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2007 Aus der Archäologie Einleitung Auf den aus gelblichem Sandsteinblöcken errichte- ten Wänden der Großen Anlage von Musawwarat es Sufra sind Tausende Sekundärbilder und -inschrif- ten der meroitischen, postmeroitischen, christlichen und islamischen Perioden erhalten. 1 Neben figürli- chen Sekundärbildern ist eine Vielzahl geometri- scher Ritzungen vorhanden. Unter diesen fällt ein Motiv auf, das aus einer vertikalen Linie besteht, die in ihrem unteren Bereich gegabelt und in ihrem obe- ren Bereich mit zwei horizontalen Linien versehen ist. Dieses recht häufige Motiv ist in vielen Fällen mit einem oder mehreren zusätzlichen Elementen kom- biniert, die gewöhnlich oben auf die Grundform aufgesetzt sind. Die Zusatzelemente umfassen unter anderem Anch-Zeichen, Ka-Arme, Was-Zepter, Kreise, Rechtecke, Dreieck- oder V-Formen. Während der zweiten Feldkampagne der Humboldt University Nubian Expedition (H.U.N.E.) am Vier- ten Nilkatarakt im Frühjahr des Jahres 2005 wurden auf der Nilinsel Us mehrere ähnliche geometrische Zeichen auf unbehauenen Felsoberflächen doku- mentiert. 2 Auch in der Gegend um Kirbekan im Festlandteil der H.U.N.E.-Konzession sowie im zentralen Bereich der unmittelbar südlich angren- zenden Konzession der Sudan Archaeological Research Society (SARS) sind entsprechende Petro- glyphen dokumentiert worden. 3 Die Grundform und ihre Varianten finden Paral- lelen in Zeichen auf portablen Objekten aus mero- itischen und postmeroitischen Gräbern, die lange als Eigentumsmarken angesprochen wurden. 4 Im Zusammenhang mit Diskussionen meroitischer Keramik ist diese Interpretation jedoch in Frage gestellt worden. Stattdessen wurden die Zeichen der magisch-religiösen Sphäre zugeordnet. 5 Das Vor- kommen solcher Motive unter den Sekundärbildern bzw. den Petroglyphen Obernubiens wirft erneut die Frage nach ihrer Bedeutung und nach den Moti- vationen für ihre Anbringung auf. 6 Hier soll die Gelegenheit genutzt werden, eine Auswahl von Zei- chen vorzustellen und einige vorläufige vergleichen- de Betrachtungen anzustellen, die ihre bislang hypothetische Interpretation als magische Zeichen mit Amulettcharakter unterstreichen. 7 Zeichen auf portablen Objekten aus funerären Kontexten Eine Reihe von hoch formalisierten und oft sorgfäl- tig ausgeführten Zeichen wurde auf Objekten aus Metall und Ton dokumentiert, die aus ober- und unternubischen Gräbern des ersten vorchristlichen und der ersten bis fünften nachchristlichen Jahrhun- derte stammen. Eine vertikale, unten gegabelte Linie, die in der Regel von zwei horizontalen Querlinien geschnitten wird, stellt den konstanten Teil dieser Zeichen dar (Abb. 1A). Török interpretierte diese Grundform als Repräsentation eines einbeinigen Opfertisches bzw. hellenistischen Altarständers. 8 99 Cornelia Kleinitz Magisch-religiöse Zeichen der meroitischen und postmeroitischen Epochen in Nubien 1 Zu den figürlichen Sekundärbildern siehe hauptsächlich Hintze 1979 sowie Wolf 1994, 1999a und b. 2 Kleinitz 2007c, im Druck a und b und siehe in diesem Heft. 3 Karberg 2005; Budka 2007; Kleinitz im Druck a und b. 4 Dunham 1965; Török 1972; Adams 1986, 383. 5 Hofmann 1988; Williams 1991. 6 Kleinitz 2007c, im Druck a und b. 7 Ich möchte an dieser Stelle Julia Budka, Tim Karberg, Angelika Lohwasser, Claudia Näser, Ulrike Nowotnik und Pawel Wolf für inspirierende Diskussionen zum Problem der ‚Eigentumsmarken’ sowie für Literaturhin- weise danken. 8 Török 1972, 38.

Magisch-religiöse Zeichen der meroitischen und ... · Keramik ist diese Interpretation jedoch in Frage gestellt worden. Stattdessen wurden die Zeichen der magisch-religiösen Sphäre

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2007 Aus der Archäologie

Einleitung

Auf den aus gelblichem Sandsteinblöcken errichte-ten Wänden der Großen Anlage von Musawwarat esSufra sind Tausende Sekundärbilder und -inschrif-ten der meroitischen, postmeroitischen, christlichenund islamischen Perioden erhalten.1 Neben figürli-chen Sekundärbildern ist eine Vielzahl geometri-scher Ritzungen vorhanden. Unter diesen fällt einMotiv auf, das aus einer vertikalen Linie besteht, diein ihrem unteren Bereich gegabelt und in ihrem obe-ren Bereich mit zwei horizontalen Linien versehenist. Dieses recht häufige Motiv ist in vielen Fällen miteinem oder mehreren zusätzlichen Elementen kom-biniert, die gewöhnlich oben auf die Grundformaufgesetzt sind. Die Zusatzelemente umfassen unteranderem Anch-Zeichen, Ka-Arme, Was-Zepter,Kreise, Rechtecke, Dreieck- oder V-Formen.Während der zweiten Feldkampagne der HumboldtUniversity Nubian Expedition (H.U.N.E.) am Vier-ten Nilkatarakt im Frühjahr des Jahres 2005 wurdenauf der Nilinsel Us mehrere ähnliche geometrischeZeichen auf unbehauenen Felsoberflächen doku-mentiert.2 Auch in der Gegend um Kirbekan imFestlandteil der H.U.N.E.-Konzession sowie imzentralen Bereich der unmittelbar südlich angren-zenden Konzession der Sudan ArchaeologicalResearch Society (SARS) sind entsprechende Petro-glyphen dokumentiert worden.3

Die Grundform und ihre Varianten finden Paral-lelen in Zeichen auf portablen Objekten aus mero-

itischen und postmeroitischen Gräbern, die langeals Eigentumsmarken angesprochen wurden.4 ImZusammenhang mit Diskussionen meroitischerKeramik ist diese Interpretation jedoch in Fragegestellt worden. Stattdessen wurden die Zeichen dermagisch-religiösen Sphäre zugeordnet.5 Das Vor-kommen solcher Motive unter den Sekundärbildernbzw. den Petroglyphen Obernubiens wirft erneutdie Frage nach ihrer Bedeutung und nach den Moti-vationen für ihre Anbringung auf.6 Hier soll dieGelegenheit genutzt werden, eine Auswahl von Zei-chen vorzustellen und einige vorläufige vergleichen-de Betrachtungen anzustellen, die ihre bislanghypothetische Interpretation als magische Zeichenmit Amulettcharakter unterstreichen.7

Zeichen auf portablen Objekten ausfunerären Kontexten

Eine Reihe von hoch formalisierten und oft sorgfäl-tig ausgeführten Zeichen wurde auf Objekten ausMetall und Ton dokumentiert, die aus ober- undunternubischen Gräbern des ersten vorchristlichenund der ersten bis fünften nachchristlichen Jahrhun-derte stammen. Eine vertikale, unten gegabelte Linie,die in der Regel von zwei horizontalen Querliniengeschnitten wird, stellt den konstanten Teil dieserZeichen dar (Abb. 1A). Török interpretierte dieseGrundform als Repräsentation eines einbeinigenOpfertisches bzw. hellenistischen Altarständers.8

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Cornelia Kleinitz

Magisch-religiöse Zeichen der meroitischenund postmeroitischen Epochen in Nubien

1 Zu den figürlichen Sekundärbildern siehe hauptsächlich

Hintze 1979 sowie Wolf 1994, 1999a und b.

2 Kleinitz 2007c, im Druck a und b und siehe in diesem

Heft.

3 Karberg 2005; Budka 2007; Kleinitz im Druck a und b.

4 Dunham 1965; Török 1972; Adams 1986, 383.

5 Hofmann 1988; Williams 1991.

6 Kleinitz 2007c, im Druck a und b.

7 Ich möchte an dieser Stelle Julia Budka, Tim Karberg,

Angelika Lohwasser, Claudia Näser, Ulrike Nowotnik

und Pawel Wolf für inspirierende Diskussionen zum

Problem der ‚Eigentumsmarken’ sowie für Literaturhin-

weise danken.

8 Török 1972, 38.

Auch Hofmann bezeichnet diese Form als „Stän-der“.9 Um eine stark auf einen möglichen Bildinhaltorientierende und damit potentiell restriktive Ter-minologie zu vermeiden, wird diese Grundform hierals ‚Basisform’ angesprochen.

Die Basisform ist oftmals mit einer oder mehre-ren weiteren Formen kombiniert, die mittig oderseitlich an die obere horizontale Linie angesetzt wur-den (Abb. 1B-W, Y). Diese zusätzlichen Elementeumfassen Symbole bzw. dekorative Elemente, die,

ursprünglich aus dem ägyptischen Raum adaptiert,Bestandteile der meroitischen Symbolwelt waren:Anch-Zeichen, Akanthusblätter, Lotusblüten, Was-Zepter, Ka-Arme, Uräen, Udjat-Augen, Isis-Kno-ten (?), Sa-Schleifen (?), (Mond)Sicheln sowie einKreis, der möglicherweise einen Schen-Ring dar-stellen könnte. Daneben sind V-Formen, Zickzack-formen, Dreieckformen sowie Rechtecke mit sichkreuzenden Diagonalen als zusätzliche Elementegenutzt. Was-Zepter und Uräen treten regelmäßig in

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Abb. 1: Die Basisform und eine Auswahl ihrer Varianten auf portablen Objekten (zusammengestellt aus Dunham 1965: 138f.,

142; Török 1972: Abb. 1-3; Williams 1991: Abb. 136 f.).

9 Hofmann 1988.

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Paaren auf, auch sind konzentrische Kreise belegt,während andere Zusatzelemente gewöhnlich nureinzeln mit einer Basisform verbunden sind. Es kön-nen jedoch mit ein und derselben Basisform mehre-re unterschiedliche Zusatzelemente kombiniert sein.Ein Kreis mag zum Beispiel weitere Elemente einsch-ließen und/oder von diesen flankiert sein (Abb. 1D-M). Auf Basisformen aufgesetzte V-Formen und(Mond)Sicheln sind ebenfalls mit anderen Zusatz-formen kombiniert, so zum Beispiel mit einem Isis-Knoten oder einer Sa-Schleife, einem Udjat-Augeoder Anch-Zeichen (Abb. 1N, O, Q). MancheZusatzelemente, so wie Was-Zepter oder Uräen, diebislang lediglich auf Objekten in reichen Gräberngefunden wurden, mögen nur von bestimmten Per-sonengruppen genutzt worden sein.

Einige Zusatzelemente sind oft auch ohne dieBasisform abgebildet worden. Im Falle von Drei-eckformen, die recht häufig als Einzelmotiv zufinden sind, ist es aufgrund von Motivvergesell-schaftungen wahrscheinlich, dass sie sowohl mit alsauch ohne die Basisform demselben Bedeutungs-spektrum angehören (Abb. 1V-X). Dreieckformenzeichnen sich durch Variationen in der Gestaltungihrer oberen Seite aus, die entweder geschlossen istoder eine zentrale Lücke aufweist. Von dieser erhe-ben sich zwei vertikale Linien, die sich in einem rech-ten oder spitzen Winkel nach außen öffnen. Inmanchen Fällen ist ein kleiner Kreis mittig über denoberen Linien platziert (Abb. 1W).10

Die hier vorgestellten Motive stellen eine Aus-wahl aus einem größeren Korpus dar, der auch Varia-tionen der Basisform selbst umfasst. Die Diskussiondes Gesamtkorpus muss einer zukünftigen Studievorbehalten bleiben. Auch eine ausführlicheBeschreibung und Kartierung der Motive in ihrenjeweiligen Fundzusammenhängen kann hier nichtgeleistet werden. Es sei lediglich bemerkt, dassObjekte mit solchen Markierungen bislang vorwie-gend aus reichen funerären Kontexten in Ober- und

Unternubien bekannt sind, so z.B. aus Karanog,Meroe und Barkal, aus Faras, Kawa, Kerma, El-Hobagi, Kadada, Qustul und Gabati.11 Die Basis-form und ihre Varianten wurden in Keramikgefäßeund Tonsiegel eingeritzt oder gestempelt bzw. aufdiese aufgemalt. Sie sind aber auch auf Schalen,Glocken, Lampen oder Ringen aus Bronze sowie aufSilbergefäßen zu finden, in die sie gewöhnlich geritztwurden. In seltenen Fällen waren sie als Relief aus-geführt. Oftmals sind Basisformvarianten gut sicht-bar an prominenten Stellen auf den Objektenangebracht.12 Wo mehrere solcher Formen auf einemObjekt präsent sind, waren diese häufig symmetrischangeordnet, so z.B. auf Keramikgefäßen,13 auf Bron-zeschalen14 oder auf Bronzeglocken, deren Rand siein Friesen umziehen.15 Einige Zeichen wurdensekundär auf die Objekte aufgebracht, währendandere offenbar Teil des originären dekorativen Pro-gramms waren.

Dunham interpretierte die Basisform und ihreVarianten als Eigentumsmarken, welche die Ausstat-tung von bestimmten königlichen Gräbern kenn-zeichneten.16 Török wies hingegen darauf hin, dassidentische Markierungen auf Objekten gefundenwurden, die aus unterschiedlichen Gräbern stamm-ten.17 Auch seien verschiedene Markierungen in den-selben Gräbern gefunden worden. Dies weise daraufhin, dass die Zeichen nicht zur Identifikation spezi-fischer Grabausstattungen gedient haben konnten.Auch könnten solche Markierungen keinen festenbzw. notwendigen Bestandteil der Grabausstattungdargestellt haben, da sie nicht regelmäßig auf Objek-ten aus den entsprechenden Gräbern zu finden seien.Markierungen mit Kreiselement, das Török als„Königsring“ interpretiert, seien nicht als Eigen-tumsmarken von bestimmten Individuen anzuspre-chen, sondern verwiesen allgemeiner auf den„treasury stock of certain rulers, [ …] one of the fieldsof their treasury or their treasury estates“.18 Basis-formen ohne das Kreiselement stellten Varianten der

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10 siehe z.B. Garcia Guinea/Teixidor 1965, Abb. 36.5.

11 u.a. Woolley/Randall-Mciver 1910, Tafel 42; Dunham

1957, Abb. 20, 44, 75, 90, 96, 109f.; id. 1963, 339f., 348, 352

und Abb. 119b,120b, 129c, 135b, 140e, 148a, 243; id. 1965;

Török 1972; Lenoble 1987, 2004; Hofmann 1988; Williams

1991, Abb. 136f.; Mallinson 1997; Smith 1997, Rose 1998.

12 z.B. Dunham 1957, Abb. 97, 109, 110; id. 1963: 129c,

148a; Garcia Guinea/Teixidor 1965, Abb. 36.5.

13 Williams 1991, Abb. 136c.

14 Lenoble 2004.

15 Dunham 1957, Abb. 90, 110.

16 Dunham 1965.

17 Török 1972.

18 Török 1972, 41f.

königlichen Markierungen dar, die jedoch die Besitz-tümer nicht-königlicher Personen designierten.

Hofmann zweifelte die Interpretationen der Basis-form und ihrer Varianten als Eigentumsmarken an.Gegen eine solche Deutung spräche nicht nur dasAuffinden von Objekten mit verschiedenen Markie-rungen in denselben Gräbern, sondern auch die weitezeitliche und räumliche Verbreitung solcher Zeichenim meroitischen Reich.19 Williams verwies auf dasVorhandensein verschiedener Zeichen auf einemeinzigen Keramikgefäß aus Qustul, welches ihreDeutung als Eigentumsmarken in Frage stelle.20

Eine Bronzeschale von El-Hobagi kann als ein wei-teres Beispiel der Präsenz unterschiedlicher Basis-formvarianten auf ein und demselben Objektangeführt werden.21 Obgleich er sie weiterhin alskönigliche Eigentumsmarken bezeichnete, wiesWilliams den Basisformvarianten eine allgemeinereBedeutung zu und sah zumindest in einigen „a deco-rative or more probably an amuletic motif thatcontinues for some time“.22 Bereits Hofmann argu-mentierte, dass solche Zeichen von den „Meroiten[ … ] unabhängig von der sozialen Schicht, der Zeitund dem geographischen Raum gleichermaßen ver-wendet wurden [ … ] Es dürfte sich bei ihnen [ …]um Symbole mit magischer Bedeutung gehandelthaben, die, z.B. auf Gefäßen angebracht, deren Inhaltvor negativem Einfluß schützen sollten“.23

Török und Williams deuteten bereits die Mög-lichkeit an, sich der Bedeutung der Basisformvari-anten auf ikonographischem Wege zu nähern.24

Dies soll hier in einigen Bemerkungen zu den Zusat-zelementen und zu der Basisform selbst geschehen.Viele der zusätzlichen Elemente, die mit der Basis-form kombiniert wurden, stammen ursprünglich ausdem ägyptischen Symbolsystem und waren ein fest-er Bestandteil der meroitischen graphischen undplastischen Kunst. Dies betrifft Anch-Zeichen,Udjat-Augen, Isis-Knoten, Sa-Schleifen, Was-Zep-

ter, Ka-Arme, Uräen und den Schen-Ring. Manchedieser Symbole sind wiederholt auf meroitischerfigürlich bemalter Keramik zu finden, wo sie vonWilliams einem „amuletic corpus of motifs“ mitschützenden Eigenschaften zugesprochen wurden.25

Andere Elemente, so wie Dreieckformen, V-Formenoder Rechtecke mit diagonalen, sich kreuzendenLinien, scheinen aus anderen graphischen Reservoi-ren zu stammen. Dreieckformen ähneln der mero-itischen Hieroglyphe H. Sie werden häufig auchohne die Basisform angetroffen und müssen daherselbst von erheblicher symbolischer Aussagekraftgewesen sein. Die Dreieckform wurde von Török alsRepräsentation eines Opfergefäßes angesprochen.26

Diese Interpretationen würden erlauben, das Drei-eckzeichen der Kultsphäre zuzuordnen. Das Motivkönnte eventuell auch als stark abstrahiertes Bucra-nium verstanden worden sein. Rechtecke mit sichkreuzenden diagonalen Linien finden formale Ent-sprechungen in einigen Darstellungen von Opferta-feln auf Keramikgefäßen, dort sind diese jedoch auchmit Isisgehörn und Sonnenscheibe versehen.27 Viel-leicht nahmen V-Formen ebenfalls Bezug auf dasIsisgehörn, sind doch sehr ähnliche Formen mitOpfertafelmotiven auf Keramikgefäßen bzw. mitOpfertafeln selbst verbunden.28 Wenngleich eineausführliche Diskussion der Bedeutungsspektrender verschiedenen Zusatzelemente hier nicht vorge-legt werden kann, verweisen solche Formen dochdeutlich auf die magisch-religiöse Sphäre.

Die Basisform ist aufgrund ihres geringen visuel-len Informationsgehaltes nur schwer erschließbar.Da sie jedoch häufig auch ohne zusätzliche Elemen-te dargestellt wurde, muss die Basisform selbst einengrundsätzlichen Bedeutungsinhalt kommunizierthaben, welchen etwaige Zusatzelemente je nachAnliegen spezifiziert bzw. verstärkt haben mögen.Török interpretiert die Basisform als Repräsentati-on eines einbeinigen Opfertisches.29 Solche Objekte

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19 Hofmann 1988, 136f.

20 Williams 1991, 39, Fn. 88.

21 Lenoble 2004, Abb. 143.

22 Williams 1991, 39, Fn. 88.

23 Hofmann 1988, 136f.

24 Török 1972; Williams 1991.

25 Williams 1991, 40ff.; O’Connor 1993, 106 sprach einige

dieser Motive als „magically potent hieroglyphs“ an;

siehe auch Elhassan 2004, 9ff. für eine Zusammenstellung

religiöser Motive in meroitischer Keramikdekoration.

26 Török 1972; und siehe Priese 1973: 290 zur Bedeutung

der Hieroglyphe H.

27 Tomandl 1987, 115ff.

28 z.B. Dunham 1970, 78, Abb. 49; Driskell/Adams/French

1989.

29 Török 1972.

2007 Aus der Archäologie

sind zum Beispiel auf napatanischen und meroi-tischen Grabstelen dargestellt30 oder auch in denReliefs meroitischer Pyramidenkapellen,31 wo siegewöhnlich mit (Speise)Gaben gefüllt waren. WirdTöröks Interpretation akzeptiert, stellt die Basis-form stark vereinfacht ein spezifisches Kultmöbeldar. Sie verweist damit auf Opferhandlungen, aufAnrufungen bzw. Anbetungen und damit im weite-ren Sinne auf die Kultsphäre. Auf Keramikgefäßentreten sekundär aufgebrachte Basisformvariantenhin und wieder zusammen mit Darstellungen vonOpfertafeln auf, die gewöhnlich mit dem Totenkultin Verbindung gebracht werden.32 Ihre Vergesell-schaftung deutet auf einen konzeptionellen Zu-sammenhang dieser Motive. Im Gegensatz zu Opfer-tafeln und Hörneraltären befinden sich einbeinigeOpfertische jedoch anscheinend nicht unter denMotiven des primären dekorativen Programms dermeroitischen figürlich bemalten Keramik.

Im Falle der Basisform weist die zweidimensio-nale graphische Darstellung eines dreidimensionalenGegenstandes ein für die meroitische Kunst unge-wöhnliches Ausmaß an Abstraktion auf. WährendDarstellungen von Hörneraltären und Opfertafelnselbst als einfache Ritzungen gewöhnlich eindeutigihre Vorbilder erkennen lassen – auch wenn sie inihren Proportionen oder in Details variieren – trifftdies für die Basisform nur bedingt zu. Basisformenzeigen eine weitaus größere formale Variation, nichtzuletzt auch in der Anzahl der horizontalen Linien,und gleichen nur entfernt dem Objekt, das sie dar-zustellen scheinen. Auch können Basisformen miteiner Vielzahl von Zusatzelementen kombiniert sein,während Darstellungen von Hörneraltären gewöhn-lich ohne zusätzliche Elemente auskommen undOpfertafeln nur hin und wieder mit ‚Isisgehörn’ ver-bunden sind.33 Basisformen unterscheiden sich dem-nach in einigen formalen Aspekten von anderengraphischen Darstellungen meroitischer Kultgegen-stände. Sie besitzen unter diesen den geringsten visu-ellen Informationsinhalt und sind somit vonpotentiell mehrdeutigem Charakter. Durch die

Kombination mit einem oder mehreren Zusatzele-menten könnte ihre Bedeutung jedoch stark spezifi-ziert worden sein. Tatsächlich verweist gerade auchihre Kombinierbarkeit mit diversen Zusatzelemen-ten auf die potentielle Mehrdeutigkeit der Basisform.

Die Basisform war ein populäres Motiv, dasoffensichtlich in großen Teilen der meroitischenWelt verstanden und in verschiedenen Kontextengenutzt wurde (siehe unten). Ihre formale Mehr-deutigkeit könnte dabei zu ihrer Popularität beige-tragen haben. Es ist durchaus möglich, dass dieserForm mehrere Bedeutungsebenen zugeschriebenwurden. Eine dieser Ebenen würde durch die Reprä-sentation eines Opfertisches auf Kulthandlungenverwiesen, d.h. auf Opfer, Anrufung bzw. Anbe-tung. Die Basisform selbst weist aber ebenso Ähn-lichkeiten mit (ursprünglich ägyptischen) Symbolender meroitischen Epoche auf, wenn auch in wenigereindeutigem Maße als im Falle der oben angespro-chenen Zusatzelemente. Bereits Török wies daraufhin, dass Basisformen mit Kreisaufsatz einem Anch-Zeichen ähneln.34 Tatsächlich sind zumindest parti-elle formale Ähnlichkeiten auch mit Darstellungender Djed-Säule und der Sa-Schleife (bzw. mit Kom-positen aus beiden Formen) in der meroitischen gra-phischen und plastischen Kunst vorhanden.35 DieBasisform könnte somit Referenzen auf eines odermehrere dieser Symbole in sich vereint und ihrBedeutungsspektrum reflektiert haben: Leben undStabilität, Schutz und Stärke, etc. Ebenso könnte sieauf die mit den jeweiligen Symbolen verbundenenGottheiten verwiesen haben. Durch die Auswahl derZusatzelemente könnte der eine oder andere Aspektdieses allgemeinen Bedeutungsspektrums präzisiertoder herausgestellt worden sein.

Basisform(variant)en mögen auch in vergängli-cheren Materialien präsent gewesen sein. So wurdenMotive, die der Basisform und einigen ihrer Varian-ten ähneln, in Aksha als Tätowierungen auf derMumie einer Frau aus dem ersten nachchristlichenJahrhundert gefunden.36 Hier sind mögliche Basis-formen mit Rauten und V-Formen kombiniert.

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30 Dunham 1955, Abb. 169, 177, 210f.; id. 1963, Abb. 60b.

31 z.B. Chapman 1952, Tafel 10.

32 siehe Hofmann 1988, Abb. 1, 18.

33 Tomandl 1987; siehe jedoch Jaritz 1980, 89ff. für einige

Varianten von Opfertafelmotiven aus Elephantine und

Silsile, die mit weiteren Zusatzelementen verbunden sind.

34 Török 1972.

35 Siehe z.B. Woolley/Randall-Maciver 1910, Tafeln

42f., 51, 65, 78f.; Edwards 1998, 66f., Abb. 3.3; .

36 Vila 1967, 373, Tafel 15.

Solche Tätowierungen hatten wohl schützendeFunktionen und können ebenfalls der magisch-reli-giösen Sphäre zugeordnet werden.37 Ob die unge-wöhnliche Struktur der Basisform möglicherweiseursprünglich aus der indigenen Symbolwelt derMeroiten entlehnt wurde, sei hier dahingestellt.

Obgleich die Herkunft und das Bedeutungsspek-trum der Basisform hier nicht abschließend geklärtwerden können, lässt sich jedoch zusammenfassendfeststellen, dass eine jede der hier hypothetisch ange-sprochenen Bedeutungsebenen die Basisform undihre Zusatzelemente der magisch-religiösen Sphärezuordnet. Den Zeichen mögen schützende, abweh-rende und/oder Glück bringende Eigenschaftenzugesprochen worden sein. Das Vorkommen vonBasisformvarianten in verschiedenen baulichen undlandschaftlichen Zusammenhängen, von denen eini-ge im Folgenden vorgestellt werden, zeigt, dass dieseZeichen nicht nur in funerären Kontexten angetrof-fen werden.

Sekundärbilder auf den Wänden derGroßen Anlage von Musawwarat es Sufra

Die Deutung der Basisformvarianten als magisch-religiöse Zeichen eröffnet neue Ansätze für die Inter-pretation entsprechender Sekundärbilder an denWänden des Löwentempels38 und der Großen Anla-ge von Musawwarat es Sufra.39 Viele der Sekundär-bilder und –inschriften der meroitischen Epochewurden Pilgern zugeschrieben, die diese bedeutsa-me Stätte aufsuchten und dort ein Zeichen ihresBesuches hinterließen.40 Basisformvarianten unterden Sekundärbildern, von denen bislang nur sehrwenige publiziert sind,41 wurden als Eigentumsmar-ken angesprochen.42 Obgleich man sie als Iden-titätsmarken im weiteren Sinne betrachten könnte,erscheint das Vorkommen von Eigentumsmarken

unter den Pilgergraffiti ungewöhnlich. Die Inter-pretation solcher Ritzungen als magische Zeichenmit Schutz- bzw. Wunschcharakter löst hingegendiesen Widerspruch auf. Diese Motive können somitin die Reihe der bildlichen und schriftlichen Anru-fungen und Anbetungen eingegliedert werden. Hiersollen einige Motive anhand der in den 1990er Jah-ren von Pawel Wolf durchgeführten photographi-schen Gesamtdokumentation der Sekundärbilderder Großen Anlage vorgestellt werden.43

Die Basisform selbst ist mit 16 Exemplaren dasam zahlreichsten angetroffene Motiv dieser Katego-rie in der Großen Anlage (Abb. 2A). In vier Fällenist sie mit drei anstatt von zwei horizontalen Linienausgestattet (Abb. 2B). Das zweithäufigste Motiv istdie Basisform in Kombination mit einem Anch-Zei-chen, welches rechts (13x) bzw. links (8x) außen aufder oberen horizontalen Linie platziert ist (Abb. 2C-D). Häufig anzutreffen sind auch Varianten, in denenein Kreis (10x) bzw. zwei konzentrische Kreise (2x)auf der Basisform zu finden sind (Abb. 2F-G). Ineinem Fall befindet sich ein Kreis auf einer Basisformmit drei horizontalen Linien, in zwei Fällen sindkeine horizontalen Linien dargestellt. Ein Rechteckmit sich kreuzenden diagonalen Linien ist in achtFällen auf einer gegabelten Linie anzutreffen (Abb.2P). Dreizackformen sind auf Basisformen mit zwei(3x) oder mit einer (1x) horizontalen Linie zu finden(Abb. 2H-I). Sichel- und V-Formen sind in zwei Fäl-len auf Basisformen aufgesetzt, letztere ist in einemFall mit einer Zickzacklinie kombiniert (Abb. 2J-M).In zwei Fällen ersetzt ein Ka die obere Linie (Abb.2E). Komplexere Motive, wie sie auf portablenObjekten aus reichen Gräbern angetroffen wurden(siehe oben), wurden nur selten auf den Wänden derGroßen Anlage dokumentiert. Im Korridor 228 istunter anderem eine Basisform mit Kreis zu finden,der ein Anch-Zeichen umschließt und von Was-Zep-tern flankiert wird (Abb. 2N-O).44

Aus der Archäologie MittSAG 18

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37 Séguenny 1984.

38 Hintze 1971, Tafel 29.

39 Wolf 2001, 493 und 503, Abb. 12.

40 z.B. Hintze 1979; Millet 1984; Wenig 1999; Wolf 1994,

2001.

41 Hintze 1971; Wolf 2001; Karberg 2005.

42 Török 1972, 38; Wolf 2001, 493.

43 Wolf 1999a. Ich möchte Pawel Wolf und Steffen Wenig

für die Erlaubnis danken, das bislang unpublizierte Mate-

rial zu nutzen. Die hier angegebenen Zahlen sind als vor-

läufige Werte zu betrachten, da die detaillierte

quantitative Analyse der Sekundärbilder noch aussteht.

Die vorläufige Zählung verweist jedoch bereits auf deut-

liche Trends im Material.

44 vgl. Wolf 2001, 493 und 503, Abb. 12.

2007 Aus der Archäologie

Dreieckformen sind auf portablen Objekten,nicht jedoch in Musawwarat es Sufra, mit der Basis-form kombiniert. Auf den Wänden der GroßenAnlage sind verschiedene Varianten der Dreieck-form zu finden, die sich in der Gestaltung ihrer obe-ren Seite unterscheiden (Abb. 3). Die mit siebenExemplaren häufigste Variante zeigt zwei vertikale

Linien, die sich von (einer Lücke in) der Mitte deroberen Seite erst nach oben und dann recht- oderspitzwinklig nach außen erstrecken (Abb. 3A-C).Eine Variante zeigt eine Kombination aus zwei übe-reinander platzierten Rechtecken, eine andere Vari-ante ein kleines Rechteck, das mittig auf die obereSeite aufgesetzt ist (Abb. 3D-E).

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Abb. 2: Ritzungen von Basisformvarianten auf den Wänden der Großen Anlage, Musawwarat es Sufra

(Fotos: P. Wolf, C. Kleinitz).

Obgleich es eine gewisse Freiheit in der Wahl undKomposition der verschiedenen Zusatzelementeund in der Anzahl der horizontalen Linien der Basis-form gegeben zu haben scheint, sind klare Trends imMaterial sichtbar. Unter den hier vorgestellten Rit-zungen wurden 56 Basisformen mit zwei horizonta-len Linien dokumentiert, 12 mit drei, fünf mit einerund neun gänzlich ohne Querlinie. Auch sind Basis-formen nicht zwingend mit der Gabelung nach untenorientiert. Sie wurden, wenn auch recht selten, eben-so auf der Seite liegend oder mit der Gabelung nachoben dokumentiert. Basisformen mit drei horizon-talen Linien sind z.B. in fünf Fällen mit der Gabe-lung nach oben und in vier Fällen mit der Gabelungnach unten eingeritzt worden. Mögliche Gründe fürdie Variabilität in Form und Orientierung der Basis-form müssen einer Diskussion an anderer Stelle vor-behalten bleiben. Klare Präferenzen sind auch in derAuswahl der zusätzlichen Elemente sichtbar, die mit

den Basisformen der Großen Anlage kombiniertwurden. Anch-Zeichen kommen in 23, Kreise in 17,Dreizack- und Sichelformen in vier und V-Formenin drei Fällen vor.

Gelegentlich wurden mehrere Varianten derBasisform in großer Nähe zueinander in die Wändeeingeritzt. In Einzelfällen sind sie mit Darstellungenvon Opfertafeln vergesellschaftet, wie dies auch aufKeramikgefäßen beobachtet wurde (Abb. 4). DieseRitzungen sind zumeist identisch in Herstellungs-technik und stilistischen Merkmalen und stammenwohl von einer Hand. Vereinzelt sind auch figürli-che Motive mit Basisformvarianten vergesellschaf-tet. Dies betrifft zum Beispiel ein Kompositmotivbestehend aus einer Giraffe und einem Baum, dasneben mehreren Basisformen mit Zickzackaufsatzzu finden ist (Abb. 5) sowie ein Rind, das auf sei-nem Hinterschenkel mit einer Basisform mitKreisaufsatz gekennzeichnet ist.45

Eine erste Einschätzung der Verteilung der Basis-form und ihrer Varianten innerhalb der GroßenAnlage zeigt, dass sie an den Wänden von Tempelnund anderen Räumen, von Korridoren, Rampen undHöfen entlang der terrassierten Nord-Süd-Achseder Großen Anlage anzutreffen sind. Die Anbrin-gung der Basisformritzungen an Baukomponentenverschiedener Funktion lässt darauf schließen, dasssie sich nicht auf spezifische Teile des Bauwerkesbezogen, sondern auf die allgemeine Bedeutung, diedem Ort zugesprochen wurde. Ihre große Anzahlkönnte auf eine besondere Stellung der GroßenAnlage als Pilgerzentrum weisen. Eine umfassendeDokumentation und Untersuchung solcher Motiveauf verschiedenen Bauwerken der meroitischenEpoche steht jedoch noch aus. Ritzungen auf den

Aus der Archäologie MittSAG 18

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Abb. 3: Ritzungen von Dreieckformen auf den Wänden der Großen Anlage, Musawwarat es Sufra (Fotos: P. Wolf).

45 Karberg 2005.

Abb. 4: Große Anlage, Musawwarat es Sufra: Basisformvari-

ante und Opfertafelmotiv (Foto: P. Wolf).

2007 Aus der Archäologie

glatten Sandsteinwänden von Pyramidenkapellen inMeroe zeigen,46 dass Basisformvarianten als Sekun-därbilder auf Bauten unterschiedlicher Funktionanzutreffen sind.

Petroglyphen in der Landschaft desVierten Nilkatarakts

Auf der Insel Us in der H.U.N.E. Inselkonzessionam Vierten Nilkatarakt sind, neben vielen anderengeometrischen Motiven, mehrere Exemplare derBasisform und ihrer Varianten dokumentiert wor-den.47 Dies betrifft die Basisform selbst, die mehr-fach auftritt, sowie ihre Varianten mit einemAnch-Zeichen am linken Ende der oberen horizon-talen Linie bzw. einer zusätzlichen horizontalenLinie, einer abgerundeten Dreieckform mit Lücke inder oberen Seite bzw. einem Rechteck mit sich dia-gonal kreuzenden Linien als Aufsatz. Dreieckfor-

107

Abb. 5: Basisformvarianten und Giraffe/Baum-Motiv auf einer Wand der Großen Anlage von Musawwarat es Sufra

(Foto: C. Kleinitz).

46 z. B. Dunham 1965, Tafel 33.

47 Ich danke Claudia Näser für die Einladung, die Felskunst

der Inseln in der H.U.N.E.-Konzession zu dokumentie-

ren und auszuwerten. Zur Felskunst von Us siehe Näser

2004, 2005, 2006; Kleinitz 2007c, im Druck a und in die-

sem Heft.

Abb. 6: Die Basisform und einige ihrer Varianten bzw. Zusat-

zelemente in der Felskunst des Vierten Nilkatarakts (Zeich-

nung: C. Kleinitz).

men ohne Basis wurden ebenfalls dokumentiert(Abb. 6). Die Interpretation dieser Motive alsmagisch-religiöse Zeichen der meroitischen bzw.postmeroitischen Epochen gibt neue Impulse für dieDatierung und das Verständnis der Petroglyphen desVierten Katarakts. Sie weist auf populäre religiösePraktiken der Zeitenwende und der ersten Jahrhun-derte des ersten nachchristlichen Jahrtausends hin,die sich wohl auf Landschaften bzw. Landschafts-elemente bezogen, denen eine besondere Bedeutungzugemessen wurde. Diese Plätze entsprechen MilletsDefinition als „…sufficiently out-of-the-way spotso that we are entitled to suppose that it was a placeto which Meroites deliberately resorted to pray orperform some kind of devotional exercise“.48 DiePetroglyphen könnten somit im Rahmen von Akti-vitäten entstanden sein, die sich bittend an Mächtegerichtet haben, die mit diesen Landschaft(sele-ment)en assoziiert wurden, oder die Kräfte nutztenbzw. kanalisierten, die in den Felsen vermutet wur-den. Die Auswahl der Felsoberflächen, in die diese

Motive gepickt wurden, birgt daher potentiell wich-tige Informationen über das Verständnis der Land-schaft im frühen ersten Jahrtausend nach Christus.49

Basisform(variant)en sind einerseits auf großen,gut sichtbaren Felspaneelen an den Seiten der Wadisim südwestlichen Teil der Insel angetroffen worden,andererseits wurden sie in horizontale bzw. schrägeund wenig auffällige Oberflächen im trockenen Zen-tralplateau der Insel eingepickt (Abb. 7). Sie sindsomit in unterschiedlichen topographischen Zusam-menhängen sowohl in der unmittelbaren Nähe vonwichtigen Verkehrsadern also auch in eher unzu-gänglichen Teilen der Insel zu finden. Dies könntedarauf hinweisen, dass nicht nur einzelnen Felsfor-mationen, sondern der Insel selbst eine besondereBedeutung zugesprochen wurde.50 Es ist im Befundklar ersichtlich, dass zumindest einige der meroiti-schen bzw. postmeroitischen Zeichen einen Bezugzu existierenden Felsbildern herstellten. Auffällig istihre häufige räumliche und wohl auch symbolischeAssoziation mit Rinderdarstellungen. In einem Fall

Aus der Archäologie MittSAG 18

108

48 Millet 1984, 113.

49 siehe Kleinitz in diesem Heft, im Druck b.

50 Kleinitz 2007c, im Druck b.

Abb. 7: Basisformvariante und weiteres geometrisches Motiv, Insel Us (US115) (Foto: C. Kleinitz).

2007 Aus der Archäologie

sind Varianten der Basisform über ältere Rinderpe-troglyphen graviert worden (Abb.8), in einem ande-ren wurde eine existierende Rinderdarstellung zumZeitpunkt der Herstellung der Basisformen nach-gepickt.51 Auf einem weiteren Paneel sind mehrereRinder und Menschendarstellungen sowie eineGrundform mit rechteckigem Aufsatz dargestellt,von denen zumindest einige zeitgleich hergestelltwurden.52 Verschiedene Dreieckformen sind aufNachbarpaneelen vertreten. In einem Fall ist solchein Motiv mit einer zeitgleichen Rinderdarstellungvergesellschaftet (Abb. 9). Auch auf den Inseln Ishas-hi und Dirbi in der SARS-Konzession,53 wo hori-zontale Felsoberflächen von geringer Auffälligkeitgenutzt wurden, ließ sich eine enge räumliche Bezie-hung zwischen Basisform(variant)en und Rinder-darstellungen feststellen (Abb. 10).

Besonders interessant ist in diesem Zusammen-hang die Darstellung eines Rindes aus Kirbekan imFestlandteil der H.U.N.E.-Konzession, das aufseinem Hinterschenkel mit einer Basisform mitkreisförmigem Aufsatz markiert ist. Diese Basis-formvariante wurde als „Brandzeichen“54 bzw. „her-ding mark“55 interpretiert. Auch unter denSekundärbildern von Musawwarat es Sufra ist eineentsprechende Darstellung dokumentiert worden.56

Diese „Brandzeichen“ scheinen jedoch weniger ein

Ausdruck von Besitz als vielmehr Schutzzeichengewesen zu sein, die dem Wohlergehen des Tieresbzw. der Herde und/oder ihrer Besitzer gewidmet

109

Abb. 8: Basisformvarianten, Rinderdarstellungen und Anthropomorph, Insel Us (US221) (Zeichnung: C. Kleinitz).

51 siehe Kleinitz 2007c, Farbtafel 60.

52 siehe Kleinitz in diesem Heft, Abb. 12.

53 Zur Felskunst der SARS-Konzession siehe Kleinitz 2004,

2007a und b; Kleinitz/Olsson 2005; Kleinitz/Koenitz

2006.

54 Karberg 2005.

55 Budka 2007.

56 Karberg 2005.

Abb. 9: Dreieckform und Rinderdarstellung (?), Insel Us

(US188) (Zeichnung: C. Kleinitz).

gewesen sein könnten. Neben dem „Brandzeichen„zeichnet sich die Rinderdarstellung von Kirbekanauch durch eine Glocke aus, die es um den Hals trägt,und die ebenfalls auf eine besondere Rolle des dar-gestellten Tieres hinweist. Rinder, die Glocken amHals tragen, sind wiederholt in der meroitischenKunst dargestellt worden. Glocken sind auch ausGrabfunden bekannt, wo sie verschiedenen Opfer-tieren zugeordnet wurden. Ihnen wurde eine magi-sche Bedeutung bzw. ein Amulettcharakterzugesprochen.57 Tatsächlich waren einige dieserBronzeglocken mit Varianten der Basisform verse-hen, die ihren Schutz charakter vielleicht verstärk-ten bzw. unterstrichen.58 Das Felsbild von Kirbekanmag demnach kein gewöhnliches Rind darstellen,sondern möglicherweise ein Opfer- oder anderwei-tig ausgezeichnetes Tier abbilden.

Am Vierten Nilkatarakt ist die Mehrzahl derBasisformen und ihrer Varianten in Felsoberflächenauf Inseln eingebracht worden. Ob dies ihre tatsäch-

liche Verbreitung ist oder lediglich den Forschungs-stand reflektiert, kann in diesem Moment nichtbeantwortet werden. Aus der Felskunst Unternubi-ens sind solche Zeichen bislang nicht bekannt. In denPublikationen der Rettungskampagnen der 1960erJahre im Gebiet zwischen dem Ersten und ZweitenKatarakt erinnern lediglich zwei Petroglyphenentfernt an Basisformvarianten.59 Möglicherweisesind solche Motive – von Grabfunden abgesehen –ein obernubisches Phänomen. Sie sind nicht in červičeks Auflistung typischer napatanisch-meroiti-scher Motive in der Felskunst Unternubiens undOberägyptens vertreten.60

Zusammenfassung

Varianten der Basisform sind unter anderem auf por-tablen Objekten aus Ton, Bronze und Silber in Grä-bern anzutreffen, als Sekundärbilder auf Bauten

Aus der Archäologie MittSAG 18

110

Abb. 10: Basisformvarianten und

Rinderdarstellung, Insel Ishashi

(3-O-030) (Zeichnung: C. Kleinitz).

57 siehe Séguenny 1984.

58 z.B. Dunham 1957, Abb. 90, 97, 110.

59 Otto und Buschendorf-Otto 1993, 74, 135.60 červiček 1982, 1984.

2007 Aus der Archäologie

unterschiedlicher Funktion aus behauenem Sand-stein und als Petroglyphen auf Felsoberflächen in derLandschaft des Vierten Nilkatarakts. Ihre seit langemgängige Interpretation als „property marks of LateMeroitic rulers or persons standing near to them“61

ist mit neueren Funden solcher Zeichen in sehr ver-schiedenen Kontexten, Materialien und Herstel-lungstechniken schwer in Einklang zu bringen. DieUntersuchung solcher Markierungen in ihren ver-schiedenen Fundsituationen deutet diese als magisch-religiöse Zeichen, denen schützende, abwehrendeund/oder Glück bringende Eigenschaften zugespro-chen wurden. Auch die Evaluierung möglicherBedeutungsinhalte der Basisform und ihrer Zusatz-elemente unterstützt diese Interpretation.

Einige dieser Markierungen wurden offenbarvorbeugend angebracht, andere mögen im Verlaufvon Kulthandlungen entstanden sein bzw. an dieseerinnern. Zeichen auf Objekten, die zu Grabaus-stattungen gehörten, könnten eine Rolle in Grab-kulten gespielt haben. Ob diese Markierungenjedoch im Zusammenhang mit der Grablege ange-bracht bzw. ob einige Objekte speziell für diesenZweck mit den entsprechenden Zeichen hergestelltwurden, kann an dieser Stelle nicht diskutiert wer-den. Ebenso bleibt die Diskussion der Rollen, diesolche Objekte möglicherweise erfüllten, bevor siein die Gräber gelangten, einer zukünftigen Studievorbehalten.

Die Basisform und ihre Varianten auf den Wän-den der Großen Anlage von Musawwarat es Sufrascheinen sich auf die kultisch-sakralen Funktionendes Baukomplexes bezogen zu haben. Die Felsbil-der des Vierten Nilkatarakts mögen populäre Glau-bensvorstellungen reflektieren, die mit Elementender Landschaft verbunden waren. Die entsprechen-den Sekundärbilder und Petroglyphen können vor-erst in das letzte vorchristliche und in die ersten fünfnachchristlichen Jahrhunderte datiert werden. Bis-lang ist jedoch nicht abschließend geklärt, wie langeBasisform(variant)en in verschiedenen Kontextengenutzt wurden. Ihre diversen Fundsituationen las-sen darauf schließen, dass Basisformvarianten vonAngehörigen verschiedener Gesellschaftsschichtenin unterschiedlichen Situationen geschaffen bzw.genutzt wurden. Ihre visuelle Mehrdeutigkeit könn-

te die Popularität der Basisform und ihrer Variantengefördert haben, da sie potentiell eine Vielzahl anBedeutungsebenen in sich vereinen konnten.

Abstract

Some geometric motifs on the walls of the GreatEnclosure at Musawwarat es Sufra and in the rockart of the Fourth Cataract are similar in form to mar-kings on a variety of objects of the Meroitic andpost-Meroitic periods. The latter have long beeninterpreted as ‘property marks’, although doubts hadbeen voiced regarding the validity of this interpre-tation. Examples of these markings in their differentlocation contexts are introduced and discussed here.As a result, these markings are assigned to the magi-co-religious realm.

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Mitteilungen derSudanarchäologischen

Gesellschaft zu Berlin e.V.

Heft 182007

Impressum

ISSN 0945-9502

Der antike Sudan. Mitteilungen der Sudanarchäologischen Gesellschaft zu Berlin e.V.

Kurzcode: MittSAG

Heft 18 • 2007

Herausgeber: Sudanarchäologische Gesellschaft zu Berlin e.V.c/o Humboldt-Universität zu BerlinSeminar für Archäologie und Kulturgeschichte NordostafrikasUnter den Linden 610099 Berlin

Verantwortlich für den Inhalt: Angelika Lohwasser

Erscheinungsort: Berlin

Autoren in dieser Ausgabe: D. Billig, R. Bradley, J. Budka, R. J. Dann, E. Endesfelder,E. Freier, B. Gabriel, F. Kammerzell, C. Kleinitz, M. Lange,A. Lohwasser, R. Mucha, C. Näser, J. S. Phillips, J. H. Robertson, V. Rondot, T. Scheibner, G. Vittmann, St. Wenig

Satz und Layout: Frank Joachim

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Die Zeitschrift Der Antike Sudan (MittSAG) erscheint einmal im Jahr und wird an die Mitglieder derSudanarchäologischen Gesellschaft kostenlos abgegeben. Preis pro Heft: € 19,50 + Versandkosten.Die in den Beiträgen geäußerten Ansichten geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.Die „Richtlinien für Autoren“ finden Sie unter www.sag-online.de, wir senden sie auf Anfrage auch gerne zu.

© 2007 Sudanarchäologische Gesellschaft zu Berlin e.V.Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Gesellschaft.

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Angesichts der Tatsache, daß die globalen wirtschaftlichen, ökonomischen und politischen Probleme auchzu einer Gefährdung der kulturellen Hinterlassenschaften in aller Welt führen, ist es dringend geboten,gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen, das der gesamten Menschheit gehörende Kulturerbe für künf-tige Generationen zu bewahren. Eine wesentliche Rolle bei dieser Aufgabe kommt der Archäologie zu. Ihrevornehmste Verpflichtung muß sie in der heutigen Zeit darin sehen, bedrohte Kulturdenkmäler zu pflegenund für ihre Erhaltung zu wirken.Die Sudanarchäologische Gesellschaft zu Berlin e.V. setzt sich besonders für den Erhalt des Ensembles vonSakralbauten aus meroitischer Zeit in Musawwarat es Sufra/Sudan ein, indem sie konservatorische Arbeitenunterstützt, archäologische Ausgrabungen fördert sowie Dokumentation und Publikation der Altertümervon Musawwarat ermöglicht. Wenn die Arbeit der Sudanarchäologischen Gesellschaft zu Berlin Ihr Inter-esse geweckt hat und Sie bei uns mitarbeiten möchten, werden Sie Mitglied! Wir sind aber auch für jede ande-re Unterstützung dankbar. Wir freuen uns über Ihr Interesse!

Mitgliedsbeiträge jährlich:Vollmitglied: € 65.- / Ermäßigt: € 35.- / Student: € 15.- / Fördermitglied: mind. € 250.-

Inhaltsverzeichnis

Karte des Nordsudan ............................................................................................................................... 4

Editorial ...................................................................................................................................................... 5

Nachrichten aus Musawwarat

T. Scheibner und R. Mucha, "Kulturerhalt und Site Managementin Musawwarat es Sufra" – Die Kampagne 2007.................................................................................. 7

Fritz-Hintze-Vorlesung

St. Wenig, Kuschitische Königsstatuen im VergleichVersuch einer weiteren Analyse (Teil 2) ............................................................................................... 31

Aus der Archäologie

C. Näser, Die Humboldt University Nubian Expedition 2007:Arbeiten auf Us und Sur .........................................................................................................................41

C. Kleinitz, Felskunst im Fluss: Die Bilderwelt der Insel Usam Vierten Nilkatarakt ..........................................................................................................................51

M. Lange, H.U.N.E. 2007: Arbeiten auf der Insel Us ........................................................................77

D. Billig, H.U.N.E. 2007 – die Kirche SR022.A ............................................................................... 89

C. Kleinitz, Magisch-religiöse Zeichen der meroitischen undpostmeroitischen Epochen in Nubien ................................................................................................... 99

B. Gabriel, Präislamische Gräber in Nordost-Somalia ................................................................... 115

Varia

G. Vittmann, A Question of Names, Titles, and Iconography.Kushites in Priestly, Administrative and other Positions from Dynasties 25 to 26 ......................... 139

J. Budka und F. Kammerzell, Kuschiten in Theben:Eine archäologische Spurensuche......................................................................................................... 163

A. Lohwasser, Ein Nordländer im Südland.Zu einem ägyptischen Spendenlöffel aus dem Sudan......................................................................... 179

R. Dann, Changing patterns of violence at Qustul and Ballanain the post-Meroitic period. Part One: The Humans ........................................................................ 189

E. Endesfelder, Geschichte der frühen Erforschung Nordostafrikas ........................................... 201

Peter L. Shinnie (1915-2007) ............................................................................................................... 211

Friedrich W. Hinkel (1925-2007) ........................................................................................................ 215

Patrice Lenoble (1942-2007) ................................................................................................................ 217

Bruce Trigger (1937-2006) ................................................................................................................... 219

Karte von Musawwarat es Sufra und dem Konzessionsgebiet am 4. Katarakt ..................... 227