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No. 220 - Dezember 2013 Alles macht Sinn D ie Frage nach dem Sinn des Lebens ist uralt und höchst individuell. Das Leben hat keinen objektiv gültigen Sinn, es kommt ganz auf die Perspektive an. Sinn scheint selbst unserer Wissenschaft uner- klärbar und ist doch in jedem Menschen, wenn auch in unterschiedlicher Ausprä- gung, als Antriebsfeder kollektiv-menschli- cher und persönlicher Evolution vorhan- den. Ein Mensch auf dem Land in Südafrika stellt sich vermutlich andere Lebens- und Sinn-Fragen als ein erfolgreicher Schau- spieler in den USA. Eine Person aus einem freien Lebens- und Sozialkontext hat viel- leicht weitgefasstere philosophische An- sichten und Definitionen über den Sinn des Lebens als ein Mensch, der in einer starren Konzept-strukturierten Gesellschaftsschicht oder in einer religiös geprägten Umgebung aufwächst. Ein Tier würde, wenn wir es ver- stehen, die Frage sicherlich anders beant- worten – und auch Pflanzen haben be- stimmt ein anderes Konzept von Sinn. Der Sinn menschlicher Existenz besteht für mich darin, sich zu erleben und Erfahrun- gen zu machen. Eng verbunden damit sind die Fragen „Warum bin ich hier?“ oder „Was ist meine Bestimmung?“. Wobei ich die Bestimmung nicht „fremdbestimmt“ definiere, sondern ich erlebe die Frage der „Bestimmung“ eher als eine Art Vorah- nung, dass ich bei Ankunft auf diesem Pla- neten etwas Bestimmtes erfahren bzw. be- zwecken wollte. Seitdem hat mich die Sinn-Frage mein Leben lang begleitet. Der Sinn des Lebens ist für mich keine externe Norm oder ein externer Wert, es ist der ro- te Faden, der mich vorantreibt und mir im- mer wieder eine gute Basis zur Selbstrefle- xion bietet. Wenn mir eine Sache, ein Erlebnis oder eine Erfahrung durch die Re- flexion sinnig erscheint, wird sie durch die- se Erkenntnis sinnvoll. Ergo: Es hat oder macht das Sinn, was wir mit Sinn füllen. Sinn und Sinne Unser Sein füllen wir dort mit Sinn, wohin wir unsere Sinne lenken. Es kommt nicht von ungefähr, dass unsere Wahrneh- mungsfähigkeiten als Sinne bezeichnet werden: Sehsinn, Hörsinn, Geschmacks- sinn, Geruchssinn, Tastsinn. Die Frage ist, welchen Wert wir den Bildern, Eindrücken und Empfindungen geben, die wir mit un- seren Sinnen aufnehmen, und wie wir die- se verknüpfen. Unsere Konditionierungen geben das Wertschema vor und die daraus resultierenden Bewertungen dieser Sinnes- empfindungen lösen unsere Gefühle aus. In den letzten Jahren erfährt die menschli- che Entwicklung die Wiederentdeckung und Rekultivierung unserer Hellsinne wie Hellfühlen, Hellsehen, Hellwissen u.a. Auch wenn diese Entwicklung derzeit noch von Die Frage nach dem Sinn ist eine der wichtigsten Fragen, weil es die Frage über unser Leben an sich ist. Marion Augustin hat darüber sinniert. Abb: © Tomasz Trojanowski - Fotolia.com Sinn sinnieren sinnerfüllt sinnhaft unsinnig Ansinnen Wahnsinn Blödsinn Unsinn Sinnlichkeit sinnvoll sinnlos Geruchssinn Hellsinne Frohsinn Gleichgewichtssinn Besinnung Sinngehalt besinnlich Übersinnlich sinnreich Sinnbild ersinnen

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THEMA

14 Sein No. 220 - Dezember 2013

Alles macht Sinn

Die Frage nach dem Sinn des Lebens isturalt und höchst individuell. Das Leben

hat keinen objektiv gültigen Sinn, eskommt ganz auf die Perspektive an. Sinnscheint selbst unserer Wissenschaft uner-klärbar und ist doch in jedem Menschen,wenn auch in unterschiedlicher Ausprä-gung, als Antriebsfeder kollektiv-menschli-cher und persönlicher Evolution vorhan-den. Ein Mensch auf dem Land in Südafrikastellt sich vermutlich andere Lebens- undSinn-Fragen als ein erfolgreicher Schau-spieler in den USA. Eine Person aus einemfreien Lebens- und Sozialkontext hat viel-leicht weitgefasstere philosophische An-sichten und Definitionen über den Sinn desLebens als ein Mensch, der in einer starrenKonzept-strukturierten Gesellschaftsschichtoder in einer religiös geprägten Umgebungaufwächst. Ein Tier würde, wenn wir es ver-stehen, die Frage sicherlich anders beant-worten – und auch Pflanzen haben be-stimmt ein anderes Konzept von Sinn. Der Sinn menschlicher Existenz besteht fürmich darin, sich zu erleben und Erfahrun-gen zu machen. Eng verbunden damit sinddie Fragen „Warum bin ich hier?“ oder„Was ist meine Bestimmung?“. Wobei ichdie Bestimmung nicht „fremdbestimmt“definiere, sondern ich erlebe die Frage der„Bestimmung“ eher als eine Art Vorah-nung, dass ich bei Ankunft auf diesem Pla-

neten etwas Bestimmtes erfahren bzw. be-zwecken wollte. Seitdem hat mich dieSinn-Frage mein Leben lang begleitet. DerSinn des Lebens ist für mich keine externeNorm oder ein externer Wert, es ist der ro-te Faden, der mich vorantreibt und mir im-mer wieder eine gute Basis zur Selbstrefle-xion bietet. Wenn mir eine Sache, einErlebnis oder eine Erfahrung durch die Re-flexion sinnig erscheint, wird sie durch die-se Erkenntnis sinnvoll. Ergo: Es hat odermacht das Sinn, was wir mit Sinn füllen.

Sinn und SinneUnser Sein füllen wir dort mit Sinn, wohinwir unsere Sinne lenken. Es kommt nichtvon ungefähr, dass unsere Wahrneh-mungsfähigkeiten als Sinne bezeichnetwerden: Sehsinn, Hörsinn, Geschmacks-sinn, Geruchssinn, Tastsinn. Die Frage ist,welchen Wert wir den Bildern, Eindrückenund Empfindungen geben, die wir mit un-seren Sinnen aufnehmen, und wie wir die-se verknüpfen. Unsere Konditionierungengeben das Wertschema vor und die darausresultierenden Bewertungen dieser Sinnes-empfindungen lösen unsere Gefühle aus. In den letzten Jahren erfährt die menschli-che Entwicklung die Wiederentdeckungund Rekultivierung unserer Hellsinne wieHellfühlen, Hellsehen, Hellwissen u.a. Auchwenn diese Entwicklung derzeit noch von

Die Frage nach dem Sinn ist eine der wichtigsten Fragen, weil es die Frage über unser Leben an sich ist. Marion Augustin hat darüber sinniert.

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Geruchssinn Hellsinne Frohsinn Gleichgewichtssinn Besinnung

Sinngehalt besinnlich Übersinnlich sinnreich Sinnbild ersinnen

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15 SeinNo. 220 - Dezember 2013

der Wissenschaft und dem Mainstream als Humbug der Eso-oder Spiri-Ecke abgetan wird, ist sie meiner Meinung nach un-umkehrbar. Die menschliche Spezies befindet sich auf allen Ebe-nen mitten in einem Paradigmenwechsel und somit vor einemgroßen Evolutionsschritt. Eine zeitgemäße Antwort auf die Fra-ge nach dem Sinn des Lebens kann angesichts dieser Entwick-lungen nicht allein von der Wissenschaft geliefert werden.Hier ist vielmehr das achtsame Betrachten aus einer reifen Füllean Lebenserfahrungen hilfreich. Das ist nicht unbedingt eineSache des Alters, sondern eine Frage der Erlebnisdichte. Es gibtviele Menschen, die zwanzig oder mehr Jahre fast immer dasGleiche tun und von daher einen anderen Erfahrungsschatz ha-ben als andere, vielleicht sogar jüngere Menschen, die durchvielfältige Veränderungen in ihrem Leben hindurchgegangensind. Die Erfahrungsdichte, die Fähigkeit der Reflexion und denGrad der Bewusstheit halte ich hier für Schlüsselqualifikationen,um die komplexe Multidimensionalität des menschlichen Le-bens und die Sinnfrage in ihrer Vielfältigkeit zu erfassen.

Alles ist richtig Wenn wir einmal annehmen, dass alles Sinn macht, was wirerleben, gemacht haben oder gerade tun, verändert sich diePerspektive radikal. Dann können sich Geschehnisse neu ord-nen und schaffen sich Gedanken- und Synapsen-Verbindun-gen von völlig neuer Art.Folgen wir dieser Annahme wirklich einmal, lernen wir die kau-salen Zusammenhänge verstehen, warum wir mit unseren An-nahmen, unserem Denken und Verhalten die jeweiligen Erfah-rungen im Außen gemacht, sprich: co-inszeniert haben. Wirkönnen erkennen, dass wir Erfahrungen nur des Erlebens we-gen kreiert haben und dass wir absolut richtig sind, wie wirsind: Keine Erfahrung, keine Begegnung, keine Ausbildung,keine Betätigung war „umsonst“ oder zu viel. Alles hat dazubeigetragen, dass wir jetzt hier sind, wo wir sind. Wenn solcheErkenntnisprozesse wirken, lösen wir uns immer mehr von denErgebnissen unserer Handlungen und erschaffen einen neuenInnenraum, den Raum des Beobachters. Er birgt das wunder-bare Geschenk noch tieferen Verstehens und des Friedens mitsich selbst. Aus diesem inneren Frieden heraus kann Friedenauch im Außen entstehen. Sehr oft erlebe ich, dass Menschen,wenn sie sich in diesem Beobachtungs-Raum wiederfinden, ei-nen neuen und kraftvollen Ansatz für das Herangehen an ihreLebensthemen erhalten. Sie fühlen sich Sinn-erfüllt und kom-men in deutlichen Schritten ihrer „Bestimmung“ näher. Wennich eine umfassendere Aussage zum Sinn machen sollte, würde ich sagen, dass der Sinn des Lebensdarin besteht, mit sich in Einklang zu kom-men – was übrigens sehr gesundheitsför-dernd ist. g

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Marion Augustin ist Projektmanagerin, Schöp-fungs-Coach, Organisatorin und Netzwerkerin mitLeib und Seele.

Mehr Infos auf www.gutes-gelingen.de undwww.schoepfungscoaching.de

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Wortsinn 6. Sinn Schwachsinn Uhrzeigersinn

Gemeinsinn Orientierungssinn Spürsinn Leichtsinn