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Lyrische Texte untersuchen Vom lyrischen Text zur Untersuchung zum eigenen Text (Festhalten der Untersuchungsergebnisse)

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Lyrische Texte untersuchen

Vom lyrischen Text

zur Untersuchung

zum eigenen Text(Festhalten der Untersuchungsergebnisse)

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Aufgabenstellungen• Stelle die Form der Gedichte fest.• Welche Redewendungen und rhetorischen Figuren

sind verwendet worden?• Wie werden sprachliche Normen verändert und was

trägt dies zur Aussage bzw. Stimmung des Gedichtes bei?

• Welche Bilder werden angesprochen? (Wirklichkeitsvorstellungen) • Welche Gefühle werden angesprochen?• Welche Einzelaussagen enthalten die drei Gedichte?• Wie ist das Gedicht in das Werk des Autors und die

Epoche / Stilrichtung, in der es geschrieben wurde einzuordnen?

• Leite Grundaussagen der Gedichte ab!• Vergleiche die Gedichte!

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FrühlingsliedKurt Schwitters

Sperr das Herz auf,

Denn es will Frühling werden.

Und im Frühling,

Da ist das Paradies auf Erden.

Und dann setzen wir uns stundenlang.

Auf die große Promenadenbank.

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FrühlingsliedForm

Sperr das Herz auf, aDenn es will Frühling werden. bUnd im Frühling, cDa ist das Paradies auf Erden. bUnd dann setzen wir uns stundenlang. dAuf die große Promenadenbank. d

gedruckte Schreibweise mit Betonung der Zäsur durch den Zeilenwechsel

Sechs VerseVers 1 - 4: unechter KreuzreimVers 5,6: PaarreimRhythmus: 2 1 2 2 1 3 5 5

4 Verse 2 Paarreime Rhythmus: 2 1 2 2 1 3 5 5

Sperr das Herz auf, Denn es will Frühling werden. a

Und im Frühling, Da ist das Paradies auf Erden. a

Und dann setzen wir uns stundenlang. b

Auf die große Promenadenbank. b

alternative Schreibweise mit Betonung des doppelten Paarreims

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FrühlingsliedRedewendungen und rhetorische Figuren

Sperr das Herz auf,

Denn es will Frühling werden.

Und im Frühling,

Da ist das Paradies auf Erden.

Und dann setzen wir uns stundenlang.

Auf die große Promenadenbank.

• Das Herz aufsperren (Metapher) Im, kalten, Winter ist das Herz verschlossen

welcher Winter kann gemeint sein? (Appell: Öffne dich, verschließe dich nicht mehr)

• Es will Frühling werden statt Es wird Frühling Was ist es, das da will: die Natur, die Natur des Menschen? <=> im Menschen gibt es etwas, das sich öffnen will (Personifizierung)

• Der Frühling ist nicht das Paradies auf Erden, sondern im Frühling ist das Paradies auf Erden. (Denn die Menschen öffnen sich)

• Wir: Du und ich, wir (geöffnete) Menschen• Stundenlang: Wir genießen es, ohne uns stören

zu lassen• Wir nehmen uns eine große Bank dafür in aller

Öffentlichkeit und schauen einen ungestörten Moment dem Leben zu, das an uns vorüberflaniert

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Frühlingsliedübergangene sprachliche Normen

Sperr das Herz auf,

Denn es will Frühling werden.

Und im Frühling,

Da ist das Paradies auf Erden.

Und dann setzen wir uns stundenlang.

Auf die große Promenadenbank.

• keine weiteren

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FrühlingsliedBilder / Symbolik

Sperr das Herz auf,

Denn es will Frühling werden.

Und im Frühling,

Da ist das Paradies auf Erden.

Und dann setzen wir uns stundenlang.

Auf die große Promenadenbank.

• Winter: Symbol für Eiseskälte, Härte• Verschlossenheit• Das verschlossene Herz, das mit dem Schlüssel

geöffnet wird• Ein Etwas strengt sich an, Frühling zu werden

was kann das sein und wie wird es? (Entwicklungsprozess)

• Wie ist es, wenn das Paradies auf Erden ist? (subjektive Bilder); alle Mensche haben ihre Herzen geöffnet

• Jemand sitzt (zufrieden) in der Wärme des anbrechenden Frühlings an einer Promenade auf einer Bank

• Wir: eine harmonische, friedliche Gemeinschaft (möglicher Bezug: die Hoffnung auf die Entwicklung der Gesellschaft der Weimarer Republik)

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FrühlingsliedGefühle

Sperr das Herz auf,

Denn es will Frühling werden.

Und im Frühling,

Da ist das Paradies auf Erden.

Und dann setzen wir uns stundenlang.

Auf die große Promenadenbank.

• Gefühlskälte, Verschlossenheit: Gefühle werden nicht zugelassen, nicht herein- und herausgelassen

• Hoffnung, Öffnung, Erleichterung

• Zufriedenheit, Frieden, Harmonie

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FrühlingsliedEinordnung in Werk und Epoche / Stilrichtung

Sperr das Herz auf,

Denn es will Frühling werden.

Und im Frühling,

Da ist das Paradies auf Erden.

Und dann setzen wir uns stundenlang.

Auf die große Promenadenbank.

• 1887 - 1948• Maler, Dichter, Werbegraphiker, Universalkünstler

(„Merzkunst“)• dezidiert unpolitische Haltung• Ursprünglich von Expressionisten beeinflusst

Suche nach der Symbolik des Gedichtes!

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Besagter Lenz ist daErich Kästner

Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang.Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen.Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen.Und alles andre ist nicht von Belang.

Nun brauchen alle Hunde eine Braut.Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände:Die Sonne habe kleine, warme HändeUnd krabble ihr mit diesen auf der Haut.

Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus.Man sitzt schon wieder auf CaféterrassenUnd friert nicht mehr und kann sich sehen lassen.Wer kleine Kinder hat, der fährt sie aus.

Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie.Und in den Adern rollt‘s wie süße Sahne.Am Himmel tanzen blanke Aeroplane.Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie.

Man sollte wieder mal spazierengehn.

Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen.

Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen!

Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn.

.Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt.

Auf dem Balkon stehn Männer ohne Westen

Und säen Kresse in die Blumenkästen.

Wohl dem, der solche Blumenkästen hat.

Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl.

Die Sonne scheint und nimmt am Winter Rache.

Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache,

Doch ist es immer wie zum erstenmal.

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Besagter Lenz ist daForm

Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang.Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen.Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen.Und alles andre ist nicht von Belang.

Nun brauchen alle Hunde eine Braut.Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände:Die Sonne habe kleine, warme HändeUnd krabble ihr mit diesen auf der Haut.

Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus.Man sitzt schon wieder auf CaféterrassenUnd friert nicht mehr und kann sich sehen lassen.Wer kleine Kinder hat, der fährt sie aus.

Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie.Und in den Adern rollt‘s wie süße Sahne.Am Himmel tanzen blanke Aeroplane.Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie.

7 Strophen á 4 Verse

Jeweils:

Umarmender Reim

5

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Besagter Lenz ist daForm

Man sollte wieder mal spazierengehn.

Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen.

Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen!

Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn.

Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt.

Auf dem Balkon stehn Männer ohne Westen

Und säen Kresse in die Blumenkästen.

Wohl dem, der solche Blumenkästen hat.

Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl.

Die Sonne scheint und nimmt am Winter Rache.

Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache,

Doch ist es immer wie zum erstenmal.

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Besagter Lenz ist daRedewendungen und rhetorische Figuren

Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang.

Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen.

Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen.

Und alles andre ist nicht von Belang.

Nun brauchen alle Hunde eine Braut.

Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände:

Die Sonne habe kleine, warme Hände

Und krabble ihr mit diesen auf der Haut.

Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus.

Man sitzt schon wieder auf Caféterrassen

Und friert nicht mehr und kann sich sehen lassen.

Wer kleine Kinder hat, der fährt sie aus.

Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie.

Und in den Adern rollt‘s wie süße Sahne.

Am Himmel tanzen blanke Aeroplane.

Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie.

Besagter Lenz: Hinweis auf etwas schon Gesagtes, auf ein Zitat (Veronika, der Lenz ist da)

In Gang kommen

Eine Braut brauchen

Sich sehen lassen können

Kleine Kinder ausfahren

Schwache Knie haben (bzw. bekommen)

Das Blut rollt in den Adern

Personifizierungen

Vergleich

Metapher

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Besagter Lenz ist daRedewendungen und rhetorische Figuren

Man sollte wieder mal spazierengehn.

Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen.

Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen!

Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn.

Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt.

Auf dem Balkon stehn Männer ohne Westen

Und säen Kresse in die Blumenkästen.

Wohl dem, der solche Blumenkästen hat.

Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl.

Die Sonne scheint und nimmt am Winter Rache.

Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache,

Doch ist es immer wie zum erstenmal.

Man sollte wieder mal spazieren gehen

Der Lenz ist da

Frisch gestrichen

An jdm. Rache nehmen

Wiederholung

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Besagter Lenz ist dasprachliche Normen

Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang.Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen.Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen.Und alles andre ist nicht von Belang.

Nun brauchen alle Hunde eine Braut.Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände:Die Sonne habe kleine, warme HändeUnd krabble ihr mit diesen auf der Haut.

Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus.Man sitzt schon wieder auf CaféterrassenUnd friert nicht mehr und kann sich sehen lassen.Wer kleine Kinder hat, der fährt sie aus.

Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie.Und in den Adern rollt‘s wie süße Sahne.Am Himmel tanzen blanke Aeroplane.Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie.

Weiterführung mit „und“ trotz vorange-gangenem Satzabschluss (Aufrechterhalten der regelmäßigen Metrik)

Umgangssprachliche Vokalaus-lassungen (ebenso)

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Besagter Lenz ist dasprachliche Normen

Man sollte wieder mal spazierengehn.

Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen.

Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen!

Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn.

Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt.

Auf dem Balkon stehn Männer ohne Westen

Und säen Kresse in die Blumenkästen.

Wohl dem, der solche Blumenkästen hat.

Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl.

Die Sonne scheint und nimmt am Winter Rache.

Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache,

Doch ist es immer wie zum erstenmal.

Page 17: Lyrische Texte untersuchen Vom lyrischen Text zur Untersuchung zum eigenen Text (Festhalten der Untersuchungsergebnisse)

Besagter Lenz ist daBilder / Symbolik

Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang.Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen.Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen.Und alles andre ist nicht von Belang.

Nun brauchen alle Hunde eine Braut.Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände:Die Sonne habe kleine, warme HändeUnd krabble ihr mit diesen auf der Haut.

Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus.Man sitzt schon wieder auf CaféterrassenUnd friert nicht mehr und kann sich sehen lassen.Wer kleine Kinder hat, der fährt sie aus.

Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie.Und in den Adern rollt‘s wie süße Sahne.Am Himmel tanzen blanke Aeroplane.Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie.

Die Bäume fangen an auszuschlagen, Blätter zu treiben. Es ist eine milde Luft.

Die Hunde werden läufig. Der Dichter redet mit einem Mädchen. Es ist angenehm sonnig.

Die Menschen stehen vor ihren Häusern oder sie sitzen draußen auf den Caféterrassen. Man zeigt sich und fährt kleine Kinder spazieren.

Man schaut sich nach dem anderen Geschlecht um. Flugzeuge sind am (klaren) Himmel zu sehen. Jeder freut sich und weiß eigentlich gar nicht warum.

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Besagter Lenz ist daBilder / Symbolik

Man sollte wieder mal spazierengehn.

Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen.

Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen!

Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn.

Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt.

Auf dem Balkon stehn Männer ohne Westen

Und säen Kresse in die Blumenkästen.

Wohl dem, der solche Blumenkästen hat.

Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl.

Die Sonne scheint und nimmt am Winter Rache.

Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache,

Doch ist es immer wie zum erstenmal.

Man sollte wieder einmal hinausgehen. Die Farben waren verblichen. Jetzt erscheint die Welt wieder in neuen Farben. Die Menschen lächeln sich an und das auch, wenn sie sich zunächst nicht verstehen.

Die Menschen sind hocherhoben (stolz und selbstbewusst). Hemdsärmelige Männer säen gut sichtbar für alle, zwar nur kleine, aber doch nützliche Dinge aus. Wohl dem, der die Bedingungen dafür hat.

Die Gärten sind noch kahl, aber die Knospen des Kommenden sind schon angelegt. Die Sonne scheint und schmilzt den letzten Schnee(, der die Welt mit seiner Kälte zugedeckt hat). Es ist immer wieder das Gleiche und immer ist es als wäre es noch nie so gewesen (als wäre die Lage hoffnungslos).

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Besagter Lenz ist daGefühle

Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang.Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen.Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen.Und alles andre ist nicht von Belang.

Nun brauchen alle Hunde eine Braut.Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände:Die Sonne habe kleine, warme HändeUnd krabble ihr mit diesen auf der Haut.

Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus.Man sitzt schon wieder auf CaféterrassenUnd friert nicht mehr und kann sich sehen lassen.Wer kleine Kinder hat, der fährt sie aus.

Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie.Und in den Adern rollt‘s wie süße Sahne.Am Himmel tanzen blanke Aeroplane.Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie.

Bewegung, Staunen

Sich von schlechten Dingen distanzieren

Sich wohlfühlen

Stolz

Liebesgefühle

Vergnügen

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Besagter Lenz ist daGefühle

Man sollte wieder mal spazierengehn.Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen.Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen!Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn.

Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt.Auf dem Balkon stehn Männer ohne WestenUnd säen Kresse in die Blumenkästen.Wohl dem, der solche Blumenkästen hat.

Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl.Die Sonne scheint und nimmt am Winter Rache.Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache, Doch ist es immer wie zum erstenmal.

Gefühle des Neuseins

Zugewandtheit

Selbstbewusstsein

Rache, Wärme, Überwindung

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Besagter Lenz ist daEinordnung Werk und Epoche / Stilrichtung

Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang.Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen.Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen.Und alles andre ist nicht von Belang.

Nun brauchen alle Hunde eine Braut.Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände:Die Sonne habe kleine, warme HändeUnd krabble ihr mit diesen auf der Haut.

Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus.Man sitzt schon wieder auf CaféterrassenUnd friert nicht mehr und kann sich sehen lassen.Wer kleine Kinder hat, der fährt sie aus.

Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie.Und in den Adern rollt‘s wie süße Sahne.Am Himmel tanzen blanke Aeroplane.Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie.

1899 - 1974

Schriftsteller, Drehbuchautor, Kabarettist

Aus: Doktor Erich Kästners Lyrische

Hausapotheke (1936)

Page 22: Lyrische Texte untersuchen Vom lyrischen Text zur Untersuchung zum eigenen Text (Festhalten der Untersuchungsergebnisse)

Besagter Lenz ist da Einordnung Werk und Epoche / Stilrichtung

Man sollte wieder mal spazierengehn.

Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen.

Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen!

Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn.

.Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt.

Auf dem Balkon stehn Männer ohne Westen

Und säen Kresse in die Blumenkästen.

Wohl dem, der solche Blumenkästen hat.

Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl.

Die Sonne scheint und nimmt am Winter Rache.

Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache,

Doch ist es immer wie zum erstenmal.

Page 23: Lyrische Texte untersuchen Vom lyrischen Text zur Untersuchung zum eigenen Text (Festhalten der Untersuchungsergebnisse)

Über das FrühjahrBertolt Brecht

Lange bevorWir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und AmmoniakGab es in jedem JahrDie Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume.Wir alle erinnern unsVerlängerter TageHelleren HimmelsÄnderung der LuftDes gewiss kommenden Frühjahrs.Noch lesen wir in BüchernVon dieser gefeierten JahreszeitUnd doch sind schon langeNicht mehr gesichtet worden über unseren StädtenDie berühmten Schwärme der Vögel.Am ehesten noch sitzend in EisenbahnenFällt dem Volk das Frühjahr auf.Die Ebenen zeigen es in alter Deutlichkeit.In großer Höhe freilichScheinen Stürme zu gehen:Sie berühren nur mehrUnsere Antennen.

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Über das FrühjahrForm

Lange bevorWir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und AmmoniakGab es in jedem JahrDie Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume.Wir alle erinnern unsVerlängerter TageHelleren HimmelsÄnderung der LuftDes gewiss kommenden Frühjahrs.Noch lesen wir in BüchernVon dieser gefeierten JahreszeitUnd doch sind schon langeNicht mehr gesichtet worden über unseren StädtenDie berühmten Schwärme der Vögel.Am ehesten noch sitzend in EisenbahnenFällt dem Volk das Frühjahr auf.Die Ebenen zeigen es in alter Deutlichkeit.In großer Höhe freilichScheinen Stürme zu gehen:Sie berühren nur mehrUnsere Antennen.

• 1 Strophe á 21 Verse• reimlos • ohne Rhythmen

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Über das FrühjahrRedewendungen und rhetorische Figuren

Lange bevorWir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und AmmoniakGab es in jedem JahrDie Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume.Wir alle erinnern unsVerlängerter TageHelleren HimmelsÄnderung der LuftDes gewiss kommenden Frühjahrs.Noch lesen wir in BüchernVon dieser gefeierten JahreszeitUnd doch sind schon langeNicht mehr gesichtet worden über unseren StädtenDie berühmten Schwärme der Vögel.Am ehesten noch sitzend in EisenbahnenFällt dem Volk das Frühjahr auf.Die Ebenen zeigen es in alter Deutlichkeit.In großer Höhe freilichScheinen Stürme zu gehen:Sie berühren nur mehrUnsere Antennen.

• Sich auf etwas stürzen (voller Begeisterung, voller Tatendrang, voller Gier, ...)

• Gebräuchlich: in aller Deutlichkeit• Etwas berührt uns: es geht uns an, es

ruft Gefühle hervor• Unsere Antennen: womit wir etwas

aufnehmen, das in der Luft liegt, nur als Stimmung oder Schwingung vorhanden ist, nicht objektiv wahrnehmbar

Page 26: Lyrische Texte untersuchen Vom lyrischen Text zur Untersuchung zum eigenen Text (Festhalten der Untersuchungsergebnisse)

Über das Frühjahrsprachliche Normen

Lange bevorWir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und AmmoniakGab es in jedem JahrDie Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume.Wir alle erinnern unsVerlängerter TageHelleren HimmelsÄnderung der LuftDes gewiss kommenden Frühjahrs.Noch lesen wir in BüchernVon dieser gefeierten JahreszeitUnd doch sind schon langeNicht mehr gesichtet worden über unseren StädtenDie berühmten Schwärme der Vögel.Am ehesten noch sitzend in EisenbahnenFällt dem Volk das Frühjahr auf.Die Ebenen zeigen es in alter Deutlichkeit.In großer Höhe freilichScheinen Stürme zu gehen:Sie berühren nur mehrUnsere Antennen.

• Satzstellung: Lange bevor wir uns auf ... stürzten, .../ Wir lesen noch in Büchern von dieser ... / Die berühmten ...sind schon lange nicht mehr über unseren Städten gesichtet worden.

• Sich erinnern + Genitivobjekt gebräuchlichere Form: sich erinnern an

• Häufiger Gebrauch des Partizip Präsens statt Nebensatzkonstruktion bzw. Adjektiv

• Scheinbar gehobener Sprachduktus (z. B.überzogener Genitivgebrauch)

• Keine Kommata• Weglassen des „und“ zwischen den

beiden letzten aufgezählten Dingen

Page 27: Lyrische Texte untersuchen Vom lyrischen Text zur Untersuchung zum eigenen Text (Festhalten der Untersuchungsergebnisse)

Über das Frühjahrsprachliche Normen

Lange bevorWir uns auf Erdöl, Eisen und Ammoniak stürzten, Gab es in jedem JahrDie Zeit, in der die Bäume unaufhaltsam und heftig grünten.Wir alle erinnern uns anVerlängerte Tage,Einen helleren Himmel,Eine Änderung der Luft undDas gewiss kommende Frühjahr.Noch lesen wir in BüchernVon dieser gefeierten JahreszeitUnd doch sind die berühmten Vögelschwärme schon lange nicht mehr über unseren Städten gesichtet worden.Am ehesten fällt dem Volk das Frühjahr noch auf,wenn es in der Eisenbahn sitzt. Auf dem Land sieht man es noch so deutlich wie früher.In großer Höhe freilichScheinen Stürme zu gehen:Sie berühren nur mehrUnsere Antennen.

Page 28: Lyrische Texte untersuchen Vom lyrischen Text zur Untersuchung zum eigenen Text (Festhalten der Untersuchungsergebnisse)

Über das FrühjahrBilder / Symbolik

Lange bevorWir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und AmmoniakGab es in jedem JahrDie Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume.Wir alle erinnern unsVerlängerter TageHelleren HimmelsÄnderung der LuftDes gewiss kommenden Frühjahrs.Noch lesen wir in BüchernVon dieser gefeierten JahreszeitUnd doch sind schon langeNicht mehr gesichtet worden über unseren StädtenDie berühmten Schwärme der Vögel.Am ehesten noch sitzend in EisenbahnenFällt dem Volk das Frühjahr auf.Die Ebenen zeigen es in alter Deutlichkeit.In großer Höhe freilichScheinen Stürme zu gehen:Sie berühren nur mehrUnsere Antennen.

• Erdöl, Eisen und Ammoniak: Raffinerien, Schwerindustrie und chemische Industrie

• Grünende Bäume im Frühling• Keine Vogelschwärme über Städten:

Städte ohne Leben, ohne Natur• Menschen in der Eisenbahn, die auf die

Frühlingslandschaft draußen schauen

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Über das FrühjahrGefühle

Lange bevorWir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und AmmoniakGab es in jedem JahrDie Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume.Wir alle erinnern unsVerlängerter TageHelleren HimmelsÄnderung der LuftDes gewiss kommenden Frühjahrs.Noch lesen wir in BüchernVon dieser gefeierten JahreszeitUnd doch sind schon langeNicht mehr gesichtet worden über unseren StädtenDie berühmten Schwärme der Vögel.Am ehesten noch sitzend in EisenbahnenFällt dem Volk das Frühjahr auf.Die Ebenen zeigen es in alter Deutlichkeit.In großer Höhe freilichScheinen Stürme zu gehen:Sie berühren nur mehrUnsere Antennen.

• Der Text ist in einer sachlichen und gehobenen Sprache geschrieben. Gefühllos wird über das Verschwinden der Natur aus den Städten und aus der Erinnerung der Menschen berichtet, die diesen Zustand selbst hervorgerufen haben, indem sie sich auf Rohstoffe gestürzt (d. h. die Erde ausgebeutet) und sie industriell verarbeitet haben.

• Auf den (gesellschaftlichen) Ebenen in großer Höhe scheinen Stürme zu gehen (große Bewegungen, Veränderungen, Umstürze?). Davon bekommen wir nur wenig mit. Und auch nur wenn wir unsere Antennen ausfahren.

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Über das FrühjahrEinordnung Werk und Epoche / Stilrichtung

Lange bevorWir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und AmmoniakGab es in jedem JahrDie Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume.Wir alle erinnern unsVerlängerter TageHelleren HimmelsÄnderung der LuftDes gewiss kommenden Frühjahrs.Noch lesen wir in BüchernVon dieser gefeierten JahreszeitUnd doch sind schon langeNicht mehr gesichtet worden über unseren StädtenDie berühmten Schwärme der Vögel.Am ehesten noch sitzend in EisenbahnenFällt dem Volk das Frühjahr auf.Die Ebenen zeigen es in alter Deutlichkeit.In großer Höhe freilichScheinen Stürme zu gehen:Sie berühren nur mehrUnsere Antennen.

• Geschrieben 1928