16
Ob an renommierten Instituten, modernen Hochschulen oder in kooperativen Netzwerken – Mecklenburg-Vorpommern bietet Forschern Freiraum. Im Norden weht frischer Wind für gute Ideen. Ideenreich Nachwuchsforscher aufgepasst In MV spielend Wissenschaft entdecken Wissensgebiet MV Innovationen, Impulse und Ideen emvau ` [ ] MECKLENBURG-VORPOMMERN QI I 2012

Magazin des Landesmarketings MV

Embed Size (px)

DESCRIPTION

['em vau] QI 2012: "Ideenreich"

Citation preview

Page 1: Magazin des Landesmarketings MV

Ob an renommierten Instituten, modernen Hochschulen oder inkooperativen Netzwerken – Mecklenburg-Vorpommern bietet Forschern Freiraum. Im Norden weht frischer Wind für gute Ideen.

Ideenreich

Nachwuchsforscher aufgepasstIn MV spielend Wissenschaft entdecken

Wissensgebiet MVInnovationen, Impulse und Ideen

emvau[̀ ] MECKLENBURG-VORPOMMERN

Q I I 2012

Page 2: Magazin des Landesmarketings MV

2

Entdeckergeist, davon sind Forscher beseelt, er treibt sie an. Mich begeistert an der Chemie, dass bereits Studierende in Experimenten Moleküle oder Stoffe herstellen können,die es vorher noch nicht gab. Und: Das ist gar nicht so kompliziert. Zudem hat die Chemie einen praktischen Aspekt, denn bei Versuchen im Labor wird handwerklich ge-arbeitet, oder wie es im Fachjargon heißt »gekocht«. Als Leiter des Leibniz-Instituts fürKatalyse (LIKAT) »koche« ich zwar nicht mehr selbst, beeinflusse aber in Diskussionenmit unseren Mitarbeitern über Ziele und Methoden die Forschungsvorhaben – fungierealso als eine Art Impulsgeber.

Als Katalysator ist meist nur der Autoabgaskatalysator bekannt. Doch viele Materialien,von denen wir tagtäglich umgeben sind, gehen aus chemischen Reaktionen hervor. Ein Katalysator ist der Vermittler einer chemischen Reaktion und die Katalyse die Wissen-schaft von der Beschleunigung chemischer Reaktionsprozesse. Katalysatoren dienen abernicht nur zur Effizienzsteigerung, sondern können helfen, Abfallprodukte zu reduzierenoder gar zu vermeiden. Das LIKAT versucht dabei, Erkenntnisse der Grundlagenforschungzur Katalyse in praktische Anwendungen zu transferieren und damit einen Beitrag zumZukunftsthema Ressourcenschonung zu leisten. Das ist unseren Forschern in den ver-gangenen Jahren sehr erfolgreich gelungen. Jährlich wurden bis zu vier Prozesse in dieIndustrie überführt. Bestes Beispiel ist die Gesundheitswirtschaft. Von uns entwickelteEdelmetall-Katalysatoren sorgen für eine effizientere Wirkstoffherstellung bei Schmerz-mitteln und Herzmedikamenten.

Besonders wichtig für chemische Reaktionen sind die Ausgangsstoffe. Für das Leibniz-Institut sind das, im übertragenen Sinn, die folgenden drei: unsere 270 hoch qualifizier-ten, kreativen und motivierten Mitarbeiter, die Infrastruktur des Instituts, das heißt dieapparativen Voraussetzungen, und die fruchtbaren Kooperationen mit nationalen undinternationalen Wissenschafts- und Wirtschaftspartnern. Einen unserer wissenschaftlichenKooperationspartner sehe ich direkt, wenn ich aus meinem Bürofenster schaue: die Universität Rostock. Wissenschaftler der Universität nutzen als Gastforscher unsere Infra-struktur und ich halte im Gegenzug Vorlesungen für Rostocker Chemiestudenten.

Einblick

Katalysator für Ideen

Prof. Matthias Beller (49) studierte undpromovierte im Fach Chemie an der

Georg-August-Universität Göttingen,bevor er als Liebig-Stipendiat und

Postdoktorand an das renommierteMassachusetts Institute of Technology

(MIT) in Cambridge (USA) wechselte.Seit 1998 leitet Matthias Beller als

Direktor das Leibniz-Institut für Katalyse(LIKAT) in Rostock und ist Professor

an der dortigen Universität. SeinForschungsfokus ist die Entwicklung

umweltfreundlicher Katalyseverfahren.Für seine Arbeit auf diesem Forschungs-

gebiet erhielt er 2006 mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis denhöchst dotierten Wissenschaftspreis

Deutschlands sowie das Bundes-verdienstkreuz. Matthias Beller lebt mit

seiner Familie in Rostock.

Prof. Matthias Beller

Greifswalder GeisteswissenschaftlerJedes Buch steht an genau der Stelle, an die es der bedeutendeSchriftsteller selbst stellte: Das Koeppen-Archiv der Ernst-Moritz-Arndt Universität in Greifswald verwahrt den gesamtenNachlass Wolfgang Koeppens. In der Bahnhofstraße 4, dem Ge-burts haus des Schriftstellers, können Literaturwissenschaftlerwie Besucher nachvollziehen, wie ein Autor bei der Arbeit vor-geht. Prof. Eckhard Schumacher (Foto), Leiter des Koeppen-Archivs und Lehrstuhlinhaber für Neuere Deutsche Literaturund Literaturtheorie, warb für das Projekt »Wolfgang Koeppens›Jugend‹ – Nachlasserschließung, textgenetische Untersu-chung, Digitalisierung und Edition« rund 340.000 Euro von derDeutschen Forschungsgemeinschaft ein. Über weitere histo -rische Persönlich keiten aus dem Ideenreich MV informieren dieSeiten 10 –11.

Page 3: Magazin des Landesmarketings MV

3

Zu einer Vorlesung über den Ideenreichtum Mecklenburg-Vorpommerns lädt diese Ausgabe [’em vau] ein. Junge und renommierte Wissenschaftler stellen ihre Forschungs -vorhaben vor (S. 4 – 6) und zeigen, an welchen Orten Kinder und Jugendliche spielend zu Entdeckern werden (S. 8 – 9). Sie sind damit im besten Sinne Katalysatoren für zukunfts-weisende Ideen.

Prof. Matthias Beller

Q I I 2012 emvau[̀ ] MECKLENBURG-VORPOMMERN

Impressum

Herausgeber Landesmarketing MV, Peter Kranz (V.i.S.d.P.)Schloßstraße 2-4, 19053 SchwerinTel: +49 385 588 57 95, Fax: +49 385 588 57 [email protected], www.mv-tut-gut.de

Redaktion & GestaltungMolthan van Loon Communications GmbH(GPRA), www.mvlcc.deAlexandra Sell, Stefanie Quaas

Druck NEEF + STUMME premium printing GmbH & Co. KG

Auflage 235.000

Redaktionsschluss Januar 2012

InhaltSeite 4 – 6 Forscher im Datenmeer

Seite 7 Ausgründungen

Seite 8 – 9 Kleine Entdecker

Seite 10 – 11 Land der Denker

Seite 12 – 13 Forschungsobjekt Strandkorb

Seite 14 Wetterphänomen MV

Seite 15 Perspektive: Doktortitel

Phantastische PlasmamedizinOb kalt oder heiß – in der Plasmaforschung sind die Wissen-schaftler in Greifswald international führend. Dieser Vor-sprung wird auch durch die Gründung der weltweit erstenProfessur für Plasmamedizin deutlich. Mit Thomas von Woedtke beriefen die Ernst-Moritz-Arndt-Universität und dasLeibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V.(INP) einen überaus profilierten Forscher. In Greifswald wer-den im Bereich der Plasmamedizin vor allem die sogenann-ten »in vitro«-Effekte von kaltem Plasma auf Flüssigkeiten,Organismen und Zellen erforscht. Großes Potenzial von kaltem Plasma wird für therapeutische Anwendungen, zum Beispiel der Wundheilung, erwartet. Das Potenzial von heißem Plasma lotet Prof. Sibylle Günter im Strandkorbgesprächauf den Seiten 12 – 13 aus.

Foto

s Cov

er, S

. 2-3

: LIK

AT /

M. L

upts

cho

(2),

Uni

vers

ität G

reifs

wal

d / J

an M

eßer

schm

idt (

1), B

altic

Mus

eum

2.0

/ Su

sann

e M

arx

(1),

INP

Gre

ifsw

ald

e.V.

(1),

ww

w.sh

utte

rsto

ck.d

e (3

)

Kundige KinderUnterwasserforschung ohne nasse Füße? Auf der internationalen Websitewww.kids.balticmuseums.net gar kein Problem. Die von der Fachhochschule Stralsund gemeinsam mit dem dortigen Deutschen Meeresmuseum im Rahmendes Projekts »Baltic Museum 2.0« entwickelte Website informiert kleineNachwuchsforscher in fünf Sprachen.Spannende und altersgerechte Spieleladen zum Entdecken von Meeresbe-wohnern und Unterwasserpflanzen derOstsee ein. Weitere Angebote für wissbegie-rige Kinder finden sich auf den Seiten 8 – 9.

Page 4: Magazin des Landesmarketings MV

Rostock 54°5’0’’ N · 12°8’0’’ O

4

Rostock _ Olaf Wolkenhauer muss dem Diktumeines berühmten Altbundeskanzlers nach zumArzt. Er hat »Visionen«. Wolkenhauer, Professor für Systembiologie der Universität Rostock, gehtsogar gern zum Arzt. Zumindest, wenn es sich umKollegen aus der Medizin handelt. Sie sind Teil sei-ner Vision. Denn Wolkenhauer, selbst 2,11 Metergroß, hat Großes vor: sein »Systemmedizin« genannter Ansatz willNatur- und Ingenieurwissenschaften mit der Medizin verknüpfen.

Gemeinsam sollen nicht nur Grundlagen von Krankheiten erforscht,sondern auch das Wissen der Kliniker mit einbezogen werden – alsojener Ärzte, die tagtäglich mit Patienten zu tun haben. Wolkenhauerkann auf zahllose Vorarbeiten mit mathematischen Modellen undComputersimulationen verweisen. Diese wandte der 45-Jährige vorallem bei Alzheimer an – einer Erkrankung, für deren Erforschungsich die Universität Rostock umfassende Expertise erarbeitete. Miteiner Vision kam der Ingenieur bereits 2003 nach Rostock. Anders als in der jungen Disziplin Systembiologie üblich, wollte Wolkenhauer nicht nur Messergebnisse anderer aufbereiten, son-dern eigenständig forschen. Und zwar daran, » . . . Daten einen Sinnund Modellen eine Bedeutung zu geben. Um damit zu beweisen,dass es nichts Praktischeres gibt als eine gute Theorie.«

Wolkenhauers Vorstellungen passen ideal zum Land im Norden mit seinen vielen Standortvorteilen für die Wissenschaft: Freiraum für Forscher, moderne Institute und ein bundesweit be-liebter Studienstandort. 6.700 Wissenschaftler sind an den sechsHochschulen landesweit beschäftigt. Hinzu kommen 1.500 Mit-arbeiter an den elf Forschungseinrichtungen. Und es werden be-ständig mehr. Ein Grund: Alle wissen die kurzen Wege und denFreizeitwert einer Region zu schätzen, in der Beruf und Privatesbestens in Einklang gebracht werden können.

Eine Top-Adresse ist Mecklenburg-Vorpommern auch für BenjaminMesing. Der 29-Jährige arbeitet amFraunhofer Institut für GraphischeDatenverarbeitung in Rostock,einem der Standorte für VirtuelleRealität und 3-D in maritimen An-

wendungen. Mithilfe dieser Technologien bearbeitet er das vomBundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderteProjekt »POWER-VR«. Es soll die Evakuierung von Fähren bei Feueran Bord abbilden.

Mesing und zwei seiner Kollegen haben die zweidimensionalenKonstruktionsdaten um die dritte Dimension ergänzt. Wenn sieihre Simulation auf einem eigens und weit vor dem Durchbruchvon Tablet-PCs gebauten Multi-Touch-Table starten, sieht manganze Decks oder Ausschnitte. Und vor allem Punkte – jeder ein-zelne ist eine Person, die den Notausgängen zustrebt und sichan den Rettungsbooten einfindet. Die 3-D-Simulation lässt sichauch an einer speziellen Stereo-Wand darstellen. Mit ein-, zwei-mal Fingertippen hüpft Mesing von Deck zu Deck, wechselt von der Draufsicht in die Perspektive eines einzelnen Passagiers. Letzteres helfe zu erkennen, »ob man aus jeder Position auf dem Schiff die Notausgänge und deren Beschilderung sieht.«Vor allem bei Bränden mit starker Rauchentwicklung kann daslebensrettend sein.

Die für Fraunhofer-Einrichtungen typische Anwendungsorientie-rung findet Widerhall in der Wissenschaftsszene des Landes.Diese bringt mit wachsendem Erfolg Patente hervor, verdoppelteihre Drittmitteleinnahmen im vergangenen Jahrzehnt und bie-tet Hochschulen, die konstant vorderste Plätze in Rankings zurUnterstützung von Ausgründungen belegen.

Lebensnahe Wissenschaft zu Themen, die uns alle bewegen – Wissenschaftler in Mecklenburg-Vorpommern treibt ein spezieller Forscherdrang, besonders der um die Sicherheit und dasWohlergehen von Mensch und Tier.

Daten einen Sinn geben

>>

» Es gibt nichts Praktischeresals eine gute Theorie.«

P R O F. D R . O L A F W O L K E N H A U E RUniversität Rostock[ ]

Page 5: Magazin des Landesmarketings MV

Systematisch _ Prof. Olaf Wolkenhauers DatenanalyseInternational _ Dr. Evelin Engler und ihre Kollegen Pawel Banys und Zhen Dai

Virtuell_ Benjamin Mesing an Bord

Verlässlich _ Das Satellitennavigationsgerät des DLR an Bord des Forschungsschiffes DENEB im Hafen RostockFoto

s S. 4

-6: L

ande

smar

ketin

g M

V / C

arlo

Zam

boni

(4),

Ola

f Kru

ll (1

), In

stitu

t für

Imm

unol

ogie

und

Tra

nsfu

sions

med

izin

der

Uni

vers

itäts

med

izin

Gre

ifsw

ald

(1)

5

Page 6: Magazin des Landesmarketings MV

>>Systeme anwendbar zu machen, die zur Sicherheit auf hoher See und in Häfen beitragen, das ist in Mecklenburg-Vorpom-mern mit seinen rund 2.000 KilometernKüste auch ein Thema für Evelin Engler. Die51-Jährige und ihre Mitarbeiter, die wie Seefahrer aus aller Weltkommen, forschen für eine »Satellitengestützte Maritime Sicher-heit«. Ihr gleichnamiges Vorhaben, das sie mit Unterstützung desForschungsfonds MV starten, findet aber nicht auf hoher See, sondern am Standort des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrumsin Neustrelitz statt.

Das Umfeld des Instituts, das inmitten der MecklenburgischenSeenplatte liegt und sich in deren Kulturlandschaft gut einfügt,wird geprägt durch Empfangstechnik für alle gängigen Satelliten-navigationssysteme. Denn in der Schifffahrt geht bekanntlich seitJahrhunderten nichts ohne Orientierung an den Gestirnen. Inzwi-schen sind es künstliche Erdtrabanten – Satelliten –, mit deren Signa-len überall auf der Erde die Positionen bestimmt werden können.

Auch das Großvorhaben des europäischen Satellitennavigations-systems namens »Galileo« wird von Engler und ihrem Team mit-gestaltet. Sie ermöglichen, dass die Daten von »Galileo« undanderen Systemen Seeleute zuverlässig wissen lassen, an welchemPunkt der Weltmeere sie sich befinden und welche Risiken für Kollisionen und Grundberührungen bestehen. Engler, die in ihrer

6

Jugend Nautische Offizierin werdenwollte, freut sich, wenn ihre Arbeit»dem Schiffspersonal hilft, Gefahrenfrühzeitig zu erkennen.«

»Ich hab’ Schwein gehabt« sagt Annika Krause. Eigentlich kann die28-Jährige solche Sprüche nicht mehr hören. Doch dieser kam ihrselbst über die Lippen. Die Biologin forscht an, mit und fürSchweine – als Promotionsstipendiatin der International LeibnizGraduate School on Functional Diversity in Farm Animals. Trägerder Schule: das renommierte Leibniz-Institut für NutztierbiologieDummerstorf. Dessen 300 Mitarbeiter arbeiten daran, die Hal-tungsbedingungen und damit das Wohlbefinden von Nutztierenzu verbessern. Letzteres ist nicht nur aus Tierschutz-Aspekten elementar, sondern hat entscheidende Einflüsse auf die Tierge-sundheit und die Qualität des Fleisches.

Annika Krause will nicht nur über beobachtbares Verhalten objek-tive Werte über den Gefühlszustand der Borstentiere erlangen.Daher implantiert sie ihnen als weltweit Erste EKG- und Blutdruck-messgeräte. Deren Daten, ermittelt in mehreren 24-Stunden-Profilen, erlauben Rückschlüsse auf emotionale Reaktionen mittelsphysiologischer Parameter. »Das ist genau mein Thema.«, erinnertsie sich an den Moment, als sie von der Graduiertenschule erfuhr. »Ich kann hier etwas bewirken. Und das an einer Top-Adresse!«

Michael Lüdtke

Dummerstorf 54°0’51’’ N · 12°13’37’’ O

Wohlfühlfaktor _ Biologin Annika Krause mit ihren »Forschungsobjekten«

» Ich hab’ Schwein gehabt.« A N N I K A K R A U S E

Doktorandin am Leibniz-Institut für Tiergesundheit Dummerstorf[ ]

Neue Therapie aus Greifswald nahm EHEC den Schrecken EHEC – diese vier Buchstaben beherrschten Mitte 2011 die Schlagzeilen. Der so bezeichnete Krankheitserreger führte zu schweren Erkrankungen bei etwa 3.500 infizierten Menschen und sogar zu Todesfällen. Ebenso akribisch wie die Suche nach dem Darm erregerverlief die Erprobung von Therapieansätzen, um die gesundheitlichen Auswirkungen wie Sprachstörungen, Nierenversagen und Krampf-anfälle zu heilen. Ärzten der Universitätskliniken Greifswald und Bonn um Prof. Andreas Greinacher, Leiter der Abteilung Transfusions-medizin am Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin der Universitätsmedizin Greifswald, gelang bereits wenige Wochen nachKrankheitsausbruch der Durchbruch in der Behandlung der besonders schweren Krankheitsverläufe. Die Mediziner vermuteten, dassdie schweren Krankheitsverläufe auf Autoantikörper – Abwehrstoffe, die gegen eigene Gewebestrukturen kämpfen – zurück zuführenseien. Auf Basis dieser Theorie nutzten sie eine spezielle Blutwäsche, die diese Autoantikörper herausfilterte. Das Greifswalder Be-handlungskonzept zeigte rasch Erfolge. Es wurde deutschlandweit eingesetzt und rettete viele Menschenleben.Prof. Andreas Greinacher

Page 7: Magazin des Landesmarketings MV

Ingenieur Dr. Dirk Büchler

7

Rostock 54°5'0''N · 12°8'0''O

Schwerin _ Manch Strandbesucher an der Ostsee mag sich für an-geschwemmtes Seegras nicht gerade begeistern. Für Dr. ChristelDötsch-Jutsch jedoch ist es ein innovativer und vielseitig einsetz -barer Naturrohstoff. Mit der Veredelung der »Zostera marina«, so derlateinische Name der Meeresblütenpflanze, aus dem sie auch denUnternehmensnamen AQUAZOSTA® ableitet, schafft die promovierteBiologin eine »Wertschöpfungskette vom Meer zum Markt«. Der vonDötsch-Jutsch europaweit patentierte Wirkstoffkomplex MAREZOS-TIN® aus Seegräsern wird aufgrund seiner einzigartigen sekundärenPflanzenstoffe sowie seines hohen Gehalts an Vitamin A und E, Mineralstoffen und Spurenelementen in den Bereichen Kosmetikund Thalasso-Anwendungen, in der Ernährungswirtschaft und in derMedizin eingesetzt. Weitere Einsatzmöglichkeiten erforscht die Wis-senschaftlerin noch, denn das »Potenzial dieses Schatzes vor derHaustür ist riesig«, da ist sich Christel Dötsch-Jutsch sicher.

Aus Wissenschaft wird Wirtschaft

Hohen Luckow_ Dr. Dirk Büchler hat, wie die Mehrzahl der acht-zehn Mitarbeiter der BaltiCo GmbH, an der Universität Rostock stu-diert. Der Ingenieur machte sich südlich der Hansestadt selbst-ständig – praktisch zweimal. Denn den Unternehmensteil »Schiffs-propeller« verkaufte Büchler an die Voith GmbH und investierte in sein neues Forschungsfeld, die Stabwickeltechnologie. Eine Welt-neuheit, da nur die BaltiCo GmbH vollautomatisch zwei- und drei-dimensionale Strukturen aus Hochleistungsverbundwerkstoffenproduzieren kann. Eingesetzt wurden diese erstmals in Windkraft-flügeln, weitere Anwendungsfelder sind der Brückenbau und Trag-gitter für Deckhausstrukturen im Schiffbau. Entwickelt und getes-tet hat Büchler das Verfahren mit der Universität Rostock und demFraunhofer-Institut. »Hier ist alles Entwicklung«, fasst der Ingenieurden Unternehmenszweck der BaltiCo GmbH zusammen. DieserForschergeist wurde 2011 mit dem Ludwig-Bölkow-Technologie -preis MV ausgezeichnet.

Schwerin 53°38’0’’ N · 11°25’0’’ O

Erneuerbare Energien, Gesundheitswirtschaft und Technik: In Mecklenburg-Vorpommern ist die Nähe zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ein entscheidender Standortvorteil. Renommierte Einrichtungen, wie Fraunhofer-, Leibniz- oder Max-Planck-Institute, haben sich imUmfeld der sechs Hochschulen ebenso angesiedelt wie innovative Start-ups. Zwei Beispiele.

Natürlicher Schatz und innovativer Rohstoff _ Seegras, durch die stürmische Ostsee an den Strand gespült

Biologin Dr. Christel Dötsch-Jutsch

Foto

s S. 7

: Lan

desm

arke

ting

MV

/ Car

lo Z

ambo

ni (1

), Ro

bert

Ott

(1),

Bern

hard

Juts

ch (1

)

Page 8: Magazin des Landesmarketings MV

8

Ob im Sport oder den Naturwissenschaften – überall werden junge Talente gesucht. In Mecklenburg-Vorpommern mit großem Erfolg durch immer neue Ideen. Wissen-schaftler bieten hier speziell auf Kinder und Jugendliche zugeschnittene Bildungs- undForschungsangebote, die begeistern. Die grandiose Vielfalt der Natur macht das Landfür kleine Entdecker zum idealen Forschungsobjekt. [‘em vau] stellt Menschen vor, diedie Saat für den zukünftigen wissenschaftlichen Nachwuchs ausbringen. Willkommenim Forscherland MV: Besuchen, Probieren und Nachahmen ausdrücklich erwünscht!

Spielend entdecken

Nadine PankowMuseumspädagogin, OZEANEUM, Stralsund

»Im Aquarien-Rundgang des OZEANEUMs begeben sich dieBesucher auf eine Reise durch die nördlichen Meere. UnsereAusstellungen zeigen unter anderem die Riesen der Meere undfür unsere jüngsten Besucher gibt es das Meer für Kinder. Hierkönnen sie ihr Wissen auf einem Forschungsdeck testen undviele Experimentier- und Spielstationen ausprobieren. Beliebtist unser Aquarium mit jungen Seesternen, die unter Aufsichtsogar vorsichtig berührt werden dürfen. Als Museumspädago-gin habe ich viel Freiraum, den ich gern bei der Gestaltung un-serer Themenwerkstätten und bei individuellen Angeboten fürSchulklassen nutze. Unterstützt werde ich dabei von ›Walfred‹,dem Maskottchen des Deutschen Meeresmuseums.«

>> www.ozeaneum.de>> www.kindermeer.de

Lars Miersch, Dipl. Physiker und Doktorand, MSC Marine-Science-Center, Rostock-Warnemünde

»Ich arbeite auf der Robbenforschungsstation mit den wohlschönsten und spannendsten Forschungsobjekten – unddas direkt am und im Wasser. Meine Kollegen und ich ler-nen von der Natur, denn wir erforschen die Orientierungs-leistung der Robben. Wir sind kein Zirkus, öffnen aber unterdem Motto ›Wissenschaft hautnah erleben‹ fast jeden Tagunser Labor. Besucher können uns vom Sonnendeck ausbei den Experimenten mit den Tieren beobachten odernach Anmeldung auch ins Wasser begleiten. AuftretendeFragen werden direkt von Mitarbeitern beantwortet. Vorallem Kinder finden die tierischen Sympathieträger faszi-nierend – eine tolle Möglichkeit, Forscherdrang zu wecken.« >> www.marine-science-center.de

Page 9: Magazin des Landesmarketings MV

9

Dr. Albrecht WeidermannLeiter DLR_Campus, NeustrelitzDeutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik e.V. (DLR)»Unser Ziel ist die Nachwuchsförderung und -gewinnung im natur- undtechnikwissenschaftlichen Bereich. Hier im DLR_School_Lab bieten wirdaher Experimente für Schüler der neunten Klasse bis zum Abitur an, inweiteren Laboren auch Projekte für jüngere Schüler oder Studierende.Darüber hinaus gibt es verschiedene Angebote für Studierende und Leh-rer. Versuchsschwerpunkte sind Satellitentechnik und -empfang, Daten-auswertung und Navigation – mit Bezug zur aktuellen Forschung des DLRNeustrelitz, denn gemeinsam mit hiesigen Wissenschaftlern wurden dieExperimente entwickelt. Ob Fallturm, Raketenprüfstand oder Vakuum –wenn es gelingt, mit eindrucksvollen Experimenten Schlüsselerlebnissezu erzeugen, können wir vielleicht den einen oder anderen Schüler spä-ter als Mitarbeiter begrüßen.« >> www.dlr.de/schoollab

Entdecker-Familien gesucht!Machen Sie bis zum 30. März 2012 mit und gewin-nen Sie unter www.mv-tut-gut.de/magazinFamilienkarten für das OZEANEUM, MÜRITZEUModer den ZOO Rostock.

Foto

s S.

8-9

: Lan

desm

arke

ting

MV

/ Car

lo Z

ambo

ni (3

), O

ZEA

NEU

M/ J

ohan

nes-

Mar

ia S

chlo

rke

(1),

RITZ

EUM

(1),

ww

w.s

hutt

erst

ock.

de (1

)

Torsten WeißDipl. Biologe, Umweltbildung, MÜRITZEUM, Waren

»Zur Erkundung unserer Ausstellung bieten wir für Kinder und Jugend-liche Rallyes und Projekttage an. Nach einer Theorieeinführung bearbei-ten die Teilnehmer in Gruppen selbstständig Forschungsaufträge undpräsentieren ihre Ergebnisse. Beispielsweise zum Nestbau von Vogel-arten. Weil man in unserer Ausstellung alle Nestarten findet, ergänzenwir uns gut mit der Umweltbildung im freien Gelände, zum Beispiel imbenachbarten Müritz-Nationalpark. Auch Analysen von Wasserprobenund Versuche an der Temperaturorgel mit Kellerasseln sind möglich.Das Highlight ist unser Kinderumwelttag, eine kleine Messe für Kinderund Jugendliche. So wecken wir Begeisterung für die Wunder derNatur und legen damit den Grundstein für Umweltschutz.«

>> www.mueritzeum.de

Brunhild KonradLehrerin in der Zooschule, ZOO Rostock

»Klar liegt Biologie als Schulfach nahe, aber auch Mathematik, Geologie undDeutsch lassen sich mit unseren Exponaten, Modellen und lebenden Tierenanschaulich vermitteln. Denn Tiere wecken bei Kindern und Jugendlichenimmer Neugierde. Ob im Unterricht oder in Projektgruppen – an den Ange-boten unserer Zooschule nehmen jedes Jahr über zehntausend Schüler vonder ersten bis zur zwölften Klasse teil. Wichtig für jede Themenvermittlungist immer eine spannende und überraschende Ausgangsfrage. So kläre ichim Unterricht zum Beispiel, ob ein Pferd eine Gleitsichtbrille trägt. Wenn dieSchüler dann mit strahlenden Augen und vielen Fragen den Unterricht ver-folgen, ist das mein schönster Lohn.«

>> www.zoo-rostock.de

Page 10: Magazin des Landesmarketings MV

10

Fliegekunst« nieder. Seine theoretischen Ideen wollte der Luft-fahrtpionier sodann praktisch erproben, wobei ihm Weideholz-rahmen mit Spannweiten bis zu zehn Metern, bezogen mit ge-wachstem Baumwollstoff als Flügel dienten. Bereits 1891 gelangenLilienthal damit die ersten wiederholbaren Gleitflüge. Seine Expe-rimente dokumentierte er, justierte seine Flugapparate, veröffent-lichte die Ergebnisse und legte damit die erste wissenschaftlicheGrundlage zur weiteren Entwicklung von Tragflächen. Bereits 1894konnte er mit dem »Normalsegelapparat« ein Gleitflugzeug in

Anklam _ Er wollte hoch hinaus mit seinem sogenannten »Der-witzer Apparat«, einem Sturmflügelmodell und einem großenDoppeldecker. Der 1848 in Anklam geborene MaschinenbauerOtto Lilienthal gilt als erster erfolgreicher Flieger der Menschheit. Lilienthal machte damit nicht nur seinen persönlichen Traum vomFliegen wahr. In seiner Heimatregion, in Vorpommern, unternahmer erste Flugversuche. Erkenntnisse aus Vogelbeobachtungen undErgebnisse seiner Flugexperimente schrieb er gemeinsam mit seinem Bruder Gustav im Buch »Der Vogelflug als Grundlage der

Anklam 53°51’20’’ N · 13°41’0’’ O

Ob die Verwirklichung eines Menschheitstraums, die unbeirrbare Idee Troja zu finden oder die bodenständige Reform der Landwirtschaft: Mecklenburg-Vorpommern inspiriert. BesondererInnovationsgeist ist in den sechs Hochschulen, den zahlreichen Instituten und den vielen Museen im Land spürbar.

Norddeutscher Ideenreichtum

17. Februar

Führung »Sagen und Legenden«, GreifswaldMord und Hinrichtung auf dem Campus sowie ein Grab-stein vorm Damen-WC des Audimax: Die für die Betreu-ung und Sicherung der Kunstsammlung zuständigeKustodie beleuchtet auf ihrer Führung archäologischeGrabungsfunde und die spannende Geschichte der 1456 gegründeten Universität Greifswald. www.uni-greifswald.de

9. März

Jugend musiziert – Preisträgerkonzert, WolgastKlänge von Klavier, Gitarre, Flöte und Geige wehen durch dieStadtbibliothek Wolgast, wenn die jungen Preisträger desWettbewerbs »Jugend musiziert« zum Konzert einladen. DieSchüler und Schülerinnen der Kreismusikschule freuen sichdarauf, nach der Jury auch das Publikum von ihrem Können zu überzeugen. www.stadtbibliothek-wolgast.de

Page 11: Magazin des Landesmarketings MV

Lebende Exponate_ Thünen-Museum-Tellow

11

des. Auf Basis seiner Ergebnisse legte Schliemann 1869 der Uni-versität Rostock eine Dissertation vor und erhielt noch im selbenJahr die Doktorwürde. Eine weitere Idee des Archäologen bei Aus-grabungsprojekten: interdisziplinäre Zusammenarbeit. Ein Ansatz,der bis heute vom Heinrich Schliemann-Institut der Universität Rostock durch die vier vereinigten Disziplinen Alte Geschichte, Gräzistik, Klassische Archäologie und Latinistik gelebt wird. >> www.schliemann-museum.de

Tellow _ Johann Heinrich von Thünen war imwahrsten Sinne des Wortes ein Musterlandwirt.Der 1783 geborene Agrar- und Nationalökonomverband auf seinem Gut Tellow am Rande derMecklenburgischen Schweiz theoretische Kennt-nisse der Mathematik mit praktischer Landwirt-schaft. Die von ihm entwickelten ThünenschenKreise stellen um die Stadt kreisförmig angelegte

Anbauzonen dar. Sein Ziel bestand darin, eine hohe Produktquali-tät und minimierte Transportkosten zu erreichen, ganz im Sinneheutiger Regionalität. Der Praktiker Thünen formulierte als früherVordenker einer sozialen Marktwirtschaft ein neuartiges Konzepteines Arbeitslohns und einer Betriebsrente. Das historische Guts-ensemble des Reformers beherbergt heute das Thünen-Museum inTellow mit Dokumentationen zur regionalen Landwirtschafts-geschichte. Besucher des Freilandmuseums können neben einerumfangreichen Bibliothek auch Stallungen und einen Gutsmarkterkunden – ganz nach dem Vorbild des berühmten Besitzers.>> www.thuenen-museum-tellow.m-vp.de

Serienreife produzieren. Es fand sogar Käufer. »Vom Schritt zumSprung, vom Sprung zum Flug« – Otto Lilienthal war kein Mannder kleinen Schritte. Dieser Wagemut war beispiellos und endetetragisch: 1896 kam Lilienthal bei einem Unfall mit einem seinerFlugapparate ums Leben. Das Otto-Lilienthal-Museum in Anklamwidmet sich mit zahlreichen Modellen und Dokumenten demLeben und den Ideen des berühmtesten Sohnes der Stadt. Besu-cher erhalten nicht nur einen Einblick in die technische Entwick-lung der Flugapparate, sondern können im Aeronauticon miteinfachen Experimenten das Geheimnis vom Fliegen selbst lüften.>> www.lilienthal-museum.de

Ankershagen _ Wer denkt beim Namen Troja,dem historischen Ort in der heutigen Türkei,nicht an Heinrich Schliemann. Aufgewachsenist der Wegbereiter der Feldarchäologie in Vor-pommern. In seinem Elternhaus in Ankers -hagen informiert seit zwanzig Jahren dasHeinrich-Schliemann-Museum über Leben undSchaffen des weltberühmten Archäologen. Be-

sucher empfängt das Museum mit einem trojanischen Holzpferdam Eingang und wenngleich der antike Goldschatz nicht zurSammlung gehört, laden zahlreiche Exponate zur Entdeckungs-reise ein. Mit eigenen Forschungsarbeiten, Vorträgen und Veröf-fentlichungen will das Heinrich-Schliemann-Museum einen Beitragzur wissenschaftlichen Diskussion des nicht unumstrittenen For-schers leisten. Obwohl Heinrich Schliemann bei seinen Ausgra-bungen in Troja, Orchomenos und der Ruinenstadt Mykene nichtgerade behutsam vorgegangen sein soll, werden die von ihm ent-wickelten Forschungsmethoden in der Feldarchäologie bis heuteangewendet. Beispielsweise die Anlage von Suchgräben, soge-nannten Sondagen, zur Voruntersuchung des Ausgrabungsgelän-

20. April

»Campus Ahoi!«, WismarLeinen los: Die Hochschule Wismar lädt Studieninteres-sierte von 9 –16 Uhr mit einem umfangreichen Programmzum Hochschulinformationstag ein. Auf einer Campus-Entdeckungstour überzeugen Hörsäle, Bibliothek undMensa die Besucher ebenso wie das attraktive Fächer-angebot. Hier kann man Anker setzen. www.hs-wismar.de

26. April

Lange Nacht der Wissenschaften, Rostock Staunen, Entdecken und Verstehen – die wissenschaftlichenEinrichtungen der Region Rostock laden von 18 – 23 Uhr zuspannenden Vorträgen, Präsentationen, Führungen undSchauvorlesungen ein. Ein eigenwilliger »Professor« führt durch den Abend und die anschließende After-Science-Party.Viel Spaß in Rostock. www.lange-nacht-des-wissens.de

Troja in MV _ Heinrich-Schliemann-MuseumFoto

s S. 1

0-11

: Lan

desm

arke

ting

MV

/ Car

lo Z

ambo

ni (2

), O

tto-

Lilie

ntha

l-Mus

eum

(1),

Arch

iv H

einr

ich-

Schl

iem

ann-

Mus

eum

(1),

Thün

en-M

useu

m-T

ello

w (1

), Ju

gend

mus

izie

rt /

Eric

h M

alte

r (1)

, Sph

inx

ET /

Gili

Sha

ni (1

), ge

mei

nfre

i (2)

Page 12: Magazin des Landesmarketings MV

Frau Professor Günter, Sie sitzen in einem Strandkorb. Eine Erfindung aus MV mit Nutzwert. Welchen Nutzen stiftet dasMax-Planck-Institut Greifswald? Langfristig soll der Nutzensein, an der Lösung des Energieproblems mitzuwirken. Kurz-fristig ist es ein erstklassiges Technologieinstitut, das Arbeits-plätze und spannende Perspektiven für hochqualifizierte Leuteim Land bietet.

Physiker versuchen die Welt zu erklären. Wann haben Siesich entschieden dazu einen Teil beizutragen? Während mei-ner Schulzeit. Mir haben Mathematik und Physik immer viel Spaßgemacht. Und das Vorurteil vom einsamen Wissenschaftler imLabor stimmt glücklicherweise überhaupt nicht – Physik istTeamwork. Jeder Forscher steuert einen kleinen Teil zum Er-kenntnisgewinn bei.

Sie haben auch an internationalen Einrichtungen geforscht.Was zeichnet den Wissenschaftsstandort MV aus? Mecklen-burg-Vorpommern hat mit seinen zwei Universitäten und vierHochschulen eine tolle Infrastruktur und kann außerdem mit wunderbarer Landschaft und attraktiven Le-benshaltungskosten punkten. Meine Kollegenüberzeugt zudem, dass MV sehr kinderfreund-lich ist. Sie sind begeistert von der Förderung inden Schulen – bei Spezialförderung für Hoch-begabte wie auch für Kinder mit Behinde-rung. Insgesamt bietet MV einUmfeld für Wissenschaftler,das sehr gut ist.

Plasma wurde 1879 vomChemiker und PhysikerWilliam Crookes beschrie-ben und seit über 60 Jahren

ist auch die Plasmatechnik bekannt. Was gibt es noch zuerforschen? Wir haben hier am Max-Planck-Institut ein großesZiel: Wir wollen mit der Plasmatechnik Energie erzeugen. Kon-kret wollen wir das Gegenteil davon machen, was in einemSpaltungskraftwerk passiert, wo ein großer Kern in zwei kleinegeteilt wird. Wir wollen zwei kleine Atomkerne in einen großenzusammenführen – wie es die Sonne tut. Beim Verschmelzenvon Helium zu Wasserstoff kann viel Energie gewonnen werden.

Ist die hier erforschte Kernfusion die Fortsetzung der Kern-energie mit anderen Mitteln? Nicht ganz. Es ist zwar eineKernenergie, aber der wesentliche Unterschied ist, dass wir keinen radioaktiven Abfall produzieren. Das Problem der End-mülllager würde damit vermieden. Es kann auch keine Ketten-reaktion auftreten. Das Verfahren, das wir im Versuch mit demWendelstein 7X testen, ist somit deutlich sicherer.

Was schätzen Sie persönlich an MV? Auch wenn ich berufs-bedingt bei München wohne, ist Mecklenburg-Vorpommernimmer noch mein Zuhause. Ich schätze die Landschaft und die

Weite und bin gern hier, auch mit meiner Familie. Am liebsten fahre ichmit dem Fahrrad an der Ostseeküsteentlang.

Äußert sich der Entdeckerdrangeiner Forscherin auch auf Rad-touren? Ich muss nicht immer alles erklären, was mir begegnet – dieQual habe ich zum Glück nicht. Abermanchmal passiert es mir schon,dass ich in der Natur etwas sehe undmich frage, wie das eigentlich zu-stande kommt.

Exklusiv für ['em vau] erzählt Prof. Sibylle Günter, Wissenschaftliche Direktorin des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP), wie Forscher in Greifswald ihren Beitrag zur Zukunftsfrage Energie leisten und mit welchen natürlichen Reizen das Institut Wissen-schaftler ins Land lockt.

»Wir wollen die Sonneauf die Erde holen…«

Greifswald 54°5’45’’N · 13°33’52’’O

Gewinnen Sie das Strandkorb-Buch mit persönlicher Widmung von Prof. Dr. Sibylle Günter. Machen Sie bis zum 30. März 2012 mit unterwww.mv-tut-gut.de/magazin.

12

Page 13: Magazin des Landesmarketings MV

Foto

s: L

ande

smar

ketin

g M

V / C

arlo

Zam

boni

Prof. Sibylle Günter, geboren 1964 in Rostock, studierte und promovierteim Bereich Physik in ihrer Heimatstadt. International forschte sie an der Universität Maryland und am National Institute of Standards and Techno-logy (Maryland). In Rostock habilitierte sie über „Optische Eigenschaftendichter Plasmen“. Die Physikerin ist ihrer Alma Mater bis heute treu und hältan der Universität der Hansestadt Vorlesungen. Seit 1996 ist Sibylle GünterWissenschaftliche Mitarbeiterin im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik(IPP), mit den Forschungsstandorten Garching und Greifswald. Im Februar2011 wurde sie zur Wissenschaftlichen Direktorin des IPP berufen.

Gehen Sie im Video zum Strandkorb-Gespräch auf Ent-deckungstour durch das Max-Planck-Institut in Greifswald – online unterwww.mv-tut-gut.de/magazin.

13

Page 14: Magazin des Landesmarketings MV

Kolumne

14

Schwerin 53°38'0''N · 11°25'0''O

Meinen allerersten Urlaub – ich war fünf – verbrachte ich mit der Familie 1974 am Schweriner See. Es schiffte ohne Ende, und die »BRD« wurde Fußballweltmeister. Ich war ein Glückspilz, denn dass beide Phänomene zusammentreffen ist rein statistisch geseheneher unwahrscheinlich.

Mein letzter Besuch in MV führte mich für Dreharbeiten nachGreifswald. Aus Sicht eines Meteorologen ist der Forschungs-standort ein einziges Hochdruckgebiet: Hier beschäftigen sichWissenschaftler des Max-Planck-Instituts und des Leibniz-Institutsmit Hoch- und Niedertemperatur-Plasmen und das Institut fürGeographie und Geologie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität betreibt eine »WeltraumWetterWarte« – für Vorhersagen weit über der Wolkendecke.

Die Lage im Norden Deutschlands ist für das Gelingen solcher wissenschaftlichen Vorhaben zwar keine notwendige – aber, umin der Sprache der Logik zu bleiben, eine hinreichende Bedingungfür Erfolg versprechende Experimente zur Wetterforschung.Schließlich punktet MV mit mehr Sonnenstunden als irgendeinanderes Land. Ausnahmen wie ’74 bestätigen da die Regel. Dennmeteorologisch betrachtet ist die Ostsee ein ganz besonderesMeer. Umgeben von Land und durch das skandinavische Gebirgevor den heftigsten Stürmen des Nordatlantiks geschützt, ist dieRegion deutlich kontinentaler geprägt als zum Beispiel die an-grenzende Nordsee. Infolgedessen nisten sich dort immer wiederHochdruckgebiete ein, die durchaus länger als einen Monat ausharren können. Die angesprochenen Sonnenstundenrekordein MV gehen also auf das Konto dieser Skandinavien-Hochs. Übrigens genauso wie die zu zwei Dritteln zugefrorene Ostsee imWinter 2010/11 – kleine Anmerkung für Nerds.

Diese Antizyklonalität, so bezeichnen Wetterfrösche eine Wetter-lage, die durch ein Hoch geprägt wird, lässt über MV die Sonneerstrahlen und scheint dort auch für intellektuelle Hochstimmungzu sorgen – insbesondere bei Forschern. Vielleicht ist das derGrund, weshalb sich zwischen Poel und Usedom ein Institut an das andere reiht. Sonnige Aussichten haben wohl aber vorallem die Mitarbeiter der Leibniz-Institute für Atmosphärenphysik in Kühlungsborn und für Ostseeforschung in Warnemünde – forschen sie doch zu Wetterlagen in direkter Ostseenähe.

Ein Punkt lässt mir allerdings keine Ruhe, Statistik hin oder her:Vielleicht sollte ich mit meinen Kindern den Sommerurlaub zurFußball-EM 2012 wieder am Schweriner See verbringen – voraus-gesetzt es schifft.

Sonnige Aussichten

K A R S T E N S C H WA N K E

Fernsehmoderator Karsten Schwanke, 42, ge-hört zum Team der »Wetterfrösche« im Ersten(ARD). Seine Medienkarriere begann der stu-dierte Meteorologe 1995 als Wettermoderatorbeim Radiosender Antenne MV. Seine Mode-ration des ZDF-Magazins »Abenteuer Wissen«wurde 2010 mit der Goldenen Kamera in derKategorie »Beste Information« ausgezeichnet.Der passionierte Fußballfan Karsten Schwankelebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Köln.www.schwanke.tv

Page 15: Magazin des Landesmarketings MV

Ausblick Rostock 54°5’0’’ N · 12°8’0’’ O

Foto

s: La

ndes

mar

ketin

g M

V/ C

arlo

Zam

boni

(2),

Gui

do O

hlen

bost

el (1

), w

ww

.shut

ters

tock

.de

(1)

15

Rostock _ Sie ist die älteste Alma Mater im Ostseeraum: die Uni-versität Rostock. Im aktuellen Wintersemester sind rund 15.000 Stu-dierende aus 99 Nationen eingeschrieben. Ihnen bietet dieUniversität ein vielfältiges Fächerspektrum von Agrarwissenschaf-ten über Meeresbiologie bis Zahnmedizin. Besonderer For-schungsschwerpunkt sind die »Life Sciences«. Die ehrgeizigenRostocker Wissenschaftler wollen im Bereich der Biomaterial -forschung an die Weltspitze. Unterstützt werden sie dabei vomLand Mecklenburg-Vorpommern, denn Innovationen stehen inDeutschlands Gesundheitsland ganz oben auf der Agenda. Fürgutes Forschungsklima sorgt, neben der Nähe zur Ostsee, die Ver-netzung mit ansässigen Unternehmen der Gesundheitswirtschaftund auch mit der Universität Greifswald. Getreu dem Leitbild »Tradition und Innovation« ist die Universität Rostock stark in For-schung und Lehre. Ihr Studienangebot richtet sich mit der Kinder-

Zwischen Strand und Audimax

»Grundlagenforschung nehme ich wörtlich, denn das Objekt meiner Doktorarbeit sind Gase‚ die von Mikroorganismen im Erdreichausgestoßen werden: Sodurithen. Ihre Struktur ist kaum erforscht und könnte im landwirtschaftlichen und medizinischen Bereichgroße Wirkung entfalten. Ich freue mich darauf, dieses Potenzial zu heben.«

T E R E S A W E I S E Die gebürtige Rostockerin Teresa Weise ist Doktorandin am Lehrstuhl für Biochemie der Universität Rostock. Der Schwerpunkt ihres Forschungsteams sind »Metabolite«, flüchtige Verbindungen, die Mikroorganismen u. a. zur Kommunikation ausstoßen.

Die Forscherin untersucht sie hinsichtlich ihrer Funktion, Herstellung und Wirkung. Teresa Weise wird voraussichtlich noch in diesem Jahr ihre Promotion erfolgreich abschließen.

[ ] universität und der Seniorenakademie bewusst auch an ganzjunge und ältere Semester. Die Absolventen finden sich in besterGesellschaft wieder: Neben Troja-Entdecker Heinrich Schliemanngehört auch Schriftsteller Uwe Johnson zu den Alumni der Uni-versität Rostock.

Page 16: Magazin des Landesmarketings MV

Peter Baars, Dipl.-Ing. Nordex SE

www.mv-tut-gut.de

Der Strandkorb ist eine Idee aus Mecklenburg-Vorpommern. Ein Land mit starken Perspektiven, innovativen Unternehmen, erstklassig in Forschung und Entwicklung. Und immer ein Strand in der Nähe.

„Der Wind liefert uns die Energie für neue Ideen.“