin 1993Frank J. Olynyk, USAAF (European Theater) Credits for the destruction of enemy aircraft in Air-to-Air combat World War 2, Aurora, Ohio, 1987 - Roger A. Freeman, Mighty Eighth War Diary, London, 1981Tony Wood, O.K.L. Claims, OO,ODBilder: Archiv AG Luftkriegsgeschichte Rheinland (Repros: Claus Leonhardt).

Horst Schuh

Mitglied werden im Deutschen Luftwaffenring e.V. (gegründet 1952)

Tradition & Moderne treffen hier in einer einzigartigen Mischung aufeinander. Wir würden uns freuen, auch Sie als Mitglied gewinnen zu dürfen.

Beisetzung eines gefallenen Kameraden

LtCol David Carl Schilling

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Die Focke-Wulf FW-190 A-5 mit der Werknummer 410246 von Feldwebel Ludwig Reichenbacher von der 1./JG11

Quelle: Frank Tausche

Die P-47D-1-RE Thunderbolt mit der Air Force Seriennummer 42-7938 von Lt. Col. David Carl Schilling „56th FG, 62nd FS“( „56th Fighter Group, 62nd Fighter Squadron“ )

Quelle: URL: http://www.warbirdsresourcegroup.org/URG/schiling.html

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GESCHICHTE

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LuftwaffenRevue28

GESCHICHTE

Chronologie eines LuftkriegesDer Kreis Bernkastel 1939 - 1945

Teil 3

Beginn Teil 3 In der Nacht vom 16. auf den 17. Dezem-ber startet die deutsche Wehrmacht die letzte groß angelegte Offensive im Wes-ten. Ihr Ziel ist es, durch Belgien an die Kanalküste vorzustoßen und somit die alliierten Kräfte zu teilen. Bedingt durch das schlechte Wetter und das Fernbleiben der alliierten Jabos, macht die Offensive zu Beginn deutliche Fortschritte. Erst am 23. Dezember klart das Wetter soweit auf, daß die taktischen Luftflotten der Amerikaner und Briten dem deutschen Ansturm ihre gesamten Einsatzkräfte entgegenschicken können. Aber auch die deutsche Luftwaffe zeigt sich seit langer Zeit wieder in großer Stärke. So bleiben schwere Luftkämpfe nicht aus.Einer dieser Luftkämpfe tobt gegen Mit-tag in der Südeifel. Nachdem mit B-26 ”Marauder” ausgerüstete amerikanische ”Bomb Groups” mehrere Eisenbahn-brücken bei Euskirchen, Ahrweiler und Ediger-Eller angegriffen haben, treffen sie auf dem Rückflug auf starke deutsche Jagdkräfte. Es soll ein schwarzer Tag der B-26-Verbände der ”US 9th Air Force” wer-den. Insgesamt verlieren die Amerikaner vor Eintreffen des eigenen Jagdschutzes 36 Bomber aus den einzelnen Pulks. Es ist das erste Mal, und es wird auch das ein-zige Mal bleiben, daß es deutschen Jagd-verbänden gelingt, den amerikanischen B-26-Verbänden innerhalb eines Tages so schwere Verluste zuzufügen. Aber sie können ihren Triumph nicht lange aus-kosten. Noch während sie in Kämpfe mit den zweimotorigen Bombern verwickelt sind, taucht der Jagdschutz auf, und aus Jägern werden Gejagte. In den folgenden Minuten müssen die Deutschen für ihren Erfolg bitter bezahlen. Selbst wenn es ih-nen gelingt, den Feind im Tiefflug abzu-schütteln, müssen sie erst ihre angeschla-genen Mühlen auf eigene Einsatzplätze zurückbringen. Zwei Flugzeugführern des JG 11 soll dies nicht mehr gelingen. Kurz nach Mittag hört man in Hilscheid das Motorenge-räusch einer Bf 109. Dieses erstirbt plötz-lich, Stille. Der Flugzeugführer versucht eine Bruchlandung. In einem ansteigen-den Wiesenhang setzt er auf, durchbricht eine Böschung und hebt noch einmal ab, um dann schließlich fast auf der Höhe mit seiner jetzt motorlosen Maschine in einem Acker liegenzubleiben. Der Motor ist vorher bei der harten Bruchlandung

abgerissen und liegt nur wenige Meter neben dem Rest der Maschine. Der schwer verletzte und bewußtlose Flugzeugführer wird von Anwohnern aus den Trümmern seines Flugzeuges gerettet und nach Hil-scheid gebracht. Von dort gelangt er schließlich in das Lazarett nach Traben-Trarbach.Nur wenige Kilometer entfernt, kämpft ein weitere Pilot des JG 11 mit seiner Bf 109. Über Hottenbach verläßt er seine angeschlagene Maschine, die schließlich am Ortsausgang an einem Hohlweg auf-schlägt. Im Gegensatz zu seinem Kame-raden ist er nur leicht verletzt und stößt bald wieder zu seiner Einheit.

Die Lancaster, welche am 03. Februar 1945 bei Wolf abstürzte. Die Besatzung auf dem Bild ist jedoch nicht die Besat-zung vom Absturz am 03. Februar!

Mit dem weiter aufklarenden Wetter melden sich auch die Jabos zurück. Zu-dem fliegen die strategischen Bomberver-bände mit ihren viermotorigen Bombern taktische Einsätze zur Unterstützung der alliierten Bodentruppen. In den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr muß infolgedessen das Kreisgebiet die bisher schwersten Bombenangriffe des Krieges über sich ergehen lassen. Am 24. Dezember fallen die ersten Bomben in Niederemmel und Monzelfeld. Am 25. Dezember folgen Abwürfe auf Erden, Etgert, Gutenthal, Riedenburg, Hoxel, Wirschweiler und Allenbach. In Erden und Etgert gibt es dabei Tote und Verletz-te. Zudem erhält die Hoxeler Brücke drei Volltreffer. Zwei Pfeiler der Brücke sind zerstört. Zwei Tage später folgen Abwür-fe auf Morbach, Bernkastel, Andel und Zeltingen. Zusätzlich gibt es noch Bord-waffenbeschuß in Gutenthal, Thalfang, Bernkastel und Zeltingen. In Morbach stirbt ein Kind. Der 28. Dezember bringt einen Bombenabwurf auf Wenigerath, und einen Tag später fallen Bomben auf die Straße Filzen-Wintrich. Wiederum

einen Tag später schlagen Bomben bei Wintrich in freies Feld ein. An Silvester sind schließlich noch einmal Wehlen, Thiergarten, Bernkastel und Zeltingen Ziel der Bomben.Die Ardennenoffensive geht an Neujahr in ihre dritte Woche. Der schnelle, an-fangs durch das schlechte Wetter unter-stützte Vormarsch der Heeresverbände gerät ins Stocken oder ist schon gänzlich zum Stillstand gekommen. Vor allem die Jabos, die selten von deutschen Jagd-flugzeugen gestört werden, machen den Panzerspitzen schwer zu schaffen. Das Heer verlangt Abhilfe, und am 1. Januar 1945 reagiert die deutsche Luftwaffe mit einem groß angelegten Luftangriff auf die Flugplätze der alliierten taktischen Luftstreitkräfte. Ziel ist es, so viele alli-ierte Flugzeuge wie möglich am Boden zu zerstören. Trotz einiger Erfolge wird der ”Unternehmen Bodenplatte” getauf-te Einsatz ein Desaster für die deutsche Jagdwaffe, von der sie sich nicht mehr erholt. Wer nicht von der alliierten Flak oder von den schon in der Luft befind-lichen Jägern abgeschossen wird, gerät auf dem Rückflug in die eigenen Flak-sperren, die, nur unzureichend über den Einsatz unterrichtet, den Heimkehrern weitere schwere Verluste zufügen. Eine Bf 109 des Jagdgeschwaders 4 (JG 4) muß auf dem Rückflug von einem Einsatz in Belgien in der Nähe der Ruine Baldenau bei Hundheim aus Mangel an Sprit not-landen. Der Flugzeugführer verletzt sich leicht bei der Bruchlandung. Am 2. Januar fallen Bomben bei Hoch-scheid auf einen Zug. Hierbei gibt es mehrere Tote unter den Insassen eines Lazarettwagens, darunter auch ein ame-rikanischer Flieger. Drei Tage später, am 5. Januar, sind Thalfang, Gräfendhron, Weitersbach und Schönberg Ziele von Bombenabwürfen. Des weiteren wird die Straße Papiermühle-Dhron durch einen Abwurf beschädigt. Wenigerath wird am 13. Januar mit Bordwaffen beschossen und einen Tag später treffen Bomben das Bootshaus in Zeltingen. Eine einzel-ne Bombe wird am 15. Januar aus Nie-deremmel gemeldet, das am 22. Januar Ziel eines weiteren Angriffs ist. Einige Bomben fallen dabei auf den Ortsteil Müstert, der erhebliche Gebäudeschä-den zu verzeichnen hat. Der 24. Januar bringt Bombenabwürfe auf Andel und Bernkastel. In Andel erfolgt zudem noch ein Bordwaffenbeschuß, der zwei Tote

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GESCHICHTE

fordert. Die Moselbrücken und Verkehrs-wege sind auch am Nachmittag des 26. Januar Ziele der Jabos. In Niederemmel fallen Bomben in der Nähe der Piesporter Brücke. Die Müsterter Brücke wird sogar getroffen, bleibt jedoch passierbar. Wei-tere Bomben gehen bei Dhron und bei Wehlen nieder. Die letzte Bombe des Ja-nuar 1945 fällt am 29. in der Nähe von Neumagen. Der Februar beginnt, wie der Januar aufgehört hat. Im Verlauf des 2. Febru-ar fallen Bomben bei Rhaunen und ent-lang der Straße Papiermühle-Thalfang. Zudem wird Rhaunen mit Bordwaffen beschossen.In der darauf folgenden Nacht vom 2. auf den 3. Februar stürzt wieder ein bri-tischer Bomber im Kreisgebiet ab. Eine ”Lancaster” der 419 Sqdn. der ”Royal Ca-nadian Air Force” wird auf dem Rückflug von Wiesbaden von der Flak getroffen. Der Pilot gibt sofort den Befehl zum Aus-steigen. Nur der Heckschütze kann gera-de noch aus seinem Drehturm mit dem Fallschirm abspringen, der Rest der Be-satzung hat keine Chance, aus der steil stürzenden Maschine zu entkommen, die schließlich bei Wolf aufschlägt.Jabo-Angriffe erfolgen wieder am 6. Fe-bruar 1945. Bomben werden dabei bei Merschbach und Horath in freies Gelän-de und in den Wald geworfen. Hotten-bach erhält zudem Bordwaffenbeschuß.Wieder ist es ein britischer Bomber, der in der Nacht vom 7. auf den 8. Februar 1945, nach einem Angriff auf Mainz, bei Berglicht in den Wald stürzt. Aus der Ma-schine kann sich nur der Navigator der De Havilland ”Mosquito” der 692 Sqdn., einer Pfadfindereinheit, lebend retten. Der Pilot kommt in den Trümmern seiner Maschine ums Leben.In den nächsten Tagen erfolgen wieder Bordwaffenangriffe und Bombenabwür-fe. Am 8. Februar liegen die Ziele in Neu-magen, bei Hoxel und in Kempfeld. Zu den erheblichen Gebäudeschäden kommt noch eine 24stündige Unterbrechung der Bahnlinie Simmern-Hermeskeil. Zudem greifen die Jabos Langweiler, Senswei-ler und die Straße Kempfeld-Katzenloch an. Der 9. Februar bringt weitere Bom-benabwürfe, diesmal auf Neumagen, Longkamp und Monzelfeld. Nach einer kurzen Pause geht es am 13. Februar wei-ter. Ziel der Bomben sind Oberkirn und Morbach. In Morbach wird wieder ein-mal die Hunsrückhöhenbahn getroffen, die für 24 Stunden unterbrochen ist. Am 14. Februar werden Bombenabwürfe bei Noviand und Niederemmel gemeldet. Nach dem Ende der Ardennenoffensive und dem Desaster der deutschen Luft-

waffe vom 1. Januar kommt es in der Folgezeit nur zu vereinzelten Luftgefech-ten. Im Februar flauen diese noch weiter ab, da zumeist nur alliierte Maschinen in der Luft zu beobachten sind. Tatsächlich werden die meisten deutschen Jagdver-bände an die Ostfront verlegt. Trotz der aussichtslosen Lage in der Luft braucht das Heer weiterhin Informationen über die Truppenstärke des Feindes und des-sen Bewegungen. Die Überlebenschance der am Anfang des Krieges entwickelten Heeresaufklärer ist unter den gegebenen Umständen sehr gering. Nur für diesen Zweck umgerüstete moderne Kampfflug-zeuge haben noch Aussicht, diese Aufga-be erfolgreich durchzuführen. So fliegen im Westen die Nahaufklärereinheiten nunmehr eine für diese Zwecke umge-rüstete Version der Bf 109. Am Morgen des 16. Februar 1945 startet ein Schwarm der ”Nahaufklärungsrup-pe” 1 (NAGr 1) zu einem Einsatz in den Raum Diekirch-Metz-Saarburg. Auf dem Rückflug werden sie bei Trier von Piloten der ”354th Fighter Group” (354th FG) ge-sichtet und sofort angegriffen. Die Deut-schen bemerken, daß sie verfolgt werden, und spalten sich in zwei Rotten auf. Bevor die Amerikaner auch nur in Schußweite der ersten Rotte gelangen, dreht einer der beiden deutschen Flugzeugführer seine Maschine auf den Rücken und steigt aus. Sein Fallschirm öffnet sich, und er landet unweit von Horath in einem Waldgebiet und bleibt in einer Baumkrone hängen. Zur Landestelle eilende Volkssturmleute helfen ihm schließlich aus dem Baum. Unweit seiner Landestelle schlägt auch seine Bf 109 auf, die fast völlig zerstört wird. Auffallendster Gegenstand unter den Überresten ist eine große Reihenbild-kamera. Der zweite Flugzeugführer wird noch einige Kilometer gejagt, bis auch er sich entschließt auszusteigen. Er landet in der Nähe von Haag, und nachdem er seinen Fallschirm zusammengeholt hat, begibt er sich in den Ort. Seine Ma-schine stürzt am Ortsrand von Odert ab, wobei sie einen Trichter in ein Feld reißt. Auch hier müssen die Amerikaner kei-nen Schuß abfeuern. Die beiden anderen Maschinen des NAGr 1 können vorerst entkommen. Erst beim Landeanflug auf ihren Heimathorst werden sie zum zwei-ten Mal gestellt und abgeschossen.Am Nachmittag des 19. Februar erfolgt ein folgenreicher Bombenabwurf auf Bernkastel. Ein Luftschutzkeller wird ge-troffen und stürzt ein. In ihm finden 50 Menschen den Tod. Ebenfalls an diesem Nachmittag fallen weitere Bomben ne-ben der Straße Allenbach-Katzenloch in freies Gelände. Der folgende Tag bringt

weitere Angriffe mit Bordwaffen auf Tal-ling, Berglicht und Thalfang sowie den Abwurf einer einzelnen Bombe auf Weh-len. Maring, Deuselbach und Morbach sind das Ziel der Jabos am 21. Februar. Die Bomben richten aber nur Schäden auf dem Bahngelände in Morbach an.Die Nacht vom 21. auf den 22. ist die drit-te Nacht im Februar, in der ein britischer Bomber innerhalb des Kreises abstürzt. Eine ”Halifax” der 10 Sqdn. ist dieses Mal Opfer eines deutschen Nachtjägers. We-nige Minuten nachdem sie ihre Bomben-last auf Worms abgeladen haben, beob-achtet der Bordfunker den Schatten eines einmotorigen Flugzeuges. Eine Minute später gibt der Heckschütze eine War-nung an den Piloten ab, als auch schon Maschinengewehrfeuer zu hören ist und die Leuchtspurgarben am Rumpf vorbei-streifen. Der Pilot meldet über Bordnetz, daß die Seiten- und Höhenruderkontrol-len beschädigt sind, und der Bordmecha-niker beobachtet gleichzeitig ein Feuer im Hinterteil des Rumpfs, woraufhin der Pilot den Befehl zum Aussteigen gibt. Vier Mann springen aus dem vorderen Not-ausstieg ab. Der Heckschütze läßt sich wahrscheinlich aus seinem Turm fallen. Sie geraten alle in Gefangenschaft. In der Zwischenzeit gelingt es dem Bordfunker, das Feuer im Heck der Maschine zu lö-schen, und der Pilot entschließt sich, ge-gen Westen weiterzufliegen und alliiertes Gebiet zu erreichen. Nur wenige Augen-blicke später erfolgt ein zweiter Angriff des deutschen Nachtjägers, und der Pilot befiehlt, das Flugzeug endgültig zu ver-lassen. Der Bordfunker springt sofort ab, und auch der Pilot schafft es schließlich, seine Maschine zu verlassen. Er landet unweit von Kleinich und wird wie seine fünf vorher abgesprungenen Kamera-den gefangengenommen. Im Gegensatz zu diesen gelingt es dem Bordfunker, die eigenen Linien zu erreichen, und wenige Wochen später befindet er sich wieder in England. Die Maschine beschreibt noch einen Kreis und schlägt schließlich bei Kleinich in einer Wiese auf.Es gibt jetzt fast täglich Jabo-Angriffe auf Ziele im Kreisgebiet, so auch am Morgen nach dem Absturz bei Kleinich. Es fallen Bomben bei Thalfang, und am Nach-mittag wird auch die Wetterdienststelle auf dem Erbeskopf sowie das Sägewerk Mettler in Hinzerath angegriffen. Bei der Wetterdienststelle gibt es einen To-ten. Auch der 23. Februar bringt weite-re Bordwaffenangriffe und Bombenab-würfe. Ziele sind Graach, Thalfang und Katzenloch. Wehlen wird am 24. Februar schwer getroffen. 25 Häuser sind zerstört, 14 Einwohner kommen ums Leben. We-

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LuftwaffenRevue30

GESCHICHTE

nige Stunden vorher gab es schon Bord-waffenangriffe und Bombenabwürfe bei Thalfang und Hoxel. Schließlich wird abends noch ein Lkw auf der Hunsrück-höhenstraße bei Morbach beschossen. Morbach wird auch am 25. Februar wie-der das Ziel der Jabos. Mehrere Bomben fallen auf die Bahngleise Morbach-Ho-xel. Der Bahnverkehr ist vorübergehend unterbrochen. Am Nachmittag des 28. und letzten Tages im Februar 1945 wird eine Panzersperrenbaustelle zwischen Morbach und Rapperath mit Bordwaffen angegriffen. Ein Mann kommt dabei ums Leben. Wenige Stunden später erfolgt ein zweiter Bordwaffenangriff bei Morbach auf die Hunsrückhöhenstraße. Damit endet für den Kreis Bernkastel der wohl schwärzeste und verlustreichste Monat des gesamten Krieges. Aber noch sind die Amerikaner nicht da, und der Krieg ist erst in zwei Monaten vorbei.Nach Bernkastel und Wehlen wird Nie-deremmel am Morgen des 1. März 1945 der dritte Ort im Kreis, der einem schwe-ren Bombenangriff ausgesetzt wird. Auf den Ortsteil Reinsport fällt eine große Anzahl von Bomben, die insgesamt 20 Gebäude zerstören, neun Tote werden gezählt. Die Straße Neumagen-Bernkas-tel und das Gleis der Moselbahn sind ebenfalls getroffen, was den Verkehr auf unbestimmte Zeit behindert. Auch die Gleise der Strecke Simmern-Hermeskeil werden an diesem Tag bei Hinzerath un-terbrochen. Der Verkehr kann hier nur noch durch Umsteigen aufrecht erhal-ten werden. Am 2. März wird Bernkastel schließlich zum zweiten Mal schwer ge-troffen. Die Bomben fordern an diesem Tag weitere 18 Opfer. Nur noch sehr selten sieht man deutsche Maschinen. Meistens handelt es sich da-bei um Aufklärer, die immer noch versu-chen, dem Heer Informationen über den Vormarsch der Amerikaner zu liefern. Am 8. März 1945 kommt eine Bf 109 der NAGr 13 in geringer Höhe vom Hunsrück her, um schließlich die Mosel entlang zu fliegen und auf einer Höhe bei Nie-deremmel auf einem Acker aufzusetzen. Der Flugzeugführer steigt unverletzt aus und macht sich auf den Rückweg zu sei-ner Einheit. Die Maschine bleibt dagegen liegen, da der Feind schon so nahe steht, daß ein Abtransport unmöglich ist.In den folgenden Tagen rückt die Front stetig näher, und zwischen dem 16. und 19. März marschieren die Amerikaner in den einzelnen Orten des Kreises ein. Doch bevor sie am 19. März auch in Kempfeld sind, muß dort noch eine Dou-glas A-20 ”Havoc” der ”410th Bomg Group” (410th BG) notlanden. Nach ei-

nem Angriff auf Kaiserslautern am 17. März bleibt eine der Maschinen des Ver-bandes wegen Motorproblemen zurück. Nach und nach verliert sie an Höhe. Zwischen Schauren und Kempfeld setzt sie schließlich auf einem Acker auf, wo-bei sie noch einen Mast der Telefonlei-tung Kempfeld-Schauren mitnimmt. An diesem Tag befindet sich eine deutsche Lazarettkompanie in Kempfeld, die aus Benzinmangel mit ihren Lkws dort lie-genblieb. Ihnen kommt das Flugzeug gerade recht. Nachdem sie die drei Besat-zungsmitglieder festgenommen haben, beginnen sie den Sprit aus den Tragflä-chentanks der A-20 in die Tanks ihrer ei-genen Fahrzeuge umzupumpen. Schließ-lich sind sie damit fertig und verlassen unverzüglich mit ihren Gefangenen den Ort. Die Amerikaner finden zwei Tage später nur noch die verlassene Maschi-ne. Mit dem Einmarsch der Amerikaner hö-ren die Bombenangriffe schlagartig auf. Doch nach wie vor erfolgen Überflüge. Vor allem die taktischen Verbände der ”9th Air Force” von ihren Basen nahe der deutsch-französischen Grenze über-fliegen täglich den Kreis. Am Ostermontag, dem 2. April 1945, startet von einem Flugplatz bei Metz eine Staffel von Republic P-47 ”Thunderbolt” der ”362nd Fighter Group”. Ihr Ziel ist der Flugplatz von Erfurt. Nachdem sie die tief liegende Wolkendecke durchstoßen haben, vermißt der Staffelführer eine der Maschinen. Während er noch versucht, den Piloten über Funk zu erreichen, setzt er den Einsatz fort. Dieser kann ihn aber nicht mehr hören, da er kurz vorher, aus der Wolkendecke kommend, bei Kemp-feld mit seiner P-47 auf einem Acker auf-geschlagen ist. Der Pilot ist sofort tot.Am 8. Mai 1945 kapitulieren schließ-lich die deutschen Heeres-, Marine- und Luftwaffenverbände. Der Krieg ist für Deutschland vorbei. In den Niederlanden erfolgt jedoch erst zwei Tage später die Kapitulation. An diesem 10. Mai kreist eine Siebel Si 204 über dem Hunsrück. Sie fliegt mit ihren letzten Spritreserven, und der Flugzeugführer sucht ange-strengt nach einem Platz, auf dem er sein Flugzeug notlanden kann. Endlich sieht er ein geeignetes Gelände und setzt bei Hausen auf einem Acker auf. Der Flug-zeugführer und seine drei Passagiere ver-suchen sofort, sich vor den Amerikanern zu verbergen, was den Passagieren aber nicht lange gelingt. Sie werden noch am gleichen Tag festgenommen und gelan-gen in Kriegsgefangenschaft. Nur der Pi-lot, der sich sofort auf den Weg in seinen Heimatort macht, kann entkommen.

Der Krieg ist jetzt seit über sechzig Jahren zu Ende, und es wird immer schwieriger, einzelne Ereignisse genau zu erfassen. Ist dies bei den meisten Abstürzen und Notlandungen im Kreisgebiet gelungen, so gibt es doch zwei Ereignisse, deren Zu-ordnung bisher nicht möglich war.

Amerikanische Maschine und ihr Pilot, welche am 16. Februar 1945 an dem Luftkampf mit den beiden deutschen Aufklärern beteiligt war.

An einem Tag mit tief hängender Wol-kendecke ist ein Luftkampf über Gonze-rath zu hören. Plötzlich kommt eine Ma-schine durch die Wolkendecke hindurch und fliegt in Richtung Kommen ab. Hin-ter Kommen bleibt die deutsche Maschi-ne mit dem Leitwerk in einer Hochspan-nungsleitung hängen und setzt wenig weiter auf einem Acker auf. Der Flug-zeugführer steigt aus und geht in den Ort, von wo er später abgeholt wird.In Veldenz macht ein deutsches Jagd-flugzeug eine Bruchlandung in den Weinbergen, wobei es sich überschlägt. Dem verletzten Flugzeugführer kann aus seiner auf dem Kopf liegenden Maschine herausgeholfen werden.

In den fast sechs Kriegsjahren sind in-nerhalb des Kreises Bernkastel fünfund-vierzig Flugzeuge notgelandet oder ab-gestürzt. Dabei kamen achtundsechzig Besatzungsmitglieder ums Leben, neun-zehn Amerikaner, sechs Australier, acht Deutsche, dreiundzwanzig Engländer, zehn Kanadier, ein Österreicher und ein Slowene. Dreiundsiebzig gerieten in Ge-fangenschaft, und zwei entkamen. Sieb-zehn Deutsche konnten sich aus ihren Maschinen retten, neun davon verletzt. Insgesamt sind es einhunderteinundsech-zig Piloten und Besatzungsmitglieder.Dem stehen über hundert Tote innerhalb der Zivilbevölkerung entgegen. Vor allem in Bernkastel, das zweimal schwer getrof-fen wurde, in Niederemmel, Wehlen und Etgert starben in den letzten Kriegsmona-ten viele Menschen durch alliierte Bom-benangriffe.

Hans-Günther Ploes

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Kriegsweihnacht – Weihnachten im Fel-de – wer nicht in dieser Zeit gelebt hat, kann vielleicht nur erahnen, wie es ge-wesen sein mag. In der Heimat ist die Familie in Sorge um den Ehemann, den Sohn, vielfach um mehrere Söhne an der Front – dort wird ebenfalls „Weihnach-ten gefeiert“, mit den (noch lebenden) Kameraden und in Gedanken an „zu Hause“.

Unser langjähriges Mitglied Max Lago-da hat an das Weihnachtsfest 1942, fern der Heimat, besondere Erinnerungen. Er befindet sich bereits ein knappes Jahr als Fernaufklärer im Süden Russlands, in der südlichen Ukraine am Schwarzen Meer (seine Berichte sind teilweise hier veröffentlicht). Er hat mit seinen Kame-raden nicht nur den Kaukasus umflogen und aufgeklärt, sondern hat wichtiges Bildmaterial von Fernflügen bis Tehe-ran, Baghdad und Basra mitgebracht. Kriegsgerät für Russland auf Grund des Lend-Lease-Vertrages wird in Basra aus-geladen und weitertransportiert, bildlich dokumentiert von Max Lagoda und bis heute erhalten. In seinen Erinnerungen zeichnet er die Frontverläufe nach, zu-nächst den Vormarsch, ab Herbst 1942 den Rückzug der Truppen und die daraus folgenden Verlegungen seiner Staffel. „Am nächsten Tag, es war der 23.12.1942, standen die russischen Panzer bereits ca. 5 km nördlich von Tazinskaja. Es war jämmerlich kalt draußen. Die ersten Gra-naten heulten schon über unsere Köpfe

hinweg. Als Ziel hatten sich die Russen den Flugplatz ausgesucht. Jeder Treffer richtete enorm viel Schaden an. Der Platz war gespickt voll mit Flugzeugen, Materi-al und vielen Verwundeten. Neben dem Flugplatz schlängelte sich eine Neben-straße in Richtung Westen. Auch hier standen Schlangen von Fahrzeugen, die sich in westlicher Richtung unkontrolliert absetzten. Unser Feindeinsatz in „Tazi“ war um 07.00 Uhr. Auftrag wie immer, wo steht der Feind? Das Wetter war noch nicht besser geworden. Aber die Russen haben wir sofort ausfindig gemacht. Sie lagen bereits einige Kilometer nördlich des Flugplatzes und der Stadt.“ Ohne Aufnahmen zu machen, landet sein Flugzeug nach 55 Minuten wieder auf dem Platz. Sie werden regelrecht „ausgequetscht“, was zur Folge hat, dass die vier Maschinen der 2. (F) Ob.d.L. eine Stunde später nach Rostow a. Don ver-legen. „Die Staffel hatte uns wieder! Natürlich lässt sich dies alles gut schreiben, aber hier, auf dem Platz, war die Hölle los. Dieses Chaos kann man gar nicht be-schreiben. Schneetreiben, minus 35° Käl-te, und rings um den Platz brannten die Flugzeuge. Sogar beim Start rasten die Flugzeuge gegeneinander und gingen in Flammen auf. Die Granateinschläge

und Löcher in der Start- und Landebahn taten das Übrige. Wir waren in der Luft und hatten noch den 1. Wart unserer Maschine mitgenommen. Wir flogen –ausnahmsweise- einmal zu fünft in der Maschine.

Es war Krieg, und in dieser Hinsicht war man nicht mehr so kleinlich. Die Lan-dung in Rostow erfolgte um 11.00 Uhr. Also nur 65 Minuten Flugzeit. Eine ande-re Maschine von uns, ebenfalls mit fünf Mann besetzt, machte noch am Start Bruch. Die „Mühle“ blieb liegen, und keiner kümmerte sich mehr darum. Die 5 Mann Besatzung machten sich per LKW aus dem Staub und kamen erst nach Weihnachten bei der Staffel in Rostow an. Von diesen Kameraden haben wir vieles erfahren, was einen Tag vor Hei-ligabend 1942 in Tazinskaja abgelaufen ist.Die Zelte der Feldpost und der Verwunde-ten wurden getroffen und gingen in Flam-men auf. Es muß sehr schlimm gewesen sein, zumal keine Nachrichtenübermitt-lung mehr möglich war. Auch die Stadt Tazinskaja wurde beschossen. Das große Verpflegungslager wurde für die Land-ser freigegeben, und die Ölmühle stand ebenfalls in Flammen. Jeder Landser hol-te sich noch, was er wollte. Wir waren ja so froh, dass wir in Sicherheit waren. Es

hatte uns gereicht, aber wir waren noch am Leben, und am anderen Tag war Hei-ligabend.Wir waren im Trockenen und in einer Kaserne untergebracht. Wilhelm Hardis, der für das fliegende Personal zuständig

Weihnachten 1942 Rostow a. d. Donmündung

Flg.-Personal, 2. (F) Ob.d.L. – 2. (F)100, Feldpost-Nr. L 14354

4. Quartal 2009 31

GESCHICHTE

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war, hat uns – trotz allem – auf Weih-nachten vorbereitet. In einem ehemali-gen Schulungsraum hat er Tannenbäu-me und Kerzen auf die Tische gestellt. An den Wänden, in 2 m Höhe, hingen Bilder in Postkartengröße von den Kameraden, die wir und Hardis gut gekannt hatten und die nun nicht mehr unter uns wa-ren. Vermißt, lapidar einfach vermisst! Die Tische hat er mit weißen Bettlaken belegt und auf jedem Platz stand nicht nur unser Abendessen, sondern auch eine Flasche Rotwein als Sonderausga-be. Den Rotwein hat natürlich die Staf-fel spendiert. Damit noch nicht genug. Unser Feldtelefon klingelte. Es war bereits Spätnachmittag geworden. Hardis rief: „Rudi und Max zum Staffelkapitän, im Dienstanzug, sofort antanzen!“ In unse-rer provisorischen Fliegermesse hat man uns schon erwartet: Beförderung von Rudi Kies und Max Lagoda zum Feldwe-bel! Die Bestallung, also Urkunde, wurde uns gleich ausgehändigt.Jetzt feierten wir nicht nur Weihnach-ten, sondern auch unsere Beförderung. Nach dem Essen gedachten wir unserer vermissten und toten Kameraden, die nicht so viel Glück gehabt hatten wie wir. Natürlich sangen wir auch einige Weihnachtslieder, und da kam schon Heimweh auf. Einige hatten wirklich Tränen in den Augen. Als die fünf Rhein-länder unter uns das Lied von Willi Os-

termann anstimmten „Wenn ich su an ming Heimat denke un sin d’r Dom su vör mer ston, mööch ich direk ob Heim an schwenke, ich mööch zo Foß no Kölle jon“, ja, da kam der „Moralische“ auf. Später, nachdem alle ihre Flasche Rot-wein geleert hatten, wurden auch andere (Soldaten-) Lieder gesungen, das Stim-mungstief war überwunden. Jeder war froh, noch einmal richtig Weihnachten oder „Geburtstag“ feiern zu können. Wir hatten einige Tage Ruhe verdient, und wer wusste schon, was in den nächsten Tagen auf uns zukommen würde?“

Max Lagoda

Willi Ostermann*1. Oktober 1876 in Mülheim am Rhein

† 6. August 1936 in Köln

Heimweh nach KölnWilli Ostermanns letztes Lied

In Köln am Rhing bin ich jebore,

ich han, un dat litt mir im Senn,

ming Muttersproch noch nit verlore,

dat es jet wo ich stolz drop ben.

Wenn ich su an ming Heimat denke

un sinn d’r Dom su vür mer stonn,

mööch ich tireck op Heim ahn schwenke,

ich mööch zo Fooß noh Kölle jonn,

mööch ich tireck op Heim ahn schwenke,

ich mööch zo Fooß noh Kölle jonn.

Un deit d’r Herrjott mich ens rofe,

däm Petrus sagen ich alsdann:

Ich kann et räuhig dir verzälle,

dat Sehnsucht ich noh Kölle han.

Wenn ich su an ming Heimat denke…

Un luuren ich vum Hemmelspözje

dereins he op ming Vatterstadt,

well stell ich noch do bovven sage,

wie jän ich dich, mi Kölle, hatt.

Wenn ich su an ming Heimat denke…

LuftwaffenRevue32

GESCHICHTE

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SERVICE

4. Quartal 2009 33

Leserbrief zum Thema „Husaren der Nacht“ aus Heft 3-2009

In der Ausgabe der Luftwaffen Revue Nr. 3 vom September 2009 ist auf der Seite 25 - am Ende des Artikels „Husaren der Nacht“ - von 1600 V1 Flügelbomben die Rede, die während der Mo-nate Juli und August 1944 vom Fliegerhorst Venlo mit dem Trägerflugzeug He 111 zur Abwurfstelle vor der niederländischen Küste transportiert wur-den. Wenn man um die mit der V1 verbundene Lo-gistik weiß, die sich unter höchster Geheimhaltung vollzog, dürfte die Zahl von 1600 Einsätzen zu hoch gegriffen sein. Die V1 wurde in einem abge-grenzten und bewachten Bereich des Flugplatzes gelagert, den nur eingewiesene Personen betreten durften. Die V1 benötigte einen speziellen Treibstoff, der auf Binnentan-kern herbeigeschafft wurde. Kurz vor je-dem Flug musste nach den letzten Wind- und Wettermeldungen die Kurssteuerung der Flügelbombe eingestellt werden. Au-

ßerdem war es 1944 aufgrund der Ma-teriallage schwierig, genügend flugklare und einsatzbereite Trägerflugzeuge zur Verfügung zu haben.Es war die III. Gruppe des KG 3, die von

Venlo aus V1 Einsätze geflogen ist. Nach Vorrücken der Alliierten verlegte die Gruppe im September 1944 zurück ins so genannte Heimatkriegsgebiet nach Varelbusch und Ahlhorn und ab Okto-ber 1944 wurde sie als I. Gruppe in das KG 53 eingegliedert. Die Staffeln der II.

und III.Gruppe des KG 53, die ab Oktober erstmals mit der V1 zum Einsatz kamen, lagen auf Flugplätzen im nordwestlichen Niedersachsen und in Schleswig-Hol-stein. Ich selbst war damals als Nachrich-

tenoffizier (NO) im Stab der III./KG 53 in Schles-wig tätig. Daher weiß ich um die Problematik der „V1 Fliegerei“. Der NO der III./KG 3 in Holland war Heinz Kutzner. Mit diesem Freund aus alten Kriegstagen habe ich mich jetzt über besagte 1600 V1 Abwürfe unterhalten. Er hält diese Zahl für über-trieben. Nach seinen Ta-gebuchaufzeichnungen waren bei den in Venlo stationierten Staffeln im Durchschnitt 12 He 111 einsatzbereit. Einsätze wurden in der Zeit vom 7. Juli bis 1. September 1944

geflogen, jedoch nicht jeden Tag. Nach seiner Schätzung sind die genannten Flugzeuge etwa zwei Drittel dieser Zeit im Einsatz gewesen, was rund 450 V1 Starts (statt 1600) ergibt.

Horst Willborn

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16.

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- 03.

01.2

010 Die Bundeswehr im Einsatz

Von der Bündnisverteidigung zum Auslandseinsatzmit dem Mandat des Parlaments

Eine Wanderausstellung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes

Eintritt frei

Luftwaffenmuseum der Bundeswehr, Kladower Damm 182, 14089 BerlinTel.: D-030-3687-2601 (Sekretariat), D-030-3687-2608 (Eingang)Öffnungszeiten April - Oktober: Dienstag bis Sonntag 10 - 18 Uhr

November - März: Dienstag bis Sonntag 9 - 16 UhrEingang über Potsdamer Chaussee (B2) Am Landschaftspark Gatow

www.luftwaffenmuseum.com, E-Mail: [email protected]

LUFTWAFFENMUSEUMder Bundeswehr Berlin-Gatow

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IMPRESSUMZeitschrift für die Luftwaffe in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie die gesamte Luft-fahrt.

Verbandsorgan des DeutschenLuftwaffenringes e.V. (gegründet 1952)Herausgeber:Deutscher Luftwaffenring e.V.Rheinallee 55, 53173 Bonn,Telefon: 0228 - 53 68 55 29Telefax: 0228 - 33 68 55 29www.Luftwaffen-revue.de

Redaktion & Layout: Hans Peter Killeit - NetteVerlag

Autoren: Dierk-Peter Mercklinghaus, Hans-Günter Ploes, Dirk Drews, Walter Kunstwadl, Hans Gaenshirt, Yorck Esken, Horst Schuh, Max Lagoda.

zur Verfügung gestellte Artikel/Bilder:Presse-Infozentrum der Luftwaffe (PrInfoZLw)Cover: meck architekten/F. Holzherr, München

Druck & Vertrieb:NetteVerlag - Hans Peter KilleitFalltorfeld 21 - 41334 Nettetal02153-911925 - [email protected]

Anzeigenverwaltung:Deutscher Luftwaffenring e.V.

Erscheinungsweise:März - Juni - September - Dezember

Bezugspreis (Schutzgebühr):20,- Euro jährlich incl. Versandkosten/Inland,für Ausland zzgl 5,- Euro, im Voraus zahlbar.

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Gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Deutschen Luftwaffenringes e.V. oder der Redaktion wieder. Abdrucke, auch aus-zugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion.

Die Redaktion behält sich vor, falls nicht anders vereinbart, Beiträge zu überarbeiten und auch zu kürzen. Für unverlangt eingesandte Manuskrip-te und Fotos wird keine Gewähr übernommen.

Liebe Leser,

den zeitkritischen Leser unserer Luftwaffen-Revue bitten wir zu berücksichtigen, daß in authentischer historischer Berichterstattung die bildliche Darstellung von Hoheits-symbolen staatlicher Unterdrückung nicht fehlen kann. Das gilt in gleicher Weise für das Hakenkreuz, Hammer und Sichel, den Sowjetstern und das DDR-Emblem.

Wir haben uns der historischen Korrektheit verschrieben und wollen solche Darstellungen nicht als falsche Glorifi-zierung verstanden wissen.

Die Zurschaustellung solcher Symbole in Museen und Pu-blikationen regelt der § 86 ff. des Strafgesetzbuches.

Die Bundesgeschäftsstelle gibt bekannt

Telefon- und Faxnummer für den Deutschen Luftwaffen-ring e. V. in Bonn – Bad Godesberg, Rheinallee 55

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Bundesvorstand

BundesvorsitzenderBrig.Gen. a.D. Dierk-Peter MerklinghausHumboldtstraße 15, 53115 Bonn

Stellvertreter des Bundesvorsitzenden1. Oberst a.D. Fritz Thomsen Lorenweg 33, 53347 Witterschlick

2. Oberst d.R. Horst Schuh Konrad-v.-Hochstaden-Straße 22 53881 Euskirchen

Bundesgeschäftsführer / SchatzmeisterDipl. Ing. Horst ObbelodeWevelinghoverstr. 73, 41334 Nettetal

SozialreferentHauptmann a.D. Hans-Dieter MüllerWürttembergische Straße 14, 10707 BerlinTel. 030 - 861 26 57

BeisitzerOberstleutnant a.D. Peter Heidrich, Pegasusstraße 40, 16321 BernauDipl. Ing. Wilhelm F. Noller, Maxenlohe 1, 90562 Heroldsberg

Justitiar und ControllerDr. jur. utr. Peter Zimmermann

PR- und Internet-BeauftragterOberstleutnant a.D. Dipl.-Ing. Yorck EskenSteinkaule 70, 53757 Sankt AugustinTel.: 02241 - 8445987

Untergliederung

Verband Berlin-Brandenburg (DLwR)Vorsitzender: Peter HeidrichPegasusstr. 40, 16321 BernauTel.: 03338 - 766213E-Mail: [email protected]

Verband Bonn (DLwR)Vorsitzender: Erhard ZiemerAm Pleiser Wald 49, 53757 St. AugustinTel.: 02241 - 335422

Verband Northeim (DLwR)Vorsitzender: Klaus MüllerAm Markt 16, 37154 NortheimTel.: 05551 - 4327

Verband Hamburg (DLwR) Vorsitzender: Jürgen DierksWählingsallee 1, 22459 HamburgTel.: 040 - 5508316

Verband Nürnberg-Roth (DLwR) Vorsitzender: Dipl. Ing. Wilhelm F. Noller Maxenlohe 1, 90562 HeroldsbergTel.: 0911 - 5180544

Arbeitsgemeinschaften / Fachgruppen

Arbeitsgemeinschaft Luftkriegsgeschichte Rheinland (DLwR) Horst Schuh, Konrad-v.-Hochstaden-Str. 22 53881 EuskirchenTel.: 02251 - 64632, E-Mail: [email protected]

I.P.M.S. Deutschland e.V. Vorsitzender: Volker Helms Alte Dorfstr. 26a, 19065 GodernTel.: 03860 - 8697 Luftfahrthistorische Sammlung Flugplatz Finow Biesenthaler Straße, 16244 FinowfurtVorsitzender: Dr. Peter Kobbe Tel.: 03335 - 7233 - Fax: 03335 - 326224E-Mail: [email protected]

Förderverein Ehemaliger Fliegerhorst Venlo e.V.Jürgen HexelsWindmühlenweg 18, 41334 NettetalTel.: 02153 - 5043 - Fax: 01212 - 510818330E-Mail: [email protected]

Angeschlossene Traditionsverbände

Kameradschaft ehem. TransportfliegerGeschäftsführer: Peter BriegelAkazienstraße 14, 86899 LandsbergTel.: 08191 - 46929

Deutsche Lastensegler Luftlande-Fliegerkameradschaft e.V. Vorsitzender: Dieter HeckmannEinsteinstr. 15, 52353 DürenTelefon / Fax: 02421 - 87960E-mail: [email protected]

KG 1 „Hindenburg“Vorsitzender: Oskar Gebert Kinzigstr. 26, 77694 Kehl Tel.: 07851 - 2825 - Fax: 07851 - 482674

KG General Wever 4 Wilhelm Schultze,Im Winkel 5, 31185 HoheneggelsenTelefon: 05129 / 360

LG 1 und KG 6 Karl Geyr, Diezweg 38, 81477 München Tel./Fax: 089 - 797076 Kampfgeschwader 2Hartmut HolzapfelRichard-Wagner-Str. 19, 37269 EschwegeTel./Fax: 05651 - 13174

KG 30Karl Bühler, OTL a.D.Aribo Str. 11, 83700 Rottach-EgernTel.: 08022 - 28445

Kameradschaft Kampfgruppe 100 Kampfgeschwader 100 Hans Gaenshirt, Eichrodtstraße 4, 79117 Freiburg, Tel.: 0761 - 65019

Gemeinschaft Ehemaliger der 1. Staffel (F) Aufklärungsgr. 124 Werner Horst Stettiner Straße 15, 53119 Bonn

Kameradschaft des ehemaligen Flak-Rgt.12Wolfg.-V. Böltzig, Friedrichstadt Leipziger Str. 60/10.2, 10117 BerlinTel.: 030 - 2082767

Traditionsgemeinschaft JaboG 43 e.V. Oberstleutnant a.D. Udo Reinsch Liegnitzer Straße 8, 26215 WiefelstedeTel.: 0179 - 6907592

Sonstige Verbände und Arbeits-gemeinschaften, mit denen wir kameradschaftlich verbunden sind

Gemeinschaft der Flieger Deutscher Streitkräfte e.V. Geschäftsführer: Oberst a.D. Rolf Chur Südstr. 66a, 53797 Lohmar

Freundeskreis der Luftwaffe e.V.Generalsekretär: GenMaj a.D. Botho Engelin, im Haus der Luft- und Raumfahrt, Godesberger Allee 70, 53175 Bonn

Ln-Truppe/FührungsdiensteGenMaj a.D. Siegfried Poschwatta Hans-Vollmike-Str. 76, 53842 Troisdorf

Bund deutscher Fallschirmjäger e.V.Geschäftsstelle: Kortumstr. 68, 47057 Duisburg, Tel.: 0203 - 3461498

Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger e.V.GF und Leiter der Sektion Berlin-Brandenburg: Dipl.-Kfm. Jürgen Heinze,Ottokarstraße 15, 12105 Berlin, Tel. + Fax: 030 - 75653756

Förderverein Luftwaffenmuseum der Bundeswehr e.V.Geschäftsführer: Andreas Bonsted, Postfach 450 222, 12172 BerlinTelefon 030 - 8110769

Stiftung Butzweilerhof Köln, Gebäude 1 Präsident: Dr. Edgar Mayer Butzweilerstr. 35-39, 50829 Köln Tel.: 0221 - 593538

Kameradschaftliche Vereinigung der Marineflieger (KMF) Vorsitzender: Kapitän zur See Gert Kiehnle, Timmermannallee 5, 27580 BremerhavenTel.: 0471-9020560, E-Mail: [email protected]

Verband der Reservisten der Deutschen BundeswehrGeneralsekretariatProvinzialstraße 91, 53127 BonnTel.: 0228 - 2590910

Deutsches Technik Museum BerlinProf. Dr. Dr. Holger SteinleTrebbiner Straße 910963 Berlin-KreuzbergTel: 030/90 254-118 - Fax: 030/90 254-175

Luftfahrt- und TechnikMuseumspark Merseburg Dieter SchönauKastanienpromenade 50 - 06217 Merseburg Tel: 03461-525776 - Fax 03461-525778

DEUTSCHER LUFTWAFFENRING e.V. BONN (DLwR)Geschäftsstelle: Rheinallee 55 • 53173 Bonn • Telefon (0228) 53 68 55 29

Die Verbände werden gebeten, die Angaben auf Richtigkeit zu überprüfen und uns auch künftig Änderungen in der Anschrift bekanntzugeben. Sollte die Aufnahme einer Telefon-Nummer und/oder E-Mail gewünscht werden, so bitten wir um Mitteilung.

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