41
Mai 2011 1

Mai 2011 1 · (siehe untenstehenden Kasten) und zum Song der Mo-saik-Werkstatt überleitete, der das Publikum zu Zugabe-Rufen und schließlich zum Mitsingen inspirierte: „Jeder

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • Mai 2011 1

  • Mai 2011 1

    Liebe Mitglieder,sehr geehrte Damen und Herren,

    dass der Paritätische Landesverband Berlin eine eige-ne Stiftung hat, die mit ihren Erträgen die Mitglieder unterstützt, wissen viele. Dass wir mit unserer Stiftung auch Mitglied der Berliner Stiftungsrunde sind, ist nicht so bekannt. In Berlin gibt es rund 700 Stiftungen. Wei-tere sind mit einem Büro oder interessanten Projekten vertreten. Stiftungen sind ein wichtiger Baustein der Zivilgesell-schaft. Sie initiieren und unterstützen neue Entwick-

    lungen in der Gesellschaft, fördern Talente und innovative Projekte und beteiligen sich ak-tiv an der Gestaltung des Ge-meinwesens. Als wir eingeladen wurden, mit anderen Stiftungen gemein-sam die Berliner Stiftungsrun-de zu gründen, waren wir mit Freude dabei. Nun findet unter

    Federführung der Stiftung Zu-kunft Berlin vom 15. bis zum 25. Juni 2011 schon die Zweite Berliner Stiftungswoche statt.

    Sie soll dazu dienen, das Wirken der vielen Stiftungen in Berlin sichtbar zu machen und engagierte Akteure zusammen zu führen. Die Initiative dazu kam aus der Berliner Stiftungsrunde. Über 100 Stiftungen beteiligen sich in diesem Jahr mit Projekten und Veranstaltungen (www.berlinerstiftungswoche.eu).Auch wir nutzen die Gelegenheit, über die Arbeit un-serer Stiftung und ausgesuchte Projekte zu informie-ren. Im diesjährigen Programmheft der Stiftungswoche werden drei Projekte vorgestellt. Zum Beispiel das Jugendforschungsschiff Cormoran – das „Schwimmende Labor“: Mit Förderung der Stif-tung Parität Berlin startete die Cormoran 2010 seine halb- und mehrtägigen naturwissenschaftlichen Expe-ditionen mit Schulklassen. Kooperationspartner sind Schulen, die das Interesse und die Freude ihrer Schü-lerinnen und Schüler an den sog. Mint-Fächern stär-ken wollen, also Mathematik, Informatik, Naturwis-senschaft und Technik. Der Liegeplatz des Schiffes ist an der Oberbaumbrücke in der Nähe des „Speichers“ . (www.das-schiff-berlin.de).Oder das Projekt „Nueva - Nutzer evaluieren“: Seit Januar 2011 werden nach dem Vorbild des österrei-chischen Vereins „a tempo“ 14 Menschen mit Lern-schwierigkeiten und Behinderung dazu ausgebildet, mit Nutzerbefragungen die Lebensqualität in Wohneinrich-tungen und Werkstätten zu evaluieren. Mit der zwei-einhalbjährigen Ausbildung sind sie auf dem ersten

    Arbeitsmarkt beschäftigt. Das Projekt ist bei der Le-benshilfe angesiedelt. (www.lebenshilfe-bildung.de) Beide Projekte gehören zu insgesamt 45 Vorhaben Paritätischer Mitglieder, die aus den Projektfördermit-teln in Höhe von 577 500 Euro unterstützt wurden, die Mitte 2010 bewilligt wurden. Das Modellprojekt Plan startete bereits 2009. Das Pro-jekt „Patientenzentrierte Lichtenberger Altersmedizi-nische Netzwerkarbeit“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Pflegestützpunktes der Volkssolidarität - ehemals Koordinierungsstelle Rund ums Alter - mit dem Sana Klinikum Lichtenberg. Höheraltrige Patienten erhalten vor der Entlassung aus dem Krankenhaus Hilfe vom Plan-Team, um ein Netzwerk zur Versorgung zu Hau-se zu organisieren. Das vernetzte geriatrische Versor-gungssystem zu verbessern und eine Rehospitalisierung zu vermeiden ist ein wichtiges Ziel von Plan.(www.volkssolidaritaet-berlin.de)Im Förderschwerpunkt „Häuser der Parität“ stellte unsere Stiftung zusätzlich zu den oben genannten Pro-jektfördermitteln 250 000 Euro für ein sechstes Haus der Parität zur Verfügung. Unter Trägerschaft von Prowo e.V. entsteht auf dem Areal der historischen Backsteingebäude des Urban-Krankenhauses das Paritätische Haus am Urban, das unter anderem psychisch erkrankten Frauen und ihren Kindern ein neues Zuhause geben wird (s. S. 8 dieses Rundbriefs). Das Programm KinderZukunft wird in diesem Jahr mit 50 000 Euro weitergeführt. Mehr als 3000 Kinder aus armen Familien sind in den vergangenen Jahren damit unterstützt worden. Aufgrund des Bildungspa-kets werden hier Modifizierungen erforderlich werden. Weiterhin unterstützt unsere Stiftung die Arbeit Ehren-amtlicher durch die Übernahme von Fahrtkosten. Mo-natlich werden 90 übertragbare BVG-Monatsmarken an Mitgliedsorganisationen für ihre ehrenamtlich En-gagierten ausgegeben.

    Liebe Mitglieder, es war eine Freude, bei unserem Jah-resempfang viele von Ihnen zu treffen und gemeinsam mit Ihnen hochverdiente Ehrenamtliche auszuzeich-nen. Ich wünsche Ihnen in dieser schönsten aller Jah-reszeiten viele gute Begegnungen und Gespräche bei den zahlreichen Veranstaltungen unserer Mitgliedsver-bände.

    Ihre

    Barbara John ist Vorsit-zende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin

    Foto

    : Gis

    ela

    Schu

    ster

    Zweite Berliner Stiftungswoche 15. bis 25. Juni 2011

  • 2 Mai 2011

    4-9

    10-11

    11

    12-14

    15-17

    18-19

    19-22

    23

    LandesgeschäftssteLLe● Jahresempfang 2011 des Paritätischen Berlin● Goldene und Silberne Ehrennadeln● Alba Berlin im ersten PlayOff-Spiel● Neue Ausstellung in der Geschäftsstelle: Inspirationen bei Spaziergängen und Muse-umsbesuchen● „Hürden nehmen - Migrationssozialarbeit im Paritätischen Berlin“● Haus am Urban im „unglaublichen Quiz der Tiere“● Prävention von sexuellem Missbrauch

    gesamtverband● Viele Ehrenamtliche auch im Alter aktiv ● www.sozialzentrale.de● 12. Berliner Präventionspreis

    bürgerengagement● Die Doppelbödigkeit von Facebook & Co.

    im gesPräch● Interview mit Heidrun Wiese, Telefonseelsor-ge Berlin e.V., über ehrenamtliche Mitarbeiter

    aktueLL● Zweiter Platz für Berliner Aids-Hilfe● KommRum: Der Kajak kommt● Wendo - Selbstbehauptungs-Training für Frauen

    PressesPiegeL

    rePort Jugendarbeit● Trends der Straße - Jahresbericht des „Gangway e.V.“● Parteienabend: Braucht Berlin Jugendarbeit – und umgekehrt?

    äLtere bürgerPhineo empfiehlt Berliner Demenzprojekte

    23

    24

    25

    26

    26-27

    28-29

    29-32

    32

    33

    33

    34-40

    einwanderung

    famiLie● „Erste Lange Nacht der Familie“ in Berlin

    gesundheit● Kooperation zwischen Sana Klinikum Lichtenberg und Alice Salomon Hochschule

    hosPiz

    kinder- und JugendhiLfe● Politik für Kinder im Wahljahr 2011 - was sagen die Parteien?● Hauptstadtpreis für „Heroes“ des Stroh-halm e.V.

    kindertagesstätten● Tag der offenen Tür in der Integrationskita „Hand in Hand“ der Käpt‘n Browser gGmbH

    menschen mit behinderung● excellent:bildung-Preis für die Use gGmbH● Internationale Deutsche Meisterschaften im Schwimmen der Behinderten

    PfLege● Paritätischer Pflegekongress am 21./22. Juni 2011

    Queer

    schuLe● Humanistischer Verband Berlin: „Dem Senat ist Wertebildung nichts wert“

    aus- und fortbiLdung, service, Pinnwand

    Inhalt

    Die Titelfotos im April 2011

    Coverfoto links oben: Theater RambaZamba, Ensemble Gisela Höhne; Foto: Christine KlotzekMitte: Kooperation Theater d. Erfahrungen mit Alice Salomon Hochschule, Foto: Heidi SchernUnten: Projekt „der rote Faden“, Foto Kerstin Wüstenhöfer-LogesCoverfoto rechts oben: Jahresempfang 2011, Tanzgruppe Step by Step; Titel „Stamp-Hühnerhof“, Foto: Eberhard AurigaGroßes Foto: Jahresempfang 2011, Mosaik Musikwerkstatt, Abschlusssong; Foto: Eberhard Auriga

  • Mai 2011 3

    Bitte geben Sie den Rundbrief auch an Ihren Vor-stand und Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weiter.

    So gesehen...

    Impressum

    Farbenfrohe Gemälde von Künstlerinnen und Künstlern der Werkgemeinschaft Berlin-Brandenburg sind in der Landes-geschäftsstelle des Paritätischen Berlin zu besichtigen. Zum Beispiel Bilder der Künstlerin Sevgi Avci (siehe Foto oben). Lesen Sie dazu bitte auch den Rundbrief-Bericht auf Seite 7.

    ImpressumHerausgeber: Paritätischer WohlfahrtsverbandLandesverband Berlinwww.paritaet-berlin.deBrandenburgische Str. 80, 10713 BerlinTel. (030) 8 60 01-0, Fax (030) 8 60 01-110E-Mail [email protected]äftsführung: Oswald MenningerElke Krüger (Stv.)

    Redaktion: Uli Schulte DöinghausTel.: (030) 85 40 70 84Computerfax [email protected]

    Paritätische Pressestelle, Elfi WittenTel. (030) 8 60 01-181Fax (030) 8 60 01-140

    Herstellung: Union Sozialer Einrichtungen gemein-nützige GmbH. Gedruckt auf 100 Prozent chlorfrei

    gebleichtem Papier. Erscheinungsweise monatlich (Doppelausgaben im Januar/Februar und August/September). Der Rundbrief hat eine Auflage von 1250 Stück. Der Verteiler umfasst alle Mitgliedsorga-nisationen der Paritätischen Landesverbände Berlin und Brandenburg. Weitere Adressaten: Gesellschaft-liche Institutionen, Verbände, Verwaltung, Einrich-tungen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

    Redaktionsschluss ist jeweils der 20. des Vormo-nats. Pressemitteilungen und Beiträge bitte mög-lichst per E-Mail an die Redaktion senden.Private Kleinanzeigen (Stellengesuche) bitte an die Redaktion schicken und den Anzeigentext mailen an [email protected]. Die Anzeigen sind maximal vier Monate im Internet sichtbar. Nament-lich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Der Rundbrief wird unter www.paritaet-berlin.de im Internet veröffentlicht.

    Foto

    : And

    reas

    Thi

    ele

  • 4 Mai 2011

    Landesgeschäftsstelle

    JahresemPfang 2011 des Paritätischen berLin

    Vom Lebensatem der freiheitlichen GesellschaftWenige Minuten nach dem dritten Gong räkelte sich das Publikum in den Kinostühlen, schaufelte Popcorn aus blauen Eimerchen und tuschelte zur Erkennungsmusik der Filmverleihfirma. Als es spannender wurde, erstarrte das Publikum, dann fing es an zu steppen. Als es romantisch wurde, floss das eine oder andere Tränchen. Typisch Kino. Typisch Kino? Typisch Illusion!

    So war es am Mittwoch, 5. Mai 2011, im Kosmos Ber-lin, dem früheren Vorzeigekino und heutigen Veran-staltungszentrum in der Karl-Marx-Allee, wohin der Paritätische Berlin zum Jahresempfang 2011 geladen hatte. Passend zur historischen Kinoarchitektur präsen-tierte das Tanzteam des „Step by Step e.V.“ eine rasante Choreografie „Kinoeulen“ . Dann erst kam der Will-kommensgruß der Vorsitzenden, Prof. Barbara John. Wie zu jedem Jahresempfang hieß sie rund 500 Mitglie-der und Mitarbeiter aus den 670 Mitgliedsverbänden willkommen, dazu zahlreiche Gäste aus befreundeten Wohlfahrtsverbänden, aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.Barbara John leitete zum Gastredner des Nachmittags, Joachim Gauck über, indem sie den Schriftsteller und Philosophen Manès Sperber (1905 – 1984) zitierte, der auch auf Joachim Gauck zutreffe. „Ich habe immer eine große Schwäche für jene, die die Wahrheit dann aus-sprechen, wenn sie auf größten Widerstand stoßen, und wenn sie am schwierigsten ist, auszusprechen.“

    Gauck, der sich, wie vor einem Jahr als Bundespräsi-dentenkandidat von SPD und Bündnis 90/Grüne, auch vor dem Paritätischen Publikum als formidabler Rhe-toriker und Denkanreger erwies, hatte sein Lebensthe-ma – Freiheit – zum Anlass genommen, um über die vermeintlichen Widersprüche und tatsächlichen Wech-selbeziehungen zwischen Solidarität und Freiheit zu re-ferieren, die freilich undenkbar sei, wenn nicht Verant-wortung übernommen würde. Dieses komplizierte Beziehungsgeflecht hätte den Hin-tergrund für eine akademisch-theoretische Grundla-generörterung abgeben können, wenn Gauck nicht immer wieder Analogien zum richtigen Leben bemüht hätte, an eigene Kindheitserinnerungen in Mecklenburg angeknüpft hätte, an seine Zeit der friedlichen Revolu-tion in der DDR und an einprägsame Geschichten aus dem Leben der Großfamilie Gauck. Im Publikum kam Heiterkeit auf, als er – vornehmlich männliche – Zeit-genossen karikierte, die mit 70 noch pubertierten und denen es vor lauter Selbstbezogenheit und Eigenliebe anscheinend niemals gelinge, Verantwortung für andere zu übernehmen.

    Verantwortung übernehmen jenseits der „eigenen Wichtigkeit“Gegen die Egomanie der ewig Achtzehnjährigen setzt Gauck „Das Prinzip der Bezogenheit“ - wenn uns etwas jenseits von uns selbst so wichtig ist, dass es uns sprich-wörtlich am Herzen liegt. Dies sei der Umschlag von der Pubertät zum Erwachsenenalter, von der „Freiheit von ...“ hin zu einer „Freiheit zu …“ oder „Freiheit für ...“. „Plötz-lich gehören wir zu den Menschen, die bereit, willens und fähig sein, sich auf andere Themen als auf unsere eigene Wichtigkeit einzulassen“. Diese Übernahme von Verantwortung aus dem Geist der Freiheit könne sich unterschiedlich äußern, sagte Gauck und sprach viele, wenn nicht die meisten Zuhörer im Publikum an, die

    Gastredner Joachim Gauck (71) war als evangelischer Pfarrer einer der führenden Köpfe der friedlichen Revolution in der DDR. Später war er zehn Jahre lang Chef der Stasiunter-lagenbehörde. Im vergangenen Jahr erregte 2010 Gaucks Nominierung und Kandidatur für das Amt des Bun-despräsidenten großes Aufsehen. 2011 erhielt er den Ludwig-Börne-Preis.

    Foto

    s: E

    berh

    ard

    Aur

    iga

  • Mai 2011 5

    – da müssen wir noch viel besser werden,“ sagte Barbara John, bevor sie zu einer weiteren Vorführung der Tanz-gruppe „Step by Step“, zu Ehrungen Ehrenamtlicher (siehe untenstehenden Kasten) und zum Song der Mo-saik-Werkstatt überleitete, der das Publikum zu Zugabe-Rufen und schließlich zum Mitsingen inspirierte: „Jeder ist ein Mosaikstein“.

    Landesgeschäftsstelle

    Sie wurden während des Paritätischen Jahres-empfangs 2011 mit den Ehrennadeln in Silber und Gold des Verbands ausgezeichnet: - Der 70jährige Hans-Joachim Schleinitz (im Rollstuhl) von der Gesellschaft zur Förderung der Gehörlosen ist seit Jahrzehnten ehrenamtlich aktiv. Im Berliner Gehörlo-senzentrum hat er zum Beispiel einen Computerclub für Gehörlose gegründet zu Zeiten, als der Umgang mit dem PC noch nicht selbstverständlich war. Schleinitz erhielt die Ehrennadel in Gold. - Ebenfalls eine Ehrennadel in Gold erhielt Dorit Leh-mann (2. von rechts) , die sich seit Jahrzehnten ehrenamt-lich im Elternkreis drogenabhängiger Jugendlicher EKKB e.V. engagiert, deren Bundesvorsitzende sie jahrelang war. Sie hat in diversen Funktionen viel für die Einsicht getan, dass Sucht Geduld und Professionalität braucht. - Der zwanzigjährige Juri Boehlke, der seit seinem 14. Lebensjahr einen Teil seiner Freizeit mit Menschen mit geistiger Behinderung bei Gib e.V. verbringt, ist zur unverzichtbaren und besonders beliebten Bezugsperson geworden. Er erhielt die Ehrennadel in Silber.- Eine Paritätische Ehrennadel in Silber erhielt Katja Müller (1. von li.) vom Jugendhilfeträger Täks e.V., den sie maßgeblich mit aufgebaut und geprägt hat. Der Verein betreut heute zahlreiche Projekte, unter anderem auch Nachbarschafts- und Familieninitiativen. - Ebenfalls eine Paritätische Ehrennadel in Silber erhielt Ursula Heise (r.) die seit über 20 Jahren ehrenamtliche Mitarbeiterin der Telefonseelsorge e.V. ist und regelmä-ßig viele freiwillige Dienste jenseits ihrer Verpflichtung übernimmt. (Mehr zum Ehrenamt bei der Telefonseelsorge Berlin e.V. lesen Sie in einem Interview auf den Seiten 12 bis 14).

    „Menschen ermächtigen, ihnen helfen, das zu werden, was sie sein können. Das geht, in dem wir uns Verbün-dete suchen und uns dann dort einsetzen, wo wir mei-nen, dass unsere Hilfe am wichtigsten ist.“Solche Entscheidungen – aus Freiheit zu Verantwor-tung, aus Verantwortung zu Solidarität – hätten immer am Anfang von Sozialen Bewegungen gestanden, wie die Geschichte lehre. Immer seien es zunächst konkrete Menschen, nicht Apparate oder Institutionen, die das Richtige tun und andere ermuntern, ihnen dabei zu fol-gen. Mit großem Respekt, so Joachim Gauck, habe er gelesen, dass unter dem Dach des Paritätischen Berlin fast genau so viele ehrenamtliche wie hauptamtliche Mit-arbeiter arbeiteten. „Das ist der Lebensatem einer offe-nen, freiheitlichen Gesellschaft!“

    Keine falsche Sparsamkeit gegen „ermächtigende Entwürfe“ Dieser Lebensatem des bürgerschaftlichen Engage-ments in der Zivilgesellschaft nährt sich aus der Ausge-wogenheit von „Fördern“ und „Fordern“ - Gauck kam schließlich auf sein Bild einer angemessenen Sozialpoli-tik für die Schwachen und Abgehängten zu sprechen, die für sich selbst oft nicht so gut sprechen können. Aber eine alleinige Ruhigstellung und Betreuung sei prekär, „weil sie uns nicht an die in uns wohnenden Kräfte zur Eigenverantwortung und Selbstverantwortung heran führt“. Dazu würden Politiker gebraucht, so Joachim Gauck, aber auch die Praktiker im Bereich des Sozia-len, die solche Konzepte realisieren“. Wenn Geld für solche – wie er es nannte - „ermächtigenden Entwürfe“ eingespart werde, finde er das besonders schlimm. Als Vorbilder einer ermächtigenden Sozialpolitik nannte er die skandinavischen Länder, wo allerdings auch die eine oder andere sozialpolitische Säule ins Wanken gerät. Gauck, der - zur allgemeinen Erheiterung der Zuhörer – daran erinnerte, „dass wir wahrlich nun genug Beklopp-te in Berlin haben, über die in Berlin tagtäglich publiziert werde“, bedauert es, dass über die Menschen in Inititi-ativen, Verbände und Institutionen zu wenig berichtet werde, die – „wie Sie“ - die Kraft haben, das Lebensprinzip der Verantwortung in unseren Alltag zu rufen. Der Nebeneffekt dabei sei, so Gauck abschließend, „dass wir dabei einfach nicht unglücklich werden.“Nach heftigem Applaus dankte Barbara John dem Gastredner und nahm die eine oder an-dere These auf - „wir machen die Erfahrung, dass ein Drittel derer, die dringend Hilfe brauchen, es schließlich allein schaffen. Ein weiteres Drittel schafft es, wenn sie Unter-stützung bekommen (also das, was unsere Tätigkeit ausmacht). Und ein drittes Drittel kommt oft nicht aus dieser Situation heraus

  • 6 Mai 2011

    Landesgeschäftsstelle

    aLba berLin

    Sicherer Sieger im ersten PlayOff-SpielErste Runde der Playoffs 2011 Alba Berlin gegen Oldenburg – die Stimmung konnte besser nicht sein in der o2 World am Samstagabend, 30. April. Mit standing ovations wurde das Basketballteam von Alba Berlin schon vor dem Spiel von den rund 10 000 Fans begrüßt.

    Ein Meer von gelben Trikots und Luftballonschlangen wogte in den Rängen. Für die Normalofans ohne gelbe Grundausstattung hatte sich die Alba-PR-Abteilung et-was Besonderes einfallen lassen: schrille gelbe Pappbril-len, die jedem in die Hand gedrückt wurden, der den Einlass passierte…Bereits im ersten Viertel geht das Alba-Team in Füh-rung. Begleitet vom Donner der Fanpauken und dem Rhythmus tausender Pappklatschen wird dieser Vor-sprung in den drei ersten Spielvierteln ausgebaut – mit Schnelligkeit und Präzision endet fast jeder Spielzug im Korb - über 25 Punkte Abstand beträgt die Differenz zur gegnerischen Mannschaft bisweilen! Ein Vorsprung, der nicht mehr einzuholen ist – trotz wu-seligem und unkonzentriertem Spiel von Alba im letzten Viertel. Hier gelingen auch den Oldenburgern ein paar beachtliche Drei-Punkte Treffer aus großer Entfernung – aber zu spät! Alba Berlin gewinnt mit 95 zu 68 Punk-ten das erste Playoff-Spiel der Saison um die Deutsche Meisterschaft 2011! Die Fanbusse für das Rückspiel in Oldenburg am 4. Mai stehen schon bereit.

    Ein Team, das Berliner Sportgeschichte schreibtDas Alba Berlin Basketballteam gehört zu den großen Berliner Sportmannschaften, die wie Hertha BSC, FC Union oder die Eisbären die Fans zu Tausenden begei-stern und dem Sportprofil Berlins seine Charakteristik

    verleihen. Das Team ist in den 20 Jahren seines Beste-hens acht Mal Deutscher Meister geworden!Der Verein wurde 1989 als BG Charlottenburg ge-gründet, aus der 1991 der Alba Berlin Basketballteam e.V. hervor ging. Zum 1. Juli 2006 wurde die Profiab-teilung des Vereins in die neu gegründete Alba Berlin Basketballteam GmbH ausgegliedert. Gesellschafter der GmbH sind der Verein und die Alba Group, die seit 1991 enger Partner und Namensgeber der Albatrosse ist.Das sportliche und soziale Engagement des Alba Bas-ketballteams geht weit über die zahlreichen Spiele hin-aus. In einem Kooperationsprogramm mit Schulen findet eine systematische Jugendförderung und Nach-wuchsschulung statt. Im Programm „Alba macht Schu-le“ trainieren wöchentlich 1000 Jungen und Mädchen.Es gibt eine große Abteilung für Rolli-Basketballer und ein wöchentliches Trainingsangebot für Kinder und Ju-gendliche im Rollstuhl.

    Beeindruckendes Engagement für benachteiligte Berliner - auch der Paritätische sagt: DankeDie Cheerleaders gehören zu den besten der Bundesre-publik. Angefangen bei den Albaminis, (5-10 Jahre) über das Junior Dance Team (11-16 Jahre) bis zum Dancing Team (17-28 Jahre) haben alle schon viele Titel gewon-nen. Auch internationale Wettbewerbe stehen auf dem Programm - als nächstes in Orlando, USA. Alba Berlin organisiert unter den Fans anrührende Spendenaktionen – zum Beispiel zu Weihnachten die Weihnachtsbäume mit den Geschenkwünschen für die Kinder der Krebsstation des Virchow Klinikums Berlin.Für jeden Spender ist eine Karte für einen persönlichen Gruß für das beschenkte Kind vorbereitet.Und last not least vergibt Alba Berlin besonders günstige Karten bis hin zu Freikarten an Menschen mit Behinde-rung, sozial benachteiligte Jugendliche oder Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Diese Karten werden nicht direkt vergeben. Hier vertraut Alba Berlin auf ge-meinnützige Organisationen, die dafür sorgen, dass die

    Seine Heimspiele absolviert Alba Berlin regelmäßig in der O2 World, die bis zu 15 000 Zuschauer fasst. Zuletzt war Alba 2008 Deutscher Meister, die Fans hoffen, dass die Mannschaft an den Erfolg von damals anknüpft. Die Rollstuhlbasketbal-ler - Alba-Rollis - sind fest entschlossen, so schnell wie möglich in die Zweite Bundesliga aufzusteigen, nachdem sie den Aufstieg in dieser Saison verpatzten.

    Foto

    : wik

    iped

    ia.d

    e

  • Mai 2011 7

    Landesgeschäftsstelle

    Karten bei den richtigen Adressaten landen. Zum Bei-spiel bei der Lebenshilfe oder dem Paritätischen Wohl-fahrtsverband Berlin. Die günstigen Karten sind bei den rund 180 Jugendhil-feträgern im Paritätischen heiß begehrt. Dabei freuen sich die Straßenjugendlichen von Gangway Berlin genau so wie die ehrenamtlichen jungen Rettungsschwimmer der DLRG über einen Besuch bei Alba Berlin in der o2 World. Elfi Wittenwww.albaberlin.de

    aussteLLung in der LandesgeschäftssteLLe

    Inspirationen bei Spaziergängen und MuseumsbesuchenFarbenfrohe Gemälde von Künstlerinnen und Künstlern der Werkgemeinschaft Berlin-Bran-denburg sind in der Landesgeschäftsstelle des Paritätischen Berlin zu besichtigen.

    Die Ausstellung (siehe auch „So gesehen“, Seite 3) wur-de am 13./14. April in Anwesenheit vieler Künstler, Angehöriger, Freunde und interessierter Besucher fei-erlich eröffnet. Elke Krüger, stv. Geschäftsführerin des Paritätischen berichtete, dass schon viele Besucher in den Tagen vor der Eröffnung ihre Begeisterung an den schönen Bildern gezeigt hätten. Ihr Dank ging an die Künstler, an die Werkgemeinschaft als Träger der beiden Künstlerwerkstätten und an die ehrenamtliche Kuratorin des Verbandes, Heide Schostek, die bei der Vernissage nicht anwesend ein konnte.Der Geschäftsführer Peter Walter Sellier sowie der künstlerische Leiter bedankten sich für die große Wert-schätzung, die die Ausstellung bedeutet. Die Künstlerinnen und Künstler sind lernbehindert und leben in betreuten Einrichtungen oder bei ihren Eltern. Die anthroposophische Werkgemeinschaft bie-tet ihnen eine Tagesbeschäftigung, bei der sie ihre Po-tenziale entwickeln und ausschöpfen können.

    Farbenfrohe Motive, die von kunstvollen Gebetsteppichen beeinflusst sindIn zwei Gruppen bewegten sich die rund 60 Besucher durch die Räume, sachkundig geführt durch die beiden Werkstattleiter. Spannend zu hören waren ihre Aus-führungen zu den individuellen künstlerischen Entste-hungsprozessen der Bilder, ergänzt durch eigene An-

    merkungen der Künstlerinnen und Künstler. Jeden Tag wird in den Werkstätten der Werkgemeinschaft zwei Stunden unter Anleitung gearbeitet. Nach dem Mit-tagessen kann auf Wunsch weiter gearbeitet werden. Die Anregungen für die Bilder holen sich die Künstler bei geleiteten Spaziergängen durch die Natur und die Berliner Museen. Einige besonders farbenfrohe Bilder sind inspiriert durch eine Ausstellung orientalischer Gebetsteppiche. Sevgi Avci trug ein selbst verfasstes Gedicht vor, das sie auf Leinwand gebracht hatte und direkt neben einem Gemälde von ihr gehängt war. Alle Bilder sind zu kaufen, einige sind nicht mehr zu haben. Elfi Wittenwww.werkgemeinschaft-bb.de

    Unter dem Titel „Hürden nehmen - Migrati-onssozialarbeit im Paritätischen Wohlfahrts-

    verband“ hat jetzt der Paritätische Berlin ein neues Verbandsma-gazin herausge-geben, dem das Themenposter „Hürdenlauf der Integration“ beiliegt. Mit der vorliegenden Broschüre sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Jugend- und Gesundheits-

    diensten informiert werden sowie die Kontakt-aufnahme und Zusammenarbeit angeregt und erleichtert werden. Zur Zielgruppe des Themen-heftes gehören aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Jobcentern, Bildungseinrichtungen und sozialen Diensten, die über die Leistungen der Migrationssozialdienste Paritätischer Mitgliedsor-ganisationen unterrichtet werden sollen. „Migrati-onsdienste“, schreibt Prof. Barbara John im Edito-rial, „sind ein unverzichtbares Regelangebot in der Einwanderermetropole Berlin. Sie (...) unterstützen Einwanderer und ihre Familien in neuen, schwie-rigen und unübersichtlichen Lebenslagen.“Mitglieder erhalten diese Broschüre als Beilage zu diesem Rundbrief. Weitere Exemplare des Magazins können Sie auf S. 40 dieses Rundbriefs oder im Internet anfordern.

  • 8 Mai 2011

    Landesgeschäftsstelle

    Prowo e.v.

    TV-Star Sophia Thomalla sammelte 75 000 Euro einHaus am Urban - sechstes Haus der Parität – war im „unglaublichen Quiz der Tiere“ der ARD-Fern-sehlotterie

    Am Donnerstag, 21. April um 20:15 Uhr übernahm im Ersten Fernsehprogramm in der Sendung „Das un-glaubliche Quiz der Tiere - Stars spielen für die ARD Klassenlotterie“ die Schauspielerin Sophia Thomalla die Quiz-Patenschaft für Prowo e.V. Es gelang ihr und ih-rer „tierischen“ Sachkunde, 75 000 Euro für das neue „Haus am Urban“ zu ergattern, das derzeit geplant wird.Im Haus am Urban in der Grimmstraße 16 in Berlin-Kreuzberg werden psychisch erkrankte Frauen und ihre Kinder ein neues Zuhause erhalten. Auf zwei Etagen werden elf Frauen mit ihren Kindern einziehen. Dane-ben wird es einen Tagesladen für die Bewohnerinnen und Kinder als Anlaufstelle und als Ort für gemeinsame Aktivitäten geben. Träger des Hauses ist der psychoso-ziale Träger Prowo e.V., der sich seit fast 30 Jahren um Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen küm-mert.

    Neues Zuhause für psychisch kranke Frauen und ihre KinderDas Haus mit einer Fläche von ca. 1500 Quadratmetern wird neben dem betreuten Wohnen weitere Projekträu-me für soziale Träger, zum Beispiel die Freiwilligen-agentur Kreuzberg-Friedrichshain, die Bürgerhilfe Kul-tur des Helfens gGmbH, die nova pflegeteam gGmbH

    und ein Cafe als Integrationsbetrieb beherbergen. Damit diese Planung Wirklichkeit wird, hat der Paritätische Wohlfahrtsverband über seine Stiftung Parität Berlin 250 000 Euro für ein sechstes Haus der Parität zur Verfügung gestellt. Ohne diese Hilfe hätte Prowo dieses Projekt nicht starten können.Eine weitere Förderung ebenfalls in Höhe von 250 000 Euro für Prowo e.V. hat das Deutsche Hilfswerk e.V. bewilligt, das aus den Erlösen der ARD Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“ gespeist wird. Auch die Stif-tung Deutsche Klassenlotterie Berlin fördert dieses Pro-jekt mit einer knappen Million Euro.Das geplante Haus am Urban ist Teil des großen Ge-meinschaftsprojekts „Am Urban“, das auf dem Areal in

    und um die historischen Backsteingebäude des Urban-Krankenhauses entsteht. Hier werden circa 120 Familien auf einem großen parkähnlichen Gelände mit 19 Bauten und 26 000 Quadratmetern Fläche wohnen.Für die zu betreuenden Menschen von Prowo e.V. be-deutet dies, dass sie nicht isoliert am Rande der Gesell-schaft leben, sondern Teil der entstehenden Gemein-schaft werden können. Elfi Wittenwww.haus-am-urban.prowoberlin.de

    Im edlen Wettstreit um den guten Zweck landete Sophia Thomalla gegen Axel Schultz (li.) und Günter Jauch auf dem hervorragenden zweiten Platz.

    Architekturmodell des Hauses am Urban

    Foto

    : Scr

    eens

    hot

  • Mai 2011 9

    Landesgeschäftsstelle

    erweitertes führungszeugnis

    Prävention von sexuellem Missbrauchin Institutionen Anlässlich einer Mediendebatte über einen aktu-ellen Fall von Kindesmissbrauch veröffentlichte der Verband folgende Erklärung: Der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin hat an seine 670 Mit-gliedsorganisationen und auf Nachfrage kostenlos an alle interessierten Institutionen einen Leitfaden verteilt - mit Maßnahmen, wie sexueller Miss-brauch im Vorfeld verhindert werden kann. Adres-saten sind besonders Institutionen der Jugendhil-fe, der Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen, Schulen und Kindertagesbetreuungseinrichtungen.

    Als eine sehr wichtige Maßnahme wird darin die Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses für alle mit Kin-dern und Jugendlichen beschäftigten Personen bewertet. Darüber hinaus zeigt der Leitfaden, wie Situationen, die Missbrauch begünstigen könnten, auszuschließen sind und die gesamte Organisation für das Thema des sexu-ellen Missbrauchs sensibilisiert werden kann.Der Leitfaden wurde von einem Expertenteam aus den auf Hilfe bei sexuellem Missbrauch spezialisierten Or-ganisationen Wildwasser e.V., Strohhalm e.V. und Tau-wetter e.V. erstellt. Er kann unter www.paritaet-berlin.de Mediencenter/Broschüren abgerufen werden.Alle freien Träger der Jugendhilfe in Berlin, die Entgel-te für individuelle gesetzliche Leistungen erhalten - zum Beispiel Heime oder weitere Hilfen zur Erziehung -, haben im Berliner Rahmenvertrag mit dem Land Berlin (Nov. 2010) unterschrieben, dass sie ein erweitertes Füh-rungszeugnis verlangen, das regelmäßig erneuert werden muss. Der öffentliche Träger kann dies prüfen.Ein Rundschreiben der Jugendsenatsverwaltung von 2006 verlangt die Vorlage von Führungszeugnissen von allen – auch Ehrenamtlichen, Praktikanten und Hono-rarkräften. Sie sollen regelmäßig überprüft werden – in Abständen unter fünf Jahren. Seit 2010 ist die Vorlage erweiterter Führungszeugnisse Pflicht.Für zuwendungsfinanzierte Projekte sind die Zuwen-dungsgeber - Bezirksämter, Senatsverwaltung Jugend - gehalten, einen Passus in den Zuwendungsbescheid bzw. in die Zuwendungsverträge einzufügen, der die Vorlage eines Führungszeugnisses in regelmäßigen Abständen verlangt. Dies bezieht sich auch auf Ehrenamtliche und Honorarkräfte. Dies kann vom Bezirk/Land auf Verlan-gen überprüft werden. Elfi Wittenwww.paritaet-berlin.de Mediencenter/Broschüren

    Herzlich willkommen!Nachstehende Mitgliedsorganisationen wur-den aufgenommen.

    Berliner Organisation Psychiatrie-Erfahrener und Psychiatrie-Betroffener (BOP&P) e. V.Belziger Straße 1; 10823 BerlinTel.: 0171/2429161E-Mail: [email protected]/bopp.htm

    GrenzKultur gGmbHAm Postbahnhof // Wasserturm; 10243 BerlinTel.: 29047840; Fax: 290478420E-Mail: [email protected]

    Internationale Akademie für innovative Pädagogik, Psychologie und Ökonomie gGmbH (Ina)Malteserstraße 74-100 // Haus L, 5. OG ; 14195 BerlinTel.: 83852031; Fax: 83852130E-Mail: [email protected]

    Kidz - Kinder- und Jugendhilfe im Dienst der Zukunft e. V.Kluckstraße 6; 10785 BerlinTel.: 23003116; Fax: 23004119E-Mail: [email protected]

    Neue Namen, neue AdressenArbeiter-Samariter-Bund Landesverband Berlin e.V.alte Adresse: Stargarder Str. 49, 10437 Berlinneue Adresse: Rudolfstraße 9, 10245 Berlin ; Tel. 213070; Fax: 21307119; www.asb-berlin.de

    Behinderten-Sportverband Berlin e. V. Fach-verband für Rehabilitation durch Sportalte Adresse: Hanns-Braun-Straße // Friesenhaus I, 14053 Berlinneue Adresse: Hanns-Braun-Straße // Kursi-stenflügel, 14053 BerlinTelefon neu: 30833870Telefax neu: 3083387200E-Mail neu: [email protected] Mitgliedsorganisation ist weiterhin unter der bekannten Homepage erreichbar.

  • 10 Mai 2011

    Gesamtverband / Bürgerengagement

    freiwiLLigendienste aLLer generationen

    Viele Ehrenamtliche sind auch im Alter aktivDie zukünftige Rolle der Freiwilligendienste in Berlin

    Der Paritätische Berlin und das Mobile Team der Frei-willigendienste aller Generationen laden alle an diesem Thema Interessierten herzlich zu einer Fachtagung einDie Tagung findet am 15.6.2011, im Roten Rathaus, Louise-Schröder Saal, 10178 Berlin, statt. In der Zeit von 10 bis 15.30 Uhr wird es um die Fragen gehen, welche Erfahrungen in den Freiwilligendiensten mit der Förde-rung des Bürgerschaftlichen Engagements gesammelt wurden und inwieweit diese bei der Bewältigung zivilge-sellschaftlicher Aufgaben genutzt werden können. Diese Erfahrungen werden in Bezug gesetzt zu den aktuellen Änderungen des Bundesfreiwilligendienstgesetzes.Das Bundesprogramm der „Freiwilligendienste aller Generationen“ (FDaG), gefördert durch das Bundes-ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), bietet seit 2009 allen Erwachsenen, die sich für sechs Monate, acht Stunden die Woche freiwillig en-gagieren, Qualifizierungen an. Träger der Freiwilligen-dienste aller Generationen ist in Berlin der Paritätische Landesverband Berlin e.V.Im ”Freiwilligendienst aller Generationen“ (FDaG) engagieren sich nach Regierungsangaben derzeit fast 5100 Menschen an rund 1200 Standorten in Deutsch-land. Rund 44 Prozent dieser Freiwilligen engagieren sich erstmalig bürgerschaftlich, so die Regierungsanga-ben, und 64 Prozent von ihnen seien älter als 50 Jahre. 68 Prozent der Freiwilligen seien zwischen acht und 12

    PfLegebedürtigkeitsbegriff

    Zu viele Menschen mit Demenz fallen durchs NetzAnlässlich eines Spitzentreffens bekräftigte der Paritätische Wohlfahrtsverband seine Forderung nach einer Reform des Pflegebedürftigkeitsbe-griffs, um die Benachteiligungen von dementiell und psychisch erkrankten Menschen zu beseitigen.

    Das bestehende Hilfesystem sei bisher kaum ausrei-chend auf pflegebedürftige alte Menschen mit Demenz und den besonderen Betreuungs- und Beaufsichtigungs-bedarf eingestellt. Notwendig seien neben einer Auswei-tung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs insbesondere Re-formen im Bereich der Ausbildung, mehr Personal und eine sachgerechte Unterstützung pflegender Angehöri-ger. „Unser Pflegesystem ist blind für die Lebensreali-tät einer immer älter werdenden Gesellschaft. Viele der über eine Millionen Menschen mit Demenz fallen bisher durch das Netz und erhalten mitunter überhaupt keine Leistungen aus der Pflegeversicherung. Wenn wir in Zu-kunft eine menschenwürdige Pflege für alle sicherstel-len wollen, darf Pflegebedürftigkeit nicht länger einsei-tig am Zeitaufwand für körperliche Pflege festgemacht werden“, so Dr. Eberhard Jüttner, Verbandsvorsitzender des Paritätischen.

    Abkehr von der MinutenpflegeBereits 2009 habe der Beirat zur Umsetzung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs ein konkretes Konzept vor-gelegt, das nunmehr umgehend umgesetzt werden müs-se. „Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff bedeutet die Abkehr von der Minutenpflege hin zu einer Pflege, die sich endlich ausschließlich an dem tatsächlichen Unter-stützungsbedarf des pflegebedürftigen Menschen orien-tiert. Es ist höchste Zeit, dass dieses Konzept entschlos-sen umgesetzt wird“, fordert Pflegeexperte Jüttner.Die Frage nach der Finanzierung einer Pflegereform dürfe nicht länger ausgeklammert werden. „Eine Pfle-gereform, die den Namen verdient, wird kostenneutral nicht zu haben sein“, so Jüttner. Selbst bei vorsichtigen Schätzungen müsse von mindestens fünf Milliarden Euro Mehrkosten ausgegangen werden.Zur Finanzierung schlägt der Paritätische den Um-bau der Pflegeversicherung zu einer solidarischen Bür-gerversicherung vor. Bemessungsgrundlage sind dabei nicht nur die Löhne, sondern auch andere Einkünfte, wie Kapital- oder Mieteinträge.www.der-paritaetische.de

    www.soziaLzentraLe.de

    Neue Internet-Plattform für soziale Themen Mit www.sozialzentrale.de bietet der Paritä-tische Gesamtverband ab dem 15. Mai 2011 die Möglichkeit, sich zu informieren, zu diskutieren, sich auszutauschen und nachzu-fragen.

    Ob offen für alle oder geschlossen für wenige – die Nutzer können jederzeit eigene thematische Gruppen gründen, Text, Bild, Audio- oder Vide-oinformationen hinterlegen, Termine veröffentli-chen oder einfach nur mitlesen.www.der-paritaetische.de

  • Mai 2011 11

    Bürgerengagement

    Stunden pro Woche tätig, zwölf Prozent zwischen zwölf und 16 Stunden und 20 Prozent über 16 Stunden. Mit steigendem Lebensalter sinke die Anzahl der geleisteten Wochenstundenzahlen tendenziell ab. Umgekehrt seien ältere Menschen jedoch bereit, sich über einen längeren Zeitraum im FDaG zu engagieren. Am 31. Dezember 2011 läuft der FDaG nach Auskunft der Regierung plan-mäßig aus. Seine Strukturen sollen anschließend in das Folgeprogramm ”Mehrgenerationenhäuser“ überführt werden.Nach zweieinhalb Jahren Projektlaufzeit wird bei dieser Fachtagung nun ein Resümee gezogen. Wie verliefen die bisherigen Entwicklungen? Wo kann es hingehen? - darüber und über Rahmenbedingungen und Entwick-lungspotenziale der Freiwilligendienste informieren und diskutieren Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wissen-schaft und der Praxis Einblicke und O-Töne aus der Praxis des FDaG bietet der Film „Offen“, der als Film-premiere im Rahmen dieser Tagung zu sehen sein wird.Weitere Informationen finden Sie im Infomagazin Frei-willig 1/2011, das diesem Rundbrief beigelegt ist. Rückfragen und Anmeldung an:Der Paritätische LV Berlin e.V.Geschäftsstelle Bezirke, Kollwitzstr.94-96, 10435 BerlinTel.: 030/ 55 67 05-0; Fax: 030/55 32 445E-mail: [email protected]

    Wie kann ich mich für meine Gemeinde, Stadt oder Region nachhaltig engagieren? Antworten gibt der neue Ratgeber „Bürgerstiftungen: mitStif-ten! Mit Geld, Zeit, Ideen“ der Aktiven Bürger-schaft. Die 20-seitige Broschüre im gedruckten Taschen- oder elektronischen pdf-Format zeigt auf, warum sich das Engagement für Bürgerstif-tungen lohnt. Sie bietet konkrete Tipps, wie man die örtliche Bürgerstiftung unterstützen kann - als Spender, Stifter oder mit einer eigenen Stiftung.www.aktive-buergerschaft.de

    Projektideen kompetent verwirklichen mit dem Wissen aus Wirtschaft und gemeinnützigem Be-reich: Wie das geht, zeigt das Trainingsprogramm der Civil Academy, für das sich jetzt wieder frei-willig Engagierte zwischen 18 und 27 Jahren mit einer Projektidee bewerben können. Bewerbungs-schluss ist der 10. Juli 2011. Die drei Kompaktse-minare des Programms zu Projektmanagement, Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit werden im September, Oktober und Dezember stattfinden. Die Projektideen, die dort bis zur Umsetzungsreife weiter entwickelt werden, können aus einem belie-bigen Engagementbereich kommen, sei es Soziales, Bildung, Umwelt oder Kultur. Die Civil Academy ist eine Initiative der Deutschen BP AG.www.civil-academy.de

    Internationale Künstler aus Berlin & Bran-denburg stellten am 27. März im stilwerk forum Berlin ihre Werke für das Kinderschutz-Zentrum zur Verfügung. Die 4. Kunstauktion zugunsten des Kinderschutz-Zentrums erbrachte 5520 Euro, die für die Betreuung misshandelter und vernachlässi-gter Kinder verwendet werden.www.kszb.de/kunst/

    gute-tat.de

    Die Doppelbödigkeit von Facebook und Co.Im Rahmen ihrer „Praxisgespräche“, die die Stif-tung Gute-Tat.de regelmäßig anbieten, referierte zuletzt Katharina Papke über das aktuelle Thema „Öffentlichkeitsarbeit im social web“.

    Das „Facebook“, so Papke, sei nicht nur für Großun-ternehmen, sondern auch für Non-Profits interessant, und sie begründete dies so anschaulich in ihrem Referat, dass eine Teilnehmerin sagte: „Das war ein guter Ein-stieg in das Thema Öffentlichkeitsarbeit im Social Web. Für mich war der Teil über die Nutzungsmöglichkeiten von Facebook sehr hilfreich als Orientierung für mein weiteres Vorgehen“.Für sie wie für die meisten anderen Teilnehmer war das Thema rund um die Kanäle im Social Web relativ neu, aber sie bestätigten, dass gerade soziale Organisa-tion durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit im Social Web Möglichkeiten und Chancen hätten, Aufmerksamkeit zu erzielen – sofern die personellen Ressourcen dafür da seien. Ein Teilnehmer sagte: „Wir haben bisher auf

    Facebook, myspace & Co. verzichtet, weil wir fürchten, dass es zu viel Zeit kostet, denn - und hier schließt sich der Kreis - : es müsste unbedingt intensiv betreut wer-den, auch weil Unsicherheit darüber besteht, wie mit un-erwünschten Einträgen und Verknüpfungen umgegan-gen werden soll.“ Die Überlegungen machen deutlich, dass es auch Risiken bei der Arbeit gibt. Beispielsweise sollte man sich gut überlegen, was und wie man kom-muniziert, denn was einmal veröffentlicht ist, kann man schlecht bzw. nicht zurücknehmen.Literaturtipp: Sascha Adamek „Die Facebook – Falle – Wie das soziale Netzwerk unser Leben ver-kauft“, Heyne-Verlag; 16,99 Euro.www.gute-tat-de

  • 12 Mai 2011

    Im Gespräch

    interview mit heidrun wiese

    „Jetzt kommen auch Jüngere, die mitten im Leben stehen“Im Interview mit dem Paritätischen Rundbrief spricht Heidrun Wiese, Telefonseelsorge Berlin e.V., über die Anwerbung von Freiwilligen, aber auch darüber, welchen Ruf die intensive Ausbil-dung und die verantwortungsvolle Arbeit genießen.

    Rundbrief: Wie wirbt die Telefonseelsorge (TS) um neue ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter?Die meisten Bewerber kommen von sich aus, das ist für mich immer wieder erfreulich. Plakataktionen oder Werbekampagnen, etwa in Tageszeitungen, startet die Telefonseelsorge eher selten.

    Offensichtlich ist das Ansehen, das die TS genießt, die beste Werbung.Ja. Uns gibt es ja auch schon seit fast 55 Jahren, und wir sind sehr gut bekannt, nicht nur in dieser Stadt.

    Sind die Bewerber generell an einem Ehrenamt in-teressiert oder wenden sie sich speziell an die Te-lefonseelsorge?Die meisten kommen ganz gezielt zur TS, weil sie ein ganz spezielles Angebot ist. Wer nicht so klare Vorstel-lungen hatte, der macht sich schlau, sei‘s dass er anruft oder im Internet recherchiert. Viele überlegen lange, ob sie sich dieses anspruchsvolle Ehrenamt zutrauen, bis sie die Bewerbung losschicken.

    Betreibt die Telefonseelsorge gezielt PR und Me-dienarbeit?Gottlob genießen wir auch in den elektronischen und gedruckten Medien einen guten Ruf. Sie berichten gerne über die Arbeit am Telefon. Denn für viele Journalisten sind wir ein willkommener Gesprächspartner, wenn es allgemein um psychische und soziale Probleme geht. So kommt es, dass über die TS sogar in Medien viel ge-schrieben wird, die eine hohe Verbreitung finden. Auch darüber bekommen wir viele Ehrenamtliche.

    Welche Vorstellungen ehrenamtlicher Bewerber stimmen nicht mit der Realität des Dienstes am Telefon überein?Viele Bewerber und Bewerberinnen unterschätzen, wie anstrengend die Dienste in der Nacht sind, die wegen der Rund-um-die Uhr-Erreichbarkeit obligatorisch sind.

    Und das Thema Suizid oder Suizidalität spielt in vielen Gesprächen eine andere Rolle, als Bewerber und Öffent-lichkeit meinen. Bei der Telefonseelsorge geht es eher darum, Anrufer in ihrer Verzweiflung und (vermeint-lichen) Ausweglosigkeit zu begleiten und zu beraten. Dabei spielt auch Suizidalität eine Rolle, aber viel, viel leiser und überlagert durch Depressionen und durch das wichtige Thema Einsamkeit. Aktuelle und unmittelbar lebensbedrohliche Gespräche zum Thema Selbsttötung sind weniger häufig.

    Wie geht eine Bewerbung vor sich?Bewerberinnen und Bewerber füllen einen Fragebogen aus und schicken ihn mit einem Lebenslauf zu. Wenn die Unterlagen bei uns in der Post oder auf dem PC ge-landet sind, dann bekommen die Leute erst einmal eine freundliche Bestätigung mit dem Hinweis: „Sie werden von uns angerufen“, dann vereinbaren wir einen Ter-min für ein erstes persönliches Gespräch.

    Es geht bei Ihnen ein wenig zu wie in Unterneh-men und Verwaltungen – Fragebogen, Telefonate, Lebenslauf, Bewerbungsgespräche. Und das alles, um ein Ehrenamt zu übernehmen. Was rechtfertigt diesen Aufwand?… die Schwierigkeit und die Verantwortung mit der Arbeit, die auf den Bewerber zukommt. Früher hatten wir sogar formale Ausschlusskriterien – keine Bewerber über 60, keine unter 25 Jahren – von denen wir aber längst abgerückt sind. Heute gelten lebenserfahrene Mitarbeiter als sehr bereichernd. Aber auch in einem jungen Leben kann schon, meist aufgrund tragischer Erlebnisse ein guter Boden gelegt sein, Empathie für andere zu empfinden, wenn die Krisen positiv bewältigt wurden.

    Bewerber müssen sich auf zwei Einstellungsge-spräche gefasst machen. Wer führt die?Das sind hauptamtliche Mitarbeiterinnen, in der Regel studierte Psychologinnen. In getrennten Gesprächen versuchen wir herauszufinden, ob wir die Interessen-tinnen und Interessenten aufgrund ihrer Persönlichkeit, ihrer Lebenserfahrung, ihrer Belastungsfähigkeit und ihrer Fähigkeit zu Empathie in eine Ausbildungsgrup-pe aufnehmen. Es erwartet die Bewerber eine sehr an-spruchsvolle Arbeit am Telefon, das macht eine sorgfäl-tige Auswahl sehr wichtig – im Sinne der Anrufer, damit sie kompetente Telefonseelsorger und -seelsorgerinnen als Gesprächspartner haben.

    Wie geht es nach den Bewerbungsgesprächen wei-ter?Wir bilden dann zwei oder drei Ausbildungsgruppen mit jeweils 12 Teilnehmern pro Jahr.

  • Mai 2011 13

    Im Gespräch

    Gibt es typische Mitarbeiterprofile? Etwa die Frau, die sich nach neuen Aufgaben umschaut, wenn die Kinder aus dem Haus sind?Dieser Frauentyp stirbt so langsam aus – Frauen, die Familienarbeit gemacht haben und dann freie Zeit ha-ben, gibt‘s leider immer weniger. Sie waren immer sehr gut geeignet, weil sie lebenserfahren und gut organisiert sind. Das war ein reicher Schatz. Wir haben aber trotz-dem einen großen Stamm von Leuten, die über viele Jahre mitarbeiten. Jetzt haben wir auch zunehmend jüngere Leute, die mitten im Leben stehen, die viel ar-beiten, in deren Leben sich aber auch beruflich ständig viel verändert. Dadurch ergibt sich zwangsläufig auch Fluktuation.

    Die Ausbildung erstreckt sich über mehr als ein Jahr, inklusive wöchentlicher Runden und Wo-chenendterminen.Die Ehrenamtlichen wissen gerade diese Qualität der Ausbildung zu schätzen – und die persönlichen Bezie-hungen in den Gruppen, die sich daraus ergeben. Neu-lich hatte ich eine Gruppe, die saß erst zum zweiten Mal zusammen, und die Teilnehmer waren völlig überrascht: Sie sahen sich jetzt seit knapp sechs Stunden und hatten das Gefühl, sie kennen sich sogar viel besser als langjäh-rige Bekannte.

    Manchen ist es gewiss unbehaglich, wenn es in diesen Gruppengesprächen zu persönlich zugeht?Ziel in der Ausbildungsgruppe ist es eine vertrauens-volle Basis, zu entwickeln, damit später hier auch über die nicht so gut gelaufenen Gespräche berichtet werden

    kann. Das dient dazu, dass es hier eine offene Kom-munikation gibt und dass hier ein Raum ist, wo jeder seine Maske ablegen kann und so sein darf, wie er ist. Insofern sind diese Ausbildungsgruppen eine bewährte Einstimmung in die Gespräche mit den Anrufern. Wer am Telefon arbeitet und zu einem fremden Menschen Kontakt herstellen will, der braucht auch für sich eine gewisse Fähigkeit, selbst Kontakt herzustellen.

    Worin werden künftige ehrenamtliche Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter ausgebildet?Die Ausbildung hat drei Teile: Sie beginnt mit einer Selbsterfahrungsphase in der Gruppe, in der man lernt, sich mit Themen, die man später auch am Telefon hört, auseinander zu setzen: Einsamkeit, Lebenskrisen, Krankheit. Dann folgen Rollengespräche, mit denen Gesprächsführung geübt wird. Schließlich wird konkret auf die Arbeit am Telefon vorbereitet, und es gibt nach etwa zehn Monaten ein Übernahmegespräch, nach dem von beiden Seiten endgültig entschieden wird, ob es zu einer Mitarbeit kommen wird. Aber auch danach geht die Ausbildung weiter.

    Was ist das Ausbildungsziel?Jeder soll sich annehmend und wertschätzend dem An-rufer gegenüber verhalten. Und jeder, der hier arbeitet, soll wissen, dass er einzigartig und besonders ist und authentisch am Telefon sein soll. Das so hinzukriegen, ist für manche ein Spagat. Man muss auch mit Fru-strationen fertig werden, die diese Gespräche mit sich bringen. Viele machen sich wohl das falsche Bild, dass es immer wieder aufregende Gespräche gibt und dass

    Heidrun Wiese ist als Diplompsychologin hauptamtliche Mitarbeiterin der Telefonseelsor-ge Berlin, zu deren Psychosozialem Team sie gehört. Die Mitarbeiterinnen dieses Teams sind u.a. für Bewerbung, Beratung, Aus- und Fort-bildung sowie Supervision der ehrenamtlichen Telefonseelsorger zuständig. Bevor sie ihren Dienst als Hauptamtliche in der Telefonseel-sorge aufnahm, arbeitete Heidrun Wiese lange Jahre ehrenamtlich am Telefon.

  • 14 Mai 2011

    Im Gespräch/Aktuell

    man immer wieder Menschen aus akuten Krisen hilft. Es gibt auch viel ernüchternde Routine im Dienst.

    Wie organisiert die Telefonseelsorge die dauernde Gesprächsbereitschaft?Jeder Telefonseelsorger verpflichtet sich auf minde-stens 120 Stunden jährlich. Wir haben rund 150 ehren-amtliche Mitarbeiter, die an 365 Tagen 24 Stunden rund um die Uhr Gespräche führen. Natürlich ist es immer wieder ein Problem, die Nachtschichten zu besetzen. Deshalb gilt besonders für die Anfänger: Jeder muss sich verpflichten, Nachtdienste zu machen. Erst lang-jährige Mitarbeiter/innen werden davon befreit.

    Was hat ein Mitarbeiter davon, dass er bei der TS arbeitet?Für alle ist das Amt eine Ehre und ein Privileg – dieser Stolz auf die Arbeit trägt auch dazu bei, dass die Tele-fonseelsorge einen ausgezeichneten Ruf in der Öffent-lichkeit genießt. Natürlich gibt es darüber hinaus auch das, was man Anerkennungskultur nennt: Ein feierliches Aufnahmezeremoniell, gemeinsame Feste und Ausflü-ge, fachliche Fortbildung, eine regelmäßige Supervision. Nicht zu vergessen die Mitbestimmung: Im Vorstand der Telefonseelsorge Berlin e.V. haben Vertreter der Eh-renamtlichen Sitz und Stimme.www.telefonseelsorge-berlin.de

    25 000 Telefonate -rund um die UhrMehr als 150 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tun rund um die Uhr Dienst am Telefon der Telefonseelsorge Berlin e.V.

    Jährlich werden allein bei der Telefonseelsorge Ber-lin e.V. rund 25 000 Gespräche geführt. Wichtigste Gesprächsthemen am Telefon sind psychische Erkrankungen, Partnerschaft, Einsamkeit, Arbeits- und Lebenskrisen. Die Telefonseelsorgerinnen und -seelsorger gelten als qualifiziert ausgebildet und werden auf Krisengespräche durch intensive Bewerbungsverfahren und eine über eineinhalb-jährige Ausbildungsphase vorbereitet. Nach der Übernahme verpflichten sie sich, mindestens 120 Stunden in Tages-, Abend- und Nachtschichten zu leisten. Die Telefonseelsorge Berlin ist die erste und älteste Einrichtung dieser Art in Deutschland. Image- und Profiluntersuchungen attestieren der Telefonseelsorge einen großen Bekanntheitsgrad, hohe Aufmerksamkeitswerte und eine beträchtliche Reputation.

    PräventionsPreis 2011

    Brücken zu Respekt und Gemeinsinn - gegen GewaltDie Landeskommission Berlin gegen Gewalt lobt zum 12. Mal den Berliner Präventionspreis aus. Die diesjährige Ausschreibung ist dem Thema „Brücken bauen – Respekt fördern – Vielfalt ge-stalten“ gewidmet.

    Staatssekretär Thomas Härtel, Vorsitzender der Landes-kommission Berlin gegen Gewalt:„Als Metropole ist Berlin in besonderem Maße auf das Engagement all derer angewiesen, die Brücken bauen, die sich für einen respektvollen Umgang untereinander einsetzen und die einen Beitrag zum Erhalt und zum Ausbau der Vielfalt in unserer Stadt leisten. Sie stärken auf diese Weise auch unser demokratisches Gemeinwe-sen. Mit dem Berliner Präventionspreis 2011 wollen wir dies Engagement würdigen und anerkennen. Zugleich erhoffen wir uns von den auszuzeichnenden Projekten, Maßnahmen und Aktivitäten wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Präventionsarbeit in Berlin, die letztlich allen Bürgerinnen und Bürgern zu Gute kommt.“

    12 500 Euro und Sonderpreise zu gewinnenDer Berliner Präventionspreis ist mit 12 500 Euro dotiert und wird im Rahmen des 11. Berliner Präventionstages am 3. November 2011 verliehen. Darüber hinaus wer-den drei Sonderpreise in Höhe von jeweils 1000 Euro von der Unfallkasse Berlin, der Securitas Sicherheits-dienste GmbH & Co. KG sowie der Initiative Schutz vor Kriminalität e.V. gestiftet.An der Ausschreibung des Berliner Präventionspreises können sich Vereine, Verbände, Organisationen, Schu-len, Institutionen, Behörden, Initiativen sowie Bürge-rinnen und Bürger beteiligen.Die Bewerbungsfrist endet am 24. Juni 2011 (Datum des Poststempels).Die Ausschreibungsunterlagen für den Berliner Präven-tionspreis 2011 können in der Geschäftsstelle der Lan-deskommission Berlin gegen Gewalt angefordert oder im Internet unter www.berlin-gegen-gewalt.de herunter geladen werden.Geschäftsstelle der Landeskommission Berlin ge-gen Gewalt, Klosterstr. 47, 10179 BerlinTel.: 90223 2913, 90223 2918, 90223 2922e-mail: berlin-gegen-gewalt@seninnsport.berlin.dewww.berlin-gegen-gewalt.de

  • Mai 2011 15

    Aktuell

    berLiner aids-hiLfe

    Zweiter Platz beim„Best Exhibitor Award“Im Rahmen der diesjährigen Internationalen Tou-rismusbörse (ITB) wurde der Informationsstand der Berliner Aids-Hilfe e.V. (BAH) mit dem 2. Platz beim Best Exhibitor Award in der Kategorie NGO‘s / NPI‘s ausgezeichnet. Der Preis wurde von der Cologne Business School ausgelobt.

    Am Stand informierte die BAH über Einreisebestim-mungen für Hiv-Positive. Besonders bei Fernreisen gilt es, die Bestimmungen einzelner Länder genau zu ken-nen, denn noch immer werden Hiv-positive Menschen durch zum Teil restriktive Einreisebestimmungen erheb-lich diskriminiert bzw. vor Probleme gestellt.Weiterführende Informationen zu Hiv und Reisen finden sich auf der Homepage der Deutschen Aids-Hilfe, dort steht die Broschüre Med-Info zum Download bereit.www.berlin-aidshilfe.de

    2,5 miLLionen betroffene in deutschLand

    Armut macht Kinder ungebildet – und krankDer Kochtopf entscheidet beim sozialen Aufstieg mit: Viele Kinder sind blass und übergewichtig, ihr Immunsystem ist geschwächt und ihre Entwick-lungschancen sind schlechter.

    Jedem sechsten Kind in Deutschland erschwert der Hartz IV-Regelsatz eine adäquate Ernährung, belegen Studien von Ernährungsmedizinern der Universität Hohenheim. Oft fallen sie schon in der Schule aus und werden nach schlechtem Berufsstart doppelt so häufig an chronischen Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes leiden. „Der soziale Aufstieg wird so bereits am Küchentisch erstaunlich effektiv blockiert“, beklagt Prof. Dr. Hans Konrad Biesalski.„Kinder aus armen Familien sind doppelt so häufig krank und übergewichtig – auch das sei ein Ergebnis aus deutschen Erhebungen. Langfristig begünstigt das Feh-len der zitierten Mikronährstoffe die Entwicklung chro-nischer Erkrankungen: Arteriosklerose, Diabetes und andere. Aus 2,5 Millionen Kindern, die sich aufgrund von Armut fehlernähren, werden Erwachsene mit einem doppelt so hohen Risiko für Bluthochdruck und Dia-betes, wie schwedische und US-amerikanische Studien kürzlich eindrucksvoll gezeigt haben.“www.uni-hohenheim.de

    Anlässlich des 666. Jahrestages der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortsteils Mahlsdorf präsentiert der Bezirksverband Marzahn-Heller-sdorf des Unionhilfswerks eine eigens zu diesem Jubiläum geschaffene Ausstellung. Gemeinsam mit dem Historiker Harald Kintscher wurden Werke von zwölf Künstler der unterschiedlichsten Gen-res, die in Mahlsdorf gelebt und gewirkt haben, ausgewählt Am Freitag, 13. Mai, wird die Schau mit einer Vernissage (Beginn 15 Uhr) feierlich eröffnet. Die Ausstellung im Kieztreff „Kiecke mal“ (Hult-schiner Damm 84 A) kann bis zum 30. November (außer in der Sommerpause Juli/August) besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.www.unionhilfswerk.de

    Der Berufsbildungsbericht 2011 ist im Internet abrufbar unter: http://www.bmbf.de/de/be-rufsbildungsbericht.php. Der Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2011 kann auf den Inter-netseiten des Bundesinstituts für Berufsbildung abgerufen werden.http://datenreport.bibb.de/

    „SEHstern bewegt“ - Ein Fest für Jung und Alt: Auch in diesem Jahr möchte der Verein SEHstern für psychosoziale Beratung und Betreuung wieder zahlreiche Gäste zum SEHstern-Fest am 20. Mai 2011 in der Zeit von 15.00 - 18.00 Uhr begrüßen. Auf und vor dem Gelände der Amalienstraße 1-3 können Groß und Klein verschiedene Kreativ-angebote nutzen. Auf einer Streetsoccer-Anlage können sich 2er-Teams in ihren fußballerischen Fähigkeiten messen, der Mitmachzirkus lädt Mäd-chen und Jungen zum Ausprobieren ein oder die Kleinen haben auf einer Rollenrutsche die Mög-lichkeit, sich die Geschwindigkeit um die Ohren pfeifen zu lassen.www.sehstern-ev.de

    Rund sieben Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland zählen zu den „Working Poor“. In Zukunft dürfte die Zahl der arbeitenden Armen noch zunehmen, weil Geringverdiener immer öfter Haupt- statt Nebenverdiener sind. Der Anteil der Beschäftigten mit Niedriglöhnen stieg seit Mitte der 1990er Jahre weitaus stärker als die Armuts-quote von Erwerbstätigen. Dies macht eine Un-tersuchung der Sozialforscher Prof. Dr. Henning Lohmann von der Universität Bielefeld und Prof. Dr. Hans-Jürgen Andreß von der Universität zu Köln deutlich. www.boeckler.de

  • 16 Mai 2011

    Aktuell

    kommrum e.v.

    KommRum: Der Kajak kommtMit dem Kajak auf Berliner Gewässern: Komm-Rum e.V. schafft auch in diesem Jahr ein Angebot für Gruppen aller Art!

    Es hat sich herumgesprochen, dass Berlin inmitten Eu-ropas größtem Binnenwasserrevier liegt - dabei werden die Möglichkeiten bisher nur zaghaft genutzt. Zu schade, um sie nur als Kulisse vom Café aus, beim Morgensport oder fröhlich animiert auf einem Ausflugsdampfer zu nutzen, meint der gemeinnützige Verein KommRum e.V. und bietet ein einzigartiges Angebot für Freizeit und Stadttourismus.

    Berlin und Umgebung vom Wasser aus erlebenOb gemütlich gepaddelt oder sportlich erkundet - der Verein KommRum e.V. plant individuelle Gruppentou-ren. Dabei sind die Teilnehmer nicht an feste Anlege-stellen gebunden, sondern können eine Tour von Ort zu Ort machen. Der Verleih bietet die Möglichkeit, dass die Kajaks und Kanus am vereinbarten Ort warten und am Zielort wieder abgeholt werden. Ausflüge und Touren, ein- oder mehrtägig; ob Spree, Wannsee, Müggelsee oder Kanäle: der Kajakverleih KommRum e.V. ist flexibel und zuverlässig. Und dabei sozial engagiert, denn der gemeinnützige Verein schafft mit diesem Angebot Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Für kleine und große Gruppen ab vier Booten: Interes-senten werden mit dem notwendigen Material, Informa-tionen und Tipps für ihre Tour ausgestattet. Ihr ganz persönliches Wasser- und Freizeiterlebnis, das lange in lebendiger Erinnerung bleiben wird: Weitere Infos unter www.bei-anruf-boot.de, ab Mai mit Tourenlistung Tel. 030/ 850 787 34, [email protected]

    Ob Spree, Wannsee, Müggelsee oder Kanäle: Der Kajakverleih KommRum e.V. ist flexibel und zuverlässig. Der Clou des KommRum-Angebots: „Wir bringen Ihnen die Boote für Ihre Tour an den richtigen Ort und holen Sie am vereinbarten Punkt wieder ab!Für kleine und große Gruppen, Tages- und Mehrtagestouren. Auf eigene Faust oder mit Begleitung.“

    Neues Videoportal des Sozialverbands Deutschland: Bei SoVD-TV – dem neuen Videoportal des Sozialverbands Deutschland sind ab sofort regelmäßig spannende, nützliche und interessante Filme aus der Welt des Sozialen zu finden. Von der Politik bis zu Rechtsfragen, von Veranstaltungen bis zu Tipps rund um das Internet: Wer sich für Soziales interessiert, ist auf SoVD-TV richtig. Das Team freut sich über Ideen, Anregungen und Kritik. Die Redaktion ist per e-mail zu erreichen unter: [email protected] www.sovd-tv.de

    Das Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V. präsentiert vom 31. Mai bis 24. Juni 2011 mit Unterstützung des Paritätischen Berlin eine Fotoausstellung mit lebensgroßen Porträts von 14 Frauen und Männern, die in Beschäftigungs-programmen in Berlin gemeinnützig arbeiten - in Kitas und Horten, in Schulen, in Jugendeinrich-tungen, in der Tagespflege, in Nachbarschafts-häusern und Einrichtungen für Wohnungslose. Mit einer Podiumsdiskussion wird die Ausstel-lung am 31. Mai 2011, 19.30 Uhr, in der Urania eröffnet: Expertinnen und Experten aus Senat, Bezirken und Wissenschaft, diskutieren mit Be-troffenen und mit dem Publikum über den Wert öffentlich geförderter Beschäftigungsmaßnahmen für das Gemeinwohl. Ort: Urania, An der Urania 17, 10781 Berlin, Eintritt frei. Eine Theateraufführung von Deutschlands älte-stem Seniorentheater, dem „Theater der Erfah-rungen“, ergänzt die Ausstellung in der Urania. Präsentiert wird: „Hartz IX“ - ein satirischer Blick in die Zukunft der Arbeit. Karten: 5 Euro, „Hartz-IV“-Empfänger 0 Euro, Reservierung über Urania: 030 - 2189091.

  • Mai 2011 17

    Aktuell

    Lfb Lebensräume für menschen mit behinderung

    Wendo - das Selbstbehauptungs-Training für FrauenVon Imke Klocke

    Die LfB unterstützt mit ihren ambulanten-Wohn- und Betreuungsangeboten Menschen mit Behin-derung, ihren Alltag mit den vielfältigen Heraus-forderungen gut zu bewältigen. Im Mittelpunkt steht das Vertrauen in die eigenen Stärken. Um mentale Stärke geht es im nächsten WenDo-Kurs, den die LfB im 2. Halbjahr 2011 - und damit schon zum dritten Mal — für Frauen mit Behinderung anbietet.

    Was ist WenDo? WenDo ist ein Selbstbehauptungs- und Selbstverteidungstraining für Frauen. Es versteht sich als Präventionsprogramm gegen Gewalt jeglicher Art. Wen-Do basiert auf der Auseinandersetzung mit Machtver-hältnissen und erlernten Opferrollen. Die Methode setzt an den Erfahrungen und Wünschen der Teilnehmerin-nen an. Sie hat die Nutzung der eigenen Möglichkeiten und die Stärkung der Selbsthilfe zum Ziel.

    Frauen mit geistiger Beeinträchtigung lernen oftmals nicht ausreichend, sich gegen grenzüberschreitendes Verhalten ihnen gegenüber zu Wehr zu setzen. Hier setzt das Kurs-Angebot an:Die Teilnehmerinnen erlernen Strategien der Gegen-wehr gegen körperliche Angriffe und subtile Grenz-verletzungen. Sie steigern ihr Einschätzungsvermögen gegenüber bedrohlichen Situationen und stärken ihr Vertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit. Vor allem lernen sie, sich Hilfe zu holen und sich Bezugspersonen anzuvertrauen.Die Übungen umfassen u.a. den Einsatz von Stimme und Atem und die Ausdrucksmöglichkeiten von Kör-persprache und festem Stand. Neben Wahrnehmungs-übungen und Rollenspielen gehört dazu auch das Er-

    lernen einfacher effektiver Befreiuungstechniken. Zwei erfahrene WenDo-Trainerinnen haben diese wirksame Trainingsmethode auf die Möglichkeiten und Bedürf-nisse von Frauen mit Lern- und geistiger Behinderung angepasst. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: durch das gestärktes Selbstbewusstsein entwickeln die Teilneh-merinnen den Mut, nein zu sagen und können sich so im Alltag, im sozialen Umfeld und in nicht vertrauter Umgebung sicherer bewegen. Weitere Kurse sind ge-plant und integrativ - für Frauen mit und ohne Behin-derung - angedacht.Für die Finanzierung konnten verschiedene Spender ge-wonnen werden — an dieser Stelle nochmals Dank an den Paritätischen für die finanzielle Unterstützung des ersten Kurses, der diese Entwicklung ermöglichte!http://www.vfj-berlin.de/lfb-lebensraeume-portal.html

    Elf Stradivari-Solisten für die Schülerhilfe

    Am Donnerstag, 19. Mai 2011 um 20 Uhr spie-len die Philharmonischen Stradivari Solisten im Kammermusiksaal der Philharmonie, Herbert-von-Karajan-Straße 1; 10785 Berlin zugunsten des „Netzwerks Schülerhilfe Rollberg“ des Gemein-schaftshauses Morus 14 e.V. “. Dieses Geschenk verdankt das Netzwerk Rüdiger Liebermann, dem ersten Geiger bei den Berliner Philharmonikern, der seine zwölf Kollegen für das Projekt begeis-tert hat, sowie Ulrich Blobel, Geschäftsführer der Klassikwerkstatt, die das Konzert veranstaltet. Seit vielen Jahren schenkt das Projekt zahlreichen Kin-dern aus dem Rollbergkiez in Neukölln ehrenamt-liche Paten. Zurzeit engagieren sich 69 Erwachsene aus ganz Berlin und dem Umland zur Förderung der Bildung und der Integration von 95 Kindern, die fast alle in Familien mit Migrationshintergrund aufwachsen. Das Netzwerk wächst ununterbro-chen und hat bereits für seine Arbeit mehrere Preise erhalten. Viele Kinder warten auf einen der begehrten Plätze. Für den intensiven Koordinie-rungsaufwand, der der Schlüssel des Erfolgs ist, sowie für die Sach- und Raumkosten erhält der Verein keine öffentliche Förderung. www.morus14.de

    Informationen und Kartenverkauf unter (030) 68 0 86 110 und (030) 886 759 44www.records-cd.com

  • 18 Mai 2011

    Pressespiegel

    Notiert, zitiert, gedrucktParitätische Themen in den Berliner Tageszeitungen - die kompletten Beiträge sind über die zitierten Links im Internet abzurufen.

    Den Besuch der bündnisgrünen Bürgermeister-Kandi-datin Renate Künast beim Projekt „Nueva“ der Berli-ner Lebenshilfe nahm die taz am 16. April zum Anlass, überrascht zu sein. Nachdem die Bündnisgrünen ihr Wahlprogramm vom Nueva-Ausbildungsprojekt der Berliner Lebenshilfe in die sogenannte Leichte Spra-che übersetzen ließen, stellte sich nämlich heraus, „dass das übersetzte Wahlprogramm, das die grüne Spitzen-kandidatin Renate Künast am Freitag überreicht bekam, gut 60 Seiten dünner ist als das schwierige Original. Die Erklärung, die ein Mitglied des sechzehnköpfigen ÜbersetzerInnenteams dafür lieferte, war charmant: „Wir haben erst alle Wörter gestrichen, die wir nicht verstanden haben, und nach einfacheren gesucht. Und was uns zu schwierig oder zu viel war, haben wir auch gestrichen“, so die junge Frau.“ Die taz berichtet auch über die Mühen der Übersetzung: Es sei nicht leicht ge-wesen, das Programm zu übersetzen, sagen die Nueva-TeamerInnen: Manchmal seien sie fast verzweifelt am Politiker-Sprech.h t t p : / / w w w. t a z . d e / 1 / a r c h i v / d i g i t a z /a r t i k e l / ? r e s s o r t = b a & d i g = 2 0 1 1 / 0 4 / 1 6 /a0223&cHash=2d6474aef4

    Ganz ähnlich kommentiert der Berliner Kurier am 17. April die Übersetzung. Überschrift des Blattes: „End-lich ein Wahlprogramm, das wirklich jeder kapiert“

    „Zeit ist das größte Geschenk“ überschreibt der Ta-gesspiegel am 27. März in einem epd-Bericht einen Bericht über die Arbeit von Nestwärme e.V., einem Vereins, der Familien mit behinderten oder chronisch kranken Kindern hilft. Allein in Berlin engagieren sich 100 ehrenamtliche Mitarbeiter als „Zeitschenker“, unter anderem Dajana Brehme, von Beruf Kundenberaterin in der Computerbranche. Sie besucht einmal in der Wo-che Frauke Beyer und ihren kranken Sohn Jacob, um zu kochen. Besonders gut kommt ihr Kürbisgericht mit Zwiebeln und Knoblauch an. Der kleine Jacob darf da-von aber nur vorsichtig probieren, denn er wird noch über eine Magensonde ernährt und nachts auch noch künstlich beatmet.http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gesund-heit/zeit-ist-das-groesste-geschenk/3994136.html

    In einem Beitrag „Familienfreundlichkeit – Die Stadt

    der vorsichtigen Väter“ beschreibt der Tagesspiegel am 17. April die Erfolge und Schwierigkeiten Berliner Väter, Familie und Beruf zu vereinbaren.Ausführlich kommt in dem Hintergrundbericht auch Eberhard Schäfer vom Berliner Väterzentrum zu Wort: „Das Bedürfnis von Vätern, Zeit für die Familie zu haben, muss gleichrangig mit den Bedürfnissen der Frauen behandelt werden“.http://www.tagesspiegel.de/berlin/die-stadt-der-vorsichtigen-vaeter/4069700.html

    In der Berliner Zeitung vom 15. April werden unge-wöhnliche Jobs für Studierende vorgestellt, die das Pro-jekt „Heinzelmännchen“ des Studentenwerkes Berlin vermittelt: Als „Erschrecker“ in einem Gruselkabinett habe der 25-jährige Florian Zwiers angeheuert, als Aktmodell vor Kunststudenten die Studentin Susanne Wirbeck, als „Mystery Shopperin“ Stefanie aus Lichten-berg in geheimer Einkaufsmission in Berlin unterwegs. Studentische Arbeitsvermittlungen wie „Heinzelmänn-chen“ vom Studentenwerk Berlin seien gefragt, so Ber-liner-Zeitung-Autorin Anne Vorbringer. 20 000 Stellen vermittelten sie pro Jahr - vor allem im IT-Bereich, in der Pflege und als Bürohilfen.http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/ar-chiv/.bin/dump.fcgi/2011/0415/berlin/0005/in-dex.html

    „Geldgeschenke und Hochsteckfrisuren - knapp 20 Jah-re nach dem Mauerfall feiern immer mehr Jugendliche in Berlin und Brandenburg den Eintritt ins Erwachse-nenalter mit einer Jugendweihe. Doch auch bei 14-Jäh-rigen im Westen liegt die „weltliche Feier“ im Trend.“ - So fasst die Berliner Morgenpost am 5. April eine dpa-Nachrichtengeschichte zusammen, in der unter an-derem auch Gesine Laatz vom Humanistischen Ver-band Berlin zitiert wird: „Für die Feiern in diesem Jahr haben wir schon mehr als 2000 Anmeldungen. Und wir erwarten weitere“, so Laatz.ht tp ://www.morgenpos t .de/ber l in/ar t i -cle1598911/Berliner-Schueler-bevorzugen-die-Ju-gendweihe.html

    In der taz vom 30. März geht das Blatt unter der Über-schrift „Senat lässt arme Kinder zappeln“ mit der So-zialbürokratie ins Gericht und zitiert Expertinnen und Experten, z. B. Marion Drögsler, Vorsitzende beim Arbeitslosenverband. Sie fordere eine Verlängerung der Antragsfristen. „Wir haben bis jetzt keine Mög-lichkeit, die Betroffenen zu unterstützen, weil wir noch kein Antragsformular zu Gesicht bekommen haben“, sagte Drögsler der taz. Elvira Kriebel, Referentin für schulbezogene Jugendhilfe beim Paritätischen Wohlfahrtsverband, Landesverband Berlin, kritisiert

  • Mai 2011 19

    Pressespiegel / Report

    die schleppende Information durch den Senat. Kriebel arbeitet eng mit freien Trägern zusammen, die Mittag-essen an Schulen ausgeben. „Unsere freien Träger se-hen sich mit Eltern konfrontiert, die sagen, wir bezahlen jetzt aber weniger für das Essen.“ Die Unsicherheit der Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepakets sei „uner-träglich für Eltern und freie Träger“.http://www.taz.de/1/berlin/artikel/1/senat-laesst-arme-kinder-zappeln/

    Pünktlich zum „Weltlachtag“ - den gibt‘s wirklich! – ver-öffentlicht der Tagesspiegel am 1. Mai eine gar nicht lachhafte Statistik der Paritätischen Mitgliedsorganisa-tion „Rote Nasen e.V.“: 30 000 Patienten, meist Kin-der, werden jedes Jahr von den Clowns des Vereins Rote Nasen besucht und zum Lachen gebracht. Quelle: www.rotenasen.deht tp ://www. ta gessp iege l .de/ze i tung/la -chen/4115872.html

    Die so lustige wie verdienstvolle Arbeit der „Roten Nasen“ war auch Gegenstand einer Meldung, die die Berliner Morgenpost am 9. April 2011 anlässlich des Halbmarathons veröffentlichte. „Sie sollen die kleinen Patienten ein Jahr lang ein bisschen ablenken. Die aus-gebildeten Clowns vom Rote Nasen Deutschland e. V. werden vom Energie-Unternehmen Vattenfall bezahlt. Pro Teilnehmer des Berlin-Halbmarathons spendete es dafür einen Euro, also insgesamt 28 869 Euro.“http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1603599/Clowns-besuchen-die-Kinderklinik.html

    Am 18. April widmete sich auch tv.berlin in einem zwei-einhalbminütigen Nachrichtenstück „Clowns bringen Kranke zum Lachen“ den „Roten Nasen“. Ziel sei es, professionell geführte Clown-Programme in therapeu-tischen Einrichtungen durchzuführen und zu entwickeln.h t t p : / / w w w. t v b . d e / n e w s m e l d u n g / d a -tum/2011/04/18/clowns-bringen-kranke-zum-la-chen.html

    In Berlin sei ein spezielles Förderprogramm für hochbe-gabte Kinder aus benachteiligten Familien angelaufen, berichtet rbb Berlin-Brandenburg am 25. April. Der besondere Fokus liege dabei auf dem Brennpunkt-Be-zirk Neukölln, zitiert der Sender die Initiatorin, Dagmar Schilling vom Paritätischen Berlin. Es seien bereits Kontakte mit zahlreichen Schulen geknüpft worden und 13 Kinder an Mentoren vermittelt worden. Diese wür-den sich um die Schüler kümmern, sie fachlich begleiten und ihnen helfen, Begabungen zu entfalten.http://www.rbb-online.de/nachrichten/poli-tik/2011_04/berlin__mentoren_fuer.html

    trends der strasse

    Mit Jappy und webwork die Jugendlichen treffenIn seinem lesenswerten und erhellenden Jahresbe-richt 2010 hat „Gangway e.V. – Straßensozialarbeit in Berlin“ unter der Überschrift „Veränderungen und Besonderheiten 2010“ Beobachtungen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammenge-fasst, die sich wie ein Trendmonitor der Jugend-arbeit in sozialen Brennpunkten der Stadt lesen. Die Streetworkteams von Gangway betreuten und begleiteten im vergangenen Jahr 3072 Jugendliche und junge Erwachsene.

    Hier der Wortlaut der „Veränderungen und Besonder-heiten im Berichtszeitraum“:Treffpunkte bzw. Aufenthaltsorte von Jugendlichen: Es ist zu beobachten, dass es vielerorts nicht mehr die Aufenthaltsorte für Jugendliche gibt. Junge Menschen sind mobiler geworden, treffen sich nicht mehr mit nur einer Clique, und vermehrt wird der eigene Wohnraum als Treffpunkt genutzt. Beliebte Aufenthaltsorte Jugend-licher sind auch Wettbüros und lnternetcafés, deren In-haber die Anwesenheit von Streetworkern nicht sehr schätzen. Dies macht es für die Streetworker schwerer, an der Lebenswelt der Jugendlichen teilzuhaben. „Noch nie war das Glücksspielangebot in Neukölln so stark vertreten wie zu dieser Zeit“, schreibt Gangway an ande-rer Stelle des Jahresberichts. „Fakt ist, dass immer mehr Jugendliche Glücks- und Wettspielen verfallen sind.“

    „Begleitungen über mehrere Monate waren keine Seltenheit“Öffentlicher Raum Internet: Viele Streetworkteams nutzen das soziale Netzwerk von „Jappy“, um sich mit den Jugendlichen im öffentlichen Raum zu verabreden. Aufgrund der steigenden Nutzung sozialer Netzwerke durch Jugendliche haben wir das Pilotprojekt „Web-work“ ins Leben gerufen, um unsere Online-Verfüg-barkeit zu erhöhen. Damit sind wir auch bei facebook, twitter & Co präsent.Zunahme von Einzelfällen: 2010 hatten wir mit vie-len „intensiven“ Einzelfällen zu tun. Begleitungen über mehrere Monate waren keine Seltenheit. Die multidi-mensionalen Problemlagen (Sucht-, Gewalt-, Wohn-, Schuldenproblematik, familiäre Zwistigkeiten, feh-lender Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatz, kriminelle Ma-chenschaften etc.) werden gemeinsam mit den Jugend-lichen thematisiert, bevor weitere Hilfen in Angriff genommen werden (z.B. Organisation eines Therapie-platzes oder Betreutes Wohnen).Geburtenknick: Wie bereits 2009 war der Geburten-

  • 20 Mai 2011

    Report: Jugendarbeit in Berlin

    knick insbesondere im Berliner Nordosten, deutlich wahrzunehmen. Es fanden sich weniger Jugendliche auf den öffentlichen Plätzen. In einigen dieser Stadtteile konnten die Streetworker jedoch einen Anstieg der Zahl von „Lückekindern“ wahrnehmen.Schuldistanziertheit: Besonders auffällig ist die Schul-distanziertheit bzw. -abstinenz unserer Zielgruppe. Bei den meisten der Jugendlichen wird dies mit Gleichgül-tigkeit hingenommen. Zukunftsängste spielen für die wenigsten „Schwänzer“ eine große Rolle. In diesem Kontext nahm auch die Anzahl der Anfragen besorgter Eltern zu, die mit ihren Kindern nicht mehr weiter wussten.

    Viele Jugendliche und junge Erwachsene „müssen“ Ritalin schlucken„Psychische“ Erkrankungen: Bei immer mehr Kin-dern und Jugendlichen wird eine „psychische“ Erkran-kung diagnostiziert. Eine hohe Anzahl der Jugendlichen erwähnte uns gegenüber, dass sie Medikamente einneh-men müssen, insbesondere Ritalin wird gehäuft genannt. Eine deutliche Zunahme von ärztlich verschriebenen Psychopharmaka/Antidepressiva wird in verschiedenen Bezirken wahrgenommen. Der Austausch mit anderen Arbeitsfeldern (Schule, Familienhilfe) bestätigt diese Wahrnehmung.Alkoholismus bei Erwachsenen: Dieses Phänomen ist in mehreren Stadtteilen virulent. Beängstigend ist die Beobachtung, dass sich an den entsprechenden Treff-punkten auch junge Familien mit ihren Kindern aufhal-ten.Unerfüllte Sehnsucht Jugendlicher nach Anerken-nung, (männlicher) Identität, Gemeinschaft und klaren Strukturen: Diese wird von bestimmten Mo-torradclubs aufgegriffen, wir beobachten eine deutliche Zunahme von jugendlichen Anhängern und Mitgliedern der Clubs. Die Motorradclubs, heißt es an einer anderen Stelle im Jahresbericht, „scheinen ein großes Interesse daran zu haben, neue Mitglieder oder Unterstützer zu werben und sind für einige Jugendliche interessant , da sie ihrem Bedürfnis nach Anerkennung, Zugehörigkeit und Abenteuer entgegen kommen.

    www.gangway.de

    Für sein Projekt JobInn sucht Gangway immer wieder Ehrenamtliche, die mit Nachhilfeunter-richt Jugendliche zum Schulabschluss beglei-ten.

    Parteienabend vor der abgeordnetenhauswahL

    Braucht Berlin Jugendarbeit – und umgekehrt?„Politischer Abend“ mit Vertretern aus dem Berli-ner Abgeordnetenhaus

    Der Raum 311 im Abgeordnetenhaus war mit rund 120 Besuchern gut gefüllt, als am 5. April der Paritätische Berlin und der Landesjugendring Berlin e.V. gemein-sam zu einem Politischen Abend einluden und somit der Fachtagung im Januar den zweiten Teil zu „Berlin braucht Jugendarbeit!“ folgen ließen. Rede und Ant-wort standen den Besuchern die Abgeordnetenhaus-Parlamentarier Sebastian Czaja (FDP), Clara Herrmann (Bündnis 90 / Grüne), Sandra Scheeres (SPD), Mari Weiß (Die Linke) und Monika Thamm (CDU) – alle, bis auf Monika Thamm, die Emine Demirbüken-Wegner vertrat, ausgewiesene Politexperten in der Kinder- und Jugendhilfe. In seiner Begrüßung knüpfte Andreas Schulz, Fachrefe-rent für Jugendhilfe beim Paritätischen Berlin, an die Fachtagung am 26 Januar 2011 an. Während der Tagung sei deutlich geworden, warum Bildung, Integration, Zi-vilgesellschaft und Wirtschaft eine gute Jugendarbeit heute dringender brauchen als jemals zuvor; dies drücke sich zum Beispiel dadurch aus, dass Träger der Jugend-hilfe und Schulleitungen sich aktuell „auf Augenhöhe“ begegnen müssten, um gemeinsam neue Bildungsinhalte und -strukturen zu organisieren. Die Zivilgesellschaft, so Schulz weiter, sei auf Jugendarbeit angewiesen, weil sie jenes Engagement befördere und gewährleiste, das der gesellschaftliche Kitt ist. Inwiefern Jugendarbeit und Politik aufeinander ange-wiesen sind – besonders in Berlin -, darum ging es wäh-rend des Politischen Abends. Der Moderator, Tilmann Weickmann vom Landesjugendring Berlin, forderte die Parlamentarier zu Beginn auf, ihre Visionen von einer Jugendarbeit im Jahre 2020 darzulegen.

    Jugendpolitische Visionen 2020Mari Weiß (Linke) malte eine Horrorvision in den Raum, zu der es kommen müsse, sollte die Politik das Thema „Kinder- und Jugendarbeit“ weiterhin stiefmütterlich behandeln. Die Konzentration der öffentlichen Mittel werde dazu führen, dass das knappe Geld auf die Schu-le konzentriert werde; die Ganztagsschule werde auf 18 Uhr ausgedehnt werden, weil für offene Jugendarbeit die Mittel fehlten. Es werde Kieze geben, in denen keine Familien mehr lebten, weil es dort keine Angebote für

  • Mai 2011 21

    Report: Jugendarbeit in Berlin

    Kinder und Jugendlichen mehr gäbe. Wo es noch Kin-der- und Jugendarbeit gebe, müsse sie sich ausschließlich auf Ehrenamt und Mitgliedsspenden stützen.Mari Weiß beließ es freilich nicht bei den Untergangss-zenarien, sondern zeigte aus ihrer und der Linken Sicht Wege auf, um diese Entwicklung zu verhindern. Sie plä-dierte dafür, dass die Kompensation ausbleibender Lot-tomittel besser funktioniere, dass die Bezirke über einen verlässlichen Finanzierungsrahmen verfügten, dass an den Ganztagsschulen „Engagementtage“ eingeführt würden und dass Kinder und Jugendliche, die in der Ju-gendarbeit Verantwortung übernehmen, dafür vom Un-terricht freigestellt würden. Mari Weiß sprach sich für Bildungslandschaften in Sozialräumen aus, in der alle Kinder und Jugendliche beteiligt sind, auch und gerade solche aus Einwandererfamilien.Andere Parlamentarier, unter anderem Sandra Scheeres, gingen auf die Schwierigkeiten ein, Migrantenjugend-verbände in Planungs- und Politikprozesse einzubinden oder Kinder und Jugendliche aus Einwandererfamilien in Jugendverbände zu integrieren. Sie stünden oft nicht nur am Rand der Gesellschaft, sondern auch in ihren eigenen Milieus abseits.

    Sozialraumorientierung – ein Schlagwort im TrendSandra Scheeres (SPD) griff das Stichwort „Sozial-raumorientierung“ auf, die eine wichtige Rolle in einer Bildungslandschaft spiele, wo sich Ganztags-, Sekundar- und Gemeinschaftsschulen etablierten. Sie wolle an den Schulen eine Vielfalt von Angeboten der Jugendarbeit und gemeinsame Entscheidungen zwischen Schule, Po-litik, Trägerschaft und Schülern „auf Augenhöhe“ da-rüber, wer als Kooperationspartner der Jugendarbeit in Frage komme.Scheeres versicherte für ihre Partei, dass Kinder und Ju-gendliche sich auch weiterhin auf vielfältige Angebote der Kinder- und Jugendarbeit verlassen könnten. Sie hob die Bedeutung der Jugendverbandsarbeit beispielsweise

    für die kulturelle Kinder- und Jugendarbeit hervor, es müsse weiterhin auch Angebote und Freiräume der Ju-gendarbeit außerhalb der Schule geben. Allerdings habe der Umstand, dass das Land Berlin total verschuldet ist und die Bezirke Schwierigkeiten hätten, ihre Haushalte auszugleichen ebenso Auswirkungen auf die städtische Kinder- und Jugendarbeit wie der demografische Wan-del in der Stadt. Es müsse künftig mindestens zu Ziel-vereinbarungen zwischen Land, Bezirken und Trägern der Jugendhilfe kommen, um sicher arbeiten zu können.Jugendarbeit steht in Berlin nicht nur unter einem heh-ren Anspruch – jeder zehnte Euro des Jugendhilfeetats soll der Jugendarbeit zukommen -, sondern auch vor einer ernüchternden Wirklichkeit. Innerhalb der vergan-genen Dekade sind die Landesausgaben um 26 Prozent auf 72 Millionen Euro zurückgegangen. Der Anteil des Jugendarbeitsetats ist – statt der verheißenen zehn Pro-zent – auf 4,7 Prozent an den Ausgaben für Kinder- und Jugendhilfe geschmolzen. Vor diesem Hintergrund sprachen sich mehrere Abgeordnete für klarere Finan-zierungsrahmen zwischen Land und Bezirken aus (Clara Herrmann), in dem auch ein Jugendhilfebudget veran-kert werden könnte, über das Bezirke mehrere Jahre fest vereinbart verfügen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten steuern und umsteuern können. „Das sollte man endlich mal ausprobieren“, sagte die Bündnisgrüne Hermann. Die Sozialdemokratin Scheeres schränkte freilich ein: „In der Frage der Sozialraum- und Jugendhilfebudgets sind wir nicht sehr viel weiter gekommen. Eine Reihe von Bezirken will nicht mitmachen.“

    Wohin schrumpft die vereinbarte Richtgröße von zehn Prozent?Die CDU-Abgeordnete Monika Thamm sprach sich für Leistungsverträge mit den freien Trägern der Jugendar-beit aus, „um verantwortungsvolle Kontrolle durch die Bezirke aber auch eine verantwortungsvolle Eigenkon-trolle zu gewährleisten“. Jugendhilfeplanung müsse mit

    Assistiert von einer Gehör-losendolmetschrin (ganz links) debattierten (v.r.n.l.). Monika Thamm (CDU), Sandra Scheeres (SPD), Tilmann Weickmann (Landesjugendring / Mo-deration), Clara Herrmann (Bündnis 90 / Grüne), Mari Weiß (Die Linke), Sebastian Czaja (FDP).

  • 22 Mai 2011

    Report: Jugendarbeit in Berlin

    Stadtplanung vernetzt werden, um so im Rahmen einer Sozialraumorientierung auf den Bedarf der Sozialräu-me reagieren zu können. Sie sprach aber auch von Prüf-ständen, auf die Angebote und Projekte gestellt werden müssten: „Was wollen wir leisten? Und was können wir mit den Mitteln, die zur Verfügung stehen, leisten?“Die Vision 2020 der CDU-Abgeordneten Monika Thamm könnte in der Realisierung einer Verhältniszahl bestehen, mit der sich das Land Berlin darauf festgelegt habe, dass mindestens 10 Prozent aller Mittel für die Jugendhilfe für Jugendarbeit reserviert werden soll. An-dererseits sei die Schuldenbremse Gesetz, und das Land sei in einer zweistelligen Milliardenhöhe verschuldet.Die Bündnisgrüne Clara Herrmann ironisierte eine berühmte Bemerkung des SPD-Altkanzlers Helmut Schmidt und sagte: „Wer im 21. Jahrhundert keine Vision hat, der sollte zum Arzt gehen.“ Ihre eigene politische Vision sei das – zumindest kommunale – Wahlrecht für 16- und 17-Jährige bis 2020 und eine Mit-bestimmung von Kindern und Jugendlichen in Sachen Stadtplanung, zum Beispiel auf dem Tempelhofer Feld. Herrmann möchte der Gefahr vorbeugen, dass mit der schulischen Ganztagsentwicklung die offene Jugendar-beit ihre Eigenständigkeit verliert. Vielmehr „brauchen Kinder und Jugendliche auch eigene Orte und Räume jenseits der Schule.“ Die „wenigen“ Freiräume der Kin-der- und Jugendarbeit dürften durch die Zusammenar-beit zwischen Schule und Jugendhilfe nicht weiter ein-geengt werden, so Herrmann.

    Unter der Zinslast von 2,3 Milliarden jährlichBevor er seine Vision 2020 ausbreitete, fiel Sebastian Czaja auf, dass unter den Anwesenden „wenig junge Menschen im Sinne von Jugendlichen sitzen, für die wir als Jugendpolitiker auch zuständig sind.“ Seine Vision sei es, die Zinslast in dieser Stadt zu reduzieren, um

    Spielräume wieder eröffnen zu können. Die Stadt bela-steten 2,3 Milliarden Euro Zinsen jährlich – Geld, das nicht für Projekte und reale Arbeit zur Verfügung stehe. Vor diesem Hintergrund ermahnte er seine Zuhörer, auch mal „nein zu Sachen zu sagen, die nicht mehr leist-bar sind.“Auch der Liberale Czaja sprach von einer Kooperation zwischen Jugendarbeit und Schule, die gelingen müsse – mehr und mehr auch in Freiwilligendiensten und Eh-renämtern. Diese dürften allerdings nicht zum Ersatz für Vollzeitarbeitsplätze in der Jugend- und Sozialarbeit verkommen, wie es im Freiwilligen Sozialen Jahr gang und gäbe sei.

    Kritik an der „Folgelosigkeit des 10-Prozent-Versprechens“Abschließend kamen die Besucher zu Wort. Der Vertre-ter einer migrantischen Jugendorganisation beklagte die ausbleibende öffentliche Finanzierung der Verbandsar-beit. Auch ein Jugendvertreter der Berliner Gehörlosen monierte die mangelnde öffentliche Finanzierung und wehrte sich dagegen, dass die Gelder für Gebärdendol-metscher immer häufiger zusammen gestrichen würden. Einige Saaldiskutanten monierten die Folgenlosigkeit der 10-Prozent-Verheißungen,, andere befürchteten, dass „kommunale Jugendarbeit komplett zerschlagen“ und zu Gunsten von freien Trägern „privatisiert“ wer-den könnte. Alle Parlamentarier widersprachen: Die Privatisierung zum Beispiel des Wassergeschäfts sei mit der Übertragung von Aufgaben der Kinder- und Ju-gendarbeit auf gemeinwohlorientierte Träger nicht zu vergleichen – es müsse weiterhin das konstruktive Ne-ben- und Miteinander von freien Trägern der Jugend-hilfe und kommunalen Einrichtungen geben, das sich bewährt habe.www.ljrberlin.de

    Aufmerksam verfolgten die rund 120 Zuhörer im Abgeordnetenhaus die Ausführungen zu Jugendarbeit und Jugendhilfe der Parlamentarier

  • Mai 2011 23

    Ältere Bürger / Einwanderung

    QuaLitätsProJekte mit emPfehLung

    Phineo