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Elektrotechnik & Informationstechnik (2014) 131/2: 53–62. DOI 10.1007/s00502-014-0196-y ORIGINALARBEITEN Magnetinduktions-Zeigertelegraphen – Erfindung und Anwendung Charles Wheatstone (1840, 1858), Emil Stöhrer (1846), Werner von Siemens (1856) F. Pichler Wir benutzen heute E-Mail und SMS, um schriftliche Nachrichten über große Distanzen zu übertragen. Dies konnte bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mittels des von Wheatstone und Cooke in England erfundenen Zeigertelegraphen geschehen. Eine besondere Art, die von Wheatstone im Jahre 1840 patentiert wurde, war der Magnetinduktions-Zeigertelegraph, bei dem die Sendesignale durch eine magnetelektrische Maschine erzeugt wurden. Die Arbeit schildert die Erfindung und den Versuch, in England damit die elektrische Telegraphie für den allgemeinen öffentlichen Verkehr einzuführen. Erst mit der erfolgreichen Anwendung von Magnetinduktions-Zeigertelegraphen in Deutschland durch Emil Stöhrer (Leipzig 1846) und Werner von Siemens (Berlin 1856) stellte sich schließlich auch für Charles Wheatstone (London 1858) der praktische Erfolg mit seinem „ABC-Telegraphen“ ein. Schlüsselwörter: Zeigertelegraphie; magnetelektrische Maschine; Charles Wheatstone Magneto-electric dial telegraph—invention and application. Charles Wheatstone (1840, 1858), Emil Stöhrer (1846), Werner von Siemens (1856). Today we use e-mail and SMS to transmit written messages across far distances. In the past this was already possible by means of dial telegraphy. A special form of the dial telegraph was the so called magneto-electric dial telegraph which did not need a galvanic battery, since the signals were generated by a magneto-electric machine. The invention of this particular dial telegraph is based on a patent of the well-known English professor in physics Charles Wheatstone back in 1840. This paper covers the details of this invention as well as the early efforts to introduce this telegraph system for public use. The finally successful development of magneto- electric dial telegraphs of Emil Stoehrer (Leipzig 1846), Werner von Siemens (Berlin 1856) and Charles Wheatstone (London 1858) are discussed. Keywords: dial telegraphy; magneto-electrical machine; Charles Wheatstone Eingegangen am 23. September 2013, angenommen am 10. Jänner 2014, online publiziert am 21. März 2014 © Springer Verlag Wien 2014 1. Einleitung Neben den Nadeltelegraphen und den Morsetelegraphen fanden in der Frühzeit der elektrischen Telegraphie auch die Zeigertelegraphen großes Interesse. Dies besonders bei den deutschen Eisenbahnen. Im Gegensatz zu den Nadeltelegraphen und den Morsetelegraphen war für Zeigertelegraphen die Kenntnis eines Codes nicht erforder- lich, so dass die Bedienung einfach war. Ein Nachteil war jedoch der größere Zeitaufwand, den das Senden eines Telegramms erfor- derte. Im Falle der Eisenbahnen, wo die Telegramme meistens kurz gehalten waren, spielte dies jedoch keine große Rolle. In diesem Aufsatz soll versucht werden, die Erfindung der Zeigertelegraphen und deren verschiedene technische Ausführungsformen darzustel- len. Dabei beschränken wir uns aber auf eine ganz spezielle Art von Zeigertelegraphen, deren Geber ohne eine galvanische Batterie be- trieben werden kann. Es ist dies die Type der Magnetinduktions- Zeigertelegraphen. 2. Der Magnetinduktions-Telegraph von Gauss und Weber und von Henley Bereits bei dem bekannten von Gauss und Weber im Jahre 1833 für wissenschaftliche Zwecke konstruierten elektrischen Telegraphen wurden die Sendesignale mittels Magnetinduktion erzeugt. Die vor- angegangenen Versuche mit einer galvanischen Batterie waren nicht erfolgreich. Auch der von Henley 1848 erfundene Telegraph benutz- te zur Erzeugung der Sendesignale die Magnetinduktion. Während bei Gauss und Weber die Sendeströme durch das Eintauchen ei- nes großen Stabmagneten in eine Spule erzeugt wurden, wurde bei Henley dafür ein Spulenpaar vor einer Batterie von Hufeisenmagne- ten auf und ab bewegt. Während der Gauss-Weber Telegraph eine individuelle Einzelanfertigung war, fand der Telegraph von Henley bei den englischen Eisenbahnen bereits eine praktische Anwendung (Abb. 1). 3. Die Zeigertelegraphie von Wheatstone und Cooke Nach der Erfindung der Nadeltelegraphie von Cooke und Wheat- stone im Jahre 1837 und deren erfolgreicher Anwendung bei den englischen Eisenbahnen wurde durch das Patent No. 8345 vom März 2014 131. Jahrgang © Springer Verlag Wien heft 2.2014 Pichler, Franz, Technisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Johannes Kepler Universität Linz, Altenberger Straße 69, 4040 Linz, Österreich (E-Mail: [email protected]) 53

Magnetinduktions-Zeigertelegraphen – Erfindung und Anwendung; Magneto-electric dial telegraph—invention and application. Charles Wheatstone (1840, 1858), Emil Stöhrer (1846),

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Elektrotechnik & Informationstechnik (2014) 131/2: 53–62. DOI 10.1007/s00502-014-0196-y ORIGINALARBEITEN

Magnetinduktions-Zeigertelegraphen –Erfindung und Anwendung

Charles Wheatstone (1840, 1858), Emil Stöhrer(1846), Werner von Siemens (1856)F. Pichler

Wir benutzen heute E-Mail und SMS, um schriftliche Nachrichten über große Distanzen zu übertragen. Dies konnte bereits in derersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mittels des von Wheatstone und Cooke in England erfundenen Zeigertelegraphen geschehen.Eine besondere Art, die von Wheatstone im Jahre 1840 patentiert wurde, war der Magnetinduktions-Zeigertelegraph, bei dem dieSendesignale durch eine magnetelektrische Maschine erzeugt wurden. Die Arbeit schildert die Erfindung und den Versuch, in Englanddamit die elektrische Telegraphie für den allgemeinen öffentlichen Verkehr einzuführen. Erst mit der erfolgreichen Anwendung vonMagnetinduktions-Zeigertelegraphen in Deutschland durch Emil Stöhrer (Leipzig 1846) und Werner von Siemens (Berlin 1856) stelltesich schließlich auch für Charles Wheatstone (London 1858) der praktische Erfolg mit seinem „ABC-Telegraphen“ ein.

Schlüsselwörter: Zeigertelegraphie; magnetelektrische Maschine; Charles Wheatstone

Magneto-electric dial telegraph—invention and application. Charles Wheatstone (1840, 1858), Emil Stöhrer (1846),Werner von Siemens (1856).

Today we use e-mail and SMS to transmit written messages across far distances. In the past this was already possible by means ofdial telegraphy. A special form of the dial telegraph was the so called magneto-electric dial telegraph which did not need a galvanicbattery, since the signals were generated by a magneto-electric machine. The invention of this particular dial telegraph is basedon a patent of the well-known English professor in physics Charles Wheatstone back in 1840. This paper covers the details of thisinvention as well as the early efforts to introduce this telegraph system for public use. The finally successful development of magneto-electric dial telegraphs of Emil Stoehrer (Leipzig 1846), Werner von Siemens (Berlin 1856) and Charles Wheatstone (London 1858) arediscussed.

Keywords: dial telegraphy; magneto-electrical machine; Charles Wheatstone

Eingegangen am 23. September 2013, angenommen am 10. Jänner 2014, online publiziert am 21. März 2014© Springer Verlag Wien 2014

1. EinleitungNeben den Nadeltelegraphen und den Morsetelegraphen fanden inder Frühzeit der elektrischen Telegraphie auch die Zeigertelegraphengroßes Interesse. Dies besonders bei den deutschen Eisenbahnen.Im Gegensatz zu den Nadeltelegraphen und den Morsetelegraphenwar für Zeigertelegraphen die Kenntnis eines Codes nicht erforder-lich, so dass die Bedienung einfach war. Ein Nachteil war jedochder größere Zeitaufwand, den das Senden eines Telegramms erfor-derte. Im Falle der Eisenbahnen, wo die Telegramme meistens kurzgehalten waren, spielte dies jedoch keine große Rolle. In diesemAufsatz soll versucht werden, die Erfindung der Zeigertelegraphenund deren verschiedene technische Ausführungsformen darzustel-len. Dabei beschränken wir uns aber auf eine ganz spezielle Art vonZeigertelegraphen, deren Geber ohne eine galvanische Batterie be-trieben werden kann. Es ist dies die Type der Magnetinduktions-Zeigertelegraphen.

2. Der Magnetinduktions-Telegraph von Gauss und Weberund von Henley

Bereits bei dem bekannten von Gauss und Weber im Jahre 1833für wissenschaftliche Zwecke konstruierten elektrischen Telegraphen

wurden die Sendesignale mittels Magnetinduktion erzeugt. Die vor-

angegangenen Versuche mit einer galvanischen Batterie waren nicht

erfolgreich. Auch der von Henley 1848 erfundene Telegraph benutz-

te zur Erzeugung der Sendesignale die Magnetinduktion. Während

bei Gauss und Weber die Sendeströme durch das Eintauchen ei-

nes großen Stabmagneten in eine Spule erzeugt wurden, wurde bei

Henley dafür ein Spulenpaar vor einer Batterie von Hufeisenmagne-

ten auf und ab bewegt. Während der Gauss-Weber Telegraph eine

individuelle Einzelanfertigung war, fand der Telegraph von Henley

bei den englischen Eisenbahnen bereits eine praktische Anwendung

(Abb. 1).

3. Die Zeigertelegraphie von Wheatstone und Cooke

Nach der Erfindung der Nadeltelegraphie von Cooke und Wheat-

stone im Jahre 1837 und deren erfolgreicher Anwendung bei den

englischen Eisenbahnen wurde durch das Patent No. 8345 vom

März 2014 131. Jahrgang © Springer Verlag Wien heft 2.2014

Pichler, Franz, Technisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Johannes Kepler UniversitätLinz, Altenberger Straße 69, 4040 Linz, Österreich (E-Mail: [email protected])

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ORIGINALARBEITEN F. Pichler Magnetinduktions-Zeigertelegraphen – Erfindung und Anwendung

Abb. 1. Magnetinduktions-Geber von Henley (Th. Karras: Geschichte der Telegraphie, Braunschweig, 1909)

Abb. 2. Prinzip des „mechanical telegraph“ von Wheatstone und Cooke nach dem Patent vom Jahre 1840 (Th. Karras: Geschichte der Telegraphie,Braunschweig, 1909)

21. Jänner 1840 auch die Zeigertelegraphie in England vorge-stellt.1

Bei dem in diesem Patent angeführten „mechanical telegraph“werden die Sendeimpulse durch das Drehen eines Sprossenrades er-zeugt. Jede der Sprossen kennzeichnet einen Buchstaben des Al-phabets oder eine Ziffer. Indem man das Rad an einer bestimm-ten Sprosse von der Anfangsstellung in eine vorgegebene Endstel-lung des Rades dreht, wird eine entsprechende Anzahl von Impulsenvon einem dadurch geschalteten Kontakt mittels einer galvanischenBatterie erzeugt. Im Empfänger wird dadurch eine Zeichenscheibemittels eines Elektromagneten auf den entsprechenden Buchstabenoder die entsprechende Ziffer eingestellt. Das Prinzip einer solchenZeichenübertragung findet sich bereits bei Halle im Jahre 1784.2 DieÜbertragung erfolgte dort jedoch mechanisch durch eine Achse, dievon der Sendestation zur Empfangsstation ausgelegt werden muss-te und die Zeichen durch eine entsprechende Drehung erzeugte.Dieses Prinzip einer mechanischen Übertragung fand später bei denMaschinentelegraphen auf Schiffen erfolgreiche Anwendung, wo-bei allerdings statt der festen Achse eine Kette verwendet wurde.Der Zeigertelegraph in Form des „mechanical telegraph“, wie dieser

1Wheatstone, Charles and Cooke, William Fothergill: Improvements of givingsignals and sounding alarm at distant places by means of electrical currents.

2Johann Samuel Halle: Magie, oder die Zauberkräfte der Natur, Zweyter Teil,Berlin, 1784, VII, Seite 141–145. Ich verdanke diesen Hinweis dem Buch vonVolker Aschoff: Geschichte der Nachrichtentechnik, Band 2, Springer-Verlag,1987.

von Wheatstone und Cooke im Patent vom Jahre 1840 angegebenist, wurde in England nur experimentell eingesetzt, er erhielt aber inHolland und in Frankreich später praktische Anwendung. Auf diessoll später noch eingegangen werden (Abb. 2).

Unser Interesse verdient eine weitere Konstruktion, die vonWheatstone und Cooke in ihrem Patent vom Jahre 1840 angeführtwird. Dafür soll hier zunächst der Text des Patentes angegeben wer-den. Das Patent bezieht sich neben weiteren Telegraphengerätenwie einem „signal apparatus“, einem „communicator“ und einem„electrical alarum“ auch auf die „magneto electric machine“, zuder im Originaltext Folgendes ausgeführt wird:

A magneto electric machine, that may be used in connectionwith the signal apparatus above described. The current is ma-de to circulate in one direction by means of a inlaid woodendisc on the axis of the armature, in connection with springsin metallic contact with the main wires; the disc is inlaid withtwo insulated metallic semicircles respectively in connectionwith each terminal of the armature coil; thus the to- and frocurrent generated by the machine is driven by a cog-wheelhaving twelve pins, so disposed that, by the motion of thewheel through a space equal to the distance between them,the armature moves through half a revolution. Twelve signalsare thus made without the “communicator„, and are all thismachine can make with the above described signal appara-tus, as its electric current is only of momentary duration, andthe electro-magnet cannot act a sufficient time to convey asignal by stopping the pointer.

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F. Pichler Magnetinduktions-Zeigertelegraphen – Erfindung und Anwendung ORIGINALARBEITEN

Abb. 3. Magnet-Geber des „electromechanical telegraph“ vonWheatstone & Cooke, 1840 (Prinzip) (Th. Karras: Geschichte der Te-legraphie, Braunschweig, 1909)

Das Patent beschreibt also einen Zeichengeber, bei dem die Sen-deströme durch eine magnetelektrische Maschine erzeugt werden.Diese besteht aus einer Batterie von fünf Hufeisenmagneten undeiner Armatur mit zwei Spulen. Mittels einer Art Kommutator wer-den nur Gleichstromimpulse erzeugt, wobei eine spezielle am Kom-mutator angebrachte Lamelle dafür sorgt, dass nur die Stromspit-zen als Sendeströme abgenommen werden. Als Empfänger dientder gleiche, der auch im „mechanical telegraph“ (mit einer äuße-ren Ähnlichkeit zu einer Schwarzwälder Kuckucksuhr) verwendetwird. Cooke und Wheatstone bezeichnen diesen Zeigertelegraphenals den „electromagnetic telegraph“. Es scheint, dass ursprünglichein Empfänger mit zwei Elektromagneten eingesetzt wurde. Dieserbenötigte drei Leitungen. Der spätere Empfänger, der nur mit einemElektromagneten ausgestattet war, benötigte dagegen nur zwei Lei-tungen3 (Abb. 3).

Während der „mechanical telegraph“ von Wheatstone und Coo-ke, wie bereits angemerkt wurde, in England keine praktischeVerwendung erhielt, fand der „electromagnetic telegraph“ dortwenigstens zu Werbezwecken Anwendung. Dies mindert jedochnicht den Verdienst Wheatstones und Cookes, die als Erfinderdes Zeigertelegraphen und speziell auch des „Magnetinduktions-Zeigertelegraphen“ gelten. Diese wurden später, wie nachfolgendausgeführt wird, in England ab 1858 („Universal Telegraph“ vonCharles Wheatstone) und bereits früher in Deutschland ab 1844(Stöhrer) und 1857 (Siemens und Halske) mit großem Erfolg ein-gesetzt.

Bevor wir darauf eingehen, sollen jedoch die Werbemaßnahmen,die in England im Rahmen des Versuches der Erweiterung des Tele-graphennetzes zur öffentlichen Nutzung gesetzt wurden, behandeltwerden. Dabei spielte der „electromagnetic telegraph“ wegen sei-ner einfachen Bedienung eine wichtige Rolle.

4. Öffentliche Präsentation der elektrischen Telegraphen vonCooke und Wheatstone in England 1843/444

Nachdem die Nadeltelegraphie nach Cooke und Wheatstone bei ver-schiedenen Eisenbahnstrecken erfolgreich eingesetzt worden war,

3Vergl. mit Dr. H. Schellen: Der elektromagnetische Telegraph, Braunschweig,1850, 50, Seite 121–133 und Dr. Karl Eduard Zetsche: Geschichte der Elektri-schen Telegraphie, Berlin, 1877, Seite 209–211, sowie Th. Karras: Geschichteder Telegraphie, Braunschweig, 1909, Seite 199–203.

4Die Ausführungen dieses Abschnittes stützen sich hauptsächlich auf dasE-Buch von Steven Roberts: Distant Writing. A History of the TelegraphCompanies in Britain between 1838 and 1868. © Steven Roberts 2006–2012.

wobei der von Cooke entworfene Telegraph mit fünf parallel an-geordneten Nadeln und jener mit zwei einfachen Nadeln einge-setzt wurde, ergriff man die Initiative, die elektrische Telegraphieauch für den Einsatz zu einer kommerziell orientierten öffentlichenNutzung anzubieten und suchte Investoren dafür. Cooke engagier-te zur Durchführung einer Werbekampagne den gerade achtzehnJahre alten Thomas Home. Am 16. Mai 1843 wurden auf der Stre-cke der „Great Western Railway“ zwischen London-Paddington undSlough über eine Distanz von 19 englischen Meilen verschiedeneTelegraphie-Geräte für Besucher im Betrieb gezeigt (Abb. 4 und 5).

Zum Einsatz kam dabei der bereits erfolgreich eingesetzte Zwei-Nadelapparat von Cooke, aber als Neuheit auch der von den Be-suchern selbst bedienbare „electromagnetic telegraph“, also derMagnetinduktions-Zeigertelegraph nach dem Patent von Wheatsto-ne vom Jahre 1840.

Es wird weiters berichtet, dass auch der von Wheatstone entwor-fene Zeigertelegraph mit Druckwerk zum Einsatz kam. Das inter-essierte Publikum konnte für einen Eintritt von 1 Shilling die beidenStationen – die Station London-Paddington und das „Telegraph Cot-tage“ in Slough – besichtigen, und es konnten auch Telegrammedort aufgegeben werden. Es scheint, dass dies die einzige öffent-liche Präsentation des Magnetinduktions-Gebers von Wheatstonewar.

Das Buch von Robert Stevens führt die verschiedenen prominen-ten Besucher an, unter anderen den HRH Prince Albert, den rus-sischen Zaren und auch den preußischen König. Von Zeit zu Zeiterklärte auch Charles Wheatstone selbst die Funktionsweise der Ge-räte der Station London-Paddington. Von Gertrude Sullivan, einerjungen Dame der höheren Gesellschaft Londons, ist ein Tagebucherhalten, in dem sich dazu folgende Eintragung findet:

„We were taken into a small room, where were several woo-den cases, containing different sorts of telegraphs.“

und

In one sort every word was spelt, and as each letter was pla-ced in turn in a particular position, the machinery caused theelectric fluid to run down the line, where it made the lettershow itself at Slough, by what machinery he [Wheatstone]could not undertake to explain. After each word came a signfrom Slough, signifying ‚I understand‘ coming certainly in lessthan one second from the end of the world (Abb. 6).

5. Der allgemeine Durchbruch der elektrischen Telegraphiein England

Für die Entwicklung der elektrischen Telegraphie waren in Englanddie Erfindungen und die Pionierarbeit, wie diese von Cooke undWheatstone ab dem Jahre 1837 geleistet wurden, wesentlich.

Im Mai 1845 konnte Cooke der englischen Presse melden, dassunter seiner Führung folgende Eisenbahnstrecken mit seinem elek-trischen Telegraphen eingerichtet waren:

1 London & South-Western Railway – für die Regierung, von derAdmiralität in Whitehall nach Portsmouth, 70 engl. Meilen

2 London & South-Western Railway – für kommerzielle Nutzung,von Nine Elms nach Southhampton, 77 engl. Meilen

3 London & South-Western Railway – für kommerzielle Nutzung,von Southampton nach Gosport, 21 engl. Meilen

4 London & Dover (South Eastern Railway) – von Tunbridge nachMaidstone (einfache Leitung) 15 engl. Meilen

5 London & Croydon Railway (“atmospheric line„) – 52 engl. Mei-len

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ORIGINALARBEITEN F. Pichler Magnetinduktions-Zeigertelegraphen – Erfindung und Anwendung

Abb. 4. Plakate zur Ankündigung der Vorführung der Telegraphen von Cooke & Wheatstone vom Jahre, 1843 (C. MacKechnie Jarvis: The Originand Development of the Electrical Telegraph. In George Shiers (Ed.): The Electric Telegraph: An Historical Anthology, Arno Press, New York, 1977)

Abb. 5. Reklame für den „electromagnetic-telegraph“ von Wheat-stone nach dem Patent von 1840 (by courtesy of Steven Roberts, Lon-don)

6 South Devon Railway – von Exeter nach Plymouth (teilweise eine“atmospheric line„) 52 engl. Meilen

7 London & Blackwall Railway (Kabel) – 3 engl. Meilen8 Great Western Railway – von London nach Slough, 18 engl. Mei-

len9 Yearmouth & Norwich Railway (einfache Leitung) – 20 engl. Mei-

len

Zum Einsatz kamen durchwegs Cookes Zwei-Nadeltelegraphen,die ein Code-Buch erforderten. Der Magnetinduktions-Zeigertele-graph von Wheatstone wurde weiterhin nur experimentell benutzt.Um diesen öffentlich zu präsentieren, fand am 10. April 1845 einSchachturnier statt, das mittels des Telegraphen zwischen Gosport,wo die damaligen Schachmeister Howard Stanton und Hugh Alex-ander Kennedy waren, und dem 90 englische Meilen entferntenVauxhall, wo sechs Schachamateure teilnahmen, übertragen wur-de. Das Spiel dauerte von 11 Uhr 30 bis 19 Uhr und endete nachinsgesamt 43 Zügen unentschieden. Ohne Aufsicht von CharlesWheatstone zeigte sich der „electromagnetic telegraph“ als nichtverlässlich genug, und das Spiel musste schließlich mit dem Zwei-Nadeltelegraphen zu Ende geführt werden5 (Abb. 7).

6. Die weitere Entwicklung der ZeigertelegraphieCharles Wheatstone hatte bereits im Jahre 1843 seine Patente anCooke verkauft. Er behielt aber die Rechte für die Länder des

5Für eine genaue Darstellung der Entwicklung der Telegraphie in England seiauf das sehr ausführliche E-Buch von Robert Steven: Distant Writing, Lon-don, 2006–2012 verwiesen, John Liffen: The Introduction of the Electric Te-legraph in Britain, A Repraisal of the Work of Cooke and Wheatstone. Int. J.for the History of Eng. & Tech., Vol. 80, No. 2, July 2010, 268–99, gibt einegenaue Darstellung der Erfindungsgeschichte zu den Telegraphen von Cookeund Wheatstone an.

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F. Pichler Magnetinduktions-Zeigertelegraphen – Erfindung und Anwendung ORIGINALARBEITEN

Abb. 6. Präsentation des Zeigertelegraphen von Wheatstone für Prinz Albert (by courtesy of Steven Roberts, London)

Abb. 7. Telegraphen-Station Nine Elms 1847 (by courtesy of Steven Roberts, London)

europäischen Kontinents, ausgenommen Österreich und Russland.Cooke und Wheatstone versuchten ihren Zeigertelegraphen in Hol-land einzuführen. Am 25. Mai 1845 konnte auf der Eisenbahnstre-cke der „Hollandsche Ijzeren Spoorwegmaatschappij“, der holländi-schen Eisenbahngesellschaft, über eine Zweidrahtleitung der Zeiger-telegraph von Wheatstone in der Form des „mechanical telegraph“in Betrieb genommen werden. Die Herstellung und der Betrieb ge-schahen zusammen mit dem Instrumentenmacher Eduard Wencke-bach aus Amsterdam. Als eine Installation des „electromagnetic te-legraph“ von Wheatstone wird in Frankreich eine Strecke zwischenParis und Versailles genannt, die bis zum Jahre 1850 in Betrieb war.6

In den folgenden Jahren kamen in den europäischen Ländern, vorallem in Frankreich und in Deutschland, Zeigertelegraphen stark inVerwendung. Dies gilt besonders für solche, die als Nachfolger des„mechanical telegraph“ von Wheatstone und Cooke, der in Eng-

6Siehe Steven Roberts: Distant Writing, Seite 120.

land zu keiner praktischen Anwendung gelangte, angesehen wer-den können. In Frankreich waren es vor allem die Systeme von Bre-guet, in Deutschland von Fardely, Siemens und Kramer. Diese sollenhier nicht weiter behandelt werden. Der daran interessierte Leserwird auf die bestehende Literatur dazu verwiesen.7

Die Geschichte der Entwicklung der Zeigertelegraphen ist sehrvielfältig und umfangreich. Zetsche widmet diesem Thema in sei-nem Buch vom Jahre 1877 insgesamt 28 Abschnitte mit beinaheebenso vielen Namen von Erfindern.8 Man kann daraus erkennen,welchen Stellenwert damals ein einfach zu bedienender Telegraph,

7Th. Karrass: Geschichte der Telegraphie, Braunschweig 1909, Volker Aschoff:Geschichte der Nachrichtentechnik, Band 2, Springer-Verlag, Berlin, 1987,Hans Walter Wichert: Dr. August Kramer, Leben und Werk, Nordhausen,1997.

8Dr. Karl Eduard Zetsche: Geschichte der Elektrischen Telegraphie, Berlin,1877, Seite 202–291.

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Abb. 8. „Universal telegraph“ von Charles Wheatstone – Magnetgeber und Empfänger (Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegrap-hen-Vereins, Jg. XI (1864), Heft 3, 4, 5)

Abb. 9. Wheatstone ABC-Telegraph der englischen Postverwaltung (GPO) (Th. Karras: Geschichte der Telegraphie, Braunschweig, 1909)

Abb. 10. Wheatstone ABC-Telegraph mit Siemens Doppel-T-Anker(T.E. Herbert: Telegraphy, London, 1906)

der die Kenntnis eines Codes nicht erforderte, hatte. Uns interessierthier vor allem die Frage, welche Entwicklung der Magnetinduktions-Zeigertelegraph, wie er von Charles Wheatstone im Jahre 1840 er-funden wurde,9 in diesen Jahren erfahren hat. Da wir uns in diesemAufsatz nur mit einer speziellen Art von Zeigertelegraphen befassen,nämlich mit den Magnetinduktions-Zeigertelegraphen, reduzierensich die hier zu betrachtenden erfolgreichen Erfinder und Konstruk-teure auf drei Namen. Es sind dies Charles Wheatstone aus London,Emil Stöhrer aus Leipzig und Werner von Siemens aus Berlin.

6.1 Der „universal telegraph“ von Charles Wheatstone (1858)Charles Wheatstone, Professor für Physik am Kings College in Lon-don, hat für sich sein Interesse am „electromagnetic telegraph“auch nach den, zugegeben wenig erfolgreichen Experimenten undVersuchen, wach gehalten. Er verfolgte damit hauptsächlich dasZiel, dem privaten Benutzer ein geeignetes Gerät zum Telegraphie-ren zur Verfügung zu stellen. Mit dem Patent zu einem „universaltelegraph“ vom Jahre 1858 kam er diesem Ziel näher. Das tech-nisch kompakte und bequem zu bedienende Gerät wurde schließ-lich in England zu einem großen Erfolg und führte zum Aufbau ei-

9Man kann davon ausgehen, dass Cooke dazu im Patent kaum einen Beitraggeleistet hat.

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F. Pichler Magnetinduktions-Zeigertelegraphen – Erfindung und Anwendung ORIGINALARBEITEN

Abb. 11. Magnetinduktions-Zeigertelegraph von Stöhrer – Magnetgeber und Empfänger (Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegraphen–Vereins, Jahrgang II (1855), Seite 193–198)

nes großen öffentlichen Netzes, das von privater Seite benutzt wer-den konnte. Für eine ausführlich Darstellung dazu verweisen wir aufdas E-Buch von Robert Stevens „Distant Writing“, von dem einigewichtige Fakten hier übernommen werden sollen.10 Die Vermark-tung des Patents von Wheatstone wurde ab dem Jahre 1860 von der„Universal Private Telegraph Company“ übernommen. In kurzer Zeitkonnten in wichtigen englischen Städten Netze eingerichtet werden.Neben der Polizei waren auch zahlreiche private Firmen, wie z. B.das Nachrichtenbüro von Julius Reuter, neben anderen hier erfasst.Nach zehn Jahren erfolgreichen Aufbaus und Betriebs wurde im Jah-re 1870 die Universal Private Telegraph Company verstaatlicht unddas Netz und der Betrieb vom „General Post Office“ (GPO) über-nommen. Der von Wheatstone konstruierte „universal telegraph“hieß ab diesem Zeitpunkt „ABC-telegraph“. Die technische Ausfüh-rung des ABC-Telegraphen ist in verschiedenen Werken ausführlichbehandelt und kann deshalb hier weggelassen werden.11 Hier solltenur auf einen Unterschied beim Magnetinduktor hingewiesen wer-den. Während beim „electromagnetic telegraph“ von 1840 die Si-gnalströme durch ein sich in einem Magnetfeld drehendes Spulen-paar erzeugt wurden (in der Art wie dies auch in der historischenmagnetelektrischen Maschine von Clark geschieht), wird beim ABC-Telegraphen ein Weicheisenstück über vier Spulenpaare, die an denPolen eines Magazins von Hufeisenmagneten mit starkem magneti-schen Schluss befestigt sind, gedreht. Erst in späteren Ausführun-gen des ABC-Telegraphen wurde der „Communicator“ mit einerSiemens Doppel-T-Armatur ausgestattet12 (Abb. 8, 9 und 10)

6.2 Der Zeigertelegraph von Emil Stöhrer (1846)Als weiteres Exemplar eines Magnetinduktions-Zeigertelegraphensoll der von Stöhrer entwickelte angeführt werden.13 Emil Stöhrer

10Robert Stevens: Distant Writing, E-Book, London, 2006–2012.

11Vgl. z. B. Karras: Geschichte der Telegraphie, Braunschweig, 1909, Seite240–244 sowie J.A. Fleming: Fifty Years of Electricity, London, The WirelessPress, 1921, Chapter I, pp. 22–26. Eine genaue Darstellung findet sich auch inder Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins, Jahrgang XI(1864), Seite 64–71.

12Vgl. T. A. Herbert: Telegraphy, Chapter XI. The Wheatstone ABC and SteljesTelegraphy Recorder, London 1906, pp. 346–369.

13Wir folgen hier den Ausführungen in Zetsche: Geschichte der ElektrischenTelegraphie, Berlin 1877, Seite 250–254. Eine genaue Darstellung findet sich

wurde im Jahre 1813 in der Nähe von Leipzig geboren und kam nachdem Besuch des Gymnasiums anschließend beim Leipziger Mechani-ker und Instrumentenmacher Johann Gottlieb Wießner in die Lehre.Im Jahre 1842 konnte er die Werkstätte von Wießner nach dessenTode übernehmen. Bereits im Jahre 1844 begann Emil Stöhrer seineVersuche mit magnetelektrischen Maschinen, die zu erfolgreichenKonstruktionen führten. Vom Jahre 1846 an wendete er diese alsZeichengeber für den von ihm konstruierten Zeigertelegraphen anund konnte diesen an verschiedene Gesellschaften verkaufen. Solieferte er ihn auch an die Inhaber der Schiffsmeldelinie Bremen-Bremerhafen (1846), des Weiteren verkaufte er zwei Mustergerätenach Wien (1847) und zwei Geräte an die Eisenbahnlinie Leipzig-Altenburg (1847). Im Jahre 1850 stattete Stöhrer die Staatsbahnenvon Bayern und von Sachsen mit seinen Zeigertelegraphen aus. InBayern blieben diese bis zum Jahre 1857 in Gebrauch und wurdendann vom Magnetzeiger von Siemens verdrängt. Wie im „electro-magnetic telegraph“ von Wheatstone werden bei den Geräten vonStöhrer die Sendeströme durch ein Spulenpaar, das sich vor den Po-len einer Lage von Dauermagneten dreht, über einen Kommutatorerzeugt (Abb. 11).

6.3 Der „Magnetzeiger“ von Werner von Siemens (1856)Als drittes Gerät soll der von Werner von Siemens konstruierte „Ma-gnetzeiger“ behandelt werden. Wir können uns dabei wieder an dieAusführungen von Zetsche halten.14 Mit der Erfindung des Doppel-T-Ankers durch Werner von Siemens im Jahre 1856 war eine wesent-liche Verbesserung zur Konstruktion von magnetelektrischen Ma-schinen gefunden. Der damit erreichte starke magnetische Schlusszwischen dem Anker und den Polschuhen einer Batterie von Stab-oder Hufeisenmagneten erhöhte den Wirkungsgrad wesentlich. Dieersten praktischen Anwendungen dieser Erfindung lagen im Bereichder Läutewerke bei Eisenbahnen. Jedoch wurde von Werner vonSiemens, der bereits erfolgreich einen Zeigertelegraphen entwickelthatte, sogleich erkannt, dass damit auch ein Magnetinduktions-Zeigertelegraph, von Siemens als „Magnetzeiger“ bezeichnet, aus-gestattet werden kann. Bereits im September 1856 konnten Ex-

in der Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins, JahrgangII (1855), Seite 193–198.

14Zetsche K. E.: Geschichte der Elektrischen Telegraphie, Seite 238–244.

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ORIGINALARBEITEN F. Pichler Magnetinduktions-Zeigertelegraphen – Erfindung und Anwendung

Abb. 12. Magnetzeiger von Siemens und magnetelektrischer Generator mit Doppel-T-Anker (Th. Karras: Geschichte der Telegraphie, Braun-schweig, 1909)

emplare davon bei der bayrischen Staatsbahn eingesetzt werden(Abb. 12).

Die Magnetzeiger von Siemens erlangten eine große Verbreitungund wurden in Deutschland, aber auch in Russland, Schweden undin der Türkei mit Erfolg eingesetzt. Die technische Ausführung derMagnetzeiger von Siemens änderte sich im Laufe der Jahre. Wäh-rend bei den ersten Geräten der Empfänger extra oder am Zeichen-geber aufgesetzt war, wurde später der Empfänger in die Zeichen-scheibe des Gebers integriert. Auch die außerhalb Deutschlands ein-gesetzten Magnetzeiger sind in ihrer Ausführung verschieden. Es istanzunehmen, dass die Holzarbeiten oft im Ausland durchgeführtwurden. So sind die schwedischen Magnetzeiger mit schwerem Zir-benholz gebaut und wirken sehr wetterfest, so dass ein Betrachterden Vergleich mit einer „Hundehütte“ wagte, nicht zuletzt weil ei-ne kleine Tür den Blick auf das Magnetsystem erlaubt. Es sei hiernoch angemerkt, dass in Schweden später die bekannte Telegra-phenfirma Öller Magnetinduktions-Zeigertelegraphen erzeugte, dieihre Abstammung vom Siemens Magnetzeiger nicht leugnen kön-nen.

7. SchlussbemerkungDer Aufsatz versuchte die Erfindung und die gerätetechnischeEntwicklung der Magnetinduktions-Zeigertelegraphen darzustellen.Der Bogen reichte von der wichtigen Erfindung des Jahres 1840 vonCharles Wheatstone bis zu den späteren in der Praxis in Englandund Deutschland eingesetzten Geräten. Wenn auch die Zeigertele-graphie, die von Beginn weg viele Erfinder, Mechaniker und Instru-mentenmacher beschäftigte und im Vergleich zur Nadeltelegraphievon Cooke und Wheatstone in England sowie zur Telegraphie vonMorse in Amerika und am europäischen Kontinent nicht die gleichegroße Verbreitung erhielt, so stellt sie doch in der Geschichte der

Telegraphie ein wichtiges Kapitel dar. Dies trifft auch für den spe-ziellen Teil der Magnetinduktions-Zeigertelegraphie, wie diese hierdargestellt wurde, zu.

DanksagungMein Dank gebührt in erster Linie den Herren Robert Steven, Lon-don, Autor des E-Buches „Distant Writing“ für die Hinweise und diegroße Hilfe in der Literaturbeschaffung sowie John Liffen, Kuratorder Sammlung Telekommunikation, Science Museum, London, fürdie Übermittlung von Fotos von frühen experimentellen Ausführun-gen von Zeigertelegraphen stammend aus der Wheatstone Collecti-on des Kings College, London.

Literatur

1. Halle, J. S. (1784): Magie, oder die Zauberkräfte der Natur. 2. Teil. Berlin: Springer.2. Aschoff, V. (1987): Geschichte der Nachrichtentechnik (Bd. 2). Berlin: Springer.3. Schellen, H. (1850): Der elektromagnetische Telegraph. Braunschweig.4. Zetsche, K. E. (1877): Geschichte der Elektrischen Telegraphie. Berlin.5. Karras, Th. (1909): Geschichte der Telegraphie. Braunschweig.6. Roberts, S. (2006–2012): Distant writing. A history of the telegraph companies in

Britain between 1838 and 1868. ©Steven Roberts. E-Book über das Internet frei er-reichbar.

7. Liffen, J. (2010): The introduction of the electric telegraph in Britain, a repraisal of thework of Cooke and Wheatstone. Int. J. History Eng. Technol., 80(2), 268–299.

8. Shiers, G. (Hrsg.) (1977): The electric telegraph: an historical anthology. New York:Arno Press.

9. Wichert, H. W. (1997): In Dr. August Kramer, Leben und Werk. Nordhausen.10. Fleming, J. A. (1921): Fifty years of electricity. London: The Wireless Press.11. Herbert, T. A. (1906): Telegraphy. London.12. Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins, Jahrgang II (1855),

S. 193–198.13. Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins, Jahrgang XI (1864),

S. 64–71.

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F. Pichler Magnetinduktions-Zeigertelegraphen – Erfindung und Anwendung ORIGINALARBEITEN

Abb. 13. Wheatstone Magnetgeber mit 12-teiligem Sprossenrad zurZeichengabe

Abb. 14. Wheatstone Magnetgeber – abgenommenes Holzgehäuse

Anhang

Die Motivation zum Verfassen dieses Aufsatzes war die Entdeckungeines Exemplars des Wheatstone Magnetgebers bei einem Sammler-kollegen, der diesen über ebay erworben hat. Bei diesem Exemplarfehlte das Zahnrad am Spulenanker. Das Sprossenrad war nur für elfBuchstaben und das Zeichen + als Startposition ausgelegt, so dassdie Anwendung mittels eines Code-Buches zu erfolgen hatte. NachRestaurierung ergibt sich folgendes Bild des Gerätes – Abb. 13, 14.

Interessant ist, dass drei Anschlussleitungen vorgesehen sind. Dieslässt den Schluss zu, dass ursprünglich als Empfänger der von unsbereits vorher gezeigte und im Buch von Karras abgebildete Emp-fänger mit zwei Magnetspulen eingesetzt wurde. Dieser erfordertezwei Leitungsdrähte und die Erdleitung (Abb. 15 und 16).

Abb. 15. Sprossenrad mit Gravur (C. Wheatstone Inv.) und erneuer-tem Zahnrad

Abb. 16. Kommutator und Spulenanker

Dieses Exemplar wurde offenbar um das Jahr 2000 von Henk Jas-pers, einem Sammler von wissenschaftlichen Geräten aus den Nie-derlanden, auf einer Auktion in London erworben.15

Die Restaurierung wurde von der Firma Gerald Paschinger, Ma-schinenbau und Prototypen, Stadt Haag, NÖ, durchgeführt.

Ein weiteres Exemplar eines Wheatstone Magnetgebers wurde ineiner Motorensammlung in Wien entdeckt. Da bei diesem das Spros-senrad gänzlich fehlte, soll dieses Gerät mit einem 24-teiligen Spros-senrad, nach einem in der Sammlung des Science Museums Londonbefindlichen Exemplar, mit dem vollen Alphabet ausgestattet wer-den.

15Ich danke meinem Kollegen, Herrn Fons Vanden Berghen, Halle, Belgien,für diese wertvolle Information.

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Autor

Franz PichlerFranz Pichler wurde am 23. Juli 1936 in Thal-gau, Salzburg, geboren. Von 1950–1954 be-suchte er die Fernmeldemonteurschule Graz,wonach er bis 1967 im Dienst der Fern-meldebetriebsämter Salzburg und Innsbruckwar. Von 1962–1967 studierte er Mathema-tik und Physik an der Universität Innsbruck.Von 1973–2004 war Pichler als Professor fürSystemtheorie im Studienfach Informatik der

Technisch-Naturwissenschaftlichen Faklutät an der Johannes KeplerUniversität Linz tätig.Seit 1990 befasst er sich zusätzlich mit dem Gebiet der Geschichteder Elektrizität und der Informationstechnik (Publikationen, Aufbauvon Sammlungen, Ausstellungen).

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