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Management von Rohstoffrisiken Prof. Dr. Wolfgang Buchholz Vortrag BME-Regionalgruppe Münster Münster, 12. November 2014 4

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Management von Rohstoffrisiken

Prof. Dr. Wolfgang Buchholz

Vortrag BME-Regionalgruppe Münster

Münster, 12. November 2014

4

Vorstellung

Prof. Dr. Wolfgang Buchholz

43 13.11.2014

Jahrgang 1964

Verheiratet, zwei Kinder

Wohnort: Rinkerode

Studium: Wirtschaftswissenschaften an der Justus-Liebig Universität Gießen (Diplom-Kaufmann)

Promotion zum Thema Time-to-Market Management bei Prof. Dr. Wilfried Krüger in Gießen

Praxis: 5 Jahre bei der Hoechst AG, CSC Ploenzke AG, eic-partner als Unternehmensberater zu Strategie, Organisation und Supply Chain Management

FH Münster:

Seit 2002 Professor für Organisation und Logistik, Schwerpunkte: Beschaffungsmanagement, Wertschöpfungsnetzwerke, Geschäftsprozessmanagement

Seit 2012 Vorstandsmitglied mit dem Verantwortungsbereich Forschung im Institut für Prozessmanagement und Logistik (IPL)

44 13.11.2014

1. Einführung

2. Rohstoffmanagement

3. Rohstoffrisiken und Absicherungsstrategien

4. Vorgehensmodell zum Rohstoffrisikomanagement

Gliederung

45 13.11.2014

1. Einführung

2. Rohstoffmanagement

3. Rohstoffrisiken und Absicherungsstrategien

4. Vorgehensmodell zum Rohstoffrisikomanagement

Gliederung

1. Einführung

Purchasing megatrends in recent years

1999 2003 2009 2011

1. Einführung

Process Optimization

e. g. e-procurement

Organizational Development

e. g. Lead buying

SCM Optimization

e. g. Strategic alliances

Risk Mgt. in Volatile Markets

e. g. Supply, financing, etc.

Source: Roland Berger Purchasing Excellence Study (2011), p.5 5 13.11.2014

1. Einführung

Relevance of risk in procurement

*Depicted is the percentage of respondents who indicated a moderate-to-high extent of risk.

Source: Accenture (2010), High Performance in Procurement Risk Management, p.7

1. Einführung

6 13.11.2014

Sehr wahrscheinlich = 6

Schutz geistigen

Eigentums

Outsourcing-Risiken

Lieferanten-Risiken

Schadens-

potenzial Marktrisiken

Prozessrisiken

Wirtschafts-

kriminalität

Geopolitische RegelungenFremdwährungs-Risiken

Liefer-Risiken

Verfügbarkeit qualifizierter

Einkaufsfachkräfte

Compliance-

Risiken

Energiepreis-

Risiken

Organisations-Risiken

Rohstoff-

Risiken

Niedrig = 1

Existenz-

bedrohend = 64,75

4,50

4,25

4,0

3,75

3,50

2 3 4

Eintritts-

wahrschein-

lichkeit

Unwahrscheinlich = 1

Die Kreisgröße reflektiert den Fokus des Risikomanagements der

Studienteilnehmer

Source: BrainNet (2007)

1. Einführung 1. Einführung

Suppy risk management map

7 13.11.2014

49 13.11.2014

1. Einführung

2. Rohstoffmanagement

3. Rohstoffrisiken und Absicherungsstrategien

4. Vorgehensmodell zum Rohstoffrisikomanagement

Gliederung

2. Rohstoffmanagement

Source: Fridgen, F. et al. (2013), Die Absicherung von Rohstoffrisiken, in: zfbf , März 2013,

p.170

2. Rohstoffmanagement

bedrohen

Risiken charakterisiert

durch

Maßnahmen charakterisiert

durch

sichern

Rohstoff bewertet anhand

von

Wirkungs- ausprägung

Eintritts-wahrscheinlich-

keit

Wirkungs- ausprägung

Auszahlungen

Preis

Verfügbarkeit

11 13.11.2014

Durch ansteigende Rohstoffnachfrage und Abhängigkeiten von Rohstoffen besteht die Notwendigkeit der Absicherung von Rohstoffrisiken

Stetig zunehmende Menge an Rohstoffen und verschiedener chemischer Elemente Zunehmendes Interesse der Schwellenländer, steigende Kaufkraft und weiter wachsende Weltbevölkerung Lange Zeitdauer zur Erschließung neuer Mienen und länderspezifisch konzentrierte Vorkommen, z.B. China 97 % der seltenen Erden Bindung von Unternehmen an Rohstoffen durch lange Produkt- und Bauteillaufzeiten (teilweise über 10 Jahre Dagegen: Planungszeitraum des strategischen Einkaufs von Rohstoffen ist kaum länger als 2 Jahre

51 13.11.2014

1. Einführung

2. Rohstoffmanagement

3. Rohstoffrisiken und Absicherungsstrategien

4. Vorgehensmodell zum Rohstoffrisikomanagement

Gliederung

3. Rohstoffrisiken und Absicherungsstrategien

Überblick zu Rohstoffrisiken und Absicherungsmaßnahmen

Source: Fridgen, F. et al. (2013), Die Absicherung von Rohstoffrisiken, in: zfbf , März 2013, p.172

3. Rohstoffrisiken und Absicherungsstrategien

Kreislaufwirtschaft

Risiken

Finanzmarkt- und Rohstoffbörse

Maßnahmen

Risiken

Politik- und Rechtsysteme

Maßnahmen

Risiken

Zulieferernetzwerk

Maßnahmen Kundennetzwerk

Maßnahmen

Risiken

Organisation

Maßnahmen

Ein

-flu

ss

Zu-

gang

Verhand-lungsmacht

Verhand-lungsmacht

13 13.11.2014

3. Rohstoffrisiken und Absicherungsstrategien

Unternehmensorganisation

53 13.11.2014

Risiken:

Trennung von Aufgabe und Verantwortung: Verschiedene Abteilungen wie Beschaffung, Produktion, Vertrieb oder Finanzen sind in unterschiedlichen Rollen am Produktionsprozess beteiligt Durch geringe Vernetzung und wenig professionalisierten Wissensaustausch kommt es zu Informationsflut bzw. -mangel, z.B. mangelnde Verfügbarkeit von benötigten Rohstoff-informationen

Maßnahmen:

Verbesserter Informationsaustausch Produktmodifikationen, die den Anteil der kritischen Rohstoffe verändern Lagerung bei kurz- und mittelfristigen Engpässen Zentrale Informationsverfügbarkeit durch prozessorientiere Organisation mit besseren Zusammenarbeit der Aufgabenbereiche, z.B. Einkauf und Finanzabteilung

Source: Fridgen, F. et al. (2013), Die Absicherung von Rohstoffrisiken, in: zfbf , März 2013, pp.172

3. Rohstoffrisiken und Absicherungsstrategien

Lieferantensituation

54 13.11.2014

Risiken:

Komplexe Zulieferernetzwerke, d.h. Unklarheit über Beziehungen zwischen den einzelnen Netzwerkteilnehmern Gefahr eines Ausfalls eines zentralen Netzwerkteilnehmers (Lieferantenausfall) Verfügbarkeitsschwierigkeiten am Anfang der Lieferkette Langfristiger Preisanstieg durch Verknappung Systematische Risiken in einem singulären Bereich können durch einen Dominoeffekt zu weiteren schwerwiegenden Auswirkungen führen

Maßnahmen:

Multiple Sourcing: Rohstoffbeschaffung bei mehreren Zulieferern Langfristige Lieferverträge mit vereinbarten variablen oder fixen Preisen Investition in Zulieferer, ggf. Rückwärtsintegration Bessere Verhandlungsposition durch Beschaffungskooperationen

Die Maßnahmen können desto besser genutzt werden, je größer die Verhandlungsmacht

Source: Fridgen, F. et al. (2013), Die Absicherung von Rohstoffrisiken, in: zfbf , März 2013, pp.173

3. Rohstoffrisiken und Absicherungsstrategien

Kundensituation

55 13.11.2014

Risiken:

Keine direkten Preis- / Verfügbarkeitsrisiken, da Rohstoffe bereits beschafft wurden, aber:

Abweichungen von vereinbarten Einkaufspreisen Lieferschwierigkeiten aufgrund von Verfügbarkeitsengpässen

Maßnahmen:

Flexibel gestaltete Lieferverträge mit mehreren Abnehmern Stärkung der Verhandlungsposition, um gestiegene Preise weitergeben zu können Weitergabe von Preisrisiken an Kunden durch Preisgleitklauseln

Source: Fridgen, F. et al. (2013), Die Absicherung von Rohstoffrisiken, in: zfbf , März 2013, pp.174

3. Rohstoffrisiken und Absicherungsstrategien

Finanzmärkte und Rohstoffsituation

56 13.11.2014 Source: Fridgen, F. et al. (2013), Die Absicherung von Rohstoffrisiken, in: zfbf , März 2013, pp.175

Risiken:

Steigendes Spekulationsvolumen Preisschwankungen durch Spekulationen über das gerechtfertigte Maß hinaus

Maßnahmen:

Nutzung geeigneter Hedging-Instrumente Je nach Ausgestaltung ist der Preis oder aber die physische Lieferung des Rohstoffes gesichert (Financial vs. Natural hedging)

In der Praxis sichern sich nur 10 % der Unternehmen mit Finanzinstrumente gegen Rohstoffrisiken ab, die Nutzung ist stark von Unternehmensgröße geprägt

3. Rohstoffrisiken und Absicherungsstrategien

Hedging Instrumente

57 13.11.2014

Natural hedging:

Leistungswirtschaftliche Transaktionen werden ohne zusätzlichen Abschluss von Finanztransaktionen durch rein leistungswirtschaftliche Gegengeschäfte abgesichert Währungsrisiken bei bestehenden Zahlungsverpflichtungen gegenüber Lieferanten eines Landes gleichen sich mit den Forderungen gegenüber Kunden desselben Landes aus Negativ korrelierte Risiken sind zu Paketen zusammenzuführen und hinsichtlich Beträgen und Fälligkeitsterminen abzustimmen

Financial hedging:

Mit dem Einsatz von Finanzderivaten wird versucht, bei Termingeschäften eine bestehende oder geplante Grundtransaktion (Hedged item) gegen Wertveränderung infolge von Marktpreisveränderungen (Fair-Value hedge) oder Wertveränderung von Zahlungsströmen (Cash-Flow hedge) abzusichern Sobald der Marktpreis des Rohstoffs steigt, erhält das Unternehmen aus dem Finanzinstrument eine Ausgleichszahlung, um den gestiegenen Einkaufspreis für die physische Beschaffung zu kompensieren Fällt der Marktpreis, leistet das Unternehmen eine Ausgleichszahlung – kauft aber gleichzeitig den Rohstoff günstiger am Markt ein

Source: Wildemann, H. (2007), Hedging im globalen Einkauf, in: Logistik inside 12/2007, pp.61

3. Rohstoffrisiken und Absicherungsstrategien

Grundidee des Financial Hedging

58 13.11.2014 Source: Paschold, T. (2010), Produkte und Praxisfälle des Risikomanagements, in: Eller, R. et al.

(Hrsg.): Management von Rohstoffrisiken, Wiesbaden 2010, pp.136

3. Rohstoffrisiken und Absicherungsstrategien

Politik und Rechtssystem

59 13.11.2014 Source: Fridgen, F. et al. (2013), Die Absicherung von Rohstoffrisiken, in: zfbf , März 2013, pp.176

Risiken:

Veränderungen der politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen können direkt auf Preis und Verfügbarkeit von Rohstoffen wirken:

Zölle und Importbeschränkungen Unstetige politische Verhältnisse und schwache Rechtssysteme resultieren in Instabilität der Rohstoffexploration und -förderung

Maßnahmen:

Organisation in Interessensgemeinschaften zur Umsetzung rohstoffpolitischer Ziele Lobbyarbeit Liberalisierung der Märkte und gute diplomatische Beziehungen zu den Ländern der Rohstofflieferanten Möglichkeit der Unternehmen ist so stark abhängig von ihrem politischen Einfluss und Gestaltungsspielraum Unternehmen wünschen sich mehr handelspolitisches Engagement in den Erzeugerländern

3. Rohstoffrisiken und Absicherungsstrategien

Kreislaufwirtschaft

60 13.11.2014 Source: Fridgen, F. et al. (2013), Die Absicherung von Rohstoffrisiken, in: zfbf , März 2013, pp.177

Kreislaufwirtschaft stellt eine Absicherungsmaßnahme dar, bedingt aber keine Rohstoffrisiken

Maßnahmen:

„Closed-Loop“-System: Nutzung von recyclingfähigen Rohstoffen und wiederverwendbaren Bauteilen Aufbau eines Logistiknetzwerkes zur Rückführung von ausgedienten Produkten Metallurgische Verfahren zur Rückgewinnung, z.B. bei seltenen Metallen Rentables Recycling: Aufwand zur Rückgewinnung muss geringer sein als der erforderliche Preis zur Neubeschaffung Remanufacturing: Wiederverwendung kompletter Bauteile, Konzept sollte schon in der Produktentwicklung und in Vertriebskonzept Berücksichtigung finden, so dass z.B. aufwendiges Einschmelzen vermieden werden kann

Nur 30 % der Unternehmen nutzen Recycling als effizienzsteigernde Maßnahme, obwohl es Studien zufolge großes Potenzial in sich birgt

61 13.11.2014

1. Einführung

2. Rohstoffmanagement

3. Rohstoffrisiken und Absicherungsstrategien

4. Vorgehensmodell zum Rohstoffrisikomanagement

Gliederung

4. Vorgehensmodell zum Rohstoffrisikomanagement

Vorgehensmodell zum Rohstoffrisikomanagement für die Praxis

62 13.11.2014 Source: Fridgen, F. et al. (2013), Die Absicherung von Rohstoffrisiken, in: zfbf , März 2013, pp.184

1. Schritt:

Identifikation von Rohstoffrisiken

2. Schritt:

Bewertung und Auswahl verfügbarer Absicherungs-maßnahmen

3. Schritt:

Steuerung und Kontrolle

Identifikation aller Risiken der unternehmensspezifischen Produkte und der darin verbauten Rohstoffe (z.B. Wertanalyse, Forschungsinstitute) Feststellung des Bedrohungs-potentials anhand von Knappheitsindikatoren und Rohstoffberichten

Absicherung durch Instrumente wie u.a. F&E, Substitution oder Lagerung Absicherungseffizienz herleiten aus Gegenüberstellung mit Kosten Wissensaufbau über Rohstoffrisiken (vor allem im Mittelstand)

Einführung eines IT-gestützten Rohstoffmanagementsystems oder Berichtswesen mittels ERP-System um die mittel- und langfristigen Erfolge zu überwachen Überprüfung der Wirksamkeit von Absicherungsmaßnahmen Risikocontrolling

63 13.11.2014

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Prof. Dr. Wolfgang Buchholz

Fachhochschule Münster

Institut für Prozessmanagement und Logistik

0251 – 83 65612

[email protected]

Prof. Dr. W. Buchholz

IPL

Fachhochschule Münster

Corrensstraße 25

48149 Münster

0251 – 83 65 612

[email protected]

www.fh-muenster.de/FB9