60
MAXIMALER AUFWAND, MINIMALER ERFOLG Angst- und Zwangsbehandlung zwischen Out-Off Office Therapie und imaginativen Verfahren Dr. Peter Neudeck, Köln 29 Oktober 2011 www.verhaltenstherapie-köln.de

MAXIMALER AUFWAND, MINIMALER ERFOLG · Einführung Reizkonfrontation; Exposition mit Reaktionsverhinderung bzw. Reaktionsmanagement bezeichnet Therapietechniken die bei psychischen

Embed Size (px)

Citation preview

MAXIMALER AUFWAND, MINIMALER ERFOLG

Angst- und Zwangsbehandlung zwischen Out-Off Office Therapie und imaginativen Verfahren

Dr. Peter Neudeck, Köln 29 Oktober 2011 www.verhaltenstherapie-köln.de

Einführung

  Reizkonfrontation; Exposition mit Reaktionsverhinderung bzw. Reaktionsmanagement bezeichnet Therapietechniken die bei psychischen Störungen innerhalb eines strategischen Therapiekonzepts eingesetzt werden.

Therapiephasen

 1.Diagnostische Phase  2.Psychoedukative Phase  3. Kognitive Vorbereitung  4. Exposition/Verhaltensexperimente  5. Selbstkontrollphase

Funktionelle Diagnostik von Ängsten

  Problem Liste   Einführung in die funktionelle Diagnostik   Krankheitsgeschichte (Auslöser, Verlauf)   Familiengeschichte der Angst   Angst relevante Stimuli

  Externale Situationen u. Reize   Internale Reize: Körpersignale und Empfindungen,intrusive Gedanken, Ideen,

Zweifel, Vorstellungen und Erinnerungen   Befürchtete Konsequenzen

  Überschätzen der Wahrscheinlichkeit u. Sicherheit der Gefahr   Intoleranz von Unsicherheit   Überzeugungen bezüglich der Angst

  Sicherheitsverhalten   Passive Vermeidung   Checking und Rückversicherung   Rituale, offene/verdeckte, „Mini Rituale“   Sicherheitssignale   Überzeugungen bzgl. der Wirksamkeit der Vermeideverhalten

Psychoedukation und kognitive Vorbereitung I

  Erklärungen über die Natur der Störung

  Erarbeitung eines plausiblen, patientengerechten Erklärungsmodells (Vorbehandlungen!!)

 Entstehung aus der Lerngeschichte ableiten   Entpathologisieren   Einbindung motivationaler Prozesse   Erstellung einer Itemhierarchie

Faktoren, die bei der Entstehung der Störung wirkten sind nicht die gleichen Faktoren, die bei der Aufrechterhaltung wirken

Entstehung von Störungen

Wie  wird  Angst  zum  Problem?  

Psychoedukation und kognitive Vorbereitung II

 Erklärungsmodell zur Aufrechterhaltung   Erläuterung der individuellen Vermeidungsstrategien

  Kurve für spez. Situationen/Verhaltensanalyse

 Gedankenexperiment und Ableitung des therapeutischen Rationals

Maladaptive Überzeugungen

Hinweisreiz (Trigger)

Negativer Automatischer Gedanke

Angst

Sicherheitsverhalten

Psychoedukation und kognitive Vorbereitung II Das Gedankenexperiment

  Vorstellung einer hypothetischen Situation, in der der die vermiedenen Gedanken/Gefühle/körperlichen Veränderungen/Vorstellungen auf jeden Fall maximal sein wird.   Wird von Therapeut so gestaltet, dass keine Vermeidung mehr möglich

ist   Situation wird zeitlich weitergeführt und Symptome, Gedanken und

Gefühle erfasst   Beendigung, wenn vermiedene Symptome ohne Zutun des Patienten

oder äußerer Einflüsse von selbst nachlassen   Wichtig: präzise Instruktion und direktives Vorgehen   Im Anschluss Erklären des Prinzips der Habituation und der Löschung,

Abgrenzung von Ermüdung

Psychoedukation und kognitive Vorbereitung II Absprachen und Vorbereitung auf die Konfrontationsübungen

 Erläuterung der speziellen Gegebenheiten  Absetzen von Medikamenten  Erläuterung der Aufgaben des Therapeuten

  Verhinderung von Vermeidung   Auch Verhinderung von kognitivem Vermeiden   Absprache bezüglich Einsatz von körperlicher Kraft,

Verträge  Keine Sicherheitssignale  Bedenkzeit

Sie müssen in Ihre Angst investieren um ein ruhigeres Leben zu haben!

Exposition: Reingehen, durchhalten, Augen zu und durch!?

Die Bedeutung der Instruktion

Expositionsverfahren Die Durchführung

Die Verfahren

  Generell unterscheidet man:  Verhaltensexperimente   in vivo Exposition   Interozeptive Exposition   Imaginative Exposition

Verhaltensexperimente

  Es wird überprüft ob eine Vorhersage/Hypothese eintritt/zutrifft.

  Ob es zur Habituation kommt wird nicht überprüft  Daher auch nur kurze Dauer

  Der Fokus liegt auf dem Wegfall von Sicherheitsverhalten, bei Sozialer Phobie auch auf der Veränderung der Aufmerksamkeit

Verhaltensexperimente

  Unterschied im Design:  Hypothesen Testen  Entdeckungsexperiment (Hypothese vage oder unformuliert)

  Unterschiedliche Formen:  Aktive Exp.

  Reale Situationen   Simuliert (Rollen Spiel)

 Beobachtende Exp.   Direkte Beobachtung   Fragebogen oder andere Informationsquellen benutzen

Verhaltensexperimente Panikstörung

 Hyperventilation (Schwindel, Herzklopfen, Kurzatmigkeit)

 Treppensteigen, Kniebeugen oder Laufen (Herzklopfen, Schwitzen)

 Konfrontation der Patienten mit dem eigenen EKG

 Experiment der aktiven Gedankenunterdrückung

 Atmen durch Strohhalm (Schwindel, Kurzatmigkeit)

 Schwindelinduktion, Visuelle Effekte (Derealisationseffekte)

Exposition bei Zwängen: Zwangsgedanken/Verhaltensexperimente

  Gedanken-Ereignis-Fusion:   «Versuchen Sie ganz fest daran zu denken, dass Sie im Lotto gewinnen!»   «Denken Sie eine Woche lang daran, dass ich sterbe. »

  Gedanken-Handlungs-Fusion:   «Versuchen Sie mit Gedankenkraft einen Stein anzuheben!»

  « Nehmen Sie das Messer und stechen Sie zu.»

  Gedanken-Absichts-Fusion:   «Machen Sie sich manchmal Sorgen, einen Verkehrsunfall zu haben? Möchten Sie

das auch wirklich?»

  Gedankenunterdrückung:   «Versuchen Sie meinen Namen zu vergessen!»   „Roter Elefant“

Expositionsverfahren, historisch: Implosion, Systematische Desensibilisierung, Angstbewältigung

  Implosion (Stampfl, Levis, 1967, 1971)   Erstellung einer Angsthierarchie von symptomkontigenten und sequentiellen

cues (Avoidance Serial Cue Hierarchy)   möglichst große Ähnlichkeit mit dem erstmals angstauslösenden Reiz)

  Reizkonfrontation in sensu (massiert)

  Systematische Desensibilisierung (Wolpe 1958)   Unterweisung der Patenten in einer Entspannungstechnik (PMR)   Erstellen einer Angsthierarchie   Einleitung der Entspannung und Konfrontation in sensu (graduiert)

  Angstbewältigungstraining (Goldfried, 1972)   Erlernen der PMR   Vermittlung des Rationals   Provokation (leichter) Angst   Aktives Bewältigen der Angst durch Entspannung

Exposition in situ/ in vivo

 Bei der graduierten und massierten Exposition in vivo wird weder mit Entspannungstechniken gearbeitet, noch erfolgt die Konfrontation in dosierter Form (besonders bei der massierten Reizkonfrontation). Bei diesen Verfahren werden Beruhigung, Entspannung oder andere Bewältigungsversuche der Patienten während der Übungen unterbunden.

Exposition in situ/in vivo

  Graduiertes Vorgehen  Es wird in der ersten Expositionsübung mit einer Situation

begonnen, die mit Sicherheit das Problemverhalten hervorruft  Die Situation wird in Begleitung des Therapeuten schrittweise

aufgesucht. Die Situation wurde vorher in einzelne Sequenzen zerlegt. Die Sequenzen sollen einfach strukturiert sein und keine zu große Angststeigerung erzeugen.

 Abbruchkriterium: Bewältigung der sehr stark angstauslösenden Situation, nicht eine best. Zeiteinheit ◊ Sitzung kann mehrere Stunden dauern

Exposition in situ/in vivo

  Massiertes Vorgehen -Reizüberflutung   Im Unterschied zum graduierten Vorgehen findet keine

stufenweise in Sequenzen eingeteilte Annäherung an das Ziel statt. Die Angstreaktion soll in voller Stärke erlebt werden.

 Unterschied: Massiert vs zeitlich verteilt

Durchführung in vivo Reizkonfrontation

 Konfrontation mit den angstauslösenden Stimuli   Es geht nicht darum, Situationen zu üben - sondern zu erleben, wie

Angst in Situationen auftritt und auch wieder nachläßt

 Die Übung sollte vor einem Angstabfall nicht verlassen werden  Therapeut versucht kognitive Vermeidungsstrategien zu

verhindern.  Einschätzen der augenblicklichen Angst auf einer Skala, durch

die Patienten  Erfragen der Gedanken, Emotionen, physiologischen

Veränderungen durch den Therapeuten

Menschen die auf gleiche Stimuli mit Angst reagieren, fürchten verschiedene Konsequenzen!

Interozeptive Exposition

 Patienten lernen, dass   körperliche Empfindungen nicht gefährlich sind   Empfindungen nicht ewig andauern

  Primäre Interozeptive Exposition   Die Symptome werden mit Übungen erzeugt

  Z.B. auf der Stelle laufen, Hyperventilieren   Unterschied zum Verhaltensexperiment: Instruktion und Absicht

  Sekundäre Interozeptive Exposition   Es werden üblicherweise vermiedene Aktivitäten aufgesucht

  (z.B. Scharfe Speisen essen, Sport treiben, Sprudelwasser trinken)   Unterschied zur Exposition in vivo: Instruktion und Absicht

Imaginative Exposition

  Primäre imaginative Exposition   Direkte Konfrontation mit Gedanken, Erinnerungen, Zweifeln

  Z.B. genaues Nacherzählen von Geschichten unakzeptablen sexuellen Inhalts, Beschreibung von schrecklichen Unfällen, wiederholen eines vermiedenen Satzes

  Sekundäre imaginative Exposition   Verbalisieren von Zweifel, Vorstellungen, Bildern oder Ideen während einer in

vivo Exposition   Z.B. „ich habe das Geld jetzt ausgegeben, es stand „Honnecker Nazi“

darauf“, sie werden kommen und mich holen, sie werden mich verurteilen und ich werde leiden, ich weiss nicht mal wann“

  Vorbereitende imaginative Exposition   Soll eingesetzt werden, wenn Patienten nicht in der Lage sind die in vivo Übung

anzugehen   Z.B: die Vorstellung sich zu übergeben, bei Spez.Phobie

Auswertung Übung

  Was haben Sie gedacht und gefühlt?   Wer hat den Satz so aufgeschrieben, wie er vorgegeben war?   Wer hat einen anderen oder keinen Namen eingesetzt?   Wer hat in Gedanken „neutralisiert“ (z.B. das will ich nicht“?)

Übung - Schlussfolgerungen

  Denken und Fühlen sind nicht unbedingt kongruent => Inkongruenz ist für die Expositionsbehandlung notwendig und kann über die Vorbereitung zur Exposition gesteigert werden.

  Sicherheits- und Vermeidungsverhalten sind normale und nachvollziehbare Reaktionen – gleichzeitig sind sie das größte Problem für eine erfolgreiche Exposition.

Anxiety Control Strategies

  Passive Vermeidung:   Die Unfähigkeit Situationen auch bei geringem Risiko aufzusuchen oder

ebensolchen Aktivitäten nachzugehen   Nicht in der Öffentlichkeit essen   Nicht in den Aufzug gehen

  Checking und Rückversicherung:   Subtile oder offene Verhalten, die dazu dienen das zu bestätigen oder zu

verifizieren, was ohnehin schon gewusst ist   Den Körper immer wieder abzutasten um sicher zu sein, dass kein „böser

Knoten“ da ist   Eine Konversation immer wieder memorieren um sicher zu sein keinen

obzönen Ausdruck gebraucht zu haben

  Kompulsive Rituale

  Repetitives Verhalten nach selbst erstellten Regeln um Gefahr vorzubeugen oder abzuwenden   Hände waschen, bis das Gefühl da ist, sauber zu sein   Beten bis es „richtig“ ist sich richtig anfühlt

Anxiety Control Strategies

  Kurze verdeckte (Mini) Rituale:

  Versuche Angstgefühle zu unterdrücken oder ein „gutes“ Gefühl wiederherzustellen

  Gedankenunterdrückung

  Ablenken

  Entspannung, Atemtechniken

  Hände in den Taschen verstecken um nicht ungewollt etwas zu stehlen

  Sicherheitssignale

  Stimuli die mit der Reduktion oder Abwesenheit von befürchteten Konsequenzen assoziiert sind. Müssen gar nicht benutzt werden

  Handy, Geldbörse, Adresse vom Arzt, Wasserflasche, Benzodiazepine

Häufigkeit von Sicherheitsverhaltenweisen

33

Anxiety Control Strategies

  Dürfen Patienten von diesen Hilfsmitteln während Expositionstherapien Gebrauch machen?

  Ja aber…   Salkovskis, Clark, Gelder (1996): Unterschied zwischen adaptiver

Coping Strategie ( z.B. Rationalisieren) und maladptiven Sicherheitsstratregien (z.B. Tragen von „Sicherheitssignalen“, Vermeiden wahrgenommener Gefahr)

  Rachman, Radomsky, Shafran (2008): Klinische Studien zeigen dass Sicherheitsstrategien zu Beginn von Expositionstherapie den Erfolg verbessern. -wenn man genau hinschaut aber nur bei spezifischen Phobien vom Tier Typus

Anxiety Control Strategies

  Dürfen Patienten von diesen Hilfsmitteln während Expositionstherapien Gebrauch machen?

  Nein, denn…Vermeideverhalten hat ungünstige Auswirkungen auf den Erfolg von Expositionen   Powers, Telch & Smith (2004)

  Vermeideverhalten trägt nichts zum Erfolg von Expositionstherapie bei, also wozu das Risiko eingehen?   Deacon et al (2009)

  Warum ist Sicherheitsverhalten so problematisch?   Sicherheitsverhalten führt lediglich zum Lernen einer „bedingten“ Sicherheit; misattribution of safety (Salkovskis, 1991)

  „Wenn ich nicht (getan, gedacht, mich abgelenkt) hätte, dann ....“   Sicherheitsverhalten verändert den Aufmerksamkeitsfokus   Kontrollversuche selbst erhöhen das Angsterleben

Was tun mit Anxiety Control Strategies?

  Da es schwer ist NICHTS zu tun empfiehlt es sich, die Vermeidungsverhaltensweisen zu unterbinden, in dem die Angst vom Patienten gesteigert werden soll.

  Wolitzky & Telch (2004, 2009) konnten zeigen, dass z.B. die zusätzliche Induktion von Schwindel bei Höhenangst zu einer größeren Angstreduktion führt als ohne diese Induktion.

Behandlereinstellung zu Exposition Hindernisse und Lösungen, Ethik u.Recht

Einstellungen und Hindernisse

Exposition ist die beste Angsttherapie; Ich habe keine Zeit dafür, das ist in der Praxis zu aufwendig, oft nicht machbar, es gibt Schwierigkeiten beim Abrechnen

Exposition ist sehr wirksam; Es ist ein Schreckgespenst, eine Folter für Patienten, Therapeut und Patient zittern

TherapeutInnen zur Exposition:

Kritik an Exposition

  Therapieabbrüche:   Es wird „etwas“ mit den Patienten gemacht, ohne dass die individuelle

Biographe berücksichtig wird.   Die von Kritikern behaupteten hohen Abbruchraten, aufgrund der

Nichtakzeptanz der Verfahren ist empirisch nicht belegt.

  Verschlimmerung der Symptomatik:   Expositionen können Retraumatisierung etc auslösen.

  Eine Verschlimmerung der Symptome ist den Verfahren inhärent, diese ist aber von kurzer Dauer und ohne prognostischen Wert für den Behandlungserfolg.

  Akzeptanz:   Patrienten lehnen Expositionsverfahren ab

  . Patienten bezeichnen die Verfahren als nützlich und sinnvoll und im Vergleich zu anderen Therapieformen als ebenso akzeptabel.

  Rechtliche Bedenken und ethische Beschwerden:   Es gibt keine gerichtlichen Verfahren in denen Expositionstherapie

eine bedeutsame Rolle spielt

Befragung zur Therapeuteneinstellung (Neudeck 2007)

  Beschreibung der Teilnehmer:   n= 95  w= 82  m= 13  Alter: 29 mean, Range: 22-42  Therapeuten in Weiterbildung: 1. und 3. Jahr

  1. Jahr 18   3: Jahr: 20

 Approbierte Therapeuten: 16  Studenten: 41   Fragen:

  Nennen Sie bitte Gründe (höchstens 3) warum Sie Exposition in der Therapie von Angststörungen einsetzen?

  Nennen Sie bitte Gründe (höchstens 3), warum Sie keine Exposition in der Therapie von Angststörungen einsetzen?

Befragung zur Therapeuteneinstellung: Gründe für Exposition (Neudeck 2007)

Befragung zur Therapeuteneinstellung: Gründe gegen Exposition (Neudeck 2007)

Frage im Anschluss an die Befragung

  Wieso sehen Therapeuten die mangelnde Motivation der Patienten für Exposition als Hindernis an, wenn sie gleichzeitig von der Wirksamkeit der Methode hoch überzeugt sind?

Hindernisse

  Hindernisse durch strukturelle Gegebenheiten  Zeitprobleme  Versicherungstechnische Probleme  Out of Office/Ethik

Hindernisse

  Hindernisse durch Einstellung der Behandler  Exposition ist gefährlich  Exposition führt zur Retraumatisierung  Eigene Hilflosigkeit  Angst vor Aggressivität  Eigene Ängste

Hindernisse

 Typische Einstellungen von Behandlern zur Exposition:   (1) der Nutzen rechtfertigt nicht die eingesetzten Mittel, sondern

verschlimmere gar die Symptome   (2) der Patient sei passiv und er sei nicht aktiv an der Therapie

beteiligt,   (3) Exposition ist eine rigide Therapieform, die nicht auf

individuelle, biographische Besonderheiten der Patienten eingehe   (4) Exposition alleine reicht nicht für einen Behandlungserfolg aus   (5) im klinischen Alltag kann Exposition nicht eingesetzt werden,

da Daten der Effektivitätsstudien in „künstlichem Milieu“ erhoben worden seien.

  (Barlow et al., 1999; Feeny, Hembree und Zoellner, 2003)

Hindernisse

  Einstellung gegenüber Reizexposition bei PTBS   aus den state licensing boards verschiedener US-amerikanischer Staaten

ausgesuchte Psychotherapeuten (n = 207)   Mitgliedern der Disaster and Trauma Special Interest Group (n = 29),

speziell ausgebildete und hoch trainierte Psychotherapeuten   Ergebnisse:

Nur 17% gaben an die Methode in der klinischen Praxis anzuwenden   Hauptgrund: 60% der Befragten gaben mangelndes Training an   Präferenz von individualisierter Behandlung gegenüber manualisierter

Behandlung (25%)   Befürchtung von Re-traumatisierung (20%).

  Nur 55% der hochtrainierten Therapeutengruppe berichteten die Methode in zumindest 50% der behandelten Fälle anzuwenden.

  Becker, Zayfert und Anderson (2004)

Hindernisse

  Hindernisse durch fehlerhafte Anwendung   Untersuchung an Patienten mit Zwangsbehandlung

  nur in 27% der Behandlungen kamen Expositionsverfahren zum Einsatz   18% der Konfrontationsbehandlungen in sensu   23% ausschließlich im Behandlungsraum durchgeführt wurden   Bei 18% der Therapien erfolgten keine Übungen in Eigenverantwortung.   Nur ein Viertel der Therapeuten (23%) wählte ein massiertes Vorgehen.   Schließlich fanden nur 0.35 Expositionsübungen in der Alltagsumgebung der

Patienten statt und   71% der therapeutengeleiteten Expositionen dauerten nicht länger als 60

  Böhm et al. (2008)

  Aber: in 80% der Kassenanträge als Methode der Wahl beschrieben

  Schubert, et al (2003)

Lösungen

  Es gibt wieder immer Berichte über Exposition als unmenschliche Form der Behandlung, es wird auf Menschenrechte verwiesen!

  Deshalb auf jeden Fall: Informed Consent - Schriftlich oder mit Video

  Aber: Einverständnis vom Patienten, immer wieder einholen:

 Vorbereitung, Erklärung, Durchführung

  Besonderheit: Absprachen bzgl. Des Verhaltens in Exposituationen in der Öffentlichkeit   Direktive, aktive Haltung des Therapeuten

Lösungen

  Informed consent gibt auch skeptischen Klinikern die Möglichkeit, Exposition von Folter zu unterscheiden: (so beschrieben von Slater; New York Times 2003).

  Die UN Konvention gegen Folter und andere Formen inhumaner Behandlung oder Bestrafung(1987), definiert Folter als

  “…any act by which severe pain or suffering, whether physical or mental, is intentionally inflicted on a person for such purposes as obtaining from him or a third person information or a confession, punishing him for an act he committed, or intimidating or coercing him or a third person, or for any reason based on discrimination of any kind, when such pain or suffering is inflicted by or at the instigation of or with the consent or acquiescence of a public official or other person acting in an official capacity” (pp. 197-198).

Lösungen

  Risiko eingehen „Do at least some people ordinarily confront the situation/stimulus in the course of everyday life without adverse consequences? “ (B.Deacon)

  Es wird nichts objektiv Gefährliches gemacht   Menschen duschen einmal die Woche   Menschen laufen, sprinten, verausgaben sich

  “There is no absolute guarantee in exposure therapy, as with life in general, that unanticipated or unwanted outcomes will not occur. Bees sometimes

sting. Repeated spinning in a swivel chair may vomiting.”   B. Deacon: Exposure and Ethics in Exposure Therapy (in : Neudeck P & Wittchen HU edt.:

Exposure Therapy, Rethinking The Model . Springer, in press

Lösungen

 Exposition anpassen an individuelle Symptomatik  Beginn mit stark angstauslösenden Situationen scheint

wirksamer  Das Ziel ist ein Angstanstieg und Abfall in der Situation  Verstärkung für das Ertragen von Angst

 Gut kontrollierbare Situationen zu Beginn

 Berücksichtigung des environment

  Zeit, Ort, bekannte vs. unbekannte Umgebung

  Komplexität der Angststörung /gute/schlechte Tage

Ein primäres Ziel der Exposition ist es, Patienten dabei zu helfen ihr Leben zu leben und sich gefürchteten Situationen, ohne Garantien zu stellen

Lösungen

  Time Management

  Faustregel mind. 100 Minuten   Keine Termine nach der Übung

 Wenig Zeit: Verhaltensexperiment

  Therapeuten Kompetenz

  Exposition ist nicht nur Stress für Patienten

  Therapeuten sollten intellektuell und emotional in der Lage sein Exposition durchzuführen   Training und Anleitung durch erfahrene Therapeuten sind unerlässlich!

  Verbesserung der Aus-und Weiterbildung; was nehmen die Teilnehmer mit?

Lösungen???

  „Unsere therapeutische Vorgehensweise: Psychodynamisch verstehen, systemisch denken, verhaltenstherapeutisch behandeln.“

  Aus dem Prospekt des NRK Aachen

  „Ecclecticism is to stand nowhere and to do everything“   James Mc Cullough, Therapeut und Entwickler des CBASP

Abrechnung

Literatur; Auswahl

  Abramowitz JS., Deacon, BJ, Whiteside PH: Exposure therapy for Anxiety, Guilford press, 2010   Abramowitz JS. Effectiveness of psychological and pharmacological treatments for obsessive-compulsive disorder: a

quantitative review. J Consult Clin Psychol. 1997 Feb;65(1):44-52.   Barlow, D.H., Levitt, J.T. & Bufka, L.F. (1999). The dissemination of empirically supported treatments: a view to the

future. Behavior Research and Therapy, 37, Suppl 1: 147-162.   Craske, M. G., Kircanski, K., Zelikowsky, M., Mystkowski, J., Chowdhury, N., & Baker, A. (2008). Optimizing inhibitory learning

during exposure therapy. Behaviour Research and Therapy, 46, 5-27   Craske, M. G., Kircanski, K., Zelikowsky, M., Mystkowski, J., Chowdhury, N., & Baker, A. (2008). Optimizing inhibitory learning

during exposure therapy. Behaviour Research and Therapy, 46, 5-27.

  Foa, E. B. & Kozak, M. J. (1986). Emotional processing of fear: Exposure of corrective information. Psychological Bulletin, 99, 20-35.

  Gilboa-Schechtman, E., Foa, E.B., Shafran, N., Aderka, I.M., Powers, M.B., Rachamim, L., Rosenbach, L., Yadin, E., & Apter, A. (2010). Prolonged exposure versus dynamic therapy for adolescent PTSD: A pilot randomized controlled trial. Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry., 49, pp. 1034-1042.

  Lena M., Julia Schenk, Peter Neudeck (2010): "Putzen bis der Arzt kommt" ...wie ich es geschafft habe, den Zwang zu besiegen. PABST SCIENCE

  Neudeck P. & HU. Wittchen (Hrsg.): Konfrontationstherapie bei psychischen Störungen. Göttingen: Hogrefe Verlag, 2005)

  Neudeck, P. (2006). Reizkonfrontationsmethoden. In H.-U. Wittchen & J. Hoyer (Eds.), Lehrbuch der Klinischen Psychologie und Psychotherapie. Heidelberg: Springer. (Kap. 22, S. 465-475)

Literatur; Auswahl

  Neudeck P, Florin I, Tuschen-Caffier B (2001) Food exposure in Patients with bulimia nervosa. Psychotherapy and Psychosomatics, 70(4): 193-201

  Neudeck P, Einsle F (2010): Reizkonfrontation; Behandlungsbarrieren und Behandlereinstellung. Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin, 31 (39, 16-25)

  Neuner, F. (2008). Stabilisierung vor Konfrontation in der Traumatherapie-Grundregel oder Mythos? Verhaltenstherapie, 18, 109-118.

  Olatunji, B. O., Deacon, B. J., & Abramowitz, J. S. (2009). The cruelest cure? Ethical issues in the implementation of exposure-based treatments. Cognitive and Behavioral Practice, 16, 172-180.

  Powers, M. B., Smits, J. A. J., & Telch, M. J. (2004). Disentangling the effects of safety-behavior utilization and safety-behavior availability during exposure-based treatment: a placebo-controlled trial. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 72, 448-454.

  Richards, D.C.S. & Lauterbach D.(Eds.), Handbook of Exposure Therapy (pp. 409-425), Amsterdam: Academic Press

  Rosa-Alcazar, A.I., Sanchez-Meca, J., Gomez-Conesa, A.& Marin-Martinez, F. (2008). Psychological treatment of obsessive-compulsive disorder: A meta-analysis. Clinical Psychology Review, 28, pp. 1310-1325

  Roth, C., Siegl, J., Aufdermauer, N. & Reinecker, H. (2004). Therapie von Angst- und Zwangspatienten in der verhaltenstherapeutischen Praxis. Verhaltenstherapie, 14, 16-21.

  Ruhmland, M. & Margraf, J. (2001a). Effektivität psychologischer Therapien von spezifischer Phobie und Zwangsstörung: Metaanalysen auf Störungsebene. Verhaltenstherapie, 11, 14–26.

  Ruhmland, M. & Margraf, J: (2001b). Effektivität psychologischer Therapien von generalisierter Angststörung und sozialer Phobie: Metaanalysen auf Störungsebene. Verhaltenstherapie, 11, 27–40.

  Ruhmland, M. & Margraf, J. (2001c). Effektivität psychologischer Therapien von Panik und Agoraphobie: Metaanalysen auf Störungsebene. Verhaltenstherapie, 11, 41–53.

Neuerscheinung bei Springer Press Frühjahr 2012: „Exposure Therapy; Rethinking The Model, Refining the Method.“ Neudeck P, Wittchen HU edt..