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fhocus Aktuell: Transfer mit Train Interdisziplinär: Toolbox für die Marketingstrategie International: Hilfe für Pakistan Facetten: Preis für Bachelors Zur Person: Alumni und Berufene Nr. 10 Sommersemester 2006 Magazin der Fachhochschule Münster Kommunikation I Information

Magazin der Fachhochschule Münster - fh-muenster.de · ein Stethoskop auf den 60 mal 60 Zentimetern großen weißen Plastik-Schildern den Weg zum Untersuchungs-zelt, ein verbundener

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fhocus

Aktuell:

Transfer mit Train

Interdisziplinär:

Toolbox für die Marketingstrategie

International:

Hilfe für Pakistan

Facetten:

Preis für Bachelors

Zur Person:

Alumni und Berufene

Nr. 10 Sommersemester 2006

Magazin der Fachhochschule Münster

Kommunikation I Information

Editorial 2

Kompetenzfelder an derFachhochschule Münster

• Chemische Umwelttechnologie• Umweltschutztechnologien in der Abfall- und

Wasserwirtschaft• Qualitätssicherung/Qualitätsmanagement• Angewandte Materialwissenschaft:

Funktionsmaterialien und funktionelle Schichten• Transport – Logistik – Verkehr• Labormedizinische Technologien:

Diagnostische Systeme und Testverfahren• Umweltfreundliche Fertigungstechnik:

Trockenbearbeitung/Minimalmengenschmierung• Umweltfreundliche Dichtungstechnik:

Verhinderung von Schadstoffemissionen• Stoffliche und energetische Biomassenutzung• Science Marketing• Qualitätsentwicklung in der Sozialen Arbeit• Ergonomie und Prozessgestaltung im

Gesundheitswesen: Optimierung vonMedizintechnik und deren Einsatz

• Institut für Abfall, Abwasser und Infra-struktur-Management GmbH – INFAsowie das Institut für Abfall, Abwasser,Site und Facility Management e.V.

• Institut für textile Bau- und Umwelttech-nik GmbH (tBU) und Institut für textileBau- und Umwelttechnik e.V.

• Institut für mittelstandsorientierteBetriebswirtschaft e.V.

• Use-Lab GmbH, Steinfurt

Die An-Institute

Die Kompetenzplattformen

• Life Sciences – Medizintechnik• Optische Technologien – Photonik• Neue Werkstoffe – Nanoskalige

Materialien und Funktionale Schichten(gemeinsam mit FH Gelsenkirchen undFH Südwestfalen)

• Kommunikationstechnik und AngewandteSignalverarbeitung (gemeinsam mit derFH Dortmund)

Forschungs- undEntwicklungsschwerpunkte

• Bau | Umwelt | Ressourcen• Gesundheit | Life Sciences• Produkt- und Verfahrensentwicklung• Angewandte Sozialwissenschaften• Unternehmens- und Dienstleistungs-

management• Kommunikation | Information

3FHocus – Sommersemester 2006

FHocus Nr. 10 Kommunikation I Information

Editorial <

Titelthema <

Kommunikation IInformation

Aktuell <

International <

Interdisziplinär <

Facetten <

Zur Person <

Lissabon im Blick behalten..................................................................... 4

Piktogramme: Ein kleines Wunder ........................................................ 6

Corporate Design: Ein Kompass-Stern für die Polizei ............................... 8

Software Engineering: „moFahr“ macht mobil ...................................... 10

Oecotrophologie: Appetizer für Ratgeber................................................ 12

Marketing: Ich schau dir in die Augen .................................................... 14

Drahtlose Kommunikation: Schluss mit dem Kabelsalat im OP................... 16

Masterstudiengang: Mit Informationstechnik in die Zukunft starten ........... 18

Rezensionen: Forschend publizieren und publizierend forschen .................. 20

Forschungsschwerpunkte: Drängenden Problemen auf der Spur ................ 24

Transfer in Steinfurt: Train ist längst in Fahrt ........................................... 26

Wasserversorgung: Hilfseinsatz bei schwierigen Straßenverhältnissen ....... 28

Produktdesign: Diskus fürs Jetzt ............................................................ 30

Onkologie: Lebensqualität für Krebspatienten erhalten ............................ 32

Science-to-Business Marketing: Ein Modell geht um die Welt .................... 34

Unternehmensberatung: Sich für den Fachbereich engagieren und auf den

Berufsstart vorbereiten ......................................................................... 36

Architektur: Außergewöhnliches von Bachelors ....................................... 38

Lasertechnik: Mikroperforation mit 5 000 Bohrungen pro Sekunde ............ 40

Alumni: Was wurde aus Roman Skarabis, Carsten Sensler und

Gabriele Berger? ................................................................................. 42

Neue Gesichter: Berufungen ................................................................. 45

Nachruf: Paul Spiegel .......................................................................... 47

Impressum ........................................................................................ 47

Editorial 4

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Prof. Dr. Klaus Niederdrenk

Rektor

Lissabon im Blick behalten

Viele Hochschulen des Landes kämpfen noch mit Umset-zung und Anerkennung des Bologna-Prozesses. Dabei ge-rät ein anderes europäisches Reformvorhaben mit weitrei-chenden Folgen oft aus dem Blickfeld: die Lissabon-Strategie. Ehrgeizige Ziele haben sich die EU-Staaten aufeinem Sondergipfel im Jahr 2000 gesetzt. Europa soll sichinnerhalb einer Dekade zum wettbewerbsfähigsten unddynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Weltentwickeln – Beschäftigung, Wirtschaftsreformen und so-zialer Zusammenhalt bestimmen dann ein Europa der In-novation und des Wissens.

Um die Ziele zu erreichen, haben sich alle EU-Staaten un-ter anderem darauf verständigt, bis zum Jahr 2010 dreiProzent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Forschung undEntwicklung auszugeben, wobei zwei Drittel von privaterund ein Drittel von staatlicher Seite aufgebracht werdensollen. Leider ist die Zwischenbilanz enttäuschend. DieBundesrepublik hat im Jahr 2004 nur 2,5 Prozent des BIPin Forschung investiert; der Anteil der privaten Seite liegtbei gut zwei Drittel. Zu dem selbstgesetzten Drei-Prozent-Ziel fehlen noch jährlich rund 11,5 Milliarden Euro!Deutschland platziert sich derzeit zwar vor anderen gro-ßen europäischen Nationen wie Frankreich und Großbri-tannien, gleichzeitig aber auch deutlich hinter mehrerenanderen EU-Staaten wie Schweden und Finnland, die dasvorgegebene Ziel schon klar überschritten haben.Besonders bedenklich: Nordrhein-Westfalen kommt nurauf einen Wert von 1,8 Prozent. Im Süden der Bundes-republik werden hingegen bereits heute bis zu vier Pro-zent des BIP in Forschung und Entwicklung investiert.

Unsere künftige Wettbewerbsfähigkeit wird von den Lissa-bon-Zielsetzungen in außergewöhnlicher Weise bestimmt.Die Fachhochschule Münster möchte in diesem Zusam-menhang einen nachhaltigen Beitrag zur Verbreiterungvon Wissen und zur Nutzbarmachung neuer Erkenntnisseund Methoden in Wirtschaft und Gesellschaft leisten, wiesie es sich im aktuellen Hochschulentwicklungsplan ausdem Jahr 2005 als strategische Handlungslinie vorgenom-men hat. Bedarfsgerechter Innovationstransfer spielt dabeieine zentrale Rolle.

Der Lissabon-Preis der Fachhochschule Münster soll des-halb im Jahr 2006 die beste Transferleistung würdigen, diein Zusammenarbeit von Hochschule und Unternehmenüber Innovationen bestehende Arbeitsplätze gesichert undneue geschaffen hat. Hochschulintern können sich For-scher mit erfolgreichen Unternehmenskooperationen füreine Förderung von 5000 Euro bewerben. Das Preisgeldversteht sich als Impuls für weitere Projekte mit Partnernaußerhalb der Hochschule.

5FHocus – Sommersemester 2006

Lissabon-Preis der Fachhochschule Münster:

„Die Europäische Union soll der wettbewerbsfähigsteund dynamischste wissensbasierte Wirtschaftsraum derWelt werden – ein Wirtschaftsraum, der fähig ist, eindauerhaftes Wirtschaftswachstum mit mehr und besse-ren Arbeitsplätzen und einem größeren sozialen Zu-sammenhalt zu sichern.“

(Sondergipfel der Staats- und Regierungschefsder EU in Lissabon im März 2000)

Ein Europa der Innovation und des Wissens – das habensich alle Staaten der Europäischen Union auf die Fah-nen geschrieben. Sie versprechen sich davon Beschäfti-gung für alle, adäquate Wirtschaftsreformen und einengrößeren sozialen Zusammenhalt. Der Bildung und Aus-bildung für das Leben und Arbeiten in der Wissens-gesellschaft kommt dabei eine besonders wichtige Rol-le zu.

Die Fachhochschule Münster bereitet Studierende aufdie sich wandelnde Lebens- und Arbeitswelt vor – be-darfsgerecht, praxisbezogen und qualitätsvoll. Dazukommt die aktive Mitgestaltung bei der Entwicklungder wissensbasierten Wirtschaft und Gesellschaft in(über)regionaler wie internationaler Hinsicht. Die Hoch-schule ist deshalb in besonderer Weise geeignet, alsReferenz der so genannten Lissabon-Strategie zu die-nen.

Um die Lissabon-Strategie weiter voranzutreiben undbereits erzielte Erfolge sichtbar zu machen, schreibt dieFachhochschule Münster den Lissabon-Preis – dotiert mit5.000 Euro – mit wechselnden inhaltlichen Schwerpunk-ten aus. Im Fokus der aktuellen Ausschreibung steht derTransfer zwischen Hochschule und Unternehmen zurSchaffung beziehungsweise Sicherung von Beschäftigungund Arbeitsplätzen.

Die Transferleistung soll durch Hochschullehrer und Un-ternehmen oder andere Partner repräsentiert werden.Teilnehmen können alle Mitglieder der Hochschule mitihren Partnern aus Unternehmen oder anderen Einrich-tungen außerhalb der Hochschule.

Ihre Wettbewerbsbeiträge senden Sie bitte an

Fachhochschule Münster

Rektorat

Dr. Ulrike Blanc

Hüfferstraße 27

48149 Münster

Tel.: 0251 83-64054

[email protected]

Ausführliche Ausschreibung unterwww .fh-muenster.de/lissabonpreis

Gute Forschungsergebnisse gehören auf den Markt. DieSchnittstelle lautet Kommunikation. Vom passenden De-sign für überzeugende Produkte bis zur Dienstleistungzwischen Kunde und Unternehmen gibt es an der Hoch-schule viele Menschen, für die Kommunikation zum wis-senschaftlichen Handwerkszeug gehört. Davon berichtetdie aktuelle Ausgabe unseres ForschungsmagazinsFHocus. Lesen Sie beispielsweise, wie ein fächerübergrei-fendes Helferteam die Trinkwasserversorgung im pakista-nischen Erdbebengebiet aufgebaut hat. Erfahren Sie, wiesich Bachelor-Absolventen in einem Architekten-

wettbewerb gegen die gestandene berufstätige Konkur-renz durchgesetzt haben. Gehen Sie mit auf eine Entde-ckungsreise durch das Kompetenzfeld Kommunikationund Information an unserer Hochschule.

HerzlichstIhr

Prof. Dr. Klaus NiederdrenkRektor

Kommunikation | Information 6

Pik

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ram

me Ein kleines Wunder

Die Skizze zeigt die Anwendung der

Piktogramme an den Zelten.

Oliver Griep hat für seine Diplomarbeit international ver-ständliche Zeichen für die Helfer und Opfer bei Katastro-phen entworfen. Sie hängen künftig vor Rotkreuz-Zeltenbei internationalen Hilfseinsätzen.

Nicht mehr als ein Wunder ist von Oliver Griep erwartetworden. Und er hat es geschafft. Mit ein paar Strichen.Schwarz, weiß, grau und rot. Und viel Überlegen. Der Di-plom-Designer hat in seiner Abschlussarbeit an der Fach-hochschule Münster ein einheitliches internationalesZeichensystem entwickelt: „Eins, das von möglichst vielenMenschen in Not verstanden wird“.

Vielleicht weist bald in Rotkreuz-Hilfslagern in aller Weltein Stethoskop auf den 60 mal 60 Zentimetern großenweißen Plastik-Schildern den Weg zum Untersuchungs-zelt, ein verbundener Finger leitet ins Verbandszelt. Einangedeutetes Mikroskop steht für Labor, ein Glas mitschwarz-weißen Medikamentenkapseln zeigt den Wegzur Apotheke.

In Auftrag gegeben hatte das kleine Wunder Prof. Dr.Joachim Gardemann vom Kompetenzzentrum HumanitäreHilfe an der Fachhochschule Münster. Dort werden Kennt-nisse und Erfahrungen der FH-Fachbereiche und zahlrei-cher kooperierender Bildungseinrichtungen und Organisati-onen für den Einsatz in der humanitären Hilfe gebündelt.

Mit Oliver Griep, der sich während seines fünfjährigen Stu-diums in Münster auch zum Rettungsassistenten ausbildenließ, hatte seine Professorin Gisela Grosse den richtigenBearbeiter gefunden. Ins Examensdeutsch übersetzt laute-te sein Auftrag: „Nonverbale Kommunikation für internati-onale Humanitäre Hilfe“.

Gardemann ist bei vielen Hilfseinsätzen rund um den Glo-bus als Kinderarzt und Rotkreuz-Experte im Einsatz. Einge-flogen werden auch die modern ausgestatteten Hilfs-krankenhäuser (ERU) des Internationalen Roten Kreuzes.Und in allen Lagern baumeln kurze Zeit nach dem Aufbauprovisorische Hinweisschilder an den Zelten, die Helferoder Schildermaler vor Ort malen.

Auf den Schildern entsteht oft ein Mix aus lateinischenZeichen, englischen Abkürzungen sowie Ergänzungen inder Landessprache. Nur, die Flüchtlinge in Lagern könnenoft nicht entziffern, was in den Hilfszelten behandelt wird.Denn bis zu zwei Drittel der Menschen können nicht lesenoder schreiben oder verstehen die Zeichen nicht.Für diese Hilfskrankenhäuser hat Griep den Zeichensatzentwickelt, der auch aus 30 Metern Entfernung nicht zuübersehen ist. Er hat dem Designer nicht nur den FH-Rektorpreis eingebracht. Vertreter des Roten Kreuzes inBerlin, Genf und Stockholm arbeiten nun daran, dass seinSatz aus bisher 13 einfachen Zeichen bei jedem internati-onalen Hilfseinsatz dabei ist.Oliver Griep bei der Präsentation seiner

Piktogramme.

Oliver Griep, Absolvent der Fachhochschule Münster,

arbeitet bei einer Hamburger Agentur als Grafik-Designer.

7FHocus – Sommersemester 2006 7FHocus - Sommersemester 2006

Zeichen stehen zwar überall für eine bestimmte Sache.Aber Sinn machen sie nur im kulturellen Zusammenhang.Durch die Bedeutung, die Farben und Formen für Men-schen haben, erhalten Zeichen erst ihren Wert, schaffenKommunikation. Und gerade in Notsituationen muss dasVerstehen direkt und unmissverständlich sein.

Griep setzte bei seinen Zeichen darauf, dass wegen desglobalen Welthandels und des Internets sowie der vielenFernreisen heute Zeichen entwickelt werden können, die„international problemlos verstanden werden“. Dass Pis-tolen, Schafe oder Hunde in Flüchtlingslagern nicht er-wünscht sind, lässt sich durch den roten Verbots-schrägstrich noch schnell klar machen. „Da fast dreiViertel der Weltbevölkerung unter 20 Jahre ist, sind diesebesonders durch Entwicklungen wie Globalisierung ge-prägt, und es hat sich eine weltumspannende Jugend-kultur herausgebildet“, erklärt der 29-jährige Schwerter.

Damit Griep aber sicher sein konnte, wie seine Entwürfewirkten, ließ er sie über das Internet von Soziologen undEthnologen in vielen Ländern der Erde per Fragebogenmehrmals überprüfen. Dadurch stellte sich beispielsweiseheraus: Die Figuren für Mann und Frau, Arzt und Kran-kenschwester durften nicht zu abstrakt dargestellt sein.Und die Figuren bekamen ein neutrales Grau als Hautfar-be.

Grieps Zeichen „sprechen“ künftig zu Menschen verschie-denster Sprachen und Kulturen. Ein kleines Wunder. ImDurcheinander von Katastrophen werden durch sie schnellsichtbare Hilfsstrukturen geschaffen. Seit dem Frühjahr ar-beitet der diplomierte Designer bei einer Grafikagentur inHamburg. Doch die Arbeit an dem Zeichensatz geht wei-ter. Griep: „Das ist ein ‚work in progress’.“

Kontakt:

Oliver Griep

[email protected]

Dieses Aufklebersystem kann modular verwendet werden. Es dient dazu,

individuelle Lagepläne zu erstellen, um den Hilfesuchenden die Orientierung in

den Camps zu erleichtern. Vor Ort macht es die Planung für den Aufbau eines

Zeltcamps leichter.

Kommunikation | Information 8

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Mit dem Logo-Entwurf in der Fachprüfung: Birte

Verhuven, Vera Wilhelmus, Prof. Gisela Grosse,

Pu Mao, Dipl.-Designerin Tanja Recker (v.l.n.r.)

Ein Kompass-Stern für die Polizei

Kommunikation | Information 8

In Münsters Süden wurde die traditionsreiche Polizei-Füh-rungsakademie (PFA) zur Deutschen Hochschule der Poli-zei (DHPol) weiter entwickelt. Zum Wintersemester 2007/2008 bietet die neue Hochschule in Münster den polizei-internen Masterstudiengang „Public Administration – Po-lice Management“ an, überwiegend für Aufstiegs-beamtinnen und -beamte aus dem gehobenenPolizeivollzugsdienst. Der Gründungssenat ist im Mai zuseiner ersten Sitzung zusammen getreten. Der Status-wechsel zur Deutschen Hochschule der Polizei ist für denSpätsommer 2007 terminiert. Bereits 2005 hatte sich dieFührungsakademie an das Corporate Communication Ins-titute (CCI) am Fachbereich Design der FachhochschuleMünster gewandt, damit es den Prozess der Entwicklungeines Leitbildes für die künftige Hochschule begleitet. Ineinem weiteren Schritt entwickelten Studierende desFachbereichs Design auf der Grundlage des Leitbildes einLogo.

Gründer haben es schwer. Jedes Ja, Nein oder Jein kannschwerwiegende Folgen haben. Vor eine solche Entschei-dung stellten Professorin Gisela Grosse, ihre Mitarbeiter-innen und angehende Designer der Fachhochschule

Münster die Gründer der Polizei-Hochschule in Hiltrup beider Entwicklung für ein Logo. Am Ende war’s der vier-zackige Stern, um welchen sich vier Dreiecke anordnen,entworfen von Designstudentin Vera Wilhelmus.

Die Hochschulgründer in Hiltrup hatten die Qual derWahl. Sieben Vorschläge machten Design-Studierende fürdas Logo der neuen Polizei-Hochschule. Zuvor hatten Mit-arbeiter, Polizei-Studierende und das Kuratorium der Poli-zei-Führungsakademie die Kernwerte der künftigen Hoch-schule als „richtungweisend, weltoffen, integrativ,wertebewusst“ formuliert. Der Prozess, den das CCI mitGrosse, den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen SylviaKipper-Nowotsch und Tanja Recker sowie der studenti-schen Hilfskraft Julia Risse moderiert hatte, mündete inein Leitbild für die künftige Hochschule.

Am Leitbild und den Kernwerten orientierten sich auchdie Vorschläge der Studierenden des Seminars „Schnell-entwürfe“ im Sommersemester 2005. „Es ist spannendfür die Studierenden, an einem solch umfassenden, rea-len Projekt mitwirken zu können“, meint Tanja Recker,die die Gruppe durch die Entwicklungsphase hinweg be-

9FHocus – Sommersemester 2006

Vera Wilhelmus und ihr Entwurf (o.)

treute. Die sechs Studierenden setzten die vier Kernwertevisuell in sieben verschiedenen Logo-Entwürfen um. Logosund das Auftreten von Polizeieinrichtungen anderer Bun-desländer und Nationen hatten sie zuvor untersucht undverglichen.

Für den „Kompass-Stern“ von Vera Wilhelmus, damalsStudentin im vierten Semester, entschieden sich dieHochschulgründer nach einem langen Findungsprozess.Das Logo mit dem Wechselspiel zwischen Figur (vierblaue Dreiecke) und Grund (vierzackiger Stern) ersetztseit Beginn der Gründungsphase Anfang Mai das bisheruneinheitlich verwendete Logo der Polizei-Führungsakade-mie. „Zuvor haben alle Mitarbeiter – Polizei- wieVerwaltungsangehörige – die ausgestellten Entwürfe dis-kutiert“, erinnert sich Norbert Reckers, Leiter der Presse-und Öffentlichkeitsarbeit der Polizeihochschule. Und wieimmer bei Gestaltungsfragen waren diese Diskussionenausgiebig.

Das neue Logo wird demnächst von der Beschilderungüber die Visitenkarten und das Briefpapier bis hin zumWeb-Auftritt verwendet. Das komplette Corporate Designder künftigen Hochschule ist auf die primäre HausfarbeBlau, den Farbton Pantone 288, und die HausschriftGillSans ausgerichtet und trägt mit seinem konsequentenFarb-, Schrift- und Bildkonzept zu einer hohen Wieder-erkennbarkeit und positiven Imagebildung bei.

Lob gab’s für die sechs Design-Studierenden von KlausNeidhardt, bislang Präsident der Polizei-Führungsakade-mie und nun auch Gründungspräsident der Polizei-Hoch-schule: „Für diese ausgezeichnete Kooperation mit derFachhochschule Münster, die auch in anderen Bereichenstattfindet, sind wir dankbar.“

Kontakt:

Prof. Gisela Grosse

www.cci.fh-muenster.de

Präsentierten das neue Logo der Deutschen Hochschule der Polizei: Mari

Girkelpse, Ana Moreno, Wolfgang Birkenstock, Vize-Präsident der

Polizei-Führungsakademie, Birte Vervoven, Dipl.-Designerin Tanja Recker,

Martin Linke, Vera Wilhelmus, Prof. Gisela Grosse, Klaus Neidhardt,

Gründungspräsident der Polizeihochschule (v.l.).

Kommunikation | Information 10

„moFahr“ macht mobil

„moFahr“ heißt der neue Service der Verkehrsbetriebe.Mit dem bekannten motorisierten Zweirad hat dieses An-gebot allerdings nichts zu tun. „moFahr“ steht für mobileFahrplanauskunft – und zwar auf dem Handy. Die Fahr-pläne lassen sich aufs Mobiltelefon laden. Nutzer könnendann offline, also ohne Kosten, jederzeit schnell nach-schauen, wann der nächste Bus fährt. Dieser neue Serviceist eine gemeinsame Initiative der Fachhochschule Müns-ter, der Regionalverkehr Münsterland GmbH (RVM) undder Stadtwerke Münster (SWM).

90 Prozent der 16- bis 60-Jährigen verfügen heute überein Handy. „Was lag also näher, als diese hohe Verbrei-tung auch für einen besseren Zugang zu den Fahrplänender Verkehrsunternehmen zu nutzen“, so Prof. Dr. GernotBauer vom Fachbereich Elektrotechnik und Informatik derFachhochschule Münster. Gemeinsam mit seinen Studie-renden stellte der Hochschullehrer den Unternehmen dieIdee vor und stieß bei RVM und Stadtwerke Münster aufgroßes Interesse. Eine vom Land Nordrhein-Westfalen mitMitteln aus dem Programm „Service und Sicherheit“übernommene Förderung machte die Sache perfekt.

Das Handy wird schon längst nicht mehr allein zum Tele-fonieren genutzt. „Die neueren Geräte verfügenschließlich über ausreichend Speicherkapazität, um damitMusik, Fotos und Spiele zu speichern. Warum nicht auchunsere Fahrpläne?“, meint Werner Linnenbrink von derRVM. Oft sei die fehlende Information eine Hemmschwel-le für die Busnutzung. „Hier setzen wir an und möchten

insbesondere neue Zielgruppen ansprechen.“ Sie und an-dere potenzielle Passagiere, die spontan den Bus nutzenmöchten, hätten in aller Regel kein Fahrplanbuch zurHand, wohl aber ein Handy. Für Reinhard Schulte von denStadtwerken ist das die Grundlage für den neuen Service.„Wer sich die für ihn relevanten Fahrpläne gespeichert hat,kann zukünftig jederzeit nachschauen, wann der nächsteBus fährt, und überlässt damit nichts dem Zufall.“

Seit März 2006 läuft inzwischen die mobile Fahrplan-auskunft fürs Handy. Das Angebot wird rege genutzt. Inden ersten drei Wochen wurden bereits über 1000 MalFahrplaninfos für Münster heruntergeladen. Seit neuestemkönnen Nutzer auch gezielt einzelne Pakete von Stadttei-len downloaden. Dafür wurden verschiedene Ortsteilekombiniert. So umfasst beispielsweise ein Paket Nienbergeund Gievenbeck, ein anderes Kinderhaus, Sprakel undCoerde. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich nachWunsch nur das innerstädtische Nachtnetz oder das Tages-netz aufzuspielen, jeweils mit und ohne regionale Nacht-bus-Linien.

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Handynutzer haben ihren Busfahrplan demnächst immer dabei. Prof. Dr. Gernot

Bauer vom Fachbereich Elektrotechnik und Informatik der Fachhochschule

Münster, Reinhard Schulte von den Stadtwerken Münster und Werner

Linnenbrink von der Regionalverkehr Münsterland GmbH (v.l.) stellen das

Kooperationsprojekt an der Fachhochschule vor.

11FHocus – Sommersemester 2006

Auskunft darüber, wie die Fahrplandaten aus dem Netzüber den heimischen PC ins Handy gelangen, geben dieInternetseiten der Verkehrsunternehmen. Unter www.rvm-online.de oder www.stadtwerke-muenster.de/fahrgaestesind alle Schritte erklärt und auch die technischen Voraus-setzungen der Mobiltelefone dargestellt. Die Verkehrsbe-triebe haben außerdem eine Broschüre herausgegeben,die in ihren Bussen ausliegt. Wichtig für die Nutzer ist,dass beim Herunterladen der Daten per Handy nur einma-lig Kosten entstehen, die je nach Gerät und Datenmengezwischen 1,50 Euro und 3 Euro variieren können. Nochgünstiger geht das über den heimischen PC. Die Datenkönnen dann per Kabel, Infrarot oder Bluetooth auf dasHandy übertragen werden. In jedem Fall gilt: Ist der Fahr-plan einmal aufs Mobiltelefon geladen, entstehen keineweiteren Kosten.

Vor dem Veralten der Fahrplandaten warnt übrigens einspezieller Hinweis, der bereits beim Laden hinterlegt wird.Damit werden die Nutzer daran erinnert, dass einFahrplanwechsel bevorsteht und die Daten aktualisiertwerden müssen.

Kontakt:

Prof. Dr. Gernot Bauer

[email protected]

Die neue mobile Fahrplanauskunft „moFahr“ hat Prof. Dr. Gernot Bauer vom

Fachbereich Elektrotechnik und Informatik der Fachhochschule Münster (r.) auch

auf der CeBIT in Hannover präsentiert. Hier informiert sich gerade Minister

Prof. Dr. Andreas Pinkwart über das Projekt.

Kommunikation | Information 12

Chefredakteur Dr. Franz-Josef Budde, Prof. Dr. Aloysia Merten

von der Fachhochschule Münster und die Redakteurin Bettina

Probsting (v.l.) besprechen auf einer Redaktionssitzung die

Zusammenarbeit des Landwirtschaftlichen Wochenblatts mit

dem Fachbereich Oecotrophologie.

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Rat gibt jeder. Ratgeber braucht jeder. Wie Ratgeber-Netz-werke für Verbraucher entstehen und gepflegt werden,lernen Oecotrophologen an der Fachhochschule Münster.

Eine Kernkompetenz künftiger Ratgeber gibt’s von einemChefredakteur höchstpersönlich. „Damit die Leute auchverstehen, was die Studierenden meinen“, lernen ange-hende Diplom-Oecotrophologen von Dr. Franz-JosefBudde zunächst einmal, Texte zu schreiben. Journalisti-sche Meldungen und Berichte. So geschrieben, dass Leserden Inhalt sofort verstehen.

Daran mangelt es in einer Zeit, in der das „Ratgeben“sich immer mehr zu einer gefragten Dienstleistung entwi-ckelt. Nur, wie kommt ein Verbraucher heute an sein Wis-sen, beispielsweise über die richtige Versicherung? Wiebeurteilt er die Qualität einer bei Ebay angebotenenWare? Oder woher erfährt ein Patient, wie und ob seineErkrankung richtig behandelt wird?

Appetizer für Ratgeber

Früher fragte der Verbraucher seine Nachbarn, Verwand-ten und Freunde, sein persönliches Netzwerk, um Rat undsuchte sich aus vielen subjektiven Antworten dievertrauenserweckendste aus. Heute hat der Verbraucherdie berühmt-berüchtigte Qual der Wahl. Scheinbar objek-tive Informationen finden sich viele im Internet. Mit derDigitalisierung haben sich nicht nur die wirtschaftlichenund Handelsprozesse komplett verändert. Auch die Suchenach Informationen und Rat geht neue Wege. „DieSelbstbedienung in Informationsnetzen hilft da nicht wei-ter“, zeigt Prof. Dr. Aloysia Merten vom FachbereichOecotrophologie der Fachhochschule Münster dieSchwachstelle der neuen Verbraucherwelt auf, „wennihm die Fähigkeit und Kenntnis fehlt, bei hochkomplexenSachverhalten die richtigen Fragen zu stellen.“

Das Identifizieren von Wissensträgern, das nutzwertigeBündeln von Kompetenzen, das Organisieren der Netz-werk-Kommunikation, das Führen des Dialogs – das alles

13FHocus – Sommersemester 2006

Silvia Holt hat Oecotrophologie studiert und ist

nun Redakteurin für das Landwirtschaftliche

Wochenblatt.

sollen Oecotrophologen deshalb können, um für Verbrau-cher zum Ratgeber zu werden und für sie Ratgeber-Netz-werke gestalten zu können. Merten: „Ratgeben mit derTastatur gehört in der Beratungsbranche immer mehr zurgeforderten Kompetenz.“

Studierende müssen in der Lage sein, über die Grenzenvon Medien hinweg Informationen so aufzubereiten, dassVerbraucher sie verstehen und bekommen. Deshalb ler-nen die künftigen Oecotrophologen unter anderem„Pressearbeit, Information und Medienkommunikation“,angeleitet von Medienprofis.

So einer ist Dr. Franz-Josef Budde, Chefredakteur des inMünster-Hiltrup erscheinenden Landwirtschaftlichen Wo-chenblattes, der seit vier Sommersemestern die Ausbil-dung in „Praktischer Pressearbeit“ übernimmt. Für Mertenist dies ein „Glücksfall für die Studierenden“. Denndaraus hat sich eine Kooperation der Fachhochschule mitder Wochenblatt-Redaktion und dem Landwirtschafts-verlag Münster ergeben. Praktika, redaktionelle Projekteund inzwischen zwei Redaktionsvolontariate beim Wo-chenblatt mit der Auflage von 63.000 Exemplaren habensich aus diesem Engagement entwickelt. Die Oecotropho-loginnen werden im Familienteil des Blattes eingesetzt, indem Verbraucherthemen einen breiten Raum haben.Budde schätzt an „seinen“ Oecotrophologinnen vor allemdie Praxisnähe und die hohe Bereitschaft, auf der Basis ei-nes soliden Wissens journalistisch dazuzulernen.

Die Fernsehjournalistin Anja Dannenberg, Lehrbeauftragteund ehemalige Absolventin des Fachbereichs, ist ebenfallsTeil des Mertenschen Ratgeber-Netzwerks. Sie lehrt heutein eben jener Einheit des Hauptstudiums, die sie zu ihremheutigen Ratgeber-Beruf gebracht hat. Die 36-Jährige,Diplomjahrgang 1998, arbeitet in Köln freiberuflich fürWDR-Servicezeit-Sendungen. Sie bringt die Praxis desFernsehalltags mit zurück nach Münster und gibt imHauptstudium einen Einblick in die Möglichkeiten des TV-Journalismus, zeigt die Spielregeln der Branche auf, ver-mittelt Kontakte für Praktika und Diplomarbeiten. IhreRolle für die neue Oecotrophologen-Generation sieht AnjaDannenberg – ganz Oecotrophologin – als den eines„Appetizers“ für engagierten Ratgeber-Journalismus.

Kontakt:

Prof. Dr. Aloysia Merten

[email protected]

Die Fernsehjournalistin Anja Dannenberg,

Lehrbeauftragte und Absolventin des

Fachbereichs, gehört zum Mertenschen

Ratgeber-Netzwerk.

Kommunikation | Information 14

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Ich schau dir in die Augen...

...und sehe was, was du nicht siehst. Nämlich den Au-genblick, der mehr als tausend Worte sagt. Dieser Au-genblick wird im Marketinglabor der FachhochschuleMünster erforscht. Dort wird das Wahrnehmungs- undInformationsverhalten von Kunden analysiert, um zu er-fahren, welche Produkte trotz der Reizüberflutung vomKunden tatsächlich gesehen werden oder wie demInternet-User die Informationssuche erleichtert werdenkann. Wie das funktioniert, erfragte FHocus bei Diplom-Betriebswirt Hartmut Günther. Er ist Lehrbeauftragter fürMarktforschung am Fachbereich Wirtschaft.

FHocus: In Ihrem Labor stehen keine Reagenzgläser oderZentrifugen. Wie ist das Marketinglabor ausgestattet?

Hartmut Günther: Wichtigster Bestandteil des Labors istein modernes Blickaufzeichnungsgerät. Die Fachhoch-schule Münster gehört zu den wenigen Hochschulen inDeutschland, die über so ein System verfügen, und dasschon seit den 80er Jahren. Mit dem Gerät der FirmaSenso Motoric Instruments (SMI) nutzt die Hochschule dieTechnik der neuesten Generation.

Damit wird ermittelt, wann ein Proband wo und wie langehinschaut. Das funktioniert nicht nur bei der Betrachtungvon zweidimensionalen Bildschirmen, Plakaten oder Pro-jektionen, sondern auch im dreidimensionalen Raumaußerhalb des Labors, wenn es zum Beispiel um den Testeines neuen Regalaufbaus im Supermarkt geht.

FHocus: Wie funktioniert das Gerät?

Günther: Die Kameras im Blickaufzeichnungsgerät erfas-sen exakt jede kleinste Augenbewegung der Probanden.Es wird zwischen Fixationen und Saccarden unterschieden.Fixationen sind die Punkte, die das Auge gezielt ansteuertund betrachtet. Nur in diesem Augenblick findet die tat-sächliche visuelle Wahrnehmung statt. Dagegen sind wir„blind“, während das Auge die Saccarden ausführt. Sonennt man die ruckartigen Sprünge, die der Blick zwi-schen den einzelnen Fixationen vollzieht. DieserWahrnehmungsprozess läuft sehr schnell und reflexartigab. Nicht selten kommt ein Proband auf sieben Fixationenund genauso viele Saccarden pro Sekunde. Unser Gehirnist dafür verantwortlich, dass wir dieses „Stop and Go“

Die Kamera im Blickaufzeichnungsgerät erfasst jede

Augenbewegung.

15FHocus – Sommersemester 2006

des Informationsflusses als kontinuierlichen Sinnesein-druck wahrnehmen.

FHocus: Wer sind die Auftraggeber?

Günther: Der Praxisbezug ist groß. Die Technik ist in Pro-jekten und Diplomarbeiten für namhafte Firmen zum Ein-satz gekommen, darunter BMW und L’Oréal. Für die Auf-traggeber steht immer der Adressat der Information imMittelpunkt, zum Beispiel ein potenzieller Kunde, dereine Werbebotschaft empfangen soll. Wir sind den wirt-schaftlich relevanten Aspekten der visuellen Wahrneh-mung auf der Spur.

FHocus: Gibt es Erfahrungen in anderen Branchen?

Günther: Ja, zum Beispiel ist der Einsatz von Blickauf-zeichnungstechnik in der Automobilindustrie längst gangund gäbe. Da werden Navigations- und Assistenzsystememit Hilfe dieser Technik so in die Instrumententafeln vonPrototypen integriert, dass der Fahrer möglichst wenigvom Verkehrsgeschehen abgelenkt wird. Der Nutzenkommt nicht nur dem späteren Fahrzeugkäufer, sondernauch der Verkehrssicherheit zugute.

FHocus: Gibt es Schnittstellen zu anderen Wissenschaf-ten?

Günther: Die Blickaufzeichnung, auch unter dem BegriffEye-Tracking bekannt, ist schon seit Jahrzehnten ein gro-ßes Thema in der Marktforschung. Viele Wissenschafts-zweige haben dazu beigetragen, die Informations-verarbeitung von visuellen Eindrücken im menschlichenGehirn grundsätzlich zu verstehen. Natürlich auch unterEinsatz von Blickaufzeichnungstechnik. Die komplexenZusammenhänge zwischen Wahrnehmung undInformationsverarbeitung im Gehirn sind aber längst nochnicht restlos erforscht.

FHocus: Was passiert denn beim Probanden während derTests?

Günther: Im Wahrnehmungsprozess wird vieles vom Ge-hirn herausgefiltert, dessen wir uns gar nicht bewusst wer-

Anzahl, Häufigkeit und Dauer von so genannten Fixationen und Saccarden

geben Aufschluss über die Wahrnehmung.

den. Es gibt Bilder, die die Testperson unwillkürlich zumHinschauen zwingen, erst recht, wenn es sich um Anima-tionen handelt. Viele visuelle Sinneseindrücke finden nurEingang in das Kurzzeit- oder Ultrakurzzeitgedächtnis derTestperson. Schnell ist die Information wieder vergessen.Daher kann eine einfache Befragung der Probanden diewertvollen Ergebnisse der Blickaufzeichnung auch nichtersetzen, wohl aber ergänzen. Wichtige Fragestellungenlassen sich überhaupt nur mit Unterstützung der Blickauf-zeichnungstechnik beantworten. Ein Proband kann unsnun mal nicht erzählen, was er nur unterschwellig wahr-genommen hat.

FHocus: Wie erfolgt die Auswertung?

Günther: Die eigentliche Analyse und Interpretation be-ginnt erst, wenn die Messdaten vorliegen und am Com-puter weiterverarbeitet werden. Neben den statistischenAnalysen veranschaulichen Videos mit eingeblendetemBlickpunkt das, was die Testperson tatsächlich wahrge-nommen hat.

FHocus: Wo liegt der praktische Nutzen?

Günther: Die Messungen führen zu handfesten Ergebnis-sen. Im Falle der Analyse von Internetseiten können dieBlickverläufe der Probanden als Linienzüge dargestelltwerden. Die Blickpfade verraten dem Operator, was –wann – wie lange betrachtet wurde. Schnell wird sicht-bar, welche Elemente einer Homepage die Blicke der Be-trachter auf sich ziehen. Natürlich wird auch deutlich,welche Inhalte den Internetnutzer nur am Rande interes-siert haben oder sogar seiner Aufmerksamkeit entgangensind. Es ist eindeutig nachzuvollziehen, wie weit ein Textgelesen oder nur überflogen wurde. Daraus lässt sich ab-leiten, ob und wie gut die Information ihr Ziel erreichthat. So wird herausgefiltert, wo das Informationsangebotüberarbeitet werden muss. Ein hochaktuelles Thema, dasauch unter dem Begriff „Web-Usability“ bekannt ist.Auch für die Kommunikationspolitik eines Unternehmenskann die Interpretation der Ergebnisse sehr wertvoll sein.Bevor eine große Printkampagne für viel Geld in denDruck geht, empfiehlt es sich, einen Praxistest mit Hilfeder Blickaufzeichnung durchzuführen. So kann schon mitwenigen Probanden getestet werden, ob die Werbe-botschaft in der Zielgruppe überhaupt funktioniert. Wirmachen sichtbar, was ins Auge springt. Erfüllen die so ge-nannten Eye-Catcher ihre Funktion oder rauben sie dereigentlichen Botschaft bereits zuviel Aufmerksamkeit?Hier den richtigen Mittelweg zu finden, ist eine Gratwan-derung und ein weiteres Einsatzfeld der Blickauf-zeichnung. Ich glaube, dass auch in Zukunft diese Metho-de ein wichtiges Thema in der Marktforschung sein wird,damit bei der visuellen Kommunikation mit dem Kunden„nichts ins Auge geht“ – oder gerade doch?

Kontakt:

Hartmut Günther

[email protected]

Kommunikation | Information 16

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Wenn das Wort Operationssaal fällt, meint man dasDesinfektionsmittel zu riechen und das Piepen der vielenGeräte zu hören. Vor dem inneren Auge tauchen Bildervon blinkenden Monitoren auf, verbunden durch vieleMeter Kabel. In der modernen Medizin haben längstComputerchips die Steuerung von Beatmungsgeräten undInfusionspumpen zur Gabe von Medikamenten übernom-men.

„Oft sind diese Geräte in einen Regelkreis eingebundenund agieren entsprechend des aktuellen Zustands des Pa-tienten“, weiß Prof. Dr.-Ing. Uvo Hölscher. Der Hochschul-lehrer am Fachbereich Physikalische Technik der Fach-hochschule Münster ist Experte für Medizintechnik. Damitdieser Regelkreis funktionieren kann, muss der Datenflusszwischen den einzelnen Sensoren und der angeschlosse-nen Elektronik gewährleistet sein. Derzeit bündeln Kabeldie Dateninformationen und stellen diese den angeschlos-senen Geräten zur Verfügung. Je nach Sauerstoffsättigungwird die Beatmung gesteuert, bei einem Absinken desBlutdrucks löst das System einen Alarm aus.

Wenn bei Operationen die Hände des Mediziners nichtausreichen, um alle Werkzeuge zu bedienen, kommenFußschalter zum Einsatz. „Bei unseren Analysen undBeobachtungen in Krankenhäusern sind wir auf die Ge-fahr aufmerksam geworden, die von diesen verkabeltenFußschaltern ausgeht. Das sind gefährliche Stolperfallen“,erklärt Jürgen Mehring und erinnert sich an den Moment,

Schluss mit dem Kabelsalat im OP

als die Idee für ein neues Projekt entstanden ist. Mehringist Ingenieur und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbei-ter im Kompetenzzentrum Medizintechnik der Fachhoch-schule Münster. Zusammen mit einem Entwicklungsteamund in enger Kooperation mit dem Medizintechnik-Unter-nehmen Steute Schaltgeräte GmbH & Co. KG hat er ei-nen Fußschalter entwickelt, der ohne Kabel funktioniert.„Jeder Handy-Nutzer kennt Bluetooth, das für die drahtlo-se Kommunikation zwischen Mobiltelefon und Computeroder Freisprecheinrichtung genutzt wird“, erläutert GeorgTöpler von der Steute Schaltgeräte GmbH die Verwen-dung einer bekannten Technologie in einem neuen Um-feld. Es existieren bereits einige Bluetooth-Anwendungenauch im Krankenhausbereich: So können Ärzte undPflegepersonal online auf Patientendaten zugreifen, au-ßerdem wird Bluetooth bei der Übertragung vonMonitoring-Daten beispielsweise bei Langzeit-Überwa-chungen verwendet. „Der Einsatz von Bluetooth für Stell-einrichtungen – wie dem Fußschalter – im Operationssaalist dagegen Neuland“, betont Töpler die innovative Idee,an deren Realisierung die FH und das Unternehmen ge-meinsam gearbeitet haben. Das Förderprogramm TRAFOdes Landes Nordrhein-Westfalen unterstützte diese Koo-peration.

Ein zentrales Problem, das im Zusammenhang mit Infor-mationen im Krankenhaus auftaucht, ist die Daten-sicherheit. „Egal, welche Art von Informationen überdrahtlose Verbindungen ausgetauscht wird, fremder Zu-griff muss auf jeden Fall verhindert werden“, schildertMehring eine der großen Herausforderungen. Da die Ur-sprünge von Bluetooth in der drahtlosen Kommunikations-technik liegen, wurde auf die Datensicherheit vonvornherein großer Wert gelegt. Grundlage sind krypto-grafische Sicherheitsmechanismen, bei der eine Kombina-tion von verschiedenen Verschlüsselungen das Risiko, dassUnbefugte den Informationsfluss verfolgen oder sich aktiveinschalten, deutlich reduziert.

In klinischen Test haben die Entwickler außerdem unter-sucht, ob es zwischen den Bluetooth-Geräten und ande-ren elektronisch gesteuerten Maschinen zu Störungenkommt. „Der von uns entwickelte Fußschalter basiert aufeiner Sendeleistung von nur ungefähr 10 Milliwatt, einnormales Mobiltelefon bringt es dagegen auf circa 500Milliwatt. Unsere Tests haben gezeigt, dass weder derFußschalter andere Geräte stört noch dass andere Gerätedie Funktion des Fußschalters beeinträchtigen“, fasstMehring die Ergebnisse zusammen. Auf der Medica 2004erfolgte die Markteinführung des Fußschalters. Er warzum damaligen Zeitpunkt eines der ersten CE-zertifizier-ten Medizinprodukte mit der Schnittstelle Bluetooth.Mehring: „Der Fußschalter ist sicherlich ein Meilensteinauf dem Weg zum kabellosen Operationssaal.“

Kontakt:

Jürgen Mehring

[email protected]

Möglicherweise bald Vergangenheit: Unmengen von

Kabeln in der Medizintechnik.

17FHocus – Sommersemester 2006

Dieser kabellose Fußschalter, entwickelt von der Firma

Steute Schaltgeräte GmbH & Co. KG in Zusammenarbeit

mit der Fachhochschule Münster, hat der Bluetooth-

Technologie den Weg in den Operationssaal geebnet.

Kommunikation | Information 18

Wenn das Handy mit dem neuesten Klingelton einen An-rufer meldet oder mit der Digitalkamera die Gartenpartyim Bild festgehalten wird, ist Informationstechnik im Spiel.Wohl kaum eine Technik, die in den letzten Jahrzehntenentwickelt wurde, berührt so stark nahezu alle Lebens-bereiche. Permanent sind wir von Informationstechnikumgeben, nutzen sie und profitieren von ihr. Bei der Fahrtzum Einkaufsbummel bieten miteinander vernetzte Steu-ergeräte im Auto höchste Sicherheit. Nahezu jeder Arti-kel, der dann im Kaufhaus in unserem Einkaufskorb lan-det, wurde in modernen, computergestützten Produk-tionsanlagen gefertigt. An der Kasse zücken wir die Kre-ditkarte, die mittels Informationstechnik den bargeldlosenEinkauf möglich macht. Navigationssysteme leiten unsvorbei an Staus und Baustellen durch fremde Städte undLänder ans gewünschte Reiseziel.

„Die Bedeutung der Informatik in allen technischen undingenieurwissenschaftlichen Bereichen steigt rapide an“,erklärt Prof. Dr.-Ing. Doris Danziger vom FachbereichElektrotechnik und Informatik. „Gleichzeitig wird von derInformatik immer stärker der Bezug zu den technischenAnwendungsgebieten gefordert, in denen sie eingesetztwird.“ Die ständig zunehmende Komplexität der techni-schen Systeme können nur hervorragend ausgebildeteFachkräfte beherrschen, die interdisziplinäre Qualifikatio-nen aus den Bereichen der Informatik und der Elektro-technik mitbringen. Diesen Anforderungen wird der neueMasterstudiengang Informationstechnik am FachbereichElektrotechnik und Informatik gerecht. Die fachübergrei-fende Ausbildung berücksichtigt, dass sich die Arbeits-felder von Elektrotechnikern und Informatikern immerstärker überschneiden.

Mit Informationstechnik in die Zukunft starten

Nichts anderes verlangen Unternehmen. „Viele qualifizier-te Absolventen des bisherigen Diplomstudienganges Elek-trotechnik der Fachhochschule Münster sind bei uns er-folgreich in der Hard- und Softwareentwicklung tätig. Vonden zukünftigen Absolventen des MasterstudiengangesInformationstechnik erwarten wir noch bessere Fähigkei-ten zur Entwicklung von hochwertigen komplexen techni-schen Systemen“, bestätigt Diplom-WirtschaftsingenieurThomas Dahlhaus, Geschäftsführer der Firma epro inGronau.

Der Masterstudiengang vertieft die Kenntnisse in denQuerschnittsfächern der Nachrichten- und Automati-sierungstechnik sowie der Informatik. Ein fundiertes, the-oretisches Verständnis der Probleme führt dazu, Lösungs-strategien an den Schnittstellen der unterschiedlichenFachdisziplinen zu entwickeln. Einzelne Module könnendie Studierenden ihren Interessen entsprechend auswäh-len. Die interdisziplinäre Ausrichtung ermöglicht denBachelorabsolventen der Informatik und der Elektrotech-nik einen guten Start ins Masterstudium.

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Thomas Dahlhaus, Geschäftsführer der

Firma epro in Gronau, weiß die Fähigkeiten der

Absolventen des Fachbereichs Elektrotechnik und

Informatik zu schätzen.

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19FHocus – Sommersemester 2006

Die Masterabsolventen bringen

umfassende interdisziplinäre

Qualifikationen aus den Bereichen der

Informatik und der Elektrotechnik mit.

Praktika, Masterprojekte und Seminare orientieren sichebenfalls an der späteren Berufspraxis. Die Studierendenerwerben eine tiefgehende Methodenkompetenz undSchlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, kommunika-tive Kompetenz, Interdisziplinarität sowie Präsentations-techniken. Die fachlichen Schwerpunkte im Curriculumunterstützen eine fundierte und adäquate Vorbereitungauf die verschiedenen Arbeitsfelder. Damit wachsen dieBerufschancen der Absolventen, andererseits kann so derBedarf an qualitativ hochwertig und interdisziplinär ausge-bildeten Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt gedeckt wer-den.

Auf die Studierenden des Masterstudienganges wartenzahlreiche Module, die den ganzheitlichen System-gedanken fördern. Die Fächer Systems Engineering,Embedded Systems, Informationssysteme, Wide AreaNetworks, Multimedia und Künstliche Intelligenz garantie-ren eine Ausbildung am Puls der Zeit. Durch weiterewählbare Module können sich die angehendenInformationstechniker auf einen speziellen Schwerpunktspezialisieren oder auch das Studium inhaltlich breiter ge-stalten.

Nach mehr als dreißig Jahren der Diplomausbildung bautder Fachbereich Elektrotechnik und Informatik auf eindichtes Netzwerk von Firmenkontakten sowie eine gutgepflegte Absolventendatenbank. Die Veranstaltungen,bei denen sich Lehrende des Fachbereichs regelmäßig mitFachkräften aus Unternehmen austauschen, stehen imZeichen der Anwendungsorientierung des Studiums. Da-her ist sich Danziger sicher: „Auch die neuen Studienab-schlüsse werden zu einem Erfolgsmodell am Fachbe-reich.“

Kontakt:

Prof. Dr.-Ing. Doris Danziger

[email protected]

Kommunikation | Information 20

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Mythos und Wirklichkeit der Dreißigjährigen

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Dreißig Jahre – das ist ein in Märchen und Mythen belieb-tes Lebensalter. Im Grimmschen Märchen „Die Lebens-zeit“ sind dreißig Jahre die Lebensdauer, die Gott demEsel, dem Hund und dem Affen zuteilen will – und auchdem Menschen. Den Tieren ist diese Zeit für ihr mühevol-les Leben viel zu lang. Dem Menschen aber sind dreißigJahre bei weitem nicht genug. So bekommt er noch dieüberzähligen Jahre des Esels, des Hundes und des Affendazu. Aber nur die ersten dreißig Jahre sind, so sagt dasMärchen, seine „menschlichen Jahre“.

Martin Doehlemann fragt nach den Dreißigjährigen vonheute.1 Früher sahen die Menschen sich mit dreißig aufdem Gipfel ihres Lebens; der Abstieg begann. Heute glau-ben die Dreißigjährigen ihre Lebensgipfel noch vor sich zuhaben. Mit wachem Blick für gewandelte Lebenschancenund -risiken vergleicht der Soziologe Doehlemann – aus-gewiesen durch alltagssoziologische Studien zu Phänome-nen der Langeweile, des sozialen Abstiegs oder derDummheit2 – die Dreißigjährigen von damals mit denenvon heute, und die kinderlosen mit denen, die Kinder ha-ben. Der Status des beruflich und familiär etablierten Er-wachsenen ist heute nicht mehr so selbstverständlich zuerreichen. Es braucht mehr und schwierigere Entscheidun-gen als früher, um das „eigene Leben“ eigenen Konzep-ten entsprechend zu gestalten. Aus Doehlemanns Inter-views ergeben sich neue Antworten auf Fragen nachGründen für die Kinderlosigkeit von Paaren und für diegeringere Stabilität von Partnerschaften oder nach denKosten der Selbstbestimmung im sich beschleunigt verän-dernden Lebenswandel. „Lebens-Wandel“ ist auch derdoppelsinnige Titel eines vom selben Autor herausgege-benen Sammelbandes, der bereits manche Motive derneuen Studie enthält.3

So vielfältig die Disziplinen am FachbereichSozialwesen der Fachhochschule Münstersind, so vielgestaltig sind hier die For-schungsergebnisse. Norbert Rath stellte inder 7. Ausgabe der FHocus die Buch-publikationen des Jahres 2004 von Profes-sorinnen und Professoren des StudiengangsSoziale Arbeit vor. Die Neuerscheinungendes Jahres 2005 und 2006, die der Hoch-schullehrer für diese Ausgabe auswählte,spiegeln die unterschiedlichen Facetten derForschung am Fachbereich wider. DerÜberblick wird in der nächsten Ausgabeder FHocus fortgesetzt.

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1 Martin Doehlemann: „Die Dreißigjährigen.

Lebenslust und Lebensfragen“, Münster:

Waxmann, 2006.

2 Martin Doehlemann: „Langeweile? Deutung

eines verbreiteten Phänomens“, Frankfurt am

Main: Suhrkamp, 1991; ders.: „Absteiger. Die

Kunst des Verlierens“, Frankfurt am Main:

Suhrkamp 1996; ders.: „Dummes Zeug. Zur

kulturellen Konstruktion von Unsinn“, Münster:

Waxmann, 2001.

Forschend publizieren und publizierend forschen

3 Martin Doehlemann (Hg.): „LebensWandel.

Streifzüge durch spätmoderne

Beziehungslandschaften“, Münster:

Waxmann, 2003.

21FHocus – Sommersemester 2006

Musik und Hörschäden

Ein hippokratischer Eid für die Soziale Arbeit?

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Auf zahlreichen Interviews beruht Dorothea Kuhraus Stu-die zur Berufsethik der Sozialen Arbeit.4 Langjährig in derSozialen Arbeit Tätige reflektieren in den Gesprächen, diesie mit der Theologin und Philosophin geführt haben,Problemsituationen und Konfliktkonstellationen ihres be-ruflichen Handelns. 28 Befragte kommen ausführlich zuWort, Kuhrau kommentiert und deutet ihre Äußerungenzurückhaltend und fügt Argumentationen aus Geschichteund Gegenwart ethischen Denkens hinzu. Ein unhinter-gehbarer Kernbestand der Ethik in sozialen Berufen wirdso sichtbar. Die Hochschullehrerin fasst diesen Kern zu-sammen in fünf Formeln, die an denen des Hippokrati-schen Eides für Ärzte orientiert sind: „nützen und schüt-zen“, „nicht schaden“, „nichts ausplaudern“, „denanderen als Person achten“, „integer sein“. Jede dieserFormeln wird in einem eigenen Teil des Buches durch il-lustrative Interviewaussagen exemplarisch erläutert undargumentativ begründet. So ist eine zugleich praxisnaheund theoretisch reflektierte Studie entstanden, die morali-sche Fragen ganz konkret stellt – aus authentischen Situa-

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4 Dorothea Kuhrau: „War das o.k.?“

Moralische Konflikte im Alltag Sozialer Arbeit.

Einführung in die Berufsethik, Münster:

Waxmann, 2005.

5 Theo Hartogh und Hans Hermann Wickel

(Hg.): „Handbuch Musik in der Sozialen

Arbeit“, Weinheim: Juventa, 2004.

6 Hans Hermann Wickel und Theo Hartogh:

„Musik und Hörschäden. Grundlagen für

Prävention und Intervention in sozialen

Berufsfeldern“, Weinheim: Juventa, 2006.

Die Musikwissenschaftler Hans Hermann Wickel undTheo Hartogh haben zusammen ein „Handbuch Musik inder Sozialen Arbeit“5 vorgelegt. Sie zeigen anhand zahl-reicher Beispiele, dass musikalische Elemente in fast allenFeldern der Sozialen Arbeit mit Gewinn einsetzbar sind,und machen deutlich, dass das Medium Musik kaumüberschätzbare Impulse für sozialberufliches Handeln ge-ben kann. In ihrem neuen Buch behandeln Wickel undHartogh in systematischer Form das Thema „Musik undHörschäden“.6 Die erheblichen Belastungen durch Lärm –zum Beispiel mit der Folge lärmbedingter Schwerhörigkeitschon bei jungen Erwachsenen – werden oft herunterge-spielt und verharmlost. Die Autoren zeigen die wachsen-de Gefahr von bleibenden Hörschäden für Kinder und Ju-gendliche in einer Gesellschaft, die Musik in jedergewünschten und nicht mehr gewünschten Lautstärkeproduziert. Sie weisen auch auf Möglichkeiten der Prä-vention und Aufklärung hin, die von Jugendlichen oft nurunzureichend genutzt werden. Für diese Gruppe stelle„der Schutz vor gefährdendem Schalldruck den wichtigs-ten Aspekt präventiven Handelns dar“.

tionen sozialberuflichen Handelns heraus – und die Pro-bleme verantwortlich zu klären sucht. Als Einführung indie Berufsethik sozialer Arbeit für Studierende und Prakti-ker und als Orientierungshilfe uneingeschränkt zu emp-fehlen.

Kommunikation | Information 22

Forschendes Lernen in der Weiterbildung

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Soziale Arbeit reagiert immer auf sozialen Wandel. Damitwird es für in Sozialberufen Tätige erforderlich, den eige-nen Kenntnisstand und die eigene Methodenkompetenzpermanent zu überholen und zu erweitern.7 FriedhelmHöfener, der im Weiterbildungsbereich des FachbereichsSozialwesen tätig war, hat das Thema Weiterbildung anHochschulen für soziale Berufe zum Thema seiner amFachbereich entstandenen und jetzt erschienenen Disser-tation gemacht.8

Höfener spricht von der besonderen „Weiterbildungs-bedürftigkeit“ der sozialberuflich Tätigen, aber auch vonihrer besonderen „Weiterbildungsbereitschaft“, die er em-pirisch belegen kann. Die Fachkräfte der Sozialen Arbeithaben anscheinend „Weiterbildung und lebenslanges Ler-nen bereits als Teil der Berufsidentität verinnerlicht“. DerMarkt der Weiterbildungsangebote wird als ein Indikatorfür neue Entwicklungen im Feld der Sozialen Arbeit unddamit als eine Art Seismograph für einen übergreifendensozialen Wandel gesehen. Im Blick auf die vielfältigenTräger der Weiterbildung zum Spektrum der Sozialen Ar-beit betont Höfener, Hochschulen seien ausgezeichnet ge-eignet für die Aufgabe der wissenschaftlichen Weiterbil-dung und im Wettbewerb mit anderen Anbietern gutplatziert. Grundprinzip einer Wissenschaft und Praxis ver-schränkenden, spezifischen Weiterbildungsdidaktik sei„das forschende Lernen“.

Zwei neue Hochschulgesetze in Nordrhein-Westfalen wer-den sich auf Forschung und Lehre auswirken. Sie bean-spruchen mit ihren Titeln, Freiheit und Gerechtigkeit zufördern. Aber trifft der Titel „Hochschulfreiheitsgesetz“zu? Worin besteht die „Freiheit“, die hier verheißen wird?Besteht sie tatsächlich in einer erweiterten Autonomie derHochschulen, oder ist noch wichtiger die „Befreiung“ derKassen des Landes von dringend gebotenen Mehrauf-wendungen für die Hochschulen? Und fördert das „Ge-setz zur Finanzierungsgerechtigkeit im Hochschulwesen“tatsächlich die Gerechtigkeit, oder führt es, mit der Ein-führung von pauschalen Studiengebühren für alle Studie-renden, nicht eher zu einer Abschreckung von potenziel-

„Hochschulfreiheit“ und „Finanzierungs-

gerechtigkeit“ oder: Was bedeuten Begriffe?

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7 Horst Blatt, Karl-Heinz Grohall und Friedhelm

Höfener (Hg.): „Weiterbildung für

Sozialberufe an Hochschulen. Perspektiven

und Beispiele“. Reihe Forschung, Studium

und Praxis – Schriften des Fachbereichs

Sozialwesen der Fachhochschule Münster, Bd. 5,

Münster: Waxmann, 2002.

8 Friedhelm Höfener: Soziale Arbeit

– eine weiterbildungsintensive Profession.

Eine empirisch-systematische Untersuchung

zur Weiterbildung von Fachkräften der

Sozialen Arbeit, Aachen: Shaker Verlag,

2005.

Aktuell 24

Drängenden Problemen auf der Spur

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30 000 Euro sind kein Pappenstiel. Und 30 000 Euro malvier erst recht nicht. Bekommen haben sie vier Teams derFachhochschule Münster aus dem Hochschulhaushalt, umneue Forschungsschwerpunkte einzurichten.

„Die Hochschule hat damit zu kämpfen, dass die öffentli-chen Förderungen stark abnehmen“, erklärt Prof. Dr.Werner Funcke, Prorektor für Forschung, Entwicklung undWissenstransfer. „Wir sind die forschungsstärkste Fach-hochschule bundesweit und wollen es auch in Zukunftbleiben. Deshalb werden für uns andere Finanzierungs-quellen immer wichtiger, wie zum Beispiel Drittmittel ausder Wirtschaft. Mit den Forschungsschwerpunkten stärkenwir die Drittmittelfähigkeit unserer Professoren.“

Konzepte für Immobilien

„Immobilien sind für Unternehmen strategische Ressour-cen geworden, die betriebswirtschaftlich betrachtet wer-den müssen“, erläutert Prof. Dr. Frank Riemenschneidervom FSP „Facility Management/Integrale Planung/PPP“.„Da spielen soziale, ökonomische, ökologische und tech-nische Aspekte eine Rolle, an deren Schnittstelle wir for-schen.“ Im öffentlichen Sektor sind so genannte PublicPrivate Partnerships, kurz PPPs, momentan in aller Mun-de, wenn es um das Planen, Bauen und Betreiben von Im-mobilien geht. Dadurch tauchen ganz neue Fragen auf.Die Professionalisierung aller Beteiligten und eine Standar-disierung von Methoden und Kompetenzen sind die zweigroßen Leitlinien der Arbeit.

Wasser für alle

Weltweit hatte im Januar 2006 jeder sechste Mensch kei-nen Zugang zu sauberem Trinkwasser und jeder Drittekeinen Zugang zu sanitären Anlagen. Auf der anderenSeite wird, gerade in den Industrieländern, noch immerviel Wasser verschwendet und verunreinigt. Lösungen fürdiese Probleme lassen sich nur im Team finden. Deshalbhaben sich im FSP „Wasser im urbanen Raum – Messen/Modellieren/Managen“ Professoren der FachbereicheChemieingenieurwesen, Energie • Gebäude

• Umwelt, Ar-chitektur und Bauingenieurwesen sowie aus demKompetenzzentrum Humanitäre Hilfe zusammengeschlos-sen.

Themenideen für gemeinsame Projekte mit Unternehmenhat Funcke viele. Und nicht nur er: Acht Gruppen mitinsgesamt 37 Professorinnen und Professoren bewarbensich um die Starthilfe für die Gründung eines so genann-ten Forschungsschwerpunktes (FSP). Diese Bezeichnungbekommt eine Forschergruppe, die an besonders komple-xen Fragestellungen arbeitet und fachübergreifend aufge-stellt ist. So dient ein FSP nicht nur als Gradmesser fürQualität in Forschung und Lehre, sondern schafft auchgute Voraussetzungen, gemeinsam mehr Drittmittel einzu-werben.

25FHocus – Sommersemester 2006

Alternativen für Fast Food

„Studien zufolge sind die Ausgaben für Bringdienste von1991 bis 2002 um 180 Prozent angestiegen. Fast Food-Anbieter haben in der gleichen Zeit ihren Umsatz verdop-pelt.“ Mit diesen Zahlen skizziert Prof. Dr. PetraTeitscheid eine Entwicklung, die sie die „Enthäuslichungder Nahrung“ nennt. Die damit verbundenen Konsequen-zen sind nicht unbedingt neu: Falsche Ernährung nimmtzu, genauso wie ernährungsbedingte Krankheiten wieÜbergewicht. Allein für 2002 machten Bluthochdruck, Di-abetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein Drittel dergesamten Gesundheitskosten aus, das sind 861 Euro proEinwohner. Die Professoren im FSP „Nachhaltige Ernäh-rung“ wollen alternative Handlungsoptionen für und mitallen Akteuren in diesem Feld erarbeiten. Dabei zählt vorallem eines: Alltagstauglich müssen sie sein.

Kontakt:

Transferagentur der Fachhochschule Münster GmbH

[email protected]

Zukunft fürs Alter

„Zukunftsorientierte Konzepte müssen her.“ Auf dieseknappe Formel bringt Prof. Dr. Henner Hentze die Heraus-forderungen des demografischen Wandels. Ihm und sei-nen Kollegen aus den Fachbereichen Oecotrophologie,Wirtschaft, Pflege und Sozialwesen geht es darum, praxis-bezogene Lösungsansätze für Unternehmen, Verwaltun-gen oder Selbsthilfegruppen zu entwickeln, um den Über-gang zwischen Berufsleben und der nachberuflichenPhase zu gestalten. Das erfordert breit aufgestellte und„altersgerechte“ Konzepte für unterschiedliche Zielgrup-pen, die von individuell-psychologischen bis hin zu gesell-schaftlich-produktiven Aspekten viele Facetten berück-sichtigen. Denn die alternde Bevölkerung stellt dieGesellschaft, ihre Individuen und natürlich auch die Unter-nehmen vor neue Herausforderungen, die nicht längeraufgeschoben werden dürfen.

Aktuell 26

Train ist längst in Fahrt

Steinfurt, Anfang 2001.Die Leitung der Fachhochschule Münster trifft sich mit Ver-tretern des Kreises Steinfurt. Es geht um konkrete Koope-rationsmöglichkeiten der Innovationsförderung. Gemein-sam entsteht die Idee, eine solche Aufgabe sowohl in derHochschule als auch in der Wirtschaftsförderung zu veran-kern. Eine Schnittstelle im besten Wortsinn also. ZwischenWissenschaft und Wirtschaft, zwischen praxisorientierterForschung und alltagsgeprüften Unternehmen. Im Oktoberstimmt die Regionalkonferenz des Kreises Steinfurt denPlänen zu. Die Finanzierung ist durch Mittel des Europäi-schen Sozialfonds für zunächst drei Jahre gesichert. Damitbeginnt die Arbeit vor Ort.

„Train entwickelte in dieser Pilotphase neue Innovations-konzepte, um den regionalen Arbeitsmarkt zu stimulie-ren“, erzählt Wolfgang Bischoff, Geschäftsführer der Wirt-schaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft SteinfurtmbH (WESt) und Train-Projektleiter. „Wir haben Technolo-gietransfer und Qualifizierung erstmals gezielt mitein-ander verknüpft. Ein folgerichtiger Schritt, denn wer neueTechnologien einsetzt, braucht auch Mitarbeiter, die da-mit umgehen können.“ Das Konzept ging auf. CarstenSchröder, Mitarbeiter der ersten Stunde und Projekt-koordinator von Train, kommt kaum mehr nach beim Auf-zählen der vielen Projekte: Das Lichtwellenleiter-Seminar,das Projekt „Streusalzsensor“ zur Reduzierung derStreusalzmenge im Winterdienst, das neue Verfahren fürden Einsatz von thermoplastischem Recyclat als Funktions-träger in hochwertigen Verbundwerkstoffen, die Entwick-lung eines transportablen und modular aufgebauten Hori-zontal-Bodenfilters, das Seminar zur kostensparendenMetallbearbeitung, regelmäßige Fördermittelveran-staltungen für Unternehmen und die vielen Unter-nehmensbesuche auf dem Campus.

Steinfurt, Anfang 2004.Train hat in den ersten drei Jahren 1,63 Millionen EuroDrittmittel und Fördergelder für Unternehmen und dieHochschule generiert. Damit ist das Projekt mittlerweileso erfolgreich etabliert, dass die Partner beschließen, esauch ohne EU-Förderung in Eigenregie weiterzuführen.Landrat Thomas Kubendorff und FH-Rektor Prof. Dr. KlausNiederdrenk unterzeichnen einen Kooperationsvertrag,der Train zum Leitprojekt einer strategischen Allianz desKreises mit der Fachhochschule macht. Phase II beginnt.Ihr Ziel ist, die wissenschaftlichen Potenziale der Hoch-schule noch enger mit der Innovationsstärke der regiona-len Wirtschaft zu verzahnen. Train profitiert von derneuen strategischen Verankerung in der Anfang 2004 ge-gründeten Transferagentur der Fachhochschule MünsterGmbH. Sie ist der zentrale Dienstleister der Hochschulefür Forschungs- und Wissenstransfer und hat ihren Haupt-sitz in Münster. So hat das Steinfurter Train-Projektbüronun auch kürzere Wege zu den Münsteraner Fachberei-chen, so dass es deren Kompetenzen besser für Train er-schließen kann. „Die zunehmend komplexeren Fragen er-fordern oft einen fachübergreifenden Ansatz. Da ist dieganze Hochschule gefragt“, erläutert Schröder. Seien esdie Auswirkungen von Hartz IV, die der Kreis Steinfurt mitVertretern des Fachbereichs Sozialwesen diskutierte, oderein Regionalvermarktungskonzept der Oecotrophologenfür den Agenda 21-Prozess – viele gemeinsame Projekteund über 300 betreute Unternehmen bestätigen den bis-herigen Kurs.

Ein typisches Train-Projekt: Prof. Dr.-Ing. Christian Becke

präsentiert in seinem Labor einen Einschichtfilter, eine

Gemeinschaftsentwicklung mit dem Hopstener Unterneh-

men Evers Wassertechnik und Anthrazitveredelung.

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Fünf Jahre regionaler Transfer mit Train – das ist ein guterZeitpunkt für einen Blick zurück und nach vorn.

27FHocus – Sommersemester 2006

Steinfurt, Frühjahr 2006.Fünf Jahre nach der Gründung wieder die Frage: Wird einspezifisches Innovations- und Transferprojekt für Unter-nehmen im Kreis Steinfurt auch zukünftig gebraucht?Vom Ausschuss für Verkehr, Wirtschaft und Bauen desKreises kommt ein eindeutiges Votum für Phase III. Wolf-gang Bischoff freut sich: „Train soll auch nach dem31. Dezember 2006 gesichert werden. Der Kreis stellt biszum Jahr 2009 jährlich 110 000 Euro zur Verfügung. Zu-sammen mit dem Beitrag der Fachhochschule können wirjetzt viele neue Projekte angehen.“ Bereits 2005 erschlos-sen die Partner ein weiteres Handlungsfeld: Auf demCampus der Fachhochschule entstand der Gründer- undInnovationspark Steinfurt (GRIPS). Train begleitete dasProjekt von Anfang an und bezog dort auch ein Büro, umfür potenzielle Gründer direkt vor Ort zu sein. Train istmächtig in Fahrt.

Kontakt:

Carsten Schröder, Marie-Luise Leonhardt, Stefan Adam

[email protected]

Standortnähe ist von großem Vorteil:

Direkt auf dem Steinfurter Campus

entstand der Gründer- und

Innovationspark Steinfurt (GRIPS).

International 28

Hilfseinsatz bei schwierigen Straßenverhältnissen

Wie viel Wasser braucht der Mensch in Notsituationen?Die UNO wollte es genau wissen und hat dazu das„Sphere Project“ ins Leben gerufen. Das listet den tägli-chen Bedarf genauestens auf. Siebeneinhalb Liter solltenes demnach minimal sein, besser wären 15. Zweieinhalbbis fünf Liter davon entfallen auf den direkten Verzehr,Kochwasser mitgezählt. Die relativ kleinen Mengen las-sen es bereits ahnen: Maß aller Dinge für diese Berech-nung ist nicht der durchschnittliche Verbrauch in denIndustriestaaten, sondern die Notfallversorgung in Flücht-lingscamps und Katastrophengebieten, vorwiegend inweniger entwickelten Gebieten der Erde.

In Pakistan, wo ein Erdbeben im vergangenen Herbstmindestens 500 000 Menschen obdachlos gemacht hat,wohnten ganze Dorfgemeinschaften in provisorischenZeltlagern. In einem Stützpunkt des Deutschen RotenKreuzes (DRK) in der Stadt Batagram unter der Leitungder Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rot-halbmondgesellschaften (IFRC) half Prof. Dr. RainerMohn, die Theorie von „Sphere“ in die Tat umzusetzen.Sechs Wochen lang war der Hochschullehrer vom Fach-bereich Bauingenieurwesen der Fachhochschule Münstervor Ort.

Für die Helfer des DRK gehörte die Wasserversorung deseinzigen Hospitals im Distrikt Batagram zu den zentralenAufgaben. „Das Flusswasser ist im pakistanischen Berg-land zwar normalerweise klar und nahezu bakterienfrei“,erläutert Mohn. „Aber bei Regen verschlammt es durchoberflächige Abschwemmungen aus dem Einzugsgebietund muss unbedingt aufbereitet werden. Zumal gleichzei-tig der Bakteriengehalt sprunghaft ansteigt.“ Mit Filtern,Vorbehandlungsbehältern und Chemikalien säuberte dasTeam des DRK dieses Wasser – zum Trinken und Kochen.„Brauchwasser, etwa für die Wäsche, haben die Men-schen weiterhin aus dem Fluss entnommen“, betontMohn. „Das war auch vor dem Erdbeben so üblich.“

Die Aufbereitung des Wassers sei im Übrigen vor allemeins: laut. Dieselpumpen befördern das Wasser durch ei-nen Filter in hoch gelegene Vorratsbehälter. „Wenn zweidavon gleichzeitig laufen“, so Mohn, „versteht man seineigenes Wort nicht mehr.“ Zwischen Rohwasser und Rein-wasser liegen rund 30 Prüfverfahren. Die Experten folgendabei zunächst Kriterien, die jeder instinktiv ebenfalls an-wenden würde. Riecht das Wasser? Sind Trübungen vor-handen? Danach wird es komplizierter, aber nicht weni-

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International 28

Nach dem Erdbeben wohnten ganze Dörfer in provisorischen Zeltstädten.

29FHocus – Sommersemester 2006

ger wichtig. Das Wasser durchläuft immer wieder Tests,vom pH-Wert über chemische Parameter zur Aufdeckungorganogener Verunreinigungen bis zur mikrobiologischenPrüfung einer möglichen Verkeimung mit Krankheitserre-gern. Das soll eine gleichbleibend gute Wasserqualität ge-währleisten. Hohe Anforderungen gelten vor allem beider Versorgung von Krankenhäusern in Notsituationen.

Die Ausbeute der aufwändigen Prozedur: 30 000 bis ma-ximal 60 000 Liter am Tag. Der Bedarf wurde vorab ge-schätzt, Überschüsse lieferte das Team mit einem ehema-ligen Militärlaster an andere Camps in der Umgebung.Fotos, die Mohn davon mitgebracht hat, zeigen zum Teilabenteuerliche Routen, die vermuten lassen, dass imStraßenbau ebenso Hilfe benötigt wird wie in der Wasser-versorgung. Nach längeren Regenfällen verwandelten sichdie Straßen abseits des Karakorum-„Highway“ inSchlammpisten mit Schlaglöchern, in denen auch ein ge-ländegängiges Fahrzeug leicht stecken bleiben kann. DasErdbeben hatte, zusammen mit den normalen Witterungs-einflüssen, Bergrutsche und Steinschläge ausgelöst, dieWege verschüttet oder ganz weggerissen haben. Notdürf-tige Behelfsüberfahrten mit steilen Abhängen auf der ei-nen und statisch bedenklich wirkenden Überhängen aufder anderen Straßenseite waren keine Seltenheit.Manchmal wäre Mohn selbst gerne umgekehrt. „Die ein-heimischen Trucks haben jedoch demonstriert, was trotzder schwierigen Verhältnisse möglich ist“, sagt er und fügtlakonisch hinzu: „Ich habe nebenbei viel über Gelände-wagen gelernt.“ Die DRK-Mitarbeiter nutzten ihre Touren,um auch bereits vorhandene Wasserversorgungsein-richtungen in Augenschein zu nehmen.

Ein weiteres Anliegen des Einsatzes war die Versorgungder kleinen und großen Zeltstädte in der näheren undweiteren Umgebung der Stadt Batagram mit sanitärenAnlagen. „Genügend Waschhäuser und Toiletten warenwichtig, um Übertragungswege von Krankheiten zu unter-brechen und so noch mehr Leid und im schlimmsten Falleben auch Seuchen zu verhindern“, berichtet Mohn. Gabes anfangs beispielsweise lediglich eine Toilette für 50Menschen, so mussten sich nach dem Einsatz nur noch 25Menschen eine Toilette teilen.

Das Deutsche Rote Kreuz in Batagram versorgte von Ok-tober bis Ende Februar mehr als 10 000 ambulante undvorübergehend stationäre Patienten des Krankenhausesund etwa 6 000 Einwohner beziehungsweise Flüchtlingemit Trinkwasser. Mehr als 14 000 Menschen erhielten sa-nitäre Anlagen. Die Hilfeleistungen waren Bestandteil dergemeinsamen Anstrengungen pakistanischer und interna-tionaler Hilfsorganisationen, die in diesem Sektor der Ver-sorgung von der UNICEF koordiniert wurden. Prof. Mohnwar als Vertreter des Kompetenzzentrums Humanitäre Hil-fe der Fachhochschule Münster dabei.

Kontakt:

Prof. Dr. Rainer Mohn

[email protected]

www.fh-muenster.de/kompetenzzentrumHH

Hubschrauber brachten Hilfsgüter in das teilweise schwer zugängliche

Erdbebengebiet.

Nach längeren Regenfällen verwandelten sich viele Straßen in regelrechte

Schlammpisten, in denen auch geländegängige Fahrzeuge leicht stecken

bleiben können.

Das Helferteam mit Prof. Dr. Rainer Mohn (Mitte) verlädt Material für einfache

Toiletten- und Waschhäuser und liefert es an die umliegenden Camps.

International 30

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gn Diskus fürs Jetzt

„Diskus“ ist eine Öl-Flasche mit einem Griffloch. Sie istein Entwurf des Designstudenten Magnus Brock und be-kam internationale Anerkennung. Die Krönung für ihn:Seine Flasche geht in Produktion.

„Sie hat etwas von einem ...“ Professor Steffen Schulzsucht nach einem Begriff. Überlegt einen Moment. Ihmgegenüber am Tisch im Fachbereich Design amSentmaringer Weg in Münster sitzt Magnus Brock, wartetauf das Wort. „Sie hat etwas von einem Flachmann mitHenkel“, sagt Schulz. Es ist still im Raum. Der Professorschiebt sofort ein „Nee“ nach: „Sie hat etwas von einemBocksbeutel.“ Das gefällt Brock schon besser, er wirkt ge-löst. Die braune Öl- und Essigflasche, die Professor undStudent stolz auf dem Laptop präsentieren, hat Brock„Diskus“ getauft. Der 31-Jährige hat sie vor genau einemJahr im Sommersemester 2005 entworfen. Zusammen mitStudierenden von sechs weiteren renommierten europäi-schen Hochschulen machten Brock und Kommilitonen beieinem internationalen Designstudenten-Wettbewerb desitalienischen Glasflaschen-Herstellers Vetrerie Bruni mit.

Die industriellen Glasflaschen und ihre Herstellung warenvoriges Jahr der erste Teil des Hauptstudium-Kurses „Kon-zeption und Entwurf Produktdesign mit dem SchwerpunktFertigungstechnologie“ bei Schulz. Flaschen für Wein undSekt, für Öl und Essig und Spirituosen wurden designt. DiePlanungsvorgaben kamen per Ordner aus Italien. „Sehrprofessionell“, lobt Schulz die Betreuung des Wettbe-werbs. Das sei nicht selbstverständlich. Der Professormuss es wissen, hat er doch selbst fünf Jahre in Mailandfür ein Design-Studio gearbeitet. Den Kontakt zu dem allezwei Jahre stattfindenden Einladungswettbewerb im Vor-feld der Weinhandelsmesse Simei hatte Schulz bei seinemWechsel von Stuttgart nach Münster vor zweieinhalb Jah-ren mitgebracht. Was den Produktdesigner, Jahrgang1965, stolz macht: Nur die renommiertesten Design-hochschulen Europas dürfen teilnehmen. London,Glasgow, Halle, Mailand, Helsinki – und nun Münster.

Und Brocks Entwurf überstand nicht nur die erste Rundemit rund 500 eingereichten Flaschendesigns. „Diskus“wurde nach Anregungen aus Italien überarbeitet – undstand nach der zweiten Ausscheidung im Finale. Sprich:Die diskusförmige Flasche mit dem runden Griffloch wur-de mit den anderen 17 Final-Entwürfen auf der „Simei2005“ von Bruni als Plexiglas-Modell möglichen Kundenpräsentiert. Brock erhielt die Einladung nach Mailand,konnte sich in der italienischen Design-Hauptstadt umse-hen und auch die Konkurrenz vor Ort unter die Lupe neh-men. Allerdings schaffte es Brocks Rundflasche nicht un-ter die sechs prämierten Entwürfe. Dafür erhielt der„Diskus“ des Designstudenten im achten Semester dieKrone; der Entwurf wird produziert. Es fand sich auf derMesse ein Interessent, der in der Flasche künftig Ahorn-sirup in Kanada verkaufen will. Vielleicht wird der gelern-te Werkzeugmacher Brock auch noch an den dann fälli-gen Lizenzgebühren beteiligt. Aber wie mit solchenDrittmitteln umgegangen wird, erklärt Steffen Schulz, dasmuss am Fachbereich erst noch geklärt werden.Bald steht für den Ostwestfalen Magnus Brock dieDiplomarbeit an. Ein konkretes Thema hat er noch nichtvor Augen. Industriedesigner für Investitionsgüter möchteer werden. Seine Stärke kennt er: „Mir liegen diehandfesteren Sachen“. Übersetzt in die SchulzschenKriterieren heißt das: „Was fürs Jetzt“. Die Erfahrung,dass Entwürfe auch umgesetzt werden können, sollenSchulz’ Studierende in seinen Projekten machen. So lern-ten Brock und seine 30 Mitstreiter dann im zweiten Teildes Semesterprogramms Konzeption und Entwurf einerbarrierefreien Küche für die Generation der über 50-Jähri-gen. Praxispartner war der Ahauser KüchenherstellerAlma. Von der Flasche zur Küche – ein Designer mussschnell umdenken können.

Aber wie lässt sich „Diskus“ nun beschreiben? Brock be-hilft sich mit einer eher technischen Beschreibung: „Siebesteht im Grunde wie ein antiker Diskus aus zwei Halb-kreisen. Ich hab’ zu Anfang in einfachen Formen ge-dacht.“ Nur ein Flachmann mit Griff, lässt Magnus Brockdeutlich wissen, ist sein „Diskus“ nicht.

Kontakt:[email protected]

Der Diskus und seine Konkurrenz

Magnus Brock Prof. Steffen Schulz

31FHocus – Sommersemester 2006FHocus – Sommersemester 2006 31

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Lebensqualität für Krebspatienten erhalten

Das College of Nursing an der University of South Florida, Tampa

Eine kontinuierliche Begleitung und Pflege sind der zen-trale Aspekt in der Therapie onkologischer Patienten. Dasind sich Experten der palliativen Pflege einig. Ziel ist es,die Lebensqualität wiederherzustellen. Was sich vielleichttrivial anhören mag, ist in unserem Gesundheitswesennoch lange nicht an der Tagesordnung. Deshalb hat Prof.Dr. Regina Lorenz-Krause vom Fachbereich Pflege derFachhochschule Münster das Projekt „OnkologischesCasemanagement“ initiiert. Das Transferprojekt befindetsich noch in der Planungsphase und startet voraussichtlichim Januar nächsten Jahres. Kooperationspartner sind dasUniversitätsklinikum Heidelberg und die ForschungsgruppePflege und Gesundheit e.V.; zu den Kooperationspartnerndes Vereins gehören die University of South Florida, dieDeutsche Krebsgesellschaft und die Konferenz Onkologi-scher Krankenpflege sowie demnächst die nordameri-kanische Krebsgesellschaft.

„Wir wollen die onkologischen Versorgungsprozesse durcheine integrierte Gesundheitsversorgung optimieren“, er-klärt Lorenz-Krause. Das geht nicht ohne eine weitereProfessionalisierung der Pflegeberufe, nicht ohne den An-spruch auf Nachhaltigkeit onkologischer Versorgungs-strukturen und ganz und gar nicht ohne Beachtung vonethischer Verantwortung im Umgang mit den Patienten.Lorenz-Krause: „Das funktioniert nur, wenn alle notwendi-gen Gesundheitsdienstleistungen koordiniert werden.“Nur so könne die Lebensqualität der Patientinnen und Pa-tienten wiederhergestellt und erhalten werden. Mit derChirurgischen Klinik Heidelberg hat das Projektteam ei-nen Partner an seiner Seite, mit dem modellhaft derWissenstransfer in die Praxis überprüft wird.

33FHocus – Sommersemester 2006

Aloys Hülswitt im Gespräch mit Rosy ElRady,

Pflegeexpertin für palliative Pflege

am H. Lee Moffitt Cancer Center

Bereits in der Vorphase des Transferprojektes hatten dreiStudierende des Studiengangs Pflegemanagement dieChance, erste persönliche Kontakte zur University ofSouth Florida aufzunehmen. Während ihres zwei-monatigen Aufenthaltes, unterstützt durch dasUniversitätsklinikum Heidelberg, die Gesellschaft derFörderer der Fachhochschule Münster e.V. und dieForschungsgruppe Pflege und Gesundheit e.V., lerntenAloys Hülswitt, Patrick Leonhardt und Markus Loch Aus-bildung und Arbeitsalltag von Pflegenden in den USAkennen. Im Mittelpunkt standen Assessments, also dieDatenerhebung bereits zu Beginn der pflegerischen Ver-sorgung, aber auch regelmäßig im weiteren Verlauf. DieDaten bilden die Grundlage für den Pflegeplan, für dieEvaluation der Maßnahmen und die rechtliche Ab-sicherung. Darüber hinaus verschafften sich die Studieren-den einen Überblick darüber, wie eine kontinuierlichepalliative sowie die vernetzte Versorgung sichergestelltwird.

„Unsere praktischen Erfahrungen bis hin zum Entlass-management sammelten wir im H. Lee Moffitt CancerCenter, dem Krebszentrum an der University of SouthFlorida“, erzählt Aloys Hülswitt. „Die akute Tumor-therapie mündet hier in eine kontinuierliche Anschluss-behandlung“, berichtet der Student im 8. Semester. Unddas sei nur möglich, wenn die unterschiedlichen Einrich-tungen miteinander kommunizieren. Überrascht stelltPatrick Leonhardt fest: „Wir haben ein übermäßig fort-schrittliches Bild von der us-amerikanischen Pflege, die inder integrierten Versorgung einen Schwerpunkt setzt. InDeutschland aber haben wir es geschafft, einen nationalgeltenden Standard für die Entlassung zu entwickeln. Soweit sind zumindest die Kollegen in Florida noch nicht.“Aufholen muss die Pflege in Deutschland seiner Ansichtnach in der Grundausbildung, die (noch) nicht auf Hoch-schulebene abläuft, und bei den Spezialisierungen inMasterprogrammen.

Fazit: „Wir können Impulse und Ergebnisse aus derPflegeforschung zu ’Quality and Balance of Life Nursing’für unsere onkologischen Patienten aufgreifen und umset-zen“, schwärmt Markus Loch. Die internationalen Koope-rationen von Prof. Dr. Regina Lorenz-Krause und dieProjektarbeit der Studierenden in Florida haben aber vorallem eins deutlich gemacht: Die Pflegewissenschaft inDeutschland und den USA kann voneinander lernen. „DaPflege nie Selbstzweck ist, schulden wir unseren Patien-ten eine internationale Vernetzung von Forschung undLehre“, meint Markus Loch. Dieser Herausforderung wirdsich auch das neue Projekt stellen.

Kontakt:

Prof. Dr. Regina Lorenz-Krause

[email protected]

www2.fh-muenster.de/FB12/lehrende/lorenz_krause.htm

Interdisziplinär 34

Ein Modell geht um die Welt

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Innovation entsteht da, wo Forscher und Unternehmen

von Anfang an gemeinsam denken.

Dass Hochschulen zunehmend auf Drittmittel angewiesensind, ist keine Überraschung. Dass hingegen bisher kaumeine Hochschule auf Marketingstrategien zur Steigerungjener Mittel zurückgegriffen hat, schon. Aus diesemGrund entwickelte Prof. Dr. Thomas Baaken vor Jahrenals Prorektor für Forschungs- und Entwicklungsaufgabenund anschließend in einem Forschungsschwerpunkt desLandes NRW gemeinsam mit seinem Team Marketing-strategien, die gezielt den Nutzen von Forschung als einfür Unternehmen attraktives Gut in den Mittelpunkt rückt.

Das Modell stellt einen strategischen Ansatz zur so ge-nannten proaktiven Vermarktung von Forschungs-kompetenzen, -kapazitäten und -leistungen dar: Science-to-Business Marketing. Es hilft Hochschulen, initiativfinanzielle Mittel aus der Wirtschaft einzuwerben. DasKonzept basiert auf der Erkenntnis, dass ein Markt mitForschern und Wissenschaftlern auf der einen und Unter-nehmen auf der anderen Seite existiert. „Wenn es sichaber um einen Markt handelt, muss man, um dem Kun-den einen Nutzen zu bieten und selbst erfolgreich zu sein,Marketingmodelle und -instrumente einsetzen; auch inder Forschung“, fasst Baaken zusammen. „Eine wichtigeGrundlage für den Erfolg von Forschenden besteht darin,dass sie den Bedarf ihrer Kunden kennen und gemäß die-

sem Bedarf forschen, entwickeln und dienstleisten“.Die Wissenschaftler stellten eine „Toolbox“ mit verschie-denen Instrumenten zusammen. Sie reichen von der Opti-mierung von Strukturen und Prozessen über Schulungenvon Forschern in Marketing und Vermarktung bis zuMarktanalysen und Kundenzufriedenheitsstudien. Waswollen Märkte beziehungsweise Forschungskunden undwie zufrieden sind sie mit dem, was sie bekommen? Die-se Frage wird in der Forschung an Priorität gewinnen, pro-gnostiziert der Wirtschaftswissenschaftler. So werdenetwa in den Untersuchungen zur Kundenzufriedenheit imForschungsmarkt Erwartungen und wahrgenommeneLeistungen gegenüber gestellt. Das Team um ProfessorBaaken hat mit diesem Untersuchungsansatz die weltweitersten Zufriedenheitsuntersuchungen in Forschungs-märkten realisiert.

35FHocus – Sommersemester 2006

Sein Modell verkürzt die Wege zwischen Wissenschaft und

Markt: Prof. Dr. Thomas Baaken von der Fachhochschule

Münster.

Schon vor einem Forschungsprozess können und sollenPartner und potenzielle Kunden eingebunden werden.Dabei stehen weniger die Institutionen, sondern die Men-schen als Treiber und Akteure im Zentrum. „Marketing indiesem Kontext bedeutet auch, Vertrauen zu schaffenund einzulösen“, stellt der Hochschullehrer klar. Im„Commercialisation Awareness Program“, einer als Vor-lesungsreihe angelegten Schulung, werden Möglichkei-ten, Ziele und Mechanismen effektiven Marketings dar-gestellt und Forscher für ein strategisches Marketingsensibilisiert. Die Vorlesungsreihe schärft den Blick derWissenschaftler für Märkte ihrer eigenen Forschungs-arbeit. „Denn oft wird am Markt vorbei geforscht“, be-klagt der Marketingexperte und mahnt: „Wenn wir unse-re Forschung nicht besser vermarkten, bleibenInnovationen aus.“

Die Fachhochschule Münster setzt daher auf Kunden-orientierung, auch und gerade in der Forschung. Nebendem Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt Science-to-Business Marketing verfügt die Hochschule mit denbeiden Prorektoraten „Koordination und Partnerschaften“und „Forschung, Entwicklung und Wissenstransfer“ sowieder Transferagentur über eine hervorragende Basis undbietet eine breite Plattform, um Unternehmen zu Part-nern in der Forschung zu machen. Eine Partnerschaft, vonder beide Seiten profitieren: Innovationen für die investie-renden Unternehmen, finanzielle Unterstützung sowie zu-sätzliches Know-how und Technologien für die Wissen-schaftler. Das Konzept geht auf: Insgesamt beträgt derAnteil der Drittmittel am Jahresbudget der Hochschulerund 27 Prozent. 2005 entsprach das einer Summe von9,8 Millionen Euro, Tendenz steigend. Keine andereFachhochschule in Deutschland ist in dieser Hinsicht er-folgreicher.

Angesichts der angespannten Lage öffentlicher Kassenstellen Drittmittel einen immens wertvollen Beitrag zurEntwicklung der Hochschulen dar, dessen Bedeutung inZukunft weiter zunehmen wird. Science-to-Business Mar-keting ist dabei „ein Schlüssel, um Hochschulen erfolgrei-cher zu machen“, macht Baaken deutlich. Mittlerweilehaben das auch andere erkannt: Über eine MillionenFlugkilometer kamen bisher durch Vortragsreisen zusam-men, 95 Prozent der Kommunikation mit Interessiertenund alle Vorträge finden auf Englisch statt. Europa, Japan,Australien, Südafrika, USA – in insgesamt 14 Ländernwurden bereits 75 Vorträge, Schulungen und eigene Kon-ferenzen realisiert. Es entstand ein weltweites Netzwerkvon Partnerschaften, neben vielen europäischen Hoch-schulen unter anderem den Universitäten Adelaide, Te-xas, Pretoria sowie die Nihon Universität in Tokio. DasMünsteraner Marketingmodell geht um die Welt.

Kontakt:

Prof. Dr. Thomas Baaken

[email protected]

Stefanie Gosejohann

[email protected]

www.science-marketing.de

Facetten 36

Sich für den Fachbereich engagieren und auf den Berufsstart vorbereiten

„Unser Ziel ist der Aufbau eines Netzwerks zwischenFachbereich, Unternehmen und Studierenden“, beschreibtBroser den Schwerpunkt der Aktivitäten. Bisher haben dieStudierenden drei Projekte für Unternehmen bearbeitet.„Anfangs war es ein Ferienjob bei einer Firma, die im Be-reich Kunststoff tätig ist. Daraus ist der erste Auftrag ent-standen“, erinnert er sich. „Das Unternehmen war sehran der Erstellung von Produkt-Datenblättern mit chemi-schen und physikalischen Eigenschaften interessiert, hatteaber intern keine freien Ressourcen für diese Aufgabe.“Deshalb haben die Studierenden die Zusammenstellungder Daten und deren Strukturierung übernommen. Zweiweitere Aufträge sind durch die Vermittlung von Korff, derselbst als Unternehmensberater tätig ist, auf dem Schreib-tisch von Chemeco e. V. gelandet: eine Marktanalyse undeine Patientenbefragung. Für die Zukunft wünschen sichdie studentischen Unternehmensberater weitere Aufträge,um sich in der Hochschule zu etablieren und in kleinenund mittelständischen Firmen als Ansprechpartner für dieLösung von Problemen bekannt zu werden.

Die Verbindung von Chemieingenieurwesen und Betriebs-wirtschaft nur in der Theorie reicht Raimar Broser nichtaus. Deshalb haben der angehende Wirtschaftsingenieurund weitere Studierende eine studentische Unterneh-mensberatung gegründet: Chemeco e.V. – Consulting inChemistry and Economics.

Bisher gehören fünf Studierende aus dem StudiengangChemieingenieurwesen und zwei Studierende desWirtschaftsingenieurwesens zum Team. Betreut werdendie engagierten Studierenden von drei Professoren desFachbereichs Chemieingenieurwesen: Prof. Dr. ThomasJüstel, Prof. Dr. Richard Korff und Prof. Dr. AndreasWeiper-Idelmann sind beratend tätig. „Aus meiner Sichtbietet sich den Studierenden eine große Chance. Sie kön-nen Fragestellungen bearbeiten, die so im Studium nichtauftauchen, und sich interdisziplinär an der Schnittstellezwischen Wirtschaft und Chemie betätigen“, so Prof. Dr.Andreas Weiper-Idelmann, Hochschullehrer für OrganischeChemie.

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Prof. Dr.-Ing. Richard Korff (2.v.r.), selbst

Unternehmensberater, betreut das Team

der studentischen Unternehmensberatung

Chemeco e.V.

37FHocus – Sommersemester 2006

Doch das Engagement der Studierenden beschränkt sichnicht auf die Abwicklung von Projekten für Unternehmen.„Wir wollen mit unseren Aktivitäten den Fachbereich un-terstützen – von Studierenden für Studierende“, ergänztRaphael Jonker, angehender Chemieingenieur mit demSchwerpunkt Analytik und Biotechnologie. Seit fast einemJahr nutzen die Studenten Teile ihrer Freizeit, um sich fürden Fachbereich zu engagieren. „Wir haben zum Beispielauf den letzten Fachhochschul-Informations-Tagen hier inSteinfurt Schüler durch den Fachbereich geführt“, erzähltNils Varbelow, der im sechsten Semester Chemie-ingenieurwesen mit Schwerpunkt Kunststofftechnologiestudiert. Darüber hinaus organisierte Chemeco e.V. bereitseine Exkursion zu einem großen deutschen Chemie-konzern und bereitete den Auftritt des Fachbereichs aufder Achema 2006, dem Weltforum für Prozessindustrie,mit vor.

Doch bevor die eigentliche Arbeit losgehen konnte, muss-ten sich die Studierenden mit allerlei organisatorischenFragen beschäftigen. „Die Gründung des Vereins war sehraufwändig, schließlich galt es, Fragen wie Rechtsform,Satzung und Besteuerung zu klären“, berichtet Jonker.Nachdem sich die sieben Gründungsmitglieder auf einenNamen geeinigt hatten, wandten sie sich an den Fachbe-reich Design und baten um Unterstützung bei der Ent-wicklung eines Logos. „Dort gibt es eine Lehrveran-staltung zur Gestaltung von Logos, und die Teilnehmer ha-ben sechs Vorschläge entwickelt“, erklärt Broser und erin-nert sich an intensive Diskussionen bei der Entscheidungfür einen der Vorschläge. Auch dieser schwierigen Start-phase gewinnen die studentischen UnternehmensberaterPositives ab: Für sie sei das eine Chance, ihre sozialeKompetenz zu schulen und Verantwortung zu überneh-men – alles Dinge, die ihnen beim Berufsstart weiterhel-fen werden. Als nächste große Aufgabe sehen dieJungunternehmer die Nachwuchswerbung. „Wir selbstsind nicht mehr allzu lange an der Hochschule und wün-schen uns sehr, dass unsere Idee weiterlebt“, so Broser.

Kontakt:

Raphael Jonker

[email protected]

Juliana Neumann, Olga Martin und Sarah Gesmann haben

im Seminar von Diplomdesignerin Tanja Recker am

Fachbereich Design das Logo für die neue studentische

Unternehmensberatung Chemeco e. V. entworfen.

Facetten 38

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Außergewöhnliches von Bachelors

Der Entwurf zeigt den freigelegten Sockel in der

Meistersiedlung und die Verbindung zum Haus

Emmer.

Preise und Ehrungen für den Architektur-Nachwuchs: Fürihre Arbeit „EMMER moves out“ bekamen MichèlFlaßkamp und Stephan Weber den Internationalen Bau-haus Award 2006. Damit setzten sie sich gegen Teilneh-mer aus 23 Nationen und auch gegen die bereits berufs-tätige Konkurrenz durch.

Zur vierten Auflage des Wettbewerbs der Stiftung Bau-haus Dessau wurden junge Gestalter, Architekten, Künst-ler und Wissenschaftler aufgerufen, Ideen für das frühereDirektorenhaus Gropius im Ensemble der Meisterhäuserin Dessau zu entwickeln. Es war während des ZweitenWeltkriegs bis auf den Sockel zerstört worden; auf demSockel wurde 1956 das Haus Emmer gebaut. Die Arbei-ten sollten einen erkennbaren Bezug zur Stadt-entwicklung Dessaus haben und sich mit den Grund-werten der Moderne auseinandersetzen.

Und das taten Stephan Weber und Michèl Flaßkamp inder Weihnachtszeit des vorigen Jahres. Die beidenArchitekturstudenten, die am Fachbereich auf demLeonardo-Campus auch als Tutoren arbeiten, entschiedensich nach langem Suchen für die Bauhaus-Ausschreibungund verbanden ihr Semesterprojekt mit dem Wettbewerb.Betreut wurden sie von ihren Professoren Herbert Bühlerund Marc Mer.

Renommierte Fachzeitungen haben inzwischen über ihrenLösungvorschlag berichtet, freut sich Flaßkamp. Das inter-national angelegte Architekturstudium mache ihm „un-heimlich viel Spaß“, unterstreicht der frischgebackene Ba-chelor, auch wenn es viel Arbeit bedeute und die Zeit inden Semesterferien stark vom Studium in Beschlag ge-nommen werde.

Der Fachbereich Architektur in Münster hatte als erster inDeutschland einen fünfjährigen gestuften Bachelor-Mas-ter-Studiengang mit Europa-Standard eingerichtet – und2001 genehmigt bekommen. In kleinen Gruppen wird di-rekt vom Professor und ohne Mittelbau gelehrt. DasPartizipationsmodell mit einem Meister-Schüler-Verhältnishat sich nicht nur bei dem Wettbewerbsbeitrag der beidenStudenten bewährt. Jüngst hatte ihr Kommilitone DominikTenhumberg für seine Arbeit das nicht minder prestige-trächtige Taut-Stipendium von der Jury der Bundes-architektenkammer für eine der vier jahrgangsbesten Ar-chitektur-Abschlussarbeiten an deutschen Hochschulenerhalten. Bereits im vergangenen Jahr war schon ein Ab-solvent der FH Münster mit dem Taut-Stipendium ausge-zeichnet worden.

39FHocus – Sommersemester 2006

Die Preisträger Michèl Flaßkamp (r.) und

Stephan Weber freuten sich riesig, dass sie sich

gegen die professionelle Konkurrenz

durchsetzten.

FHocus – Sommersemester 2006 39

„EMMER moves out“ war von Stephan Weber undMichèl Flaßkamp bewusst als „ungewöhnliche Idee“ kon-zipiert worden. Die Jury-Begründung bringt die umfangrei-che und sorgfältig gestaltete Präsentation der beidenMünsteraner auf den Punkt: „Dem intelligenten undüberzeugend präsentierten Entwurf gelingt es, das En-semble der Meisterhäuser als Einheit wiederherzustellen,ohne das Direktorenhaus Gropius zu rekonstruieren undohne die Spuren der Geschichte in Gestalt des HausesEmmer zu negieren. Der Sockel als der erhaltene und da-mit authentische Teil des ehemaligen Direktorenhauseswird freigelegt, sichtbar gemacht und erhält eine neueBedeutung und Funktion. Als Veranstaltungsfläche wirdder Raum zwischen dem verschobenen Haus Emmer unddem Sockelgeschoss des Hauses Gropius Katalysator derprogrammatischen Aktivierung des Areals.“

Flaßkamp und Weber bereiten sich nun auf das an denBachelor anschließende viersemestrige Masterstudium vor.Mit auf den Weg haben ihnen die Juroren neben 8 000Euro Preisgeld einen Satz in der Begründung gegeben, derjeden Architekten stolz machen würde: „Die Arbeit leisteteinen wichtigen Beitrag zur Fortsetzung der Moderne, diesie als Prozess versteht.“

Kontakt

Michèl Flaßkamp und Stephan Weber

[email protected]

[email protected]

Facetten 40

Mikroperforation mit 5 000 Bohrungen pro Sekunde

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Mit dem Filtrieren ist das so eine Sache: Nur wenn der Fil-ter genau auf das zu filternde Gemisch abgestimmt ist,kann die anvisierte Trennung erfolgreich sein. Sind die Po-ren des Filtermaterials zu klein, kommt es zu Verstopfun-gen. Bei zu großen Poren geht die Trennleistung in denKeller.

Marc Baumeister, Doktorand am Laserzentrum des Fach-bereichs Physikalische Technik der FH Münster (LFM),kennt noch weitere Probleme: „Viele Filtermaterialiensind aus Kunststoff und wie ein Schwamm aufgebaut“, er-läutert er und macht deutlich, dass die sehr unregelmäßi-ge Struktur in Schwämmen zu Problemen bei der Filtrati-on führen kann. „Da gibt es Sackgassen, enger werdendePoren und keine einheitliche Porengröße.“

In seiner Doktorarbeit entwickelt er jetzt unter der Lei-tung von Prof. Dr. Klaus Dickmann ein Verfahren, beidem mit Lasern aus Folien qualitativ sehr hochwertige Fil-ter produziert werden können. „Diese Folien sind ausEdelstahl, das wegen der unkomplizierten Desinfektionbesonders von der Lebensmittelindustrie bevorzugt wird“,so Baumeister. Oberste Priorität hat eine einheitlichePorengröße. Das gewährleistet eine saubere Trenngrenze.„Und um Material zu sparen und die Effizienz zu erhö-hen, ist es außerdem wichtig, möglichst viele Poren proFläche unterzubringen.“

Marc Baumeister entwickelt und optimiert in

seiner Promotion ein Verfahren zur Herstellung von

mikroperforierten Folien durch Laserbohrung.

41FHocus – Sommersemester 2006

Eine Möglichkeit, solche Folien für Filter herzustellen, istdas „On-the-fly-micro-perforation“ genannte Verfahren.Dabei kommt ein gepulster Laser zum Einsatz, der mitgenau der Energiemenge betrieben wird, um ein Loch inder Folie zu erzeugen. „Jeder Laserpuls bringt eine Boh-rung in die sich kontinuierlich bewegende Edelstahlfolieein“, erläutert Baumeister das komplexe Zusammenspiel.Bei seinen Untersuchungen hat er herausgefunden, dassdie Auswahl des Lasers einen großen Einfluss auf den Pro-zess hat. „Die besten Ergebnisse haben wir mit einem Fa-ser-Laser erzielt, den unser Kooperationspartner SPI Lasersaus Großbritannien herstellt“, sagt Baumeister und berich-tet von Poren mit einem Durchmesser von 20 Mikrome-tern und einer Bohrrate von 5 000 Pulsen pro Sekunde.

Eine gleichmäßige Porenstruktur zu erreichen, bei der einLoch wie das andere aussieht, ist eine besondere Heraus-forderung. „Der Arbeitsabstand zwischen Laser und Foliebeträgt nur 0,2 Millimeter“, erklärt Baumeister. SchonAbweichungen von wenigen hundert Mikrometern störendie gleichmäßige Perforation oder bewirken unvollendeteBohrungen, so dass der 28-Jährige viel Arbeit in die Lö-sung dieses Problems investiert hat. „Wir haben von denperforierten Folien Abdrücke gemacht, und dort ist einesehr gleichmäßige Form der einzelnen Poren sichtbar“,nennt er ein wichtiges Ergebnis.

Mit einem weiteren Arbeitsschritt ist es möglich, diePorengröße noch weiter zu reduzieren. „Wird die perfo-rierte Folie nach dem Laserbohren kalt gewalzt, verwan-deln sich die vorher kreisförmigen Bohrungen zu schma-len Schlitzen. Die liegen parallel zur Walzrichtung undweisen bei einer Länge von ungefähr 50 Mikrometerneine Weite von weniger als fünf Mikrometern auf“, er-klärt Baumeister und ergänzt, dass die schlitzförmigen Po-ren für die meisten Anwendungen keinen Nachteil ge-genüber kreisrunden haben. Durch das Zusammenspielvon einstellbarer Porengröße und den Einflüssen des Wal-zens ist es außerdem möglich, auf einer Folie Bereichemit verschiedenen Porengrößen zu schaffen.

Baumeister:„Zukünftig wird diese Struktur es ermögli-chen, in einem Filtervorgang die Trennung in verschiede-ne Partikelgrößen vorzunehmen.“ Eine weitere Erhöhungder Bohrrate bei gleichzeitiger Reduzierung der Poren-größen steht im Zentrum der Arbeit, die Teil eines von derDeutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektsist.

Kontakt:

Marc Baumeister

[email protected]

Die unregelmäßige Porenstruktur schränkt die Trennleistung eines

porösen, schwammartigen Kunststofffilters deutlich ein, wie das Bild

des Elektronenmikroskops zeigt.

Das Elektronenmikroskop macht es sichtbar: Aus den kreisrunden

Poren werden durch Kaltwalzen der Edelstahl-Folie schmale Schlitze.

Zur Person 42

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Manchmal ist er einfach länger, der Weg zum Ziel. Dasweiß auch Roman Skarabis. Sein Weg war lang, und erwar erfolgreich. Der heute 41-Jährige machte 2004 seinenAbschluss am Fachbereich Design, als bester seines Jahr-ganges. Direkt im Anschluss wurde er Lehrbeauftragterfür Schrift und Typographie an der Fachhochschule Müns-ter. Mit erfolgreichem Abschluss, Lehrauftrag und berufli-cher Selbständigkeit war das Ziel erreicht.

Aber von vorn: Nach der Realschule begann Skarabis eineLehre zum Drucker. Viele Jahre arbeitete er in diesem Be-ruf. Seine Affinität zum Layout, zur Kunst, zu Bildern, dieihn seit seiner Jugend begleitete, verlangte aber nachmehr. 1997 begann er eine berufsbegleitende Ausbildungzum Gestalter, die er zwei Jahre später erfolgreich ab-schloss. Immer stärker verlagerte sich in der Folgezeit seinberuflicher Schwerpunkt weg vom Druck, hin zum Kreati-ven. Der nächste Schritt folgte konsequent mit dem Be-ginn des Designstudiums. Das Ergebnis ist bekannt.Den Grund für seine Leistung sieht der Münsteraner in derMotivation: „Nur wer etwas gerne macht, kann über sichhinauswachsen.“ Leidenschaft und Freude haben ihn bis

heute begleitet. Und so profitieren auch seine Studieren-den von den Praxisfeldern, die der Designer lange be-schritten hat. Die Praxis bleibt in seinen Seminaren immerim Blickfeld; der Bleisatz gehört zum Stoffumfang.

„Nichts, absolut gar nichts“ würde er heute anders ma-chen. Warum auch? Der Erfolg gibt ihm Recht. Dasnächste Projekt ist eine Einzelaustellung im Haus der Nie-derlande im Krameramtshaus, in deren Mittelpunkt VanGogh stehen wird. Die verschiedenen Arbeiten entstan-den noch während seines Studiums im Kurs fürInformationsgestaltung bei den Professoren HartmutBrückner und Dr. Reinhold Happel in Zusammenarbeit mitdem Van Gogh Museum, Amsterdam. Noch bis zum 26.August ist die Ausstellung „Über van Gogh“ im Kramer-amtshaus in Münster zu sehen. Dann können sich Besu-cher ein Bild über den selbstständigen Designer machen.

Kontakt:

Roman Skarabis

[email protected]

www.roman-skarabis.de

Roman Skarabis bei der Präsentation

seiner Diplomarbeit 2004.

Was wurde aus dem Studenten...... Roman Skarabis?

43FHocus – Sommersemester 2006

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Mit dem Diplom in den Beruf – klingt gut, klappt abernicht immer. Bei Carsten Sensler lief es hingegen glatt:Nach Abitur und Zivildienst studierte der heute 28-Jährigebis 2005 an der Fachhochschule Münster Elektrotechnikmit dem Studienschwerpunkt Technische Informatik undInternet Engineering. Sein Praxissemester bei dem IT-Dienstleistungsunternehmen der Gothaer VersicherungenIDG in Göttingen nennt er den „Beginn einer erfolgrei-chen Zukunft“. Er zog in die niedersächsischeUniversitätsstadt und schrieb bei IDG seine Diplomarbeit„Generierung von Testskripten für automatischeRegressionstests mit Werkzeugen und Methoden der ge-nerativen Softwareentwicklung“. Prof. Dr.-Ing. ThomasWeik vom Fachbereich Elektrotechnik und Informatik be-treute die Arbeit. „Die vielen Firmenkontakte bieten Stu-dierenden die Möglichkeit, Aufgaben aus der Praxis zu lö-sen“, erklärt der Wissenschaftler. Die Absolventen nutzendiese Chance als Sprungbrett in die berufliche Laufbahn.Und schließlich würden auch die Firmen davon profitieren.Sie sehen, wie sich die potenziellen Mitarbeiter in derPraxis bewähren. Weik: „Und schließlich werden wir soauch einer unserer wichtigen Aufgaben gerecht: dembeidseitigen Wissenstransfer.“

Was wurde aus dem Studenten …… Carsten Sensler?

Der Hochschullehrer lobt Senslers Arbeit in den höchstenTönen. Als dann eine Expertenjury der FachzeitschriftJavaSpektrum zu ihrem zehnjährigen Jubiläum innovativeDiplomarbeiten auf der Messe Objektorientiertes Pro-grammieren 2006 in München prämierte, gewann Senslerden 1. Preis beim „Java Award für Innovation“. Heute istder Dortmunder beim Softwareunternehmen blueCaratAG mit Hauptsitz in Köln angestellt und in verschiedenenKundenprojekten deutschlandweit im Einsatz.

„Praxissemester in Göttingen, Diplomarbeit im Unterneh-men – ich weiß jetzt: Es war die richtige Entscheidung“,freut sich Sensler über seine erste Etappe der Karriere-leiter. Dabei hatte er nie nur die berufliche Laufbahn imBlick. Neben dem Studium engagierte er sich in der Fach-schaft, im Fachbereichsrat sowie im Prüfungsausschussund nahm an Berufungsverfahren für Professoren teil.

Die Diplomarbeit schlummert nicht in der Schublade. Erknüpft, neben seinem Job, da an, wo er aufgehört hatund arbeitet an einer modellgetriebenen Weiterentwick-lung. Mit deren Ergebnissen kann Software besser getes-tet werden als bisher. „Lernen muss man ein Leben lang“,ist sich Sensler sicher. „Erst recht in meinem Metier.“ Soist die Chance groß, den Informatiker auf einer der zahl-reichen Fachkonferenzen für Softwareentwicklung wieJAX, W-JAX, OOP zu treffen.

Kontakt:

Carsten Sensler

[email protected]

www.sensler.de

www.mdtd.de

Zur Person 44

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Gabriele Berger hat Kulturveranstaltungen organisiert, Ju-gendzentren geleitet und ein Modellprojekt zur Qualitäts-sicherung in der Kinder- und Jugendarbeit mit auf denWeg gebracht. Das Handwerkszeug dafür lernte sie amFachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Münster.Genau zehn Jahre liegt ihr Diplom nun zurück, und in die-ser Zeit hat sich eine Menge getan.

So bot ihr der Trägerverein des Emsdettener Jugend- undKulturzentrums am Stadion (J.U.K.S.) direkt nach ihremAnerkennungsjahr die Leitungsstelle der Einrichtung an.Sechs Jahre lang sammelte sie hier Erfahrungen in einemder wenigen noch existierenden selbst verwalteten Ju-gendzentren, bevor sie sich für einen Wechsel zu einemkatholischen Pfarrheim in Münster entschied. Mit derVerbandsarbeit kam ein neuer Schwerpunkt zu ihrem be-ruflichen Portfolio hinzu. Viel Zeit verbringt sie außerdemin Turnhallen, denn als Übungsleiterin trainiert sie am Wo-chenende Mädchen und junge Frauen in Selbstbehaup-tungskursen. Den Kontakt zur Hochschule hat sie beibe-halten. Unter anderem schrieb sie innerhalb deserwähnten Modellprojekts „Qualitätsentwicklung,Qualitätssicherung und Selbstevaluation in der Kinder- undJugendarbeit“ einen Beitrag zu Prof. Dr. Hiltrud von Spie-gels Veröffentlichung „Jugendarbeit mit Erfolg“.

Von diesem Projekt zum Thema „Wirksamkeitsdialoge“ inZusammenarbeit mit dem Landesjugendamt WestfalenLippe profitiere sie immer noch, so die Sozialpädagogin.„Zurzeit übertrage ich die Methode auf die Qualitäts-entwicklung und Selbstevaluation in der Kinder- und Ju-gendarbeit vor Ort“, berichtet Berger, die mittlerweile fürdie Stadt Emsdetten in der Jugendförderung arbeitet.Ein wichtiges Anliegen ist ihr die Vernetzung verschiede-ner Träger. Für ein neues Steuerungsgremium zur Koope-ration von Jugendhilfe und Schule – ein Novum für Kom-

munen in der Größe von Emsdetten – arbeitet sie unteranderem mit dem Schulamt, Schulleitern aller Schul-formen und dem Schulpsychologen seit fast einem Jahrkooperativ zusammen.

Einen Riesenerfolg verbuchte Berger mit einer Aktion imBereich Jugendmedienschutz für Schüler, Eltern und Leh-rer, in der es darum ging, Kindern und Jugendlichen einenverantwortungsvollen Umgang mit dem Internet zu ver-mitteln. „Darüber wird in der Schule leider oft nicht genü-gend gesprochen“, bemerkt die Sozialpädagogin. Dabeibewahrt schon ein kleines Set an „Chat-Regeln“ die Ju-gendlichen davor, allzu blauäugig Privates im Netz preis-zugeben. In 70 Schulklassen informierte sie über Warnsig-nale und verteilte die Tipps zum Chatten.

„Die Aufgaben am Jugendamt sind sehr abwechslungs-reich“, sagt die Absolventin. Bei ihrer jetzigen Stelle han-delt es sich um eine Elternzeitvertretung. Ihre beruflicheZukunft sieht die Sozialpädagogin auch künftig in derMultiplikatorenarbeit. „Vor allem der Bereich Qualitäts-entwicklung interessiert mich.“ Gerade beginnt ein neuesProjekt zur Evaluation an drei Ganztagsgrundschulen, dasanschließend auf andere Schulen übertragen werden soll.Außerdem kommen Partizipationsprojekte hinzu, bei de-nen zum Beispiel eine Schulklasse die Gestaltung einesgerade eingeweihten Spielplatzes mitbestimmen konnte.Gabriele Berger ist übrigens selbst regelmäßig auf Spiel-plätzen zu Gast – mit ihrer zweijährigen Tochter.

Kontakt:

Gabriele Berger

[email protected]

Ein einfaches, aber effektives Set von

„Chat-Tipps“ hat Gabriele Berger

bereits in 70 Schulklassen verteilt.

Der Jugendmedienschutz ist einer von

mehreren beruflichen Schwerpunkten

der Sozialpädagogin.

Was wurde aus der Studentin …… Gabriele Berger?

45FHocus – Sommersemester 2006

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Prof. Dr. Reinhold SchoneFachbereich SozialwesenLehrgebiet Organisation und Management in der So-zialen Arbeitgeboren 1953 in Badbergen (Niedersachsen)

Studiert habe ich Mathematik, Soziologie und Päda-gogik in Bielefeld und das Studium als Diplom-Päda-goge im Jahr 1979 abgeschlossen.

Promoviert habe ich über das Thema „Theorie-Praxis-Transfer in der Jugendhilfe – SozialpädagogischePraxisforschung zwischen Analyse und Veränderung“.

Bevor ich an die Fachhochschule berufen wurde, warich Heimerzieher, Heimleiter und Organisationsberaterin verschiedenen Heimen der Jugendhilfe, habe überzehn Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Insti-tut für soziale Arbeit e.V. Münster gearbeitet und warin den letzten sechs Jahren Hochschullehrer an der FHin Dortmund (Erziehungswissenschaft mit demSchwerpunkt Hilfen zur Erziehung).

Meine Publikation, die am meisten Aufsehen erregte,beschäftigte sich mit dem Problem der Vernachlässi-gung von Säuglingen und Kleinkindern und den inter-disziplinären Herausforderungen, die sich daraus fürdie soziale Arbeit ergeben.

Ich erinnere mich besonders gern an den Preis für„hervorragende Leistungen in der Lehre“, den ich aufVorschlag der Studierenden des Fachbereiches Sozia-les von der Fördergesellschaft der FH Dortmund imJahr 2004 erhielt.

Ich bin neugierig auf die Herausforderungen meinesneuen Lehrgebietes und auf die Realisierung desMasterstudiengangs Kinder- und Jugendhilfe.

An Studierenden schätze ich besonders, wenn sie ei-gene Interessen artikulieren.

Akzente in der Forschung setze ich im Themen-schwerpunkt Kindeswohl und Kindeswohlgefährdung

Als Wissenschaftler der Vergangenheit oder Gegen-wart verehre ich besonders Prof. Dr. WolfgangBäuerle, einer der wichtigsten Reformer der Heimer-ziehung nach dem Kriege und ein kompromissloser

Verfechter menschenwürdiger Positionen in der Sozia-len Arbeit.

Und sonst so – ich bin verheiratet und habe eine Toch-ter. Freie Zeit nutze ich gerne, um mich sportlich zubetätigen (laufen – auch lange Strecken).

Kontakt:

Prof. Dr. Reinhold Schone

[email protected]

Prof. Dr. Heike EnglertFachbereich OecotrophologieLehrgebiet Ernährungsmedizin, Diätetik undBeratunggeboren 1964 in Fulda

Studiert habe ich Ernährungswissenschaft in Mün-chen und Gießen, nachdem ich in Frankfurt/Mainund St. Gallen eine Ausbildung zur Krankengymnas-tik/Physiotherapeutin gemacht hatte. In Münchenund Chicago erwarb ich nach einem postgraduiertenStudium den Master of Public Health.

Promoviert habe ich über den „Einflussernährungphysiologischer Aspekte auf denKnochenstoffwechsel bei postmenopausalen Frau-en“.

Bevor ich an die Fachhochschule berufen wurde, führ-te ich in Chicago mit Epidemiologen, Ärzten,Physiotherapeuten, Oecotrophologen und der Ge-meinde Rockford das gemeindebezogeneInterventionsprogramm CHIP (Comprehensive HealthImprovement Projekt) mit etwa 5 000 Teilnehmerndurch. Anschließend legte ich während meiner Tä-tigkeit an der Berliner Charité den Grundstein für einsolches Projekt in Deutschland.

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Bevor ich an die Fachhochschule berufen wurde, warich Senior Principal und Systemarchitekt für UMTSim Entwicklungszentrum für Mikroelektronik derInfineon Technologies AG. Zuvor leitete ich unter an-derem die weltweit erste offizielle Qualifizierung ei-ner Bluetooth-Systemlösung eines Halbleiter-unternehmens. Zuletzt war ich in dem UnternehmenLeitender Angestellter. Erste Lehrerfahrungen sam-melte ich während meiner Assistententätigkeit sowieam IFX Institute und an der UniversitätDuisburg-Essen.

Meine Publikation, die am meisten Aufsehen erreg-te, beschäftigte sich mit modernen Methoden der di-gitalen Signalverarbeitung („Irreguläre Abtastung –Signaltheorie und Signalverarbeitung“, Springer-Ver-lag). Inzwischen ist mein neues Buch „Informations-theorie und Quellencodierung“ im Schlembach-Ver-lag erschienen. Weitere Bücher werden in Kürzefolgen.

Ich erinnere mich besonders gern an den Preis, denich für meine Dissertation erhielt: den Jahrespreis derDuisburger Universitäts-Gesellschaft.

Ich bin neugierig auf die vielen neuen Kontakte, diemir meine Hochschultätigkeit ermöglichen wird, so-wie die Veränderungen, die sich im Bereich derHochschullandschaft abzeichnen.

An Studierenden schätze ich besonders Wissbegierdeund Neugier sowie Engagement.

Akzente in der Forschung setze ich im Bereich derMikroprozessoren und der digitalen Signal-verarbeitung; in der Lehre lege ich besonderen Wertauf die Vermittlung von fundierten Kenntnissen undpraxisnahen Anwendungen.

Als Wissenschaftler der Vergangenheit oder Gegen-wart verehre ich besonders Claude E. Shannon fürseine fundamentalen Arbeiten zur Informationstheo-rie sowie Alan M. Turing für seine grundlegendenBeiträge zur Berechenbarkeit in der Informatik.

Und sonst so – ich bin verheiratet und habe einenSohn. Freie Zeit nutze ich für meine Hobbys Literaturund Musik – ich spiele Gitarre und Keybord – sowieRadfahren und Reisen.

Kontakt:

Prof. Dr.-Ing. André Neubauer

[email protected]

Prof. Dr.-Ing. André NeubauerFachbereich Elektrotechnik und InformatikLehrgebiet Informationsverarbeitende Systemegeboren 1967 in Krefeld

Studiert habe ich Elektrotechnik mit der Studien-richtung Informationstechnik/Kommu-nikationstechnik an der Gerhard-Mercator-Universitätin Duisburg, wobei ich bis zu meinem Abschluss mitAuszeichnung im Jahre 1992 von der Studienstiftungdes deutschen Volkes gefördert wurde.

Promoviert habe ich 1997 mit dem Prädikat summacum laude zum Thema Adaptive Filter und geneti-sche Algorithmen.

Ich bin neugierig auf die eher praxisbezogene Ar-beit und freue mich darauf, im regen Austauschmit den Studierenden Präventions- und Ernährungs-konzepte weiter entwickeln zu können.

Akzente in der Forschung setze ich im Bereich vonPublic Health.

Als Persönlichkeit der Vergangenheit oder Gegen-wart bewundere ich Albert Schweitzer.

Und sonst so – ich reise gern (Indien, Nepal, Afri-ka), interessiere mich für unterschiedliche Kulturen,Alternative Medizin, Sport (Skifahren, Tennis) undprobiere gerne neue Sachen aus.

Kontakt:

Prof. Dr. Heike Englert

[email protected]

47FHocus – Sommersemester 2006

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Paul Spiegel ist tot. Der langjährige Präsident desZentralrats der Juden in Deutschland verstarb nachlanger Krankheit im April dieses Jahres im Alter von68 Jahren.

Der leidenschaftliche Kampf gegen Intoleranz, Anti-semitismus und Ausländerfeindlichkeit prägte seinLeben. Auf bewundernswerte Weise setzte er sichsowohl für die deutsche jüdische Gemeinde als auchfür Flüchtlinge, Aussiedler und andere benachteilig-te Minderheiten ein.

Von 2002 bis 2005 war Paul Spiegel Mitglied desKuratoriums der Fachhochschule Münster, das sichseiner ethischen Sichtweise auch weiterhin verbun-den fühlt.

Die Fachhochschule trauert um einen verdientenund wertvollen Mitmenschen, der es verstand, mitseinen Beiträgen wachzurütteln und zu begeistern.

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Die FH trauert um Paul Spiegel

Impressum

Rektor der Fachhochschule Münster

Pressestelle der Fachhochschule Münster:

Christoph Hachtkemper (verantw.), Anne Holtkötter

Pressestelle: Christoph Hachtkemper, Anne Holtkötter, Brigitte Heeke, Martina Weiland

sowie Werner Hinse, Rolf Laakmann, Marie-Luise Leonhardt, Stephanie Möller

Pressestelle: Monika Spindler

Pressestelle

sowie aus den Fachbereichen,

außerdem Stefan Adam, Thomas Baackmann, Ulrike Dammann, Werner Hinse,

Julia Holtkötter, Stephanie Möller, DRK-WatSan-Team Batagram, Pakistan,

IFRC-Relief-Team-Allai-Valley, Pakistan, Polizeiführungsakademie, www.photocase.com

Titelfoto: Roger Sennert

Druckerei Kleyer, Münster

2.000

Sommersemester 2006

Herausgeber

Redaktion

Beiträge

Gestaltung

Fotos

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Aktuell 48

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