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16 | FREITAG, 29. MÄRZ 2019 MAGAZINSEITE VON KRISTIN ENGEL TORGAU/BECKWITZ. Ist Hundesport gleich Hun- desport? Egal ob Trickdog, Agility, Fährte, Ret- tungs- oder Gebrauchshundesport. Es geht dabei darum, die Hunde positiv auszulasten, sodass sie glücklich das Training verlassen. In Torgau gibt es zwei Hundesportvereine, die sich motivierte und zufriedene Hunde auf dem Platz wünschen. Doch beide Vereine sind auch komplett unterschiedlich, verfolgen andere Richtungen und Trainingsein- heiten. Aber das Ziel ist dasselbe: Die schöne ge- meinsame Zeit mit dem Partner auf vier Pfoten zu verbringen. Schäferhundverein Torgau „Willkommen auf dem Hundeplatz am Entenfang Torgau. Der Schäferhundverein Torgau besteht be- reits seit knapp 100 Jahren (1922). Hier sind fast nur Gebrauchshunde vertreten. Es kommen viele Züchter zu uns, um die Zuchtzulassungsprüfungen ablegen zu können. Auch wenn wir ein Schäfer - hundverein sind, sind verschiedene Hunderassen bei uns vertreten. Wir sind ein Rassezuchtverein und Sportclub mit Hundeführern, die Sport aus Spaß machen und einige, die bei dem Umgang mit ihren Hunden Hilfe benötigen“, erklärt Romy Meyer. Sie selbst ist Trainerin im Verein. Dieser hat um die 26 Mitglieder und viele Gäste, die re- gelmäßig auf dem Platz üben. Trainiert wird jeden Sonntag und Dienstag. Wenn die Dunkelheit her - einbricht, werden die Scheinwerfer auf dem Platz angestellt. So kann auch noch am Abend mit dem Hund gearbeitet werden. Am Sonntag geht es auf dem Hundeplatz am En- tenfang bereits zeitig los. Die Leute kommen nicht nur aus der Region, sondern auch aus Berlin und anderen Ländern der Welt. Neun Uhr treffen alle Teilnehmer ein, gehen mit ihren Hunden vorab eine kleine Runde, bevor es meist einzeln auf den Platz geht. „Aktuell konzentrieren wir uns auf die- jenigen, bei denen eine Prüfung kurz bevorsteht. Während der Meisterschaftssaison oder vor Prüfun- gen ist hier immer besonders viel Betrieb. Wir sind den ganzen Tag hier. Unterordnung ist bis Mittag. Dann wird gemeinsam gegessen. Das Zusammen- sein ist für das Vereinsleben besonders wichtig. Mit dem Schutzdienst geht es nach dem Mittag weiter. Wir sind ein gutes Team. Jeder bekommt Hilfe und jeder kann auch selbst die anderen unterstützen.“ Viele lassen sich gerne von Romy Meyer das nöti- ge Know-how geben. Mit einem Lächeln gibt sie jedoch zu, dass einige nur auf den Platz kommen, weil ihr Mann Alexander ein sehr guter Figurant ist. Was ist das? „Es handelt sich hierbei um den Scheintäter oder auch Schutzdiensthelfer, den die Hunde aufspüren müssen.“ Mit Schäferhündin Molly demonstrieren die beiden das, was zwar ganz einfach aussieht, aber viel Ar- beit bedeutet. Molly wartet still ab, bis Frauchen das Signal gibt. Sie sprintet in einem extremen Tempo zu Alex, bellt ihn lautstark an und schnappt sich den „Verbrecher“, lässt sich auch von wildem Rumgefuchtel nicht ablenken. Eine Spitzenleis- tung. Der Hund hat sichtlich Freude und bringt mit Schwung den Ball, der zur Belohnung geworfen wurde, wieder zurück zu Frauchen. Im besten Fall dauert eine solche Ausbildung 22 Monate. Benötigt wird die Begleithundeprüfung sowie die interna- tionale Gebrauchshundeprüfung (IGP) eins, zwei und drei. Geprüft wird außerdem Fährte, Unter- ordnung und der Schutzdienst – dies meistens alles an einem Tag. Landesmeisterschaften im vergangenen Jahr Der Verein hat selbst im vergangenen Jahr die Landesmeisterschaften in der Süptitzer Sport- arena ausgerichtet. 14 Teilnehmer gingen an den Start. „An dem Tag war perfektes Wetter. Wir hatten für die Zuschauer einiges vorbereitet. Es war uns wichtig, dass die Leute sehen, was wir hier machen, denn wir haben oft mit Vorurteilen zu kämpfen. Doch, so wie alles, hat sich auch der Hundesport weiterentwickelt. Früher waren die Ausbildungsmethoden um einiges härter und weniger durchdacht als heute. An oberster Stelle steht bei uns die Harmonie zwischen Mensch und Hund. Das sollen die Leu- te sehen.“ Besonders faszinierend sei, dass die Hunde binnen weniger Minuten höchst exakt und im nächsten Moment blitzschnell und trotz- dem konzentriert sein müssen, dabei aber stets freudig an ihre Aufgabe herangehen. Einige Hunde wurden hier bereits für den Polizeidienst ausgebildet. „Diensthundeführer besuchen uns, um von uns zu lernen.“ Romy Meyer betont im- mer wieder, dass Hunde hochintelligente Tiere sind. „Wenn man herausgefunden hat, wie der eigene Hund tickt, wie man ihn motivieren kann und was er gern hat, kannst du ihm alles beibrin- gen und er macht es mit Freude.“ Der SV Torgau hat bereits zwei Weltmeister und drei Deutsche Meister hervorgebracht und die Hundesportler behaupten sich jedes Jahre aufs Neue in zahlreichen Wettkämpfen, die von Po- kalkämpfen bis zur Weltmeisterschaft reichen. Ohne ein tolles Team im Hintergrund wären diese Erfolge nicht möglich. Dabei wird beim Schäferhundverein mit nur we- nigen Dingen gearbeitet. Spielzeug, Leckerchen, Leine und Halsband gehören dazu und vielleicht auch noch Apportierhölzer, Hürden, Verstecke. Romy Meyer gibt zu, dass sie es liebt, für ihre Hunde tolle Sachen zu kaufen und nutzt gerne verschiedene Spielsachen für das Training. Dafür hat sie eine Jacke mit großen Taschen, die gera- de bei kühlen Temperaturen ideal geeignet ist. Eine noch ausgeklügeltere Jacke besitzt Hun- debesitzerin Monik Reißauer. Wenn sie mit ih- rem Hoverwart Arco unterwegs ist, benötigt sie viel Stauraum. „In einer normalen Jacke gibt es nur wenige Staumöglichkeiten. In den Bauchta- schen passt selten ein großer Dummy rein. Daher habe ich mir diese Jacke geholt, um mit Arco auch richtig trainieren zu können“, so die Großwigerin. An der Brusttasche befindet sich ein Platz für die Pfeife, ideal für den Dummy geeignet ist das Fach am Rücken. Die Innenfächer bieten Platz für die ei- genen Wertsachen. Ein Schulterverschluss fungiert als Leinenhalter, beidseitig gibt es eine integrier- te Leckerli-Tasche mit Karabiner zum Befestigen. „Ich finde die Jacke super. Sie kommt immer zum Einsatz, wenn ich mit Arco unterwegs bin. So habe ich immer alles griffbereit.“ Hundefreunde Torgau In Beckwitz ist es hauptsächlich die Bauchtasche, in die die Hundebesitzer ihre Utensilien verstau- en. Neben den Beuteln und Leckerchen ist es oft der Clicker und die Hundepfeifer, die nicht fehlen dürfen. Wie sieht Hundesport nun aber im Verein Hunde- freunde Torgau aus, dessen Übungsplatz sich in Beckwitz direkt an der Dahlener Straße befindet? Kerstin Plaul meint dazu: „Vereinszweck unseres Vereins ist die Förderung des Hundesports. Aller- dings gibt es hier Unterschiede. Einerseits kann man den Hundesport leistungsmäßig betreiben, andererseits gibt es aber sehr viele Hundebesitzer, die sich zwar sportlich mit ihrem Hund betätigen würden, dies aber nicht leistungsmäßig möchten oder können. Zu uns kann eigentlich jeder kommen, auch wenn er nicht mehr mit seinem Vierbeiner über den Agi- lityparcours fegen kann. Älteren Menschen oder auch Hunden mit Handicap sollte doch trotzdem die Möglichkeit gegeben werden, zu trainieren, auch wenn es nicht leistungsmäßig ist. Wichtig ist doch, dass das Tier ausgelastet wird und dass beide – Mensch und Hund – Spaß an der gemein- samen Beschäftigung haben. Und ich denke, das schlägt sich auch in unserer Mitgliederzahl – circa 60 – nieder.“ Neben Agility bieten der Verein auch Longieren, Hoopers, Clickertraining/Trickdog und Nasen- arbeit an. „Jeder arbeitet so gut er kann. Wer etwas mehr mit seinem Hund tun möchte, kann zum Beispiel in der Agilitygruppe trainieren, wer aber kein Agility machen möchte oder kann, kann trotzdem in der allgemeinen Gruppe die Geräte nutzen, vielleicht nur in gemäßigtem Tempo.“ Üb- rigens ist das ältestes Vereinsmitglied der Hun- defreunde Torgau, Erika, 77 Jahre jung. „Sie trai- niert mit ihrem Rauhhaardackel Paul im Verein so gut sie kann. Ich selbst habe einen jungen Hund aus dem Tierschutz mit Ellenbogendysplasie, da ist Leistungssport tabu. Trotzdem möchte ich mit meinem Hund trainieren. Das ist in unserem Ver- ein kein Problem.“ Auf dem Hundeplatz gibt es zudem die Möglich- keit des kontrollierten Freilaufs, was – obwohl die Mitglieder anfangs Bedenken hatten – recht gut funktioniert. Baden in der Elbe Während die Mitglieder in der kälteren Jahres- zeit alle zusammen in einer beziehungsweise zwei Gruppen trainieren, hat ab dem Frühjahr wieder jeder die Möglichkeit das zu machen, was zu Hund und Halter passt. Steigt die Temperatur über 28 Grad, findet kein Training mehr statt, da der Kreis- lauf der Hunde zu stark belastet wird. „Leider haben wir kein Schattenfleckchen auf unserem Hundeplatz. Dafür treffen sich interessierte Hun- dehalter bei den heißen Temperaturen an der Elbe zum Baden. Da wird auch schon mal ein kleiner Agilityparcours im Wasser aufgebaut, was für die vielen Vierbeiner schon etwas ungewöhnlich ist.“ Der Verein legt sehr viel Wert auf eine gute Ver - einsarbeit. Neben dem Training sollten die Hun- dehalter auch die Möglichkeit haben, sich ken- nenzulernen und auszutauschen. Dazu gibt es die regelmäßigen gemeinsamen Hunderunden. Aber auch Seminare, eine Nachtübung, Nachmittage mit kunterbuntem Schnüffelspaß, Osterfeuer oder Weihnachtsfeier wird über das Jahr geplant.“ Seit nunmehr einem reichlichen Jahr arbeitet der Verein mit der Interessengemeinschaft Hunde- freunde Nordsachsen und dem Verein Tierhilfe Torgau zusammen. Es gab schon einige gemein- same Veranstaltungen wie „Hundekekse backen für einen tierisch guten Zweck“, ein Sommerfest und einen tierischen Weihnachtsmarkt. „Beim Thema Hundesport gibt es Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Das Ziel ist dasselbe, nur die Umstände und der Weg zum Ziel sind aufgrund der einzelnen Gegebenheiten vollkommen unter - schiedlich“, sagt Kerstin Plaul. Training für Welpen Ein Hund braucht Beschäftigung. Das kann auch Tierärztin Dr. Silke Geßwein nur bestätigen. „Hun- de, die beschäftigt werden, richten auch zu Hause weniger Schaden an. Sie sind ausgeglichen und gehorsam. Dafür sind gerade für Welpen Hunde- vereine und -schulen zu empfehlen.“ Dennoch gibt sie einige Hinweise, auf die beim Training mit dem Hund geachtet werden sollte, denn bei jungen Hunden sind die Gelenke noch nicht vollständig entwickelt. Frisbee- und Flyball-Spiele bergen die Gefahr, die Gelenke zu überlasten. Wenn die Hunde den Spielmaterialien nachlaufen und stark abbremsen, können die Gelenke zu stark gestaucht werden. Das Gleiche gilt beim Springen über Hür- den. Große Rassen sind erst mit etwa eineinhalb Jahren komplett ausgewachsen. Der Hundebesitzer sollte sich in dieser Zeit vorwiegend auf das Gehorsam- keitstraining fokussieren. Um die Lernfähigkeit zu fördern, sind besonders Dummy- und Gedächt- nis-Training zur Beschäftigung in dieser Zeit gut geeignet. Zu junge oder auch gelenkkranke Hun- de sollten nur fließende Bewegungen ausführen. Deshalb sind die täglichen Spaziergänge bei allen Hunden zur Auslastung wichtig. Physiotherapeu- ten bieten hierfür auch Laufbänder an. Im Sommer ist Schwimmen eine gute Abwechslung.“ Ein Hund kann auf verschiedenste Art und Weise beschäftigt werden. Wichtig ist, dass Mensch und Tier dabei Freude haben. Dann steht einer guten Mensch-Hund-Beziehung nichts mehr im Wege. AGILITY: Agility ist eine Hundesportart, bei der der Hund einen aus mehreren Hindernissen bestehenden Parcours in einer fest- gelegten Reihenfolge und innerhalb einer gegebenen Zeit überwinden muss. Der Hundeführer zeigt ihm dabei mit Kör- persprache und Hörzeichen den Weg, darf aber weder Hinder- nisse noch Hund anfassen. Agility fördert die harmonische Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier und ist weltweit etabliert. TRICKDOG: Beim Trickdog werden sämtliche Gegen- stände vom Hund apportiert bzw. ruhig und ohne Zerbeißen gehalten. Mehrere Gegenstände finden dafür Ver- wendung (Schlüssel, Handy, Geldbörse, Regenschirm, Körbchen usw.) Hat sich der Hund an die Gegenstände gewöhnt, kann verschieden kombiniert werden. Weitere Möglichkeiten: Socken auszie- hen und im Schmutzwäschekorb verstau- en, Kluppen bringen oder wegräumen; Leine, Halsband oder auch Hausschuhe zum Anziehen bringen Von wegen „Hundeleben“! Wenn Herrchen und Frauchen von den ersten warmen Sonnenstrahlen schon Frühlingsgefühle bekommen, dann profitiert Bello davon natürlich auch: Denn jetzt sind alle lieber draußen als drinnen aktiv! Foto: stock.adobe.com/Evtstratenko Yuliya Erika und Paul sind ein eingespieltes Team auf dem Beckwitzer Hundeplatz. Dass sein Frau- chen die Älteste im Verein ist, kümmert beide wenig. Wann immer es ihre Zeit und Gesund- heit zulassen, kommen sie zum Training. Fotos: K. Engel Kerstin Plaul weiß: Aktive Hunde sind ausgegli- chener und fitter. Dabei muss nicht jedes Zwei- beiner-Vierbeiner-Gespann zwingend Leistungs- sport betreiben. Auch TrickDog und Agility för- dern den Bewegungsapparat und die Bindung. Hindernisse wie dieses zu überwinden, ist für fitte Schäferhunde in der Regel kein Problem. Alexander Meyer ist Figurant, schlüpft also zum Schein fürs Training in die Rolle eines Angreifers oder Einbrechers, den die Hunde stellen sollen. Der sogenannte „Beißarm“ schützt ihn dabei vor echten Verletzungen und ist quasi die Trophäe des erfolgreichen Wachhunds. Fellnasen-Frühling in Torgau und Beckwitz Mit seinem Vierbeiner zum Sport zu gehen, ist inzwischen beinahe normal – aber wo wird eigentlich was genau trainiert? Na, haben Sie Lust auf den Frühling bekommen? Dann lesen Sie doch am nächsten Freitag, dem 5. April, einfach weiter, wenn unser Magazin TorgauPlus faszinierendes „Beet- geflüster und andere Frühlingsgefühle“ für Sie bereithält! Julia Sachse

MAGAZINSEITE FREITAG, 29. MÄRZ 2019 Fellnasen-Frühling in ... 16_Magazinseite.pdf · und Halter passt. Steigt die Temperatur über 28 Grad, findet kein Training mehr statt, da der

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16 | FREITAG, 29. MÄRZ 2019MAGAZINSEITE

VON KRISTIN ENGEL

TORGAU/BECKWITZ. Ist Hundesport gleich Hun-desport? Egal ob Trickdog, Agility, Fährte, Ret-tungs- oder Gebrauchshundesport. Es geht dabei darum, die Hunde positiv auszulasten, sodass sie glücklich das Training verlassen. In Torgau gibt es zwei Hundesportvereine, die sich motivierte und zufriedene Hunde auf dem Platz wünschen. Doch beide Vereine sind auch komplett unterschiedlich, verfolgen andere Richtungen und Trainingsein-heiten. Aber das Ziel ist dasselbe: Die schöne ge-meinsame Zeit mit dem Partner auf vier Pfoten zu verbringen.

Schäferhundverein Torgau

„Willkommen auf dem Hundeplatz am Entenfang Torgau. Der Schäferhundverein Torgau besteht be-reits seit knapp 100 Jahren (1922). Hier sind fast nur Gebrauchshunde vertreten. Es kommen viele Züchter zu uns, um die Zuchtzulassungsprüfungen ablegen zu können. Auch wenn wir ein Schäfer-hundverein sind, sind verschiedene Hunderassen bei uns vertreten. Wir sind ein Rassezuchtverein und Sportclub mit Hundeführern, die Sport aus Spaß machen und einige, die bei dem Umgang mit ihren Hunden Hilfe benötigen“, erklärt Romy Meyer. Sie selbst ist Trainerin im Verein. Dieser hat um die 26 Mitglieder und viele Gäste, die re-gelmäßig auf dem Platz üben. Trainiert wird jeden Sonntag und Dienstag. Wenn die Dunkelheit her-einbricht, werden die Scheinwerfer auf dem Platz angestellt. So kann auch noch am Abend mit dem Hund gearbeitet werden. Am Sonntag geht es auf dem Hundeplatz am En-tenfang bereits zeitig los. Die Leute kommen nicht nur aus der Region, sondern auch aus Berlin und anderen Ländern der Welt. Neun Uhr treffen alle Teilnehmer ein, gehen mit ihren Hunden vorab eine kleine Runde, bevor es meist einzeln auf den Platz geht. „Aktuell konzentrieren wir uns auf die-jenigen, bei denen eine Prüfung kurz bevorsteht. Während der Meisterschaftssaison oder vor Prüfun-gen ist hier immer besonders viel Betrieb. Wir sind den ganzen Tag hier. Unterordnung ist bis Mittag. Dann wird gemeinsam gegessen. Das Zusammen-sein ist für das Vereinsleben besonders wichtig. Mit dem Schutzdienst geht es nach dem Mittag weiter. Wir sind ein gutes Team. Jeder bekommt Hilfe und jeder kann auch selbst die anderen unterstützen.“

Viele lassen sich gerne von Romy Meyer das nöti-ge Know-how geben. Mit einem Lächeln gibt sie jedoch zu, dass einige nur auf den Platz kommen, weil ihr Mann Alexander ein sehr guter Figurant ist. Was ist das? „Es handelt sich hierbei um den Scheintäter oder auch Schutzdiensthelfer, den die Hunde aufspüren müssen.“ Mit Schäferhündin Molly demonstrieren die beiden das, was zwar ganz einfach aussieht, aber viel Ar-beit bedeutet. Molly wartet still ab, bis Frauchen

das Signal gibt. Sie sprintet in einem extremen Tempo zu Alex, bellt ihn lautstark an und schnappt sich den „Verbrecher“, lässt sich auch von wildem Rumgefuchtel nicht ablenken. Eine Spitzenleis-tung. Der Hund hat sichtlich Freude und bringt mit Schwung den Ball, der zur Belohnung geworfen wurde, wieder zurück zu Frauchen. Im besten Fall dauert eine solche Ausbildung 22 Monate. Benötigt wird die Begleithundeprüfung sowie die interna-tionale Gebrauchshundeprüfung (IGP) eins, zwei

und drei. Geprüft wird außerdem Fährte, Unter-ordnung und der Schutzdienst – dies meistens alles an einem Tag.

Landesmeisterschaften im vergangenen Jahr

Der Verein hat selbst im vergangenen Jahr die Landesmeisterschaften in der Süptitzer Sport- arena ausgerichtet. 14 Teilnehmer gingen an den Start. „An dem Tag war perfektes Wetter. Wir hatten für die Zuschauer einiges vorbereitet. Es war uns wichtig, dass die Leute sehen, was wir hier machen, denn wir haben oft mit Vorurteilen zu kämpfen. Doch, so wie alles, hat sich auch der Hundesport weiterentwickelt. Früher waren die Ausbildungsmethoden um einiges härter und weniger durchdacht als heute. An oberster Stelle steht bei uns die Harmonie zwischen Mensch und Hund. Das sollen die Leu-te sehen.“ Besonders faszinierend sei, dass die Hunde binnen weniger Minuten höchst exakt und im nächsten Moment blitzschnell und trotz-dem konzentriert sein müssen, dabei aber stets freudig an ihre Aufgabe herangehen. Einige Hunde wurden hier bereits für den Polizeidienst ausgebildet. „Diensthundeführer besuchen uns, um von uns zu lernen.“ Romy Meyer betont im-mer wieder, dass Hunde hochintelligente Tiere sind. „Wenn man herausgefunden hat, wie der eigene Hund tickt, wie man ihn motivieren kann und was er gern hat, kannst du ihm alles beibrin-gen und er macht es mit Freude.“ Der SV Torgau hat bereits zwei Weltmeister und drei Deutsche Meister hervorgebracht und die Hundesportler behaupten sich jedes Jahre aufs Neue in zahlreichen Wettkämpfen, die von Po-kalkämpfen bis zur Weltmeisterschaft reichen. Ohne ein tolles Team im Hintergrund wären diese Erfolge nicht möglich. Dabei wird beim Schäferhundverein mit nur we-nigen Dingen gearbeitet. Spielzeug, Leckerchen, Leine und Halsband gehören dazu und vielleicht auch noch Apportierhölzer, Hürden, Verstecke. Romy Meyer gibt zu, dass sie es liebt, für ihre Hunde tolle Sachen zu kaufen und nutzt gerne verschiedene Spielsachen für das Training. Dafür hat sie eine Jacke mit großen Taschen, die gera-de bei kühlen Temperaturen ideal geeignet ist.Eine noch ausgeklügeltere Jacke besitzt Hun-debesitzerin Monik Reißauer. Wenn sie mit ih-rem Hoverwart Arco unterwegs ist, benötigt sie

viel Stauraum. „In einer normalen Jacke gibt es nur wenige Staumöglichkeiten. In den Bauchta-schen passt selten ein großer Dummy rein. Daher habe ich mir diese Jacke geholt, um mit Arco auch richtig trainieren zu können“, so die Großwigerin. An der Brusttasche befindet sich ein Platz für die Pfeife, ideal für den Dummy geeignet ist das Fach am Rücken. Die Innenfächer bieten Platz für die ei-genen Wertsachen. Ein Schulterverschluss fungiert als Leinenhalter, beidseitig gibt es eine integrier-te Leckerli-Tasche mit Karabiner zum Befestigen. „Ich finde die Jacke super. Sie kommt immer zum Einsatz, wenn ich mit Arco unterwegs bin. So habe ich immer alles griffbereit.“

Hundefreunde Torgau

In Beckwitz ist es hauptsächlich die Bauchtasche, in die die Hundebesitzer ihre Utensilien verstau-en. Neben den Beuteln und Leckerchen ist es oft der Clicker und die Hundepfeifer, die nicht fehlen dürfen. Wie sieht Hundesport nun aber im Verein Hunde-freunde Torgau aus, dessen Übungsplatz sich in Beckwitz direkt an der Dahlener Straße befindet? Kerstin Plaul meint dazu: „Vereinszweck unseres Vereins ist die Förderung des Hundesports. Aller-dings gibt es hier Unterschiede. Einerseits kann man den Hundesport leistungsmäßig betreiben, andererseits gibt es aber sehr viele Hundebesitzer, die sich zwar sportlich mit ihrem Hund betätigen würden, dies aber nicht leistungsmäßig möchten oder können. Zu uns kann eigentlich jeder kommen, auch wenn er nicht mehr mit seinem Vierbeiner über den Agi-lityparcours fegen kann. Älteren Menschen oder auch Hunden mit Handicap sollte doch trotzdem die Möglichkeit gegeben werden, zu trainieren, auch wenn es nicht leistungsmäßig ist. Wichtig ist doch, dass das Tier ausgelastet wird und dass beide – Mensch und Hund – Spaß an der gemein-samen Beschäftigung haben. Und ich denke, das schlägt sich auch in unserer Mitgliederzahl – circa 60 – nieder.“ Neben Agility bieten der Verein auch Longieren, Hoopers, Clickertraining/Trickdog und Nasen-arbeit an. „Jeder arbeitet so gut er kann. Wer etwas mehr mit seinem Hund tun möchte, kann zum Beispiel in der Agilitygruppe trainieren, wer aber kein Agility machen möchte oder kann, kann trotzdem in der allgemeinen Gruppe die Geräte nutzen, vielleicht nur in gemäßigtem Tempo.“ Üb-rigens ist das ältestes Vereinsmitglied der Hun-defreunde Torgau, Erika, 77 Jahre jung. „Sie trai-niert mit ihrem Rauhhaardackel Paul im Verein so gut sie kann. Ich selbst habe einen jungen Hund aus dem Tierschutz mit Ellenbogendysplasie, da ist Leistungssport tabu. Trotzdem möchte ich mit meinem Hund trainieren. Das ist in unserem Ver-ein kein Problem.“Auf dem Hundeplatz gibt es zudem die Möglich-

keit des kontrollierten Freilaufs, was – obwohl die Mitglieder anfangs Bedenken hatten – recht gut funktioniert.

Baden in der Elbe

Während die Mitglieder in der kälteren Jahres-zeit alle zusammen in einer beziehungsweise zwei Gruppen trainieren, hat ab dem Frühjahr wieder jeder die Möglichkeit das zu machen, was zu Hund und Halter passt. Steigt die Temperatur über 28 Grad, findet kein Training mehr statt, da der Kreis-lauf der Hunde zu stark belastet wird. „Leider haben wir kein Schattenfleckchen auf unserem Hundeplatz. Dafür treffen sich interessierte Hun-dehalter bei den heißen Temperaturen an der Elbe zum Baden. Da wird auch schon mal ein kleiner Agilityparcours im Wasser aufgebaut, was für die vielen Vierbeiner schon etwas ungewöhnlich ist.“Der Verein legt sehr viel Wert auf eine gute Ver-einsarbeit. Neben dem Training sollten die Hun-dehalter auch die Möglichkeit haben, sich ken-nenzulernen und auszutauschen. Dazu gibt es die regelmäßigen gemeinsamen Hunderunden. Aber auch Seminare, eine Nachtübung, Nachmittage mit kunterbuntem Schnüffelspaß, Osterfeuer oder Weihnachtsfeier wird über das Jahr geplant.“Seit nunmehr einem reichlichen Jahr arbeitet der Verein mit der Interessengemeinschaft Hunde-freunde Nordsachsen und dem Verein Tierhilfe Torgau zusammen. Es gab schon einige gemein-same Veranstaltungen wie „Hundekekse backen für einen tierisch guten Zweck“, ein Sommerfest und einen tierischen Weihnachtsmarkt. „Beim Thema Hundesport gibt es Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Das Ziel ist dasselbe, nur die Umstände und der Weg zum Ziel sind aufgrund der einzelnen Gegebenheiten vollkommen unter-schiedlich“, sagt Kerstin Plaul.

Training für Welpen

Ein Hund braucht Beschäftigung. Das kann auch Tierärztin Dr. Silke Geßwein nur bestätigen. „Hun-de, die beschäftigt werden, richten auch zu Hause weniger Schaden an. Sie sind ausgeglichen und gehorsam. Dafür sind gerade für Welpen Hunde-vereine und -schulen zu empfehlen.“ Dennoch gibt sie einige Hinweise, auf die beim Training mit dem Hund geachtet werden sollte, denn bei jungen Hunden sind die Gelenke noch nicht vollständig entwickelt. Frisbee- und Flyball-Spiele bergen die Gefahr, die Gelenke zu überlasten. Wenn die Hunde den Spielmaterialien nachlaufen und stark abbremsen, können die Gelenke zu stark gestaucht werden. Das Gleiche gilt beim Springen über Hür-den. Große Rassen sind erst mit etwa eineinhalb Jahren komplett ausgewachsen. Der Hundebesitzer sollte sich in dieser Zeit vorwiegend auf das Gehorsam-keitstraining fokussieren. Um die Lernfähigkeit zu fördern, sind besonders Dummy- und Gedächt-nis-Training zur Beschäftigung in dieser Zeit gut geeignet. Zu junge oder auch gelenkkranke Hun-de sollten nur fließende Bewegungen ausführen. Deshalb sind die täglichen Spaziergänge bei allen Hunden zur Auslastung wichtig. Physiotherapeu-ten bieten hierfür auch Laufbänder an. Im Sommer ist Schwimmen eine gute Abwechslung.“ Ein Hund kann auf verschiedenste Art und Weise beschäftigt werden. Wichtig ist, dass Mensch und Tier dabei Freude haben. Dann steht einer guten Mensch-Hund-Beziehung nichts mehr im Wege.

AGILITY:Agility ist eine Hundesportart, bei der der Hund einen aus mehreren Hindernissen bestehenden Parcours in einer fest-gelegten Reihenfolge und innerhalb einer gegebenen Zeit überwinden muss. Der Hundeführer zeigt ihm dabei mit Kör-persprache und Hörzeichen den Weg, darf aber weder Hinder-nisse noch Hund anfassen. Agility fördert die harmonische Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier und ist weltweit etabliert.

TRICKDOG:Beim Trickdog werden sämtliche Gegen-stände vom Hund apportiert bzw. ruhig und ohne Zerbeißen gehalten.

Mehrere Gegenstände finden dafür Ver-wendung (Schlüssel, Handy, Geldbörse, Regenschirm, Körbchen usw.) Hat sich der Hund an die Gegenstände gewöhnt, kann verschieden kombiniert werden. Weitere Möglichkeiten: Socken auszie-hen und im Schmutzwäschekorb verstau-en, Kluppen bringen oder wegräumen; Leine, Halsband oder auch Hausschuhe zum Anziehen bringen

Von wegen „Hundeleben“! Wenn Herrchen und Frauchen von den ersten warmen Sonnenstrahlen schon Frühlingsgefühle bekommen, dann profitiert Bello davon natürlich auch: Denn jetzt sind alle lieber draußen als drinnen aktiv! Foto: stock.adobe.com/Evtstratenko Yuliya

Erika und Paul sind ein eingespieltes Team auf dem Beckwitzer Hundeplatz. Dass sein Frau-chen die Älteste im Verein ist, kümmert beide wenig. Wann immer es ihre Zeit und Gesund-heit zulassen, kommen sie zum Training. Fotos: K. Engel

Kerstin Plaul weiß: Aktive Hunde sind ausgegli-chener und fitter. Dabei muss nicht jedes Zwei- beiner-Vierbeiner-Gespann zwingend Leistungs-sport betreiben. Auch TrickDog und Agility för-dern den Bewegungsapparat und die Bindung.

Hindernisse wie dieses zu überwinden, ist für fitte Schäferhunde in der Regel kein Problem.

Alexander Meyer ist Figurant, schlüpft also zum Schein fürs Training in die Rolle eines Angreifers oder Einbrechers, den die Hunde stellen sollen. Der sogenannte „Beißarm“ schützt ihn dabei vor echten Verletzungen und ist quasi die Trophäe des erfolgreichen Wachhunds.

Fellnasen-Frühling in Torgau und BeckwitzMit seinem Vierbeiner zum Sport zu gehen, ist inzwischen beinahe normal – aber wo wird eigentlich was genau trainiert?

Na, haben Sie Lust auf den Frühling bekommen?

Dann lesen Sie doch am nächsten Freitag, dem 5. April, einfach weiter, wenn unser Magazin TorgauPlus faszinierendes „Beet-geflüster und andere Frühlingsgefühle“ für Sie bereithält! Julia Sachse