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Phytopath. Z., 77, 125—137 (1973) © 1973 Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0031-9481/ASTM-Coden: PHYZA3 Biologische Bundesanstalt, Institut fur Getreide-, Olfrucht- und Futterpflanzenkrankheiten, Kiel-Kitzeberg Mafinahmen zur Bekampfung des Rapskrebses, verursacht durch Sclerotinia sclerotiorum (Lib.) de Bary Von W. KRUGER Eingegangen am 6. Februar 1973 Einleitung Der Rapskrebs, verursacht durch Sclerotinia sclerotiorum ist eine Krank- heit von Raps und Rubsen in den Kustengebieten Deutschlands, in denen sie Jahrlich und geographisch unterschiedlich stark auftritt. Epidemische Jahre (1965, 1966, 1969, 1972) wechseln mit solchen ab, in denen nur wenig Befall zu finden ist. Die Ursaehen fiir dieses unterschiedliche Auftreten sind nicht voll bekannt. Das Ziel der Untersuchungen war es daher, mehr Unterlagen liber die Biologie des Pilzes zu erarbeiten und letztlich Bekampfungsmafinahmen zu finden. In einem ersten Bericht soil besonders (iber die Verminderung der Krankheit durch Kalkstickstoff berichtet werden. Auf Grund der Epidemiologie des Pilzes, die spater beschrieben wird, kann sich eine Bekampfung des Rapskrebses gegen die Apothecien oder gegen die von diesen ausgeschleuderten Ascosporen richten. Nach ersten Versuchsergebnissen kann angenommen werden, dafi sich die Apothecien in Deutschland im Mai bilden. Eine altere Angabe von FRANK (1896), der den Pilz beim Raps eingehen- der beschrieb und eine Apothecienbildung im Marz angab, lafit aber offen, ob diese Apothecien im Freiland unter natlirlichen Bedingungen oder im Gewachs- haus oder an geschiitzten Stellen im Freiland beobachtet wurden. Die Bodentem- peratur ist im Marz noch so niedrig, daf? in Deutschland ein fruheres Auftreten als Ende April/Anfang Mai wohl nicht zu erwarten ist. Um dieses Erscheinen der Apothecien zu vermindern oder stark zu verzogern, damit die Ascosporen nicht zur Hauptvegetationszeit ausgestofien werden, konnten folgende Mafinahmen eine Wirkung ausiiben: a) weitgestellte Fruchtfolge, b) geringe Bestandesdidite, um den Boden trockener zu halten, c) Unkrautbekampfung und Bodenbearbei- tung, d) veranderte Bodenreaktion (pH) und e) Bodenbehandlung mit Fungi- ziden. Eine andere Moglichkeit, den Befall der Pflanzen auszuschalten, besteht

Maßnahmen zur Bekämpfung des Rapskrebses, verursacht durch Sclerotinia sclerotiorum (Lib.) de Bary

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Phytopath. Z., 77, 125—137 (1973)© 1973 Verlag Paul Parey, Berlin und HamburgISSN 0031-9481/ASTM-Coden: PHYZA3

Biologische Bundesanstalt, Institut fur Getreide-,Olfrucht- und Futterpflanzenkrankheiten, Kiel-Kitzeberg

Mafinahmen zur Bekampfung des Rapskrebses,verursacht durch Sclerotinia sclerotiorum (Lib.) de Bary

Von

W. KRUGER

Eingegangen am 6. Februar 1973

Einleitung

Der Rapskrebs, verursacht durch Sclerotinia sclerotiorum ist eine Krank-heit von Raps und Rubsen in den Kustengebieten Deutschlands, in denen sieJahrlich und geographisch unterschiedlich stark auftritt. Epidemische Jahre (1965,1966, 1969, 1972) wechseln mit solchen ab, in denen nur wenig Befall zu findenist. Die Ursaehen fiir dieses unterschiedliche Auftreten sind nicht voll bekannt.Das Ziel der Untersuchungen war es daher, mehr Unterlagen liber die Biologiedes Pilzes zu erarbeiten und letztlich Bekampfungsmafinahmen zu finden. Ineinem ersten Bericht soil besonders (iber die Verminderung der Krankheit durchKalkstickstoff berichtet werden.

Auf Grund der Epidemiologie des Pilzes, die spater beschrieben wird, kannsich eine Bekampfung des Rapskrebses gegen die Apothecien oder gegen die vondiesen ausgeschleuderten Ascosporen richten. Nach ersten Versuchsergebnissenkann angenommen werden, dafi sich die Apothecien in Deutschland im Maibilden. Eine altere Angabe von FRANK (1896), der den Pilz beim Raps eingehen-der beschrieb und eine Apothecienbildung im Marz angab, lafit aber offen, obdiese Apothecien im Freiland unter natlirlichen Bedingungen oder im Gewachs-haus oder an geschiitzten Stellen im Freiland beobachtet wurden. Die Bodentem-peratur ist im Marz noch so niedrig, daf? in Deutschland ein fruheres Auftretenals Ende April/Anfang Mai wohl nicht zu erwarten ist. Um dieses Erscheinen derApothecien zu vermindern oder stark zu verzogern, damit die Ascosporen nichtzur Hauptvegetationszeit ausgestofien werden, konnten folgende Mafinahmeneine Wirkung ausiiben: a) weitgestellte Fruchtfolge, b) geringe Bestandesdidite,um den Boden trockener zu halten, c) Unkrautbekampfung und Bodenbearbei-tung, d) veranderte Bodenreaktion (pH) und e) Bodenbehandlung mit Fungi-ziden. Eine andere Moglichkeit, den Befall der Pflanzen auszuschalten, besteht

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126 KRUGER

darin, die Ascosporen an der Infektion zu hindern. Um dieses zu erreidien konn-ten a) resistente Sorten angebaut oder b) die Pflanzen mit Fungiziden gespritztwerden.

Im Gemiisebau, aber auch bei landwirtschaftlichen Kulturen kann derBefall durch Sclerotinia sderotiorum bei Sellerie, Kohl, Topinambur, Tabak oderKartoffeln durch Kalkstickstoff vermindert werden (BONING 1933, BROOKS1941, MCLEAN 1958, 1959, GAUDINEAU und LAFON 1958). Aufierdem wurdenviele Fungizide bei gartnerlschen Kulturen gepriift, die aber in den meistenFallen trotz hoher Applikationsmengen und vielen Behandlungen wenig wirkten(MCLEAN 1949, 1950, 1958, DARBY 1955, BARKER 1954, VAUGHAN und DANA1949, MCLEAN und THOMPSON 1958, POTTER, CLONINGER und DROST 1958,PARTYKA und MAI 1962, PERROTTA 1964, JOHNSON 1964, NETZER und DISHON1970). Nur einige von ihnen konnten bei Intensivkulturen empfohlen werden.Auf Grund dieser Hinweise, die nicht sehr positiv waren, wurden trotzdemKalkstickstoff und mehrere Fungizide in die Priifung einbezogen, weil eineandere Applikationsart geplant wurde.

Methoden

1. Keimstudien mit Sclerotien

Fiir Studien iiber den Einflufi von Umweltfaktoren und Fungiziden werdensehr viele Sclerotien benotigt. Es wurde angestrebt, moglichst solche zu verwen-den, die sich unter natiirlichen Bedingungen im Rapsstengel gebildet hatten.Leider ist es oft sdiwer, entsprechende Mengen zu erhalten, so dafi auf Sclerotienzuriickgegriffen werden mufite, die im Laboratorium angezogen werden, derenReaktion aber nicht immer mit den unter natiirlidien Bedingungen entstandeneniibereinzustimmen braucht. Oft wurden daher in Versuchen beide Herkunfts-formen verwendet, auf die im Text verwiesen wird. Als Medium zur Anzuchteigneten sich sterilisierte Haferkorner am besten. Die Anzucht erfolgte bei Zim-mertemperatur. Die Sclerotien liefien sich nach einer Trocknungsperiode gut vonden Haferkornern trennen. Eine unter anderen von PAPE (1937) empfohleneMethode, die Sclerotien auf Brot und Pflaumen zu zuchten ist fiir Keimstudiennicht geeignet, weil die Form dieser Sclerotien sehr ungleichmafiig ist.

Die Keimfahigkeit der Sclerotien wurde fast ausschliefilidi in nicht sterili-sierter Erde gepriift, in welche die Dauerorgane in 1 oder 3 cm Tiefe eingelegtwurden. Je nach Versuchsanordnung wurde der Boden mit den Sclerotien in Ton-schalen gefiillt oder die Sclerotien wurden im Freiland in natiirlich gelagertenBoden eingelegt. Im Freiland fand die Priifung einmal direkt in Rapsbestandenstatt oder aber an bestimmten Platzen, die mit einfachen Riedmatten abgedecktwurden, um die Verdunstung zu vermindern und um Lichtverhaltnisse zu schaf-fen, wie sie auch im Bestand herrschen. Die Matte lag dem Boden nicht auf, son-dern befand sich etwa 30 cm dariiber. Fand die Priifung in Tonschalen statt,dann wurde grob (1 cm) gesiebter Boden verwendet. Bei den anderen Unter-suchungen wurde die Erde nicht gesiebt.

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Mafinahmen zur Bekampfung des Rapskrebses 127

Sofern sich Apothecien entwickelten, wurden sie nach bestimmten Zeitinter-vallen gezahlt. So konnten Angaben iiber eventuell vorhandene Keimverzoge-rungen erhalten werden. Eine wiederholte Kontrolle auf Apothecien ist zu emp-fehlen, weil Insekten diese oft anfrafien.

2. Bekampfungsversuche im Bestand

Feldversuche wurden in Bestanden angelegt, von denen einige auch kiinst-lidi infiziert (zehn Sclerotien/m^) wurden. Die zugefligten Sclerotien wurdenoberfladilich eingearbeitet. Die Parzellen mufiten relativ grofi sein. Selbst soldievon 7 X 7 m, die aufierdem von einem 3 m breiten nidit infizierten und mit Kalk-stickstoff behandelten Streifen umgeben waren, erwiesen sidi besonders bei star-kem Befall als nicht ausreichend. Besser sind Fladien von 15X15 oder 20 X 20 m.Bei diesen grofien Parzellen wird die Anzahl der Wiederholungen aus tedi-nisdien Criinden aber problematisch. Hier sollten weniger Wiederholungen an-gelegt werden, dafiir aber mehr Pflanzen (3 X 100) ausgezahlt werden. Einegeringe Anzahl von Wiederholungen ist durdiaus praktikabel, weil der Befallin einem Bestand relativ gleidimafiig ist, wie Auszahlungen ergaben. Aufier denVersuchsflachen wurden Felder ausgewertet, von denen nur ein Teil mit Perl-kalkstickstoff (Kst) gediingt worden war. Der andere hatte dieselbe Stickstoff-menge in Form von Kalkammonsalpeter (KAS) erhalten. Audi fand eine Befalls-aufnahme mehrerer Fladien statt, die Kalkstickstoff oder Kalkammonsalpetererhalten hatten.

Die Flachen wurden kurz vor dem Sdiwadlegen ausgewertet. 2 bis 3 X 100Pflanzen je Wiederholung wurden ausgezahlt. Im Freiland wurden die Fungizideund der Kalkstickstoff auf den Bestand gegeben. Die Pflanzen waren zur Zeitder Behandlung noch klein, so dafi der grofite Teil der Mittel sofort auf denBoden fiel. Ein weiterer Teil wurde nach Niedersdilagen auf den Boden gespult.Kein Mittel wurde in den Boden eingearbeitet.

Etwas problematisch war die Ausbringung des Staubemittels ,,Brassicor'(Quintozen) bei den Parzellen. Um die Abdrift zu vermindern, wurde das Pulvermit Sand gemischt und dann gestreut.

Benomyl wurde auf den Bestand gespritzt. Damit das Mittel auch die mitt-leren und unteren Teile der Pflanzen erreicht, die bevorzugt befallen werden,wurden vom Spritzbalken 30 cm lange senkrechte Arme hinuntergefiihrt, anderen Ende sich die Dusen befanden. Der obere Teil der Pflanzen wurde dahervon dem Mittel nicht getroffen.

Ergebnisse

In einem einleitenden Versuch wurden mehrere Fungizide, meistens in iiber-hohter Konzentration, auf die Bodenoberfladie appliziert. Die Ergebnisse wer-den in Tabelle 1 angegeben. Wie ersiditlidi, hatten nur die Mittel Quintozen,Fentinacetat und Kalkstickstoff, letzterer unterdosiert angewandt, die Apothe-cienentwicklung erfolgversprediend vermindert. Diese Ergebnisse bestatigen diein der Einleitung angefuhrten Hinweise. Die meisten Fungizide waren in nor-maler oder uberhohter Dosis nicht oder kaum wirksam. Nur Quintozen, das

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128 KRUGER

Tabelle 1Wirkung verschiedener Fungizide auf die Entwidtlung der Apothecien von

Sclerotinia sclerotiorum (1969)

BehandLung

Aureofungin (Antibioticum)Methy Imetiram (Basfungin)

Chinolin (B 500)Anilazin (Botrysan)

Quintozen (Brassicol)Fent in-aceta l (Brestan)

BulbosanDithianon (Delan)

Ziram (Fuclasin)Kackstickstoff (Calciumcyanamid)Thiocarbamat (Maneb)

Dodine (Melprex)Rhodandinitrobenzol (Ni r i t )

Captan (Orthocid)

Ethir imol (Milstem)ThiramVitavax

Zineb

Unbehandelt

Mittelwerte

g / m2bzw. 7.Ldsung400 I / ha

0,01 7.1,00 7o

0,80 g1,50 7.

10,00 g0,06 g

0,10 g1,00 7.

1,00 7.14,00 g1,00 7.

0,76 7.1,00 7.

10,00 g

0,80 g1,00 7.1,00 7.

1,00 7o

Apothecien entw

18. Juni

Sclerotien-Herkunft

Hafer -korner

Raps

Ickelt bis zum

28. Juli

Sclerotien-Herkunft

Hafer -korner

Raps

Von Sclerotien gebildeteApothecien in 7o

56,0 38,036,6 14,4

24,6 26,626,6 30,0

0,0 0,06,0 0,6

28,0 43,450,0 39,4

54,0 28,81,4 1,4

64,0 42,6

50,0 36,654,6 31,4

18,6 11,4

4,6 0,057,4 42,632,0 36,6

56,6 36,0

50,6 20,0 .

36,4 24,7

86,0 59,459,4 32,6

60,0 37,458,0 52,0

0,0 0,044,0 12,0

48,6 65,470,0 52,6

80,0 48,045,4 20,694,0 60,0

74,0 65,4100,0 59,4

60,0 40,6

70,0 24,070,0 69,481,4 65,4

98,6 70,0

100,0 58,6

67,6 4^8

wiederholt als wirksam beschrieben wurde (HARTZFELD 1957, PERROTTA 1964,POTTER und CLONINGER 1958) konnte audi hier uberzeugen. Aber auch iibernegative oder wediselnde Resultate ist beriditet worden (DARBY 1955, SKOTLAND1961, PARTYKA, M.A.I 1962). Kalkstickstoff, Fentinacetat und Ethirimol ver-

Tabelle 2Einflufi untersdiiedlidi stark applizierter Fungizide auf die Apothecienbildung in Prozent (1970)

Behandlung

Benomyl

Quintozen

Kalkstickstoff

unbehandelt

Applikationkg / ha

63

2412

600 (120 kg N / ha)

-

Tiefe der

3 cm

00

2,05,3

0,7

23,3

Sclerotien

1 cm

00

2,06,0

0,7

44,6

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MaKnahmen zur Bekampfung des Rapskrebses

Tabelle 3Einflufi einer Bodenbehandlung mit Fungiziden auf die Bildung der Apothecien

in Abhangigkeit vom Zeitpunkt der Bebandlung und der Tiefenlage der Sclerotien (1971)

129

Behandlung und Datum

der Beurteilung

12. 5.

Quintozen stSuben

Quintozen , spritzenFentin - acetat , spritzenBenomyl , spritzenKalkstlckstoffUnbehandelt

Mittelwerte

8. 6.

Quintozen , st^ubenQuintozen , spritzenFentin - acetat , spritzenBenomyl , spritzenKalkstickstoffUnbehandelt

Mittelwerte

30. 6.

Quintozen , stSubenQuintozen , spritzenFentin - acetat , spritzenBenomyl , spritzenKalkstickstoffUnbehandelt

Mittelwerte

Auf wand-

menge in

kg / ha

2t12

1,21,0

120 N / ha

26.

3 cm

Vc

00,7

' , '001,4

0,6

0

',«10,64,60

7,4

4,0

0

3,*18,6

to,o0,6

10,0

7,3

2.

1 cm

n den

000000,7

0,1

9,47,'

27,413,40

18,0

12,6

16,610,644,022,0

5,425,4

21,1

Datum der

15.

Tiefen

3 cm

Sclerot

C02,0000

0,3

0,6

7,*4,05,40

14,0

1,412,06,6

14,60

22.0

8̂ 8

3.

lage d<

1 cm

Ien gel

0

0,74,7002,8

1,4

6,6

15,423,412,60

24,0

13,7

10,618,630,6

24,62,6

33,4

20,7

Behandlung

7. 4.

r Sclerotien

26. 4.

>ildete Apothecien in %

0 00 02,0 1,40 00 00 3,2

0,3 0,8

0 02,0 13,4

18,0 30,60,6 6,60 0

11,4 27,4

5,3 13,0

0 2,64,6 20,0

24,0 42,0

5,4 16,60 .0

12,6 36,0

^7 20,5

0 00 00 00 00 00 2,8

0 0,5

0 00 0

10,6 lEtO10,6 7,40 0

14,6 17,4

6,0 7,1

0 00 0

20,6 26,0

15,4 12,60 1,0

25,4 28,0

9,4 10,9

Mittelwerte

0 0

0,2 0,21,4 1,50 00 00,4 2,4

0,3 0,7

0,2 4,0

2,7 9,110,8 24,9Si3 10,00 0

11,9 21,7

5,2 11,6

0,4 7,55,1 12,3

17,4 38,1

11,3 18,90,2 2,5

17,5 30,7

8,6 18,7

zogerten die Entwicklung nur bis Ende Juni, dann ersdiienen mehr Apothecienan der Oberflache. In einem anderen Versuch wurden zwei Aufwandmengen vonQuintozen, Benomyl und eine von Kalkstickstoff (empfohlene Menge) ein-geschlossen. Die Resultate erscheinen in Tabelle 2. Bis spat in den Sommer hineinwaren nach den Behandlungen keine Apothecien zu finden. Auch der Kalkstick-stoff verhinderte nach einer Applikation in Hohe von 6 dz/ha flir langere Zeitdie Fruchtkorperbildung. Nach diesen einleitenden Tonschalentesten wurden dieSclerotien in den Rapsbestanden ausgelegt und die wirksamsten Fungizide soangewandt, wie es in der Praxis zu erwarten ist. Die Behandlung erfolgte aufier-dem zu vier verschiedenen Zeitpunkten, um den gunstigsten Termin fiir eineBehandlung feststellen zu konnen.

Wahrend 1969/70 wenig Sclerotien keimten und die kesultate daher nurergaben, dafi die Behandlungen keine Apothecienentwicklung zuliefien, konnten1970/71 guteL/nterschiede auch zwischen den Behandlungen erkannt werden, wieaus der Tabelle 3 zu ersehen ist. Quintozen und der Kalkstickstoff waren amwirksamsten. Fentinacetat in normaler Aufwandmenge gegeben, hatte keinenEffekt, und Benomyl verringerte nur die Anzahl der Apothezien. Nach derQuintozenanwendung keimten im Verhaltnis weniger Sclerotien, wenn sie etwa

Phytopath. 2., Bd. 77, Heft 2 g

Page 6: Maßnahmen zur Bekämpfung des Rapskrebses, verursacht durch Sclerotinia sclerotiorum (Lib.) de Bary

130 KRiiGER

3 cm tief im Boden lagen. Die spate Applikation wirkte auch besser als einefriihe. Das traf fiir beide Anwendungsformen zu. Die Spritzapplikation waraufierdem weniger wirksam als Stauben.

Der Zeitpunkt der Kalkstickstoffanwendung hatte wider Erwarten keinensichtbaren Einflufi auf die Wirkung des Dlingers. Selbst eine sehr fruhe Appli-kation hatte die Apothecienbildung verhindert. Die Ergebnisse der einleitendenVersuche wurden somit bestatigt. Worauf die nachhaltige Wirkung des Kalk-stickstoffs beruht, soil in weiteren Versudien geklart werden.

Feldversuche

In den Jahren 1970 bis 1972 wurden mehrere Feldversuche angelegt, vondenen einige aber infolge eines zu geringen Befalls nicht ausgewertet werdenkonnten. Die Ergebnisse der ausgewerteten Versuche und Beobachtungen sind inden Tabellen 4, 5 und 6 angegeben. Der Versuch des Jahres 1970 zeigte eine Ver-minderung des Befalls um mehr als 50 %, wenn 120 kg N/ha in Form von Kalk-stickstoff verabreicht wurden. Bei geringer Kalkstickstoffmenge (60 kg N/ha)nahm die Wirkung ab, sie war aber noch deutlich erkennbar.

Im Jahre 1972 trat der Rapskrebs an der Westkuste Schleswig-Holsteinsallgemein stark auf. Der Befall wurde nadi der Kalkstickstoffanwendung deut-lich verringert. Am starksten wurde dieses mit 65 % weniger Rapskrebs bei einem

Tabelle 4 Wirkung verschiedener Mafinahmen

Behandlungkg N /

KST

12060

12060

120

60

Mittelwerte

120 N / ha60 N / h a

120 N / ha

ha

KAS

60

60

60

120120120120

120

120

KSTKSTKAS

1970

SonstigeBehandlungen

ohne Unkrautbekampfung

Unkraut mechanisch vernichtet

Benomyl , 1 kg / haBenomyl , 0,5 kg / ha

Quintozen , 30 kg / ha staubenQuintozen , 15 kg / ha spritzen

Mittelwerte der Applikation

Applikationam:

27. i .27. 4.5. 5.5. 5.

19. 5.19. 5.

Befallin Vo

5,312,510,08,0

2.58,3

16,013,0

10,3

6,0 (48 V.)9,5 (33 V.)

14,0

*) Nach der Behandlung regnete es stark , so daR erneut behandelt werden muHte( ) = Befallsverminderung in V. zu unbehandelt

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Mafinahmen zur Bekampfung des Rapskrebses 131

Versuch (K) in Ost-Holstein sichtbar. Aber audi auf Nordstrand und in Dage-biill (Westkuste) wurde er um etwa 30 % vermindert. Die niedrigere Kalkstick-stoffmenge war etwas weniger wirksam. Die spate Applikation hatte nur aufNordstrand den Befall starker reduziert.

Aufier Kalkstickstoff wurden Quintozen zur Bodenbehandlung (gestaubtund auf den Boden gespritzt) und Benomyl zur Pflanzenbehandlung eingesetzt.Quintozen verringerte nur bei den Versuchen in Ost-Holstein (K) und Nord-strand minimal die Krankheit. Die Behandlung mit Benomyl war auf Nordstranderfolgreich. Diese Wirkung des Benomyl bei nur einem Versuch ist sicherlidi aufeine zum ,,richtigen" Zeitpunkt erfolgte Behandlung zuruckzufuhren. Die Asco-sporen werden zur Zeit oder kurz nadi der Behandlung geflogen sein. Es ist somitmoglich, durch eine gezielte Behandlung der Pflanzen, den Befall erheblich zuverringern. Dieser Erfolg mufi aber noch rnehr dem ,,ZufaU" zugesdirieben wer-den. Die durdi Benomyl erhaltene starkere Befallsminderung als durch den Kalk-stickstoff liegt sicherlidi in der Wirkung des Mittels auf die Ascosporen begrun-det, die zur Zeit oder kurz nach der Behandlung auf die Pflanze gelangt sind.

Da die Versudie in Bestanden eingebettet lagen, die selbst einen hohen Befallhatten (Ausnahme Versuch K), wurde die Wirkung der auf den Boden gegebenenMittel uberlagert, weil zu viele Sporen zuflogen. Um diesen Einflufi zu vermin-dern, wurden grofiere Flachen behandelt, und in diesen Grofiparzellen 6 X 100Pflanzen ausgezahlt. Aufierdem wurden Felder ausgewertet, die entweder mitKalkstickstoff oder Kalkammonsalpeter gediingt worden waren. Diese Ergeb-nisse sind in den Tabellen 5 und 6 zusammengestellt.

gegen den Rapskrebs Tabelle 4

Zeitpunkt derder Fungzide

Kohn

U. 3.U. 3.22. 3.22. 3.

21. 4.21. 4.

15. 5.15. 5.

21. 4.21. 4.

Applikation

Versuche

Nordstrand

1. 3.1. 3.

16. 3.16. 3.24. 4.

24. 4.

16. 5.*)16. 5.*)24. 4.24. 4.

1972

des Dungers bzw.

OagebuLl

2. 3.2. 3.

20. 3.20. 3.24. 4.

24. 4.

und 18. 5.*)und 18. 5.*)

24. 424. 4

Befall

Kohn

3,0

5,14,82,8

3.110,0

7,811,0

11,0

6,37,8

6.2

3,6 (64)3,4 (66)

10,0

der Pflanzen in

Versuche

Nordstrand

47,040,739,042,229,8

36,854,4

57,117,1

18,0

44,545,3

39,3

38,6 (29)39,9 (27)54,4

DagebiJll

9,4

12,79,6

11,712,0

12,916,5

14,614,8

15,9U,016,1

13,4

10,3 (33)12,4 (25)16,5

5,2 12,9 4,1

Page 8: Maßnahmen zur Bekämpfung des Rapskrebses, verursacht durch Sclerotinia sclerotiorum (Lib.) de Bary

Tabelle}Beobaditungen iiber das Auftreten des Rapskrebses (in Prozent) nach Kalkstickstoffbehandlung

(1969 bis 1972)

1 . . • , •

u n DZw. r LaCnen unoKalkstickstoffmenge in

kg N / ha

1969

Nordstrand , groOe FlacheNordstrand , groRe Flache

• 1970

Ostholstein *•

120 kg N / ha " .11 Felder

Parzellen 15 x 20 m

Nordstrand

Mittelwerte

1971

Ostholstein *)120 kg N / ha

7 FelderParzelten 15 x 20 m

Mittelwerte • .

Befallsverminderung in %

1972

Ostholstein *)120 kg N / ha4 Felder "

Parzellen 15 x 20 m

Westkuste

Mittelwerte

Befallsverminderung in °/o

• • 1 9 7 2

Westkuste , grofle Flache

Westkuste , groRe Flache

Kalk-ammon-salpeter

Befall

9669

7,22,80,72,73,22,81P9,09,3

3,5

5.8

i,5

1,80,53,00,2

1P2,62,0

2,2

4,72,7

, 5,0

26,8

7,0

8,1

22,2

46,3

Behandlung

Kalkstickstoff

in 7o

58

12

5,31,5

0,2

1,32,0

1,20,3

• 6,3

6,05,5

0,6

2,8

Kst.

26. 3.-2. 4.

0,6

1,0

1,20,0

0,20,5

1,0

0,6

62

14. 3.-15. 3.

0,2

0,50,7

2,5

16,2

4,5

4,1

50

2,5

14,3

appliziert

14. 4.-16. 4.

0,60,20,8

0,50,50,9

1,2

0,7

56

21. 4.

0,52,2

1,32,8

12,6

1,8

3,5

57

am

5. 5.

1,20,0

1,00,20,2

0,10,5

0,5

69

2. 5.

1,0

1,70,82,3

11,5

2,0

3,2

61

Befalls-

verminde-rung in °/o

4083

38

8969

•) Diese Flachen wurden vongemeinsam beurteilt. FurStelle herzlich gedankt

den Suddeutschen Kalkstickstoff-Werken angelegt unddie Uberlassung der Ergebnisse sei der Firma an dieser

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MaEnahmen zur Bekampfung des Rapskrebses 133

Bei den in Ost-Holstein angelegten grofien Parzellen war der Befall in denVersudisjahren gering. Eine Befallsverminderung war deutlich. Die Variante,,fruhe, mittlere und spate" Applikation hatte wenig Einflufi auf die Kalkstick-stoffwirkung, so dafi audi hier die Beobachtungen in den Model 1 versucheniiber einen lang anhaltenden Effekt des Kalkstickstoffes bestatigt wurden.

Bei vier weiteren Bestanden hatte ein grofier Teil des Feldes Kalkstickstoff,ein anderer Kalkammonsalpeter erhalten (Tab. 5). Die Ergebnisse von diesenFeldern sind besonders aufsdilufireich, weil der Sporenzuflug wesentlich ver-ringert sein durfte.

Aus alien Befallszahlen geht deutlich der Riickgang der Krankheit hervor,der bis zu uber 80% betragen kann, wie bei zwei Flachen (1969 und 1972)beobaditet wurde, die nur zur Halfte mit Kalkstickstoff abgediingt wordenwaren.

Bei der 1969 stark befallenen Flache wurde auch an je sechs zufallig be-stimmten Stellen nach Apothecien gesucht. Wahrend auf der mit Kalkammon-salpeter gedlingten Flache je abgesuchte Fladie (1 m )̂ am 29. Mai 1,7 und am12. Juni 3,2 Apothecien gefunden wurden, waren auf der Kalkstickstofffladiekeine Fruchtkorper zu sehen. Diese Beobachtungen unterstiitzen die erhaltenenResultate.

• I , • • T a b e l l e 6 \ '' " •' 'Allgemeine Rapskrebsbefallsaufnahme der mit oder ohne Kalkstickstoff gedungten Fladien

(1972)

; Mit Kalkstickstoff gedungt

dz / ha

5,5424 •

334

3,53,5

54

3,5

3,53,5

• • 4

3,7

Befall in %

6

33

1319 ' •5

32879

11

16

126 • . ,

1111'

10,3

Mit Kalkammonsalpeter gedungt

Befall in' 'I'i '

-46. 32

28• ' • • 2 2

41

59• 6 4

47

3611

22

2734 .

2626

30' 39 .

64

271725

34,4

Befallsverminderung •= 70 °U

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134 ' KRiJGER

Im Durchsdinitt ist die Reduktion des Rapskrebses mit etwa 60 bis 70%anzusetzen, wie auch aus dem Befallsvergleich der unterschiedlich abgedlingtenFlachen hervorgeht (Tab. 6), bei denen der durdischnittliche Befall nach derKalkstickstoffdlingung 10,3 %, nach der mit Kalkammonsalpeter aber zu 34,4 %betrug. Die verabfolgte Kalkstickstoffmenge war mit etwa 3,7 dz/ha etwasniedrig und entsprach nicht ganz der Empfehlung, die gegeben wird, um einegute Unkrautbekampfung zu erhalten. Bisher wurde der Kalkstickstoff namlichnur mit dem Ziel der Unkrautbekampfung verabreidit. Um dieses zu erreichen,sollten aber 5 dz/ha gegeben werden. Obwohl durchschnittlich eine geringereMenge gestreut wurde, war der Rapskrebs mit Erfolg vermindert worden.

Besprediung

Die in den Vorversuchen erhaltenen Ergebnisse liber die Verhinderung derApothecienbildung durch Kalkstickstoff lassen sidi gut mit der Wirkung desDlingers im Freiland vergleichen. Quintozen war weniger wirksam. Hier solltennodi einige Feldversuche angelegt werden, um besonders die Art der Anwendungzu erproben.

Die Verminderung der Apothecienbildung ist nicht oder kaum von derAnwendungszeit des Dungers abhangig. Das erleichtert wesentlich dessen Ein-satz, weil er dann gestreut werden kann, wenn vom ackerbaulidien Standpunktdie Unkrauter bekampft werden sollten. Die lang anhaltende Wirkung des Kalk-rtickstoffes war liberraschend, weil die fungistatische und fungizide Cyanamid-phase in Abhangigkeit von der Temperatur nur einige Tage oder bei kiihlerWitterung ausgangs des Winters einige Wochen anhalt (RATSACK 1970).

Bei der Anwendung im Februar oder Anfang Marz setzt sidi der Kalkstick-stoff in jedem Falle in einem langeren Zeitraum in Cyanamid um, wobei aberder Wirkstoff weniger konzentriert vorhanden sein diirfte als bei einer raschenUmwandlung, die Ende April/Anfang Mai zu erwarten ist. Das toxisdie Cyana-mid dringt dabei 1 bis 3 cm tief in den Boden und diirfte somit einen grofien Teilder Sclerotien erreichen, die aus diesen Tiefen besonders gut keimen. Wie nach-haltig die Sclerotien geschadigt werden, soil in klinftigen Untersuchungen geklartwerden.

Im Gegensatz zu Ergebnissen aus dem Gemlisebau, bei dem oft 8 bis 10 dzKalkstickstoff/ha empfohlen werden, kann die Aufwandmenge beim Rapsbedeutend niedriger liegen. Bei den einleitenden Tonschalentesten verzogertenbereits 1,4 dz/ha die Apothecienbildung. In der Praxis hatten 3 bis 4 dz/hahereits eine gute Wirkung, wie aus Tabelle 6 entnommen werden kann. Wenndiese Ergebnisse und auch die Wirkung des Kalkstickstoffes gegen Urkrautermit berlicksichtigt wird, dann sind etwa 5 dz/ha zu empfehlen (TEUTEBERG1969).

Andere Bodenfungizide sind wohl auch gegen den Pilz wirksam, aber inFeldversuchen ist ihre Wirkung noch nicht voll erwiesen. Aufierdem werden die

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Mafinahmen zur Bekampfung des Rapskrebses 135

Kosten fiir eine Behandlung den Einsatz wohl kaum rechtfertigen, wenn mit derokonomischen Kalkstickstoffanwendung derselbe Effekt erzielt werden kann.

Aufier einer Bodenbehandlung besteht vielleicht die Moglichkeit, die Infek-tion der Pflanzen durdi die Ascosporen des Pilzes zu verhindern. EntsprechendeMittel (z. B. Benomyl) mlissen in einem hohen Bestand eingesetzt werden. DerZeitpunkt der Anwendung wird sich schwer bestimmen lassen. Es mlifiten derSporenflug und die Behandlung mehr oder weniger zusammenfallen. Der Spo-renflug wird aber nur im Bestand zu erfassen sein, weil das Ausschleudern derAscosporen wahrscheinlich von den Umweltfaktoren abhangig und nicht mitdem Auftreten der Apothecien gleidizusetzen ist, die ab Mai im Bestand zufinden sind. Entsprechende Untersuchungen sind begonnen.

Auf Grund dieser Ergebnisse und Uberlegungen kann der Praxis angeratenwerden, vom phytopathologisdien Standpunkt aus den Raps im Friihjahr mitKalkstickstoff zu dlingen. Der wirtschaftliche Erfolg diirfte in einer mafiigen bisguten Unkrautbekampfung und in einem wesentlich geringeren Rapskrebsbefallliegen. Der Praxis stellt sich jedoch die Frage nach der Rentabilitat der Behand-lung, weil der kg-N-Preis beim Kalkstickstoff hoher ist als beim Kalkammon-salpeter.

Die Verluste durch den Rapskrebs basieren auf einem hohen Prozentsatzgeplatzter Sdioten wahrend des Schwadlegens (etwa 30 %) und einer Verringe-rung des Tausendkorngewidites um etwa 23 % bei stark befallenen Pflanzen.Auf Grund dieser beiden Daten lafit sich der zu erwartende Ausfall leidit errech-nen und zu dem hoheren Stickstoffpreis in Beziehung setzen. Bei dieser Berech-nung wird aber die Wirkung auf das Unkraut nidit berlicksichtigt.

Hingewiesen soil aber noch darauf werden, dafi der Kalkstickstoff nur auftrockene Bestande bei ausgeglichener Witterung im Friihjahr zu streuen ist.Starke Schwankungen zwisdien Tag- und Nadittemperaturen dlirfen nicht herr-schen, weil dann phytotoxisdie Sdiaden zu erwarten sind.

Zusammenfassung

Der Rapskrebs, eine durch den Pilz Sclerotinia sclerotiorum (Lib.) de Baryverursadite Erkrankung des Rapses flihrt zum frlihzeitigen Absterben des Sten-gels. Die Krankheit tritt besonders im norddeutschen Klistengebiet auf. In denJahren 1965 bis 1972 schwankte der durdischnittliche Befall von 2 bis 45 %.1972 lag der mittlere Befall an der Westkuste bei 30 %.

In einleitenden Versuchen wurden verschiedene Fungizide in bezug auf ihreWirkung zur Verhinderung der Apothecienbildung geprlift. Trotz IiberhohterKonzentration wirkten nur Quintozen, Fentinacetat und Calciumcyanamid.Diese erfolgversprechenden Praparate wurden im Freiland im Bestand geprlift.Sie wurden zu vier verschiedenen Zeiten appliziert. Wie in den Vorversuchen,erwiesen sich der Kalkstickstoff und Quintozen wirksam, aber die frlihen Be-handlungen mit Quintozen waren etwas weniger effektiv. Dieser Wirkungs-verlust war bei Kalkstickstoff nidit zu beobachten; Fentinacetat und Benomyl

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136 KRUGER

waren weniger erfolgreich. Die Tiefenlage der Sclerotien (1 und 3 cm) hattekeinen Einflufi auf die Wirkung der Mittel.

In Feldversuchen wurde die Wirkung des Kalkstidsstoffs bestatigt, nicht sodie des Quintozens. Um den Sporenflug aus unbehandelten Parzellen zu ver-mindern, wodurch die Erg«;bnisse verwischt werden, empfiehlt es sich, grofJeParzellen von 15 X 15 m ocTer noch grofiere anzulegen. In diesen grofien Flachenoder solchen, bei denen nur ein Teil eines ganzen Feldes behandelt worden ist,wurde der Befall um 40 bis 90 % verringert. Ahnliche Unterschiede wurden zwi-schen Flachen erhalten, die insgesamt Kalkstickstoff oder Kalkammonsalpetererhalten hatten. Hier betrug die Befallsverminderung 70 %.

Es wird daher empfohlen, den Kalkstickstoff in einer Menge von etwa5 dz/ha im Fruhjahr dann zu applizieren, wenn der gunstigste Effekt gegenUnkrauter zu erwarten ist und der Raps selbst nicht geschadigt wird.

Summary

Control Measures for Sclerotinia sclerotiorum in Rape

In screening erperiments the effect of various fungicides on the developmentof apothecia of Selerotinia selerotiorum (Lib.) de Bary was tested. In spite of thefact, that the fungicides were applied at higher rates respectively concentrations,only quintozene, fentin-acetate and calcium cyanamide inhibited the formationof the fruiting bodies. The most promising preparations were tested in the field.They were applied at four different times, starting at the end of the winter. Thesclerotia were buried 1 and 3 cm deep in the soil. As in the screening tests,quintozene and calcium cyanamide proved effective, but the early applicationsof quintozene were slightly less successful. That reduction in effectiveness wasnot observed with calcium cyanamide. Up to the harvest of the crop no apo-thecia were formed. The depth of the sclerotia in the soil had no visible influenceon the effect of the preparations.

In control experiments in the field the effect of calcium cyanamide wasascertained, but not in the same degree as that one of quintozene. Because of thedissimination of spores from untreated parts of the field the effect of the treat-ments was shadowed. It is, therefore, recommended to use even larger plots.Big differences were so noticed when calcium cyanamide was applied to onlya part of the field, the other obtaining the same amount of nitrogen in form ofcalcium ammonium nitrate. In these fields the disease incidence decreased by40 to 90 percent, with an average of 70 percent.

It is recommended to apply calcium cyanamide at a quantity of 5 dz/hawhen the fertilizer had to be given from the point of view to control weeds.

Die Arbeiten wurden mit Unterstutzung der Deutschen Forsdiungsgemeinsdiaft durch-gefuhrt. Fur die Hilfe bei der Durchfuhrung der Untersuchungen danke idi besonders FrauleinE.FERLEMANN und Herrn C. CHLIMOUN. •• . . . . . , . • '

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MafSnahmen zur Bekampfung des Rapskrebses 137

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Anschrift des Verfassers: Dr. W. KRUGER, Institut fiir Getreide-, Dlfrudit- und Futter-pflanzenkrankheiten, D-2305 Kiel-Kitzeberg, Sdilofikoppelweg 8.

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