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MANOURY

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DAS KONZERTAUF EINEN BLICK

Für den Abschluss seiner Köln-Trilogie hat der französische Komponist Philippe Manoury gemeinsam mit Regisseur Nicolas Stemann sein » Lab.Oratorium « entwickelt. In dem inszenierten Konzert geht es um eine Tragödie unserer Gegen-wart: das Sterben zahlreicher Menschen im Mittelmeer und unser Umgang damit. Chefdirigent François-Xavier Roth dirigiert das großangelegte Werk, das sowohl Solisten, Schauspieler, das SWR Vokal-ensemble, den » Lab.Chor «, bestehend aus Kölner Bürgerinnen und Bürgern, als auch Live-Elektronik des Pariser IRCAM vereint. Texte von Hannah Arendt, Ingeborg Bachmann, Elfriede Jelinek und Georg Trakl erklingen und nehmen das Publikum mit auf eine große Reise. Von der Wiege Europas bis an die Strände der Gegen-wart, an denen sich Menschen im Aufbruch befinden: » Mein lieber Bruder, wann bauen wir uns ein Floß / und fahren den Himmel hinunter? « Nach der Kölner Premiere wird das Gürzenich-Orchester das Werk auch einem internationalen Publikum in der Elbphilharmonie Hamburg und in der Philharmonie de Paris vorstellen.

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PHILIPPE MANOURY 90' » Lab.Oratorium «

für zwei Schauspieler, Sopran, Mezzosopran, Kammerchor, Großer Chor, Live-Elektronik und Orchester

Trilogie Köln III

2018 / 19 Uraufführung

I Vorspiel II Ausfahrt und Reise III Geschichten und Cocktails IV Grodek V Theater VI Anlegen VII Wanderland VIII Nachtmusik und Melodram IX Mare Nostrum X Abfahrt ( Nachspiel )

Gewidmet François-Xavier Roth

Kompositionsauftrag von Gürzenich-Orchester Köln, IRCAM, Philharmonie de Paris und Elbphilharmonie Hamburg

SINFONIEKONZERT10

MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG DER

GEFÖRDERT VON

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5P

RO

GR

AM

M

Rinnat Moriah SopranTora Augestad MezzosopranPatrycia Ziolkowska SchauspielerinSebastian Rudolph Schauspieler

SWR VokalensembleLéo Warynski Einstudierung

Lab.ChorMichael Ostrzyga Einstudierung

IRCAMThomas Goepfer Computermusikalische Realisation Julien Aléonard Toningenieur

Gürzenich-Orchester Köln Hossein Pishkar Musikalischer Assistent und KodirigentFrançois-Xavier Roth Dirigent

Nicolas Stemann Inszenierung Rainer Casper Lichtdesign Patrick Hahn Dramaturgie Lena Kremer Kostümassistenz Sophia Binder Regieassistenz Ralf Soiron Korrepetition Christoph Schnackertz Chorkorrepetition —

SO 19.05.19 11 UhrMO 20.05.19 20 UhrDI 21.05.19 20 Uhr Kölner Philharmonie

Am 21.05.19 live im Internet

Konzerteinführung eine Stunde vor Konzertbeginn mit Patrick Hahn

Im Anschluss an die Vorstellungen am Montag und Dienstag findet ein Nachgespräch mit den Künstlern im Besucherfoyer statt.

Das Konzert am 21.05.19 wird von SWR2 am 27.09.19 ab 20.04 Uhr gesendet.

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AUSDRUCK EINER GESELL-

SCHAFTLICHEN UTOPIE

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Wenn es etwas gibt, das man von jedem Kunstwerk erwarten sollte, dann dies: Dass es uns eine Welt zeigt. Und zwar eine einzigartige, unverwechselbare Welt. Diese Welt zeigt es nicht nur, sondern das Kunstwerk erschafft diese Welt – eine Welt, die vorher nicht existiert hat. Aber natürlich kann Kunst auch auf Wirklichkeit reagieren und insbesondere dieses Werk ist eine Auseinander-setzung mit den Geschehnissen unserer Zeit. Was mich bewegt hat, dieses Stück zu schreiben, ist einerseits die Tragödie der Flüchtenden, die ihren Weg zu einem besseren Leben, oder häufig: überhaupt zu einem Leben, unter Todesgefahr über das Mittelmeer suchen; das Wiedererwachen nationalistischer Bewegungen in Europa andererseits, die man nach den Erfahrungen des Ersten und Zweiten Weltkriegs überwunden glaubte und von denen wir nun erleben müssen, dass sie angesichts einer unvorhergesehenen Situation wieder aufleben. Diese Abwehrreaktionen auf die plötz-lich angestiegene Präsenz unterschiedlicher Kulturen in unseren Ländern hat in mir die Frage ausgelöst: Was ist eigentlich › unsere Kultur ‹? Für mich ist Kultur alles, was verschiedene Individuen zu einer Einheit werden lässt. Kultur ist die Gesamtheit des Verhaltens von Einzelnen. Kultur beinhaltet damit auch Kunst, aber › die Kunst ‹ ist nicht › die Kultur ‹. Worum es mir in diesem Stück unter anderem geht, ist, zu zeigen, dass die Kultur vor allen Dingen nicht national definiert ist. Kultur ist etwas, das Einflüssen unterliegt, das Invasionen erlebt hat und durch Kriege verändert wurde. Würde man in Frankreich und Deutschland das griechische Gedankengut so gut kennen, hätten nicht die Römer diese Gebiete erobert? Wer Angst davor hat, dass › unsere Kultur ‹ oder › unsere Identität ‹ durch das Eindringen von › fremden ‹ Einflüssen zerstört wird, übersieht, dass diese Identität über Jahrhunderte aus solchen Prozessen erwachsen ist: durch Völkerwanderung, Austausch, Vermischung. In meinem Stück gibt es daher eine Art Utopie und ich möchte mit diesem Stück zum Ausdruck bringen, dass etwas, das heute Angst machen kann, sich zu etwas Neuem, Positivem verwandeln kann. Zumal wir diesen Veränderungsprozess ohnehin nicht auf-halten können: weder mit Stacheldraht, noch mit Grenzen oder mit Ausweisen. Die Angstreaktion, sich bei sich einzuschließen, wird die Probleme nicht lösen, sondern im Gegenteil die Gesell-schaften von innen zerstören. Man darf auch nicht alles akzep-tieren, aber man muss hellsichtig sein und erkennen, dass solche Veränderungsprozesse unsere Kultur nicht zerstören, sondern zu ihr beitragen.

Philippe Manoury aus einem Gespräch vom 29.05.2018

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ZWISCHENHǾRTHEATER

UNDRAUMMUSIK

Nicolas Stemann und Philippe Manoury in Köln am 06.07.2018

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Meine Inszenierungen für das Theater haben viel mit Musik zu tun und dies ist sicher einer der Gründe, warum Philippe Manoury mich gefragt hat, bei » Lab.Oratorium « als Regisseur mitzuwirken. 2017 haben wir gemeinsam bei der Ruhrtrien nale das Musiktheater » Kein Licht – ein Thinkspiel « zusammen entwickelt und realisiert. Für unser neues Projekt werden wir nicht wie in der Oper szenische Aktionen proben können. Es wird vielmehr ein Konzert sein, das gewisse szenische Elemente beinhaltet und auf einer bestehenden musikalischen Narration basiert. » Lab. Oratorium « handelt von Migration im weitesten Sinne. Es geht um Menschen, die sich von einem Ort zum anderen bewegen, die auf der Reise sind. Das Stück beginnt wie eine Kreuzfahrt. Reisende sind mit Luxusproblemen konfrontiert: Der Service auf dem Schiff ist nicht gut oder man bekommt keinen Zugang zu einem bestimmten Restaurant. Nach und nach mischt sich diese Erzählebene mit  Geschichten von Men-schen, die auf der Flucht sind. Menschen, die in prekären Booten ihren misslichen Lebensumständen zu entkommen versuchen und unter Einsatz ihres Lebens, und sich teilweise auch unter Verlust desselben, auf das Mittelmeer begeben. Auf der anderen S.  gibt es Menschen, die helfen möchten, jedoch von den Regierungen daran gehindert werden. Im » Lab.Oratorium « werden diese Themen und die darin verwobenen Emotionen in einer experimentellen Zwischenform aus Schauspiel und Oratorium, elektroakustischem Hörtheater und orchestraler Raummusik verhandelt. Texte von Ingeborg Bachmann, Elfriede Jelinek und Georg Trakl fließen mit ein. Ängste, Sehnsüchte, Trauer und Wut bekommen eine Stimme – und doch ist in diesem Werk auch ein utopischer Ausblick zu finden. Die Überzeugung, dass es möglich ist, auf harmonisch-sinnvolle Art miteinander zu musizieren, zu  arbeiten und zu leben.

Nicolas Stemann

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MODERNE ODYSSEE

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Zunächst waren es nur die Fernerholungsgebiete der mittel-europäischen Wohlstandsgesellschaft, an denen sich die Ver-änderungen bemerkbar machten. Die Strände von Lampedusa und Lesbos, die Küsten von Südspanien und Nordafrika, an denen die Fliehkräfte unterschiedlicher Gesellschaften aufeinander prallten. Schon 2006 sind Mark Terkessidis und Tom Holert ihrem über-raschenden Befund nachgegangen, dass im gleichen Augenblick, in dem der Tourismus sich aufschwang zum stärksten Wirtschafts-segment zu werden, sich auch die Migration zum Zukunftsthema für unsere globale Gesellschaft entwickelte. » Es herrscht Krieg an den südlichen und östlichen Grenzen unseres Wohlstandsghettos, und jeder einzelne Flüchtling ist dessen Bote. Sie sind der Einbruch der Wirklichkeit in unser Bewusstsein «, formuliert Navid Kermani in seiner Reportage » Auf dem Flüchtlingstreck durch Europa « im Herbst 2015. In die Entstehungszeit des » Lab.Oratorium « fällt die optimistische Aussage » Wir schaffen das! « ebenso wie die mehr-wöchige Blockade von Seenotrettungsschiffen in europäischen Küstengewässern und das Wiedererstarken rechter Parteien in ganz Europa. Die Wochenzeitung DIE ZEIT stellte in ihrer Ausgabe vom 12. Juli 2018 auf der Titelseite die Frage zur Diskussion, ob es sinnvoll sei Menschen in Seenot zu retten. Die Hafenstadt Marseille, in der während des 2. Weltkriegs Hunderttausende flüchtende Europäer auf eine Ausreise nach Amerika hofften, wurde im Dezember 2018 zur Endstation für das Seenotrettungsschiff » Aquarius «, das auf politischen Druck hin seinen Betrieb einstellte. Das » Lab.Oratorium « ist unter dem Eindruck dieser Ereignisse entstanden. Mahlers Diktum, dass eine Sinfonie zu schreiben bedeute, mit Hilfe aller vorhandenen Mittel der Technik eine Welt aufzubauen, wird von Philippe Manoury und Nicolas Stemann mit neuer Bedeutung erfüllt. Ein » Lab.Oratorium « schreiben heißt: Mit allen vorhandenen Mitteln der Technik auf eine Welt zu reagieren.

Stationen einer Seereise –Zu Inhalt und FormDas » Lab.Oratorium « gliedert sich in zehn Teile, die vom Kom-ponisten mit thematischen Überschriften versehen wurden und verschiedene Stationen einer Seereise andeuten. Verwandt mit dem Beginn der Raumkomposition » Ring «, die Manoury 2016 für das Gürzenich-Orchester komponiert hat, tritt das Orchester hier in – freilich präzise organisierter – Unordnung auf, während zwei Schauspieler das Publikum » an Bord « willkommen heißen. Im ersten Teil Vorspiel mischen sich in die aufgeregte Unruhe vor der Abreise die ersten » Kassandra-Rufe « der Mezzosopranistin, die in einem freien Rezitativ Verse von Ingeborg Bachmann rezitiert: In ihrem Gedicht mischt sich der Klang von Möwenschreien unheilvoll mit dem Bild des Ertrinkens im Sonnenuntergang. Als Vorbild für diesen Anfang erwähnte der Komponist den Film von Frederico Fellini » E la nave va «, im deutschen Titel » Schiff der Träume «. Der zweite Teil Ausfahrt und Reise setzt das Orchesterschiff zunächst rein instrumental in Gang mit einem sinfonischen Part, bevor im dritten Teil Geschichten und Cocktails Schau-spieler, Sängerinnen und auch der Kammerchor ( wieder ) ins Spiel kommen. In einem kleingliedrigen Geflecht entfalten sich ent-täuschte Reisekommentare von Kreuzfahrttouristen im Kontrast

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mit Ingeborg Bachmanns Gedicht » Die Häfen waren geöffnet « – gesungen vom Kammerchor und von der Solosopranistin. Die Sängerinnen rezitieren Kreuzfahrtwerbung sowie das Gedicht » Ausfahrt « von Ingeborg Bachmann, das von der Verlustangst bei Antritt einer Reise erzählt: » Du hättest dich mit einer Hand in die Sandbank krallen / oder mit einer Locke an die Klippen heften sollen. « In den Grundbass der Wohlstandsprobleme der Kreuz-fahrttouristen mischen sich Reiseerinnerungen von Geflüchteten. Elektrifizierte Rumba-Rhythmen weichen dem fahlen Glanz von Streicherflageoletts, die in ein kurzes instrumentales Zwischen-spiel münden, mit dem der vierte Teil beginnt. Im Orchester baut sich an dieser Stelle jene Spannung auf, die sich mit dem Chor-stück Grodek entlädt. Der Titel stammt vom zugrunde liegenden Gedicht Georg Trakls, in dem er, wenige Tage vor seinem Selbst-mord durch eine Überdosis Kokain, die Gräuel des 1. Weltkrieges, die er als Militärapotheker im Feldlazarett hautnah erlebte, in expressionistischen Versen verarbeitet. Manoury inkorporiert hier ein Stück für Kammerchor aus seinen vier » Trakl Gedichten « von 2006 und ergänzt es um einen Orchesterpart, in dem die vielstimmige Polyphonie des Kammerchores widerhallt – jede Chorstimmgruppe ist mehrfach geteilt, stellenweise gar vierfach. Der Expressionismus Trakls findet seine Übersetzung in über-zeichneten Stimmfarben, die vom Sprechgesang bis zum Pfeifen reichen. Mit diesem Abschnitt ist ein erster Wendepunkt im Stück erreicht, von dem aus die » Kreuzfahrt « unumkehrbar eine Kurs-änderung vornimmt. Der fünfte Teil des Stücks kommt in der Par-titur des Komponisten gar nicht vor: Hier hat der Komponist dem Regisseur Freiraum für Theater gelassen. Paradoxerweise ist es dieser mit Theater überschriebene Abschnitt, in den die » Wirklich-keit « besonders stark hinein strahlt. Während der Probenarbeit haben sich der Regisseur und die Schauspieler bei der Entwicklung dieses Abschnitts insbesondere mit Augenzeugenberichten von Seenotrettern der Organisation SOS Méditerranée beschäftigt. Zum Zeitpunkt der Drucklegung war der Entwicklungsprozess der Schauspiel-Szenen noch nicht abgeschlossen. Eine » Musi-kalisierung « der Sprechstimmen mit Hilfe des IRCAM verleiht den konkreten Themen eine leichte Verfremdung und Abstraktion. Im sechsten Teil Anlegen dringt schließlich ein weiteres, unvorher-gesehenes Element in das Geschehen ein: ein großer Chor, der gemeinsam mit dem Kammerchor Ingeborg Bachmanns » Vision « von untergegangenen Geisterschiffen und abertausend Leichen intoniert. Dem zweiten Teil dieses Abschnitts liegen Verse von Elfriede Jelinek zugrunde. Sie stammen – wie auch die anderen Jelinek-Worte in diesem Stück – aus ihrem Textkorpus » Die Schutz-befohlenenen «, respektive aus dessen Fortschreibungen. Unter Bezugnahme auf » Die Schutzflehenden « von Aischylos über-schreibt Jelinek die antike Tragödie mit ihren Beobachtungen einer humanitären Katastrophe der Gegenwart und des politischen und gesellschaftlichen Umgangs damit. Elfriede Jelinek hatte den Text für Nicolas Stemann geschrieben, der ihn auch 2015 im Rahmen des Festivals Theater der Welt als Koproduktion mit dem Thalia Theater Hamburg erstmals inszeniert. Die Ortlosigkeit dieses großen Chores, der auf diesem Boot » keinen Platz « zu haben scheint und » stört «, wird im folgenden Teil Wanderland mit der

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Eingangsfrage von Ingeborg Bachmanns Gedicht » Reklame « aufgegriffen: » Wohin aber gehen wir «. Bachmanns Gedicht ist durch seine Form als zweistimmiges Gedicht ausgewiesen. Die drängenden Fragen der ersten Stimme – » wohin gehen wir «, » was sollen wir tun «, » wohin tragen wir unsre Fragen « – werden durch die penetrante Heiterkeit einer zweiten Stimme beantwortet, die dazu rät, alle Probleme in die » Traumwäscherei « zu tragen: » ohne sorge sei ohne sorge «. Doch diese » Reklame «-Stimme ver-stummt angesichts der finalen » Totenstille «. Oder wird sie von der anderen Stimme zum Verstummen gebracht? Das karibische Flair der Steel-Drums im elektronischen Soundtrack, die rhythmische Prägung erzeugen geschäftige Betriebsamkeit, welche die Angst vor der » Totenstille « überspielt. Im zweiten Teil dieses Abschnitts wird das Suchen und Herumirren wieder in das Orchester verlegt. Er kulminiert im Gedicht » Meine Schreie verlier ich « von Ingeborg Bachmann, gesungen von der Mezzosopranistin. Der achte Teil Nachtmusik und Melodram trägt Züge eines Traumes: Manoury lässt hier die Stimmen der Schauspieler und der Sängerinnen verschmelzen zu einem großen Stimmengebilde. Musikalisch greift der Komponist hier auf einen Abschnitt aus » Ring « zurück und hebt so noch einmal die zyklische Verbindung zwischen diesen beiden Stücken hervor. Den Text zu diesem Abschnitt hat Manoury selbst verfasst. Unverkennbar ist der Sprachduktus von den inneren Monologen bei James Joyce inspiriert. Zugleich greift Manoury darin auf Motive von Jelinek und Bachmann zurück. Der achte Teil kulminiert erneut in einem Auszug aus einem Gedicht Ingeborg Bachmanns mit dem programmatischen Titel » Das Spiel ist aus «. Spätestens hier hat das Spiel – auch das künstlerische Spiel – seine kindliche Unschuld und Naivität verloren. Die Chöre kehren für den neunten Teil Mare nostrum zurück. Er beruht auf Auszügen aus Jelineks Coda zu » Die Schutzbefohlenen «. Hinein-gewoben ist erneut ein Gedicht von Ingeborg Bachmann, das von der Ungewissheit der Rückkehr handelt. Der gesamte Abschnitt ist eine gewaltige Steigerung, ein Exzess der Mittel, in dem die Konflikte zutage treten. Diese werden auch noch einmal in den Sprechtexten geschärft, die Stemann zu Beginn des zehnten Teils Abfahrt ( Nachspiel ) hinein flicht: Unversöhnt und unversöhnlich stehen die Haltungen gegenüber. Doch in einem mantraartigen Gesang, in dem jeder Chorsänger seine Stimme zwar individuell einsetzt, diese aber auch mit den anderen Stimmen verschmelzen lässt, deutet sich vielleicht eine neue Form von Harmonie an. Sie wird jedoch immer wieder durch Rufe Einzelner unterbrochen und gestört. In einer Art Epilog bleiben die beiden Sängerinnen übrig. Manoury kontrastiert hier Auszüge aus Friedrich Nietzsches Gedicht » Vereinsamt « mit einem » Denktagebucheintrag « von Hannah Arendt. Die transzendentale Unbehaustheit bei Nietzsche verwandelt sich in Hannah Arendts Worten zur existenziellen Heimatlosigkeit der Exilantin.

In Zeit und Raum – Zur EntstehungsgeschichteEs ist keine Seltenheit, dass neue Werke erst kurz vor der Auf-führung fertig werden. Auf das » Lab.Oratorium « trifft dies in vielfacher Hinsicht zu. Der Komponist hat die Arbeit an der

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Partitur am 20. März 2019 abgeschlossen, begonnen wurde sie im November 2018, die Konzeption erstreckte sich über mehr als zwei Jahre. Manoury hat sein jüngstes Stück nicht linear komponiert, sondern nach einem präzisen Formplan an verschiedenen Enden des Stückes gearbeitet. Die Chorpartien wurden zuerst kompo-niert – da diese den längsten Einstudierungsprozess voraussetzen

– zuletzt schrieb Manoury die Eingangssequenz des Werks, das zahlreiche Reminiszenzen respektive Vorausblicke auf das spätere Geschehen enthält. Zahlreiche Momente sind erst in den zwei Wochen vor der Uraufführung bestimmt worden, während einer kurzen und intensiven Probenphase in Köln. Seit dem 6. Mai 2019 haben Komponist, Regisseur, Sängerinnen und Schauspieler, Lichtdesigner und nicht zuletzt die Computermusikdesigner des Pariser IRCAM auf der Probebühne der Bühnen Köln und im Saal der Kölner Philharmonie das Werk erarbeitet. Ungewöhnlich lang für ein sinfonisches Projekt – außergewöhnlich kurz für ein thea-tralisches Werk und damit ein großes Wagnis für alle Beteiligten. Bewusst hat der Komponist in seinem Werk Raum gelassen für theatralische Momente, in der Partitur Textspuren notiert und offen gelassen wie sie konkret ausgestaltet werden durch den Regisseur Nicolas Stemann.

Die Zusammenarbeit mit Nicolas Stemann erfolgte auf Initiative des Komponisten und stellt eine Fortführung ihrer gemeinsamen Arbeit an » Kein Licht – ein Thinkspiel « dar: einem 2017 im Rahmen der Ruhrtriennale uraufgeführten Musik- und Theaterabend, der auf Modulen basiert, die Komponist und Regisseur im Rahmen der Probenarbeit schließlich gemeinsam » kom-poniert « haben im wörtlichen Sinne: Sie haben Text und Musik in einem offenen Prozess zusammen gesetzt und späteren Interpreten die Möglichkeit offen gelassen, eine andere Reihen-folge, eine andere Dramaturgie zu wählen für das Stück, das auf Texten von Elfriede Jelinek basiert. Auch die Erarbeitung der Dramaturgie und der Textauswahl des » Lab.Oratorium « erfolgte im engen Dialog zwischen den Künstlern, auch wenn der Komponist in diesem Fall die zeitliche Struktur, den Gesamtablauf geprägt hat und die Arbeit des Regisseurs sich auf die Entwicklung der Schauspieltexte, die Arbeit mit den Darstellern und die Inszenierung des Konzertes konzentrierte.

Die Idee des Komponisten, eine moderne Odyssee zu erzählen, die Geschichte eines Europas das verloren zu gehen droht, erfuhr einerseits eine Konkretisierung durch die aktuellen Geschehnisse im Mittelmeer und an den Grenzen Europas in den vergangenen Jahren. Eine Beschäftigung mit der Notlage im Mittelmeer erfolgte durch Begegnungen und Gespräche mit in der Seenotrettung engagierten Helfern. Sabine Grenard von der Organisation SOS Méditarranée bereitete für das Produktions-team Augenzeugenberichte von Seenotrettern auf und trug so zur Entwicklung des Stoffs bei. Aber auch der Besuch der Elbphilhar-monie Hamburg, mit ihrer Lage am Wasser und ihrer einzigartigen Architektur, haben die Grundidee maßgeblich geschärft, das Konzert als eine gemeinsame » Kreuzfahrt « mit unheimlichem Ausgang zu konzipieren und den Konzertsaal als ein Schiff zu begreifen. Vorangegangen sind der letzten Probenphase in Köln aber nicht zuletzt Aufnahmesitzungen im Februar 2019, in denen

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das Gürzenich-Orchester unter Leitung der Dirigentin Corinna Niemeyer Orchesterklänge aufgenommen hat, die Philippe Manoury im Pariser IRCAM elektronisch verwandelt hat, oder in denen Komponist, Regisseur und Schauspieler im Januar 2019 in den IRCAM-Studios mit dem Textmaterial experimentiert haben und dieses so für die Aufführung weiter entwickelt haben.

Hervorgehoben sei nicht zuletzt auch der Einsatz der Chor-leiter und Chor-Organisatoren, die mit Michael Ostrzyga und Marie Bering in Köln, Jörg Mall und Ilka Berger in Hamburg und Thomas Meugnot in Paris mit über 200 Sängerinnen und Sängern seit mehreren Monaten an der Realisierung der anspruchsvollen Partie für den Großen Chor gearbeitet haben.

Erkundung einer zeitgemäßen Orchestersprache Das » Lab.Oratorium « markiert den Abschluss eines einzig-artigen Werk-Zyklus. Erstmals in der Musikgeschichte erhielt mit Philippe Manoury ein Komponist den Auftrag zur Gestaltung einer Werktrilogie von Raummusiken für Orchester. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts haben zahlreiche Komponisten die Dimension des Raumes als musikalischen Parameter wieder entdeckt und zahlreiche Meisterwerke sind seither entstanden. Doch nie zuvor haben sich ein Orchester, sein Chefdirigent und ein Komponist so systematisch der gemeinsamen Erkundung dieser Dimension der Orchestersinfonik verschrieben. Am Beginn dieser Erforschung stand ein Befund: dass der Aufbau des Sinfonieorchesters sich seit der Mannheimer Schule und der Wiener Klassik kaum ver-ändert habe. Daraus folgte für den Komponisten konsequent die Frage: » Gibt es nicht eine andere sinnvolle Art, die Musiker in einem Orchester anzuordnen als die, die wir seit zweieinhalb Jahrhunderten kennen? « Manourys Fragestellung zielt selbstver-ständlich über die reine Aufstellung hinaus auf die daraus resultie-renden musikalischen Möglichkeiten – und die dahinter liegenden gesellschaftlichen Vorstellungen: » Müssen wir ad infinitum den hierarchisierten ›philharmonischen Klang‹ kultivieren, den uns die Tradition der Klassik und Romantik hinterlassen hat? Sollte man sich nicht in einer radikal zeitgenössischen Ästhetik ausdrücken und endlich jene Codes aufgeben können, die auf die soziale Ordnung von damals bezogen sind? Ist nicht der Augenblick gekommen, neue Klang-Ästhetiken zu erdenken, deren reiche Vielfalt und Kraft gerade aus Verschiedenheit und Vielschichtigkeit entstehen und die, statt das Publikum an der Peripherie zu isolie-ren, es im Zentrum aufnehmen würden? «

Solche Neudispositionen des Orchesterapparates fordern auch zu einem neuen kompositorischen Denken heraus. » Wenn ich bei einem Stück wie › In situ ‹, das ebenfalls die Musiker um das Publikum herum platziert, alle auf die Bühne setzen würde, würde es seine Bedeutung verlieren. Der Aufbau des Orchesters ist genauso wichtig wie die Klänge selbst. « Inspiriert wurde dieses Denken auch durch die Existenz neuer Konzertsaalarchitekturen wie jene der Kölner Philharmonie, der Elbphilharmonie Hamburg oder der Philharmonie de Paris. » In allen diesen Sälen sitzt das Publikum um das Orchester herum. Was bedeutet das für die Musik? Wenn wir schon solche neuen Säle haben, die auf den

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ersten Blick vielleicht eher nach architektonischen oder ästheti-schen Gesichtspunkten denn aus musikalischen so gebaut worden sind, sollten wir davon profitieren. Was ein Problem hätte werden können, wird so zu einem Glücksfall. « Mit » Ring « ist zum Auftakt der Trilogie ein neues Werk entstanden, das nach drei Kölner Aufführungen inzwischen vom Gürzenich-Orchester zum Auftakt des Musica-Festivals in Straßburg vorgestellt worden ist und erst kürzlich vom London Symphony Orchestra in der Londoner Bar-bican Hall nachgespielt wurde. Es ist konsequent und mutig, dass die Hamburger Elbphilharmonie und die Philharmonie de Paris sowie das Pariser IRCAM dieses neue Werk als Koproduktions- und Aufführungspartner mit entwickelt haben. Denn, so der Komponist Philippe Manoury optimistisch: » Es liegt noch viel mehr Neue Musik vor uns als hinter uns «.

Patrick Hahn

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We are on a boat right now.Are we all on the same boat? For the moment, yes.

Why are we on a boat? Because I am working on a new piece for the Gürzenich-Orchester with two choirs, singers, actors and electronic music. The piece is supposed to be a journey on the boat. The musicians, singers and actors are representing passengers or immigrants on a boat for an unknown destination. We are here because we have just visited the wonderful Elbphilharmonie with my friend Nicolas Stemann who is in charge of all the scenography of this project. We were working on a global definition of what this project should be, and what the text, the dramaturgy, the big contour will be. So that was a very intense meeting. I had this idea to put the boat in this story before coming to Hamburg where I have never been before. So it’s a sort of irony of the situation that we are now in a real boat and boats are everywhere in this wonderful city Hamburg.

So have a good trip. Yes, thank you.

22. Februar 2018, 15:21

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LAB.ORATORIUM

TEXTZUSAMMENSTELLUNG VON PHILIPPE MANOURY UND

NICOLAS STEMANN Neben den im Folgenden abgedruckten, von Philippe Manoury vertonten Texten besteht das Werk auch aus Spielszenen

und Sprechtexten, die von Nicolas Stemann während der Probenphase entwickelt worden sind und die zum Zeitpunkt der Drucklegung

noch nicht endgültig feststanden. Diese Abschnitte sind im nachfolgenden Libretto durch thematische Überschriften markiert. 

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TEX

TE

VORSPIEL

» WILLKOMMEN AN BORD « Textcollage Nicolas Stemann

Die große Fracht des Sommers ist verladen,das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit,wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit.Die große Fracht des Sommers ist verladen.

Das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit,und auf die Lippen der Galionsfigurentritt unverhüllt das Lächeln der Lemuren.Das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit.

Wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit,kommt aus dem Westen der Befehl zu sinken;doch offnen Augs wirst du im Licht ertrinken,wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit.

Ingeborg Bachmann » Die große Fracht «

AUSFAHRT UND REISE

Instrumental

GESCHICHTEN UND COCKTAILS

Die Häfen waren geöffnet. Wir schifften uns ein,die Segel voraus, den Traum über Bord,Stahl an den Knien und Lachen um unsere Haare,denn unsere Ruder trafen ins Meer, schneller als Gott.

Unsere Ruder schlugen die Schaufeln Gottes und teilten die Flut;vorne war Tag, und hinten blieben die Nächte,oben war unser Stern, und unten versanken die andern,draußen verstummte der Sturm, und drinnen wuchs unsre Faust.

Erst als ein Regen entbrannte, lauschten wir wieder;Speere stürzten herab und Engel traten hervor,hefteten schwärzere Augen in unsere schwarzen.Vernichtet standen wir da. Unser Wappen flog auf:

Ein Kreuz im Blut und ein größeres Schiff überm Herzen.

Ingeborg Bachmann » Die Häfen waren geöffnet «

» WIR SIND SO ENTTÄUSCHT VON DIESER KREUZFAHRT! «Textcollage Nicolas Stemann

Vielfalt lässt sich besonders gut mit einem malerischen Sonnenuntergang auskosten.

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Mezzosopran

Szene

Szene

Kammerchor

Sopran

Sopran

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Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft verschwimmen auf magische Weise und machen Platz für Fantasie, Entertainment und Genuss.

Es wird feurig: Fleischspieße werden über offenem Feuer gegrillt. Wir schneiden direkt am Tisch vom Spieß. Neben Rind, Schwein, Geflügel und Lamm bereiten unsere Grillmeister auch erstklassiges American Beef, Bisonfleisch oder Wagyū-Rind nach Ihren Wünschen zu.

Nicolas Stemann » Kreuzfahrtprosa «

Vom Lande steigt Rauch auf.Die kleine Fischerhütte behalt ich im Aug,denn die Sonne wird sinken,ehe du zehn Meilen zurückgelegt hast.

Das dunkle Wasser, tausendäugig,schlägt die Wimper von weißer Gischt auf,um dich anzusehen, groß und lang,dreißig Tage lang.

Auch wenn das Schiff hart stampftund einen unsicheren Schritt tut,steh ruhig auf Deck.

Die erste Welle der Nacht schlägt ans Uferdie zweite erreicht schon dich.Aber wenn du scharf hinüberschaust,kannst du den Baum noch sehen,der trotzig den Arm hebt

– einen hat ihm der Wind schon abgeschlagen– und du denkst: wie lange noch,wie lange nochwird das krumme Holz den Wettern standhalten?Vom Land ist nichts mehr zu sehen.Du hättest dich mit einer Hand in die Sandbank krallenoder mit einer Locke an die Klippen heften sollen.

Aus: Ingeborg Bachmann » Ausfahrt «

» ICH HATTE KEINE VORSTELLUNG DAVON, DASS DER WEG SO WEIT IST. « Textcollage Nicolas Stemann

GRODEK

Instrumental

Am Abend tönen die herbstlichen WälderVon tödlichen Waffen, die goldnen EbenenUnd blauen Seen, darüber die SonneDüstrer hinrollt; umfängt die NachtSterbende Krieger, die wilde KlageIhrer zerbrochenen Münder.

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Kammerchor

Mezzosopran

Sopran und Mezzosopran

Sopran und Kammerchor

Szene

Kammerchor und

Großer Chor

Kammerchor und

Großer Chor

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TE

Doch stille sammelt im WeidengrundRotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohntDas vergoßne Blut sich, mondne Kühle;Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.Unter goldnem Gezweig der Nacht und SternenEs schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;Und leise tönen im Rohr die dunklen Flöten des Herbstes.O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre,Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,Die ungebornen Enkel.

Georg Trakl » Grodek «

THEATER

» UND DANN FINDET MAN SICH PLÖTZLICH IN DER HÖLLE WIEDER. « Textcollage Nicolas Stemann

ANLEGEN

Jetzt schon zum dritten Mal der Donnerschlag!Und aus dem Meer taucht langsam Schiff auf Schiff.Versunkne Schiffe mit verkohltem Mast,versunkne Schiffe mit zerschossner Brust,mit halbzerfetztem Leib.

Und schwimmen stumm, unhörbar durch die Nacht.Und keine Welle schließt sich hinter ihnen.

Sie haben keinen Weg, sie werden keinen finden,kein Wind wird wagen, fest in sie zu greifen,kein Hafen wird sich öffnen.Der Leuchtturm kann sich schlafend stellen!

Wenn diese Schiffe bis ans Ufer kommen …Nein, nicht ans Ufer!Sie werden sterben wie die Fischzüge,die rund um sie auf breiten Wogen wiegenzu abertausend Leichen!

Ingeborg Bachmann » Vision «

Das Meer nimmt alle und alles auf, das Meer beklagt sich nicht, es nimmt alles und jeden, und Triton spießt uns auf seine Gabel wie Dosenfrüchte.

Verschwunden im Wasser, als Spur, ohne Spur, in irgendeinem Kielwasser, Abschaum, mit, ohne, egal.

Wir werden weniger sein, als wir jetzt sind, wir werden immer weniger werden, wir werden immer kommen und dann dezimiert werden, wir werden weniger sein, als wir vorher waren, wir werden nichts sein, das ist es ja, was sie wollten und was wir jetzt bekommen. Frieden. Wir werden endlich einen Frieden geben und still sein.

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Szene

Kammerchor und

Großer Chor

Kammerchor und

Großer Chor

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Wir legen uns auf den kalten Kirchenboden. Wir stehen wieder auf. Wir essen nichts. Wir müssen doch wieder essen, wenigstens trinken. Wir haben hier so ein Gezweig für den Frieden, so Zweige von der Ölpalme, nein, vom Olivenbaum haben wir abgerissen. Wir werden endlich einen Frieden geben und still sein und still sein.

Aus: Elfriede Jelinek » Die Schutzbefohlenen «

WANDERLAND

ReklameWohin aber gehen wirohne sorge sei ohne sorgewenn es dunkel und wenn es kalt wirdsei ohne sorgeabermit musikwas sollen wir tunheiter und mit musikund denkenheiter angesichts eines Endesmit musikund wohin tragen wiram bestenunsre Fragen und den Schauer aller Jahrein die Traumwäscherei ohne sorge sei ohne sorgewas aber geschiehtam bestenwenn Totenstille

eintritt

Ingeborg Bachmann » Reklame «

Instrumental

Meine Schreie verlier ichwie ein anderer sein Geldverliert, seine Moneten, sein Herz, meine großen Schreie verlier ich in Rom, überall, in Berlin, ich verlier auf den Straßen Schreie, wahrhaftige, bis mein Hirn blutrot anläuft innen, ich verlier alles, ich verlier nur nicht das Entsetzen, daß man seine Schreie verlieren kann jeden Tag und überall

Ingeborg Bachmann »Meine Schreie verlier ich«

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Mezzosopranund Sopran

Mezzosopran

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NACHTMUSIK UND MELODRAM

» DAS BOOT ZITTERT VOR ANGST. « Textcollage Nicolas Stemann

Ich bin geflohen und vielleicht bin ich geflogen. Ich riss mich von der Erde los.

Ich bin geflohen und vielleicht bin ich geflogen. Ich riss mich von der Erde los, hin zur Schwerelosigkeit. Der Boden öffnete sich unter meinen Füßen und ich sah eine große Tiefe unter mir. Alle, die mir vorausgegangen waren, marschierten darin wie Ameisen, und ich wollte hinterher.

Der Boden öffnete sich unter meinen Füßen …

Aber sie eilten zu tief unten davon und ich war zu hoch oben in der Luft. Dann drang ein Lärm bis zu mir herauf und zog mich in die Tiefe.

… und ich sah eine große Tiefe unter mir.

Riverrun. It doesn’t matter, the water … water everywhere! Das Wasser ist überall. Es wird uns alle in die Tiefe reißen. The sea is open, please come in. Es ist Platz für alle da. Das Versprechen einer unvergesslichen Reise. Hört ihr nicht die Sirenen am Meeresgrund?

Riverrun. A way a lone a last a loved a long the riverrun! Es sind die Wellen, die jetzt regieren.

Riverrun. Das Wasser ist überall. Es sind die Wellen, die jetzt regieren.

Water everywhere! A way a lone a last a loved a long the riverrun! Solange eine Welle eine andere vor sich her schiebt, werde ich mich von dieser Erde entfernen, bis zu dem Moment, in dem die Erde sich wieder erheben wird, um ihre Rechte zurück zu fordern, und damit das Recht, das die Menschen beschlossen haben, auf andere Menschen anzuwenden, als ob die Erde ihnen ein Privileg gewähren würde, weil sie diese Erde besitzen wollen, die sich nicht bewegt und die sich umgraben lässt und kultivieren und in Stücke schneiden oder in Parzellen aufteilen, die jeder sich aneignet, während das Meer nicht teilbar ist.

Solange eine Welle eine andere vor sich herschiebt.

Aber das Meer ist es, das uns verschlingt, weil sein Appetit unersättlich ist und es den Menschen nie gelungen ist, es zu zähmen.

Szene

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Sopran undMezzosopran

Sopran undMezzosopran

Sopran undMezzosopran

Schauspieler

Schauspieler

Schauspieler

Sopran

Mezzosopran

Schauspieler

Schauspieler

Sopran und Mezzosopran

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Werde ich mich von dieser Erde entfernen, bis zu dem Moment, in dem die Erde sich wieder erheben wird, um ihre Rechte zurück zu fordern und damit das Recht, das die Menschen beschlossen haben, auf andere Menschen anzuwenden, als ob die Erde ihnen ein Privileg gewähren würde.

Mal de mer, mal des nerfs. Wir sollen aussteigen. Go out! Das dunkle Wasser, tausendäugig, hat uns am Ufer abgesetzt, und wir müssen laufen. Die Wellen sind nun nicht mehr da, um uns vorwärts zu treiben. Wir müssen uns verstecken, weil dieser Boden nicht uns gehört, sagt man uns. Grenzen, Lager, Zäune, Absperrungen, Mauern, Papiere und der ganze Basar … Holà! N’avancez plus! Cékilui? Où vas-tu, Bouffre? Klopf, klopf, nicht eintreten.

» H.C.R. «, » H.C.R. «

Faits comme des rats. » H.C.R. « Haut Commissariat aux Réfugiés. Here Come Rats. Holy Cultural Roots. Rats eats roots. Klopf, Klopf … es ist geschlossen.

Nach Norden, immer weiter weg von unserem Land.

Nach Norden. Wir klettern wie Ameisen nach Norden. Immer weiter weg von unserem Land. Und dennoch sind unsere Träume immer noch mit Geistern bewohnt. Und wenn das Exil zum normalen Schicksal der Menschheit geworden wäre? Mein Platz ist nirgendwo und ich werde die Länder durchstreifen, die wissen, dass sie ohne Wasser sterben werden. Das Wasser befindet sich in einem permanenten Exil. Ich weiß, dass ich am Ende ins Meer stürzen werde. Aber vorher – werde ich säen! Das Land befruchten, denn wenn niemand Spuren hinterlässt, wird nichts passieren. Tiere düngen das Land und verhindern die Wüstenbildung. Menschen müssen dasselbe tun. Fürchte dich nicht!

Philippe Manoury, Deutsch von Patrick Hahn

Mein lieber Bruder, wann bauen wir uns ein Floß und fahren den Himmel hinunter? Mein lieber Bruder, bald ist die Fracht zu groß und wir gehen unter.Mein lieber Bruder, wir zeichnen aufs Papier viele Länder und Schienen. Gib acht, vor den schwarzen Linien hier fliegst du hoch mit den Minen.Mein lieber Bruder, dann will ich an den Pfahl gebunden sein und schreien. Doch du reitest schon aus dem Totental und wir fliehen zu zweien.

Aus: Ingeborg Bachmann » Das Spiel ist aus «

Schauspieler

Schauspieler

Schauspieler

Schauspieler

Sopran und Mezzosopran

Sopran und Mezzosopran

Sopran und Mezzosopran

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TEX

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MARE NOSTRUM

Kein Wort bricht ins DunkelKein Gott hebt die Hand –

Wohin ich auch blick Sich türmendes Land.

Keine Form, die sich löset Kein Schatten der schwebt.

Und immer noch hör ich’s:

Zu spät, zu spät.

Aus: Hannah Arendt » Denktagebuch «

Ich bin der Anfang, der schuf, Himmel und Erde, Verzeihung, das Wasser natürlich auch! Das wird noch gebraucht, das brauchen wir fürs nasse Grab, so wird es auch gern genannt von denen, die in Wegrichtung Ertrinken unterwegs sind, wir schaffen das! Wir schaffen das jetzt sogar noch besser. Denn unser schönes Meer, auf das wir uns so verlassen hatten, ist jetzt weg, mare nostrum, das ist jetzt fort und abgeschafft.

Mare Nostrum

Alles rückt aus, um Überschwemmungen zu verhindern und noch Schlimmeres zu verhindern, und zu verhindern, zu verhindern, dass Menschen, Menschenzüge Sie überfluten, ein wahres, nein, ein unwahres Meer, ein Meer zum Meer, ein Meer ins Meer, wo sie enden, wo sie endlich enden, und schon sind es einige weniger, die das sind, dafür kommen immer mehr in entscheidenden Zügen, in schon auf dem Wasser verscheidenden verschiedenen Booten, sie kommen, und das muss verhindert werden, das sehen wir ein …

Meer, ein Meer zum Meer, ein Meer ins Meer

Menschen wie wir gehören eingezäumt, nein, eingezäunt, Entschuldigung, gezähmt gehören wir Wilden, damit wir Sie nicht überschwemmen, nein, nein, das darf nicht sein, das zeigt, wie wichtig Hilfe ist und solidarische Zusammenarbeit gegen uns, in Krisen besonders, ja, auch im Alltag, ja, aber in Krisen besonders, da müssen wir Menschenfluten verhindert werden.

Gezähmt gehören wir Wilden, nein, nein, das darf nicht sein, da müssen wir Menschenfluten verhindert werden.

Da müssen wir Menschenfluten verhindert werden.

Chöre

Chöre

Chöre

Schauspieler

Schauspieler

Sopran undMezzosopran,

Chöre

Chöre

Chöre

Sopran

Sopran

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Schauspieler

Sopran undMezzosopran

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Mare Nostrum. Da sind Sie solidarisch mit sich selbst. Mare nostrum.

Da sind Sie solidarisch mit sich selbst. Das müssen Sie sein und da helfen Sie mit der Nachbarschaft zusammen, dass wir Sie nicht überrennen wie Wasser. Mare Nostrum.

Mare Nostrum, da sind Sie solidarisch mit sich selbst, das müssen Sie sein, mit wem denn sonst, in erster Linie mit sich selbst, ja, und da helfen Sie mit der Nachbarschaft zusammen, dass wir Sie nicht überrennen wie Wasser, da sind Sie solidarisch, Einsatzbereitschaft natürlich vorausgesetzt, denn die ist nun mal nicht natürlich, nicht von Natur aus, ja, und da ist diese Bereitschaft ja schon, bravo!, denn Sie haben offenbar immer Bereitschaftsdienst, wenn es gilt, das versteht jeder.

Aus: Elfriede Jelinek » Die Schutzbefohlenen «

Wenn einer fortgeht, muss er den Hutmit den Muscheln,

die er sommerübergesammelt hat,

Wenn einer fortgeht,

ins Meer werfen

und fahren mit wehendem Haar,

er muss den Tisch,

den er seiner Liebedeckte,

ins Meer stürzen,

er muss den Rest des Weins,der im Glas blieb,

ins Meer schütten,

er muss den Fischen sein Brot gebenund einen Tropfen Blut ins Meer mischen,

ins Meer mischen,

er muss sein Messer gut in die Wellen treibenund seinen Schuh versenken,Herz, Anker und Kreuz,

und fahren mit wehendem Haar!Dann wird er wiederkommen.

Sopran undMezzosopran

Mezzosopran

Mezzosopran

Großer Chor

Kammerchor

Kammerchor

Mezzosopran

Mezzosopran

Mezzosopran

Chöre

Chöre

Chöre

Kammerchor

Großer Chor

Mezzosopran

Chöre

Schauspieler

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Wann?

Frag nicht.

Ingeborg Bachmann » Lieder von einer Insel «

Und wir verlernen die Rückkehr, wir verlernen, wie es vorwärts geht, wir sehen mit den Augen, was uns zu Hause gesagt wurde,aber jetzt sehen wir etwas ganz anderes. Wir leben. Wir leben. Hauptsache, wir leben, und viel mehr ist es auch nicht als leben nach Verlassen der heiligen Heimat. Wir flohen, von keinem Gericht des Volkes verurteilt, von allen verurteilt dort und hier. Das Wißbare aus unserem Leben ist vergangen, nichts ist Gegenstand des Wissens mehr.Es ist auch nicht mehr nötig, etwas in Begriff zu nehmen. Man sagt uns nichts, wir erfahren nichts, wir werden bestellt und nicht abgeholt, wir müssen hier erscheinen und dann dort, doch welches Land wohl, welches Land können betreten wir?

Aus: Elfriede Jelinek » Die Schutzbefohlenen «

ABFAHRT NACHSPIEL 

» LASST SIE DOCH ERTRINKEN! « Textcollage Nicolas Stemann

Fast hätte uns die See vernichtet, fast hätten uns die Berge vernichtet.

Doch wo werden wir übermorgen sein und danach?

Fast hätte uns die See vernichtet, fast hätten uns die Berge vernichtet.

Wieso sind Sie hier auch zornig auf uns? Das verstehen wir nicht.

Wenn Sie überall Angst haben, werden Sie sagen, warum sind Sie dann hergekommen?

Doch wo werden wir übermorgen sein und danach?

Wir sind längst schmerzbefreundet, ja, aber was haben wir hier getan, dass Sie uns in Angst halten, Angst überall …

Was sollen wir machen gegen euch?Was haben wir hier getan, dass Sie uns in Angst halten.Das Wasser trifft die Schuld.Angst überall, Angst vor den Meinen. Sie sind ja alle weg, alle tot, nur ich nicht, ich bin jetzt da.Der Horizont wird zum Nichts, am Gebirge endet er.Trotz unseres Flehens kehrtet ihr euer Antlitz ab.

Chöre

Chöre

Mezzosopran

Chöre

Szene

Chöre

Chorsopran- Solo

Chorsopran- Solo

Chortenor- Solo

Chortenor- Solo

GesprocheneSätze

Choralt-Solo

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Ich lasse mich treiben auf unsichtbaren Wellen, aber nützt mir das was? Es nützt mir nichts! Alle tot, sowieso, warum also sollte ich, als letzter, noch leben? Grade noch. So eben. Wer sagt das? Keiner antwortet.Unsere Existenz ist unser Zahlungsmittel, ein andres haben wir nicht.Wir müssen uns vor allem und jedem fürchten.Wir stehen zusammen, was bleibt uns übrig, bevor sie uns trennen.

Textcollage Philippe Manoury mit Fragmenten von Elfriede Jelinek aus: » Die Schutzbefohlenen «

Die Krähen schrei’n Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:Bald wid es schnei’n – Wohl dem der jetzt noch – Heimat hat.

Die Welt – ein Tor Zu tausend Wüsten stumm und kalt!Wer das verlor, Was du verlorst, macht nirgends Halt.

Flieg, Vogel, schnarr Dein Lied, im Wüstenvogel-Ton!

Versteck, du Narr, Dein blutend Herz in Eis und Hohn! Weh dem, der keine Heimat hat!

Aus: Friedrich Nietzsche »Vereinsamt«

Die Traurigkeit ist wie ein Licht im Herzen angezündet,Die Dunkelheit ist wie ein Schein, der unsere Nacht ergründet. Wir brauchen nur das kleine Licht der Trauer zu entzünden, Um durch die lange weite Nacht wie Schatten heimzufinden. Beleuchtet ist der Wald, die Stadt, die Straße und der Baum. Wohl dem, der keine Heimat hat; er sieht sie noch im Traum.

Aus: Hannah Arendt » Denktagebuch «↗

Sopran

Sopran

Mezzosopran

Mezzosopran

Sopran undMezzosopran

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Rinnat Moriah Sopran

Rinnat Moriah, 1984 in Israel geboren, studierte am Curtis Institute of Music in Philadelphia. Die junge Sopranistin debütierte im Sommer 2011 als Zerbi-netta in der Oper » Ariadne auf Naxos « von Richard Strauss in Montepulciano, 2012 am Theater an der Wien als Brigitta in Tschaikowskys » Jolanthe « sowie als Waldvogel in Wagners » Sieg-fried « am Teatro alla Scala in Mailand unter Daniel Barenboim. Sie sang zahl-reiche Werke zeitgenössischer Kompo-nisten wie Elliot Carter, Sofia Gubai-dulina, Harrison Birtwistle, Luciano Berio, Johannes Kalitzke, Wolfgang Rihm, Vito Zuraj und Jacob Druckman. Im Konzerthaus Berlin hat sie Georg Katzers » Das Kleine Latinum « urauf-geführt, einen Liederkreis, der für sie und das Scharoun Ensemble Berlin komponiert wurde. Konzerte gab sie unter anderem mit der Staatskapelle Berlin, den Essener Philharmonikern, den Stuttgarter Philharmoniker und mit dem Ensemble Modern. Heute ist sie das erste Mal beim Gürzenich-Orchester Köln zu Gast.

Tora Augestad Mezzosopran

Tora Augestads Vielseitigkeit inspiriert Komponisten, Regisseure und Diri-genten zugleich. Die 1979 in Bergen geborene Sängerin und Schauspielerin studierte sowohl klassische Musik als auch Jazzgesang und widmet sich insbesondere dem Repertoire von Kurt Weill und Hanns Eisler sowie zeitgenössischen Komponisten. Sie konzertierte unter anderem mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester, den   Bamberger Symphonikern, dem Ensemble Modern, dem Bergen Philharmonic Orchestra und dem Klangforum Wien. Regelmäßig steht sie in Produktionen des Regisseurs Christoph Marthaler international auf der Bühne. Tora Augestad wurde mit dem begehrten Lotte-Lenya-Preis ausgezeichnet und als » Performer of the Year « von der Norwegischen

Komponistengesellschaft geehrt. Seit  2015 ist sie Künstlerische Leiterin des Hardanger Music Festivals in Nor-wegen. Heute ist sie das erste Mal beim Gürzenich-Orchester Köln zu Gast.

Patrycia Ziolkowska Schauspielerin

Patrycia Ziolkowska, geboren 1979 in der Nähe von Warschau, erhielt ihre Ausbildung an der Westfälischen Schauspielschule Bochum. Es folgten Engagements in Hannover, Bonn, Hamburg sowie an der Volksbühne Berlin, an der Schaubühne Berlin und am Schauspiel Köln. Für ihre Kriem-hild in Hebbels » Nibelungen «, 2008 am Schauspiel Köln in der Regie von Karin Beier, wurde Ziolkowska als beste Hauptdarstellerin Nordrhein -

-Westfalens geehrt und für den Faust-Theaterpreis nominiert. Von 2009 bis 2016 war Ziolkowska festes Ensemblemitglied des Thalia Theaters Hamburg. Für ihre darstellerische Leistung in » Faust I + II « in der Regie von Nicolas Stemann erhielt sie 2012 den Rolf-Mares-Preis. Mit Film-regisseur Fatih Akin entstand zunächst der Kinofilm » Solino «, 2007 feierte der mehrfach ausgezeichnete Film » Auf der anderen S.  « als Wettbewerbsbei-trag in Cannes seine Weltpremiere. Seit der Spielzeit 2017/18 ist Patrycia Ziolkowska festes Ensemblemitglied am Schauspiel Frankfurt.

Sebastian Rudolph Schauspieler

Sebastian Rudolph, 1968 in Berlin geboren, arbeitete nach seinem abgebrochenen Schauspielstudium an allen großen Theatern im deutsch-sprachigen Raum. Er war festes Ensemblemitglied am Schiller Theater Berlin, dem Schauspielhaus Zürich unter Christoph Marthaler sowie am Thalia Theater Hamburg. Er prägte Arbeiten von Regisseuren wie Luc Bondy, Falk Richter, Stefan Pucher, Luk Perceval, Jette Steckel, Johann Simons und Nicolas Stemann, als

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dessen » Faust « er 2012 Schauspieler des Jahres wurde. Zudem trat er in der Rolle des » Hamlet « unter der Regie von Christoph Schlingensief auf. In Kino- und Fernsehproduktionen ist er häufig zu sehen, darunter Filme wie » Manta – Der Film «, » Stalingrad «, » Die Spiegel-Affäre «, » Der Haupt-mann « oder » Dark «.

IRCAM

Das IRCAM – Institute for Research and Coordination in Acoustics / Music – wurde 1977 von Pierre Boulez mitbegründet. Es ist eines der weltweit größten öffentlichen Forschungs-zentren, das sich sowohl der musika-lischen Praxis als auch der wissen-schaftlichen Forschung auf dem Gebiet von Musik und Akustik widmet. Diese weltweit einzigartige Einrichtung mit Sitz im Centre Pompidou in Paris setzt sich aus über 160 Mitarbeitern aus den Bereichen Kunst, Technik und Wissenschaft zusammen und wird von Frank Madlener geleitet.

Thomas Goepfer Computermusikalische

Realisation

Thomas Goepfer gehört als Spezialist für Computermusik dem IRCAM Paris an. Von 2000 bis 2004 studierte er Querflöte bei Philippe Bernold sowie Angewandte Elektroakustik und Computeranwendungen am Conser-vatoire national supérieur musique et danse in Lyon. Am renommierten IRCAM-Institut widmet er sich seit 2005 der musikalischen Forschungund Komposition und hat mit zahl-reichen Komponisten und Künstlern zusammen gearbeitet, darunter Ivan Fedele, Gilbert Amy, Stefano Gervasoni, Cristina Branco, Philippe Manoury und Héctor Parra.

Rainer Casper Lichtdesigner

Rainer Casper ist Lichtgestalter und -installateur für Theater und

Oper. Er arbeitete am Schauspiel Köln, am Schauspiel Hannover, am Central Theater in Leipzig sowie an der Berliner Volksbühne, wo seine langjährige Zusammenarbeit mit Frank Castorf begann. Mit Castorf hat er unter anderem in Bayreuth Richard Wagners » Ring « in Szene gesetzt sowie Wolfgang Rihms Oper » Jacob Lenz « bei den Wiener Festwochen. Die  Zusammen-arbeit mit Nicolas Stemann führt zurück bis in die 1990er Jahre an der Volksbühne Berlin. Ihre letzte gemeinsame Zusammenarbeit mit Philippe Manoury war » Kein Licht – ein Thinkspiel « anlässlich der Ruhr triennale 2017.

Hossein Pishkar Musikalischer Assistent

Hossein Pishkar, geboren 1988, wurde mit dem » Deutschen Dirigentenpreis 2017 « sowie mit dem »Ernst-von-Schuch-Dirigenten-preis« in Dresden ausgezeichnet. Pishkar absolvierte zunächst ein Kompositionsstudium in Teheran, bevor er 2012 nach Deutschland kam, um an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf Orchester-leitung bei Rüdiger Bohn zu studieren. In der Saison 2018 / 19 debütiert er als Gastdirigent bei der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, dem Royal Danish Orchestra in Kopenhagen und dem Staatsorchester Stuttgart. Pishkar dirigiert wiederholt bei den Düssel-dorfer Symphonikern, beim Orches-tre Philharmonique de Strasbourg sowie beim WDR Sinfonieorchester. In der darauffolgenden Saison wird Pishkar sein Debüt bei den Bremer Philharmonikern und den Nürnberger Symphonikern geben. In der Saison 2018 / 19 ist Hossein Pishkar musikalischer Assistent und Kodirigent des Gürzenich-Orchester Köln für den dritten Teil der Köln-Trilogie » Lab.Oratorium « von Philippe Manoury.

BIO

GR

AF

IEN

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Der Rundfunkchor des SWR gehört zu den internationalen Spitzen-ensembles unter den Profichören. Seit über siebzig Jahren widmet sich das Ensemble mit Leidenschaft und höchster sängerischer Kompetenz der exemplarischen Aufführung und Weiterentwicklung der Vokalmusik. Die instrumentale Klangkultur und die enorme stimmliche und stilistische Flexibilität der Sängerinnen und Sänger sind einzigartig und faszinieren nicht nur das Publikum in den inter-nationalen Konzertsälen, sondern auch Komponisten und Komponistin-nen. Seit 1946 hat der SWR jährlich mehrere Kompositionsaufträge ver-geben. Über 250 neue Chorwerke hat das Ensemble uraufgeführt und dabei häufig das Unmögliche möglich und das Undenkbare denkbar gemacht. Neben der zeitgenössischen Musik widmet sich das SWR Vokalensemble vor allem den anspruchsvollen Chor-werken der Romantik und der klassi-schen Moderne. Künstlerischer Leiter ist seit 2003 Marcus Creed.

Léo Warynski studierte Orchester-dirigieren bei François-Xavier Roth am Konservatorium in Paris. 2016 dirigierte er die Oper » Mirida « von Ahmed Essyad am Straßburger Opern-haus und debütierte beim Ensemble Intercontemporain. 2018 dirigierte er die Uraufführung der Oper » Papillon Noir « von Yann Robin in Marseille, die Oper » Seven Stones « von Ondrej Adamek beim Festival d’Aix en Pro-vence sowie die französische Erstauf-führung von » 200 Motels « von Frank Zappa in Straßburg und Paris. Léo Warynski ist Künstlerischer Direktor des Vokalensembles Les Métaboles und seit 2014 Musikalischer Leiter des Pariser Ensemble Multilatérale. Für das heutige Konzert studierte er mit dem SWR Vokalensemble die Chorpartitur des » Lab.Oratorium « von Philippe Manoury ein.

SWR VOKALENSEMBLE

LÉO WARYNSKI EINSTUDIERER

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SopranBarbara van den Boom

Kirsten DropeUte Engelke

Wakako NakasoLisa Rothländer

Eva-Maria SchappéDorothea Winkel

AltSabine Czinczel

Stefanie Gläser-BlumenscheinJudith Hilger

Dominika HirschlerUlrike Koch

Livia KretschmannWiebke Wighardt

Ute Wille

TenorFrank Bossert

Johannes KaleschkeChristopher Kaplan

Rüdiger LinnHans-Jörg Mammel

Julius PfeiferAlexander Yudenkov

BassGeorg Gädker

Bernhard HartmannFrederick Martin

Torsten MüllerPhilip Niederberger

Mikhail NikiforovMikhail Shashkov

CH

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Für die Uraufführung von Philippe Manourys » Lab.Oratorium « wurde ein  Chor aus musikbegeisterten Kölner  Bürgerinnen und Bürgern zusammengestellt. Unter dem Namen »  Lab.Chor « vereint er Amateur-sängerinnen und -sänger von 17 bis 78 Jahren aus Köln und Umgebung, die unter anderem in Chören wie dem Rheinischen Kammerchor, dem Oratorienchor Brühl, dem Bachchor Bonn, der Kantorei Dormagen, dem Mädchenchor am Kölner Dom sowie den Chören der Universität zu Köln aktiv sind. Über einen Monat lang haben sich die über 100 Mitglieder intensiv auf die Konzerte in der Kölner Philharmonie vorbereitet und mit Michael Ostrzyga die anspruchsvolle Partie einstudiert. Daraufhin folgten Proben mit dem Komponisten Philippe Manoury, Gürzenich-Kapellmeister François-Xavier Roth und Regisseur Nicolas Stemann.

Michael Ostrzyga, Dirigent und Komponist, Leiter des Collegium musicum sowie Dirigent von Chören und Orchestern der Universität zu Köln, hat projektweise unter anderem mit den San Diego Choral Scholars, dem Boston Modern Orchestra Project, dem Ensemble Musikfabrik, den Bochumer Symphonikern und der Neuen Philharmonie Westfalen zusammengearbeitet. Er hat zahl-reiche Uraufführungen dirigiert, dar-unter Werke von Martin Herchenröder, Friedrich Jaecker, Jan Masanetz, Gerhard Stäbler und Manfred Trojahn. Als Komponist erhielt er Kompositions-aufträge vom Schleswig Holstein Musik Festival und der Harvard University, zu den Interpreten seiner Werke zählen das Raschèr Saxophon Quartet, die Jenaer Philharmonie, zahlreiche Chöre weltweit sowie in der kommenden Saison der MDR-Rundfunkchor, das ChorwerkRuhr sowie Concerto Köln. Neue Werke entstehen gerade für den Kammerchor Stuttgart und Anna-Maria Hefele im Auftrag von Frieder Bernius sowie für das 12. World Symposion on Choral Music 2020 in Auckland, Neuseeland.

LAB.CHOR MICHAEL OSTRZYGA

EINSTUDIERER

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SopranAnke BauerBarbara Beier Felicitas Birckenbach Susanne BlumenthalMichaela BrunssenEva CorzeliusEileen DömerBeate DrescherHelene ElsnerAlice Engels Rahel FischerSofia Fischer Brigitte FlockSusanne GehseJohanna GrimmMonika Hermans-KrügerTessy HubertyKatharina-Sara Huhn Anna-Doreen JünglingJosie KaiserMarion KüpperViola LenzingNicolin Lichthardt Ling Ling Luan-BlumUrsula LuxHeike MartinBirgitta MensinckAnni MichelmannBrigitte MühlhausenSabine NitzBarbara NöthenMonika Payen-SchlichtBeate PohlLiv RedemannRicke RodekirchenSusanne RöhlKatharina RottéJudith SchrothAnne-Kathrin SonnenbergHelganna TrantesVanessa UkiriSara Voß Ilona WardelmannPatricia Wolf

AltJohanna Blitsch Lisa BohleBettina BongartzChristel BoßbachDagmar Bredow vonKathrin BrunzemaMarion ButzDörte Fistl Monika Groß KlaesUlrike GrunerSarej HajabiGulê HajabiHeike Höpfner Karin HüskenPaula KleineConny KoepplAnnelie KretzschmarPaula Ingrid LenzLeonie LiedgensIngrid LindblomHeidrun LudewigSonja MüllerJutta Müller-SalgetHayedeh NahreyniAnke PattAnabel RettIlka ScheuChrista SchölerUrsula SellmannAnnette SiebenViola Springer Katrin WeningerPetra Zeibig

TenorEva-Maria AntzMechthild BüscherClaire DichterRainer W. FabriciusElisabeth FetizonBettina GüntzelHeinz-D HaunMaria HeuvelmannStephan JansenAgnes KeizersMartin MielzarekErnst-Wilhelm RietschelThomas TöpkeYvonne Welling

BassGregor DeublerClemens EhsesChristoph EnklerKlaus Espeter-SiebenAlois FinkeSebastian JacobsGünter KallabisHenning KartzinskiGeorg KongehlStefan KuntzReinhold PfeiferTobias Schaaf Heinrich SchmitzSimon SchneiderYannick VogtUdo Welfens

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François-Xavier Roth, seit Beginn der Spielzeit 2015/16 Gürzenich- Kapellmeister und Generalmusikdirektor der Stadt Köln, gehört zu den charismatischsten und mutigsten Dirigenten seiner Generation. Sein Repertoire reicht von der Musik des 17. Jahrhunderts bis zu zeitge nössischen Werken und umfasst alle Gattungen. Im Jahr 2003 gründete er das innovative Orchester » Les Siècles «, das sowohl auf neuen wie auf alten Instrumenten musiziert, je nach Werk, und oftmals im Wechsel während des gleichen Konzertes. Er ist Erster Gastdirigent des London Symphony Orchestra und » Associate Artist « der Pariser Philharmonie, die diese Position eigens für ihn schuf, um die Vielfalt seines Wirkens zu würdigen.

Roth ist für seine ungewöhn-liche Programmgestaltung bekannt, sein geradliniger Ansatz und seine Überzeugungskraft werden in aller Welt geschätzt. Er arbeitet mit führenden Orchestern zusammen, darunter die Berliner Philharmoniker, das Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und das Boston Symphony Orchestra. In  seiner vierten Spielzeit an der Kölner Oper dirigiert François- Xavier Roth Neuproduktionen der » Salome « von Richard Strauss und » Die Groß herzogin von Gerolstein « von  Jacques Offenbach, anlässlich des 200-jährigen Geburtstages des in  Köln  geborenen Komponisten.

Seine zahlreichen CD-Ein-spielungen, u. a. mit dem London Symphony Orchestra ( LSO ) und dem SWR Sinfonieorchester, dessen Chefdirigent er von 2011–2016 war, genießen hohe Wertschätzung und werden regelmäßig mit bedeutenden

Auszeichnungen gewürdigt. Im November 2017 ist Mahlers 5. Sinfonie als erste CD mit dem Gürzenich-Orchester erschienen, im Februar 2019 folgte Mahlers 3. Sinfonie. In Köln setzt Roth die Zusammenarbeit mit Philippe Manoury als » Komponist für Köln « fort und dirigiert in der Saison 2018/19 die Uraufführung des abendfüllenden Oratoriums » Lab.Oratorium «, welches das Gürzenich-Orchester auch in der Philharmonie de Paris und der Hamburger Elbphiharmonie vorstellen wird.

Kinder- und Mitmachkonzerte und grenzüberschreitende Projekte mit unterschiedlichen KünstlerInnen, wie in den letzten Spielzeiten mit jungen TänzerInnen, dem Orchester der Rheinischen Musikschule, dem Kölner Elektro-Label Kompakt und dem iranischen Sänger Shahin Najafi, gehören zu den festen Bestandteilen seiner Arbeit. Der » Junge Ohren Preis « zeichnete 2017 das Musikver-mittlungsprogramm » Ohrenauf! « des Gürzenich-Orchester Köln aus und würdigte damit auch dessen aktive Unterstützung und Förderung durch François-Xavier Roth. Darüber hinaus leitet er das wegweisende Panufnik Young Composer Scheme des LSO und gründete gemeinsam mit dem Festival Berlioz und » Les Siècles « das Jeune Orchestre Européen Hector Berlioz, eine Orchesterakademie, die über eine eigene Sammlung historischer Instru-mente verfügt. Auch die Orchester-akademie des Gürzenich-Orchesters unterstützt er tatkräftig.

Für seine Verdienste als Musiker, Dirigent und Lehrer wurde François- Xavier Roth 2017 mit dem französischen Verdienstorden » Chevalier de la Légion d’Honneur « ausgezeichnet.

FRANÇOIS-XAVIERROTH

DIRIGENT

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Philippe Manoury, geboren 1952, gilt als einer der wichtigsten französischen Komponisten, als ein Forscher und Wegbereiter auf dem Gebiet der Musik mit Live-Elektronik. Trotz seiner intensiven Ausbildung als Pianist und Komponist sieht er sich als Autodidakt: » Die Komposition muss aus einer inneren Sehnsucht heraus geboren werden und erfordert kein Gepäck an Vorbedingungen. « Seinen Zugang zum großen Orchester prägt das Moment der Interaktion: Er macht es zu einem Klanglaboratorium, in dem neue Möglichkeiten des Zusammenspiels erprobt werden. Nach Lehrtätigkeit in Brasilien arbeitete er ab 1981 an der Entwicklung der Programmiersprache für interaktive Live-Elektronik MAX-MSP am Pariser IRCAM gemeinsam mit dem Mathematiker Miller Puckette. In verschiedenen pädagogischen und künstlerischen Positionen arbeitete Manoury unter anderem mit dem Ensemble Intercontemporain, am Konservatorium in Lyon, er unterrichtete an der University of California San Diego und in Straßburg

an der Académie Supérieure de la Haute École des Arts du Rhin. Im Rahmen des Straßburger Festivals » Musica « gründete er 2015 seine eigene Akademie für junge Komponisten. Seit 2017 ist er Inhaber des prestigereichen » Chaire Annuelle de Création Artistique « am Collège de France. Für seine Werke ist Manoury mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden.

François-Xavier Roth und das Gürzenich-Orchester haben Philippe Manoury 2015 zum ersten » Kom-ponisten für Köln « ernannt. Für das Gürzenich-Orchester Köln schrieb er neben dem Flötenkonzert » Saccades «, das von Emmanuel Pahud 2018 urauf-geführt wurde, ein großangelegtes Raumwerke-Triptychon: Im Mai 2016 kam der erste Teil » Ring « für großes, im Raum verteiltes Orchester zur Aufführung. Ein Jahr später folgte die Kölner Premiere von » In situ « für Ensemble, Streichorchester und acht Orchestergruppen im Raum. Im heu-tigen Konzert folgt der abschließende dritte Teil, das » Lab.Oratorium «, inszeniert von Nicolas Stemann.

PHILIPPE MANOURY

KOMPONIST

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Nicolas Stemann, geboren 1968, studierte Regie am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und am Institut für Theater, Musiktheater und Film in Hamburg. In seinen Inszenierungen spielt Musik stets eine zentrale Rolle. Während seines Studiums arbeitete er als Hotel- und Restaurantpianist, als Sänger und Gitarrist. Oft nähert er sich Stücken, indem er sie zunächst musikalisiert. Er legt sie sich als Partitur auf das Klavier und improvisiert dazu. Stemann arbeitete am Schauspiel Hannover, Deutschen Theater, Thalia Theater, Schauspiel Köln, Burgtheater sowie an den Münchner Kammerspielen, wo er seit der Saison 2015/16 Hausregisseur ist. Unter anderem inszenierte er die Uraufführungen von Elfriede Jelineks Stücken » Das Werk «, » Ulrike Maria Stuart «, » Die Kontrakte des Kaufmanns «, » Die Schutzbefohlenen « sowie zuletzt » Wut «. Nicht nur diese Arbeiten, auch seine Klassiker-Inszenierungen wurden wiederholt zu nationalen wie internationalen

Festivals, zu den Mülheimer Theatertagen und auch zum Berliner Theatertreffen eingeladen, so » Hamlet «, »Die Räuber« und »Faust  1 und 2«, die zunächst bei den Salzburger Festspielen und auch beim Festival d’Avignon zu sehen war. 2012 wurde er für seinen »Faust« mit dem 3sat-Preis des Berliner Theatertreffens aufgrund seiner richtungsweisenden künstlerisch-innovativen Leistung ausgezeichnet und zum Regisseur des Jahres gewählt. An den Opernhäusern von Berlin inszenierte er Offenbachs » La  perichole « sowie »Rein Gold« nach dem gleichnamigen Bühnenessay von Elfriede Jelinek und der Musik aus Richard Wagners »Ring«. Mit Philippe Manoury gestaltete er 2017 bei der Ruhrtriennale das Musiktheater » Kein Licht – ein Thinkspiel «. Nicolas Stemann ist Mitglied der Akademie der Künste in Berlin sowie ab der Spielzeit 2019 / 20 mit Benjamin von Blomberg designierter Intendant des Schauspielhauses Zürich.

NICOLAS STEMANN

INSZENIERUNG

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1. ViolineJulia Becker*Jordan OfieshAlvaro PalmenDylan NaylorChieko Yoshioka-SallmonAdelheid  Neumayer-GoossesDemetrius PolyzoidesJudith RuthenbergColin HarrisonJuta Õunapuu-Mocanita

VioloncelloUlrike SchäferJoachim GriesheimerUrsula Gneiting-NentwigJohannes NauberKlaus-Christoph KellnerGeorg HeimbachDaniel RaabeSylvia Borg-Bujanowski

KontrabassSebastian Breidenstein*Johannes EßerKonstantin KrellGreta BrunsOtmar BergerJason Witjas-Evans

2. ViolineChristoph RombuschMarie ŠparovecMarek MalinowskiMartin RichterSusanne LangNathalie StreichardtJana AndraschkeAnna Isabel FritzWill GriggEryu Feng**

ViolaNathan BraudeSusanne DuvenMartina Horejsi-KieferGerhard DierigAntje KaufmannIna BichescuEva-Maria WilmsFelix Weischedel

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HarfeSaskia KwastAndrea Thiele*

FlöteSunghyun ChoIrmtraud Rattay-KasperChristiane Menke

OboeHorst EppendorfIkuko HommaJesús Montalvo  Horcajada**

KlarinetteOliver SchwarzThomas AdamskyAnnette Maucher*

FagottThomas JedamzikDiana RohnfelderChiharu Asami*

HornEgon HellrungDavid NeuhoffJohannes SchusterWilly BessemsAndreas JakobsJens Kreuter

TrompeteBruno FeldkircherHerbert LangeMatthias KieferKlaus v. d. WeidenStefan Fleißner*Ludwig Geiger*

PosauneAaron Außenhofer-StilzCarsten LuzMarkus LenzingChristoph SchwarzJan BöhmeJonathan Nuss*

Tuba Stefan Kühndorf

SchlagzeugChristoph BaumgartnerUlli VogtmannJosef Treutlein**Galdric Subirana*Yuka Ohta* Klavier Paulo Alvares*

* Gast ** Orchesterakademie des Gürzenich-Orchesters Stand 09.05.2019

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Das Verlassen bekannter Orte und die Reise ins Ungewisse. Ein Thema unserer Zeit, im » Lab.Oratorium « und in den Werken der Künstlerin Nil Yalter. Geboren in Kairo, aufgewachsen in der Türkei und zu Hause in Paris, ist der Aufbruch ins Unbekannte nicht nur der rote Faden Yalters Arbeit sondern auch ihres Lebens. Als Exilantin schafft sie ein Mosaik verschiedener Kulturen. Die Fotografien » Algerian Marriage in France « dokumentieren die Hochzeits-feierlichkeiten einer algerischen Ein-wandererfamilie. Sie sind von byzan-tinisch und osmanisch anmutender

Ornamentierung umrandet und the-matisieren die Tradition der Trennung von Männern und Frauen während der Feierlichkeiten. Mit verschiedenen Medien – von Fotografien, über Video-arbeiten und Zeichnungen – stellt Yalter Fragen nach den tradierten Geschlechterrollen, der Identität und der Gesellschaft. Es ist die Ver-schmelzung verschiedener Kulturen und der Blick auf unsere dynamische Gesellschaft, die die Ausstellung Nil Yalters und das » Lab.Oratorium « durch unterschiedliche Ansätze ins Licht rücken. Lucy Degens

Nil Yalter ( geboren 1938 )

Algerian Mariage in France, 19836 Collagen: Fotografie, Bleistift und Ölfarbe

auf Papier, je 60 × 80 cmAusstellung des Museum Ludwig Köln

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TON BILDER

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Besuchen Sie die Ausstellung » Exile Is a Hard Job «,

die im Museum Ludwig bis zum 02.06. eine Retrospektive zum Werk

Nil Yalters bietet.

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SINFONIEKONZERT11

Die Sehnsucht nach dem Frühling durchdringt Robert Schumanns Erste Sinfonie, die er in nur vier Tagen zu Papier brachte. Eine ähnliche Leichtigkeit verspricht das Auftragswerk des jungen Franzosen Jean-Frédéric Neuburger, mit dem er lustvoll gegen Regeln verstößt. Es steht im Gegensatz zu Schumanns kontemplativen Klavierkonzert, in dem Neuburger auch als Pianist zu erleben ist.

JEAN-FRÉDÉRIC NEUBURGER » Faits et gestes « Uraufführung ROBERT SCHUMANN Konzert für Klavier und Orchester a-Moll Sinfonie Nr. 1 B-Dur » Frühlingssinfonie « Jean-Frédéric Neuburger Klavier François-Xavier Roth Dirigent

SO 16.06.19 11 UhrMO 17.06.19 20 UhrDI 18.06.19 20 UhrKölner Philharmonie

€ 38 / 30 / 24 / 16 / 14 / 9

Am 18.06.19 live im Internet

KARTEN ( 0221 ) 280 282

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Anton Webern sprengt in seinen Orchester-stücken jedes Maß. Der riesenhafte Klang-apparat ist leiser und lauter, zarter und

brutaler, als man es bis dahin kannte. Unter der Leitung von Nicholas Collon erklingt auch die » Alpen sinfonie  « von Richard Strauss: eine Hymne an den selbstbestimmten Menschen, der sich durch die Fährnisse des Lebens kämpft. Außerdem wird Lawrence Power Alfred Schnittkes Violakonzert interpretieren, das der Komponist an der Grenze zum Tod geschrieben hat.

ANTON WEBERN Sechs Stücke für großes Orchester ALFRED SCHNITTKE Konzert für Viola und Orchester RICHARD STRAUSS Eine Alpensinfonie Lawrence Power Viola Nicholas Collon Dirigent SO 07.07.19 11 UhrMO 08.07.19 20 UhrDI 09.07.19 20 UhrKölner Philharmonie € 38 / 30 / 24 / 16 / 14 / 9

GUERZENICH-ORCHESTER.DE

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SINFONIEKONZERT12

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Das Gürzenich-Orchester Köln und François-Xavier Roth danken den Kuratoren und Mitgliedern der Concert-Gesellschaft Köln für die großzügige Unterstützung.

Ehrenmitglieder

Henriette RekerOberbürgermeisterin der Stadt Köln

Jürgen Roters Oberbürgermeister der Stadt Köln a. D.

Dr. h. c. Fritz SchrammaOberbürgermeister der Stadt Köln a. D.

Vorstandsvorsitzenderder Concert-Gesellschaft Köln

Dr. Christoph Siemons

Firmen, Verbände und Vereine

August Hülden GmbH & Co. KGDr. Paul Kellerwessel

Henze & PartnerDr. Jörg Henze

Freie Volksbühne Köln e. V. Jutta Unger

Freytag & PetersenProf. Dr. Hugo Heinrich Best

Volksbank Köln Bonn eGBruno Hollweger

Kreissparkasse Köln eGDr. Klaus Tiedeken

Philharmonischer Chor e. V.Prof. Horst Meinardus

Richard-Wagner-Verband KölnChristian Stürzl

Sparkasse KölnBonnUlrich Voigt

Theatergemeinde KölnNorbert Reiche

ifp Will und Partner GmbH & Co. KGJörg Will

Kuratoren

Bechtle GmbHIT Systemhaus, Waldemar Zgrzebski

Commerzbank AGStephan Plein

DeloitteDirk Guttzeit

Ebner Stolz Partnerschaft mbB Dr. Werner Holzmayer

Excelsior Hotel Ernst AGHenning Matthiesen

ifp Personalberatung und ManagementdiagnostikJörg Will

Volksbank Köln Bonn eG Bruno Hollweger

Koelnmesse GmbH Gerald Böse

Kreissparkasse Köln Alexander Wüerst

Gerd Lützeler Dipl.-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater

Hedwig NevenDumont

Sparkasse KölnBonnUlrich Voigt

Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHGHeinrich Philipp Becker

TÜV Rheinland AG Prof. Dr. Bruno O. Braun

Bruno Wenn und Ilse Bischof

Zarinfar GmbHDipl.-Ing. Turadj Zarinfar

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Mitglieder

Konrad und Petra AdenauerClaudia und Joachim von ArnimErika BaunachHelge und Thekla BauwensBarbara BlumbergWolfgang und Ellen BöttcherBirgit BoisseréeDr. Rudolf von BorriesSabine BourryOtto Brandenburg und Rose WursterAndreas BraunAnonymProf. Dr. Gerhard und Anke BrunnProf. Dr. Tillmann BrusiusDr. Michael und Marita CramerDr. Hans und Christine CustodisAnonymKlaus und Hella DufftDieter EimermacherBrigitte ElderingDr. Ben und Sigrun ElsnerHeinz Christian EsserWilfridus und Renate EsserMaria-Hildegard FalderbaumBrigitte FeierabendAnonymDr. Klaus Fleischmann und Krista Scheepers-FleischmannInes Friederichs und Alexander WierichsChristoph Gallhöfer und Katrin Preuß-NeudorfHubertus von GallwitzDr. Marie-Louise GaulHans und Dr. Helga GennenBeate Genz-Jülicher und Wilhelm Jülicher Jutta GeyrErwin und Heidi Graebner Dr. Dieter Groll und Ellen SiebelBernd und Gisela GrützmacherUrsula GülkeDr. Klaus und Theodora van HaagChrista HackenbruchErich und Gisela HahnDr. Rolf-D. HalswickHermann HaukeAnonymDoris und Dieter HeitheckerBärbel und Josef Hergarten AnonymAnonym Markus HilgersJutta und Bolko HoffmannUlrike HöllerDr. Sebastian HölscherGerd und Ursula HörstensmeyerDr. Roland und Inge HueberProf. Dr. Rolf Huschke-Rhein und Dr. Irmela RheinProf. Dr. Rainer JacobsKlaus und Dagmar Jaster AnonymAnonymProf. Michael und Rose KaufmannWerner und Gisela KieferProf. Dr. Hans-Friedrich Kienzle und Dr. Sabine Staemmler-KienzleHildegard KilsbachDirk und Petra KlamethHans-Josef Klein

Dr. Jobst Jürgen und Dr. Marlies KniefHermann und Ute KöglerCornelia und Gerald KöhlerDr. Peter KonnerDr. Klaus KonnerDr. Hanns und Monika KreckwitzBernd KrükelDr. Arnd KumerloeveDr. Hans-Erich und Barbara LilienthalSusanne LührigGerd und Sabine LützelerDr. Andreas und Dr. Henriette MadausJohanna von Mirbach-ReichProf. Dr. Hanns-Ferdinand MüllerHermann-Reiner MüllerChristian Münster und Bianca SchönemannAnonymDr. Wolfram und Stefanie NolteRenate OckerAnnemarie OpitzJeane Freifrau von OppenheimMargarethe ParseghianDr. Jürgen Pelka Dr. Carlo PelzerDr. Joachim PfefferManfred und Christine PfeiferDr. Wolfgang und Doris PosteltDr. Hans-Michael und Elisabeth PottJulia Priemer-BleisteinerDr. Maximilian Freiherr von ProffAnonym Jacqueline RitterUlrich und Heide RochelsAnonymAndreas RöhlingDr. Dirk SagemühlDr. Bernd Schäfer und Ulrike Schäfer-TrübFrank ScholzProf. Dr. Ulrich SchröderBernd und Marianne SchubertDr. Alexander Schwarz und Kathrin KayserGerd-Kurt und Marianne SchwierenSiegfried Seidel Dr. Christoph und Barbara SiemonsBurkhard SondermeierRolf StapmannsBernd StöckerGabriele StroßHans Jürgen und Edelgard ThielPeter und Monika TongerDr.-Ing. Reiner und Anita TredoppHans-Ulrich und Gisela TrippenDr. Detlef TrübMarkus UlrichClaus Verhoeven und Birgid Theusner Heinz-Peter und Andrea VerspayPeter Egon WagnerSebastian und Anna WarwegOlaf WegnerBruno Wenn und Ilse BischofAnonymHelmut WexlerMichael WienandGabriele Wienhenkel-PfeifferLotte WiethoffHans-Peter Wolle und Brigitte BauerAnonym RA Volker J. Ziaja

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Patrick Hahn, geboren in Zürich, studierte Musikwissenschaften, Philosophie sowie Deutsche Literatur an der Universität zu Köln und arbeitet heute als Dramaturg, Autor und Musikmanager. 2012 erhielt er als erster Preisträger den Reinhard-Schulz-Preis für zeitgenössische Musikpublizistik. Von 2011–2015 war er als Dramaturg an der Oper Stuttgart tätig. Als Librettist arbeitete er unter anderem mit Mark Andre und Vito Žuraj zusammen. Seit der Saison 2015/16 ist Patrick Hahn Künstlerischer Planer des Gürzenich-Orchester Köln.

FördererImpuls neue Musik Der Deutsch-Französisch-Schweizerische Fonds für zeitgenössische Musik / Impuls neue Musik begleitet und finanziert anteilig solche Projekte, die neue Werke ermöglichen und zeitgenössische Musik in Frankreich, Deutschland und der Schweiz verbreiten wollen. Diese Projekte zielen in ihrem Kern auf einen Austausch zwischen Musiker*innen, Komponist*innen und Ästhetiken – einen Austausch, den Impuls neue Musik langfristig unterstützen möchte. Die Jury besteht aus Fachleuten beider Länder. Mehr Informationen finden Sie unterimpulsneuemusik.com

SOS MEDITERRANEE ist eine europäische, maritime und humanitäre Organisation zur Rettung Schiffbrüchiger im Mittelmeer. Sie wurde von BürgerInnen und Bürgern im Mai 2015 gegründet – in Reaktion auf das Sterben im Mittelmeer und der Untätigkeit der Europäischen Union diesem ein Ende zu setzen. SOS MEDITERRANEE arbeitet im europäischen Verbund mit Teams in Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz zusammen, zusammen finanzierten sie von Februar 2016 bis Dezember 2018 den Betrieb des Rettungsschiffes Aquarius. Die medizinische Versorgung hat von Mai 2016 bis Oktober 2018 Ärzte ohne Grenzen übernommen. Seit Beginn ihres Einsatzes konnten sie 29.532 Flüchtende an Bord der Aquarius willkommen heißen. Mehr Informationen finden Sie unter sosmediterranee.de

Herausgeber Gürzenich-Orchester Köln, Stefan Englert ( Geschäftsführender Direktor ) Redaktion Dr. Nina JozefowiczTextnachweis Alle Texte sind Originalbeiträge für dieses Heft.Bildnachweis S. 6, 35: Philippe Manoury, Durand Editions Musicales;S. 8, 14, 21: Patrick Hahn; S. 10: Harli Marten; S. 22, 36–37, 44, 47 Hartmut Nägele; S. 48: Sima Deghani

Druck Schloemer & Partner GmbH

Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind.

2 €

www.hfmt-koeln.de

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22. und 23. Mai 2019 | 19.30 Uhr | Konzertsaal der HfMT Köln

Felix Mendelssohn Bartholdy Symphonie Nr. 4, A-Dur »Italienische Symphonie«

Nikolai Rimski-Korsakow Symphonische Suite für Orchester op. 35 »Scheherazade«

Orchester der Hochschule für Musik und Tanz Köln

DIRIGENT Prof. Alexander Rumpf

ADRESSE Hochschule für Musik und Tanz Köln,

Unter Krahnenbäumen 87, 50668 Köln

EINTRITT 5 Euro, Karten über und an der Tageskasse

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22. und 23. Mai 2019 | 19.30 Uhr | Konzertsaal der HfMT Köln

Felix Mendelssohn Bartholdy Symphonie Nr. 4, A-Dur »Italienische Symphonie«

Nikolai Rimski-Korsakow Symphonische Suite für Orchester op. 35 »Scheherazade«

Orchester der Hochschule für Musik und Tanz Köln

DIRIGENT Prof. Alexander Rumpf

ADRESSE Hochschule für Musik und Tanz Köln,

Unter Krahnenbäumen 87, 50668 Köln

EINTRITT 5 Euro, Karten über und an der Tageskasse

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PHILIPPE MANOURY» LAB.ORATORIUM «

FÜR STIMMEN, ORCHESTER UND LIVE-ELEKTRONIK

URAUFFÜHRUNG

FRANÇOIS-XAVIER ROTHDIRIGENT

LIVESTREAM

21.05.20 UHR

GUERZENICH-ORCHESTER.DE/GO-PLUS