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Mad oder bad?Die Arbeit mit dissozialen Patienten im MaßregelvollzugDipl.-Psych. Christoph Schmitt
Dr. Frank Goldbeck
Klinik Nette-Gut für Forensische
Psychiatrie
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• Risikoprinzip (risk)
• Intensivere Angebote sollen Hochrisikofällen vorbehalten bleiben
• Bedürfnisprinzip (need)
• Kriminalpräventive Interventionen müssen auf solche Klientenmerkmale abzielen, die nach dem empirischen Kenntnisstand kriminogene Faktoren sind
• Ansprechbarkeitsprinzip (responsivity)
• Auswahl der Methoden gemäß dem handlungsorientierten Lernstil der Straftäter und Ausrichtung auf die spezifischen Behandlungsziele
Nach Andrews & Bonta 2010
Schmitt/Goldbeck Kriminologie und Prognosestellung
Straftätertherapie (RNR)Müller-Isberner & Eucker 2012
3Schmitt/Goldbeck Kriminologie und Prognosestellung
RNR-Prinzip
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• Unterschiedliche Behandlungskontexte• Einerseits:
• Aktive Verantwortung für Motivationsarbeit und tragfähiges Arbeitsbündnis herstellen
• Andererseits:• Öffentlicher Sicherheitsanspruch und Opferschutz
• Juristisch gesehen und dem Bedürfnissen des Täters entsprechend: schnell zu entlassen
Schmitt/Goldbeck Kriminologie und Prognosestellung
Therapeutische GrundhaltungStürm & Schmalbach 2013
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• Senkung von Deliktmotivation• z.B. reale, positive Beziehungserfahrungen durch
professionelle therapeutische Beziehungsgestaltung (Vgl. Rogers)
• Grundlage für Perspektivübernahme und (später) Entwicklung von Opferempathie
• Erhöhung von Steuerungsfähigkeiten• Erkennen von dysfunktionalen Handlungsstrategien und das
Erlernen von funktionalen Verhaltensalternativen
Schmitt/Goldbeck Kriminologie und Prognosestellung
Deliktpräventive OrientierungStürm & Schmalbach 2013
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• Risikoorientierung• Opferschutz definiert durch Senkung des Rückfallrisikos
• Interdisziplinär• Prinzip der Risikominderung auf verschiedenen
Funktionsebenen verfolgen
• Nachhaltige Risikominderung ist an einen transparent geregelten Informationsaustausch innerhalb des interdisziplinären Netzwerkes gebunden (Schweigepflicht vs. Info-Austausch)
Schmitt/Goldbeck Kriminologie und Prognosestellung
Spezifische forensische Qualitätsmerkmale Stürm & Schmalbach 2013
7Schmitt/Goldbeck Kriminologie und Prognosestellung
Regelkreis der Behandlungsplanungvon Hecker 2018
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1)…sollen das Rückfallrisiko / weitere Straftaten verhindern!
Wichtig:
keine Privatsache des Patienten / Klienten
Gesellschaft gibt das Ziel vor (Verhinderung von Rückfällen!!)
muss in „therapeutischer Haltung“ zum Ausdruck kommen
Kein wirklicher Interessengegensatz Gesellschaft / Patient
primäre Orientierung am Opferschutz!
Schmitt/Goldbeck Kriminologie und Prognosestellung
Deliktpräventive Therapien…
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2)…setzen ein standardisiertes RISK-ASSESSMENT voraus!
Wichtig:
Einschätzung des Rückfallrisikos bedingt Notwendigkeit einer Behandlung
RISK-ASSESSMENT immer standardisiert / mechanisch
Klinisches RISK-ASSESSMENT sehr fehleranfällig
RISK-ASSESSMENT wichtig für Therapieplanung und Therapieevaluation
Schmitt/Goldbeck Kriminologie und Prognosestellung
Deliktpräventive Therapien…
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3)…basieren auf einer zu formulierenden Delikthypothese!
Wichtig:
Delikthypothese ist Grundlage für Therapie!
Welche Eigenschaften / Verhaltensmuster haben Deliktbegehung beeinflusst?
Verhaltensnähe (Deliktanlaufphase / Deliktumsetzung)
Kein Ätiologisches Modell!!
Delikthypothese muss falsifizierbar sein!
Schmitt/Goldbeck Kriminologie und Prognosestellung
Deliktpräventive Therapien…
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4)…fokussieren deliktrelevante Eigenschaften / Verhaltensweisen!
Wichtig:
„Prognostische Syndrome“ im Mittelpunkt der Behandlung!
Themen nicht primär vom Klienten vorgegeben, sondern durch Ziel (weitgehende Rückfallfreiheit) definiert!
Schmitt/Goldbeck Kriminologie und Prognosestellung
Deliktpräventive Therapien…
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5)… fördern den Aufbau/ Erhalt einer intrinsischen Behandlungsmotivation!
Wichtig:
Intrinsische Motivation keine Voraussetzung für Therapie!
Aufbau und Erhalt oft Bestandteil der Therapie!
Minimum an intrinsischer Motivation muss aber erreicht werden!
Behandlung bei Leugnung der Tat und Ablehnung von Therapie sinnlos!!!
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Deliktpräventive Therapien…
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6)…sind auf klar geregelte Transparenz ausgerichtet!
Wichtig:
Klient über RA / Deliktmodell / Therapieverlauf informieren!
Über Rolle der Auftraggeber (Justiz) informieren!
Über Besonderheiten der Schweigepflicht informieren:„transparenter, verhältnismäßiger Informationsaustausch in
multiprofessionellem Netzwerk“
Sinnvoll: Therapievertrag!
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Deliktpräventive Therapien…
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7)…fördern eine aktive Verantwortungs-übernahme durch den Klienten!
Wichtig:
Täter soll zum „Experten“ seines eigenen Deliktverhaltens werden!
Täter soll aktiv Verantwortung für zukünftige Deliktfreiheit übernehmen!
Aber auch (!!): Einbezug Dritter in die Therapie (Soziales Netzwerk)
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Deliktpräventive Therapien…
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8)…effektiv im Sinne einer Reduktion des Rückfallrisikos!
Wichtig:
Forschung: unklar, welche konkreten Interventionen hocheffektiv!
Grundsatz: Therapie geeignet, um Rückfallrisiko abzusenken!!
Schmitt/Goldbeck Kriminologie und Prognosestellung
Deliktpräventive Therapien…
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9)…sind kein Garant für Rückfallfreiheit!
Wichtig:
Auch erfolgreich behandelte Täter bleiben oft Risikopopulation!
Rückfallrisiko von 0% unrealistisch!
Qualität eines Rückfalls / Reduktion des Schweregrades wichtig!
Schmitt/Goldbeck Kriminologie und Prognosestellung
Deliktpräventive Therapien…
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10)…gehen davon aus, dass es vorläufig und dauerhaft nicht behandelbare Straftäter gibt!
Wichtig:
Straftäter mit:
stark in Persönlichkeit verankerten Rückfallrisiko!
gering ausgeprägten Ressourcen für Therapie!
Therapieversuche müssen immer (wieder) angestrengt werden!
bei kleiner Gruppe Chancen einer Therapie schlecht und Risiken hoch
Schmitt/Goldbeck Kriminologie und Prognosestellung
Deliktpräventive Therapien…
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deutlich rückfallsenkender Effekt forensischer PT
mittlerer Effekt bei Erwachsenen und Jugendlichen bei 28 %
Strafe und Abschreckung erhöhen das Rückfallrisiko
sehr zeitintensive milieu- und sozialtherapeutische Ansätze
Forensische Sexualstraftätertherapien zufriedenstellend effizient bei unklarem Wirkmechanismus
WELCHE INTERVENTION, WANN, WIE und FÜR WEN??
Schmitt/Goldbeck Kriminologie und Prognosestellung
Ergebnisse aus Wirksamkeitsstudien
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deutlich rückfallsenkender Effekt forensischer PT
mittlerer Effekt bei Erwachsenen und Jugendlichen bei 28 %
Strafe und Abschreckung erhöhen das Rückfallrisiko
sehr zeitintensive milieu- und sozialtherapeutische Ansätze
Forensische Sexualstraftätertherapien zufriedenstellend effizient bei unklarem Wirkmechanismus
WELCHE INTERVENTION, WANN, WIE und FÜR WEN??
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Ergebnisse aus Wirksamkeitsstudien
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Vielen Dank
für Ihre
Aufmerksamkeit!
Noch Fragen?
Kriminologie und PrognosestellungSchmitt/Goldbeck