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Zunftblatt Mai 2008 Nr. 1 Zunft der Lahnsteiner Rollenspieler e.V. Thema: Religion im RPG

Mai 2008 Zunftblatt Nr. 1 - koblenz-bei-nacht.de · PDF fileVampire the Requiem & Requiem for Rome, Beauxbaton, Werewolf the Forsaken gibt es für mich nicht, nur schlecht geleitete

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ZunftblattMai2008

Nr. 1

Zunft der Lahnsteiner Rollenspieler e.V.

Thema: Religion im RPG

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Inhalt

Tombola & TeezeremonieSeite 14

Der Ursprung allen SeinsHintergrundgeschichte Teil1Seite 15

Rollenspiel und ReligionSeite 7 + 8

Nachruf auf Gary GygaxSeite 6

Weihnachtsfeier der Z.L.R.Seite 31

RezensioneneckeSeite 32 - 38

Editorial

„Im Anfang war das Wort...!

Und das Wort hieß „Mach ich!“. Jeder, der Erfahrung mit diesen zwei Worten gesammelt hat, weiß, dass ihnen eine gefährliche und zerstö-rerische Macht inne wohnt. Die Macht, dich für ewig zu binden und ins Dunkel zu stürzen. In diesem Fall heißt das zunächst einmal, dass wir tief in die Arbeit gestürzt sind. Denn wir haben eine Mission, und die lautet, ein Zunftblatt zu erstellen, das unsere Leser fesseln und begeistern soll. Im Grunde klingt es wieder einmal wie ein Muppet-Movie. Man nehme einen Frosch als Chefredakteur, eine interessant gemischte Gruppe von Verrückten und ein gemeinsames Ziel. Und heraus kommt eine Zeitung. Ich bin sehr froh, die entsprechende Gruppe gefunden zu haben. Denn Jiba, Zoe, Marc und Christiane bilden ein hervorragendes Team, dessen Elan so schwer zu bremsen ist, dass wir schon Ausgaben für die nächsten sechs Jahre konzipiert haben. Ich kann euch versprechen, dass wir noch einiges zu bieten haben!Doch erst einmal wollen wir uns um diese Ausgabe kümmern, und bieten direkt einen kontroversen und pa-ckenden Auftakt, denn wir haben uns gewagt, eines der Reizthemen der heutigen Zeit aufzugreifen und die Frage nach der Religion zu stellen. Zu diesem Thema haben wir erstaunlich Vielfältiges sammeln können und konnten auch gleich ein besonde-res 10-Seiten-Special auftun, dass sicherlich einiges zu bieten hat: ARKANGELOI. Dieses Spiel ist in Köln bereits erfolgreich als LARP gelaufen, und so freuen wir uns, es nun auch euch zugänglich machen zu kön-nen. Dieses Setting bildet auch den Anfang unserer ersten Fortsetzungserzählung.Es ist erstaunlich, mit wieviel Leichtigkeit und Freude die Arbeit an dieser Ausgabe erledigt wurde. Es gab keine größeren Hürden, viel Gelächter und Spaß und eine dynamische Redaktion. Wir haben unser Bestes geben, die Motivation ist auf dem Höchstpunkt, und wir wollen endlich die Früchte unserer Arbeit mit euch teilen. Also bergüßen wir zusammen die erste Ausgabe des ZUNFTBLATT! Applaus, Applaus, Applaus! Euer Kermit (a.k.a. Leander)

Name:Spitzname:Familienstand:größte Stärken:größte Schwächen:arbeitet am Zunftblatt mit, weil:Rollenspieler seit:spielt:Lieblingssysteme:Hasssysteme:Lieblingsklasse/Rasse:Animositäten gegen:andere Hobbys:Lieblingscharakter: Lieblingsfilm + Genre:Lieblingsroman + Genre:Lieblings TV Serie:Hört gerade: Personal Quote:

Leander LinnhoffKermitverheiratet, 1 KindZielstrebigkeit, Offenheit, Führungspersönlichkeit, IdealismusArroganz aus Unsicherheit, Bequemlichkeitich aktiv etwas zur Welt meines Lieblingshobbys beitragen will1985WoD (alte & neue), DSA, D&D, Pendragon, Cthulhu, 7te See, L5RVampire the Requiem + Requiem for RomeShadowrun, Cthulhu LiveVentrue des Invictus TremereLiteratur lesen und schreiben, Filme, Juan Borgia, Ventrue des Invictus zu RomThe Great Muppet Caper / Underworld (Genre: Henson oder Horror)Hood von Stephen Lawhead (Genre: historische Romane)The Muppet Show / RomQueensryche: Operation Mindcrime IIDas Leben ist ein Spiel, also spielen wir!

Die Redaktion stellt sich vor:

Die Redaktion stellt sich vorSeite 3 - 5

ArkangeloiSeite 19 - 29

Musik im Rollenspiel + Rezi StreunerSeite 16 + 17

Neues von der FestungSeite 30

ContestSeite 39

Poetry Slam BerichtSeite 9

RPC Con - Heroes & Quests BerichtSeite 10 - 12

Poetry EckeSeite 13

KummerkastenSeite 18

ImpressumSeite 40

VorschauSeite 41

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Name:Spitzname:Familienstand:größte Stärken:größte Schwächen:arbeitet am Zunftblatt mit, weil:

Rollenspieler seit:spielt:Lieblingssysteme:Hasssysteme:Lieblingsklasse/Rasse:Animositäten gegen:andere Hobbys:Lieblingscharakter: Lieblingsfilm + Genre:Lieblingsroman + Genre:

Lieblings TV Serie:Hört gerade: Personal Quote:

Marc André GrossaYellowledigImprovisationstalent, Offenheit, Kreativitätmanchmal etwas zu direkt, leichter Chaotich blöd genug war, im falschen Moment die Hand zu heben.... nein, weil es mir Spaß macht, an so etwas mitzuarbeiten1986DSA, L5R, 7te See, Scion, Mechwarrior, FireflyWoD (alt), L5R, 7te See, WoD (neu), EarthdawnCharaktere mit Ethos, Moralkodex o.ä.Tremere, „böse“ gesinnte charaktereKino/DVD, Computer, Lesen, MusikTurajin, Rondrageweihter (DSA), Alutius, Malkavianer (Vampire), Valerie Thompson, Silberfang Galliard (Werewolf)Schwer zu sagen, sind zu viele. James Clavell (Shogun, Gai Jin, Tai Pan), Tom Clancy (Jagd auf Roter Oktober, Der Schattenkrieg)Heroes (in O-Ton), Criminal Minds„The Black Parade“ von My Chemical RomanceZitat von Turajin, meinem Rondrageweihten: „Gewinnen und Überleben haben nicht zwingend etwas miteinander zu tun.“

Name:Spitzname:Familienstand:größte Stärken:

größte Schwächen:arbeitet am Zunftblatt mit, weil:Rollenspieler seit:spielt:

Lieblingssysteme:Hasssysteme:Lieblingsklasse/Rasse:Animositäten gegen:andere Hobbys:Lieblingscharakter: Lieblingsfilm + Genre:

Lieblingsroman + Genre:

Lieblings TV Serie:Hört gerade:

Christoph LaurerJibaledigKreativität (besonders schreiberische), Begeisterungsfähigkeit, Freund-lichkeit, PerfektionismusSchüchternheit, Aufgedrehtheit, Mitteilungsbedürfnis, Pessimismuses wirklich mal Zeit wird, dass jemand das tut – außerdem ist’s spaßig20007th Sea, DSA, Exalted, Engel, alte u. neue WoD (besonders Werwölfe und einfache Menschen), Warhammer Fantasy Rollenspiel, L5REngel, Exalted (am Liebsten Dragonblooded), 7th Seakeines, ich bin allem gegenüber offenDer Halunke mit dem guten Herzen; künstlerische Charaktere; Zwerge Charaktere die ich nicht brauchbar darstellen können würdeLiteratur, Theater, Film und Kino, Manga und Anime, KochenAmiel vom Orden der Gabrieliten„Die Fabelhafte Welt der Amélie“, „Lost in Translation“, „Kill Bill“ - Dra-ma und all die ganzen Sachen, die so schwer einzuordnen sindHomo Faber, Die Unendliche Geschichte, Kafka, Schiller und Heine (Genre: historische Romane/Kurzgeschichten) Die Simpsons, Haibane Renmei (Anime), Monster (Anime)Entfernte Schritte einer Kommilitonin auf dem Gang und das Tippen auf fremden Tastaturen

Name:Spitzname:Familienstand:größte Stärken:größte Schwächen:arbeitet am Zunftblatt mit, weil:Rollenspieler seit:spielt:Lieblingssysteme:Hasssysteme:Lieblingsklasse/Rasse:Animositäten gegen:andere Hobbys:Lieblingscharakter: Lieblingsfilm + Genre:Lieblingsroman + Genre:

Hört gerade:

Christiane Schäferkeinen, der sich durchsetztfrei und kinderloskreativ, ehrlich, begeisterungsfähig, gerecht, idealistischimpulsiv, ungeduldig, exzentrischunsere Zunft eine Zeitung braucht2002P&P-Systeme: 7te See, Exalted, L5R, VtM-Live, Mage-Live, Larp!! 7te Seenicht so gern D&D MusketierBorbaradianer, Lichtisandere Hobbys? Gibt’s das? Na ok, Lyrik und LiteraturDominic Valroux de Martise Epische Filme wie z.B. Master and Commander Dienstags bei Morrie, ansonsten lese ich gern die Lyrik des 18. und 19. JahrhundertsFauré

Name:Spitzname:Familienstand:größte Stärken:größte Schwächen:arbeitet am Zunftblatt mit, weil:Rollenspieler seit:spielt:Lieblingssysteme:

Hasssysteme:Lieblingsklasse/Rasse:Animositäten gegen:andere Hobbys:Lieblingscharakter: Lieblingsfilm + Genre:Lieblingsroman + Genre:Lieblings TV Serie:Hört gerade: Personal Quote:

Zoe LinnhoffHab ich nicht, hätt ich gerne aber nur wenn er cool istVerheiratet + 1 KindSpontanität, Kreativität, Ordnungssinn, Perfektionismus, FlexibilitätSpontanität, Perfektionismus, Unsicherheit, Orientierungslosigkeitgute Übung für Job (Mediendesign)1995 etwaWoD, DSA, Pendragon, L5R, 7te See, D&D Vampire the Requiem & Requiem for Rome, Beauxbaton, Werewolf the Forsakengibt es für mich nicht, nur schlecht geleitetegibt es nicht für michordinäre Menschen...bin ich im Realen schonmalen, lesen, Filme, Puppenstuben, Antiquitäten, Puppen allg.Mirar Julius Hibernius - Julier des Senex, Denis Antonov – Firetouched300, das! Lieblingsgenre hab ich nichtDen! Lieblingsroman gibt es nicht + Genre JugenromanFarscape + ROME + Muppet Show + FragglesDas Glücksprinzip – Die Firma„Catch the tail by the Tiger!“

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Rollenspiel und ReligionIch will mich nun einem der kontroversesten Themen der Rollenspielszene widmen und schicke gleich vor-weg, dass ich niemandem auf die Füße treten möchte. Dennoch ist dies hier ein Thema, dass die Szene be-schäftigt und manchmal sogar gefährdet. Gemeint ist die Beziehung zwischen Rollenspiel und Religion und ich möchte mich diesem Thema von zwei Seiten nähern.

1.Gefährdet das Rollenspiel die religiöse Erziehung?

Ich beginne zuerst mit den Sorgen der Eltern und Erzieher, der Kirchenleute und Religionspädagogen. Ich selbst studiere katholische Religion auf Lehramt und bin daher mit diesem Feld eng vertraut. Sorge vieler Erziehender ist es, dass das, was im Rollenspiel geschieht, die religiöse Erziehung angreift und ihre Wertvorstellungen in Frage stellt. Ja, weiter noch, die Spiele behandeln Dinge wie Magie, Dämonen und Monstren, Schlachten und Gefechte, also Themen, die vielfach aus kirchlichen Kreisen als gefährlich und ungesund eingestuft werden. Die Rollenspielbücher wimmeln von Illustrationen, die Rituale und Beschwö-rungen zeigen oder Wesen der Schattenwelt. Hier wird die Gefahr verortet, dass das Rollenspiel anfällig mache gegen die Verlockungen des Okkultismus oder gar Satanismus.Natürlich trägt der Fakt, dass die Spieler in einem geschlossenen, verschwörerisch wirkenden Kreis um einen Spieltisch sitzen, der mit Kerzen ausgeleuchtet ist und aus dem CD-Player düstere, Atmosphäre schaf-fende Musik klingt, nicht unbedingt zur Beruhigung der Eltern und Erziehenden bei. Auch die Position des Spielleiters erweckt in den Gedanken vieler ein Bild von sektenartigen Strukturen.

Weit gefehlt! Aus meiner Sicht gibt es für die Erziehenden eigentlich kaum etwas Wünschenswerteres, als dass der Schützling den Weg ins Rollenspiel findet. Die Gründe liegen auf der Hand. Ich rolle das Feld jetzt einmal von Hinten auf: religiöse Erziehung. Der Rollenspieler lernt schnell, in Bildern zu sprechen und zu denken, derer sich auch die Religion bedient. Biblische Texte können somit leichter gelesen werden und ihr Sinn besser extrahiert, denn die metaphorische und symbolhafte Sprache, die die Bibel gerne benutzt, ist bereits bekannt, die Denkmuster und Gegebenheiten vertraut. Das Rollenspiel kultiviert geradezu die Bilder und Wendungen aus der Hochzeit der Religiosität, der ausgehenden Antike und des Mittelalters. Zudem ist den meisten Rollenspielen zu eigen, dass sie einen sehr kritischen Blick auf Fanatismus werfen und somit zu einer reflektierten und gesunden Haltung gegenüber der eigenen religiösen Position führen. Nur sehr labile und psychologisch geschädigte Personen laufen Gefahr, die Grenzen zwischen Spiel und Wirklichkeit nicht mehr wahrzunehmen und sich in der Bildsprache des Rollenspiels zu verfangen. Da diese jedoch die gleiche Bildsprache wie die der Religionen ist, sind dies auch die Personen, die in einem religiösen Umfeld zu einem unreflektierten Fanatismus tendieren würden. Solche Personen sind in jedem Gebiet un-vermeidbar und es sollte ihnen dringend angeraten werden, Hilfe in Anspruch zu nehmen. In der Regel wird die Spielgruppe solche Personen frühzeitig erkennen und sie bilden eine absolute Ausnahme.

2.Religionsverdruß in der Rollenspielszene

In meiner langen Zeit als Rollenspieler habe ich die Erfahrung gemacht, dass immer mehr Mitglieder der Szene sich in ein Agnostikertum oder gar blanken Atheismus flüchten. Ich benutze hier bewusst das Wort flüchten, denn ich ahne, woher diese Einstellung kommt und werde darauf weiter unten noch zu sprechen kommen. Als bekennender Christ und Student der katholischen Theologie erlebe ich häufig Spieler, die der Religion als solcher, aber auch Leuten, die zu ihrem Glauben stehen, mit Ablehnung oder gar verbaler Aggression begegnen. Diese Leute bilden glücklicherweise noch die Ausnahme, aber ihre Zahl nimmt zu. Häufig wird über mangelnde Toleranz vor allem von Seiten der Christen geklagt, die Kirche als Apparat der Volksverführung betrachtet. Diese Dinge sollten aufgebrochen werden, bevor sich die Fronten verhärten.Denjenigen, die den Christen Intoleranz vorwerfen, möchte ich entgegenhalten, dass in diesem Statement bereits ein solcher Haufen an Intoleranz steckt, um das Argument sofort totzuschlagen.

Am 4. März 2008 starb Gary Gygax.

Er war kein Wissenschaftler, kein Politiker, kein Rock Star, kein Celebrity - niemand, dem die Weltpresse nennenswert Beachtung schenken würde.

Dennoch gehört er wohl zu jenen Menschen, die einen nicht zu verachtenden Einfluss auf unsere Zeit gehabt haben, zumindest auf unsere Generation. Denn Gary Gygax war ein Schöpfer, ein Spieler, ein Visi-onär - der Erfinder von Dungeons & Dragons, dem ersten Rollenspiel. Und damit legte er den Grundstein

für das, womit wir alle uns in unserer Freizeit beschäftigen.

Man mag von D&D halten, was man mag, doch ohne dieses Spiel hätte es vermutlich auch all die anderen Rollenspiele nicht gegeben, mit denen wir unsere Freizeit versüßen. Denn letztendlich basieren sie alle auf

dem Gedanken, den Gary Gygax 1974 mit D&D zu Papier brachte.

Wäre es auch ohne Gary Gygax so weit gekommen? Hätte nicht vielleicht jemand anderes irgendwann die gleiche Idee gehabt wie er? Natürlich kann man dies so sehen, doch die Antwort auf diese Frage ist die

gleiche wie die beim Ei des Kolumbus. Andere hätten es vielleicht getan, aber Gary Gygax war es, der es getan hat.

Und darum sehe ich es so, wie es viele andere auch sehen: ich verdanke Gary Gygax viele Jahre voll Span-nung, Abenteuer und Freude. Und darum wird er in meinen Gedanken, meinen Erinnerungen und meinem

Herzen immer einen besonderen Platz einnehmen.

In einem Interview im Jahre 2005 sagte Gary Gygax:„I would like the world to remember me as the guy who really enjoyed playinggames and sharing his knowledge and his fun pastimes with everybody else.“

(Mir würde es gefallen, wenn die Welt mich als den Kerl in Erinnerung behalten würde, der es wirklich geliebt hatte Spiele zu spielen und sein Wissen und sein liebstes Hobby mit allen anderen zu teilen.)

Erinnern wir uns also an Gary als einen von uns, einen Spieler, der nichts lieber mochte als sich abends mit seiner Runde an einen Tisch zu setzen, die Würfel und Charakterbögen auszupacken und der Fantasy frei-en Lauf zu lassen. Und so lange wir seinem Vorbild folgen, wird das, was er geschaffen hat, weiter leben, und damit in gewisser Weise auch er selbst, und sei es nur in den Gedanken und Erinnerung von ein paar

zig-tausend Rollenspielverrückter weltweit....

MG

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DIE Christen gibt es gar nicht und ich stimme vollkommen zu, dass es innerhalb der christlichen Gemein-schaften viele Elemente gibt, die aus einem ungesunden, unreflektierten Denken heraus andere Wertvorstel-lungen oder, wie oben erwähnt, auch die Welt des Rollenspiels ablehnen. Doch ist es nicht fair, alle über einen Kamm zu scheren. Denn der wesentlich größere Teil der Christen sind Menschen, die nachdenken können und mit einer selbstkritischen Haltung auch über die Werte anderer reflektieren. Hier bietet sich auch für Euch die Möglichkeit, Toleranz zu zeigen. Beschimpfungen führen hier nicht weiter. Es ist richtig, es ist einfach ein Fakt, dass immer diejenigen, deren Meinung am engstirnigsten und ver-schlossensten ist, am lautesten schreien. Die Bedenken, die diese Leute antreiben, habe ich versucht, im ers-ten Abschnitt darzustellen und zu entkräften. Ich weiß und habe selber erlebt, dass man als Teil der Rollen-spielwelt gerne von christlichen und anderen Fundamentalisten in die Reihe der Satanisten eingereiht und zum Gegner erklärt wird. Um so dringender die Notwendigkeit, selber Toleranz zu üben und den offenen Dialog zu suchen. Nur so nimmt man diesen Kräften ihre Macht. Solange das Rollenspiel in einer gewissen ablehnenden Verborgenheit verweilt, anstatt das Gespräch zu suchen, kann es kein Verständnis geben.

Ich denke, dass wir Rollenspieler an einem Punkt sind, der sich ideal eignet, um etwas zu bewirken. Der Trend um Fantasie und Mittelalter hält weiter an. Das Rollenspiel als solches kann auf eine ausreichend lange Geschichte friedlichen Miteinanders zurückschauen, um die positiven Absichten, die dieses Hobby fördert, zu beweisen. Und Pädagogen und auch Theologen beginnen, einen erzieherischen Nutzen in dieser Freizeitbeschäftigung zu sehen. Nun ist es an uns, unser Hobby publik zu machen und das Gespräch mit Kritikern nicht zu scheuen.K

Ein Abend auf dem Poetry Slam

Ein Gespenst geht um in deutschen Kultur- und Künstlerkneipen, das von New York aus seinen Weg über den großen Teich gefunden hat und sich immer größerer Beliebtheit erfreut: die Rede ist vom so genannten „Poetry Slam“. Bei einem solchen Event geht es grob darum, dass miteilungsbedürftige, junge (aber auch ältere) Dichter, Schreiber und andere Wortakrobaten ihre selbst verfassten Texte einem kritischen Publikum präsentieren. Am Ende stimmt das Publikum über die Texte ab und kürt einen Tagessieger, der einen schi-cken Preis mit nach Hause nehmen kann. Soweit die Theorie.Zur Praxis: Seit einigen Jahren findet der „Poetry Slam“ regelmäßig jeden Monat in der Kneipe „Circus Maximus“ in Koblenz statt und zieht sowohl Freunde der Kunst des geschriebenen (...oder gesprochenen... oder geschrienen – je nach Vorliebe des Vortragenden) Wortes, als auch Jugendliche, die auf der Suche nach intellektueller Kurzweil sind in den muffigen Keller der Koblenzer In-Kneipe – so auch mich, Marc und Christiane. Letztere war besonders gespannt – würde ihr die Sache gefallen, würde sie auch mal einige ihrer eigenen Texte hier vortragen.Der Austragungsort des „Slams“ hatte eigentlich was Gemütliches an sich – eine beschauliche, hell beleuch-tete Bühne ohne viel Schnickschnack, an der rechten Wand eine Theke, an der man Getränke bestellen konn-te, der Rest des Raumes dunkel. Einen Sitzplatz zu finden war allerdings ein Ding der Unmöglichkeit – der Raum war proppenvoll. Ich staunte nicht schlecht – als ich vor ein paar Jahren den Poetry Slam das letzte Mal besucht hatte, war es nicht so voll gewesen. Naja, was soll‘s, also hieß es, sich einen schönen Stehplatz mit gutem Blick auf die Bühne suchen. Dann ging es auch schon los – die Moderatoren Nadja Schlüter und Lars Weißbrod führten, auf eine sponta-ne, planlose Art äußerst charmant, durchs Programm. Diejenigen, die ihre Texte vortragen wollten, hatten sich im Vorfeld beim Einlass schon angemeldet und die Reihenfolge der Vorträge wurde per Los entschieden. Jeder „Slammer“ hatte 8 Minuten (plus/minus) Zeit, um eine Auswahl seiner Texte vorzutragen – was auch durch die Bank von allen Autoren eindrucksvoll und verständlich getan wurde. Was uns aber bald auffiel: Einige Gäste schienen sich für die doch in der Regel recht augenzwinkernden und witzigen Texte überhaupt nur wegen ihres Humors zu interessieren, was dazu führte, dass sich in einigen Ecken des Raumes auch bei der kleinsten Andeutung eines Gags albernes Gekicher breitmachte. Der Abend war von solchen Texten dominiert – in Wahrheit ist es sogar so gewesen, dass keiner der Slammer auf einen ernsteren Umstand des Lebens Bezug nahm, ohne ihn in das bunte Geschenkpapier eines Witzes zu ver-packen. Das ist keine Kritik am Lachen oder an humorvoller Poesie, – tatsächlich ist es bewiesen, dass sich eine Aussage viel eher einprägt, wenn sie von einem Lachen unterstrichen wird – aber bei einem rein auf Pointen abzielenden literarischen Abend lässt man natürlich ein riesiges Gebiet an Texte und Gedanken, die auch formuliert und weitergegeben werden wollen, außer Acht. Literatur kann und soll witzig sein, keine Frage, aber sie kann und soll den Leser ebenso dazu bringen, zu weinen, zu staunen, sich zu ärgern oder sich zu ängstigen. Und das hat mir und auch meinen beiden Begleitern am Poetry Slam ein wenig gefehlt – und Christiane dazu gebracht sich noch einmal scharf zu überlegen, ob sie hier etwas vortragen möchte. Trotzdem wäre es gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich mich an dem Abend nicht köstlich amüsiert hätte. Die Texte reichten von selbstreflektiv bis ungemein absurd oder waren gleich beides - Lars Ruppels Nachruf auf sich selbst war mein persönliches Highlight des Abends. Abschließend bleibt zu sagen, dass zwar nicht alle meine Erwartungen erfüllt wurden, aber der „Poetry Slam“ dennoch einen Besuch lohnt. Zwar wäre der Name „Comedy Slam“ mitunter passender, aber am Tenor der Texte werden wir mit langen Reden wohl nichts ändern können – es sei denn wir schreiben und präsentieren selbst, was wir hören wollen. Und darum geht es beim „Poetry Slam“ ja auch. In diesem Sinne: Möge das Wort mit euch sein!

Webempfehlungen: Circus Maximus Koblenz www.circus-maximus.org Poetry Slam Portal: www.poetry-slam-portal.de

JL

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Conbericht: RPC-Con – Heroes & Quests

2007 öffnete der RPC (Role Playing Convention) in Münster zum ersten Mal seine Pforten – und beein-druckte mich mit einem neuartigen Konzept: die Organisatoren hatten es sich zur Aufgabe gemacht alle Bereiche des großen Thema „Rollenspiel“ (mal abgesehen von den nicht jugendfreien Varianten) unter einem Dach zu vereinen – Pen&Paper-Rollenspieler sollten ebenso auf ihre Kosten kommen, wie LARPer oder Online-Rollenspieler. Von diesem Ansatz beeindruckt habe ich den Convention im letzten Jahr besucht – mir gefiel der Gedanke, dass eine große Veranstaltung die Szenen vielleicht zusammenschweißen könnte, dass man sich austauschen und besser verstehen könnte und dass man die Möglichkeit hätte, neue Varianten des Rollenspiels kennenzulernen. Zwar hatte mich der Convention letztes Jahr nicht hundertprozentig überzeugen können aber da es der ers-te Versuch dieser Art war, dachte ich, dass die Kinderkrankheiten im nächsten Jahr bestimmt kuriert sein würden.

Also hieß es 2008 erneut: in den Zug, ab nach Münster, auf zum RPC. Wie sich herausstellte, hatte sich seit dem letzten Mal vieles getan. Wie im letzten Jahr fand der Convention in der Halle Münsterland statt – jedoch diesmal auf viel größerer Fläche als im letzten Jahr. So hatten alle Aussteller mehr Platz, sich auszubreiten und die Vermischung einzelner Themenbereiche – wie im letzten Jahr die Rollenspiele und die Videospiele, die in einem Raum waren oder der große Übertragungsmonitor für die E-Sport-Veranstaltungen im LARP/Mittelalter-Bereich – gehörte damit der Vergangenheit an. Den größten Bereich bekamen die Computerspiele eingeräumt. In der großen Messehalle Mitte, quasi im Zen-trum des RPC, stellten diverse Softwareschmieden ihre Produkte aus. So konnte, wer wollte, jetzt schon in den Genuß eines Probespiels des neuen DSA-Computerspiels „Drakensang“ kommen (mal bei Gelegenheit austesten – lohnt sich) oder mit anderen Zockern über die neusten Rollenspielerrungenschaften fachsimpeln. Für jeden Geschmack war etwas dabei: ob nun die bonbonbunte Onlineklopperei „Dofus“ oder das gute und

inzwischen auch alte „World of Warcraft“. Auf gro-ßen Monitoren wurden dabei Online-Rollenspiel-Profis über die Schulter geschaut, wie sie die sich bei den neus-ten Raid-Instanzen in ihren Lieblingsgames austobten – und das alles mit Moderation, die eines Fußballspiel-kommentars würdig gewesen wäre. Aber auch die Consolieros kamen nicht zu kurz: An anderer Stelle waren ausladende Sitzecken aufgebaut, bei denen man sitzenderweise auch das ein oder ande-re Game auf Next-Generation-Konsolen ausprobieren konnte.

Daneben stachen vor allem zwei Bereiche dem Besucher ins Auge, die auch nicht so recht hier-hin passen wollten: der eine befand sich in ei-ner Ecke des Raumes und war tatsächlich eine Art Westernsaloon, in dem man sich beim Ro-deo oder Poker versuchen konnte. Der andere lag quasi direkt nebendran und war ein Aus-stellungsbereich der Degenesis-LARP-Gruppe „Lost Ideas“ - das ausgeschlachtete, schrottrei-fe Auto war ein echter Hingucker.

Der Bereich der Rollenspiel- und Brettspielaussteller war ein wenig kleiner. Hier gaben sich namhafte Ver-lage wie „Ulysses“, „Feder&Schwert“ oder „Pegasus“ ein Stelldichein, stellten ihre neusten Produkte vor und boten Promorunden an. An einigen Ständen konnten sogar aktuelle Rollenspielpublikationen (aber auch der ein oder andere Klassiker) relativ preiswert erworben werden. Drei Stände sollen hier aber besondere Er-wähnung finden: Dann sei noch der Stand der Musikcombo „Erdenstern“ erwähnt, welche es sich zum Ziel gesetzt hat, qualitativ hochwertige Hintergrundmusik fürs Rollenspiel zu produzieren und die auf dem RPC in einem ihr neues Album „Into the Gold“ vorstellte. Als letztes sei der Stand von „Sign-Press“ zu nennen, an dem offizielle Zeichner bekannter Rollenspielpublikationen ihre Werke präsentierten und für ein Entgelt auch Charakterskizzen anfertigten. Am anderen Ende des Gebäudes fanden sich die aus zwei separaten Hallen bestehenden Spielbereiche für Rollenspiele, Kartenspiele und Brett- und Tabletopspiele, sowie einige private Aussteller. Auch Latexwaf-fentraining und LARP-Schaukämpfe wurden in diesem Bereich zum Besten gegeben. In kleineren, separaten Räumen wurden auch Workshops, Lesungen von Autoren wie zum Beispiel Markus Heitz und Susanne Ger-don und Diskussionsrunden angeboten.

Von diesen Lokalitäten aus konnte schließlich der Platz hinter der Halle Münsterland betreten werden, wo mittelalterliche Marktstände aufgebaut waren, an denen man sich mit Waffen, Rüstungen, Kleidern, Räucherwerk und allerlei sonstigem ar-chaischen Zubehör versorgen konnte. Außerdem konnte man hier Stände finden, die für das leibliche Wohl der Conventi-on-Besucher sorgten (Ach, diese leckeren Kartoffelecken! Ach, dieser Honigwein!). Hier war auch eine Bühne aufgebaut, wo man im Laufe des RPCs Artisten und Spielleute bewundern konnte, die Herz und Ohr erfreuten – und von denen sich eini-ge auch nicht zu schade waren, noch des Nachts am Lagerfeuer ein Ständchen zum Besten zu geben (natürlich mit Publikumsunterstützung).

Soweit die Beschreibung der Lokalitäten, aber wie ist der Con nun als Ganzes zu bewerten. Ehrlich gesagt bin ich da zwiegespalten. Zwar gab es an reiches Angebot an Beschäftigungsmöglichkeiten, aber gerade die Organisation des Rollenspielbereiches muss ich stark kritisieren. Tagsüber hatte ich wurde es sehr deutlich, dass es sich bei seinen Lokalitäten um einen reinen Durchgangsbereich handelte, in dem ein ungestörtes, ruhiges Spiel kaum möglich war – dazu war die Geräuschkulisse einfach zu laut. Weiterhin konnten vor-angemeldete Spielleiter zwar auf eine Freikarte hoffen, aber allgemein schien das Interesse an Pen&Paper-Rollenspielen nicht so groß zu sein – viele der ausgehängten Runden kamen nicht über zwei Spieler hinaus oder blieben ganz leer – zumindest außerhalb der bekannteren Systeme DSA und Shadowrun. Das fand ich sehr schade, weil ich gerade deshalb auf Cons fahre, um neue und ausgefallene Systeme auszuprobieren, die ich noch nicht kenne – und da kam ich auf dem RPC nicht unbedingt auf meine Kosten.Ein weiteres, großes Manko war, dass zwar ausgeschrieben wurde, dass auf dem Con Schlafmöglichkeiten zur Verfügung stehen, aber effektiv war dem nicht so – zumindest nach dem, was an meine Ohren drang. Stattdessen wurden die Spielbereiche morgens für eine Stunde geschlossen, um aufzuräumen – Ausweich-möglichkeiten auf andere Räume gab es nicht, sodass nahtloses „Durchmachen“ nicht möglich war. Auf der anderen Seite macht eine einzige verlorene Stunde rein vom Spiel her nicht so viel aus. Doch wo sollte man denn danach hin, wenn man nirgendwo schlafen konnte?

Alles in allem schien es so, dass ausgerechnet der Rollenspielbereich – wegen dem ich hauptsächlich zum RPC gefahren bin – allgemein schlechter organisiert war als alle anderen Bereiche des Convention. Ich hatte sogar den Eindruck, dass vieles, was im letzten Jahr in dieser Hinsicht richtig gemacht wurde, in diesem Jahr falsch lief. Zum Beispiel gab es im letzten Jahr einen wirklich gemütlichen und auch leisen Rollenspiel-bereich, der zwar (zugegeben) um 21:00 dicht gemacht wurde, aber wo noch immer Ausweichmöglichkeiten

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Waldgeflüster

Dort unten an dem Wildbach sah ich dich,Der Wald warf Schattenspiele durch das Laub.

Dein Kleid war gelb vom Anemonenstaub,So dass es einer Sommerwiese glich.

Verzückt stand ich im Strauch und sah dir zu.Doch still in dich versunken warst du nicht,

Erhellte doch ein Lächeln dein Gesicht,Als sich ein Ast brach unter meinem Schuh.

Mit frechem Lachen strahltest du mich an,Dann plötzlich liefst du in den Wald hinein.Ich folgte und sprang in den Bach herein.

Fast atemlos erreichte ich dich dann.

Ein Blick, ein Kuss, was dort im Laub geschah,Als ich dich liebestrunken an mich nahm,

Am Waldesboden über dich einkam,Weiß nur der Wald, der flüsternd alles sah.

auf andere Lokationen bestanden. Trotzdem ist der Con nicht von vornherein zu verteufeln – besonders der üppige Video- und PC-Gamesbe-reich hat mich schon überzeugt, ebenso der Händlerbereich, in dem ich auch ein paar Schnäppchen gemacht habe. Das zahlreiche Personen von „Rang und Namen“ am RPC anwesend waren, – ein Luxus, den der Feen-Con zum Beispiel nicht bietet, oder zumindest nicht in dem Maße wie der RPC – hat mich ebenso angespro-chen; wo habe ich sonst die Möglichkeit mir meinen Engel-Charakter von Eva Widermann illustrieren zu lassen, ohne dass ich ans andere Ende von Deutschland fahren muss.

Zusammenfassend sehe ich im RPC viel ungenutztes Potential und muss am Ende doch sagen, dass sich seit dem letzten Jahr zwar vieles geändert hat, aber der Con trotzdem nicht unbedingt besser geworden ist. Allein die krude Planung des Spielrundenbereiches bedeutet an sich ein dickes Minus für mich. Was bleibt ist eine vorsichtige Empfehlung, den nächsten RPC mal zu besuchen – allerdings nur, wenn man bereit ist, etwas Geld zu investieren; immerhin ist Münster nicht gerade um die Ecke. Er ist immer noch ein guter Con mit vielen Möglichkeiten. Ich hoffe indes, dass die Organisatoren aus ihren diesjährigen Fehlern lernen und die gute Grundidee der Veranstaltung etwas besser umsetzt, als es dieses Jahr geschehen ist. Der RPC könnte ein absolut einzigartiger und großartiger Con werden, wie es ihm im deutschen Raum kein zweites Mal gibt – nun ja, er könnte...

Webempfehlungen: Offizielle Webpräsenz des RPC: www.rpcgermany.deJL

Frühlingserwachen

Der Dorfbach rauscht durch Wald und Wiesen,Die Ziegenherde grast im Kraut.Wenn an den Hängen Blumen sprießen,Scheint mir die Sonne auf die Haut.

Die Lerchen singen ihre Lieder,Der Schein durchs Tannengrüne bricht.Ein Wasserplätschern hallt hier wieder,Der Wald erstrahlt im Morgenlicht.

Ins weiche Heu lass ich mich sinken,Genieße diesen herben Duft.Von deiner Reinheit möcht’ ich trinken,Oh edle, klare Frühlingsluft.

Maienlust

Als ich an einem MaientagDort unter wilden Hecken lag,Galt all mein Träumen ihr allein.Vor Anmut war ich ganz von Sinnen,Da sie am Brunnen bloß im Linnen,Wusch ihren Leib vom Staube rein.

Ich lauschte ihrer Stimme Klang,So lieblich wie des Vogels SangUnd wünschte sehnlichst sie herbei.Um sie in meinen starken ArmenGanz fest zu halten in der warmen,Gar herrlich grünen Zeit im Mai.

Poesie

CS

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Der Ursprung allen SeinsÜber die Bedeutung der Hintergrundgeschichte

Hier sitze ich wieder vor einem Berg aus Papieren, Büchern und Comics und zerkaue das Ende meines Blei-stiftes. Während sich der bittere Geschmack von Grafit, gemischt mit Holzfasern, in meinem Mund ausbrei-tet, breitet sich in meinem Geist die Verzweiflung aus. Ich bin der Spielleiter, Herr der Welten, nach dessen Wünschen sich das Schicksal wendet. Doch mein Blick schweift in die Leere des endlosen Raumes, auf der Suche nach Inspiration. Ich muss mich hüten, um nicht wie die Großen Alten in einen ewigen Schlummer zu fallen, denn es fällt mir einfach kein Abenteuer mehr ein und die Spieler erwarten an diesem Wochenende schließlich wieder mein Bestes! Doch Bücherregal, Videowand und Comic-kiste bieten nichts mehr. Alles abgegriffen, vieles schon umgesetzt und nichts passt mehr. Gerade, bevor sich eine schwere Depression drückend auf meinen Schultern niederlässt, kommt mir eine zündende Idee! Wie wäre es, ein Abenteuer genau auf die Charaktere abzustimmen? Dazu müssten nur die losen Fäden ihrer Hintergrundgeschichte aufgegriffen und verwertet werden. Also fällt mein Blick auf die besagten Blätter.

Da ist Fred, von dem ich noch nie eine Hintergrundgeschichte erhalten habe und von dem ich auch keine erwarten darf. Fred fällt also raus.Da ist Marc, dessen Hintergrundgeschichte eine halbe Seite umfasst. Die Familie seines Charakters lebte im Wald, wurde von Orks getötet und nun sucht er Rache. Na toll, das habe ich ja bisher auch nur ungefähr siebenhundertfünfzig mal gelesen. Gut, Marcs Geschichte hat auch kein Potential. Der nächste wäre Tim. Sieht gut aus. Ein Umfang von acht Seiten sollte etwas bieten. Gut geschrieben ist dieses literarische Meisterwerk, und die tiefenpsychologische Analyse am Ende beeindruckt sehr. Die Frage, ob der Charakter jemals so gespielt wurde, schießt mir durch den Kopf. Erinnern kann ich mich jedenfalls nicht daran. Und die Geschichte ist zwar spannend, aber zu abgerundet. Eigentlich schon abgeschlossen. Leider auch ein Fall für den Ablagestapel.Die Geschichte von Hans nehme ich gar nicht erst zur Hand. Die böte zwar Stoff, aber Hans hatte mir bereits mitgeteilt, dass er damit eigentlich gar nicht spielen will. Für ihn ist das eher eine Art Leitfaden für sich selbst.Als ich schon aufgeben will und den Sinn der Hintergrundgeschichte zu bezweifeln beginne, stoße ich auf die Geschichte von Christian. Damit kann man doch etwas anfangen! Die bewegt sich nicht nur in Arche-typen und ist einfallsreich, läßt aber genug offene Fragen, damit ich mich einklinken und bestimmte Fäden weiterspinnen kann. Ich weiß, Christian kann damit umgehen und wird im Spiel darauf reagieren. Und das tut er dann auch. Er ist begeistert, denn die Mühe, die er sich gemacht hat, wird belohnt. Er be-kommt seinen ganz persönlichen Plot und steht einmal ganz im Mittelpunkt, aber natürlich nur soweit, dass die anderen auch voll auf ihre Kosten kommen.Fred wird nun endlich auch seine Geschichte schreiben, Marc und Tim achten beim nächsten Mal darauf, mir ein paar Möglichkeiten für Plots zu liefern. Nur Hans bleibt bei seiner Meinung, die Hintergrundge-schichte diene nur ihm selbst. Und Recht haben sie alle. Denn die Hintergrundgeschichte stellt natürlich in erster Linie ein Instrument des Spieler dar, um seinem Charakter mehr Tiefe zu geben. Ein Charakter, der plötzlich aus dem Nichts entsteht, ist dazu verdammt, eine zweidimensionale Existenz zu führen. Ein Charakter mit einer eigenen, individuellen Vergangenheit entwickelt aus dieser schon Neigungen und Züge. Allerdings sollten diese nur so weit gehen, dass sie dem Spiel förderlich sind und es nicht blockieren.In zweiter Linie ist aber der Charakterhintergrund auch ein Instrumentarium für den Spielleiter, um In-spirationen zu gewinnen, auf den Charakter angemessen eingehen zu können und ihn besser zu verstehen. Hier helfen offene Fragen und lose Enden dem Spielleiter ungemein und können zu spannenden Ver- und Entwicklungen führen.

Tja, um die Geschichte zu ende zu bringen: Mit einem Gefühl der allgemeinen Zufriedenheit verlasse ich den Spielort, um mich wieder an meinen Schreibtisch zu begeben. Hier erwartet mich eine Mail mit Freds Ge-schichte und ich spüre, wie die Ströme des Schicksals erneut durch meinen abgeknabberten Bleistift fließen um meine Spieler zu neuen, faszinierenden Abenteuern zu führen.

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Tombola und Teezeremonie Erste Eindrücke von Koblenz bei Nacht

Koblenz ist eine ungewöhnliche Stadt voller liebenswerter Seltsamkeiten. Das durfte ich in der kurzen Zeit, die ich nun in Koblenz lebe (nicht ganz ein halbes Jahr), bereits erfahren. Und das bezieht sich ganz eindeutig auch auf die Vampire-Live-Domäne. Ich habe in Köln zehn Jahre lang Vampire Live gespielt und streckenweise geleitet. Doch in diesem reichen Erfahrungsschatz sind mir nie Dinge begegnet, wie ich sie an diesem Abend zu sehen bekommen sollte. Doch genug der Vorrede: Ich litt seit drei Jahren an einer Vampire-Live-Abstinenz, seit der Zeit, in der sich ein kleines quäckendes Wesen mit einem großen Bedürfnis nach Liebe in unserer Welt ankündigte. Ich darbte. Und als ich dann von der Domäne Koblenz erfuhr, machte mein Herz einen kleinen Hüpfer. Mit gro-ßen Enthusiasmus begann ich, mir einen Charakter zu basteln. Es sollte ein Brujah werden, denn ich hatte bereits erfahren, dass dieser Clan in der Domäne hoffnungslos unterbesetzt sei. Mit Charakterbogen und

Hintergrundgeschichte im Gepäck, wie es sich gehört und höflich ist, marschierte ich also zur Location, meldete mich an...und erlebte sofort meine erste Überraschung des Abends. Die Brujah waren unterbesetzt...bis zu diesem Abend, an dem sich ausser mir gleich drei weitere Spieler für diesen Clan anmeldeten. Soweit mein Plan, mit meiner Clanswahl der Domäne etwas Gutes zu tun. Doch weiter!Das Spiel begann, und ich darf mit einiger Freude sagen, dass ich auf einige sehr gute Spieler an diesem Abend getroffen bin. Selten habe ich gesehen, dass Neulinge so schnell in das Spielgeschehen und Intrigen-gespinst einbezogen wurden. Das hat mich sehr gefreut und das Spielen schon von Anfang an positiv erscheinen lassen. Die Stärke der Domäne liegt sehr eindeutig in ihrer Atmosphäre. Eine kleine Schwäche habe ich in der Darstellung des Statusspiels und den Kenntnissen über die Unterschiede zwischen Ahnen, Ancillae und Neuge-borenen. Aber hey, wer ist schon per-fekt?Sehr überrascht hat mich dann eine Tombola, in der man die Teilnahme an

der Teezeremonie des Prinzen gewinnen konnte. Das ist nun für ein so feu-dales und auf Würde und Respekt bedachtes System wie die Camarilla echt ungewöhnlich und wird in meinem Rollenspielerleben ein Meilenstein blei-ben. Vor allem, da es auch Trostpreise zu gewinnen gab. Sehr eigenartig! Aber interessant. So durfte ich erfahren, dass Prinz Tucker nun wirklich kein Prinz ist, den man durchschauen kann oder der als berechenbar gelten dürfte. Schräg, schrullig und liebenswert, das ist es wohl, wie sich diese Domäne, dieser Prinz und diese Spieler und SLs gezeigt haben, die ich an besagtem Abend kennen lernte. Und ich bin sehr gespannt, wie sich die Dinge nun weiter entwickeln werden. Es wird auf alle Fälle eines bleiben: immer wieder überraschend!

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Die Streuner – V

Drei Jahre ist es her, seit uns die Streuner das letzte Mal mit Wein, Weib und Gesang erfreut haben, doch nun liegt nach langem Warten ihr fünftes Studioalbum mit dem prägnanten Titel „V“ vor - eine An-spielung auf die römische Ziffer Fünf, aber auch auf den mythologischen Faun und das Tier-kreiszeichen Widder, das mit dem römischen Wein- und Festgott Bacchus assoziiert wird. Das behauptet zumindest das Booklet, welches übrigens sehr bunt und ansprechend gestaltet ist – aber man kauft sich ein Musikalbum ja nicht wegen seiner Optik.

Also, wie kommt der fünf- te Silberling nun musikalisch da-her? Grundsätzlich ist alles beim Alten geblieben: die Lieder werden wie gewohnt mit Laute und Fiedel vorgetragen und die eingängigen, oft traditionell überlieferten Melodien laden in streunertypischen Manier zum Mitsingen ein – bald schon fällt man in den Refrain ein und hat die Lieder noch im Ohr, wenn die Scheibe schon lange nicht mehr spielt. Wie immer gelingt es der Band wieder auch ihre selbst ge- schriebenen Melodien und Texte so zu verpacken, dass man das unweigerlich das Gefühl hat, dass es sich auch bei ihnen um traditionelles Liedgut handle. Womit wir bei den Texten wären. Diese weichen in ihrer Thematik wenig von dem ab, was man von den Streunern so kennt – es geht um die Freude am Alkohol, an der Liebe und am sorglosen Halunkenleben. Dennoch werden auch ernstere Töne angeschlagen – die beiden Lieder „Pete am Galgen“ und „Totentanz“ (mit seinem Text von Heinrich Heine mein persönlicher Favorit auf dem Album) gemahnen, dass das Leben, insbesondere das eines Vogelfreien, vergänglich ist. Kurz: Mit „V“ liefern die Streuner wieder eine tolle Scheibe ab, die die Sammlung jedes Freundes von mittel-alterlich-traditioneller Musik bereichern dürfte.

Webempfehlungen: Heimatseite der Streuner www.streuner.deJL

Musik im Rollenspiel

Mir passierte es regelmäßig und es war auch schon fast Kult, dass es zu folgendem Wortwechsel kam:„Was soll ich denn für Musik reintun?“Als Antwort bekam ich dann jedes Mal: „Was düsteres!“ Ja toll. Mein CD Schrank platzt vor lauter düsteren Platten, aber alle haben dann doch ihre individuellen Unterschiede. Soll es denn etwas düster elektronisches sein, oder lieber düster getragen? Ist es düster klassisch erwünscht, mit Gesang oder ohne? „Irgendwas halt, was düsteres!“ Himmel noch mal, dann eben gar nichts oder mach es selbst...kam dann von mir. Dabei ist es doch so schön mitreißend, wenn die Musikuntermalung die geschilderten Szenen unterstreicht, wenn man in Angst und Schrecken versetzt wird von den Worten des Spielleiters und gleichzeitig die brodelnden, dunklen, unheilvollen Klänge aus deinen Boxen fließen, sich im Raum nebelartig verbreiten, nur um dich mit einem Donnerschlag hochfahren zu lassen. Musik kann so viel bewirken, ist als Unterstreichung so hilfreich und wird leider oft vernachlässigt. Ja, die Samael Platte kommt gut, aber für eine romantische Szene ist sie völlig unbrauchbar – und da gibt es doch noch so viel mehr...

Profane GraceEpitaph of Shattered DreamsDas ist was für den echten tiefen Horror. Ich habe damit mal eine Kult-Runde gespielt und bin mehrfach gestorben. Hardcore Gruselmusik, vorwiegend leise, lauernd, schleichend mit schrägen Tönen, ohne Gesang aber mit einzelnen vorgetragenen Textpassagen die einem unter die Haut gehen. Zum Beschallen von Tun-neln, Geisterhäusern und eigentlich allem wenn ihr Eure Spieler kreideweiß haben wollt.

The man in the Iron MaskSoundtrack zum gleichnamigen FilmHeroische Klänge, großer Pathos. Zum in die Schlacht ziehen, einen Thron besteigen und in den Sonnenun-tergang reiten. Grandiose Untermalung zum Tanz auf Maskenbällen, Verfolgungsjagden durch Geheim-gänge und romantische Balkonszenen...sprich, die perfekte Begleitung für die „Siebte See“ oder alle Szena-rien, die in einer vergleichbaren Epoche angesiedelt sind. Nur: Man sollte sie vorher durch hören und die gewünschten Stücke einprogrammieren, da hier auf eine Verfolgungsjagd die Ballszene kommt, was im Spiel dann immer etwas störend ist.

Lost SoulsSoundtrack zum gleichnamigen FilmSehr schöne ruhige Stücke, teilweise mit kirchlichem Gesang. Gut als ruhige, etwas dunklere Hintergrund-musik, die man nach den ersten Tönen vergisst und nur unterbewusst wahrnimmt. Die CD hat weder große Höhen noch Tiefen, sie ist weitestgehend gleich bleibend in der Stimmung und hinterlässt einen melancho-lischen Nachhall bei den Hörern.

Sleepy HollowSoundtrack von Danny ElfmanSich auftürmende unheilvolle Klänge mit einer wahnsinnigen Geige im Hintergrund, die einem beständig das Gefühl vermittelt verfolgt zu werden. Vermeintlich beruhigende Sequenzen dazwischen, ständig mit einem lauernden Unterton der wartenden Falle.Mein Tipp für Mage: Sorceres Crusade.Oder schlicht für alle Szenen, die in dunklen, alten Städten oder schwarzen Wäldern spielen, durch die man die Spielercharaktere hetzen will.

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ArkangeloiDer erste Krieg im Himmel ist lange vergangen. Damals, vor Jahrtausenden, erhoben sich die Engel unter der Führung von Luzifer Morgenstern zum ersten Male gegen den Herrn. Engel kämpfte gegen Engel, und der Himmel war rot von Blut. Haus Abendglanz, das stolze Haus des Herrn, besiegte damals die Aufstän-dischen. Doch der Krieg endete nie. Ewig streiten die Häuser der Engel, ewig währen die Kriege, und die kurzen Phasen des Friedens sind nur eine Illusion. So blind sind die Häuser in ihrem uralten Hass, dass sie nur schwerlich die neue Gefahr, die heraufzieht, erkennen. Eine düstere Bedrohung lauert, den Himmel für immer zu unterwerfen. Nur gemeinsam bestünde eine Chance. Doch kann man den anderen Häusern trauen? Wird es jemals einen Frieden geben?

Kummerkasten

Arno und Nita

Hallo,

hier willkommen in unserer Kummer-Rubrik. Wir möchten uns gerne einmal vorstellen. Wir, das sind Arno Nym und Nita Inkog, eure beiden Lästermäuler aus der Kummerkasten-Redaktion. Wir werden hier in den kommenden Ausgaben die Problem der Szene und der Zunft thematisieren und auf den Punkt bringen, und wir nehmen kein Blatt vor den Mund. Wir stehen mit unseren Namen für Redefreiheit und journalistische Verantwortung. Wir lassen uns weder vom Zunftrat noch von unserem Chefredakteur zensieren oder den Mund verbieten. Wir sind für Euch da, und das meinen wir wörtlich. Ihr habt hier nämlich die Möglichkeit, Euch auch selber einmal auszutoben, und das auf zwei Arten: ihr könnt uns entweder Themenvorschläge einreichen oder aber in unsere Haut schlüpfen und selbst Eure Sorgen kund geben. Heißt: wir sind Leihpersönlichkeiten. Wir sind Tarnmäntel. Und wir haben Spaß daran. Wir sind Satire und ernste Sorge, wir sind Lästerer und Ankläger, Verteidiger von Wahrheit und Gerechtigkeit und Streiter des freien Wortes. Sei Arno oder Nita, wenn du möchtest, oder gib uns Themen vor, über die wir dann recherchieren und berichten. Aber vor allem: mach mit!HerzlichstArno&Nita

Dr. Winter antwortet

Und auch ich möchte mich vorstellen. Mein Name ist Winter. Dr. Isaac Winter. Ich schätze mich glücklich, dem Clan des Mondes, dem Clan Malkavian, anzugehören und von der Redaktion angesprochen worden zu sein. Man machte mir ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Und daher bin ich nun hier, bereit, Euch mit meinem Rat zur Seite zu stehen. Ich bin Euer Redakteur für Leserbriefe. Solltet Ihr also Fragen an die Redaktion haben, Kommentare verfassen wollen oder Rat suchen, werde ich mich nach Kräften bemühen, Euren Anliegen gerecht zu werden und treffend, präzise und mit dem nötigen stilistischen Feingefühl Stel-lung zu beziehen. Natürlich lebt auch meine Rubrik von Eurer Aktivität, als bitte zwingt die Redaktion nicht, Leserbriefe zu erfinden und ihre eigenen getürkten Fragen zu beantworten. Das ist doch immer ein wenig peinlich.Stets der EureEuer Dr. Winter

Bitte schickt Beiträge, Fragen, Kommentare und Meinungen sowohl für Dr. Winter als auch für Arno und Nita einfach an die momentane Redaktionsadresse [email protected]

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ihm vorbei in den Korridor und schlug den Weg zur südlichen Halle ein. Er sprach kein Wort.

Peridiel trat in die südliche Halle und spürte augenblicklich die Augen der Anwesenden auf sich gerichtet. Sie starrten ihn an und sprachen kein Wort. Nicht einmal ein flüstern war zu hören. Hunderte von Augen-paaren beobachteten jeden Schritt, den er machte. Sie sahen nicht auf die schweren Wandteppiche, auf wel-chen in Silber und Blau das Wappen des Hauses Abendglanz prangte, nicht auf die mamornen Säulen oder auf den goldenen Thron, sondern nur auf ihn. Er selbst richtete seinen Blick auf den Arkangelos Gabriel, der auf dem Thron saß. Sein schwarzes Haar glänzte wie Seide. Sein ebenmäßiges, fast weibliches Gesicht strahlte große Ruhe und Majestät aus. Unü-bersehbar eines von Gottes schönsten und edelsten Werken. Und doch lag wieder diese Traurigkeit in den strahlend blauen Augen. Und diese Augen sahen Peridiel an. Eine stumme Anklage, die er förmlich in seinem Geiste hören konnte: warum hast du das getan? Gabriels Stimme ertönte hell und klar, und sie füllte den Raum aus. Niemand konnte sich diesem wohligen Klang entziehen. „Kyriotetos Peridiel, tritt näher!“ Peridiel trat nah an den Thron heran und ließ sich auf ein Knie nieder. Den Blick hielt er gesenkt, und dies-mal war ihm dieses Zeichen der Demut eine Erlösung, denn er ertrug den Blick aus Gabriels Augen nicht länger. „Zu Euren Diensten, Gesegneter.“ Lieber hätte er „Geliebter“ gesagt, doch dies war nicht der Zeitpunkt. Dies würde der Moment seines Falls werden, der Augenblick, an dem er alles verlieren würde.Gabriel sprach erneut zu ihm, und seine Stimme klang kalt. „Die Throne haben über dein weiteres Schicksal entschieden, Kyriotetos. Der Tod Rahels hat die Situation des Hauses verändert. Es ist der Wille des Arkan-gelos und der Throne...“ Es sauste in Peridiels Ohren. Nun würde er erfahren, welch grausames Schicksal der Himmel für ihn bereit hielt. Sein Fall stand nun unmittelbar bevor.„...dich in den Stand des Großministers des Himmels und des Hohen Thrones Gabriels zu erheben.“Peridiel wurde schwarz vor Augen. Für Augenblicke realisierte er nicht, was gerade gesagt worden war. Erst als der Jubel der versammelten Engel aufbrandete, wusste er, dass er seinem Schicksal entgangen war. Sein Plan war aufgegangen. Sein Glück war übergroß. „Gib mir deine Hände,“ sprach Gabriel, „und empfange von mir den Kuss der Erhebung.“ Langsam streck-te Peridiel Gabriel die Hände entgegen. Gabriel nahm sie mit eisernem Griff. Er drückte sie so fest, dass Peridiel unmissverständlich merken sollte, dass Gabriel bescheid wusste. Gabriel zog die Wange des neuen Großministers zu seinem Mund. Sanft streiften seine Lippen die zarte Haut knapp über dem Schal, der Pe-ridiels Mal verbarg. „Daß du mich dazu zwingst!“ flüsterte der Arkangelos. „Ich weiß, was du getan hast. Du zwingst mich, für dich das Gesetz zu brechen und zu schweigen. Genieße deine neue Macht, denn meine Liebe kannst du nicht mehr genießen, sie ist erloschen durch deine Tat.“ Peridiel wurde erneut schwindelig, und ihm war übel. Er wich von seinem einstigen Geliebten zurück, und der Schmerz, der sich in seinem ansonsten emotionslosen Gesicht abzeichnete, war rasend. Gabriel liebte ihn nicht mehr. Langsam, schwankend, verließ er die Halle. Es war schlimmer geworden, als er je zu denken gewagt hätte. In seiner Nähe sein, aber abseits seiner Liebe, das war die grausamste aller Strafen. Mit Mühe erreichte er die Dunkelheit seiner Gemächer. Er riss sich den Schal vom Gesicht und übergab sich.

Asthariel hatte das Schauspiel in der Südlichen Halle mit angesehen. Sie hatte gesehen, wie Gabriel in das Ohr des neuen Hohen Thrones ihres Hauses geflüstert hatte, und sie hatte gesehen, wie bleich dieser dar-aufhin geworden war. Noch konnte sie diese Beobachtung nicht einordnen, aber offenbar gab es da ein Ge-heimnis. Irgend etwas gab es zwischen Gabriel und Peridiel, wovon die Öffentlichkeit nichts wissen durfte, und vermutlich würden die meisten der Engel nichts davon mitbekommen. Aber ihr Arkangelos wartete schon zu lange auf eine Chance, die Machtstellung seines Amtsgenossen zu brechen. Hoher Lohn erwartete sie, wenn sie Michael einen Vorteil gegenüber Gabriel verschaffen konnte. Die Frage war nur, wie sie in den Besitz des Geheimnisses kommen sollte. Während sie, wie die anderen, nach dem Hohen Thron die Halle

Peridiels Geschichte I

Er saß im Dunkel seiner Gemächer, die Ellbogen auf den schweren schwarzen Tisch gestützt und die Hände wie zum Gebet gefaltet. So saß er immer, wenn ein Gedanke ihn quälte, einer von diesen Gedanken, die sich im Gehirn festfressen wie Parasiten und die gesamte Aufmerksamkeit des Denkenden in sich bannen. Einer dieser Gedanken, die einen nicht mehr loslassen, die man immer in sich herumträgt, die in den Bahnen des Geistes einen ewigen Wirbel verursachen, der einen schwindeln lässt, bis man das Gefühl hat, in den Gedan-ken hineinzufallen, sich aufzulösen und nur noch dieser grässliche Gedanke zu sein. Gabriel hatte gelächelt, als er ihm die Nachricht überbracht hatte. Und im Blick des großen Arkangelos hatte Trauer gelegen. Nicht Liebe, wie sonst. Nicht Freude oder die Erwartung der bevorstehenden Ereignisse, sondern Trauer. Und dieser Blick hatte auf ihm geruht, ihm, Peridiel, der er Geliebter und Vertrauter des Arkangelos war. Peri-diel war ein eisiger Schauer über den Rücken gelaufen, und er wusste bis jetzt noch nicht, ob ihm in dieser Situation nicht verräterischer Schweiß auf die Stirn getreten war. Doch das hätte vermutlich nichts mehr geändert. Gabriel hatte ihm mit diesem Blick eines deutlich gemacht, deutlicher als mit tausend Worten der Anklage oder mit einem Richterspruch: er wusste, was Peridiel getan hatte. Peridiel erhob sich in schritt in dem finsteren Zimmer auf und ab. Seine Schritte hallten von den kalten Wänden wieder, ein stetes, gleichmäßiges Echo. Sonst herrschte nur Stille, Stille, die seinen Gedanken Raum zu machen schien. Was würde Gabriel tun? Sie liebten einander, das stand nicht in Frage, doch würde Gab-riel ihm diese Tat vergeben können? Oder würde er doch ein Urteil fällen? Und wenn ja, würde er Peridiel verstoßen? Nichts könnte schlimmer sein, als das. Von Gabriel verstoßen. Seinen Glanz nicht mehr sehen, seine Wärme nicht mehr spüren können und nicht ein einziges Mal mehr den Glanz des Himmelslichtes be-trachten, wie er sich auf der ebenmäßigen, elfenbeinfarbenen Haut des Geliebten abgezeichnet hatte, wenn sie einander in den Armen gelegen hatten. Alles das würde er nicht mehr erleben dürfen, wenn Gabriel ihn verstieß. Selbst der Tod wäre gnädiger.Er fragte sich, was ihn verraten haben mochte. War es eine Regung seines Gesichtes gewesen? Ein unacht-sam gesprochenes Wort? Oder wusste noch jemand davon? Er hatte sich alle Mühe gegeben, sein Mal der Schande zu verbergen. Nie hätte er sich als kleiner Angelos träumen lassen, dass er einmal ein solches Mal tragen würde, so ein Mal, wie man es nur erhielt, wenn man einen anderen Engel tötete. Er hatte sich auch nicht vorstellen können, wie man es erhielt, ob man vor Gottes Thron gerufen und verurteilt wurde. Nun wusste er es zu genau, denn nun trug er bereits zwei Male. Das eine hatte er im Ersten Krieg davongetragen, als er auf dem Schlachtfeld einen Kyriotetos des Hauses Morgenstern, einen Aufständischen aus der ver-fluchten Schar Luzifers, getötet hatte, anstatt ihn mit den anderen aus den Gelobten Gefilden des Himmels zu vertreiben. Es war als ein brennender Schmerz über ihn gekommen, und es hatte ihm die ganze untere Hälfte des Gesichtes verbrannt. Er, der einst einer der schönsten unter den Engeln des Herrn gewesen war, war von diesem Zeitpunkt an für immer entstellt gewesen. Doch hatte ihm dieses Mal damals den Rang ei-nes Generals eingetragen, und seine Tat war als Tat der Gerechtigkeit geehrt worden. Dennoch verbarg er seitdem seine untere Gesichtshälfte stets hinter einem festen Schal.Und nun, vor zwei Wochen, hatte er sein zweites Mal erhalten, als er Rahel getötet hatte. Sie war seinem weiteren Aufstieg im Wege gewesen, denn sie war der Hohe Thron gewesen, Gabriels direkte Untergebene. Durch ihren Tod war der Platz an Gabriels Seite frei geworden, er hätte in der Rangordnung des Hauses steigen können. Er hätte an der Seite seines Geliebten stehen können, und, was vorher im Verborgenen hatte bleiben müssen, hätte nun öffentlich sein können. Er hatte es nicht einmal nur für sich getan, sondern auch für Gabriel. Für sie beide, für ihre Zukunft. Er war heute zu Gabriel gegangen, um ihm vor der versammelten Schar der Anhänger Gabriels von dem schrecklichen Tod Rahels durch das Haus Morgenstern zu berich-ten. Alles war minuziös geplant gewesen. Doch Gabriel wusste es. Und das Gesetz würde ihn zum Handeln zwingen. Hoher Thron Peridiel, das war ein schöner Traum gewesen, für den er gern in Kauf genommen hatte, dass nun seine Hände stets mit einem Film von Blut überzogen waren. Doch der Traum war vorbei. Einer der schweren Türflügel seines Gemaches wurde geöffnet. Lichtschein drang von draußen herein. Eine Silhouette erschien in der Tür, die Uniform eines Exusaos, eines niederen Soldaten. „Kyriotetos Peridiel?“Peridiel straffte sich. Er wusste, was nun kommen musste. Er würde es mit Würde ertragen. „Ja,“ antwortete er aus dem Dunkel des Zimmers heraus, und seine Stimme klang so fest und entschlossen, dass der Exusaos unweigerlich einige Schritte zurück wich. „Der Arkangelos wünscht Euch zu sprechen,“ brachte er unsicher hervor. Peridiel ging festen Schrittes an

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leicht geöffnete Fenster fiel und sich in den vielen kleinen Mobiles an der Zimmerdecke spiegelt, warf bunte Flecken der Wärme in den Raum, doch vermochten sie nicht, auch sein Herz zu erreichen. Er hob den Bären vor sein Gesicht und begann, mit ihm zu sprechen.„Sie versucht, mich zu belügen,“ stellte er mit betrübtem Tonfall fest, und ein Vibrieren lag in seiner Stimme, welches das Unterdrücken von Tränen verriet. Der Bär starrte mit großen, traurigen Knopfaugen zurück. Sybel seufzte.„Warum tun sie das immer? Kannst du mir das verraten? Man bringt sie so weit und bringt ihnen alles bei, und dann tun sie einem immer wieder das Gleiche an. Sie meinen, uns nicht mehr zu brauchen, dich und mich.“ Der mächtige Engel im Körper eines kleinen Jungen legte seine Stirn an die des Bären. Der Bär ver-stand ihn. Alle seine leblosen Puppen taten das. Ihr Vorteil war, dass ihnen etwas fehlt: freier Wille. Damit waren sie auch nicht in der Gefahr, sich durch immer höher gesteckte Ziele in Versuchung führen zu lassen. Freier Wille war ein Fluch, wenn das Herz der damit verbundenen Verantwortung nicht gewachsen war.„Was sollen wir mit ihr machen? Sollen wir sie direkt anklagen? Sollen wir sie warnen?“ Er bewegte den Kopf des Bären mit sanftem Druck von links nach rechts. „Du schüttelst den Kopf. Du hast Recht.“Sybel schob den Zeigefinger unters Kinn und dachte nach. Er wollte Asthariel nicht verlieren, denn er moch-te die junge Frau. Er hatte sie ausgebildet. Aber er durfte auch nicht erlauben, dass sie ihn belog. Das machte ihn wütend und traurig, und er ertrug es nicht, wütend und traurig zu sein. Außerdem könnte sie ihm etwas wegnehmen. Das hatten schon ein paar seiner lebenden Marionetten versucht, warum also nicht auch diese? Vielleicht wollte sie ja sein Amt, sein Zimmer und seinen Stuhl neben dem Michaels in der Halle. Nein, er musste ihr kleines Spiel verderben. Er würde sie es soweit treiben lassen, wie es nützlich war, um es dann zu beenden. Aber er musste sie beobachten, sich auf dem Laufenden halten. „Informieren wir Mister Raiel?“ Der Bär nickte.

Asthariel sog den Duft der Straßen tief ein. Sie lauschte mit geschlossenen Augen den Geräuschen, die an ihre Ohren drangen. Da war das Hämmern in den Werkstätten, die Gespräche der einfachen Angeloi, das ferne Echo der Lobpreisungen aus dem Elfenbeinturm, die Geräusche des Lebens außerhalb der Festungen. Sie liebte diese Geräusche, konnte sich an ihrer einfachen und doch so vielfältigen Struktur berauschen. Sie tanzte mit verträumten Schritten um ihren stillen Begleiter herum, der mit eiserner Miene und mit einem Ausdruck der Herablassung auf das sah, was ihr so schlichte Freude bescherte. „Ach, Peridiel,“ seufzte sie. „Du solltest dich freuen, du solltest dem Herrn dankbar sein. Endlich bist du ein hoher Thron, das hast du dir doch gewünscht, oder?“

verließ, um den langen Korridor entlang in den Nordtrakt des Elfenbeinturmes zu schlendern, sann sie über ihre Optionen nach. Sie konnte versuchen, das Vertrauen des Throns zu erschleichen. Aber Peridiel war vorsichtig, und er war ein Mann, der wusste, dass er etwas wichtiges zu verbergen hatte. Solche Leute neig-ten dazu, niemandem Vertrauen zu schenken, nicht einmal sich selbst, und in der Regel taten sie gut daran. Außerdem wusste sie, dass sein Interesse mehr seinem eigenen Geschlecht galt, obwohl er Frauen nicht un-bedingt abgeneigt war. Vor nicht einmal dreihundert Jahren hatte er ein Verhältnis mit dem kleinen blonden Pagen gehabt, der ihn damals bedient hatte. Aber selbst dreihundert Jahre waren eine zu lange Periode. Der Junge konnte ihr nun nicht mehr dienlich sein, ganz zu schweigen von der Arbeit, die es bedeuten würde, ihn unter den Rängen der Cherubim wiederzufinden. Sie verfluchte Peridiel leise. Ja, er war ein ebenbürtiger Gegner, und nun, wo er an Gabriels Seite stand, würde es noch schwerer sein, Gabriels Vormachtsstellung unter den Erzengeln zu schwächen.Gleichzeitig würde dies ihre Aufgabe noch interessanter machen. Selbst als General hatte Peridiel sie faszi-niert. Er hatte eine große Begabung dafür, Situationen politisch geschickt zu nutzen und Intrigen zu spin-nen. Sie erwischte sich dabei, wie ihre Gedanken vom Gegenstand ihrer Aufgabe abwichen und sie an diese mystischen, bernsteinfarbenen Augen dachte und sich erneut fragte, wie schon tausend Mal zuvor, was sich wohl hinter dem schwarzen Schal, den Peridiel stets vor dem Gesicht trug, verbergen mochte. Manchmal hatte sie sich vorgestellt, diesen Schal abzunehmen und die Schönheit dahinter zu erblicken, denn schön war ihr Widersacher zweifellos. Seine dunklen, schweren Haare flossen ihm wie schwarze Flüsse um die Schultern, sein Gesicht war edel und jung, seine Haltung stolz. Wenn sie ehrlich mit sich war, hatte sie sich nur in den südlichen Trakt versetzen lassen, um gegen ihn streiten zu können. Er weckte ihren Ehrgeiz, er reizte sie dazu, seine Schönheit zu besitzen oder sie zu zerstören. Und sie war gewohnt, zu bekommen, was sie wollte. Sybel, Michaels Hoher Thron, hatte sie gelehrt, wie man es sich nahm. Sie hatte den nördlichen Trakt erreicht und erklomm nun die steile Wendeltreppe zu Sybels Gemächern. Vor der goldenen, zweiflügligen Tür blieb sie stehen und klopfte. Der Hall drang tief durch das Gemäuer.Es dauerte einen Augenblick, bis ihr ein kleiner Junge, der nicht älter als zehn Jahre alt aussah, die Tür öff-nete. Sie verbeugte sich tief und hielt den Blick gesenkt. „Hoher Thron, ich erbitte, einen Augenblick Eurer Zeit beanspruchen zu dürfen.“ „Asthariel!“ Die Kinderstimme des Throns überschlug sich vor kindlicher Freude. Früher war sie oft auf diese Falle hereingefallen und hatte sich zu unüberlegter Vertrautheit hinreißen lassen. Heute war sie klüger. Sie wartete geduldig und voller Demut.Der Hohe Thron bat sie in seine Gemächer, die vollgestopft waren mit Spielzeug aller Art, vor allem aber Marionetten und Handpuppen. Er hatte eine Vorliebe für diese Dinge, was etwas über seine wahre Natur verriet. Die Himmelblaue Tapete, mit kleinen Bärchen mit Engelsflügeln versehene Tapete verleitete leicht dazu, die Deckung fallen zu lassen. Doch sie würde sich nicht blenden lassen. Sybel ließ sich auf seinem kleinen, hölzernen Schaukelpferd nieder, dass ihm Doriel, ein Cherub, einst ge-schnitzt hatte. Doriel war nun lange schon tot, gefallen, als Haus Morgenstern im ersten Krieg die Werk-stätten der Bogenbauer niederbrennen ließen. Ihr bot er einen Platz auf einem wölkchenförmigen Sofa an, mitten zwischen Marionetten. Unwillkürlich musste sie schmunzeln. Sehr passend.„Erzähl mir, Asthariel, was gibt es Neues von unseren geliebten Brüdern?“ Er schaukelte auf dem Pferdchen hin und her und wirkte dabei sehr konzentriert und angestrengt. „Peridiel ist nun Gabriels Hoher Thron.“ Sie musste ihm zuerst die schlechte Nachricht überbringen, damit die gute Nachricht ihre Wirkung behielt. Bei diesem Thron musste sie mit größter Vorsicht und allem di-plomatischen Geschick vorgehen.Er hörte auf zu schaukeln, stützte die Arme auf den Kopf des Pferdes und das Kinn darauf. Seine grünen Augen funkelten erwartungsvoll unter dem feuerroten Schopf hervor. „Weiß ich,“ sagte er in einem fröhli-chen Tonfall. „Aber dafür bist du nicht extra hergekommen.“ „Nein.“ Nun lächelte sie. Es war ein fröhliches, triumphierendes Lächeln, doch in ihrem Inneren hatten be-reits neue Gedanken Fuß gefasst. Sybel war ihr eigentlich schon viel zu lange im Weg. Vielleicht ließ sich die Situation ausnutzen. Fieberhaft überlegte sie. „Nein, nicht nur deswegen.“

Sybel presste den Teddy eng an sich und fuhr mit den Fingern durch die kleinen Engelsflügelchen, die am Rücken des Bären befestigt waren. Sein Blick war von Trauer erfüllt, von tiefer Trauer und unsäglicher Ent-täuschung. Er ließ den Blick über seine Marionetten wandern, die er so sehr liebte. Das Licht, dass durch das

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der Dichtung, dem Gesang und der Wissenschaft. Unermüdlich klingen Lobpreisungen in seinem Gebiet. Raphael ist von sehr ruhigem und gütigem Gemüt, und er ist für seine Untergebenen oft ansprechbar. Sein Gebiet gilt als ein Paradies für Cherubim.Im Süden sind die Räumlichkeiten Gabriels untergebracht. Er beherrscht auch die südliche Stadt. Er küm-mert sich nicht sehr um seine Angeloi. Seine Hallen sind dunkel und bedrückend, denn er ist der Todesbote des Herrn. Auch er ist ein großer Verfechter des Kampfes, doch ist er bei weitem nicht die strahlende Er-scheinung wie Michael. Mehr noch als den Hass gegen das Haus Morgenstern kultiviert er die Verachtung gegenüber den Sterblichen, die er gemeinhin als „Affen“ bezeichnen lässt. Sein Gemüt war nicht immer dunkel, einst war er der strahlendste unter den Arkangeloi. Doch vor einiger Zeit muss sich etwas ereignet haben, was ihn tief ins Mark erschüttert hat. Es ist kein Geheimnis, dass er selbst seinen Hohen Thronen seine Befehle nur noch schriftlich mitteilt. Wenn man ihn in seinen dunklen Gewändern in seinen Hallen sieht, so hat ihn seit Jahren niemand mehr auch nur ein Wort sprechen hören.Der Osten der Zitadelle und der Stadt ist Uriels Reich. Dieser Bereich der Festung ist mit großer Trauer er-füllt, und vor wenigen Jahren haben die Angeloi, die dort wohnten, diese Hallen verlassen. Der Grund hierfür liegt darin, dass Uriel sich seit Jahren nicht gezeigt hat, zumindest keinem einzigen gewöhnlichen Angelos. Nur durch Gabriel lässt er hin und wieder einen seiner Wünsche und Befehle mitteilen, jedoch behaupten einige, dass Gabriel niemals solche Befehle und Wünsche von Uriel gehört hat, weil Uriel tot sei. Was auch immer die Wahrheit ist, das Leid ist allgegenwärtig in den östlichen Regionen. Wer dort hindurchgeht, wird davon ergriffen, und die befremdliche Traurigkeit hallt tagelang in seinem Geiste nach.Im Zentrum der Zitadelle, welches gleichzeitig auch das Zentrum der Stadt und des Reiches der Abend-glanzler darstellt, steht ein großer Altar, der für jeden zugänglich ist, der dort aufrichtig zum Herrn beten möchte. In der letzten Zeit ist er wenig frequentiert. Zu viel Zeit nehmen das Rüsten der Heerscharen, die politischen Ereignisse bei Hofe oder die schönen Künste in Anspruch.

Haus Morgenstern

Sie sind die Gefallenen, die Aufständischen, jene, die sich einst unter der Führung des Luzifer Morgenstern gegen den Herrn erhoben haben. Seitdem ihr Aufstand blutig niedergeschlagen wurde, sind sie aus dem Einflussbereich des Elfenbeinturms verbannt. Und sie alle tragen ein Mal der Schande als Zeichen ihres Ver-rates am Herrn. Getrieben von ihren Gelüsten, verzehrt von ihren Leidenschaften führen sie eine Existenz abseits der Gnade des Herrn, und ihre Lust auf Rache ist immens. Unberechenbarkeit, Leidenschaft und Sünde sind die vorherrschenden Erfahrungen unter den Morgensternen. Die Tiefe ihrer Emotionen können manche nicht einmal ausloten, während andere gelernt haben, jegliche Emotion zu unterdrücken. Doch im Inneren eines jeden Mitgliedes dieses Hauses brennt ein Feuer. Es ist das Feuer des Aufstandes, das Feuer der Sünde, das Feuer der Freiheit. Doch ihr Herr Luzifer Morgenstern führt ein eisernes Regiment und ver-hindert so, dass Anarchie und Chaos sich des Hauses bemächtigen.

Luzifer Morgenstern – Luzifer ist eine sehr vielschichtige Persönlichkeit. Zum einen ist er ein leidenschaftli-ches Wesen, gequält von finsteren Gelüsten, getrieben von Gier und Sucht. Zum anderen ist er ein wunder-schönes Wesen, denn sein äußeres Erscheinungsbild ist das eines Erzengels, und auch die Male der Schande, die er trägt, können dies nicht verbergen. Er strahlt eine Aura gewaltiger Macht aus, und er ist ein genialer Stratege und Politiker. Es hat nur ein einziges Mal den Versuch gegeben, Luzifer von seinem Thron zu stür-zen, doch der Versuch zog so grausame Strafen nach sich, dass nie wieder ähnliches unternommen wurde. Seine Untergebenen kennen Luzifer als sehr launisch. Mal ist er liebevoll und mild, mal aufbrausend und zerstörerisch. Seine Scharen regiert er mit eiserner Hand, und viele versuchen, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Teils aus Liebe, teils aus Verehrung, und teils, weil sie an seiner Macht teilhaben wollen.

Haus Abendglanz

Haus Abendglanz ist das strahlendste der Häuser. Diese Angeloi verkörpern Gottes Kreaturen des Lichtes, und sie erfüllen seinen Willen und seine Gerechtigkeit. Das ist zumindest ihre Überzeugung. Doch hat der Herr sich ihnen lange schon nicht mehr mitgeteilt, und so erfüllen sie seine Gesetze durch den Willen der sie führenden Arkangeloi:

Michael – Der Krieger des Herrn, schön und stolz und von unberechenbarem Gemüt. Er ist der oberste Heerführer des Himmels. Wild und leidenschaftlich führt er seine Fraktion des Hauses Abendglanz ins Feld.Raphael – Der Bewahrer der Künste und des Wissens, der Heiler der Seelen. Ebenso strahlend schön wie Michael ist er sanftmütig, aber von durchtriebenem Wesen. Seine Leidenschaft für das Schöne in den Wer-ken des Herrn lässt ihn auf den ersten Blick eventuell oberflächlich oder überheblich wirken, doch lodert in seinem Inneren der unstillbare Durst nach Bewahrung. Das ist auch die Aufgabe seiner Scharen.Uriel – Er war der Herr über das Totenreich, ernst, besonnen und von großer Ruhe. Sein Reich war von dunkler Schönheit und stillem Glanz. Doch das ist vorbei, denn die Stille, die nun in seinen Hallen herrscht, zeugt davon, dass diese Hallen nun verlassen sind. Nur der Arkangelos selbst weilt dort in einsamer Fins-ternis. Seit Jahren zeigt er sich keinem Engel mehr.Gabriel – Er ist der Todesbote des Herrn, sein Richter und sein Henker in einer Person. Er stand auf den Feldern von Sodom. Und doch war er auch der Bote, der Maria die Botschaft brachte. Einst war er der strahlendste unter den Engel, der geliebte Botschafter des Herrn. Doch seit Jahren wirkt er nun finster und verstimmt. Ihm unterstehen die Botschafter unter den Engeln, die Rechtsprechung und die politische Ver-waltung.

Sie sind stolz und hochmütig.

Die Zitadelle des Hauses Abendglanz

Hoch in den westlichen Gefilden des Himmels, fast die Hälfte des Himmels einnehmend, befinden sich die Gefilde des Hauses Abendglanz. Eine gewaltige Stadt aus weißem Marmor und Elfenbein, mit Häusern in filigraner Bauweise und dutzenden von Türmen, die hoch aufragen. Ewig flattert die blau-silberne Fahne des Hauses auf den Türmen, welche die große Wehrmauer zieren, die die Stadt umgibt.In der Mitte der Stadt erhebt sich eine mächtige Zitadelle, von vielen Abendglanzlern liebevoll „der Elfen-beinturm“ genannt. Hier haben die Arkangeloi ihren Sitz und umgeben sich hier mit ihrem Gefolge. Große Hallen, reich mit goldenen und silbernen Schmuckstücken versehen, noble Wandteppiche, die Bilder der Schlachten der Engel oder von Lobpreisungen darstellen, kunstvoll gefertigte Säulen und Statuen, verzieren die Räume.Im nördlichen Trakt der Festung wohnt Michael, der Feldherr unter den Engeln und Herrscher über die Nordstadt. Seine Räumlichkeiten überblicken den großen Exerzierplatz, und von früh bis spät ist das Klir-ren der Waffen der Seraphim zu hören. Michael ist der aktivste Gegner des Hauses Morgenstern, denn er verdankt den großen Teil seiner Glorie den Schlachten, die er für das Haus Abendglanz geschlagen hat. Oft sieht man ihn in goldener Rüstung auf der Balustrade seines Turmes stehen und mit einem zufriedenen Lä-cheln die Waffenübungen des Hauses betrachten. Nur wenige werden jedoch zu ihm vorgelassen.Raphael herrscht im westlichen Teil der Zitadelle und über die westliche Stadt, die sich davor ausbreitet. In seinen Hallen ist nur selten ein Seraph anzutreffen, und wenn, dann nur jene, die sein Vertrauen genie-ßen. Raphael mag das Kriegshandwerk nicht. Er und die seinen beschäftigen sich mit den feinen Künsten,

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Fragen und Antworten

F: Wie kann ich mich auf Arkangeloi einstimmen? Welche Literatur wird empfohlen?A: Ich empfehle die Filme „God’s Army“ 1-3, die einen hervorragenden Einblick bieten. Angel Sanctuary ist eine Manga-Reihe, die die angestrebte Atmosphäre sehr gut wiedergibt. Ansonsten sind natürlich die Klas-siker die Bibel, der Koran und John Milton’s verlorenes Paradies.

F: Wie sind die Engel innerhalb der Häuser organisiert?A: Während die Nephilim keine feste Hierarchie besitzen und nur den Rat der Ältesten kennen, sind die Häuser Morgenstern und Abendglanz in ein beiden Häusern gemeinsames System gegliedert. Diese System nennt sich das System der Engelschöre. Die Frage: „Wo stehst du auf der Karriereleiter?“ lautet als korrekt formuliert: „Welchem Chor gehörst du an?“ Hier die einzelnen Chöre im Überblick:

Die ANGELOI:Jeder Engel ist ein Angelos, auch, wenn er keinen weiteren Status gewonnen hat. Diejenigen, die über diesen Stand hinauswachsen, nennen sich nicht mehr Angeloi, haben aber als solche begonnen. Angeloi bilden das Fußvolk der Häuser. Diese Position wird von gewöhnlichen Soldaten und niederen Handwerkern ausge-füllt.

Die ARCHAI:Diese Engel sind dazu verdammt, sich hauptsächlich um irdische Belange zu kümmern. Während sie vom Stand her über die Angeloi erhoben sind, ist ihre Arbeit doch eine sehr niedere in den Augen ihrer himm-lischen Vorgesetzten. Ihnen obliegt es, menschliche Städte und Völker zu bewachen und zu versuchen, die Werke Gottes in die Politik der Menschen einfließen zu lassen. In der letzten Zeit ist die Bedeutung dieses Chors für die Obrigkeiten des Himmels gering geworden, und so werden oft Engel, die in höheren Ordnun-gen versagt haben, zu den Archai strafversetzt, auf daß man sie nie wieder sehen muss.

Die EXUSAI:Dies ist die zweite Stufe, um sich über den Stand eines Angelos zu erheben. Dies sind die Kriegshelden und die Künstler und Diplomaten, die einem gehobenen Chor angehören, jedoch keinen bedeutenden Einfluss auf die Geschicke des Himmels haben. Ein Seraph dieses Chors kann ein kleines Regiment befehligen, ein Cherub dieser Ordnung besitzt vielleicht seine eigene Werkstatt.

Die DYNAMEIS: Dies sind die gehobenen Führer der Häuser, ein Chor, der bereits über einigen Einfluss verfügt und den man nicht so einfach herumkommandiert. Die Stimme dieser Engel hat bei Hofe bereits einiges Gewicht, und so sitzen sie oft bei den Kriegsräten oder diplomatischen Verhandlungen als Beisitzer und Berater. Es ist unge-sund für einen aufstrebenden Engel höheren Ranges, die Meinung der Dynameis zu überhören. Sie können

Festung des Hauses Morgenstern:

Den östlichen Teil des Himmels, den Rest der bekannten Gefilde, nimmt das Gebiet des Hauses Morgenstern ein. Hier schmiegen sich von Flammen durchzuckte, Slum-Artige Stadtgebiete an die Mauern der großen Festung, die nur vom Namen und der Funktion her an eine mittelalterliche Festung gemahnt. Das Mauer-werk besteht aus schwarzem, kalten Gestein. Auf den Türmen brennen helle Flammen, die wie die Fackeln von Bohrtürmen in die ewige Nacht hinausstrahlen. Der Himmel über der Feste ist schwarz vor Rauch und Asche. Moderne Konstruktionen aus Stahl mischen sich mit mittelalterlichem Baustil, dunkle Gothic- und Trancerythmen mischen sich mit düsteren Chorälen und dem Schreien der verlorenen Seelen, die man zum Spaß hier zur Folterbank führt. Vielerorts klirren die Waffen der Seraphen, die sich in ihren Übungen oder in tödlichen Duellen um die Vorherrschaft ergehen. Peitschen treiben die, die nicht willig ihren Dienst verse-hen, und zu niederen Ordnungen der Angeloi gehören, an. In der Mitte der Festung erhebt sich der schwarze Turm, in welchem Samael oder Luzifer seinen Herrschaftssitz hat. Ewig ist dort irres Lachen, Stöhnen und Geschrei zu vernehmen.

Haus Nephilim

Dies ist das Haus der sterblichen Engel. Lange lag der Ursprung der Mitglieder dieses Hauses im Verbor-genen. Doch nun ist es ans Licht gekommen. In die sterbliche Welt geboren als Kinder von Engeln und Sterblichen gehen sie nach ihrem sterblichen Tot in die Himmlischen Hallen ein. Dabei verlieren sie jede Erinnerung an ihre einstige sterbliche Existenz. Als Erbe ihrer Herkunft bleibt ihnen auch im Himmel die Vergänglichkeit. Nach Jahrhunderten verlöschen diese Engel einfach. Ein weiteres Erbe ihrer sterblichen Vergangenheit ist die Tatsache, dass ihnen das Töten von Engeln weniger unnatürlich ist als den anderen Engeln. Als einzige tragen sie nach dem Töten eines Engels keine körperliche Entstellung, kein „Mal der Schande“, wie es in den anderen Häusern genannt wird, davon. Daher werden sie oft von anderen Häusern als Assasine angeworben.Dieses Haus kennt nicht die strengen Hierarchien der anderen Häuser. Es wird von einem Ältestenrat re-giert, wie unten genauer ausgeführt wird.

Die Felder der Nephilim:

Ein kleiner, unbedeutender Landstrich zwischen den Bereichen der Abendglanzler und der Morgensternler: das ist das Gebiet der Nephilim. Es ist ein grauer Landstrich, der es nie geschafft hat, sich zu seiner Blüte zu entfalten. Dies liegt vor allem darin begründet, dass sich die Heere der beiden Häuser oft auf den Feldern der Nephilim bekriegt haben und das, was diese in Jahrhunderten aufgebaut haben, in Stunden vernichtet haben. Ein anderer Grund ist, dass die Bauwerke der Nephilim genauso vergänglich sind wie die Nephilim selbst. Und so werden diese grauen, mit Asche und Blut getränkten Felder nur gelegentlich von ausgebrannten Ruinen oder Trutzburgen unterbrochen, an denen der Zahn der Zeit nagt. In diesen Ruinen hausen die Ne-philim. Nur wenige von ihnen finden nämlich Platz in Pyrias, der grauen Festung, die die Mitte des Landes und die Mitte von Gottes Schöpfung darstellt. Hier tagt jedoch auch der hohe Rat der Nephilim. Er besteht aus den neun ältesten des Hauses, davon fünf Cherubim und vier Seraphim. Sie entscheiden in einem demo-kratischen Rat die Geschicke ihres Hauses, doch sind alle ihre Anweisungen zunächst lediglich Ratschläge,

denn sie nehmen das Wort „Rat“ sehr ernst. Sie erteilen keine Befehle, doch zweifeln nur wenige an der Weis-heit der Entscheidungen des Rates, und somit werden ihre Entscheidungen meist auch in die Tat umgesetzt. Regelmäßig werden auch Fachleute in bestimmten Bereichen der Politik, Kriegsführung und Wissenschaft zum Rat hinzuberufen, um mit ihrer Meinung den hohen Herren beratend zur Seite zu stehen.Der Landstreifen der Nephilim nimmt etwa ein fünftel der bekannten Landfläche des Himmels ein.Irgendwo innerhalb des Gebietes der Nephilim, nur wenigen bekannt, befindet sich auch das, was vom Gar-ten Eden übrig geblieben ist. Durchzogen von Stahlrohren und Industrieschornsteinen ist es das, was aus Gottes schönstem Werk geworden ist. Der Garten besitzt keine Blumen mehr, keine Pflanzen. Nur Stahl, Beton und Eisen. Eine trostlose Landschaft, die kein Angelos freiwillig betreten möchte. Mitten in diesem Garten steht, verkrüppelt und vergessen, der Baum der Erkenntnis.

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Erwiesen ist dies jedoch nicht. Es gibt eine Reihe von Cherubim, die sich besonders mit der Erforschung dieses Themas beschäftigen. Die Forschung ist jedoch schwierig, weil kaum jemand wagt, den Garten zu betreten.

F: Wovon leben Engel ?A: Wenn du meinst, wovon sie sich ernähren, wären Manna und Ambrosia zu nennen. Diese Stoffe, die man im Himmel an unterschiedlichsten Stellen findet, (Ambrosia entspringt aus Quellen, Manna wächst an Bäu-men) dienen den Engeln als Nahrung. Geld benötigen die Engel nicht. Sie zahlen per Gefallen oder Tausch-handel. Seraphim können auch in Kriegszeiten die Arbeiten der Cherubim „requirieren“.

F: Wie ist das mit den Gefallen?A: Hilfst du mir jetzt, helfe ich dir später wieder. Dabei ist es sehr wertvoll, einen Engel aus einem höheren Chor in seiner Schuld zu haben.

F: Gibt es bei den Engeln irgendwelche Genussmittel, vielleicht auch Suchtmittel?A: Ambrosia, wenngleich Grundnahrungsmittel, ist süßlich und verführerisch im Geschmack. Im Übermaß genossen, hat es die Wirkung, die auch Wein im Übermaße besitzt. Drogen gibt es keine. Morgensternler Cherubim versuchen jedoch seit langem, aus einer Mischung von Ambrosia und Seelen etwas in dieser Rich-tung zu entwickeln.

F: Was wird alles von Engeln hergestellt (nur Harfen und Schwerter)?A: Kleidung, Bauwerke, Gefäße, also alles, was eine funktionierende Gesellschaft benötigt. Dabei bevorzugen die Engel Dinge, die vom Stil her an das Mittelalter oder die klassische Antike erinnern. Haus Morgenstern bildet hierbei eine Ausnahme.

F: Womit handeln die Händler ? A: Mit Gegenständen gegen Gegenstände oder Gefallen. Damit ist der Händlerstand ziemlich mächtig.

F: Warum morden die Seraphen der Nephilim auf Auftrag? Ist es nicht gefährlich wenn sie überführt wer-den ? Warum lohnt es sich trotzdem ?A: Die Antwort liegt auf der Hand: Den Nephilim kann man so etwas nicht nachweisen, und es stellt einen der Gründe dar, warum das Haus nicht von den anderen Häusern vernichtet wird. Die Gefahr ist natürlich groß, doch meisterliche Meuchler besitzen auch gewaltige Macht, wie sie ein Nephilim auf anderem Wege niemals würde erreichen können.

F: Waren die Dämonen vor den jetzigen Dämonen, die gleichen oder waren es mal die Morgensternler ? A: Vorher gab es die Dämonen auch schon, aber in geringer Zahl. Schon damals waren sie mächtig, stellten aber keine wirkliche Gefahr dar, da sie nur einzeln auftraten. Das Wort „Dämon“ wurde verschiedentlich falscher Weise für Mitglieder des Hauses Morgenstern gebraucht.

F: Wie stehen die Engel zu Gott? A: Das ist von Haus zu Haus verschieden. Haus Morgenstern rebelliert gegen Gott. Das zeigt gleichzeitig, dass sie Gottes Existenz und Macht niemals anzweifeln würden und auch wissen, dass sie ohne Gott nicht wären. Sie sehnen sich danach, von ihm bemerkt zu werden. Aber sie hassen seinen Weg und lehnen sich gegen ihn auf. Die Nephilim ihrerseits betrachteten Gott immer als liebenden Vater, haben aber schmerzlich bewusst wahrgenommen, dass Gott sich abgewandt hat. Nun versuchen sie, sein Werk zu erhalten. Haus Abendglanz wiederum ist davon überzeugt, das Wort und Werk Gottes zu hüten und seine Gesetze einzu-halten. Sie betrachten sich als Gottes auserwählte Streiter. Dabei scheint es ihnen gar nicht aufzufallen, dass Gott nicht mehr mit den Engeln spricht. Sie versuchen einfach, eine starre alte Ordnung zu bewahren und mit ihrer Treue Gott davon zu überzeugen, dass sie seiner Aufmerksamkeit wert sind.

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bereits Gerüchte bei Hofe verbreiten und so dem Ansehen der Höheren sehr schaden. Dieser Chor stellt eine Mördergrube dar. Die Engel, die bis hierher gekommen sind, sind meist ehrgeizig genug, weiter nach oben zu kommen, und oftmals führt der Weg an die Spitze über Intrige und Verrat, über Handel und Mauschelei, über Mord und Verbrechen. Die Cherubim dieser Ordnung sind zumeist anerkannte Künstler, Wissenschaft-ler oder Diplomaten bei Hofe, deren Werke allgemein bekannt sind, während die Seraphen dieser Ordnung oft bereits hohe Offiziersposten bekleiden und bis zu einer Legion führen dürfen.

Die KYRIOTETESDiese Engel sind in ihrer Entscheidungsgewalt bereits sehr eigenständig. Sie regeln die Pflichten der unter ihnen stehenden Engelsklassen und übernehmen Führerschaft in eigener Verantwortung. Sie werden einge-weiht in die Wünsche ihrer Vorgesetzten und können in eigener Regie versuchen, diese zu Verwirklichen. Je-dem Thron unterstehen sieben Kyriotetes. Ihre Meinung bei Hofe ist oft ausgesprochen wichtig, ihr Dienst verlangt viel Verantwortung. Ein Cherub dieser Ordnung ist ein gefeierter Künstler, Diplomat oder Wis-senschaftler, der die Richtung, in die die Entwicklungen in seinem Gebiet laufen, maßgeblich beeinflussen kann. Ein Seraph dieser Ordnung bekleidet locker einen Generalsrang und kann bis zu zwanzig Legionen unter seiner Führung haben. Die Kyriotetes des Hauses Abendglanz werden oft in die Intrigen der Throne untereinander eingebunden, und jeder Thron fürchtet die Gefährlichkeit der Engel dieses Chors, denn die Macht, die diese über das Volk haben, ist nicht zu unterschätzen. Doch intrigiert dieser Chor auch gerne untereinander um die Vorherrschaft oder um den Aufstieg zum Thron, und zwar in beiden Häusern.

Die THRONE:Jedem Arkangelos unterstehen drei Throne. Die Throne sind oft die einzigen, die direkte Befehle von den Arkangeloi entgegennehmen und denen sich die Arkangeloi zeigen. Sie verkünden also den Willen des Arkangelos und üben somit sehr große Macht aus. Das macht sie beliebt und umschmeichelt, aber auch zu Objekten von Neid, Begierde und Misstrauen. Es gibt im Himmel Stimmen, vor allem in den unteren Rän-gen, die immer wieder behaupten, dass einzelne Throne nur ihre eigenen Ziele verfolgen. Die Throne haben untereinander auch noch einmal eine eigene Hierarchie, sodass es unter jedem Arkangelos zwei niedere und einen hohen Thron gibt. Ein Thron wird es sich nicht erlauben, es sich mit den Kyriotetes oder Dynameis zu verscherzen. Dazu ist er viel zu sehr auf deren Unterstützung angewiesen. Im Haus Morgenstern herrscht zwischen den beiden niederen Thronen ein erbitterter Konkurrenzkampf, der manchmal schon dazu führte, dass sich Legionen des Hauses gegeneinander in Feld geführt fanden. Im Haus Morgenstern ist der Konflikt vor allem zwischen den Thronen unterschiedlicher Arkangeloi zu merken, da offenbar jeder der Meinung ist, „sein“ Arkangelos sei der mächtigste. Momentan liegt die oberste Macht bei den Thronen Gabriels, weil Uriels Throne auf mysteriöse Weise verschwunden sind, Uriel sich selber nicht mehr zeigt und Gabriel die Wünsche Uriels angeblich entgegen nimmt, um sie an seine Throne weiterzuleiten.

F: Wie kommen Engel an die Seelen ran? A: Die Seelen landen einfach irgendwann im Himmel, wenn Menschen verscheiden. Heutzutage treffen See-len fast nur noch in den Gestaden der Morgensternler ein.

F: Wofür sind die Seelen da, außer für das quälen?A: Sie dienen unter anderem als Baumaterial, erfüllen aber keinen besonderen Nutzen. Sie sind mehr wie Schmuckstücke, es ist schön, sie zu haben, aber man braucht sie nicht wirklich.

F: Haben Engel eine freie Zeit, wie verbringen sie diese? Würde z.b. ein Seraph dann auch philosophische Traktate lesen ? A: Ja, Engel haben so etwas wie Freizeit. Diese verbringen Seraphen sogar sehr gern in der Gegenwart der Cherubim, um deren Musik zu lauschen oder sich an ihren Werken zu erfreuen oder zu bilden. Auch wird diese Zeit genutzt, um den Herrn bzw. Luzifer zu lobpreisen und politische Ränke zu schmieden. Das Engel-dasein beinhaltet sogar recht viel der Freizeit.

F: Wer hat den Garten Eden so verunstaltet ?A: Das wird allgemein auf die Menschen geschoben und auf die Art, wie sie mit Gottes Schöpfung umgehen.

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Weihnachtsfeier der Z.L.R. - wo diesmal?

Es mag etwas seltsam Anmuten, wenn bereits im Mai das Thema Weihnachtsfeier aufgegriffen wird, doch gibt es dafür einen guten Grund. Wie jedes Jahr plant unser Verein auch dieses Jahr eine Weihnachtsfeier, und wie auch in den letzten Jahren würden wir gerne in einem entsprechenden Ambiente (Ritteressen) fei-ern. Die große Frage ist nun nur die nach dem Wo. Die Lokation, an der die Feier im letzten Jahr statt fand, wurde von einigen unserer Vereinsmitglieder nicht so positiv aufgenommen, sei es nun aufgrund der Lokati-on selbst, aufgrund des Essens oder des Ambiente drum herum. Es gab Stimmen, die nach mehr riefen. Dem will der Verein natürlich, soweit möglich, nachkommen.

Aus diesem Grund bitte der Vorstand auf diesem Wege die Vereinsmitglieder um Mithilfe. Gesucht wird ein Lokal, dass uns ein solches, mehrheitlich gewünschtes Ritteressen bei einem entsprechenden Ambiente bieten kann. Die jeweilige Lokation sollte, vom Großraum Koblenz ausgesehen, in erreichbarer Nähe sein, und die Kosten dafür sollten sich natürlich sich in einem vertretbaren Rahmen befinden, schließlich stellt die Gruppe der Großverdiener und Millionäre in unserem Verein eher eine Minderheit dar. Und da die Anzahl der Lokalitäten, die so etwas anbieten könnten, eher begrenzt sein dürfte und daher mit hoher Wahrschein-lichkeit bereits weit im Voraus ausgebucht sein dürften, ist eine Suche zu diesem Zeitpunkt alles andere als Verfrüht. Wer also konkrete Alternativvorschläge zum Wilddieb hat, sollte diese bis spätestens Ende Mai/Anfang Juni dem Vorstand unterbreiten, damit dieser sich frühzeitig mit dieser Thematik befassen kann. Eigeninitiative wie das Klären von freien Terminen im Dezember und das in Erfahrung bringen von Preisen ist hierbei von Vorteil.

Auch Vorschläge für zusätzliche Unterhaltung, entweder vom jeweiligen Veranstalter selbst angeboten oder durch einen separat anzuheuernden Unterhalter (wie der Barde im Vorletzten Jahr) werden, soweit preislich vertretbar, vom Vorstand gerne angenommen und bei der Planung in Erwägung gezogen. Vielleicht kennt ja jemand eine geeignete Person, die sich, gegebenenfalls auch gegen eine entsprechende Bezahlung, für so ein Rahmenprogramm eignet. Natürlich wäre es auch Begrüßenswert, wenn ein Vereinsmitglied sich dazu berufen fühlt, selbst mit vereinsinternen Mitteln ein entsprechendes Rahmenprogramm auf die Beine zu stellen.

Priorität hat aber zunächst die geeignete Lokation. Der Wilddieb ist von Seiten des Vorstandes derzeit als Veranstaltungsort für die Weihnachtsfeier im Gespräch, sofern keine anderen Alternativen angeboten wer-den. Es ist also die Mithilfe unserer zahlreichen Vereinsmitglieder gefragt.

MG

Neues von der Festung

Ausstellung Mythos RitterDas Mittelrheintal ist ein einziger Tummelplatz der Burgen und Schlösser. Raubritter und edle Recken sol-len hier blutige und mutige Taten vollbracht haben. Sagen und Geschichten ranken sich um diese Helden und Schurken. Edle Damen haben hoch über dem Rhein den Liedern der Minne gelauscht...Das zumindest ist das romantische Bild der Ritterschaft, das uns das 19te Jahrhundert beschert hat und das durch Filme und Ritterromane bis heute seine mächtige Wirkung entfaltet. Tatsächlich waren Ritter die mächtigsten Krieger und Militäreinheiten ihrer Zeit. Doch als sie ihren Einfluss und ihre Macht verloren, entfaltete sich das ritterliche Ideal zu voller Blüte. Auf der Festung Ehrenbreitstein widmet sich eine Ausstellung dem Mythos und der Wirklichkeit des Rit-terlebens vom Mittelalter bis ins 19te Jahrhundert. Waffen und Rüstungen, aber auch Gemälde und Einrich-tungsgegenstände aus den Burgen und Schlössern von Rheinland-Pfalz werden hier Zeugnis abgeben für die Epoche, die auch aus der Welt der Fantasy nicht wegzudenken ist. Eines der wichtigsten Exponate wird ein Turnierbuch aus dem 16ten Jahrhundert sein. Wer also etwas Recherche zu seinem Paladin-Charakter betreiben möchte, Inspiration für ein High-Fantasy-Abenteuer sucht oder einfach nur historisch interessiert ist, wird hier auf seine Kosten kommen.Austellungsdaten: 12. Juni bis 9. November 2008

Historienspiele EhrenbreitsteinEin weiteres Highlight auf der Ehrenbreitstein bieten die Historienspiele. Zum fünften Mal bietet sich hier wieder ein Streifzug durch 3000 Jahre Geschichte der Festung. Dabei ist diese Reenactment-Veranstaltung ein besonderes Glanzlicht, wie ich es bisher noch nirgends gesehen habe. Neben dem Mittelaltermarkt mit Musikbühne und attraktivem Programm findet man auch Reenacter aus anderen Zeitabschnitten. So wird man eine Keltensiedlung, ein Wikingerdorf, ein Römerlager und auch preussische Soldaten erwarten dürfen. Wer das einmal mitgemacht hat, freut sich schon auf diese Fortsetzung. Natürlich darf man wegen der pro-minenten Lage nicht erwarten, hier hauptsächlich Aktive oder Gewandete zu finden. Der Touristenzustrom ist erfahrungsgemäß recht hoch, worunter das Ambiente etwas leidet. Aber die Auswahl an Händlern und Aktiven war zuletzt sehr hochkarätig und auch international. Wir haben hier wichtige Teile unserer Gewan-dung erstanden und sehr schöne Tage verlebt und freuen uns auch dieses Jahr wieder sehr auf den Markt. Und die anderen Epochen bieten auch eine sehr gelungene Abwechslung.Daten: 22. bis 25. Mai, 10-19 Uhr, Samstags sogar bis 22 Uhr.

Weitere Infos: www.historienspiele.deK

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ScionEs ist nicht leicht ein Gott zu sein ...

John, ein junger Mann Anfang 20, zieht durch die Straßen des heutigen New York. Er kommt grade vom College, hatte am Abend noch Training der Basketballmannschaft und ist nun auf dem Heimweg. Wie so oft kürzt er seinen Heimweg durch einige der Seitenstraßen ab. Doch diesmal ist alles anders. Die Straße ist er-staunlich leer, selbst für diese Uhrzeit. Nur ein einzelner Mann in langem Mantel steht dort, mittig auf dem Gehsteig, so als würde er auf John warten. Der junge Mann drosselt sein Tempo ein wenig, ist unsicher. Die

ganze Situation ist ihm unheimlich, und einen Moment lang überlegt John, ob er nicht umkehren und lieber einen Umweg gehen soll. Doch dann schüttelt er den Kopf. ‚Quatsch, ich brauche doch keine Angst zu haben. Ist nur so ein Kerl‘, denkt er sich, und marschiert weiter. Doch dieser unbekannte Mann kommt John entgegen und lässt eine Hand unter seinen Mantel wandern. Mit einem plötzlichen Ruck zieht er eine Machete hervor, hebt sie hoch über seinen Kopf und stürmt mit lautem Gebrüll auf John zu. Doch der Hieb geht ins Leere. Mit einer flinken Bewegung weicht John aus, und lässt seine Faust in den Nacken des gut einen Kopf größeren Mannes herunter sausen. Ein lautes Knacken ist zu hören, und als der unbekannte Angreifer leblos zusammensackt und der Kopf in einem ungesunden Winkel verdreht ist, realisiert John erst, was gerade geschehen ist. Verwundert starrt er auf seine Hände. Er hatte nie Kampfsport betrieben, hatte sich auch als Kind eher selten geprügelt. Er hatte diesem Mann mit einem prä-zisen Schlag das Genick gebrochen, doch konnte sich John nicht erklä-ren wie. Verwirrt tritt er einige Schritte zurück, schaut sich hektisch

um, doch niemand ist zu sehen. Nur eine Eule, die sich auf einer Straßenlaterne niedergelassen hat. „Beein-druckend...” tönt es aus der Richtung der Eule. John starrt sie verwundert an. Hatte sie gerade gesprochen? „... aber nicht verwunderlich. Immer bist du der Sohn von Ares...”

So etwa könnte eine Szene aus einem Präludium von Scion aussehen. White Wolf neuestes Erzählspiel be-fasst sich mit einem durchaus interessanten Setting. Die Götter der Antike, seien es nun Griechen, Ägypter, Asen oder andere, haben in der Vergangenheit immer wieder in Verkleidung die Erde besucht, um dort Nachfahren zu zeugen. Die wenigsten dieser Nachfahren waren sich ihrer besonderen Abstammung be-wusst, fanden es die Götter doch auch aufgrund der modernen Zeiten nicht für notwendig, ihre Kinder über diesen Umstand aufzuklären. In den letzten Jahren hingegen hat sich dies jedoch geändert. Die Titanen, welche von den Göttern dereist verbannt oder gefangen gesetzt wur-den, sind dabei, aus ihren Gefängnissen auszubrechen, ihre Schergen auf die Welt loszulassen und diese zu vernichten. Eine Situation, die Helden erfordert, die an die Größe von Herkules, Beowulf oder Odys-seus heran reichen. Und genau hier betreten die Spieler die Szenerie. Die Charaktere, die sie in Scion übernehmen, sind eben solche Kinder der Götter, die vor kurzem erst von ihrer Abstammung und dem damit verbundenen Erbe, das auch übermenschliche Kräfte beinhaltet, erfah-ren haben, und die nun dazu auserkoren sind, die Menschheit vor den Schergen der Titanen zu retten und mythische Heldentaten in einer Modernen Welt begehen sollen.

Das Szenario war als Miniserie geplant und sollte ursprünglich drei Bücher beinhalten. Mit Scion:Hero hat es vor etwa einem Jahr begon-nen, und im Abstand von je einigen Monaten folgten dann noch Scion:Demigod und Scion:God. Mit diesen drei Regelwerken ist das Setting im wesentlichen bereits abgeschlossen, doch der immense Erfolg hat White

Belial’s Brood – Vampire the Requiem Sourcebook

White Wolf 2007Preis ca. 30 Euro157 Seiten

Im Grundbuch ist sie aufgetaucht, die ominöse Sekte von zerstörerisch-fins-teren Vampirschurken, die sich Belial’s Brood nennen. Dort jedoch übten sie auf mich wenig Faszination aus. Es gab fast nichts an Material, und das bisschen, was man dort finden konnte, gemahnte sehr an das platte Bild des Sabbat, das Vampire-Spieler der alten Generation noch aus der ersten Edition kannten. Zugegeben, der Sabbat hat durch Folgeveröffentlichungen seinerzeit an Farbe gewonnen. Und das hat Belial’s Brood durch dieses Buch auch. Denn wieder einmal bewahrheitet sich meine Sicht auf die neue WoD. Sie ist einfach noch ein Stück düsterer und reifer als die alte. Nun gut, eine di-rekte Gegenüberstellung wäre hier unfair und würde beiden Systemen nicht gerecht werden, darum tauchen wir einfach mal in medias res ein...Zunächst einmal das Äußerliche. Wie immer kommt das Buch in einem schmucken und atmosphärischen ro-ten Hardcover, der in diesem Falle erneut die typische Wappenkennzeichnung auf dem Seitenrand aufweist, die man von den Konventbüchern kennt. Der Umfang deckt sich auch mit selbigen. Da horcht man schon auf und fragt sich, ob eine Horde destruktiver Hau-draufs auf dem Endzeittrip genug Material hergeben werden.Was man dann auf den sehr hübsch und dunkel illustrierten Seiten findet, ist erstaunlich und hat mich wirk-lich umgehauen. Dieser Band bietet einen Ausblick auf eine gnostische Sekte, die ihre Ansichten in eine Art schmerzhaft-bösen Kult umsetzen. Dabei ist hier so viel fundiertes Wissen untergebracht worden, dass es einen guten Teil meiner Vorlesungen in Kirchengeschichte abdeckt. Und dann auch noch so geschrieben, dass ein religiös uninteressierter Mensch es verstehen kann. Die Mystik, die dieser Band transportiert, und die Atmosphäre abgründiger und zielgerichteter Bosheit, schaffen es, dass dieser Band zu den finstersten gehört, die die neue World of Darkness zu bieten hat. In gewisser Weise würde ich sagen, Belial’s Brood verbannen den Sabbat auf den Kinderspielplatz. Und das will etwas heißen. Wenn man sich den Artikel über das Unleben in den Reihen dieser Gruppierung anschaut, weiß man, wohin man mit seinem Charakter nie geraten will.Wie immer bekommt man natürlich auch neue Blutlinien geboten. Hier hat mich vor allem die Blutlinie der Therion begeistert. Zugegeben, der Name ist nicht besonders einfallsreich. Aber diese bleichen und schreck-lich anzusehenden Hohepriester des Abgrunds können dem Leser wahre Schauer über den Rücken jagen. Alles in Allem ist dieses Buch eine abenteuerliche Reise in die finstersten Regionen des vampirischen Geis-tes, dass sich vor allem Spielleiter nicht entgehen lassen sollten. In Spielerhände gehört dieser Band wohl nicht. Umfang, Aufmachung und Qualität rechtfertigen den Preis allemal. Ein gelungenes Buch, das ich getrost empfehlen kann. Es enthält vielleicht sogar eher etwas zuviel Information.

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Wolf motiviert, noch zumindest zwei weitere Produkte nachfolgen zu lassen. Angekündigt sind noch das Scion:Compendium, das zunächst dreigeteilt als E-Book erscheinen wird, später aber auch als reguläres Hardcover in die Läden kommen wird, und ein Quellenband mit dem Titel Ragnarök.Die drei Grundregelwerke bieten dabei die Basis, und der Aufbau erinnert ein wenig an alte D&D Zeiten, in denen eine Regelbox jeweils nur einige bestimmte Erfahrungsstufen abdeckte. So ist es auch bei Scion. Die Charaktere machen im Laufe der Kampagne eine Entwicklung durch. Sie beginnen als einfache Helden, bis ihr göttliches Erbe irgendwann stark genug wird, damit sie zu Halbgöttern und letztendlich sogar Göttern aufsteigen. Diese drei Stufen erklären dann auch die Gliederung der Regeln in drei Teile. Scion:Hero befasst sich im wesentlichen mit den Grundregeln, der Charaktererschaffung und jenen übernatürlichen Kräften, die einem göttlichen Nachfahren zur Verfügung stehen, der sich noch nicht zum Halbgott oder Gott gemau-sert hat. Die Regeln bieten dabei von White Wolf alt bekanntes, denn es findet wieder das bekannte Story-teller System Anwendung, wie man es bereits in ähnlicher Form von der WoD (alte und neue) oder Exalted her kennt. Wer also bereits andere White Wolf spiele gespielt hat, wird sich in den Regeln recht schnell zurecht finden. Des weiteren werden in Scion:Hero die Pantheone der Götter vorgestellt, denn immerhin ist die Wahl des göttlichen Elternteils zumindest für die anfängliche Entwicklung des Charakters recht ausschlaggebend. Sechs Pantheone stellt das Regelwerk einem zur Wahl: die Atztekengötter der Atztlanti, die ägyptischen Pesedjet, das griechische Dodekatheon, die nordischen Asen, die japanischen Amatsukami und die Loa des Voodoo-Kultes. Da-bei beschränkt sich die Auswahl der Götter innerhalb eines Pantheons meist auf die wichtigsten und bekanntesten Gottheiten, doch sollte es mit ein wenig Kreativität nicht schwer fallen, auch für die fehlenden Götter die regelrelevanten Details auszuarbeiten.

Scion:Demigod erweitert das Sortiment an Übernatürlichen Kräften dann auf jene, die einem als Halbgott zur Verfügung stehen, und geht ausführlich auf die Totenreiche der sechs Pantheone ein. Des weiteren werden sogenannte Terra Incognitae beschrieben, eine Art Zwischen-welten, welche die Charaktere bereisen könnten. Scion:God letztend-lich bietet die Regelergänzungen, die notwendig sind, um einen Gott zu spielen, und beschreibt außerdem die jeweiligen Götterreiche, also Asgard und Valhalla, den Olymp und die anderen Orte, an denen sich die Götter der in diesem Setting genutzten Pantheone aufhalten. Außerdem werden hier auch erstmals die Titanen, also die Gegenspieler der Götter, detailliert beschrieben. Hero und Demigod beinhalten jeweils nur Beschreibungen der kleineren Antagonisten, also die Schergen der Tita-nen.

Alle drei Bücher beginnen jeweils mit einer einleitenden Kurzgeschichte, die allerdings, wie einige Fans des Spieles bereits kritisiert haben, ein wenig zu lang geraten sind. Des Weiteren beinhalten alle drei Bücher eine spielbare Kampagne, die auf die sechs Beispielcharaktere (ein Charakter pro Pantheon) aus Scion:Hero zugeschnitten ist. Auch hier könnte man kritisieren, dass diese Kampagne mehr Platz einnimmt, als es nötig wäre. Dafür hat jedoch ein weniger kreativer Spielleiter bereits ein spielbares Abenteuer zur Hand, oder zu-mindest einige Anregungen für seine eigene Kampagne.

Dadurch, dass das Setting sich mit dem Verlauf der Kampagne über drei Ebenen, oder Machtstufen, hinzieht (Helden, Halbgötter, Götter) bietet es einiges an Potential. Und da auch die Herausforderungen sich mit zunehmender Macht verändern besteht auch nicht allzusehr die Gefahr, das man Übercharakteren nichts mehr entgegenstellen kann. Alles in Allem ist Scion ein sehr interessantes und innovatives Konzept, das viel Raum für Möglichkeiten bietet. Man kann problemlos komische als auch düstere Elemente einbringen - das Setting selbst gibt hier wenig vor und lässt statt dessen bewusst einiges offen. Aus meiner Sicht ein Setting, das man sich zumindest einmal anschauen sollte.MG

Chez GeekDu kannst sie nicht rausschmeißen – Sie wohnen hier!

Wenn man den verbreiteten Vorurteilen in Politik und Medien Glauben schenkt, ist die Jugend von heute faul, ständig betrun-ken, perspektivenlos und schlägt sich lieber die Nacht auf ir-gendwelchen Partys um die Ohren, als am nächsten Morgen auf-merksam in der Uni, in der Schule oder auf der Arbeit zu sitzen. „Chez Geek“ greift diese Vorurteile auf und kombiniert sie zu einem kurzweiligen Kartenspiel um Alkohol, Schäferstündchen und Dosenspaghetti.

Das Spielprinzip von „Chez Geek“ ist an sich leicht verständlich: Alle Spieler am Tisch sind Mitglieder einer gemeinsamen WG. Außerdem hat jeder mehr oder weniger stressigen Job, mit dem er sich einige mickri-ge Kröten dazuverdient. Ziel des Spiels ist es, sich trotz dieser Umstände ein möglichst lockeres Leben zu machen. Dies tut man, indem man während des Spiels so genannten „Slack“ ansammelt. Jeder Job hat ein bestimmtes Slackziel – der Spieler, der es zuerst erreicht, hat gewonnen. „Slack“ sammelt man durch be-stimmte Aktivitäten, gekaufte Gegenstände oder Personen, die man zu sich einlädt – darunter zahlreiche Oskuritäten, wie „Die Sendung mit der Ratte“ oder „Der Typ auf der Couch“. Aber natürlich gibt es zahlrei-che Möglichkeiten für gehässige WG-Mitbewohner sich gegenseitig das Leben schwer zu machen – „Schon Scheiße, du zu sein“ oder „Berechtigter Todschlag“ gehören da zu den harmloseren. Und dann sind da noch die Leute, die unangemeldet ins Zimmer platzen und dort alles auf den Kopf stellen.

„Chez Geek“ wird hierzulande von Pegasus Spiele unter der Lizenz von Steve Jackson Games vertrieben. Die deutsche Übersetzung ist gut gelungen und die von John Kovalic („Dork Tower“) illustrierten Karten – von denen einige eigens für die deutsche Ausgabe designt wurden - unterstreichen das Flair des Spiels hervorragend. Das simple Spielprinzip nutzt sich zwar nach einer Weile ab, aber durch die beigefügten Blan-kokarten gibt es die Möglichkeit, den WG-Wahnsinn mit eigenen Ideen zu erweitern. Unterm Strich bleibt „Chez Geek“ ein spaßiges Kartenspiel für zwischendurch – und am Ende stellt man sich die Frage, ob hier nicht sogar wirklich das wahre Leben dargestellt wird.

Die Chez-Allee Das „Chez Geek“-Spielprinzip hat noch zahlreiche andere Spiele hervorgebracht, die sich an ihm orientieren. So existieren neben den beiden Erweiterungen „Chez Geek: Laundry Day“ oder „Chez Geek: Block Party“, die das Spiel um einige pfiffige Karten erweitern und in Deutschland in einem Gesamtpaket („Chez Geek

2: Blockparty“) erschienen sind, noch zahlreiche andere Auskopplungen, die den WG-Alltag auf andere Weise beleuchten und sich sogar mit dem Hauptspiel kombinieren lassen. So schlüpft man bei „Chez Goth“ in die Rolle eines Mitglieds ei-ner Gothic-WG, während sich „Chez Genius“ (engl. „Chez Greek“) explizit mit dem Studen-tenleben und den damit verbundenen Semes-terfeiern und Zwischenprüfungen beschäftigt - beide Spiele sind inzwischen auch auf deutsch erschienen. „Chez Grunt“ hingegen themati-siert das Leben eines Soldaten in der Kaserne und das zuletzt erschienene „Chez Guevara“ lässt den Spieler in die Rolle eines Guerilla-Kämpfers im Dschungellager schlüpfen. Und wer weiß, welche obskuren WG-Szenarien sich die Macher als nächstes ausdenken.

JL

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Der Sternwanderer

Regie: Matthew VaughnCast: Charlie Cox, Claire Danes, Michelle Pfeiffer, Robert De Niro

Als der junge Tristan Thorn (Charlie Cox) und seine Angebetete Victoria eines Nachts Zeugen einer Sternschnuppe werden, ver-spricht er kurzerhand ihr den gefallenen Stern als Beweis seiner Liebe zu bringen. Dieses Vorhaben führt ihn über die verbotene Mauer, die sein englisches Heimatdörfchen Wall von dem ma-gischen Königreich Stormhold trennt. Dort findet er zwar den Stern, dieser hat aber die Gestalt des schönen Mädchens Yvaine (Claire Danes) angenommen, das lieber wieder zurück an den Himmel möchte als Tristan zu begleiten. Und so stolpert der ahnungslose Jüngling in ein fantastisches Abenteuer, denn nicht nur er ist hinter dem Sternenmädchen her – auch die drei Söhne des verstorbenen Königs von Stormhold und die finstere Hexe Lamia (Michelle Pfeifer) wollen ihrer habhaft werden.

Seit einigen Jahren erfreut sich das Fantasy-Genre großer Beliebtheit und es vergeht inzwischen kaum ein Monat, in dem nicht ein neuer phantastischer Film in die Kinos kommt – einige davon von mäßiger Qualität. Umso erfreulicher ist es da, dass der „Sternwanderer“, der auf dem gleichnamigen Roman von Neil Gaiman basiert, auf ganzer Linie gelungen ist. Der Film ist bis in die Nebenrollen hervorragend besetzt, die Sze-nerie, in der die Figuren agieren, ist einfach nur als märchenhaft zu beschreiben und die Geschichte selbst erzählt sich mit einem gewissen Augenzwinkern. Alles in allem ist der „Sternwanderer“ für mich einer der besten Fantasy- oder Märchenfilme der letzten Jahre.

Der Film ist inzwischen als DVD erschienen, die Extras wie ein Making-of, entfallene Szenen oder Patzer beim Dreh enthält und der eine kurze Leseprobe des Originalromans beiliegt.

JL

Gabriel – Die Rache ist mein

Regie: Shane AbbessCast: Andy Whitfield, Dwaine Stevenson, Samantha Noble

Die Rache ist mein, sprach der Herr.... Und so entstand einer der interessantesten Filme der letzten Jah-re. Interessant nicht, weil die Effekte mich vom Hocker gehauen hätten und nicht, weil das Skript mich begeistert hätte, sondern weil ich bis heute darüber nachgrübele, ob mir dieser Film nun gefallen hat oder nicht. Handelt es sich hier um ein geheimes Meisterwerk unter den B-Movies, oder um einen Flop, der am Ende nur ein Fragezeichen auf das Gesicht des Zuschauers zu zaubern vermag.Dass es sich um ein B-Movie handelt, verrät schon die Tatsa-che, dass der Film nie ein deutsches Kino zu Gesicht bekommen hat. Dennoch führen uns die Schauspieler, unter denen sich keine großen Namen befinden, gelungen durch die Story und überzeu-gen durch gutes Spiel. Die Bösen haben dabei eindeutig die Nase vorn.

Doch nun erst einmal zur Story. Wir haben hier den klassischen Fall des dualistischen Aufbaus. Gut, in Gestalt der sieben Erzengel, kämpft gegen Böse, in Form von Samael und seinen dämonischen Handlan-gern. Dieser Krieg tobt nun schon ewig. Und dieses Thema wurde mindestens genauso lange immer wieder ausgeschlachtet – von den Apokryphen über John Milton bis zu dem Material in dieser Ausgabe des Zunft-blattes. Die Kunst ist, in diese Geschichte ein überraschendes und aufregendes Element zu bekommen, einen besonderen Twist, der das Bekannte doch wieder neu erscheinen lässt. Und den hat dieser Film gefunden. Denn wir folgen zu Beginn des Films Gabriel (Andy Whitfield), einem recht gut aussehenden Drei-Tage-Bart-Erzengel, auf seinem schmerzhaften Flug in die physische Welt. Mitten in die Stadt der Sünde wird er geschleudert, in der alle anderen Erzengel verschwunden sind, und in der Samael sein finsteres Regi-ment führt. Hier herrschen Gewalt, Prostitution und Verbrechen und die Seelen der Stadt liegen in elender Knechtschaft. In einer Art, die sehr an die glorreichen Sieben erinnert, sammelt Gabriel die anderen Erz-engel zusammen, oder das, was von ihnen übrig ist, um sich die Kraft für den entscheidenden Schlag gegen Samael (Dwayne Stevenson) zu verschaffen. Doch dieser durchkreuzt immer wieder seine Pläne, bis sich Gabriel ihm doch alleine im dramatischen Finale entgegenstellt...und eine finstere Entdeckung macht, die den Zuschauern schon spätestens seit der Mitte des Filmes klar war. Am Ende folgen einige sehr dubiose Szenen, die sich meinem Verständnis leider entzogen haben. Ich wurde mit einem Gefühl von „hä?“ sitzen gelassen.Warum ich den Film trotzdem interessant finde? Er strotzt von interessanten Charakteren, die man lie-bend gerne in seine WoD-Runde einbauen würde. Von gefallenen Engeln, die nun ihren Körper verkaufen, nachdem sie ihre Seele ja schon verloren (Samantha Noble) haben über die leicht sadistische Lilith (Erika Heynatz) bis zum eitlen und hedonistischen Asmodeus (Michael Picirilli) sind die Figuren witzig-atmosphä-risch mit einem Schuss Coolness, den ich sehr ansprechend empfunden habe. Auch die Bilder konnten sich sehen lassen und die Inszenierung ließ streckenweise das eher fade Skript vergessen.Fazit: Ein interessanter, wenngleich nicht unbedingt spannender Streifen, der sich selbst nicht so ernst nimmt und bei dem man dem Titelhelden am Liebsten einige Intelligenzpunkte leihen würde.

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Elizabeth – Das Goldene Königreich

Regie: Shekhar KapurCast: Cate Blanchett, Geoffrey Rush, Clive Owen

Im Europa des späten 16. Jahrhunderts sehen sich das Königreich Eng-land und seine Königin Elizabeth I. (Cate Blanchett) der Bedrohung durch Spanien, der mächtigsten Seemacht der Welt, gegenüber. Aber nicht nur dieser Umstand gefährdet die englische Krone: die katholische Maria Stuart, eine Cousine Elizabeths und Königin von Schottland hat eigene Ambitionen auf den Thron – ein Attentat auf Elizabeth ist bereits in Pla-nung. Als dann noch der charmante Seefahrer Sir Walter Raleigh (Clive Owen) am englischen Hof auftaucht und die Königin mit Berichten über die Neue Welt begeistert, beginnt sie immer größere Schwierigkeiten zu haben, ihre persönlichen Gefühle von ihren königlichen Pflichten zu tren-nen – etwas, das ihrem Ratgeber Frances Walsingham (Geoffrey Rush) in große Sorge um das Königreich versetzt.

„Elizabeth – Das Goldene Königreich“ knüpft an die Geschehnisse des Films „Elisabeth“ von 1998 an und bildet so eine Art Fortsetzung, wenngleich die Kenntnis des früheren Films keinesfalls erforderlich ist, um an „Elizabeth – Das Goldene Königreich“ seinen Spaß zu haben. Insgesamt ist der Film durchaus gelungen, wenn auch der ein oder anderen Stelle im Film etwas weniger Pathos doch gut getan hätte – die Szene, in der Elizabeth ihre Truppen anstachelt, die Spanier bis aufs Letzte zu bekämpfen erinnert unweigerlich an einen gewissen schottischen Kriegsherren mit Waid im Gesicht und „Freiheit!“ auf den Lippen. Einige, die den ersten Film gesehen haben, werden vielleicht auch dessen düstere, getragene Stimmung vermissen – an Prunk und Gold wurde in „Elizabeth – Das Goldene Königreich“ nämlich nicht gespart. Trotzdem ist der Film, nicht zuletzt wegen den guten Leistungen der Schauspieler, sehenswert und Historienfilmbegeisterte kommen sicherlich auf ihre Kosten.

Der Film ist inzwischen auf DVD erschienen, die entfallene Szenen, Making-Ofs und einen Audiokommen-tar des Regisseurs als Bonusmaterialien enthält.

Webempfehlungen: Offizielle deutsche Webpräsenz des Films: http://movies.universal-pictures-international-germany.de/elizabeth/index.html

JL

Contest

„Kurzgeschichten sind Sterne, die flackernd am Himmel funkeln. Man übersieht sie leicht, denn sie sind klein und zerbrechlich. Man hört sie kaum, denn was sie sagen, ist kaum mehr ein Flüstern. Aber sie bleiben im Kopf, lange noch, nachdem ihr Ende verklungen ist und der letzte Satz gesprochen wurde, wie eine Stern-schnuppe, die am Nachthimmel versinkt..“ Christoph Marzi

Wir rufen Euch auf zu einem

Lasst Eurer Phantasie Flügel wachsen, taucht ein in die Magie des Schreibens und verfasst eine Kurzgeschichte für uns. Das Thema der Kurzgeschichte soll sich mit Asien befassen und sie muss mindestens 3 Seiten und maximal 10 Seiten stark sein.

Eure Mühen sollen auch nicht unbelohnt bleiben, denn wir haben Preise zu vergeben:

1 Grundregelwerk von Scion für den 1. PlatzKinokarten für zwei Personen für den 2. und 3. Platz

Die Redaktion ist von der Teilname an diesem Contest natürlich ausgenommen.

Kurzgeschichtencontest!

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Impressum

Herausgeber: Zunft der Lahnsteiner Rollenspieler e.V.

Verantwortlicher Redakteur: Leander Linnhoff

Layout & Satz: Zoe Linnhoff

Mitarbeitende Redakteure:Christoph „Jiba“ Laurer, Marc Grossa, Christiane Schäfer

Coverbild: Zoe Linnhoff

Lektorat: Marc Grossa

Redaktionsadresse:Leander Linnhoff, Bergstr. 35, 56177 [email protected]

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Vorschau auf das nächste Heft:

Wir lenken den Blick gen Osten und schauen auf die Asiatische Welt im Rollenspiel.

Wir brauchen Euch!Wenn Ihr Artikel schreiben wollt oder Bildmaterial beitragen könnt, dann meldet Euch doch bitte bei uns, Ihr seid herzlichst eingeladen am „Zunftblatt“ mitzu-arbeiten.Zahlreiche Antworten bitte an unseren verantwortli-chen Redakteur Leander unter [email protected]

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