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Siedlungswasser- und Siedlungsabfallwirtschaft Nordrhein-Westfalen
Membrantechnik für die Abwasserreinigung
Institut für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH Aachen
Siedlungswasser- und Siedlungsabfallwirtschaft Nordrhein-Westfalen
Membrantechnik fŸr die Abwasserreinigung
Herausgegeben von:
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp
Institut fŸr Siedlungswasserwirtschaft
der Rheinisch-WestfŠlischen Technischen
Hochschule Aachen (ISA, RWTH Aachen)
Dr. rer. nat. Harald Friedrich
Abteilungsleiter
Abfallwirtschaft, Bodenschutz, Wasserwirtschaft
Ministerium fŸr Umwelt und Naturschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz des
Landes Nordrhein-Westfalen
Herausgegeben von:
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp
Institut für Siedlungswasserwirtschaft
der Rheinisch-Westfälischen Technischen
Hochschule Aachen (ISA, RWTH Aachen)
Dr. rer. nat. Harald Friedrich
Abteilungsleiter
Abfallwirtschaft, Bodenschutz, Wasserwirtschaft
Ministerium für Umwelt und Naturschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz des
Landes Nordrhein-Westfalen
Siedlungswasser- und Siedlungsabfallwirtschaft Nordrhein-Westfalen
Band 1
Membrantechnik für die Abwasserreinigung
Institut für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH Aachen
Vorwort
4
Vorwort
Die Membrantechnik zur Aufbereitung von Wasser und
Abwasser zeigt eindrucksvoll, wie innovativ, zukunfts-
orientiert und ökonomisch sinnvoll Umweltschutztechnik
sein kann. In der 100-jährigen Geschichte der modernen
Wasser- und Abwasseraufbereitung für Privathaushalte
und Unternehmen wurde noch keine neue Technik ein-
geführt, die solch vielfältig positive Effekte hat wie die
der Membrantechnik.
Sie löst unterschiedliche Fragen der Wasseraufbereitung
und führt gleichzeitig zu einer deutlich besseren Reinigung
des Abwassers.
Die Membrantechnik macht die betriebsinterne Rückge-
winnung und Wiederverwertung fester und gelöster Stoffe
möglich.
Wegen der großen Auswahl an verfügbaren Membranen
und Modulen lässt sich für fast jede Aufgabenstellung in
der Wasseraufbereitung ein technisch geeignetes System
finden.
An der Entwicklung und Anwendung der Membrantechnik
haben sich im In- und Ausland viele wissenschaftliche
Institutionen, Industrieunternehmen sowie Wasserver-
sorger und Abwasserverbände beteiligt. Die Bundes- und
Landesregierungen unterstützen diese technische Entwick-
lung.
Heute ist die Membrantechnik in Deutschland bereits für
viele Bereiche eine erprobte Alternative zu klassischen
Verfahren der kommunalen und industriellen Abwasser-
reinigung. Das zahlt sich ökologisch und ökonomisch
aus, denn die Membrantechnik bedeutet: weniger Kosten
für den Ver- und Entsorgungsbereich sowie die Produk-
tion, gleichzeitig erheblich weniger Umweltbelastung.
In der kommunalen Abwasserbehandlung werden be-
stimmte Typen von Membrananlagen – die Biomembran-
filtrationsanlagen (Membranbelebungsverfahren) – bis-
lang noch selten eingesetzt. Dies hat historische und
wirtschaftliche Gründe. Der Einsatz von Membranverfah-
ren bei der kommunalen Abwasserreinigung kann sich
bereits heute als wirtschaftlich erweisen, insbesondere
unter folgenden Randbedingungen:
• wenn nur wenig Fläche für den Neubau oder die Erwei-
terung von Anlagen zur Abwasserreinigung vorhanden
ist,
• wenn die Möglichkeiten zur anschließenden Verwen-
dung des gereinigten Abwassers genutzt werden sollen,
• wenn weitergehende oder zusätzliche Anforderungen
an die Ablaufqualität des Abwassers notwendig sind,
• wenn toxische Stoffe entfernt werden sollen,
• wenn eine hygienisch einwandfreie Abwasserqualität
angestrebt wird.
Bei Haus- und Kleinkläranlagen wie auch bei Schiffsklär-
anlagen und zunehmend bei der kommunalen Abwasser-
reinigung ist die Biomembranfiltration in Deutschland
bereits heute wettbewerbsfähig geworden.
Die Anwendung der Membrantechnik in der Industrie ist
sehr vielfältig und durch zahlreiche Referenzen belegt. In
der industriellen Abwasseraufbereitung wird die Membran-
technik für den produktionsintegrierten Umweltschutz
genutzt.
Vorwort
5
Mit der Membrantechnik wird Wasser – das meistgenutzte
Lösemittel in der Industrie – so gereinigt, dass es wieder
verwendet werden kann. In der Industrie können die aus
dem Wasser gefilterten Stoffe auch wieder neu genutzt
werden. Zwar lässt sich mit der Membrantechnik kein
vollständig geschlossener Kreislauf realisieren. Aber eine
Mehrfachnutzung des Wassers reduziert die Abwasser-
menge deutlich. Das spart den Unternehmen Kosten.
Diese Publikation stellt die Membrantechnik sowie ihren
Einsatz in der kommunalen und industriellen Abwasser-
reinigung in Deutschland gemäß dem Stand der Technik
und der Wissenschaft vor. Beispiele großtechnisch reali-
sierter Anlagen aus Kommunen und Industrieunternehmen
demonstrieren die Einsatzbreite und Leistungsfähigkeit
der Membrananlagen – die Planung, den Bau und Betrieb
sowie die dabei entstehenden Kosten eingeschlossen.
Damit bekommen Planer, abwasserbeseitigungspflichtige
Kommunen, Industrie- und Gewerbebetriebe sowie die
Genehmigungsbehörden eine solide Grundlage, um zu
entscheiden, ob die Membrantechnik als Lösung in Frage
kommt.
Eckhard Uhlenberg
Minister für Umwelt und Naturschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz
des Landes Nordrhein-Westfalen
Sigmar Gabriel
Bundesminister für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit
Prof. Dr. Andreas Troge
Präsident des Umweltbundesamtes
Impressum
6
Diese wissenschaftliche Ausarbeitung wurde
vom Ministerium für Umwelt und Naturschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz
des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.
Verantwortlich
Dr. rer. nat. Harald Friedrich
Abteilungsleiter
Abfallwirtschaft, Bodenschutz, Wasserwirtschaft
Dr.-Ing. Viktor Mertsch
Abwasserbeseitigung und Abwassertechnik
Ministerium für Umwelt und Naturschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz des
Landes Nordrhein-Westfalen
Inhaltliche Bearbeitung der 2. aktualisierten Auflage
FiW an der RWTH Aachen e.V.
M. Lange, Dr.- Ing. F.-W. Bolle, Dr.-Ing. S. Schilling,
S. Baumgarten (ISA, RWTH Aachen)
Inhaltliche Bearbeitung der 1. Auflage 2003:
FiW und ISA, RWTH Aachen
M. Lange (Vorsitz), S. Baumgarten, F.-W. Bolle,
Dr.-Ing. T. Buer, J. Schunicht, Dr.-Ing. K. Voßenkaul
Begleitende Arbeitsgruppe der 1. Auflage 2003:
Dr. V. Mertsch, I. Dierschke, K. Drensla, A. Kaste,
RBD A. Schmidt, Prof. Dr. W. Schmidt, S. Tenkamp,
Dr.-Ing. J. R. Tschesche, C. Wiedenhöft, T. Wozniak,
Dr. K. Zimmermann
Begutachtung der 1. Auflage 2003:
Prof. Dr.-Ing. P. Cornel, Dr.-Ing. W. Firk,
Dr.-Ing. J. Oles, Dr.-Ing. T. A. Peters, U. Voss
Englischsprachige Ausgabe
Eine englische Ausgabe mit dem Titel:
„Municipal Water and Waste Management:
Membrane Technology for Waste Water Treatment“
ist mit folgenden ISBN-Nummern verfügbar:
ISBN 3-939377-01-5
ISBN 978-3-939377-01-6
FiW Verlag
Mies-van-der-Rohe-Straße 17
52074 Aachen
Telefon: +49 (0) 241- 80 2 68 25
Telefax: +49 (0) 241- 87 09 24
E-Mail: [email protected]
ISBN 3-939377-00-7
ISBN 978-3-939377-00-9
Gestaltung
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S 1, 1
68161 Mannheim
Telefon: +49 (0) 6 21-10 29 24
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Titelfoto
Erftverband
Herstellung
Greiserdruck GmbH & Co. KG
Karlsruher Straße 22
76437 Rastatt
Telefon: +49 (0) 72 22 -105-129
Telefax: +49 (0) 72 22 -105-137
www.greiserdruck.de
MF
Inhaltsverzeichnis
7
MF
MF
MF
MF
MF
UF
UF
UF
UF
MF
MF
MF
MF
MF
MF
MF
MF
MF
UO
NF
Mikrofiltration UF Ultrafiltration NF Nanofiltration UO Umkehrosmose
1 Grundlagen der Membrantechnik 25
1.1 Grundlagen der Stofftrennung mittels Membrantechnik 26
1.2 Membranverfahren in der Abwasserreinigung 27
1.2.1 Mikro- und Ultrafiltration 30
1.2.2 Nanofiltration 31
1.2.3 Umkehrosmose 32
1.3 Membranmaterialien, -aufbau und -klassifizierung 33
1.3.1 Herkunft und Werkstoffe 33
1.3.2 Morphologie, Struktur und Herstellung 34
1.4 Membranformen und -module 36
1.5 Anordnung von Modulen 44
1.6 Betriebsarten 46
1.7 Deckschichtbildung 48
1.8 Maßnahmen zum Erhalt der Filtrationsleistung 50
1.9 Weitere Aspekte zum Einsatz der Membranverfahren in der Abwasserreinigung 53
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 59
2.1 Das Membranbelebungsverfahren 64
2.1.1 Verfahrensbeschreibung und Einsatzgebiete 64
2.1.2 Eingesetzte Membranmodule 68
2.1.3 Planung und Betrieb von Membranbelebungsanlagen 80
2.1.3.1 Bemessung 80
2.1.3.2 Konstruktive und planerische Gestaltung 85
2.1.3.3 Betrieb 87
2.1.4 Investitionen und Betriebskosten 90
2.1.4.1 Investitionen 90
2.1.4.2 Betriebs- und Instandhaltungskosten 92
2.2 Praxisbeispiele zu großtechnischen Membranbelebungsanlagen 93
2.2.1 Anlagen in Deutschland mit Mikrofiltrationsmembranen 96
2.2.1.1 Kläranlage Seelscheid und Schulungseinrichtung 96
2.2.1.2 Pilotanlage Büchel 99
2.2.1.3 Kläranlage Richtheim 101
2.2.1.4 Kläranlage Eitorf (Inbetriebnahme) 102
2.2.1.5 Kläranlage Xanten-Vynen (Inbetriebnahme) 104
2.2.1.6 Kläranlage Piene (in Planung) 105
2.2.1.7 Kläranlagen Rurberg-Woffelsbach und Konzen (Inbetriebnahme) 106
2.2.1.8 Kläranlage Kohlfurth, Prozesswasserbehandlung 107
2.2.1.9 Kläranlage Dormagen, Prozesswasserbehandlung (Inbetriebnahme) 108
2.2.2 Anlagen außerhalb Deutschlands mit Mikrofiltrationsmembranen 109
2.2.2.1 Kläranlage Glasgow, Schottland 110
2.2.2.2 Kläranlage Ebisu Prime Square Building, Japan 112
2.2.2.3 Kläranlage St. Peter ob Judenburg, Österreich 113
2.2.3 Anlagen in Deutschland mit Ultrafiltrationsmembranen 114
2.2.3.1 Kläranlage Nordkanal 114
2.2.3.2 Kläranlage Monheim 116
2.2.3.3 Kläranlage Markranstädt 118
UF
UF
UF
UF
UF
UF
UF
UF
UF
UF
UF
MF
MF
MF
UF
UF
MF
MF
UF
UF
UF
UF
UF
UF
UF
UF
UF
Inhaltsverzeichnis
8
MF Mikrofiltration UF Ultrafiltration NF Nanofiltration UO Umkehrosmose
2.2.3.4 Kläranlage Rödingen 121
2.2.3.5 Kläranlage Schramberg-Waldmössingen 123
2.2.3.6 Kläranlage Knautnaundorf 125
2.2.3.7 Pilotanlage Simmerath 126
2.2.3.8 Golfplatz St. Wendel 128
2.2.3.9 Kläranlage Glessen (in Planung) 130
2.2.4 Anlagen außerhalb Deutschlands mit Ultrafiltrationsmembranen 131
2.2.4.1 Pilotanlagen auf der Kläranlage Beverwijk, Niederlande 132
2.2.4.2 Kläranlage Varsseveld, Niederlande 134
2.2.4.3 Kläranlage Brescia, Italien 135
2.2.4.4 Kläranlage Säntis, Schweiz 137
2.3 Kleinkläranlagen, mobile Anlagen und Schiffskläranlagen mit Membrantechnik 138
2.3.1 Busse-MF-Anlage der Fa. Busse 138
2.3.2 UltraSept-Anlage der Fa. Mall 140
2.3.3 Kleinkläranlage für 4 EW in NRW 141
2.3.4 Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Brauchwasseraufbereitung 141
2.3.5 MembraneClearBox®-Kleinkläranlage und HoneyComb® der Hans Huber AG 142
2.3.6 Mobile Anlagen für den Einsatz in Feldlagern 144
2.3.7 Schiffskläranlagen mit Membrantechnik 145
2.3.8 Kreuzfahrtschiff Queen Mary 2 146
2.3.9 Grau- und Schwarzwasserbehandlung auf Schiffen 148
2.4 Nachgeschaltete Membranstufe zur Abwasserhygienisierung 150
2.4.1 Verfahrensbeschreibung und Einsatzgebiete 150
2.4.2 Eingesetzte Membranmodule 150
2.4.3 Betriebserfahrung 150
2.4.4 Großtechnische Anwendungen in Deutschland zur Abwasserhygienisierung mit Ultrafiltration 151
2.4.4.1 Kläranlage Geiselbullach 152
2.4.4.2 Kläranlage Merklingen 153
2.4.4.3 Kläranlage Bondorf-Hailfingen 155
2.4.5 Großtechnische Anwendungen außerhalb Deutschlands zur Abwasserhygienisierung 157
mit Ultrafiltration
2.4.5.1 Aufbereitungsanlage Torreele, Belgien 157
2.4.5.2 Aufbereitungsanlage Katowice, Polen 159
2.4.5.3 Aufbereitungsanlage Bedok, Singapur 160
2.5 Bemessungsbeispiel Membranbelebungsanlage (MBA) 161
2.5.1 Bemessungsgrundlagen 161
2.5.2 Interpretation der ARA-BER-Berechnung gemäß den Bemessungsempfehlungen für MBA 162
2.5.3 Bemessung der Membranfiltrationsstufe 163
2.5.4 Ergebnisausdruck der Bemessung mit ARA-BER 164
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 165
3.1 Kurzüberblick 166
3.2 Ziele und Anwendungen in verschiedenen Industriezweigen 168
3.3 Entscheidungskriterien 170
3.4 Wirtschaftlichkeit von Membrananlagen in der industriellen Abwasserreinigung 172
3.5 Anwendungsbeispiele in Deutschland 175
UO
UO
UF
UF
NF
UF
MF
UO
UF
UF
UF
UF
NF
UF
UO
MF
UF
UF
UF
UF
UF
UF
UF
UF
UO
MF
Inhaltsverzeichnis
9
MF Mikrofiltration UF Ultrafiltration NF Nanofiltration UO Umkehrosmose
3.5.1 Nahrungsmittelindustrie 177
3.5.1.1 Kartoffelstärkeproduktion 178
3.5.1.1.1 Nahrungsmittelindustrie, Emsland Stärke GmbH 179
3.5.1.2 Mälzerei 180
3.5.1.2.1 Mälzerei, Durst Malz – H. Durst Malzfabriken GmbH & Co. KG 181
3.5.1.3 Nahrungsmittelindustrie, Beeck Feinkost GmbH & Co. KG 182
3.5.2 Druckindustrie, Peter Leis 183
3.5.3 Papierindustrie 184
3.5.3.1 Papierfabrik Palm, Werk Eltmann 185
3.5.4 Textilindustrie 186
3.5.4.1 Textilindustrie, Drews Meerane GmbH 187
3.5.4.2 Seidenweberei Pongs 189
3.5.4.3 Textilveredlung Gerhard van Clewe GmbH & Co. KG 191
3.5.5 Faserindustrie, Vulkanfiber 193
3.5.6 Kunststoffindustrie, Troplast 195
3.5.7 Wäschereien 196
3.5.7.1 Wäscherei Alsco 196
3.5.7.2 Textilservice Mewa GmbH 199
3.5.8 Metall verarbeitende Industrie 201
3.5.8.1 Metall verarbeitende Industrie, Rasselstein Hoesch GmbH 202
3.5.8.2 Metall verarbeitende Industrie, Faurecia Betrand Faure Sitztechnik 203
3.5.8.3 Metall verarbeitende Industrie, Galvanikbetrieb Rudolf Jatzke 204
3.5.8.4 Metall verarbeitende Industrie, Wieland Werke AG 206
3.5.9 Lackwasseraufbereitung 208
3.5.9.1 Lackwasseraufbereitung DaimlerChrysler 208
3.5.9.2 Lackwasseraufbereitung aus der Ersatzteilfertigung im Ford Werk Köln 209
3.5.10 Pharmazeutische Industrie, Schering 211
3.5.11 Sonstiges 213
3.5.11.1 Deponiesickerwässer 213
3.5.11.1.1 Deponie Alsdorf-Warden 216
3.5.11.2 Fischzucht 218
3.5.11.3 Kraftwerke, Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk (GuD) Dresden 219
3.5.11.4 Bilgenentölung 221
3.5.11.5 Schwimmbäder 223
3.5.11.5.1 Schwimmbad, Aquana Freizeitbad 223
3.5.11.5.2 Schwimmbad, Freizeitbad Copa Ca Backum 225
3.6 Anwendungsbeispiele außerhalb Deutschlands 227
3.6.1 Nahrungsmittelindustrie 228
3.6.1.1 Müsliproduktion bei der Kellogg Company, Großbritannien 228
3.6.1.2 Stärkegrundproduktion bei Raisio Chemicals, Belgien 230
3.6.1.3 Molkerei Dairygold Food Products, Irland 231
3.6.1.4 Molkerei Diary Crest Limited, Großbritannien 233
3.6.1.5 Mälzerei Sobelgra n. v., Belgien 234
3.6.2 Wäscherei Massop, Niederlande 237
3.6.3 Pharmazeutische Industrie, Penicillinproduktion bei der Firma Sandoz, Spanien 238
3.6.4 Sonstiges 240
UF
UF
Inhaltsverzeichnis
10
3.6.4.1 Tierkörperbeseitigungsanlage der SARIA Bio-Industries, Frankreich 240
3.6.4.2 Mechanisch biologische Abfallbehandlungsanlage (MBA) 242
3.6.4.2.1 Abfallentsorgung bei der Firma Tirme, Spanien 242
4 Richtlinien und Normen in der Membrantechnik 245
5 Zusammenfassung und Ausblick 249
6 Literaturverzeichnis 253
A Anhang 263
A.1 Adressen (genannt in den Praxisbeispielen) 264
A.1.1 Standorte der Membrananlagen in Deutschland 264
A.1.2 Anlagenplaner, Anlagenbauer, Membranhersteller, Beratende Ingenieure 268
A.1.3 Wissenschaftliche Begleitung bei der Erstellung dieser Publikation 272
A.1.4 Weitere Institutionen und Personen, die zu den Inhalten beigetragen haben 274
A.1.5 Weitere Informationsquellen zum Thema Membrantechnik 275
A.2 Fördermöglichkeiten 276
A.2.1 Förderprogramme und Förderberatung des Bundes 276
A.2.2 Förderprogramme der Bundesländer 277
A.2.3 Förderprogramme der EU für den Bereich Umweltschutz bzw. den Bereich Wasserwirtschaft 282
A.3 Kurzchecklisten zu Abbildung 2-1 284
A.4 Kurzchecklisten zu Abbildung 3-1 286
A.5 Arbeitsbericht der ATV-DVWK-Arbeitsgruppe IG-5.5 „Membrantechnik“:
Aufbereitung von Industrieabwasser und Prozesswasser
mit Membranverfahren und Membranbelebungsverfahren 288
Teil I Membranverfahren 288
A.5.1 Einleitung 288
A.5.2 Bestimmung des Membranverfahrens 291
A.5.2.1 Bestimmung der erforderlichen Trenngrenzen 291
A.5.2.2 Bestimmung des Membranmaterials 291
A.5.2.3 Bestimmung des Membranmoduls 293
A.5.2.4 Bestimmung der Betriebsweise von Membrananlagen 295
A.5.3 Einsatzbeispiele 296
A.5.4 Projektierung von Membrananlagen 296
A.5.4.1 Grundlagenermittlung 296
A.5.4.2 Projektierung und Bemessung 296
A.5.4.2.1 Vorversuche im Labormaßstab 296
A.5.4.2.2 Pilotversuche vor Ort 297
A.5.4.2.3 Anlagenplanung 298
A.5.5 Bewertungskriterien zur Auswahl einer Membrananlage 298
A.5.5.1 Technische Bewertung eines Membranverfahrens hinsichtlich Einsatz und Vollständigkeit 298
A.5.5.1.1 Definition der Aufgabenstellung 298
A.5.5.1.2 Material- und Stoffströme beim Betrieb einer Membrananlage 298
A.5.5.1.3 Verwendung bzw. Entsorgung der entstehenden Produkte 299
A.5.5.1.4 Vorreinigung 299
MF Mikrofiltration UF Ultrafiltration NF Nanofiltration UO Umkehrosmose
A.5.5.1.5 Technische Ausführung 299
A.5.5.1.6 Redundanzen 299
A.5.5.1.7 Referenzen/Ähnliche Anwendungen 299
A.5.5.2 Betriebskosten 299
A.5.5.2.1 Betriebsmittel 299
A.5.5.2.2 Betriebshilfsmittel 300
A.5.5.2.3 Personalkosten 300
A.5.5.2.4 Lebensdauer und Membranersatz 300
A.5.5.3 Änderungen der Bedingungen bei Betrieb der Anlage 300
A.5.5.4 Sonstige Punkte 300
A.5.5.4.1 Störungen 300
A.5.5.4.2 Vorversuche 301
A.5.6 Fragebogen Prozessdatenerhebung 301
A.5.6.1 Beschreibung der Trennaufgabe, die mit einem Membranverfahren gelöst werden soll 301
A.5.6.2 Zur Bewertung bzw. zur Integration eines Membranverfahrens in ein
Gesamtbehandlungskonzept 301
A.5.6.3 Fragen zur Anlagenauslegung 301
A.5.6.4 Anforderungen an Ausführung und Bau der Membrananlage 301
Teil II Aerobe Membranbelebungsverfahren 302
A.5.7 Allgemeines 302
A.5.8 Konstruktiver Aufbau 302
A.5.8.1 Anordnung 302
A.5.8.1.1 Getauchte Membranmodule 303
A.5.8.1.2 Trocken aufgestellte Membranmodule 303
A.5.8.2 Deckschichtkontrolle 303
A.5.8.2.1 Deckschichtkontrolle bei getauchten Systemen 303
A.5.8.2.2 Deckschichtkontrolle bei trocken aufgestellten Systemen 304
A.5.8.2.3 Generell 304
A.5.8.3 Reinigungsstrategien 304
A.5.9 Anforderungen an den Zulauf 307
A.5.9.1 Allgemeines 307
A.5.9.2 Mechanische Vorbehandlung 307
A.5.9.3 Misch- und Ausgleichsbecken 307
A.5.9.4 Calcium-Gehalt 307
A.5.9.5 Eisen- und Aluminiumgehalt 308
A.5.10 Bemessungshinweise für Membranbelebungsanlagen 308
A.5.10.1 Allgemeines 308
A.5.10.2 Flächenbedarf 308
A.5.10.3 Eliminationsraten 309
A.5.10.4 Belüftung 309
A.5.10.5 Hydraulik 310
A.5.10.5.1 Flexibilität 310
A.5.10.5.2 Rezirkulation 310
A.5.10.6 Temperatureinfluss 310
A.5.11 Besonderheiten von Membranbelebungsanlagen 311
A.5.11.1 Schlammeigenschaften 311
Inhaltsverzeichnis 1
11
A.5.11.1.1 Schlammcharakterisierung 311
A.5.11.1.2 Rheologische Eigenschaften 311
A.5.11.1.3 Überschussschlammproduktion 312
A.5.11.1.4 Schlammbehandlung 312
A.5.11.1.5 Schaumbildung 312
A.5.12 Wirtschaftlichkeit 313
A.5.12.1 Definition der Wirtschaftlichkeit 313
A.5.12.2 Investition/Kapitalkosten 313
A.5.12.3 Betriebskosten 314
A.5.12.4 Kostenrelevante Faktoren im Vergleich 314
A.5.13 Beispiele im Bereich Industrieabwasser (Europa) 315
A.5.14 Literaturverzeichnis 316
A.6 2. Arbeitsbericht des DWA Fachausschusses KA-7
„Membranbelebungsverfahren“ vom 19.01.2005 318
A.6.1 Einführung 318
A.6.2 Beschreibung des Membranbelebungsverfahrens 319
A.6.3 Hinweise zur Planung und Bemessung 323
A.6.4 Schlammbehandlung 327
A.6.5 Chemische Reinigung der Membranmodule 329
A.6.6 Energiebedarf 330
A.6.7 Ertüchtigung bestehender kommunaler Kläranlagen 332
A.6.8 Hinweise zur Inbetriebnahme 333
A.6.9 Kosten 334
A.6.10 Jahreskosten 337
A.6.10.1 Kapitaldienst und Membranersatz 337
A.6.10.2 Betriebskosten 337
A.6.11 Schlussbemerkung 337
A.6.12 Vorteile und Risiken des Membranbelebungsverfahrens 338
A.6.12.1 Allgemeines 338
A.6.13 Glossar 338
A.6.14 Literaturverzeichnis 342
A.7 Großtechnisch realisierte Membrananlagen zur Trinwasseraufbereitung (in D) 344
A.8 Glossar 345
A.9 Abkürzungsverzeichnis 347
Einleitung1
12
Abbildungsverzeichnis 1
13
1 Grundlagen der Membrantechnik 25
Abb. 1-1 Funktionsweise von Mikro- und Ultrafiltrationsmembranen 26
Abb. 1-2 Darstellung der unterschiedlichen Einsatzbereiche von Membranverfahren 27
Abb. 1-3 Größe typischer Abwasserinhaltsstoffe und Porengröße eingesetzter Membranen 28
Abb. 1-4 Idealisierte Darstellung einer Poren- und einer Lösungs-Diffusions-Membran [nach MELIN 1999] 29
Abb. 1-5 Klassifizierung von Membranen [nach RAUTENBACH 1997] 33
Abb. 1-6 REM-Aufnahmen von Schnitten verschiedener Membranen 35
Abb. 1-7 Draufsicht auf die aktive Schicht einer Polyethylen-Membran (MF/UF) [AGGERVERBAND 2002] 35
Abb. 1-8 Draufsicht auf die Bruchkante einer Polyethylen-Membran (MF/UF), sichtbar ist die aktive Schicht
[AGGERVERBAND 2002] 35
Abb. 1-9 Membran- und Modulformen 36
Abb. 1-10 Rohrmodule [Foto: WEHRLE WERK AG] 38
Abb. 1-11 Kapillar- bzw. Hohlfasermodule [Foto: KOCH MEMBRANE SYSTEMS] 39
Abb. 1-12 Wickelmodule Prinzipskizze [N.N. 2001], [Foto: NADIR FILTRATION GMBH] 40
Abb. 1-13 Kissenmodul, [Prinzipskizze und Foto: ROCHEM UF SYSTEME GMBH] 41
Abb. 1-14 Rohr-Scheiben-Modul (DT-Modul) [PALL 2001] 42
Abb. 1-15 Neuartige Multibore-Kapillaren der Firma inge AG [Foto: INGE AG] 43
Abb. 1-16 Vom Membranelement zur Membranstufe 44
Abb. 1-17 Reihenschaltung von Modulen [nach BAUMGARTEN 1998] 44
Abb. 1-18 Parallelschaltung von Modulen [nach BAUMGARTEN 1998] 45
Abb. 1-19 Anordnung von mehreren Modulen nach der Tannenbaumstruktur [nach RAUTENBACH 1997] 45
Abb. 1-20 Schematische Darstellung einer Membran bei der Crossflow- bzw. Dead-End-Filtration
[nach MELIN 1999] 47
Abb. 1-21 Filtrationsintervalle im Dead-End-Betrieb [nach RAUTENBACH 1997] 47
Abb. 1-22 Schematische Übersicht der Filtrationswiderstände auf der Membranoberfläche und
in der Membran [KRAMER, KOPPERS 2000] 49
Abb. 1-23 Auswirkung der Membranreinigung auf den Fluss bei konstantem Druck 51
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 59
Abb. 2-1 Anlass - Planung - Betrieb einer kommunalen Membranbelebungsanlage, Inhalte im Kapitel
„Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung“ 61
Abb. 2-2 Konventionelle Abwasserreinigung nach dem Belebungsverfahren und Anordnungs-
möglichkeiten einer Membranstufe bei kommunalen Abwasserreinigungsanlagen [OHLE 2001] 62
Abb. 2-3 Verfahrensschema einer Kläranlage mit Membranbelebungsverfahren und nachgeschalteter
Membranstufe 63
Abb. 2-4 Vergleich der Keimbelastung im Ablauf von Kläranlagen [BAUMGARTEN, BRANDS 2002] 66
Abb. 2-5 Schematische Darstellung des Flächenbedarfs einer konventionellen Belebungsanlage
und einer Membranbelebungsanlage am Beispiel der KA Kaarst [ERFTVERBAND 2002] 67
Abb. 2-6 ZeeWeedTM-Modul der Firma ZENON 68
Abb. 2-7 Anordnung mehrerer ZeeWeedTM-Module ZW 1000 in einer Kassette [Foto: ZENON] 69
Abb. 2-8 Plattenmodul der Firma Kubota 69
Abb. 2-9 Anordnung der Plattenmodule der Firma Kubota als „Doppeldecker“ [AGGERWASSER GMBH 2004] 70
Abb. 2-10 PURON Modul und Modulbaustein [Foto: PURON] 71
Abb. 2-11 Membranmodul der Martin Systems AG [Foto: MARTIN SYSTEMS AG] 72
Abb. 2-12 Huber VRM®-Verfahren [Fotos: HANS HUBER AG, MARTIN SYSTEMS AG] 73
Abb. 2-13 Huber VUM®-Verfahren [HANS HUBER AG] 74
Abbildungsverzeichnis1
14
Abb. 2-14 Membranelement und Membranmodul der Fa. Mitsubishi [Foto: ENVICARE®] 74
Abb. 2-15 Plattenmodul der Firma A3 GmbH [Foto: A3 GMBH] 75
Abb. 2-16 Membranmodul der Fa. US Filter Corporation [Foto: US FILTER CORPORATION] 76
Abb. 2-17 Membranmodul der Fa. Keppel Seghers Belgium [Foto: KEPPEL SEGHERS BELGIUM NV] 76
Abb. 2-18 Modulsystem der Weise Water Systems GmbH&Co.KG [WEISE WATER SYSTEMS GMBH & CO. KG] 77
Abb. 2-19 Keramische Plattenmembranen der Firma ItN Nanovation [Foto: ItN NANOVATION] 78
Abb. 2-20 Membranmodul und Konfiguration der Module im Rack mit darunter liegender
Belüftungseinrichtung [Fotos: ItN NANOVATION] 78
Abb. 2-21 Prinzipskizze des Rotationsscheibenfilters (RSF) 79
Abb. 2-22 Module des Rotations-Scheibenfilters im Labormaßstab [Foto: FRAUNHOFER IGB] 79
Abb. 2-23 Spezifische Überschussschlammproduktion in Membranbelebungsstufen [ATV-DVWK 2000a] 81
Abb. 2-24 Sauerstoffübergangskoeffizienten (�-Werte) der KA Rödingen und Markranstädt bei einer
feinblasigen Druckbelüftung [CORNEL ET AL. 2001] 84
Abb. 2-25 Prinzipskizze und Ansicht einer Siebanlage für Membranbelebungsanlagen
(Kläranlage Markranstädt) [HUBER 2002, STEIN 2002a] 85
Abb. 2-26 Energiebedarf einer Membranbelebungsanlage (8.000 E) mit simultaner aerober
Schlammstabilisierung [STEIN ET AL. 2001] 89
Abb. 2-27 Entwicklung der Membranersatzkosten [ISA 2002; CHURCHHOUSE, WILDGOOSE 2000] 92
Abb. 2-28 Verfahrensschema der Kläranlage Seelscheid [nach AGGERVERBAND 2004] 97
Abb. 2-29 Membrananlage auf der Kläranlage Seelscheid [Fotos: AGGERVERBAND 2004] 97
Abb. 2-30 Bestehende Sandfilterbecken für die geplanten Schulungsanlagen [Foto: AGGERVERBAND 2004] 98
Abb. 2-31 Verfahrensschema der Schulungsanlagen [nach AGGERVERBAND 2004] 98
Abb. 2-32 Ansicht der Pilotanlage Büchel [Foto: AGGERVERBAND] 99
Abb. 2-33 Verfahrensschema der Pilotanlage Büchel [BAUMGARTEN 2001b] 99
Abb. 2-34 Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage 101
Abb. 2-35 Verfahrensschema der Kläranlage Eitorf [nach GEMEINDEWERKE EITORF] 102
Abb. 2-36 Kläranlage Eitorf mit abgedeckten Membranbecken zwischen den Gebäuden im Vordergrund 103
Abb. 2-37 Membrananlage in Containerbauweise für die Kläranlage Xanten-Vynen [Foto: A3 GMBH] 104
Abb. 2-38 Verfahrensschema der Kläranlage Xanten-Vynen einschließlich der Membranbelebungsanlagen
[nach LINEG 2004] 104
Abb. 2-39 Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage 105
Abb. 2-40 Verfahrensschema der Kläranlage Kohlfurth [nach WUPPERVERBAND 2004] 107
Abb. 2-41 Verfahrensschema der Kläranlage Dormagen [nach STADT DORMAGEN 2004] 108
Abb. 2-42 Luftbild der Kläranlage Swanage [Foto: AQUATOR GROUP] 109
Abb. 2-43 Verfahrensschema der Schlammbehandlungsanlage Glasgow [nach AGGERWASSER GMBH 2004] 110
Abb. 2-44 Draufsicht auf die Schlammbehandlungsanlage (STP) Glasgow und auf ein Becken
der Membranstufe [Foto: AGGERWASSER GMBH 2001] 111
Abb. 2-45 Ebisu Prime Square Building [Foto: AGGERWASSER GMBH 2004] 112
Abb. 2-46 Abwasserreinigungsanlage im Keller des Ebisu Prime Square Building
[Foto: AGGERWASSER GMBH 2004] 112
Abb. 2-47 Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage [nach AGGERWASSER GMBH 2004] 112
Abb. 2-48 Verfahrensschema der Kläranlage St. Peter ob Judenburg [nach ENVICARE] 113
Abb. 2-49 Kläranlage St. Peter ob Judenburg [Fotos: ENVICARE] 114
Abb. 2-50 Siebtrommel der Feinrechenanlage auf der Kläranlage Nordkanal [nach ERFTVERBAND 2004] 115
Abb. 2-51 Verfahrensschema der Kläranlage Nordkanal [nach ERFTVERBAND 2004] 115
Abb. 2-52 Membranbelebungsbecken auf der Kläranlage Nordkanal [nach ERFTVERBAND 2004] 116
Abbildungsverzeichnis 1
15
Abb. 2-53 Kläranlage Monheim [Foto: BAYERISCHES LANDESAMT FÜR WASSERWIRTSCHAFT 2004] 117
Abb. 2-54 Verfahrensschema der Kläranlage Monheim [nach BAYERISCHES LANDESAMT FÜR
WASSERWIRTSCHAFT 2004] 117
Abb. 2-55 Modulkassetten bei der on-air-Reinigung [Foto: STADT MONHEIM 2004] 118
Abb. 2-56 Verfahrensstufen auf der KA Makranstädt [STEIN 2002a] 119
Abb. 2-57 Verfahrensstufen der Kläranlage Makranstädt [STEIN 2002a] 120
Abb. 2-58 Fließschema der KA Rödingen 122
Abb. 2-59 Blick in die zwei Filtrationsstraßen beim Einbau der ZeeWeed®-Kassetten [Foto: ERFTVERBAND] 122
Abb. 2-60 Kläranlage Schramberg [Foto: STADTWERKE SCHRAMBERG 2004] 123
Abb. 2-61 Verfahrensschema der Kläranlage Schramberg-Waldmössingen
[nach STADTWERKE SCHRAMBERG 2004] 124
Abb. 2-62 Membrananlage auf der Kläranlage Schramberg-Waldmössingen
[Fotos: STADTWERKE SCHRAMBERG 2004] 124
Abb. 2-63 Verfahrensschema der Demonstrationsanlage Simmerath [nach WVER 2004] 126
Abb. 2-64 Membrananlage auf der Kläranlage Simmerath [Fotos: PURON AG 2003] 127
Abb. 2-65 Verfahrensschema der Kläranlage Golfplatz St. Wendel [nach STADT ST. WENDEL] 128
Abb. 2-66 Modulrack auf der Kläranlage Golfplatz St. Wendel [Fotos: ItN NANOVATION] 129
Abb. 2-67 Verfahrensschema der Kläranlage Glessen [nach ERFTVERBAND 2004] 130
Abb. 2-68 Luftbild und Fließbild der Kläranlage Lowestoft [ZENON 2002] 131
Abb. 2-69 Fotos der Pilotanlagen und Membranmodule auf dem Testfeld der Kläranlage Beverwijk [DHV 2004] 133
Abb. 2-70 Verfahrensschema der Kläranlage Varsseveld [nach DHV 2004] 134
Abb. 2-71 Verfahrensschema der Kläranlage Brescia [nach ZENON GMBH 2004] 135
Abb. 2-72 Luftaufnahme der Kläranlage Brescia [Foto: ZENON GMBH 2004] 136
Abb. 2-73 Ansicht und Fließbild der Membranbelebungsanlage nach dem ZenoGem®-Verfahren auf
dem Säntis [ZENON 2002], Lage der Membranbelebungsanlage auf dem Säntis und Ansicht
der Module [ZENON 2002] 137
Abb. 2-74 Ansicht der Busse-MF-Kleinkläranlage (vormals BioMIR® [BUSSE 2002]) 138
Abb. 2-75 Schematische Darstellung einer Busse-MF-Anlage [BUSSE 2002] 139
Abb. 2-76 Schema der UltraSept-Anlage der Fa. Mall [MALL 2002] 140
Abb. 2-77 Grauwasseraufbereitung bei der KfW 141
Abb. 2-78 Membrananlage zur Brauchwasseraufbereitung im Keller der KfW [WEISE WATER SYSTEMS GMBH] 142
Abb. 2-79 Einbauskizze einer Membrankleinkläranlage in eine Mehrkammergrube [HUBER AG 2004] 143
Abb. 2-80 MembraneClearBox®-Kleinkläranlage der Huber AG [Fotos: HUBER AG 2004] 143
Abb. 2-81 Transport der Containeranlage auf einem Einsatzfahrzeug und Schema der Containeranlage
[A3 GMBH 2004] 144
Abb. 2-82 Ansicht einer MEMROD® Schiffskläranlage nach dem Membranbelebungsverfahren für
250 Personen [VA TECH WABAG 2002] 146
Abb. 2-83 Ultrafiltrationsmodul Pleiade® zur Abwasserreinigung auf der Queen Mary 2 [Foto: ORELIS SA 2004] 146
Abb. 2-84 Foto der Queen Mary 2 147
Abb. 2-85 Verfahrensschema der Abwasserreinigungsanlage auf der Queen Mary 2 [nach ORELIS SA 2004] 147
Abb. 2-86 Verfahrensschema der Abwasserreinigung nach der Two-Stream-Lösung [nach ROCHEM UF 2004] 148
Abb. 2-87 Membran-Bioreaktor BioFilt mit drei Straßen à 4,5 m3/d Permeat [ROCHEM UF 2004] 149
Abb. 2-88 Niederdruck-Umkehrosmose für die Grauwasser-Aufbereitung für 600 m3/d Permeat
[Foto: ROCHEM UF 2004] 149
Abb. 2-89 Verfahrensschema der Kläranlage Geiselbullach [nach AMPERVERBAND 2004] 152
Abb. 2-90 Aufbereitungsanlage auf der Kläranlage Geiselbullach [Fotos: AMPERVERBAND 2002] 153
Abbildungsverzeichnis1
16
Abb. 2-91 Verfahrensschema der Kläranlage Merklingen [nach RP TÜBINGEN 2004] 153
Abb. 2-92 Druckrohre der Ultrafiltrationsanlage auf der Kläranlage Merklingen [RP TÜBINGEN 2004] 154
Abb. 2-93 Verfahrensschema der Kläranlage Hailfingen [nach ABWASSERZWECKVERBAND
BONDORF-HAILFINGEN 2004] 156
Abb. 2-94 Membrananlage auf der Kläranlage Hailfingen im Bau
[Fotos: ABWASSERZWECKVERBAND BONDORF-HAILFINGEN 2004] 156
Abb. 2-95 Verfahrensschema der Aufbereitungsanlage in Torreele [nach ZENON GMBH 2004] 158
Abb. 2-96 Verfahrensschema der Ultrafiltrationsanlage zur Brauchwasseraufbereitung in Katowice
[nach ZENON GMBH 2004] 159
Abb. 2-97 Verfahrensschema der Aufbereitungsanlage Bedok [nach ZENON GMBH 2004] 160
Abb. 2-98 Gesamtansicht der Aufbereitungsanlage Bedok [Foto: ZENON GMBH 2004] 161
Abb. 2-99 Ultrafiltrationsanlage der Aufbereitungsanlage Bedok [Foto: ZENON GMBH 2004] 161
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 165
Abb. 3-1 Anlass – Planung – Betrieb einer Membrananlage
Übersicht der Inhalte im Kapitel „Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung“ 167
Abb. 3-2 Ziele und wirtschaftliche Interessen beim Einsatz einer Membrananlage in der
Industrieabwasserreinigung 168
Abb. 3-3 Vorgehensweise bei der Planung einer Anlage zur Industrieabwasserreinigung 171
Abb. 3-4 Einflussfaktoren auf die Wirtschaftlichkeit einer Membrananlage 173
Abb. 3-5 Fließschema der Kartoffelstärkeproduktion 178
Abb. 3-6 Fließschema zur Aufbereitung von Prozess- und Kartoffelfruchtwasser bei der
Emsland Stärke GmbH [nach LOTZ 2000] 179
Abb. 3-7 Umkehrosmoseanlage bei der Durst Malzfabriken GmbH & Co. KG, Gernsheim [LINDEMANN 2001] 181
Abb. 3-8 Verfahrensskizze der Abwasseraufbereitung bei BEECK Feinkost GmbH
[nach KOCH-GLITSCH GMBH 2001] 182
Abb. 3-9 Ultrafiltrationsanlage in der Grafischen Handelsvertretung Peter Leis [LEIS IN EFA 2000] 184
Abb. 3-10 Nanofiltrationsanlage in der Papierfabrik Palm, Werk Eltmann [SCHIRM 2001] und Teilausschnitt
der Rohrmodul-Anordnung in einer Feed-and-Bleed-Struktur [nach SCHIRM 2001] 186
Abb. 3-11 Verfahrensschema der Abwasserbehandlungs- und -aufbereitungsanlage bei
Drews Meerane GmbH [nach ZENON GMBH 2004] 188
Abb. 3-12 Umbau der Abwasserreinigungsanlage bei PONGS Textil GmbH [Foto: A3 GMBH 2000] 189
Abb. 3-13 Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage bei der Fa. PONGS [nach A3 GMBH 2004] 190
Abb. 3-14 Ultrafiltrationsanlage im Textilveredlungsbetrieb van Clewe [BÖTTGER 2001] 192
Abb. 3-15 Verfahrensfließbild der Prozesswasseraufbereitung in der
Vulkanfiberfabrik Ernst Krüger GmbH & Co. KG [AMAFILTER 2001] 193
Abb. 3-16 Umkehrosmoseanlage in der Vulkanfiberfabrik Ernst Krüger GmbH & Co. KG [Foto: AMAFILTER] 194
Abb. 3-17 Ultrafiltrationsanlage bei der HT Troplast AG [Foto: HT TROPLAST] 195
Abb. 3-18 Verfahrensschema der Abwasserbehandlung in der Wäscherei ALSCO
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 197
Abb. 3-19 Membrananlage in der Wäscherei ALSCO [Fotos: WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 198
Abb. 3-20 Verfahrensschema der Aufbereitungsanlage der Textilservice Mewa GmbH [nach ENVIRO CHEMIE 2004] 199
Abb. 3-21 Ultrafiltrationsanlage in der Textilservice Mewa GmbH [Foto: ENVIRO CHEMIE 2004] 200
Abb. 3-22 Nanofiltrationsanlage in der Textilservice Mewa GmbH [Foto: ENVIRO CHEMIE 2004] 200
Abb. 3-23 Ultrafiltrationsanlage im Unternehmen Rasselstein Hoesch [Foto: MFT GMBH] 202
Abb. 3-24 Ultrafiltrationsanlage in der Fa. Faurecia, Bertrand Faure Sitztechnik GmbH & Co. KG [KASTEN 2001] 203
Abbildungsverzeichnis 1
17
Abb. 3-25 Funktionsweise der Membran-Elektrolyse [SCHMIDT 2002] 205
Abb. 3-26 Ultrafiltrationsanlage im Werk Langenberg der Wieland Werke AG [MUNLV 2001] 207
Abb. 3-27 Ultrafiltrationsanlage bei DaimlerChrysler in Düsseldorf [HARMEL 2001] 208
Abb. 3-28 Verfahrensschema der Lackierung [IMB + FRINGS WATERSYSTEMS GMBH 2004] 209
Abb. 3-29 Nanofiltrationsanlage im Ford Werk Köln [Foto: IMB + FRINGS WATERSYSTEMS GMBH 2004] 210
Abb. 3-30 Luftaufnahme der Kläranlage bei der Schering AG [Fotos: SCHERING AG 2004] 211
Abb. 3-31 Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage bei der SCHERING AG in Bergkamen
[nach SCHERING AG 2004] 212
Abb. 3-32 Membranmodul bei der optischen Überprüfung [Foto: SCHERING AG 2004] 213
Abb. 3-33 Verfahrenskombination nach dem Stand der Technik zur Behandlung von Deponiesickerwasser
ohne Einsatz der Membranverfahren [ROSENWINKEL, BAUMGARTEN 1998] 214
Abb. 3-34 Verfahrenskombination nach dem Stand der Technik zur Behandlung von Deponiesickerwasser
unter Einsatz der Membranverfahren mit und ohne biologische Vorbehandlung
[ergänzt nach ROSENWINKEL, BAUMGARTEN, G. 1998] 214
Abb. 3-35 Umkehrosmoseanlage auf der Deponie Alsdorf-Warden [MAURER 2001] 216
Abb. 3-36 Aufbau der Kompositmembran [MAURER 2001] 217
Abb. 3-37 Verfahrensschema einer Kreislaufanlage zur Reinigung von Abwasser aus der Fischzucht
[UMWELTBUNDESAMT 2004] 219
Abb. 3-38 Schema des RÖKU-Verfahrens [nach DPC 1997] 220
Abb. 3-39 Ultrafiltrations-Anlage für das Verfahren RÖKU [Foto: THERM-SERVICE] 221
Abb. 3-40 Verfahrensskizze der Bilgenentölung [nach DEUTSCH 2001] 222
Abb. 3-41 Wasserkreislaufführung und Aufbereitung im Aquana Freizeitbad [nach DEGEBRAN®] 224
Abb. 3-42 Wasseraufbereitung im Freizeitbad Copa Ca Backum [nach L. V. H. T. 2001] 226
Abb. 3-43 Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage bei der Kellogg Company in Manchester
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 229
Abb. 3-44 Cross-Flow-Ultrafiltration bei der Kellogg Company in Manchester
[Foto: WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 229
Abb. 3-45 Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage bei Raisio Chemicals [nach HUBER AG 2004] 230
Abb. 3-46 Huber VRM®-Verfahren (rotierende Module) [Fotos: HUBER AG 2004] 230
Abb. 3-47 Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage bei Dairygold Food Products, Irland
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 232
Abb. 3-48 Gesamtanlage bei Dairygold Food Products mit der Membrananlage im Vordergrund
[WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 232
Abb. 3-49 Verfahrensschema der Abwasserbehandlung bei Diary Crest, Großbritannien
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 233
Abb. 3-50 Luftaufnahme der Mälzerei Sobelgra im Antwerpener Hafen [Foto: PURON AG] 235
Abb. 3-51 Verfahrensschema der Werkskläranlage der Fa. Sobelgra [nach PURON AG] 236
Abb. 3-52 Schema der Membranbelebungsanlage und Membranmodule [Foto: PURON AG] 236
Abb. 3-53 Umkehrosmoseanlage in der Wäscherei Massop, Kerkrade [ROTH 2001] 237
Abb. 3-54 Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage in Barcelona [nach AGGERWASSER GMBH 2004] 239
Abb. 3-55 Membranbelebungsanlage und Membranmodule während der Bauphase bei
der Fa. Sandoz in Spanien [Fotos: AGGERWASSER GMBH 2004] 239
Abb. 3-56 Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage bei SARIA Bio-Industries in Bayet
[nach ZENON GMBH 2004] 241
Abb. 3-57 Gesamtansicht der Membranbelebungsanlage der TBA in Bayet [Foto: ZENON GMBH 2004] 241
Abbildungsverzeichnis1
18
Abb. 3-58 Container mit eingebauten Modulen bei SARIA Bio-Industries in Bayet
[Foto: ZENON GMBH 2004] 241
Abb. 3-59 Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage bei der Firma TIRME, Spanien
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 343
Abb. 3-60 Abwasserreinigungsanlage bei der Firma Tirme [Fotos: WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 343
A Anhang 263
Abb. A-1 Schematische Darstellung des Grundprinzips eines Membranverfahrens 289
Abb. A-2 Zuordnung der Membran- und Filtrationsverfahren 289
Abb. A-3 Querschnitt durch eine Phaseninversionsmembran am Beispiel einer UF-Hohlfasermembran 292
Abb. A-4 Kompositmembran 292
Abb. A-5 Stirnseitige Ansicht eines Rohrmoduls mit 5,5 mm – Rohrmembranen [Foto: X-FLOW] 294
Abb. A-6 Abbildung eines Kissenmoduls [TYP ROCHEM FM] 294
Abb. A-7 Prinzipieller Aufbau eines Spiral-Wickelmoduls 295
Abb. A-8 Material- und Stoffströme beim Betrieb einer Membrananlage 298
Abb. A-9 Schematischer Vergleich des konventionellen Belebungsverfahrens mit dem
Membranbelebungsverfahren 302
Abb. A-10 Anordnung der getauchten Membranmodule im aeroben Teil des Belebungsbeckens 303
Abb. A-11 Anordnung der getauchten Membranmodule in einem externen Filtrationsbecken 303
Abb. A-12 Anordnung der trocken aufgestellten Membranmodule 303
Abb. A-13 Qualitativer Zusammenhang zwischen erforderlicher Membranfläche, Energiebedarf und Fluss 304
Abb. A-14 Trocken aufgestellte Membranfiltration 319
Abb. A-15 Einbaumöglichkeiten einer getauchten Membranfiltration 320
Abb. A-16 Beispielhafte schematische Darstellung verschiedener Module 321
Abb. A-17 Übliche Betriebsweisen der Membranmodule 322
Abb. A-18 Einfluss der Feststoffkonzentrationen auf den �-Wert für feinblasige Druckbelüftungsanlagen 326
Abb. A-19 Spezifischer Energieverbrauch der KA Markranstädt [STEIN, KERKLIES 2003] 331
Abb. A-20 Spezifischer Energieverbrauch der KA Monheim [WEDI 2003] 332
Abb. A-21 Beispiel einer Aufteilung von Errichtungskosten einer Membranbelebungsanlage
für ca. 300 m3/h [WEDI 2003] 335
Abb. A-22 Orientierende Netto-Kostenrichtwerte für die betriebsfertige Membranfiltrationsanlage
ohne baulichen Teil [WEDI 2003] 336
Tabellenverzeichnis 1
19
1 Grundlagen der Membrantechnik 25
Tab. 1-1 Druckgetriebene Membranverfahren in der Abwasserreinigung 29
Tab. 1-2 Typische Kennzeichen der Mikro- und Ultrafiltration 30
Tab. 1-3 Typische Kennzeichen der Nanofiltration 31
Tab. 1-4 Typische Kennzeichen der Umkehrosmose 32
Tab. 1-5 Kenndaten, Vor- und Nachteile der Modultypen mit rohrförmigen Membranen 37
Tab. 1-6 Kenndaten, Vor- und Nachteile der Modultypen mit flachen Membranen 37
Tab. 1-7 Deckschichtbildung bei der Membranfiltration [nach BAUMGARTEN 1998] 49
Tab. 1-8 Methoden zur Verringerung und Entfernung von Deckschichten 50
Tab. 1-9 Beispiele für Reinigungschemikalien und ihre Anwendungen 52
Tab. 1-10 Trenngrenze und Transmembrandruck von druckgetriebenen Membranverfahren 53
Tab. 1-11 Größenangaben für Bakterien und Viren 54
Tab. 1-12 Molmassen ausgewählter Inhaltsstoffe im häuslichen Schmutzwasser [KOPPE, STOZEK 1999] 55
Tab. 1-13 Molmassen ausgewählter organischer Spurenstoffe, deren Rückhalt durch Nanofiltrations-
membranen zu erwarten ist [MUNLV 2004] 57
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 59
Tab. 2-1 Vorteile des Membranbelebungsverfahrens gegenüber dem konventionellen Belebungsverfahren 64
Tab. 2-2 Leistungsdaten von Membranbelebungsanlagen im Vergleich zu konventionellen Belebungsanlagen
[DOHMANN ET AL. 2002] 65
Tab. 2-3 Reinigungsverfahren für getauchte Modulsysteme 88
Tab. 2-4 Einsparpotenziale und Mehrkostenbereiche bei den Investitionen von Membranbelebungsanlagen
gegenüber konventionellen Belebungsanlagen 91
Tab. 2-5 Anlagendaten der bestehenden großtechnischen Membranbelebungsanlagen zur kommunalen
Abwasserreinigung in Deutschland (Stand: Dezember 2004) 94
Tab. 2-6 Im Bau befindliche bzw. geplante Membranbelebungsanlagen in Deutschland (Stand: Dezember 2005) 95
Tab. 2-7 Mindestanforderungen, Einleiterlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Seelscheid
[nach AGGERVERBAND 2004] 96
Tab. 2-8 Eingangswerte für die Bemessung der Membranbelebungsanlage Eitorf
[nach GEMEINDEWERKE EITORF 2004] 102
Tab. 2-9 Einleitanforderungen an die Ablaufqualität der Kläranlagen Rurberg-Woffelsbach und Konzen
[nach WVER 2004] 106
Tab. 2-10 Rohwasser- und Permeatqualität [nach AGGERWASSER GMBH 2004] 112
Tab. 2-11 Zulauf- und Ablaufkonzentrationen der Kläranlage 113
Tab. 2-12 Mindestanforderungen und Einleiterlaubnis der Kläranlage Nordkanal [ERFTVERBAND 2004] 114
Tab. 2-13 Mindestanforderungen, Einleiterlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Monheim
[BAYERISCHES LANDESAMT FÜR WASSERWIRTSCHAFT 2004] 118
Tab. 2-14 Mindestanforderungen, Einleitungserlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Markranstädt
[STEIN 2002a] 119
Tab. 2-15 Mindestanforderungen, Einleitungserlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Rödingen
[nach ENGELHARDT ET AL. 2001] 121
Tab. 2-16 Einleiterlaubnis für die Kläranlage Simmerath [WVER 2004] 126
Tab. 2-17 Betriebswerte der Membranbelebungsanlage in Simmerath [WVER 2004] 127
Tab. 2-18 Mindestanforderungen, Einleiterlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Golfplatz St. Wendel
[STADT ST. WENDEL 2005] 128
Tabellenverzeichnis1
20
Tab. 2-19 Anforderungen an die Ablaufqualität der Kläranlage Glessen [nach ERFTVERBAND 2004] 130
Tab. 2-20 Eckdaten zu den verschiedenen Pilotanlagen [DHV 2004] 132
Tab. 2-21 Rohabwasserkonzentration, Betriebswerte und Anforderungen an die Ablaufqualität der
Kläranlage Brescia [ZENON GMBH 2004] 136
Tab. 2-22 Anforderungen an die Ablaufgüte von Kleinkläranlagen und ermittelte Ablaufwerte der
Busse-MF-Anlage 139
Tab. 2-23 Kenndaten verschiedener Membranmodule für die Filtration von Kläranlagenabläufen der
Versuchsanlagen der Berliner Wasserbetriebe und der Anlagen auf den Kläranlagen Geiselbullach,
Hailfingen und Merklingen 150
Tab. 2-24 Membrananlagen zur Abwasserhygienisierung in Deutschland 151
Tab. 2-25 Anforderungen an die Ablaufqualität und Betriebswerte der Kläranlage Hailfingen
[ABWASSERZWECKVERBAND BONDORF-HAILFINGEN 2004] 155
Tab. 2-26 Abwasserbeschaffenheit im Ablauf der Nachklärung der Kläranlage Wulpen [ZENON GMBH 2004] 157
Tab. 2-27 Abwasserqualität im Zulauf und im Ablauf der Ultrafiltrationsanlage zur Aufbereitung des
Ablaufs der Nachklärung der Kläranlage Katowice zu Brauchwasser [ZENON GMBH 2004] 159
Tab. 2-28 Bemessungsergebnisse nach HSG-Ansatz für eine konventionelle Kläranlage mit TSBB = 12 g/l 162
Tab. 2-29 Ermittlung der erforderlichen Volumina unter Berücksichtigung unterschiedlicher Forderungen
zur Auslegung von Membrananlagen 162
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 165
Tab. 3-1 Einsatzziele von Membranverfahren in der Industrieabwasserreinigung 169
Tab. 3-2 Ablauf für die Planung einer Membrananlage [nach THEILEN 2000; PETERS 2001] 172
Tab. 3-3 Anwendungsbeispiele für den Einsatz der Membrantechnik in der industriellen
Abwasserbehandlung in Deutschland 176
Tab. 3-4 Qualität des Recyclingwassers 2 [ENVIRO CHEMIE 2004] 201
Tab. 3-5 Zulaufkonzentrationen, Einleitungsgrenzwerte und Betriebswerte der Anlage bei der
Schering AG [SCHERING AG 2004] 212
Tab. 3-6 Anwendungsbeispiele für den Einsatz der Membrantechnik in der industriellen
Abwasserbehandlung außerhalb Deutschlands 227
A Anhang 263
Tab. A-1 Ansprechpartner für Förderprogramme der Bundesländer und ausgewählte Förderprogramme
zur Thematik „Abwasservermeidung, Prozesswasserkreislaufführung“ 278
Tab. A-2 Membranverfahren und deren Einsatzbereiche 291
Tab. A-3 Übersicht der gängigsten Membranmaterialien für die verschiedenen Membranverfahren 293
Tab. A-4 Eigenschaften und Anwendungsgebiete verschiedener Modulformen 294
Tab. A-5 Membrananlagen in der westeuropäischen Industrie 315
Tab. A-6 Kenndaten ausgelegter Membranbelebungsanlagen [WEDI 2002a] 325
Tab. A-7 Untersuchungen zur Entwässerbarkeit von Überschussschlämmen (ÜS) auf einer großtechnischen
Zentrifuge 328
Tab. A-8 Beispielhafte Darstellung membrantypischer Jahreskostenanteile 337
Einführung
21
Was ist Membrantechnik?
Die Membrantechnik ist ein physikalisches Verfahren zur
Trennung von Stoffgemischen, bei dem die eingesetzten
Membranen ähnlich wie ein Filter funktionieren. Die ab-
getrennten Stoffe werden dabei weder thermisch noch
chemisch oder biologisch verändert. In der Abwasserrei-
nigung wird die Membrantechnik auch in Kombination
mit weiteren, z. B. biologischen Reinigungsverfahren, ein-
gesetzt.
Einsatzgebiete
Die Membrantechnik findet weltweit ein immer breiteres
Anwendungsfeld. Während ihre Anfänge im Bereich der
Wasseraufbereitung in der Meer- und Brackwasserentsal-
zung in ariden Klimazonen lagen, wird sie seit Jahrzehn-
ten auch zur Trennung von hochwertigen Stoffen aus klei-
nen Volumenströmen eingesetzt, z. B. in der Biotechnolo-
gie und der pharmazeutischen und chemischen Industrie,
der Metall verarbeitenden Industrie und in der Nahrungs-
mittel- und Getränkeindustrie.
Daneben konnte sich die Membrantechnik zur Reinigung
hochbelasteter industrieller Abwässer als leistungsfähiges
und wirtschaftliches Verfahren durchsetzen. Seit etwa
zehn Jahren wird die Membrantechnik auch für vergleichs-
weise gering belastete und große Volumenströme sowohl
in der Trinkwasseraufbereitung als auch der kommunalen
Abwasserreinigung (Membranbelebungsverfahren) erprobt
und eingesetzt.
Membranverfahren werden in der Trinkwasseraufbereitung
zur Verbesserung des Partikelrückhalts und zur Entfernung
von Mikroorganismen eingesetzt. Überwiegend wird das
Verfahren der Ultrafiltration eingesetzt, welches neben
Keimen auch Viren sicher zurückhält. Membranverfahren
für die Trinkwasseraufbereitung werden hier nicht näher
behandelt. Bestehende Anlagen zur Aufbereitung mit
Membrantechnik sind im Anhang A7 zusammengestellt.
Die Membranverfahren werden je nach Größe bzw. Mol-
masse der abgetrennbaren Stoffe in Mikrofiltration, Ultra-
filtration, Nanofiltration und Umkehrosmose eingeteilt.
Durch die unterschiedlichen Trenngrenzen kann für ver-
schiedenste Aufgabenstellungen ein geeignetes Verfahren
gewählt werden. Bei komplexeren Aufgabenstellungen
können auch Kombinationen mit anderen Verfahren, z. B.
biologischen oder chemischen, oder die Kombination aus
zwei Membranverfahren zur Anwendung kommen.
Membranverfahren in der Abwasserreinigung
Membranverfahren stellen heute für viele Bereiche in der
Abwasserreinigung aufgrund der hohen Leistungsfähigkeit
und der Möglichkeit, Kosten zu sparen, eine bewährte Al-
ternative zu klassischen Verfahren dar.
Die hohe Reinigungsleistung von Membranverfahren, ins-
besondere die Kombination einer Belebungsstufe mit
einer nachgeschalteten Mikro- oder Ultrafiltrationsanlage,
ermöglicht es, die Anforderungen an eine weitergehende
Abwasserreinigung zum Schutz der Gewässer und der Res-
source Grundwasser zu erreichen. Dies ist anderenfalls oft
nur durch eine Kombination verschiedener alternativer
Verfahrensstufen (z. B. Belebungsstufe, konventionelle Fil-
tration, Desinfektion) realisierbar. Fallweise können bei
Einsatz der Membrantechnik gleichzeitig Ver- und Entsor-
gungs- sowie Produktionskosten reduziert werden.
Ziele in der Abwasserreinigung
In der kommunalen und industriellen Abwasserreinigung
dienen Membranverfahren vorrangig folgenden Zielen:
• Rückhalt
(z. B. von Feststoffen inklusive Biomasse, von Störstof-
fen, von gelösten Stoffen durch Umkehrosmose)
• Reinigung
(z. B. zur Brauchwasseraufbereitung, zur Entkeimung
durch Bakterienrückhalt)
• Aufkonzentration
(z. B. zur Wertstoffrückgewinnung)
• Fraktionierung
(z. B. zur Auftrennung in zwei oder mehrere Kompo-
nenten)
Einführung
Vorteile der Membrantechnik in der
Abwasserreinigung
Die Entwicklung des Membranbelebungsverfahrens mit
getauchten Membranen kann sowohl zur industriellen
als auch zur kommunalen Abwasserreinigung eingesetzt
werden und hat viele Vorteile im Vergleich zu konventio-
nellen Verfahren der Abwasserreinigung (Belebungsstufe,
Nachklärung, Filtration, Desinfektion), die sich auch wirt-
schaftlich auswirken:
• Die Einsparung der Verfahrensstufen Nachklärung,
Sandfiltration, UV-Desinfektion.
• Die sehr kompakte Bauform. Das notwendige Volumen
für die biologische Stufe beträgt im Vergleich zum Bele-
bungsverfahren nur etwa 30 %.
• Die höhere Reinigungsleistung durch den vollständigen
Rückhalt von Partikeln und Bakterien und je nach
Membranverfahren auch Viren.
• Die verbesserte Elimination von organischen Spuren-
stoffen durch ein hohes Schlammalter und die Etablie-
rung spezieller Mikroorganismen.
• Die Möglichkeit, eine weitere Membranstufe als Nano-
filtrations- oder Umkehrosmoseanlage nachzuschalten,
um organische Spurenstoffe und ggf. auch gelöste Stoffe
zurückzuhalten.
Perspektiven
Die Entwicklung und Anwendung der Membrantechnik
im Bereich der Wasser- und Abwasseraufbereitung wird
sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Es wird progno-
stiziert, dass der Einsatz von Membranverfahren im Be-
reich der Abwasserreinigung weltweit um ca. 10 – 15 %
und in der Trinkwasseraufbereitung um ca. 20 % jährlich
(inkl. Meerwasserentsalzung) steigt (in Deutschland
bestehende Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung sind in
Anlage 7 zusammengestellt). Durch die fortlaufende Ent-
wicklung von Membranmaterialien und Modulkonstruk-
tionen sowie von Prozessgestaltung und Verfahrenstech-
nik werden immer neue Anwendungsgebiete erschlossen.
Auch unter wirtschaftlichen Aspekten werden Membran-
verfahren im Vergleich zu anderen Abwasserbehandlungs-
bzw. -aufbereitungsverfahren immer interessanter, da die
Wasser- und Abwasserkosten im Allgemeinen steigen und
die spezifischen Membranpreise fallen.
Vor dem Hintergrund möglicher steigender Anforderun-
gen an die Abwasserreinigung steigt die Attraktivität des
Membranbelebungsverfahrens (Mikro- oder Ultrafiltration)
in Kombination mit einer nachgeschalteten Nanofiltra-
tions- bzw. Umkehrosmoseanlage. Das hohe erreichbare
Schlammalter und die nachgeschaltete Membranstufe
ermöglichen auch die Elimination organischer Spuren-
stoffe.
Aufbau und Inhalte dieser Publikation
Die vorliegende Publikation gibt einen Überblick über den
gegenwärtigen Einsatz von Membranverfahren in der kom-
munalen und industriellen Abwasserreinigung, insbeson-
dere in Deutschland. Die Entwicklung dauert jedoch an,
wobei sich die Anwendungsmöglichkeiten fortlaufend
erweitern.
Mit dieser Veröffentlichung werden sowohl die Fachkraft
als auch der Fachlaie angesprochen. Es handelt sich weni-
ger um ein umfassendes Lehr- und Handbuch oder ein
Regelwerk zur Lösung aller Fragen bezüglich Auslegung,
Bau und Betrieb einer Membrananlage als vielmehr um
ein Instrument, welches den Leser für diese Fragen sensi-
bilisiert und Lösungsansätze aufzeigt. Der Bezug zur Praxis
und die Relevanz der Membrantechnik für die Abwasser-
reinigung werden durch die beschriebenen Beispielanlagen
für die kommunale und industrielle Abwasserreinigung
in Deutschland und außerhalb Deutschlands deutlich.
Die Standorte der in dieser Publikation beschriebenen
Anlagen sind in der folgenden Abbildung eingetragen.
22
Einführung
23
Standorte der Abwasserreinigungsanlagen mit Membrantechnik in Deutschland, die in dieser Publikation
beschrieben sind
! kommunale Anlagen mit Mikrofiltration
! kommunale Anlagen mit Ultrafiltration
Industrieanlagen mit Mikrofiltration
Industrieanlagen mit Ultrafiltration
Industrieanlagen mit Nanofiltration
Industrieanlagen mit Umkehrosmose
oder der Kombination UF/UO
Industrieanlagen mit der Kombination
UF/NF
Industrieanlagen mit der Kombination
MF/UF/NF/UO
Einführung
24
Die vorliegende Publikation ist inhaltlich in mehrere Teil-
kapitel gegliedert, die jeweils eine abgeschlossene Einheit
darstellen. Sie können daher unabhängig voneinander
gelesen werden und ermöglichen dem Leser, sich entspre-
chend seines Interessensschwerpunkts zu orientieren. Die
folgende Übersicht fasst die Inhalte der einzelnen Kapitel
kurz zusammen und weist dem Leser den Weg durch diese
Publikation.
Anhang: Kontakte, Fördermöglichkeiten
Einführung
Kapitel 1: Grundlagen
Kapitel 2:Kommunale Abwasserreinigung
Kapitel 3:Industrielle Abwasserreinigung
Kapitel 4: Richtlinien und Normen
Membrantechnik in der Abwasserreinigung
Aufbau und Inhalte dieser Publikation
Grundlagen der Membrantechnik 1
Grundlagen der Membrantechnik1
1.1
Grundlagen der Stofftrennung mittels
Membrantechnik
Die Stofftrennung mittels Membrantechnik ist ein physika-
lisches Trennverfahren. Im Vergleich zu anderen Separa-
tionstechniken hat diese Technik den Vorteil, dass die ab-
getrennten Stoffe weder thermisch noch chemisch oder
biologisch verändert werden. Die Anwendungsgebiete von
Membranverfahren reichen von der einfachen Feststofffil-
tration, wie z. B. der Abtrennung von belebtem Schlamm
bei der kommunalen Abwasserbehandlung, bis zur Abtren-
nung von Stoffen im molekularen Bereich, wie z. B. dem
Rückhalt von gelösten Salzen bei der Meerwasserentsalzung.
Das Funktionsprinzip einer Membran kann im weitesten
Sinne wie das eines Filters beschrieben werden. Wie Ab-
bildung 1-1 beispielhaft zeigt, wird ein zu trennendes
Stoffgemisch, genannt Feed bzw. Rohlösung (z. B. Rohab-
wasser) durch die Membran selektiert. Der Teil, welcher
die Membran nahezu ungehindert passiert, wird als Per-
meat bzw. Filtrat bezeichnet und stellt in der Abwasser-
reinigung die aufbereitete Phase dar. Der durch die Mem-
bran zurückgehaltene Anteil ist das Retentat bzw. Kon-
zentrat.
Die treibende Kraft für den Trennprozess ist die Druckdif-
ferenz zwischen Feed- und Permeatseite, die sogenannte
transmembrane Druckdifferenz bzw. der Transmem-
brandruck. Dieser wird durch einen feedseitigen Überdruck
oder einen permeatseitigen Unterdruck aufgebracht. Je
nach eingesetzter Membran liegt der Transmembrandruck
zwischen 0,1 bar und 70 bar, in Sonderfällen beträgt er
bis zu 120 bar.
Von entscheidender Bedeutung für die Wirtschaftlichkeit
eines Membranprozesses sind die Eigenschaften Selekti-
vität und Leistungsfähigkeit. Die Selektivität beschreibt
die Fähigkeit einer Membran, zwischen den Komponen-
ten einer Mischung zu unterscheiden und somit die eine
Phase von der anderen zu trennen. Unter der Leistungs-
fähigkeit einer Membran ist der Fluss unter bestimmten
Betriebsbedingungen zu verstehen. Der Fluss ist als der
auf die Fläche bezogene Volumenstrom definiert (Einheit:
l/(m2 � h)).
26
Kleine PartikelGroße Partikel
Rohlösung,Abwasser, Feed
Rententat,Konzentrat
Membran Permeat, Filtrat
Abb. 1-1
Funktionsweise von Mikro- und Ultrafiltrationsmembranen
Grundlagen der Membrantechnik 1
Die Durchlässigkeit einer Membran wird durch die Kenn-
größe Permeabilität beschrieben. Sie ist definiert als
der Quotient aus Fluss und zugehörigem Transmembran-
druck (Einheit: l/(m2 � h � bar)). Die Permeabilität einer
Membran wird vom Membranzustand und den Filtrations-
eigenschaften des Abwassers beeinflusst (siehe Kapitel 1.7).
Letztere hängen von der stofflichen Zusammensetzung
und den Eigenschaften des Abwassergemisches wie z. B.
Temperatur, Partikelgrößenverteilung und Viskosität ab.
1.2
Membranverfahren in der Abwasserreinigung
Es gibt verschiedene Membranverfahren, die sich durch
ihre Trenngrenze und die aufzuwendende Triebkraft unter-
scheiden. Der Einsatz eines Verfahrens hängt von der Ab-
wasserzusammensetzung und dem Trennziel ab.
Das Trennziel in der kommunalen Abwasserreinigung ist
vor allem die Abtrennung des gereinigten Abwassers von
der Biomasse, um die Einleiteanforderungen zu erreichen.
In einem Industriebetrieb bietet sich der Einsatz eines Mem-
branverfahrens zur Abwasserreinigung insbesondere an,
wenn eine sinnvolle Integration in den Produktionsprozess
möglich ist. Neben der Reinigung des Abwasserstroms wird
häufig auch eine Wiederverwendung des Permeats und teil-
weise auch des Konzentrats angestrebt, so dass diese dem
Produktionsprozess erneut zugeführt werden können.
In der kommunalen Abwasserreinigung werden die Mem-
branverfahren Mikrofiltration (MF) und Ultrafiltration
(UF) eingesetzt. Für die industrielle Abwasserreinigung
sind neben der MF und UF auch die Nanofiltration (NF)
und Umkehrosmose (UO oder RO1) ) von Bedeutung. Diese
vier Verfahren werden daher im Folgenden beschrieben.
In Abbildung 1-2 ist die Größenordnung der Stoffe ange-
geben, welche mit den Membranverfahren Mikrofiltra-
tion (MF), Ultrafiltration (UF), Nanofiltration (NF) und
Umkehrosmose (UO bzw. RO) abgetrennt werden können.
Die Größe einiger Abwasserinhaltstoffe und die Porenweite
der eingesetzten Membranen sind in Abbildung 1-3 ver-
anschaulicht.1) Aus dem Englischen „reverse osmosis“
27
Nanofiltration
Mikrofiltration Ultrafiltration
Umkehrosmose
Filtration
ungefähre Größe[µm] Log Skala
Molekulargewicht[g/mol] oder [Dalton]keine Skala
Belebtschlammflocken
Organ. Säuren
Diclofenac •
Biophenol A •Nonylphenol •
Benzo-a-pyren •EDTA •
Saccharrose •Amoxillin •
Quecksilber •Simazin •
Glycin •Salz (NaCl) •Essigsäure •
Phenol •
Poliomyelitis-Virus •
Influenza-Virus •
Herpes-Virus •Bacillus subtillis •
Escherichia coli •
Mumps-Virus •
100 10 1 0,1 0,01 0,001
200.000 20.000 2001.000.000 10.000100.000500.000
Bakterien Viren
Abb. 1-2
Darstellung der unterschiedlichen Einsatzbereiche von Membranverfahren
Grundlagen der Membrantechnik1
28
Mem
bra
n
TypischePorenweite:0,4 µm
UltrafiltrationPorenweite: 0,005 – 0,1 µm
MikrofiltrationPorenweite: 0,1 – 5 µm
Mem
bra
n
TypischePorenweite:0,04 µm
Mehrwertiges Ion
niedermolekulareorganische Substanzen
Einwertiges Ion
Influenza-Virus
hochmolekulareorganische Substanzen
Belebtschlammflocken
Escherichia coli
Abb. 1-3
Größe typischer Abwasserinhaltsstoffe und Porengröße eingesetzter Membranen
Eine Übersicht der vorgestellten Membranverfahren mit
Triebkraft und Anwendungsfeldern zeigt Tabelle 1-1. Aus-
führlichere Angaben zu den einzelnen Verfahren werden
in den folgenden Abschnitten 1.2.1 bis 1.2.3 gegeben.
Für den Stofftransport in Membranen sind im Wesentli-
chen zwei Mechanismen verantwortlich: der Transport
durch Poren und der Transport aufgrund von Diffusion.
In realen Membranen können beide Transportarten neben-
einander vorkommen, jedoch erfolgt die Einteilung der
Membranen idealisiert in:
• reine Porenmembranen („poröse“ Membranen) und
• reine Lösungs-Diffusions-Membranen (LDM) („dichte“
Membranen)
Bei den Porenmembranen (MF, UF) ist die Trennung
auf einen Siebeffekt zurückzuführen, während bei den
Lösungs-Diffusions-Membranen (NF, RO) die unterschied-
liche Löslichkeit und Diffusivität für die Selektivität ver-
antwortlich sind [RAUTENBACH 1997].
Der Konzentrationsverlauf einer abzutrennenden Kompo-
nente über die Membran ist für eine Porenmembran
und eine Lösungs-Diffusion-Membran in Abbildung 1-4
idealisiert dargestellt. Bei der Porenmembran wird die ab-
zutrennende Komponente allein aufgrund ihrer Größe
von der Membran zurückgehalten. Im Konzentrationsver-
lauf ist eine scharfe Trennung an der Membranoberfläche
zu erkennen. Die Konzentration der abzutrennenden Kom-
ponente im Feed sinkt bereits mit Eintritt in die Membran
bis auf die Konzentration im Permeat ab.
Bei einer Lösungs-Diffusions-Membran (LD-Mem-
bran) hingegen findet aufgrund der Transportmechanis-
men eine Abnahme der Konzentration auch innerhalb
der Membran statt.
Grundlagen der Membrantechnik 1
29
NanofiltrationPorenweite: 0,001 – 0,01 µm
UmkehrosmosePorenweite: 0,0001 – 0,001 µm
Mem
bra
n
TypischePorenweite:0,004 µm
Mem
bra
n
TypischePorenweite:0,0004 µm
Mikrofiltration flüssig/fest Druckdifferenz 0,1 – 3 bar Abtrennung von Feststoffen aus Suspensionen
Ultrafiltration flüssig/flüssig Druckdifferenz 0,5 – 10 bar Abtrennung makromolekularer bzw. kolloidal gelöster Stoffe, Entkeimung
Nanofiltration flüssig/flüssig Druckdifferenz 2 – 40 bar Abtrennung von gelösten organischen Molekülen und
mehrwertigen anorganischen Ionen
Umkehrosmose flüssig/flüssig Druckdifferenz 5 – 70 bar Abtrennung organischer Moleküle und aller Ionen
in Sonderfällen bis 120 bar
Tab. 1-1
Druckgetriebene Membranverfahren in der Abwasserreinigung
Membranverfahren Phasentrennung Triebkraft Anwendung
Feed-seite
WiF
WiP
Permeat-seite
Permeat-seite
Feed-seite
WiP
WiF
Porenmembran Lösungs-Diffusions-Membran (LDM)
WiF Konzentration der abzutrennendenAbwasserinhaltsstoffe im Feed
WiP Konzentration der Abwasserinhalts-stoffe im Permeat
Abb. 1-4
Idealisierte Darstellung einer Poren- und einer Lösungs-Diffusions-Membran [nach MELIN 1999]
1.2.1 MF UF
Mikro- und Ultrafiltration
Die Mikrofiltration (MF) und die Ultrafiltration (UF) ge-
hören zu den druckgetriebenen Membranverfahren und
sind bezüglich Betriebsdruck und Trenngrenze zwischen
der Nanofiltration und der Filtration (z. B. Sandfiltration)
einzuordnen. Die Trennmechanismen der MF- und UF-
Membranen sind sehr ähnlich und die Einsatzbereiche
können sich stark überschneiden (Abbildung 1-2), so dass
sie in diesem Kapitel gemeinsam beschrieben werden.
Entsprechend dem Prinzip eines porösen Filters wer-
den bei der MF und UF alle Partikel vollständig zurückge-
halten, die größer als die Membranporen sind. Die zurück-
gehaltenen Partikel können auf der Membranoberfläche
eine Deckschicht aufbauen. Durch diese werden dann auch
kleinere Partikel zurückgehalten, die ohne Deckschicht
die Membran passieren würden (deckschichtkontrollierter
Prozess).
In Tabelle 1-2 sind die typischen Charakteristika der Mikro-
und Ultrafiltration zusammengefasst.
In der Abwasserreinigung werden die Mikro- und Ultrafil-
tration zur Abtrennung und zum Rückhalt von partikulä-
ren und emulgierten Abwasserinhaltsstoffen genutzt.
Anwendungsbeispiele sind:
Kommunale Abwasserreinigung
• Trennung von Belebtschlamm und Wasser
• Entkeimung
• Vorreinigung für eine Umkehrosmose-Anlage
• Phosphatentfernung nach Fällung
Industrielle Abwasserreinigung
• Abwasserrecycling und Wiedereinsatz als Brauchwasser
für verschiedene Zwecke
• Sickerwasseraufbereitung in Kombination mit einer
biologischen Stufe
• Rückgewinnung von Wasserlack aus Spritzkabinenwas-
ser durch Aufkonzentrierung
• z. B. in der Metall verarbeitenden Industrie:
· Standzeitverlängerung von Elektrotauchlackbädern
· Aufkonzentrierung von Wasser/Öl-Emulsionen
· Aufarbeitung von Entfettungsbädern
Grundlagen der Membrantechnik1
30
Tab. 1-2
Typische Kennzeichen der Mikro- und Ultrafiltration
Mikrofiltration (MF) Ultrafiltration (UF)
Betriebsart (siehe Kapitel 1.6) Crossflow- u. Dead-End-Betrieb Crossflow- u. Dead-End-Betrieb
Betriebsdruck 0,1 – 3 bar (transmembran) 0,5 – 10 bar (transmembran)
Trennmechanismus Siebung ggf. deckschichtkontrolliert Siebung ggf. deckschichtkontrolliert
Trenngrenze Feststoffe > 0,1 µm (siehe Abbildung 1-2) kolloidal gelöste Stoffe: 20.000 – 200.000 Dalton*,
Feststoffe > 0,005 µm (siehe Abbildung 1-2)
Membrantypen überwiegend symmetrische Polymer- oder asymmetrische Polymer-, Komposit- oder
Keramikmembranen (siehe Kapitel 1.3) Keramikmembranen (siehe Kapitel 1.3)
Modultypen Wickel-, Hohlfaser- und Rohrmodule, Wickel-, Hohlfaser- und Rohrmodule,
Platten- und Kissenmodule Platten- und Kissenmodule
* numerisch äquivalent zum Molekulargewicht (MW) in [g/mol]
1.2.2 NF
Grundlagen der Membrantechnik 1
31
Nanofiltration
Die Nanofiltration (NF) ist ein druckgetriebenes Mem-
branverfahren und wird bevorzugt zur Aufbereitung wäss-
riger Lösungen eingesetzt. Die Nanofiltration ist bezüg-
lich Betriebsdruck und Trenngrenze zwischen der Umkehr-
osmose und der Ultrafiltration einzuordnen. Mittels NF-
Membranen wird ein hoher Rückhalt von Partikeln
erreicht, deren Molmasse größer als 200 g/mol ist, was
einem Moleküldurchmesser von ca. 1 nm entspricht.
Charakteristisch für NF-Membranen ist ihre Ionenselek-
tivität. Der Rückhalt eines gelösten Salzes wird durch
die Wertigkeit des Anions bestimmt. So können Salze mit
einwertigen Anionen (z. B. Cl-) die Membran in hohem
Maße passieren, wohingegen mehrwertige Anionen (z. B.
SO42-) zurückgehalten werden [RAUTENBACH 1997]. In
Tabelle 1-3 sind typische Kennzeichen der Nanofiltration
dargestellt.
Die Nanofiltration findet in der kommunalen Abwasser-
reinigung bislang keine Anwendung.
Industrielle Abwasserreinigung
• Entlastung von Ionentauschern oder nachgeschalteten
Umkehrosmose-Einheiten
• Entfärbung von Abwässern der Textil- und Zellstoff-
industrie
• Entsalzung von tensidhaltigem Abwasser
Allgemein:
• Rückhalt mehrwertiger Ionen (z. B. SO42-, Cd2+, Cr2+)
bei Permeation einwertiger Ionen (z. B. Cl-, Na+)
• Rückhalt organischer Verbindungen
• Trennung von nieder- und höhermolekularen Inhalts-
stoffen in wässrigen Lösungen
Tab. 1-3
Typische Kennzeichen der Nanofiltration
Nanofiltration
Betriebsart (siehe Kapitel 1.6) Crossflow-Betrieb
Betriebsdruck 2 – 40 bar (transmembran)
Trennmechanismus Löslichkeit/Diffusion/Ladung (Ionenselektivität)
Trenngrenze gelöste Stoffe: 200 – 20.000 Dalton* Feststoffe > 0,001 µm (siehe Abbildung 1-2)
Membrantypen asymmetrische Polymer- oder Kompositmembran (siehe Kapitel 1.3)
Modultypen Wickel-, Rohr-, Kissenmodule
* numerisch äquivalent zum Molekulargewicht (MW) in [g/mol]
1.2.3 UO
Grundlagen der Membrantechnik1
Umkehrosmose
Die Umkehrosmose (RO)2) dient zur Trennung der Kom-
ponenten einer Lösung und beruht auf einem druckbe-
triebenen Prozess, wobei die Triebkraft aus der Differenz
des elektrochemischen Potenzials zu beiden Seiten der
Membran resultiert. Die porenfreien RO-Membranen
können gelöste Inhaltsstoffe mit einem Molekulargewicht
von weniger als 200 g/mol vollständig zurückhalten, so
dass die Umkehrosmose eine höhere Trennleistung als
die Nanofiltration erzielt. Aufgrund des sehr guten Rück-
haltevermögens gelöster Salze stellt die RO seit lan-
gem ein bewährtes Membranverfahren dar und ist bei-
spielsweise in der Meer- und Brackwasserentsalzung
bereits Stand der Technik. In Tabelle 1-4 sind typische
Kennzeichen der Umkehrosmose zusammengestellt.
Die Umkehrosmose hat in der kommunalen Abwasserrei-
nigung keine Bedeutung. Anwendungsmöglichkeiten
sind [RAUTENBACH 1997]:
Industrielle Abwasserreinigung
• Aufkonzentrierung von CaSO4-haltigem Minen-
drainagewasser
• Entwässerung fotografischer Spülwässer zur Rück-
gewinnung von Silber
• Reinigung von Textilfärbeabwasser
(Baumwoll-Polyesterfärbung)
• Konzentrierung von Zellstoffwaschwasser
• Rückgewinnung von Phosphorsäure
• Reinigung von Bleichereiabwässern
• Reinigung von Deponiesickerwasser
32
Tab. 1-4
Typische Kennzeichen der Umkehrosmose
Umkehrosmose (RO)
Betriebsart (siehe Kapitel 1.6) Crossflow-Betrieb
Betriebsdruck 5 – 70 bar (transmembran), in Sonderfällen bis 120 bar
Trennmechanismus Löslichkeit/Diffusion
Trenngrenze gelöste Stoffe < 200 Dalton* (siehe Abbildung 1-2)
Membrantypen asymmetrische Polymer- oder Kompositmembran (siehe Kapitel 1.3)
Modultypen Wickel-, Rohr-, Platten-, Kissen- oder Scheiben-Rohrmodule
* numerisch äquivalent zum Molekulargewicht (MW) in [g/mol]
2) Aus dem Engl. „reverse osmosis“
Grundlagen der Membrantechnik 1
33
1.3
Membranmaterialien, -aufbau und -klassifizierung
Membranen werden anhand verschiedener Merkmale
klassifiziert (Abbildung 1-5), die im Folgenden kurz erläu-
tert werden:
• Herkunft
• Werkstoff
• Morphologie und Struktur
• Herstellungsverfahren
Je nach Abwasserzusammensetzung und -eigenschaften
sowie betrieblich bedingten Beanspruchungen werden für
die Membranen verschiedene Werkstoffe eingesetzt.
Membranwerkstoffe sind organisch (z. B. Cellulose-, Poly-
mermembranen) oder anorganisch (z. B. Keramikmem-
branen).
1.3.1
Herkunft und Werkstoffe
Es gibt Membranen biologischer und synthetischer Her-
kunft, die sich hinsichtlich Struktur, Funktionalität und
Stofftransport unterscheiden. Während biologische Mem-
branen, wie z. B. Zellmembranen, für die menschliche
und tierische Existenz unverzichtbar sind, werden in der
Abwasserreinigung ausschließlich synthetische, feste
Membranen eingesetzt.
Membran
synthetisch
fest
anorganisch
nicht porös
biologischHerkunft
flüssig
organisch
porös porös
Werkstoff
Morphologie
Abb. 1-5
Klassifizierung von Membranen [nach RAUTENBACH 1997]
Organische Membranen
Synthetische Polymermembranen sind derzeit dominie-
rend, da aus der existierenden Vielzahl synthetischer
Polymere ein für das spezifische Trennproblem geeignetes
Polymer ausgewählt werden kann und Polymermembra-
nen im Kostenvergleich mit anderen Materialien oft gün-
stiger abschneiden.
Für die Abtrennung eines Inhaltsstoffs sind die Struktur-
eigenschaften der verwendeten Polymere, wie thermische,
chemische und mechanische Beständigkeit, und die Per-
meabilität ausschlaggebend. Beispiele für organische
Polymermembranen sind Polysulfon- (PS), Polyacrylnitril-
(PAN), Polyethersulfon- (PES), Polypropylen- (PP), Polyvi-
nylidenfluorid- (PVDF), Zelluloseacetat- (CA) und Poly-
amid- (PA) -Membranen.
Anorganische Membranen
Anorganische Membranen haben in der jüngsten Vergan-
genheit vermehrt an Bedeutung gewonnen. Sie werden
vor allem eingesetzt, wenn die Eigenschaften des aufzu-
bereitenden Rohabwassers den Einsatz von Polymermem-
branen ausschließen oder organische Membranflächen
aufgrund der Abwasserzusammensetzung häufig und in-
tensiv gereinigt werden müssen.
Anorganische Werkstoffe für Membranen sind Keramik,
Aluminium, Edelstahl, Glas und faserverstärkter Kohlen-
stoff, von denen die keramischen Membranen zur Zeit
die größte Bedeutung in der Abwasserreinigung haben.
Die Vorteile der keramischen gegenüber organischen Mem-
branen sind die hohe Temperatur- und chemische Bestän-
digkeit, die entsprechend gute Regenerierbarkeit sowie
eine geringere Alterung und lange Standzeiten. Als Nach-
teile sind vor allem die höheren Investitionen bedingt
durch den Membranwerkstoff und die zum Teil aufwän-
digeren Modulkonstruktionen zu nennen.
1.3.2
Morphologie, Struktur und Herstellung
Hinsichtlich der Morphologie von Membranen wird zwi-
schen Porenmembranen und Lösungs-Diffusions-Mem-
branen unterschieden (siehe Abbildung 1-5 und Abschnitt
1.2). Bei anorganischen Membranen handelt es sich im-
mer um Porenmembranen.
Die Struktur einer Membran kann symmetrisch oder
asymmetrisch sein. Während symmetrische Membranen
über die Membrandicke annähernd homogen aufgebaut
sind, bestehen asymmetrische Membranen aus zwei
Schichten.
Die feedseitige Schicht (aktive Schicht) bestimmt das
Trennverhalten der Membran, während die darunter lie-
gende poröse Stützschicht als Träger dient. Die Stützschicht
sorgt für die mechanische Stabilität der Membran und be-
hindert den Permeatfluss nur vergleichsweise wenig. Ziel
der asymmetrischen Membrangestaltung ist es, die aktive
Schicht möglichst dünn und damit den Filtrationswider-
stand der Membran möglichst gering zu halten. Bei Lö-
sungs-Diffusions-Membranen können hierdurch 50- bis
100-fach höhere Flüsse als bei vergleichbaren symmetri-
schen Membranen erzielt werden [MELIN 1999].
Die Herstellung asymmetrischer organischer Membranen
erfolgt heute meist als Phaseninversions- oder Komposit-
membranen. Bei den Phaseninversionsmembranen sind
die aktive Schicht und die Stützschicht aus demselben
Material. Hingegen bestehen bei Kompositmembranen
die aktive Schicht und die Stützschicht aus verschiedenen
Materialien, so dass hierdurch beide Schichten auf die
jeweils geforderten Eigenschaften hin optimiert werden
können. Abbildung 1-6 zeigt rasterelektronenmikroskopi-
sche (REM-) Aufnahmen von Phaseninversionsmembra-
nen (a), (b) sowie von einer Kompositmembran (c). In
Abbildung 1-7 und Abbildung 1-8 ist die aktive Schicht
einer Polyethylen-Membran in verschiedenen Auflösun-
gen dargestellt.
Grundlagen der Membrantechnik1
34
Grundlagen der Membrantechnik 1
35
Abb. 1-7
Draufsicht auf die aktive Schicht einer Polyethylen-
Membran (MF/UF) [AGGERVERBAND 2002]
Abb. 1-8
Draufsicht auf die Bruchkante einer Polyethylen-
Membran (MF/UF), sichtbar ist die aktive Schicht
[AGGERVERBAND 2002]
Denitri-fikation
Symmetri-sche Mem-branschicht
200 µm
Symmetrische Polymer-Membran (MF) [N.N. 2002a]
AktiveSchicht
Stütz-schicht
7 µm
Asymmetrische Kompositmembran (RO)[FRIMMEL, GORENFLO 2000]
AktiveSchicht
Stütz-schicht
7 µm
Asymmetrische Polymer-Phaseninversionsmebran(UF) [N.N. 2001a]
Abb. 1-6
REM-Aufnahmen von Schnitten verschiedener
Membranen
Grundlagen der Membrantechnik1
1.4
Membranformen und -module
In Abhängigkeit vom Herstellungsverfahren werden zwei
Grundformen von Membranen unterschieden:
• rohrförmige Membranen und
• flache Membranen
Diese Membranen werden technisch zu einer anschluss-
fähigen Einheit, dem Modul, angeordnet. Das Modul ist
neben der Membran selbst von entscheidender Bedeutung
für die Leistungsfähigkeit einer Membranstufe. Es existiert
eine Vielzahl unterschiedlicher Modulkonstruktionen, da
die Module in Abhängigkeit vom Einsatzzweck konstruk-
tiv an die Anforderungen angepasst sind. Die herstellungs-
bedingten Membrangrundformen sind den in Abbildung
1-9 dargestellten Modulformen zugeordnet. In einigen
Sonderfällen ist diese strikte Zuordnung nicht zulässig,
z. B. wenn einige in Rohrmodulen eingesetzte Membranen
durch die rohrförmige Verarbeitung von flachen Membra-
nen hergestellt wurden. Für die rohrförmigen Membranen
können als Modulkonstruktionen das Rohr-, Kapillar- und
Hohlfasermodul sowie für die flachen Membranen das
Platten-, Wickel-, Kissen- und Rohrscheibenmodul unter-
schieden werden.
Die verschiedenen Modulformen lassen sich hinsichtlich
der Anordnung der Trennschicht, der Packungsdichte und
bei den rohrförmigen Membranen hinsichtlich der Durch-
messer (freier Fließquerschnitt) charakterisieren (Tabelle 1-5,
Tabelle 1-6). Bedingt durch die unterschiedlichen Leis-
tungs- und Betriebseigenschaften (z. B. Betriebsart, Ver-
stopfungsneigung, Rückspülbarkeit usw.) und die flächen-
spezifischen Modulkosten werden in Abhängigkeit vom
zu behandelnden Abwasser bestimmte Modultypen bevor-
zugt eingesetzt. Voraussetzung für die Modulauswahl ist
in jedem Fall die Auswahl des für das Trennproblem ge-
eigneten Membranverfahrens bzw. der geeigneten Mem-
bran. Welche Modultypen bei den verschiedenen Mem-
branverfahren eingesetzt werden, ist Tabelle 1-2 (für MF
und UF), Tabelle 1-3 (für NF) und Tabelle 1-4 (für RO) zu
entnehmen.
36
Membranform
Modulform
rohrförmig flach
Rohrmodul
Kapillarmodul
Hohlfasermodul
Wickelmodul
Kissenmodul
Plattenmodul
Scheiben-Rohr-Modul
Abb. 1-9
Membran- und Modulformen
Grundlagen der Membrantechnik 1
In den Abbildungen werden beispielhaft gängige Modul-
formen, die vor allem in der industriellen Abwasserreini-
gung eingesetzt werden, anhand von Bildern bzw. Sche-
mata erläutert. Weitere Beispiele und Erläuterungen zu
den z. B. in der kommunalen Abwasserreinigung einge-
setzten Platten- und Kapillarmodulen werden in Kapitel
2.1.2 gegeben.
37
Tab. 1-5
Kenndaten, Vor- und Nachteile der Modultypen mit rohrförmigen Membranen
Rohrförmige Membranen
Rohrmodul Kapillarmodul Hohlfasermodul
Anordnung der innen außen/innen außen/innen
Trennschicht
Innnendurchmesser 5,5 ... 25 mm 0,25 ... 5,5 mm 0,04 ... 0,25 mm
Packungsdichte < 80 m2/m3 < 1.000 m2/m3 < 10.000 m2/m3
Betriebsart Crossflow Dead-End/Crossflow Dead-End
Vorteile geringe Empfindlichkeit hohe Packungsdichte extrem hohe Packungsdichte
gegen Verstopfung kostengünstige Fertigung günstige spezifische Membrankosten
geringer Druckverlust Rückspülung permeatseitig möglich hohe Druckstabilität
deckschichtkontrollierter
Betrieb möglich
Nachteile geringe Packungsdichte geringe Druckfestigkeit empfindlich gegen Verstopfungen
Druckverlust
Tab. 1-6
Kenndaten, Vor- und Nachteile der Modultypen mit flachen Membranen
Flache Membranen
Plattenmodul Wickelmodul Kissenmodul
Anordnung der außen außen außen
Trennschicht
Packungsdichte 40 ... 100 m2/m3 < 1.000 m2/m3 ca. 400 m2/m3
Betriebsart Crossflow Dead-End/Crossflow Dead-End/Crossflow
Vorteile Membranen einzeln auswechselbar kostengünstige Fertigung geringe permeatseitige Druckverluste
geringe Verstopfungsempfindlichkeit wenige Dichtungen geringe Empfindlichkeit gegen
hohe Packungsdichte Verschmutzung
Nachteile viele Dichtungen langer permeatseitiger Strömungsweg geringe Packungsdichte
geringe Packungsdichte keine mechanische Reinigungs- viele Dichtungen
möglichkeit
verstopfungsgefährdet
Grundlagen der Membrantechnik1
Rohrmodule
Innerhalb eines Mantel- bzw. Druckrohrs werden zumeist
mehrere perforierte bzw. permeatdurchlässige Stützrohre
kleineren Durchmessers zusammengefasst, auf deren In-
nenseite die rohrförmige Membranschicht aufgebracht ist.
Der Feed wird durch diese Rohre gepumpt, im Außen-
raum zwischen Druckrohr und Stützrohren gesammelt und
an einem Stutzen am Druckrohr abgezogen.
38
PermeatsammlerPermeat
Zustrom
Anschluss-gewinde
DichtungsringMembran-Stützrohr
Membran
Retentat
Feed
Permeat
Abb. 1-10
Rohrmodule [Foto: WEHRLE WERK AG]
Grundlagen der Membrantechnik 1
39
Kapillarmodule bzw. Hohlfasermodule
Eine Vielzahl von Kapillar- bzw. Hohlfasermembranen
werden in einem Druckrohr zu einem Modul zusammen-
gefasst. Ähnlich wie bei den mehrkanaligen Rohrmodulen
können die Kapillare bzw. Fasern an den Stirnseiten mit
dem Feedstrom beschickt werden, so dass von innen nach
außen filtriert wird.
Darüber hinaus gibt es eine andere Bauweise, bei der
außenbeschichtete Membrankapillare/-fasern eingesetzt
werden. Es wird hier von außen nach innen filtriert und
das Permeat wird auf der Innenseite der Kapillare/Fasern
abgezogen.
Weitere Kapillarmodulbauformen werden in Kapitel 2.1.2
beschrieben.
Hohlfaser
Feed innenseitig
Permeat
Feed außenseitig
Feed
Permeat Feed
Feed Permeat
Druckrohr Verklebung (Harz)
Abb. 1-11
Kapillar- bzw. Hohlfasermodule [Foto: KOCH MEMBRANE SYSTEMS]
Grundlagen der Membrantechnik1
40
Wickelmodule
Beim (Spiral-) Wickelmodul werden ein oder mehrere
Membrantaschen mit je einem Abstandshalter (Feedspacer)
spiralförmig um das Permeatsammelrohr gewickelt. Die
Membrantaschen sind an drei Seiten geschlossen, an der
offenen Seite sind die Taschen an das perforierte Permeat-
sammelrohr angeschlossen. Das Innere der Membran-
taschen ist mit einem porösen Kunststoffgewirk (Permeat-
spacer) ausgefüllt, das die Permeatströmung zwischen
den Membranen ermöglicht. Das durch die Wicklung
entstehende zylindrische Modul wird an den Stirnseiten
mit dem Feedstrom beaufschlagt, der das Modul in axialer
Richtung durchströmt. Während der Feedstrom den
durch die Feedspacer entstehenden Raum außerhalb der
Membrantaschen durchströmt, fließt das abgezogene Per-
meat innerhalb der Membrantaschen spiralförmig dem
Permeatsammelrohr zu.
feedspacer
Feedstrom
Zentralrohr
Membran
Permeat imPermeatkanal
Permeatspacer
Permeat-strom imZentralrohr
Abb. 1-12
Wickelmodule Prinzipskizze [N.N. 2001], [Foto: NADIR FILTRATION GMBH]
Grundlagen der Membrantechnik 1
41
Kissenmodule
Kissenmodule werden analog zu Wickelmodulen aus Mem-
brantaschen mit dazwischenliegendem Gewebevlies auf-
gebaut. Hier sind die Taschen an allen Seiten verschlos-
sen und das Permeat wird über eine bzw. mehrere mit
Runddichtungen versehene Öffnungen im Kissen abge-
zogen.
Gemäß der Abbildung können mehrere Kissen über die
Permeatöffnungen miteinander verbunden werden. Die
Kissenpakete werden dann in ein modular aufgebautes
Druckrohr eingesetzt. In deren Wandung befindet sich
die Permeatsammelleitung mit Anschlüssen und Dich-
tungen für die entsprechenden Permeatöffnungen der
Kissenpakete sowie für die sich anschließenden Kompo-
nenten des Druckrohrs.
Permeat-Drainagestift
Membran-kissenstapel
Permeatkanal (Permeatableitung)
Druckrohr
Halbschalen-element
Distanzhalter
Rohwasser
Membran
PermeatseitigesDrainagevlies
Trägerplatte
PermeatseitigesDrainagevlies
Permeat-kanal
Distanzhalter1 bis 3 mm
(variable Kanalhöhe)
Membran
PermeatseitigesDrainagevlies
Abb. 1-13
Kissenmodul [Prinzipskizze und Foto: ROCHEM UF SYSTEME GMBH]
Grundlagen der Membrantechnik1
42
Rohr-Scheiben-Modul (DT-Modul – disc tube module)
Bei dem Scheiben-Rohr-Modul (Abbildung 1-14) sind Trä-
gerscheiben und Membrankissen abwechselnd über einen
Zuganker aufeinandergestapelt, so dass zwischen den Trä-
gerscheiben und den eingeschobenen Membrankissen
rohwasserseitig offene Strömungskanäle entstehen. Die
Trägerscheiben des DT-Moduls haben am äußeren Rand
einen beidseitig gleichmäßig überstehenden Dichtungs-
ring. Zentrisch angeordnet sind ein durch Rippen ausge-
bildeter Ringspalt, durch den im Betrieb das Rohwasser
strömt, eine Dichtungsnut zur Abdichtung zwischen Mem-
brankissen und Trägerscheiben und eine Aussparung für
die Durchführung des Zugankers mit Permeat-Ablaufnuten.
Die Membrankissen bestehen aus Flachmembranen mit
innenliegendem Gewebevlies und sind im Außenbereich
verschweißt. Über die runde Aussparung in der Mitte
wird das Permeat abgeleitet.
Der vormontierte Membranelement-Stapel wird in ein
Druckrohr eingeschoben. Das Rohwasser wird zwischen
der Druckrohrinnenwand und den Dichtungsringen am
Rand der Trägerscheiben zum Ringspalt in der ersten Trä-
gerscheibe des Membranelement-Stapels geleitet und von
außen nach innen durch die Membrankissen filtriert.
Über die runde Aussparung in der Mitte der Membran-
kissen, die Ablaufnuten in den Trägerplatten und eine
Bohrung im Endstück des Membranstapels wird das Per-
meat abgeleitet. Die offenen Ringspalten bzw. Strömungs-
pfade zwischen den Membrankissen und den Trägerschei-
ben ermöglichen auch eine Aufbereitung von Flüssigkei-
ten mit höherer Kolloid- oder Feststoffbelastung.
Abb. 1-14
Rohr-Scheiben-Modul (DT-Modul) [PALL 2001]
Grundlagen der Membrantechnik 1
43
Das Modulsystem der Firma inge AG
Eine weitere Entwicklung ist das Modul der Firma inge
AG mit neuartigen, sogenannten Multibore-Kapillaren.
Wie die Abbildung zeigt, weist bei diesen Kapillaren eine
Kapillare sieben Bohrungen auf, die in etwa den Innen-
durchmesser herkömmlicher Einzelkapillaren besitzen.
Dadurch wird die mechanische Festigkeit der Membran-
kapillaren erhöht und es kommt seltener zu Kapillarbrü-
chen als bei Einzelkapillaren.
Die Multibore-Kapillaren werden nach dem Out-In-Prin-
zip betrieben, d. h. von ihrer Innenseite mit dem zu fil-
trierenden Rohwasser beaufschlagt. Dadurch sind sie ähn-
lich den innendurchströmten Einzelkapillarmodulen aus-
schließlich bei geringen Feststoffgehalten im Rohwasser
einsetzbar. Höhere Feststoffgehalte führen bei innendurch-
strömten Kapillarmembranen mit geringen Feedkanalab-
messungen häufig zu Verblockungserscheinungen. Bevor-
zugter Anwendungsbereich der Multibore-Kapillaren ist
daher die Trinkwasseraufbereitung.
Abb. 1-15
Neuartige Multibore-Kapillaren der Firma inge AG [Foto: INGE AG]
Grundlagen der Membrantechnik1
1.5
Anordnung von Modulen
Als Membranstufe wird eine in sich funktionierende
Einheit, bestehend aus Modulen, Pumpen, Ventilen usw.,
bezeichnet. Für die Leistung einer Membranstufe ist neben
der Auswahl einer für das zu trennende Abwassergemisch
geeigneten Membran bzw. eines geeigneten Membranmo-
duls die Anordnung bzw. Verschaltung der Module maß-
gebend (Abbildung 1-16). Dabei sind in der Abwasserrei-
nigung in erster Hinsicht der zu trennende Volumenstrom
und die zu erzielende Permeatqualität bzw. Permeataus-
beute von Bedeutung.
Es werden zwei Grundschaltungsarten von Modulen
unterschieden:
• Reihenschaltung und
• Parallelschaltung
Die Reihenschaltung wird angewendet, falls die Permeat-
ausbeute über einem Modul nicht ausreicht. Mehrere Mo-
dule werden in Reihe geschaltet, wobei gemäß Abbildung
1-17 der Konzentratstrom eines Moduls als Feedstrom des
folgenden Moduls dient und das Permeat der einzelnen
Module zusammengeführt wird.
Bei der Parallelschaltung (Abbildung 1-18) erfolgt eine
Aufteilung des Feedstroms auf die einzelnen parallel ge-
schalteten Module. Die Anzahl der parallel geschalteten
Module richtet sich nach der benötigten Kapazität der
Membranstufe. Die parallel verschalteten Module werden
als Block bezeichnet. Die abwasserspezifische Permeataus-
beute bzw. die Aufkonzentrierung innerhalb eines Blocks
entspricht der Ausbeute bzw. Aufkonzentrierung, die mit
einem Modul erreicht wird.
Während bei der kommunalen Abwasserreinigung die reine
Parallelschaltung dominiert, werden bei der industriellen
Abwasserreinigung oft Kombinationen der Grundschal-
tungsarten eingesetzt, um das gewünschte Reinigungsziel
bzw. die maximale Aufkonzentration zu erreichen:
44
Feed
Konzentrat
Permeat
Abb. 1-17
Reihenschaltung von Modulen [nach BAUMGARTEN 1998]
gewünschteAblaufqualitätFeed
Konzentrat
Membranelement Modul Modulverschaltung Membranstufe
Abb. 1-16
Vom Membranelement zur Membranstufe
Grundlagen der Membrantechnik 1
45
• Tannenbaumstruktur (Abbildung 1-19)
• Feed-and-Bleed-Struktur
Ein Beispiel für die häufig angewendete Tannenbaum-
struktur (z. B. bei der Meerwasserentsalzung) zeigt Ab-
bildung 1-19. Die Module innerhalb der Blöcke eins und
zwei sind parallel und alle drei Blöcke untereinander in
Reihe verschaltet. Der Konzentratvolumenstrom wird bei
dieser Struktur von Block zu Block weiter aufkonzentriert
bzw. minimiert und die Permeatausbeute entsprechend
gesteigert. Da das Permeat in jedem Block abgezogen
wird, reduziert sich der zu behandelnde Volumenstrom
von Block zu Block. Daher muss die Zahl der benötigten
Module im folgenden Block verringert werden, damit
z. B. bei Rohrmodulen die Überströmbedingungen auch
in den nachgeschalteten Membranelementen den Erfor-
dernissen angepasst sind.
Falls die Tannenbaumstruktur nicht angewendet werden
kann, weil der Feedvolumenstrom geringer ist als für das
eingesetzte Modul notwendig, kommt die Feed-and-
Bleed-Struktur bzw. der Rezirkulationskreislauf inner-
halb jedes Blocks zum Einsatz. Bei dieser Struktur wird
durch Vermischung des gewonnenen Konzentrats mit
einem Teil des Feeds durch interne Rezirkulation der Feed-
volumenstrom erhöht. Mit einem Modul kann hierdurch
eine höhere Aufkonzentration bzw. größere Permeataus-
beute erzielt werden, was z. B. bei der Deponiesickerwas-
serreinigung ausgenutzt wird.
Feed
Konzentrat
Permeat1. Block
2. Block
3. Block
Abb. 1-19
Anordnung von mehreren Modulen nach der Tannenbaumstruktur [nach RAUTENBACH 1997]
Feed Konzentrat
Permeat
Abb. 1-18
Parallelschaltung von Modulen [nach BAUMGARTEN 1998]
Grundlagen der Membrantechnik1
1.6
Betriebsarten
Grundsätzlich werden bei den Filtrationsprozessen zwei
Betriebsarten unterschieden:
• Dead-End- bzw. statische Filtration und
• Crossflow- bzw. dynamische Filtration
Die Betriebsart Crossflow wird bei der Nanofiltration
und der Umkehrosmose angewendet, bei der Ultra- und
Mikrofiltration sind beide Betriebsarten möglich.
Im Crossflow-Modus (Querstromfiltration) wird der Feed-
strom parallel zur Membranoberfläche gepumpt und das
Permeat quer dazu abgezogen. Im Dead-End-Betrieb
wird die Membran ähnlich einem „Kaffeefilter" orthogo-
nal beschickt. Abbildung 1-20 verdeutlicht die Unter-
schiede der beiden Betriebsarten.
Durch den Rückhalt suspendierter Stoffe bildet sich auf
der Feedseite eine Deckschicht, welche die Filtrationsleis-
tung vermindert und dazu führt, dass mit fortschreiten-
der Prozessdauer der Permeatfluss abnimmt. Als Gegen-
maßnahme wird im Dead-End-Betrieb das gesamte Modul
in Intervallen einer Rückspülung unterzogen.
Abbildung 1-21 zeigt die Abnahme des Permeatflusses VP
bei Vorgabe eines konstanten Feeddrucks pF (links) bzw.
die Zunahme des Feeddrucks bei Vorgabe eines konstanten
Permeatflusses (rechts) über das Filtrationsintervall. Durch
die Entfernung der Deckschicht im Rückspülintervall
wird im Idealfall wieder die ursprüngliche Filtrationsleis-
tung erreicht.
Im Crossflow-Betrieb wird die Deckschichtbildung vermin-
dert, da der Feedstrom die Membran kontinuierlich paral-
lel überströmt. Dadurch wird an der Membranoberfläche
ein Gleichgewichtszustand zwischen Deckschichtentste-
hung und -entfernung durch die wirkenden Scherkräfte
angestrebt. In der Regel wird die Überströmung durch
Pumpen erzeugt, wobei inzwischen auch Systeme im Ein-
satz sind, bei denen die Überströmung durch Einpressen
von Gas unterhalb der Module durch das aufsteigende
Gas-Feed-Gemisch oder die Bewegung der Membranen
selbst erzeugt wird (siehe Kapitel 2.1.2). Nachteil des
Crossflow-Betriebs gegenüber dem Dead-End-Betrieb ist
der höhere Energiebedarf, welcher aus der kontinuierlich
aufzubringenden Überströmungsenergie resultiert.
Zunehmend wird auch der Begriff des „Semi-Crossflow-“
bzw. „Semi-Dead-End-Verfahrens“ verwendet. Dabei
werden Verfahrenselemente der beiden Betriebsarten Cross-
flow und Dead-End kombiniert, um den Energieverbrauch
gegenüber dem reinen Crossflow-Verfahren zu reduzieren.
Beispiel für einen Semi-Crossflow-Betrieb ist die diskonti-
nuierliche Überströmung der Membran nach dem Cross-
flow-Prinzip kombiniert mit Rückspülintervallen, so dass
die sich bildende Deckschicht entfernt werden kann.
46
Grundlagen der Membrantechnik 1
47
Permeat
Feed
Feed
Permeat
Crossflow-Betrieb Dead-End-Betrieb
Abb. 1-20
Schematische Darstellung einer Membran bei der Crossflow- bzw. Dead-End-Filtration [nach MELIN 1999]
Zeit t
Filtrations-intervall
Rückspül-intervall
Zielvorgabe :Konstanter Feeddruck pF
Feed
dru
ck p
F
Perm
eatf
luss
Vp
Zeit t
Filtrations-intervall
Rückspül-intervall
Zielvorgabe :Konstanter Permeatfluss VP
Feed
dru
ck p
F
Perm
eatf
luss
Vp
Abb. 1-21
Filtrationsintervalle im Dead-End-Betrieb [nach RAUTENBACH 1997]
Grundlagen der Membrantechnik1
1.7
Deckschichtbildung
Kommunale und industrielle Abwässer enthalten organi-
sche und anorganische Stoffe. Bei der Reinigung dieser
Abwässer über eine Membran tritt infolge der selektiven
Wirkung der Membran eine Aufkonzentrierung der Inhalts-
stoffe des Feedstroms und eine Abscheidung von Partikeln
an der Membranoberfläche ein. Mit zunehmender Betriebs-
dauer kommt es dadurch zur Bildung einer Deckschicht.
Deckschichten können zwar in einem bestimmten Maß
zur Filtration gezielt genutzt werden (z. B. um den Reini-
gungsgrad zu erhöhen), sind aber oft unerwünscht, da
durch sie der Permeatfluss und damit die Leistung der
Membran vermindert wird.
Der Leistungsrückgang der Membran beruht auf einer
Erhöhung des Filtrationswiderstandes, der den Ausgangs-
membranwiderstand (Rm) erhöht (Abbildung 1-22).
Bei den Mikro- und Ultrafiltrationsmembranen resultiert
der erhöhte Deckschichtwiderstand aus Adsorption (Ra),
Porenverblockung (Rp) und der Deckschichtbildung (Rc)
selbst. Hingegen beruht die Erhöhung des Filtrations-
widerstandes bei den dichten Nanofiltrations- und Um-
kehrosmosemembranen auf einer Konzentrationspolarisa-
tion (Rcp) gelöster Inhaltsstoffe, deren Konzentration mit
zunehmender Filtrationsdauer zur Membranoberfläche
hin ansteigt.
Die erhöhten Widerstände infolge Adsorption (Ra) und
Porenverblockung (Rp) lassen sich in der Regel nicht
durch Maßnahmen wie Rückspülen o. Ä. verringern, so
dass bei starker Porenverblockung ggf. ein anderes Mem-
branmaterial eingesetzt werden sollte. Dagegen kann die
Deckschichtbildung durch eine Erhöhung der Überströ-
mungsgeschwindigkeit oder die intervallweise Rückspü-
lung der Membran mit Permeat vermindert bzw. rück-
gängig gemacht werden [PANGLISCH ET AL. 1996].
Maßnahmen gegen Deckschichtbildung und damit zum
Erhalt der Filtrationsleistung werden im folgenden Kapi-
tel behandelt.
Die Ausbildung von Deckschichten kann verschiedene
Ursachen haben, die damit auch die Zusammensetzung
der Schicht bestimmen. Man unterscheidet [BAUMGAR-
TEN 1998]:
• biologisches Fouling (kurz Biofouling)
• kolloidales3) Fouling
• Scaling
Biofouling
Die Biofilmbildung auf der Membranoberfläche wird
durch Adhäsion und das Wachstum von Mikroorganismen
hervorgerufen [FLEMMING 1995]. Man spricht von Bio-
fouling, wenn durch den Biofilm eine Leistungsminde-
rung am Membransystem durch die Abnahme der spezifi-
schen Membranflüsse festgestellt wird [FLEMMING 2000].
Besonders kritisch sind Anlagenstillstände zu betrachten,
da die Bakterien unter diesen Bedingungen auf den Mem-
branflächen sprunghaft anwachsen können
[BAKER ET AL. 1998].
Kolloidales Fouling
Durch die Anlagerung kolloidal gelöster Stoffe entsteht
eine Art Film bzw. Schleim auf der Membranoberfläche,
der zu einer Abnahme der Filtrationsleistung führt.
Scaling
Als Scaling werden durch anorganische Ausfällungen
(Kristallisation) gebildete Beläge auf der Membran bezeich-
net. Diese treten in der Regel nur bei NF- und RO-Mem-
branen auf, wenn beispielsweise die Löslichkeitsgrenze
gelöster Salze durch die Konzentrationsüberhöhung an
der Membranoberfläche überschritten wird.
In Tabelle 1-7 wird zusammengefasst, welche Substanzen
die drei vorgestellten Deckschichtarten verursachen kön-
nen.
48
3) kolloidal = fein verteilt, fein zerteilt
Grundlagen der Membrantechnik 1
49
PermeatseiteFeedseite
Rp
Ra
RmRc
Rcp
Ra AdsorptionRP PorenverblockungRm Membranwiderstand
Rc DeckschichtbildungRcp Konzentrationspolarisation
Abb. 1-22
Schematische Übersicht der Filtrationswiderstände auf der Membranoberfläche und in der Membran
[KRAMER, KOPPERS 2000]
Tab. 1-7
Deckschichtbildung bei der Membranfiltration [nach BAUMGARTEN 1998]
Scaling (Kristallisation)
CaSO4
CaF2
BaSO4
SiO2
Mg(OH)2
Deckschichtbildung
Fouling
Biofouling
Keime
Bakterienwachstum durch Nährstoffangebot im Feed
Schleimbildung durch Mikroorganismen
Kolloidales Fouling
Kolloidale Kieselsäure und Silikate
Kolloidale Hydroxide (z. B. Fe und Mn)
Organische Kolloide (z. B. Huminstoffe, Proteine)
Grundlagen der Membrantechnik1
1.8
Maßnahmen zum Erhalt der Filtrationsleistung
Der Einsatz von Membranen in der Abwasserreinigung ist
nur dann praktisch durchführbar, wenn die Deckschicht-
bildung (Abschnitt 1.7) überwacht und damit ein gesicher-
ter und wirtschaftlicher Betrieb gewährleistet werden kann.
Die Entstehung von Deckschichten infolge Fouling bzw.
Scaling kann vermieden bzw. verringert werden, wenn
Vorbehandlungsmaßnahmen
In der kommunalen Abwasserreinigung erfolgt die Vorbe-
handlung für das Membranbelebungsverfahren (Abschnitt
2.1.3.2) in der mechanischen Reinigungsstufe (Rechen,
Sandfang, Vorklärung). Dort werden für den Filtrations-
bereich störende Stoffe wie grobe Partikel, Fette und Faser-
stoffe ferngehalten.
Industrieabwässer sind hinsichtlich der Inhaltsstoffe und
der Zusammensetzung sehr unterschiedlich. Die Wahl der
Vorbehandlungsmaßnahmen für eine Membrananlage ist
entsprechend den Erfordernissen der Abwasserzusammen-
setzung zu treffen. Dabei können mechanische, physika-
lische, biologische und chemische Verfahren zum Einsatz
kommen. Beispiele sind in Tabelle 1-8 genannt.
Optimierung der Prozesskonfiguration
Die Ausbildung der Deckschicht wird im Wesentlichen
durch die Betriebsart – Dead-End oder Crossflow-Betrieb –
und die Prozessführung bestimmt. Durch betriebliche Maß-
nahmen, wie die Erhöhung des Rückspülvolumenstromes
bzw. der Rückspülzeit beim Dead-End-Betrieb oder die
Erhöhung der Überströmgeschwindigkeit beim Crossflow-
Betrieb, kann die Deckschichtbildung verringert werden.
Diese Maßnahmen sind jedoch aufgrund des erhöhten
Energiebedarfs für die größere Überströmgeschwindigkeit
bzw. aufgrund des Permeatverlusts durch die häufigere
Rückspülung nur in begrenztem Umfang wirtschaftlich
und können erst während des Betriebs einer Anlage opti-
miert werden.
folgende Aspekte beim Bau und Betrieb der Membran-
anlage berücksichtigt werden (Tabelle 1-8):
• Vorbehandlungsmaßnahmen
• Prozesskonfiguration
• Membran- und Moduleigenschaften
• Reinigung
50
Tab. 1-8
Methoden zur Verringerung und Entfernung von Deckschichten
Vorbehandlung
Siebung
Vorfiltration
Abkühlung
Neutralisation
Vorfällung
Verminderung, Vermeidung, Entfernung von Deckschichten
Optimierung der
Prozesskonfiguration
Betriebsart
Prozessführung
Überströmung
Spülmethode
Konstruktive
Gestaltung
Membranmaterial
Struktureigenschaften
Modulbauform
Modulverschaltung
Reinigung
Reinigungsmittel
Reinigungsintervall
Konzentration
Temperatur
Grundlagen der Membrantechnik 1
Konstruktive Gestaltung
Den größten Einfluss auf die Deckschichtbildung haben
das Membranmaterial und die Membranstruktur, da die
Membran in direkter Interaktion mit den deckschicht-
bildenden Stoffen des Zulaufs steht. Je nach Materialeigen-
schaft und Ladung einer Membran werden Verschmut-
zungen an der Membran weniger oder stärker adsorbiert.
Die wichtigsten Struktureigenschaften im Hinblick auf
die Deckschichtbildung sind die Rauheit der Membran-
oberfläche, der Porendurchmesser, die Porosität (Hohl-
raumanteil4)) und die Porengrößenverteilung. Je glatter
die Oberfläche und je kleiner der Porendurchmesser ist,
desto geringer ist die Verblockungsneigung. Ebenso ist
die Membranverschmutzung bei einer homogenen
Porenverteilung im Allgemeinen geringer [KRAMER,
KOPPERS 2000]. In den letzten Jahren hat es zahlreiche
Bemühungen gegeben, durch die Modifikation von Mem-
braneigenschaften die Leistungsfähigkeit von Membra-
nen zu erhöhen [LINDAU ET AL. 1998; PIERACCI ET AL.
1998; LINDAU, JÖNSSON 1999; AMANDA ET AL. 2000].
Die Modulbauform ist z. B. entscheidend dafür, wie groß
die Druckerhöhung zur Überwindung des durch die Deck-
schicht erhöhten Filtrationswiderstandes gewählt werden
kann, um den vorgegebenen Fluss weiterhin zu erreichen.
Diese Druckerhöhung ist nur im Rahmen des modulspe-
zifischen maximalen Betriebsdruckes erlaubt und muss
auch vor dem Hintergrund eines wirtschaftlichen Betriebs
der Membranstufe gesehen werden.
Reinigung
Ist der gewünschte Permeatfluss nicht mehr wirtschaftlich
realisierbar, wird in der Regel ein vom Membranhersteller
vorgegebener Reinigungsplan angewendet. Durch die Reini-
gung mit einem membranverträglichen Reinigungsmittel
wird eine Wiederherstellung bzw. Erhöhung des Permeat-
flusses bewirkt. Unter der Voraussetzung eines konstanten
Drucks ist in Abbildung 1-23 der Verlauf des Flusses über
die Filtrationszeit mit und ohne chemische Reinigung
51
Reinigung
Zeit
Flus
s
Reinigungsintervall irreversiblesFouling
mitReinigung
ohneReinigung
Konstanter Druck
Abb. 1-23
Auswirkung der Membranreinigung auf den Fluss bei konstantem Druck
4) Porosität in [%] ist definiert als das Volumen der Hohlräume in einer betrachteten Membranschicht bezogen auf das Gesamtvolumen dieser Membranschicht
Grundlagen der Membrantechnik1
dargestellt. Trotz der signifikanten Verbesserung der
Flussleistung durch die chemischen Reinigungen nimmt
der Fluss mit zunehmender Filtrationszeit ab. Dieses Phä-
nomen ist durch irreversibles Fouling zu erklären, das
durch Reinigungen nicht beseitigt werden kann.
Für die Membranreinigung werden in erster Linie che-
mische Reinigungsmittel in Kombination mit einer Rück-
spülung (permeatseitig) oder Spülung (feedseitig) einge-
setzt. Grundsätzlich können drei Reinigungsarten unter-
schieden werden:
1. Rückspülung/Spülung der Membran
2. Zwischenreinigung mit geringer konzentrierten
Chemikalien, z. B. wöchentlich
3. Intensivreinigung mit höher konzentrierten
Chemikalien, z. B. halbjährlich
Bei einer Intensivreinigung werden Reinigungsmittel in
höheren Konzentrationen als bei der Zwischenreinigung
eingesetzt. In Abhängigkeit der Deckschichtsubstanzen
wird das Reinigungsmittel ausgewählt (Tabelle 1-9).
Die Effektivität einer Reinigung hängt nicht nur von den
eingesetzten Reinigungsmitteln und ihrer chemischen
Aktivität ab, sondern wird auch durch Faktoren wie Tem-
peratur, pH-Wert, Kontakt- bzw. Einwirkzeit, Konzentra-
tion der Wirksubstanz und mechanische Kräfte bestimmt.
Das Reinigungsergebnis wird besser, je höher die Tempe-
ratur bzw. je länger die Reinigungszeit ist. Bei höheren
Temperaturen kann die Reinigungszeit reduziert werden
bzw. bei einer längeren Reinigungszeit die Temperatur ge-
ringer sein. Neben der Membran- bzw. Modulwerkstoff-
verträglichkeit ist für die Einstellung des pH-Wertes die
spezifische Wirksamkeit des Reinigungsmittels in Abhän-
gigkeit vom pH-Wert zu berücksichtigen.
Für den Umgang mit den Reinigungschemikalien sind
die Gefahrenhinweise der zugehörigen Sicherheitsdaten-
blätter zu beachten. Diesen kommt besonders dort eine
erhöhte Bedeutung zu, wo das Personal, wie z. B. auf Klär-
anlagen, mit der Verwendung von Gefahrstoffen gewöhn-
lich nicht oder nur eingeschränkt vertraut ist.
Weiterhin ist zu beachten, dass einige Reinigungschemi-
kalien nach Einsatz zur Reinigung unerwünschte Belastun-
gen der Permeatqualität hervorrufen können. Nach einer
Reinigung müssen diese Reinigungslösungen ggf. aufge-
fangen und separat entsorgt werden.
52
Tab. 1-9
Beispiele für Reinigungschemikalien und ihre Anwendungen
Deckschichtsubstanz
Calcium-/Magnesiumscaling
Metallhydroxide, anorganische Kolloide
Organische Stoffe
Bakterien, Keime
Eingesetzte Reinigungsmittel
Säuren, z. B. Zitronensäure, Essigsäure
Säuren, z. B. Zitronensäure
Anionische Tenside
Oxidationsmittel, z. B. Hypochlorit, Wasserstoffperoxid
Alkalische Reiniger, z. B. Natronlauge
Desinfektionsmittel, z. B. Hypochlorit
Biozide
Grundlagen der Membrantechnik 1
1.9
Weitere Aspekte zum Einsatz der Membran-
verfahren in der Abwasserreinigung
Trenngrenze und Transmembrandruck
Die Auswahl des Membranverfahrens richtet sich nach
der Abwasserzusammensetzung und dem Trennziel. In
der kommunalen Abwasserreinigung werden überwie-
Die für den Filtrationsprozess notwendige Triebkraft bzw.
der Transmembrandruck muss den Filtrationswiderstand
überwinden, der sich aus dem Widerstand der Membran,
dem Widerstand durch Adsorption und Porenverblockung
in der Membran, der feedseitigen Deckschicht und Kon-
zentrationspolarisation zusammensetzt [KRAMER 2000].
Der Transmembrandruck beträgt im Regelbetrieb bei
getauchten Membransystemen in kommunalen Anwen-
dungen zwischen 0,05 und 0,2 bar und wird üblicher-
weise durch permeatseitig angeschlossene Pumpen aufge-
bracht. Bei Anordnung der Behälter mit den Membranen
oberhalb des Permeatsammelbehälters kann die Differenz
der Wasserspiegellagen, d. h. die hydrostatische Druckdif-
ferenz als Transmembrandruck genutzt werden.
Einflüsse auf den Filtrationsprozess und Erhalt der
Leistungsfähigkeit des Filtrationsbetriebs
Beim Filtrationsprozess entsteht eine Deckschicht durch
Teilchen, die von der Membran zurückgehalten werden
und sich auf dieser ablagern. Dadurch werden der Filtra-
tionswiderstand erhöht und der Permeatfluss reduziert,
aber in der Regel die Filterwirkung verbessert, so dass in
einzelnen Fällen mit einer Mikrofiltrationsmembran das
Trennergebnis einer Ultrafiltrationsmembran erreicht
werden kann.
In vielen Fällen ist die Struktur und Dicke der gebildeten
Deckschicht von größerer Bedeutung für die Stofftrennung
als die Membran selbst. Die Bildung einer reversiblen Deck-
schicht ist insbesondere bei Mikrofiltrationsprozessen so-
gar erwünscht, solange damit keine zu starke Flussminde-
rung verbunden ist, da durch die Deckschicht eine innere
Membranverblockung durch kleinere Partikel vermieden
wird. Entscheidend ist, dass sich ein stationärer Betrieb
einstellt, bei dem sich deckschichtbildende und deck-
schichtabscherende Effekte ausgleichen.
Durch die Deckschicht können beispielsweise die im Ver-
gleich zu Bakterien wesentlich kleineren Viren zu einem
hohen Prozentsatz auch bei der Verwendung von Mikro-
filtrationsmembranen zurückgehalten werden, obwohl
die Membranporen keinen Rückhalt erwarten lassen
[MELIN, RAUTENBACH 2004].
Da Bakterien eine Größe von ca. 0,2 µm bis 10 µm und
Viren von ca. 0,02 µm bis 0,250 µm haben werden Viren
nur von Ultrafiltrationsmembranen (Porengröße 0,1 µm
gend druckgetriebene getauchte Membransysteme mit
Mikro- bzw. Ultrafiltrationsmembranen eingesetzt. Die
Porengröße dieser Membranen garantiert einen Rückhalt
von Feststoffen bzw. von makromolekularen bzw. kolloi-
dal gelösten Stoffen bis zu der in Tabelle 1-10 angegebe-
nen Größe. Sollen kleinere Teilchen bzw. Stoffe mit gerin-
gerem Molekulargewicht abgetrennt werden, ist der Ein-
satz von Nanofiltrations- oder Umkehrosmosemembra-
nen erforderlich.
53
Mikrofiltration Feststoffe > 0,1 µm 0,1 – 3 bar
Ultrafiltration 200.000 – 20.000 D * 0,5 – 10 bar
Nanofiltration 20.000 – 200 D * 2 – 40 bar
Umkehrosmose < 200 D * 5 – 70 bar
Tab. 1-10
Trenngrenze und Transmembrandruck von druckgetriebenen Membranverfahren
Membranverfahren Größe der abtrennbaren Teilchen, Kolloide bzw. Moleküle Transmembrandruck
* Dalton, numerisch äquivalent zum Molekulargewicht in [g/mol]
Grundlagen der Membrantechnik1
bis 0,01 µm) vollständig zurückgehalten. Eine Übersicht
der Größen unterschiedlicher Bakterien und Viren ist in
Tabelle 1-11 aufgeführt.
Für den stabilen Betrieb einer Membrananlage müssen
nicht nur deckschichtbildende und deckschichtabsche-
rende Effekte ausgeglichen sein, sondern auch die Fou-
lingbildung begrenzt werden.
Fouling entsteht durch Bakterien, die extrazelluläre poly-
mere Substanzen (EPS) produzieren, welche im Wesent-
lichen aus Polysacchariden und darin eingelagerten Pro-
teinen bestehen und sich als Schleimkapseln um die Zel-
len anlagern. Die Gründe für die Bildung dieser Schleim-
kapseln sind vielfältig und noch nicht vollständig geklärt.
Die von Bakterien produzierten EPS werden zur Bildung
der Belebtschlammflocke benötigt, wobei sich die schleim-
artige Matrix auf der Membran gleichzeitig negativ auf
den Filtrationsprozess auswirkt. Daher ist die Prozessfüh-
rung so zu gestalten, dass die EPS-Bildung möglichst mini-
miert wird.
In der Praxis werden Chemikalien eingesetzt, um dem
Fouling entgegen zu wirken. Der Einsatz einer Säure, z. B.
Zitronensäure, und einer oxidativ wirkenden Reinigungs-
chemikalie, wie z. B. Natriumhypochlorit oder Wasser-
stoffperoxid hat sich bewährt. Für die Durchführung der
chemischen Reinigungen ist eine entsprechend ausgerüs-
tete Chemikaliendosierstation einzurichten. Die Reini-
gung kann in situ oder on air weitestgehend automati-
siert erfolgen.
Für die Vorbereitung und Durchführung einer chemischen
Reinigung ist mit einem erhöhten Personaleinsatz zu
rechnen, der bei Reinigung der Module in einer separaten
Waschkammer steigt. Während der Reinigung stehen die
Membranmodule für den Filtrationsprozess nicht zur Ver-
fügung, was bei der Auslegung der Anlage berücksichtigt
werden muss (größere Membranfläche). Nach derzeitigem
Kenntnisstand erscheint eine vorsorgende, an die hydrau-
lischen Belastungen angepasste Betriebs- und Reinigungs-
strategie technisch und wirtschaftlich sinnvoll. Diese
bedeutet die Planung einer ausreichend großen Mem-
branfläche und den Betrieb der Membranen bei modera-
ten transmembranen Druckdifferenzen.
Im Rahmen eines optimierten Betriebskonzeptes kann zur
Reduzierung der Membranfläche die Pufferung hydrauli-
scher Stoßbelastungen in einem vorgeschalteten Aus-
gleichsbecken sinnvoll sein.
54
Tab. 1-11
Größenangaben für Bakterien und Viren
Bezeichnung Länge [µm] Breite [µm] Durchmesser [µm]
Bakterien [STARR ET AL. 1981]
Bacteriodes
pneumosintes 0,2 < 0,1
Mycoplasma spp. 0,25 0,1
Bacillus subtilis 2,5 0,75
Escherichia coli 2 0,6
Achromatium oxaliferum 100 5
Cristipira pectinis 36 – 72 1,5
Viren [SCHLEGEL 1976]
Pocken 0,3 0,2
Influenza 0,1
Poliomyelitis 0,02
Grundlagen der Membrantechnik 1
Leistungsfähigkeit von Mikro- und Ultrafiltrations-
membranen
Das Modell für den Stofftransport in Mikro- und Ultrafil-
trationsmembranen beruht auf dem idealisierten Poren-
modell, d. h. größere Partikel, Belebtschlammflocken und
Bakterien, Stoffe mit einer Molmasse größer als 20.000
g/mol können die Membrankapillaren aufgrund ihrer
Größe nicht passieren. Gelöste Inhaltsstoffe wie z. B. Essig-
säure oder Harnstoff werden nicht zurückgehalten, es sei
denn, sie sind an Stoffe adsorbiert, die zurückgehalten
werden.
In der kommunalen Abwasserreinigung wird eine Kombi-
nation aus Belebungs- und Membranverfahren, das Mem-
branbelebungsverfahren, eingesetzt, um auch gelöste, bio-
logisch abbaubare Inhaltsstoffe eliminieren zu können.
Wie beim konventionellen Belebungsverfahren finden ein
Abbau organischer Stoffe unter Aufbau von Biomasse und
Stoffumwandlungsprozesse wie Nitrifikation und Denitri-
fikation statt. Die an die Belebtschlammflocken adsorbier-
ten Stoffe werden von Mikro- bzw. Ultrafiltrationsmem-
branen sicher zurückgehalten.
Belebtschlammflocken bestehen aus Bakterienkolonien
unterschiedlicher Bakterienarten, wobei die häufigsten
anzutreffenden Gattungen Pseudomonas, Archobacter,
Bacillus, Micrococcus, Aerobacter und vor allem Zoogloea
sind. Die Größe von Belebtschlammflocken wird unter-
schiedlich angegeben, z. B. mit Durchmessern von
50 bis 200 µm [HARTMANN 1983] bzw. 5 bis 30 µm
[KRIEBITZSCH 1999], also Größen, die auch von Mikro-
filtrationsmembranen zurückgehalten werden.
Leistungsfähigkeit von Nanofiltrations- und
Umkehrosmosemembranen
Für die Abtrennung organischer Stoffe aus wässrigen
Lösungen ist eine Nanofiltrations- bzw. Umkehrosmose-
membran einzusetzen. Nanofiltrationsmembranen errei-
chen nennenswerte Rückhalteleistungen für Stoffe mit
einer Molmasse von 200 g/mol und größer, während
durch Umkehrosmosemembranen auch gelöste organische
Komponenten mit einer Molmasse von 100 – 150 g/mol
nahezu vollständig zurückgehalten werden. In Tabelle 1-12
und Abbildung 1-24 sind die Molmassen einiger ausge-
wählter Abwasserinhaltsstoffe zusammengestellt.
55
Tab. 1-12
Molmassen ausgewählter Inhaltsstoffe im häuslichen Schmutzwasser [KOPPE, STOZEK 1999]
Bezeichnung Summenformel Molmasse [g/mol]
natürliche organische Stoffe
Makrostoffe
Essigsäure C2H4O2 60
Zitronensäure C6H8O7 112
Saccharose C12H22O11 342
Glycin C2H5O2N 75
Harnstoff CH4ON2 60
Mikrostoffe
Östradiol C18H24O2 272
Toluol C7H8 92
synthetische organische Stoffe
Trichlorethen C2HCL3 132
Dichlorbenzol C6H8CL10 435
Sorbinsäure C6H8O4 144
Grundlagen der Membrantechnik1
Eine Besonderheit der Nanofiltrationsmembranen ist ihre
Ionenselektivität. Negative Ladungsgruppen auf bzw. in
der Membran halten gelöste Salze mit mehrwertigen
Anionen zurück, während einwertige Anionen die Mem-
bran fast ungehindert passieren können. Für industrielle
Anwendungen wird diese Eigenschaft genutzt, um Wert-
stoffe aus dem Prozessabwasser zurückzugewinnen (z. B.
Lackwasseraufbereitung bei der Fahrzeuglackierung, Farb-
stoffrückgewinnung in der Papier- oder Textilindustrie).
Für die kommunale Abwasserbehandlung eröffnen sich
im Hinblick auf den Rückhalt organischer Spurenstoffe
neue Perspektiven.
Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Einteilung der
organischen Spurenstoffe in drei Gruppen hinsichtlich
ihrer konzentrationsabhängigen Relevanz im Abwasser
und ihres Abbauverhaltens sinnvoll ist [MUNLV 2004]:
• „Gruppe 1: Stoffe, deren Konzentrationen im Zulauf
bereits unterhalb der Bestimmungsgrenze liegen“
(u.a. Atrazin).
• „Gruppe 2: Stoffe, die im Zulauf und z. T. im Ablauf
oberhalb der Bestimmungsgrenze detektiert werden
und deren Konzentrationen zwischen Zulauf und
Ablauf erheblich reduziert werden“( u. a. Naphtalin,
Nonylphenole, Bisphenol A).
• „Gruppe 3: Stoffe, die im Zulauf und im Ablauf ober-
halb der Bestimmungsgrenze detektiert werden und für
die keine oder nur eine geringe Reduzierung der Kon-
zentration auftritt“ (u. a. Diclofenac).
In Tabelle 1-13 und sind einige organische Spurenstoffe
ausgewählt, deren Rückhalt durch Nanofiltrationsmem-
branen aufgrund ihrer Molmasse zu erwarten ist. Die tat-
sächliche, quantifizierbare Rückhalteleistung ist jedoch
erst in praktischen Versuchen zu ermitteln. Zu diesem
Aufgabenfeld werden zurzeit intensive Untersuchungen
durchgeführt.
56
Umkehrosmose
• Glycin• Harnstoffe• Essigsäure
• Toluol
Nanofiltration
400200 300 500100
Molmasse[g/mol]
• Zitronensäure • Trichlorethen • Sorbinsäure
• Östradiol • Saccharose • Dichlorbenzol
Abb. 1-24
Molmassen ausgewählter Inhaltsstoffe im häuslichen Schmutzwasser
Grundlagen der Membrantechnik 1
57
Umkehrosmose
Nanofiltration
Molmasse[g/mol]
• Clofibrinsäure • Nonylphenol • Bisphenol A
• PAK • TCEP • EDTA • Diclofenac • TCPP • Trifluralin
200 300 400
• Naproxen • Carbamazepin
Abb. 1-25
Molmassen ausgewählter organischer Spurenstoffe
Tab. 1-13
Molmassen ausgewählter organischer Spurenstoffe, deren Rückhalt durch Nanofiltrationsmembranen zu
erwarten ist [MUNLV 2004]
Bezeichnung Summenformel Molmasse [g/mol]
Bisphenol A C15H20O2 228
EDTA C10H16N2O2 292
Trifluralin C13H16F3N3O4 335
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe – PAK C22H12 276
Nonylphenol C15H24O 220
Organische Spurenstoffe
Organophosphate
TCEP C6H12O4P1Cl3 285
TCPP C9H18Cl3O4P 327
Pharmaka
Clofibrinsäure ClC6H4OC(CH3)2CO2H 214
Carbamazepin C15H12N2O 236
Naproxen C14H14O3 230
Diclofenac C14H11Cl2NO2 296
Grundlagen der Membrantechnik1
Membranbelebungsanlagen benötigen für den Betrieb bei
hohen Schlammaltern gegenüber konventionellen Anla-
gen erheblich kleinere Belebungsvolumina. Es ist davon
auszugehen, dass bei diesen Bedingungen eine Adapta-
tion der Biomasse stattfindet, die eine vermehrte Elimi-
nation schwer eliminierbarer Abwasserinhaltstoffe (vgl.
z. B. Stoffe der Gruppe 2 und 3) ermöglicht. Eine voll-
ständige Elimination von Stoffen, die evtl. nicht in der
Membranbelebungsanlage eliminiert werden, wie z. B.
Stoffe der Gruppe 3, kann durch die direkte Nachschal-
tung einer Nanofiltrationsstufe bzw. einer Umkehrosmo-
sestufe erreicht werden. Eine Zwischenschaltung einer
weiteren Reinigungsstufe, wie dies bei konventionellen
Belebungsanlagen erforderlich wäre, ist nicht notwendig.
Anforderungen an das Betriebspersonal
Der Betrieb einer Membranbelebungsanlage unterschei-
det sich in betriebs- und verfahrenstechnischer Hinsicht
von einer konventionellen Belebungsanlage. Derzeit
besteht deshalb noch Ausbildungs- und Schulungsbedarf
für Betriebspersonal einer Membrananlage. Für das Mem-
branbelebungsverfahren bietet der Erftverband eine Schu-
lungsreihe auf der Kläranlage Nordkanal an und der
Aggerverband errichtet in Zusammenarbeit mit dem
MUNLV NRW zurzeit eine Schulungseinrichtung zum
Membranbelebungsverfahren am Standort der Kläranlage
Seelscheid.
58
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung
2
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
In der industriellen Abwasserreinigung wird die Mem-
brantechnik schon seit Jahrzehnten angewendet. Hinge-
gen ist dies bei der kommunalen Abwasserreinigung erst
seit einigen Jahren der Fall.
Auslöser für den seit einigen Jahren verstärkten Einsatz im
kommunalen Bereich waren sowohl der neuartige Verfah-
rensansatz der in Belebungsbecken direkt eingetauchten
Membranmodule als auch Weiterentwicklungen im Bereich
der Membranen (Mikro- und Ultrafiltrationsmembranen).
Beide Aspekte führten dazu, dass diese Technik konkurrenz-
fähig zu etablierten Reinigungsverfahren, wie z. B. dem
konventionellen Belebungsverfahren, wurde und darüber
hinaus eine deutlich verbesserte Reinigungsleistung erzielte.
Obwohl in den letzten Jahrzehnten erhebliche Anstren-
gungen im Bereich der Abwasserreinigung unternommen
wurden, die sich signifikant auf die Verbesserung der
Gewässergüte ausgewirkt haben, ist der weiteren Verbes-
serung des Gewässerschutzes auch zukünftig eine hohe
Bedeutung beizumessen. Zu nennen sind dabei Maßnah-
men zur Entfernung von Keimen, Bakterien und Viren
aus dem Abwasser wie auch zum Rückhalt oder Abbau
von Mikroschadstoffen, beispielsweise endokrin wirksa-
men Substanzen oder Rückständen aus Arzneimitteln.
Im Folgenden wird ein Überblick über die Möglichkeiten
der Membrantechnik im kommunalen Bereich gegeben,
und es werden die Hintergründe erläutert, warum sich
schon heute einige Betreiber für deren Anwendung ent-
schieden haben. Auf diese Beispiele, aber auch auf tech-
nische sowie wirtschaftliche Rahmenbedingungen, plane-
rische und betriebliche Aspekte wird in den nachfolgen-
den Abschnitten eingegangen. Die Abbildung 2-1 soll
dabei dem Leser den Weg durch das Kapitel weisen, so
dass er sich – je nach Interesse – direkt auf Themenfelder
fokussieren kann.
Zu Beginn des Kapitels wird die Verfahrenstechnik genau-
er erläutert, wobei eine Unterscheidung nach Art der
Anordnung der Membranstufe in kommunalen Abwasser-
reinigungsanlagen vorgenommen wird (Abbildung 2-2):
• die integrierte Anordnung der Membranstufe in
die Belebungsstufe und
• die nachgeschaltete Anordnung der Membran-
stufe im Ablauf einer konventionellen biologischen
Abwasserreinigungsanlage
In Deutschland hat die integrierte Anordnung der
Membranstufe als Kombination von Belebungsverfah-
ren und Membranfiltration im sogenannten Membran-
belebungsverfahren (Kapitel 2.1) die größte Bedeu-
tung. Das Verfahren wird angewendet
• in Kläranlagen (Kapitel 2.2) sowie in
• Kleinkläranlagen und Schiffskläranlagen (Kapitel 2.3).
Beim Membranbelebungsverfahren wird die Mem-
branstufe anstelle eines Nachklärbeckens zur Abtrennung
des biologisch gereinigten Wassers von der Biomasse ein-
gesetzt. Je nach verwendetem Modulsystem wird zwischen
internen, d.h. in Belebungsbecken eingebrachten Mem-
branmodulen (Abbildung 2-2, 2a), und externen Mem-
branstufen, d.h. separat aufgestellten Membranmodulen
außerhalb von Becken (Abbildung 2-2, 2b), unterschieden.
Biologischen Reinigungsstufen nachgeschaltete Mem-
branstufen (Abbildung 2-2, 3) werden eingesetzt, um
einen vollständigen Feststoffrückhalt und eine weitgehende
Hygienisierung des Ablaufs zu erzielen (siehe Kapitel 2.4).
60
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
61
Abb. 2-1
Anlass – Planung – Betrieb einer kommunalen Membranbelebungsanlage, Inhalte im Kapitel „Membran-
technik in der kommunalen Abwasserreinigung“
Vorgehen
Anlass
Zielsetzung
S. 286
S. 64 ff.
Beispiele
Neubau, ErtüchtigungErweiterung von Belebungsstufen
Weitergehende Maßnahmen
Information
Praxisbeispiele
Verbände
AnalyseIST-Zustand
S. 286Reinigungsanforderungen
Örtliche Situation
...
Variantenbetrachtungen
S. 286Einbeziehung vorhandener Becken
Beckenneubau
Membranmodule...
S. 68 ff.Membranmodule
Wirtschaftlichkeit
Planung, Bemessung, konstruktive Gestaltung
S. 80
BemessungMembranbelebungsstufe
Anlagenkonfiguration
...S. 85 S. 270 ff.
S. 286 f. S. 161Praxisbeispiele
IngenieurbürosAnlagenbauer
Betrieb
S. 287Reinigung
Energieverbrauch
Personal
S. 266 f.
Praxisbeispiele
Betreiber
S. 93 ff.
S. 93 ff.
S. 90 ff.
S. 270 ff.
S. 93 ff.
S. 266 f.
Ingenieurbüros
S. 67
S. 65
S. 68 ff.
S. 87 f. S. 87 f.
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
62
Abb. 2-2
Konventionelle Abwasserreinigung nach dem Belebungsverfahren und Anordnungsmöglichkeiten einer
Membranstufe bei kommunalen Abwasserreinigungsanlagen [OHLE 2001]
Rohabwasser
Konventionelle Verfahrenstechnik bei der kommunalen Abwasserreinigung
Ablauf
ggf. weitergehendeMaßnahmen, z. B.:
NN, SF, UV1
RE/SFF VK BB BB NK
2a
2b
3
Integrierte Anordnung der Membranstufe bei der kommunalen Abwasserreinigung
RohabwasserRE/SFF VK BB
Ablauf
ggf. FS optional
M
RohabwasserRE/SFF VK BB
Ablauf
ggf. FS optional
M
Nachgeschaltete Anordnung der Membranstufe bei der kommunalen Abwasserreinigung
RohabwasserRE/SFF VK BB BB NK
AblaufM
BB
RE⁄SFF Rechen, Sand- und FettfangVK VorklärbeckenFS Feinsieb
BB BelebungsbeckenNK NachklärbeckenSF Sandfilter
M MembranstufeUV UV-BehandlungNN Nachnitrifikationsstufe
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Unter dem Aspekt des Gewässerschutzes stellt die Mem-
brantechnik eine zukunftsweisende Lösung dar. Denn das
hohe erreichbare Schlammalter und eine weitere nachge-
schaltete Membranstufe (Nanofiltration oder Umkehros-
mose) lassen auch die Elimination organischer Spuren-
stoffe erwarten. Abbildung 2-3 zeigt eine entsprechende
Verfahrenskombination.
63
Rohwasserzulauf
RechenFeinsieb(optional)
Sand-und
Fettfang
Denitrifikations-stufe
Nitrifikations-stufe
Membranstufe I(MF/UF)
Membranstufe II(NF/UO)
Ablauf
optionaleVerfahrens-ergänzung
Überschussschlamm
Rezirkulation
Abb. 2-3
Verfahrensschema einer Kläranlage mit Membranbelebungsverfahren und nachgeschalteter Membranstufe
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
2.1
Das Membranbelebungsverfahren
2.1.1
Verfahrensbeschreibung und Einsatzgebiete
Das Membranbelebungsverfahren ist eine Verfahrens-
kombination von biologischer Abwasserreinigung nach
dem Belebungsverfahren und der Phasenseparation des
Schlamm-Wasser-Gemisches durch Membranfiltration.
Die eigentliche Abwasserreinigung erfolgt durch Stoff-
wechsel- und Umsetzungsprozesse in der biologischen
Stufe (Belebungsverfahren). Vereinfacht formuliert erfolgt
hier eine Umsetzung der im Abwasser gelöst vorliegenden
Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen zu CO2 und N2
bzw. deren Einbau in die Biomasse. Diese Aufgabe wird
von Mikroorganismen vollzogen, die sich als suspendierte
Schlammflocken im Belebungsbecken befinden.
Zur Abtrennung des gereinigten Abwassers von der
suspendierten Biomasse werden Membranstufen mit
druckgetriebenen Mikro- oder Ultrafiltrationsmembranen
eingesetzt. Die Membranen gewährleisten einen vollstän-
digen Feststoff- und Biomasserückhalt, so dass ein dem
Belebungsbecken nachgeschaltetes Nachklärbecken zur
Phasenseparation, wie bei der konventionellen Klärtech-
nik, entfällt. Als Resultat erhält man ein feststofffreies,
weitgehend hygienisiertes gereinigtes Abwasser. Daher
bietet sich der Einsatz einer Membranstufe in der kom-
munalen Abwasserreinigung vor allem an, wenn erhöhte
Anforderungen an die Einleitung des gereinigten Abwas-
sers gestellt werden.
Beim Membranbelebungsverfahren wird zwischen inter-
ner und externer Anordnung der Membranmodule unter-
schieden. Während bei der internen Anordnung die
Membranmodule (Abbildung 2-2, 2a) innerhalb der Bio-
reaktoren in das Belebtschlamm-Wasser-Gemisch einge-
taucht werden (getauchtes System), wird bei der externen
Anordnung das Belebtschlamm-Wasser-Gemisch aus den
Bioreaktoren abgezogen und die Membranmodule, meis-
tens Rohrmodule, üblicherweise im Crossflow-Betrieb
beschickt (Abbildung 2-2, 2b). In der kommunalen
Abwasserreinigung werden aus Kostengründen aus-
schließlich getauchte Modulsysteme eingesetzt (Kapitel
2.1.2).
Da die Leistung der Phasenseparation beim Membranbe-
lebungsverfahren weitgehend unabhängig von den
Absetzeigenschaften des Belebtschlamm-Wasser-Gemi-
sches ist, kann die Belebungsstufe mit weit höheren Bio-
massekonzentrationen betrieben werden als bei konven-
tionellen Anlagen. Während in letzteren Biomassekon-
zentrationen von TS < 5 g/l üblich sind, werden die der-
zeit laufenden Membranbelebungsanlagen bei TS-Gehal-
ten von 9 – 16 g/l betrieben. Hierdurch können bei
gleicher Schlammbelastung die benötigten Belebungs-
beckenvolumina gegenüber konventionellen Anlagen um
bis zu 75 % reduziert werden.
In der nachfolgenden Tabelle 2-1 sind die wesentlichen
Vorteile für den Einsatz des Membranbelebungsverfah-
rens bei der kommunalen Abwasserbehandlung
zusammengestellt.
Auf Basis der in Tabelle 2-1 angeführten Aspekte erweist
sich das Membranbelebungsverfahren aus ökonomischer
Sicht derzeit bei folgenden Rahmenbedingungen als vor-
teilhafte Option gegenüber anderen Verfahrenstechniken:
64
• vollständiger Feststoffrückhalt:
– verbesserte Ablaufqualität hinsichtlich der Parameter CSB und BSB5
– weitgehend hygienisierter Ablauf, d. h. Nachklärung, Filtration und
Entkeimungsanlage werden ersetzt
– Beeinflussung der Ablaufqualität durch Schwimmschlamm-,
Blähschlamm- und Schaumbildung (ggf. geringerer Hilfsstoffbedarf)
• geringere Belebungsbeckenvolumina durch erhöhte Biomasse-
konzentration
• bestehende Anlagenkomponenten können beim Ausbau von Anlagen
mitgenutzt werden
• geringerer Platzbedarf für die Abwasserreinigungsanlage
• modulare Erweiterbarkeit von Anlagen
Tab. 2-1
Vorteile des Membranbelebungsverfahrens gegen-
über dem konventionellen Belebungsverfahren
Vorteile
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Anforderungen an die Ablaufqualität
Liegen erhöhte Anforderungen an die Einleitwerte hin-
sichtlich der Standardüberwachungsparameter oder
hygienischer Parameter vor, wie z. B. für die Einleitung in
schwache Vorfluter, Trinkwassereinzugsgebiete oder Bade-
gewässer, so stellen Membranbelebungsanlagen eine öko-
So ergaben Untersuchungen zur hygienischen Qualität
des Ablaufs, dass mit Membranbelebungsanlagen die An-
forderungen der EU-Badegewässerrichtlinie ohne weiter-
gehende Behandlungsmaßnahmen eingehalten werden
können. Zur Verdeutlichung der hohen Ablaufquali-
tät von Membranbelebungsanlagen ist dazu in Abbil-
dung 2-4 beispielhaft die Keimbelastung einer konven-
tionellen Abwasserreinigungsanlage [BAUMGARTEN,
BRANDS 2002] derjenigen der Pilotanlage Büchel gegen-
übergestellt (jeweils Mittelwerte aus Mehrfachbeprobung).
Deutlich zu erkennen ist, dass die Anlage mit Membran-
technik hinsichtlich der hygienischen Ablaufqualität den
konventionellen Anlagen überlegen ist.
nomisch interessante Lösung dar. Wie die nachfolgende
Tabelle 2-2 zeigt, ist die Ablaufqualität von Membranbe-
lebungsanlagen deutlich besser als diejenige konventio-
neller Kläranlagen.
65
Feststoffe (AFS) mg/l 10 – 15 0
CSB mg/l 40 – 50 < 30
Nges mg/l < 13 < 13
Pges (mit Simultanfällung) mg/l 0,8 – 1,0 < 0,3
Mikrobiologische Qualität hygienisch bedenklich Badegewässerqualität
Trockensubstanzgehalt g/l < 5 < 20
im Belebungsbecken
Spez. Stromverbrauch kWh/m3 0,2 – 0,4 0,7 – 1,5
Tab. 2-2
Leistungsdaten von Membranbelebungsanlagen im Vergleich zu konventionellen Belebungsanlagen
[DOHMANN ET AL. 2002]
Parameter Konventionelle Membranbelebungsanlage
Belebungsanlage
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Entwässerungssystem
Wird das Einzugsgebiet vorrangig im Trennsystem entwäs-
sert, so ist die zu installierende Membranfläche in der Bele-
bungsstufe der Kläranlage um ein Vielfaches kleiner als bei
Anlagen, in denen Abwässer aus Mischsystemen gereinigt
werden. Aufgrund der geringeren hydraulischen Schwan-
kungen wird die Membranstufe optimal ausgelastet und
kann so mit alternativen technischen Lösungen zur Ab-
wasserreinigung konkurrieren, selbst wenn keine erhöhten
Anforderungen an die Ablaufqualität gestellt werden.
Daneben führt ein hoher Fremdwasseranfall im Kanal-
netz zu großen Membranflächen, so dass Membranver-
fahren vorzugsweise bei einem geringen Fremdwasserauf-
kommen im Vergleich zum Schmutzwasseraufkommen
Anwendung finden sollten.
Örtliche Situation
Aufgrund der höheren Biomassekonzentrationen in
Membranbelebungsanlagen können die Belebungsbecken-
volumina um 50 bis 75 % kleiner dimensioniert werden
als bei konventionellen Anlagen. Erfordert die zur Verfü-
gung stehende Grundfläche eine kompakte Bauweise, so
kann eine Membranbelebungsanlage eine technische
Lösung darstellen. Dies zeigt Abbildung 2-5 exemplarisch
für den Variantenvergleich beim Neubau der Kläranlage
Kaarst.
66
1.000.000
100.000
10.000
1.000
100
10
1E. coli
[MPN/100 ml]Salmonellen
[MPN/100 ml]Fäkalstreptokokken
[MPN/100 ml]Gesamt-Coliforme
[MPN/100 ml]Coliphagen
[PFU/l]Gesamtkeimzahl
[KBE/ml]
konventionelle Kläranlage Membranbelebungsanlage Leitwert EU Grenzwert EU
Abb. 2-4
Vergleich der Keimbelastung im Ablauf von Kläranlagen [BAUMGARTEN, BRANDS 2002]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Umbau bzw. Erweiterung von Anlagen
Bestehende Anlagen, die z. B. aufgrund erhöhter Anforde-
rungen an die Ablaufqualität oder gestiegener Abwasser-
mengen umgebaut bzw. erweitert werden müssen, können
zu Membranbelebungsanlagen umgerüstet werden. Die
Membranstufe lässt sich dabei kostengünstig in bestehen-
de Anlagenteile integrieren, so dass z. B. auf den Abriss
bzw. Neubau von Belebungsbecken verzichtet werden
kann. Vorteilhaft ist dies insbesondere dann, wenn eine
flächenmäßige Ausdehnung einer zu erweiternden Anlage
aufgrund der örtlichen Situation nicht möglich ist.
Da zukünftig Kostenreduzierungen für installierte Mem-
branflächen zu erwarten sind (Kapitel 2.1.4), ist mit einer
weiteren Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Verfah-
rens zu rechnen. Die Entscheidungen der Wasserverbän-
de, die bereits erste großtechnische Erfahrungen mit der
Membrantechnik gesammelt haben (Aggerverband, Erft-
verband, Kommunale Wasserwerke Leipzig (KWL)), bei
weiteren Projekten die Membrantechnik in die Wirt-
schaftlichkeitsbetrachtung mit einzubeziehen oder gar
direkt bei der Planung zu bevorzugen, sind ein deut-
licher Hinweis auf die Konkurrenzfähigkeit zur konven-
tionellen Technik. Nach Ansicht der KWL wird – unter
Berücksichtigung weiterer Reduzierungen der Membran-
kosten sowie durch Verfahrensoptimierungen – sogar ein
Generationswechsel hin zur Membrantechnik erwartet,
der sich nicht über die Steigerung der Reinigungsanforde-
rungen, sondern über rein wirtschaftliche Aspekte durch-
setzt [WALTHER 2001].
67
Abb. 2-5
Schematische Darstellung des Flächenbedarfs einer konventionellen Belebungsanlage (blaue Flächenum-
randung) und einer Membranbelebungsanlage (rote Flächenumrandung) am Beispiel der KA Kaarst
[ERFTVERBAND 2002]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
2.1.2
Eingesetzte Membranmodule
Die grundsätzliche Eignung von Membranen zur Trennung
von Belebtschlamm und Wasser ist seit langem bekannt.
Doch wurden erst in den vergangenen zehn Jahren Modul-
systeme entwickelt, die aufgrund günstiger Investitions-
und Betriebskosten für die kommunale Abwasserreinigung
eine relevante Verfahrensalternative zur Sedimentation
darstellen.
Bislang am weitesten verbreitet sind die so genannten
Niederdruckverfahren mit getauchten Modulen. Die
Mikro- bzw. Ultrafiltrationsmodule werden dabei direkt
in das Belebtschlamm-Wasser-Gemisch eingetaucht und
ziehen das biologisch gereinigte Abwasser als Filtrat bei
Transmembrandrücken < 0,5 bar im Unterdruck- oder
Überstaubetrieb („gravity-flow“) ab. Einen großen Anteil
an den weltweit großtechnisch eingesetzten Modulen
haben zurzeit Kapillarmodule der Firma ZENON und
Plattenmodule der Firma Kubota. Diese Module sowie die
wesentlichen nationalen und internationalen Neuent-
wicklungen werden im Folgenden vorgestellt.
Kapillarmodul der Fa. ZENON, Kanada
Das in Abbildung 2-6 dargestellte Kapillarmodul (Pro-
duktbezeichnung: ZeeWeedTM) besteht aus einer Vielzahl
röhrenförmiger Membranen mit einem Durchmesser von
3 mm, die parallel zueinander zwischen zwei Kunststoff-
blöcken (Modulkopf und -fuß) eingeharzt sind. Die Mem-
brankapillaren (Porengröße ~ 0,04 µm) werden von
außen mit dem Belebtschlamm-Wasser-Gemisch beauf-
schlagt, das Permeat gelangt in das Innere der Kapillaren
und wird über eine im Modulkopf integrierte Sammellei-
tung abgezogen. Zur Minimierung der Deckschichtbil-
dung auf den Membranflächen wird am Fuß des Moduls
grob- bis mittelblasige Luft eingepresst, die eine Auf-
strömbewegung des Schlamm-Wasser-Gemisches und
eine Bewegung der Kapillaren zwischen der Einspannung
erzeugt. Eine zusätzliche Deckschichtentfernung ist durch
eine zyklische filtratseitige Rückspülung der Module im
so genannten „Backpulse-Modus“ möglich. Ein Beispiel
für eine gängige Betriebseinstellung ist ein Filtrations-
betrieb von 6 Minuten und eine Rückspülzeit von 30
Sekunden.
68
Modulkopf mit integriertemPermeatsammelkanal
Membran-bündel
AufsteigendesSchlamm-Wasser-Luft-Gemisch
Stützrahmen mitintegrierter Luftleitung
Modulfuß
Belüfter
Permeatkanal
Permeat-abzug
Stützschicht
Membran
Stützrahmen
Rückspülung
Luftzufuhr
Abb. 2-6
ZeeWeed™-Modul der Firma ZENON, links: Schematische Darstellung des Funktionsprinzips eines Moduls
[OHLE 2001], rechts: Foto der technischen Ausführung als Modulkassette [Foto: ZENON]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Die Modulkonfiguration der Fa. ZENON ist in den letzten
Jahren fortwährend optimiert worden. Mit dem aktuellen
Kapillarmodul ZW 500 d ist eine sehr kompakte Bauform
erreicht worden (Abbildung 2-6).
Die in Abbildung 2-7 dargestellte Modulkassette des Typs
ZW 1000 (Porengröße der Membranen 0,02 µm) wurde
ursprünglich für die Trinkwasseraufbereitung konzipiert,
wird aber beispielsweise auch zur weitergehenden Reini-
gung bzw. zur Aufbereitung des Ablaufs einer Nachklä-
rung oder einer Sandfiltration eingesetzt.
Plattenmodul der Fa. Kubota, Japan
Die Plattenmodule (Abbildung 2-8) bestehen aus einer Trä-
gerplatte, auf die beidseitig die Membranfolie (Porengröße
~ 0,4 µm) aufgeschweißt ist. Zwischen der Platte und der
Membran befindet sich ein Drainage- und Stützvlies. Die
Trägerplatte ist mit Drainagekanälen versehen, die in einem
Saugstutzen zum Permeatabzug zusammenlaufen. Die ein-
zelnen Platten werden in einem Abstand von 6 mm paral-
lel zueinander und senkrecht stehend zu einem Plattenpa-
ket zusammengefasst und in einen Stützrahmen eingesetzt
69
Membran-paket
Drainagevlies
Membran
Suspension
FiltratFiltratsammelleiste
Aufström-kanal
Druck-belüfter
Luft
Saugstutzen
Sammelkanäle
Membran-träger
Abb. 2-8
Plattenmodul der Firma Kubota, links: Schematische Darstellung des Funktionsprinzips [nach KRAFT,
MENDE 1997], rechts: Foto der technischen Anordnung der Plattenmodule als Plattenpaket [Foto: KUBOTA]
Abb. 2-7
Anordnung mehrerer ZeeWeed™-Module ZW 1000
in einer Kassette [Foto: ZENON]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
(Abbildung 2-8). Der Stützrahmen ist seitlich geschlossen
und auf einem Aufströmkanal montiert, an dessen Fuß eine
flächendeckende Druckbelüftungsvorrichtung angeordnet
ist. Das Schlamm-Wasser-Luft-Gemisch steigt durch die ein-
geblasene Luft auf, überströmt die Flachmembranen und
sorgt für die Deckschichtentfernung. Der Filtratabzug er-
folgt durch einen filtratseitig angelegten Unterdruck oder
den hydrostatischen Druck der wirkenden Wassersäule
(„gravity flow") über die Filtratsammelleiste, welche mit
den Saugstutzen der einzelnen Platten verbunden ist. Die
Entfernung der Deckschicht auf den Platten erfolgt nicht
durch eine permeatseitige Rückspülung. Stattdessen wird
der Filtrationsbetrieb intervallweise unterbrochen, während
die Module weiter belüftet werden [KRAFT, MENDE 1997].
Die Pausenzeit zur Entspannung der Membranen und Ab-
reinigung der Deckschicht variiert dabei je nach Abwasser-
zusammensetzung. Für mehrere kommunale Anlagen hat
sich ein neunminütiger Filtrationsbetrieb mit einer
anschließenden Pausenzeit von einer Minute bewährt.
Als Weiterentwicklung der Kombination aus Aufström-
kanal und Plattenpaket wird für die Großtechnik inzwi-
schen der so genannte Doppeldecker angeboten (Abbil-
dung 2-9). Hierbei sind zwei Plattenpakete übereinander
angeordnet, so dass die eingetragene Luft bzw. das auf-
strömende Schlamm-Wasser-Luft-Gemisch doppelt ausge-
nutzt werden kann. Dadurch reduziert sich der Energie-
bedarf für die Modulbelüftung erheblich.
Modulystem der Fa. PURON AG
An der RWTH Aachen wurde vor etwa fünf Jahren ein
neues, getauchtes Modulsystem aus Kapillarmembranen
mit einer Porengröße von ca. 0,1 µm entwickelt, das
mittlerweile für den Einsatz in der Wasseraufbereitung
und Abwasserbehandlung zur Verfügung steht. Die Pro-
duktion und Vermarktung der neuen Membranfilter
erfolgen durch die Firma PURON, die zum KOCH-
GLITSCH Konzern gehört.
Die patentierte Grundidee des PURON-Moduls basiert auf
Bündeln aus Membranfasern, die nur an ihrem unteren
Ende der Module fixiert sind, während sie an ihrem oberen
Ende, einzeln verschlossen, sich frei im zu filtrierenden
70
Membranpaket oben
Membranpaket unten
Belüftungseinrichtung
Abb. 2-9
Anordnung der Plattenmodule der Firma Kubota als „Doppeldecker“ [AGGERWASSER GMBH 2004]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Belebtschlamm-Wasser-Gemisch bewegen können (Abbil-
dung 2-10).
In der Mitte jedes Faserbündels eines Modulbausteins ist
zentral eine Luftzufuhrdüse angeordnet. Über diese wird
gezielt Luft zur Bewegung und Abreinigung der Membra-
nen in die Membranbündel eingetragen. Die Luft durch-
strömt das Membranfaserbündel von innen nach außen
und steigt gleichzeitig nach oben. Dabei werden Mem-
branbeläge bzw. beginnende Verschlammungen aus dem
Modul ausgetragen. Auch Haare und faserige Verbindun-
gen können frei nach oben abgestreift werden, wodurch
das Problem einer Verzopfung der Module auch bei rela-
tiv grober Vorsiebung vermieden werden soll. Aufgrund
des definierten Lufteintrags kann die Belüftungszeit der
Module auf 5 bis 10 % der Filtrationszeit verkürzt und
damit der Energiebedarf für die Überströmung deutlich
reduziert werden.
Im technischen Modul von PURON wird eine Vielzahl die-
ser Modul-Bausteine parallel angeordnet. Die Gesamtmem-
branfläche des PURON-Moduls beträgt 504 m2, wobei die
Einbau- und Anschlussmaße des Moduls kompatibel zu
anderen bestehenden Modulsystemen gestaltet sind.
Im Rahmen eines vom „Kompetenznetzwerk Wasser
NRW“ geförderten Testfeldes für Membranbelebungsanla-
gen liefen seit August 2001 Pilotversuche auf der Kläran-
lage Aachen-Eilendorf, bei denen einzelne Modulbaustei-
ne unter realen Bedingungen, d. h. mit Lastschwankun-
gen betrieben wurden. Die Erkenntnisse dieser ersten
Pilotierung bildeten die Grundlage für die Errichtung
einer technischen Anlage auf der Kläranlage Simmerath
für 750 EW in NRW, die seit Ende 2002 im Rahmen eines
Forschungs- und Entwicklungsvorhabens betrieben wird.
71
Filtrat
Membranfasern
Filtrat
Luft
Faserhalter
Modulreihen
Luftleitung
Filtrat
Luftblasen Membranfaser
PURON-Modul Modulbaustein
• Zentrale Luftzufuhr• Einseitige Fixierung der Membranen• Aufbau aus einzelnen Membranbündeln
Abb. 2-10
PURON-Modul und Modulbaustein [Foto: PURON]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Modulsystem der Martin Systems AG
Von der Martin Systems AG wird unter dem Namen
siClaro® ein neues Modulsystem vertrieben. Die Innova-
tion dieses Modulsystems liegt nach Herstellerangabe im
Filteraufbau und in der Betriebsweise.
Für die Module werden Flachmembranen mit einer
Porengröße von etwa 0,04 µm eingesetzt. Jede Membran
ist auf ein Stützgerüst mit einer offenen Gitterstruktur
aufgeschweißt. Auf ein Drainagevlies kann verzichtet
werden kann. Die Stützgerüste weisen die für eine effekti-
ve Abreinigung der Membranoberflächen notwendigen
Abstandshalter auf und werden zu Modulblöcken ver-
schweißt. Auf jeden Modulblock werden quer zum Stütz-
gerüst im Kopf- und Fußbereich Filtratsammler aufge-
schweißt. Die selbsttragende Konstruktion erlaubt relativ
geringe Materialstärken für das Stützgerüst und ermög-
licht eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten bei
der Zusammenstellung der Modulblöcke zu einem
anschlussfähigen Modulpaket. Für den technischen Ein-
satz werden mehrere Modulblöcke nebeneinander und
übereinander miteinander verbunden. Ein anschlussfähi-
ges siClaro® Membranmodul Typ FM 643 (siehe Abbildung
2-11 rechts) besteht z. B. aus 12 Modulblöcken und ver-
fügt über eine Membranfläche von 72 m2.
Durch den Einsatz feinblasiger Membranrohrbelüfter
unterhalb des Modulpaketes soll ein höherer Sauerstoff-
eintrag erzielt werden, um hierdurch die zusätzlich not-
wendige Luftzufuhr zur Versorgung der Mikroorganismen
zu reduzieren. Auf eine Rückspülung mit Filtrat kann
durch die Fixierung der Membranen quer zum reinigen-
den Wasser-/Luftgemisch verzichtet werden.
Abbildung 2-11 zeigt das Schema eines Modulblocks und
ein anschlussfähiges Modulpaket.
72
Abb. 2-11
Membranmodul der Martin Systems AG [Foto: MARTIN SYSTEMS AG],
links: schematische Darstellung eines Modulblocks, rechts: anschlussfähiges Modulpaket
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
VRM®-Verfahren mit Rotations-Plattenmodulen und
VUM®-Verfahren der Huber AG, Deutschland
Das VacuumRotationMembrane-System (Huber VRM®-
Verfahren, früher der Martin Systems AG) wird bereits
seit 2001 auf der Kläranlage Knautnaundorf in Sachsen
großtechnisch betrieben. Die eingesetzten Membranmo-
dule (Porengröße ~ 0,04 µm) bestehen aus parallel ange-
ordneten Plattensegmenten (Scheibenpakete), die jeweils
mit einem Anschluss zum Absaugen des Permeats verse-
hen sind (Abbildung 2-12). Der Aufbau der Plattenseg-
mente ist dem der Kubota-Platten ähnlich. Die Scheiben-
pakete sind axial um eine rotierende Hohlwelle angeord-
net und über einen Permeatsammler verbunden, durch
den kontinuierlich im Unterdruckbetrieb das Permeat
abgezogen wird.
Im Zentrum des Scheibenpakets wird über die gesamte
Länge durch eine Verteilereinrichtung kontinuierlich Luft
radial nach oben eingepresst, die zwischen den Platten
aufsteigt. Durch die Rotation des Scheibenpakets wird die
gesamte Membranfläche mit dem aufsteigenden Schlamm-
Wasser-Luft-Gemisch überströmt, so dass eine Deck-
schichtentfernung stattfindet.
Von der Huber AG wird insbesondere für die Anwendung
in kleinen, dezentralen Kläranlagen das Vacuum Upstream
Membrane® Verfahren (VUM®-Verfahren) vertrieben. Da-
bei kommen kleine Plattenmodule mit wenigen Quadrat-
metern Membranfläche zur Anwendung (Abbildung 2-13).
Die einzelnen mit Ultrafiltrationsmembranen be-
spannten Filterplatten im Modul sind parallel angeordnet,
wobei die Abstände variabel sind. Die VUM®-Module wer-
den in die zu filtrierende Flüssigkeit getaucht, und das
Filtrat wird direkt über die Flachmembranen mit einer
Porengröße von 0,04 µm abgesaugt. In einem Spülkasten
unterhalb des Moduls wird das Schlamm-Wasser-Luft-
Gemisch erzeugt, welches die Membranen quer zur Filtra-
tionsrichtung überströmt und damit zur Abreinigung der
Beläge von den Filtrationsoberflächen beiträgt. Die Module
können gestapelt und als Pakete zu mehreren Modulen
zusammengefasst werden, so dass kompakte Filtrations-
einheiten entstehen, die sich an den jeweiligen Einsatz-
fall anpassen lassen.
73
Abb. 2-12
Huber VRM®-Verfahren [Fotos: HANS HUBER AG, MARTIN SYSTEMS AG],
oben: Ansicht einer Filtrationseinheit, unten: Eingebaute Filtrationseinheit auf der KA Knautnaundorf
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
74
Abb. 2-13
Huber VUM®-Verfahren [HANS HUBER AG], links: Ansicht eines Modulpakets in zweistöckiger Anordnung,
rechts: Ansicht eines Moduls
Abb. 2-14
Membranelement und Membranmodul der Fa. Mitsubishi [Foto: ENVICARE® ]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Modulsystem der Mitsubishi AG
Mitsubishi, u. a. bekannt für seine PKW-Produktion, stellt
auch Membranen zur Filtration von Wasser und Abwas-
ser her und vertreibt diese in einem Modul unter dem
Namen Sterapore-SUN® (siehe Abbildung 2-14). Die Hohl-
fasermembranen aus Polyethylen mit einer Porengröße
von 0,4 µm sind horizontal zwischen Sammelrinnen für
das Permeat eingespannt und werden in den Belebt-
schlamm eingetaucht. Somit sind die Hohlfasern in ihrer
Lage senkrecht zur Aufströmrichtung des Luft-Belebt-
schlamm-Wasser-Gemisches angeordnet. Im Betrieb wird
die Oberfläche der Membranen durch die permanent ein-
geblasene Luft möglichst frei gehalten. Darüber hinaus ist
periodisch eine Rückspülung der Membranen mit Perme-
at vorgesehen. Es können bis zu drei Membranmodule
übereinander angeordnet werden, wobei der relative Luft-
bedarf für drei Module geringer ist als für zwei.
Modulsystem der Fa. A3 Abfall-Abwasser-Anlagen-
technik GmbH
Eine weitere Membranentwicklung aus NRW wird von
der Fa. A3 Abfall-Abwasser-Anlagentechnik GmbH/Hese
Umwelt GmbH vorangetrieben. Das System basiert dabei
auf dem Prinzip der Plattenmembranen (Porengröße ~
0,4 µm), die sich durch eine spezielle Werkstoffauswahl
und ein optimiertes Konstruktionsprinzip kostengünstig
herstellen lassen. Abbildung 2-15 zeigt die Ansicht eines
Prototypen sowie ein Konstruktionsbeispiel. Infolge eines
anderen konstruktiven Aufbaus der Membranplatte ist
bei den von der Fa. A3 entwickelten Membranen – im
Gegensatz zu den Kubota-Plattenmembranen – eine per-
meatseitige Rückspülung möglich. Derzeit liegen mehr-
jährige Erfahrungen bei der Anwendung des Membran-
materials in unterschiedlichen Abwässern vor, z. B.:
• Filtration von Kompostsickerwasser
• Filtration von Gülle
• Filtration von Gärresten aus Biogasanlagen
• Filtration von belebtem Schlamm aus Textilabwasser-
behandlungsanlagen
• Filtration von belebtem Schlamm aus der kommunalen
Abwasserbehandlung
75
Abb. 2-15
Plattenmodul der Firma A3-GmbH [Foto: A3 GMBH], links: Foto der einstöckigen Ausführung,
rechts: Draufsicht auf ein Plattenmodul
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Modulsystem der US Filter Corporation
Von der amerikanischen Firma US Filter wird unter dem
Namen MemJetTM ein getauchtes Modulsystem produziert
und vertrieben. Die Membranmodule bestehen aus
gebündelten Kapillarmembranen (Porengröße ~ 0,2 µm),
die an beiden Enden fixiert sind (Abbildung 2-16). Am
Fuß des Moduls wird über eine Zweiphasendüse ein Luft-
Belebtschlamm-Gemisch eingetragen. Durch das aufströ-
mende Gemisch soll die reversible Deckschicht auf den
Membranen nach Herstellerangaben effizient kontrolliert
und eine gute Durchmischung im Membranreaktor
gewährleistet werden, so dass Ablagerungen und Fouling-
bildung auf den Membranen entgegengewirkt wird. Der
Permeatabzug erfolgt am Kopf des Moduls. Abbildung
2-17 zeigt die Draufsicht auf in Klarwasser getauchte
Module.
Modulsystem der Fa. Keppel Seghers Belgium
Das von der Firma Seghers Keppel unter dem Namen
Unibrane® produzierte und vertriebene Modulsystem ist
in seiner konstruktiven Gestaltung mit dem der Firma
Kubota vergleichbar. Das Membranmodul besteht aus
Plattenmembranen der Firma Toray mit einer nominellen
Porengröße von 0,1 µm.
Die Modulanordnung kann an die jeweilige Anwendung
angepasst und sowohl einstöckig als auch zweistöckig
ausgeführt werden. Abbildung 2-17 zeigt die Draufsicht
auf in Klarwasser getauchte Module.
76
Abb. 2-16
Membranmodul der Fa. US Filter Corporation
[Foto: US FILTER CORPORATION]
Permeat
Luft
Belebt-schlamm-Wasser-Gemisch
Abb. 2-17
Membranmodul der Fa. Keppel Seghers Belgium
[Foto: KEPPEL SEGHERS BELGIUM NV]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Modulsystem der Weise Water Systems
GmbH & Co. KG
Das MicroClear Filtersystem besteht aus getauchten Ultra-
filtrationsmodulen, in die Membranen mit einer Poren-
größe von 0,05 µm eingebaut sind. Ein Modul besteht je
nach Anwendungsfall aus 26 bis 40 einzelnen Filterplat-
ten (siehe Abbildung 2-18), die parallel angeordnet sind.
In Abhängigkeit der Beschaffenheit des Rohwassers wer-
den die Filterplatten mit unterschiedlichen Abständen an-
geboten. In die Module wird nach Bedarf intermittierend
fein- bis mittelblasige Luft eingeblasen, wodurch das Be-
lebtschlamm-Wasser-Gemisch aufströmt. So entstehen an
den Membranoberflächen Scherkräfte, die zur Kontrolle
der reversiblen Deckschicht beitragen. Zur Entfernung der
Deckschicht wird der Filtrationsbetrieb in bestimmten
Zeitabständen unterbrochen und die Module in dieser
Zeit intervallweise belüftet. Das Rohwasser wird von
außen nach innen über die Membranen filtriert und das
Permeat durch Unterdruck an der Stirnseite des Moduls
über eine Sammelleitung abgezogen. Entsprechend der
benötigten Kapazität können 1 bis 100 MicroClear Filter
in einem Rahmen nebeneinander und übereinander (ein-
und zweistöckig) angeordnet werden (Abbildung 2-18).
77
Abb. 2-18
Modulsystem der Weise Water Systems GmbH & Co. KG [WEISE WATER SYSTEMS GMBH & CO. KG],
links: Aufbau eines Filterelements, rechts: Filtersystem in zweistöckiger Anordnung
Spacer
Filterplatte
Membran
Filtratauslässe
Die Belüftungseinrichtung besteht aus mit Schlitzen ver-
sehenen Rohrbelüftern.
Zur Kontrolle der Deckschicht werden die Membranmo-
dule bei der Filtration von Belebtschlamm von unten mit
grobblasiger Luft beaufschlagt. Besondere Vorteile der
keramischen Membranen erwartet der Hersteller durch
die hohe thermische und chemische Beständigkeit und
eine lange Standzeit sowie dem damit verbundenen brei-
teren Anwendungsgebiet.
Modulsystem des Fraunhofer IGB, Stuttgart
Der Rotations-Scheibenfilter (RSF) des Fraunhofer Insti-
tuts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB)
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Neuentwicklungen bei Membranmodulen aus
Deutschland
Modulsystem der ItN Nanovation
Das Modulsystem der Firma ItN Nanovation besteht aus
getauchten Modulen, die aus keramischen Platten-
membranen (Abbildung 2-19) aufgebaut sind. Als Werk-
stoff der Membranen wird vom Hersteller für die Träger-
schicht �-Al2O3 und die aktive Trennschicht �-Al2O3, TiO2
oder ZrO2 angegeben. Die Membranen sind mit unter-
schiedlichen Trenngrenzen aus dem Bereich der Mikro-
und Ultrafiltration lieferbar.
Ein Modul verfügt über 86 Membranplatten mit einem
Plattenabstand von 7 mm, wobei die aktive Membranflä-
che eines Moduls ca. 11 m2 beträgt. Maximal 8 Module
können zu einem Rack zusammengefügt werden.
78
Abb. 2-19
Keramische Plattenmembranen der Firma ItN
Nanovation [Foto: ItN NANOVATION]
Abb. 2-20
Membranmodul und Konfiguration der Module im Rack mit darunter liegender Belüftungseinrichtung
[Fotos: ItN NANOVATION]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
besteht aus einem zylindrischen Gehäuse, in dem ein
Stapel von Membranfilterscheiben auf einer rotierenden
Hohlwelle befestigt ist (Abbildung 2-21). Die Umdre-
hungsgeschwindigkeit variiert nach Art und Konzentra-
tion der Abwasserinhaltsstoffe im Bereich von 200 bis
500 U/min. Der RSF kann trocken aufgestellt oder als
getauchtes System betrieben werden.
Die Membranen bestehen aus einem keramischen
Material und zeichnen sich im Betrieb durch hohe Per-
meatflüsse aus. Momentan sind Keramikscheiben mit
Außendurchmessern von 152 mm und 312 mm und 6
Trenngrenzen erhältlich. Die Abbildung 2-22 zeigt ein
trocken aufgestelltes Labormodul mit Druckgehäuse.
Als getauchtes System eingesetzt, fehlt bei dem RSF das
Druckgehäuse. Das Permeat passiert die Trennschicht auf
der Membranscheibe von außen nach innen und wird
über die Hohlwelle abgezogen.
Die Deckschichtkontrolle erfolgt beim RSF durch das er-
zeugte Zentrifugalkraftfeld, welches die auf der Filterschei-
be haftende und deshalb mitrotierende laminare Grenz-
schicht nach außen abfließen lässt und somit für eine
ständige Deckschichterneuerung sorgt.
79
Rotierende Hohlwelle
Membranfilterscheiben
Zylindrisches Gehäuse
Zulauf
Feststoff-austrag
Filtrat
Abb. 2-21
Prinzipskizze des Rotationsscheibenfilters (RSF)
Abb. 2-22
Module des Rotations-Scheibenfilters im Labor-
maßstab [Foto: FRAUNHOFER IGB]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Wie die Ergebnisse aus dem Betrieb von Pilotanlagen zei-
gen, ist der RSF unempfindlich gegenüber Verstopfungen
und Verzopfungen Dadurch ist der Einsatz des RSF auch
zur Filtration von gefaultem Klärschlamm geeignet. Auf
der Kläranlage Heidelberg wird zurzeit eine Demonstra-
tionsanlage zur Filtration des Klärschlamms betrieben,
und auf der Kläranlage Tauberbischhofsheim wird im Jahr
2005 eine großtechnische Anlage zur Filtration des Klär-
schlamms errichtet. In beiden Anlagen werden Keramik-
membranen mit einer Porengröße von 0,2 µm eingesetzt.
Sonstige Modulsysteme zur Trennung von
Belebtschlamm und Wasser
Neben den zuvor beschriebenen Modulsystemen existie-
ren weitere, die aber in Deutschland (wie auch einige
der oben genannten) bislang nicht großtechnisch in der
kommunalen Abwasserreinigung eingesetzt werden. Einige
der Hersteller für verschiedene Modulsysteme verfügen
jedoch über Referenzen im europäischen, amerikanischen
und asiatischen Raum, wie z. B. Module für getauchte
Systeme der Firmen Rhodia und Norit. Die Zahl der An-
bieter und der Neuentwicklungen von Modulen nimmt
seit einigen Jahren kontinuierlich zu.
2.1.3
Planung und Betrieb von Membranbelebungs-
anlagen
Bedingt durch die „neue“ Verfahrenskomponente Mem-
branstufe ergeben sich gegenüber der konventionellen
Abwasserreinigung bemessungsspezifische, konstruktive
und betriebliche Unterschiede. Hierzu werden die maß-
geblichen Aspekte im Folgenden zusammengestellt. Sie
basieren auf Erkenntnissen aus den ersten Betriebsjahren
großtechnischer Anlagen, einer Vielzahl von labor- und
halbtechnischen Untersuchungen – zu nennen sind
dabei auch die Erkenntnisse aus den Niederlanden (Ver-
suchsfeld Beverwijk) [v.d. ROEST ET AL. 2002] – und den
Veröffentlichungen des DWA-Fachausschusses KA 7 –
Membranbelebungsverfahren [ATV-DVWK 2000a; DWA
2005]. Dieser Ausschuss, in dem Betreiber, Hersteller und
Wissenschaftler vertreten sind, erarbeitet ein entspre-
chendes Arbeitsblatt für Membranbelebungsstufen in
Analogie zum Arbeitsblatt ATV-DVWK-A-131, so dass in
einigen Jahren ein verbindliches Regelwerk zu erwarten
ist. In nachfolgender Zusammenstellung werden im Vor-
griff dazu die Abweichungen gegenüber der Bemessung,
der Gestaltung und dem Betrieb konventioneller Bele-
bungsstufen fokussiert. Diese betreffen insbesondere
• die Vorbehandlung des Rohabwassers (mechanische
Abwasserreinigung),
• die verfahrenstechnische Gestaltung und Bemessung
der Belebungsstufe,
• die Bemessung der Belüftungseinrichtungen,
• die Gestaltung der Schlammbehandlung,
• den Betrieb der Membranstufe einschließlich der
durchzuführenden Membranreinigung und
• geänderte Randbedingungen bzw. Sicherheiten für
mögliche Störfälle.
2.1.3.1
Bemessung
Die Bemessung einer Membranbelebungsstufe kann nach
den Grundsätzen der Bemessung für konventionelle Bele-
bungsstufen, d. h. nach dem Arbeitsblatt ATV-DVWK-A-
131 [ATV-DVWK 2000c] oder nach Hochschulgruppenan-
satz [DOHMANN ET AL. 1993] erfolgen. Aufbauend und
ergänzend dazu wurde vom Institut für Siedlungswasser-
wirtschaft der RWTH-Aachen in der ersten Hälfte des Jahres
2005 ein Upgrade für das Bemessungstool „ARA-BER" her-
ausgebracht. Das Upgrade basiert auf einer mit Mitteln
der Oswald-Schulze-Stiftung und des Landes Nordrhein-
Westfalen finanzierten Version des Bemessungsprogramms.
Im Vergleich zur konventionellen Bemessung, bei der
aufgrund der Interaktionen zwischen Belebungs- und
Nachklärbecken eine iterative und stark verknüpfte Be-
messung von Belebungsbecken- und Nachklärbecken-
volumina zu erfolgen hat, ist dies bei einer Membran-
belebungsstufe nicht erforderlich. Membranstufe und
Belebungsbecken können unter den im Folgenden aufge-
führten Rahmenbedingungen weitgehend getrennt von-
einander ausgelegt werden.
80
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Ein Beispiel zu der Bemessung einer Membranbelebungs-
anlage auf Basis der nachfolgenden Empfehlungen ist in
Kapitel 2.5 erläutert.
Die Bemessung der Belebungsbecken erfolgt dabei
für Schlammalter < 30 Tage nach den bewährten o. g.
Bemessungsverfahren der ATV oder des Hochschulgrup-
Bis heute werden sämtliche bestehenden und geplanten
großtechnischen Membranbelebungsanlagen zur kommu-
nalen Abwasserreinigung in Deutschland mit Schlamm-
belastungen von BTS,BSB5 � 0,08 kg BSB5/kg TS, d. h. für
eine Stickstoffelimination bei simultan-aerober Schlamm-
stabilisierung (Schlammalter � 25 d), ausgelegt.
Während bei konventionellen Belebungsstufen der Fest-
stoffgehalt (TSBB) und der Schlammindex (ISV) in der
Belebungsstufe sowohl in die Größe des Belebungs- als
auch des Nachklärbeckens Eingang findet, ist dieses bei
Membranbelebungsstufen nicht der Fall. Prinzipiell kann
hier der TSBB für die Festlegung des Belebungsbeckenvolu-
mens frei gewählt werden. In der Praxis haben sich aber
für den Betrieb der Membrananlagen TSBB im Bereich von
10 bis 15 g/l bewährt, da in diesem Bereich das Schlamm-
Wasser-Gemisch gut filtrierbar und der Sauerstoffeintrag
wirtschaftlich zu gewährleisten ist. Der Schlammindex
wird bei der Bemessung von Membranbelebungsanlagen
nicht berücksichtigt.
Infolge des höheren TSBB in Membranbelebungsstufen
von 10 bis 15 g/l, je nach Modulart und Herstelleremp-
fehlungen, ergeben sich bei gleicher Schlammbelastung
im Vergleich zu konventionellen Belebungsstufen um 3-
bis 4fach kleinere Belebungsbeckenvolumina. Das
geringere Belebungsbeckenvolumen sowie das bei Mem-
brananlagen nicht vorhandene Volumen der Nachklär-
penansatzes. Bei höherem Schlammalter sind die in
Abbildung 2-23 dargestellten Auslegungsempfehlungen
des DWA-Fachausschusses KA-7 Membranbelebung [ATV-
DVWK 2000a; DWA 2005] zu berücksichtigen, da infolge
des höheren Schlammalters die üblichen Ansätze zur
Ermittlung des Überschussschlammanfalls keine Gültig-
keit besitzen.
81
1,4
1,2
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0
ÜS B
SB5 [
kg T
S/kg
BSB
5]
0,001 0,01 0,1 1
Schlammbelastung [kg BSB5/(kg·TS·d)]
1,2
1,0
0,8
0,6
0,4
Bemessungsbereich
minimale ÜS-Produktion Nährstoffelimination tTS=15d
TS0/BSB5
Abb. 2-23
Spezifische Überschussschlammproduktion in Membranbelebungsstufen [ATV-DVWK 2000a]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
becken haben Relevanz für das Puffervermögen und die
Abbauleistung infolge geringerer Durchflusszeiten.
Zur Einhaltung der Einleitanforderungen bzgl. der Stick-
stoffparameter sollte daher für den kritischen Bemes-
sungsfall eine Mindestdurchflusszeit im Belebungs-
becken eingehalten werden. Die Empfehlung einer erfor-
derlichen Mindestdurchflusszeit von 6 h (bzw. 8 h bei
weitergehenden Anforderungen) bei einer Bemessungs-
temperatur von 10 °C für den kritischen Bemessungsfall
kann unterschritten werden, wenn das dazu erforderli-
che Volumen der Membrananlage größer wäre als das
Belebungsbeckenvolumen, das sich bei der konventio-
nellen Auslegung mit einem Volumenzuschlag von bis
zu 50 % ergibt (bei einem gewählten TSBB = 10 bis 15 g/l
in der Belebungsstufe). Dabei muss unbedingt beachtet
werden, dass das Nitrifikationsvolumen der Membranan-
lage (mit VDeni, MBR / VNitri, MBR = 1) infolge der Volumenbe-
schränkung (VMBR, max = 1,5 · VBB, konventionell, 10-15 g TS/l) nicht
kleiner als das erforderliche Nitrifikationsvolumen bei
konventioneller Auslegung wird (bei einem gewählten
TSBB = 10 bis 15 g/l in der Belebungsstufe). Die erforder-
lichen Beckenvolumina können sowohl durch entspre-
chend groß dimensionierte Belebungsbecken als auch
durch alternativ zu errichtende Misch- und Ausgleichs-
becken vorgehalten werden. Die Empfehlungen hin-
sichtlich der erforderlichen Durchflusszeit, des Verhält-
nisses zwischen Nitrifikations- und Denitrifikationsvolu-
men der Membrananlage sowie der Volumenbeschrän-
kung auf das 1,5-fache Belebungsbeckenvolumen bei
einer konventionellen Auslegung (bei einem gewählten
TSBB = 10 bis 15 g/l in der Belebungsstufe) beruhen auf
Simulationsstudien, die am Institut für Siedlungswasser-
wirtschaft der RWTH Aachen durchgeführt wurden.
Dabei wurden die Ablaufkonzentrationen einer fiktiven
konventionellen Kläranlage und einer fiktiven Mem-
branbelebungsanlage mit einer Anschlussgröße von
100.000 E unter Variation des Membranbelebungsvolu-
mens modelliert. Unter der Annahme, dass der Standard-
parametersatz (Z.B. BORNEMANN ET AL. 1998 für das
Activated Sludge Model No. 1) auch für Membranbele-
bungsanlagen gültig ist, der Berücksichtigung eines
Schwankungsfaktors von 1,7 und einer vorgegeben Be-
messungslast ergaben sich für beide simulierten Kläran-
lagen vergleichbare Ablaufkonzentrationen bei einem
Volumen der Membranbelebungsstufe, welches zu einer
hydraulischen Verweilzeit von sechs Stunden beim kriti-
schen Lastfall führt.
Der kritische Lastfall kann bei Mischwasserzufluss infolge
von Spülstößen mit gleichzeitig auftretenden NH4-N-
Konzentrationsspitzen im Zulauf auftreten. Treten dage-
gen keine derartigen Konzentrationsspitzen bei Misch-
wasserzufluss auf, sondern es sind tageszeitlich bedingte
Konzentrationsspitzen bei Trockenwetterzufluss zu erwar-
ten, ist der kritische Lastfall anhand von aufgezeichneten
Konzentrationsganglinien über einen repräsentativen
Zeitraum darzulegen.
Die Empfehlung einer Mindestdurchflusszeit von 6 h
beim maßgebenden Lastfall und einer Bemessungstempe-
ratur von 10 °C gibt den derzeitigen Stand des Wissens
wieder. Durch den Gewinn an Erkenntnissen aus dem
Betrieb von Membranbelebungsanlagen werden die der-
zeitigen Empfehlungen zur Bemessung von Membranbe-
lebungsanlagen weiterentwickelt.
Das geringere Reaktorvolumen von Membranbelebungs-
anlagen wirkt sich nicht nur auf das mögliche Durch-
schlagen von Zulaufspitzen, sondern auch auf die Leis-
tungsfähigkeit der Denitrifikation aus. Diese ist bei den
großtechnischen Membranbelebungsanlagen bislang als
vorgeschaltete Denitrifikation ausgebildet. Infolge des
geringeren Belebungsbeckenvolumens können uner-
wünschte Effekte auftreten, wie z. B. eine vermehrte Sau-
erstoffverschleppung aus dem Nitrifikations- oder Filtra-
tionsbereich in die Denitrifikationszone. Hohe Rezirkula-
tionsraten aus dem Filtrationsbereich verstärken dies.
Um die Auswirkungen einer vermehrten Sauerstoffver-
schleppung zu reduzieren, ist im Gegensatz zu der Be-
messung konventioneller Belebungsstufen die Größe des
Denitrifikationsbereichs in etwa der Größe des Nitrifika-
tionsbereichs (VDN : VN = 1) gleichzusetzen. Um unter-
schiedlichen Betriebszuständen Rechnung zu tragen, ist
ein Teil des Belebungsbeckens als Variobereich zu gestal-
ten. Dieser Bereich, mit einem Volumen von ca. 30 – 50 %
des Denitrifikationsvolumens, ist den betrieblichen An-
forderungen entsprechend im Belebungsbecken anzuord-
nen. Auch kann der Filtrationsbereich auf das Nitrifikations-
volumen angerechnet werden, wobei sowohl die Betriebs-
weise der Belüftung der Module als auch ein geringerer
82
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Sauerstoffeintragswert berücksichtigt werden müssen
(vgl. Pkt. Belüftungsbedarf Membranmodule).
Generell sollten zur Vermeidung von Sauerstoffverschlep-
pungen in den Denitrifikationsbereich bzw. zur Optimie-
rung der Sauerstoffausnutzung im Nitrifikationsbereich
Beruhigungszonen vor der Schlammrückführung vorgese-
hen werden.
Darüber hinaus bietet es sich bei einem räumlich ge-
trennten Filtrationsbereich an, den Rücklaufschlamm aus
der Filtration nicht in die Denitrifkations-, sondern in die
Nitrifikationszonen zurückzuführen. Hierdurch sind beide
internen Schlammkreisläufe – Rezirkulationsschlamm zur
Denitrifikation aus der Nitrifikationsstufe und Rücklauf-
schlamm aus der Membranstufe – voneinander getrennt
einstellbar.
Die genannten Maßnahmen können zur Verkleinerung
des VDN- zu VN-Verhältnisses beitragen.
Um Phosphorablaufwerte gemäß den Einleitanforderungen
zu erreichen, ist eine Phosphatfällung gemäß den etablier-
ten Empfehlungen (z B. ATV-DVWK-A131 [ATV-DVWK
2000c]) durchzuführen. Üblicherweise wird eine Fällmit-
telzugabe in die Belebungsstufe, d.h. eine Simultanfällung,
praktiziert. Der bei einer simultanen Phosphatelimina-
tion erhöhte spezifische Überschussschlammanfall kann
gemäß Arbeitsblatt ATV-A202 ermittelt werden [OHLE 2001].
Bemessung der Membranfiltrationsstufe
In Analogie zum konventionellen Belebungsverfahren ist
bei Membranbelebungsstufen die Phasenseparation, d. h.
die Membranstufe, zu dimensionieren. Im Gegensatz zu
konventionellen Belebungsstufen hat der gewählte Be-
messungsfeststoffgehalt TSBB im für Membranbelebungs-
anlagen üblichen Bereich von 10 bis 15 g/l einen nicht
quantifizierbaren Einfluss auf die Auslegung der zu instal-
lierenden Membranfläche. Eingang in die Bemessung
der Membranstufe bzw. die Berechnung der erforder-
lichen Membranfläche finden
• der maximale Zufluss zur Membranbelebungsstufe bzw.
der maximale Ablaufvolumenstrom sowie
• die Leistungsdaten der eingesetzten Membranmodule
(flächenspezifischer Fluss) in Abhängigkeit von Eigen-
schaften des zu filtrierenden Mediums (Temperatur,
Viskosität etc.).
Die Membranfläche sollte dabei derart bemessen werden,
dass die zu Grunde gelegten flächenspezifischen Flüsse
einen dauerhaften, stabilen Betrieb der Membranmodule
– auch bei Spitzenzuflüssen – ermöglichen. Kurzzeitige,
d.h. wenige Stunden dauernde Überschreitungen der
maximalen Flüsse sind zwar möglich, sollten jedoch im
Hinblick auf den langfristigen Erhalt einer hohen Per-
meabilität vermieden werden. Übliche Permeabilitäten
liegen bei neuen bzw. gereinigten Membranen im Bereich
oberhalb von 150 – 200 l/(m2· h · bar), eine Intensivreini-
gung ist üblicherweise bei einer Permeabilität < 100 l/
(m2· h · bar) durchzuführen.
Sieht das Anlagenkonzept vor, dass sich permanent eine
oder mehrere Modulkassetten oder sogar Filtrationsstra-
ßen in einem Reinigungszyklus befinden (z. B. bei großen
Anlagen), so sind diese in der Reinigung befindlichen Flä-
chen bei der Bemessung der Membranfläche für den Last-
fall nicht anzusetzen.
Bei der Ermittlung der notwendigen Membranflächen
sind zudem interne Prozesswassermengen, z. B. aus der
Siebreinigung, zu berücksichtigen.
Auf Basis der Erfahrungen der im Betrieb befindlichen
Membranbelebungsanlagen können mit den auf dem
Markt derzeit zur Verfügung stehenden Membranmodulen
Bemessungsflüsse, d.h. Nettoflüsse, basierend auf
dem Ablauf der Gesamtanlage, für die Membranfläche
von 25 l/(m2 · h ) bei Temperaturen des Schlamm-Wasser-
Gemisches von 8 °C angesetzt werden. Bei einer Bemes-
sungstemperatur von 10 °C darf dieser Wertebereich um
15 % höher gewählt werden [ATV-DVWK 2000a].
Auslegung der Belüftungseinrichtungen
Beim Membranbelebungsverfahren führt der höhere TS-
Gehalt im Belebungsbecken zu höheren Viskositäten der
Belebtschlamm-Wasser-Suspension im Vergleich zu kon-
ventionellen Belebungsstufen. Dies wirkt sich wiederum
auf den Stoffübergang und damit auf den Sauerstoffein-
tragskoeffizienten � aus, wie Abbildung 2-24 zeigt.
83
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Bei der Bemessung der Belüftungseinrichtungen für den
Sauerstoffeintrag ist diesem Rechnung zu tragen, da Sau-
erstoffeintragsmessungen in den Belebungsbecken der
Kläranlagen Markranstädt und Rödingen eine Abnahme
des �-Wertes mit steigendem Trockensubstanzgehalt
gezeigt haben (Abbildung 2-24). Bei einem TS-Gehalt von
7 g/l wurden �-Werte von 0,75 gemessen, diese gingen
bei einem TS-Gehalt von 17 g/l auf 0,4 zurück.
Wird bei einer Bemessung einer Membranbelebungsstufe
der üblicherweise angesetzte TSBB von 12 g/l zu Grunde
gelegt, sollte für den Sauerstoffeintrag ein �-Wert von 0,6
gewählt werden. Dieser entspricht in etwa �-Werten kon-
ventioneller Anlagen mit feinblasiger Belüftung [CORNEL
ET AL. 2001].
Die notwendige Belüfterleistung für die Überströmung
der Membranmodule kann – je nach Modul – mit 7,5 bis
25 W/m2 installierte Membranfläche abgeschätzt werden.
Da der Belüftungsbedarf sowie die Belüftungsstrategien
(grob-, mittelblasig, permanent, intermittierend) sehr von
den Modulherstellerkonzepten abhängen, erfolgt die Aus-
legung der Belüftung üblicherweise seitens der Hersteller.
Weitere Reduzierungen des Belüftungsbedarfs für die
Membranstufe infolge verbesserter Modulkonzepte sind
zukünftig zu erwarten (siehe Kapitel 2.1.2).
Mit der Belüftung der Membranmodule findet auch ein
Sauerstoffeintrag statt, der für den biologischen Abbau
angerechnet werden kann. Der zugehörige �-Wert sollte
mit 0,17 bis 0,20 (TSBB = 16 bis 10 g/l) angesetzt werden.
[SEYFRIED 2002]
Schlammbehandlung
Die ersten Erfahrungen bei der Behandlung von Schlämmen
aus Membranbelebungsanlagen zeigen, dass sich bezüg-
lich der Stoffeigenschaften nur unwesentliche Abwei-
chungen gegenüber den aerob-stabilisierten Schlämmen
aus konventionellen Anlagen ergeben. So haben Versuche
zur Entwässerung des aerob stabilisierten Schlamms auf
der KA Rödingen sowie der Pilotanlage Büchel gezeigt,
dass mit den üblichen Aggregaten (Kammerfilterpresse,
Zentrifuge) bei gleichen Betriebsbedingungen und einem
vergleichbaren Flockungshilfsmittelbedarf Trockenrück-
stände von 25 bis 30 % erreichbar sind [ENGELHARDT
84
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0
alp
ha-
Wer
t [-
]
0
Markranstädt
5 10 15 20
TS-Gehalt [g/l]
Rödingen
Abb. 2-24
Sauerstoffübergangskoeffizienten (�-Werte) der KA Rödingen und Markranstädt bei einer feinblasigen
Druckbelüftung [CORNEL ET AL. 2001]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
ET AL. 2001; N.N. 2002c; DICHTL, KOPP 1999; BRANDS ET
AL. 2000; VAN DER ROEST 2001; DRENSLA ET AL. 2001].
Auch bezüglich der Faulbarkeit von Membranschläm-
men wurden anhand der spezifischen Faulgasproduktion
ähnliche Werte festgestellt wie für Schlämme aus konven-
tionellen Anlagen mit simultan aerober Schlammstabili-
sierung [BRANDS ET AL. 2000; VAN DER ROEST 2001].
2.1.3.2
Konstruktive und planerische Gestaltung
Membranbelebungsanlagen unterscheiden sich im Hin-
blick auf die konstruktive und planerische Gestaltung
nicht wesentlich von konventionellen Belebungsanlagen.
Dies betrifft auch Überlegungen zu möglichen Störfallsze-
narien, die z. B. bei einer Genehmigungsplanung anzu-
stellen sind. Nachfolgend werden daher nur die Aspekte
aufgeführt, die bei Membranbelebungsanlagen gesondert
im Vergleich zu konventionellen kommunalen Abwasser-
reinigungsanlagen zu berücksichtigen sind.
Mechanische Vorbehandlung
Der mechanischen Reinigung des zufließenden Abwassers
kommt beim Membranbelebungsverfahren eine besonde-
re Bedeutung zu. Wie großtechnische Erfahrungen zei-
gen, neigen die eingesetzten Membranmodule zu Verzop-
fungen und infolgedessen zu Verschlammungen [BAUM-
GARTEN 2001a]. Daraus resultiert eine unzureichende
Membranüberströmung, die wiederum zu geringeren Filtra-
tionsleistungen führt oder sogar Beschädigungen der Mem-
branen verursachen kann [ENGELHARDT ET AL. 2001].
Daher ist das Rohabwasser deutlich sorgfältiger von Stör-
stoffen wie Fetten, Haaren oder sonstigen Grobstoffen zu
befreien, als dies bei konventionellen Belebungsanlagen
der Fall ist. Die Güte der Vorbehandlung ist dabei neben
der Zuflussbeschaffenheit auch vom eingesetzten Mem-
branmodul abhängig. So wird für den Einsatz von Kapil-
larmembranen eine mechanische Vorreinigung be-
stehend aus einem Rechen im Zulaufbereich (3 bis 5 mm),
einem Sand- und Fettfang, gefolgt von einem Feinrechen
bzw. -sieb mit einer Spalt- bzw. Maschenweite von < 1 mm
empfohlen [MEYER 2001; DRENSLA 2001]. Erfahrungen
mit Plattenmodulen zeigen, dass eine Vorbehandlung mit
einem 3-mm-Rechen sowie einem Sand- und Fettfang
als ausreichend anzusehen ist, da diese eine geringere
Verzopfungsneigung aufweisen [N. N. 2002c].
Um den Anforderungen an die Vorbehandlung bei Mem-
branbelebungsanlagen gerecht zu werden, wurden seitens
der Rechen- bzw. Siebanlagenhersteller bereits neue Pro-
dukte entwickelt. Beispiel hierfür ist der von der Huber
AG angebotene Membrane-Screen (Abbildung 2-25) zur
Feinstsiebung des Rohabwassers im Zulauf einer Mem-
branbelebungsstufe.
85
Abb. 2-25
Prinzipskizze und Ansicht einer Siebanlage für
Membranbelebungsanlagen (Kläranlage Markran-
städt) [HUBER 2002, STEIN 2002a]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Anlagengestaltung im Hinblick auf Störfallszenarien
Im Vergleich zu konventionellen Belebungsanlagen sind
bei Membranbelebungsanlagen Überlegungen zu Störfäl-
len anzustellen, die sich auf die Leistung der Membran-
stufe auswirken. Letztlich stellt ein Totalausfall der Mem-
branstufe den größten anzunehmenden Störfall für diese
Anlagen dar, ähnlich wie dies bei konventionellen Anla-
gen für das Versagen der Nachklärbecken gilt.
Daher sind die Vorreinigungsstufen (Rechen, Sand- und
Fettfang sowie ggf. Leichtstoffabscheider) von Membran-
belebungsanlagen, die maßgeblich für die dauerhafte
Funktion der Membranen sind, so zu gestalten, dass ein
Versagen – auch bei Havarien im Einzugsbereich der Klär-
anlage – unter üblichen Störfallannahmen bei kommuna-
len Kläranlagen ausgeschlossen werden kann.
Notfalls ist bei kritischen Einleitungen infolge von Hava-
rien im Einzugsbereich von Kläranlagen der Zulauf in die
Membranbelebungsstufe zu unterbinden, um sowohl eine
toxische Schädigung der Biomasse als auch eine Beschädi-
gung der Membranen zu vermeiden. Dieses kann durch
spezielle Sonden (z. B. Leitfähigkeitsprofilsonden) im Ein-
laufbereich der Kläranlage geschehen, so dass im Falle von
Havarien eine Aktivierung von Kanalvolumen, Stauraum-
kanälen, Regenüberlaufbecken vor der Kläranlage oder
sonstiger Pufferbecken auf der Kläranlage (z. B. nicht
genutzte Vorklärbecken) erfolgen kann. Das Speichervolu-
men sollte so bemessen sein, dass bei Mischwasserzufluss
der Zulauf zur Membranbelebungsanlage 2 h gespeichert
werden kann. Dabei kann das unter 2.1.3.1 genannte
Misch- und Ausgleichsbeckenvolumen im Hinblick auf die
einzuhaltende Mindestdurchflusszeit angerechnet werden.
Hingegen darf Stau- oder Speichervolumen, das für die
Einhaltung der Kriterien an die Mischwasserbehandlung
(Arbeitsblatt ATV-A 128) erforderlich ist, nicht auf das zu
errichtende Puffervolumen angerechnet werden.
Denkbar ist auch die Errichtung von Tauchwänden und
Abzugseinrichtungen, um bei kritischen und nicht zuläs-
sigen Indirekteinleitungen, wie z. B. Öl, Benzin, eine
unmittelbare Beaufschlagung der Membranen ausschlie-
ßen zu können.
Anlagengestaltung im Hinblick auf die Anordnung
der Membranflächen und Reaktoren
Die Membrantrennstufe sollte bei Anlagenneuerrichtungen
grundsätzlich zweistraßig bei einer hydraulischen Entkopp-
lung beider Straßen, d. h. separate Becken einschließlich
Peripherie, gestaltet werden, um einen separaten Betrieb
jeder Straße für den gesamten Zufluss aus dem Belebungs-
becken zu ermöglichen. Das System ist hydraulisch auf die-
se Zuflussmengen auszulegen. Zuschläge für die Permeat-
leistung der Membranen sind dann erforderlich, wenn bei
der Bemessung der Anlage auf Qmax die Leistungsreserven
der Membranen bereits voll ausgeschöpft wurden.
Gleiches gilt für drei- und vierstraßige Anlagen, bei denen
der Ausfall einer Straße planerisch zu berücksichtigen ist.
Bei mehrstraßigen (> 4) Anlagen sollten die Membranstu-
fen so ausgelegt werden, dass mit 80 % der zur Verfügung
stehenden Membranfläche die maximalen Wassermengen
unter Bemessungsbedingungen behandelt werden können.
Die konstruktive Gestaltung der Membranstufen ist so
vorzunehmen, dass bei einem notwendigen Membraner-
satz die o. g. minimal erforderliche Membranfläche bei
Kläranlagen < 10.000 E (entsprechend einem Mischwas-
serzufluss Qm < ca. 246 m3/h bzw. einem Tageszufluss
Qd < ca. 2.250 m3/d) kurzfristig aus- und eingebaut,
getauscht oder ggf. gereinigt werden kann. Seitens der
Membranlieferanten ist zu gewährleisten, dass die not-
wendigen Membranflächen in zwei bis drei Werktagen
verfügbar, liefer- und montierbar sind. Bei einstraßigen
Anlagen müssen zudem die Membranflächen im laufen-
den Betrieb (gefüllte Becken) montierbar sein.
Für Anlagen mit mehr als 10.000 E (entsprechend einem
Mischwasserzufluss Qm > ca. 246 m3/h bzw. einem Tages-
zufluss Qd > ca. 2.250 m3/d)1) haben die beiden letztge-
nannten Forderungen jedoch eher eine untergeordnete
Bedeutung, da infolge von Verdünnungseffekten selbst
bei störfallbedingten Indirekteinleitungen die Schädigung
der gesamten Membranstufe sehr unwahrscheinlich
erscheint. Zudem können größere Anlagen mehrstraßig
konzipiert werden, sofern ausreichende Leistungsreserven
vorhanden sind.
86
1) Annahmen gemäß Planung ATV-DVWK-A131 [ATV-DVWK 2000c]: Xs = 14h/d, xf = 24h/d, spez. Fremdwasseranfall = 0,5 · Qs, Qm = 2 · Qs + Qf
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Mess-, Steuer-, Regeltechnik
Über die heutzutage übliche MSR-Technik auf kommuna-
len Kläranlagen hinaus sind bei Einsatz der Membran-
technik zusätzliche Messgrößen aufzunehmen. Diese
betreffen insbesondere die Beobachtung der Permeabili-
tätsentwicklung der Membranen, die zumindest je Straße
separat zu erfassen ist. Dies ist notwendig, um ggf. recht-
zeitig Reinigungen durchzuführen, so dass eine ausrei-
chende Permeatleistung vorgehalten werden kann.
Für diese Messungen sind der Saugdruck und der Durch-
fluss online aufzunehmen, wobei konstruktive Maßnah-
men und hydrostatische Einflüsse auf die Druckmessung
berücksichtigt sowie Störeinflüsse bei der Durchflussmen-
genmessung auszuschließen sind.
Darüber hinaus sind zum Betrieb und zur Reinigung der
Module Anforderungen gemäß Herstellerempfehlungen
(z. B. Lauf-/Pausenzeiten, ggf. Rückspülzeiten und -volu-
menströme, Umgang mit Störfallmeldungen etc.) einzu-
halten.
Stromversorgung
Bei Stromausfällen sollte eine Notstromversorgung ähn-
lich wie bei konventionellen Anlagen vorgesehen wer-
den, falls nicht eine zweiseitige Stromeinspeisung auf der
Kläranlage erfolgen kann. Dabei ist in jedem Falle eine
Versorgung der Prozessleittechnik sowie der Permeation
und der Strombedarf für eine minimale Modulbelüftung
(ca. 25 - 30 % des Bemessungswertes) anzusetzen.
Denkbar sind auch Pufferbehälter oder Reserven bei den
Freibordhöhen der Reaktoren, um einen Aufstaubetrieb
für einen kurzen Zeitraum zu ermöglichen.
Membranreinigung
Für den Erhalt der Filtrationsleistung ist regelmäßig eine
Reinigung der Membranmodule durchzuführen, die ent-
weder im Belebungs-/Filtrationsbecken selbst oder in
separaten Becken erfolgen kann. Je nach Membranher-
stellerkonzept ist für das separate Becken oder die Reini-
gungslösung eine Beheizung vorzusehen.
Da die zum Einsatz kommenden Reinigungsmittel stark
ätzend, oxidierend oder korrosiv sind, müssen Anforde-
rungen sowohl an die Auswahl von Werkstoffen für
betroffene Becken (z. B. Kunststoffversiegelungen) und
Aggregate (z. B. Edelstahl, PE) als auch an den Arbeits-
schutz (z. B. Abzugseinrichtungen für entstehende Gase
(Chlor) gemäß den Empfehlungen nach GefStoffV oder
DVGW für MAK-Werte) in die Planung einfließen.
Für die Vorratshaltung der Chemikalien, die zur Anmi-
schung der Reinigungslösungen benötigt werden (siehe
Kapitel 2.1.3.3) sind geeignete Vorratsbehälter oder Lager-
räume vorzusehen.
2.1.3.3
Betrieb
Maßnahmen zum Erhalt der Filtrationsleistung
Für einen sicheren Betrieb einer Membranbelebungsstufe
hat die Gewährleistung einer ausreichenden Filtrations-
leistung einen ähnlich hohen Stellenwert wie die Gewähr-
leistung der Absetzbarkeit des Belebtschlamms in einem
Nachklärbecken. Während jedoch bei konventionellen
Anlagen auf die Absetzeigenschaften der belebten Schläm-
me nur begrenzt Einfluss genommen werden kann – zu
nennen sind beispielsweise Schwimmschlamm, Bläh-
schlamm oder Schaumprobleme – so kann im Gegensatz
dazu die Filtrationsleistung bei Membranbelebungsanlagen
durch regelmäßige betriebliche Maßnahmen, d. h. Mem-
branreinigungen, aufrechterhalten werden.
Diese Membranreinigungen sind für alle auf dem Markt
angebotenen Membranen erforderlich, da trotz ausrei-
chend wirksamer Vorbehandlung und Modulbelüftung
die Permeabilität und damit bei gleichem transmembra-
nen Druck die Flussleistung der eingesetzten Membran-
module ausgehend von der Bemessungsflussrate von z.B.
25 l/(m2 · h) im Laufe der Betriebszeit kontinuierlich ab-
nimmt. Die Leistungsabnahme ist auf eine Erhöhung des
Filtrationswiderstands durch organische und anorgani-
sche Deckschichten auf den Membranflächen bzw. die
Verblockung von Membranporen zurückzuführen, die
sich durch betriebliche Maßnahmen wie Überströmung
und ggf. Rückspülung der Membranflächen nicht vermei-
den lassen.
87
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Im Allgemeinen werden zur Reinigung saure, alkalische
und oxidativ wirksame Reinigungsmittel in Zwischen-
oder Intensivreinigungen eingesetzt, mit denen sich die
ursprüngliche Filtrationsleistung wieder herstellen lässt.
Für die Reinigung der Membranmodule sind in jedem
Fall die Vorgaben des Membran- bzw. Modulherstellers zu
berücksichtigen, da sich die Reinigungsprozeduren modul-
spezifisch erheblich unterscheiden können.
Als Zwischenreinigungen werden die Reinigungen
bezeichnet, die in situ im Belebtschlamm durchgeführt
werden. Sie finden regelmäßig ein- bis zweimal pro
Woche bei schwachen Reinigungsmittelkonzentrationen
(z. B. 150 bis 500 ppm aktiver Chlorgehalt) statt und wer-
den z.B. bei ZeeWeedTM-und Puron-Modulen angewendet.
Während einer verlängerten Rückspülphase wird dabei
das entsprechende Reinigungsmittel dem Permeat zuge-
setzt und permeatseitig in die Module gepumpt, die in
das Belebtschlamm-Wasser-Gemisch getaucht sind.
Intensivreinigungen mit höheren Chemikalienkonzen-
trationen (z. B. 500 – 2.000 mg/l aktiver Chlorgehalt) müs-
Der Einsatz von Natriumhypochlorit als Reinigungs-
mittel liefert derzeit die besten Reinigungserfolge. Damit
verbunden sind bei hohen Reinigungsmittelkonzentratio-
nen ggf. negative betriebliche Auswirkungen, wie z. B.
eine Schädigung der Biozönose und ein Überschäumen
der Belebungsstufe, so dass Überdosierungen auf jeden
Fall zu vermeiden sind. Auch kann sich vor allem bei
in-situ-Reinigungen eine nachteilige Wirkung auf die
Ablaufqualität durch z. B. erhöhte AOX-Konzentrationen
im Permeat ergeben. Diesem kann jedoch durch eine Per-
meatrückführung in die biologische Stufe vorgebeugt
werden. Durch Untersuchungen zur Vorbehandlung von
Spülwässern nach der intensiven externen Reinigung
werden Vorbehandlungsmaßnahmen entwickelt, die die
AOX-Konzentration in den Spülwässern vermindern und
eine Schaumbildung in der Kläranlage verhindern soll
[DRENSLA, SCHAULE 2004]. Derzeit werden unkritischere
Reinigungsmittel, wie z. B. Wasserstoffperoxid oder Zitro-
nensäure, in verschiedenen Membranbelebungsanlagen
getestet.
sen je nach Verschmutzungsgrad alle drei bis sechs Monate
durchgeführt werden. Analog zur Zwischenreinigung wer-
den die Module im eingebauten Zustand (in situ) oder im
ausgebauten Zustand in separaten Reinigungsbehältern
(ex situ) gereinigt. Die Reinigung erfolgt im eingebauten
Zustand im Belebtschlamm, in Reinigungslösung oder an
der Luft (on air). Bei der letzten Möglichkeit werden die
Filtrationsbecken entleert, so dass die Module frei hängen.
Die externe Reinigung (ex situ) wird bei Temperaturen
der Reinigungslösung von 30 °C bis 35 °C durchgeführt.
Während der Reinigung können die Membranen belüftet
werden, um eine gleichmäßigere Verteilung der Chemika-
lien zu erreichen. Mit einer ex-situ-Reinigung wird bisher
das beste Reinigungsergebnis erzielt, wobei der betriebli-
che Aufwand zur Durchführung höher ist [DRENSLA,
SCHAULE 2004]. Tabelle 2-3 zeigt die Zusammenstellung
der Reinigungsverfahren für getauchte Modulsysteme.
Intensivreinigungen können die eingesetzten organi-
schen Membranwerkstoffe aufgrund der hohen Chemika-
lienkonzentrationen schädigen und wirken sich somit
negativ auf die Standzeit einer Membran aus.
88
im belebten Schlamm Zugabe der Chemikalie von der Permeatseite
in Reinigungslösung Entleerung der Becken und Füllung mit Reinigung in separater Waschzelle, Zugabe der
Reinigungslösung, Zugabe der Reinigungslösung Chemikalien bei 30 °C bis 35 °C von der Feedseite
von der Feedseite
an Luft (on air) Absenkung des Wasserspiegels und Zugabe
der Chemikalien von der Permeatseite
Tab. 2-3
Reinigungsverfahren für getauchte Modulsysteme
Membranmodule eingebaut (in situ) Membranmodule ausgebaut (ex situ)
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Energiebedarf
In bestehenden Membranbelebungsanlagen wurden spezifi-
sche Verbräuche in einem Bereich von 0,8 bis 2,0 kWh/m3
Permeat ermittelt. Davon entfällt der größte Anteil von
ca. 50 bis 80 % auf die Modulbelüftung, die jedoch auch
einen Großteil des für die biologische Reinigung notwen-
digen Sauerstoffeintrages bewirkt. Als Haupteinflussfakto-
ren auf den spezifischen Energiebedarf wurden der Anla-
gendurchsatz, der TS-Gehalt (Sauerstoffeintragskoeffizient)
sowie die Abwassertemperaturen ermittelt. Der spezifische
Energiebedarf von Membranbelebungsanlagen ist derzeit
zwar noch höher als der konventioneller Abwasserreini-
gungsanlagen, wobei aber auch die Ablaufqualität bezüg-
lich hygienerelevanter Parameter besser ist. Für die Klär-
anlagen Markranstädt und Monheim liegt der spezifische
Energiebedarf bezogen auf den mittleren Zufluss im Be-
reich von 0,8 kWh/m3 bis 0,9 kWh/m3 [DWA 2005]. Die
Schwankungsbreiten für verschiedene Anteile des spezifi-
schen Energiebedarfs (z. B: Crossflow-Belüftung, Permeat/
Rezirkulation, zusätzlicher Belüftungsbedarf) sind im
DWA-Arbeitsbericht [DWA 2005] angegeben (siehe
Anhang 6).
In Abbildung 2-26 sind beispielhaft die spezifischen
Energieverbräuche für die Kläranlage Markranstädt in
Abhängigkeit vom Anlagendurchsatz dargestellt. Dabei
wurden die Energieverbräuche der Membranstufe (Saug-
pumpen und Modulbelüfter), der Rezirkulationspumpen,
der Rührwerke, der feinblasigen Belüfter und des Einlauf-
bauwerks berücksichtigt.
Während die Energieverbräuche für die Aggregate Rezirku-
lationspumpen, Rührwerke und Einlaufpumpwerk nahezu
unabhängig vom Anlagendurchsatz sind, ergeben sich für
den Betrieb der Membranstufe und der feinblasigen Belüf-
tung deutliche Abhängigkeiten. Es zeigt sich, dass bei
höheren zu behandelnden Abwasservolumenströmen der
spezifische Energieverbrauch für die Membranstufe um
22 % geringer ausfällt als bei geringeren Durchsätzen.
Diese Tendenz ist auch bei dem spezifischen Energiebe-
darf für die feinblasige Belüftung festzustellen. Hier kann
sogar eine Verminderung des Energiebedarfs um 48 %
erzielt werden. Die Energieeinsparungen werden erreicht
durch eine Erhöhung der feinblasigen Belüftungsleistung
89
1,6
1,4
1,2
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0
spez
ifis
cher
En
erg
ieb
edar
f [k
Wh
/m3 ]
Membranstufe(Saugpumpen undModulbelüftung)
Rezirkulationspumpen
Rührwerke
feinblasige Belüfter
Einlaufpumpwerk
1.000-1.500
Anlagendurchsatz [m3/d]
2.000-2.500 > 3.000
0,12
0,21
0,05
0,16
0,88
0,090,01
0,14
0,85
0,1
0,11
0,69
0,01 0,010,01
Abb. 2-26
Energiebedarf einer Membranbelebungsanlage (8.000 E) mit simultaner aerober Schlammstabilisierung
[STEIN ET AL. 2001]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
und Abschaltung der grobblasigen Belüftung in Filtra-
tionspausenzeiten bzw. durch die Rücknahme der feinbla-
sigen Belüftungsleistung bei laufender grobblasiger Belüf-
tung während des Filtrationsbetriebs [STEIN ET AL. 2001].
Durch Optimierungen beim Betrieb der Anlagen sowie
der Modulgestaltung bzw. Modulüberströmung sind wei-
tere Reduzierungen des Energieverbrauchs zu erwarten.
Erste Weiterentwicklungen, wie z. B. die Einführung einer
intermittierenden Belüftung, die doppelstöckige Anord-
nung von Modulen über der Lufteinblasung oder der
Betrieb rotierender Membranen, ermöglichen schon jetzt
eine Reduzierung der überströmungsspezifischen Energie-
kosten um bis zu 50 %. Die Kommunalen Wasserwerke
Leipzig gehen davon aus, dass eine Senkung des Energie-
verbrauchs bis in den Bereich konventioneller Anlagen
möglich sein wird [STEIN ET AL. 2001].
Personalbedarf und -qualifikation
Neben einer Einarbeitung und Sensibilisierung des Perso-
nals für zusätzliche Problemstellungen, die sich aus dem
Betrieb einer Membranbelebungsanlage ergeben (z. B.
hinsichtlich Membranbetrieb, -reinigung, Notfallbetrieb
bei Ausfall der MSR-Technik), bestehen keine weiteren
Anforderungen an die Qualifikation des Personals.
Erfahrungen auf der Kläranlage Rödingen (3.000 E)
haben gezeigt, dass der Personalaufwand nach Inbe-
triebnahme, Fehlerbehebungen und Einarbeitung für den
Betrieb der Anlage derzeit bei 0,5 Manntagen pro Tag
liegt. Dieser Wert liegt im Bereich der vom Erftverband
betriebenen konventionellen Anlagen vergleichbarer
Größe [DRENSLA 2001].
In Markranstädt wurde der erforderliche Arbeitszeitauf-
wand für den Betrieb der Kläranlage (8.000 E) vor allem
in der Anfangsphase als unbefriedigend hoch bezeichnet,
was insbesondere auf Störungen in der Peripherie der
Membrananlage zurückgeführt wurde. Mit Verbesserung
der Betriebsstabilität liegt dieser derzeit im Bereich übli-
cher Belebungsanlagen bzw. mit zusätzlich max. einer
Arbeitsstunde pro Tag darüber [STEIN 2002a].
2.1.4
Investitionen und Betriebskosten
2.1.4.1
Investitionen
Die Investitionen für den Bau einer Membranbelebungsan-
lage setzen sich aus den Kosten für die Komponenten der
mechanischen Vorbehandlung, der biologischen Abwasser-
reinigung und der Biomasseabtrennung sowie ggf. der
Überschussschlammbehandlung zusammen. Anhand der
bisherigen Erfahrungen lassen sich für die Investitionen
gegenüber der konventionellen Klärtechnik die in Tabelle
2-4 zusammengefassten Einsparpotenziale bzw. Mehrkos-
ten festhalten.
Ausgehend von den üblichen Kostenanteilen für die
konventionelle Klärtechnik [BOHN 1993; GÜNTHERT,
REICHERTER 2001] können die verfahrenstechnischen
Einsparungen (geringere Beckenvolumina, Wegfall der
Nachklärung und ggf. weitergehender Behandlungsschrit-
te) beim Membranbelebungsverfahren anteilig auf die
Investitionen für zusätzliche Aufwendungen sowie die
Membrantrennstufe umgelegt werden. Rautenbach et al.
[2000] bezifferten das Einsparpotenzial für den nicht
der Membranstufe zuzurechnenden Teil einer Membran-
belebungsanlage für eine Anschlussgröße von 100.000 E
mit 20 bis 30 % (Vergleich mit einer konventionellen
Belebungsanlage mit Nachklärung und Sandfiltration).
Unter der Annahme damals üblicher spezifischer Kosten
von 200 Euro/m2 installierter Membranfläche (einschließ-
lich Peripherie, wie Leitungen, Saugpumpen und MSR-
Technik) ergaben sich für beide Varianten annähernd
gleiche Investitionen.
Das Ausschreibungsverfahren zum Neubau der KA Nord-
kanal (80.000 E) aus dem Jahr 2001 fiel hinsichtlich der
Investitionen bereits zu Gunsten der Membrantechnik aus.
Hier lagen die eingereichten Angebote mit Membrantech-
nik (20,3 bis 22,1 Mio. Euro) um 1,7 bis 3,4 Mio. Euro
unter denen für ein vergleichbares konventionelles Aus-
baukonzept ohne weitergehende Behandlungsmaßnah-
men (23,7 Mio. Euro) [ENGELHARDT 2002]. Auf Basis der
bislang errichteten Membranbelebungsanlagen bzw. der
bisherigen Ausschreibungsergebnisse können die anzuset-
zenden Investitionen folgendermaßen abgeschätzt werden:
90
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Die einwohnerspezifischen Kosten sind zwischen 250
und 1.400 Euro anzusetzen. Diese große Spanne ist vor
allem auf die unterschiedlichen Entwässerungssysteme
zurückzuführen. Bei Mischwassersystemen muss die ge-
samte Anlage auf die Mischwasserzuflussmengen (übli-
cherweise 2 · QT) ausgelegt werden, wohingegen die
Membranstufen bei Anlagen im Trennsystem unter idea-
len Bedingungen nur die Hälfte der bei Mischwassersyste-
men zu installierenden Membranflächen benötigen.
Weiterhin nehmen die flächenspezifischen Kosten der
Membranmodule degressiv zur Anlagengröße ab und sind
somit in direkter Abhängigkeit von den Gesamtinvestitio-
nen zu sehen.
Der Investitionsanteil der Membranstufe (inkl.
Peripherie, Maschinentechnik und Verrohrung) an den
Gesamtkosten liegt im Bereich von 30 bis 60 %. Auch
dieser weite Bereich ist vor allem vom angeschlossenen
Entwässerungssystem abhängig. Weitere Einflussfaktoren
sind die zu Grunde liegenden Membran- bzw. Modulko-
sten, die sich in den letzten Jahren rückläufig entwickel-
ten. Weiterhin ist im Zuge der technischen Weiterent-
wicklung mit einer Leistungssteigerung der eingesetzten
Module zu rechnen, so dass sich die zu installierenden
Membranflächen und damit auch die spezifischen Kosten
für die Membranstufe zukünftig rückläufig entwickeln
werden.
Zurzeit können spezifische Modulkosten für die Erstinves-
tition (inkl. Peripherie) von 75 – 150 Euro pro m2 Mem-
branfläche angesetzt werden. Die Größen variieren dabei je
nach Membrananbieter und eingesetzter Fläche. Ausgehend
von den Entwicklungen der letzten Jahre ist von einer
deutlichen Zunahme der Anbieter von einsetzbaren Modul-
systemen auszugehen. Auch werden der steigende Absatz
sowie verstärkter Konkurrenzdruck sich positiv auf die
Modulpreise auswirken. Abbildung 2-27 zeigt die Preis-
entwicklung der Membranersatzkosten des vergange-
nen Jahrzehnts sowie eine Prognose für das Jahr 2005 nach
Churchhouse, Wildgoose [2000]. Zusätzlich aufgetragen
sind modulspezifische Kosten verschiedener deutscher Klär-
anlagen. Gemäß diesem Kostenverlauf sind künftig weitere
signifikante Kostenreduzierungen zu erwarten. So wurde
z.B. für die Kläranlage Monheim mit Membranersatzkosten
von 58 bzw. 50 Euro/m2 nach einer Membranstandzeit von
7,5 bzw. 8 Jahren gerechnet [RESCH 2002; STEIN 2002b].
91
Mechanische Vorreinigung
Biologische Behandlung
Biomasseabtrennung/
weitergehende Behandlung
Schlammbehandlung
Belebungsbeckenvolumina 3- bis 4-fach kleiner,
da Betrieb bei erhöhtem TS-Gehalt von 12 – 16 g/l
Nachklärbecken entfällt
Keine nachgeschalteten Stufen zur weitergehenden
Aufbereitung des biologisch gereinigten Abwassers
bei erhöhten Anforderungen (Sandfiltration,
Hygienisierung/Desinfektion) erforderlich
Üblicherweise keine anaerobe Schlammstabili-
sierung (Faulstufe), da Biomasse aerob stabilisiert
wird
Feinere mechanische Vorbehandlung zum Schutz
der Membranmodule notwendig
• Hohlfasermebranen ≤ 1 mm
• Plattenmembranen ≤ 3 mm
Kosten für die Membranstufe höher als für kon-
ventionelle Nachklärbecken, zum einen durch die
Kosten der Membranmodule selbst und zum
anderen durch zusätzliche periphere Ausstattun-
gen (MSR-Technik, Verrohrung, Saugpumpen,
Reinigungseinrichtungen etc.)
Erhöhte Energiekosten infolge aerober Schlamm-
stabilisierung und Wegfall der Faulgasnutzung
von Primär- und Sekundärschlamm (bei Anlagen
> 50.000 E)
Tab. 2-4
Einsparpotenziale und Mehrkostenbereiche bei den Investitionen von Membranbelebungsanlagen
gegenüber konventionellen Belebungsanlagen
Verfahrensstufe Einsparpotenzial Mehrkosten
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
2.1.4.2
Betriebs- und Instandhaltungskosten
Die betriebs- und instandhaltungsbedingten abwasser-
mengenbezogenen bzw. einwohnerspezifischen Jahres-
kosten setzen sich aus verschiedenen Kostenarten zusam-
men. Verglichen mit den Kosten konventioneller Abwas-
serreinigungsverfahren ergeben sich für das Membran-
belebungsverfahren im Wesentlichen die folgenden
Unterschiede:
1. Energiekosten:
Der Betrieb der Membranstufe bedingt einen gegenü-
ber konventionellen Anlagen höheren Energiebedarf.
Aus dem Betrieb der bestehenden Anlagen ≥ 3.000 EW
wurden Energieverbräuche von 0,8 bis 1,4 kWh/m3
Abwasser ermittelt. Für die KA Nordkanal wird mit
einem ca. 60 % höheren Energiebedarf (0,8 kWh/m3)
als für die konventionellen Lösungen (0,46 kWh/m3
mit anaerober Schlammstabilisierung und
0,51 kWh/m3 mit aerober Schlammstabilisierung)
gerechnet [ENGELHARDT 2002].
2. Membranreinigung:
Für den Erhalt der Filtrationsleistung sind die Membra-
nen regelmäßig zu reinigen, wodurch Kosten für Che-
mikalien (ca. 0,25 bis 1,00 Euro /(m3 · a)) und zu-
sätzlicher Personalaufwand zu berücksichtigen sind.
3. Instandhaltung:
Die für konventionelle Anlagen üblichen Kosten erhö-
hen sich für Membranbelebungsanlagen um die Auf-
wendungen für die Instandhaltung der Membranstufe.
Die hierfür anzusetzenden Kosten ergeben sich aus
der tatsächlichen bzw. vom Hersteller garantierten
Membranstandzeit (bislang angenommen: 5 bis 8 Jah-
re, fallweise 10 Jahre [WOZNIAK 2002]) sowie den
Membranersatzkosten. Die Instandhaltungskosten
92
450
400
350
300
250
200
150
100
50
0
Mem
bra
ner
satz
kost
en [
o/m
2 ]
1990Jahr
1995 2000 2005
KA Monheim9.700 E
KA Rödingen1
3.000 E
GKW Nordkanal1
80.000 E
KA Markkleeberg2
30.000 E
KA Markkranstädt1
8.000 E
1 Spezifische Nettokosten für installierte Membranfläche (ohne Peripherie, Erstinstallation), zurückgerechnet auf Basis der Ausschreibungsergebnisse;laut Herstellerangaben ist bei einem Membranersatz von geringen Kosten auszugehen.
2 Betreibereinschätzung [STEIN 2002b]
nach Churchhouse (2000) Erhebung ISA RWTH (2003)
Abb. 2-27
Entwicklung der Membranersatzkosten [ISA 2002; CHURCHHOUSE, WILDGOOSE 2000]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
verringern sich entsprechend bei höheren Standzeiten
und weiter fallenden Modulkosten.
4. Abwasserabgabe:
Aufgrund der hohen Reinigungsleistung ist bei der
membrantechnischen Lösung von einer Minderung
der Schadstofffracht beim Einleiten ins Gewässer aus-
zugehen.
Die für den Bau der Membranstufe entstandenen Auf-
wendungen können somit beim Vorliegen der ent-
sprechenden Voraussetzungen gemäß § 10 Abs. 3
Abwasserabgabengesetz mit der bisher geschuldeten
Abgabe verrechnet werden.
Da die vermehrten Energie- sowie Instandhaltungskosten
zurzeit die geringeren Gutschriften im Bereich der Abwas-
serabgabe übertreffen, ist insgesamt mit höheren Betriebs-
kosten für Membranbelebungsanlagen zu rechnen. Für
die KA Nordkanal wurde auf Basis der Angebote ein Be-
triebskostenvergleich durchgeführt [ENGELHARDT 2002].
Hiernach lagen die abgeschätzten abwassermengenspezi-
fischen Betriebskosten für die Membranbelebungsanlage
(0,24 bis 0,25 Euro/m3) um ca. 15 % höher als für die
angebotenen konventionellen Lösungen (0,20 bis
0,22 Euro/m3). Im DWA-Arbeitsbericht „Membranbele-
bungsverfahren“ (siehe Anhang A 6, [DWA 2005]) sind
Spannbreiten für die energie- und abwassermengenbezo-
genen Jahreskosten für die Belüftung, die Rezirkulation,
die erforderlichen Chemikalien etc. angegeben.
Zu berücksichtigen ist dabei, dass bei der durchgeführten
Kostenermittlung Anlagen mit unterschiedlicher Ablauf-
qualität verglichen werden. Um eine gleiche Ablaufqua-
lität bei konventionellen Belebungsanlagen wie bei Mem-
branbelebungsanlagen zu erreichen, muss der konventio-
nellen Anlage eine weitere Reinigungsstufe, z. B. eine
Desinfektionsstufe nachgeschaltet werden. Unter dieser
Voraussetzung ist von gleichen oder geringeren Betriebs-
kosten für Membranbelebungsanlagen auszugehen.
Weiterhin lassen technische Weiterentwicklungen der
eingesetzten Membranmodule zukünftig Reduzierungen
der Energiekosten sowie eine Leistungsverbesserung
erwarten, was wiederum zu geringeren einwohnerspezi-
fischen Behandlungskosten führt.
2.2
Praxisbeispiele zu großtechnischen Membran-
belebungsanlagen
In den folgenden Kapiteln werden Membranbelebungs-
anlagen zur Reinigung von kommunalem Abwasser be-
schrieben, die bereits realisiert wurden bzw. in der Pla-
nung sind. Die Praxisbeispiele sind nach Standort (in
oder außerhalb von Deutschland) und dem eingesetzten
Membranverfahren, Mikrofiltration oder Ultrafiltration,
geordnet. Es werden großtechnische Anlagen, Pilotanla-
gen, Kleinkläranlagen, Schiffskläranlagen und mobile
Anlagen beschrieben.
In Deutschland werden zurzeit neun großtechnische
Membranbelebungsanlagen mit Anschlussgrößen von
700 E bis 80.000 E betrieben, fünf weitere Anlagen gehen
bis Ende 2005 in Betrieb. Zehn Anlagen werden dann in
Nordrhein-Westfalen stehen. Alle Anlagen in NRW wur-
den mit Landesmitteln gefördert. Weitere Fördermittel
werden seitens des Landes für neue Anwendungen und
für weitergehende wissenschaftliche Untersuchungen,
deren Ziel vor allem die Optimierung der Betriebsführung
im Hinblick auf die Reinigungsleistung und die Betriebs-
kosten ist, zur Verfügung gestellt.
Tabelle 2-5 gibt eine Übersicht über die wichtigsten Daten
der bestehenden Anlagen in Deutschland, auf die in den
folgenden Kapiteln näher eingegangen wird.
93
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
94
Tab. 2-5
Anlagendaten der bestehenden großtechnischen Membranbelebungsanlagen zur kommunalen Abwasser-
reinigung in Deutschland (Stand: Dezember 2004)
Betreiber
Bundesland
Anlage
Anschlussgröße
Membranhersteller
Modultyp
Verfahren
Membranfläche
Bioreaktorvolumen
max. Zufluss
Kanalsystem
Inbetriebnahme
Vorbehandlung
Besonderheiten
Erftverband
NRW
KA Nordkanal
80.000 E
ZENON
Kapillarmodul
Ultrafiltration
84.480 m2
9.200 m3
1.88 m3/h
Mischsystem
Dezember 2003
Rechen (5 mm)
Sand- und Fettfang
Siebtrommel (0,5 mm)
Aggerverband
NRW
KA Seelscheid
10.500 E
Kubota
Plattenmodul
Mikrofiltration
12.480 m2
2.310 m3
356 m3/h
Mischsystem
August 2004
Filterstufenrechen (3mm)
Sandfang
Ausbau am Standort
der Kläranlage
Stadt Monheim
Bayern
KA Monheim
9.700 E
ZENON
Kapillarmodul
Ultrafiltration
12.320 m2
1.640 m3
288 m3/h
Mischsystem
Juli 2003
1 mm Feinsieb
Langsandfang
Kommunale
Wasserwerke Leipzig
Sachsen
KA Markranstädt
z. Zt. 8.000 bis 12.000 E
ZENON
Kapillarmodul
Ultrafiltration
7.360 m2
ca. 1.800 m3
180 m3/h
Mischsystem
Januar 2000
Rechen zweistufig
(bis 1 mm)
Sand- und Fettfang
Erftverband
NRW
KA Rödingen
3.000 E
ZENON
Kapillarmodul
Ultrafiltration
4.846 m2
480 m3
135 m3/h
Mischsystem
Juni 1999
Rechen (3 mm)
Sand- und Fettfang
Rezirkulationsschlamm-
siebung (0,5 mm)
im Teilstrom
Betreiber
Bundesland
Anlage
Anschlussgröße
Membranhersteller
Modultyp
Verfahren
Membranfläche
Bioreaktorvolumen
max. Zufluss
Kanalsystem
Inbetriebnahme
Vorbehandlung
Besonderheiten
Stadtwerke Schramberg
Baden-Württemberg
KA Schramberg
2.600 E
ZENON
Kapillarmodul
Ultrafiltration
4.400 m2
730 m3
90 m3/h
Mischsystem
Mai 2004
Rechen (5 mm)
Feinrechen (0,5 mm)
Sand- und Fettfang
Aggerverband
NRW
KA Büchel
1.000 E
Kubota
Plattenmodul
Mikrofiltration
960 m2
190 m3
40 m3/h
Mischsystem
August 1999
Betrieb bis 2001
Rechen (3 mm) Sandfang,
Vorklärung optional
Pilotanlage
Kommunale
Wasserwerke Leipzig
Sachsen
KA Knautnaundorf
z. Zt. 900 E bis 1.800 E
Martin Systems AG
Plattenmodul
Ultrafiltration
756 m3
68 m3
23 m3/h
Trennsystem
Oktober 2001
Rechen zweistufig
(3 mm, 1 mm)
Sand- und Fettfang
Wasserverband Eifel-Rur
NRW
KA Simmerath
700 E
PURON
Kapillarmodul
Ultrafiltration
1.000 m2
136 m3
wird untersucht
Mischsystem
2003
3 mm Feinrechen
Pilotanlage
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Die bisher gesammelten positiven Erfahrungen mit der
Membrantechnik bzw. dem Membranbelebungsverfahren
veranlassen Wasserverbände und Kommunen, das Mem-
branbelebungsverfahren für die Planung neuer Anlagen
oder den Ausbau bzw. die Ertüchtigung bestehender An-
lagen als Alternative zu konventionellen Abwasserreini-
gungsverfahren zu berücksichtigen. Vor allem die Betrei-
ber, die bereits Erfahrungen mit der Membrantechnik
gesammelt haben, (Wasserverband Eifel-Rur (WVER),
Erftverband), planen bzw. bauen bereits weitere Mem-
branbelebungsanlagen (Tabelle 2-6).
Darüber hinaus wird an zahlreichen weiteren Standorten
in Deutschland die Anwendung des Membranbelebungs-
verfahrens geprüft. Beispiele sind die Kläranlagen an den
Standorten Xanten-Vynen (Linksniederrheinische Ent-
wässerungs-Genossenschaft-LINEG) und Richtheim (Ge-
meinde Richtheim in Zusammenarbeit mit dem Bayeri-
schen Landesamt für Wasserwirtschaft), die ebenfalls in
den folgenden Kapiteln beschrieben werden.
95
Tab. 2-6
Im Bau befindliche bzw. geplante Membranbelebungsanlagen in Deutschland (Stand: Dezember 2005)
Betreiber
Anlage/Ort
Ausbaugröße
Inbetriebnahme
Status
Membranhersteller
Modultyp
Verfahren
Membranfläche
Bioreaktorvolumen
max. Zufluss
Vorbehandlung
Besonderheiten
Wasserverband
Eifel-Rur
KA Rurberg/NRW
6.200 E
2005
Inbetriebnahme
Kubota
Plattenmodul
Mikrofiltration
ca. 13.440 m2
geplant ca. 750 m3
349 m3/h
Feinrechen (3 mm)
Sandfang
Feinstrechen (0,5 mm)
Einleitung in die
Rurtalsperre
Wasserverband
Eifel-Rur
KA Konzen/NRW
9.700 E
2005
Inbetriebnahme
Kubota
Plattenmodul
Mikrofiltration
23.040 m2
geplant ca. 1.700 m3
587 m3/h
Feinrechen (3 mm)
Sandfang
Feinstrechen (0,5 mm)
Stadt Eitorf
KA Eitorf/NRW
11.625 E
(nur Membrananlage)
2005
Inbetriebnahme
Kubota
Plattenmodul
Mikrofiltration
10.240 m2
1.200 m3
288 m3/h
Feinsiebanlage
Sand-/Fettfang
Gewerblicher
Abwasseranteil
Linksniederrheinische
Entwässerungs-
Genossenschaft
KA Xanten-Vynen/NRW
2.000 E
(nur Membrananlage)
2005
Inbetriebnahme
A 3 GmbH
Plattenmodul
Mikrofiltration
2.000 m2
40 m3/h
Siebanlage
(3 mm Lochweite)
Ausbau der Kläranlage
am Standort
Erftverband
KA Glessen/NRW
9.000 E
2005
Planungsphase
offen
offen
offen
geplant 12.320 m2
geplant ca. 1.700 m3
268 m3/h
Rechen (6 mm)
Sand-/Fettfang
Feinsiebanlage (0,5 mm)
Ausbau der Kläranlage
am Standort
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
zentral in eine anaerobe Zone (V = 500 m3) zur vermehr-
ten biologischen Phosphorelimination. Die äußere Zone
des Belebungsbeckens (V = 1.160 m3) wird zur Denitrifi-
kation genutzt, wobei ein Teil des Beckens (500 m3) zeit-
und lastabhängig belüftet und zur Nitrifikation genutzt
werden kann.
Die dreistraßige Membrananlage wurde auf der Fläche
des ehemaligen Zwischenklärbeckens gebaut und im Juli
2004 in Betrieb genommen. Die drei Membranbecken mit
einem Volumen von insgesamt rund 800 m3 dienen zur
Nitrifikation. In ihnen sind jeweils 13 Plattenmembran-
pakete (Typ EK 400) der Firma Kubota installiert, so dass
insgesamt eine Membranfläche von 12.480 m2 zur Verfü-
gung steht. Die Regelung der Rezirkulationsvolumenströme
erfolgt wie die Belüftung über einen Fuzzy-Logic-Regler.
Die Aufbringung der notwendigen transmembranen
Druckdifferenz erfolgt z. Zt. im Gravity Flow und kann
durch Permeatpumpen unterstützt werden. Das Filtrat
wird in einen Vorlagebehälter (V = 100 m3) geleitet und
von dort über die vorhandenen Rohrleitungen in den
Wenigerbach bzw. wird ein Teil des gereinigten Abwassers
auf der Kläranlage als Brauchwasser eingesetzt. Das Kon-
zentrat wird zurück in die Denitrifkationszone oder wahl-
weise in die anaerobe Zone geführt. Die Mindestanforde-
rungen, die Werte der Einleiterlaubnis und die Betriebs-
werte nach etwa vier Monaten Betrieb sind in Tabelle 2-7
aufgeführt. Den jetzigen Ausbauzustand der Kläranlage
Seelscheid zeigt das Verfahrensschema (Abbildung 2-28).
Die Investition für den Ausbau der Kläranlage Seelscheid
beträgt etwa 4,6 Mio. Euro, dieser wird mit Mitteln des
MUNLV gefördert.
96
Tab. 2-7
Mindestanforderungen, Einleiterlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Seelscheid
[nach AGGERVERBAND 2004]
Parameter
CSB
BSB5
NH4-N
Nges
Pges
AOX
Einheit
mg/l
mg/l
mg/l
mg/l
mg/l
µg/l
Mindestanforderungen
90
20
10
18
2
keine Angaben
Einleiterlaubnis
40
10
3
18
0,8
50
Betriebswerte
< 20
n. n.
< 0,1
< 5
–
–
Anlagen in Deutschland mit Mikrofiltrations-
membranen
Kläranlage Seelscheid und Schulungseinrichtung
Die Kläranlage Seelscheid wurde in den Jahren 1974 bis
1976 für 3.000 E ausgelegt. In einer 2. Ausbaustufe erfolgte
in den Jahren 1991/1992 eine Erweiterung auf einen An-
schlusswert von 7.500 E. Der damalige Entwurf sah bereits
eine Endausbaugröße für 10.500 E vor, so dass einige Ge-
werke, insbesondere die Rohrleitungen, bereits auf diese
Endausbaugröße bemessen wurden. Ein Ausbau der Klär-
anlage nach dem Belebungsverfahren war aufgrund der be-
engten Platzverhältnisse nur sehr kostenaufwendig mög-
lich. Mit dem Membranbelebungsverfahren bot sich zum
Zeitpunkt der Planung im Jahr 2003 eine leistungsfähi-
gere Alternative mit geringerem Platzbedarf an.
Für die Erweiterung wurden in dem vorhandenen Rech-
enhaus im Hinblick auf einen störungsfreien Betrieb der
Kläranlage – insbesondere der Membrananlage – zwei
Feinrechen (3 mm Stababstand) installiert. Jeder der bei-
den Feinrechen kann den maximalen Abwasservolumen-
strom von 99 l/s behandeln, so dass ein redundantes Sys-
tem vorliegt. Der sich anschließende belüftete Sand- und
Fettfang mit einem Volumen von V = 104 m3 bestand be-
reits. Die berechnete Aufenthaltszeit im Sandfang beträgt
bei Regenwetter über 17 Minuten und bei Trockenwetter
über 35 Minuten. Nach dem Sandfang gelangt das Ab-
wasser in das Belebungsbecken, welches als Rundbecken
mit verschiedenen Zonen ausgeführt ist. Der Zulauf erfolgt
MF2.2.1
MF2.2.1.1
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
97
Zulauf
Vorfluter
alternativ
Rezirkulation (RZ)
Feinrechen3 mm
Feinrechen3 mm
Denitri-fikations-becken
Nitri-fikations-becken
anaerobesBecken
RS
PermeatVorlage
Gebläse-station
Brauchwasser
Sandfang
Membranstufe/Nitrifikation
Abb. 2-28
Verfahrensschema der Kläranlage Seelscheid [nach AGGERVERBAND 2004]
Abb. 2-29
Membrananlage auf der Kläranlage Seelscheid [Fotos: AGGERVERBAND 2004],
links: Becken der Membranstufe, rechts: Maschinenkeller der Membrananlage
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Schulungseinrichtung auf der Kläranlage Seelscheid
Der Aggerverband wird in Zusammenarbeit mit dem
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-
Westfalen (MUNLV), dem Bildungszentrum für die Ent-
sorgungs- und Wasserwirtschaft (BEW), der Deutschen
Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall
(DWA), der Deutschen Gesellschaft für Membrantechnik
(DGMT) und der Rheinisch-Westfälischen Technischen
Hochschule Aachen (RWTH Aachen) am Standort der
Kläranlage Seelscheid eine moderne Schulungseinrich-
tung für Membrantechnik erstellen. Neben Schulungsräu-
men und acht Laborarbeitsplätzen werden vier Membran-
belebungsanlagen mit vorgeschalteter Denitrifikation
und unterschiedlichen Modulsystemen in den Becken der
alten Sandfiltration zur Durchführung praktischer Schu-
lungseinheiten errichtet (siehe Abbildung 2-30 und
Abbildung 2-31). Die Schulungen sind u. a. für Ver- und
Entsorger, Klärmeister und angehende Ingenieure aus den
Hochschulen vorgesehen. Die Fertigstellung der Schu-
lungseinrichtung ist für das Jahr 2005 geplant. Die Ein-
richtung wird mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfa-
len gefördert.
98
Rohabwasser
Zulaufwahlweise
Feinrechen3 mm
Feinrechen0,75 mm
zur Kläranlage
Rohabwasser
Denitri-fikation
Nitrifikation/Membranstufe
Gebläse-station
Gebläse-station
Gebläse-station
Gebläse-station
Rezirkulation (RZ)
Rezirkulation (RZ)
Rezirkulation (RZ)
Rezirkulation (RZ)
Abb. 2-31
Verfahrensschema der Schulungsanlagen [nach AGGERVERBAND 2004]
Abb. 2-30
Bestehende Sandfilterbecken für die geplanten
Schulungsanlagen [Foto: AGGERVERBAND 2004]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Pilotanlage Büchel
Im Rahmen des vom MUNLV NRW geförderten For-
schungsvorhabens „Ertüchtigung der Kläranlage Büchel
unter Einsatz der Membrantechnologie“ betrieb der Agger-
verband von 1999 bis 2001 eine Pilotanlage nach dem
Membranbelebungsverfahren. Das F&E-Vorhaben wurde
im Auftrag des Aggerverbands mit dem Institut für Sied-
lungswasserwirtschaft der RWTH Aachen und der Inge-
nieurgesellschaft ATEMIS durchgeführt.
Ausgangspunkt des Forschungsvorhabens war die anste-
hende Erweiterung der Kläranlage Büchel von 12.000 E
auf eine Ausbaugröße von 25.000 E. Da für den Ausbau
neben den beengten Platzverhältnissen aufgrund der Lage
in einem Naturschutzgebiet die strengen Anforderungen
der Bezirksregierung Köln an den Ablauf der Kläranlage zu
berücksichtigen sind, wurde seitens des Aggerverbandes
für die Erweiterung der Kläranlage nach einer Alternative
zur konventionellen Klärtechnik gesucht. Hierbei stellte
sich nach eingehenden Kostenvergleichen das Membran-
99
Nitrifikations- und Membrancontainer V= 80 m3
Membranstraße 1 Membranstraße 2
GebläseMembran-reaktor
GebläseNitrifikation
RS
Permeat
Nitri-/DenitrifikationsbeckenV=100 m3
Zulauf
Abb. 2-33
Verfahrensschema der Pilotanlage Büchel [BAUMGARTEN 2001b]
Abb. 2-32
Ansicht der Pilotanlage Büchel [Foto: ISA RWTH
AACHEN], Vordergrund: Filtrationscontainer, Hinter-
grund links: Belebungsbecken der Pilotanlage, Hin-
tergrund rechts: Vorklärbecken der Gesamtanlage
MF2.2.1.2
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
belebungsverfahren als die interessanteste Alternative
heraus. Um dies mit Erfahrungswerten belegen zu kön-
nen, entschied sich der Aggerverband für den Betrieb
einer Pilotanlage im Vorfeld der Erweiterungsplanung.
Die Pilotanlage befand sich auf dem Gelände der Kläran-
lage Büchel und wurde mit einem Teilstrom des mecha-
nisch vorbehandelten Abwassers aus der bestehenden
Anlage beschickt. Die mechanische Vorbehandlung
der Kläranlage besteht aus einem 3 mm-Filterstuferechen,
einem belüfteten Sand- und Fettfang sowie einem Vor-
klärbecken. Die Beschickung der Pilotanlage konnte
optional über die Entnahme des Abwasserteilstromes vor
oder nach dem Vorklärbecken erfolgen.
Das Abwasser gelangte über ein Hebepumpwerk in den
Denitrifikationsbereich der Pilotanlage. Die Nitrifikation
fand nur im Bereich der nachgeschalteten Membranstufe
statt (Abbildung 2-33), da im Normalfall der für die Über-
strömung der Membranmodule eingepresste Luftvolu-
menstrom zur vollständigen Nitrifikation ausreicht. Falls
dies nicht gewährleistet wurde, konnten einzelne Berei-
che im vorgelagerten Denitrifikationsbecken belüftet und
damit zur Nitrifikation genutzt werden.
Die Membranstufe bestand aus zwei Filtrationsstraßen,
die unabhängig voneinander betrieben werden konnten,
mit je vier Plattenpaketen mit 150 Plattenmodulen der
Firma Kubota. Das gereinigte Wasser wurde im Saugbe-
trieb über die Filtrationsmodule abgezogen.
Es konnte ein nahezu störungsfreier Anlagenbetrieb erzielt
werden. Innerhalb einer sechsmonatigen Betriebsphase
beider Filtrationsstraßen bei Nettoflüssen von 27 l/(m2 · h)
stieg der aufzuwendende Transmembrandruck foulingbe-
dingt von ca. 80 mbar auf ca. 150 mbar an, so dass zur
Gewährleistung des Anlagendurchsatzes eine chemische
in-situ-Reinigung durchgeführt wurde. Hierdurch konnte
die ursprüngliche Membranleistung nahezu vollständig
wieder erreicht werden [WOZNIAK, BAUMGARTEN 2001;
BAUMGARTEN 2001b].
Nach Abschluss der Pilotierung wurde am Standort der
Kläranlage Büchel aus Kostengründen eine Erweiterung
nach dem konventionellen Belebungsverfahren bevor-
zugt. Aufgrund der Erfahrungen mit der Membrantechnik
sah der Aggerverband jedoch einem weiteren Einsatz der
Membrantechnik zur kommunalen Abwasserbehandlung
an anderen Standorten positiv entgegen. So flossen die
gesammelten Erfahrungen inzwischen z. B. in den Aus-
bau der großtechnischen Kläranlage Seelscheid des Agger-
verbands (siehe Kapitel 2.2.1.1) ein. Auch für zukünftige
Anlagenneubauten oder -erweiterungen wird die Technik
mit in die Variantenbetrachtungen einbezogen.
100
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Kläranlage Richtheim
In Bayern liegen viele dezentrale Kläranlagen in Gebie-
ten, in denen erhöhte Anforderungen an den Gewässer-
schutz gestellt werden (z.B. Karstgebiete) bzw. leiten in
empfindliche Vorfluter ein. Eine weitergehende Abwas-
serbehandlung, z. B. über Sandfiltration und UV-Desin-
fektion, Ozonierung oder Membrantechnik kann hier
sinnvoll bzw. erforderlich sein.
Im Rahmen eines vom Landesamt für Wasserwirtschaft
(LfW) in Bayern geförderten Forschungsvorhabens wer-
den an drei Standorten unterschiedliche Verfahren zur
Reinigung von kommunalem Abwasser für dezentrale
Kläranlagen untersucht. Im Fokus der Untersuchungen
stehen die erreichbare Abwasserqualität, die Betriebssi-
cherheit und der betriebliche Aufwand der Verfahren.
Die Untersuchungen zum Membranbelebungsverfahren
werden auf der Kläranlage Richtheim durchgeführt, die
über eine Behandlungskapazität von 100 E verfügt.
Die Anlage besteht aus einem Zulaufschacht, der als Vor-
klärbecken zur Abscheidung von Grob- und Schwimm-
stoffen dient. Daran schließt sich die Membranbelebungs-
stufe an, die in einem Fertigteilschacht untergebracht ist
und aus Plattenmodulen der Firma Kubota (zwei Modul-
pakete zu je 80 m2 Membranfläche) besteht. Das vorge-
klärte Abwasser fließt im freien Gefälle in die Membran-
belebungsstufe. Der erforderliche Sauerstoffbedarf wird
vollständig durch die Belüftung der Membranmodule
gedeckt. Abbildung 2-34 zeigt das Verfahrensschema der
Anlage.
101
Zulauf
Vorfluter
Vorklärung
Gebläse-station
Membranbelebungsstufe
Konzentrat
Abb. 2-34
Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage [nach BAYERISCHES LANDESAMT FÜR
WASSERWIRTSCHAFT 2004]
MF2.2.1.3
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Kläranlage Eitorf (Inbetriebnahme)
In der Kläranlage Eitorf wird das kommunale Abwasser
der Gemeinde Eitorf und aus Teilgebieten der Stadt Hen-
nef sowie das Abwasser gewerblicher und industrieller
Einleiter behandelt. Zur Erweiterung der bisherigen Anla-
genkapazität von derzeit ca. 33.000 EW auf einen für
2010 prognostizierten Anschlusswert von ca. 46.500 EW,
wurden in einer Studie verschiedene Ausbauvarianten mit
Membrantechnik entwickelt [NOLTING, KAZNER 2005].
Auf Basis eines Jahreskostenvergleichs wurde für die
Erweiterung eine Membranbelebungsanlage für einen
Teilstrom des zu behandelnden Abwassers favorisiert.
Ursprünglich war die Anlage vor allem zur Mitbehand-
lung eines hochbelasteten Abwasserstromes aus der Tex-
tilveredlung vorgesehen, der u. a. durch eine starke Fär-
bung und hohe AOX-Konzentrationen gekennzeichnet
war (siehe Tabelle 2-8). Zur Steigerung der Reinigungs-
leistung bzgl. dieser Parameter (Einleitwert für AOX:
50 µg/l) wurde im Vorfeld die simultane Zugabe pulve-
risierter Aktivkohle sowohl großtechnisch für die kon-
ventionelle Anlage [KAZNER 2003] als auch im Pilotmaß-
stab für einen Membranbioreaktor [BAUMGARTEN 2005]
erfolgreich erprobt.
102
Zulauf
Vorfluter
VorklärbeckenFeinrechen3 mm
Sandfang
Feinsieb1 mm
75%
25%
Belebungsbecken
Rücklaufschlamm (RS)
Nachklärbecken
Vario-becken
Denitri-fikations-becken
Rezirkulation (RZ)
vierstraßigeMembran-stufe mitNitrifikation
Abb. 2-35
Verfahrensschema der Kläranlage Eitorf [nach GEMEINDEWERKE EITORF]
Tab. 2-8
Eingangswerte für die Bemessung der Membranbelebungsanlage Eitorf [nach GEMEINDEWERKE EITORF
2004]
Parameter Qd Qh QM CSB BSB5 TKN NH4-N Pges AOX
Zulauf zur MBA 1.800 145 288 1.152 486 108 62 13 0,4
m3/d m3/h m3/h kg/d kg/d kg/d kg/d kg/d kg/d
MF2.2.1.4
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Aufgrund einer betriebsbedingten Schließung der Färberei
wird dieser Abwasserstrom zukünftig wegfallen. Stattdessen
erfolgt die Einleitung eines hochbelasteten Abwasserstro-
mes aus der Lebensmittelindustrie.
Die Membranbelebungsanlage (Abbildung 2-36) ist vier-
straßig ausgeführt und soll 25 % des Volumenstroms
nach der Vorklärung behandeln (siehe Abbildung 2-35).
Die Anlage besteht aus einem Denitrifikationsbecken
(V = 300 m3), einem mit Belüftern ausgestatteten Vario-
Bereich (V = 300 m3) zur Denitrifikation oder Nitrifikation
und vier Nitrifikationsbecken (je 150 m3), in welchen ge-
tauchte Plattenmodule der Firma Kubota (Typ EK 400,
Doppeldeckermodule) installiert sind. Für die Filtration
steht damit insgesamt eine Membranfläche von 10.240 m2
zur Verfügung.
Die Kosten für den Bau der Membranbelebungsanlage,
die im September 2005 in Betrieb genommen wurde,
betrugen 3,9 Mio. Euro und wurde vom MUNLV NRW
zu einem Teil gefördert.
103
Abb. 2-36
Kläranlage Eitorf mit abgedeckten Membranbecken zwischen den Gebäuden im Vordergrund
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Kläranlage Xanten-Vynen (Inbetriebnahme)
Die Kläranlage Xanten-Vynen wurde 1972 nach damaligen
Bemessungsgrundsätzen für 6.000 E und auf den dreifachen
Trockenwetterzufluss ausgelegt. Die biologische Stufe ist
heute für 3.300 E genehmigt, wobei zurzeit ca. 3.160 E an
die Kläranlage angeschlossen sind. Die Kläranlage ist damit
zu über 95 % ausgelastet und im Hinblick auf die zu er-
wartende Einwohnerentwicklung auf 4.989 E zu erweitern.
Die Entwässerung der angeschlossenen Ortsteile Vynen
und Marienbaum erfolgt überwiegend im Mischsystem
mit Ausnahme eines Neubaugebiets, welches im Trenn-
system entwässert. Das der Kläranlage zufließende Ab-
wasser ist ausschließlich kommunalen Ursprungs.
Im Rahmen eines für drei Jahre angelegten Forschungs-
vorhabens wird auf der Kläranlage Xanten-Vynen eine
zweistraßige Membranbelebungsanlage mit dem Platten-
modulsystem der Firma A3 ausgerüstet und parallel zur
bestehenden Belebungsanlage betrieben (siehe Abbildung
2-38). Die Gesamtkapazität der zweistraßigen Membran-
belebungsanlage soll rund 2.000 E betragen.
104
Zulauf
Vorfluter
Rechen Sandfang
Siebanlage3 mm
Belebungsbecken
Rücklaufschlamm (RS)
Nachklärbecken
Denitri-fikation
Rezirkulation (RZ)
Schönungsteich
Gebläse-station
MembranstufeNitrifikation
Denitri-fikation
MembranstufeNitrifikation
Rezirkulation (RZ)
Abb. 2-38
Verfahrensschema der Kläranlage Xanten-Vynen einschl. der Membranbelebungsanlagen [nach LINEG 2004]
Abb. 2-37
Membrananlage in Containerbauweise für die
Kläranlage Xanten-Vynen [Foto: A3 GMBH]
MF2.2.1.5
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Kläranlage Piene (in Planung)
Für den Ortsteil Piene, Gummersbach wird zurzeit eine
Kläranlage nach dem Membranbelebungsverfahren für
eine Behandlungskapazität von 170 E geplant.
Bisher erfolgt die Abwasserreinigung für den Ortsteil Piene
in Dreikammerklärgruben. Die gereinigten Abwässer werden
in einen leistungsschwachen Vorfluter eingeleitet und die
Einleiterlaubnis fordert eine Ablaufkonzentration für CSB
< 70 mg/l und für BSB5 < 10 mg/l, weshalb sich das Mem-
branbelebungsverfahren anbietet. Abbildung 2-39 zeigt
das Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage.
Zur Vorreinigung des Abwassers ist ein Trommelsiebre-
chen mit einer Spaltbreite von 3 mm vorgesehen. Der sich
anschließende 40 m3 fassende Pufferbehälter dient zur Ab-
pufferung von hydraulischen Stößen bei Mischwasserzu-
fluss und zur Speicherung des Überschussschlammes. Aus
dem Speicherbehälter wird das Abwasser in die Belebungs-
stufe geführt, welche auch ein Volumen von 40 m3 hat
und die getauchten Membranmodule integriert. Als Mem-
branmodule sind Plattenmodule der Firma Kubota mit
einer Membranfläche von 320 m2 vorgesehen.
105
In dem dreijährigen Versuchsbetrieb sollen Aussagen zur
Reinigungsleistung der beiden Verfahren getroffen und
folgende wesentliche Ziele erreicht werden:
• Nachweis der Betriebssicherheit und der Leistungsfä-
higkeit der Anlage
• Wirtschaftlichkeit des eingesetzten Modulsystems
• Ermittlung eines optimierten Betriebs- und Reinigungs-
managements
Die beiden Membrananlagen sind baugleich hergestellt
und in je einem Container untergebracht (Abbildung 2-37).
Als mechanische Vorreinigung ist eine Siebanlage mit einer
Lochweite von 3 mm geplant, die außerhalb der Con-
tainer aufgestellt wird. Das Belebungsvolumen beträgt je-
weils 100 m3. Jede Membrananlage ist für einen Abwasser-
volumenstrom von 12,5 m3/h bei Trockenwetter und von
40 m3/h bei Regenwetter ausgelegt und weist eine Mem-
branfläche (Porengröße ~ 0,2 µm) von 2.000 m2 auf. Die
Membrananlage wird noch im Jahr 2005 in Betrieb ge-
nommen.
Zulauf
Vorfluter
Puffer-behälter
Belebungsstufe Membranstufe
Trommelsieb-rechen 3 mm
Abb. 2-39
Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage [nach STADT GUMMERSBACH 2004]
MF2.2.1.6
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Kläranlagen Rurberg-Woffelsbach und Konzen
(Inbetriebnahme)
Die beiden Kläranlagen Rurberg-Woffelsbach und Konzen
des Wasserverbandes Eifel-Rur (WVER) werden für eine
Behandlungskapazität von 6.200 E bzw. 9.700 E ausge-
baut. Beide Ausbaumaßnahmen sind zurzeit in der Reali-
sierung. Die Inbetriebnahme der Anlagen ist für Ende
2005 geplant.
Die Anforderungen an die Ablaufqualität der Kläranlage
Rurberg-Woffelsbach und der Kläranlage Konzen sind in
der Tabelle 2-9 aufgeführt. Die Begründungen für den
Einsatz einer Membranbelebungsanlage an beiden Stand-
orten liegt darin, dass die Kläranlage Rurberg-Woffelsbach
in die zu Erholungszwecken genutzte Rurtalsperre und
die Kläranlage Konzen in den Laufenbach, der im Ein-
zugsgebiet der Trinkwassergewinnung liegt, einleitet.
Die Kläranlage Rurberg-Woffelsbach ist zukünftig für
einen Trockenwetterzufluss von 175 m3/h und einen
Regenwetterzufluss von 349 m3/h ausgelegt. In der Klär-
anlage Konzen können zukünftig 245 m3/h bei Trocken-
wetter und 587 m3/h bei Regenwetter behandelt werden.
Das geplante Verfahrenskonzept sieht für beide Kläranla-
gen eine mechanische Vorbehandlung über einen Feinre-
chen mit einer Spaltweite von 3 mm vor. Daran schlie-
ßen sich ein Fett- und Sandfang sowie ein Feinstrechen
mit einer Spaltweite von 0,5 mm an. Der Feinstrechen
wird redundant ausgeführt. Die biologische Abwasserbe-
handlung erfolgt in Rurberg-Woffelsbach in einem vorge-
schalteten Denitrifikationsbecken und einem Membran-
belebungsbecken, in dem auch die Nitrifikation stattfindet.
In Konzen wird dem Becken mit den getauchten Mem-
branmodulen ein Belebungsbecken vorgeschaltet, indem
sowohl denitrifiziert, als auch nitrifiziert wird. Darüber
hinaus steht Nitrifikationsvolumen in dem Becken mit
den Membranmodulen zur Verfügung. In beiden Anlagen
kommen Plattenmembranmodule der Firma Kubota zum
Einsatz. In der Kläranlage Rurberg-Woffelsbach werden
13.440 m2 Membranfläche, für die Kläranlage Konzen
23.040 m2 Membranfläche installiert. Für diese Membran-
flächen sind 42 bzw. 72 Membranmodule des Typs EK
400 vorgesehen. Eine besondere Anforderung an die Fil-
trationsleistung der Membranen stellt die im Winter in
dieser Region sehr niedrige Abwassertemperatur von
unter 6 °C dar.
Die gemäß des Submissionsergebnis ermittelte Investition
für die Ausbaumaßnahme der Kläranlage Rurberg-Wof-
felsbach beträgt rund 5,5 Mio. Euro (Kläranlage ohne
geplante Seeleitung, Pumpwerk Rurberg und Ingenieur-
leistung) und für die Kläranlage Konzen 7,5 Mio Euro
(Kläranlage ohne Mischwasserbehandlungsanlage und
Ingenieurleistung). Der Ausbau beider Kläranlagen nach
dem Membranbelebungsverfahren ist unter Berücksichti-
gung einer 50 %-igen Förderung der membranspezifi-
schen Kosten durch das Land NRW kostengünstiger als
ein konventioneller Ausbau.
106
Tab. 2-9
Einleitanforderungen an die Ablaufqualität der Kläranlagen Rurberg-Woffelsbach und Konzen
[nach WVER 2004]
Parameter Einheit Einleitanforderungen Einleitanforderungen
Rurberg-Woffelsbach Konzen
CSB mg/l 80 50
BSB5 mg/l 20 15
NH4-N mg/l 10 3
Pges mg/l 0,5 0,2
MF2.2.1.7
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Kläranlage Kohlfurth, Prozesswasserbehandlung
Die Kläranlage Kohlfurth hat eine Ausbaugröße von
156.000 E und behandelt vorwiegend kommunal gepräg-
tes Abwasser nach dem konventionellen Belebungsver-
fahren mit anschließender anaerober Schlammbehand-
lung (Abbildung 2-40). Die Anlage wurde für einen Über-
wachungswert von 18 mg/l Nanorg ausgelegt, muss aber
zukünftig 13 mg Nanorg/l einhalten. Diese Anforderung
kann derzeit bei voller Auslastung der Kläranlage in der
qualifizierten Stichprobe nicht sicher eingehalten wer-
den. Dies gab im Herbst 2003 den Anlass, eine neue
Behandlung für Prozesswässer aus der Schlammentwässe-
rung zu planen.
Auf der Kläranlage Kohlfurth fallen täglich 300 m3 Pro-
zesswasser mit einer NH4-N-Konzentration von 700 bis
1.000 mg/l aus der Schlammentwässerung an. Das neue
Konzept zur Prozesswasserbehandlung sieht das Membran-
belebungsverfahren vor, wobei insbesondere das Potenzial
einer autotrophen Deammonifikation im Membranbio-
reaktor untersucht werden soll.
Das Prozesswasser wird gemäß dem neuen Konzept in
einem Speicher gepuffert und anschließend einem ersten
Belebungsreaktor (V = 200 m3) zur Nitritation zugeführt. In
einem zweiten Belebungsreaktor (V = 180 m3) soll die auto-
trophe Deammonifikation erfolgen. Für die Reaktoren wer-
den zwei derzeit nicht mehr betriebene Eindicker genutzt.
Die zweistraßige Membrananlage für Mikrofiltration ist
in einem separaten Reaktor installiert und den Reaktoren
der Belebungsstufe nachgeschaltet. Jede der zwei Straßen
enthält zwei Modulpakete (Firma Kubota, Typ EK 400) mit
einer Gesamtmembranfläche von 720 m2. Das Permeat der
Membrananlage wird in das Rücklaufschlammpumpwerk
und damit in die Belebungsstufe der Kläranlage Kohlfurt
zurückgeführt.
Die Anlage ist seit Januar 2005 in Betrieb. Nach einer
Probebetriebsphase sollen sowohl die Betriebsweise der
autotrophen Deammonfikation als auch die der her-
kömmlichen Denitrifikation untersucht werden.
107
Vorklärbecken Belebungsstufe
Rücklaufschlamm (RS)
Nachklärbecken
autotropheDeammoni-fikation
Nitritation
Zulauf
Rechen Sandfang Denitri-fikation
C-Quelle
Vorfluter
Sand-filtration
Grobschlamm
Vorein-dicker
Faulturm Faulturm
Nach-eindicker
Kammer-filterpresse
Trübwasser
Filtrat
Filtrat
Membranstufe
Speicher
Schlamm-wasser
Rezirkulation (RZ)
Abb. 2-40
Verfahrensschema der Kläranlage Kohlfurth [nach WUPPERVERBAND 2004]
MF2.2.1.8
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Kläranlage Dormagen, Prozesswasserbehandlung
(Inbetriebnahme)
Die Kläranlage Dormagen hat eine Ausbaugröße von
80.000 E und behandelt vorwiegend kommunal geprägtes
Abwasser nach dem konventionellen Belebungsverfahren
mit anschließender anaerober Schlammbehandlung (siehe
Abbildung 2-41).
Die bei der Schlammbehandlung anfallenden Prozesswäs-
ser setzen sich aus den Trübwässern des Faulturms und
des Nacheindickers sowie dem Zentratwasser aus den
Zentrifugen zusammen und werden in einem Puffer-
becken zwischengespeichert. Die NH4-N-Konzentration
dieser Prozesswässer beträgt ca. 800 mg/l und führt zu
einer Rückbelastung der Kläranlage, die etwa 15.000 E
entspricht. Diese Belastung ließ die Kläranlage zeitweise
an ihre Kapazitätsgrenze stoßen, was im Herbst 2003 den
Anlass zur Planung einer neuen Prozesswasserbehand-
lungsanlage gab.
Als technisch und wirtschaftlich vorteilhaft wurde das
Membranbelebungsverfahren zur Behandlung der Pro-
zesswässer in der Planung ermittelt. Die zweistraßige
Membrananlage für Mikrofiltration wird 8 Modulpakete
der Firma Kubota, (Typ EK 150) mit einer gesamten
Membranfläche von 960 m2 enthalten.
Der vorhandene Sandfang wird zu einer intermittierend
betriebenen Nitrifikations- und Denitrifikationsstufe
umgebaut, in die das Prozesswasser vom Speicherbecken
geleitet wird. Die sich anschließende Membrananlage
wird auf dem vorhandenen Sandfang in Containerbau-
weise aufgestellt. Das Permeat der Membrananlage wird
in den Zulauf des Belebungsbeckens geleitet.
Die Anlage befindet sich zurzeit im Bau und wird im Jahr
2005 in Betrieb genommen.
108
Vorfluter
Vorklärbecken Bio-P
Rücklaufschlamm (RS)
Nachklärbecken
Nitri-fikation
Zulauf
Rechen Sandfang
Vorein-dicker
Faulturm Faulturm
Nach-eindicker
Zentrifuge
Trübwasser
Zentrat-wasser
Filtrat
Membranstufe
Speicher
Prozess-wasser
Rezirkulation (RZ)
Denitri-fikation
Nitri-fikation
Rezirkulation (RZ)
Denitri-fikation
Abfluss
ggf.Trübwasser
Abb. 2-41
Verfahrensschema der Kläranlage Dormagen [nach STADT DORMAGEN 2004]
MF2.2.1.9
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Anlagen außerhalb Deutschlands mit
Mikrofiltrationsmembranen
Die Membrantechnik wird in der kommunalen Abwasser-
reinigung seit den 90er Jahren eingesetzt. Die ersten tech-
nischen bzw. großtechnischen Anlagen wurden haupt-
sächlich in Nordamerika und Japan installiert. Dabei
handelt es sich bei ca. 90 % der Anlagen um kleine Anla-
gen mit einer Kapazität von weniger als 100 m3/d. Eine
größere Anlage steht in Powell River, Kanada, mit einer
Ausbaukapazität von ca. 5.700 m3/d. Die Anlagen aus
dem nordamerikanischen und asiatischen Raum werden
fast ausschließlich zur Behandlung von Abwasserströmen
aus Trennsystemen eingesetzt, wobei die Reinigungsan-
forderungen der einzelnen Staaten differieren. Daher sind
die dort gesammelten Erfahrungen nur bedingt auf die
europäischen Rahmenbedingungen übertragbar.
Seit 1998 ist der Einsatz von Membranen im Bereich der
kommunalen Abwasserreinigung jedoch auch weltweit
stark angestiegen. Über viele kleinere Anwendungen hin-
aus ist die erste großtechnische kommunale Kläranlage
Europas 1998 mit einer Kapazität von 1.900 m3/d in Por-
lock, England, in Betrieb genommen worden. Im Jahr 2000
kam die Kläranlage Swanage (Abbildung 2-42) an der
englischen Südküste mit einer Kapazität von 13.000 m3/d
und 23.000 angeschlossenen Einwohnern hinzu, die bis
Ende 2001 die bisher größte Membranbelebungsanlage
im kommunalen Bereich war. Die Anlage, die mit dem
Kubota-System ausgestattet wurde, ist unmittelbar am
Strand inmitten der vorhandenen Bebauung gelegen und
aufgrund der kompletten Einhausung als solche kaum
auszumachen.
Sowohl im Hinblick auf technische als auch wirtschaft-
liche Belange ist das Membranbelebungsverfahren in
Großbritannien inzwischen derart etabliert, dass bei
jedem Anlagenneubau oder einer Anlagenerweiterung die
Anwendung des Verfahrens geprüft wird. In weiteren
europäischen Ländern, wie z. B. in Italien am Gardasee
oder in Belgien, befinden sich die ersten Membranbele-
bungsanlagen in der Planungs- oder Bauphase.
109
Abb. 2-42
Luftbild der Kläranlage Swanage [Foto: AQUATOR GROUP]
MK2.2.2
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Kläranlage Glasgow, Schottland
In der zentralen Schlammbehandlungsanlage Glasgow
werden unterschiedliche Schlämme sowohl industriellen
als auch kommunalen Ursprungs behandelt. Insgesamt
werden zwischen 7.800 m3/d und 12.800 m3/d Schlamm
mit einem durchschnittlichen TS-Gehalt von 2 bis 2,5 %
behandelt. Der Schlamm setzt sich neben den lokal anfal-
lenden Schlämmen aus Schlämmen der Standorte Shield-
hall, Dulmuir, Paisley, Dalmarknock, Glasgow Catchment
und Daldowie zusammen.
Nach Durchlauf eines 5-mm-Rechens und einer Zwischen-
speicherung in einem 30.000 m3 fassenden Behälter wird
der Schlamm in zwölf parallel betriebenen Zentrifugen
entwässert. Der auf rund 30 % TS eingedickte Schlamm
wird in sechs Trocknern auf 90 – 92 % TS entwässert.
Stündlich fallen zwischen 200 m3 und 450 m3 Schlamm-
wasser an, das zu 80 % in den Zentrifugen und zu 20 % in
den Trocknern entsteht. Dieses Schlammwasser weist CSB-
Konzentrationen von 3.000 – 4.000 mg/l und NH4-N-Kon-
zentrationen von 200 – 300 mg/l auf, was einer Belas-
tung von rund 180.000 E bezogen auf NH4-N entspricht.
Das Schlammwasser wird über einen dreistraßigen Fein-
rechen (Stababstand 3 mm) behandelt. Die biologische
Behandlung erfolgt über ein vorgeschaltetes Denitrifika-
tionsbecken (V = 2.300 m3) und vier parallel betriebene
Nitrifikationsbecken (Vgesamt = 9.400 m3), in welche die
Membranmodule getaucht sind.
Die vierstraßige Membrananlage besteht aus insgesamt
128 Plattenmembranmodulen vom Typ EK 400 der Firma
Kubota mit einer Membranfläche von 20.480 m2. Es wer-
den Ablaufkonzentrationen von 40-60 mg/l CSB und
0,1 – 0,4 mg/l NH4-N erreicht. Der Ablaufwert für NO3-N
beträgt im Mittel 30 mg/l.
Die in Abbildung 2-44 dargestellte Schlammbehandlungs-
anlage wird seit dem Jahr 2002 betrieben.
110
Schlamm-wasser
Vorfluter
Rezirkulation (RZ)
Feinrechen3 mm
Feinrechen3 mm
Nitrifikation, Membranstufe
Feinrechen3 mm
Gebläse-station
Denitrifikation
Abb. 2-43
Verfahrensschema der Schlammbehandlungsanlage Glasgow [nach AGGERWASSER GMBH 2004]
MK2.2.2.1
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
111
Abb. 2-44
Draufsicht auf die Schlammbehandlungsanlage (STP) Glasgow und auf ein Becken der Membranstufe
[Foto: AGGERWASSER GMBH 2001]
Stellfläche Membranen
Belüftereinrichtung
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Kläranlage Ebisu Prime Square Building, Japan
Das Ebisu Prime Square Building ist ein Hochhaus in
Tokyo, in dem auf 70.000 m2 vor allem Büroräume, Ver-
kaufsflächen und Restaurationsbetriebe untergebracht
sind (Abbildung 2-45). Beim Bau des Hochhauses wurde
im Keller eine Membranbelebungsanlage installiert. Das
Abwasser wird so behandelt, dass das Permeat als Brauch-
wasser in einer Wäscherei und für die Toilettenspülung
genutzt werden kann.
Abbildung 2-47 zeigt das Verfahrensschema der Abwasser-
behandlungsanlage. Das der Anlage zulaufende Abwasser
(Rohwasser) und das aufbereitete Permeat haben die in
Tabelle 2-10 aufgeführte Zusammensetzung. Die im April
1997 in Betrieb genommene Anlage ist für einen Permeat-
volumenstrom von 189 m3/d ausgelegt. Die Ausrüstung,
Wartung und der Betrieb der Anlage werden durch die
Firma Kubota durchgeführt. Bisher sind jährlich ca. 1-2
chemische Reinigungen der Plattenmodule durchgeführt
worden. Der TS-Gehalt wird im Bereich zwischen 15 g/l
und 20 g/l gehalten. Der transmembrane Druck im
Betrieb liegt zwischen 0,05 bar und 0,1 bar.
112
Tab. 2-10
Rohwasser- und Permeatqualität [nach AGGERWASSER GMBH 2004]
Parameter Einheit Rohwasser Permeat
CSB [mg/l] 60 < 3
BSB5 [mg/l] 40 < 2
Pges [mg/l] – n. n.
Nges [mg/l] – < 1
abf. Stoffe [mg/l] 140 – 180 n. n.
Abwasser
Gebläse
Membranstufe
Feinrechen
Permeat fürWäscherei undToilettenspülung
KonzentratEntsorgung
Abb. 2-47
Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage [nach AGGERWASSER GMBH 2004]
Abb. 2-45 (links): Ebisu Prime Square Building
Abb. 2-46 (rechts): Abwasserreinigungsanlage im
Keller des Ebisu Prime Square Building
[Fotos: AGGERWASSER GMBH 2004]
MK2.2.2.2
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Kläranlage St. Peter ob Judenburg, Österreich
Mit der kommunalen Kläranlage der Gemeinde St. Peter
ob Judenburg (1.500 E) wurden in Österreich die ersten
Erfahrungen mit der Membrantechnik zur Reinigung
kommunaler Abwässer gesammelt. Ursprünglich wurde
die Kläranlage unter Kostengesichtspunkten als Teichklär-
anlage geplant, behördlich bewilligt und realisiert. Trotz
der relativ groß dimensionierten Klärteiche erreichte die
Anlage nicht die nach der österreichischen Emissionsver-
ordnung (EmV) 210/1996 „Begrenzung von Abwasser-
emissionen aus Abwasserreinigungsanlagen für Siedlungs-
gebiete" geforderte Reinigungsleistung.
Im Rahmen eines in den Jahren 2001 und 2002 durchge-
führten Forschungsvorhabens wurde gezeigt und anschlie-
ßend umgesetzt, dass die bestehende Klärteichanlage –
ohne wesentliche bauliche Änderungen – durch den Ein-
satz von neuen Belüftungs- und Mischungskonzepten in
Verbindung mit einer getauchten Membranfiltration im
Nitrifikationsbecken die gesetzlichen Reinigungsziele
sicher einhalten kann (Tabelle 2-11).
Der Teich wurde durch den Einbau einer Holztrenn-
wand in einen Belebungsbereich und in einen Nachklär-
bereich geteilt. Die beiden Bereiche sind durch zwei
Überläufe in der Trennwand verbunden. Im Nachklärbe-
reich setzt sich der Belebtschlamm ab und wird über den
Schlammtrichter am Boden abgezogen. Über Dükerlei-
tungen wird der Belebtschlamm in einen Pumpenschacht
geleitet und von dort über eine Tauchpumpe zurück in
den Belebungsbereich geführt bzw. aus dem System ent-
nommen.
Dem umgebauten Teich ist ein Nitrifikationsbecken in
Stahlbetonbauweise zur Gewährleistung einer vollständi-
gen Nitrifikation angeschlossen. Aus dem bestehenden
Nitrifikationsbecken wurden die Aufwuchskörper ent-
fernt und getauchte Membranmodule der Firma Mitsu-
bishi eingesetzt. Insgesamt sind neun Kassetten mit einer
gesamten Membranfläche von 945 m2 installiert. Die
Kläranlage St. Peter ob Judenburg wird seit Ende des For-
schungsvorhabens im Jahre 2002 erfolgreich nach dem
vorgestellten Verfahrenskonzept betrieben (Abbildung 2-48).
Abbildung 2-49 zeigt die Membranmodule und den Klär-
teich.
113
Zulauf
Gebläse-station
Membranstufe
Feinrechen3 mm
Sandfang
VorfluterBB
Rezirkulation (RZ)
NK
Klärteich 1
Abb. 2-48
Verfahrensschema der Kläranlage St. Peter ob Judenburg [nach ENVICARE 2002]
Tab. 2-11
Zulauf- und Ablaufkonzentrationen der Kläranlage
Parameter Einheit Zulauf Ablauf Teich Permeat
CSB [mg/l] 300 – 700 100 – 300 < 30
NH4-N [mg/l] 25 – 45 25 – 35 < 1,0
MK2.2.2.3
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Anlagen in Deutschland mit Ultrafiltrations-
membranen
Kläranlage Nordkanal
Beim notwendigen Ausbau der seit 1970 bestehenden
Kläranlage Nordkanal musste der ursprüngliche Standort
aus Rücksicht auf die räumliche Entwicklung der Stadt
Kaarst aufgegeben und ein Neubau an anderer Stelle rea-
lisiert werden. Der Erftverband entschied sich für das
Membranbelebungsverfahren, da die Erfahrungen mit
diesem Verfahren auf der Kläranlage Rödingen sehr posi-
tiv waren. In enger Abstimmung mit dem Ministerium
für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbrau-
cherschutz (MUNLV) NRW wurde das Abwasserbehand-
lungskonzept erarbeitet. Die Anlage stellte aufgrund ihrer
Größe planerisches Neuland dar und hat Demonstrations-
charakter für ganz Europa.
Die Kläranlage ist für den Anschluss von 80.000 E und
einen Mischwasserzufluss von 1.881 m3/h ausgelegt und
wurde 2003 in Betrieb genommen. Die Anforderungen
an die Ablaufqualität der Kläranlage sind in Tabelle 2-12
zusammengestellt.
114
Abb. 2-49
Kläranlage St. Peter ob Judenburg [Fotos: ENVICARE], links: Membranmodule, rechts: Teichanlage
Tab. 2-12
Mindestanforderungen und Einleiterlaubnis der Kläranlage Nordkanal [ERFTVERBAND 2004]
Parameter Einheit Mindestanforderungen Einleiterlaubnis
CSB mg/l 90 90
BSB5 mg/l 20 20
NH4-N mg/l 10 10
Nges mg/l 18 18
Pges mg/l 2 2
UF2.2.3
UF2.2.3.1
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
115
Das Abwasser wird am Standort der alten Kläranlage über
einen Grobrechen vorgereinigt und zur ca. 2,5 km ent-
fernten neuen Kläranlage Nordkanal gepumpt. Dort wird
das Abwasser über zwei parallel betriebene Filterstufen-
rechen (Spaltabstand 5 mm) und zwei parallel betriebene
belüftete Sand- und Fettfänge mechanisch vorgereinigt.
Anschließend durchfließt das Abwasser zwei parallel betrie-
bene Siebtrommeln mit einer Lochweite von 0,5 mm
(Abbildung 2-50), um die Membranen in der Nitrifika-
tionsstufe zu schützen. Der Notumlauf der Siebtrommeln
ist durch ein Feinsieb mit einer Lochweite von 1 mm
abgesichert. So sollen auch bei Betriebsstörungen der
Siebtrommeln keine gröberen Stoffe in die Membranbele-
bungsbecken gelangen. Abbildung 2-51 zeigt das Verfah-
rensschema der Kläranlage Nordkanal.
Die Belebungsstufe ist vierstraßig ausgelegt. Jede Straße
besteht aus einem vorgeschalteten Denitrifikationsbecken,
einem variablen Beckenbereich zur Denitrifikation bzw.
Nitrifikation sowie einem Nitrifikationsbecken mit
Ablauf
Rezirkulation (RZ)
Sieb-trommel0,5 mm
Notumlauf-sieb1 mm
Sieb-trommel0,5 mm
Gebläse-station
Denitri-fikation
Vario-zone
Denitri-fikation
Vario-zone
Denitri-fikation
Vario-zone
Denitri-fikation
Vario-zone
Zulauf
Sandfang
Sandfang
Grob-rechen
Filterstufen-rechen5 mm
Filterstufen-rechen5 mm
Nitrifikation,Membranstufe
Abb. 2-51
Verfahrensschema der Kläranlage Nordkanal [nach ERFTVERBAND 2004]
Abb. 2-50
Siebtrommel der Feinrechenanlage auf der
Kläranlage Nordkanal [nach ERFTVERBAND 2004]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
getauchten Membranmodulen, welches als Umlaufbecken
ausgeführt ist. Die Nitrifikationsbecken sind eingehaust.
Das Gesamtvolumen der Belebungsbecken beträgt 9.200 m3.
In den Belebungsbecken wird der Schlamm aerob stabili-
siert. Aufgrund strömungstechnischer Simulationsunter-
suchungen wurden in die Umlaufbecken Rührwerke und
Leitbleche integriert.
Die Membrananlage ist achtstraßig mit Kapillarmembra-
nen der Firma Zenon (ZW 500c) ausgeführt. Die gesamte
installierte Membranfläche beträgt ca. 85.000 m2, da die
Bezirksregierung Düsseldorf eine 25 %-ige Reserve für die
Membranfiltrationsstufe forderte. Für eine extern durch-
zuführende chemische Reinigung steht eine separate
Waschkammer zur Verfügung.
Die Investition für den Neubau der Kläranlage Nordkanal
betrug 21,5 Mio. Euro, wovon ca. 6,6 Mio. Euro durch
das Land Nordrhein-Westfalen getragen wurden.
Kläranlage Monheim
Die Kläranlage der Stadt Monheim liegt im wasserwirt-
schaftlich sensiblen Karstgebiet des Landkreises Donau-
Ries. Neben dem Abwasser der Stadt Monheim werden
die Abwässer der Gemeinden Rögling und Tagmersheim
in dieser Kläranlage gereinigt und anschließend in die
Gailach eingeleitet, die ca. 6 km unterhalb von Monheim
im Karstgrund versickert. In den Jahren 1998 und 1999
wurden erste Konzepte über die Möglichkeiten zur Ablei-
tung von Abwasser in den Karstgrund entwickelt.
Im Rahmen des Pilotvorhabens „Abwasserbehandlung Gai-
lachtal“ unterstützte der Freistaat Bayern die Finanzierung
zur Errichtung einer Membranbelebungsanlage am Stand-
ort der Kläranlage Monheim. Die Investitionen für die
Membranbelebungsanlage betrugen ca. 7,6 Mio. Euro, von
denen rund 5,8 Mio. Euro durch das Land Bayern gefördert
wurden. Abbildung 2-53 zeigt die Kläranlage Monheim.
Die Kläranlage Monheim ist für den Anschluss von 9.700 E
ausgelegt. Für die Planung wurden ein Spitzenzufluss von
288 m3/h und ein mittlerer täglicher Abwasserzufluss von
2.400 m3/d zugrunde gelegt.
Wie im Verfahrensschema der Kläranlage Monheim dar-
gestellt (Abbildung 2-54), ist die mechanische Stufe zwei-
straßig ausgeführt. Über jede Straße, die aus einem Fein-
sieb mit einer Lochweite von 1 mm und einem Sandfang
besteht, können 75 % des maximalen Zulaufs gereinigt
werden. Das mechanisch gereinigte Abwasser wird in die
Belebungsstufe mit einem Gesamtvolumen von 1.660 m3
geführt, die ebenfalls zweistraßig ausgeführt ist. Jede der
beiden Straßen besteht aus einem vorgeschalteten Deni-
trifikations- und einem Nitrifikationsbecken sowie zwei
Kammern mit den installierten Membranmodulen, die
zum Schutz des Betons chemisch beständig beschichtet
sind. Die Becken zur Denitrifikation und Nitrifikation
haben ein Volumen von je 340 m3, die vier Kammern
der Membranstufe je 75 m3. Die Schlammstabilisierung
erfolgt aerob.
Die Membranstufe ist unter Zugrundelegung einer spezi-
fischen Filtrationsleistung von 22 – 24 l/(m2 · h) bei
Mischwasserzufluss ausgelegt worden, die kurzfristig auf
31 l/(m2 · h) gesteigert werden kann, wenn eine Filtra-
tionskammer außer Betrieb genommen wird. Gemäß die-
116
Abb. 2-52
Membranbelebungsbecken auf der Kläranlage
Nordkanal [nach ERFTVERBAND 2004]
UF2.2.3.2
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
ser Auslegung enthält die Membranstufe 28 Modulkasset-
ten der Firma ZENON (Typ ZW 500c) mit einer Gesamt-
membranfläche von 12.320 m2. Die Filtration erfolgt bei
einem TS-Gehalt von 12 g/l. Da die Filtrationsstraßen in
vier separaten Kammern untergebracht sind, kann eine
chemische Reinigung der Module durch Abpumpen des
Belebtschlamms ohne das Ausbauen der Module erfolgen
(on air cleaning).
Der spezifische Energiebedarf der Kläranlage beträgt etwa
1 kWh/m3 Abwasser. Der Personalbedarf entspricht dem
einer konventionellen Kläranlage.
117
Zulauf
Vorfluter
Rezirkulation (RZ)
Sandfang
Membranstufe
Sandfang
Gebläse-station
Denitri-fikation
Nitri-fikation
Rezirkulation (RZ)
Ablauf
Rezirkulation (RZ)Rezirkulation (RZ)
Sieb 1 mm
Sieb 1 mm
Abb. 2-54
Verfahrensschema der Kläranlage Monheim [nach BAYERISCHES LANDESAMT FÜR WASSERWIRTSCHAFT 2004]
Abb. 2-53
Kläranlage Monheim [Foto: BAYERISCHES LANDES-
AMT FÜR WASSERWIRTSCHAFT 2004]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Mit dem Einsatz des Membranverfahrens auf der Kläran-
lage Monheim werden die Anforderungen an die Ablauf-
qualität der Kläranlage sicher eingehalten, wie der Tabelle
2-13 zu entnehmen ist.
Der Betrieb der Membranbelebungsanlage am Standort
Monheim wird zurzeit von einem Untersuchungspro-
gramm begleitet. Wesentliche Punkte im Rahmen des
Untersuchungsprogramms stellen die Erprobung und
Optimierung des Membranbelebungsverfahrens und die
Auswirkungen der Abwassereinleitung auf die Gailach
sowie das Grundwasser dar.
Kläranlage Markranstädt
Die Kläranlage Markranstädt im Südwesten von Leipzig
ist eine von über dreißig Kläranlagen der Kommunalen
Wasserwerke Leipzig. Die Anlage wurde auf eine Ausbau-
größe von 12.000 E ausgelegt, die derzeitige Auslastung
beträgt ca. 8.000 E.
Veranlassung für den Neubau dieser Anlage war die an-
stehende Außerbetriebnahme der veralteten Abwasser-
reinigungsanlage, die den Anforderungen nicht mehr
gerecht wurde. Ausschlaggebend für den Bau einer Mem-
branbelebungsanlage waren dabei vor allem die begrenzte
Grundstücksfläche sowie die erhöhten Anforderungen an
die Ablaufqualität (Tabelle 2-14) aufgrund eines schwachen
Vorfluters.
Die Anlage hat eine hydraulische Kapazität von 180 m3/h.
Vom Sammler der Mischkanalisation wird das Schmutz-
wasser über die Zulaufkammer (Abbildung 2-56, links)
mit Hilfe eines Hebepumpwerks der mechanischen Reini-
gungsstufe zugeführt.
118
Tab. 2-13
Mindestanforderungen, Einleiterlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Monheim
[BAYERISCHES LANDESAMT FÜR WASSERWIRTSCHAFT 2004]
Parameter Einheit Mindestanforderungen Einleiterlaubnis Betriebswerte
CSB mg/l 90 75 15
BSB5 mg/l 20 15 1,2
NH4-N mg/l 10 5 0,1
Nges mg/l – 18 10
Pges mg/l – 1 0,6
Abb. 2-55
Modulkassetten bei der on-air-Reinigung
[Foto: STADT MONHEIM 2004]
UF2.2.3.3
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Diese ist zweistraßig ausgeführt und besteht aus einem
Stufenrechen (Spaltweite 3 mm) (Abbildung 2-57, links)
sowie einem Sand- und Fettfang zur weiteren Vorreini-
gung. Über einen Verteiler gelangt das Abwasser in die
ebenfalls zweistraßig aufgebaute Belebungsstufe. Sie
wird als vorgeschaltete Denitrifikation (VDN= 2 � 435 m3)
mit nachgeschalteter Nitrifikation (VN= 2 � 435 m3) betrie-
ben. Sämtliche Becken sind mit Rührwerken ausgestattet,
am Boden der Nitrifikationsbecken sind zusätzlich flächen-
deckend Aggregate zur feinblasigen Belüftung installiert.
An den inneren Längsseiten, im oberen Bereich der 7 m
tiefen Nitrifikationsbecken, befinden sich die Membran-
module (Fa. ZENON) zur Biomasseabtrennung. Die ge-
samte Filterfläche von 7.360 m2 ist auf vier Straßen ver-
teilt, jeweils zwei in den beiden Nitrifikationsbereichen.
119
Tab. 2-14
Mindestanforderungen, Einleitungserlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Markranstädt
[STEIN 2002a]
Parameter Einheit Mindestanforderungen Einleitungserlaubnis Betriebswerte
CSB [mg/l] 90 50 35
BSB5 [mg/l] 20 10 5
NH4-N [mg/l] 10 5 1
Nges [mg/l] 18 18 15
Pges [mg/l] 2 2 1
AFS [mg/l] keine Angaben keine Vorgaben n. n.
Abb. 2-56
Verfahrensstufen auf der KA Makranstädt [Stein 2002a], links: Zulaufkammer zur Membranbelebungs-
anlage mit Überlaufkante zur Mischwasserbehandlung, rechts: Mischwasserbehandlungsbecken im Zulauf
der KA Markranstädt [STEIN 2002a]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Zwischen den beiden längs angeordneten Nitrifikations-
becken ist ein Reinigungsschacht angeordnet, in dem die
mittels eines fest installierten Krans herausziehbaren
Module extern gereinigt werden können.
Neben dem Bau der Abwasserreinigungsanlage wurde
gleichzeitig eine Mischwasserbehandlungsanlage auf dem
Gelände der Kläranlage errichtet. In zwei Becken, die als
Absetz- und Speicherbecken dienen, werden die Zufluss-
mengen, die die Kapazität der Membranstufe bei Misch-
wasserzufluss übersteigen, zwischengespeichert und gleich-
zeitig vorbehandelt. Diese Abwassermengen werden der
Reinigungsanlage in Zeiten mit geringerem Zufluss zuge-
führt. Durch die Mischwasserbehandlungsanlage konnte
die benötigte Membranfläche deutlich reduziert werden,
da sie nicht für die maximale Zuflussmenge, sondern nur
für 1,1 · QT ausgelegt werden musste.
Seit Inbetriebnahme der Anlage im September 2000 wur-
den zahlreiche Erkenntnisse zur Optimierung der Ver-
fahrenstechnik und der Anlagensteuerung gesammelt
[MEYER 2001]. Wesentlich dabei war die Verbesserung
der mechanischen Vorreinigung. So wurde der zunächst
installierte Rechen durch eine Kombination aus Grobre-
chen (Spaltweite 5 mm) und Feinsieb mit einer Lochsieb-
weite < 1 mm ersetzt.
120
Abb. 2-57
Verfahrensstufen der Kläranlage Makranstädt [STEIN 2002a], links: Stufenrechen,
rechts: Nitrifikations- und Filtrationsbecken der KA Markranstädt [STEIN 2002a]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Kläranlage Rödingen
Die Kläranlage befindet sich auf dem Gebiet der
Gemeinde Titz im Kreis Düren in unmittelbarer Nähe
zum Tagebau Hambach. Ihr Einzugsgebiet umfasst eine
überwiegend ländliche Gegend mit kleineren Ortschaften
ohne gewerbliche oder industrielle Abwassereinleiter.
Bergbaulich bedingte Grundwasserabsenkungen verhin-
dern einen Kontakt des Vorfluters mit dem Grundwasser,
so dass dieser in Trockenzeiten kaum Wasser führt. Ein
wesentlicher Teil des Vorfluters wird daher aus dem
Ablauf der Kläranlage Rödingen gespeist. Aufgrund dieser
Tatsache stellt die Bezirksregierung strenge Reinigungsan-
forderungen an das Einleiten der Abwässer in diesen Vor-
fluter (Überwachungswerte in Tabelle 2-15).
Ein Neubau der Kläranlage Rödingen, die bis dahin aus
einer Belebungsanlage mit einer intermittierenden Deni-
trifikation und einer Simultanfällung zur Phosphorelimi-
nation bestand, wurde hierdurch unumgänglich. Mit
konventioneller Technik hätten große Belebungsbecken
sowie eine nachgeschaltete Flockungsfiltration mit Inves-
titionen in Höhe von ca. 6,1 Mio. Euro errichtet werden
müssen.
Der Erftverband entschied sich als zuständiger Wasserver-
band für den Bau einer Membranbelebungsanlage, nach-
dem eine Pilotanlage im Jahr 1996 erfolgreich betrieben
und dabei erste Erkenntnisse über die Betriebsweise, die
erreichbaren Ablaufwerte und die Betriebssicherheit ge-
wonnen wurden. Die Gesamtkosten von 2,8 Mio. Euro für
die erste großtechnische Anlage in Deutschland, die Mitte
1999 in Betrieb genommen wurde, wurden finanziell mit
1 Mio. Euro vom Land Nordrhein-Westfalen mitgetragen.
Die für 3.000 Einwohner ausgelegte Anlage hat einen täg-
lichen Abwasserzufluss von 450 m3, im Mischwasserzufluss
müssen in der Anlage bis zu 135 m3/h behandelt werden.
Der Zulauf der Anlage wird durch einen Feinrechen mit
einem Stababstand von 3 mm und einem anschließen-
den belüfteten Sandfang mechanisch vorbehandelt
(Abbildung 2-58). Danach wird das Abwasser den beiden
Bioreaktoren zugeführt, die mit einer intermittierenden
Nitrifikation/Denitrifikation betrieben werden.
Im Anschluss an die biologische Stufe gelangt das Schlamm-
Wasser-Gemisch in die zweistraßige Filtrationsstufe, in
der das gereinigte Abwasser über getauchte Ultrafiltrations-
module abgezogen wird. Das im Filtrationsbereich ver-
bliebene aufkonzentrierte Schlamm-Wasser-Gemisch, das
einen bis zu 4 g/l höheren TS-Gehalt als im übrigen Bele-
bungsbeckenbereich hat, wird zurück in die Bioreaktoren
gepumpt.
Die zwei Filtrationsstraßen (Abbildung 2-59) bestehen
aus jeweils sechs Modulkassetten mit je acht Modulen der
Fa. ZENON und weisen eine Membranfläche von insge-
samt 4.846 m2 auf. Für den Mischwasserzufluss wurden
demnach ca. 28 l/(m2 · h) als Bemessungsflussleistung der
Membranflächen angesetzt. Hintergrund für den höheren
121
Tab. 2-15
Mindestanforderungen, Einleitungserlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Rödingen
[nach ENGELHARDT ET AL. 2001]
Parameter Einheit Mindestanforderungen Einleitungserlaubnis Betriebswerte
CSB mg/l 110 35 < 25
BSB5 mg/l 25 8 < 3
NH4-N (bei 5 °C) mg/l – 2 < 0,5
Pges mg/l – 0,5 < 0,3 (Simultanfällung)
AOX µg/l – 50 < 50
UF2.2.3.4
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Ansatz der Bemessungsflussleistung der Membranstufe
waren anstehende Maßnahmen im Kanalnetz zur Redu-
zierung des Fremdwasserzuflusses, die zukünftig geringere
Zulaufmengen verbunden mit Flussraten < 28 l/(m2 · h)
erwarten lassen.
Zur Aufrechterhaltung der notwendigen Filtrationsleistung
werden die Module zusätzlich zu den üblichen Rückspül-
intervallen (300 - 500 Sekunden Filtration, 30 Sekunden
Rückspülen) und wöchentlichen Zwischenspülungen mit
geringen Reinigungsmittelkonzentrationen zweimal jähr-
lich intensiv chemisch gereinigt. Dazu werden die Module
aus dem Filtrationsbecken gezogen und in einem separa-
ten, beheizbaren Behälter von innen und außen chemisch
gereinigt. Die für den Betrieb der Anlage erforderliche
Permeabilität – einschließlich ggf. notwendiger Leistungs-
reserven – der Membran kann dabei wieder hergestellt
werden.
122
Nitrifikations- undMembrancontainer V= 80 m3
Teilstrombehandlung
GebläseMembran-reaktor
GebläseNitrifikation
Zulauf
Permeat
V=200 m3
Rechen3 mm
SandfangFettfang
Feinsieb0,5 mm
Nitri-/Denitrifi-kationsbecken 1
Nitri-/Denitrifi-kationsbecken 2
RS
Rezirkulation
ÜS
Membran-filtration
Membran-filtration
RS
V=200 m3
Abb. 2-58
Fließschema der KA Rödingen
Abb. 2-59
Blick in die zwei Filtrationsstraßen beim Einbau
der ZeeWeed®-Kassetten [Foto: ERFTVERBAND]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Im Rahmen eines vom Land Nordrhein-Westfalen geför-
derten F&E-Vorhabens wurde der erstmalige Betrieb einer
deutschen großtechnischen Membranbelebungsanlage
wissenschaftlich begleitet, mit dem Ziel, hieraus weiter-
gehende Erkenntnisse für andere noch zu errichtende
Membranbelebungsanlagen zu gewinnen. Diese betrafen
insbesondere die Betriebsweise der Membranmodule, um
den Energiebedarf für deren Belüftung zu reduzieren.
Erfolgreich durchgeführte Maßnahmen dazu waren
• die straßenweise Zu- bzw. Abschaltung der Filtration
in Abhängigkeit von der zu filtrierenden Menge,
• die Einführung einer diskontinuierlichen Belüftung
der Membranmodule,
• die intermittierende Betriebsweise der Belebungsstufe,
um geringe Rezirkulationsvolumenströme zu erreichen.
Darüber hinaus zeigte sich, dass aufgrund von Verzop-
fungen an den Hohlfaserkapillarmembranen eine bessere
mechanische Reinigung des Abwassers erforderlich ist.
Dahingehend wird seit Februar 2001 zusätzlich eine Sie-
bung des Belebtschlamms als Teilstrombehandlung im
Bypass zwischen den Belebungsbecken und dem Filtra-
tionsbecken durchgeführt (siehe Abbildung 2-58), um
Fasern und Grobstoffe aus dem System zu entfernen, die
trotz der mechanischen Vorbehandlung in die Belebungs-
stufe gelangen [ENGELHARDT ET AL. 2001].
Kläranlage Schramberg-Waldmössingen
Die Kläranlage Schramberg-Waldmössingen leitet in den
schwachen und empfindlichen Vorfluter Heimbach ein.
Der Betrieb der Kläranlage war zunächst bis zum
31.12.1998 befristet, wobei die Kläranlage bereits in den
Jahren 1995 – 1998 an ihrer Kapazitätsgrenze betrieben
wurde. Gespräche mit der Aufsichtsbehörde ließen schon
1996 deutlich werden, dass der Ausbau nach dem kon-
ventionellen Belebungsverfahren ohne weitergehende
Behandlungsstufe nicht weiter genehmigt würde. Nach
Prüfung verschiedener Alternativen, wie z.B. der Anschluss
an und der Ausbau benachbarter Kläranlagen, fiel 2001
die Entscheidung zugunsten des Ausbaus der Kläranlage
am gleichen Standort nach dem Membranbelebungsver-
fahren als ökologisch und ökonomisch beste Lösung.
Die Kläranlage (Abbildung 2-60) ist heute für 2.600 E und
einen Abwasservolumenstrom von bis zu 90 m3/h ausgelegt.
Wie im Verfahrensschema der Kläranlage dargestellt ist
(Abbildung 2-61), erfolgt die mechanische Vorbehand-
lung über einen Rechen (5 mm Spaltweite) und einen
Sandfang. Dem Sandfang sind zwei parallel betriebene
Spaltsiebe (0,5 mm Spaltweite) zum besonderen Schutz
der Membranstufe nachgeschaltet. Die Belebungsstufe
besteht aus einem vorgeschalteten Denitrifikationsbecken
(V = 250 m3), dem Nitrifikationsbecken (V = 480 m3) und
der Membranbelebungsstufe.
Die Membranstufe ist zweistraßig aufgebaut und enthält
insgesamt zehn Modulkassetten (Typ 500 c) der Firma
ZENON (Abbildung 2-62), die mit einer gesamten Mem-
branfläche von ca. 4.400 m2 durchschnittlich 2.160 m3/d
Permeat erzeugen.
Die Investition für die Kläranlage betrug 2,8 Mio. Euro
und wurde durch das Land Baden-Württemberg mit
123
Abb. 2-60
Kläranlage Schramberg [Foto: STADTWERKE
SCHRAMBERG 2004]
UF2.2.3.5
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
ca. 34 % im Rahmen der Regelförderung für Abwasserbe-
handlungsmaßnahmen bezuschusst und zeitlich priori-
siert, so dass die Anlage 2004 in Betrieb genommen
wurde. Der Betrieb und die Reinigungsergebnisse werden
ein Jahr lang durch die Universität Stuttgart betreut und
dokumentiert.
124
Zulauf
Vorfluter
Feinrechen0,5 mm
Nitrifikation,Membranstufe
Feinrechen0,5 mm
Gebläse-station
Denitri-fikation
Nitri-fikation
SandfangRechen5 mm
Rezirkulation (RZ)
Abb. 2-61
Verfahrensschema der Kläranlage Schramberg-Waldmössingen [nach STADTWERKE SCHRAMBERG 2004]
Abb. 2-62
Membrananlage auf der Kläranlage Schramberg-Waldmössingen [Fotos: STADTWERKE SCHRAMBERG 2004],
links: Ansicht der Membranbecken, rechts: Membranmodul
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Kläranlage Knautnaundorf
Die Kläranlage Knautnaundorf der Kommunalen Wasser-
werke Leipzig ist die jüngste in Deutschland in Betrieb
genommene Membranbelebungsanlage. Mit einer An-
schlussgröße von zurzeit 900 E (erweiterbar auf 1.800 E)
und einem Spitzenzufluss von 23 m3/h ist sie die kleinste
„großtechnische“ Membrananlage zur kommunalen
Abwasserbehandlung.
Obwohl am Standort keine erhöhten Anforderungen an
die Abwasserreinigung gestellt werden, konnte sich im
Ausschreibungsergebnis der Bau einer Membranbelebungs-
anlage gegen konventionelle Lösungen aufgrund deutlich
geringerer Investitionen durchsetzen. Entscheidend hier-
für war neben der geringen Größe vor allem der Anschluss
der Anlage an ein Trennsystem, wodurch die Investitionen
für die Membranstufe gegenüber im Mischsystem arbei-
tenden Anlagen reduziert werden konnten [WALTHER
2001].
Der verfahrenstechnische Aufbau gleicht den zuvor
beschriebenen Anlagen. Als Besonderheiten sind folgende
Punkte zu erwähnen:
• In der Membranstufe findet erstmalig das getauchte
System der Fa. Martin Systems Anwendung (siehe Kapi-
tel 2.1.2, Abbildung 2-11). Mit einer Membranfläche
von 756 m2 kann so erstmals die Leistungsfähigkeit
einer deutschen Neuentwicklung großtechnisch nach-
gewiesen werden.
• Die mechanische Vorreinigung ist mit einem zweistufigen
Rechen ausgestattet, wobei der hintere Feinstrechen
mit einer Lochweite von 1 mm jegliche Störstoffe aus
dem Filtrationsbereich fernhalten soll.
• Der Boden des Nitrifikationsbeckens ist vollständig mit
Plattenmembran-Belüfterelementen ausgestattet, um
einen optimalen Sauerstoffeintrag zu gewährleisten.
Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme im Oktober 2001
und Aufnahme des Regelbetriebes über einige Betriebs-
wochen wurde die Anlage aufgrund einer unerlaubten
Einleitung (Dieselöl) zur Klärung von Schadenersatz-
ansprüchen außer Betrieb genommen. Aussagen zum
Betriebsverhalten über einen langen Zeitraum können
daher derzeit nicht getroffen werden, da die Anlage erst
im April 2002 wieder in Betrieb genommen wurde.
125
UF2.2.3.6
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
126
Zulauf
Feinrechen3 mm
belüfteterSand-/ Fett-
Fang
Feinsieb1 mm
Belebungsbecken
Rücklaufschlamm (RS)
Nachklärbecken
Membranstufe
Rezirkulation (RZ)
Vorfluter
Gebläse-station
Nitri-fikation
Denitri-fikation
Abb. 2-63
Verfahrensschema der Demonstrationsanlage Simmerath [nach WVER 2004]
Pilotanlage Simmerath
Der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) betreibt Kläranlagen
in der Eifel, an deren Ablaufqualität aufgrund der Lage in
Trinkwassereinzugsgebiete erhöhte Anforderungen ge-
stellt werden. Niedrige Abwassertemperaturen im Winter
und ein hoher Fremdwasseranteil im Kanalnetz stellen
zusätzliche Herausforderungen für die Abwasserbehand-
lung dar. Die Anforderungen aus der Einleiterlaubnis für
die Kläranlage Simmerath sind in Tabelle 2-16 dargestellt.
Ausgehend von diesen Rahmenbedingungen startete im
Jahr 2003 auf der Kläranlage Simmerath, welche vom
WVER betrieben wird und für 15.000 E ausgelegt ist, ein
Pilotvorhaben zum Einsatz des Membranbelebungsver-
fahrens. Das Vorhaben wurde vom Ministerium für
Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbrau-
cherschutz (MUNLV) des Landes NRW gefördert.
Im Rahmen des Pilotvorhabens wurde auf der Kläranlage
Simmerath eine Membranbelebungsanlage errichtet, in
der getauchte Kapillarmembranmodule der Firma PURON
im technischen Maßstab unter realen Bedingungen ein-
gesetzt und erprobt werden (Abbildung 2-64). Die Mem-
branbelebungsanlage ist für 750 E ausgelegt und behan-
delt einen Teilstrom aus dem Ablauf der mechanischen
Vorbehandlung (Siebtrommel mit 3 mm Lochweite) der
Kläranlage Simmerath. Dieser Teilstrom gelangt ohne
weitere Vorsiebung in die Membranbelebungsanlage.
Diese besteht aus einem Belebungsbecken mit einem
Volumen von 136 m3, das in eine vorgeschaltete Denitri-
fikationsstufe und eine anschließende Nitrifikationsstufe
geteilt ist, und der nachgeschalteten Membranstufe mit
einem Volumen von 20 m3. Der TS-Gehalt im Becken
liegt zwischen 10 g/l und 14 g/l.
Tab. 2-16
Einleiterlaubnis für die Kläranlage Simmerath [WVER 2004]
Parameter CSB BSB5 NH4-N Nges Pges AOX
Einleiterlaubnis 40 mg/l 10 mg/l 3 mg/l 18 mg/l 0,8 mg/l 50 µg/l
UF2.2.3.7
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Es wurden Erkenntnisse zum Verschlammungsverhalten
sowie zur Problematik der Faserstoffe in Membrananla-
gen gewonnen. Verschiedene praktizierte Reinigungskon-
zepte wurden hinsichtlich ihrer Wirkung getestet. Die
erzielten Reinigungsergebnisse der Anlage wurden doku-
mentiert und ausgewertet. Eine Beeinflussung der Deni-
trifikation durch die aus der Membrankammer rezirku-
lierten O2-Frachten wurde festgestellt und durch eine
geänderte Verfahrenskonfiguration verbessert.
Zurzeit werden in einem zweiten Untersuchungsab-
schnitt u. a. weiterentwickelte Membranen und die opti-
mierte Einbindung der Membranmodule in die Verfah-
renstechnik der Kläranlage untersucht.
127
Die Membranstufe besteht aus zwei Modulkassetten mit
einer Filterfläche von je 500 m2, die in zwei voneinander
getrennten Kammern betrieben werden. Der Schlamm aus
der Membranstufe wird in der Regel in den Denitrifikations-
bereich geführt, kann wahlweise aber auch in den Nitrifi-
kationsbereich geführt werden. Das Permeat der Membran-
stufe wird in den Zulauf der Anlage Simmerath geführt.
Während des Untersuchungszeitraums wurden die Mem-
branmodule und deren Betrieb kontinuierlich optimiert,
so dass sich der Betrieb der Membrananlage deutlich ver-
besserte. Die Betriebswerte der Membranbelebungsanlage
sind in Tabelle 2-17 aufgeführt.
Abb. 2-64
Membrananlage auf der Kläranlage Simmerath [Fotos: PURON AG 2003],
links: Denitrifikations- und Nitrifikationsbecken mit der Halle für die Membrananlage,
rechts: Membrankassette
Tab. 2-17
Betriebswerte der Membranbelebungsanlage in Simmerath [WVER 2004]
Parameter CSB BSB5 NH4-N Nges Pges AOX
Betriebswerte < 30 mg/l keine Angaben < 1 mg/l < 8 mg/l < 2 mg/l – µg/l
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Golfplatz St. Wendel
Die Stadt St. Wendel betreibt seit einigen Monaten am
Standort des örtlichen Golfplatzes eine neue Kläranlage
nach dem Membranbelebungsverfahren, die derzeit die
Abwässer aus den sanitären Anlagen des Golfplatzes und
des Restaurants reinigt. Zurzeit fallen etwa 3 m3/d an
Abwasser an. Im nächsten Jahr wird das zur Golfanlage
gehörende Hotel fertig gestellt, so dass die Belastung der
Kläranlage dann ca. 150 E und damit der Ausbaukapazität
entspricht. Pro Tag sollen dann 15 m3 Abwasser gereinigt
werden. Das in der Kläranlage gereinigte Abwasser wird
am Golfplatz versickert. Es besteht auch die Möglichkeit
das gereinigte Abwasser zur Golfplatzbewässerung einzu-
setzen.
Der Bau und der Betrieb der Membranbelebungsanlage
werden im Rahmen eines vom Umweltministerium des
Saarlandes geförderten Forschungsvorhabens finanziell
unterstützt. Eine Neuheit sind die eingebauten kerami-
schen Ultrafiltrationsmembranen (Trenngrenze ~0,1 µm)
der Firma ItN Nanovation, die deutschlandweit zum
ersten Mal zur kommunalen Abwasserreinigung einge-
setzt werden. Im Rahmen des Forschungsvorhabens wer-
den die Leistungsfähigkeit und die Standzeit der kerami-
schen Membranen untersucht. Insbesondere in Bezug auf
die Standzeit wird ein deutlicher Vorteil der keramischen
Membranen im Vergleich zu Polymermembranen erwartet.
128
Tab. 2-18
Mindestanforderungen, Einleiterlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Golfplatz St. Wendel
[STADT ST. WENDEL 2005]
Parameter Einheit Mindestanforderungen Betriebswerte
CSB mg/l 150 18
BSB5 mg/l 40 < 4
Gesamtcoliforme Bakterien KBE/100 ml < 100
Abwasser
VersickerungPuffer-behälter
Belebungsstufe Membranstufe
Feinsieb3 mm
Permeat-behälter
Abb. 2-65
Verfahrensschema der Kläranlage Golfplatz St. Wendel [nach STADT ST. WENDEL]
UF2.2.3.8
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Die Kläranlage besteht aus einem 7 m3 fassenden Puffer-
behälter, einer Siebtrommel mit einer Lochweite von 3 mm,
der Belebungsstufe mit einem Volumen von etwa 20 m3
und einem anschließenden Permeatspeicher. Das Abwas-
ser gelangt über den Pufferbehälter und die Siebtrommel
in die Belebungsstufe, in welche die getauchten Membra-
nen installiert sind. Die Membranen werden über
geschlitzte Rohre von unten belüftet, so dass die einge-
blasene Luft sowohl zur Kontrolle der Deckschicht auf den
Membranen als auch zur Belüftung der Belebungsstufe
genutzt wird. Die Becken sind vollständig durchmischt,
so dass auf eine Schlammrückführung verzichtet werden
kann. Der TS-Gehalt in der Belebungsstufe liegt zurzeit
bedingt durch den geringen Abwasservolumenstrom bei
etwa 4 g/l, wobei die Bemessung mit einem TS-Gehalt
von 12 g/l für den Ausbauzustand vorgenommen wurde.
Die Membranstufe besteht aus einem Rack mit drei Modu-
len. Jedes Modul verfügt über eine Membranfläche von
11 m2, sodass insgesamt eine Membranfläche von 33 m2
installiert ist. Bei Erweiterung der Anschlusskapazität wer-
den weitere Module nachgerüstet.
Das Betriebs- und Reinigungskonzept der Membrananla-
ge unter Einsatz von getauchten keramischen Plattenmo-
dulen ist mit dem der getauchten Modulsysteme auf
Polymerbasis vergleichbar. Durch die „robusteren“ kera-
mischen Membranen sind aber u.a. höhere transmembra-
ne Druckdifferenzen, höhere Druckniveaus bei der Rück-
spülung und der Einsatz höher konzentrierter Reinigungs-
chemikalien möglich.
Die Investition der Anlage betrug rund 400.000 Euro,
von der 75 % durch das Land Saarland getragen wurden.
In den 400.000 Euro sind neben den Kosten für die
eigentliche Membranbelebungsanlage u.a. die Kosten für
die Peripherie, die Einhausung und eine Klärschlamm-
vererdungsanlage enthalten.
129
Abb. 2-66
Modulrack auf der Kläranlage Golfplatz St. Wendel,
links: Draufsicht [Foto: ItN NANOVATION], rechts: Seitenansicht [Foto: ABWASSERWERK ST. WENDEL]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Kläranlage Glessen (in Planung)
Die Kläranlage Glessen (Erftverband) hat derzeit eine An-
schlussgröße von ca. 5.000 E. Der Ablauf der Kläranlage
wird in einen Vorfluter eingeleitet, dessen Wasser in das
Grundwasser eines Trinkwassereinzuggebietes durch Ver-
sickerung eingetragen wird. Die Anforderungen an die Ab-
laufqualität sind daher höher als die Mindestanforderungen
für Kläranlagen dieser Größenklasse (siehe Tabelle 2-19).
Um weiterhin die Anforderungen an die Ablaufqualität
einhalten zu können, wird die Kläranlage unter Nutzung
bestehender Anlagenteile erweitert.
In diesem Zusammenhang wird auch eine ca. 4 km ent-
fernte Kläranlage mit einer Druckleitung angeschlossen,
so dass die Ausbaukapazität der Anlage am Standort Glessen
nach der Erweiterung für 9.000 E ausgelegt ist. Bei Trocken-
wetter beträgt die Tageswassermenge 2.394 m3/d.
130
Tab. 2-19
Anforderungen an die Ablaufqualität der Kläranlage Glessen [nach ERFTVERBAND 2004]
Parameter Einheit Mindestanforderungen Einleiterlaubnis
für KA der GK 3
CSB mg/l 90 30
BSB5 mg/l 20 6
NH4-N mg/l 10 1,5
Pges mg/l – 0,6
Zulauf
SandfangFeinrechen5-6 mm
Nitri-fikations-becken
Denitri-fikations-becken
Membranstufe/Nitrifikation
Rezirkulation (RZ)
Gebläse-station
Vorfluter
Siebanlage0,5 mm
Siebanlage0,5 mm
Abb. 2-67
Verfahrensschema der Kläranlage Glessen [nach ERFTVERBAND 2004]
UF2.2.3.9
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Die Kläranlage Glessen befindet sich zurzeit in der Pla-
nung. Das Planungskonzept (Abbildung 2-67) sieht die
mechanische Vorbehandlung über einen einstraßigen
Rechen mit einer Spaltweite von 6 mm vor. Der Sandfang
mit einem Volumen von 53 m3 ist einstraßig geplant.
Daran schließt sich die zweistraßige Feinsiebstation mit
einer Lochweite von 0,5 mm an. Die Membranbelebungs-
anlage wird mit simultaner Denitrifikation und aerober
Schlammstabilisierung betrieben. Das Umlaufbecken zur
Denitrifikation und Nitrifikation hat ein Volumen von
1.680 m3.
Anlagen außerhalb Deutschlands mit Ultrafiltra-
tionsmembranen
Die bis zum Jahr 2004 größte Membranbelebungsanlage
der Welt und eine der modernsten Anlagen Englands ist
die Kläranlage Lowestoft, die Anfang 2002 mit einer Kapa-
zität von 46.000 E (nur für den Teil Membranbelebungs-
anlage) in Betrieb ging (Abbildung 2-68). Hierbei als auch
auf der Kläranlage Campbeltown (6.000 E - 9.000 E) kommt
das ZenoGem®-System zum Einsatz
Die Planung basiert auf dem Einsatz der Membranen der
Firma ZENON in vier Becken mit jeweils sieben Modulen
des Typs 500 c und einer Gesamtmembranfläche von
12.320 m2. Die Planung sieht eine Filtration bei einem
TS-Gehalt von 12 g/l vor. Die Auslegung der Membran-
anlage erfolgte unter Zugrundelegung einer spezifischen
Filtrationsleistung von 22 l/(m2 · h), die kurzfristig bei
Außerbetriebnahme einer Membranstraße auf etwa
30 l/(m2 · h) gesteigert werden muss. Das alte Nachklär-
becken mit einem Volumen von 560 m3 wird als Puffer-
becken genutzt.
131
Zulauf
Einleit-bauwerk
Verteiler Lamellen-Klärer
Membranbioreaktor 1
Membranbioreaktor 2 Permeatspeicher
Rückspülpumpen
ZumEinleit-bauwerk
Vakuumpumpen
Verteiler
ZeeWeed®
ZeeWeed®
Abb. 2-68
Luftbild und Fließbild der Kläranlage Lowestoft [ZENON 2002]
UF2.2.4
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Pilotanlagen auf der Kläranlage Beverwijk,
Niederlande
Auf der Kläranlage Beverwijk mit einer Kapazität von
450.000 E wurde in den Jahren 2000 bis 2004 das in den
Niederlanden maßgebliche Forschungsvorhaben zum
Membranbelebungsverfahren von dem Ingenieurbüro
DHV und der Stichting Toegepast Onderzoek Waterbe-
heer (Stowa) durchgeführt. Während dieser vier Jahre
wurden unterschiedliche Modulsysteme (ZENON, Kubo-
In Abbildung 2-69 sind die einzelnen Pilotanlagen
zusammengestellt.
Über die Ergebnisse des Untersuchungsvorhabens wurde
bereits mehrfach berichtet [z. B. VAN DER ROEST ET AL.
2002]. Auf Basis der Ergebnisse in Beverwijk wurde die
großtechnische Anlage in Varsseveld konzipiert und gebaut.
ta, X-Flow, Mitsubishi, Memfis, Toray und Huber) auf
ihre Leistungsfähigkeit und Praxistauglichkeit untersucht.
Die Untersuchungen wurden auf einem eigens dafür
errichteten Testfeld an jeweils separaten Membranbele-
bungsanlagen durchgeführt. Die Übersicht in Tabelle
2-20 gibt die wesentlichen Eckdaten zu den einzelnen
Versuchsanlagen wieder.
132
Tab. 2-20
Eckdaten zu den verschiedenen Pilotanlagen [DHV 2004]
Hersteller
Huber
Kubota
Memfis
Mitsubishi
Toray
X-Flow
ZENON
ZENON
ZENON
Membrantyp
Platte
Platte
Platte
Hohlfaser
Platte
Tubular
Hohlfaser
(Modul ZW 500a)
Hohlfaser
(Modul ZW 500c)
Hohlfaser
(Modul ZW 500d)
Porenweite [µm]
0,038
0,4
0,05
0,4
0,08
0,03
0,035
0,035
0,035
Membranfläche [m2]
360
240
112
314
137
220
184
55
90
Permeatfluss [m3/h]
15
10
5
7
5
9
8
3
5
Untersuchungs-
zeitraum
10/03 – 07/04
05/00 – 07/02
05/02 – 06/03
05/00 – 03/02
02/03 – 02/04
05/00 – 04/02
03/00 – 10/02
03/01 – 03/03
11/02 – 08/03
UF2.2.4.1
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
133
Abb. 2-69
Fotos der Pilotanlagen und Membranmodule auf dem Testfeld der Kläranlage Beverwijk [DHV 2004]
Von links nach rechts: Huber, Huber
Von links nach rechts: Kubota, Kubota, Mitsubishi, Mitsubishi
Von links nach rechts: X-Flow, X-Flow, Zenon, Zenon
Von links nach rechts: Memfis, Memfis, Toray, Toray
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Kläranlage Varsseveld, Niederlande
Am Standort der Kläranlage Varsseveld wird die erste
großtechnische Membranbelebungsanlage in den Nieder-
landen umgesetzt und Anfang 2005 in Betrieb gehen. Im
Rahmen eines Forschungsvorhabens wird seit April 2004
eine Pilotanlage am Standort der Kläranlage Varsseveld
für einen Permeatvolumenstrom von 3,5 m3/h betrieben
und daran Verfahrensoptimierungen für die großtechni-
sche Anlage intensiv untersucht. Parallel dazu wird die
großtechnische Anlage gebaut. Das Vorhaben wird von
dem Wasserverband Rijn en IJssel, der Stowa, der DHV
und weiteren Institutionen durchgeführt und betreut.
Die Finanzierung des Forschungsvorhabens erfolgt über
die Stowa und das EU-Life-Programm. (Siehe dazu auch
die Fördermöglichkeiten der EU im Anhang).
Die Anschlussgröße der Kläranlage Varsseveld beträgt
23.150 E und der maximale Abwasservolumenstrom
755 m3/h. Wie für niederländische Kläranlagen typisch,
ist die hydraulische Belastung bei Regenwetter um den
Faktor drei höher als die durchschnittlich zulaufende
Abwassermenge. Die durchschnittliche tägliche Abwasser-
menge wurde mit 5.000 m3/d ermittelt. Die Aufsichtsbe-
hörden fordert für Stickstoff die Einhaltung von Ablauf-
konzentrationen < 5 mg/l und für Phosphor < 0,15 mg/l.
Die Membrananlage wurde vierstraßig ausgelegt (Abbil-
dung 2-70) und weist eine Membranfläche von insgesamt
20.160 m2 in den Modulen der Firma ZENON (Modultyp:
ZW 500d) auf. Der bei Regenwetter kalkulierte spezifische
Fluss beträgt 37,5 l/m2h Permeat. Die Membrananlage ist
bei Bedarf durch weitere Module erweiterbar. Die Investi-
tion für die Kläranlage Varsseveld ist mit 10 Mio. Euro
kalkuliert.
134
Zulauf
Rezirkulation (RZ)
Sandfang
Umlaufbecken mit Belüftungszonenund vorgeschalteter Denitrifikation
Feinrechen6 mm
Ablauf
Feinsieb0,8 mm
Membranstufe
Abb. 2-70
Verfahrensschema der Kläranlage Varsseveld [nach DHV 2004]
UF2.2.4.2
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Kläranlage Brescia, Italien
Die Kläranlage Brescia ist ein Beispiel dafür, dass das
Membranbelebungsverfahren vorteilhaft sein kann, wenn
eine Erweiterung der Kläranlage notwendig, die Platzver-
hältnisse jedoch begrenzt sind.
Seit 1980 bestand die Kläranlage Brescia als dreistraßige
Belebungsanlage, wobei jede Straße aus einem Vorklär-
becken, einem Belebungsbecken, einem Nachklärbecken
und einer anschließenden Dosierstation für Chlor bestand.
Aufgrund der gestiegenen Anforderungen an den Ablauf-
wert für Nges <15 mg/l musste die Kläranlage im Jahr 2000
erweitert werden. Ein konventioneller Ausbau hätte große
zusätzliche Beckenvolumina für die Einrichtung einer
Denitrifikationszone erfordert, was die gegebenen Platz-
verhältnisse nicht zuließen. Für den Ausbau nach dem
Membranbelebungsverfahren war lediglich der Umbau
einer Behandlungsstraße notwendig (Abbildung 2-71).
Das Nachklärbecken einer Behandlungsstraße wurde durch
eine vierstraßige Membranstufe ersetzt. Diese enthält
160 Membrankassetten des Typs 500c (Kapillarmembra-
nen) der Firma ZENON mit einer gesamten Membran-
fläche von 70.400 m2. Die Membranbelebungsanlage
behandelt damit 50 % des Abwasservolumenstroms
135
Rezirkulation (RZ)
Zulauf
VorklärbeckenFeinrechen3 mm
Sandfang
Bestand
Membranstufe
Nitri-fikation
Denitri-fikations-becken
NachklärbeckenNitri-fikation
Denitri-fikations-becken
Rezirkulation (RZ)
Rücklaufschlamm (RS)
NachklärbeckenNitri-fikation
Denitri-fikations-becken
Rezirkulation (RZ)
Rücklaufschlamm (RS)
Zulauf
VorklärbeckenFeinrechen3 mm
Sandfang
Vorfluter
Ablauf
Erweiterung
Abb. 2-71
Verfahrensschema der Kläranlage Brescia [nach ZENON GMBH 2004]
UF2.2.4.3
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
(ca. 40.000 m3/d) der Kläranlage Brescia. Die verbleiben-
den 50 % werden in den beiden konventionellen Bele-
bungsstraßen behandelt. Insgesamt hat die Kläranlage
Brescia heute damit eine Behandlungskapazität von rund
150.000 E. Abbildung 2-72 zeigt die Luftaufnahme der
Kläranlage Brescia.
Durch den im Jahr 2002 abgeschlossenen Umbau konn-
ten die Ablaufwerte der Kläranlage deutlich verbessert
werden. Tabelle 2-21 zeigt die Rohabwasserkonzentration
für einige Parameter, die erreichten Betriebswerte der
Kläranlage und die Anforderungen an die Ablaufqualität.
136
Tab. 2-21
Rohabwasserkonzentration, Betriebswerte und Anforderungen an die Ablaufqualität der Kläranlage
Brescia [ZENON GMBH 2004]
Parameter Einheit Rohabwasserkonzentration Betriebswerte der Kläranlage Anforderungen
an die Ablaufqualität
CSB mg/l 505 20 < 125
BSB5 mg/l 255 10 < 25
TS mg/l 290 n. n. 2
TKN mg/l 50 2 < 15 (Nges)
Trübstoffe mg/l >50 < 10 k. A.
n. n. = nicht nachweisbar; k. A. = keine Angaben
Abb. 2-72
Luftaufnahme der Kläranlage Brescia [Foto: ZENON GMBH 2004]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Kläranlage Säntis, Schweiz
Auf dem Gipfel des Säntis befindet sich eine Bergstation
mit Gastronomiebetrieb und Telekommunikationszen-
trum. Um die dort anfallenden Abwässer zu reinigen und
eine Aufbereitung von Abwasser zu Brauchwasser durch-
zuführen, wurde die bestehende Kleinkläranlage durch
Membrantechnik nach dem ZenoGem®-Verfahren im
Jahre 2000 erweitert. Die Anlage wird von der Swisscom
und der Säntis-Schwebebahn AG betrieben.
Infolge der kompakten Bauweise durch den Einsatz der
Membrantechnik konnte die Anlage auf engstem Raum
in das bestehende Gebäude integriert werden. Sie zeich-
net sich zudem durch hohe Reinigungsleistungen
(Ablaufwerte: CSB < 30 mg/l, NH4-N < 2 mg/l) bei extre-
men Temperaturen sowie einer hohen Zulaufdynamik
infolge sprunghafter Belastungsänderungen bei täglich
bis zu 8.000 Besuchern aus.
137
Küchenabwasser
SchlammspeicherAbsackung
Fettabscheider Siebschnecke
Pufferbehälter
Sonstiger Zulauf
Permeat-behälter
DesinfektionBahn-transport
Nitrifikationmit ZeeWeed®
Denitrifikation
Ablauf
Abb. 2-73
Ansicht und Fließbild der Membranbelebungsanlage nach dem ZenoGem®-Verfahren auf dem Säntis
[ZENON 2002]
Lage der Membranbelebungsanlage auf dem Säntis und Ansicht der Module [ZENON 2002]
UF2.2.4.4
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
2.3
Kleinkläranlagen, mobile Anlagen und Schiffs-
kläranlagen mit Membrantechnik
Klein- bzw. Hauskläranlagen kommen in Deutschland als
dauerhafte Lösung nach den Vorgaben der jeweiligen
Landeswassergesetze zum Einsatz. In NRW ist § 53 Abs. 4
LWG maßgeblich, wonach eine grundstücksbezogene
Abwasserbeseitigung nur für Grundstücke außerhalb im
Zusammenhang bebauter Ortsteile möglich ist.
Nach einer Abschätzung [OTTO 2000] verbleiben bis zum
Jahr 2006 bis zu 4 Millionen Bundesbürger, welche nicht
an eine zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen sind
und daher selbst für die Entsorgung ihres Abwassers sor-
gen müssen. In Nordrhein-Westfalen sind derzeit etwa
580.000 Einwohner nicht an zentrale Kanalisations- und
Kläranlagen angeschlossen, deren entstehendes Abwasser
in ca. 130.000 Kleinkläranlagen und abflusslosen Gruben
gereinigt wird [MUNLV 2005].
Im Zuge der technischen Entwicklung findet auch im
Bereich der Kleinklärtechnik die Membranfiltration zu-
nehmend Akzeptanz.
Mit der Membrantechnik kann auch für kleine Abwasser-
reinigungsanlagen eine hohe und betriebsstabile Reini-
gungsleistung erzielt werden (Tabelle 2-22). Für den Be-
treiber eröffnet sich hierbei neben der Versickerung des
gereinigten Abwassers auch die Möglichkeit der Wieder-
verwendung als Brauchwasser, z. B. für die Toilettenspü-
lung oder zur Gartenbewässerung. Neben den ökologi-
schen Aspekten können daher auch zu erwartende Kos-
teneinsparungen durch einen geringeren Trinkwasserver-
brauch für Brauchwasseranwendungen entscheidungs-
weisend für dieses Verfahrenskonzept sein.
Verschiedene Anlagenbauer bieten inzwischen entspre-
chende Systeme an bzw. arbeiten an deren Entwicklung.
Die einwohnerbezogenen Investitionen liegen zurzeit,
je nach Anlagengröße, zwischen 1.000 und 1.500 Euro
pro Einwohner, zusätzlich sind für Betrieb und Wartung
weitere Kosten von 60 bis 110 Euro pro Einwohner und
Jahr anzusetzen. Im Folgenden werden kurz die ausgereif-
testen Anlagensysteme dargestellt, die bereits über zahl-
reiche Referenzen verfügen.
Busse-MF-Anlage der Fa. Busse
Die erste Klein- bzw. Hauskläranlage die nach dem Mem-
branbelebungsverfahren konzipiert ist und über die allge-
meine bauaufsichtliche Zulassung durch das Deutsche
Institut für Bautechnik (DIBt) [Z-55.3-60] verfügt, wird
von der Busse Innovative Systeme GmbH hergestellt und
vertrieben.
Seit Produktionsbeginn im Herbst 1999 kamen inzwischen
über 250 Anlagen (Stand: 2005) nach diesem patentierten
Verfahren in Größen von 2 bis 50 angeschlossenen Ein-
wohnern für die Abwasserreinigung in Ein- bzw. Mehr-
familienhäusern sowie Bürogebäuden, Gaststätten und
Hotels in Deutschland und weiteren zehn Ländern zum
Einsatz [BUSSE 2005]. Durch den Einsatz der Membranen
ist das Busse-MF-System sehr kompakt, wie Abbildung
2-74 exemplarisch für das Anwendungsbeispiel einer im
Keller eines Wohnhauses installierten Busse-MF-Anlage
zeigt.
Wie in Abbildung 2-75 anhand des Verfahrensschemas
dargestellt, besteht das System aus zwei Behältern. Der
erste Behälter (Vorklärung) wird direkt an das Fallrohr zur
Abwasserableitung angeschlossen und erfüllt die Funk-
138
Abb. 2-74
Ansicht der Busse-MF-Kleinkläranlage
(vormals Bio-MIR® [BUSSE 2002])
MF2.3.1
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
tion der Grobstoffabscheidung sowie der Abwasser- und
Schlammzwischenspeicherung. Aus der mittleren Behäl-
terzone wird die flüssige Phase über eine mit einem Kunst-
stoffnetz geschützte Mammutpumpe in den zweiten Be-
hälter (Belebungsbecken) geführt. Dort finden die biolo-
gische Abwasserreinigung nach dem Belebungsverfahren
sowie die Phasenseparation durch getauchte Plattenmo-
dule der Firma Kubota statt. Die notwendige transmem-
brane Druckdifferenz für den Permeatabzug wird durch
den hydrostatischen Druck der Wassersäule zwischen
Permeatauslass und Füllstand des Belebungsbeckens auf-
gebracht. Hierdurch kann auf eine Saugpumpe für den
Permeatabzug im System verzichtet werden.
Übliche Aufstellorte für die Anlage sind Keller oder
Garage, ggf. kann auch eine bestehende Grube als vorge-
schalteter Abwasserspeicher und Grobstoffabscheider ge-
nutzt werden. In diesem Fall ist nur die nachgeschaltete
Belebungsstufe mit Membranfiltration nachzurüsten.
Die Reinigungsleistung erfüllt die Anforderungen ge-
mäß der Zulassungsgrundsätze für Kleinkläranlagen des
DIBt [N.N. 2002d], wie in der Zertifizierung und weiteren
unabhängigen Untersuchungen nachgewiesen wurde
[ROSENWINKEL ET AL. 2001; KRAUME ET AL. 2000].
Eine Gegenüberstellung der Grenzwerte nach DIBt [N.N.
2002d] und der Mittelwerte von monatlich entnomme-
nen qualifizierten Stichproben und 24-h-Mischproben
aus einem Versuchszeitraum von einem Jahr [ROSEN-
WINKEL ET AL. 2001] zeigt Tabelle 2-22. Demnach wer-
den die Anforderungen an die Behandlung z. T. weit
unterschritten.
139
Abwasser aus Bad,Küche, Toilette
Entlüftung übervorhandenes Fallrohr
Verdichter
Mammutpumpe mitGrobstoffabscheider
Abwasser- undSchlammzwischenspeicher
Belebungsstufe mit Filtrationseinheit
Permeat
Abb. 2-75
Schematische Darstellung einer Busse-MF-Anlage [BUSSE 2002]
Tab. 2-22
Anforderungen an die Ablaufgüte von Kleinkläranlagen und ermittelte Ablaufwerte der Busse-MF-Anlage
Parameter Einheit Mindestanforderungen Grenzwerte nach DIBt 2000 Ablaufwerte
für Anlagen mit Nitrifikation Busse-MF-Anlage
[N. N. 2002d] [ROSENWINKEL ET AL. 2001]
CSB mg/l 150 90 39
BSB5 mg/l 40 20 2,4 *
NH4-N mg/l – 10 (bei > 12 °C) 4,5
AFS mg/l – 50 0,65 *
* Erhöhte Ablaufwerte sind bedingt durch Algenwachstum im Filtratsammelbehälter.
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
2.3.2
UltraSept-Anlage der Fa. Mall
Ein weiteres System ist die UltraSept-Anlage, die von der
Fa. Mall GmbH angeboten wird (Abbildung 2-76). Es wer-
den inzwischen 50 dieser Anlagen mit 6 bis 40 angeschlos-
senen Einwohnern in Deutschland betrieben.
Die Anlage besteht aus drei Kammern, die nach dem
Prinzip einer Dreikammergrube angeordnet sind. Die
ersten zwei Beckenkompartimente werden zur Vorreini-
gung des zufließenden Abwassers nach dem Prinzip einer
Mehrkammerabsetzgrube betrieben. In der dritten, größ-
ten Kammer befinden sich die Belebungsstufe sowie die
Filtrationseinheit für den Abzug des gereinigten Abwas-
sers. Als Membranmodul kommt ein Modul der Firma
Weise zum Einsatz.
Für den Einbau der Anlage wird üblicherweise eine Grube
ausgehoben, in welche die Kompaktanlage vollständig
versenkt wird. Für den Fall, dass bereits eine Mehrkam-
mergrube vorhanden ist, besteht neben einer Neuinstalla-
tion die kostengünstigere Möglichkeit, den vorhandenen
Behälter mit einem Nachrüstsatz mit Membrantechnik
auszustatten und hierdurch die Ablaufqualität der Anlage
zu verbessern.
140
Zulauf
Notüberlauf
Anschluss für Ablauf, Zuluft, Steuerleitung
Mechanische Stufe
Gummidichtung (Elastomerdichtung)
Biologische Stufe
Schwimmerschalter
Unterdruckleitung
Zuluftleitung
Membranmodul (physikalische Stufe)
Mall UltraSeptAllgemeine Bauaufsichtliche Zulassung beantragt
Abb. 2-76
Schema der UltraSept-Anlage der Fa. Mall [MALL 2002]
MF2.3.2
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Kleinkläranlage für 4 EW in NRW
Im Rahmen eines Pilotprojekts zur dezentralen Abwasser-
einigung und Brauchwasseraufbereitung mit Membran-
technik wird in der nördlichen Eifel, NRW, eine Klein-
kläranlage nach dem UltraSept-Verfahren betrieben. Die
Anlage ist auf dem Hof einer vierköpfigen Familie instal-
liert, die im Nebenerwerb eine Rinderzucht betreibt.
Die Membranbelebungsanlage verfügt über eine Nenn-
leistung von 900 l/d und wird mit einem tatsächlichen
Abwasseranfall von 600 l/d beaufschlagt. Zusätzlich zur
Abwasserreinigungsanlage sind zwei Speichertanks zur
weiteren Nutzung des gereinigten Abwassers installiert
worden, die Differenzen zwischen Brauchwasseranfall
und -bedarf puffern.
Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW),
Brauchwasseraufbereitung
Bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frankfurt (KfW)
wird eine Kombination aus einer Festbettbelebungsstufe
und einer Membranstufe zur Aufbereitung von Grauwas-
ser zu Brauchwasser eingesetzt. Das Grauwasser setzt sich
aus dem Duschabwasser der Mitarbeiterwohnungen und
dem Abwasser aus den Teeküchen und der Vorstandskü-
che zusammen.
Das Abwasser aus den Küchen wird zunächst in einem
Fettabscheider vorbehandelt, und die Duschabwässer
werden mechanisch über eine Siebanlage von Haaren etc.
befreit (Abbildung 2-77). Beide vorgereinigten Abwasser-
ströme werden in eine Belebungsstufe geführt.
Ein kleiner Tank mit einem Volumen von 0,6 m3 wird
zur Deckung des Brauchwasserbedarfs im Haus genutzt.
Er ist unterirdisch, lichtabgeschlossen installiert, um
einer Wiederverkeimung des Wassers während der Lage-
rung vorzubeugen. Die Anschlüsse an das häusliche
Leitungssystem sind nach den technischen Regeln der
Regenwassernutzung ausgeführt.
Brauchwasser, das nicht unmittelbar im Haus benötigt
wird, gelangt in einen Langzeitspeicher, der im Fall des
Pilotprojekts als Folienteich mit einem Fassungsvermö-
gen von 36 m3 ausgeführt ist. Das dort gespeicherte Was-
ser wird als Brauchwasser zur Reinigung der Ställe und
des Hofplatzes sowie zur Gartenbewässerung genutzt
[KLEMENS 2002].
141
Duschabwasser
Festbett-belebung
VorlageBrauch-wasser
Ultrafiltration
Küchenabwasser
Sieb
Sieb
Vorlage
Toiletten
Abb. 2-77
Grauwasseraufbereitung bei der KfW
MF2.3.3
UF2.3.4
MembraneClearBox®-Kleinkläranlage und Honey-
Comb® der Hans Huber AG
Die Hans Huber AG bietet vor allem für die dezentrale
Abwasserentsorgung im ländlichen Raum die Kleinklär-
anlage MembraneClearBox® (MCB) und das HoneyComb®-
System an. Beide Systeme können als Nachrüstsatz in
vorhandene Mehrkammerausfaulgruben bzw. neu zu
erstellende Gruben eingebaut werden (Abbildung 2-79).
Das Verfahren besteht aus den drei Schritten Vorklärung,
Belebung und Membranfiltration mit getauchten Ultrafil-
trationsmodulen, wobei die MembraneClearBox® (MCB)
für bis zu 8 Einwohner und das HoneyComb®-System für
9 bis 150 Einwohner eingesetzt werden können.
Die erste Kammer der Dreikammergrube dient der Vorklä-
rung und die zweite als Vorklärung bzw. Pufferbehälter,
bevor das Abwasser im freien Überlauf in die dritte Kam-
mer fließt, die als Belebungsbecken ausgeführt ist. Darin
eingehängt sind der jeweilige Einbausatz und ein Belüfter
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Die biologische Stufe ist als Festbettbelebung mit speziel-
len Aufwuchskörpern ausgeführt, die von ACO Passavant
entwickelt wurden. Im Anschluss an die Belebungsstufe
wird das Abwasser in eine Vorlage und von dort über
eine Ultrafiltrationsanlage, eine MicroClear-Anlage der
Firma Weise Water Systems GmbH, filtriert (Abbildung
2-78). Die Anlage ist mit getauchten Plattenmodulen aus-
gestattet, über deren gesamte Membranfläche von 44 m2
durchschnittlich 500 l/h Permeat erzeugt wird. Da der TS-
Gehalt lediglich aus dem Schlammabtrieb der Aufwuchs-
körper resultiert und daher im Vergleich zu anderen
Membranbioreaktoren mit suspendierter Biomasse relativ
gering ist, haben die Plattenmembranmodule kleine Plat-
tenabständen von 2,5 mm.
Das aufbereitete Wasser wird in eine Vorlage geleitet. Als
Brauchwasser wird es u. a. für die Toilettenspülung im
Verwaltungsgebäude und den Wohnungen der Mitarbei-
ter verwendet.
zur Versorgung der Biologie. Der Einbausatz besteht je
nach Größe der Anlage aus einer unterschiedlichen
Anzahl von Plattenmodulen, den so genannten VUM-
Modulen (VacuumUpstreamMembrane), die mit Ultrafil-
trationsmembranen ausgestattet sind. Das Klarwasser
wird über eine Unterdruckpumpe abgezogen und kann
entweder als Brauchwasser wieder verwendet oder abge-
leitet bzw. versickert werden. Die zugehörige Aggregate-
und Steuerungseinheit (Abbildung 2-80) kann entweder
in einem beheizten Schaltschrank nahe der Grube oder
im Keller des angrenzenden Wohnhauses installiert wer-
den. Die MCB-Kleinkläranlagen sind mit einer Fernüber-
wachung ausgestattet, die bei Eintreten einer Störung
eine Benachrichtigung über SMS, E-Mail oder Fax sendet.
Der Betrieb der realisierten Kleinkläranlagen zeigt nach
Angaben des Anbieters, dass der CSB-Wert um mehr als
95 % und der Ammoniumstickstoff um ca. 98 % reduziert
werden kann. Der Energieverbrauch für eine 4 E-Anlage
beträgt ca. 2 kWh/d. Die Überschussschlammproduktion
ist in einigen Anlagen deutlich zurückgegangen, in einer
142
Abb. 2-78
Membrananlage zur Brauchwasseraufbereitung im
Keller der KfW [WEISE WATER SYSTEMS GMBH]
UF2.3.5
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Anlage z. B. von anfänglich ca. 0,09 kgTS/(m3· d) bei län-
gerem Betrieb auf nur noch 0,015 kgTS/(m3· d). Eine Ent-
nahme von Überschussschlamm war auch nach mehr als
einem Jahr Betrieb nicht notwendig.
143
1. Absetzbecken mit Grobentschlammung
2. Absetzbeckenmit Überlauf
Notüberlauf
Belüftung 3. BelebungsbeckenMembranfiltration
Permeatabzug
Zulauf
1. Absetzbecken mit Grobentschlammung
Zulauf
2. Absetzbeckenmit Überlauf
3. Belebungsbecken
Membranfiltration
Belüftung
Abb. 2-79
Einbauskizze einer Membrankleinkläranlage in eine Mehrkammergrube [HUBER AG 2004]
Abb. 2-80
MembraneClearBox®-Kleinkläranlage der Huber AG [Fotos: HUBER AG 2004], links: Aggregate- und Steue-
rungseinheit, rechts: MCB-Nachrüstsatz, bestehend aus Plattenmodul und Belüfter
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Mobile Anlagen für den Einsatz in Feldlagern
Einsätze der Bundeswehr finden an wechselnden Orten
im Inland und im Ausland zeitlich begrenzt statt und
können oft nicht langfristig geplant werden. Meist kann
nicht auf vorhandene Infrastrukturen zurückgegriffen
werden, so dass Ver- und Entsorgungsstrukturen sowohl
mobil, einfach bedienbar und international einsetzbar als
auch den gesetzlichen Vorgaben und den Bedürfnissen
der eingesetzten Truppen gerecht werden müssen.
Aufgrund dieser Anforderungen hat das Bundesamt für
Wehrtechnik und Beschaffung, Koblenz, die A3-Abfall-
Das zu behandelnde Abwasser wird mittels einer Pump-
station über eine Zerkleinerungseinheit dem Container
zugeführt. Die außenseitige Zuführung erfolgt über auto-
matisch beheizte und isolierte Schlauchleitungen, um
den Einsatz in kalten Gebieten gewährleisten zu können.
Der Container enthält einen Membranbioreaktor, auf
dessen Boden sechs getauchte Plattenmembranmodule
der Firma A3 GmbH mit einer Membranfläche von ins-
gesamt 120 m2 installiert sind. Das Filtrat wird über eine
frequenzgesteuerte Saugpumpe abgezogen und zur Ein-
leitstelle gepumpt. Eine Anlage dieser Bauart ist seit
Anfang 2004 in Betrieb.
Abwasser-Anlagentechnik GmbH, Gelsenkirchen, damit
beauftragt, eine mobile Abwasserbehandlungsanlage in
einem 20 Zoll-Container zu entwerfen und zu bauen
(Abbildung 2-81). Die Anlage kann das Abwasser von 300
Soldaten bei Umgebungstemperaturen von -32 °C bis
+49 °C so weit reinigen, dass dieses anschließend vor Ort
eingeleitet oder versickert werden kann. Durch die Con-
tainerbauweise ist die Anlage jederzeit weltweit einsetzbar
und mit nahezu jedem Verkehrsmittel zu transportieren
(Abbildung 2-81).
144
Abb. 2-81
Transport der Containeranlage auf einem Einsatzfahrzeug und Schema der Containeranlage [A3 GMBH 2004]
MF2.3.6
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Schiffskläranlagen mit Membrantechnik
Die Abwassereinleitung von zivil und militärisch genutz-
ten Schiffen ist durch nationales und internationales
Recht geregelt. Die Regelinstanz für die internationale
Gesetzgebung ist die IMO (International Maritime Orga-
nisation). In Anlage IV des IMO-Regelwerkes (MARPOL
73/78) ist die Einleitung von Schiffsabwasser geregelt. Mit
Ausnahme von Abwässern, die durch eine behördlich zu-
gelassene Anlage behandelt und desinfiziert werden, ist
die Einleitung der definierten Abwässer verboten. Die
Anlage IV ist im September 2003 in Kraft getreten, nach-
dem die dazu notwendigen Bedingungen (Überführung
in nationales Recht durch ausreichend viele Staaten) im
Jahr 2002 erfüllt wurden.
Für Binnenschiffe ist eine Regelung zum Einleiten von
Abwasser mit Artikel 9.01 des Übereinkommens über die
Sammlung, Abgabe und Annahme von Abfällen in der
Rhein- und Binnenschifffahrt der Zentralkommission für
die Rheinschifffahrt (ZKR 2000) vorgesehen. Danach ist
die Einleitung von häuslichem Abwasser für Kabinen-
schiffe mit mehr als 50 Schlafplätzen ab dem 01.01.2005
und für Fahrgastschiffe, die zur Beförderung von mehr als
50 Fahrgästen zugelassen sind, ab dem 01.01.2010 verbo-
ten. Die Vertragsstaaten verpflichten sich daher, bis zu
den genannten Zeitpunkten geeignete Annahmestellen
einzurichten. Das Verbot der Einleitung gilt nicht für
Fahrgastschiffe, die über eine zugelassene Bordkläranlage
verfügen. Das Übereinkommen ist bisher (Stand August
2005) noch nicht in Kraft getreten, da es noch nicht von
jedem Mitgliedsstaat ratifiziert wurde.
Nach bisheriger Praxis werden Grauwasser (Abwasser aus
Duschen, Handwaschbecken und Bodeneinläufen) sowie
Küchenabwässer meist ohne biologische Vorbehandlung
direkt in die Desinfektionszelle der Abwasserreinigungs-
anlage gegeben, für die biologische Reinigung von Schwarz-
wasser (Toilettenabwasser) auf Seeschiffen kommen der-
zeit als Vorstufen vor der Desinfektion Belebungsanlagen
– häufig in Kaskadenausführung – zum Einsatz.
Die Beschickung der konventionellen Reinigungsanlagen
mit Abwasser erfolgt in der Regel schwallweise, abhängig
vom Zeitpunkt des Abwasseranfalls. Das Abwasser fließt
der ersten belüfteten Belebungskammer zu und gelangt
nach einer Reaktionszeit, die sich aus der anlagenspezifi-
schen Hydraulik ergibt, als Schlamm-Wasser-Gemisch in
die zweite Belebungskammer. Hier erfolgt eine erneute
Belüftung, um einen weitergehenden Abbau der organi-
schen Wasserinhaltsstoffe zu gewährleisten. Anschließend
wird das Abwasser dem Nachklärbehälter und danach der
Desinfektionszelle zugeführt.
Die beschriebene installierte Anlagentechnik weist an Bord
von Schiffen einige Schwachpunkte auf, da sie lediglich
aus der kommunalen Abwasserreinigung übernommen
und die spezifischen Rahmenbedingungen auf Schiffen
oftmals außer Acht gelassen wurden. Besondere verfah-
renstechnische Probleme bestehen im Bereich der Nach-
klärung, weil durch die Schiffsbewegungen und die stän-
digen niederfrequenten Vibrationen durch Schiffsmotoren
die Sedimentation erheblich gestört und so Schlamm über
die Nachklärung nach See ausgetragen wird. Hinsichtlich
der Gewässerbelastung ist auch das Entstehen organischer
Halogenverbindungen bei der Entkeimung des Ablauf-
wassers über Chlorbleichlauge kritisch zu werten.
Da umbauter Raum an Bord eines Schiffes extrem teuer
ist, sollten alle einzubauenden Systeme – so auch die
Schiffskläranlagen – möglichst klein ausgeführt werden.
In einigen Vorhaben konnte der Einsatz von Anlagen mit
Mikrofiltrationsmembranen zur Abwasserreinigung bereits
erfolgreich getestet und eingesetzt werden [BRÜß, RICH-
TER 2001]. Ein Beispiel einer solchen Anlage zeigt Abbil-
dung 2-82. Der Vorteil von Kläranlagen mit Membran-
technik besteht darin, die Belebungsstufe mit einem
Trockensubstanzgehalt TSBB von bis zu 20 g/l betreiben zu
können, so dass der Belebungstank im Vergleich zu einer
konventionellen Anlage bis auf ein Viertel des Volumens
reduziert werden kann. Durch Anordnung einer Mikro-
filtrationsanlage im biologischen Reaktor ist keine Nach-
klärzone mehr vorzusehen. Die Abtrennung des Belebt-
schlamms wird durch die Membranen – unabhängig von
den Sedimentationseigenschaften des Schlamm-Wasser-
Gemisches – gewährleistet. Es wird außerdem eine deut-
lich bessere Qualität des gereinigten Abwassers erzielt,
und durch den Keimrückhalt kann die auf Schiffen übli-
che Chlorung zur Desinfektion des Abwassers entfallen.
145
MF2.3.7
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Kreuzfahrtschiff Queen Mary 2
Die Queen Mary 2 ist mit einer Länge von 325 m und
einer möglichen Passagierzahl von 2.620 Personen sowie
einer Besatzungsstärke von 1.250 Personen eines der größ-
ten Passagierkreuzfahrtschiffe der Welt (Abbildung 2-84).
Im Laderaum der Queen Mary 2 werden die anfallenden
Grau- und Schwarzwässer in einer Membranbioreaktoran-
lage nach dem Stand der Technik gereinigt. Wesentliche
Entscheidungskriterien für diese Anlage waren die kom-
pakte Bauform, die hohe Reinigungsleistung und die
Möglichkeit, das gereinigte Abwasser wieder zu verwen-
den bzw. einzuleiten. So kann das Schiff auch in
geschützten Gewässern fahren.
Der täglich in der Abwasserbehandlungsanlage zu reini-
gende Abwasserstrom beträgt rund 1.100 m3.
Das Abwasser wird in einem Hydrozyklon und einem
Feinrechen mit einer Spaltweite von 1 mm mechanisch
vorgereinigt und gelangt anschließend in die Belebungs-
stufe, die aus zwei Becken (je 150 m3 Volumen) und einer
extern aufgestellten Ultrafiltrationsanlage besteht
(Abbildung 2-85). Die fest-flüssig Separation erfolgt in der
Ultrafiltrationsanlage, die im Cross-Flow-Verfahren betrie-
ben wird und zwei Module (Pleiade®) der Firma Rhodia
Eine an die schiffsbaulichen und betrieblichen Rahmen-
bedingungen angepasste Abwasserreinigung mit Mem-
brantechnik für Fahrgastbinnenschiffe wird derzeit im
Rahmen von Projekten untersucht, die vom Ministerium
für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Ver-
braucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MUNLV
NRW) gefördert werden. Nach erfolgreichen Untersuchun-
gen mit Testanlagen im Pilotmaßstab (Jahre 2002–2004)
wird im Zeitraum 2005/2006 der Betrieb einer großtech-
nischen Membranbelebungsanlage an Bord des Event-
schiffes RheinEnergie der Köln-Düsseldorfer Deutschen
Rheinschifffahrt AG untersucht.
146
Abb. 2-82
Ansicht einer MEMROD®1) Schiffskläranlage nach
dem Membranbelebungsverfahren für 250 Personen
[VA TECH WABAG 2002]
Abb. 2-83
Ultrafiltrationsmodul Pleiade® zur Abwasserreini-
gung auf der Queen Mary 2 [Foto: ORELIS SA 2004]
1) MEMbrane Reaktor Operation Device
UF2.3.8
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
mit einer Membranfläche von 700 m2 enthält (Abbildung
2-83). Der Permeatvolumenstrom der Anlage beträgt rund
50 m3/h. Zur weiteren Reduzierung organischer Inhalts-
stoffe und zur Desinfektion sind der Ultrafiltrationsanlage
ein Aktivkohlefilter und eine UV-Anlage nachgeschaltet.
Das so gereinigte Abwasser soll zu etwa 50 % auf dem
Kreuzfahrtschiff als Brauchwasser wieder verwendet
werden.
147
Abb. 2-84
Foto der Queen Mary 2
Zulauf
Hydrozyklon
Membrananlage
Feinfilter1 mm
150 m3 UV-Desinfektion
Schlamm
Aktiv-kohle
150 m3
Belebungsstufe
Rezirkulation (RZ)
Schlamm
Abb. 2-85
Verfahrensschema der Abwasserreinigungsanlage auf der Queen Mary 2 [nach ORELIS SA 2004]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Grau- und Schwarzwasserbehandlung auf Schiffen
Das heute allgemein auf Schiffen zur Anwendung kom-
mende Konzept zur Abwasserbehandlung beinhaltet die
One-Stream-Lösung, bei der Grauwässer (Duschen, Wasch-
becken, Wäscherei), Küchenabwasser und Schwarzwässer
(Toiletten) gemeinsam in Membranbelebungsanlagen be-
handelt werden. Verwendung finden sowohl die in der
kommunalen Abwasserbehandlung eingesetzten getauch-
ten Membranmodule als auch Ultrafiltrationsanlagen mit
extern angeordneten Modulen mit rohwasserseitig offe-
nen Kanälen.
Bei größeren Abwasservolumenströmen, wie z. B. auf
Kreuzfahrtschiffen mit über tausend Passagieren, kann
die Two-Stream-Lösung sinnvoll zum Einsatz kommen.
Bei dieser wird das Grauwasser über eine Ultrafiltration
mit anschließender Niederdruck-Umkehrosmosemembra-
nen gereinigt und das Permeat steht für technische Ein-
satzzwecke zur Verfügung. Das Schwarzwasser, das Kon-
zentrat der Niederdruck-Umkehrosmoseanlage (ND-RO)
sowie das Küchenabwasser fließen zur Behandlung einem
Membranbioreaktor zu. Das Filtrat kann abgeleitet oder
für Einsatzbereiche mit geringeren Qualitätsanforderun-
gen genutzt werden. Die Entwicklung dieser Two-Stream-
Lösung wurde durch Erkenntnisse und Erfahrungen bei
der Aufbereitung von Industrieabwasser mit Membran-
verfahren und des daraus abgeleiteten „Nicht-Mischen“-
Gebots beeinflusst, da es in der Regel einfacher und effi-
zienter ist, Abwasser mit unterschiedlicher Zusammenset-
zung und deutlichen Konzentrationsunterschieden mit
verschiedenen Verfahren aufzubereiten bzw. zu behan-
deln. Abbildung 2-86 zeigt das Verfahrensschema, wie es
in der anlagentechnischen Ausführung bereits auf 25
Schiffen realisiert ist.
Die hier als Beispiel aufgeführte Verfahrenskombination
aus Ultrafiltration bzw. Ultrafiltration und Nieder-
druck-Umkehrosmose der Firma Rochem UF ist in
Abbildung 2-87 dargestellt.
148
Grauwasser
Brauchwasser
Gebläse-station
Ultrafiltration
Schwarzwasser
Umkehrosmose
Gebläse-station
Membranbelebungsanlage
Ableitung bzw.Spülwasser
Abb. 2-86
Verfahrensschema der Abwasserreinigung nach der Two-Stream-Lösung [nach ROCHEM UF 2004]
UF UO2.3.9
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
149
Abb. 2-87
Membran-Bioreaktor BioFilt mit drei Straßen à 4,5 m3/d Permeat [ROCHEM UF 2004]
Abb. 2-88
Niederdruck-Umkehrosmose für die Grauwasser-Aufbereitung für 600 m3/d Permeat [Foto: RochemRochem UF 2004]
1) Polypropylen 2) Polyacrylnitril 3) Polyvinyldiflourid 4) Polyethersulfon
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
2.4
Nachgeschaltete Membranstufe zur
Abwasserhygienisierung
2.4.1
Verfahrensbeschreibung und Einsatzgebiete
Mit dem Einsatz einer Membranstufe im Ablauf einer
Kläranlage wird vor allem eine Hygienisierung des Ab-
laufs angestrebt, um erhöhte Anforderungen (z. B. EU-
Badegewässerrichtlinie) einzuhalten oder das gereinigte
Abwasser wieder zu verwenden. Die Hygienisierung
durch eine Membranstufe hat dabei Vorteile gegenüber
den gängigen Verfahren wie UV-Behandlung, Ozonung
oder Chlorung, da weder unerwünschte Nebenprodukte
entstehen noch Resistenzbildungen bei Bakterien und
Viren gefördert werden [DORAU 1999].
Das Abwasser aus dem Ablauf der Kläranlage gelangt
meist nach einer Vorsiebung mit einer Trenngrenze von
500 µm in die Membranstufe. Eine weitere Vorbehand-
lung ist nicht notwendig. Wird neben der Entkeimung
auch eine weitergehende Elimination gelöster Phosphat-
verbindungen angestrebt, kann der Trennstufe eine Fäll-
mitteldosierung vorgeschaltet werden [DITTRICH ET AL.
1998], um den Fällschlamm in der nachgeschalteten
Membranstufe zurückhalten zu können.
2.4.2
Eingesetzte Membranmodule
In den bisherigen Untersuchungen (Versuchsanlagen der
Berliner Wasserbetriebe auf dem Klärwerk Berlin-Ruhleben
[DITTRICH ET AL. 1998], Anlage auf der Kläranlage Geisel-
bullach [SCHILLING 2001]) und den Versuchen auf den
Kläranlagen Hailfingen [EISELE 2003] und Merklingen
[MAIER, VOGEL 2003] konnte die Eignung verschiedener
Mikro- und Ultrafiltrationsmodule für die weitgehende
Hygienisierung nachgewiesen werden. Tabelle 2-23 zeigt
beispielhaft die Kenndaten der zum Teil großtechnisch
eingesetzten Module.
2.4.3
Betriebserfahrung
Auf Basis der gemessenen Ablaufqualität an den Versuchs-
anlagen auf dem Klärwerk Berlin-Ruhleben können die
Grenzwerte der EU-Badegewässerrichtlinie [DITTRICH
150
Tab. 2-23
Kenndaten verschiedener Membranmodule für die Filtration von Kläranlagenabläufen der Versuchs-
anlagen der Berliner Wasserbetriebe und der Anlagen auf den Kläranlagen Geiselbullach, Hailfingen
und Merklingen
Hersteller
Membranverfahren
Material
Modultyp
NominaleTrenngrenze
Betriebsart
Betriebsdruck
(transmembran)
Fluss
Rückspülung
Klärwerk
Berlin-Ruhleben
[nach DITTRICH
ET AL. 1998]
MemBrain
Ultrafiltration
Keramik
Multikanal-Rohrmodul
0,05 µm
Dead-End
0,5 – 2,0 bar
ca. 63 l/(m2 · h)
mit Filtrat (filtratseitig)
Klärwerk
Berlin-Ruhleben
[nach DITTRICH
ET AL. 1998]
Memtec
Mikrofiltration
PP1)
Kapillarmodul
0,1 µm
Dead-End
0,5 – 1,5 bar
ca. 70 l/(m2 · h)
mit Druckluft
(filtratseitig)
Kläranlage
Geiselbullach
[nach SCHILLING
2001]
ROCHEM
Ultrafiltration
PAN2)
Kissenmodul
50/200 kD
Dead-End
0,5 – 2,0 bar
ca. 45 l/(m2 · h)
mit Filtrat (filtratseitig)
u. Druckluft (feedseitig)
Kläranlage
Bondorf-Hailfingen
ZENON
Ultrafiltration
PVDF3)
Kapillarmodul
0,02 µm
Dead-End
0,05 – 0,3 bar
ca. 40 l/(m2 · h)
mit Filtrat (filtratseitig)
u. Druckluft (feedseitig)
Kläranlage
Merklingen
X-flow
Ultrafiltration
PES4)
Kapillarmodul
150 kD
Dead-End
0,5 – 1,5 bar
ca. 60 l/(m2 · h)
mit Filtrat (filtratseitig)
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
ET AL. 1998] eingehalten bzw. z. T. deutlich unterschritten
werden.
Mit den bislang eingesetzten Modulen sind nach ersten
Erfahrungen Flüsse von 35 bis 70 l/(m2· h) anzusetzen
[DITTRICH ET AL. 1998; SCHILLING 2001]. Zur Aufrecht-
erhaltung der Filtrationsleistung muss jedoch bislang ein
erhöhter personeller und monetärer Aufwand für chemi-
sche Reinigungen berücksichtigt werden.
Erste Angaben zu Behandlungskosten wurden anhand
halbtechnischer Untersuchungen der Berliner Wasserbe-
triebe ermittelt. Demnach betrugen 1998 die spezifischen
Nettogesamtkosten für zwei verschiedene Anlagenkonfi-
gurationen zwischen 0,25 Euro/m3 und 0,42 Euro/m3
Filtrat [DITTRICH ET AL. 1998]. Im Vergleich dazu liegen
die Kosten konventioneller Lösungen, z. B. bestehend aus
Sandfiltration und anschließender UV-Bestrahlung, zwi-
schen 0,15 Euro/m3 und 0,31 Euro/m3 [DOHMANN
1997].
Großtechnische Anwendungen in Deutschland zur
Abwasserhygienisierung mit Ultrafiltration
In Deutschland sind derzeit drei Membrananlagen in
Betrieb, die den Ablauf einer konventionellen Kläranlage
weitergehend reinigen (Tabelle 2-24). Auf der Kläranlage
Geiselbullach des Amperverbandes in Bayern wird seit
Juli 2000 eine technische Anlage betrieben, mit welcher
der Ablauf der konventionellen Anlage bis zu Brauchwas-
ser aufbereitet wird, das auf der Kläranlage anstelle des
vorher genutzten Grundwassers eingesetzt werden kann.
Im Jahr 2004 wurden nach Vorversuchen zwei weitere
Membrananlagen zur nachgeschalteten, weitergehenden
Abwasserreinigung auf den Kläranlagen Hailfingen des
Abwasserzweckverbandes Bondorf-Hailfingen und der Klär-
anlage Merklingen der Gemeinde Merklingen in Betrieb
genommen, die im Folgenden beschrieben werden.
151
Tab. 2-24
Membrananlagen zur Abwasserhygienisierung in Deutschland
Betreiber Amperverband Gemeinde Merklingen Abwasserzweckverband
Bondorf-Hailfingen
Bundesland Bayern Baden-Württemberg Baden-Württemberg
Anlage KA Geiselbullach KA Merklingen KA Bondorf-Hailfingen
Anschlussgröße 250.000 E 2.300 E 9.000E
Membranhersteller Rochem X-Flow ZENON
Modultyp Kissenmodul Kapillarmodul Kapillarmodul
Verfahren Ultrafiltration Ultrafiltration Ultrafiltration
Membranfläche 480 m2 420 m2 7.560 m2
UF2.4.4
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Kläranlage Geiselbullach
Auf der Kläranlage Geiselbullach wurde bisher Grundwasser
als Brauchwasser eingesetzt. Die Schonung dieser Ressource
und die Schließung des Kreislaufes „Brauchwasser“ mit
der gleichzeitigen Reduzierung der Abwassermenge gaben
den Anlass, das gereinigte Abwasser der Kläranlage Geisel-
bullach aufzubereiten und als Brauchwasser zu nutzen. Des
Weiteren sollte eine Alternative zum Einsatz des eisen- und
manganhaltigen Grundwassers zur Kühlung der BHKWs
mit den ständigen Problemen einer Belagbildung auf den
Wärmetauschern geschaffen werden. Im Vergleich zur
Behandlung mit einer UV-Desinfektion sprach für eine
Membrananlage die sichere, bakteriologisch unbedenkli-
che Qualität des über diese aufbereiteten Brauchwassers.
Das Abwasser wird auf der Kläranlage Geiselbullach me-
chanisch vorbehandelt und anschließend in der Bele-
bungsstufe gereinigt, die aus einer Denitrifikationzone,
einer vermehrten biologische P-Elimination und einer
Nitrifikationszone besteht. Der Nachklärung ist eine Sand-
filtration nachgeschaltet (Abbildung 2-89).
Im Ablaufschacht der Kläranlage fördert eine Tauchmo-
torpumpe das gereinigte Abwasser zur weiteren Aufberei-
tung in die Vorlage der Membrananlage. Zur Vorbehand-
lung sind ein Filter mit einer Trenngrenze von 500 µm
sowie eine Flockungsmitteldosiereinheit mit Eisen-III-
Chloridsulfat vorgeschaltet. Das vorbehandelte Abwasser
wird in die Ultrafiltrationsanlage geführt. Diese be-
steht aus Kissenmodulen der Fa. Rochem, die eine gesamte
Membranfläche von 480 m2 enthalten und in 60 Druck-
rohren untergebracht sind (Abbildung 2-90). Bei der
Filtration werden ca. 18 m3/h Permeat erzeugt, das als
Brauchwasser in einem Behälter (V = 60 m3) zwischenge-
speichert wird (Abbildung 2-90). Die Speicherung stellt
die Deckung der Lastspitzen mit Brauchwasser mit bis zu
120 m3/h über einige Minuten sicher. Der spezifische
Energieverbrauch der Anlage wird mit 0,5 kWh/m3 aufbe-
reitetes Brauchwasser angegeben [SCHILLING 2001].
Die Investition für die Brauchwasseraufbereitungsanlage
betrug 410.000 Euro, die spezifischen Betriebskosten
belaufen sich auf rund 0,65 Euro pro m3 aufbereitetem
Brauchwasser. Die Anlage ist im Juli 2000 in Betrieb
gegangen. Die Inbetriebnahme und Optimierung der
Verfahrenstechnik erstreckte sich bis in das Jahr 2002.
152
Vorklärbecken
anoxisch
Rücklaufschlamm (RS)
Nachklärbecken
Zulauf
Rechen Sandfang
anaerob
Rezirkulation (RZ)
ÜSS
aerobvariabel
Ringlarce-Schnüre
Sandfiltration
Ultra-filtrationBrauchwasser
zur Kühlungdes BHKW
Flockungs-mittel
Vorlage
Vorfluter
Filter
Abb. 2-89
Verfahrensschema der Kläranlage Geiselbullach [nach AMPERVERBAND 2004]
UF2.4.4.1
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Kläranlage Merklingen
Die Kläranlage Merklingen liegt in der Schwäbischen
Alb und ist für 2.300 E ausgelegt. An Trockenwettertagen
müssen täglich etwa 300 m3 Abwasser in der Kläranlage
behandelt werden, an Regenwettertagen kann diese
Abwassermenge auf 2.000 m3 steigen.
Das gereinigte Abwasser wird aufgrund der besonderen
geologischen Verhältnisse der Schwäbischen Alb direkt
über einen Versickerungsschacht in den Untergrund ein-
geleitet. Die Einleitungsstelle liegt in der Zone III eines
Wasserschutzgebietes, weshalb eine weitergehende Be-
handlung des Kläranlagenablaufs erforderlich wurde. Seit
Juli 2004 wird ein Teil des gereinigten Abwassers aus dem
Ablauf der Kläranlage mit zwei unterschiedlichen Verfah-
153
Rücklaufschlamm (RS)
Zulauf
Rechen Sandfang
Konzentrat
Membrananlage
Nitrifikationsimultane Denitrifikation
Nachklärbecken Vorlage
Sandfilter
Sandfilter
Aktiv-kohle
Permeat-speicher
Abb. 2-91
Verfahrensschema der Kläranlage Merklingen [nach RP TÜBINGEN 2004]
Abb. 2-90
Aufbereitungsanlage auf der Kläranlage Geiselbullach [Fotos: AMPERVERBAND 2002],
links: Druckrohre der Membrananlage, rechts: Brauchwasserspeicher
UF2.4.4.2
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
ren (Ultrafiltration und Langsamsandfilter) behandelt,
deren Entnahmeleistung für abfiltrierbare Stoffe, Bakte-
rien etc. in einem wissenschaftlichen Begleitprogramm
verglichen werden
Wie in Abbildung 2-91 dargestellt, gelangt das Abwasser
über einen Rechen mit einem Stababstand von 5 mm
und einen Langsandfang in das Belebungsbecken mit
einem Gesamtvolumen von 366 m3. Die Denitrifikation
erfolgt simultan und die Schlammstabilisierung aerob.
Im Anschluss an die Nachklärung wird ein Teil des Ab-
wassers über einen Langsamsandfilter, der andere über
eine Ultrafiltrationsanlage (Abbildung 2-92) gereinigt
und die Reinigungsleistungen verglichen. Die Ultrafiltra-
tionsanlage enthält Kapillarmembranen der Firma X-flow
mit einer Trenngrenze von 150 kD, die in 12 Druckrohren
untergebracht sind. Für die Filtration stehen ca. 420 m2
Membranfläche zur Verfügung. Die Membranen werden
im Dead-End-Verfahren von innen nach außen betrieben.
Die kalkulierte maximale spezifische Filtrationsleistung
beträgt 60 l/(m2· h).
Die Investitionen für die Ultrafiltrationsanlage betrugen
ca. 530.000 Euro. Das Land Baden-Württemberg hat die
Maßnahme mit einem Zuschuss von 70 % gefördert.
154
Abb. 2-92
Druckrohre der Ultrafiltrationsanlage auf der Kläranlage Merklingen [RP TÜBINGEN 2004]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Kläranlage Bondorf-Hailfingen
Der Abwasserzweckverband Bondorf-Hailfingen wurde
1971 gegründet und reinigt das Abwasser der Verbandsge-
meinden Bondorf und des Stadtteils Hailfingen der Stadt
Rottenburg am Neckar. Im Jahr 1974 wurde die mecha-
nisch-biologische Kläranlage Hailfingen errichtet und in
den Jahren 1995-1999 für eine gezielte Stickstoffelimina-
tion ausgebaut. Die Kläranlage wird heute bei einer Aus-
baugröße von 9.000 E nach dem Belebungsverfahren mit
vorgeschalteter Denitrifikation, Nitrifikation, Bio-P-Elimi-
nation sowie aerober Schlammstabilisierung betrieben.
Bei Trockenwetter fließen der Kläranlage im Mittel 36 l/s,
bei Regenwetter 67 l/s zu. Das gereinigte Abwasser wird in
Die Kläranlage verfügt über ein Misch- und Ausgleichs-
becken (V = 1.690 m3), eine Rechenanlage (Stababstand
6 mm), einen Fett- und Sandfang, Belebungsbecken
(V = 2.330 m3) und zwei Nachklärbecken mit einem
Gesamtvolumen von 1.190 m3 (Abbildung 2-93).
Die positiven Ergebnisse der Erprobung von drei unter-
schiedlichen Membrananlagen zur weitergehenden Reini-
gung im Juli und August 2003 führten zum Bau einer
großtechnischen Membrananlage, die im Dezember 2004
in Betrieb genommen wurde. Die zweistraßige Membran-
anlage ist mit Membranmodulen der Firma ZENON des
Typs ZW 1000 bestückt, deren Membranen eine mittlere
Porenweite von 0,02 µm aufweisen. Mit der Gesamtmem-
branfläche von ca. 7.560 m2 wird durchschnittlich ein
Permeatvolumenstrom von 3.100 m3/d erzeugt.
Die Investition für die gesamte Anlage einschließlich
Hoch- und Tiefbau betrug rund 1,25 Mio. Euro. Das Land
Baden-Württemberg förderte die Maßnahme mit einem
Zuschuss von ca. 50 %.
den Kochhartgraben eingeleitet. In den Sommermonaten
ist die Wasserführung des Kochhartgrabens äußerst gering
bzw. führt dieser erst unterhalb der Kläranlage Wasser. Im
weiteren Gewässerlauf infiltriert der Kochhartgraben in
den Untergrund. Die Kläranlage liegt in einem Wasser-
schutzgebiet der Zone II a.
Aufgrund dieser besonderen Situation, der geologischen
Verhältnisse und des Grundwasserschutzes stellte die
Genehmigungsbehörde bezüglich des Phosphatgehalts,
der abfiltrierbaren Stoffe und der Hygienisierung erhöhte
Anforderungen an die Einleitung (Tabelle 2-25).
155
Tab. 2-25
Anforderungen an die Ablaufqualität und Betriebswerte der Kläranlage Hailfingen
[ABWASSERZWECKVERBAND BONDORF-HAILFINGEN 2004]
Parameter Einheit Ablauf Nachklärung Betriebswerte Ablauf Membrananlage Einleitanforderungen
CSB mg/l 30 < 25 60
BSB5 mg/l 4 < 4 15
NH4-N mg/l – – 5
Nges mg/l – – 13
Pges mg/l 1,1 0,3 0,3*
AFS mg/l 15 – 30 n. n. < 5
Hygiene Badegewässerqualität weitgehende Entkeimung
* 24 h-Mischprobe
UF2.4.4.3
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
156
Rezirkulation(RZ)
Zulauf
Rechen Sandfang
Bio-P Deni-/Nitrifikationsbecken Nachklärbecken
Nachklärbecken
Rücklaufschlamm (RS)
Misch- undAusgleichsbecken
Gebläse-station
Vorfluter
Membrananlage
Überschuss-schlammspeicher
Abb. 2-93
Verfahrensschema der Kläranlage Hailfingen [nach ABWASSERZWECKVERBAND BONDORF-HAILFINGEN 2004]
Abb. 2-94
Membrananlage auf der Kläranlage Hailfingen im Bau [Fotos: ABWASSERZWECKVERBAND BONDORF-HAILFINGEN
2004], links: Gebäude mit Membrananlage, rechts: Becken für Membranmodule
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Großtechnische Anwendungen außerhalb Deutsch-
lands zur Abwasserhygienisierung mit Ultrafiltration
Bislang liegen in Deutschland nur wenig großtechnische
Erfahrungen zur Membranfiltration des Ablaufs der Nach-
klärung vor. Hingegen sind weltweit einige Anlagen groß-
technisch installiert, z. B. in den USA, Großbritannien
und Australien [N.N. 2001; N.N. 1996; N.N. 1992]. Einige
Anwendungsbeispiele sind im Folgenden aufgeführt.
Aufbereitungsanlage Torreele, Belgien
Um an der belgischen Nordseeküste die Trinkwasserge-
winnung sicherzustellen, muss das Grundwasser vom
Seewasser unbeeinflusst bleiben. Dazu wurde im Jahr
2000 ein Konzept entwickelt, das die Aufbereitung von
gereinigtem Abwasser und die anschließende Versicke-
rung im Dünengebiet beinhaltet. So wird der Grundwas-
serspeicher unter den Dünen angereichert und das Ein-
dringen von Salzwasser verhindert. Nach etwa 40 Tagen
Untergrundpassage ist das versickerte Wasser wieder als
Rohwasser zur Trinkwasseraufbereitung verfügbar.
Zur Aufbereitung und anschließenden Versickerung wird
das gereinigte Abwasser der Kläranlage Wulpen verwen-
det. In der Kläranlage Wulpen wird das Abwasser nach
dem konventionellen Belebungsverfahren mit vorge-
schalteter Denitrifikation gereinigt, wobei die in Tabelle
2-26 zusammengestellten Ablaufwerte erreicht werden.
Das gereinigte Abwasser aus dem Ablauf der Nachklärung
der Kläranlage Wulpen wird anschließend über einen
Kanal der Aufbereitungsanlage zugeführt, die aus einer
mechanischen Vorfiltration, einer fünfstraßigen Ultra-
filtrationsanlage und einer dreistraßigen Umkehr-
osmoseanlage mit nachgeschalteter UV-Desinfektion
besteht (Abbildung 2-95).
Die Anlage der Firma ZENON hat eine Aufbereitungskapa-
zität von 250 bis 400 m3/h. In der Ultrafiltrationsanlage
sind 25 Modulkassetten des Typs ZW 500c installiert, mit
denen täglich bis zu 9.000 m3 Abwasser aufbereitet wer-
den. Ein Teil des gereinigten Abwassers aus der Ultrafil-
tration (ca. 10 %) wird versickert, der andere Teil wird in
der Umkehrosmoseanlage weiter aufbereitet. Die Umkehr-
osmosemembranen sind von der Firma Dow geliefert
worden. Die Konzentrate der Membranstufe werden über
einen Brackwasserkanal ins Meer geleitet, das Permeat
wird zu ca. 90 % versickert.
Die Investition der gesamten Aufbereitungsanlage betrug
etwa 4,5 Mio. EUR. Der Energiebedarf für den Betrieb
liegt bisher bei ca. 0,9 kWh/m3 Permeat [VAN HOUTTE
ET AL. 2004].
157
Tab. 2-26
Abwasserbeschaffenheit im Ablauf der Nachklärung der Kläranlage Wulpen [ZENON GMBH 2004]
Parameter Einheit Mittel Max
CSB mg/l 54 162
Cl mg/l 340 1.140
Schwebstoffe mg/l 5 19
Trübung NTU 2 11
TS mg/l 1.130 1.950
UF2.4.5
UF2.4.5.1
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
158
Ablauf
Membranstufe
Feinrechen
Feinrechen
Nachklärungder KAWulpen
Speicher Speicher
NaOCl
Gebläse-station
Infiltration
Speicher Umkehrosmose Speicher
UV-Desinfektion
Teich
90 %
10 %
Abb. 2-95
Verfahrensschema der Aufbereitungsanlage in Torreele [nach ZENON GMBH 2004]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Aufbereitungsanlage Katowice, Polen
In Katowice wird das gereinigte Abwasser aus der Kläran-
lage Katowice zu Brauchwasser aufbereitet und anschlie-
ßend im ca. 12 km entfernten Kraftwerk als zusätzliches
Kühlwasser eingesetzt. Die Aufbereitung des gereinigten
Abwassers aus der Nachklärung der Kläranlage wird mit
einer dreistraßig ausgeführten Ultrafiltrationsanlage
der Firma ZENON erreicht (Abbildung 2-96). Die Tabelle
2-27 zeigt die Abwasserqualität im Zulauf und im Ablauf
der Membrananlage.
Die Ultrafiltrationsanlage besteht aus 18 Modulkassetten
des Typs ZW 500a und bereitet täglich insgesamt ca.
5.600 m3 Abwasser zu Brauchwasser auf, welches als zu-
sätzliches Kühlwasser für den Kühlturm im Kraftwerk
Katowice genutzt wird.
159
Kraftwerk
Zusatz-wasser
Nachklärbecken
Gebläse-station
Gebläse-station
Gebläse-station
Abb. 2-96
Verfahrensschema der Ultrafiltrationsanlage zur Brauchwasseraufbereitung in Katowice
[nach ZENON GMBH 2004]
Tab. 2-27
Abwasserqualität im Zulauf und im Ablauf der Ultrafiltrationsanlage zur Aufbereitung des Ablaufs der
Nachklärung der Kläranlage Katowice zu Brauchwasser [ZENON GMBH 2004]
Parameter Einheit Zulauf Ablauf
CSB mg/l 35 – 51 27 – 34
BSB5 mg/l 2 – 32 < 2,0
Susp. Stoffe mg/l 6 – 32 < 1,0
Trübung NTU 10 – 50 < 0,1
UF2.4.5.2
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Aufbereitungsanlage Bedok, Singapur
Die Anlage Bedok NEWater ist die erste von insgesamt
vier geplanten Anlagen, welche Abwasser zur Deckung
des industriellen Wasserbedarfs aufbereiten. Sie bereitet
das gereinigte Abwasser aus dem Ablauf der Nachklärung
einer kommunalen Kläranlage auf. Um die Wasserqualität
für die Wiederverwendung im industriellen Bereich zu ge-
währleisten, wurde die Entscheidung im Dezember 2001
für ein Gesamtverfahrenskonzept aus Ultrafiltration,
Umkehrosmose und UV-Desinfektion (Abbildung 2-97)
getroffen.
Abbildung 2-98 zeigt die Aufbereitungsanlage mit den
Gebäuden für die Ultrafiltrations- und Umkehrosmose-
anlage.
Das gereinigte Abwasser aus dem Ablauf der kommuna-
len Kläranlage wird über ein 0,5-mm-Feinsieb in die fünf-
straßige Ultrafiltrationsanlage geführt. Um eine Verkei-
mung in der Ultrafiltrationsanlage zu vermeiden, wird
Chlor zudosiert. Die Ultrafiltrationsanlage ist mit 70
Kapillarmembranmodulen des Typs ZW 500c bestückt
und hat nach dem ersten erfolgten Ausbau eine Kapazität
von 42.500 m3/d. Zwei Erweiterungen sind bereits in der
Planung, so dass die Gesamtkapazität nach Fertigstellung
117.000 m3/d betragen wird.
Das Filtrat wird mit einem geringen Unterdruck von
0,05 bis 0,4 bar durch eine Pumpe abgezogen und an-
schließend zur Entsalzung in eine Umkehrosmoseanlage
geleitet. Das Permeat der Umkehrosmoseanlage wird als
Sicherheitsmaßnahme abschließend einer UV-Desinfek-
tion unterzogen, das Konzentrat wird zurück zur Kläran-
lage geleitet.
Das nach dem Multi-Barrierensystem erzeugte Wasser
wird „NEWater“ genannt. Es wird als Brauchwasser für
die elektrotechnische Industrie, zur Halbleiterproduktion
und auch als Kühlwasser von Wirtschaftsgebäuden einge-
setzt. Ein geringer Prozentsatz des NEWater wird auch als
Rohwasser zur Trinkwasseraufbereitung genutzt.
160
AblaufKläranlage
UV-Desinfektion
Feinsieb0,5 mm
Ultrafiltrationsanlage
Gebläse-station
Chlor
Gebläse-station
Gebläse-station
Gebläse-station
Gebläse-station
Umkehrosmose-anlage
Zur Industrie
Abb. 2-97
Verfahrensschema der Aufbereitungsanlage Bedok [nach ZENON GMBH 2004]
UF2.4.5.3
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
161
2.5
Bemessungsbeispiel Membranbelebungsanlage (MBR)
2.5.1
Bemessungsgrundlagen
Grundlage für die nachfolgende Berechnung ist der Hochschulgruppen-
ansatz (HSG).
Bemessungsgrundlagen:
Anlage mit simultan aerober Schlammstabilisierung
Einwohnerwerte = 100.000 E
spez. Schmutzwasseranfall ws = 130 l/(E·d)
Tageszufluss Q d = 19.500 m3/d
Fremdwasserzufluss Q f = 6.500 m3/d
Mischwasserzufluss Q m = 2.128 m3/h
Spitzenabflussfaktor Schmutzwasser xs = 14
Vorreinigung = keine
Schwankungsfaktor = 1,70
Trockensubstanzgehalt im Belebungsbecken TSBB = 12 g/l
alpha-Wert � = 0,6
Rücklösefaktor (Anteil TKN am ÜS) rX = 0
Schlammalter tTS = 25 d
Temperatur im Belebungsbecken T = 10 °C
simultane Phosphatfällung mit Fe(III)Cl
Die Bemessung von Nachklärbecken entfällt für Membranbelebungs-
anlagen.
Abb. 2-98
Gesamtansicht der Aufbereitungsanlage Bedok
[Foto: ZENON GMBH 2004]
Abb. 2-99
Ultrafiltrationsanlage der Aufberei-
tungsanlage Bedok [Foto: ZENON
GMBH 2004]
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
Folgende Überwachungswerte sind für eine Kläranlage
der Größenklasse 5 (≥ 100.000 E) einzuhalten:
Nanorg = 13 mg/l
NH4-N = 10 mg/l
Pges = 1 mg/l
Norg = 2 mg/l
Ein Ausdruck der Berechnungsergebnisse der Belebungs-
stufe mit dem Bemessungsprogramm ARA-BER ist als
Kapitel 2.5.4 eingefügt. Darüber hinaus werden Zwischen-
ergebnisse zur Erläuterung des Bemessungsablaufs ange-
geben (siehe Tabelle 2-29).
2.5.2
Interpretation der ARA-BER-Berechnung gemäß
den Bemessungsempfehlungen für MBR
Grundlage für die Bemessung von Membranbelebungsan-
lagen bilden die für eine konventionelle Kläranlage ent-
weder nach dem Arbeitsblatt ATV-DVWK-A 131 oder dem
Hochschulgruppenansatz ermittelten Beckenvolumina,
wobei bereits ein für Membranbelebungsanlagen typi-
scher TS-Gehalt angesetzt wird. Die für die Beispielanlage
ermittelten Daten sind in Tabelle 2-28 aufgelistet.
Aufgrund des geringeren Reaktorvolumens bei Membran-
belebungsanlagen können unerwünschte Effekte auftre-
ten, wie z. B. eine vermehrte Sauerstoffverschleppung aus
dem Nitrifikations- oder Filtrationsbereich in die Denitri-
fikationszone. Um die Auswirkungen dieser unerwünsch-
ten Effekte zu verringern, sollte die Größe des Denitrifika-
tionsbereichs (VDeni, MBR) in etwa der Größe des Nitrifika-
tionsbereichs entsprechen (VDeni, MBR/VNitri, MBR = 1). Hierbei
ist das größere der Volumina der konventionellen Bemes-
sung (VDeni, konv, 12 g TS/l bzw. VNitri, konv, 12 g TS/l) dem entsprechen-
den Volumen der Mebranbelebungsanlage gleichzusetzen,
da ein im Vergleich zu einer konventionellen Auslegung
geringeres Nitrifikations- bzw. Denitrifikationsvolumen
der Membrananlage (VDeni, MBR bzw. VNitri, MBR) auszuschlie-
ßen ist. Um besonderen Betriebszuständen Rechnung zu
tragen (z. B. Stoßbelastungen bei einsetzendem Misch-
wasserzufluss) ist ein Variobereich (Vvario) in der Größe
von 30 – 50 % des Denitrifikationsvolumens einzuplanen,
der den betrieblichen Erfordernissen entsprechend im
Belebungsbecken angeordnet werden kann.
Weiterhin ist eine minimale Durchflusszeit thydraulisch ≥ 6 h
(bei erhöhten Anforderungen thydraulisch ≥ 8 h) unter be-
stimmten Randbedingungen einzuhalten. Eine Unter-
schreitung der empfohlenen Durchflusszeit ist möglich,
wenn das zur Einhaltung der empfohlenen Durchflusszeit
erforderliche Volumen größer ist als das Belebungsbecken-
volumen der Membrananlage, das bei einer konventio-
nellen Auslegung (mit TSBB = 12 g/l) ermittelt und zusätz-
lich um 50 % vergrößert wurde.
162
VDeni, MBR : VNitri, MBR = 1
VMBR, ges < 1,5 � VBB, konv, 12 g TS/l
thydraulisch > 6 h
8.770 m3 > 5.520 m3
=> 2 � 8.770 m3 = 17.540 m3
Hier Annahme: xQmax = xS
=> xQmax = 14 h/d
=> Qkritischer Lastfall = Qd/xQmax
VBB, MBR = 17.540 m3
VNitri, MBR = 8.770 m3
VDeni, MBR = 8.770 m3
VBB, MBR = 21.435 m3
VBB, MBR = 8.357 m3
Tab. 2-29
Ermittlung der erforderlichen Volumina unter Berücksichtigung unterschiedlicher Forderungen zur
Auslegung von Membrananlagen
Forderungen für MBR Zwischenergebnis MBR
Tab. 2-28
Bemessungsergebnisse nach HSG-Ansatz für eine
konventionelle Kläranlage mit TSBB = 12 g/l
VBB, konv, 12 g TS/l = 14.290 m3
VNitri, konv, 12 g TS/l = 8.770 m3
VDeni, konv, 12 g TS/l = 5.520 m3
VDeni, konv, 12 g TS/l / VBB, konv, 12 g TS/l = 0,386 –
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2
Nach Ermittlung der erforderlichen Volumina unter Be-
rücksichtigung der verschiedenen Bemessungskriterien
für Membrananlagen erfolgt der Vergleich der Zwischen-
ergebnisse, um das maßgebende Volumen zu bestimmen.
Wie aus der Tabelle deutlich wird, ergibt sich in diesem
Beispiel unter Berücksichtigung des maximalen Volumen-
zuschlags von 50 % auf das Belebungsbeckenvolumen der
konventionellen Bemessung (VBB, konv, 12 g TS/l) ein größeres
Volumen als das für die Einhaltung der Mindestdurch-
flusszeit erforderliche Volumen. Aus diesem Grund ist das
Kriterium VMBR, ges < 1,5* VBB, konv, 12 g TS/l in diesem Fall nicht
maßgebend. Nun ist zu prüfen, ob ausreichend Nitrifika-
tions- bzw. Denitrifikationsvolumen vorhanden ist. Da
im Beispiel infolge des Kriteriums der minimalen Durch-
flusszeit ein wesentlich geringeres Volumen erforderlich
ist als dies zur Einhaltung des Kriteriums VDeni, MBR/VNitri, MBR
= 1 der Fall ist, kann das Kriterium der Mindestdurch-
flusszeit ebenfalls nicht maßgebend für die Auslegung der
Membrananlage sein. Die für das Beispiel maßgebenden
Volumina sind in der folgenden Tabelle aufgelistet.
VBB, MBR = 17.540 m3
davon VNitri, MBR = 8.770 m3
VDeni, MBR = 8.770 m3
sowie darin enthalten:
Vvario, 30% = 2.631 m3
bzw. Vvario, 50% = 4.385 m3
Ausgleichsvolumen kann in diesem Fall nicht angeordnet
werden, da das gesamte Volumen für die ablaufenden
biochemischen Prozesse benötigt wird. Insgesamt ergibt
sich eine Durchflusszeit bei einem kritischen Bemessungs-
zufluss von Q kritischer Lastfall = Q d/xQmax = 1393 m3/h von 12,6 h.
2.5.3
Bemessung der Membranfiltrationsstufe
Die Oberflächen von Membranfiltrationsstufen werden
hinsichtlich des Permeatflusses ausgelegt.
Die derzeit auf dem Markt zur Verfügung stehenden
Membranmodule weisen einen Bemessungsfluss (Netto-
fluss) für die Membranfläche von 25 l/(m2· h) bei 8 °C auf.
Der Bemessungsfluss darf bei einer Bemessungstempera-
tur von 10 °C um 15 % höher gewählt werden (" Bemes-
sungsfluss = 28,75 l/(m2· h)).
Erforderliche Membranfläche für Beispielanlage:
Notwendige Angaben:
maßgebender max. Durchfluss Q m = 2.128 m3/h (im
Gegensatz zur Auslegung des Reaktorvolumens ist bei
kommunalen Membranbelebungsanlagen für die Ermitt-
lung der erforderlichen Membranfläche immer der Misch-
wasserzufluss maßgebend!)
Bemessungsfluss von 28,75 l/(m2·h)
Zusätzlich muss 1 % der eingebauten Membranfläche für
Reinigungsmaßnahmen vorgehalten werden (ca. 200
Arbeitstage/Jahr wird 1 % der Fläche gereinigt, d. h. die
gesamte Membranfläche wird zweimal pro Jahr gereinigt).
Damit ergibt sich eine erforderliche Membranfläche von
74.758 m2.
163
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung2
2.5.4
Ergebnisausdruck der Bemessung mit ARA-BER:
Kläranlage: Membrananlage 100.000 E
Anlagentyp: simultane aerobe Schlammstabilisierung
Gesamtes Volumen: 17.530 [m3]
Volumen Nitrifikation: 8.765 [m3]
Volumen Denitrifikation: 8.765 [m3]
VDeni/Vges: 0,500 [-]
Bemessungstemperatur: 10,0 [°C]
mittlere TS-Konzentration: 12,00 [kg/m3]
aerobes Schlammalter: 15,35 [d]
Schlammalter gesamt: 25,00 [d]
Ablaufwerte :
NH4-N in der Spitze (Bemessungswert) 10,0 [mg/l]
NH4-N im Mittel (Bemessungswert) 2,0 [mg/l]
NO3-N im Mittel (Bemessungswert) 6,6 [mg/l]
Trockenwetterzufluss Q t 1.199 [m3/h]
Mischwasserzufluss Q m 2.128 [m3/h]
Tageszufluss Q d 19.500 [m3/d]
Rückbelastungen:
BSB5 0,0 [kg/d]
TKN 0,0 [kg/d]
Pges 0,0 [kg/d]
Anteil TKN am ÜS = rX 0,00 [-]
TKN Rückbelastung aus rX 0,0 [kg/d]
Fällung mit: Eisen(III)-Salz
Fällmitteldosis 17,42 [g/m3]
Erreichbarer Ablaufwert P 1,00 [mg/l]
164
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung
3
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
3.1
Kurzüberblick
Der Ursprung der Membranverfahren in der Industrie
liegt im Bereich der Produktion, wobei der Großteil bisheri-
ger Anwendungen die Getränkeindustrie, die Pharmazeutik
und die Reinstwasserherstellung [BROCKMANN 1998]
betrifft. Aufgrund steigender Kosten für Brauchwasser
und für die Abwasserentsorgung sowie des gestiegenen
Umweltbewusstseins in den Unternehmen werden Mem-
branverfahren immer häufiger auch zur Reinigung indus-
trieller Abwässer eingesetzt.
Das Abwasser in Industriebereichen fällt oft diskontinuier-
lich an und ist von einer stark schwankenden Zusam-
mensetzung gekennzeichnet. Eine Mitbehandlung hoch
belasteter Industrieabwässer in kommunalen Kläranlagen
bereitet gerade dort, wo die Reinigungsleistung der kom-
munalen Kläranlage begrenzt ist, Schwierigkeiten bzw.
überfordert die Biozönose in der Abwasserreinigungsan-
lage. Eine getrennte Reinigung bzw. Vorreinigung von
Industrieabwasser ist dann erforderlich. Hierbei können
Membranverfahren als prozess- und produktionsintegrierte
Maßnahme einen entscheidenden Beitrag leisten.
Das folgende Kapitel 3 behandelt den Einsatz der Mem-
brantechnik in der industriellen Abwasserreinigung. Fra-
gen zu Beweggründen, Zielen und Entscheidungskriterien
für den Einsatz der Membrantechnik werden erörtert,
Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen durchgeführt und erfolg-
reich ausgeführte Beispiele aus der Praxis kurz beschrieben.
Die Abbildung 3-1 auf der folgenden Seite weist dem Leser
den Weg durch das Kapitel. Darin sind die wichtigsten
Schritte vom Anlass über die Planung bis zum Betrieb
einer Membrananlage dargestellt. Anhand der Verweise
auf Seitenzahlen und Kurzchecklisten wird dem Leser
ermöglicht, sich gemäß seinem Interesse auf einzelne
Abschnitte des Kapitels zu konzentrieren und dadurch
Einblick in die Planungsgrundlagen zu bekommen.
Da für den erfolgreichen Betrieb einer Membrananlage
immer eine ausführliche Pilotierung und Planung unter
Berücksichtigung der gegebenen Randbedingungen durch
Fachleute erforderlich ist, sind im Anhang Ansprechpartner
für konkrete Planungsabsichten genannt.
166
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
167
Abb. 3-1
Anlass – Planung – Betrieb einer Membrananlage
Übersicht der Inhalte im Kapitel „Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung“
Vorgehen
Anlass
Zielsetzung
S. 286
S. 168 ff.
Beispiele
Kosten senken
Anforderungen einhalten
Information
AnalyseIST-Zustand
S. 286Eingehende Stoffströme
Ausgehende Stoffströme
Verfahrensauswahl
S. 286 f.Separationsverfahren
Membrantechnik
...
S. 172 ff.
S. 277 f.
Wirtschaftlichkeitsanalyse
VerfahrensvergleichK/N-VerhältnisFördermöglichkeiten
Planung und Pilotierung
S. 172
Vorversuche
Laborversuche
Membranauswahl
...S. 172 S. 268 ff.
S. 287BeraterUnternehmerAnlagenbauerReinigungsmittelherstellerMembranhersteller
Betrieb und Kontrolle
S. 287Betreibermodell
Eigenbetrieb
S. 278
Praxisbeispiele
Internet-Portalwww.pius-info.de
S. 175 ff.
S. 276 ff.
Effizienz-AgenturNRW PIUS®-Check
Unabhängige Berater
S. 170 ff.
S. 170 ff.
S. 175
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
168
Abwasservermeidung
• Schließen von Kreislaufströmen• Recycling von Prozesswässern
aus Abwässern
Optimierung derReinigungsprozesse
• Einsatz von Verfahren zur Ein-haltung von Ablaufgrenzwerten
• Verbesserung der Ablaufwerte
Reduzierung des Platz- oderRaumbedarfs für dieAbwasserreinigung
• Sicherung von Standorten
Gewinnung eines Wertstoffs
• Gewinnung zur Wiederverwen-dung im Produktionsprozess
• Gewinnung als Sekundärrohstoffzur Weiterverarbeitung
• Gewinnung zur Vermarktung
Minimierrung derEntsorgungskosten
• Minimierung durch Produktionvon reinen Stoffen (z. B. unver-schmutztem Wasser oderLösungsmitteln)
• Minimierung durch Aufkonzen-tration der Verschmutzungen
Wiedereinsatz von Biomasse
• Wiedereinsatz durch Abtrennung in der Produktion bei biotechni-schen Prozessen
• Wiedereinsatz bei der biologischenAbwasserbehandlung durch Rück-führung in den Belebungsreaktor
Ziele
wirtschaftliche Interessen
Abb. 3-2
Ziele und wirtschaftliche Interessen beim Einsatz einer Membrananlage in der Industrieabwasserreinigung
3.2
Ziele und Anwendungen in verschiedenen
Industriezweigen
Membranverfahren können im Industriebereich sowohl
als nachgeschaltete wie auch als prozess- und produktions-
integrierte Maßnahme eingesetzt werden. Die Anwen-
dung dieser Technik zur Industrieabwasserreinigung hat
neben der Einhaltung von gesetzlichen Anforde-
rungen (zur Einleitung in öffentliche Kanalnetze oder in
Gewässer) auch wirtschaftliche Gründe (Abbildung 3-2).
Die Ziele, welche mit der Anwendung der Membrantech-
nik erreicht werden sollen, ergeben sich aus den Vortei-
len dieser Technik, wie:
• Trennung von Wertstoffen, Hilfsstoffen, Nebenproduk-
ten und Lösungsmitteln unmittelbar an der Entstehungs-
quelle
• Mögliche Kreislaufführung von Teilströmen
• Vermeidung großer belasteter Abwasserströme
• Wiedereinsatz der Konzentrate als Rohstoff oder
Sekundärrohstoff bzw. kostengünstige Entsorgung
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
169
Nahrungsmittel
Gerbereien
Papierindustrie
Faserindustrie
(z. B. Vulkanfiber)
Textilindustrie
Kunststoffindustrie
Wäscherei
Metallindustrie, Galvanik
Druckerei, Lackiererei
Fahrzeugproduktion
Petrochemie
Kraftwerke
Bergbau
Schifffahrt
Verschiedene, z. B. Gerberei, Brauerei,
Papier- und Textilindustrie
• Aufbereitung von Abwasser zur Nutzung als Prozesswasser
• Erhöhte Eiweißausbeute (Kartoffelstärkeproduktion)
• Abtrennung gefällter Schwermetalle aus dem Abwasser und Wiedereinsatz als Recyclingwasser
• Einhaltung von Ablaufanforderungen
• Aufbereitung von Abwasser zur Nutzung als Prozesswasser
• Wertstoffrückgewinnung (ZnCl2)
• Prozesswasseraufbereitung
• Rückgewinnung von Schlichten und Indigofarbstoffen
• Abtrennung von Farbpigmenten
• Aufbereitung von Abwasser zur Nutzung als Prozesswasser
• Abtrennung von Weichmachern und Wiederverwendung des gereinigten Abwassers als Prozesswasser
• Reinigung des Abwassers und Wiedereinsatz als Brauchwasser
• Öl-Emulsionstrennung [DRIESEN ET AL. 1998] und Recycling
• Rückgewinnung von Beizen
• Spülwasseraufbereitung
• Rückgewinnung von Farbpigmenten
• Abtrennung und Aufkonzentrierung von Mischpigmenten zur Reduzierung der Entsorgungskosten
• Prozesswasseraufbereitung
• Rückgewinnung von Farbpigmenten
• Reinigung von Reaktions- und Waschwasser [THEILEN 2000]
• Kesselspeisewasseraufbereitung [THEILEN 2000]
• Aufbereitung von Minenwasser und radioaktivem Oberflächenwasser [THEILEN 2000]
• Öl-Emulsionstrennung
• Biologische Abwasserreinigung unter Einsatz von Ultra- und Mikrofiltrationsverfahren zur
Biomassenabtrennung (Membranbelebungsverfahren)
Tab. 3-1
Einsatzziele von Membranverfahren in der Industrieabwasserreinigung
Industriezweig Beispiele für Einsatzziele
Diese Eigenschaften können unmittelbar zu Kosten-
einsparungen führen, z. B. durch
• Verringerung der Fracht im Abwasser und damit mög-
liche Senkung der Abwassergebühren für Indirektein-
leiter bzw. der Abwasserabgabe für Direkteinleiter,
• Wasser- und Wertstoffeinsparungen, wenn z. B. eine
Kreislaufführung bzw. Rückgewinnung von Brauch-
wasser realisiert wird.
Durch die Möglichkeit der Einsparung oder Rückgewin-
nung von Wertstoffen kann in der industriellen Abwasser-
reinigung fallweise auch die Aufbereitung kleiner, spezi-
fischer Volumenströme wirtschaftlich sein. Verschiedene
Einsatzziele von Membranverfahren in der Industrieab-
wasserreinigung sind in Tabelle 3-1 zusammengestellt.
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
3.3
Entscheidungskriterien
Ständig steigende Kosten für das Trink- und Brauchwasser
sowie für die Abwasserentsorgung in Verbindung mit dem
gestiegenen Umweltbewusstsein führen in Industrieunter-
nehmen immer häufiger dazu, dass innerbetriebliche
Maßnahmen zur Verringerung der Belastung und des
Anfalls industrieller Abwässer umgesetzt werden.
Diese innerbetrieblichen Maßnahmen können durch den
Einsatz verschiedener Verfahren und Verfahrenskombina-
tionen realisiert werden. Die Auswahl eines technisch und
wirtschaftlich geeigneten Verfahrens erfordert
• eine strukturierte Analyse der vorhandenen Gegeben-
heiten und
• eine klare Definition des Ziels.
Abbildung 3-3 zeigt Wege und Kriterien der Entscheidungs-
findung zur Auswahl eines geeigneten Verfahrens. Da
hier die Membrantechnik in der Industrieabwasserbe-
handlung im Vordergrund steht, sind im Entscheidungs-
baum die zwei Auswahlmöglichkeiten – Membrantechnik
oder alternative Verfahren – vorhanden, von denen nur
der Pfad Membrantechnik detaillierter betrachtet wird.
Die Voraussetzung für die Auswahl eines erfolgreichen
und wirtschaftlichen Membranverfahrens ist stets eine
umfassende Analyse der Produktionsprozesse und
der dabei benötigten und anfallenden Wässer. Erweist
sich nach erster Einschätzung bzw. Bewertung der Rah-
menbedingungen der Einsatz der Membrantechnik für
ein Unternehmen als technisch möglich, kann eine ent-
sprechende Anlage geplant werden. Die Planung ist
stufenweise vorzunehmen, damit die abschließende
Lösung möglichst günstig auf das Trennproblem abge-
stimmt ist. Die Planungsstufen zur Realisierung einer groß-
technischen Anlage sind im Fließschema (Abbildung 3-3)
dargestellt.
170
Jede Planungsphase beinhaltet weitere detaillierte Ent-
scheidungskriterien, die im Einzelnen geprüft und vom
Betreiber der Anlage mit den Membranherstellern und
Anlagenbauern abgestimmt werden sollten. In der Regel
ist neben vorhandenen Erkenntnissen über das zu be-
handelnde Abwasser die Durchführung von Versuchen
auf verschiedenen Maßstabsebenen unerlässlich. Tabelle
3-2 führt auf, welche Arbeitsschritte auf den einzelnen
Maßstabsebenen durchgeführt werden können, denn
eine sorgfältige Planung ist für den erfolgreichen Betrieb
jeder Membrananlage entscheidend.
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
171
Identifikation des/der zu behandelnden Stroms/Ströme
Vermeidung oderMinimierung möglich?
Maßnahmendurchführen
Aufgabenstellung/Zielsetzung
Ja
AbtrennungWertstoff
TrennungStoffgemisch
GewinnungProzesswasser
AbtrennungBiomasse
…
Nein
Qualitätsanforderungen
Möglichkeiten des Wiedereinsatzes
RohwasserBeschaffenheit (physikalisch und chemisch)
enthaltene Wert- und StörstoffeAnfallmege
Hydraulische Leistungsfähigkeit
Rahmenbedingungen
Konzept Behandlungsstrategie
Membrantechnik möglich? AlternativeVerfahrenNein
JaBedingt
Vorbehandlung/Kombinationmit anderen Verfahren
Entwurf Verfahrensfließbild
EingrenzungMembranmaterialien
Abschätzung Leistungs-fähigkeit der Membran
Verfahrenvoraussichtlich wirtschaftlich?
Nein
Ja
EnergiekostenMembranersatzReinigungsmittel
Anzahl der ReinigungenPersonal-/Service
Membranauswahl (Membranwerkstoff, Membrangeometrie)
Versuche positiv?
Ja
Vorversuche (Labor)
Nein
Modulauswahl
PilotversucheTechnische OptimierungModulform
Vorbehandlunghydraulische Bedingungen
Wirtschaftliche OptimierungBetriebskosten
Gesamtwirtschaftlichkeit
technisch optimiert?
wirtschaftlich optimiert?
Nein Nein
JaJa
Großtechnische Anlage
Betriebsbegleitende Kontrolle
NutzenWertstoffrückgewinnung
EinsparungenEntsorgungskosten
Einsparungen Wasser-/Abwasserkosten
KostenInvestitionen
Betriebskosten
Filtratleistung
Rückhalteraten
Wirtschaftlichkeit
Reinigungs- u. Spülintervalle
DruckverhältnisseDeckschichtbildung
Abb. 3-3
Vorgehensweise bei der Planung einer Anlage zur Industrieabwasserreinigung
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
3.4
Wirtschaftlichkeit von Membrananlagen
in der industriellen Abwasserreinigung
Ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Wahl eines
Verfahrens zur Abwasserreinigung ist seine Wirtschaft-
lichkeit. Deren Beurteilung kann z. B. über eine Kosten-
Nutzen-Analyse erfolgen und setzt die Kenntnis bzw.
Abschätzung der Kosten und des entstehenden Nutzens
voraus.
Wie die Beispiele in den Kapiteln 3.5 und 3.6 zeigen, wird
die Membrantechnik (Membranverfahren und Membran-
belebungsverfahren) in den verschiedensten Industrie-
bereichen zur Reinigung von Abwasser eingesetzt. In den
Praxisbeispielen sind Angaben über die Investitionen und
die Betriebskosten bzw. die sich daraus ergebende Amorti-
sationszeit enthalten, sofern diese öffentlich zugänglich
sind. Diese Angaben sind nur für den speziellen Einzelfall
gültig. Eine Übertragung auf andere Anlagen des gleichen
Industriezweigs ist in der Regel nicht möglich, da die
jeweils vorliegenden Rahmenbedingungen (z. B. Produk-
tionsverfahren und -techniken) die Kosten entscheidend
beeinflussen.
Die folgenden wichtigen Einflussfaktoren auf die Kosten
und die Wirtschaftlichkeit (Abbildung 3-4) einer Mem-
brananlage führen dazu, dass in diesem Kapitel lediglich
qualitative Aussagen zu den Kosten gemacht werden:
Einsatzzweck bzw. Aufgabenstellung und verfolgte
Ziele
• Membrananlagen werden nach der Aufgabenstellung
bzw. Zielsetzung ausgelegt und bemessen. In vielen Fäl-
len ist eine Reinigung über dieses Ziel hinaus sicherlich
möglich, dies ist aber oft mit einem zusätzlichen
Kostenaufwand verbunden.
172
Labortechnik
Pilotierung
Anlagenplanung
Großtechnik
• Vollanalyse des zu behandelnden Mediums
• Membranauswahl in einer Testzellenanlage
• Näherungsweise Bestimmung der wichtigsten verfahrenstechnischen Größen
wie Transmembrandruck und Überströmgeschwindigkeit
• Erste Versuche zur Membranreinigung
Betrieb einer Pilotanlage:
• Auswahl und Test der Module, Modulverschaltung
• Verfahrensoptimierung
Unter Betriebsbedingungen vor Ort:
• Reinigungsintervalle mit Chemikalienbedarf
• Energiebedarf
• Produktqualität im Dauerbetrieb
• Versuchsdatenauswertung
• Anlagenentwurf
• Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
• Kontrolle und Optimierung
– der Betriebsparameter
– des Energiebedarfs
• Ermittlung der Gesamtwirtschaftlichkeit (Kosten-Nutzen-Verhältnis)
Tab. 3-2
Ablauf für die Planung einer Membrananlage [nach THEILEN 2000; PETERS 2001]
Maßstab Arbeitsschritte
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Rahmenbedingungen
• Die Charakteristik des Abwassers entscheidet maßgeb-
lich über die Investitionen und die Betriebskosten einer
Membrananlage. Selbst für Abwasser eines einzelnen
Industriezweigs liegen die Kosten für dessen Reinigung
nicht zwingend in der gleichen Größenordnung. Eine
Angabe von Zahlen ist nicht sinnvoll, da dies u. U. zu
einer falschen Einschätzung der Wirtschaftlichkeit
einer Membrananlage führt.
• Das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer Membrananlage
kann sich aufgrund vieler Rahmenbedingungen entwe-
der positiv oder negativ darstellen. Zu diesen Rahmen-
bedingungen gehören z. B. die Wasser- und Abwasser-
preise, die Ausbaugröße, die Entsorgungsmöglichkeiten
und -kosten für Abfälle usw. Weitere Beispiele für kos-
tenbeeinflussende Rahmenbedingungen sind in der
Abbildung 3-4 genannt.
Planung und Pilotierung und die Wahl des
Membranverfahrens
• Da das Abwasser jedes Betriebs spezifisch ist, muss in
jedem Fall eine detaillierte Pilotierungs- und Planungs-
phase erfolgen, um die Einsatzmöglichkeit zu prüfen
und die Kosten abzuschätzen. Zu den Kosten für eine
Membrananlage gehört auch der Aufwand für die Pilo-
tierung, welcher sehr unterschiedlich ausfallen kann.
173
Investitionen
• Membranmaterial• Membranfläche• Modulform• Peripherie
Betriebskosten
• Betriebsweise• Jahresbetriebszeit• Energiebedarf• Reinigung• Reinigungsmittel• Reinigungsintervall• Membranersatz• Entsorgungskosten• Personal, Wartung• Versicherungen• Gebäudekosten
Nutzen
• Standortsicherung• Einhalten von Grenzwerten• Minimierung von Abwassergebühren• Minimierung von Entsorgungskosten• Kreislaufführung• Rückgewinnung von Wertstoffen
Aufgabenstellung/Ziele
Rahmenbedingungen
...Frischwasser-preise
Abwasser-gebühren
EnergiekostenhydraulischeLeistungs-fähigkeit
AnfallmengeQualitäts-anforderung
Standort
Planung und Pilotierung
Membranbelebungsverfahren Membranverfahren
Abb. 3-4
Einflussfaktoren auf die Wirtschaftlichkeit einer Membrananlage
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Eine detaillierte Planung und Pilotierung trägt dazu bei,
eine unwirtschaftliche Anlagenauslegung zu vermei-
den, mögliche Betriebsschwierigkeiten zu erkennen
und diesen durch die Anlagengestaltung und Betriebs-
führung im Vorfeld entgegenzuwirken.
• Die Art des Membranverfahrens – Membranbelebungs-
verfahren oder Membranverfahren – wirkt sich auf die
Investitionen und Betriebskosten aus. Das Membran-
belebungsverfahren wird bereits seit 1997 für konzen-
trierte Abwässer, wie z. B. einige Industrieabwässer, als
wirtschaftliche Alternative bewertet [ROSENWINKEL
ET AL. 1997], während dies für die kommunale Abwas-
serreinigung bislang noch nicht uneingeschränkt gilt.
Bei jeder Anlage ist zwischen Investitionen und Betriebs-
kosten zu unterscheiden, die jeweils in weitere Einzelfak-
toren aufgeschlüsselt werden können.
Die Höhe der Investitionen hängt insbesondere bei
großen Anlagen u. a. vom Membranmaterial bzw. den
Modulkosten und der installierten Membranfläche ab.
Membranmaterial, Membranfläche und Modulform wer-
den nach Abwägung einer Reihe von Kriterien für den
Einzelfall gewählt. STROH ET AL. [1997] vergleichen für
zwei Anwendungen – Fruchtsaft-Klärfiltration und
Öl/Wasser-Emulsionsfiltration – die Höhe der Investitio-
nen und Betriebskosten, wenn Polymer- oder Keramik-
membranen zum Einsatz kommen. Es zeigt sich, dass die
Investitionen und der elektrische Leistungsbedarf für die
Membranen aus Keramik höher ausfallen, gleichzeitig
aber die Membranwechselkosten aufgrund der längeren
Standzeit geringer sind. Bezogen auf den Kubikmeter Fil-
trat ist im einen Anwendungsfall der Einsatz von Kera-
mikmembranen günstiger, im anderen der von Polymer-
membranen. Die Autoren betonen daher, dass ohne
genauen Bezug auf eine Anwendung lediglich eine allge-
meine Bewertung möglich ist und sich bei einzelnen
Anwendungsfällen die Kostenvorteile verschieben kön-
nen. Durch die Weiterentwicklung auf dem Gebiet der
Membrantechnik (Membranen, Module, Energiebedarf
usw.) werden sich auch die Kostenverhältnisse für ver-
schiedene Materialien und Module verändern. Aufgrund
der Produkt- und Marktentwicklung ist im Allgemeinen
von fallenden Preisen für Membranen auszugehen.
Für die Rentabilität einer Membrananlage ist die Ausnut-
zung der Membranfläche durch eine optimale Betriebs-
weise entscheidend, da mit zunehmender Membranfläche
die Kosten steigen. Allerdings folgt aus einer Verdopp-
lung der Membranfläche nicht die Verdopplung der
Kosten, da zu einer Membrananlage auch der Aufwand
für die Anlagenperipherie wie z. B. die Steuerungs- und
Regelungstechnik gehört, welcher kleinere Anlagen stär-
ker belastet [z. B. VOßENKAUL, MELIN 2001].
Die Betriebskosten setzen sich aus mehreren Kompo-
nenten zusammen. Ein wesentlicher Bestandteil der Be-
triebskosten sind die Energiekosten, welche von der Jah-
resbetriebszeit und der Betriebsweise – Crossflow oder
Dead-End – abhängen. Der Energiebedarf von Anlagen
im Dead-End-Betrieb ist eine Größenordnung niedriger
als von Anlagen im klassischen Crossflow-Betrieb.
Je nach Anwendungsfall sind die Kosten für die Reini-
gung der Membranen nicht zu vernachlässigen. Eine
optimierte Reinigung (Chemikalien, Reinigungsinter-
vall) trägt dazu bei, diese Kosten zu minimieren und
möglicherweise gleichzeitig die Standzeit der Membranen
zu verlängern. Je größer die Standzeit der eingesetzten
Membranen ist, desto geringer werden die Membraner-
satzkosten, welche teilweise einen sehr hohen Anteil an
den Gesamtkosten ausmachen. Die Standzeit von Mem-
branen ist je nach Material, Abwasserbeschaffenheit, Vor-
reinigung, Betriebszeit und Betriebsweise sehr unter-
schiedlich (Kapitel 3.5 und Kapitel 3.6, Praxisbeispiele).
Für einige Anwendungen (z. B. Reinigung von Deponie-
sickerwasser) sind Standzeiten von 5 Jahren und mehr in
der Praxis üblich.
Überdies zählen die Kosten für Entsorgung, Versiche-
rungen, Gebäude sowie Personal und Wartung zu den
Betriebskosten. Personal- und Wartungskosten werden
in den meisten Fällen pauschal in Prozent der Investi-
tionskosten abgeschätzt, sind aber auch von der Anla-
gengröße abhängig. Beispielsweise hat die Prüfung der
Wirtschaftlichkeit von Anlagen zur Schlammwasserauf-
bereitung ergeben, dass dieser Wert für kleine Anlagen
in der Regel nach oben und für größere Anlagen eher
nach unten korrigiert werden sollte [VOßENKAUL
ET AL. 2000].
174
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Die Aufschlüsselung der Investitionen und Betriebskosten
entfällt für den Nutzer der Anlage, wenn diese nach
einem Betreibermodell installiert wird, z. B. „BOO“
(Build-Own-Operate). Bei dieser Abrechnungsvariante
vergütet der Nutzer der Anlage die Menge des gereinigten
Abwassers nach einem mengenspezifischen Preis, der alle
Kosten der Abwasserreinigung bereits enthält.
Der Kostenaufwand für eine Membrananlage wird immer
in Relation zu dem erwarteten Nutzen bzw. den zu erwar-
tenden Einsparungen gestellt. Der Nutzen kann z. B. in
einer Standortsicherung für den Betrieb, der Einhaltung
von Grenzwerten oder der Reduzierung von Abwasserge-
bühren und Entsorgungskosten bestehen. Einsparungen
lassen sich auch durch eine Kreislaufführung (Brauchwas-
serrecycling oder Rückgewinnung von Wertstoffen) errei-
chen. Fallweise sind diese Einsparungen sehr hoch und
führen so zu einer relativ kurzen Amortisationszeit der
Membrananlage. Wie hoch die Einsparungen gegenüber
den Kosten im einzelnen Anwendungsfall sind und mit
welcher Amortisationszeit gerechnet werden kann, bleibt
jedoch im Einzelfall zu prüfen.
3.5
Anwendungsbeispiele in Deutschland
In den Kapiteln zu 3.5 wird der Einsatz verschiedener
Membranverfahren in Deutschland in unterschiedlichen
Industriebranchen anhand von ausgewählten Beispielan-
lagen vorgestellt, die bereits großtechnisch realisiert und
erfolgreich in Betrieb sind, bzw. sich in der Planung
befinden. Einige der Anlagen wurden mit Fördermitteln
des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-
Westfalen (MUNLV NRW) errichtet. Beispiele aus der
internationalen Praxis sind in den Kapiteln zu 3.6 be-
schrieben.
Die Praxisbeispiele sind, abweichend von der Sortie-
rung der Anlagen für den kommunalen Bereich (siehe
Kapitel 2.2), nach ihrem Einsatz in Industriezweigen ge-
ordnet, denn in der industriellen Abwasserbehandlung
werden auch Kombinationen verschiedener Membranver-
fahren eingesetzt. Eine kurze Einführung in den betref-
fenden Industriezweig ist den Beispielen vorangestellt.
Als einleitende Übersicht zu jedem Praxisbeispiel werden
das eingesetzte Membranverfahren, die erreichten Ziele
bzw. der Nutzen der Anlage genannt.
In der Tabelle 3-3 sind alle Beispiele aufgeführt, die im
Folgenden beschrieben werden. Die Anschriften der
genannten Firmen bzw. Unternehmen sind im Anhang
zusammengestellt.
Soweit Informationen zur Gesamtwirtschaftlichkeit der
beschriebenen Verfahren verfügbar waren, werden in den
nachfolgenden Praxisbeispielen dazu Aussagen gemacht.
Für die Gesamtwirtschaftlichkeit einer Membrananlage
ist neben der Bauweise vor allem die Wahl der Betriebs-
parameter entscheidend, welche im Detail erst an der
fertig gestellten Anlage optimiert werden können. Da
die gezeigten Beispiele teilweise noch sehr jung sind bzw.
sich in der Planungsphase befinden, liegen von einigen
der angeführten Anlagen noch keine langjährigen Be-
triebserfahrungen – insbesondere zur Membranstandzeit –
vor. Erst nach längerer Anwendung in der Praxis wird
sich herausstellen, wie erfolgreich und wirtschaftlich der
Einsatz der Membrantechnik im Einzelfall ist.
Die beschriebenen Anlagen sind Beispiele für die groß-
technische Realisierung des Membranverfahrens und
können in der Regel nicht als Standardlösung auf einen
anderen Betrieb des gleichen Industriezweigs übertragen
werden. Für jeden Anwendungsfall ist der Einsatz der
Membrantechnik sowohl hinsichtlich der technischen
Machbarkeit als auch der Wirtschaftlichkeit erneut zu
prüfen.
175
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
176
Kartoffelstärke-
industrie
Mälzerei
Nahrungsmittel-
industrie
Druckindustrie
Papierfabrik
Textilindustrie
Textilindustrie
Textilindustrie
Faserindustrie
Kunststoff-
industrie
Wäscherei
Wäscherei
Metallverarbei-
tende Industrie
Metallverarbei-
tende Industrie
Metallverarbei-
tende Industrie
Metallverarbei-
tende Industrie
Tab. 3-3
Anwendungsbeispiele für den Einsatz der Membrantechnik in der industriellen Abwasserbehandlung
in Deutschland
Branche
Emsland Stärke
Durst Malz
– H. Durst
Malzfabriken
Beeck Feinkost
Peter Leis
Papierfabrik
Palm
Drews Meerane
Seidenweberei
Pongs
Gerhard van
Clewe
Vulkanfiber
Troplast
Wäscherei Alsco
Textilservice
Mewa
Rasselstein
Hoesch GmbH
Faurecia,
Bertrand Faure
Sitztechnik
Galvanikbetrieb
Rudolf Jatzke
Wieland Werke
Firma
Emlichheim
Gernsheim
Hamburg
Solms
Eltmann
Meerane
Mühltroff
Hamminkeln-
Dingden
Geldern
Troisdorf
Kaiserslautern
Groß Kienitz
Andernach
Stadthagen
Bielefeld-
Sennestadt
Langenberg
Ort
1997
1997
1994
1998
1999
2001
2004
UF/NF/UO: 997
MF: 2001
1997
1998
2000
1998
1999
2000
1993
1998
Inbetrieb-
nahme
UO
UO
UF
UF
NF
UF
MF
MF/UF/
NF/UO
UO
UF
UF/NF
UF/NF
UF
UF
Membran-
Elektrolyse
UF
Membran-
verfahren
Rohrmodule
Wickelmodule
Rohrmodule
keramische
Rohrmodule
Spiralwickel-
modul
getauchte
Kapillarmodule
Plattenmodule
MF: Rohrmodule
UF: keramische
Rohrmodule
NF/UO: Wickel-
module
Wickelmodule
keramische
Rohrmodule
UF: Rohrmodul
NF: Wickelmodul
UF: keramische
Rohrmodule
NF: Wickel-
module
keramische
Rohrmodule
Flachmem-
branen
2 Zellen pro
Dialysator
Kapillarmodule
Module
5.000
1.333
100
2,4
15.000
2.200
320
MF: 225
UF/NF/UO: k. A.
312
38
UF: 44
NF: 180
UF: 60
NF: 135
4,56
1,1
44
Membran-
fläche m2
3.5.1.1
3.5.1.2.1
3.5.1.3
3.5.2
3.5.3.1
3.5.4.1
3.5.4.2
3.5.4.3
3.5.5
3.5.6
3.5.7.1
3.5.7.2
3.5.8.1
3.5.8.2
3.5.8.3
3.5.8.1
Kapitel
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
177
Lackwasser-
aufbereitung
Lackwasser-
aufbereitung
Pharmaindustrie
Deponiesicker-
wasser
Fischzucht
Kraftwerke
Bilgenentölung
Schwimmbad
Schwimmbad
Tab. 3-3 (Fortsetzung)
Anwendungsbeispiele für den Einsatz der Membrantechnik in der industriellen Abwasserbehandlung
in Deutschland
Branche
DaimlerChrysler
Ford Werk
Schering
Deponie
Alsdorf-Warden
Pilotanlage
GuD Dresden
Aquana
Freizeitbad
Freizeitbad
Copa Ca
Backum
Firma
Düsseldorf
Köln
Bergkamen
Alsdorf
Dresden
Würselen
Herten
Ort
1998
2001
2003
1999
2004
1996
1989
1998
1998
Inbetrieb-
nahme
UF
NF
UF
UO
MF
UF
UF
UF/UO
UF
Membran-
verfahren
Plattenmodule
k.A.
Kapillarmodule
Scheiben-
Rohr-Module
Plattenmodule
keramische Mul-
tikanal-Elemente
Rohrmodule
UF: Kapillar-
module
UO: Spiralwickel-
module
Hohlfasermodule
Module
30
k.A.
15.840
460
21
15,2
23,6
UF: 42
UO: 140
300
Membran-
fläche m2
3.5.9.1
3.5.9.2
3.5.10
3.5.11.1.1
3.5.11.2
3.5.11.3
3.5.11.4
3.5.11.5.1
3.5.11.5.2
Kapitel
3.5.1
Nahrungsmittelindustrie
Unter dem Oberbegriff der Lebensmittelbranche sind zahl-
reiche Produktionsbetriebe zusammengefasst, wie z. B. die
Milch und Fleisch verarbeitende Industrie, die Gemüsever-
arbeitung und Fertigproduktherstellung, die Getränke-
industrie usw. Entsprechend unterschiedlich sind die Ab-
wässer der einzelnen Industriezweige zusammengesetzt,
gemeinsam ist ihnen lediglich die meist hohe organische
Belastung.
Stellvertretend für den Einsatz der Membrantechnik als
Aufbereitungsverfahren für Abwässer aus der Lebens-
mittelindustrie werden hier drei Produktionszweige, die
Kartoffelstärkeproduktion, die Feinkostherstellung und
die Malzproduktion, näher beschrieben und anhand von
Praxisbeispielen dargestellt.
Neben der Abwasserreinigung wird die Membrantechnik
in der Lebensmittelindustrie auch für andere Zwecke, wie
Aufkonzentrierung (z. B. von Saft, Milch, Molke, Eiklar),
Klarfiltration (z. B. von Saft, Wein, Bier) und Bierentalko-
holisierung, eingesetzt. Die bei der Entalkoholisierung
anfallende Alkoholfraktion ist in der Abwasserreinigung
als Substrat für die Denitrifikation (als Methanolersatz)
gut geeignet.
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
3.5.1.1
Kartoffelstärkeproduktion
In der Bundesrepublik Deutschland werden vier Stärke-
sorten produziert: Mais-, Kartoffel-, Weizen- und Reisstärke.
Von den jeweiligen Rohstoffen weist die Kartoffel den
größten Wassergehalt auf. Zur Produktion der Stärke wer-
den die Kartoffeln in einer Vorwäsche gründlich gesäubert
und anschließend zerrieben (Reibsel), vom Fruchtwasser
getrennt (0,76 m3 Fruchtwasser pro Tonne Kartoffeln)
und ausgewaschen. Aus dem Reibsel wird die Stärke ge-
wonnen, aus dem Fruchtwasser im Allgemeinen Kartoffel-
eiweiß erzeugt (Abbildung 3-5). Das entstehende Rest-
fruchtwasser wird auf landwirtschaftlichen Flächen ver-
regnet oder eingedampft. Die Kartoffelpülpe ist der Rest-
bestandteil, der feingemahlene Schale, Zellwände, Stärke-
reste und Fruchtwasser enthält. Sie wird entwässert und
in Deutschland und den Benelux-Staaten seit vielen Jah-
ren als Futtermittel für Milch- und Jungvieh und teil-
weise auch für Mastvieh verwertet.
Bei dem gesamten Prozess fallen somit Schwemm- und
Waschwässer, Frucht- und Stärkewaschwässer an. Pro
Tonne Stärke ist mit einem Waschwasseranfall von ca. 1,8
bis 2,8 m3 zu rechnen. Charakteristische Inhaltsstoffe
sind Kartoffelfruchtwasserbestandteile, Fasern und mine-
ralische Bestandteile (Erde, Sand usw.).
Die Kartoffelstärkeproduktion erfolgt im Kampagnebetrieb.
Die Düngeverordnung (1996) fordert eine Speicherung von
Kartoffelfrucht- und Verregnungswasser zwischen dem
15. November und 15. Januar (bei Frost auch länger) und
begrenzt die Herbstausbringung mit max. 80 kg Nges/ha.
Bei diesen Randbedingungen bietet sich eine Aufkonzen-
trierung des Fruchtwassers sowie eine Wasserkreislauf-
schließung im Betrieb an. Dies kann durch verschiedene
Verfahren (z. B. durch Membrantechnik) erreicht werden.
178
Kartoffeln
Fasern Kartoffelfruchtwasser
Eiweißausfällung
Lösliche Stoffe
Kartoffeleiweiß
Kartoffelpülpe
Reibe Fraktionierung im Nassverfahren
Stärke
Abb. 3-5
Fließschema der Kartoffelstärkeproduktion
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Das Unternehmen Emsland Stärke GmbH ist der größte
deutsche Kartoffelstärkeproduzent und gehört weltweit
zu den führenden Herstellern von Stärkeveredlungspro-
dukten, Kartoffeleiweiß, Aminosäuren, Kartoffelprodukten
und Verzuckerungsprodukten wie Glukosesirup. Heute
zählt das 1928 in Emlichheim gegründete Stammwerk
allein 405 Mitarbeiter. Bei der Herstellung von Kartoffel-
stärke, Stärkederivaten und Kartoffeleiweiß wird Wasser
in Trinkwasserqualität eingesetzt, das nach Gebrauch als
Abwasser (Schwemm- und Waschwasser, Derivatabwasser)
entsorgt werden muss.
Im Werk Emlichheim wurde 1997 eine Umkehrosmose-
anlage der Fa. Stork in Betrieb genommen, durch welche
die Entsorgungsmenge reduziert, Trinkwasser eingespart
und mehr Eiweiß zurückgewonnen wird. Bei 40 bar Be-
triebsdruck wird das Kartoffelfruchtwasser aus der Stärke-
produktion im Crossflow-Verfahren abgetrennt. Die ein-
gesetzten Rohrmodule haben eine gesamte Membranfläche
von 5.000m2, mit der ein Feed-Volumenstrom von 140m3/h
bewältigt wird. Bei täglicher Rückspülung und Reinigung
mit handelsüblichen Reinigungsmitteln auf Enzymbasis
beträgt die Standzeit der Membranen etwa 6.000 Stunden.
Während des Kampagnebetriebs der Kartoffelstärkeproduk-
tion (ca. 120 Tage pro Jahr) ist die Anlage 24 Stunden in
Betrieb, so dass nach ca. zwei Kampagnen die Membranen
ausgewechselt werden müssen.
179
Kartoffeln
Stärkefabrik mitverbessertem
Kartoffelaufschluss
Eindampfung
betriebseigeneKläranlage für
Brüdenkondensate
Wasserversorgung
Aufbereitung
Fasern
Kartoffel-fruchtwasser Umkehrosmose
Eiweißgewinnung
Kartoffelpülpe
Permeat zurKartoffelwäsche
Kartoffeleiweiß
Prozesswasser
Brüdenkondensat
Überschuss
RetentatDüngerFuttermittelMelasse
Vorfluter
Abwasser aus Aufbereitung
Abb. 3-6
Fließschema zur Aufbereitung von Prozess- und Kartoffelfruchtwasser bei der Emsland Stärke GmbH
[nach LOTZ 2000]
Nahrungsmittelindustrie, Emsland Stärke GmbH
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1997
Reduzierung der Abwassermenge und Trinkwassermenge, höhere Eiweißausbeute
5.000 m2
Rohrmodule
62 m3/h
Trennung von Fasern und Fruchtwasser
Einsparung von Energie, Wasser, Abwasser bei gleichzeitiger Erzielung einer höheren Eiweißausbeute
Membranverfahren Umkehrosmose
UO3.5.1.1.1
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Das Permeat (ca. 62 m3/h) aus der Umkehrosmoseanlage
wird für die Kartoffelwäsche eingesetzt, während aus dem
Retentat Kartoffeleiweiß gewonnen wird. Das noch ver-
bleibende Restkartoffelfruchtwasser wird anschließend ein-
gedampft, die Brüdenkondensate werden der betriebsei-
genen Kläranlage (ausschließlich für die Brüdenkonden-
sate) zugeführt und nach weiterer Aufbereitung als Be-
triebswasser in Trinkwasserqualität in den Produktions-
prozess zurückgeführt (siehe auch Abbildung 3-6).
Durch die Wasserkreislaufführung werden neben Ener-
gie pro Jahr mehr als 500.000 m3 Wasser eingespart
(250.000 m3 Waschwasser durch Permeat der Umkehr-
osmoseanlage und mehr als 250.000 m3 durch Kreislauf-
schließung mit dem Brüdenkondensat). Weitere Vorteile
des Membraneinsatzes sind die drastische Reduzierung
der zu entsorgenden Abwassermengen sowie die höhere
Eiweißausbeute.
3.5.1.2
Mälzerei
Malz wird als Rohstoff für die Alkoholgewinnung aus stär-
kehaltigen Produkten benötigt. Von einem großen Teil der
Brauereien wird heute das Malz von Handelsmälzereien
bezogen, die für die Malzbereitung vorwiegend Gerste
(pro Jahr etwa 2,5 Mio. Tonnen [GUTSCH, HEIDENREICH
2001]) und teilweise Weizen verwenden. Vereinfachend
lässt sich die Malzherstellung in die Schritte Reinigen,
Weichen, Keimen und Darren aufteilen [KRAFT, MENDE
1997]. Durch den hohen Wasserverbrauch im Wasch-
und Weichprozess entstehen für Mälzereien enorme
Kosten für den Frischwasserbezug und die Abwasserent-
sorgung [GUTSCH, HEIDENREICH 2001].
Für Abwasser, dessen Schmutzfracht im Wesentlichen aus
der Herstellung von Malz aus Getreide stammt und das
direkt in ein Gewässer eingeleitet wird, sind die Grenz-
werte nach Anhang 21 der Abwasserverordnung [ABWV
2002] maßgebend. Die anfallenden Abwassermengen und
-konzentrationen sind in den Malzfabriken je nach ange-
wendetem Verfahren sehr unterschiedlich. Inhaltsstoffe
der Abwässer sind suspendierte Stoffe (Staub, erdige
Bestandteile, Getreidereste, Spelzenreste), Zucker, stick-
stoffhaltige Substanzen (lösliche Eiweißstoffe, Pflanzen-
fibrin) und anorganische Stoffe sowie eventuell Gummi
und Polyphenole.
Zur Aufbereitung von Mälzereiabwasser kann die Mem-
brantechnik in verschiedenen Kombinationen eingesetzt
werden, die auf den konkreten Anwendungsfall abge-
stimmt werden müssen. Neben dem angeführten Beispiel
ist auch eine Aufbereitung mittels Mikrofiltration im
Unterdruckverfahren in Kombination mit einer biologi-
schen Stufe und einer Kreislaufführung des Prozesswas-
sers möglich [KRAFT, MENDE 1997].
180
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Mälzerei, Durst Malz
– H. Durst Malzfabriken GmbH & Co. KG
Das Heidelsheimer Unternehmen H. Durst Malzfabriken
GmbH & Co. KG hat sich auf die Malz-Herstellung für Pil-
sener Bier spezialisiert, liefert aber auch Spezialmalze für
andere Brauarten. Im Werk Gernsheim, einem der vier
Betriebe, die pro Jahr zusammen rund 230.000 Tonnen
Malz herstellen, sind heute 25 Mitarbeiter beschäftigt.
Die hohen Abwassermengen und -kosten führten Durst
Malz zu einer Kooperation mit der Bad Vilbeler Schwander
GmbH, die zusammen mit der Frings Recycling-Anlagen
GmbH (heute imb+frings watersystems gmbh) das paten-
tierte FriSch-Verfahren® zur Aufbereitung von Betriebs-
wasser in der Malz- und Getränkeindustrie entwickelte.
Mit Förderung durch die Hessische Landes- und Treuhand-
gesellschaft (HLT) Wiesbaden, der heutigen Investbank
Hessen (IBH), konnte 1997 in Gernsheim eine Anlage zur
Aufbereitung des Mälzereiabwassers in Betrieb genom-
men werden (Abbildung 3-7). Seitdem werden täglich
700 m3 Wasser, das sich aus dem Weichwasser der Gerste
und dem Waschwasser der Produktionsanlagen zusam-
mensetzt, behandelt.
Das Mälzereiabwasser hat einen hohen CSB-Gehalt von
ca. 2.500 bis 3.000 mg/l. Durch eine biologische (SBR-
Verfahren1)) und chemisch-physikalische (Eisenchlo-
rid-Fällung) Behandlung mit anschließender Feinfiltra-
tion wird diese Konzentration bis auf 30 mg/l im Zulauf
der Umkehrosmoseanlage herabgesetzt. Anschließend
entfernen in der Umkehrosmoseanlage (imb+frings
watersystems gmbh) Wickelmodule mit einer gesamten
Filterfläche von 1.333 m2 bei einem Betriebsdruck von ca.
10 bar alle unerwünschten Mälzerei-Rückstände aus dem
Wasser. Das entstehende Permeat entspricht den Anforde-
rungen der Trinkwasserverordnung und wird zu 100 % in
die Gerstenweiche zurückgeführt. Das verbleibende Reten-
tat (ca. 25 bis 30 % des gesamten Zulaufs zur Membran-
anlage) wird in der kommunalen Kläranlage behandelt.
Um den Betrieb der Wickelmodule zu gewährleisten, wird
ein Antiscalingmittel eingesetzt und eine tägliche Spülung
der Module mit Zitronensäure vorgenommen.
Der Einsatz der Membrananlage führte zu einer Verminde-
rung des Wasserbedarfs und zu erheblichen Kosteneinspa-
rungen bei der Abwasserabgabe. Der modulare Aufbau der
Anlage ist ein weiterer Vorteil, da so eine problemlose Anpas-
sung an sich ändernde Produktionsparameter möglich ist.
181
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1997
Reduzierung der Abwassermenge und -kosten
1.333 m2
Wickelmodule
ca. 470 m3/d
Biologische Reinigung (SBR), Fällung
Einsparungen auf der Frischwasserseite und Kostenreduzierung auf der Abwasserseite
Membranverfahren Umkehrosmose
1) SBR-Verfahren: Sequencing-Batch-Reaktor-Verfahren: Alle Phasen des Reinigungsprozesses laufen zeitlich nacheinander in einem Reaktor ab.
Abb. 3-7
Umkehrosmoseanlage bei der Durst Malzfabriken
GmbH & Co. KG, Gernsheim [LINDEMANN 2001]
UO3.5.1.2.1
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Im Unternehmen BEECK Feinkost GmbH & Co. KG wer-
den Delikatessen und Salatdressings hergestellt. Am Stand-
ort Hamburg sind über 200 Mitarbeiter beschäftigt.
Für die Zubereitung von Delikatessen und Salatdressings
werden Tanks und Geräte benötigt, welche anschließend
mit Wasser und Reinigungsmitteln gesäubert werden.
Dabei gelangen Feststoffe sowie emulgierte Fette und Öle
in das Wasser, die eine hohe CSB-Konzentration verursa-
chen. Die Reinigung des Abwassers durch einen Fettab-
Nahrungsmittelindustrie, BEECK Feinkost
GmbH & Co. KG
scheider reichte nicht aus, um die Grenzwerte für die
CSB-Konzentration einzuhalten, so dass für diesen Para-
meter ein Starkverschmutzerzuschlag entrichtet werden
musste.
Zur Senkung der Abwassergebühren ist seit 1994 eine
Ultrafiltrationsanlage der Firma Koch-Glitsch GmbH
in Betrieb. In einer Vorfiltration werden zunächst die
Feststoffe aus dem gesammelten Abwasser abgetrennt.
182
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1994
Einhaltung der geforderten Grenzwerte und Senkung der Abwassergebühren (Starkverschmutzerzuschlag)
100 m2
Rohrmodule
3,5 – 6 m3/h, produktionsabhängig
Vorfiltration
Einsparung von Abwassergebühren
Membranverfahren Ultrafiltration
Abwasser
Partikel
100 %
Pumpenschacht
Vorfiltration
Tank 80 m3
Entsorgung 1 %
Sammelbehälter
Ultrafiltration
Kanalisation 99 %
Konzentrat
Messung/Überwachung Neutralisation
Konzentrat
Filtrat
Kreislaufführungnach Abschaltungdes Zulaufs
Abb. 3-8
Verfahrensskizze der Abwasseraufbereitung bei BEECK Feinkost GmbH [nach KOCH-GLITSCH GMBH 2001]
UF3.5.1.3
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Das vorfiltrierte Wasser wird anschließend in einen Tank
geleitet, aus dem die Beschickung der Ultrafiltrationsanla-
ge erfolgt (Abbildung 3-8). Die Anlage ist mit Rohrmodu-
len aus PVDF 2)-Membranen mit einer Trenngrenze von
250.000 Dalton (KOCH-GLITSCH GMBH) ausgestattet,
die im Crossflow-Verfahren überströmt werden. Unter
einem Betriebsdruck von maximal 6,2 bar werden ins-
gesamt ca. 3,5 bis 6 m3 Abwasser pro Stunde (produk-
tionsabhängig) durch die 100 m2 große Membranfläche
filtriert.
In Abhängigkeit von der Produktion wird der Zulauf zum
Tank geschlossen, so dass das Abwasser durch Kreislauf-
führung über die Ultrafiltrationsanlage weiter aufkonzen-
Die Grafische Handelsvertretung Peter Leis in Solms ver-
sorgt mit fünf Mitarbeitern Druckereien unter anderem
mit Druckwalzen und Chemikalien, wie beispielsweise
Reinigungsölen für Druckmaschinen.
Zum Service des Unternehmens gehört die Rücknahme
von gebrauchten Druckereiwaschölen von den Kunden.
Gemeinsam mit den Firmen CARO Umwelttechnik GmbH
(jetzt Kontakt über NERAtec AG) und Altenburger Elektro-
nic GmbH wurde daher ein Verfahren entwickelt, mit
dem aus den verschmutzten Waschölen ein hochwertiges,
wieder verwendbares Produkt hergestellt wird.
Seit Herbst 1998 trennt eine Anlage mit Membrantechnik
die Inhaltsstoffe Öl, Wasser, Farbpartikel und Papierstaub.
Das Gesamtsystem besteht aus einer Mikro-Anschwemm-
filtration zur Entfernung der Grobstoffe, einem Ölabschei-
der zur Trennung von Öl und Wasser sowie einer Ultra-
filtration zur Reinigung der Ölphase. Mit einer gesam-
ten Membranfläche von 2,4 m2 produzieren keramische
Rohrmodule (Firma Tami) bei einem Betriebsdruck von
ca. 3 bar etwa 30 l Permeat pro Stunde. Die Ultrafiltrations-
anlage (Abbildung 3-9) ist durchschnittlich 6 bis 8 Stun-
den pro Tag in Betrieb. Eine Reinigung der Membranen
durch Ausbau und Ausbrennen wird nach einem Durch-
satz von ca. 5.000 l erforderlich, das Ende der Standzeit
der Membran ist im Durchschnitt nach 20.000 l erreicht.
Das Filtrat wird als hochwertiges Recyclingwaschöl (Re-
cyclingwaschmittel) erneut eingesetzt, das Konzentrat
wird in die Anschwemmfiltration zurückgeführt.
triert wird. Bei erreichter Aufkonzentration wird das Kon-
zentrat (1 % des Zulaufwassers) entsorgt, das gewonnene
Filtrat (99 % des Zulaufwassers) wird nach Neutralisation
in die Kanalisation abgeleitet.
Die Membranen werden einmal in der Woche chemisch
gereinigt. Bei dieser Betriebsweise beträgt die Standzeit
vier bis fünf Jahre.
Neben ökologischen bringt die Anlage auch wirtschaftli-
che Vorteile: Durch die Einsparung des Starkverschmut-
zerzuschlags haben sich die Investitionen der Anlage
bereits nach drei Jahren amortisiert.
183
2) Polyvinylidenfluorid
Druckindustrie, Peter Leis
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
Herbst 1998
Herstellung eines wieder verwendbaren Produkts aus verschmutzten Waschölen
2,4 m2
Keramische Rohrmodule
30 l/h
Mikro-Anschwemmfiltration zur Entfernung der Grobstoffe, Ölabscheider
Einsparung von Entsorgungskosten und neuen Waschölen
Membranverfahren Ultrafiltration
UF3.5.2
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Neben den positiven Auswirkungen auf die Umwelt durch
die Produktkreislaufschließung ergeben sich auch wirt-
schaftliche Vorteile durch den Einsatz dieser Verfahrens-
kombination. So konnten die jährlichen Entsorgungskosten
halbiert und der Einsatz neuer Waschöle auf nur 25 %
gesenkt werden, wovon nicht zuletzt auch die Abnehmer
profitieren. Die Amortisation der 51.000 EUR-Investition
benötigt unter den jetzigen Betriebsbedingungen zwei
Jahre. Diese Betriebsbedingungen wurden ca. 1,5 Jahre
nach der Inbetriebnahme erreicht.
3.5.3
Papierindustrie
Papierfabriken gehören zu den Wasser-Großverbrauchern,
denn Wasser wird bei der Erzeugung von Pressedruckpa-
pieren sowohl bei der Aufbereitung der Faserrohstoffe als
auch im eigentlichen Erzeugungsprozess auf der Papier-
maschine benötigt. Das Wasser wird meist als Oberflächen-
wasser Flüssen oder Seen entnommen und biologisch ge-
reinigt wieder abgegeben. Die Jahresproduktion von Papier
und Pappe in Deutschland beträgt ca. 20 Mio. Tonnen, wo-
bei pro Tonne Produkt durchschnittlich 10 m3 Abwasser
anfallen [VDP 2004]. Für das Einleiten von Abwasser in
Gewässer, das aus der Herstellung von Papier und Pappe
stammt, gilt Anhang 28 der AbwV [ABWV 2002].
Für die Herstellung neuen Druckpapiers aus Altpapier müs-
sen aufgetragene Druckfarben entfernt werden. Neben
Wasser und Luft werden dafür Hilfsstoffe wie Seife, Natron-
lauge, Wasserglas, Wasserstoffperoxyd und Komplexbild-
ner benötigt. Für die Herstellung von Magazinpapieren
muss der Faserstoff gebleicht werden.
Generell ist das Abwasser aus Papierfabriken organisch be-
lastet. Die Zusammensetzung und weitere Inhaltsstoffe
hängen jedoch stark von den eingesetzten Rohstoffen und
der Art des hergestellten Papiers ab und unterscheiden
sich daher erheblich. Membranverfahren spielen heute für
die Reinigung von Papierabwässern noch eine untergeord-
nete Rolle. Insbesondere die bei der Altpapieraufbereitung
anfallenden Abwässer können nahezu calciumgesättigt
sein und zu Scaling führen und sind außerdem vielfach
durch hohe Ligningehalte und einen hohen Anteil von
Faserstoffen gekennzeichnet. Der Einsatz eines Membran-
verfahrens und erforderliche Vorbehandlungsmaßnahmen
sind aus diesen Gründen sorgfältig zu prüfen und zu pilo-
tieren.
184
Abb. 3-9
Ultrafiltrationsanlage in der Grafischen Handelsvertretung
Peter Leis [LEIS IN EFA 2000]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Die Papierfabrik Palm mit Unternehmenssitz in Aalen-
Neukochen, Baden-Württemberg, gehört zu den führen-
den europäischen Herstellern von Zeitungsdruckpapier
und Wellpappenrohpapieren. Im Werk Eltmann in Bayern
sind 250 Mitarbeiter an der Herstellung von Zeitungs-
druckpapier aus 100 % Altpapier beteiligt.
Bei der Stoffaufbereitung und Papiererzeugung fällt Ab-
wasser an, das CSB- und AOX-belastet ist sowie Salze und
Farben enthält. Um die Einleitbedingungen für Direktein-
leiter einzuhalten, wird das Abwasser seit Dezember 1999
biologisch gereinigt und nach einer anschließenden
Sandfiltration mit einer Nanofiltrationsanlage der
Wehrle Werk AG im Crossflow-Verfahren behandelt. Die
Anlage wurde durch die Deutsche Ausgleichsbank im
Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit (BMU) gefördert.
Die in der Nanofiltration eingesetzten Spiralwickelmodule
(KOCH-GLITSCH GMBH) auf Polyamidbasis sind in einer
Feed-and-Bleed-Struktur (siehe Kapitel 1.5 bzw. Abbildung
3-10) angeordnet. Bei einem Betriebsdruck von 3 bis 7 bar
bewältigt die gesamte Membranfläche von 15.000 m2
einen Feed-Volumenstrom von maximal 19 m3 in der
Stunde. Bei einer Ausbeute von ca. 90 % werden dabei
175 m3/h Permeat gewonnen, welches zurzeit noch in den
Vorfluter geleitet wird. Eine Rückführung des Permeats
und die Nutzung als Prozesswasser ist geplant. Das Kon-
zentrat wird mit Kalkmilch und Flockungsmitteln behan-
delt, wobei eine Optimierung der Konzentratbehandlung
ebenfalls in Planung ist.
Bislang erfolgt täglich eine Spülung der Module und ca.
wöchentlich (je nach Betriebsdruck) eine chemische Rei-
nigung. Bei diesem Betrieb beträgt die Standzeit der
Membranen 2 bis 5 Jahre. Diese Betriebsparameter der
Membranspülung und Reinigung werden derzeit noch
optimiert.
Die Membrananlage im Werk Eltmann sichert die Einhal-
tung der Einleitbedingungen und dient damit vorrangig
dem Umweltschutz. Die geplante Schließung des Wasser-
kreislaufs und die Nutzung des Permeats als Prozesswasser
wird Frischwasser einsparen und lässt damit auch wirt-
schaftliche Vorteile erwarten.
185
Papierfabrik Palm, Werk Eltmann
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
Dezember 1999
Einhaltung der Anforderungen für Direkteinleiter
15.000 m2
Spiralwickelmodule
ca. 175 m3/h
Biologische Reinigung, Sandfiltration
Einhaltung der Einleitebedingungen, Einsparung von Brauchwasser nach erfolgter
Wasserkreislaufschließung
Membranverfahren Nanofiltration
NF3.5.3.1
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
3.5.4
Textilindustrie
In Deutschland existieren ca. 1.100 Textilbetriebe, davon
ca. 150 Veredlungsbetriebe meist klein- und mittelständi-
scher Struktur [GESAMTTEXTIL 2004]. In den verschiede-
nen Produktionsbereichen fallen Prozessabwässer an,
deren Zusammensetzung die vielfältigen Betriebsstrukturen
und die jahreszeitlich schwankenden Produktionspro-
gramme widerspiegelt. Die Entsorgung dieser Prozess-
abwässer verursacht steigende Kosten.
Die Verfahrensvielfalt in der Textilveredlung lässt verall-
gemeinernde Aussagen zum Wasserverbrauch kaum zu,
im Durchschnitt fallen bei der Veredlung von 1 kg Texti-
lien ca. 60 bis 80 l – zum Teil stark farbiges – Abwasser an
[MARZINKOWSKI 1999]. Abwässer aus der Farbküche, die
beim Waschen von Farbansatzbehältern entstehen, sind
hochkonzentriert. Hingegen sind Abwässer aus der Färberei
mit Farbstoffen in geringeren Konzentrationen belastet.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind diese Farbstoffe
unter aeroben Bedingungen biologisch nicht oder nur
sehr schwer abbaubar [BRAUN ET AL. 1997].
Da viele mittelständische Textilveredlungsunternehmen
Indirekteinleiter sind, ergeben sich in der kommunalen
Abwasserbehandlung Probleme durch die Parameter CSB
und Farbigkeit [GUTSCH, HEIDENREICH 2001]. Für die
Direkteinleitung sind die Grenzwerte gemäß Anhang 38
der Abwasserverordnung [ABWV 2002] einzuhalten. Eine
weitergehende Entfärbung textiler Abwässer kann neben
Verfahren wie Fällung, Flockung und chemische Oxida-
tion auch unter Einsatz der Membrantechnik erreicht
werden.
Die Vielfalt der Abwässer aus der Textilveredlung macht
es allerdings unmöglich, den Einsatz, die Leistungsfähig-
keit sowie die Effizienz und Wirtschaftlichkeit der Mem-
branverfahren in diesem Bereich pauschal zu beurteilen.
Der mögliche Einsatz und die Leistungsfähigkeit der
Membrantechnik erfordern eine individuelle Anpassung
an die jeweiligen Erfordernisse für jeden Einzelfall und
jeden Standort und sind durch ausführliche Pilotversuche
zu prüfen. Für die Wirtschaftlichkeit sind die Behandlung
und der Verbleib bzw. die Entsorgung des Retentats von
Interesse [MACHENBACH 1998].
186
Feed
Konzentrat
Permeat
Konzentrat
Permeat
Konzentrat
Permeat
Konzentrat
Permeat
Konzentrat Permeat
1. Zirkulation
2. Zirkulation
3. Zirkulation
4. Zirkulation
Abb. 3-10
Nanofiltrationsanlage in der Papierfabrik Palm, Werk Eltmann (links) [SCHIRM 2001] und
Teilausschnitt der Rohrmodul-Anordnung in einer Feed-and-Bleed-Struktur (rechts) [nach SCHIRM 2001]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Verschiedene Verfahrenskombinationen werden zur Rei-
nigung von Abwässern aus der Textilindustrie getestet
bzw. bereits in der Praxis eingesetzt:
• Zur Realisierung eines geschlossenen Wasserkreislaufs
in der Textilveredlung gab es Versuche zur Kombination
aus biologischer Stufe (Scheibentauchkörper), Cross-
flow-Mikrofiltration und Aktivkohle-Adsorption (voll-
ständige Entfärbung) [WAIZENEGGER ET AL. 2000].
• In Versuchen konnte die Eignung einer Nanofiltration
zur Behandlung von Abwässern aus der Textilindustrie
bzw. eine Wasserkreislaufschließung durch Kombina-
tion von Ultra- und Nanofiltration sowie die Behand-
Die Drews Meerane GmbH betreibt eine Textilveredlung,
bei der hoch belastete Abwässer anfallen. Die CSB-Kon-
zentrationen liegen zwischen 1.000 und 1.500 mg/l, und
die Abwässer sind durch eine starke Farbigkeit gekenn-
zeichnet, die durch gut wasserlösliche Azofarbstoffe her-
vorgerufen wird.
Das neue Konzept zum Wasser- und Abwassermanagement
sieht die getrennte Behandlung der höher und geringer
belasteten Abwasserteilströme vor. In der Abwasserbehand-
lungs- und -aufbereitungsanlage werden täglich etwa
1.500 m3 Abwasser behandelt, wobei der Anteil der höher
belasteten Abwässer ca. 60 % beträgt. Die CSB-Konzen-
trationen in den höher belasteten Teilströmen betragen
ca. 1.400 mg/l, in den geringer belasteten Teilströmen
ca. 1.100 mg/l.
Die geringer belasteten Abwässer werden durch ein anae-
rob-aerob-Verfahren mit anschließender Schlammabtren-
nung in einem Lamellenseparator (Abbildung 3-11) be-
handelt. Das gereinigte Abwasser wird anschließend zur
kommunalen Kläranlage geleitet.
Die höher belasteten Abwässer werden zunächst in einem
Anaerobreaktor behandelt, wobei die Azo- und andere
Farbstoffe gespalten werden. Die Spaltprodukte sind sehr
viel kleiner und haben eine gelbliche Färbung oder sind
farblos.
Danach erfolgt eine aerobe Behandlung des Abwassers.
Im anschließenden Lamellenseparator wird der einge-
dickte Schlamm abgetrennt und in den Anaerobreaktor
zurückgeführt.
lung der Konzentrate in einem biologischen Festbettre-
aktor nachgewiesen werden. Diese Verfahrenskombina-
tion ist aber noch nicht großtechnisch in Deutschland
realisiert [SCHÄFER ET AL. 1997; GUTSCH, HEIDEN-
REICH 2001].
• In einer Großanlage werden Färbereiabwässer mit einer
Kombination aus biologischer Stufe, Adsorption, nach-
geschalteter Umkehrosmoseanlage und Aktivkohlefil-
tration bis auf Direkteinleiterqualität gereinigt und der
überwiegende Teil des gereinigten Wassers als univer-
selles Brauchwasser in der Produktion wieder verwen-
det [BRAUN ET AL. 1997].
187
Textilindustrie, Drews Meerane GmbH
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
2001
Wiederverwendung des gereinigten Abwassers
2.200 m2
getauchte Kapillarmembranen
ca. 34 m3/h
Bogensieb
Reduzierung des Frischwasserverbrauchs und der Abwassermenge, Kosteneinsparung
Membranverfahren Ultrafiltration
UF3.5.4.1
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Dem Lamellenabscheider ist eine Ultrafiltrationsan-
lage mit getauchten Kapillarmodulen der Firma Zenon
nachgeschaltet, in der die vollständige Fest-Flüssigtren-
nung realisiert wird. Die Membrananlage besteht aus sechs
Kassetten des Typs 500c mit einer gesamten Membran-
fläche von 2.200 m2. Bei der Behandlung der höher belas-
teten Abwässer mit dieser Verfahrenskombination wird
ein CSB-Abbaugrad von 90 % erreicht. Ein Teil des Filtrats
der Membrananlage wird nach einer Restentfärbung durch
Ozon als Recyclingwasser mit einer durchschnittlichen
CSB-Konzentration von 160 mg/l für Spül- und Reini-
gungszwecke vorwiegend in der Textildruckerei einge-
setzt.
Durch dieses Behandlungskonzept konnte die kommuna-
le Kläranlage um eine CSB-Fracht von rund 500 kg/d ent-
lastet werden. Die Wirtschaftlichkeit der Aufbereitungs-
anlage im Vergleich mit einer konventionellen Abwasser-
behandlungsanlage wird bei einer Recyclingquote von
ca. 26 % erreicht, wobei die tatsächlich erzielte Recycling-
quote sehr viel höher ist.
Das Vorhaben wurde von der Deutschen Bundesstiftung
Umwelt gefördert und erhielt im Jahr 2002 den Techno-
logieförderpreis 2002 der IHK Braunschweig.
188
Abfluss zurkommunalenKläranlageLamellenseparator
Aerob-reaktor
Anaerob-reaktor
Abwasserbehandlungsanlage
Gebläse-station
Lamellenseparator
Aerob-reaktor
Anaerob-reaktor
Abwasserbehandlungsanlage
Rücklaufschlamm (RS)
Rücklaufschlamm (RS)
Rezirkulation (RZ)Membranstufe
Ozonung
Brunnenwasser
aufbereitetes Abwasser
Abb. 3-11
Verfahrensschema der Abwasserbehandlungs- und -aufbereitungsanlage bei Drews Meerane GmbH
[nach ZENON GMBH 2004]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Die PONGS Textil GmbH produziert und veredelt am
Standort Mühltroff seit 1993 unter anderem großflächige
Spezialgewebe mit einer Breite von bis zu 6,20 m. Dafür
werden geschlichtete Ketten- und Schussgarne verarbeitet.
Vor der Weiterverarbeitung wird die Rohware gewaschen,
um anhaftende Schlichtemittel sowie Wachse und Öle,
die in der Regel biologisch schwer abbaubar sind, zu ent-
fernen. In Abhängigkeit der an der Rohware anhaftenden
Stoffe (Schlichte) beträgt die Waschtemperatur zwischen
60 °C und 95 °C.
Angesichts steigender Produktions- und Abwassermengen
sowie der daraus resultierenden Entsorgungskosten stand
der Textilbetrieb 1999 vor der Entscheidung, die Produk-
tion an einen anderen Standort zu verlagern oder ein Ver-
fahrenskonzept umzusetzen, das die geforderte Reinigungs-
leistung trotz starker Frachtschwankungen im Abwasser
sicherstellt und eine Wiederverwendung des gereinigten
Abwassers zu einem hohen Anteil in der Produktion er-
laubt.
189
Seidenweberei PONGS
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
2004
Wiederverwendung des Abwassers/Schließung von Wasserkreisläufen
320 m2
Doppeldeckmodule / Plattenmembranen
ca. 2,5 m3/h
Schwingsieb
Erweiterung der Abwasserbehandlungskapazität, Einsparung von Frischwasser- und Abwasserkosten
Membranverfahren Mikrofiltration
Abb. 3-12
Umbau der Abwasserreinigungsanlage bei PONGS Textil GmbH; links: Umbau der bestehenden Tropf-
körperanlage [Foto: A3 GMBH 2004]; rechts: neue Membranbelebungsanlage [Foto: A3 GMBH 2004]
Membranbelebungsanlage
MF3.5.4.2
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Mit dem Ziel, die Umbaukosten der bereits bestehenden
Abwasserreinigungsanlage gering zu halten, wurde in den
Jahren 1999-2000 die vorhandene Tropfkörperanlage zu
einer Membranbelebungsanlage umgestaltet (Abbildung
3-12).
Bis zu einer weiteren Kapazitätserhöhung im Jahr 2004
wurde diese als Kaskade ausgeführte Membranbelebungs-
anlage betrieben. Sie bestand aus zwei in Reihe angeord-
neten, intensiv belüfteten Behältern, von denen der zweite
mit getauchten Membranmodulen der Firma A3 ausge-
stattet war. Die Filtrationsleistung der Anlage konnte
ohne eine chemische Reinigung der Membranmodule
über Zeiträume von sechs Monaten aufrecht erhalten
werden. Das gereinigte Abwasser wurde je nach Bedarf zu
einem großen Anteil als Brauchwasser im Textilbetrieb
eingesetzt oder in das Kanalnetz der Gemeinde abgeleitet.
Der Betrieb der Anlage zeigte, dass die Behandlung von
Abwasser aus der Entschlichtung mittels Membranbele-
bungsverfahren technisch möglich und auch wirtschaft-
lich ist. Die aufgrund steigender Produktionskapazitäten
notwendig werdende Kapazitätserweiterung wurde im
Jahr 2004 ebenfalls mit dem Membranbelebungsverfahren
realisiert.
Der jetzigen Abwasserreinigungsanlage laufen täglich etwa
60 m3 Abwasser mit CSB-Konzentrationen von 8.000 mg/l
bis 15.000 mg/l zu. Das Abwasser der Firma PONGS wird
in einem Misch- und Ausgleichsbecken gepuffert und
über ein Schwingsieb mit einer Trenngrenze von 100 µm
der Membranbelebungsstufe zugeführt. Das Belebungsvo-
lumen beträgt 240 m3. Die Membrananlage besteht aus
vier Doppeldeckmodulen (Plattenmodulen) der Firma A3.
Die enthaltenen Membranen haben eine Porengröße von
ca. 0,4 µm und weisen eine gesamte Fläche von 320 m2
auf.
Das aufbereitete Abwasser wird zu einem hohen Anteil
im Produktionsprozess wieder verwendet. Für die Wieder-
verwendung des gereinigten Abwassers wurden von der
Firma PONGS CSB-Konzentrationen < 200 mg/l vorgege-
ben. Diese Vorgabe wird mit CSB-Ablaufkonzentrationen
von weniger als 100 mg/l erreicht.
190
Produktions-abwasser
Gebläse-station
Membranstufe
Schwingsieb100 µm
zurProduktion
Misch- undAusgleichs-becken
zurKanalisation
Abb. 3-13
Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage bei der Fa. PONGS [nach A3 GMBH 2004]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
In Hamminkeln-Dingden wurde 1954 die Firma Gerhard
van Clewe gegründet. 1973 erweiterte das Unternehmen
seinen Betrieb durch eine Färberei. Heute sind insgesamt
190 Mitarbeiter mit der Ausrüstung und Veredlung texti-
ler Flächen aller Art beschäftigt.
In Textilveredlungsbetrieben fallen in den Produktionsbe-
reichen Vorbehandlung, Färberei, Farbküche, Waschma-
schinen und Appretur unterschiedliche Prozessabwässer
an, deren Entsorgung steigende Kosten verursacht. Um
diese Kosten zu senken, wurde im Unternehmen van Cle-
we zunächst begonnen, den Wassereinsatz im Vered-
lungsprozess soweit wie möglich zu reduzieren. Als Folge
stiegen jedoch die Konzentrationen im Abwasser an, und
die Grenzwerte für AOX und Schwermetalle zur Einlei-
tung in die kommunale Kläranlage konnten nicht mehr
eingehalten werden.
Basierend auf den Ergebnissen zahlreicher Versuche mit
einer Pilotanlage wurde 1996 eine großtechnische Mem-
brananlage der Firma CSM Filtrationssysteme GmbH &
Co. KG, Bretten, in Betrieb genommen. Nach einer Erwei-
terung der Anlage 1997, die durch die Deutsche Bundes-
stiftung Umwelt, Osnabrück, gefördert und wissenschaft-
lich durch die Universität Wuppertal begleitet wurde,
werden heute die zwei Teilströme aus der Färberei getrennt
über die Membrananlage geführt. Mit Betriebsdrücken
zwischen 5,5 bar und 27 bar werden dabei maximal
12 m3/h Permeat gewonnen und als Recyclingwasser in
die Vorbehandlung und Färberei zurückgeführt.
Zur Aufbereitung des Teilstroms, der Abwässer aus der
Baumwollfärberei und Maschenausrüsterei enthält, dient
die dreistufige, im Crossflow-Verfahren betriebene Mem-
brananlage. Sie besteht aus den Stufen Ultrafiltration
(Bau und Auslegung durch RIK, Dülmen), Nanofiltration
und Umkehrosmose. Zur Abtrennung von Flusen und
sonstigen gröberen Teilchen ist der Ultrafiltrationsstufe
eine Siebfiltration (Discotrainer) vorgeschaltet. In der
Ultrafiltrationsstufe (Abbildung 3-14) trennen keramische
Rohrmodule der Firma atech innovations gmbh feinparti-
kuläre und gelöste, polymere Stoffe aus dem Abwasser-
strom ab. Das Filtrat wird über einen nachgeschalteten
Beutelfilter (Schutzfunktion) der Nanofiltration zugeführt.
In der Nanofiltrationsstufe wird eine Entfärbung und Teil-
entsalzung unter Einsatz von Wickelmodulen aus synthe-
191
Textilveredlung Gerhard van Clewe GmbH & Co. KG
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
2001
Senkung der Entsorgungskosten und Einhaltung der Bedingungen für Indirekteinleiter
225 m2
Rohrmodule
2,5 m3/h
Flüssigpolymer- und Tonmineralzudosierung zur Teilchenvergrößerung
(Verbesserung der Abscheidefähigkeit)
Membranverfahren Mikrofiltration
Inbetriebnahme
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1997
k. A.
Keramische Rohrmodule (UF), Wickelmodule (NF und RO)
Gesamt 12 m3/h
Siebfiltration (Discotrainer) vor der Ultrafiltration zur Abtrennung von Flusen und sonstigen gröberen
Teilchen, Beutelfilter vor Nanofiltration
Einsparung von Brauchwasser und Kostenreduzierung auf der Abwasserseite
Membranverfahren Ultrafiltration, Nanofiltration, Umkehrosmose
MF UF NF UO3.5.4.3
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
tischem Polymer der Firma Osmonics erreicht. Die Haupt-
salzmenge und der Großteil der CSB-Fracht des Abwassers
werden durch Umkehrosmose mittels Wickelmodulen aus
Polymermembranen (Fa. Osmonics) entfernt.
Der zweite Teilstrom ist kleiner und geringer belastet und
enthält Abwasser mit Pigmentfarbstoffen aus der Farbkü-
che bzw. Farbbeschichtung, Abwässer aus den Spannrah-
men sowie aus der Abluftreinigung der Spannrahmen.
Nach einer Zudosierung von Tonmineralen und Koagulie-
rungsmitteln zur Vergrößerung der Partikel und Verbesse-
rung der Abscheidfähigkeit wird dieser Teilstrom seit An-
fang 2001 über eine Mikrofiltrationsanlage gefahren,
die durch MDS Prozesstechnik GmbH ausgelegt und von
der Firma BKT Burggräf GmbH gebaut wurde. Die Anlage
wird im Crossflow-Verfahren betrieben und ist mit Rohr-
modulen (Microdyn Modulbau GmbH) aus Polymermem-
branen ausgestattet. Die gesamte Membranfläche von
50m2 bewältigt einen Permeatvolumenstrom von 2,5m3/h.
Die Rohrmodule werden periodisch rückgespült und ein-
mal pro Woche vollautomatisch chemisch gereinigt.
Das Permeat ist nach der Umkehrosmose farblos und ent-
hält lediglich noch 3 % der ursprünglichen CSB-Fracht.
Aufgrund dieser Qualität kann das Permeat aus der Mem-
brananlage (einstufig und dreistufig) als Prozesswasser
wieder verwendet werden. Dadurch wird eine Recycling-
rate von bis zu 50 % des gesamten Abwassers des Vered-
lungsbetriebes erreicht. Das anfallende Konzentrat aller
Stufen wird eingedampft, über Dünnschichttrockner
getrocknet und anschließend über eine Hausmüllverbren-
nung entsorgt.
Eine Rückspülung der Membranen ist lediglich für die Stufe
der Ultrafiltration alle drei Minuten notwendig. Bei dieser
Betriebsweise sind die Ultrafiltrationsmembranen seit
sieben Jahren ohne Leistungsverlust (Stand August 2005)
im Einsatz. Die Standzeiten der Membranen in Nanofil-
tration und Umkehrosmose betragen 1,5 Jahre. Eine Rei-
nigung der Membranen ist lediglich zum Wochenende
mit speziellen Membranreinigern erforderlich.
Neben der Gewährleistung der Indirekteinleitebedingun-
gen werden durch die Membrananlage Abwasserkosten in
Höhe von ca. 50 % durch die Kreislaufführung des Prozess-
wassers eingespart.
192
Abb. 3-14
Ultrafiltrationsanlage im Textilveredlungsbetrieb
van Clewe [BÖTTGER 2001]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Die Vulkanfiber ist ein vielseitiger Werkstoff aus nach-
wachsenden Rohstoffen. Sie wird aus ungeleimten Spezi-
alpapieren aus Baumwoll-Linters und Zellstoff durch Ein-
wirkung einer Zinkchloridlösung hergestellt und zeichnet
sich durch Antistatik, Elastizität und geringes Gewicht aus.
Die 50 Mitarbeiter der Gelderner Ernst Krüger GmbH &
Co. KG stellen unter anderem Dichtungen, Webführun-
gen und Stanzteile aus Vulkanfiber für die Automobil-,
Elektro- und Textilindustrie her. Ein wesentlicher Schritt
bei der Herstellung ist das Auswaschen des Zinkchlorids
in mehreren hintereinander geschalteten Waschbädern,
wobei Abwasser mit einer Restkonzentration von Zink-
chlorid anfällt.
Die für den Produktionsprozess benötigte Spülwasser-
menge von ca. 30.000 m3 im Jahr und die Behandlung
des zinkchloridhaltigen Abwassers mit herkömmlichen
Fällungs- und Flockungsverfahren verlangten nach
kostengünstigeren Alternativlösungen. Das Forschungsin-
stitut für Wasser- und Abfallwirtschaft e. V. (FiW) verglich
in einer Vorstudie verschiedene Verfahren und stellte den
Kontakt zu Amafilter Deutschland GmbH her.
193
Faserindustrie, Vulkanfiber
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1997
Kostengünstige Alternative zur Reduzierung der Spülwassermenge und Behandlung des
zinkchloridhaltigen Abwassers
312 m2
Wickelmodule
4 m3/h
Vorfiltration
Einsparung von Fällungs- bzw. Flockungsmitteln, Frischwasser, Abwasser und Zinkchlorid
Membranverfahren Umkehrosmose
AusgleichVerluste
5m3/h
Konzentrat1m3/h
Permeat4m3/h
ZinkchloridVerdampfer
Wasserbad Laugenbad Pergamentierbad 70% ZnCl2
Umkehrosmose
Abb. 3-15
Verfahrensfließbild der Prozesswasseraufbereitung in der Vulkanfiberfabrik Ernst Krüger GmbH & Co. KG
[AMAFILTER 2001]
UO3.5.5
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Seit 1997 werden aus dem anfallenden Abwasser sowohl
Reinstwassser für Spülzwecke als auch eine hochwertige
Zinkchloridlösung für das Prozessbad zurückgewonnen.
Dies wird durch eine Vorfiltration mit nachgeschalteter
Umkehrosmoseanlage (Amafilter Deutschland GmbH)
erreicht, die im Ablauf des Wasserbades ständig im Einsatz
ist (Abbildung 3-15 und Abbildung 3-16). Die Wickelmo-
dule mit einer gesamten Filterfläche von 312 m2 leisten
unter einem Betriebsdruck von 25 bar einen Permeat-
Volumenstrom von 4 m3 pro Stunde. Der Praxisbetrieb
hat gezeigt, dass die Standzeit der Membranen größer als
drei Jahre ist (bis zu sechs Jahre Standzeit). Bei dem ersten
Membranwechsel wurde auf eine andere Membran umge-
stellt, was zu einer Kapazitätserhöhung führte.
Das Permeat der Umkehrosmose hat die Qualität von voll
entsalztem Wasser und kann dem Wasserbad wieder
zugeführt werden. Das Retentat enthält das Zinkchlorid
und wird im Laugenbad der Produktion wieder einge-
setzt.
Durch den gewährten Zuschuss in Höhe von 50 % eines
Förderprogramms 3) des Landes Nordrhein-Westfalen hat
sich die Anlage nach ca. vier Jahren amortisiert.
Der Einsatz der Umkehrosmoseanlage in der kontinuier-
lichen Vulkanfiber-Herstellung, der Anschluss weiterer
Abwasserströme und des Kühlwassers an die Umkehros-
moseanlage hat wirtschaftliche und ökologische Vorteile.
So verminderte sich durch die Wasserkreislaufschließung
die Abwassermenge im Betrieb um insgesamt 80 % und der
Frischwasserbedarf um 90 % (jährlich etwa 18.000 m3).
Dadurch sinken auch die Kosten für die Frischwasserauf-
bereitung (Enthärtung von Brunnenwasser).
Außerdem werden Fällungs- und Flockungsmittel einge-
spart, und das Zinkchlorid verbleibt durch die gezielte
Wertstoffrückgewinnung im Kreislauf des Produktions-
prozesses, was den zusätzlichen Bedarf an Zinkchlorid
minimiert.
194
Abb. 3-16
Umkehrosmoseanlage in der Vulkanfiberfabrik Ernst Krüger GmbH & Co. KG [Foto: AMAFILTER]
3) Förderprogramm (1997 – 1999) „Initiative ökologische und nachhaltige
Wasserwirtschaft NRW“ [MURL 1996]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden bei der HT Tro-
plast AG in Troisdorf Spezial-Kunststoffe hergestellt. Heu-
te beschäftigt das Unternehmen dort 1.500 Mitarbeiter,
davon ca. 180 im Unternehmensbereich Trosifol, in dem
Sicherheitsglas-Folien für die Automobil- und Bauindus-
trie hergestellt werden. Im Herstellungsprozess wird Tro-
sifol, eine flexible Folie auf der Basis von Polyvinylbuty-
ralharz, gekühlt. Dabei gelangen ungelöste Weichmacher
(ölartig) in das Kühlwasser.
Zur Abtrennung der Weichmacher aus dem anfallenden
Prozesswasser entschied sich das Unternehmen 1998 nach
Untersuchung verschiedener Verfahren und Gesprächen
mit der Firma Amafilter Deutschland GmbH für die Inbe-
triebnahme einer Ultrafiltrationsanlage, welcher ein
Filter zur Abscheidung von Grobstoffen vorgeschaltet ist
(Grobfilter, Siebfilter, Kerzenfilter). Die Ultrafiltrationsan-
lage ist mit keramischen Rohrmodulen der Firma atech
innovations gmbh ausgestattet und wird durch einen
Wärmetauscher zur Kühlung des Wassers ergänzt (Ab-
bildung 3-17).
Im Crossflow-Verfahren bewältigt die 38 m2 große Mem-
branfläche unter einem Betriebsdruck von 4 bar stünd-
lich einen Feed-Volumenstrom von 10 m3. 95 % des Zu-
laufvolumenstroms werden als Filtrat gewonnen und in
den Wasserkreislauf zurückgeführt, das verbleibende Kon-
zentrat wird über das Abwassersystem entsorgt. Es wird
eine Standzeit der Membranen von mehr als zehn Jahren
erwartet.
Neben ökologischen bringt die Anlage auch wirtschaftli-
che Vorteile. Durch die Verringerung des Volumens und
die Wasserkreislaufführung werden Abwasserkosten ein-
gespart und gleichzeitig Grundwasserressourcen geschont,
da der Wasserverbrauch zwischen 75 % und 80 % gesenkt
werden konnte. Des Weiteren hat die sichere und war-
tungsarme Prozessführung dazu beigetragen, dass sich die
Anlage trotz der vergleichsweise hohen Investitionskos-
ten von 348.000 Euro, die durch Vollautomatisierung
und entsprechende Regeltechnik bedingt waren, bereits
nach 2,5 bis 3 Jahren amortisiert hat.
195
Abb. 3-17
Ultrafiltrationsanlage bei der HT Troplast AG
[Foto: HT TROPLAST]
Kunststoffindustrie, Troplast
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1998
Kreislaufführung von produktberührtem Kühlwasser
38 m2
Keramische Rohrmodule
Ca. 9,5 m3/h
Grobfilter, Siebfilter, Kerzenfilter
Einsparung von Frischwasser und Reduzierung der Abwasserkosten
Membranverfahren Ultrafiltration
UF3.5.6
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
3.5.7
Wäschereien
Das Abwasser aus Wäschereien kann mit gefährlichen
Abwasserinhaltsstoffen belastet sein und wird heute über-
wiegend mit oder ohne Vorbehandlung in kommunale
Kläranlagen eingeleitet. Vereinzelt gibt es noch Wäsche-
reien, die das Abwasser ungeklärt in Vorfluter einleiten
[GUTSCH, HEIDENREICH 2001]. Zur Aufbereitung von
gering belastetem Abwasser aus Wäschereien (z. B. aus der
Wäsche von Krankenhaus- und Hoteltextilien) mit an-
schließender Kreislaufführung kommen derzeit neben
biologischen Reinigungssystemen und deren Kombinatio-
nen mit chemischen Fällungsverfahren vor allem Mem-
branfiltrationsverfahren zur Anwendung [MENGE 2001].
Anlagen zur Kreislaufschließung in Wäschereien bestehen
entweder aus einer Kombination von Mikrofiltration und
Nanofiltration oder aus einem Umkehrosmosesystem
[MENGE 2001].
Für Abwasser, das direkt in ein Gewässer eingeleitet wird
und dessen Schmutzfracht im Wesentlichen aus dem
Waschen von verunreinigten Textilien, Teppichen, Matten
und Vliesen in Betrieben und öffentlichen Einrichtungen
stammt, gilt Anhang 55 der Abwasserverordnung [ABWV
2002]. Für Abwasser aus der Chemischreinigung von Tex-
tilien, Teppichen und Waren aus Pelzen und Leder hat
Anhang 52 der Abwasserverordnung [ABWV 2002] Gül-
tigkeit.
196
Wäscherei ALSCO
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
2000
Abwasserbehandlung
44 m2
Rohrmodule
6,5 m3/h
Rüttelsieb
Vorbehandlung der Nanofiltration
Membranverfahren Ultrafiltration
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
2000
Abwasseraufbereitung
180 m2
Wickelmodul
ca. 6 m3/h
Ultrafiltration
Einsparung von Frisch- und Abwasserkosten
Membranverfahren Nanofiltration
UF NF3.5.7.1
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Die Fa. ALSCO betreibt seit Mai 2000 eine gewerbliche
Wäscherei am Standort Kaiserslautern. Das Wäscheauf-
kommen wird entsprechend dem Verschmutzungsgrad
speziellen Maschinengruppen zugeordnet, so dass die
verschiedenen Abwasserteilströme separat erfasst und
behandelt werden können (Abbildung 3-18).
Das Abwasser aus dem Teilstrom „Matten/Blauwäsche“
setzt sich aus 30 m3/d Abwasser aus der Blauwäsche sowie
45 m3/d aus der Mattenwäsche zusammen. Bei einem Be-
trieb über 5 Tage in der Woche ergibt sich eine jährliche
Abwassermenge aus der „Matten/Blauwäsche“ von
18.750 m3.
Der Teilstrom aus der„Weißwäsche“ stammt aus der Be-
rufsbekleidungs-, Flach- und Handtuchwäsche und beträgt
ca. 95 m3/d. Dieses Abwasser wird gesammelt und einem
Kühlturm zur Temperaturreduzierung zugeführt. Im An-
schluss erfolgt eine Neutralisationsstufe mittels CO2. Das
so gereinigte Abwasser der Weißwäsche wird über die Ka-
nalisation einer kommunalen Kläranlage zugeführt.
Das Abwasser des Teilstromes „Blau- und Mattenwäsche“
wird in einem unterirdischen Becken mit einer Größe
von ca. 5 m3 gesammelt. Von dort wird es zur Abtren-
nung von Flusen und sonstigen gröberen Teilchen über
ein Rüttelsieb geführt. Nach dem Rüttelsieb wird das
Abwasser über einen Kondensationskühlturm auf eine
Temperatur von 38 °C gekühlt und in einen ca. 65 m3 fas-
senden, belüfteten Mengenausgleichsbehälter gefördert.
Von dort wird das Abwasser dem ebenfalls 65 m3 fassen-
den Belebungsreaktor zugeführt.
Im Anschluss an die Belebungsstufe wird das Abwasser
bzw. der Belebtschlamm in der Cross-Flow-Ultrafiltrations-
anlage auf ca. 4 % Feststoffgehalt eingedickt. Im Mittel
werden 10 m3/Monat als Nassschlamm in einer Kläranlage
der chemischen Industrie entsorgt.
Die Ultrafiltrationsanlage (Abbildung 3-19) ist mit
vier Druckrohren je 11 m2 Membranfläche sowie zwei
Leerrohren für eine spätere Erweiterung ausgerüstet. Die
eingesetzten Membranmodule sind mit organischen Rohr-
membranen der Fa. Berghof mit einem freien Strömungs-
kanal von 10,2 mm bestückt. Der Permeatvolumenstrom
beträgt ca. 6,5 m3/h.
197
Wasch-wasser Sammel-
beckenNeutrali-sation
Weißwäsche
Rezirkulation (RZ)
Blau- undMatten-wäsche
Sammel-becken
Mengen-ausgleichs-becken
Belebungs-becken
Kühlturm Kanalisation
Nano-filtration
Ultra-filtration
KühlturmRüttelsieb
Konzentrat-schlamm
KonzentratzurKanalisation
Prozesswasserrückführung
Gebläse-station
Abb. 3-18
Verfahrensschema der Abwasserbehandlung in der Wäscherei ALSCO [nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Die CSB-Konzentration im Abwasser der Matten/Blau-
wäsche beträgt im Mittel 2.800 mg/l und maximal
5.000 mg/l. Im Permeat der Ultrafiltration liegen die CSB-
Konzentrationen zwischen 80 mg/l und 150 mg/l. Da im
Waschprozess vollständig auf den Einsatz von Chlor-
bleichlauge verzichtet wird, spielen AOX-Verbindungen
im Abwasser der Wäscherei ALSCO keine Rolle. Das Per-
meat der Ultrafiltration erfüllt die Anforderungen nach
Anhang 55 der Abwasserverordnung und kann in die ört-
liche Kanalisation eingeleitet werden. Der spezifische
Energieverbrauch der Ultrafiltrationsanlage beträgt etwa
4,0 kWh je m3 Permeat.
Um die Frisch- und Abwasserkosten am Standort der
Wäscherei ALSCO zu reduzieren, wird das über die Ultra-
filtrationsanlage gereinigte Abwasser in einer einstufigen
Nanofiltrationsanlage mit Wickelmodulen der Fa.Desal
weiter aufbereitet. Das Permeat wird wieder als Wasch-
wasser eingesetzt und das Konzentrat (10 bis 15 m3/d)
unter Einhaltung der Indirekteinleitervorschriften und
der örtlichen Abwassersatzung mit dem Abwasser der
Weißwäsche in die kommunale Kläranlage abgeleitet.
Die Kosten für die Reinigung der Ultrafiltrationsmem-
branen betragen etwa 1 bis 2 Cent pro m3 Permeat.
Die Standzeit der UF-Membranen ist mit vier bis sechs
Jahren kalkuliert worden. Bei einer Standzeit von vier
Jahren werden Membranwechselkosten von ca. 15 Cent
je m3 Abwasser erforderlich.
Die spezifischen Betriebskosten der Ultrafiltrationsanlage
als Summe aus Energie-, Membranwechsel-, sowie Reini-
gungskosten betragen nach Angaben des Lieferanten der
Anlage (WEHRLE UMWELT GMBH) etwa 0,40 s/m3 Ab-
wasser.
198
Abb. 3-19
Membrananlage in der Wäscherei ALSCO [Fotos: WEHRLE UMWELT GMBH 2004]
links: Ultrafiltrationsanlage; rechts: Gesamtanlage
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Der Textilservice Mewa reinigt am Standort Groß Kienitz
stark verschmutzte Berufsbekleidung aus den Bereichen
Metallindustrie, Maschinenbau, Kraftfahrzeugbetriebe
etc. Aufgrund gesetzlicher Auflagen wurde im Jahr 1997
eine Verfahrensergänzung zur Behandlung der Abwässer
erforderlich. Vor der Indirekteinleitung in die öffentliche
199
Textilservice Mewa GmbH
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1998
Kreislaufführung von Waschwasser
60 m2
Keramikrohrmodule
ca. 4 m3/h
Vorfiltration/Flusensieb
Reduzierung des Frischwasserbedarfs und Einsparung von Waschmitteln
Membranverfahren Ultrafiltration
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1998
Kreislaufführung von Waschwasser
135 m2
Wickelmodule
ca. 1,5 m3/h
Ultrafiltration
Reduzierung des Frischwasserbedarfs
Membranverfahren Nanofiltration
VorfiltrationPuffer undFällung
Ultra-filtration 1
1,5 m2/hRecyclingwasser 1für Vor- undHauptwäsche
Konzentrat zurexternen Verbrennung
Konzentrat-speicher
Ultra-filtration 2
Kanalisation
Nano-filtration
1,5 m2/hRecyclingwasser 2für SpülwasserHauptwäsche
Abb. 3-20
Verfahrensschema der Aufbereitungsanlage der Textilservice Mewa GmbH [nach ENVIRO CHEMIE 2004]
UF NF3.5.7.2
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Kanalisation sind im Wesentlichen Schwermetalle und
Kohlenwasserstoffe gemäß Anhang 55 der Abwasserver-
ordnung zu entfernen.
Seit 1998 wird am Standort der Wäscherei eine Aufberei-
tungsanlage betrieben, mit der 100 m3/d Wäschereiab-
wasser so weit gereinigt werden, dass eine Wiederverwen-
dung im Waschprozess möglich ist. Abbildung 3-20 zeigt
das Verfahrensschema der Aufbereitungsanlage.
Das Abwasser wird über eine Vorfiltration und eine Fäl-
lung in die erste Ultrafiltrationsstufe geleitet, die aus
sechs Modulen mit 47 Keramikstäben pro Rohrmodul
besteht (Abbildung 3-21).
Durch die Filtration über die gesamte Membranfläche
von ca. 60 m2 wird ein Permeatvolumenstrom von etwa
4 m3/h erreicht. Etwa 30 % des Permeatvolumenstroms
werden als Recyclingwasser 1 wieder eingesetzt. Das Recy-
clingwasser 1 muss den Anforderungen CSB < 1.000 mg/l
und Restgehalt an Mineralölen < 20 mg/l genügen. Auf-
grund der organischen Restbelastung kann es nur be-
schränkt für Waschprozesse in der Vor- und Hauptwäsche
wiedereingesetzt werden. Durch den hohen Tensidanteil
im Recyclingwasser können aber rund 20 % der Wasch-
mittel eingespart werden.
Das verbleibende Permeat der ersten Ultrafiltrationsstufe
wird in einer nachgeschalteten Nanofiltrationsanlage
aus Wickelmodulen mit einer Membranfläche von 135 m2
weiter aufbereitet (Abbildung 3-22).
Pro Stunde werden ca. 1,5m3/h Permeat erzeugt (Recycling-
wasser 2). Das Recyclingwasser 2 ist soweit aufbereitet
(siehe Tabelle 3-4), dass es für Spülprozesse der Haupt-
wäsche eingesetzt wird und damit den Frischwasserbedarf
weiter senkt.
Die Gesamtrecyclingquote des anfallenden Abwasservolu-
menstroms beträgt mit dieser mehrstufigen Abwasserbe-
handlung etwa 70 %.
200
Abb. 3-22
Nanofiltrationsanlage in der Textilservice
Mewa GmbH [Foto: ENVIRO CHEMIE 2004]
Abb. 3-21
Ultrafiltrationsanlage in der Textilservice
Mewa GmbH [Foto: ENVIRO CHEMIE 2004]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
3.5.8
Metall verarbeitende Industrie
In der Metall verarbeitenden Industrie werden vorzugs-
weise Metall-, aber auch Nichtmetalloberflächen (soweit
diese metallisiert werden) mit wässrigen Lösungen, Emul-
sionen, Aufschlämmungen, aber auch mit Salzschmelzen
behandelt (mechanisch, chemisch, elektrochemisch und
thermisch). Die dabei anfallenden Abwässer sind vielfältig,
vorwiegend mit anorganischen Inhaltsstoffen belastet
und durch ihren hohen Metallgehalt charakterisiert. Des
Weiteren sind organische Stoffe wie Mineralöle, besonders
in den Kühlschmiermitteln, Mineralfette, Lackbestand-
teile, Chlorkohlenwasserstoffe und andere Lösungsmittel
enthalten.
Für die Ableitung von Abwasser aus dem Metallgewerbe
sind der Anhang 40 der Abwasserverordnung [ABWV
2002] bzw. die Anforderungen der Ortsatzung und Indi-
rekteinleiterverordnung maßgebend. Die Einhaltung der
Grenzwerte ist nur nach einer innerbetrieblichen Aufbe-
reitung der Prozessabwässer möglich, anderenfalls müssen
diese kostenintensiv als Sonderabfall entsorgt werden.
Die Senkung von Kosten (für Entsorgung und Rohstoffe)
ist in erster Linie auch die Motivation eines Unterneh-
mens für den Kauf einer innerbetrieblichen Prozess- oder
Abwasserbehandlungsanlage, die gleichzeitig einen Bei-
trag zum Umweltschutz leistet. Eine Möglichkeit zur Ver-
ringerung der Entsorgungsmenge und damit der Entsor-
gungskosten ist die Aufbereitung bzw. Aufkonzentrierung
der flüssigen Abfälle mittels Membranfiltration und
Vakuumverdampfung [SPECHT 1997]. Das gewonnene
Permeat kann eventuell im Kreislauf geführt und erneut
innerbetrieblich genutzt werden. Bei vollständiger
Wiederverwendung des Permeats und des Konzentrats
wird ein abwasserfreier Betrieb erreicht. Allerdings ist es
nicht möglich, einen abwasserfreien Betrieb „von der
Stange“ zu erwerben, da sowohl die Aufbereitungstechnik
als auch die Fertigungshilfsstoffe, wie z. B. Reinigungsmit-
tel, aufeinander abgestimmt und an die Produktionsanla-
gen angepasst werden müssen [SPECHT 1997]. Umfang-
reiche Vorversuche helfen, Fehler zu vermeiden und
Kosten zu sparen.
201
CSB mg/l 100
Leitfähigkeit µs/cm 500
Keime KBE/ml 100
Tab. 3-4
Qualität des Recyclingwassers 2 [ENVIRO CHEMIE 2004]
Parameter Einheit Konzentration
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Die Rasselstein Hoesch GmbH mit Sitz in Andernach und
Produktionsstätten in Andernach und Dortmund nimmt
eine Spitzenposition unter den europäischen Weißblech-
herstellern ein. Weißblech ist kaltgewalztes Feinstblech mit
einer Dicke zwischen 0,12 mm und maximal 0,49 mm
und wird in erster Linie als Verpackungsmaterial ver-
wendet.
Beim Kaltwalzprozess wird Palmfett eingesetzt, das vor
der Weiterverarbeitung durch ein Entfettungsverfahren
wieder entfernt werden muss. Das dabei entstehende Ab-
wasser ist durch das Palmfett organisch belastet. Diese
Abwasserbelastung, die in regelmäßigen Abständen not-
wendige Reinigung der Entfettungsanlage und der Neu-
ansatz des Entfettungsbades benötigen erhebliche Men-
gen an Entfettungsmittel.
Diese Gründe führten 1999 in Zusammenarbeit mit der
Membran-Filtrations-Technik-GmbH (MFT) zur Inbetrieb-
nahme einer Ultrafiltrationsanlage (Abbildung 3-23).
Keramische Rohrmodule entfernen bei einem Betriebs-
druck zwischen 6 und 8 bar den störenden Palmfettanteil
in den Entfettungsbädern. Die 4,56 m2 große Ultrafiltra-
tionsmembran bewältigt einen Feed-Volumenstrom von
1 m3 pro Stunde und wird automatisch alle 120 Stunden
gereinigt (zuerst alkalisch, dann sauer und anschließend
Spülung mit Wasser). Die Anlage läuft bereits seit sechs
Jahren (Stand September 2005), wobei die Membranen
nach fünf Jahren ausgetauscht wurden.
Das erzeugte Filtrat (ca. 90 % des Feed) wird als saubere
Entfettungslösung direkt in das Bad zurückgeführt, wäh-
rend das Konzentrat der Walzfettaufbereitung zugeführt
und anschließend thermisch entsorgt wird.
Nach anfänglichen Betriebsschwierigkeiten zeigen sich die
Vorteile der Anlage: Bei gleichbleibender Qualität des Pro-
zessbades fallen durch die Kreislaufführung 9m3 pro Stunde
weniger Abwasser an, und gleichzeitig werden Trinkwas-
ser und Chemikalien eingespart. Des Weiteren ist die
Reduzierung der CSB-Fracht (um 24 %) und damit auch
der Entsorgungskosten zu nennen. Die Gesamtinvestition
von 358.000 Euro hatte sich nach weniger als zwei Jahren
amortisiert.
202
Metall verarbeitende Industrie,
Rasselstein Hoesch GmbH
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1999
Reduzierung der Abwasserbelastung mit Palmfett bzw. Reduzierung der Reinigungen
der Entfettungsanlage und des Neuansatzes der Entfettungsbäder
4,56 m2
Keramische Rohrmodule
1 m3/h (ca. 90 % des Feed werden als Filtrat gewonnen)
Keine
Einsparung von Frischwasser und Chemikalien, Reduzierung der Abwassermenge
und der Entsorgungskosten
Membranverfahren Ultrafiltration
Abb. 3-23
Ultrafiltrationsanlage im Unternehmen Rasselstein
Hoesch [Foto: MFT GMBH]
UF3.5.8.1
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
matisierungstechnik GmbH (Abbildung 3-24) geleitet
wird.
Die Ultrafiltrationsanlage trennt seit Oktober 2000
weiteres Öl nach einem patentrechtlich geschützten
Crossflow-Verfahren über Rührorgane (Atec-Overflow-
System) ab. Die eingesetzten Flachmembranen aus Kunst-
stoff mit einer Trenngrenze von 30.000 Dalton sind auf
Edelstahlstützkörper gewickelt. Die gesamte Filterfläche
beträgt 1,1 m2 und leistet unter einem Betriebsdruck von
203
Metall verarbeitende Industrie,
Faurecia Betrand Faure Sitztechnik
Abb. 3-24
Ultrafiltrationsanlage in der Fa. Faurecia, Bertrand
Faure Sitztechnik GmbH & Co. KG [KASTEN 2001]
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
Oktober 2000
Einsparung von Kosten durch Standzeitverlängerung der Entfettungsbäder und
Gewährleistung einer gleichbleibenden Produktqualität
1,1 m2
Flachmembranen auf Edelstahlstützkörper gewickelt
0,3 m3/h
Fett- und Ölabscheidung
Einsparung von Frischwasser, Abwasser und Entfettungschemikalien sowie Reduzierung
der Abwassergebühren
Membranverfahren Ultrafiltration
Die Faurecia Autositze GmbH & Co. KG hat sich zu einer
internationalen Unternehmensgruppe entwickelt, welche
die Automobilindustrie beliefert. Die gesamte Faurecia
Gruppe unterhält heute ca. 100 Werke in 25 Ländern. Im
Werk Stadthagen fertigen ca. 800 Mitarbeiter Metallbe-
schläge und Sitzkomponenten (Sitz- und Lehnengestelle)
für die Automobilindustrie.
Die Beschichtung mit einer Kathodischen-Tauch-Lackie-
rung auf den Gestellen setzt eine vorherige Entfettung
mit speziellen Entfettungschemikalien voraus. Die von
den Metalloberflächen entfernten Verunreinigungen
gelangen in das Entfettungsbad und verringern kontinu-
ierlich die Reinigungsleistung, bis ein ausreichender Rei-
nigungserfolg nicht mehr erreicht wird und das Entfet-
tungsbad erneuert werden muss.
Die Einsparung von Kosten durch die Verlängerung der
Standzeit der Entfettungsbäder und Gewährleistung einer
kontinuierlichen Qualität führten im Unternehmen Fau-
recia zum Einsatz einer Verfahrenskombination mit
Membrantechnik. Zur Vorbehandlung des Abwassers aus
der Entfettung der Sitzgestelle dient ein Becken, in wel-
chem Fette und Öle aufschwimmen und schwere Schmutz-
partikel und Metallschlämme gesammelt und durch eine
separate Ablassvorrichtung wöchentlich separiert werden.
Nach einer Verweildauer von drei Stunden ist der Ölgehalt
in dem Öl-Wasser-Gemisch auf 0,2 % gesunken, welches
dann in die Ultrafiltrationsanlage der Firma Atec Auto-
UF3.5.8.2
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
2 bar einen filtratseitigen Volumenstrom von 0,3 m3 pro
Stunde. Die Membranen werden wöchentlich zweimal
gereinigt und nach ca. 12 Monaten ausgewechselt. Da
das Filtrat in den Prozesskreislauf zurückgeführt wird,
muss lediglich das anfallende Konzentrat entsorgt wer-
den. Mit dieser Betriebsweise verlängerte sich die Stand-
zeit der Entfettungsbäder von zwei Wochen auf sechs
Monate.
lich waren. Aus diesem Grund wurde in Zusammenarbeit
mit der Universität Bielefeld und später mit der Universität-
Gesamthochschule Paderborn mit Förderung der Bundes-
stiftung Umwelt, Osnabrück, eine Membran-Elektrolyse-
Anlage (genannt Chromdialysator) entwickelt, die seit
1993 abwasserfrei arbeitet und zur Eisenrückgewinnung
und Chromoxidation dient. Durch diese Anlage der
Fa. Atotech erreichen die Chrombäder eine theoretisch
unbegrenzte Standzeit.
Bei der Membran-Elektrolyse finden sowohl ein Trans-
port geladener Teilchen durch ionenselektive Membranen
als auch Elektrodenreaktionen wie Reduktion bzw. Oxida-
tion statt (siehe Abbildung 3-25).
Die ionenselektive Membran trennt den Anolyten (Chrom-
säure) vom Katholyten (Polycarbonsäure). Nur die Katio-
nen, wie z. B. die metallischen Verunreinigungen, kön-
In dem seit 1979 von Inhaber Klaus Wickbold geführten
Galvanikbetrieb Rudolf Jatzke in Bielefeld-Sennestadt
sind heute 14 Mitarbeiter im Bereich der technischen
Hartverchromung tätig. Die Werkstücke, welche zum Teil
Sonderanfertigungen für Auftraggeber aus allen Branchen
sind, werden durch die Verchromung gegen Verschleiß
und Korrosion geschützt. Während des Verchromungs-
vorgangs gelangen durch Ätzen von der Werkstückober-
fläche abgetragene Metallkationen, vor allem Eisen und
Chrom(III), in den Elektrolyten. Dies wirkt sich negativ
auf die Anwendungsqualität aus und erfordert eine stän-
dige Reinigung bzw. eine regelmäßige Entsorgung und
einen Neuansatz der hochgiftigen Lösungen.
Bisher wurde für die Reinigung der Lösung ein Kationen-
austauscher eingesetzt, wobei jedoch große Mengen
schwermetallbelastetes Abwasser anfielen, zu deren Ent-
sorgung wiederum große Mengen Chemikalien erforder-
Die Ultrafiltrationsanlage hat neben umweltrelevanten
auch wirtschaftliche Vorteile durch die Einsparung von
Entfettungschemikalien, Wasser und Abwasser. Der Che-
mikalienbedarf reduziert sich um 85 %, der Wasserbedarf
um 90 %, und auch die Entsorgungskosten sind um 90 %
geringer, so dass sich die Anlage laut Berechnung des Ver-
antwortlichen für Oberflächen- und Umwelttechnik in
weniger als zwei Jahren amortisiert haben wird.
204
3.5.8.3
Metall verarbeitende Industrie,
Galvanikbetrieb Rudolf Jatzke
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche1)
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1993
Standzeitverlängerung der Elektrolytlösung und Reduzierung des Chemikalienverbrauchs
Ca. 0,25 m2
2 Zellen pro Dialysator (Standard)
k. A.
keine
Einsparung von Frischwasser, Reduzierung des Chemikalienbedarfs,
Verringerung der Schwermetallschlammmenge
Membranverfahren Membran-Elektrolyse
1) Die Ausbeute des Chromdialysators ist in erster Linie nicht von der Membrangröße abhängig, sondern von der Strommenge, und der begrenzende Faktor
ist die Stromdichte. Wird diese zu groß, kommt es zur Zerstörung der Membran.
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
nen die Membran passieren. Aufgrund der angelegten
Spannung werden die Kationen durch die Membran zur
Kathode transportiert und dort reduziert und als Metall
abgeschieden. Gleichzeitig wird das im Verchromungs-
prozess reduzierte Chrom (Cr3+) an der Anode oxidiert
(Cr6+ ) und in den Kreislauf zurückgeführt. Da diese Oxi-
dation schneller abläuft als der Ionentransport Richtung
Kathode, passiert nur ein sehr kleiner Anteil des Chroms
die Membran.
Gegenüber der vorher eingesetzten Kationenaustauscher-
anlage wird der jährliche Wasserverbrauch um 28.000 m3
und der Chemikalienbedarf um 25.000 kg gesenkt. So
werden jährlich nur noch 750 kg unbedenklicher Zitro-
nensäure statt 10.000 Liter Schwefelsäure eingesetzt und
7,5 t Schwermetallschlamm vermieden. Neben diesen
umweltrelevanten Vorteilen resultiert aus der Umstellung
auf kontinuierliche Beschichtungsverfahren bei gleichzei-
tiger Qualitätssicherung eine Reduzierung des jährlichen
Stromverbrauchs um 10 %.
Im Jahr 1997 wurde für das Membran-Elektrolyse-Verfahren
ein Europäisches Patent erteilt. Die Membran-Elektrolyse
ist nicht nur für Chrombäder, sondern für eine große
Anzahl weiterer Verfahren (Chromatierungen, Beizen)
anwendbar.
Als Ergänzung zur Membran-Elektrolyse-Anlage ist die
Fa. Jatzke mit einem computergesteuerten Kühlwasserkreis-
lauf und einer Vakuumverdampfung für das Spülwasser
ausgestattet. Die Fa. Jatzke wurde im Jahr 2000 mit dem
ersten Preis der Effizienz-Agentur NRW (EFA) für produk-
tionsintegrierten Umweltschutz ausgezeichnet.
205
Anode
Chrombad (Anolyt)M
etal
lisch
e V
erun
rein
igun
gen
Kathode
Membran
Fe3+
Cu2+
Zn2+
Ni2+
(Cr3+)
Cr6+
Cr3+
Abb. 3-25
Funktionsweise der Membran-Elektrolyse
[SCHMIDT 2002]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Das Werk Langenberg der Wieland-Werke AG ist ein Kalt-
walzbetrieb, in dem 361 Mitarbeiter mit der Weiterverar-
beitung von Vorwalzbändern aus Kupfer und Kupferlegie-
rungen zu Fertigprodukten von hochwertiger Qualität
(u. a. für die Elektronikindustrie) beschäftigt sind.
Nach jedem Walzen werden den Bändern in Glüh- und
Beizanlagen die notwendigen Eigenschaften verliehen.
Anschließend reinigen Bürstmaschinen mechanisch die
Oberfläche der Bänder. Das Abwasser aus diesen Bürstma-
schinen (ca. 80 m3/h) wurde früher zusammen mit ande-
ren Betriebsabwässern durch Neutralisation, Fällung/Flo-
ckung und Kiesfiltration aufbereitet und ein Teilstrom
hiervon in den Betrieb zurückgeführt. Stündlich mussten
jedoch noch 46 m3 Abwasser über die öffentliche Kanali-
sation abgeleitet und durch frisches Wasser aus einem
Fließgewässer ersetzt werden.
Im Jahr 1998 wurde im Werk Langenberg in Kooperation
mit der Dr.-Ing. Peters Consulting für Membrantechnolo-
gie und Umwelttechnik (CMU), Neuss, und der RWW
Wassertechnologie GmbH, Nettetal, sowie einem Zuschuss
des Landes Nordrhein-Westfalen4) ein durch ausführliche
Pilotierung bestätigtes Konzept zur Wasser-Einsparung
realisiert. Gemäß diesem wird das Abwasser aus den
Bürstmaschinen nach Durchlauf eines Papierband- und
Kerzenfilters mit Ultrafiltration im Dead-End-Betrieb
gereinigt. Jede der in dieses Konzept eingebundenen vier
Bürstmaschinen bildet mit einer Ultrafiltrationsanlage
(Abbildung 3-26) einen internen „örtlichen“ Wasserkreis-
lauf. Die pro Anlage installierten Kapillarmodule von X-
Flow haben eine gesamte Filterfläche von 44 m2 und pro-
duzieren bei einem transmembranen Druck von bis zu
max. 1 bar bis zu 6 m3 Filtrat pro Stunde. Dieses Filtrat
wird wieder in den Bürstmaschinen eingesetzt.
Das partikelhaltige Rückspülwasser (je Anlage 0,5 m3/h)
aus der Rückspülung der Ultrafiltrationsanlage wird dem
betriebsinternen Wasserkreislauf zugeführt. Dadurch ver-
ringern sich die Wassermenge im Betriebskreislauf, der
Frischwasserbedarf sowie der Verbrauch an Neutralisa-
tions- und Fällungsmitteln bei der Abwasserbehandlung
um 60 %. Der anfallende kupferhaltige Schlamm wird in
der Hüttenindustrie verwertet.
206
Metall verarbeitende Industrie, Wieland Werke AG
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1998
Wassereinsparung
44 m2
Kapillarmodule
bis 6 m3/h
Papierbandfilter, Kerzenfilter
Einsparung von Frischwasser und Reduzierung der Abwassermenge
Membranverfahren Ultrafiltration
Inbetriebnahme
Ziele
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
2001
Wassereinsparung
Kissenmodule
ca. 24 m3/d
Ultrafiltration
Einsparung von VE-Wasser und Reduzierung der Abwassermenge
Membranverfahren Umkehrosmose
4) Förderprogramm (1997 – 1999) „Initiative ökologische und nachhaltige Wasserwirtschaft NRW“
UF UO3.5.8.4
Abb. 3-26
Ultrafiltrationsanlage im Werk Langenberg
der Wieland Werke AG [MUNLV 2001]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Nach erfolgreichem Abschluss einer durch ROCHEM UF-
Systeme GmbH, Hamburg, und CMU, Neuss, begleiteten
Pilotierungsphase zur Entsalzung des Filtrates aus diesen
Ultrafiltrationsanlagen mittels Niederdruck-Umkehros-
mose wurden in 2001 die Wasserkreisläufe an den Bürst-
maschinen durch entsprechende Anlagen erweitert. Diese
sind mit dem FM (Flach-Membran)-Modul ausgerüstet,
einem Kissenmodul. Das Permeat ist weitestgehend ent-
salzt und trägt zur Einsparung von hochpreisigem, voll-
entsalztem (VE-) Wasser für den Nachspülvorgang bei.
Die Anwendung der Ultrafiltration im Dead-End-Betrieb
und der Niederdruck-Umkehrosmose im vorgestellten
Unternehmen ist erstmalig für ein Nichteisen-Kaltwalz-
werk und stellt in dieser Branche eine Verbesserung des
Standes der Technik dar.
Die umweltrelevanten Investitionen (229.800 Euro, vom
Land NRW mit 100.000 Euro bezuschusst) bringen Vor-
teile: Neben der Abwassermenge, die jetzt nur noch ca.
4 m3/h beträgt, wurde auch der Wasserverbrauch durch die
interne Kreislaufführung deutlich (bis zu 90 %) reduziert.
Des Weiteren werden durch den Einsatz der Ultrafiltra-
tion sowie der Niederdruck-Umkehrosmose die partikulä-
ren und gelösten Stoffe aus den einzelnen Wasserkreisläu-
fen weitestgehend entfernt, so dass durch die verbesserte
Wasserqualität eine zuverlässig reproduzierbare hohe
Reinheit der Oberflächen der Endprodukte erreicht wird.
207
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Im Werk Düsseldorf der DaimlerChrysler AG sind 5.400
Mitarbeiter an der Herstellung von Transportern beteiligt.
Für die Lackierung der Fahrzeug-Karosserie werden insge-
samt drei Lackschichten in jeweils gesonderten Prozes-
sen aufgetragen. Die zweite Lackschicht, der sogenannte
Füller, federt Steinschläge ab und gleicht kleine Unregel-
mäßigkeiten im Blech aus.
Beim Aufsprühen des Füllers auf die Karosserie über ein
druckluftbetriebenes Handsprühsystem geriet im früheren
Verfahren die Hälfte des Lacks als „Overspray“ neben die
Karosserie. Dieser musste als ausgeflockter und entwässer-
ter Lackschlamm kostenintensiv entsorgt werden.
Durch die Umstellung des Lackier-Verfahrens wurde der
Anteil des Overspray deutlich reduziert und gleichzeitig
ein wasserlöslicher Lack eingesetzt, der im geschlossenen
Kreislauf geführt und durch ein Lackrecycling-Verfahren
wieder verwertbar wird.
Wichtiger Bestandteil der 1998 in Betrieb genommenen
Recyclinganlage (Fa. Eisenmann Lacktechnik KG) für
wasserlösliche Lacke ist neben einer Vorfiltration und che-
mischen Konditionierung die Ultrafiltrationsanlage
(Abbildung 3-27). Darin trennen Plattenmodule aus Poly-
mermembranen (Firma Rhodia) bei einem Betriebsdruck
zwischen 3,5 und 4,5 bar die Lackpartikel von der Wasser-
phase.
Abhängig vom Feststoffanteil bewältigt die 30 m2 große
Membranfläche stündlich einen Permeatvolumenstrom
zwischen 1.060 und 1.400 l. Nach ein bis zwei Wochen
werden die Membranen gespült und einmal jährlich
mechanisch gereinigt. Pro Jahr werden 10 Prozent der
Membranfläche ausgewechselt. Das gewonnene Filtrat
wird zur Qualitätsverbesserung des System-Umlaufwassers
verwendet, während das Konzentrat als recycelter, voll-
wertiger Lack erneut zur Lackierung der Karosserien ein-
gesetzt wird.
208
3.5.9
Lackwasseraufbereitung
Lackwasseraufbereitung DaimlerChrysler
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1998
Reduzierung der Entsorgungskosten für Lackschlämme
30 m2
Plattenmodule
1,0 – 1,4 m3/h
Vorfiltration, chemische Konditionierung
Einsparung von Lack, Reduzierung von Transportwegen durch Wegfall von Lackschlamm
Membranverfahren Ultrafiltration
Abb. 3-27
Ultrafiltrationsanlage bei DaimlerChrysler in
Düsseldorf [HARMEL 2001]
UF3.5.9.1
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Der Einsatz der Membrantechnik für das Lackrecycling
zeigt, dass ökologische Vorteile gleichzeitig auch von
ökonomischem Nutzen sein können. Jährlich werden
durch die Wiederaufbereitung ca. 30 t Lack eingespart.
Außerdem entfällt die Entsorgung der bisher angefallenen
50 t Lackschlamm (70 % dieser Lackierlinie), wodurch
zusätzlich Transportwege eingespart werden. Neben dem
umweltrelevanten Aspekt sind diese Einsparungen so
groß, dass sich die Investitionen von rund 358.000 s
nach voraussichtlich dreieinhalb Jahren amortisiert
haben werden.
209
Lackwasseraufbereitung aus der Ersatzteilfertigung
im Ford Werk Köln
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
2001
Wertstoffrückgewinnung und Wiedereinsatz von Permeat und Konzentrat im Produktionsprozess
k. A.
k. A.
ca. 2 m3/h
Feinsieb
Geringerer Frischwasserverbrauch, geringere Frachten im Abwasser,
reduzierte Chemikalienkosten, Senken der Gesamtkosten
Membranverfahren Nanofiltration
Konzentrat zur Einleitung
zu lackierende Autoteile
UF NFRO UF
SpülbäderKTLSpülbäderSpülbäderEntfettung Phosphatierung
1. Schritt: Entfettung 2. Schritt: Phosphatierung 3. Schritt: Lackierung
Abb. 3-28
Verfahrensschema der Lackierung [IMB+FRINGS WATERSYSTEMS GMBH 2004]
NF3.5.9.2
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
210
Im Anschluss an die Entfettung werden die Fahrzeugteile
einer Phosphatierung unterzogen und anschließend ge-
spült. Die Prozessabwässer aus der Spülung werden bereits
seit 2001 über eine Nanofiltrationsanlage aufbereitet, um
Schwermetalle und Phosphate zu recyceln. Das Konzen-
trat wird wieder in der Phosphatierung eingesetzt und
das Permeat mit Additiven zur Spülung der Automobiltei-
le nach der Entfettung verwendet. Über die Nanofiltra-
tionsanlage (Abbildung 3-29) werden rund 2 m3/h Prozess-
abwässer behandelt. Die Standzeit der Membranen be-
trägt etwa drei Jahre.
Durch den Betrieb der Nanofiltrationsanlage konnten der
Frischwasserverbrauch gesenkt, die Abwasserfrachten
reduziert und der Chemikalieneinsatz verringert werden.
Die Gesamtkosten des Prozessablaufs konnten so um
15 % gesenkt werden.
Das vorgestellte Verfahrenskonzept sieht als abschließen-
den Schritt auch die Kreislaufführung des Anolyten in der
Lackierung (kathodische Tauchlackierung – KTL) mittels
ein- oder mehrstufiger Umkehrosmose und die Standzeit-
verlängerung der KTL-Bäder durch die Aufbereitung der
Badflüssigkeit mittels einer Ultrafiltrationsanlage vor. Die
Realisierung dieser Maßnahmen zur weiteren Reduzie-
rung des Frischwasserbedarfs und zur Senkung des Che-
mikalieneinsatzes ist geplant.
Die Behandlung und das Recycling einzelner Prozesswas-
serströme bietet sich in der Automobilindustrie an, da
kleine Volumenströme effektiv behandelt und zusätzlich
Wertstoffe zurück gewonnen werden können. Diese Wert-
stoffe sind u. a. in den Prozesswasserströmen enthalten,
die bei der Lackierung von Automobilteilen anfallen.
Für die Ersatzteilfertigung der Ford Werke GmbH in Köln
wurde von der Firma imb+ frings watersystems gmbH in
Kooperation mit der Henkel Surface Technologies ein
Verfahrenskonzept zum Wasser- und Wertstoffrecycling
für Prozesswasserströme aus der Lackierung erarbeitet,
das schrittweise umgesetzt wird. Das Konzept sieht vor,
die Prozesswässer aus der Entfettung, der Phosphatierung
und der Lackierung jeweils separat zu behandeln (Abbil-
dung 3-28). Die Behandlung der Abwässer aus der Phos-
phatierung mittels Nanofiltration ist bereits umgesetzt.
Die Prozessabwässer aus dem Entfettungsbad zur Reini-
gung der Oberflächen der Fahrzeugteile sollen über eine
Ultrafiltrationsanlage aufbereitet und das gewonnene
Permeat zur Spülung wieder eingesetzt werden. Dadurch
kann der Frischwasser- und Chemikalieneinsatz reduziert
werden. Das anfallende Konzentrat wird als Abwasser
abgeleitet.
Abb. 3-29
Nanofiltrationsanlage im Ford Werk Köln
[Foto: IMB+FRINGS WATERSYSTEMS GMBH 2004]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Der Grundstein der Firma Schering wurde 1851 von Ernst
Schering im Norden von Berlin mit der Eröffnung der
„Grünen Apotheke“ gelegt. Heute beschäftigt die Sche-
ring AG rund 26.000 Mitarbeiter in 140 Tochtergesell-
schaften mit dem Schwerpunkt der Entwicklung und Pro-
duktion von Arzneimitteln.
Am Standort Bergkamen werden Wirkstoffe zur Arznei-
mittelproduktion hergestellt. Aufgrund einer wechselnden,
chargenweisen Produktion schwankt die Zusammenset-
zung des Abwassers stark. Das Abwasser wurde bis zum
Jahr 2003 nach einer Vorklärung und Pufferung in einem
Misch- und Ausgleichsbecken zur nahe gelegenen kom-
munalen Kläranlage geleitet.
Um eine nach dem Stand der Technik und den Erforder-
nissen des Gewässers zur Renaturierung entsprechende
Abwasserbehandlung zu gewährleisten, wurden die Mög-
lichkeiten einer eigenen Kläranlage nach dem Membran-
belebungsverfahren durch die Schering AG erprobt und
als ökonomisch und ökologisch effektiv ermittelt. Seit
2003 ist diese derzeit bundesweit größte Membrananlage
zur Reinigung industrieller Abwässer in Betrieb (siehe
Abbildung 3-30). Das gereinigte Abwasser wird seit dem
1. Juli 2004 direkt eingeleitet.
In der Membranbelebungsanlage am Standort Bergkamen
werden im Schnitt 3.500 m3 Abwasser am Tag behandelt,
das wie in Tabelle 3-5 dargestellt, beschaffen ist.
211
Pharmazeutische Industrie, Schering
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
2003
Optimierte Abwasserbehandlung nach dem Stand der Technik
15.840 m2
Kassetten/Kapillarmembranen
ca. 150 m3/h
Vorklärung
Reduzierung der Abwasserkosten
Membranverfahren Ultrafiltration
Abb. 3-30
Luftaufnahme der Kläranlage bei der Schering AG [Fotos: SCHERING AG 2004]
links: Gesamtansicht; rechts: Seitenansicht der Membrananlage
UF3.5.10
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Das Verfahren der Abwasserbehandlung zeigt Abbildung
3-31. Die erste Stufe besteht aus zwei in Reihe geschalteten
Vorklärbecken mit jeweils 1.000 m3 Beckenvolumen, in
denen das Abwasser neutralisiert, Fällungs- und Flockungs-
mittel zudosiert sowie die Feststoffe und die Fällungspro-
dukte abgeschieden werden.
Die Belebungsstufe mit einem Gesamtvolumen von 9.000 m3
ist dreistraßig mit vorgeschalteter Denitrifikation, Nitrifi-
kation und anschließender vierstraßiger Membranstufe
ausgeführt. Für die Ultrafiltration stehen in der Membran-
anlage 36 Membrankassetten des Typs ZW 500c der Firma
Zenon (Abbildung 3-32) mit einer gesamten Membran-
212
Tab. 3-5
Zulaufkonzentrationen, Einleitungsgrenzwerte und Betriebswerte der Anlage bei der Schering AG
[SCHERING AG 2004]
Parameter Einheit Zulauf (im Mittel) Grenzwerte zur Einleitung* Betriebswerte
CSB mg/l 3.500 > 90 % Reduktion Anforderungen eingehalten
BSB5 mg/l 1.500 unter Nachweisgrenze
Nges mg/l 95 < 50 mg/l Anforderungen eingehalten
Pges mg/l 8 < 2 mg/l Anforderungen eingehalten
* gemäß § Anhang 22 AbwV
Abwasser
Rezirkulation (RZ)
Membranstufe
Nitri-fikation
Denitri-fikation
Vorfluter
Puffer-becken
Neutralisations-und Vorklärstufe
Notauffang-becken
Schlamm-speicherÜberschussschlamm
Abb. 3-31
Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage bei der Schering AG in Bergkamen
[nach SCHERING AG 2004]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
fläche von 15.840 m2 zur Verfügung. Das gereinigte Ab-
wasser wird im Anschluss an die Membranfiltration in
den Vorfluter eingeleitet.
Für die Stapelung des Überschussschlammes wurden zwei
belüftete Schlammspeicher mit einem Gesamtvolumen
von 1.700 m3 errichtet. Als Notauffangbecken stehen heu-
te drei Becken mit insgesamt 20.500 m3 Volumen zur Ver-
fügung.
Die Investitionen für den Neubau der Anlage, im Wesent-
lichen der Belebungsbecken und der Membrananlage,
betrugen rund 10 Mio. Euro, wovon 1,6 Mio. Euro vom
Land NRW als Fördergelder bewilligt wurden.
Eine der wesentlichen Emissionen einer Siedlungsabfall-
deponie ist neben Gas und Geruch das Deponiesicker-
wasser, welches erstmals 1986 bei der Novellierung des
WHG als „behandlungsbedürftiges Abwasser“ definiert
wurde [HENß, OPITZER 1995]. Es ist in der Regel hoch
mit organischen und anorganischen Inhaltsstoffen belas-
tet, wobei die Belastung zeitlich sehr stark schwanken
kann.
Für die Behandlung von Sickerwasser zur Erzeugung eines
einleitfähigen Permeats (Abwasserverordnung, Anhang
51 [ABWV 2002]) gibt es vielfältige Verfahren bzw. Ver-
fahrenskombinationen [ATV 1993, VDMA 1994], da ein
einzelnes Verfahren meist nicht das gewünschte Ergebnis
erzielen kann.
In den letzten Jahren haben sich zwei Verfahrenskombi-
nationen zur Behandlung und Aufbereitung von Depo-
niesickerwasser herauskristallisiert [PETERS 1996]:
• die Kombination aus biologischer Stufe und Oxidation
bzw. Aktivkohle (Abbildung 3-33) und
• die Kombination aus Umkehrosmose, Hochdruckum-
kehrosmose, ggf. Nanofiltration und Reststoffentsor-
gung.
Neben diesen genannten Verfahrenvarianten sind weitere
im Einsatz, z. B. die Erweiterung der biologischen Vorbe-
handlung aus Punkt eins um eine integrierte Membran-
stufe.
Das Umkehrosmoseverfahren zur Sickerwasseraufberei-
tung gehört zum Stand der Technik [ATV 1993]. Der
langjährige Dauerbetrieb zahlreicher großtechnischer
Anlagen weist nach, dass mit der Umkehrosmose die im
Sickerwasser gelösten organischen und anorganischen
Inhaltsstoffe mit vergleichsweise geringem Gesamtauf-
wand zu 98 bis 99 % abgetrennt werden können, wenn
213
Abb. 3-32
Membranmodul bei der optischen Überprüfung
[Foto: SCHERING AG 2004]
3.5.11
Sonstiges
3.5.11.1
Deponiesickerwässer
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
214
Biologische VorbehandlungRohsickerwasser Membranverfahren
(Umkehrosmose/Nanofiltration)
Oxidation
Aktivkohle
Rückführung
Kontrollierte, zeitlich und örtlich begrenzteInfiltration in den Deponiekörper
VerbrennungEindampfung
TrocknungEinbindung
Entsorgung
Reststoff
Gereinigtes Sickerwasser
Konzentrat
KiesfilterRohsickerwasser
Eindampfung
Aktivkohle
Kontrollierte, zeitlich und örtlich begrenzteInfiltration in den Deponiekörper
Reststoff
Gereinigtes Sickerwasser
Konzentrat
Stickstoff-ausschleusung
Verbrennung
Einbindung
Stickstoff-verbindung
Reststoff
Rückführung Entsorgung
Membranverfahren(Umkehrosmose)
Abb. 3-34
Verfahrenskombination nach dem Stand der Technik zur Behandlung von Deponiesickerwasser
unter Einsatz der Membranverfahren mit und ohne biologische Vorbehandlung
[ergänzt nach ROSENWINKEL, BAUMGARTEN 1998]
Kohlenstoffquelle
Biologische VorbehandlungRohsickerwasser
Oxidation (Ozon)
Gereinigtes Sickerwasser
Regeneration
Aktivkohle
EnergieÜberschussschlamm
Abb. 3-33
Verfahrenskombination nach dem Stand der Technik zur Behandlung von Deponiesickerwasser ohne
Einsatz der Membranverfahren [ROSENWINKEL, BAUMGARTEN 1998]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
problemadaptierte Modul- und Anlagensysteme verwen-
det werden [PETERS 1998, PETERS 2000]. Betriebsergeb-
nisse halb- und großtechnischer Membrananlagen zur
Sickerwasserbehandlung wurden von BAUMGARTEN
[1998] dokumentiert und ausgewertet. Untersuchungen
von THEILEN [2000] zeigen, dass eine Kombination aus
herkömmlicher Filtration (Beutel- oder Kerzenfilter) und
einer oder zwei Membranstufen sehr gut zur Behandlung
von Rohsickerwasser geeignet ist. Mit einer ersten Mem-
branstufe (z. B. Kissen- oder Rohrmodule) und der even-
tuell erforderlichen zweiten Stufe (Kissen- oder Wickel-
module) kann aus dem hoch belasteten Sickerwasser ein
Permeat produziert werden, welches annähernd Oberflä-
chenwasserqualität besitzt. Verfahrenskombinationen zur
Behandlung von Deponiesickerwasser unter Einsatz der
Membranverfahren (Umkehrosmose, Nanofiltration) mit
und ohne biologische Vorbehandlung nach dem Stand
der Technik zeigt Abbildung 3-34.
Membranverfahren erreichen jedoch auch bei der Sicker-
wasserbehandlung Grenzen durch das Auftreten irrever-
sibler Deckschichten auf der Membran. Da die Sickerwas-
sermatrix sehr komplex ist, können diese Verfahrensgren-
zen nicht auf der Basis von Analyseergebnissen bestimmt
werden, sondern müssen individuell für jedes Sickerwas-
ser in Versuchen vor Ort neu bestimmt werden [ROSEN-
WINKEL, BAUMGARTEN 1998].
Bei Einsatz der Membrantechnik gibt es drei Alternativen
zur Entsorgung der Sickerwasserkonzentrate [PETERS
2000]:
• Verbrennung des Konzentrats in entsprechend ausgerüs-
teten und zertifizierten Anlagen für die Entsorgung
hochbelasteter Flüssigkeiten
• Einbindung des Konzentrats mit verschiedenen Materi-
alien mit anschließender Ablagerung der trockenen
Reststoffe auf der Deponie
• Kontrollierte zeitlich und örtlich begrenzte Konzentrat-
Infiltration in den Deponiekörper, um den biochemi-
schen Abbauprozess der organischen Abfallstoffe zu
verbessern und die angestrebte Immobilisierung des
organischen Materials zu beschleunigen
Die letztgenannte Lösung führt zu einer erhöhten Gas-
produktion und damit zu einer beschleunigten Abnahme
des organischen Anteils in einer Deponie. Umfangreiche
Untersuchungen und langjährig gesammelte Erkennt-
nisse und Erfahrungen auf Deponien, die mit der kon-
trollierten Infiltration betrieben werden, bestätigen, dass
langfristig keine auffallenden Veränderungen im abflie-
ßenden Sickerwasser festzustellen sind [PETERS 2000].
215
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Das Unternehmen Abfallwirtschaft Kreis und Stadt Aachen
GmbH (AWA) betreibt die Zentraldeponie Alsdorf-Warden
(Inbetriebnahme 1976), auf der heute nur noch anorga-
nische Abfälle abgelagert werden. Das Einzugsgebiet um-
fasst den Kreis und die Stadt Aachen. Im Rahmen ihrer
Leistungsfähigkeit nimmt die Zentraldeponie auch Inert-
stoffe externer Körperschaften an.
Zur Behandlung des Deponiesickerwassers werden zwei
Anlagen eingesetzt, von denen hier die zweistufige Um-
kehrosmoseanlage beschrieben wird, welche die Entsor-
gung der Deponie sicherstellt.
Die zweistufige Umkehrosmoseanlage (Abbildung
3-35) zur Sickerwasserreinigung wird im sogenannten
O&O-Verfahren (Own and Operate) von der Firma Pall
seit 1999 betrieben.
Beide Stufen sind mit Scheiben-Rohr-Modulen, soge-
nannten DT-Modulen (disc tube module der Firma Pall),
ausgestattet. Zum Schutz der Anlage sind ein Kiesfilter
zur Grobstoffabscheidung und ein Kerzenfilter vorgeschal-
tet. Die Membrananlage enthält insgesamt 60 Module,
von denen 44 auf die Sickerwasserstufe, 13 auf die erste
Konzentratstufe (120 bar) und drei auf die zweite Konzen-
tratstufe (150 bar) entfallen. Jedes Modul weist eine
Membranfläche von ca. 7,6 m2 auf, so dass insgesamt
eine Membranfläche von ca. 460 m2 zur Verfügung steht.
Derzeit werden mit der Anlage 5 m3/h Sickerwasser
behandelt, von denen 92 bis 95 % als Permeat gewonnen
werden. Das Permeat wird zur Kläranlage geleitet und das
Retentat extern entsorgt.
Bei den eingesetzten Membranen handelt es sich um
Komposit-Membranen, deren aktive Schicht aus Poly-
amid besteht (Abbildung 3-36). Ein- bis zweimal in der
Woche ist eine Reinigung der Membranen notwendig,
eine Auswechslung der Membranen war seit Inbetrieb-
nahme noch nicht erforderlich.
Die Behandlung von Deponiesickerwasser hat ausschließ-
lich umweltrelevante Gründe, so dass der „Nutzen“ der
zweistufigen Umkehrosmoseanlage hier in der Sicherung
des umweltgerechten Betriebs und ggf. einer Nachsorge-
phase der Deponie zu sehen ist.
216
Deponie Alsdorf-Warden
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1999
Gewährleistung der Sickerwasserreinigung und damit Sicherung der Deponie
ca. 460 m2
Scheiben-Rohr-Module (disc tube module)
ca. 4,8 m3/h
Kiesfilter zur Grobstoffabscheidung und Kerzenfilter
Gewährleistung der Sickerwasserreinigung
Membranverfahren zweistufig: Umkehrosmose, Hochdruckumkehrosmose
Abb. 3-35
Umkehrosmoseanlage auf der Deponie
Alsdorf-Warden [MAURER 2001]
UO3.5.11.1.1
Ultradünne aktive Schichtaus modifiziertem Polyamid
Mikroporöse Zwischenschichtaus Polysulfon
0,2 µm
Stützgewebeaus Polyester
40 µm
120 µm
Abb. 3-36
Aufbau der Kompositmembran [MAURER 2001]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
In Nordrhein-Westfalen wird an zahlreichen weiteren
Standorten (z. B. Essen, Köln, Mönchengladbach) Depo-
niesickerwasser mittels Membrantechnik bzw. einer Ver-
fahrenskombination aus Membrantechnik und biologi-
scher Behandlung bzw. weiteren Verfahren (z. B. Aktiv-
kohleadsorption) gereinigt.
217
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
In der Süßwasser-Aquakultur werden seit Mitte der 70er
Jahre erhebliche Anstrengungen unternommen, Techno-
logien zu entwickeln, die eine wirtschaftliche und um-
weltgerechte und intensive Fischzucht ermöglichen. Von
besonderer Bedeutung ist dabei die Entwicklung von so
genannten Kreislaufanlagen. Seit Mitte der 90er Jahre
steht mit der MBR-Technik eine innovative Technologie
zur Realisation von Kreislaufanlagen zur Verfügung. Die
Eignung dieses Verfahrens zur Reinigung der Abwässer
aus der Fischzucht wurde durch den Betrieb einer MBR-
Pilotanlage auf dem Versuchsfeld Marienfelde des Umwelt-
bundesamts in Berlin bestätigt (siehe Abbildung 3-37).
Die Pilotanlage besteht aus einem ca. 4 m hohen Hälte-
rungsbecken aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK)
und der Aufbereitungsanlage. Eine Pumpe fördert das
Wasser und das abgesetzte Sediment aus dem Hälterungs-
becken mit einem Förderstrom von 1,7 l/s intervallweise
zur Denitrifikationsstufe, die aus drei mit Rührwerken
ausgestatteten PE-Behältern besteht. Das Volumen der
Denitrifikationsstufe kann durch einen höhenverstell-
baren Überlauf zur Membranstufe zwischen 0,4 m3 und
1,4 m3 variiert und damit dem Versuchsbetrieb angepasst
werden. Die Nitrifikation erfolgt in der Membranstufe,
die ein Volumen von 1 m3 fasst. Eingesetzt wird ein aus
35 Filterplatten bestehendes Membranmodul mit einer
Filterfläche von insgesamt 2 m2. Die Porenweite der
Membranen beträgt 0,4 µm. Die Belüfter zur Abreinigung
der Filterflächen und zur Sauerstoffversorgung des
Schlammes sind unterhalb des Moduls angeordnet. Ein
zweites Modul ist vorhanden und kann zur Verdopplung
der Filterfläche nachgerüstet werden.
Zur Gewährleistung eines internen Schlammkreislaufs
zwischen Nitrifikation und Denitrifikation fördert die
Zirkulationspumpe Schlamm aus dem Filterbehälter zur
Denitrifikationsstufe.
Das gereinigte Wasser wird mit der Permeatpumpe durch
die Membranen gesaugt und zurück in das Hälterungs-
becken gefördert. Die Pumpe läuft im Dauerbetrieb mit
regelmäßigen Pausen, die der besseren Abreinigung der
Filterflächen dienen. Des Weiteren ist die Wasser-Aus-
tauschrate im Hälterungsbecken von den Lauf- und Pausen-
zeiten und dem Förderstrom der Permeatpumpe abhängig,
der zwischen 1 und 8 m3/d eingestellt werden kann.
Der Überschussschlamm und der Teil des Abwassers aus
dem Hälterungsbecken, der nicht im Kreislauf geführt
wird, werden zur Kläranlage geleitet.
Die Entwicklung dieses Verfahrens bis zur Marktreife wird
in einem Projekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
(DBU) fortgeführt.
218
Fischzucht
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
2004 (Pilotanlage)
Wiederverwendung des Abwassers / Schließung von Wasserkreisläufen
21 m2
Eindeckplattenmodule
max. 8 m3/d
Nicht notwendig
Einsparung von Frischwasser- und Abwasserkosten
Membranverfahren Mikrofiltration
MF3.5.11.2
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Das 1995 gebaute Gas- und Dampfturbinen-Heizkraft-
werk Dresden, Nossener Brücke, verfügt über eine elektri-
sche Leistung von 270 MW, eine thermische Leistung
von 455 MW Heizwasser und 25 MW Dampf. Seit 1997
gehört das Kraftwerk zur DREWAG. Mitte des Betriebsjah-
res 1996 war Turbinenöl in das verzweigte Zwischenkühl-
wassersystem des Kraftwerks gelangt und lagerte sich an
unterschiedlichen Wärmeübertragungsflächen im System
ab, was zu einer deutlichen Verschlechterung des Wärme-
übergangs und damit der Kühlleistung einzelner Aggrega-
te führte.
219
Hälterungsbecken
MembranstufeNitrifikation
Rezirkulation (RZ)
DN 1 DN 2 DN 3
Denitrifikationsstufe
RecyclingstromFrischwasser
Gebläse-station
Abwasser zurKläranlage
Überschuss-schlammabzug
Abb. 3-37
Verfahrensschema einer Kreislaufanlage zur Reinigung von Abwasser aus der Fischzucht
[UMWELTBUNDESAMT 2004]
Kraftwerke, Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk (GuD) Dresden
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1996
Reinigung ölkontaminierter Kühlwasser- oder Heiz-Kreisläufe durch Abtrennung
von emulgiertem Öl aus dem Kreislaufwasser mittels Ultrafiltration
15,2 m2
keramische Multikanal-Elemente
bis zu 2,5 m3/h
Kerzenfilter < 1 µm
Wiederherstellung der Kühl- bzw. Heiz-Leistung nach Kontamination der Kühl-
bzw. Heiz-Kreisläufe mit Öl bei Stillstandszeiten des Kraftwerks
Membranverfahren Ultrafiltration
UF3.5.11.3
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Da das System aus Rohrleitungen unterschiedlicher Durch-
messer und verschiedenen Aggregaten mit hydraulischen
Totzonen besteht, hätte die erforderliche Reinigung des
Kühlsystems durch einen Austausch der im Kreislauf
befindlichen ca. 90 m3 Kühlwasse sowie gezielte Spülun-
gen des Kühlwassersystems nicht erzielt werden können.
Alternativ hätten alle apparatetechnischen Komponenten
einzeln ausgekoppelt und gespült werden müssen. Neben
dem Aufwand für die Reinigung der einzelnen Aggregate
wäre dabei auch mit einem temporären Stillstand des
Kraftwerkes zu rechnen gewesen.
Zur Problemlösung wurde ein gemeinsam von der THERM-
SERVICE für Kraftwerke und Industrie GmbH und der
Dr.-Ing. Peters Consulting für Membrantechnologie und
Umwelttechnik (DPC) unter Einbindung der Modultech-
nik der atech innovations GmbH entwickeltes Verfahren
eingesetzt. Dieses patentierte Verfahren wurde unter dem
Namen „RÖKU (Reinigung ölkontaminierter Kühlwasser-
kreisläufe mit Ultrafiltration und Emulgierung bei laufen-
dem Blockbetrieb)“ eingeführt. Es bietet im Vergleich zur
konventionellen Vorgehensweise geringere Kosten und
vermeidet kostenintensive Betriebsausfallzeiten. Abbil-
dung 3-38 zeigt das Verfahrensschema des RÖKU-Verfah-
rens.
Eine als mobile Einheit konzipierte und flexibel an die
örtlichen Gegebenheiten anzupassende RÖKU-Anlage
besteht aus den Hauptkomponenten Vorfiltration, Roh-
wasservorlage, Ultrafiltrations-Einheit mit vier in Serie
geschalteten Modulen à 3,8 m2 Membranfläche, Zirkula-
tionstank, Filtrattank und einer CIP-Einrichtung für die
Reinigung der Membranen (Abbildung 3-39).
Im Falle des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks Dresden
wurde mit Hilfe eines problemspezifisch ausgewählten,
dem Kühlwasser beigemischten Emulgators das an den
wasserberührten Oberflächen des Kühlkreislaufes anhaf-
tende Öl emulgiert. Diese Emulsion wurde über die im
Bypass geschaltete, mit keramischen Membranen ausge-
rüstete und im Cross-Flow betriebene Ultrafiltrations-
Anlage behandelt. Die Behandlung erfolgte chargenweise.
Das Permeat, das noch einen Teil des Emulgators enthält,
wird wieder in den Kreislauf eingespeist. Das Konzentrat,
in dem sich die aus der Emulsion abgetrennten Öl-Mikro-
tröpfchen aufkonzentrieren, wurde entsorgt. Aus dem
Zwischenkühlwasserkreislauf des Gas- und Dampfturbinen-
Heizkraftwerkes Dresden, Nossener Brücke, wurden so
ca. 1.600 l Öl entfernt. Nach Erreichen des gewünschten
Restölgehaltes wird der Emulgator aus dem Kreislaufwas-
ser entfernt und dieses entsprechend konditioniert.
220
Kerzenfilter
Ultra-filtration 1
Rohwasser-vorlage
Kühlwasser-kreislauf
Kühlwasser ölbelastet
Zirkulations-tank
Permeat-behälter
Öl-Ausschleusung
Kühlwasser ölfrei
Emulgator
Abb. 3-38
Schema des RÖKU-Verfahrens [nach DPC 1997]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Weitere Beispiele für den Einsatz dieses Verfahrens waren
1997 die Sanierung im Heizkraftwerk Zolling der Isar-
Amper-Werke, bei der ca. 1.000 l Schmieröl aus dem Zwi-
schenkühlwasserkreislauf mit 300 m3 Inhalt abgetrennt
wurden, und 1998 die Reinigung eines Zwischenkühlwas-
serkreislaufes mit 130 m3 Inhalt und 400 Heizkörpern in
einem Krankenhaus in Rottweil, aus dem 2.600 l Schmier-
öl entfernt werden konnten.
An Bord von Schiffen fallen durch den Schiffsbetrieb ver-
schiedene Arten von Ölrückständen an, die sich an der
tiefsten Stelle im Maschinenraum, der Bilge, sammeln.
Das ölhaltige Schmutzwasser, genannt Bilgenwasser, ist
ein Gemisch aus Öl, Schmierfett, Treibstoffresten, Kühl-
und Kondenswasser, in geringen Mengen Frostschutz-
und Korrosionsschutzmitteln, Reinigungsmitteln sowie
Fluss- bzw. Seewasser in unbekannten Konzentrationsver-
hältnissen [FURTMANN ET AL. 2001]. Die Bilge muss des-
halb periodisch gelenzt, d. h. das Öl-Wasser-Gemisch aus
der Bilge entsorgt werden. Früher wurde der Bilgeninhalt
in das Gewässer gelenzt, was aber seit 1963 verboten ist.
221
Abb. 3-39
Ultrafiltrations-Anlage für das Verfahren RÖKU
[Foto: THERM-SERVICE]
Bilgenentölung
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1989
Entsorgung der Bilgenwässer
23,6 m2
Rohrmodule
3 m3/h
Ölabscheidung
Volumeneinsparung auf dem Schiff, Beitrag zum Umweltschutz
Membranverfahren Ultrafiltration
UF3.5.11.4
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Um die Entsorgung der Bilgenwässer zu gewährleisten,
haben die rheinanliegenden Bundesländer 1965 den Bil-
genentwässerungsverband als Körperschaft des öffent-
lichen Rechts gegründet, welcher der Rechtsaufsicht des
Landes Nordrhein-Westfalen untersteht. Zur Durchfüh-
rung seiner Aufgaben bedient sich der Verband der Bil-
genentölungsgesellschaft mbH, die das Bilgenwasser allen
Schiffen (unabhängig vom Herkunftsland) kostenlos
abnimmt und behandelt.
Die Bilgenentölungsgesellschaft mbH wurde 1961 ge-
gründet und beschäftigt heute 25 Mitarbeiter. Sie ist für
die Bilgenentölung aller Binnenschiffe in der Bundesre-
publik südlich von Münster zuständig. (Für Hamburg,
Bremen und Berlin übernehmen andere Institutionen
diese Aufgabe, zum Teil gegen Gebühr.) Die Gesellschaft
betreibt mehrere Bilgenentölungsboote (Bibo), die das Öl
von der Wasserphase mittels Schwerkraftabscheider und
seit 1989 zusätzlich mittels Ultrafiltration trennen.
Das abgesaugte Bilgenwasser wird zunächst über einen
Kaskadenölabscheider (Separator) vorabgeschieden (siehe
Abbildung 3-40). Die Ölphase wird in einem Behälter
gesammelt und je nach Wassergehalt einer Verwertung
(Zweitraffinat) oder Entsorgung (thermisch) zugeführt,
die andere Gesellschaften übernehmen.
Die Wasserphase gelangt in die nach dem Crossflow-Ver-
fahren betriebene Ultrafiltrationsanlage (Firma Berghof).
Dort trennen Rohrmodule mit Polymermembranen mit
einer Trenngrenze von 100.000 Dalton bei einem Betriebs-
druck von 7 bar weiteres Öl von der Wasserphase ab. Mit
der gesamten Membranfläche (23,6 m2) wird pro Stunde
3,0 m3 Filtrat produziert, das die vorgegebenen Grenzwer-
te laut Bescheid der zuständigen Wasserbehörde einhält
und direkt ins Gewässer geleitet wird.
Das Konzentrat wird erneut über die Ultrafiltrationsanla-
ge geleitet und weiter aufkonzentriert. Nach mehreren
Durchläufen verbleiben nur wenige Liter ölhaltiges Kon-
zentrat, das ebenfalls im Ölbehälter gesammelt und einer
Verwertung oder Entsorgung zugeführt wird. Je nach Ein-
satz werden die Membranen ein- bis zweimal wöchent-
lich gespült. Die Praxis hat gezeigt, dass die Standzeit der
Membranen ca. 15.000 Betriebsstunden, teilweise auch
mehr, beträgt.
222
Ultrafiltration
Konzentrat Kreislaufführungnach Abschaltungdes Zulaufs
Separator
Permeat
Absaugungaus Schiffsbilge
Ölphase
Altöl-Sammelbehälter
Wasserphase
Landabgabe
Abb. 3-40
Verfahrensskizze der Bilgenentölung [nach DEUTSCH 2001]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
3.5.11.5
Schwimmbäder
Im Schwimmbadwasser sammeln sich neben Schmutz-
teilchen auch wasserlösliche und emulgierbare Substanzen
(z. B. Hautschweiß, Reste von Hautcreme, Sonnenschutz-
öl), die nur in bestimmten Konzentrationen vorliegen
dürfen. Im üblichen Schwimmbadbetrieb wird dies durch
die Verdünnung mit Trinkwasser erreicht, das in das gefüllte
Schwimmbecken gepumpt wird. Durch dieses Hineinpum-
pen und die Wasserverdrängung durch Badende läuft
Wasser – Schwallwasser – durch die Überlaufrinne in einen
Schwallwasserbehälter ab. Von dort wird es durch einen
Sandfilter gepumpt, in dem Schmutz- und Trübstoffe
zurückgehalten werden. Nach einer Konditionierungs-
strecke gelangt das filtrierte Wasser wieder in das
Schwimmbecken.
Von Zeit zu Zeit muss der Filter durch Rückspülung
(meist mit Schwallwasser) gereinigt werden. Das Schlamm-
wasser aus der Rückspülung wird zunächst aufgefangen
und anschließend in das öffentliche Abwassernetz geleitet.
Pro Badegast werden mindestens 30 l [DIN 19643] bis
120 l Trinkwasser durch die Ableitung von Wasser in die
Kanalisation und Zumischung von frischem Trinkwasser
verbraucht.
Durch Wasserverdunstung und Nachfüllung steigt die
Wasserhärte an, die aus Kalk und Magnesiumsalzen besteht.
Durch die Chlorung und pH-Wert-Korrektur entstehen
weitere Salze. Zudem kommt es in großen Schwimmbad-
betrieben mit Solebecken zur Verschleppung von Sole in
das normale Schwimmbadwasser.
Die 1998 gegründete Freizeiteinrichtung mit seinen 30 Mit-
arbeitern wird zu 100 % von der Stadt Würselen getragen.
Um die großen Frischwassermengen, die durch den übli-
chen Filtrationsbetrieb benötigt werden, zu reduzieren,
wurde 1998 im Zuge der Neubaumaßnahme eine Ultrafil-
trations- und Umkehrosmoseanlage (degebran® GmbH
Anlagenbau) für das Aquana Freizeitbad geplant und ge-
liefert.
Die Anlage ist nicht in den Schwimmbadwasserkreislauf
eingebunden, sondern dient dazu, von der großen Was-
sermenge, die zur Rückspülung der Sandfilter notwendig
ist, rund 70 % zurückzugewinnen.
Dazu sind zwei Membranfilter-Kreisläufe hintereinander
geschaltet, die im Crossflow-Verfahren Schlammwasser
(aus der Rückspülung der Filter), Dusch- und Waschbe-
cken- und Regenwasser aufbereiten und dabei Substanzen
223
Schwimmbad, Aquana Freizeitbad
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1998
Reduzierung der benötigten Frischwassermengen
42 m2 (UF), 140 m2 (RO)
Kapillarmodule (UF), Spiralwickel (RO)
Gesamt (UF und RO) 5 m3/h
Vorfiltration
Einsparung von Frischwasser und Energie für Aufheizung
Membranverfahren Ultrafiltration (UF), Umkehrosmose (RO)
UF UO3.5.11.5.1
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
wie organische Chlorverbindungen, Wasch- und Reini-
gungsmittel und Urinbestandteile entfernen (Abbildung
3-41). Nach einem Vorfilter trennen rückspülbare Kapil-
larmembranen mit einer gesamten Filterfläche von 72 m2
in der ersten Ultrafiltrationsstufe feste Schmutz- und
Schwebestoffe ab. Aus diesem Filterkreislauf werden kon-
tinuierlich 10 % Konzentrat ausgeschleust und als Abwas-
ser entsorgt. Das Filtrat gelangt in die zweite Stufe, die
Umkehrosmoseanlage, in der Spiralwickelmodule
(140 m2 Filterfläche) auch gelöste Substanzen zurückhal-
ten. Das Permeat dieser zweiten Stufe wird über eine Ad-
sorberstufe mit Aktivkohle in den Schwimmbadwasser-
kreislauf zurückgeleitet, während das salzreichere Reten-
tat als Brauchwasser eingesetzt wird. Die Systemleistung
beträgt insgesamt 5 m3 pro Stunde.
Mit diesem Verfahren werden bis zu 80 % der früher be-
nötigten Frischwassermenge, die als Füllwasser gebraucht
wird, eingespart. Zusätzlich wird der Energiebedarf redu-
ziert, da das Permeat warm in den Beckenkreislauf zu-
rückgeführt werden kann, ohne erneut aufgeheizt werden
zu müssen. Neben dem ökologischen Vorteil, Wasser zu
sparen, wird auch eine erhebliche Kosteneinsparung
erreicht. Die Amortisationszeit der 383.000 EUR-Investi-
tion ist mit drei Jahren berechnet.
224
Ultrafiltration
Konzentrat
Umkehrosmose
Retentat alsBrauchwasser
Filtrat
Adsorberstufemit Aktivkohle Schlammwasser
Dusch-abwasser
Schwallwasserbecken
Regen-wasser
Rohwasser
Schwimmbecken
Normalbetrieb Filterrückspülung
Permeat
Vorfilter
Reinwasser
Überlaufrinne
Abb. 3-41
Wasserkreislaufführung und Aufbereitung im Aquana Freizeitbad [nach DEGEBRAN®]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Das Freizeitbad Copa Ca Backum wird von den Hertener
Stadtwerken GmbH betrieben. Mit dem Ziel, die großen
benötigten Frischwassermengen zu reduzieren und keim-
freies Wasser zu gewährleisten, entwickelten die Hertener
Stadtwerke GmbH und das L. V. H. T.- Institut5), Essen,
(wissenschaftliche Unterstützung) ein Verfahren zur Auf-
bereitung von Betriebsabwässern für öffentliche Bäder
und Gewerbebetriebe. Seit August 1998 wird diese Ver-
fahrenskombination, die u. a. die Membrantechnik ein-
setzt, im Freizeitbad Copa Ca Backum zur Aufbereitung
von Becken-, Schlamm- und teilweise Duschabwasser
angewendet.
Das abgebadete Wasser und ein Teil des Duschwassers
werden in einem Rohwasserbehälter gesammelt, in dem
bereits partikuläre Stoffe sedimentieren und über ein Sieb
abgetrennt werden (Abbildung 3-42). Die nachgeschaltete
Ultrafiltrationsanlage dient der Voraufbereitung des
kombinierten Betriebswassers. Polymere Hohlfasermem-
branen (System Pall) trennen im Dead-End-Betrieb unge-
löste Teilchen bzw. Trübungen sowie Öle, Fette und Salben
ab, so dass den weiteren Verfahrensschritten ausschließ-
lich tatsächlich gelöste Stoffe zugeleitet werden. Insge-
samt bewältigen 6 Module mit je 50 m2 Filterfläche einen
Permeat-Volumenstrom von 10 m3 pro Stunde.
Zur Beseitigung der gebildeten Membrandeckschicht ist
eine halbstündliche Rückspülung (durch Umkehrung des
Flusses), kombiniert mit einer Luftreinigung (stündlich),
erforderlich. Eine chemische (alkalische) Reinigung der
Membranen erfolgt alle vier Wochen. Bei dieser Betriebs-
weise wird mit einer Standzeit der Membranen von fünf
Jahren gerechnet.
Nach weiteren Aufbereitungsstufen (Oxidation sowie
Adsorption an Aktivkohle und Nachdesinfektion auf
Chlorbasis) hat das Filtrat Trinkwasserqualität. Es wird in
einem Vorratsbehälter gesammelt und als Reinwasser zur
Füllung des Schwimmbeckens bzw. für die Spülung der
Filter verwendet.
Das Schlammwasser aus der Rückspülung der Filter
wird in den Rohwasserbehälter geleitet und durchläuft
gemeinsam mit dem abgebadeten Beckenwasser und
Duschwasser den beschriebenen Aufbereitungskreislauf.
Wasserverluste, die bei der Aufbereitung und durch Ver-
dunstung und Verschleppung im Bad entstehen, werden
durch Zufuhr von Frischwasser ausgeglichen.
225
Schwimmbad, Freizeitbad Copa Ca Backum
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nachbehandlung
Nutzen
August 1998
Reduzierung der benötigten Frischwassermenge und Gewährleistung von keimfreiem Wasser
300 m2
Hohlfasermodule
10 m3/h
Sedimentation, Partikelabtrennung durch Sieb
Oxidation, Adsorption, Desinfektion
Einsparung von Frischwasser und Energie
Membranverfahren Ultrafiltration
5) L. V. H. T. – Lehr- und Versuchsgesellschaft für innovative Hygiene-Technik mbH, Institut für angewandte Bau- und Bäderhygiene GmbH, Essen
UF3.5.11.5.2
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Obwohl regelmäßig Frischwasser zugeführt wird, kommt
es durch die Kreislaufführung des Rückspülwassers und
Verdunstungsverluste zu einer Aufsalzung des Schwimm-
badwassers von etwa 10 bis 15 % im Jahr. Dies ist aber
nicht von Bedeutung, da gemäß DIN 19643 das gesamte
Beckenwasser einmal pro Jahr ausgetauscht wird.
In der vorgestellten Verfahrenskombination wird die
Membrantechnik nur als vorgeschaltete Aufbereitungs-
stufe eingesetzt, die wirtschaftlichen Vorteile wie Frisch-
wasser- und Energiekosteneinsparung beziehen sich
daher auf das Gesamtsystem. Bei einer Frischwasserein-
sparung von 60 % und der prognostizierten Energieein-
sparung von 50 % hatte sich die Anlage nach 3,5 Jahren
amortisiert.
226
OxidationUltrafiltrationFiltrat
Nachdesinfektion
Schwimmbecken
Adsorption
Rohwasser VorratsbehälterSchlammwasseraus Rückspülung
Schlammwasser
Anteil Duschwasser
Spülwasser
Füllwasser
Abb. 3-42
Wasseraufbereitung im Freizeitbad Copa Ca Backum [nach L. V. H. T. 2001]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
227
3.6
Anwendungsbeispiele außerhalb Deutschlands
In den Kapiteln zu 3.5 wird der Einsatz verschiedener
Membranverfahren in Deutschland vorgestellt, in den
folgenden Kapiteln werden Beispiele aus der internatio-
nalen Praxis beschrieben. Die Sortierung der Beispiele
erfolgt wie in Kapitel 3.5 aufgrund der Industriezweige,
in denen die Anlagen eingesetzt werden. In der Tabelle 3-6
sind alle Beispiele aufgeführt, die im Folgenden beschrie-
ben sind.
Nahrungsmittel-
industrie
Stärkegrund-
produktion
Nahrungsmittel-
industrie
Nahrungsmittel-
industrie
Mälzerei
Wäscherei
Pharmaindustrie
Tierkörperbesei-
tigung
Mechanisch-bio-
logische Abfall-
behandlung
Tab. 3-6
Anwendungsbeispiele für den Einsatz der Membrantechnik in der industriellen Abwasserbehandlung
in Deutschland
Branche
Kellogg
Raisio Chemicals
Dairygold
Dairy Crest
Sobelgra n. v.
Wäscherei
Massop
Sandoz/
BIOCHEMIE
SARIA
Tirme
Firma
Manchester
(Großbritannien)
Veurne
(Belgien)
Mitchelstown
(Irland)
Davidstow
Camelford
(Großbritannien)
Antwerpen
(Belgien)
Kerkrade
(Niederlande)
Barcelona
(Spanien)
Bayet
(Frankreich)
Mallorca
(Spanien)
Ort
2004
2004
2000
2003
2004
1998
2003
2000
2004
Inbetrieb-
nahme
UF
UF
UF
UF
UF
UO
MF
UF
UF
Membran-
verfahren
Rohrmodule
getauchte,
rotierende
Plattenmodule
Rohrmodule
Rohrmodule
getauchte
Kapillarmodule
Wickelmodule
getauchte
Plattenmodule
getauchte
Kapillarmodule
Rohrmodule
Module
5 � 216
1.188
648
486
8.000
250
1.440
1.800
100
Membran-
fläche m2
3.6.1.1
3.6.1.2
3.6.1.3
3.6.1.4
3.6.1.5
3.6.2
3.6.3
3.6.4.1
3.6.4.3
Kapitel
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
3.6.1
Nahrungsmittelindustrie
Müsliproduktion bei der Kellogg Company,
Großbritannien
Je nach Produktionscharge können Feststoffe im Abwas-
ser enthalten sein, die über ein Trommelsieb entnommen
werden. Kakaopulver lässt sich jedoch nicht mit einer
Siebung abtrennen. Deshalb wird das kakaopulverhaltige
Abwasser durch eine Trübungsmessung detektiert und
einer Dekantierzentrifuge zugeführt, in der die Feststoffe
abgetrennt werden. Die Flüssigphase wird in die biologi-
sche Reinigungsstufe geleitet, in der die gelösten organi-
schen Bestandteile abgebaut werden. Die biologische Stu-
fe ist als Belebungsverfahren in Kombination mit einer
extern aufgestellten Ultrafiltration zur Biomasseab-
trennung nach dem BIOMEMBRAT®-Verfahren der Wehrle
Umwelt GmbH ausgeführt. Die fünfstraßige Ultrafiltrations-
anlage (Abbildung 3-44) wird im Cross-Flow-Verfahren
betrieben und erzeugt 60 – 80 m3/h Permeat. Je nach Ab-
wasseranfall können die einzelnen UF-Straßen zu- oder
abgeschaltet werden. Der anfallende Überschussschlamm
wird mit dem kakaohaltigen Abwasser in der belüfteten
Vorlage der Dekantierzentrifuge vermischt. Anschließend
werden die Feststoffe in der Dekantierzentrifuge abge-
trennt und entsorgt.
Die Kellogg Company stellt heute in 19 Ländern mehr als
50 verschiedene Getreideprodukte her und verfügt über
25.000 Mitarbeiter.
Am Standort Manchester wird Frühstücksmüsli herge-
stellt. Bei der Produktion fallen erhebliche Mengen Spül-
und Abwässer mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen
(Getreidebestandteile, Kakao, Zucker etc.) an. Das Abwas-
ser wurde bis 2003 lediglich durch ein Bogensieb zur
Abtrennung der Feststoffe gereinigt. Die stetig steigenden
Abwassergebühren führten im Jahr 2003 zur Planung
einer leistungsfähigen Kläranlage, die 2004 in Betrieb
genommen wurde.
Rahmenbedingung für die Erweiterung der Abwasserrei-
nigungsanlage war die Wahl eines platzsparenden Verfah-
rens, das den stark schwankenden Schadstofffrachten
und Abwassermengen gerecht wird und ausbaufähig im
Hinblick auf eine Recyclingmöglichkeit des gereinigten
Abwassers ist. Abbildung 3-43 zeigt das Verfahrenssche-
ma der Abwasserbehandlungsanlage.
228
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
2004
Einhaltung der Anforderung für Indirekteinleitung und Senkung der Abwasserkosten
5 Module á 216 m2
Rohrmodule
60-80 m3/h
Trommelsieb und Dekanter
Reduzierung der Abwassergebühren, ausbaufähige Abwasserbehandlungsanlage mit
geringem Platzbedarf
Membranverfahren Ultrafiltration
UF3.6.1.1
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
der biologischen Reinigungsstufe und den Energiekosten
für die Belebtschlammabtrennung in der Cross-Flow-
Ultrafiltration zusammen. Hinzu kommen die Kosten für
den Membranersatz (Membranwechsel alle vier Jahre pro-
gnostiziert) sowie die Kosten für den Einsatz von Mem-
branreiniger (chemische Reinigung nach Erfahrungswer-
ten von anderen Anlagen alle 6 – 8 Wochen).
Der Energieverbrauch der biologischen Reinigungsstufe
hängt von der zugeführten CSB-Fracht ab, wobei die
Energieaufnahme der Cross-Flow-Ultrafiltration eine
Funktion der spezifischen Filtratleistung ist. Die Möglich-
keit der Zuschaltung einzelner UF-Straßen je nach Abwas-
seranfall und die automatische Regelung der Belüftungs-
einrichtungen erlaubt eine Energie sparende Betriebs-
weise der Abwasserreinigungsanlage.
Die Investition für die Membrananlage betrug 930.000 Euro.
Die Betriebskosten für die Cross-Flow-Ultrafiltrationsanla-
ge belaufen sich auf 0,36 s/m3 Permeat, die der biologi-
schen Reinigungsstufe auf 0,38 s/m3.
Die Kosten für die Reinigung des Abwassers setzen sich
im Wesentlichen aus den Energiekosten für die Belüftung
229
PufferBelebungs-becken
VorlageDekanter
Dekanter
Flüssigphase
Feststoff
Feststoff
Trommelsieb
Trübungs-messung
Ultrafiltrations-membrananlage
Vorfluter
Zulauf
Abb. 3-43
Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage bei der Kellogg Company in Manchester
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004]
Abb. 3-44
Cross-Flow-Ultrafiltration bei der Kellogg Company
in Manchester [Foto: WEHRLE UMWELT GMBH 2004]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Stärkegrundproduktion bei
Raisio Chemicals, Belgien
Die finnische Firma Raisio Chemicals, die im März 2004
von Ciba Spezialitätenchemie übernommen wurde, stellt
am Standort Veurne in Belgien Stärkegrundprodukte für
die Nahrungsmittel- und Photoindustrie sowie die phar-
mazeutische Industrie her.
Die Aufbereitung der Stärkegrundprodukte erfordert viel
Frischwasser, weshalb sich unter ökonomischen und öko-
logischen Aspekten ein geschlossener Wasserkreislauf
anbietet. Für den Standort Veurne musste eine geeignete
Abwasseraufbereitungsanlage nicht nur leistungsfähig,
sondern aufgrund der beengten Platzverhältnisse auch
kompakt sein.
230
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
2004
Leistungsfähige und kompakte Abwasserbehandlung
1.188 m2
Getauchte, rotierende Plattenmodule
max. 12 m3/h
keine mechanische Vorbehandlung
Reduzierung des Frischwasserbedarfs und des Abwasseranfalls, Kostensenkung
Membranverfahren Ultrafiltration
Abwasseraus derProduktion Gebläse-
station
Membranbelebungsanlage
Abwasser-stapelung
Produktionsprozess
Permeat-behälter
Abb. 3-45
Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage bei Raisio Chemicals [nach HUBER AG 2004]
Abb. 3-46
Huber VRM®-Verfahren (rotierende Module)
[Fotos: HUBER AG 2004]
UF3.6.1.2
heit des VRM®-Verfahrens besteht in den im Abwasser
eingetauchten und rotierenden Plattenmembranen.
Durch die rotierenden Membranplatten soll in Verbin-
dung mit der eingeblasenen Luft eine optimierte Deck-
schichtabreinigung erreicht werden. Die Membrananlage
kann auf zwei Module des Typs VRM® 20/252 erweitert
werden. Das gereinigte Abwasser wird über einen Permeat-
sammelbehälter dem Produktionsprozess zugeführt.
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Die Verfahrenstechnik der 2004 in Betrieb genommenen
Gesamtanlage besteht aus einem Misch- und Ausgleichs-
becken, der Membranbelebungsanlage und einem Perme-
atsammelbehälter (Abbildung 3-45). Das Abwasser aus
der Produktion wird zunächst vergleichmäßigt und dann
der Belebungsstufe (V= 1.800 m3) zugeführt, in der zwei
getauchte Module des Typs VRM® 20/198 der Firma
Huber installiert sind (Abbildung 3-46). Eine Besonder-
Dairygold Food Products ist europaweit eine der größten
und führenden Molkereien mit Sitz in Mitchelstown,
Irland. Dairygold Food Products stellt Milchpulver, Käse
und Butter her und betreibt eine Fleisch- und Wurstfabrik.
Am Standort Mitchelstown fallen 5.000 m3/d Abwasser
an, die in einer konventionellen Belebungsanlage behan-
delt werden. Während der Milchsaison von März bis
November steigt die Abwassermenge aufgrund der Molke-
verarbeitung auf 7.000 m3/d an. Der Anstieg der Abwas-
sermenge und der CSB-Frachten überstieg die Behand-
lungskapazität der vorhandenen Belebungsanlage, so dass
die bestehende biologische Reinigungsstufe in der Milch-
saison überlastet wurde und dies zu einer Überschreitung
der Einleitgrenzwerte führte. Aufgrund dieser Situation
wurde die separate Behandlung der Abwässer aus der
Molkeverarbeitung mit ca. 2.000 m3/d in einem Mem-
branbioreaktor technisch und wirtschaftlich geprüft und
führte im Jahr 2000 zum Neubau einer Anlage nach dem
BIOMEMBRAT®-Verfahren der Wehrle Umwelt GmbH.
Das Konzept beinhaltet den Betrieb der Membrananlage
in den belastungsstarken Sommermonaten und die
Außerbetriebnahme im Winter. Die Membranmodule
werden während der Winterzeit konserviert und eingela-
gert. Besonders wichtig ist die kurze Einfahrphase der
Anlage zu Beginn der Saison. Gerade in Zeiten von Belas-
tungsspitzen kann durch den Betrieb der Membrananlage
eine deutliche Verbesserung der Ablaufkonzentrationen
der Gesamtabwasserbehandlungsanlage erreicht werden.
Abbildung 3-47 zeigt das Verfahrensschema der Abwas-
serbehandlungsanlage.
231
Molkerei Dairygold Food Products, Irland
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Nutzen
2000
Einhaltung der Einleitgrenzwerte in der Milchsaison
648 m2
Rohrmodule
80 – 90 m3/h
Entlastung der vorhandenen Belebungsanlage, Einhaltung der Einleitgrenzwerte
Membranverfahren Ultrafiltration
UF3.6.1.3
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Die Membranbelebungsanlage besteht aus einem vorge-
schalteten Denitrifikationsbecken (V = 400 m3), einem
Nitrifikationsbecken (V = 2.000 m3) sowie einer anschlie-
ßenden vierstraßigen Ultrafiltrationsanlage, die nach dem
Cross-Flow-Verfahren betrieben wird und zur Abtrennung
der Biomasse dient. Die vier Straßen der Ultrafiltration
haben jeweils eine Membranfläche von 162 m2 und kön-
nen je nach Abwasseranfall einzeln zu- oder abgeschaltet
werden. Als Membranen sind Rohrmodule mit einem
Innendurchmesser der Rohrmembranen von 8 mm im
Einsatz. Die mittlere transmembrane Druckdifferenz im
Betrieb beträgt 0,8 bar. Die einzelnen Ultrafiltrationsstra-
ßen müssen im Abstand von ca. 4 – 6 Wochen chemisch
gereinigt werden, um eine konstante Filtrationsleistung
sicherzustellen. Ein Membranaustausch ist in den zurück-
liegenden vier Jahren noch nicht erfolgt, es wird eine
Standzeit von fünf bis sechs Jahren erwartet.
232
Rezirkulation (RZ)
Deni-/Nitrifikationsbecken
Rücklaufschlamm (RS)
Nachklärbecken
Rezirkulation (RZ)
Rezirkulation (RZ)
Zulauf Vorfluter Membranstufe
Saison-betrieb
Deni-/Nitrifikationsbecken
Abb. 3-47
Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage bei Dairygold Food Products, Irland
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004]
Abb. 3-48
Gesamtanlage bei Dairygold Food Products
mit der Membrananlage im Vordergrund
[WEHRLE UMWELT GMBH 2004]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Die CSB-Konzentration im Zulauf von bis zu 3.600 mg/l
(im Mittel 2.600 mg/l) wird auf 50 mg/l im Ablauf redu-
ziert. Die Anforderungen an die Ablaufwerte für BSB5
< 12 mg/l, TKN < 15 mg/l und Pges < 10 mg/l werden
sicher eingehalten.
Der spezifische Energieverbrauch betrug in den Jahren
2000 bis 2003 durchschnittlich ca. 5 kWh/m3. Davon
wurden ca. 2,8 kWh/m3 für die Belüftung und die Rezir-
kulation sowie 2,2 kWh/m3 für die Membranfiltration
aufgewendet, wobei der Energieverbrauch der biologi-
schen Reinigungsstufe im Wesentlichen von der CSB-
und Stickstofffracht abhängig ist.
Der Energiebedarf der Ultrafiltration und die Membran-
wechselkosten betragen etwa 23 % der gesamten Be-
triebskosten. Die spezifischen Betriebskosten der gesam-
ten Membranbelebungsanlage betragen ca. 0,90 Euro
pro m3 Permeat. Allerdings ist zu beachten, dass die
Membrananlage nur etwa sieben Monate pro Jahr in
Betrieb ist. Die Investition für die Membrananlage betrug
ca. 700.000 Euro.
233
Molkerei Diary Crest Limited, Großbritannien
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
2003
Kapazitätserweiterung der Abwasserbehandlungsanlage
486 m2
Rohrmodule
ca. 50 m3/h
Flotation
Erhöhung der Produktionskapazität am gleichen Standort
Membranverfahren Ultrafiltration
Die Fa. Dairy Crest ist eine der führenden Molkereien in
England und hat am Standort Camelford in der David-
stow Creamery ihre Produktionskapazität erhöht. Mit der
Produktionskapazität stiegen auch der Abwasseranfall
und die enthaltenen Frachten. Da die Kläranlage der Fir-
ma Dairy Crest nicht über entsprechende Reservekapa-
zitäten verfügte, musste diese erweitert werden. Es wurde
das gleiche Verfahrenskonzept zur Abwasserbehandlung
wie bei Dairygold Food Products, Irland, umgesetzt.
Die ursprünglich bestehende konventionelle Belebungs-
anlage war zweistraßig ausgeführt. Eine der Straßen wurde
bei der Erweiterung durch eine BIOMEMBRAT®-Anlage
ersetzt (Abbildung 3-49). Des Weiteren wurde der biologi-
schen Reinigungsstufe eine Flotation vorgeschaltet, um
Fette und Schwebstoffe abzuscheiden und somit die nach-
geschalteten Reinigungsstufen zu entlasten.
Nach der Flotation wird der Abwasserstrom von ca.
2.000 m3/d aufgeteilt. Der bestehenden konventionellen
Anlage werden 800 m3/d und der neu errichteten Mem-
branbiologie 200 m3/d zugeführt und behandelt. Der
Ablauf der zwei parallel betriebenen Anlagen wird an-
schließend zusammengeführt und in den Vorfluter einge-
leitet. Die Membrananlage besteht aus drei Straßen, in
denen Rohrmodule mit einer Membranfläche von 162 m2
pro Straße eingesetzt werden. Die Erweiterung der Anlage
um eine vierte Straße ist möglich.
Die BIOMEMBRAT ®-Anlage in der Davidstow Creamery
in Camelford reduziert die zulaufende CSB-Fracht um
ca. 98 % und die Nges- und Pges-Frachten um jeweils ca.
90 %. Die Anforderungen an die Ablaufwerte für BSB5
< 10 mg/l, NH4-N < 6 mg/l werden somit sicher eingehalten.
Die Investition für die Membrananlage betrug 550.000 Euro.
UF3.6.1.4
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
234
Rezirkulation (RZ)
Deni-/Nitrifikationsbecken
Rücklaufschlamm (RS)
Nachklärbecken
Rezirkulation (RZ)
Vorfluter
Membranstufe
Puffer Flotation
Deni-/Nitrifikationsbecken
Abb. 3-49
Verfahrensschema der Abwasserbehandlung bei Diary Crest, Großbritannien
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004]
Mälzerei Sobelgra n. v., Belgien
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
2004
Kompakte, Platz sparende und leistungsfähige Abwasserbehandlungsanlage,
Vorbehandlung vor einer geplanten Umkehrosmoseanlage
8.000 m2
Getauchte Kapillarmembranen
80 – 100 m3/h
Bogensieb
Erweiterung der Abwasserbehandlungskapazität ohne größere bautechnische Maßnahmen
am Standort, spätere Nutzung eines Teils des aufbereiteten Abwassers
Membranverfahren Ultrafiltration
UF3.6.1.5
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Die belgische Mälzerei Sobelgra liegt im Antwerpener
Hafen und gehört zur Boortmalt-Gruppe. Sobelgra produ-
ziert Malz für Brauereien und vergrößert aktuell die Pro-
duktion von 110.000 auf 250.000 t/a, wodurch das Werk
zur größten unabhängigen Mälzerei in Belgien wird.
Im Zuge der Produktionserweiterung musste auch die
Kapazität der bestehenden Werkskläranlage verdoppelt
werden. Aufgrund der beschränkten räumlichen Gegeben-
heiten auf dem Fabrikgelände (Abbildung 3-50) konnte
die Kläranlage nicht nach dem konventionellen Belebungs-
verfahren erweitert werden. Für die Installation des Mem-
branbelebungsverfahrens sprachen insbesondere die
kompakte Anlagengröße und die hohe volumenspezifi-
sche Abbaukapazität.
Die Werkskläranlage behandelt Abwasser aus der Gerste-
verarbeitung mit einer Kombination aus mechanischer
Vorsiebung, biologischer Stufe und Membranfiltration
(Abbildung 3-51).
Nach einer Entfernung der groben Verunreinigungen
durch zwei Bogensiebe (Maschenweite 1,0 mm) gelangt
das Abwasser in die Belebungsstufe der Anlage, die aus
zwei in Reihe geschalteten Becken zur Denitrifikation
und Nitrifikation besteht. Der Belebungsstufe ist die
Membranstufe nachgeschaltet, die der Abtrennung des
Belebtschlamms dient. Die sechzehn Kapillarmembran-
modulen (Abbildung 3-52) der Firma PURON AG wurden
in zwei separaten Kammern installiert. Eine dritte Kam-
mer steht für zukünftige Erweiterungen der Anlage zur
Verfügung (in Abbildung 3-51 gestrichelt dargestellt).
Die Kammern werden von unten beschickt, so dass der
Belebtschlamm die Membranmodule von unten nach
oben über- bzw. durchströmt. Dabei wird das Permeat
über einen Unterdruck aus den Membranmodulen abge-
saugt. Der sich dabei aufkonzentrierende Belebtschlamm
wird in die Belebungsbecken zurückgeführt. Die Mem-
branfläche in den getauchten Modulen beträgt 8.000 m2
und kann das gesamte Abwasser des Unternehmens auf-
bereiten. Die Anlage verfügt damit über eine Kapazität
von mehr als 2.000 m3/d. Um die Filtrationsleistung der
Membranmodule aufrechtzuerhalten, erfolgt in regelmä-
ßigen Intervallen eine Filtratrückspülung kombiniert mit
einer Luftspülung der Membranmodule. Die Kammern
können für Reinigungs- und Wartungszwecke unabhän-
gig voneinander entleert werden.
Nach Installation der geplanten Umkehrosmoseanlage
können etwa 80 % des gereinigten Abwassers in der Pro-
duktion wiedereingesetzt werden.
235
Abb. 3-50
Luftaufnahme der Mälzerei Sobelgra im Antwer-
pener Hafen [Foto: PURON AG]
Abwasser
Rezirkulation (RZ)
Gebläse-station
Bogensieb 1,0 mm
Bogensieb 1,0 mmBelebungsstufe
Membranstufe
Wiederverwendung
Abb. 3-51
Verfahrensschema der Werkskläranlage der Fa. Sobelgra [nach PURON AG]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
236
Abb. 3-52
Schema der Membranbelebungsanlage (links) und Membranmodule (rechts) [Foto: PURON AG]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Wäscherei Massop, Niederlande
Über einen (integrierten) zweistufigen Filter (Flusensieb)
gelangt das Abwasser in die Umkehrosmoseanlage, welche
mit Wickelmodulen aus Polyethylen-Membranen ausge-
stattet ist. Unter einem Betriebsdruck von 10 bar wird auf
der 250 m2-Membranfläche pro Stunde ein Permeat-Volu-
menstrom von etwa 8 m3 erreicht. Das anfallende Permeat
wird als Waschwasser wiederverwendet und das Retentat
in das öffentliche Kanalnetz eingeleitet.
Die Membranen werden einmal täglich gespült und alle
drei Monate chemisch mit handelsüblichen Produkten
gereinigt. Der Praxisbetrieb hat gezeigt, dass unter diesen
Bedingungen die Standzeit der Membranen zwei Jahre
beträgt.
Das folgende Beispiel beschreibt den Einsatz der Mem-
brantechnik zur Aufbereitung von Wäschereiabwasser.
Die beschriebene Anlage wird in einer Wäscherei in den
Niederlanden eingesetzt und steht stellvertretend für
zwei gleiche Anlagen, die in einer Wäscherei in Lemgo
und in einer Wäscherei in Olsberg realisiert wurden. Die
Realisierung wurde durch Mittel eines Förderprogramms6)
des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-
Westfalen (MUNLV) unterstützt.
Bei der Firma Massop in Kerkrade wird Wäsche aus dem
Krankenhaus- und Hotelbetrieb gereinigt. Das Abwasser
aus dem Waschbetrieb ist mit Schmutzstoffen, Tensiden,
Bakterien und Salzen belastet und muss gereinigt werden.
Die Einsparmöglichkeit von Wasser und Energie war der
Anlass für den Einsatz einer Membrananlage. Bei der Pla-
nung musste vor allem die enge Wechselbeziehung zwi-
schen der Membran und dem eingesetzten Waschmittel
berücksichtigt werden. Für die parallele Entwicklung der
Umkehrosmoseanlage (Abbildung 3-53) und des pas-
senden Waschmittels kooperierte die Firma Henkel-Ecolab
GmbH & Co. OHG (Wasch- und Waschhilfsmittelherstel-
lung) mit der Firma Wientjens, NL. Die Anlage wird seit
1998 mit gutem Erfolg betrieben und dient zur Aufberei-
tung des Wassers und zur Wiederverwendung als Brauch-
wasser im Waschprozess.
237
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
1998
Einsparung von Wasser und Energie
Ca. 250 m2
Wickelmodule
8 m3/h
Integrierter zweistufiger Filter (Flusensieb)
Einsparung von Frischwasser, Energie und Chemikalien
Membranverfahren Ultrafiltration
6) Förderprogramm zum Produktionsintegrierten Umweltschutz (PIUS): „Initiative ökologische und nachhaltige Wasserwirtschaft NRW“.
Abb. 3-53
Umkehrosmoseanlage in der Wäscherei Massop,
Kerkrade [ROTH 2001]
UO3.6.2
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
Der Einsatz der Umkehrosmose zur Reinigung des Abwas-
sers und der Wiedereinsatz als Brauchwasser bedeuten
ökologische und wirtschaftliche Vorteile. Neben einem
geringeren Waschmitteleinsatz werden Wasser (80 %),
Energie (50 %) und Enthärtungschemikalien (80 %) einge-
spart. Die Anlage in Kerkrade ist geleast und stellt für den
Betreiber eine wirtschaftliche Lösung dar. Je nach Stand-
ort und Rahmenbedingungen, wie z. B. den Wasser-, Ab-
wasser- und Energiekosten, ist die Amortisationszeit der
Anlage unterschiedlich lang und für den Einzelfall zu
bestimmen.
Die Firma Sandoz (ehemals Fa. Biochemie) ist mit welt-
weit rund 13.000 Mitarbeitern im Bereich der Entwick-
lung und Herstellung pharmazeutischer, biopharmazeuti-
scher und industrieller Produkte tätig und produziert in
Barcelona Penicillin zur Herstellung von Medikamenten.
Die Abwässer aus der Produktion wurden am Standort
Barcelona bisher konventionell gereinigt, wobei die Qua-
lität des gereinigten Abwassers sehr stark schwankte. Die
geplante Vergrößerung des Produktionsvolumens am
Standort Barcelona erforderte auch eine Erweiterung der
betriebseigenen Kläranlage, die aufgrund des begrenzten
Platzangebots nach konventioneller Verfahrenstechnik
nicht möglich war. So wurde die Errichtung einer Mem-
branbelebungsanlage beschlossen, die im Februar 2003 in
Betrieb genommen wurde.
Das Membranbelebungsverfahren unter Einsatz von
getauchten Plattenmodulen der Firma Kubota wurde im
Rahmen von Pilotversuchen im Vergleich mit anderen
Modulsystemen am Standort der Firma Sandoz in Kundl
untersucht und bereits 1999 großtechnisch umgesetzt.
Die Abwasserbehandlungsanlage in Kundl wurde im Jahr
2002 auf eine Membranfläche von 1.440 m2 erweitert.
Die Membranbelebungsanlage am Standort Barcelona
wurde aufgrund der Erfahrungen in Kundl und der ver-
gleichbaren Randbedingungen ohne Pilotierung mit einer
Membranfläche von 1.440 m2 ausgerüstet. Abbildung
3-54 zeigt das Verfahrensschema der Membranbelebungs-
anlage am Standort Barcelona.
Die Entwicklung und Anwendung von Membranverfahren
zur Reinigung von Wäschereiabwässern wird heute kon-
zentriert verfolgt. Neben dem beschriebenen existieren
weitere Membranverfahren zur Reinigung von Wäscherei-
abwasser bzw. befinden sich in der Entwicklung. Entschei-
dend bei der Planung ist die Berücksichtigung der Wech-
selbeziehung zwischen der Membran und dem eingesetz-
ten Waschmittel, so dass eine Kooperation zwischen dem
Anlagenbauer bzw. Membranhersteller und dem Wasch-
mittelhersteller unentbehrlich ist.
238
Pharmazeutische Industrie, Penicillinproduktion
bei der Firma Sandoz, Spanien
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
2003
Erweiterung der Abwasserbehandlungskapazität am Standort der Werkskläranlage
1.440 m2
Getauchte Plattenmodule
ca. 400 m3/d
Standortsicherung bei Produktionserweiterung
Membranverfahren Ultrafiltration
MF3.6.3
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
Der Abwasservolumenstrom mit etwa 400 m3/d gelangt
nach der Behandlung in der aus drei Reaktoren bestehen-
den Hochlastbiologie in die Membrantrennstufe. Der TS-
Gehalt in den Belebungsbecken wurde für den Betrieb der
Membrananlage von ca. 6 g/l auf 12 – 16 g/l angehoben.
Damit soll die biologische Abbaukapazität der Kläranlage
etwa verdoppelt werden. Die Membrananlage ist zwei-
straßig aufgebaut und besteht aus sechs Plattenmodulen
der Firma Kubota des Typs EK300. Im Betrieb wird bei
einem konstanten transmembranen Druck von 0,05 –
0,15 bar filtriert. Die chemische Reinigung erfolgt voll
automatisch zweimal pro Jahr in situ. Das Permeat wird
in eine kommunale Kläranlage zur weiteren Behandlung
abgeleitet.
239
Membranstufe
Abwasser
Belebung
1
2
3
Gebläse-station
Gebläse-station Vorfluter
Rezirkulation (RZ)
Abb. 3-54
Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage in Barcelona [nach AGGERWASSER GMBH 2004]
Abb. 3-55
Membranbelebungsanlage und Membranmodule während der Bauphase bei der Fa. Sandoz in Spanien
[Fotos: AGGERWASSER GMBH 2004]
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
3.6.4
Sonstiges
Tierkörperbeseitigungsanlage der
SARIA Bio-Industries, Frankreich
Bei der Tierkörperbeseitigung fallen hoch belastete Ab-
wässer an, die u. a. Ammoniumkonzentrationen von 200
bis 4.700 mg/l und CSB-Konzentrationen von 1.800 bis
26.500 mg/l aufweisen [ATV 1986].
Die SARIA Bio-Industries betreibt in Bayet, Zentralfrank-
reich eine Tierkörperbeseitigungsanlage (TBA). Am Stand-
ort Bayet werden jährlich bis zu 240.000 t Schlachtabfälle
und verendete Tiere verarbeitet. Dabei fallen täglich rund
1.100 m3 Produktionsabwasser mit einer mittleren CSB-
Konzentration von 16.000 mg/l an. Vor dem Hintergrund
steigender Anforderungen an die Ablaufqualität und
wachsender betrieblicher Kapazitäten musste die Abwas-
serbehandlungsanlage am Standort Bayet an den Stand
der Technik angepasst werden.
Die Entscheidungsträger der TBA entschlossen sich im
Jahr 2000 zum Umbau der vorhandenen Kläranlage zur
Membranbelebungsanlage und erweiterte diese nach
erfolgreichem zweijährigen Betrieb bereits im Jahr 2002.
Die einzelnen Abwasserströme aus der TBA werden teil-
weise mittels Flotation vorbehandelt, über ein Feinsieb
mechanisch gereinigt und in einem Misch- und Speicher-
becken vergleichmäßigt. Das so vorbehandelte Abwasser
wird in ein 4.000 m3 großes Belebungsbecken gefördert,
in dem der Abbau der organischen Substanzen erfolgt
(Abbildung 3-56). Anschließend wird der Belebtschlamm
zum Schutz der Membranen vor Grobstoffen über ein
Bogensieb mit einer Lochweite von 750 µm im freien
Überlauf in die Membranstufe geführt. Die Membranstufe
ist vierstraßig ausgeführt (Abbildung 3-57). Jede Straße ist
in einem Filtrationscontainer untergebracht und enthält
Kapillarmembranmodule der Firma Zenon (Abbildung
3-58). Derzeit sind rund 1.800 m2 Membranfläche in zwei
Straßen installiert. Dabei besteht Membranstraße 1 aus
vier getauchten Modulen des Typs 500a und die Straße 2
aus zwei getauchten Modulen des Typs 500c.
Durch die Behandlung der Abwässer in der Membranbe-
lebungsanlage werden CSB-Ablaufkonzentrationen von
< 300 mg/l erreicht. Damit wird die CSB-Fracht in der An-
lage um 98 % reduziert.
240
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
2000, Erweiterung 2002
Einhaltung steigender Anforderungen an die Ablaufqualität und Anpassung an Kapazitätserweiterung
1.800 m2
Getauchte Kapillarmodule
ca. 40 – 50 m3/h
Feinsieb
Wirtschaftliche Erweiterung und Anpassung der Abwasserbehandlungsanlage
an den Stand der Technik
Membranverfahren Ultrafiltration
UF3.6.4.1
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
241
Zulauf
Belebungsbecken4.000 m3
Feinsieb750 µm
Vorfluter
Gebläse-station
Gebläse-station
Rezirkulation (RZ)
Abb. 3-56
Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage bei SA-RIA Bio-Industries in Bayet
[nach ZENON GMBH 2004]
Abb. 3-57
Gesamtansicht der Membranbelebungsanlage
der TBA in Bayet [Foto: ZENON GMBH 2004]
Abb. 3-58
Container mit eingebauten Modulen bei SARIA
Bio-Industries in Bayet [Foto: ZENON GMBH 2004]
Membranbelebungsanlage
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
3.6.4.2
Mechanisch biologische Abfallbehandlungsanlage
(MBA)
Die mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage
(MBA) hat sich in Europa zur Aufbereitung von Sied-
lungsabfällen etabliert. Die biologische Umsetzung kann
in Kompostierungsanlagen (aerob) oder in Vergärungsan-
lagen (anaerob) erfolgen. Durch den biologischen Abbau
der organischen Inhaltsstoffe in einer MBA sollen das
Abfallvolumen reduziert und ein stabilisiertes Endpro-
dukt erzeugt werden. Bei der biologischen Umsetzung
und der Entwässerung entsteht ein komplexes, hoch
belastetes Abwasser.
Je nach Aufbereitungsverfahren fällt im Mittel rund die
Hälfte des behandelten Abfalls als behandlungsbedürftiges
Abwasser an. Die Zusammensetzung des Abwassers hängt
in erster Linie vom Rohabfall (Wassergehalt, organischer
Anteil) und vom Vergärungsverfahren (nass, trocken) ab.
Die Konzentrationen der einzelnen Parameter weisen da-
bei eine hohe Variationsbreite auf. Grundsätzlich folgen
aus einer intensiveren Umsetzung auch höhere Schadstoff-
konzentrationen im Prozessabwasser.
242
Abfallentsorgung bei der Firma Tirme, Spanien
Inbetriebnahme
Ziele
Membranfläche
Module
Permeatvolumenstrom
Vorbehandlung
Nutzen
2004
Kreislaufführung von Produktionswasser
100 m2
Rohrmodule
5 – 6 m3/h
Feinsieb, Trenngrenze 200 µm
Einsparung von Frischwasser und Abwasser
Membranverfahren Ultrafiltration
Die Firma TIRME betreibt auf Mallorca neben einer Ab-
fallverbrennungsanlage auch eine Anlage zur Stofftren-
nung und mechanisch-biologischen Abfallbehandlung
(MBA). Jährlich fallen an diesem Standort ca. 45.000 m3
hoch belastetes Abwasser an, welches hauptsächlich aus
der MBA-Anlage stammt. Darüber hinaus fallen auch
Abwässer aus der Hof- und Fahrzeugreinigung sowie der
Abluftbehandlung an. Die vielfältige Stoffzusammenset-
zung des Abwassers erfordert eine Kombination von
Reinigungsverfahren.
Für das MBA-Verfahren wird verfahrensbedingt stickstoff-
freies Prozesswasser benötigt. Die von der Fa. Wehrle
Umwelt GmbH neu installierte Abwasserbehandlungsan-
lage bereitet die Abwässer so auf, dass dafür ein Teil des
gereinigten Abwassers genutzt werden kann. Die Anlage
besteht aus einer mechanischen Vorreinigung, einer
Belebungsstufe und einer Ultrafiltrationsanlage (Abbil-
dung 3-59).
Die Abwasserbehandlungsanlage ist für einen Durchsatz
von rd. 45.000 m3/a bzw. 140 m3/d Abwasser mit einer
CSB-Konzentration von 7.300 mg/l und NH4-N-Konzen-
tration von 2.500 mg/l ausgelegt. Im Ablauf muss die
CSB-Konzentration unter 1.500 mg/l liegen, was einer
Verringerung von ca. 80 % entspricht. Ammonium wird
vollständig abgebaut, um das gereinigte Abwasser als
Prozesswasser in der MBA wieder einzusetzen.
Die mechanische Vorbehandlung des Abwassers erfolgt
durch Sedimentation mit anschließender Filtration über
ein Feinsieb mit einer Trenngrenze von 200 µm. Das
UF3.6.4.2.1
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3
mechanisch gereinigte Abwasser der MBA-Anlage wird
dann in der Belebungsstufe behandelt, die aus einer vor-
geschalteten Denitrifikation mit anschließender Nitrifika-
tion (Abbildung 3-60) besteht. Der Belebtschlamm wird
in der anschließenden zweistraßigen Ultrafiltrations-
anlage (Abbildung 3-60) abgetrennt. Die Filtrationsstra-
ßen bestehen aus je vier Rohrmodulen und können un-
abhängig voneinander betrieben und gereinigt werden.
Die Membrananlage wird im Cross-Flow-Verfahren mit
einem mittleren Transmembrandruck von 4 bar betrieben,
wobei die Membranen mit einer Geschwindigkeit von
5 m/s überströmt werden. Die gesamte Membranfläche
beträgt ca. 100 m2. Der anfallende Überschussschlamm
wird über die biologische Stufe der MBA entsorgt.
Die Investition für die Anlagentechnik betrug 850.000Euro.
Die Betriebskosten sind vom Anlagenlieferanten mit
4 – 5 s/m3 kalkuliert worden, können aber erst nach län-
gerer Laufzeit der Anlage genauer angegeben werden.
243
Zulauf
Vorfluter
Rezirkulation (RZ)
Ultrafiltrations-anlage
Feinstsieb200 µm
Nitri-fikation
Denitri-fikation
Belebungsbecken
Ultrafiltrations-anlage Zur MBA
ÜSS
Abb. 3-59
Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage bei der Firma TIRME, Spanien
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004]
Abb. 3-60
Abwasserreinigungsanlage bei der Firma Tirme [Fotos: WEHRLE UMWELT GMBH 2004]
links: Membrananlage; rechts: Bioreaktoren
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung3
244
Richtlinien und Normen in der Membrantechnik
4
Richtlinien und Normen in der Membrantechnik4
Wie die vorstehenden Kapitel zeigen, sind die Einsatzberei-
che der Membrantechnik zur Abwasseraufbereitung und
die mit ihr verfolgten Ziele vielfältig (siehe 3.2). Für jeden
Anwendungsfall muss der Einsatz einer Membrananlage
geprüft und der spezifischen Aufgabenstellung angepasst
werden, wodurch das Fehlen von DIN-Normen und die
geringe Anzahl vorhandener Richtlinien erklärt werden
kann. Eine Standardlösung für die Anwendung der Mem-
brantechnik und die Auslegung einer Membrananlage
existiert nicht, es kann aber für einzelne Anwendungen
bereits auf viele Erfahrungen zurückgegriffen werden.
Die baulichen Anforderungen an Membrananlagen sind
durch Richtlinien aus dem Anlagenbau festgelegt. Die
Bemessung von Anlagen mit einer bestimmten Leistungs-
fähigkeit und die Anforderungen an eine Membran rich-
ten sich nach dem jeweils definierten Ziel und den Rah-
menbedingungen.
Das vorrangige Ziel in der Abwasseraufbereitung bzw.
-behandlung besteht in der Einhaltung vorgegebener
Grenzwerte, die in den Bedingungen für die Einleitung in
Gewässer [ABWV 2002] und in das öffentliche Kanalnetz
(Indirekteinleiterverordnungen der Länder und Satzungs-
rechte) definiert sind und auf § 7a des Wasserhaushalts-
gesetzes [WHG 1996] basieren. Es gibt Merkblätter mit
Empfehlungen für die Behandlungsmöglichkeiten der
charakteristischen Emissionen einzelner Industriezweige,
um diese Grenzwerte einhalten zu können. In einigen
Merkblättern wird auch der Einsatz von Membranverfah-
ren genannt, so z. B. zur Behandlung von Emissionen aus
der metallverarbeitenden Industrie [ATV-DVWK 2000b].
Bemessungshinweise sind jedoch nicht vorhanden.
Zum Thema der Membrantechnik in der Abwasserbe-
handlung haben sich bei der DWA der Fachausschuss
KA-7 „Membranbelebungsverfahren“ und die
Arbeitsgruppe IG-5.5 „Membrantechnik“ gebildet.
Der erstgenannte Fachausschuss hat für das Membranbe-
lebungsverfahren bereits zwei Arbeitsberichte „Membran-
belebungsverfahren“ veröffentlicht [ATV-DVWK 2000a;
DWA 2005]. Die Berichte enthalten Grundlagen zum
Membranbelebungsverfahren, Bemessungsansätze und
notwendige Vorbehandlungsmaßnahmen. Die Bemes-
sungsansätze beziehen sich nicht auf die Auslegung der
eingesetzten Membran, sondern auf die Änderung der
Belebungsbeckendimensionierung gegenüber dem kon-
ventionellen Belebungsverfahren. Die Änderung ergibt
sich aus dem möglichen höheren Trockensubstanzgehalt
und besteht im Wesentlichen aus einem anderen Berech-
nungsansatz für die Überschussschlammproduktion und
den Sauerstoffverbrauch sowie in der Definition eines
minimalen Schlammalters und einer minimalen Über-
schussschlammproduktion.
Die DWA-Arbeitsgruppe IG 5.5 „Membrantechnik“ hat
einen Arbeitsbericht unter dem Titel „Aufbereitung von
Industrieabwässern und Prozesswasser mit Membranver-
fahren und Membranbelebungsverfahren“ erarbeitet
[ATV-DVWK 2002]. Dieser Arbeitsbericht besteht aus zwei
Teilen. Teil 1 befasst sich mit Membranverfahren zur Ab-
trennung von ungelösten, kolloidalen oder gelösten Stof-
fen. In Teil 2 wird speziell auf das Membranbelebungsver-
fahren eingegangen. Hier wird insbesondere auf die Unter-
schiede hingewiesen, die sich bei der Anwendung des
Membranbelebungsverfahrens zur Reinigung industrieller
Abwässer gegenüber kommunalen Abwässern ergeben.
Wegen der Vielfalt der Anwendungsfälle und der Unter-
schiedlichkeit der Abwässer werden diese Arbeitsberichte
keine Bemessungsrichtlinien enthalten können. Sie geben
jedoch Hinweise auf besonders geeignete und auch auf
eher ungeeignete Anwendungsfälle und listen Einsatz-
beispiele auf.
Weitere Richtlinien, die den Einsatz der Membrantechnik
in der Abwasser- und Wasserbehandlung betreffen, werden
im Folgenden kurz beschrieben.
Für den Einsatz der Membrantechnik in der Deponie-
sickerwasserbehandlung hat der Verband Deutscher
Maschinen- und Anlagenbau e.V. ein Einheitsblatt heraus-
gegeben [VDMA 1994]. Dieses Einheitsblatt versteht sich
als vorläufige Richtlinie, die bei Beratungen zur Normung
oder zur Präzisierung europäischer Normen herangezogen
werden kann. Die darin enthaltenen Hinweise zur
Dimensionierung von Membrananlagen sind qualitativer
Art. Zum einen werden die zu bestimmenden Größen
genannt (erforderliche Membranfläche, mengenmäßige
Abschätzung der Volumenströme für Permeat und Reten-
tat bzw. Konzentrat) und zum anderen die notwendigen
Planungsschritte (Laborversuche, Pilotanlage und Techni-
246
Richtlinien und Normen in der Membrantechnik 4
kumversuche vor Ort, siehe auch 3.3). Besonders betont
wird, dass zur Ermittlung der Betriebsparameter (z. B.
Betriebsdruck, Überströmgeschwindigkeit, Prozesstempe-
ratur, spezifischer Permeatfluss) aus der Praxis bekannte
oder in Versuchen ermittelte Werte herangezogen werden
sollen, wobei die Randbedingungen sorgfältig zu prüfen
sind, unter denen diese Werte zustande gekommen sind
[VDMA 1994]. Diese Vorgehensweise bei der Planung von
Membrananlagen kann auf alle anderen Einsatzbereiche
übertragen werden.
Des Weiteren hat der Arbeitskreis „Membrantechnik“ der
Bundesvereinigung der Firmen im Gas und Wasserfach e.V.
(FIGAWA)1) einige Merkblätter sowie Technische Mittei-
lungen zum Thema der Membrantechnik in der Wasser-
und Abwasseraufbereitung herausgegeben. In verschiede-
nen Mitteilungen werden die elektrochemische Entsal-
zung [FIGAWA 1999], die Umkehrosmose [FIGAWA
1996a; FIGAWA 1996b; FIGAWA 1985], die Crossflow-
Mikrofiltration [FIGAWA 1992], die Elektrodialyse und
Diffusionsdialyse [FIGAWA 1991] und Membranprozesse
(RO, UF, Elektrodialyse) in der Frisch- und Abwasserauf-
bereitung [MARQUARDT 1988] erläutert. In allen Techni-
schen Mitteilungen und Merkblättern werden neben der
Funktionsweise des jeweiligen Verfahrens die Einsatzmög-
lichkeiten genannt, wobei auch hier keine konkreten
Dimensionierungshinweise enthalten sind.
247
1) FIGAWA: unabhängiger technisch-wissenschaftlicher Fachverband, 1926 gegründet. Hauptaufgabe ist die Förderung der Technik und Wissenschaft im
Gas- und Wasserfach. Der Arbeitskreis „Membrantechnik“ wurde 1975 innerhalb der Fachgruppe „Wasseraufbereitung“ gegründet und begleitet im Fach
kontinuierlich die einschlägige Regelwerksgebung sowie die technische Weiterentwicklung der entsprechenden Anlagen und Geräte [FIGAWA 1999].
Richtlinien und Normen in der Membrantechnik4
248
Zusammenfassung und Ausblick 5
Zusammenfassung und Ausblick5
Die Membrantechnik stellt heute für viele Bereiche eine
bewährte Alternative zu klassischen Verfahren in der kom-
munalen und industriellen Abwasserreinigung dar und
kann zur Reduzierung der Ver- und Entsorgungs- sowie
Produktionskosten und Minderung von Umweltbelastun-
gen beitragen. Die vorliegende Publikation gibt eine Ein-
führung in die Membrantechnik und ihren Einsatz in der
kommunalen und industriellen Abwasserreinigung in
Deutschland gemäß dem Stand der Technik und der
Wissenschaft. Die Einsatzfähigkeit und Leistungsfähigkeit
von Membrananlagen wird an großtechnisch realisierten
Anlagen aus dem kommunalen und industriellen Bereich
beispielhaft gezeigt.
Der Anteil der kommunalen an den weltweit zur Abwas-
serbehandlung eingesetzten Membrananlagen ist derzeit
aufgrund wirtschaftlicher Aspekte, insbesondere was den
Membranersatz und den Energiebedarf betrifft, noch
gering. Bei bestimmten Randbedingungen kann sich der
Einsatz von Membranverfahren bei der kommunalen
Abwasserreinigung jedoch als wirtschaftlich erweisen:
Dazu gehören weitergehende oder zusätzliche Anforde-
rungen an die Ablaufqualität, ein geringes Flächenange-
bot für den Anlagenneubau bzw. die Anlagenerweiterung
und Möglichkeiten zur anschließenden Verwendung des
gereinigten Abwassers.
Die Anwendung der Niederdruck-Verfahren hat gezeigt,
dass Abwasserreinigung mit Membrantechnik mit hoher
Biomassenkonzentration im Belebungsbecken technisch
möglich und wirtschaftlich sein kann. Die mit einer
modernen konventionellen Anlage verbundenen Investi-
tionen und die einer Membranbelebungsanlage liegen
heute bereits in gleicher Größenordnung, wobei die
Behandlungskosten bei einer Membrananlage derzeit
noch etwas höher veranschlagt werden müssen. Zur
Reduzierung dieser Kosten, die eine Membranbelebungs-
anlage auch in wirtschaftlicher Hinsicht mit einer kon-
ventionellen Anlage konkurrieren lässt, müssen sich For-
schung und Entwicklung auf die Steigerung des Permeat-
flusses, die Senkung des spezifischen Energieverbrauchs
und die Erhöhung der Membranstandzeit konzentrieren.
Im Gegensatz zum kommunalen Bereich ist die Anwen-
dung der Membrantechnik in der Industrie äußerst viel-
fältig und durch zahlreiche Referenzen belegt. In der
industriellen Abwasseraufbereitung steht der Einsatz der
Membrantechnik oft im Zusammenhang mit produk-
tionsintegriertem Umweltschutz (PIUS). Da Wasser das
meistgenutzte Lösemittel darstellt, ist es Ziel des PIUS, die
z. T. gelösten Stoffe zu vermeiden oder, sofern dies nicht
möglich ist, wieder aus dem Wasser herauszutrennen und
auf diese Weise eine Kreislaufführung des Wassers zu er-
möglichen. Selbst wenn sich kein vollständig geschlosse-
ner Kreislauf realisieren lässt, kann eine geschickte Mehr-
fachnutzung die Abwassermenge deutlich reduzieren.
Neben den in dieser Publikation gezeigten Beispielen exis-
tieren weitere Einsatzgebiete für die Membrantechnik.
Aufgrund der großen Auswahl an verfügbaren Memb-
ranen und Modulen lässt sich für fast jede Aufgabenstel-
lung ein technisch geeignetes System finden, das dann
auch unter wirtschaftlichen und ökologischen Gesichts-
punkten zu prüfen ist. Unabhängig vom Einsatzbereich
eines Membranverfahrens sollten der Auswahl stets eine
genaue Bestandsaufnahme der vorhandenen Rahmenbe-
dingungen und ein Wirtschaftlichkeitsvergleich zu alter-
nativen Verfahren vorausgehen. Zu betonen ist aber, dass
in der Mehrheit der Fälle keine Standardlösung existiert,
so dass für den erfolgreichen Betrieb einer Membranan-
lage immer eine ausführliche Pilotierung und Planung
unter Berücksichtigung der gegebenen Randbedingungen
durch Fachleute erforderlich ist. Versuche im labor- und
halbtechnischen Maßstab tragen dazu bei, ein praktika-
bles System mit mehr Sicherheit zu planen. Besonderes
Augenmerk gilt dem Bedarf an Energie und Reinigungs-
chemikalien sowie der Standzeit der Membranen. Stei-
gende Wasser- und Abwasserkosten sowie fallende Mem-
branpreise führen allerdings zu einer stetigen Verbesse-
rung der wirtschaftlichen Situation von Membranverfah-
ren im Vergleich zu anderen Abwasserbehandlungs- bzw.
-aufbereitungsverfahren.
Die Entwicklung der Membrantechnik im Bereich der
Wasser- und Abwasseraufbereitung ist nicht abgeschlos-
sen. Der Ausblick für die nahe Zukunft lässt ein noch
breiter gefächertes Anwendungsspektrum erwarten. Auf-
gabenstellungen, die in der Vergangenheit aufgrund der
Beschaffenheit der aufzubereitenden Flüssigkeiten dem
Einsatz von Membranverfahren entzogen waren, können
durch die fortlaufende Entwicklung von Membranmateri-
alien und Modulkonstruktionen einerseits und von Pro-
250
Zusammenfassung und Ausblick 5
zessgestaltung und Verfahrenstechnik andererseits gelöst
werden. Es ist daher wichtig, neben der Beurteilung lau-
fender Anlagen stets auch technische Neuentwicklungen
aufmerksam zu verfolgen und zu prüfen. Forschungsbe-
darf besteht bei der Anlagenauslegung und den betriebs-
bestimmenden Parametern sowie bei der Kontrolle von
Foulingeffekten.
251
Zusammenfassung und Ausblick5
252
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262
Anhang A
AnhangA
A.1
Adressen (genannt in den Praxisbeispielen)
A.1.1
Standorte der Membrananlagen in Deutschland
Kommunale Abwasserreinigung
KA Büchel
KA Seelscheid
KA Kaarst
KA Rödingen
KA Glessen
KA Knautnaundorf
KA Markranstädt
KA Simmerath
KA Konzen
KA Rurberg-Woffelsbach
KA Geiselbullach
KA Monheim
Aggerverband
Postfach 340240
51624 Gummersbach
Herr Dr. Scheuer
www.aggerverband.de
Erftverband
Paffendorfer Weg 42
50126 Bergheim
Herr N. Engelhardt
Frau K. Drensla
www.erftverband.de
KW Leipzig GmbH
Johannisgasse 7 – 9
04103 Leipzig
Frau S. Stein
www.wasser-leipzig.de
Wasserverband Eifel Rur
Eisenbahnstraße 5
52325 Düren
Herr T. Rolfs
www.wver.de
Amperverband
Verwaltung Eichenau
Bahnhofstraße 7
82223 Eichenau
Herr T. Kopmann
www.amperverband.de
Stadt Monheim
Marktplatz 23
86653 Monheim
Herr Wild
www.monheim.de
KA Schramberg-Waldmössingen
KA Xanten-Vynen
KA Eitorf
KA Kohlfurth
KA Merklingen
KA Richtheim
Stadtwerke Schramberg
GmbH & Co. KG
Am Hammergraben 8
78713 Schramberg
Herr Rosenbohm
www.stadtwerke-schramberg.de
Linksniederrheinische Entwässe-
rungs-Genossenschaft (LINEG)
Friedrich-Heinrich-Allee 64
47475 Kamp-Lintfort
Herr Dr. Kühn
www.lineg.de
Gemeindewerke Eitorf
Ver- und Entsorgungsbetriebe
Auf dem Erlenberg 3
53783 Eitorf
Herr Neulen
www.eitorf.de
Wupperverband
Untere Lichtenplatz Straße 100
42289 Wuppertal
Herr Dr. Erbe
www.wupperverband.de
Gemeinde Merklingen
Hauptstraße 31
89188 Merklingen
Gemeinde Ursensollen
Rathausstraße 1
92289 Ursensollen
www.ursensollen.de
264
Anhang A
265
Kommunale Abwasserreinigung (Fortsetzung)
KA Hailfingen
KA Dormagen
KA Piene
Abwasserzweckverband
Bondorf-Hailfingen
Rathaus
Marktplatz 18
72108 Rottenburg am Neckar
Stadt Dormagen
Stadtentwässerung
Tiefbauamt
Mathias-Giesen-Straße 11
41540 Dormagen
Stadtwerke Gummersbach
Rathausplatz 1
51643 Gummersbach
Herr Bock
KA Golfplatz St. Wendel
Bundeswehr
Stadt St. Wendel
Rathaus IV, Abwasserwerk
Marienstraße 1
66606 St. Wendel
Herr Schmidt
Bundesamt für Wehrtechnik
und Beschaffung
Ferdinand-Sauerbruch-Straße 1
56073 Koblenz
www.bwb.org
Industrielle Abwasserreinigung
Lebensmittel Kartoffelstärkeproduktion
Emsland Stärke GmbH
Emslandstr. 58
49824 Emlichheim
Herr Dr. M. Lotz
www.emsland-staerke.de
„Deutsche See“ GmbH & Co. KG
BEECK Feinkost – Hamburg
Albert-Schweitzer-Ring 35
22045 Hamburg
Herr L. Diederichs
www.beeck-feinkost.de
Mälzerei Heinrich Durst Malz-
fabriken GmbH & Co. KG,
Betrieb Gernsheim
Mainzer Staße. 15 – 16
64579 Gernsheim
Herr M. Filip
www.durst-malz.de
Industriezweig UnternehmenIndustriezweig Unternehmen
Druckindustrie
Papierindustrie
Faserindustrie
Grafische Handelsvertretung
Peter Leis
Mühlweg 32
35606 Solms
Herr P. Leis
Papierfabrik Palm
Werk Eltmann
Industriestraße 23
97483 Eltmann
Herr R. Schirm
www.wellenwunder.de/
palm-gruppe/main.htm
Vulkanfiber Ernst Krüger
GmbH & Co. KG
Postfach 1262
47592 Geldern
Nordwall 39
47608 Geldern
Herr Dr. M. Joseph
www.hornex.de
AnhangA
266
Industrielle Abwasserreinigung (Fortsetzung)
Textilindustrie
Kunststoffindustrie
Wäscherei
Gerhard van Clewe
GmbH & Co. KG
Loikumer Straße 10
46499 Hamminkeln-Dingden
Herr A. van Clewe
www.van-clewe.de/vanclewe.html
Drews Meerane GmbH
Äußere Crimmitschauer Straße 80
08393 Meerane
Herr Ellmer
www.drews-meerane.de
Pongs Textil GmbH
Boschstraße 2
48703 Stadtlohn
H. Wening
www.pongs.de
HT Troplast AG
TROSIFOL
Mülheimer Straße 26
53840 Troisdorf
Herr U. Offermann
www.ht-troplast.de
Rentex Fortex B. V.
Locatie Massop
Grisenstraat 5
NL-6465 CE Kerkrade
Herr P. Massop
www.fortex.nl
ALSCO Berufskleidungs-Service
GmbH
Niederlassung Kaiserslautern
Otto-Hahn-Straße 1
67661 Kaiserslautern
Herr Winter
www.alsco.de
Industriezweig UnternehmenIndustriezweig Unternehmen
Wäscherei (Fortsetzung)
Metallverarbeitende Industrie
Lackaufbereitung
Textilservice MEWA GmbH
Hermann-Gebauer-Straße 1
15831 Groß Kienitz
Herr Lehmann
www.mewa.de
Rasselstein GmbH
Koblenzer Straße 141
56626 Andernach
Frau Dr. S. Arnold
www.rasselstein-hoesch.de/
deutsch/index.htm
Faurecia Autositze
GmbH & Co. KG
Werk Stadthagen
Industriestraße 3
31655 Stadthagen Ort
Herr K. Kasten
www.faurecia.com
Wieland Werke AG
Werk Langenberg
Ziegeleiweg 20
42555 Velbert
Herr H.-U. Koböcken
www.wieland.de
Galvanik Rudolf Jatzke
Edisonstraße 7
33689 Bielefeld
Herr K. Wickbold
DaimlerChrysler AG
Werk Düsseldorf
Ratherstraße 51
40467 Düsseldorf
Herr T. Bergmann
www.daimlerchrysler.com
Anhang A
267
Industrielle Abwasserreinigung (Fortsetzung)
Industriezweig UnternehmenIndustriezweig Unternehmen
Lackaufbereitung (Fortsetzung)
Pharmazeutische Industrie
Kraftwerke
Deponiesickerwasser
Bilgenentölung
Ford-Werke GmbH
Henry-Ford-Straße 1
50725 Köln
Herr S. Baumeister
www.ford.de
Schering AG
Ernst-Schering-Str. 14
59192 Bergkamen
Herr Dr. Neuhaus
DREWAG
Gas- und Dampfturbinen
Heizkraftwerk Dresden
Rosenstraße 32
01065 Dresden
www.drewag.de
Abfallwirtschaft Kreis und Stadt
Aachen (AWA) GmbH
Deponie Alsdorf-Warden
Postfach 1459
52243 Eschweiler
Herr R. Koch
www.awa-gmbh.de
Bilgenentölungsgesellschaft mbH
August-Hirsch-Straße 3
47119 Duisburg
Herr R. Deutsch
www.bilgenentoelung.de
Schwimmbäder
Fischaufzucht
Aquana Freizeitbad
GmbH & Co. KG
Willy-Brandt-Ring 100
52146 Würselen
Herr M. Dovermann
www.aquana.de
Hertener Stadtwerke GmbH
Schwimmbad COPA CA BACKUM
Herner Straße 21
45699 Herten
Herr H. Kuhlmann
www.freizeitbad.de/deutschland/
copacabackum.html
Freizeitbad Bergische Sonne
GmbH & Co.
Lichtscheider Straße 90
42285 Wuppertal
Herr G. Geier
www.bergische-sonne.de
Umweltbundesamt
Fachgebiet III 3.5
Postfach 33 00 22
14191 Berlin
Herr Dr. Pluta
www.umweltbundesamt.de
AnhangA
A.1.2
Anlagenplaner, Anlagenbauer, Membranhersteller,
Beratende Ingenieure
Die Zahl der auf dem Gebiet der Membrantechnik tätigen
Anlagenplaner, Anlagenbauer, Membranhersteller bzw.
der Beratenden Ingenieure ist groß und selbst für Deutsch-
land, auch bedingt durch z. T. hohe Fluktuationen kaum
vollständig zu erfassen.
Im Folgenden sind daher nur Adressen der Firmen und
Büros zusammengestellt, die in den vorangegangenen
Kapiteln ausdrücklich erwähnt wurden und einen größe-
ren Informationsbeitrag, z. B. für die Praxisbeispiele, leis-
teten. Diese Auswahl erhebt daher keinen Anspruch auf
Vollständigkeit. Weitere Informationsquellen und wichtige
Institutionen im Zusammenhang mit dem Thema Mem-
brantechnik sind im Anschluss zusammengestellt.
268
A3-Abfall-Abwasser-
Anlagentechnik GmbH
Aggerwasser GmbH
ACO Passavant GmbH
Altenburger Elektronic GmbH
amafilter Deutschland GmbH
ATEC Automatisierungstechnik
GmbH
atech innovations GmbH
Magdeburger Straße 16 b
45881 Gelsenkirchen
Herr U. Brüss
www.3a-gmbh.de
AV Aggerwasser GmbH
Sonnenstraße 40
51645 Gummersbach
www.aggerwasser.de
Ulsterstraße 3
D-36269 Phillipsthal
www.aco-passavant.de
Schlossweg 2 – 5
77960 Seelbach
Herr Dr. S. Siegfried
www.altenburger.de/index.html
Am Pferdemarkt 11
30853 Langenhagen
Herr Dr. G. Baumgarten
www.amafilter.com
Emmi-Noether-Straße 6
89231 Neu-Ulm
Herr G. Enderle
www.atec-nu.de
Am Wiesenbusch 26
45966 Gladbeck
Herr P. Bolduan
www.atech.daw.com
ATEMIS GmbH
Atotech Deutschland GmbH
Berghof Filtrations- und
Anlagentechnik GmbH & Co. KG
BKT Burggräf GmbH
BUSSE GmbH
CSM Filtrationssysteme
GmbH & Co. KG
degebran GmbH Anlagenbau
Dennewartstraße 25 – 27
52068 Aachen
www.atemis.net
Industriestraße 69
90537 Feucht
Postfach 12 40
90532 Feucht
Herr Dr. R. Schmidt
www.atotech.com
Harretstraße 1
72800 Eningen
Herr H.-U. Roth
www.berghof.com
Zum alten Zollhaus 20 – 22
42281 Wuppertal
Herr H. Burggräf
Zaucheweg 6
047316 Leipzig
Herr R.-P. Busse, Herr C. Belz
www.busse-gmbh.de
Gewerbestr. 32
75015 Bretten-Gölshausen
Frau R. Verschaeve
www.guthgroup.de
Resser Straße 65
44653 Herne
Herr K. Paulus, Herr H.- J. Krein
www.degebran.de
Anhang A
269
DHV Water BV
Dr. Dahlem –
Beratende Ingenieure
Earth-Tech GmbH
Eisenmann Lacktechnik KG
EnviCare
ENVIRO-CHEMIE
Abwassertechnik GmbH
Erftverband
Fraunhofer IGB
Henkel-Ecolab GmbH & Co. OHG
Hese Umwelt GmbH/A3 GmbH
Postbus 484
3800 AL Amersfort
Herr H.F. an der Roest
www.dhv.nl
Bonsiepen 7
45136 Essen
www.drdahlem.de
Forumstraße 24
41468 Neuss
www.axeljohnson.de
Heinrich-Hertz-Straße 8
74351 Besigheim-Ottmarsheim
Herr E. Neubauer
www.eisenmann.de
Wittekeweg 9
A - 8010 Graz
www.envicare.at
In den Leppsteinswiesen 9
64380 Roßdorf
Frau J. Quaiser
www.enviro-chemie.de
Paffendorfer Weg 42
50126 Bergheim
www.erftverband.de
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart
Henkel-Ecolab Deutschland
Reisholzer Werftstraße 38 – 42
40554 Düsseldorf
Herr R. Krack
www.ecolab.de
Magdeburger Straße 16a
45881 Gelsenkirchen
www.hese-umwelt.de
Hans Huber AG
Hydro-Ingenieure GmbH
HST-Systemtechnik
iat-Ingenieurberatung für
Abwassertechnik GmbH
inge AG
Ingenieurbüro Dr. Resch
imb + frings water systems gmbh
I-T-G GmbH, Ingenieurgemein-
schaft für Umwelttechnologie
ItN Nanovation
Keppel Seghers Belgium NV
Maschinen- und Anlagenbau
Maria-Hilf-Straße 3 – 5
92334 Berching
Herr Dr. O. Christ
www.huber.de
Stockkampstraße 10
40477 Düsseldorf
www.hydro-ingenieure.de
Sophienweg 3
59872 Meschede
www.systemtechnik.net
Taubenheimstraße 69
70372 Stuttgart
www.iat-stuttgart.de
Flurstraße 17
86926 Greifenberg
Herr M. Hank
www.inge-ag.de
Lehenwiesenweg 31
91781 Weißenburg
Herr Dr. H. Resch
Horbeller Straße 15
50858 Köln
Herr Dr. J. Lindemann
www.imbfrings.de
Buchenstraße 24
72810 Gomaringen
Frau J. Knödler
www.itg-gmbh.de
Untertürkheimer Straße 25
66117 Saarbrücken
www.itn-nanovation.de
Hoofd 1
B-2830 Willebroek
www.segherskeppel.com
AnhangA
270
Klapp-Müller GmbH,
Ingenieurbüro für Umwelt-
und Bautechnik
KOCH-GLITSCH GmbH
KOCH Membrane Systems
GmbH
Krüger-Wabag
(siehe Veolia Water)
Kubota
L. V. H. T.
Mall GmbH
Martin Systems AG
Rehwinkel 15
51580 Reichshof
Herr Dr. S. Schilling
www.klapp-mueller.de
Membrane Systems Divisions
Neusser Straße 33
40219 Düsseldorf
Herr J. Hadler
www.kochmembrane.com
Krantzstraße 7, Eingang D
52070 Aachen
Herr Dr. S. Schäfer
www.puron.de
Baumeisterallee 13 – 15
04442 Zwenkau
Standort Ratingen
Lise-Meitner-Straße 4a
40878 Ratingen
www.wabag.com
In Lizenz über Aggerwasser GmbH
Lehr- und Versuchsgesellschaft für
innovative Hygiene-Technik mbH
Am Zehnthof 191a
45307 Essen
Herr Dr. D. Pacik
www.lvht.de
Hüfingerstraße 39– 45
78166 Donaueschingen
Herr S. Klemens
www.mallbeton.de
Ackerstaße 40
96515 Sonnenberg
Herr M. Grigo
www.Martin-Systems.de
Memcor Australia
(siehe Siemens AG)
Memtec
Membrain
MDS Prozesstechnik GmbH
MFT
MICRODYN-NADIR
Filtration GmbH
NERAtec AG
NORIT N. V.
OSMONICS
40 Blackman Crescent
South Windsor, NSW 2576
Mergenthalerallee 45 – 47
65760 Eschborn
Herr Baur
Kontakt über ZENON GmbH
Bahnhofstraße 315
47447 Moers
Herr Dr. D. Böttger
www.mds-prozesstechnik.com
Membran-Filtrations-Technik GmbH
Eupener Straße 150
50933 Köln
Herr H.-U. Hübbel
www.mft-koeln.de
Kalle Albert Industriepark
Rheingaustraße 190
65174 Wiesbaden
Herr W. Ruppricht
www.microdyn-nadir.de
Max-Planck-Straße 7b
52249 Eschweiler
Herr U. Kolbe
www.neratec.de
P. O. Box 89
7620 AB Borne
The Netherlands
www.norit.com
230, rue Robert Schumann
Z. A. des Uselles
B. P. 85
77350 Le Mee sur Seine
Frankreich
www.osmonics.com
Anhang A
271
Pall GmbH
PURON AG
Dr.-Ing. Peters Consulting
(CMU)
ROCHEM UF-Systeme GmbH
Rhodia
RWW Wassertechnologie GmbH
Schwander GmbH
Siemens AG Water Technologies
TAMI Deutschland GmbH
Pall GmbH
Philipp-Reis-Straße 6,
63303 Dreieich
Herr Dr. H. Eipper, Herr C. Maurer
www.pall.com
siehe KOCH Membrane Systems
GmbH
www.puron.de
Dr.-Ing. Peters Consulting für
Membrantechnologie und
Umwelttechnik
Broichstraße 91
41462 Neuss
Herr Dr. T. A. Peters
Stadthausbrücke 1 – 3
Fleethof
20355 Hamburg
www.rochemuf.com
Stadelstraße 10
60595 Frankfurt
Herr Hoffmann, Herr Linz
www.rhodia.com
Heinrich-Haanenstraße 6
41334 Nettetal-Lobberich
Herr B. Lang
www.rww-wt.de
Theodor-Heuss-Straße 38
61118 Bad Vilbel
Herr Dr. T. Jäger
www.schwander.de
Nonnendammallee 101
13569 Berlin
www.siemens.com/water
Heinrich-Hertz-Strasse 2/4
07629 Hermsdorf
Herr B. Ruschel
www.tami-industries.com
Toray Deutschland GmbH
Tuttahs & Meyer
Ingenieurgesellschaft
US-FilterMEMCOR Products
(siehe Siemens AG)
VA TECH WABAG AG
Veolia Water Deutschland GmbH
WEHRLE-WERK AG
Weise Water Systems
GmbH & Co. KG
Wientjens b. v.
X-Flow B. V.
(siehe auch NORIT N. V.)
ZENON GmbH
Hugenottenallee 175
63263 Neu-Isenburg
Bismarckstrasse 2 – 8
52066 Aachen
www.tuttahs-meyer.de
441 Main Streel
Sturbridge, MA 01566
www.usfilter.com
VA TECH WABAG
Siemensstraße 89
1210 Vienna
www.vatechwabag.com
Unter den Linden 21
10117 Berlin
www.veoliawater.de
Bismarckstraße 1 – 11
79312 Emmendingen
Herr G. Streif
www.wehrle-werk.de
Steinbruchstraße 6b
35428 Langgöns
www.weise-water-systems.com
Im Sprokkelveld 9
NL-6596 DH Milsbeek
www.wientjens.com
Bedrijvenpark Twente 289
NL-7602 KK Almelo
Herr B. Brocades Zaalberg
www.xflow.nl
Nikolaus-Otto-Straße 4
40721 Hilden
Herr H. Möslang
www.zenonenv.com
MUNLV
LUA NRW
EFA NRW
BEW
DGMT
Forschungsinstitut für Wasser-
und Abfallwirtschaft an der
RWTH Aachen (FiW) e. V.
Ministerium für Umwelt und
Naturschutz, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz des Landes
Nordrhein-Westfalen
40190 Düsseldorf
www.munlv.nrw.de
Landesumweltamt
Nordrhein-Westfalen
Wallneyer Staße. 6
45133 Essen
www.lua.nrw.de
Effizienz-Agentur NRW
Mühlheimer Straße 100
47057 Duisburg
www.efanrw.de
Bildungszentrum für die
Entsorgungs- und Wasser-
wirtschaft GmbH
Bildungsstätte Essen
Wimberstraße 1
45239 Essen
www.bew.de
Deutsche Gesellschaft für
Membrantechnik e. V.
Eupener Straße 150
50933 Köln
www.dgmt.org
Mies-van-der-Rohe-Straße 17
52056 Aachen
Frau M. Lange
Herr Dr. F.-W. Bolle
Herr J. Schunicht
www.fiw.rwth-aachen.de
Institut für Siedlungswasserwirt-
schaft der RWTH Aachen (ISA)
Gutachter
Mies-van-der-Rohe-Str. 1
52056 Aachen
Herr S. Baumgarten
Herr Dr. S. Köster
Univ. Prof. Dr.-Ing. J. Pinnekamp
www.isa.rwth-aachen.de
Prof. Dr.- Ing. P. Cornel
(Leitung der Arbeitsgruppe
IG-5.5 „Membrantechnik“
der ATV-DVWK bzw. DWA)
Technische Universität Darmstadt
Institut WAR
Petersenstraße 13
64287 Darmstadt
www.iwar.bauing.tu-darmstadt.de
Herr Prof. Dr.-Ing. F.-B. Frechen
(i. V. für Fachausschuss KA-7
„Membranbelebungsverfahren“
der ATV-DVWK bzw. DWA)
Universität Kassel
FG Siedlungswasserwirtschaft
Kurt-Wolters-Straße 3
34125 Kassel
www.uni-kassel.de
Herr Dr. Firk
Wasserverband Eifel Rur
Eisenbahnstraße 5
52353 Düren
www.wver.de
Herr Dr. J. Oles,
Herr U. Voss
Oswald Schulze GmbH & Co. KG
Krusenkamp 22 – 24
45964 Gladbeck
www.oswald-schulze.de
AnhangA
272
A.1.3
Wissenschaftliche Begleitung bei der Erstellung dieser Publikation
Anhang A
273
Mitglieder der AG
Membranhandbuch
Herr Dr. T. A. Peters
Dr.-Ing. Peters Consulting für
Membrantechnologie und
Umwelttechnik
Broichstraße 91
41462 Neuss
Herr Dr. V. Mertsch
Ministerium für Umwelt,
Naturschutz, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz des Landes
Nordrhein-Westfalen (MUNLV)
40190 Düsseldorf
www.munlv.nrw.de
Frau K. Drensla
Erftverband
Abteilung Abwassertechnik
Forschung und Entwicklung
Paffendorfer Weg 42
50126 Bergheim
www.erftverband.de
Frau A. Kaste
Frau C. Wiedenhöft
Frau Dr. K. Dreher
Landesumweltamt
Nordrhein-Westfalen (LUA)
Wallneyer Straße 6
45133 Essen
www.lua.nrw.de
Herr RBD A. Schmidt
Bezirksregierung Köln
Zeughausstraße 2 – 10
50667 Köln
www.bezreg-koeln.nrw.de
Prof. Dr. rer. nat. W. Schmidt
Fachbereich Versorgungs-
und Entsorgungstechnik
Fachhochschule Gelsenkirchen
45877 Gelsenkirchen
http://www.fh-gelsenkirchen.de/
fb03/ent/enthf.html
Frau Dr. J. R. Tschesche
Frau I. Dierschke
Effizienz-Agentur NRW (EFA NRW)
Mühlheimer Straße 100
47057 Duisburg
www.efanrw.de
Herr T. Wozniak
Aggerverband
Sonnenstraße 40
51645 Gummersbach
www.aggerverband.de
Herr S. Tenkamp
Staatliches Umweltamt Krefeld
(StUA Krefeld)
St. Töniser Straße 60
47803 Krefeld
www.stua-kr.nrw.de
AnhangA
274
A.1.4
Weitere Institutionen und Personen, die zu den Inhalten beigetragen haben
BMU
DBU
DECHEMA e. V.
FIGAWA
PIA e. V.
Frau E. Brands
Prof. Dr. rer. nat. J. Marzinkowski
Prof. Dr.-Ing. habil. N. Räbiger
Tuttahs & Meyer
Universität Wuppertal
Bergische Universität,
Gesamthochschule Wuppertal
Fachbereich 14, Sicherheitstechnik
Gaußstraße 20
42097 Wuppertal
Prof. Dr. rer. nat. J. Marzinkowski
www.uni-wuppertal.de/FB14
Universität Bremen
Institut für Umweltverfahrens-
technik
Postfach 330440
28334 Bremen
www.fb4.uni-bremen.de
Tuttahs & Meyer Ingenieurgesell-
schaft mbH
Bismarckstraße 2 – 8
52066 Aachen
www.tuttahs-meyer.de
Fachgebiet Sicherheitstechnik/
Umweltschutz der Bergischen
Universität Wuppertal
Campus Freudenberg, Gebäude FF
Rainer-Gruenter-Straße 21
42097 Wuppertal
Frau D. Kunz
www.uws.uni-wuppertal.de
Bundesministerium für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit
Alexanderplatz 6
10178 Berlin
www.bmu.de
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Postfach 1705
49007 Osnabrück
www.dbu.de
Gesellschaft für Chemische
Technik und Biotechnologie e. V.
Theodor-Heuss-Allee 25
60486 Frankfurt am Main
Herr Dr. L. Nick
www.dechema.de
FIGAWA Bundesvereinigung
der Firmen im Gas- und
Wasserfach e. V.
Marienburger Straße 15
50968 Köln
www.figawa.de
Prüf- und Entwicklungsinstitut
für Abwassertechnik an der
RWTH Aachen (PIA) e. V.
Mies-van-der-Rohe Straße 1
52074 Aachen
www.pia.rwth-aachen.de
Wasserverband Eifel-Rur
Eisenbahnstraße 5
52352 Düren
www.wver.de
Anhang A
275
A.1.5
Weitere Informationsquellen zum Thema Membrantechnik
• ATV-DVWK-Branchenführer Abwasser-Abfall 2001
Hrsg.: Gesellschaft zur Förderung der Abwassertechnik e. V.
Theodor-Heuss-Allee 17
53773 Hennef
www.gfa-verlag.de
• ENVITEC-Internationale Fachmesse
für Ver- und Entsorgung mit Fachkongress
www.envitec.de
• IFAT
Internationale Fachmesse für Wasser – Abwasser – Abfall – Recycling
www.ifat.de
Tagungen zum Thema Membrantechnik
• AMK – Aachener Membran Kolloquium (Institut für Verfahrenstechnik
(IVT) an der RWTH Aachen)
• ATSV – Aachener Tagung Siedlungswasserwirtschaft und Verfahrens-
technik (Institut für Verfahrenstechnik (IVT) und Institut für Siedlungs-
wasserwirtschaft (ISA) an der RWTH Aachen)
• Bremer Colloquium „Produktionsintegrierte Wasser-/Abwassertechnik“
(IUV – Institut für Umweltverfahrenstechnik, Universität Bremen und
GVC – VDI-Gesellschaft Verfahrenstechnik, Düsseldorf)
Informationen im Internet
Das Internet-Portal www.pius-info.de ist ein Kooperationsprojekt der
Länder Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein.
Das Angebot umfasst u. a. Informationen zu durchgeführten Projekten,
Literatur, Software und Fördermöglichkeiten und wird kontinuierlich
aktualisiert, erweitert und von weiteren Partnern inhaltlich unterstützt.
Im Januar 2002 erfolgte bereits die erste Auszeichnung durch die Verlei-
hung des Umwelt-Online-Awards in Silber, dem Gütesiegel für moderne
Umweltkommunikation.
Geschäftsstelle PIUS - Internet-Portal
c/o Die Effizienz-Agentur NRW
Mülheimer Straße 100
47057 Duisburg
Herr H. H. Sittel, Frau A. Schmitt
www.pius-info.de
AnhangA
A.2
Fördermöglichkeiten
Die Planung und Umsetzung von Maßnahmen, die einen
Beitrag zum Umweltschutz leisten, wie z. B. der Einsatz
einer Membrananlage zur Abwasserreinigung können auf
verschiedene Weise gefördert werden. Umfassende Förder-
programme der Länder, des Bundes und der EU fördern
die Beratung, unterstützen finanziell Innovationen und
Investitionen, z. B. in Form von Beteiligungen, Darlehen,
Zuschüssen. Um den Weg zum richtigen Förderprogramm
zu verkürzen und Entscheidungen zu erleichtern, sind
nachfolgend einige Förderprogramme zur Thematik
„Abwasservermeidung, Prozesswasserkreislaufführung“
aufgeführt. Die genannten Institutionen und Ansprech-
partner erteilen weitere Auskünfte und beraten – über-
wiegend kostenlos – bei der Auswahl eines geeigneten
Förderprogramms für den Einzelfall.
276
Förderprogramme des Bundes
KfW-Umweltprogramm
ERP – Umwelt- und Energiesparprogramm
DtA – Umweltprogramm
BMU – Programm zur Förderung von Demonstrationsvorhaben
Verschiedene Förderbereiche DBU
Ansprechpartner
Kreditanstalt für Wiederaufbau
Palmengartenstraße 5 – 9
60325 Frankfurt am Main
Informationszentrum:
Tel.: 0 18 01/33 55 77 (zum Ortstarif)
www.kfw.de
Deutsche Ausgleichsbank
Ludwig-Erhard-Platz 1 – 3
53179 Bonn
Info-Line:
Tel.: 01 8 01/24 24 00 (zum Ortstarif)
www.dta.de
DBU – Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Postfach 1705
49007 Osnabrück
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Tel.: 05 41/96 33-0
Fax: 05 41/96 33-190
A.2.1
Förderprogramme und Förderberatung des Bundes
Anhang A
Die Nutzung der Förderdatenbank kann immer nur ein
erster Schritt sein. Das vielfältige Beratungsangebot der
Kammern und Verbände, der freien Unternehmens- oder
Steuerberatung und der Banken hilft, alle konzeptionellen,
steuerlichen oder rechtlichen Fragen zu klären.
A.2.2
Förderprogramme der Bundesländer
Ansprechpartner für die Förderprogramme der Länder
sind jeweils die Umweltministerien bzw. Landesumwelt-
ämter, deren Adressen in Tabelle A-1 zusammengestellt
sind. Des Weiteren ist dort eine Auswahl bekannter För-
derprogramme zur Thematik „Abwasservermeidung,
Prozesswasserkreislaufführung“ mit den zugehörigen An-
sprechpartnern genannt.
Besonders hinzuweisen ist im Bundesland Nordrhein-
Westfalen auf die Effizienz-Agentur NRW (EFA)
– eine Initiative des Ministeriums für Umwelt und Natur-
schutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW–
welche seit Ende 1998 erste Anlaufstelle für alle Fragen
rund um den Produktionsintegrierten Umweltschutz
– kurz PIUS – ist.
Die EFA berät und unterstützt kleine und mittelständische
Unternehmen bei der Einführung integrierter Umwelt-
schutzmaßnahmen, vermittelt Kontakte zu Know-how-
Trägern und zeigt neue Wege und Möglichkeiten für
zukunftsweisende wirtschaftliche Strukturen auf. Die
Erstanalyse der Produktion durch die Ingenieure der EFA
zeigt Potenziale auf; die nachfolgende gezielte Beratung
in Zusammenarbeit mit externen Fachleuten hilft den
Unternehmen, sie zu nutzen (PIUS®-Check). Dabei steht
im Vordergrund, durch eine Effizienzsteigerung der ein-
gesetzten Rohstoffe gleichermaßen die Produktionskosten
und die Umweltbelastung zu senken. Darüber hinaus
277
Förderberatung des BMWi
In der Auskunftsstelle erhalten Ratsuchende schnell und
unbürokratisch Informationen zu den Förderprogrammen
des Bundes, der Länder und der EU für Existenzgründer
und kleine und mittlere Unternehmen. Die Auskünfte
schließen Angaben zu Verfahrenswegen zur Erlangung
von Fördermitteln, Anlaufstellen und Konditionen der
Förderprogramme ein.
Nach Terminvereinbarung können Existenzgründer und
Investoren kostenlose Informationen über die Förder-
möglichkeiten auch im persönlichen Gespräch erhalten.
Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums
Die Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums
steht als zentrale Informationsquelle für Privatpersonen,
Existenzgründer, Unternehmen und Berater zur Verfügung.
Sie richtet sich gleichermaßen an Benutzer ohne Vor-
kenntnisse wie an die Kenner der Wirtschaftsförderung
und ermöglicht die Recherche nach Fördermitteln und
einem geeigneten Förderprogramm.
Die Förderdatenbank des Bundes gibt einen vollständigen
und aktuellen Überblick über die Förderprogramme des
Bundes, der Länder und der Europäischen Union. Das
Fördergeschehen wird unabhängig von der Förderebene
oder dem Fördergeber nach einheitlichen Kriterien und
in einer konsistenten Darstellung zusammengefasst.
Dabei werden auch die Zusammenhänge zwischen den
einzelnen Programmen aufgezeigt, die für eine effiziente
Nutzung der staatlichen Förderung von Bedeutung sind.
Die breit angelegte Vernetzung im Internet bietet darüber
hinaus die Möglichkeit, vertiefende Informationen der
unterschiedlichen Anbieter von Förderinformationen
bereitzustellen.
Förderberatung des BMWi
Tel.: 0 18 88/6 15-76 49, -76 55
Fax: 0 18 88/6 15-70 33
E-Mail: [email protected]
Förderdatenbank des Bundesministeriums
für Wirtschaft und Technologie
www.bmwi.de
1) PIUS® ist ein eingetragenes Warenzeichen der Effizienz-Agentur NRW
AnhangA
informiert die EFA über aktuelle Fördermöglichkeiten
kleiner und mittlerer Unternehmen und hilft bei der
Suche nach dem geeigneten Förderprogramm zur Finan-
zierung geplanter PIUS-Vorhaben. Sitz der EFA ist das
Haus der Wirtschaftsförderung in Duisburg, vier Regio-
nalbüros in Aachen, Bielefeld, Münster und Siegen sor-
gen seit Anfang des Jahres für den direkten Kontakt in
den verschiedenen Wirtschaftsregionen NRWs.
Einen Überblick über verschiedene Förderungsmöglich-
keiten gibt außerdem die Broschüre „Förderprogramme
für den Produktionsintegrierten Umweltschutz“.
Neben vielen weiteren Informationen zum Produktions-
integrierten Umweltschutz bietet das Internet-Portal
www.pius-info.de Informationen über Fördermöglich-
keiten zu dieser Thematik. Das Internet-Portal ist ein
Kooperationsprojekt der Länder Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein und wird konti-
nuierlich aktualisiert und erweitert.
278
EFA – Die Effizienz-Agentur NRW:
„Förderprogramme für den Produktionsintegrierten Umweltschutz“.
Zielgerichtet planen. Effizient umsetzen. Umfassend profitieren.
Stand 06/2000.
Baden-Württemberg
Bayern
Berlin
Landesanstalt für Umweltschutz (LfU)
Baden-Württemberg
Griesbachstraße 1
76185 Karlsruhe
Postfach 21 07 52
76157 Karlsruhe
Tel.: 07 21/9 83-0
Fax: 07 21/9 83-14 56
www.lfu.baden-wuerttemberg.de
Bayerisches Staatsministerium für Landesentwick-
lung und Umweltfragen
Rosenkavalierplatz 2
81925 München
Tel.: 0 89 / 92 14-00
Fax: 0 89 / 92 14-22 66
www.umweltministerium.bayern.de
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Brückenstraße 6
10179 Berlin
Tel.: 0 30/90 25-0
Fax: 0 30/90 25-29 20
www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt
Umweltschutz- und Energiesparförderprogramm
Ansprechpartner:
L-Bank
Wirtschaftsförderung II
Friedrichstraße 24
70174 Stuttgart
Telefon-Hotline: 07 11/1 22-23 45
Faxabruf Konditionen: 07 11/1 22-26 74
www.l-bank.de
Zusatzprogramm der LfA-Umweltschutz
Ansprechpartner:
LfA Förderbank Bayern
Königinstraße 17
80539 München
Tel.: 01 8 01/21 24 24 (Ortstarif)
www.lfa.de
Das Umweltentlastungsprogramm – UEP
Ansprechpartner:
Beratungs- und Servicegesellschaft Umwelt mbH
(B & SU)
Hohenzollerndamm 44
10713 Berlin
Tel: 0 30/3 90 42-84
www.uep-berlin.de
Tab. A-1
Ansprechpartner für Förderprogramme der Bundesländer und ausgewählte Förderprogramme
zur Thematik „Abwasservermeidung, Prozesswasserkreislaufführung“
Bundesland Ansprechpartner Förderprogramme
Anhang A
279
Brandenburg
Bremen
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz
und Raumordnung des Landes Brandenburg
Heinrich-Mann-Allee 103
14473 Potsdam
Tel.: 03 31/8 66-0
Fax: 03 31/8 66-70 68, -70 69, -70 71
www.brandenburg.de/land/mlur
Der Senator für Bau und Umwelt
Hanseatenhof 5
28195 Bremen
Tel.: 04 21/3 61-21 36
Fax: 04 21/3 61-60 13
www.umwelt.bremen.de
Freie und Hansestadt Hamburg
Behörde für Umwelt und Gesundheit
Fachamt für Energie und Immissionsschutz (I1)
Billstaße. 84
20539 Hamburg
Tel.: 040/4 28 45-0
www.hamburg.de/Behoerden/Umweltbehoerde
Hessisches Ministerium für Umwelt,
Landwirtschaft und Forsten
Bereich Umwelt und Energie
Mainzer Straße 80
65189 Wiesbaden
Tel.: 06 11/8 15-0
Fax: 06 11/8 15-19 41
www.mulf.hessen.de
Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern
Allgemeine Information und Koordinierung
der Förderprogramme
Schlossstraße 6 – 8
19053 Schwerin
Tel.: 03 85/5 88-0, -8 20
Fax: 03 85/5 88-87 17
www.um.mv-regierung.de
Förderprogramm für Umwelttechnologie
Ansprechpartner:
siehe links
Freie und Hansestadt Hamburg
Behörde für Umwelt und Gesundheit
Innovationsstiftung Hamburg
Alter Steinweg 4
20459 Hamburg
Tel.: 0 40/4 28 41-17 59
www.hamburg.de/Behoerden/Umweltbehoerde
Tab. A-1 (Fortsetzung)
Ansprechpartner für Förderprogramme der Bundesländer und ausgewählte Förderprogramme
zur Thematik „Abwasservermeidung, Prozesswasserkreislaufführung“
Bundesland Ansprechpartner Förderprogramme
AnhangA
280
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Niedersächsisches Umweltministerium
Postfach 4107
30041 Hannover
Tel.: 05 11/1 20-0
Fax: 05 11/1 20-33 99
www.mu.niedersachsen.de
Ministerium für Umwelt und Naturschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz des
Landes Nordrhein-Westfalen
Schwannstraße 3
40 476 Düsseldorf
Tel.: 02 11/45 66-0
Fax: 02 11/45 66-3 88
www.munlv.nrw.de
Landesumweltamt NRW
Wallneyer Straße 6
45133 Essen
Tel.: 02 01/79 95-0
Fax: 02 01/79 95-14 48
www.lua.nrw.de
Effizienz-Agentur NRW
Mülheimer Straße 100
47057 Duisburg
Tel.: 02 03/3 78 79-58
Fax: 02 03/3 78 79-44
www.efanrw.de
Ministerium für Umwelt und Forsten
Kaiser-Friedrich-Straße 1
55116 Mainz
Tel.: 0 61 31/16-0
Fax: 0 61 31/16 46 46
www.muf.rlp.de
Initiative ökologische und nachhaltige
Wasserwirtschaft in NRW
Förderbereich 1 Innovativer bzw. erprobter
produktionsintegrierter Umweltschutz
Ansprechpartner:
siehe links, außerdem
Investitions-Bank NRW
Zentralbereich der WestLB
Friedrichstraße 56
40217 Düsseldorf
Tel.: 02 11/8 26-09
Fax: 02 11/8 26-84 59
ISB-Mittelstandsdarlehen im Rahmen
des Umweltschutzes
Ansprechpartner:
Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz
(ISB) GmbH
Holzhofstraße 4
55116 Mainz
Tel.: 0 61 31/9 85-3 50
www.isb.rlp.de
Tab. A-1 (Fortsetzung)
Ansprechpartner für Förderprogramme der Bundesländer und ausgewählte Förderprogramme
zur Thematik „Abwasservermeidung, Prozesswasserkreislaufführung“
Bundesland Ansprechpartner Förderprogramme
Anhang A
281
Saarland
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Thüringen
Ministerium für Umwelt
Keplerstraße 18
66117 Saarbrücken
Tel.: 06 81/5 01-00
Fax: 06 81/5 01-45 21
www.umwelt.saarland.de
Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und
Landwirtschaft
Archivstraße 1
01097 Dresden
Tel.: 03 51/5 64-0
Fax: 03 51/5 64-22 09
www.smul.sachsen.de
Ministerium für Landwirtschaft
und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt
Olvenstedter Straße 4
39108 Magdeburg
Tel.: 03 91/5 67-01
Fax: 03 91/5 67-17 27
www.mrlu.sachsen-anhalt.de
Landesamt für Natur und Umwelt des Landes
Schleswig-Holstein (LANU)
Hamburger Chaussee 25
24220 Flintbek
Tel.: 0 43 47/7 04-0
Tel.: 0 43 47/7 04-12
www.umwelt.schleswig-holstein.de
Thüringer Ministerium für Landwirtschaft,
Naturschutz und Umwelt
Beethovenplatz 3
99096 Erfurt
Tel.: 03 61/37-9 00
Fax: 03 61/37-9 99 50
www.thueringen.de/de/tmlnu
Zusammenstellung aktueller Förderprogramme im
Bereich Energie und Umwelt
Ansprechpartner:
Investitionsbank Schleswig-Holstein
Fleethörn 29-31
24103 Kiel
Tel.: 0431 / 900 3651
www.lanu.landsh.de
Tab. A-1 (Fortsetzung)
Ansprechpartner für Förderprogramme der Bundesländer und ausgewählte Förderprogramme
zur Thematik „Abwasservermeidung, Prozesswasserkreislaufführung“
Bundesland Ansprechpartner Förderprogramme
AnhangA
A.2.3
Förderprogramme der EU für den Bereich
Umweltschutz bzw. den Bereich Wasserwirtschaft
Struktur- und Regionalförderung
Die Struktur- und Regionalförderung durch die Europäi-
sche Union wird durch die vier europäischen Struktur-
fonds getragen. Zu nennen sind: Europäische Fonds für
regionale Entwicklung (EFRE), Europäische Sozialfonds
(ESF), Europäische Ausrichtungs- und Garantiefonds für
die Landwirtschaft (EAGFL) und das Finanzinstrument
für die Ausrichtung der Fischerei (FIAF). Der EFRE stellt
im Hinblick auf umweltschützende Maßnahmen den
wichtigsten Strukturfonds der EU dar.
• Strukturfonds
Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)
fördert Maßnahmen, mit denen die Unterschiede in der
wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung zwischen den
verschiedenen Regionen und Mitgliedstaaten der Union
ausgeglichen werden sollen. Die EFRE – Mittel werden für
bestimmte benachteiligte Gebiete bereitgestellt und haupt-
sächlich dazu verwendet, Verbesserungen der Infrastruktur,
der produktiven Investitionen, der lokalen Entwicklung,
der Humanresourcen und des Umweltschutzes zu finan-
zieren.
Bei der Förderung wird in Ziel-1- und Ziel-2-Regionen
unterschieden.
Ziel 1 fördert die Entwicklung und strukturelle Anpas-
sung der Regionen mit Entwicklungsrückstand. Darunter
fallen Regionen, deren Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt
weniger als 75 % des Gemeinschaftsdurchschnitts beträgt.
Es sind fünf Aktionsschwerpunkte vorgesehen:
• Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und
der Klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU)
• Entwicklung von Infrastruktur
• Umweltschutz
• Förderung des Arbeitskräftepotenzials
• Entwicklung des ländlichen Raums
Ziel 2 fördert die wirtschaftliche und soziale Umstellung
von Gebieten mit Strukturproblemen. Im Zeitraum 2000-
2006 wird zwischen vier Arten von Gebieten mit Struk-
turproblemen unterschieden:
• Industriegebiete
• Ländliche Gebiete
• Städtische Gebiete
• Von der Fischerei abhängige Gebiete
Die Förderung von Maßnahmen im Rahmen der Ziele 1
und 2 erfolgt in der Form der Kofinanzierung, wobei in
Deutschland bei Ziel 1 der maximale Anteil der EU 75 %
und bei Ziel 2 maximal 50 % beträgt
Förderprogramme zum Schutze der Umwelt
Die nachfolgend beschriebenen Förderprogramme sind
primär zum Schutze der Umwelt bzw. zur Weiterentwick-
lung der gemeinschaftlichen Umweltpolitik gedacht.
LIFE III Programm
Ziel des LIFE-Programms ist die Umsetzung und Weiter-
entwicklung der Umweltpolitik und des Umweltrechts
der Gemeinschaft.
LIFE bietet finanzielle Unterstützung für Maßnahmen zu-
gunsten der Umwelt in der Gemeinschaft und bestimm-
ten Drittländern (Länder, die an das Mittelmeer oder die
Ostesee angrenzen, Länder Mittel- und Osteuropas, die
Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Gemein-
schaft abgeschlossen haben).
Durch LIFE werden folgende Bereiche gefördert:
• europäische Gemeinschaft und Mittel- und Osteuropäi-
sche Länder (MOEL): Naturschutz, Förderung einer
nachhaltigen Entwicklung der industriellen Tätigkeiten,
Einbeziehung von Umweltaspekten in Raumordnungs-
politik, Abfallwirtschaft, Luftverschmutzung und
Gewässserbewirtschaftung;
• andere Drittländer: technische Unterstützung bei der
Schaffung administrativer Strukturen, Erhaltung bzw.
Sanierung von Lebensräumen bedrohter Arten, Förde-
rung einer nachhaltigen Entwicklung.
282
Anhang A
Die Förderfähigkeit hängt vor allem davon ab, ob:
• die Maßnahmen in der Europäischen Gemeinschaft
von gemeinschaftlichem Interesse sowie innovativ
zuverlässig und durchführbar sind und
• die Maßnahmen außerhalb der Gemeinschaft technisch
und finanziell durchführbar sind und zu einer nachhal-
tigen Entwicklung und Zusammenarbeit führen.
Die Aktion wird in den betreffenden fünf Jahren (2000-
2004) auf drei wichtige Bereiche konzentriert:
• Naturschutz („LIFE-Natur“): Maßnahmen zum Schutz
der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden
Tiere und Pflanzen von gemeinschaftlichem Interesse
(NATURA 2000).
• Umwelt („LIFE-Umwelt“): Beitrag zur Einbeziehung
von Umweltaspekten in den übrigen politischen Berei-
chen der Union sowie zur Umsetzung und Fortschrei-
bung der Umweltpolitik bei
• Drittstaaten („LIFE-Drittländer“): Technische Unterstüt-
zung bei der Schaffung von Verwaltungsstrukturen für
den Bereich Umwelt, Maßnahmen zum
• Schutz der Natur und Demonstrationsmaßnahmen zur
Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in einigen
Drittländern im Mittelmeer- und Ostseeraum.
Bei Maßnahmen, die über das LIFE-Programm finanziert
werden, beträgt die Höhe der zuschussfähigen Kosten 50%.
Im Rahmen des LIFE-Umwelt-Programms stehen Mittel
zur Unterstützung von Demonstrationsvorhaben zur Ver-
fügung, die jedoch keine Forschung, Studien oder Inves-
titionen in die Infrastruktur darstellen dürfen. Die Vor-
schläge müssen innovative Pilotmaßnahmen oder Maß-
nahmen der technischen Unterstützung zum Gegenstand
haben, durch die eine messbare Verbesserung der Umwelt-
bedingungen erreicht wird und die an anderen Orten der
Europäischen Union wiederholbar sind.
In Deutschland werden im Jahr 2004 im Rahmen von
LIFE-Umwelt acht Projekte gefördert, davon eins im
Abwasserbereich zum Thema „Nährstoffentfernung mit
Membran-Bioreaktoren“. Dieses Vorhaben wird bis Dezem-
ber 2006 unter dem Namen ENREM laufen. Durchführende
Institution ist das Kompetenzzentrum Wasser Berlin GmbH.
Kontakt bei der EU:
Generaldirektion Umwelt
LIFE-Programme
Bruno Julien
Generaldirektion Umwelt D. 1
BU 2/01
Rue de la Loi 200
B-1049 Brüssel
E-Mail: [email protected]
Strukturpolitisches Instrument zur Vorbereitung auf
den Beitritt (ISPA) zur EU
Durch die Förderung des Programms sollen die Länder
(Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei,
Ungarn, Slowenien, Rumänien, Bulgarien) auf den Bei-
tritt vorbereitet werden. Es werden Investitionsvorhaben
in den Bereichen Verkehr und Umwelt gefördert.
Die Laufzeit ist von Anfang 2002 bis Ende 2006. Das Ge-
samtbudget beträgt 7 Mrd. s . Gefördert bis zu 75 % der
Gesamtkosten in Form von nicht-rückzahlbaren Beihilfen
werden öffentliche Verwaltungen und öffentliche Un-
ternehmen.
Weitere Informationen:
http://www.europa.eu.int/comm/regional_policy/
index_en.htm
Kontakt bei der EU:
Generaldirektion Regionalpolitik
Rue de la Loi
B-1049 Bruxelles
E-Mail: [email protected]
283
AnhangA
284
Zieldefinition
Ausbau/Ertüchtigung von Belebungsstufen
Neubau
Nachrüstung zur Einhaltung weitergehender Anforderungen
…
A.3
Kurzchecklisten zu Abbildung 2-1
1 Anlass und Zielsetzung
Technische Rahmenbedingungen
Ablaufanforderungen (Mindest-/weitergehende Anforderungen)
Leistungsfähigkeit einer vorhandenen Kläranlage
Entwässerungssystem
Zulaufcharakteristik
Umrüstung/Ergänzung Membranen in bestehende Becken möglich
…
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Investitionen, insbesondere spezifische Membrankosten
Investitionszuschüsse
Betriebskosten (Membranersatzkosten, Reinigung, Energieverbrauch)
Abwasserabgabe
…
2 Analyse IST-Zustand
Einbeziehung vorhandener Becken
Becken- und Membranstufenneubau
Auswahl und Anordnung der Membranmodule
Notwendige Vorbehandlungsmaßnahmen
Gestaltung und Durchführung der Membranreinigung
3 Variantenbetrachtung
Bemessung
Schlammalter, Schlammbelastung, Überschussschlammproduktion
Feststoffgehalt im Belebungsbecken
Mindestdurchflusszeit, Misch- und Ausgleichsbecken
Aufteilung Denitrifikations-, Nitrifikations- und Variobereich
Sauerstoffverschleppung durch Rezirkulation
Notwendige Membranfläche für dauerhaft stabile Flussraten
Temperatureinfluss auf die Permeabilität
Zur Verfügung stehende Membranfläche bei Reinigungen
Modulbelüftung gemäß Herstelleranforderungen
Sauerstoffeintrag in Abhängigkeit des Feststoffgehaltes
Phosphorelimination
Schlammbehandlung: Entwässerung und Faulbarkeit
…
4 Planung, Bemessung und konstruktive Gestaltung
Konstruktive Gestaltung
Güte der Vorreinigung (Rechen, Leichtstoffabscheider)
Pufferbecken im Zulauf oder auf der Anlage
Zwei- oder mehrstraßige Ausführung
Hydraulische Entkopplung mehrerer Straßen
Kurze Membranaustausch- und Lieferzeiten
Einrichtungen für die Reinigung der Membranen
Stromversorgung und Einspeisung
…
4 Planung, Bemessung und konstruktive Gestaltung (Fortsetzung)
Betriebsstabilität
Schulung/Einweisung Personal
Sicherstellung der Filtrationsleistung
Kontrolle der Membranbeschaffenheit (Verzopfung etc.) und der Permeabilität
Regelmäßige Membranreinigung (Zwischen-, Intensivreinigungen)
Betriebskosten
Stromverbrauch von Becken- und Modulbelüftung
Membranstandzeit
Kosten Reinigungsmittel
Regelmäßige Membranreinigung (Zwischen-, Intensivreinigungen)
…
Arbeitssicherheit
Umgang mit Reinigungsmitteln
…
5 Betrieb und Kontrolle
Anhang A
285
AnhangA
286
Anforderungen einhalten
Kosten senken
Einsparung von Wasser
Einsparung von Chemikalien
Einsparung von Energie
Rückgewinnung von Wertstoffen
Reduzierung der Entsorgungskosten
Reduzierung der Transportkosten
Reduzierung der Abwassergebühren
…
A.4
Kurzchecklisten zu Abbildung 3-1
1 Anlass und Zielsetzung
Datenaufnahme
Produktionsverfahren
Eingehende und ausgehende Ressourcenströme
Erfassung der Stoffströme und Ort des Anfalls
Abwasserströme
Anfallmenge, chemische und physikalische Beschaffenheit
Enthaltene Wert- und Störstoffe des zu behandelnden Stroms
Prozesslimitierende Prozesse und andere Begrenzungen
Kosten für den IST-Zustand, d. h. ohne Rückgewinnung und Recycling unter monetärem und umwelttechnischem Aspekt
…
Verbesserungsvorschläge/-potenziale
Vermeidungsmöglichkeiten in der Produktion
Behandlung der Reststoffe
Rückgewinnung wertvoller Ressourcen aus dem Stoffstrom möglich?
Nutzung/Verbleib der rückgewonnenen Wertstoffe
…
2 Analyse IST-Zustand
Zieldefinition
Mögliche Separationsverfahren
Änderung Produktionsprozess erforderlich bzw. möglich?
Effektivität der Verfahren?
Erreichbarkeit der geforderten Ziele mit dem Prozess
Wirtschaftlichkeitsvergleich
Laborversuche, Pilotversuche
3 Verfahrensauswahl
Anhang A
287
Wirtschaftlichkeitsvergleich
Bestehender Prozess, keine Änderung
Wasserversorgungskosten
Energiekosten
Chemikalienkosten
Rohmaterialkosten
Entsorgungskosten flüssig
Entsorgungskosten fest
Laborkosten
…
Membranverfahren installiert
Investitionen für Neuanlage
Membranersatzkosten
Investitionen für Peripherie, Pumpen, Ausgleichsbecken …
Abgetrennter Wertstoff
Fördermöglichkeiten
…
3 Verfahrensauswahl (Fortsetzung)
Versuche auf verschiedenen Maßstabsebenen
Vorversuche
Laborversuche
Membranauswahl
Pilotversuche
Anlagenplanung
…
4 Planung und Pilotierung
Betreibermodell oder Eigenbetrieb
z. B. „BOO Build-Own-Operate“
…
Vertragsregelung
Vertragslaufzeit
Garantiezeit, Standzeit der Membranen
Preisregelung
…
5 Betrieb und Kontrolle
AnhangA
A.5
Arbeitsbericht der ATV-DVWK-Arbeitsgruppe IG-5.5
„Membrantechnik“: Aufbereitung von Industrie-
abwasser und Prozesswasser mit Membranverfahren
und Membranbelebungsverfahren
Der vorliegende Arbeitsbericht wurde von der ATV-DVWK-
Arbeitsgruppe IG-5.5 „Membrantechnik“ im ATV-DVWK
Fachausschuss IG-5 Industrieabwasserreinigung erstellt.
Der Arbeitsbericht besteht aus mehreren Teilen.
Teil 1 befasst sich mit den Membranverfahren an sich,
d. h. dem Einsatz dieser Verfahrensstufe zur Abtrennung
von ungelösten, kolloidalen oder gelösten Stoffen.
In Teil 2 wird auf das Membranbelebungsverfahren ein-
gegangen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Verfah-
renseinheit, bestehend aus dem biologischen Abbau im Be-
lebungsbecken und der Abtrennung der Biomasse durch
Membranen. Es wird insbesondere auf die Anforderungen
und Besonderheiten der Membranbelebung im Unterschied
zum konventionellen Belebungsverfahren eingegangen.
Es ist geplant, in einem dritten Berichtsteil Praxisbeispiele,
Betriebserfahrungen und Bemessungshinweise zusammen-
zustellen.
Der ATV-DVWK-Arbeitsgruppe gehören folgende
Mitglieder an:
Dr.-Ing. Goetz Baumgarten, Langenhagen
Dr.-Ing. Martin Brockmann, Hilden
Dipl.-Biol. Ulrich Brüß, Herten
Prof. Dr.-Ing. Peter Cornel, Darmstadt (Sprecher)
Dr.-Ing. Oliver Debus, Hamburg
Dipl.-Ing. Michael Kiefer, Stuttgart
Dr.-Ing. Angelika Kraft, Essen
Prof. Dr. Peter M. Kunz, Mannheim
Dr.-Ing. Otto Neuhaus, Bergkamen
Dr.-Ing. Thomas Peters, Neuss
Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz Rosenwinkel, Hannover
(stellvertr. Sprecher)
Prof. Dr.-Ing. em. Carl Franz Seyfried, Hannover (Obmann)
Dr.-Ing. Jianming Shang, Hamm
Prof. Dr.-Ing. Ulf Theilen, Gießen
Dr.-Ing. Frieder Wagner, Heuweiler
Unter Mitarbeit von:
Dipl.-Biol. Annette Achtabowski, Bergkamen
Dipl.-Ing. Stefan Krause, Darmstadt
Prof. Dr. Winfried Schmidt, Gelsenkirchen
Dipl.-Ing. Jens Wagner, Hannover
Teil I
Membranverfahren
A.5.1
Einleitung
Membranverfahren sind rein physikalisch arbeitende Ver-
fahren zur Stofftrennung, bei denen das zu behandelnde
Abwasser oder Prozesswasser in gereinigtes Wasser (Filtrat-
bzw. Permeat) und eine aufkonzentrierte Phase (Konzen-
trat) getrennt wird (Abb. A-1). Die Triebkraft für die
Trennoperationen ist die transmembrane Druckdifferenz.
Diese druckgetriebenen Verfahren unterscheiden sich in
der Höhe der Druckdifferenz. Membranverfahren mit
anderen Triebkräften, wie z. B. einem elektrischen Feld
oder einer Konzentrationsdifferenz, sollen hier aufgrund
der geringen praktischen Bedeutung für die Abwasserbe-
handlung nicht diskutiert werden. Im Gegensatz zu der
konventionellen Filtrationstechnik erlauben druckgetrie-
bene Membranverfahren eine Trennung bis in den mole-
kularen Bereich.
Für den Erfolg eines Membranverfahrens sind zwei Eigen-
schaften von zentraler Bedeutung:
• Die Selektivität der Membranen, d. h. ihre Fähigkeit,
zwischen den Komponenten einer Mischung zu unter-
scheiden (z. B. zwischen Öl und Wasser oder zwischen
Ionen und Wasser). Die Membran setzt dabei dem
Transport verschiedener Komponenten unterschiedliche
Widerstände entgegen.
• Die Leistungsfähigkeit der Membranen (oft Membran-
flux genannt), d. h. der zu erzielende Permeat- bzw.
Filtratfluss (üblicherweise in l/(m2�h) angegeben)
unter bestimmten Betriebsbedingungen.
288
Anhang A
Abbildung A-2 zeigt die Einordnung der Membranverfah-
ren als Funktion der Partikel- bzw. Molekülgröße und der
Druckdifferenz.
Mit Membranverfahren können Inhaltsstoffe wie z. B.
• Feststoffe,
• gelöste Stoffe,
• kolloidale Stoffe und
• Flüssigkeiten einer zweiten Phase
abgetrennt werden.
289
Abwasser(Feed)100 %
Membranverfahren gereinigtes Abwasser(Permeat/Filtrat)z. B. 90 %
konzentriertes Abwasserbzw. Wertstoff(Konzentrat)z. B. 10 %
Abb. A-1
Schematische Darstellung des Grundprinzips eines Membranverfahrens
1
0,1
0,0001
Partikel- bzw. Molekülgröße [µm]
Dru
ckd
iffe
ren
z [b
ar]
0,001 0,01 0,1 1 10 100
10
100
200
Umkehrosmose
Nanofiltration
Ultrafiltration
Mikrofiltration
Filtration
Kochsalze
Metallsalze
Viren Bakterien
Farbpigmente
Abb. A-2
Zuordnung der Membran- und Filtrationsverfahren
AnhangA
Unabhängig vom Verfahren bzw. der Trennaufgabe können
mit Hilfe der Membrantechnik unterschiedliche Behand-
lungsziele verfolgt werden, die wirtschaftlich interessant
sind. Diese können sein:
1. Reinigung des Wassers, z. B. zur
• Einhaltung von Einleitgrenzwerten
• Wiederverwendung
2. Konzentrierung der Inhaltsstoffe, z. B. zur
• Wertstoffrückgewinnung
• Reduzierung der Entsorgungskosten
Zum Verständnis der Selektivität von Membranen wurden
Modelle entwickelt, die sich für einen groben Überblick
auf zwei Grenzfälle verdichten lassen. Man unterscheidet
die so genannten Lösungs-Diffusions-Membranen (Um-
kehrosmose, Nanofiltration) und die Porenmembranen
(Mikro- und Ultrafiltration).
• Die Lösungs-Diffusions-Membranen besitzen eine ho-
mogene, mit einem Gel vergleichbare Trennschicht.
Um die Membran passieren zu können, muss der Stoff
sich im Membranmaterial lösen. Die Selektivität beruht
demzufolge auf der unterschiedlichen Löslichkeit und
der unterschiedlichen Durchtrittsgeschwindigkeit der
zu trennenden Substanzen durch das Membranmaterial.
Der Stofftransport durch die Membran erfolgt nach den
Gesetzen der Diffusion (Ficksches Gesetz). Triebkraft für
die gelösten Stoffe bei allen diffusionskontrollierten
Membranprozessen ist die Differenz des chemischen
bzw. elektrochemischen Potenzials zu beiden Seiten der
Membran, während die Triebkraft für das Lösungsmittel,
d. h. das Wasser die Druckdifferenz ist. Dieses Modell
beschreibt die Trennwirkung von Umkehrosmosemem-
branen. Für die Beschreibung der Trenneigenschaften
von Nanofiltrationsmembranen sind zusätzlich elektro-
chemische Wechselwirkungen mit der in der Regel
negativ geladenen Membranoberfläche zu berücksich-
tigen.
• Die Porenmembranen besitzen eine poröse Struktur mit
Kanälen. Die Selektivität beruht auf einem Siebeffekt,
der durch die Porengrößenverteilung der Membranen
bestimmt wird. Der Stofftransport erfolgt rein konvektiv
nach den Gesetzen der laminaren Kapillarrohrströmung
(Hagen-Poisseuille-Gesetz) als Resultat der Druckdiffe-
renz zwischen beiden Seiten der Membran. Dieses
Modell beschreibt theoretisch die Trennwirkung von
Mikro- und Ultrafiltrationsmembranen. In der Praxis
werden diese Prozesse jedoch in aller Regel von einer
Deckschicht kontrolliert. Diese Deckschicht („Sekun-
därmembran“) bildet sich aus den vor der Membran
aufkonzentrierten Inhaltsstoffen.
Bedingt durch die sich beim Betrieb rohwasserseitig vor
der Membran einstellende Aufkonzentrierung der von
der Membran zurückgehaltenen Wasserinhaltsstoffe, kön-
nen auf der Membranoberfläche und an den Komponen-
ten der Membranelemente bzw. des Membranmoduls
folgende Effekte auftreten, die sich negativ auf die Leis-
tungsfähigkeit einer Membrananlage auswirken:
Scaling
Ablagerung anorganischer Wasser-inhaltsstoffe nach
deren Ausfällung durch Übersättigung, Kristallbildung
Fouling
Deckschichtbildung durch organische Wasserinhaltsstoffe
Biofouling
Ausbildung eines Biofilms, der u. a. durch Mikroorganis-
men gebildet wird
Diese Effekte können durch entsprechende Maßnahmen
verhindert oder zumindest vermindert werden. Die Ver-
meidung der Ausfällung anorganischer Komponenten
wie CaSO4 oder CaCO3 gelingt beispielsweise durch Ver-
schiebung des pH-Wertes – und damit der Löslichkeits-
grenze – und/oder der Dosierung von Antiscalingmitteln
(Komplexbildner, z. B. Phosphonsäure, Polykarbonsäure).
Die Verhinderung bzw. Verminderung des Wachstums
eines Biofilms kann durch eine entsprechende Voraufbe-
reitung bzw. ein einsatzfallspezifisches Spül- und Reini-
gungs-Regime erzielt werden.
290
Anhang A
A.5.2
Bestimmung des Membranverfahrens
Bei der Auswahl eines Membranverfahrens sind zunächst
vier wesentliche Festlegungen zu treffen:
• Bestimmung der erforderlichen Trenngrenze einer
auszuwählenden Membran
• Bestimmung des Membranmaterials
• Festlegung des Modultyps
• Festlegung des Verfahrens
Die Kriterien für diese Auswahl werden im Folgenden
beschrieben.
A.5.2.1
Bestimmung der erforderlichen Trenngrenzen
Die Art der aus einem Abwasser oder Prozesswasser abzu-
trennenden Komponenten bzw. die erforderliche Selekti-
vität bestimmt die Art der einzusetzenden Membran. Ein-
zelne Beispiele in Tabelle A-2 verdeutlichen die Zuord-
nung der Abtrennung von Wasserinhaltsstoffen zu den
Membranarten. Bei den porösen Membranen ist dabei die
in der Praxis mehrheitlich verwendete Porengröße ange-
geben. Die in der Tabelle benutzten Einheiten und Trenn-
grenzen entsprechen den von den Herstellern üblicher-
weise verwendeten Begriffen. Die angegebene Einheit
(g/mol) für das Molekulargewicht entspricht der an ande-
ren Stellen verwendeten Einheit Dalton.
A.5.2.2
Bestimmung des Membranmaterials
Heute stützt sich nahezu die gesamte Membrantechnik im
Bereich der Wasser- und Abwasserbehandlung auf synthe-
tische Polymermembranen über die nachfolgend ein kurzer
Überblick gegeben wird. In jüngster Zeit haben sich dabei
trotz der hohen Investitionskosten auch keramische Mem-
branen im Bereich spezieller Anwendungsgebiete (hohe
Temperaturen, aggressive Medien, Lösemittel) etabliert.
Aus den allgemeinen Stofftransportgesetzen (Konvektion,
Diffusion) ist bekannt, dass der Permeatfluss [in l/(m2 �h)]
umgekehrt proportional zur Länge der Transportstrecke
ist. Aus diesem Grund hat man sich bei der Membran-
herstellung bemüht, Trennschichten geringer Dicke zur
Verfügung zu stellen. Dennoch muss die mechanische
Festigkeit der Membran gewährleistet sein.
Während bei der Mikrofiltration in der Regel symmetri-
sche Membranen eingesetzt werden, haben sich für die
291
Abtrennbare Trenngrenze Verfahren Betriebsdruck
Wasserinhaltsstoffe (Porengröße) [Membran-Typ] kPa (bar)
Tab. A-2
Membranverfahren und deren Einsatzbereiche
Partikel > 0,1 µm 0,1 – 1 µm Mikrofiltration (MF) 50 – 300 kPa
emulgierte Stoffe [Poren-Membranen] (0,5 – 3 bar)
Kolloide, Makromoleküle 2.000 – 200.000 g/mol Ultrafiltration (UF) 50 – 1.000 kPa
Molmasse > 2.000 g/mol (0,004 – 0,1 µm) [Poren-Membranen] (0,5 – 10 bar)
emulgierte Stoffe
Organische Moleküle > 200 g/mol Rückhaltung Nanofiltration (NF) 500 – 4.000 kPa
mehrwertige, anorganische Ionen für MgSO4 > 90 % [Lösungs-Diffusions-Membranen (5 – 40 bar)
(0,001 – 0,005 µm) mit eingebauten ionogenen
Gruppen]
organische Moleküle und alle Ionen < 200 g/mol Rückhaltung Umkehrosmose (UO) 500 – 7.000 kPa
für NaCl > 95 % Hochdruck-UO (HD-UO) (5 – 70 bar)
[Lösungs-Diffusions-Membranen] bis 12.000 kPa
(bis 120 bar)
AnhangA
Ultra- und Nanofiltration sowie für die Umkehrosmose
vor allem die asymmetrischen Membranen durchgesetzt.
Hier kann je nach Herstellungsverfahren zwischen Phasen-
inversions- und Kompositmembranen unterschieden
werden. Während bei einer Phaseninversionsmembran
die aktive Schicht und die Unterstruktur aus dem glei-
chen Material hergestellt sind, wird bei den Komposit-
membranen auf die Stützstruktur eine homogene, mög-
lichst dünne Polymerschicht aufgebracht, weshalb eine
getrennte Optimierung der Schichten möglich ist. Die
Abbildungen A-3 und A-4 zeigen den prinzipiellen Auf-
bau von Phaseninversions- und Kompositmembranen.
Die früher häufig eingesetzten Membranen aus Cellulo-
sederivaten sind heute weitgehend durch Membranen
aus vollsynthetischen Polymeren (Polysulfon, Polyether-
sulfon, Polyamid, Polypropylen, Polyacrylnitril, etc.)
ersetzt worden. Diese weisen insbesondere den Vorteil
der besseren Medienbeständigkeit auf. Tabelle A-3 ist eine
Übersicht der gängigsten Membranmaterialien für die
verschiedenen Membranverfahren.
292
Abb. A-3
Querschnitt durch eine Phaseninversionsmembran
am Beispiel einer UF-Hohlfasermembran
mikroporöses Trägermaterialbis zu 50 µm Dicke
poröses Polyesternetzbis zu 125 µm Dicke
aktive Schicht bis zu 2500 Å= 1/4000mm Dicke Barriereschicht
2500 Å
Abb. A-4
Kompositmembran,
Links: Prinzipieller Aufbau einer Kompositmembran, Rechts: Schnitt durch eine Kompositmembran
Anhang A
A.5.2.3
Bestimmung des Membranmoduls
Das Kernstück jeder Membrananlage bildet das Modul,
in dem die Membranfläche in einer technisch nutzbaren
Einheit angeordnet ist. Das ideale Modul gewährleistet
die folgenden Aspekte:
• gute und gleichmäßige Überströmung der Membranen
ohne Totwasserzonen,
• mechanische, chemische und thermische Stabilität,
• geringe Druckverluste,
• große Packungsdichte,
• kostengünstige Fertigung,
• gute Reinigungsmöglichkeit,
• gute Membranwechselmöglichkeit,
• geringe Verblockungsneigung.
Da kein Modul aufgrund dieser in sich widersprüchlichen
Anforderungen alle Aspekte optimal erfüllt, gibt es ver-
schiedene Modulbauarten, die teilweise gezielt für be-
stimmte Anwendungen entwickelt worden sind. Die ver-
schiedenen Module lassen sich, sieht man von konstruk-
tiven Einzelheiten ab, in zwei Gruppen aufteilen:
Module mit rohrförmigen Membranen
• Rohrmodul
• Kapillarmodul
• Hohlfasermodul
Module mit flachen Membranen
• Plattenmodul
• Wickelmodul
• Kissenmodul
• Rotationsmodul
293
Mikrofiltration Polypropylen (PP)
Polyvinylidenfluorid (PVDF)
Polysulfon (PSU)
�-Aluminiumoxid
Edelstahl, Titandioxid
Zirkonoxid
Ultrafiltration Polysulfon (PSU)
reg. Cellulose
Polyacrylnitril (PAN)
Polyethersulfon (PES)
Titanoxid, Zirkonoxid
Polyvinylidenfluorid (PVDF)
Nanofiltration Polyamid (PA)
(Zirkonoxid), PES,
Celluloseacetat (CA)
Umkehrosmose Polyamid (95 %)
Celluloseacetat (5 %)
Tab. A-3
Übersicht der gängigsten Membranmaterialien für die verschiedenen Membranverfahren
Verfahren Aktive Schicht
AnhangA
Die Größe und damit die Investitions- und Betriebskosten
einer Membrananlage sind eng mit der spezifischen Per-
meatleistung und der zu installierenden Membranfläche
verbunden. Diese gilt es so günstig und damit so kompakt
wie möglich anzuordnen, ohne jedoch die Betriebssicher-
heit zu gefährden.
294
Bauform (Beispiele) Packungsdichte [m2/m3] Spez. Kosten pro m2 Deckschichtkontrolle Einsatzgebiete
Tab. A-4
Eigenschaften und Anwendungsgebiete verschiedener Modulformen
Rotationsmodul 10 – 50 – – – + + + MF und UF
Rohrmodul 20 – 90 – – + + MF, UF, NF, RO
Platten- bzw. Kissenmodul 100 – 250 – + + MF, UF, NF, RO
Kapillarmodul 600 – 1.200 0 + MF, UF, NF
Wickelmodul 700 – 1.000 + – RO, NF, UF
Hohlfasermodul > 1.000 ++ – – RO, UF
– negativ 0 durchschnittlich + positiv
Abb. A-5
Stirnseitige Ansicht eines Rohrmoduls mit
5,5 mm-Rohrmembranen [Foto: X-FLOW]
Abb. A-6
Abbildung eines Kissenmoduls [Typ ROCHEM FM]
Dies bedeutet für abwassertechnische Anwendungen, dass
Art und Konzentration der einer Membrananlage zuge-
führten Feststoffe bzw. die während des Prozesses gebilde-
ten Feststoffe das zu wählende Modulsystem maßgeblich
mit beeinflussen. Die Tabelle A-4 gibt einen Überblick
über die Eigenschaften und Einsatzgebiete der verschie-
denen Modulformen.
Der Aufbau der verschiedenen Module ist in den Abbil-
dungen A-5 bis A-7 dargestellt.
Anhang A
A.5.2.4
Bestimmung der Betriebsweise von Membran-
anlagen
Die Art der Betriebsweise eines Membranverfahrens wird
– wie die Auswahl des Moduls – von der Belastung bzw.
der Konzentration der gelösten und/oder ungelösten
Inhaltsstoffe des jeweiligen Abwassers oder Prozesswassers
bestimmt. Sie beeinflusst über den spezifischen Energie-
bedarf die Wirtschaftlichkeit und damit die Realisierbar-
keit der einzelnen Anwendungen.
Membranverfahren werden in der Regel im „Crossflow“
betrieben, auch als Tangentialstrom- oder Querstrom-Fil-
tration bezeichnet. Durch tangentiale Anströmung der
retentat- bzw. konzentratseitigen Membranoberfläche
wird versucht, die Deckschichtbildung auf der Membran
zu begrenzen und damit den Permeatfluss auf einem
möglichst hohen Niveau konstant zu halten.
Im Gegensatz hierzu steht die „Dead-End“-Betriebsweise.
Wie bei der klassischen kuchenbildenden statischen Fil-
tration nimmt die Filtratleistung mit zunehmender Deck-
schichtdicke ab. Kombiniert mit einer effizienten Rück-
spültechnik wird diese Betriebsweise erfolgreich bei ent-
sprechenden Anwendungen der Mikrofiltration und
Ultrafiltration eingesetzt. Verfahren mit einer Kombina-
tion von Merkmalen aus beiden Verfahren werden Semi-
Crossflow-Verfahren genannt.
Die beiden Betriebsweisen Dead-End und Crossflow
unterscheiden sich wesentlich hinsichtlich des Energiebe-
darfs. Reine Crossflow-Verfahren benötigen einen Ener-
giebedarf in der Größenordnung zwischen 2 kWh/m3
und 10 kWh/m3 (für MF und UF) bzw. zwischen 0,5
und 5 kWh/m3 (für NF und RO), während reine Dead-
End-Verfahren mit einem Energieeinsatz zwischen 0,1
und 0,3 kWh/m3 auskommen.
295
Permeat-Sammelrohr
Membran
Abfließen des Permeatsnach Durchtritt durchdie Membran
RohrwasserseitigesDistanzgeflecht(Feed-Spacer)
RohrwasserseitigesDistanzgeflecht
Rohrwasser
wird aufgerollt
Permeat
PermeatseitigesDrainagevlies
PermeatseitigesDrainagevlies
Konzentrat
Membran
Verklebung der Membrantaschen
RohrwasserseitigesDrainagevlies
Abb. A-7
Prinzipieller Aufbau eines Spiral-Wickelmoduls
AnhangA
A.5.3
Einsatzbeispiele
Im Folgenden sind Einsatzgebiete, in denen sich druckge-
triebene Membranverfahren bewährt haben, aufgelistet.
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
• Filtration von Beizsäuren (MF, UF)
• Aufbereitung von Abwasser aus CP-Anlage in der
Galvanotechnik (RO)
• Reinigung von Deponie-Sickerwasser (NF, RO)
• Standzeitverlängerung von Entfettungsbädern (MF, RO)
• Rückgewinnung von Wertstoffen aus Farbabwässern (UF)
• Reinigung von Flexofarbabwasser (MF)
• Reinigung von Funkenerodier-Abwasser (MF)
• Reinigung von Gleitschleif-Abwasser (MF)
• Aufbereitung von Grauwasser auf Schiffen (RO)
• Wasserrecycling von feststoffhaltigen Abwässern aus
der Herstellung von Halbleiterbauelementen
(CMP, Schleifen, Sägen) (UF)
• Wiederverwendung in der Halbleiterindustrie (RO)
• Ölabtrennung aus Kompressor-Kondensaten (MF)
• Aufkonzentrierung von Kühlschmieremulsionen (UF)
• Aufbereitung von Laugen (MF, UF, NF)
• Wiederverwendung in der Lebensmittelindustrie (RO)
• Aufbereitung von Spülwasser aus der Entfettung
in der Metallverarbeitung (RO)
• Reinigung von Kreislaufwasser in der NE-Metall-
Verarbeitung (UF)
• Abtrennung von biologisch schwer abbaubaren
organischen Komponenten (NF)
• Reinigung von Rauchgaswäsche-Abwasser (MF)
• Aufbereitung von Säure (NF)
• Aufbereitung von Schlammwasser (Filterrückspülwasser)
(UF)
• Aufbereitung von Schlammwasser im Schwimmbad-
Bereich (RO)
• Aufkonzentrierung vor thermischen Verfahren (RO)
• Voraufbereitung von Abwässern für die Weiterbehand-
lung in einer Umkehrosmose (MF, UF)
• Schließung von Wasserkreisläufen (UF, NF, RO)
• Rückgewinnung von Wertstoffen aus Wasserlacken (UF)
• Keimreduktion von Kläranlagen-Ablauf (MF, UF),
siehe Teil 2 des Arbeitsberichtes
• Schlammrückhaltung bei Membran-Bioreaktoren
(MF, UF), siehe Teil 2 des Arbeitsberichtes
A.5.4
Projektierung von Membrananlagen
A.5.4.1
Grundlagenermittlung
Als Grundlage für die Konzeptionierung und Planung
einer membrantechnischen Anlage sind für das aufzube-
reitende Abwasser bzw. Prozesswasser alle relevanten
Daten bezüglich Volumenstrom bzw. Chargenmenge,
chemisch/physikalischer Parameter sowie sonstiger pro-
zessspezifischer gelöster und ungelöster Wasserinhaltsstoffe
(siehe Kapitel A.5.6 „Fragebogen Prozessdatenerhebung“)
für einen möglichst langen Zeitraum zu erfassen und ent-
sprechend zu dokumentieren.
Neben der Abwassersituation beim aktuellen Betriebszu-
stand muss dabei auch der Wasserhaushalt des gesamten
Betriebes erfasst werden, um Grundlagen für die Spezifi-
kation der Zielvorstellung und die überschlägige Bewer-
tung der Auswirkungen eines neuen Verfahrenskonzeptes
auf den Betriebsablauf zu erhalten. Die Abschätzung des
Einsparpotenzials bzw. der erwarteten Ergebnisse sollte
dabei durch Teilstrombetrachtungen sowie die Überprü-
fung von Änderungen bei vorgeschalteten Prozessschritten
ergänzt werden.
A.5.4.2
Projektierung und Bemessung
Nachdem die Grundlagenermittlung ergeben hat, dass ein
bestimmtes Membranverfahren einsetzbar ist, hat sich das
nachfolgend beschriebene Vorgehen zur Projektierung
solcher Anlagen in der Praxis bewährt. Der erfolgreiche
Betrieb kann in der Regel nur durch die beschriebene
Vorgehensweise sichergestellt werden.
A.5.4.2.1
Vorversuche im Labormaßstab
Die Vorversuche dienen der ersten Orientierung und wer-
den in der Regel unter folgenden Gesichtspunkten durch-
geführt:
296
Anhang A
• Membran- und Modulauswahl mit Feststellung der
grundsätzlichen Eignung eines Mediums für die
Behandlung mit dem gewählten Membranverfahren
• Vorauswahl ggf. erforderlicher Vorbehandlungsmaß-
nahmen mit Abschätzung des Scaling-, Fouling- und
Biofoulingpotenzials und Vorversuchen zur Membran-
reinigung
• Näherungsweise Bestimmung der wichtigsten Prozess-
parameter wie z. B. Druck, Temperatur, Überströmungs-
geschwindigkeit und erzielbare Ausbeute
A.5.4.2.2
Pilotversuche vor Ort
Die auf der Basis der Ergebnisse der Laborversuche zu
entwerfenden Pilotversuche dienen der Ermittlung der
eigentlichen Auslegungsbasis, der Reinigungsstrategien
und sonstiger verfahrenstechnischer und anlagenspezifi-
scher Randbedingungen. Dabei ist die Pilotanlage so zu
konzipieren, dass die hydraulischen Randbedingungen
(Überströmbedingungen der Membran, Modulverschal-
tung) der Membranelemente bzw. der Module auf die der
geplanten Betriebsanlage übertragbar sind. Nur damit
wird das Up-Scaling problemlos möglich.
Die Pilotversuche sollten unter folgenden Gesichtspunkten
durchgeführt werden:
• Betrieb einer halbtechnischen Pilotanlage im Dauerbe-
trieb unter Praxisbedingungen vor Ort mit Aufnahme
aller bemessungsrelevanten Daten einschließlich der
Vorbehandlung
• Bestimmung der Permeatleistung als Funktion der
Prozessstrecke und der Zeit
• Sicherstellung der Reinigbarkeit der Membranen, Be-
stimmung der Reinigungsintervalle, Optimierung der
Reinigungsoperationen, Bestimmung des Chemikalien-
bedarfes
Die optimale chemische Reinigung der Membranen ist
wesentlich für die dauerhafte Funktion der Membranen.
Je nach Art der Verschmutzung sind unterschiedliche
Chemikalien anzuwenden. Auch wenn die Reinigungs-
strategie in jedem Einzelfall ausgearbeitet werden muss,
um optimale Ergebnisse zu erhalten, so kommen für die
verschiedenen Verschmutzungsarten doch prinzipiell fol-
gende Chemikalienarten zum Einsatz:
bei Membranverschmutzung durch Scaling:
Membranreinigung durch Säure, z. B. Zitronensäure,
Salzsäure, ggf. Komplexbildner
bei Membranverschmutzung durch Fouling:
Membranreinigung durch Oxidationsmittel, z. B. Wasser-
stoffperoxid, Peressigsäure, Natriumhypochlorit
bei Membranverschmutzung durch Biofouling:
Membranreinigung durch Oxidationsmittel oder durch
Lauge, z. B. Natronlauge
Zwischen den einzelnen Reinigungsstufen muss die Anlage
jeweils mit Wasser ausgespült werden, damit Wechselwir-
kungen zwischen den einzelnen Chemikalien vermieden
werden. Beispielhaft kann folgende Reinigungsstrategie
Anwendung finden:
1. Verdrängung des Prozesswassers aus der Anlage
2. Reinigug mit Zitronensäure/Salzsäure bei pH 3 zur Ab-
lösung anorganischer Beläge, Dauer ca. 1 – 4 Stunden
bei leicht erhöhter Temperatur
3. Zwischenspülung mit Wasser, d. h. Verdrängung der
vorigen Reinigungslösung
4. Behandlung mit NaOCl/NaOH bei pH 11 zur Oxidation
bakterieller Ablagerungen, Dauer ca. 5 – 8 Stunden bei
leicht erhöhter Temperatur
5. Schlussspülung mit Wasser zur vollständigen Verdrän-
gung aller Chemikalien aus dem System
6. Wiederanfahren der Anlage mit Prozessabwasser
Je nach Verschmutzungsgrad kann die Zeitdauer der ein-
zelnen Schritte variieren oder es kann notwendig sein,
einen dieser Schritte mehrfach durchzuführen.
297
AnhangA
A.5.4.2.3
Anlagenplanung
Auf der Basis der Ergebnisse der Pilotierung kann die
Anlagenplanung durchgeführt werden. Folgende Punkte
sind hierbei abzuarbeiten:
• Versuchsdatenauswertung mit der Bestimmung der am
Ende der erwarteten Membranlebensdauer noch vor-
handenen Permeabilität [definiert als l/(m2 �h �bar)]
an jeder Stelle im Membranprozess als wesentlichste
Bemessungsgröße
• Anlagenentwurf unter Beachtung der sich tatsächlich
ergebenden Betriebsbedingungen der eingesetzten
Membranen und Module
• Einbindung des Membranverfahrens in den Gesamt-
prozess
A.5.5
Bewertungskriterien zur Auswahl einer
Membrananlage
Nach der Durchführung der beschriebenen Vorgehens-
weise sollte vor der endgültigen Realisierung nochmals
eine Bilanzierung der durchgeführten Auswahlverfahren
erfolgen.
Die folgende Checkliste soll für den künftigen Anlagen-
betreiber als Checkliste für seine eigenen Arbeiten bzw.
für die Bewertung von Angeboten dienen.
A.5.5.1
Technische Bewertung eines Membranverfahrens
hinsichtlich Einsatz und Vollständigkeit
A.5.5.1.1
Definition der Aufgabenstellung
• Sind die im Abwasser enthaltenen Inhaltsstoffe aus-
reichend spezifiziert und dokumentiert?
• Sind Schwankungen des Abwassers hinsichtlich
Qualität und Quantität definiert?
• Wurden bei der Angabe der Abwasserdaten auch
im Herstellungsprozess seltene, zyklisch auftretende
Bedingungen berücksichtigt?
A.5.5.1.2
Material- und Stoffströme beim Betrieb einer
Membrananlage
• Sind die genannten Mengenströme schlüssig, d. h. geht
die Gesamtbilanz auf? (Summe Zuläufe = Summe Ab-
läufe! Abb. A-8)
298
MembrananlageAbwasserzulauf
gereinigtes Wasser (Permeat bzw. Filtrat)
Konzentrat
Chemikalien für Betrieb
Chemikalien für chemische Reinigungen
Betriebsmittel (Elektrische Energie, Druckluft)
Sonstige Verbrauchsstoffe (Ersatzfilter etc.)
Abwasser aus chemischen Reinigungen
Abwasser aus Spülungen
Abb. A-8
Material- und Stoffströme beim Betrieb einer Membrananlage
Anhang A
• Sind die notwendigen Messgeräte für die Bilanzierung
des Anlagenbetriebes enthalten?
• Können Zeiträume für chemische Reinigungen durch
innerbetriebliche Maßnahmen oder Pufferbehälter
überbrückt werden?
• Ist die Anlagenauslegung so gewählt, dass der durch
diese Reinigungen entstehende Mehranfall an Abwasser
in vernünftigen Zeiträumen abgearbeitet werden kann?
• Ist die Entsorgung von Abfällen (getauschte Membranen,
Vorfilter) problematisch?
• Wenn ja, wie hoch sind die Kosten hierfür?
A.5.5.1.3
Verwendung bzw. Entsorgung der entstehenden
Produkte
• Entspricht das erzeugte gereinigte Wasser (Permeat bzw.
Filtrat) den Anforderungen an die Einleitung in die
Kanalisation oder den Vorfluter bzw. den Qualitätsan-
forderungen zur Wiederverwendung?
• Erfolgt diesbezüglich eine kontinuierliche Kontrolle der
Qualität?
• Kann das erzeugte Konzentrat innerbetrieblich verwen-
det werden bzw. entspricht dieses Konzentrat den
Anforderungen an die Einleitung in die Kanalisation
oder den Vorfluter?
• Hat das Recycling von Abwasser Auswirkungen auf die
bestehende Abwassereinleitung bzw. auf die bestehende
Abwasseranlage (Konzentrationserhöhung)?
• Wie werden entstehende Abwässer aus der chemischen
Reinigung der Anlage entsorgt?
A.5.5.1.4
Vorreinigung
• Benötigen die eingesetzten Membranmodule bzw.
Membranen eine Vorreinigung?
• Ist diese Vorreinigung technisch und preislich berück-
sichtigt?
• Was passiert bei Ausfall der Vorreinigung (Notmaßnah-
men zur Absicherung der Membranen)?
• Sind Sicherheitsmaßnahmen (Messtechnik, Sicherheits-
filter) bei unzureichender Vorreinigung getroffen?
A.5.5.1.5
Technische Ausführung
• Wie hoch ist der Automatisierungsgrad der Anlage?
• Ist dieser für die betrieblichen Belange ausreichend?
• Ist die angebotene Anlage konzeptionell in der Lage,
auf die zu erwartenden Schwankungen im Abwasser
zu reagieren?
A.5.5.1.6
Redundanzen
• Welche Folgen hat ein Ausfall der Gesamtanlage über
einige Stunden/einige Tage für den Betrieb? (Entsorgungs-
kosten/Entsorgungssicherheit/Produktionsausfall/Folge-
kosten)
• Sind die in der Anlage berücksichtigten Redundanzen
im Hinblick auf die ggf. entstehenden Kosten bei Anla-
genausfall ausreichend?
A.5.5.1.7
Referenzen/Ähnliche Anwendungen
• Gibt es für den Anwendungsfall bereits realisierte Bei-
spiele?
• Hat das anbietende Unternehmen Referenzen für die
gewählte Membrantechnik, ggf. in ähnlichen Anwen-
dungen?
A.5.5.2
Betriebskosten
A.5.5.2.1
Betriebsmittel
• Wie hoch ist der Anschlusswert/der Verbrauch an elek-
trischer Energie?
• Wie hoch ist der Verbrauch/sind die Kosten für Druck-
luft?
• Wie hoch ist der Verbrauch von zusätzlich benötigtem
Wasser (z. B. für chemische Reinigungen, Rückspülun-
gen)?
• Reicht das zur Verfügung stehende Wasser für diese
Maßnahmen hinsichtlich Quantität und Qualität aus?
• Welche Chemikalien sind für den normalen Anlagen-
betrieb erforderlich?
299
AnhangA
• Sind diese Chemikalien im Betrieb vorhanden?
Wie werden sie bereitgestellt?
• Sind die Verbräuche dieser Chemikalien bekannt?
Jährliche Kosten?
• Wie hoch sind die jährlichen Analysenkosten?
A.5.5.2.2
Betriebshilfsmittel
• Standzeit/jährliche Kosten für eventuelle Vorfilter?
(Verschleißteilangebot vorhanden?)
A.5.5.2.3
Personalkosten
• Welcher tägliche/wöchentliche Personalaufwand ist für
den Betrieb der Anlage erforderlich?
A.5.5.2.4
Lebensdauer und Membranersatz
• Wie hoch ist die Standzeit der eingesetzten Membranen?
Erwartete Lebensdauer/garantierte Lebensdauer (garan-
tierter Wert mindestens zwei Drittel des Erwartungs-
werts)?
• Liegt ein langfristiges Angebot für Ersatzmembranen vor?
• Ist der Arbeitsaufwand für den Austausch der Membra-
nen enthalten?
A.5.5.3
Änderungen der Bedingungen bei Betrieb der
Anlage
Neben der Bewertung eines Membranverfahrens hinsicht-
lich Vollständigkeit, Kosten und Verfahrenssicherheit sind
beim Betrieb der Anlage verschiedene Randparameter ein-
zuhalten, die bei Nichtbeachtung teilweise zu Betriebspro-
blemen bzw. Schäden führen können. Bei ausgeführten An-
lagen wurden beispielsweise folgende Punkte beobachtet:
• Korrosion einzelner Anlagenteile durch Veränderung
der Reinigungschemikalien
• Änderung der Inhaltsstoffe von Reinigungschemikalien,
beispielsweise durch Veränderung der Bezugsquelle
• Veränderung der Abfolge von Reinigungsschritten
• Änderung der Temperatur während der Reinigung
• Hydraulische Veränderungen im Zulauf oder innerhalb
der Anlage, z. B. durch nachlassende Pumpenleistung
• Veränderung der Zulaufqualität, z. B. durch Verände-
rung der Fracht oder durch zusätzliche Inhaltsstoffe
(Einsatz von Prozesschemikalien anderer Lieferanten
oder Wechsel des Produktionsprozesses)
• Membranwechsel (Wechsel zu einem anderen Membran-
lieferanten)
• Unzureichende Wartung der Mess- bzw. Analysentech-
nik (z. B. pH-Elektroden)
Diese Auflistung von in der Vergangenheit beobachteten
Betriebsproblemen zeigt deutlich, dass der Wartung einer
Membrananlage wesentliche Bedeutung zukommt. Sicher-
lich lassen sich Änderungen der Zulaufqualität des zu rei-
nigenden Abwassers nicht vermeiden, da Änderungen im
Produktionsprozess immer möglich sind. Üblicherweise
werden geringfügige Änderungen keinen Einfluss auf die
Reinigungsanlage haben. Trotzdem ist dringend anzura-
ten, dass bei wesentlichen Änderungen ein enger Kontakt
zum Anlagenhersteller gehalten wird, da oftmals auch
wesentliche Veränderungen im zulaufenden Wasser durch
geringfügige Modifikationen der Membrananlage gut ver-
kraftet werden können. Voraussetzung hierfür ist aber
auch, dass der Anlagenbetreiber durch innerbetriebliche
Maßnahmen von diesen Änderungen rechtzeitig unter-
richtet wird.
Ein Literaturverzeichnis des Anhangs A.5 finden Sie auf
den Seiten 316 – 317.
A.5.5.4
Sonstige Punkte
A.5.5.4.1
Störungen
• Sind im Notfall Ersatzmembranen bzw. -module in der
erforderlichen Menge kurzfristig verfügbar?
• Ist diese Zeit für den Betrieb akzeptabel (ggf. Ausfall
der Anlage für diesen Zeitraum)?
300
Anhang A
A.5.5.4.2
Vorversuche
• Wurden für den Anwendungsfall Vorversuche durch-
geführt?
• Wenn ja, stimmen die Angaben des Angebotes mit den
Daten der Vorversuche überein?
A.5.6
Fragebogen Prozessdatenerhebung
A.5.6.1
Beschreibung der Trennaufgabe, die mit einem
Membranverfahren gelöst werden soll
• Um was für ein Abwasser handelt es sich? Herkunft?
Zusammensetzung? Physikalische und chemische Ana-
lysendaten (u. a. Temperatur, pH-Wert, elektrische Leit-
fähigkeit, Härte, Foulingneigung, Feststoffgehalt, Art
der Feststoffe)
• Welche Komponenten sollen aus dem Medium entfernt
werden?
• Welche Anforderungen werden an die Permeatqualität
gestellt?
• Sind im Medium membranschädigende Substanzen
enthalten? (Orientierung an Substanzliste im Anhang).
Wenn ja, welche?
• Handelt es sich um ein mikrobiologisch auffälliges
Medium?
A.5.6.2
Zur Bewertung bzw. zur Integration eines Mem-
branverfahrens in ein Gesamtbehandlungskonzept
• Gibt es sowohl für das Permeat bzw. Filtrat, als auch für
das Konzentrat eine Verwertung? (z. B. Wiedereinsatz
im Betrieb, Wertstoffrückgewinnung)
• Falls eine Konzentratbehandlung erforderlich ist, wel-
che Möglichkeiten gibt es? Wie sind ggf. Entsorgungs-
wege und -kosten zu bewerten?
• Wie hoch sind die durch den Einsatz eines Membran-
verfahrens ggf. erreichbaren Kosteneinsparungen?
(Chemikalien, Wasser- und Abwassergebühren etc.)
• Welche (zum Membranprozess) konkurrierenden Ver-
fahren sind zu beachten?
A.5.6.3
Fragen zur Anlagenauslegung
• Welche Verarbeitungsmenge ist zu erwarten? Wie fällt
diese an? Gibt es ggf. Misch- und Ausgleichsmöglich-
keiten? Zukünftige Entwicklung? (Ganglinien der
Mengen und Inhaltsstoffkonzentrationen, Angaben in
m3/h, m3/d und m3/a)
• Welche Permeatausbeute (= %, bezogen auf Verarbei-
tungsmenge) soll mindestens erreicht werden?
• Gibt es Möglichkeiten, die Prozesstemperatur zu be-
einflussen?
A.5.6.4
Anforderungen an Ausführung und Bau der
Membrananlage
• Welche Anforderungen werden an die einzusetzenden
Werkstoffe gestellt? Gibt es Werkstoffe, die nicht einge-
setzt werden können oder dürfen?
• Welche sonstigen Anforderungen werden an die Mem-
brananlage gestellt? (z. B. Ex-Schutz, Sanitärausführung,
Betrieb unter Lebensmittelbedingungen, CIP-Fähigkeit)
• Gibt es Vorgaben zum Automatisierungsgrad der Anla-
ge bzw. zur Art der Anlagensteuerung?
• Welcher Platz steht für eine mögliche Membrananlage
zur Verfügung?
Anhang
In Abhängigkeit von der Konzentration und der Betriebs-
weise können sich folgende Stoffe und Substanzen negativ
auf die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems auswirken
und sind deshalb auch genauer zu überprüfen: Oxidations-
mittel [z. B. Chlor, Peroxyd, Chrom (VI)], kationische
Tenside, Flockungsmittel, Entschäumer, Polymere, Silikone,
organische Lösemittel, Silikate, Calcium, Barium, Stron-
tium, Eisen/Mangan, Zinn, Säuren/Laugen (pH-Wert),
Gips, Kalk, abrasive Stoffe.
301
AnhangA
Teil II
Aerobe Membranbelebungsverfahren
A.5.7
Allgemeines
Der vorliegende Arbeitsbericht richtet sich an Betreiber,
Planer und Anlagenbauer, die sich mit der Industrieab-
wasserreinigung befassen. Er ist der zweite Teil des Arbeits-
berichtes „Aufbereitung von Industrieabwasser und Pro-
zesswasser mit Membranverfahren und Membranbele-
bungsverfahren“ und baut auf dem vom Fachausschuss 2.7
erarbeiteten Arbeitsbericht „Membranbelebungsverfahren“
für kommunale Anlagen auf, in dem die wesentlichen
Grundlagen und Definitionen dargestellt sind.
In Membranbelebungsanlagen wird die Nachklärung
durch eine Mikrofiltration bzw. Ultrafiltration ersetzt.
Hierdurch ergeben sich zwei wesentliche Vorteile:
• ein feststofffreier Ablauf
• die Unabhängigkeit der Biomassekonzentration vom
Sedimentierverhalten
In Membranbelebungsanlagen können daher im Ver-
gleich zu konventionellen Belebungsanlagen wesentlich
höhere Trockensubstanzgehalte erreicht werden. Um den
gleichen Faktor ist eine Beckenvolumeneinsparung reali-
sierbar, sofern nach den gleichen Bemessungsansätzen
vorgegangen wird.
In Abbildung A-9 ist schematisch eine Membranbelebungs-
anlage im Vergleich zu einer konventionellen Belebungs-
anlage dargestellt.
Der vorliegende Arbeitsbericht gliedert sich in die Be-
schreibung des konstruktiven Aufbaus von Membranbele-
bungsanlagen (Kapitel A.5.8) und die Anforderungen an
den Zulauf (Kapitel A.5.9). Im Kapitel A.5.10 werden
Bemessungshinweise gegeben und im Kapitel A.5.11 auf
einige Besonderheiten von Membranbelebungsanlagen
im Vergleich zu konventionellen Belebungsverfahren ein-
gegangen. Das Kapitel A.5.12 enthält Hinweise zur Wirt-
schaftlichkeit von Membranbelebungsanlagen. Eine Liste
von Beispielanlagen im Bereich der Industrieabwasserrei-
nigung im europäischen Raum schließt den Bericht ab.
A.5.8
Konstruktiver Aufbau
Membranbelebungsanlagen bestehen aus dem Belebungs-
becken, in dem mittels belebtem Schlamm die biologi-
sche Behandlung des Abwassers durchgeführt wird, und
der Filtrationseinheit, in der mittels den in Modulen ein-
gebauten Membranen der belebte Schlamm zurückgehal-
ten und ein feststofffreier Ablauf ermöglicht wird.
A.5.8.1
Anordnung
Es sind eine Reihe verschiedener Membranen und Mem-
branmodule am Markt, die sich hinsichtlich der Modul-
konstruktion, der Trenngrenze (Mikro- oder Ultrafiltrations-
membran), des Membranaufbaus (Flach-, Rohr- und
Kapillarmembranen), der Filtrationsrichtung (von innen
nach außen oder umgekehrt), des Aufstellungsorts (tro-
cken aufgestellte und getauchte Systeme) und der Be-
triebsweise unterscheiden. Wegen der hohen Feststoffge-
halte belebter Schlämme wird die Filtrationseinheit der
Membranbelebungsanlagen in der Regel als Crossflow-
302
Ablauf
ÜSS
BBAblauf
ÜSS
Zulauf ZulaufBB NK
Membran
Abb. A-9
Schematischer Vergleich des konventionellen Belebungsverfahrens mit dem Membranbelebungsverfahren
Anhang A
Modus betrieben, d. h. das Schlamm-Wasser-Gemisch
wird tangential über die Membranoberfläche gefördert,
wobei ein Teilstrom die Membran durchdringt und als
Filtrat abgezogen wird. Der Deckschichtaufbau kann
durch Variation der Bedingungen bei der Überströmung
beeinflusst werden.
Im Vergleich zu trocken aufgestellten Membranmodulen
ist der spezifische Energiebedarf zur Erzeugung der Cross-
flow-Strömung bei getauchten Systemen geringer, es sind
aber größere Membranflächen vorzuhalten, da auch der
Fluss [l/(m2 �h)] geringer ist.
A.5.8.1.1
Getauchte Membranmodule
Die getauchten Membranmodule werden im aeroben Teil
des Belebungsbeckens oder in einem separaten „Filtra-
tionsbecken“ installiert (Abb. A-10 und A-11). Eine unter
den Membranen angeordnete grobblasige Belüftung und/
oder eine mechanische Bewegung erzeugt die erforderliche
Querströmung (Crossflow). Das Filtrat wird mittels eines
Unterdrucks von ca. 0,05 bis 0,6 bar (möglichst gering)
abgezogen.
A.5.8.1.2
Trocken aufgestellte Membranmodule
Bei trocken aufgestellten Anordnungen wird das Schlamm-
Wasser-Gemisch dem Belebungsbecken entnommen und
durch das Modul gepumpt. Die Crossflow-Strömung wird
durch eine Pumpe erzeugt. Aufgrund des hohen Strö-
mungsdruckverlustes in den heute üblichen Modulen ist
der Energiebedarf höher als bei getauchten Systemen. Die
sehr wirksame Deckschichtkontrolle führt allerdings auch
zu einem höheren spezifischen Fluss. Folgende Abbildung
A-12 zeigt die Anordnung schematisch.
A.5.8.2
Deckschichtkontrolle
A.5.8.2.1
Deckschichtkontrolle bei getauchten Systemen
Getauchte Systeme werden direkt in die Belebung oder in
ein externes Filtrationsbecken eingehängt (vgl. Abb. A-10
und A-11). Die Kontrolle der Deckschicht erfolgt durch
Lufteintrag im Fußbereich der Module. Die aufsteigenden
Luftblasen erzeugen an der Membranoberfläche unzäh-
303
Abb. A-12
Anordnung der trocken aufgestellten Membranmodule
Abb. A-10
Anordnung der getauchten Membranmodule im
aeroben Teil des Belebungsbeckens
Abb. A-11
Anordnung der getauchten Membranmodule in
einem externen Filtrationsbecken
AnhangA
lige kleine Wirbel. Die Druckunterschiede in den Wirbeln
lösen anhaftende Partikel von der Membranoberfläche.
Bei Hohlfasermembranen werden durch die Vielzahl der
Wirbel großflächige Bewegungen der Hohlfasern zueinan-
der erzeugt. Diese Bewegung kann durch eine intermittie-
rende Belüftung unterstützt werden, dabei entsteht ein
Pumpeffekt der eine Querströmung innerhalb der Faser-
bündel induziert. Diese verbesserte Deckschichtkontrolle
hat den weiteren Vorteil, dass der Energieverbrauch für
den Lufteintrag vermindert wird.
Bei Flachmembranen kann durch einen Einbau (Kasten-
struktur um die Membran herum) oder eine mechanische
Bewegung eine Zwangsströmung entlang der Membran
erzeugt werden. Der resultierende Druckluftheber fördert
den belebten Schlamm bei manchen Systemen, z. B. bei
Plattenmembranen, erst dann in effektiver Weise, wenn
unterhalb der Membran ein freier Aufströmkanal zur Be-
schleunigung des Luft-Schlamm-Gemisches angeordnet
ist.
A.5.8.2.2
Deckschichtkontrolle bei trocken aufgestellten
Systemen
Die Membranfiltration beim Membranbelebungsverfahren
wird bei trocken aufgestellten Systemen im „Crossflow“
betrieben. Durch tangentiale Anströmung der Membran-
oberfläche auf der feststoffhaltigen Seite wird die Deck-
schichtbildung durch Ablagerung abfiltrierter Partikel be-
grenzt, um einen konstanten Filtratfluss auf hohem
Niveau zu erreichen. Der Fluss ist um so höher, je durch-
lässiger, d. h. in der Regel auch je dünner, die filtrierende
Deckschicht auf der Membran ist. Um eine wirksame
Deckschichtkontrolle zu erzielen, wird ein mehrfaches
des Zuflusses (Feed) rezirkuliert. Übliche Geschwindigkeit
für die Querstrom- oder Crossflow-Filtration betragen je
nach Modulaufbau ca. 1 bis 4 m/s.
A.5.8.2.3
Generell
Die Erzeugung dieses „Crossflows“ trägt wesentlich zum
spezifischen Energiebedarf der Membranfiltration bei.
Ziel zahlreicher Verfahrensentwicklungen ist die Mini-
mierung des Energieeinsatzes durch Reduzierung des
Cross-flows bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung eines
hohen Flusses. Damit werden die erforderlichen Membran-
flächen und somit die Investitions- und Membranersatz-
kosten minimiert.
Abbildung A-13 stellt den theoretischen Zusammenhang
zwischen Membranfläche, Energiebedarf und Fluss für die
Membranbelebungsverfahren dar.
A.5.8.3
Reinigungsstrategien
Eine Reinigung der Membranen ist erforderlich, um dem
Rückgang des Flusses [genauer: der Permeabilität, ausge-
drückt in l/(m2 �h �bar)], vorbeugend entgegenzuwirken
bzw. bei zurückgegangenem Durchsatz die Permeabilität
wieder zu erhöhen. Ursachen für Permeabilitätsverluste
können sein:
304
Spez
ifisc
he M
embr
anflä
che
[m2 /
(m3 ·
h)]
Energiebedarf (kWh/m3)
Fläche
Fluss
GetauchteMembranmodule
Trocken aufgestellteMembranmodule
flow
[l/
(m2 ·
h)]
Abb. A-13
Qualitativer Zusammenhang zwischen erforder-
licher Membranfläche, Energiebedarf und Fluss
Anhang A
• Ablagerung von (kolloidalen) organischen und anorga-
nischen Partikeln
• Ablagerung und Ausfällung von Salzen (siehe Scaling)
• Ablagerung von organischen Makromolekülen
• Biofouling, d. h. Penetration und Aufwuchs von Mikro-
organismen und/oder deren Ausscheidungen wie En-
zyme, EPS (extrazelluläre polymere Substanzen) in und
an der Membran
Entsprechend der Verschiedenartigkeit der Ursachen sind
die Reinigungsstrategien an die Abwasserzusammenset-
zung, an die Betriebsweise der Belebungsstufe und an die
eingesetzten Membranen und Membranmodule anzupas-
sen.
Dabei ist zu unterscheiden zwischen prozessgesteuerten
integrierten Spülungen, periodischen in situ-Zwischenrei-
nigungen z. B. durch Rückspülung mit Chemikalienzusatz
und unregelmäßig durchgeführten diskontinuierlichen
Hauptreinigungen mit Chemikalien unter Außerbetrieb-
nahme der Filtrationseinheit.
Alle Reinigungsvorgänge laufen bei erhöhten Temperaturen
schneller ab. Zudem wird die gleiche Wirkung mit gerin-
gerer Chemikalienkonzentration erzielt, d.h. die Reinigung
erfolgt schonender. Für organische Membranen liegen
großtechnische Erfahrungen bis ca. 35 – 40 °C vor.
Da Reinigungsprozeduren stark von dem Membran- und
Modultyp abhängen und einer raschen Weiterentwick-
lung unterliegen, können hier nur generelle Hinweise
von exemplarischem Charakter gegeben werden.
Spülung/Rückspülung
Unter Rückspülung versteht man eine intervallweise,
kurzfristige Umkehrung der Strömungsrichtung in den
Membranen zur Ablösung der beim Filtrationsvorgang
angelagerten „Partikel“ (Deckschicht). Diese Rückspülung
erfolgt in der Regel mit Filtrat.
Ein typisches Beispiel für ein am Markt befindliches Hohl-
fasermodul ist eine Filtration von 5 – 8 Minuten Dauer,
gefolgt von einen Rücklspül intervall von ca. 30 – 40 s.
Anmerkung: Bei einer solchen Betriebsweise ist bei der
Angabe des Flusses, zwischen Bruttofluss (Fluss während
der Filtrationsphase) und dem Nettofluss, d. h. dem über
eine komplette Sequenz aus Filtration und Rückspülung
unter Berücksichtigung der Rückspülmenge erzielten Fluss
zu unterscheiden.
Unter Spülung versteht man in der Regel den kurzzeitigen
Betrieb mit klarem Wasser ohne Umkehrung der Permea-
tionsrichtung, um die Deckschicht abzuschwemmen und
auszutragen. Dies wird üblicherweise bei trocken aufge-
stellten Membranmodulen angewandt.
Zwischenreinigung
(maintenance cleaning; chemical enhanced backwash)
Bei der (Zwischen-)Reinigung werden dem (Rück-)Spülwas-
ser Chemikalien wie z. B. Zitronensäure oder oxidierende
Chemikalien (z. B. Hypochlorit) zugesetzt. Die Reinigung
erfolgt in situ, d. h. die Membrane bleibt in der Regel in
Kontakt zum Schlamm-Wasser-Gemisch (das Schlamm-
Wasser-Gemisch kann auch abgelassen werden). Das Zeit-
intervall zwischen zwei Spülungen, die Art der Chemika-
lien und deren Konzentration sind anwendungsspezifisch.
Typische Zwischenreinigungsintervalle, z. B. mit Natrium-
Hypochlorit (NaOCl) oder Säure, betragen wenige Tage
bis mehrere Wochen. Die Spülung erfolgt mit sehr gerin-
gem Rückspülfluss – häufig in einem mehrfach durchlau-
fenen Zyklus von kurzzeitigem Spülen – Einwirken lassen
– Spülen – um den Chemikalieneintrag und die uner-
wünschte Schadstoffneubildung (AOX) zu minimieren.
Hauptreinigung (intensive cleaning)
In größeren Abständen – je nach Anwendung ca. einmal
monatlich bis zweimal jährlich – kann es erforderlich sein,
eine intensive Reinigung durchzuführen. Dazu werden
entweder die Membranmodule in ein separates Reini-
gungsbecken gegeben oder es wird das Schlamm-Wasser-
Gemisch abgezogen und gegen Reinigungslösungen aus-
getauscht.
Die Reinigungschemikalien hängen naturgemäß vom
Anwendungsfall ab. Es ist zweckmäßig, die Reinigung mit
warmem Wasser durchzuführen. Eine typische Reinigungs-
sequenz kann z. B. aus folgenden Schritten bestehen:
305
AnhangA
306
• Spülen/Abspülen der Membranen mit Wasser
• Behandlung mit Säure, z. B. Zitronensäure (250 – 2.000
ppm) unter Zusatz von Salz- oder Schwefelsäure zur
Einstellung des pH-Wertes auf 2 – 3, zur Ablösung/
Entfernung anorganischer Beläge Einwirkzeit 0,5 h bis
ca. 4 h, Wechsel zwischen Rückspülung und Einwirkzeit
• Zwischenspülung (Neutralisation) um Salzablagerungen
und Wärmeentwicklung in der Membran (Neutralisa-
tionswärme) zu vermeiden, wenn nachfolgend bei alka-
lischen pH-Werten gereinigt wird
• Reinigung mit oxidativen Chemikalien zur Oxidation
von organischen und bakteriellen Ablagerungen, z. B.
0,05 %ige Lösung (Gew. %) (= 500 ppm (500 mg/l)
bezogen auf aktives Chlor), d. h. ca. 0,4 %ige NaOCl-
Lösung (= 4.000 ppm NaOCl) bei pH 11 für 5 bis 20 h
Einwirkzeit ggf. bei erhöhter Temperatur
• Schlussspülung mit Wasser zum Auswaschen der Natron-
lauge (NaOH). Dadurch wird das Scalingpotenzial ver-
ringert und die Gefahr einer Verseifung (Reaktion der
NaOH mit Fett und Öl zu Glycerin und Na-Salzen der
Fettsäuren), durch die eine unerwünschte Schaument-
wicklung auftreten kann, vermindert.
Generell ist zu beachten, dass die Reinigungslösung je nach
Verschmutzungsgrad der Membranen nachgeschärft oder
ausgetauscht wird.
Hinweise und Erfahrungen zur Reinigung
Der Vielzahl der Anwendungsfälle und der Verschieden-
artigkeit der Membranen und Membranmodule entspre-
chend sind Reinigungskonzepte und Erfahrungen nicht
beliebig übertragbar. Allgemein ist jedoch zu beachten:
• Reinigungschemikalien können – vor allem in konzen-
trierter Form – Membranen, Stützgewebe der Membra-
nen, Komponenten der Membranmodule, aber auch
Behälterwandungen und Armaturen angreifen.
– Dies gilt insbesondere bei niedrigen (hohen) pH-Wer-
ten, wobei zu beachten ist, dass z. B. durch chemi-
sche Reaktionen lokal deutlich höhere pH-Werte auf-
treten können als im Reaktor gemessen/berechnet
(Beispiel: pH-Anstieg durch die Oxidation von orga-
nischen Stoffen mit Na-Hypochlorit).
• Oxidierende Chemikalien greifen organische Membra-
nen an und führen zu einer beschleunigten Alterung.
Je aggressiver die Chemikalie, je höher die Konzentra-
tion und je länger die Einwirkzeit, umso größer ist die
Membranschädigung. Einige Membranhersteller geben
chemikalienspezifische Maximalwerte für das Produkt
aus Chemikalienkonzentration und Einwirkzeit an. Bei-
spiel: 250.000 ppmh freies Chlor bedeuten 500 h mit
500 ppm Lösung, oder 100 h mit 2.500 ppm Lösung.
• Reinigungschemikalien können durch chemische Reak-
tionen ihrerseits Störungen hervorrufen oder Schad-
stoffe bilden. Als Beispiele seien genannt:
– Verseifung durch Reaktion von NaOH mit Fetten und
Ölen " starke Schaumbildung. Maßnahme: gutes
Nachspülen mit Wasser
– Salzablagerungen in der Membran durch Neutralisa-
tionsreaktionen. Maßnahme: ausreichend Zwischen-
spülung mit Wasser
– AOX-Bildung durch Reaktion von OCl– mit organi-
schen Inhaltsstoffen. Maßnahmen: Verwendung von
Trinkwasser (statt Filtrat) zum Ansetzen der Reini-
gungslösung; Verwendung halogenfreier Oxidations-
mittel wie z. B. H2O2, Peressigsäure (Reinigungswir-
kung prüfen!)
• Reinigungslösungen sind ordnungsgemäß zu lagern
und können ggf. aufbereitet und mehrfach eingesetzt
werden. Alle Sicherheitsvorschriften beim Umgang mit
Chemikalien sind zwingend einzuhalten.
• Die Reinigungslösungen sind ordnungsgemäß zu ent-
sorgen. (In der Regel können sie der Belebungsanlage
zugeführt werden – prüfen!)
• Bereits bei der Planung ist zu berücksichtigen, ob die
meist notwendigen Hauptreinigungen in situ oder in
einem externen Reinigungsbecken erfolgen sollen. Dies
hat kostenrelevante Konsequenzen bezüglich der Mate-
rialwahl (z. B. Behälterbeschichtungen, Armaturen),
sowie hinsichtlich der Logistik von Entnahme und
Transport der Membranen, Durchführbarkeit einer Rei-
nigung bei erhöhter Temperatur, Flexibilität bezüglich
der Chemikalienauswahl etc.
• Bei der Konzentrationsangabe von Reinigungslösungen
sind präzise Angaben von Nöten. Insbesondere bei der
Verwendung von Hypochlorit ist anzugeben, ob sich
die Konzentrationsangabe auf NaOCl, HOCl, OCl–, das
rechnerisch enthaltene Cl oder das freie (aktive) Chlor
bezieht. Bei der Umrechnung von Liter auf kg, Gew-%
oder ppm ist die Dichte der handelsüblichen NaOCl-
Lösung (Chlorbleichlauge) von � = 1,2 kg/l zu berück-
Anhang A
307
sichtigen. Die Lösung enthält maximal 12 – 13 % wirk-
sames (freies, aktives) Chlor.
• Es ist sinnvoll, die Reinigungsprozeduren mit dem Mem-
branlieferanten/-hersteller detailliert abzusprechen und
die Durchführung der Reinigungen genau zu protokol-
lieren. Insbesondere bezüglich der Garantieleistungen
sollten Vereinbarungen über Reinigungskonzepte,
-intervalle und zu protokollierende Parameter getroffen
werden.
A.5.9
Anforderungen an den Zulauf
A.5.9.1
Allgemeines
Bevor das Abwasser einer Membranbelebungsanlage zuge-
führt wird, müssen störende Stoffe, wie z. B. langfaserige,
fädige oder stark abrasive, scharfkantige Stoffe, die je nach
Aufbau die Module verstopfen oder die Membranen
mechanisch zerstören können, entfernt werden.
Darüber hinaus ist zu beachten, dass auch gelöste Abwas-
serinhaltsstoffe Membranen schädigen können. Gegebe-
nenfalls sind membrantypische Spezifikationen (Grenz-
werte) zu beachten. Dies betrifft einerseits die im Abwas-
ser enthaltenen (nicht abbaubaren) organischen Lösemit-
tel, aber auch Stoffe, die bei der Abwasserbehandlung
zugesetzt werden, wie z. B. Entschäumer (muss silikonfrei
sein!) und organische Polymere. Im spezifischen Anwen-
dungsfall sollten die Erfahrungen der Hersteller und Lie-
feranten genutzt werden.
A.5.9.2
Mechanische Vorbehandlung
Siebe
Bei allen Membranbelebungsanlagen sind verzopfende,
scharfkantige und verklumpende Stoffe sicher zurückzu-
halten. Die verschiedenen Industriezweige zeigen in ihrer
Abwasserzusammensetzung große Unterschiede in diesem
Bereich. Fasermengen, wie sie im kommunalen Abwasser
enthalten sind, kommen nur in wenigen Branchen vor.
Siebanlagen mit 0,5 – 2 mm Lochweite bzw. Spaltsiebe
mit 0,5 – 1,0 mm Spaltweite sind im Allgemeinen ausrei-
chend. Ist eine Vorklärung vorgeschaltet, so übt eine
Siebanlage vorrangig eine Sicherheitsaufgabe aus.
Fett- und Leichtstoffabscheidung
Ungelöste, schwer abbaubare Fette und Öle sind vor der
Beschickung der Membranbelebungsanlage aus dem
Abwasser zu entfernen, da diese die Filtratleistung beein-
trächtigen können. Gut abbaubare Fett- und Leichtstoffe
stellen in der Regel kein Problem dar.
Vorklärung
Eine Vorklärung sollte bei hohen Konzentrationen an
Feststoffen vorgesehen werden, um den aktiven Anteil
des belebten Schlamms nicht so stark abzusenken, dass
die biologische Reinigungsleistung negativ beeinflusst
wird.
A.5.9.3
Misch- und Ausgleichsbecken
Der hydraulische Ausgleich ist bei Membranbelebungsan-
lagen von großer Bedeutung. Die Membranfläche muss
äquivalent zur Nachklärung auf die maximale Wasser-
menge bemessen werden. Da die Bereitstellung großer
Membranflächen kostenintensiv ist und eine Durchsatz-
erhöhung bei starkem Abwasseranfall nur sehr begrenzt
möglich wäre, ist der Abwasserzufluss zweckmäßigerweise
zu vergleichmäßigen. Hierzu eignen sich Mengenaus-
gleichsbecken, unabhängig von Erwägungen zum Kon-
zentrationsausgleich.
Wenn der Abwasseranfall nur geringen Schwankungen
unterliegt, kann das notwendige Speichervolumen im
Becken selbst bereit gestellt werden, da das Belebungs-
becken in begrenztem Umfang aufgestaut werden kann.
A.5.9.4
Calcium-Gehalt
Höhere Ca2+-Konzentrationen (> 200 mg/l) im Bereich der
Membranen, sei es aus dem Einsatz in der Produktion,
vorgeschalteten Fällungsverfahren oder aus der Neutrali-
sation von sauren Abwässern mit Kalkmilch, können pro-
blematisch sein. Durch den hohen Lufteintrag, der bei
AnhangA
getauchten Membranen für ausreichend turbulente Strö-
mung an den Membranen sorgt, wird ein großer Teil des
im Belebungsbecken gebildeten CO2 ausgetrieben. Die
damit verbundene pH-Wert-Erhöhung (Stichwort: Kalk-
Kohlensäure-Gleichgewicht, Löslichkeitsprodukt) kann
ebenso wie eine mögliche Freisetzung von CO2 bei Passage
durch die Membran – bei großem Druckgefälle über die
Membran – zum Ausfallen von CaCO3 (= Scaling) auf der
Membran und damit zum Rückgang der Filtrationsleis-
tung führen. Als Folge können vermehrt Reinigungen der
Membranen mit Säure erforderlich sein.
A.5.9.5
Eisen- und Aluminiumgehalt
Industrielle Teilströme verschiedener Branchen können
Eisen- und Aluminiumsalze enthalten. Häufig werden sie
als Fällmittel zur Unterstützung einer Vorklärung einge-
setzt, teilweise sind sie schon im Teilstrom selbst enthalten.
Oxidierte Formen und partikuläre Verbindungen sind
ohne Einfluss auf die Membran und die Filtrationseigen-
schaften. Gelöste Verbindungen, die unter den aeroben
Bedingungen in einer Belebung oxidiert werden, können
eine Belagbildung bewirken. Die Oxidation erfolgt zum
Teil direkt auf der Membran, so dass die dann ungelöste
Ausfällung an der Oberfläche haftet. Die resultierende
sichtbare Färbung kann bei Bedarf durch eine gezielte
Säuerung entfernt werden.
A.5.10
Bemessungshinweise für Membranbelebungs-
anlagen
A.5.10.1
Allgemeines
Der biologische Abbau organischer Stoffe in Membranbe-
lebungsanlagen unterscheidet sich nicht grundsätzlich
von dem in konventionellen Anlagen, d. h. diese werden
unter Energiegewinn zu CO2 oxidiert und zum Zellaufbau
genutzt. Die gebildete Biomasse fällt – gemeinsam mit
den eingetragenen nicht abbaubaren und unlöslichen
partikulären Substanzen – als Überschussschlamm an
(Kapitel A.5.11.1.3.).
Membranbelebungsanlagen unterscheiden sich jedoch
von konventionellen Anlagen insbesondere durch den
hohen TS-Gehalt im Belebungsbecken (üblicherweise
10 bis 20 g/l, konventionell 3 bis 5 g/l) und die dadurch
bedingten veränderten Schlammeigenschaften. Während
Belebungsbecken nach der abzubauenden Fracht bemessen
werden, bestimmt sich die Membranfläche entsprechend
dem Nachklärbecken nach dem hydraulischen Durchsatz.
Wegen der höheren Kostenrelevanz der Filtrationseinheit
ist auf die hydraulische Dimensionierung besondere Sorg-
falt zu legen (vgl. Kapitel A.5.12).
Vergleiche von Betriebsergebnissen von Membranbele-
bungsanlagen mit theoretischen Modellen haben ergeben,
dass der Schlammertrag relativ gut abgebildet werden
kann, besonders mit detaillierteren Modellen, wie dem
Activated Sludge Model der International Water Associa-
tion, aber auch mit einfacheren Ansätzen, sofern die spe-
zifischen Randbedingungen des jeweiligen industriellen
Abwassers ausreichend berücksichtigt werden; bei hohen
Schlammaltern empfiehlt es sich gegebenenfalls die
Berechnung auf Erhaltungsstoffwechselbasis durchzufüh-
ren [WICHERN UND ROSENWINKEL 2002].
Die Referenzlage zeigt insgesamt, dass die aktuelle inge-
nieurmäßige Bemessung auf der Grundlage halbtechni-
scher Vorversuche die Basis für viele gut funktionierende
Anlagen ist.
A.5.10.2
Flächenbedarf
Bei der industriellen Abwasserreinigung ist der Flächen-
bedarf der Anlage häufig ein entscheidendes Kriterium.
Bei Neuansiedlungen kann dies meist noch berücksichtigt
werden, bei über Jahrzehnten gewachsenen Industriebe-
trieben ist eine Abwasserbehandlung auf dem Betriebs-
gelände oft nur schwer oder gar nicht möglich.
Durch die Reduktion der erforderlichen Belebungsbe-
ckengröße auf ca. die Hälfte bis ein Viertel gegenüber
einer konventionellen Belebungsanlage und den Wegfall
der Nachklärung wird der Flächenbedarf der Kläranlage
stark reduziert. Dies ist häufig für Industriebetriebe ein
entscheidender Vorteil, bzw. ermöglicht erst eine Abwas-
seraufbereitung vor Ort.
308
Anhang A
A.5.10.3
Eliminationsraten
Bei einer Betriebsweise mit geringem Überschussschlamm-
anfall sind der stark erhöhte Sauerstoffverbrauch, die
Ablaufqualität und die potenziell mögliche Akkumulation
von Schad- und Hemmstoffen am belebten Schlamm zu
beachten.
Der spezifische Sauerstoffverbrauch steigt mit sinkender
Schlammbelastung, d. h. mit abnehmendem spezifi-
schem Überschussschlammanfall, da die organische Subs-
tanz dann weitgehend zu CO2 oxidiert werden muss
[CORNEL 2000].
Im Einzelfall ist – im Vergleich zu einer konventionellen
Belebung – zwischen den folgenden zwei Grenzfällen zu
entscheiden, die eine Membranbelebungsanlage durch
die erhöhten TS-Gehalte potenziell bietet:
• Kleinere Belebungsvolumina bei gleicher Schlammbe-
lastung und gleichem Überschussschlammanfall oder
• gleiche Belebungsbeckenvolumen und geringere
Schlammbelastung bei geringerem Schlammanfall aber
den damit verbundenen deutlich höheren Energiekosten.
Eine Realisierung sämtlicher „positiven“ Eigenschaften –
wenig Energie, wenig Überschussschlamm und kleine
Belebungsbecken – ist in einer Anlage nicht möglich, da
sie sich zum Teil gegenseitig ausschließen.
Wie sich eine Betriebsweise mit geringem Überschuss-
schlammanfall, d. h. bei niedriger Schlammbelastung, auf
die Ablaufqualität („refraktäre Stoffe“) auswirkt, ist im
Einzelfall zu klären und hängt von den Inhaltsstoffen
und den Betriebsbedingungen (Schlammalter) ab. Ultra-
und Mikrofiltrationsmembranen selbst halten praktisch
keine niedermolekularen Substanzen zurück, jedoch ist
ein verstärkter Abbau von sehr langsam abbaubaren Stof-
fen bei hohen Schlammaltern möglich, gegebenenfalls
auch ein Rückhalt von Makromolekülen durch die Deck-
schicht. An Partikeln gebundene Inhaltsstoffe, z. B. adsor-
bierte AOX–Verbindungen, werden von der Membranan-
lage zurückgehalten.
Im Vergleich zu konventionellen Belebungsanlagen wir-
ken sich Frachtstöße aufgrund der geringeren Verdün-
nung, bedingt durch das geringere Belebungsbeckenvolu-
men bei gleicher Schlammbelastung, stärker auf die Ab-
laufkonzentration aus. Generell gilt, dass bei sehr geringer
Schlammbelastung [BTS < 0,03 kg BSB5/(kg TS �d)] auf-
grund der geringeren Aktivität der Biomasse Frachtstöße
schlechter abgebaut werden können.
Ein gehemmter Abbau durch die Akkumulation von
Schwermetallen im belebtem Schlamm ist aus einzelnen
Industriebranchen bekannt. Bei erhöhten Schwermetall-
konzentrationen im Abwasser ist bei Membranbelebungs-
anlagen in besonderem Maße auf die Kontrolle des
Schlammalters zu achten.
Die Phosphorelimination in Membranbelebungsanlagen
ist in einfacher Weise durch eine Simultanfällung mit
Eisensalzen möglich. Da die Ultrafiltration auch sehr kleine
Flocken schon sicher zurückhält, sind insgesamt bessere
Ablaufwerte zu erreichen. Das Mol-Verhältnis kann dabei
sogar etwas günstiger eingestellt werden. Durch die An-
passung der Reinigungsstrategien und der Reinigungs-
mittel kann der Anlagerung von Fällmittelresten an der
Membranoberfläche sicher entgegengewirkt werden. Die
Membranfiltration selbst wird in in der Regel nicht durch
eine regelmäßige Fällmitteldosierung beeinflusst. Bei ent-
sprechender Auslegung der Anlage ist die biologische
Phosphorelimination auch bei Einstellung des Schlamm-
alters im Stabilisierungsbereich möglich.
Eine Membranfiltration erzeugt feststofffreies Abwasser,
welches weitestgehend entkeimt ist. Vergleichbare Ab-
laufwerte sind mit herkömmlichen mechanisch-biologi-
schen Verfahren nicht zu erreichen, selbst wenn eine
konventionelle Filtration, beispielsweise ein Sandfilter,
nachgeschaltet wird.
A.5.10.4
Belüftung
Der Stoffübergang des Sauerstoffs aus der Gasblase in die
wässrige Phase wird u. a. durch die Parameter Salzkonzen-
tration, Viskosität des Mediums, grenzflächenaktive Stoffe,
Oberflächenspannung, Feststoffgehalt, Belüftungssystem,
Turbulenz und Druck (Wassertiefe) beeinflusst. Ein gene-
309
AnhangA
reller Richtwert von Sauerstoffeinträgen und �-Werten
kann für industrielle (Membran-)Belebungsanlagen nicht
angegeben werden. In Industriekläranlagen mit konven-
tioneller Verfahrenstechnik können sich aufgrund ver-
schiedener Abwasserinhaltsstoffe und vor allem durch
hohe Salzkonzentrationen (> 5 g/l) auch �-Werte > 1 ein-
stellen. Diese wirken über ihre koaleszenzmindernde Wir-
kung positiv auf den Sauerstoffübergang. Da der Sauer-
stoffeintrag jedoch von der dynamischen Viskosität und
diese wiederum auch stark von der Schlammkonzentration
abhängt, ist bei höheren TS-Gehalten mit niedrigeren �-
Werten als in konventionellen Belebungen, bei erhöhten
Salzgehalten jedoch mit relativ höheren �-Werten als im
kommunalen Bereich zu rechnen.
Der Eintrag von Luft bzw. Reinsauerstoff ist auch mit In-
jektorsystemen möglich. Im Fall von Abwässern, die zu
Ausfällungen neigen, sollte berücksichtigt werden, dass
in intensiv belüfteten Zonen ein Anstieg des pH-Wertes
eintreten wird. Bedingt ist dies durch die Strippung des
CO2, welches sich umgekehrt bei der Belüftung mit Rein-
sauerstoff und folglich geringem CO2-Austrag, anreichern
kann.
Bei der Übertragbarkeit der Ergebnisse von Sauerstoffein-
tragsmessungen im halbtechnischen- oder Labormaßstab
auf großtechnische Anlagen ist zu beachten, dass die fluid-
dynamischen Kenngrößen nur bedingt abgebildet und
übertragen werden können. Sauerstoffeintragsmessungen
sollten an Versuchsanlagen mit dem zu behandelnden
Abwasser und den angestrebten Schlammkonzentrationen
durchgeführt werden, möglichst bei gleicher Einblastiefe.
A.5.10.5
Hydraulik
A.5.10.5.1
Flexibilität
Der modulare Aufbau von Membrananlagen erlaubt die
Anpassung an Durchsatzschwankungen durch An- und
Abschalten einzelner Module. Insbesondere bei niedri-
gem Durchsatz ist die Abschaltung einzelner Module
in der Regel energieeffizienter als die Durchsetzung des
Flusses bei Nutzung der kompletten Membranfläche. Bei
dauerhafter Erhöhung der Abwassermenge ermöglicht der
modulare Aufbau eine einfache Nachrüstung und Anpas-
sung an die Erfordernisse. Auf eine möglichst gleiche Be-
aufschlagung der einzelnen Module sollte sowohl plane-
risch als auch betrieblich Wert gelegt werden.
A.5.10.5.2
Rezirkulation
Der belebte Schlamm dickt an der Membran durch den
Abzug von Filtrat ein. Werden getauchte Membranen
direkt in die Belebung eingehängt, so ist die gezielte Strö-
mungsführung durch ein Mischaggregat als Ausgleichs-
maßnahme ausreichend.
Sind die Membranen in separaten Tanks eingebaut oder
trocken aufgestellt, so ist eine ausreichende Rezirkulation
sicherzustellen. Die Rezirkulationsmenge ist im Allgemei-
nen im Bereich des mindestens Vier- bis Fünffachen der
aktuell abgezogenen Filtratmenge zu wählen.
In Filtrationstanks mit getauchten Modulen sollte der
Ablauf dem Zulauf gegenüberliegen, um Kurzschluss-
strömungen zu vermeiden.
Der Rezirkulationsstrom ist im Falle der getauchten Mem-
branen mit Sauerstoff angereichert. Diese Tatsache ist zu
berücksichtigen, falls dieser Strom direkt in die Denitrifi-
kation zurückgeführt werden soll.
A.5.10.6
Temperatureinfluss
Bei der Behandlung von Abwasser tritt als Folge des bio-
logischen Abbaus je abgebautem g/l CSB ein Temperatur-
anstieg von ca. 2 – 3 °C auf. Dieser Temperaturanstieg
muss bei der Behandlung hochbelasteter industrieller
Abwässer gegebenenfalls berücksichtigt werden, bei nie-
drigen Temperaturen ist dies jedoch unproblematisch.
Für trocken aufgestellte Systeme ist zu prüfen, ob auch
durch den Energieeintrag der elektrischen Aggregate,
z. B. der Pumpen zur Erzeugung des Crossflow, mit einem
Temperaturanstieg in der Belebung zu rechnen ist.
310
Anhang A
Bezüglich der Flusseigenschaften erweisen sich erhöhte
Temperaturen beim Einsatz von Membranen durchaus als
vorteilhaft. Bei Belebungsanlagen ist die Temperatur auf
37 – 39°C zu begrenzen.
A.5.11
Besonderheiten von Membranbelebungsanlagen
A.5.11.1
Schlammeigenschaften
A.5.11.1.1
Schlammcharakterisierung
Die Schlammeigenschaften unterscheiden sich aufgrund
des erhöhten Feststoffgehalts deutlich von belebten
Schlämmen aus konventionellen Anlagen. Insbesondere
die in Crossflow-Anlagen auftretenden hohen Scherbe-
anspruchungen tragen mit dazu bei, dass sich im mikros-
kopischen Bild vermehrt Einzelbakterien finden lassen.
Der Schlamm kann je nach Biozönose in Abhängigkeit
von der Abwasserqualität zäh, dickflüssig und auch gelartig
sein. Bei entsprechend hohen Feststoffgehalten kann es
zum Einschluss von Sauerstoffbläschen kommen. Die
Viskosität ist in der Regel gegenüber konventionellem
belebten Schlamm deutlich erhöht. Die Feststoffgehalte
betragen
• bei getauchten Modulen: 10 – 15 g TS/l und
• bei trocken aufgestellten Modulen: bis zu 30 g TS/l.
Der Trockensubstanzgehalt ist nicht direkt korrelierbar
mit der Viskosität und der Filtrierbarkeit. Innerhalb einer
Anlage kann dieser jedoch als Indikator verwendet wer-
den.
A.5.11.1.2
Rheologische Eigenschaften
Belebte Schlämme zeigen ein mehr oder weniger stark
ausgeprägtes strukturviskoses Fließverhalten, d. h. mit
steigender Scherbeanspruchung nimmt die Viskosität ab.
Die Viskosität des sich in der Membranbelebung entwi-
ckelnden belebten Schlamms ist von vielen Faktoren ab-
hängig, z. B. von Größe und Struktur der Schlammflocken,
der Zusammensetzung des Abwassers, dem TS-Gehalt ins-
gesamt sowie dem organischen Anteil im TS-Gehalt und
der physiologischen Beschaffenheit der Biologie [z. B.
Ausbildung von extrazellulären polymeren Substanzen
(EPS) unter bestimmten Betriebsbedingungen], z. B. Flo-
ckenstress durch Umpumpen. Eine einfache Korrelation
zwischen Viskosität und TS-Gehalt von belebten Schläm-
men aus unterschiedlichen Anlagen ist deshalb nicht
möglich.
Soll als Hilfsparameter zur Beschreibung des Stoffübergangs
(d. h. des Sauerstoffeintrags) der Zusammenhang zwischen
der Viskosität und dem TS-Gehalt der Biologie ermittelt
werden, so muss das für jede Anlage/jedes Abwasser gege-
benenfalls auch jeden Belastungszustand individuell
erfolgen. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass es auf-
grund des mehr oder weniger stark ausgeprägten struktur-
viskosen Fließverhaltens des belebten Schlamms keine
einheitliche Viskosität im gesamten Klärbecken gibt, son-
dern diese sich abhängig von der lokalen Scherbeanspru-
chung einstellt. Somit ist jede Aussage über „die“ Visko-
sität eines belebten Schlamms nur sinnvoll, wenn gleich-
zeitig die zugehörige Scherbeanspruchung (Schergefälle
D in s-1) mit angegeben wird.
Die Konsistenz, Anzahl freier Bakterien, Flockenstruktur,
inerte Anteile etc. haben naturgemäß großen Einfluss auf
die Filtrierbarkeit des belebten Schlamms. Obschon inner-
halb einer Anlage die Filtrierbarkeit ggf. mit dem TS-
Gehalt korreliert, ist dieser Parameter zur Bemessung der
erforderlichen Membranfläche zu ungenau. Hier sind
Versuche durchzuführen.
Die betriebsmäßige Erfassung der rheologischen Eigen-
schaften, z. B. durch kontinuierliche Messung der Viskosi-
tät bei einem bestimmten Schergefälle bzw. die Messung
von Fließkurven, kann für Membranbelebungsanlagen
– in Verbindung mit der TS-Bestimmung sowie der regel-
mäßigen optischen Beurteilung der Biozönose im mikros-
kopischen Bild – eine sinnvolle Ergänzung der Prozess-
parameter zur Steuerung der Belebungsanlage darstellen
(vgl. hierzu GÜNDER 1999; KRAUSE ET AL. 2001).
311
AnhangA
A.5.11.1.3
Überschussschlammproduktion
Die Schlammproduktion ergibt sich aus dem Wachstum
der heterotrophen und autotrophen Biomasse sowie dem
biologisch inerten Anteil der zufließenden Feststoffe und
dem durch Absterben der Biomasse gebildeten inerten
Material. Während der organische Anteil bei unendlich
hohem Schlammalter zumindest theoretisch nahezu voll-
ständig biologisch abgebaut werden kann, verbleibt der
unlösliche partikuläre mineralische Anteil in der Bele-
bung und muss als Überschussschlamm abgezogen wer-
den. Da die Wachstumsraten bei üblichen Systemeinstel-
lungen stets größer sind als die Sterberaten, entsteht
auch ein organischer Anteil am Überschussschlamm.
Es gelten die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie bei allen
Belebungsverfahren, d. h. der Schlammertrag sinkt bei
• sinkender Schlammbelastung, d. h. steigendem
Schlammalter,
• sinkendem Feststoffeintrag und
• steigender Temperatur.
Industrielle Abwässer zeichnen sich häufig durch hohe
Temperaturen und geringe Feststoffgehalte aus. Dies
begründet, warum bei industriellen Abwässern der Über-
schussschlammanfall, bezogen auf die behandelte Fracht,
häufig niedriger ist als im kommunalen Bereich. Diese
Tendenz wird durch den Einsatz einer niedrig belasteten
Membranbelebung noch verstärkt.
Der abgezogene Überschussschlamm stellt beim Bele-
bungsverfahren die Senke für viele nicht abbaubare, aber
sorbierbare Substanzen dar. Entfällt diese Ausschleusung,
so finden sich die Stoffe entweder im Filtrat wieder oder
sie akkumulieren – sofern sie nicht membrangängig sind
– im System. Da etliche nicht abbaubare Stoffe oberhalb
bestimmter Schwellenkonzentrationen biologisch hem-
mend oder bakterientoxisch wirken, sollte auch aus die-
sem Grund in jedem Einzelfall ein regelmäßiger Über-
schussschlammabzug erwogen werden.
A.5.11.1.4
Schlammbehandlung
Grundsätzlich können sämtliche auf dem Markt einge-
setzten Systeme zur Entwässerung verwendet werden. Auf
eine optimale Einmischung der Polymere ist aufgrund
der bei höheren TS-Gehalten höheren Viskosität des
Überschussschlammes zu achten.
Je nach Abwassersituation kann es sinnvoll sein, den bio-
logischen Überschussschlamm nicht separat zu behan-
deln, sondern in Mischung mit gegebenenfalls anfallen-
dem Primärschlamm aus einer Vorklärstufe zu entwäs-
sern. Damit kann unter Umständen der Verbrauch an
Konditionierungsmitteln reduziert werden. Es wurde fest-
gestellt, dass sich die Beimischung von z. B. verbrauchter
und daher ohnehin zu entsorgender Aktivkohle positiv
auf das Entwässerungsverhalten auswirken kann. Dies
dürfte auch für andere strukturbildende Zusatzstoffe gelten.
In jedem Einzelfall sollte darauf geachtet werden, dass
membranverträgliche Polymere zur Schlammentwässe-
rung eingesetzt werden. Diese sollten durch Labor- oder
Technikumversuche geprüft werden.
A.5.11.1.5
Schaumbildung
Die bei trocken aufgestellten Membranen erforderlichen
Druckunterschiede sowie Anströmbedingungen können
zu einem erheblichen Stress der Biozönose und damit zu
erhöhter EPS-Bildung führen, was wiederum insbesonde-
re im Zusammenhang mit der intensiven Belüftung zur
erheblichen Schaumbildung führen kann.
Konstruktive Möglichkeiten sind z. B. flache Behälter mit
großer Oberfläche (vorteilhaft gegenüber schlanken
Behältern) oder mechanische oder physikalische Schaum-
zerstörung. Bei Verwendung von Entschäumern ist auf
deren Membranverträglichkeit zu achten.
312
Anhang A
A.5.12
Wirtschaftlichkeit
A.5.12.1
Definition der Wirtschaftlichkeit
Obwohl der Begriff Wirtschaftlichkeit ständig in Technik
und Wirtschaft verwendet wird, gibt es keine generelle
Definition als Maßstab für die Angabe einer Wirtschaft-
lichkeit. Man muss für jeden Einzelfall Wirtschaftlichkeit
definieren. Da Membranbelebungsverfahren mit großer
Wahrscheinlichkeit bei entsprechenden Anforderungen
an die Ablaufqualität des gereinigten Abwassers zum Ein-
satz gelangen werden, kann man eine Vergleichsgröße zu
anderen Abwasserreinigungsverfahren definieren: „Das
Membranbelebungsverfahren ist wirtschaftlicher als ein
konventionelles Verfahren, wenn der Barwert (oder Kapi-
talwert) der abgezinsten Ausgaben nach X Jahren gleich
oder größer ist als der Barwert für die alternativen Verfah-
ren bei vergleichbaren Reinigungsergebnissen“. Die Be-
rechnung des Barwertes wird von der ATV–DVWK emp-
fohlen, die Berechnung des Kapitalwertes wird in der
industriellen Praxis häufiger angewendet – sie unterschei-
den sich jedoch nur dadurch, dass man im einen Fall auf
den Anfangszeitpunkt und im anderen auf den Wert am
Ende des Betrachtungszeitraumes abstellt.
Die Berechnung des Barwertes setzt voraus, dass die Auf-
wendungen für die Finanzierung der Investition (Zins
und Tilgung) sowie die Betriebskosten eines Jahres und
für die kommenden Jahre bekannt sind. Die Art der
Finanzierung der Anschaffung und die angesetzte Lebens-
dauer (von Anlagen, Maschinen und Ersatzteilen) wirken
sich auf den Anteil der fixen Kosten aus. Die Betriebskos-
ten setzen sich im Wesentlichen aus den Energie- und
Reinigungskosten, den Ersatzkosten für die Membranen
sowie für Personal, Hilfsstoffe usw. zusammen. Eventuell
können die vermiedenen Kosten (beispielsweise für ein-
gesparte Flächen, weitergehende Reinigungsschritte,
erhöhte Ablaufqualität etc.) in die Betrachtung einbezogen
werden.
Das verfahrenstechnische Konzept bestimmt sowohl die
Höhe der fixen Kosten, da die Art und Größe der Anlage
das Investitionsvolumen und damit die Höhe der jähr-
lichen Belastungen festlegt, als auch die variablen Kosten.
Die gewählte Membranfläche, die Anzahl der Module
(und der Reserven), das resultierend benötigte Volumen
an Reaktoren bestimmt die Höhe der Investition, die
Betriebsweise die Höhe der Energie-, Personal- und Reini-
gungskosten. Aspekte, die sich auf die Kosten auswirken,
sind:
A.5.12.2
Investition/Kapitalkosten
Wesentlich auf die Höhe der Kapitalkosten bei Membran-
belebungsverfahren wirken sich die angesetzten Nutzungs-
und Abschreibungsdauern der einzelnen Komponenten
aus. Hier muss der Planer nach Angaben der Membran-
hersteller Vorschläge erarbeiten und der Auftraggeber die
Festlegungen treffen.
Größten Einfluss auf die Kapitalkosten haben die erfor-
derlichen Beckenvolumina und die notwendigen Mem-
brantrennflächen, wobei die benötigte (und in Reserve
gehaltene) Membranfläche durch die Wahl des Verfah-
rens bestimmt wird (Wahl kleinerer Trennflächen führt
im Allgemeinen zu größeren Energie- und Reinigungskos-
ten; siehe dazu auch Abbildung A-13). Bei getauchten
Modulen sind größere Membranflächen vorzuhalten als
bei trocken aufgestellten, da der Fluss [l/(m2�h)] geringer
ist.
Während bei Belebungs- und Nachklärbecken die spezifi-
schen Kosten mit steigender Anlagengröße nur degressiv
ansteigen, steigen die Kosten für die Filtrationseinheit der
Membranverfahren hingegen nahezu linear (Kosten pro
Modul).
Häufig ist der Flächenbedarf ein entscheidendes Krite-
rium für die Überprüfung des Einsatzes einer Membran-
belebungsanlage. Durch die Reduktion der erforderlichen
Belebungsbeckengröße auf ca. die Hälfte bis ein Viertel
gegenüber einer konventionellen Belebungsanlage und
den Wegfall der Nachklärung können der Flächenbedarf
und damit die Kapitalkosten stark reduziert werden.
Gegenüber der Flächeneinsparung bei der Belebung darf
allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass fall-
weise Fläche für Misch- und Ausgleichsbecken und gege-
benenfalls für Reinigungsbecken benötigt wird.
313
AnhangA
A.5.12.3
Betriebskosten
Energiekosten
Die Erzeugung einer Überströmung über die Membran
trägt wesentlich zum spezifischen Energiebedarf der
Membranfiltrationsanlagen bei. Ziel zahlreicher Verfah-
rensentwicklungen ist die Minimierung der Energie durch
Reduzierung der Energiemenge für die Deckschichtkon-
trolle (Überströmung der Membran) bei gleichzeitiger Auf-
rechterhaltung hoher Flussleistungen zur Minimierung
der notwendigen Membranfläche (Beispiele: drehende
Module, pendelnde Module usw.).
Die Erzeugung einer Crossflow-Strömung bei getauchten
Systemen benötigt im Vergleich zu trocken aufgestellten
Membranmodulen weniger Energie; ca. 0,5 bis 1,5kWh/m3
werden für die Deckschichtkontrolle bei getauchten und
1 bis 4 kWh/m3 für die trocken aufgestellten Anlagen
genannt.
Reinigungskosten
Die Art der Reinigung und die Reinigungsintervalle hän-
gen stark von der Abwasserqualität, aber auch von der
Art der Membran und der Module ab. Insofern können
auch keine verallgemeinerbaren spezifischen Kosten
angegeben werden. Außer den benötigten Chemikalien
inklusive deren Lagerung, sind insbesondere auch die
Personalkosten, gegebenenfalls die Energiekosten zur Auf-
heizung der Reinigungslösungen und gegebenenfalls
auch die Entsorgungskosten zu berücksichtigen. Je nach
Art der Reinigung, können auch zusätzliche Investitionen
für separate Reinigungsbecken inklusive der notwendigen
Hebe- und Transporteinrichtungen oder spezielle chemi-
kalienbeständige Beschichtungen der Filtrationsbecken
anfallen.
Membranersatz- und Membranentsorgungskosten
Die Lebensdauer der Membranen hängt von verschiede-
nen Faktoren ab, wie z. B.:
• Art des Abwassers
• Art und Häufigkeit der Reinigung
Generelle Standzeiten und pauschalisierte Entsorgungs-
kosten können nicht angegeben werden. Membranersatz-
und Membranentsorgungskosten sind jedoch zu berück-
sichtigen.
A.5.12.4
Kostenrelevante Faktoren im Vergleich
Folgende Faktoren verbessern die Wirtschaftlichkeit
gegenüber konventionellen Anlagen:
• hohe Zulaufkonzentrationen
• geringe Konzentration an Scaling und/oder Fouling
verursachenden Inhaltsstoffen
• hohe Grundstückskosten
• gleichmäßige hydraulische Belastung
• hohe Ansprüche an die Ablaufqualität
• Wiedereinsatz des gereinigten Abwassers
Membranbelebungsverfahren können im Vergleich zu
herkömmlichen Belebungsverfahren wirtschaftlicher sein,
wenn die Zulaufkonzentration hoch und der Volumen-
strom klein und insbesondere sehr gleichmäßig ist.
Ein Membranbelebungsverfahren wird sicherlich immer
dann in Betracht gezogen werden, wenn die Ansprüche
an die Ablaufqualität hoch sind oder ein Wiedereinsatz
des Wassers vorgesehen ist, beispielsweise als Betriebswas-
ser.
Wenn das Filtrat wieder eingesetzt werden kann, sind in
die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung vermiedene Abwasser-
abgabe – für Indirekteinleiter vermiedene Abwasserge-
bühren – nach Abwassersatzung und vermiedene Frisch-
wasserkosten einzubeziehen.
314
Abfallbehandlung ≥ 1 ≥ 1 – 140
Automobil ≥ 1 ≥ 1 – 230
Chemie ≥ 15 ≥ 7 ≥ 8 50 – 1.400
Deponie Hausmüll ≥ 48 ≥ 9 ≥ 39 10 – 900
Druckerei ≥ 1 – ≥ 1 25
Grundwassersanierung ≥ 1 – ≥ 1 20
Kosmetik ≥ 3 ≥ 3 - 120 – 700
Laborwasser ≥ 1 – ≥ 1 10
Lebensmittel ≥ 9 ≥ 4 ≥ 5 100 – 480
Lederherstellung/Gerberei ≥ 5 ≥ 3 ≥ 2 30 – 820
Mälzerei ≥ 1 ≥ 1 ≥ 1 100
Pharma ≥ 15 ≥ 14 ≥ 1 50 – 1.500
Schiffsabwässer ≥ 15 ≥ 5 ≥ 10 4 – 740
Tankreinigung ≥ 1 ≥ 1 – 200
Textil ≥ 5 ≥ 3 ≥ 2 100 – 1.500
Tierkörperverwertung ≥ 4 ≥ 3 ≥ 1 427 – 960
Wäscherei ≥ 5 ≥ 1 ≥ 4 30 – 820
Anhang A
315
A.5.13
Beispiele im Bereich Industrieabwasser (Europa)
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind in der Tabelle
A-5 beispielhafte Anwendungen aus dem westeuropäischen
Raum aufgelistet. Die Beispiele entstammen den Referenz-
listen der Hersteller und Anlagenbauer, ergänzt durch
Kenntnisse der Arbeitsgruppenmitglieder. In zahlreichen
weiteren Branchen wurden und werden Versuchsanlagen
betrieben.
Ein Literaturverzeichnis des Anhangs A.5 finden Sie auf
den Seiten 316 – 317.
Branche/Anwendung Anzahl gesamt Anzahl getaucht Anzahl trocken Durchsatz m3/d
Tab. A-5
Membrananlagen in der westeuropäischen Industrie
AnhangA
A.5.14
Literaturverzeichnis
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wasser mit Membranverfahren – Umkehrosmose, Nano-
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Brockmann, M. (1998): Beitrag zur membranunterstützten
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316
Anhang A
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branverfahren aufgezeigt an internationalen Beispielen.
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industriellen und kommunalen Abwassertechnik“, Haus
der Technik, 22. – 23. November, Berlin.
Rautenbach, R.; Melin, T.; Dohmann, M. (1997): Mög-
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kommunalen Abwasserbehandlung und Trinkwasserauf-
bereitung, Begleitbuch zur 1. Aachener Tagung Siedlungs-
wasserwirtschaft und Verfahrenstechnik.
Rautenbach, R.; Melin, T.; Dohmann, M. (1998): Mem-
brantechnik in der öffentlichen Wasseraufbereitung und
Abwasserbehandlung – Bemessung, Umsetzung, Kosten,
Begleitbuch zur 2. Aachener Tagung Siedlungswasserwirt-
schaft und Verfahrenstechnik.
Rautenbach, R.; Melin, T.; Dohmann, M. (2000): Mem-
brantechnik in der Wasseraufbereitung und Abwasserbe-
handlung, Begleitbuch zur 3. Aachener Tagung Siedlungs-
wasserwirtschaft und Verfahrenstechnik.
Rautenbach, R. (1997): Membranverfahren – Grundlagen
der Modul- und Anlagenauslegung, Springer-Verlag Berlin,
Heidelberg.
Wagner, J.; Rosenwinkel, K.-H. (1999): Sludge production
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ternational Specialized Conference on Membrane Techno-
logy in Environment Management, Tokyo, 1. – 4. Novem-
ber 1999.
Wichern, M.; Rosenwinkel, K.-H. (2002): Bemessung
von Sauerstoffbedarf und Überschussschlammanfall für
die Membranbelebung auf Basis des ATV-DVWK-A 131
(2000); KA (49) Nr. 5, Mai 2002.
317
AnhangA
A.6
2. Arbeitsbericht des DWA Fachausschusses KA-7
„Membranbelebungsverfahren“ vom 19.01.2005
Der vorliegende zweite Arbeitsbericht wurde von dem
DWA-Fachausschuss KA-7 „Membranbelebungsverfahren“
erarbeitet. Diesem Fachausschuss gehören folgende
Personen an:
Dipl.-Ing. Eberhard Back, Ulm
Dipl.-Biol. Evelyn Brands, Düren
Dr.-Ing. Elmar Dorgeloh, Aachen
Dipl.-Ing. Kinga Drensla, Bergheim
Prof. Dr.-Ing. Franz-Bernd Frechen, Kassel (Obmann)
Dr.-Ing. Werner Fuchs, Tulln
Dipl.-Ing. Regina Gnirß, Berlin
Dipl.-Ing. Karl-Heinz Greil, Kundl
Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz Rosenwinkel, Hannover
Dr.-Ing. Wernfried Schier, Kassel
Prof. Dr. rer. nat. Dirk Schoenen, Bonn
Dipl.-Chem. Simone Stein, Leipzig
Prof. Dr.-Ing. Ulf Theilen, Gießen
Dipl.-Ing. Helle van der Roest, Amersfort
Dr.-Ing. Klaus Voßenkaul, Aachen
Dipl.-Ing. Detlef Wedi, Braunschweig
Dipl.-Ing. Thomas Wozniak, Gummersbach
Dipl.-Ing. Petra Zastrow, Merseburg
und Gäste.
A.6.1
Einführung
Seit dem 1. Arbeitsbericht Membranbelebungsverfahren
[ATV-DVWK, 2000b] haben sich durch Betriebserfahrungen
mit großtechnischen Anlagen und Forschungsprojekte
die Erkenntnisse vertieft. Der vorliegende 2. Arbeitsbe-
richt greift die Inhalte des ersten auf, ergänzt diese und
beschreibt die Erkenntnisse aus dem Betrieb der groß-
technischen Anlagen. Bemessungsparameter wie der
Sauerstoffeintrag können nun mit Daten aus der Groß-
technik präzisiert werden. Behandelt werden die Themen:
• Vorbehandlung des Rohabwassers
• Chemische Reinigung
• Schlammbehandlung
• Energieverbrauch
• Inbetriebnahme
• Membranbelebungsverfahren zur Kläranlagen-
ertüchtigung
• Orientierende Kostenangaben für Membran-
belebungsanlagen
Zu beachten ist, dass die Membrantechnologie sich der-
zeit insbesondere in dem hier betrachteten Bereich der
kommunalen Anwendung mit einem erheblichen Tempo
weiterentwickelt, was sich nicht zuletzt in einer hohen
Frequenz an Sitzungen des Fachausschusses ablesen lässt.
Daher wird auch der Inhalt dieses zweiten Arbeitsberich-
tes in einigen Punkten sicher recht bald durch neue
Erkenntnisse ergänzt worden sein.
Als nächstes Schriftstück des Fachausschusses wird nun
ein Merkblatt erstellt, welches voraussichtlich in 2006
erscheinen wird.
318
Anhang A
A.6.2
Beschreibung des Membranbelebungsverfahrens
Prinzip
Die Kombination aus einem Belebungsbecken und einer
Membranfiltration zur Abtrennung des belebten Schlam-
mes wird als Membranbelebungsverfahren bezeichnet.
Die Membranfiltration übernimmt anstelle der konven-
tionellen Nachklärung die Abtrennung des belebten
Schlammes. Während in den Nachklärbecken nur der
Anteil vom belebten Schlamm abgeschieden werden
kann, der auch sedimentiert, d. h. absetzbare Flocken bil-
det, werden bei der Membranfiltration alle Anteile des
belebten Schlammes abgeschieden, die größer als die
Trenngrenze der Membran sind. Dadurch wird die
Abtrennung des belebten Schlammes vom gereinigten
Abwasser unabhängig von den Sedimentationseigen-
schaften des belebten Schlammes und ist nur von der
eingesetzten Membran abhängig.
Um den belebten Schlamm mit seinen Mikroorganismen
und Partikeln vom gereinigten Abwasser abzutrennen,
werden beim Membranbelebungsverfahren üblicherweise
Mikrofiltrationsmembranen mit einer Trenngrenze von
maximal 0,4 µm eingesetzt.
Hinsichtlich der Anordnung der Module lassen sich beim
Membranbelebungsverfahren zwei Varianten unterschei-
den.
• Membranbelebungsverfahren mit trocken
aufgestellter Membranfiltration
Die Membranfiltration wird im Anschluss an das Bele-
bungsbecken in einer externen geschlossenen Filtrations-
einheit durchgeführt. Die Module (z. B. Rohrmodule) sind
trocken aufgestellt (siehe Abbildung A-14). Der belebte
Schlamm wird hindurchgepumpt, wodurch bei diesem
Verfahren auch höhere Drücke (über 1 bar) möglich sind.
Diese externe Membranfiltration ist bisher auf kommu-
nalen Anlagen noch nicht zu finden und ist daher auch
noch nicht Gegenstand dieses Arbeitsberichtes. Informa-
tionen finden sich in Arbeitsbericht IG 5.5 Teil 2 [ATV-
DVWK, 2002].
319
Zulauf Permeat
Belebungsbecken
Überschuss-schlammKonzentrat (Rücklaufschlamm)
trocken aufgestellteMembranfiltration
Abb. A-14
Trocken aufgestellte Membranfiltration
AnhangA
• Membranbelebungsverfahren mit getauchter
Membranfiltration
Bei dieser Variante befinden sich die Membranmodule im
Abwasser-Belebtschlamm-Gemisch. Die Membranmodule
können entweder im Belebungsbecken selbst oder in einem
separaten Filtrationsbecken untergebracht sein. Abbildung
A-15 zeigt beide Einbaumöglichkeiten.
Für die Funktion des Membranbelebungsverfahrens sind
folgende Grundvoraussetzungen zu erfüllen:
• Sauerstoffversorgung des belebten Schlammes,
• Umwälzung und Durchmischung des Belebungs-
beckens,
• transmembrane Druckdifferenz als Triebkraft für den
Filtrationsvorgang,
• Kontrolle der Deckschichtbildung.
Bei der getauchten Anordnung wird die zur Deckschicht-
kontrolle erforderliche Überströmung üblicherweise durch
grobblasige Belüftung erzeugt. Hierzu ist ein entsprech-
endes Gebläse mit Luftzufuhreinrichtungen unter den
getauchten Membranmodulen sowie eine geeignete Strö-
mungsführung zur Erzeugung der Überströmung erforder-
lich. Neben der Modulbelüftung ist üblicherweise auch
eine separate Belüftung im Belebungsbecken notwendig.
Die transmembrane Druckdifferenz kann durch eine Per-
meatpumpe oder hydrostatisch erzeugt werden. Grund-
sätzlich ist ein möglichst niedriger Transmembrandruck
im laufenden Betrieb günstig.
320
Zulauf Permeat
Belebungsbecken
Überschuss-schlamm
Crossflow-Belüftung
Membranfiltration
Zulauf Permeat
Belebungsbecken
Filtrations-becken
Crossflow-Belüftung
Membranfiltration
Überschussschlamm
Konzentrat(Rücklaufschlamm)
A) getauchte Membranfiltrationim Belebungsbecken
B) getauchte Membranfiltrationim separaten Filtrationsbecken
Abb. A-15
Einbaumöglichkeiten einer getauchten Membranfiltration
Anhang A
Bauformen und Betriebsweisen
Beim Membranbelebungsverfahren werden bisher in der
Großtechnik
• Plattenmembrane und
• Hohlfasermembrane
verwendet. Membrane werden modular in verschiedenen
Bauformen eingesetzt.
Plattenmodule werden aus parallel angeordneten Mem-
branplatten konfektioniert. Diese bestehen aus einer Stütz-
platte mit Drainageeinrichtung, auf die die Flachmembran
meist beidseitig aufgebracht ist. Die Flachmembranen wer-
den von dem Abwasser-Belebtschlamm-Gemisch überströmt
und die Filtration erfolgt von außen nach innen. Der Per-
meatabzug aus dem Inneren der Platte erfolgt durch eine
Absaugleitung.
Hohlfasermodule bestehen aus Membran-Hohlfasern,
die mit einem innenliegenden Stützgewebe verstärkt sein
können. Die Filtration erfolgt von außen nach innen. Für
ein Modul wird eine größere Anzahl von Fasern zu einem
Bündel zusammengefasst und an einem oder beiden
Enden eingeharzt und an eine Permeatsammelleitung
angeschlossen. Die Hohlfasermembranen werden je nach
Anbieter in horizontaler oder vertikaler Ausrichtung in
das Modul eingebaut.
Die Modulbelüftung ist zumeist in das Modul integriert.
Weitere Modulbauweisen befinden sich in einem unter-
schiedlichen Erprobungsstadium.
321
Permeat
Modulbelüftung
A) Plattenmodul
Flachmembranauf Stützplatte
Modulbelüftung
flexibleHohlfasermembran
untereEinharzung
obereEinharzung
(anbieterabhängig)
Permeat PermeatseitlicheEinharzungen
vertikal ausgerichtet horizontal ausgerichtet
B) Hohlfasermodul
Abb. A-16
Beispielhafte schematische Darstellung verschiedener Module
AnhangA
Membranmodule werden diskontinuierlich betrieben. In
Abhängigkeit von der Modulkonstruktion werden zur
Minimierung der Deckschicht periodische Filtrationspau-
sen oder eine Rückspülung mit Permeat eingesetzt. Des-
wegen müssen Brutto- und Nettopermeatfluss voneinan-
der unterschieden werden (siehe Abbildung A-17).
Zur weitgehenden Regeneration der Module und zur Ent-
fernung von Membranfouling ist eine zusätzliche chemi-
sche Reinigung erforderlich (siehe Kapitel A.6.5).
Zur Anpassung der Filtrationsleistung an die Zuflussgan-
glinie kommen prinzipiell zwei Betriebsweisen in Frage:
• Der Permeatfluss aller Module wird gleichermaßen
verändert.
• Es werden so viele Module abgeschaltet, dass die noch
in Betrieb befindlichen Module mit dem für den Dauer-
betrieb zulässigen Fluss arbeiten. Es ist auf eine gleich-
mäßige Betriebszeit der einzelnen Module zu achten.
Diese Betriebsweise stellt zudem sicher, dass für die ein-
zelnen Module ausreichende Erholungsphasen (Phasen
ohne Betrieb) eingehalten werden. Diese Betriebsweise
ist i. d. R. energetisch sinnvoller als die erstgenannte.
322
Pause
Perm
eatv
olu
men
Zeit
Netto
flux
Filtration
Zyklus
Brut
toflu
xRückspülung
Perm
eatv
olu
men
Zeit
Netto
flux
Filtration
Zyklus
Brut
toflu
x
Abb. A-17
Übliche Betriebsweisen der Membranmodule
Anhang A
Leistungsfähigkeit des Membranbelebungsverfahrens
Die Vorteile des Membranbelebungsverfahrens resultieren
aus den möglichen höheren Trockensubstanzgehalten im
Belebungsbecken und der vollständigen Abtrennung aller
Feststoffe durch die Membranen. Hierdurch ergibt sich
eine verbesserte Elimination von Nährstoffen und Mikro-
organismen. Stickstoff, Phosphor und Kohlenstoff sind
daher im Ablauf von Membranbelebungsanlagen um den
Anteil reduziert, der bei konventionellen Anlagen aus
Feststoffen stammt.
Membranfilter halten Mikroorganismen in einem sehr
hohen Maße zurück. Im Permeat werden die hygienischen
Anforderungen der EU-Badegewässerrichtlinie 76/160/EWG
(Rat der EG 1976) hinsichtlich der mikrobiologischen
Parameter gesamtcoliforme Bakterien, fäkalcoliforme Bakte-
rien und Streptokokken eingehalten. Untersuchungen auf
der KA Rödingen und der KA Markranstädt in den ersten
Betriebsmonaten (im Jahr 2000) zeigten, dass die Konzen-
tration aller in der EU-Badegewässerrichtlinie genannten
Mikroorganismen unabhängig von den Witterungsbedin-
gungen (Trockenwetter, Starkregen, Dauerregen) bis auf
Werte nahe der Nachweisgrenze vermindert werden
konnten. Dabei wurden ausnahmslos die Grenz- und
Leitwerte der EU-Badegewässerrichtlinie unterschritten.
Untersuchungen auf der KA Rödingen nach einigen
Betriebsjahren (in den Jahren 2002 und 2003) zeigen die
Keimreduktion weiterhin auf einem zwar hohen Niveau,
deuten jedoch an, dass mit zunehmender Betriebszeit
möglicherweise mit einer Verringerung der Eliminations-
rate zu rechnen ist. Dieser Aspekt muss weiterhin unter-
sucht werden.
Auch Viren, die kleinsten Krankheitserreger, die theore-
tisch durch die Membranporen hindurchtreten können,
werden im Membranbelebungsverfahren zurückgehalten.
Die Viren lagern sich typischerweise an Partikel und
Mikroorganismen an, so dass sie durch die Elimination
größerer Partikel auch aus dem Abwasser entfernt werden.
In den vorstehend genannten Untersuchungen konnten
die Konzentrationen an Darmviren deutlich verringert
werden. Eine sichere Einhaltung der Grenzwerte der EU-
Badegewässerrichtlinie kann jedoch nicht gewährleistet
werden.
Voraussetzung für das hohe Rückhaltevermögen der
Membranbelebungsanlagen gegenüber den Krankheitser-
regern ist, dass keine Kurzschlüsse zwischen gereinigtem
und nicht gereinigtem Abwasser bestehen und die Mem-
bran und Anschlüsse stets dicht sind. Diese Forderung
scheint trivial, in der Praxis sind aber entsprechende
Kontrollen erforderlich.
Die Elimination von Mikroschadstoffen, z. B. Arzneimit-
tel-Reststoffe und endokrin wirksame Substanzen, setzt
biologische Prozesse oder Adsorption an den Schlamm
voraus, da die beim Membranbelebungsverfahren einge-
setzten Membranen keinen Rückhalt von gelösten Sub-
stanzen bieten.
A.6.3
Hinweise zur Planung und Bemessung
Vorbehandlung des Rohabwassers
Die ausreichende Vorbehandlung des Abwassers ist eine
grundlegende Voraussetzung für den Betrieb von Mem-
branbelebungsanlagen. Insbesondere Haare und Fette
können zu Verzopfungen an den Modulen führen und
erhebliche Betriebsprobleme verursachen. Ein Sand- und
Fettfang ist prinzipiell notwendig.
Die Grobstoffentnahme kann ein- oder zweistufig ausge-
führt werden. Rechen mit bisher üblichen Stabweiten
sind als alleinige Grobstoffentnahme nicht ausreichend.
Daher sind Rechen entweder mit Sieben oder mit einer
Vorklärung zu kombinieren.
Siebe sollten eine Durchgangsweite ≤3 mm aufweisen
und sind vorzugsweise mit Strömungsumlenkung auszu-
führen. Die Durchgangsweite von Sieben sollte unter
Berücksichtigung folgender Randbedingungen gewählt
werden:
• Art des Entwässerungssystems (Misch- oder Trennsy-
stem, Regenbeckenentleerung und -reinigung, etc.),
• Empfindlichkeit der Membranmodulkonstruktion
bezüglich faseriger Inhaltsstoffe,
• sonstige Vorbehandlungseinrichtungen, insbesondere
die Durchgangsweite des Rechens, sofern vorhanden.
323
AnhangA
Daher können auch Siebdurchgangsweiten ≤ 1 mm erfor-
derlich sein.
Sollte eine Vorklärung anstelle eines Siebes genutzt werden,
so sind besondere Vorkehrungen nötig, um das Übertreten
von Schwimmstoffen in die Belebungsstufe zu verhindern.
Erfahrungen zeigen, dass eine als sog. Grobentschlammung
ausgeführte Vorklärung nicht ausreicht, um Störstoffe
effektiv zurückzuhalten.
Um die Membran effektiv vor Grobstoffen zu schützen,
wird nachdrücklich empfohlen, Rechen und Siebe redun-
dant auszuführen und keine der mechanischen Reini-
gungsstufen mit einem Notumlauf auszustatten.
Bemessung und Konstruktion
Die Ermittlung von Bemessungsdaten für die biologische
Reinigung in einer Membranbelebungsanlage ist entspre-
chend der Vorgehensweise für konventionelle Abwasser-
reinigungsanlagen aus dem Arbeitsblatt A 198 [ATV-
DVWK, 2003] durchzuführen. Im Wesentlichen sind für
den maßgebenden Belastungszeitraum die Frachten, die
Zuflüsse sowie die Abwassertemperaturen zu ermitteln.
Die Berechnung der Größe der Belebungsbecken kann
nach dem ATV-DVWK Arbeitsblatt A 131 [ATV-DVWK,
2000a] erfolgen, wobei zur Ermittlung der Volumina ein
erhöhter Feststoffgehalt anzusetzen ist, der in der derzei-
tigen Praxis nicht größer als 12 g/l gewählt wird. Gegebe-
nenfalls vorhandene Filtrationsbecken können zum Volu-
men VBB hinzugezählt werden abzüglich des durch die
Einbauten verdrängten Volumens. Bei den anzusetzenden
Lastfällen sind Stillstandszeiten von Filtrationsbecken zu
berücksichtigen.
Membranbelebungsanlagen haben gegenüber üblichen
Belebungsanlagen (Belebungs- und Nachklärbecken) ein
deutlich geringeres Gesamtvolumen, was bei Stoßbelas-
tungen aus hydraulischer Gründen zu erhöhten Konzen-
trationsspitzen im Ablauf führt.
Bisherige Erfahrungen aus dem Betrieb von Versuchs-
und Großanlagen legen den Schluß nahe, dass nicht
abgebaute Komponenten des Abwassers in den Membra-
nen ein Foulingproblem verursachen und dadurch die
Permeabilitätsabnahme beschleunigen. Daher wird emp-
fohlen, dass das Abwasser erst nach einer für den biologi-
schen Abbau der Abwasserinhaltsstoffe ausreichenden
Zeit an die Membran geführt wird. Dies kann durch ent-
sprechende hydraulische Gestaltung der Beckenvolumina
(Kaskadierung, Pfropfenströmung) erfolgen. Kurzschluss-
Strömungen des Abwassers hin zu den Membranmodulen
sind auf jeden Fall zu vermeiden.
Die Separierung der Membranstufe in einem Filtrations-
becken ist in der Regel auch von Vorteil für die Handhab-
barkeit bei Reinigungs- und Wartungsarbeiten.
Um eine zu hohe Aufkonzentrierung des belebten Schlam-
mes in separaten Filtrationsbecken zu verhindern, ist ein
ausreichend großer Rücklaufschlammvolumenstrom vom
Filtrationsbecken zurück in das Belebungsbecken einzu-
stellen. Der maximale Feststoffgehalt an der Membran
kann je nach System bis zu 18 g/l betragen. Der erforder-
liche Rücklaufschlammvolumenstrom errechnet sich aus
den Feststoffgehalten im Belebungsbecken und im voll
durchmischten Filtrationsbecken. Auf eine gleichmäßige
Durchmischung des Filtrationsbeckens ist zu achten, um
Ablagerungen zu vermeiden und eine optimale Mem-
branfunktion zu gewährleisten.
Das der Kläranlage zufließende Abwasser muss jederzeit
durch die zur Verfügung stehende Membranfläche fil-
trierbar sein. Bemessungsgrundlage für die Membranflä-
che ist daher der Mischwasserzufluß QM bei der niedrig-
sten Temperatur im Jahresverlauf, da der Permeatfluss
temperaturabhängig ist. Abweichend von dem A 198
[ATV-DVWK, 2003] sind Tagesmittelwerte der Abwasser-
temperatur maßgebend.
Der Netto-Permeatfluss ausgelegter Anlagen (Auslegungs-
fluss im Dauerbetrieb) als Quotient des Mischwasserzuflusses
QM und der installierten Membranfläche AM liegt je nach
Modulart bei 8 l/(m2 �h) bis 30 l/(m2 �h). Bei der Ausle-
gung sind erforderliche Außerbetriebnahmen wegen chemi-
scher Reinigung, Störfälle, Modulwechsel, etc. zu berück-
sichtigen. Für die Dauer solcher Außerbetriebnahmen muss
die verbleibende Membranfläche in der Lage sein, den
maximalem Abwasserzufluss QM zu filtrieren. Je nach
Membransystem besteht die Möglichkeit zeitlich begrenzt
erheblich höhere Netto-Permeatflüsse zu erreichen.
324
Membranmaterial PVDF, mod. PVC,
PES, PAN oder PE1)
pH-Beständigkeit 2 – 11
Filterfläche pro Modul m2 240 – max 2.880
Netto-Permeatfluss (QM/AM) l/(m2 �h) 8 – 30
Permeabilität l/(m2�h�bar) 100 – 400
maximaler Arbeitsdruck mbar 300 – 400
mittlerer Arbeitsdruck mbar 20 – 200
„Foot-Print“ (Module im eingebauten Zustand) m2/m2 70 – 165
(Filterfläche pro Grundfläche Becken)
Packungsdichte (Module im eingebauten Zustand) m2/m3 40 – 100
(Filterfläche pro Modulvolumen)
Einblastiefe Modul-Belüftung m 1,5 – 5,5
Energiebedarf Modul-Belüftung2) kWh/m3ZUFLUSS 0,25 – 0,80
Energiebedarf Permeatpumpe kWh/m3ZUFLUSS 0,06 – 0,07
Anhang A
Zum Abfangen von hydraulischen Spitzen kann alterna-
tiv zur Vorhaltung von Membranfläche auch ein Puffer
in Form vorgeschalteter Becken, Stauräume oder als vari-
ables Niveau im Belebungsbecken sinnvoll sein.
Aus den Herstellerdaten und bisher auswertbaren Betriebs-
ergebnissen wurde Tabelle A-6 mit orientierenden Daten
zu Membransystemen zusammengestellt [WEDI 2002a].
Mit dem Fortschritt der Erkenntnisse und der Modulent-
wicklung unterliegen auch die Daten der Veränderung.
Übliche Zykluszeiten liegen im Bereich von Minuten. Es
gibt jedoch auch Anlagen, bei denen über mehrere Stun-
den kontinuierlich filtriert wird.
Angaben zur Standzeit (Jahre bis zum Austausch der
Membranen) können noch nicht getroffen werden.
Sauerstoffeintrag
Generell muss bei Membranbelebungsanlagen zwischen
der eher grobblasigen Belüftung der Module und der
meist feinblasigen Belüftung in den Belebungsbecken –
also der für die biologischen Vorgänge erforderlichen
Belüftung – unterschieden werden. Bei der Bemessung
der Belebungsbecken ist zu beachten, dass der für den
Lufteintrag in das Belebungsbecken anzusetzende �-Wert
aufgrund des höheren TS-Gehaltes des Schlammes deut-
lich geringer anzusetzen ist.
Die Abnahme des �-Wertes als Folge erhöhter Feststoff-
konzentrationen ist in allen Untersuchungen tendenziell
gleich.
325
Tab. A-6
Kenndaten ausgelegter Membranbelebungsanlagen [WEDI 2002a]
Nennporenweite µm < 0,1 – 0,4
1) PVDF: Polyvinylidenfluorid; PVC: Polyvinylchlorid; PES: Polyethersulfon; PAN: Polyacrylnitril; PE: Polyethylen
2) je nach Betriebsweise der Module
AnhangA
Der �-Wert hängt auch von anderen Einflussfaktoren ab.
Neben den konkret eingesetzten Belüftersystemen existie-
ren auch Abhängigkeiten von der Messmethode (Messun-
gen mit oder ohne Abwasserzufluss), vom Salzgehalt, der
Tensidkonzentration sowie vom spezifischen Luftvolumen-
strom oder der Durchströmung im Becken. Messungen aus
Rödingen legen nahe, dass sich auch die Eigenschaften
des belebten Schlammes bzw. biogen erzeugte und evtl.
zurückgehaltene Substanzen beim Membranbelebungs-
verfahren (z. B. EPS) auf den Sauerstoffeintrag auswirken.
Es wird empfohlen, bei der Auslegung feinblasiger Druck-
belüftungsanlagen beim Membranbelebungsverfahren
einen gegenüber konventionellen Belebtschlammanlagen
reduzierten �-Wert von 0,5 für den üblichen Feststoffge-
halt von 10 g/l bis 12 g/l zu verwenden. Liegen Kennt-
nisse über bereits bei niedrigeren TS-Konzentrationen
reduzierte �-Werte vor, sollte eine entsprechende Abmin-
derung vorgenommen werden.
Wird die Crossflow-Belüftung der Membranen bemessungs-
seitig zur Deckung des Sauerstoffbedarfes mit berücksich-
tigt, so ist dies durch den Planer unter Berücksichtigung
der Einbausituation sowie der Lastfälle gesondert nachzu-
weisen. Je nach Anordnung der Membranen im System
kann dieser Sauerstoffeintrag zur Betriebskostenreduzierung
angesetzt werden. Für die Installation der Membranen in
den Nitrifikationsbecken wird von KRAUSE/CORNEL [2003]
eine mittlere Energieeinsparung in Höhe von 15 %
genannt. Werden die Membranen in separaten Filtrations-
kammern angeordnet, ist der energetische Vorteil geringer.
Auf jeden Fall aber sind die Hinweise in Abschnitt A.6.3
zur Reaktorform und zum Verweilzeitverhalten zu beach-
ten.
326
1,00
0,75
0,50
0,25
0
alp
ha
0 201510 25
TS in g/l
5
Beverwijk
Arbeitsbericht KA-7, nur Versuchsanlagen (2000)
Markranstädt/Cornel et al. (2001)Rödingen/Cornel et al. (2001)
Rödingen/Wagner, Krause (2003)
Abb. A-18
Einfluss der Feststoffkonzentrationen auf den �-Wert für feinblasige Druckbelüftungsanlagen
Anhang A
Stickstoffelimination
Die Bemessung für Stickstoffelimination erfolgt nach
dem ATV-DVWK-Arbeitsblatt-A 131 [ATV-DVWK, 2000a].
Mit dem aus dem separaten Filtrationsbecken oder aus
der Filtrationszone des Belebungsbeckens rückgeführten
Abwasser-Belebtschlamm-Gemisch wird infolge der Modul-
belüftung insbesondere bei Mischwasserzufluss eine nicht
unerhebliche Menge an Sauerstoff mitgeführt. Dies ist bei
der Verfahrensführung zu beachten.
Phosphorelimination
Die Phosphorelimination kann beim Membranbelebungsver-
fahren durch eine Vorfällung in der Vorreinigungsstufe oder
durch eine Simultanfällung in der Belebungsstufe erfolgen.
Für eine Vorfällung können alle gängigen Fällmittel ein-
gesetzt werden. Hier besteht kein Unterschied zu einem
konventionellen Belebungsverfahren. Nachteil der Vorfäl-
lung ist ein wesentlich erhöhter Schlammanfall in der
Vorreinigung, der bei der Bemessung der Schlammbe-
handlung berücksichtigt werden muss.
In der Belebungsstufe kann die Phosphorelimination durch
chemische Simultanfällung oder durch eine vermehrte
biologische Phosphorelimination, in der Regel kombiniert
mit einer Simultanfällung, stattfinden. Beim Membranbe-
lebungsverfahren können deutlich niedrigere Ablaufkon-
zentrationen für Gesamtphosphor erreicht werden als bei
einem konventionellen Belebungsverfahren, da
• die partikulären Phosphorverbindungen vollständig
abgetrennt werden und
• ortho-Phosphat nicht in einem Nachklärbecken rück-
gelöst werden kann.
Je nach Fällmitteleinsatz sind bei der üblichen Membran-
reinigung die Reinigungsmittel anzupassen. Bisher wurden
keine Anzeichen für einen erhöhten Reinigungsaufwand
der Membrane durch den Einsatz von Fällmitteln festge-
stellt. Empfohlen wird eine räumliche Distanz zwischen
der Dosierstelle und den Membranmodulen. Generell
sind Zusätze in die Kläranlage, also auch Fällmittel, mit
den Membranherstellern abzustimmen.
Die vermehrte biologische P-Elimination in der Membran-
belebung wurde bisher nur im Rahmen von Forschung
und Entwicklung angewendet [GNIRß, 2003], [DICHTL
ET AL., 2004].
Überschussschlammproduktion
Die bislang übliche Bemessung einer Membranbele-
bungsanlage führt zu einem Schlammalter im Bereich der
simultanen aeroben Schlammstabilisierung. Grundsätzlich
ist somit davon auszugehen, dass sich die biologischen
Stoffumsätze in Membranbelebungsanlagen nicht wesent-
lich von denen in konventionellen Belebungsanlagen
unterscheiden [u. a. ROSENWINKEL/WAGNER, 2000]. Für
die Reinigung kommunaler Abwässer ist im Vergleich zu
konventionellen Systemen nicht von einer signifikanten
Reduktion der gebildeten Überschussschlämme auszugehen.
Nach GÜNDER [1999] kann, indem ein extrem hohes
Schlammalter eingestellt wird, die Überschussschlamm-
produktion minimiert werden. Die dafür notwendigen
BSB5-Schlammbelastungen von unter 0,01 kg/(kg �d)
sind jedoch i. d. R. nicht wirtschaftlich.
Die Ermittlung der Überschussschlammproduktion kann
in Anlehnung an das ATV-DVWK-A 131 und die ASM-
Modelle [HENZE ET AL. 1987, HENZE ET AL. 1999, GUJER
ET AL. 1999] erfolgen.
A.6.4
Schlammbehandlung
Allgemeines
Die Überschussschlämme aus den großtechnischen Mem-
branbelebungsanlagen Rödingen, Markranstädt und
Monheim werden in einem Stapelbehälter gelagert und
entweder periodisch zu einer Sammelstelle auf einem
zentralen Klärwerk zur gemeinschaftlichen Behandlung
mit Schlämmen aus konventionellen Anlagen gebracht
oder zurzeit noch landwirtschaftlich verwertet. Daher lie-
gen bisher in Deutschland keine Betriebserfahrungen aus
großtechnischen Schlammbehandlungsanlagen vor.
327
AnhangA
Die Schlämme der großtechnischen Anlagen, insbesondere
der Kläranlage Rödingen, sind umfangreichen Untersu-
chungen unterzogen worden, die nachfolgend erläutert
werden.
Entwässerbarkeit
Schlämme aus Membranbelebungsanlagen besitzen in
der Regel eine geringe Flockengröße (rd. 50 µm, teilweise
nur 10 µm). Trotz der damit verbundenen Vergrößerung
der spezifischen Flockenoberfläche wurde keine ver-
schlechterte Entwässerbarkeit festgestellt. Tabelle A-7
zeigt Kenndaten großtechnischer Untersuchungen.
In einem großtechnischen Versuch auf einer Hochleis-
tungszentrifuge wurde mit dem Schlamm aus der Kläran-
lage Rödingen ein TR von knapp 30 % erreicht. Laborver-
suche bestätigten diese Entwässerbarkeit mit Ergebnissen
von 27 % im Jahresmittel bei Maximalwerten bis zu 31 %
bei einem organischen Anteil des Schlammes von GV
61 % bis 48 %. Bei geringerem organischen Anteil ließ
sich der Schlamm besser entwässern. Hierbei lag der Poly-
merbedarf im Mittel mit 2,9 g WS/kg TR weit unter dem
Polymerbedarf von 15 untersuchten konventionellen
Belebtschlammanlagen mit aerober Schlammstabilisie-
rung, die im Durchschnitt 5,9 g WS/kg TR benötigten.
Insgesamt zeigen die bisherigen Untersuchungen, dass
der Flockungshilfsmittelbedarf vergleichbar dem Flockungs-
hilfsmittelbedarf konventioneller Anlagen ist oder sogar
geringer ausfallen kann.
Die vorliegenden Erfahrungen deuten an, dass im Ver-
gleich zu herkömmlichen Schlämmen nicht von einem
Mehraufwand zur Schlammentwässerung auszugehen ist.
Bei Einsatz von Siebanlagen in der mechanischen Vorrei-
nigung werden Strukturstoffe entnommen, wodurch die
Entwässerbarkeit beeinträchtigt werden kann.
Eine Sonderlösung wurde für die Kläranlage auf dem Sän-
tigsgipfel (Schweiz) gewählt [MÖRGELI 2001]. Hier wird
der Überschussschlamm in spezielle Säcke gefüllt. Das
Wasser tropft ab und der Schlamm kompaktiert. Danach
ist der Schlamm bereit für den Abtransport mit der Seil-
bahn. Mit dieser Methode wird ein TR von rd. 20 % er-
zielt. Das System ist mittlerweile auch auf der Kläranlage
Schwägalp realisiert worden.
Faulfähigkeit
Trotz der zumeist geringen Schlammbelastung, die der
einer simultan aeroben Stabilisierungsanlage gleicht bzw.
sie noch unterschreitet, variiert der organische Trocken-
substanzanteil der Überschussschlämme aus großtechni-
schen Anlagen und auch Pilotanlagen zwischen 46 % bis
hin zu 69 %. Dieser hohe organische Anteil war Anlass
für eine Überprüfung der Fäulnisfähigkeit bzw. das Rest-
gaspotenzial nach DIN 38 414 S8 [N. N. 1999].
Ein weiterer Anlass zur Prüfung der Fäulnisfähigkeit liegt
darin, dass das Membranbelebungsverfahren auch als
Ertüchtigungsvariante bei bestehenden Anlagen mit ana-
erober Schlammstabilisierung in Frage kommen kann.
328
Gerät/Methode Anlage TR des ÜS TR nach Entwässerung
GV des ÜS
Tab. A-7
Untersuchungen zur Entwässerbarkeit von Überschussschlämmen (ÜS) auf einer großtechnischen Zentrifuge
Zentrifuge Markranstädt 2,4 % TR 24,5 %
65 % GV
Rödingen 3,8 % TR 29,9 %
46 % GV
Monheim 1,0 % TR 28 %
54 % GV
Anhang A
In der Literatur werden für die Ausfaulung von Über-
schussschlamm 200 Normliter produzierten Gases pro kg
organischer Trockenmasse (NL/kg oTS) bis 300 NL/kg oTS
angegeben [BAHRS ET AL. 1994]. Die Überschussschlämme
aus den Membranbelebungsanlagen erreichen bei der
Untersuchung diesen Literaturwert.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Schlämme aus
den Membranbelebungsanlagen eine mit Schlamm aus
konventionellen Anlagen vergleichbare (Rest-) Gaspro-
duktion besitzen.
A.6.5
Chemische Reinigung der Membranmodule
Zum Erhalt bzw. zur Anhebung der Permeabilität und zur
Hygienisierung der Permeatleitungen ist von Zeit zu Zeit
eine chemische Reinigung der Membranen erforderlich.
Es gibt keine einheitliche Reinigungsempfehlung. Es findet
eine laufende Optimierung unter Berücksichtigung groß-
technischer Erfahrungen statt.
Oxidierende Chemikalien dienen der Entfernung von
organischen Belägen. Um AOX-Bildung zu vermeiden,
sollten möglichst chlorfreie Chemikalien angewendet
werden, beispielsweise Wasserstoffperoxid. Die besten
Reinigungserfolge hat man jedoch bisher unabhängig
von der Membran mit Natriumhypochlorit-Lösung als
Oxidationsmittel erzielt.
Je nach Anforderung und insbesondere zur Entfernung
anorganischer Ablagerungen werden weitere Reinigungs-
schritte hinzugefügt. Hier ist der Einsatz folgender Che-
mikalien möglich: Zitronensäure, organische Peroxidver-
bindungen, Oxalsäure, Essigsäure, mineralische Säuren,
Tenside, Detergentien und herstellerspezifische Kombina-
tionsprodukte.
In der Regel findet eine zweistufige Reinigung mit einem
Oxidationsmittel und einer organischen Säure Anwendung.
Bei der Auswahl und Dosierung der Reinigungschemika-
lien muss darauf geachtet werden, dass die Membranen
durch die Reinigung möglichst wenig belastet werden.
Die Reinigung muss mit dem Hersteller abgestimmt werden.
Zurzeit werden folgende Reinigungsverfahren praktiziert:
• in-situ-Reinigung (im eingebauten Zustand)
• im belebten Schlamm:
Die Membranmodule verbleiben während der chemi-
schen Reinigung im eingetauchten Zustand im beleb-
ten Schlamm. Die Zugabe der Chemikalien erfolgt
über die Permeatseite. Die Menge der in den belebten
Schlamms übertretenden Reinigungsflüssigkeit ist in
starkem Maße abhängig vom Konzept des Reini-
gungsprozesses.
• in Reinigungslösung:
Der belebte Schlamm wird aus dem Becken gepumpt,
danach wird das Becken mit Reinigungschemikalien
gefüllt, bis die Module überstaut sind.
• an Luft:
Der belebte Schlamm wird in der Regel bis zur Modul-
unterkante abgesenkt. Die Membranmodule hängen
im eingebauten Zustand frei in der Luft. Die Zugabe
der Chemikalien erfolgt ebenfalls permeatseitig. Die
Einwirkzeit beträgt 5 bis 10 Minuten.
• externe Reinigung
Die Membranmodule werden aus dem Membranbele-
bungsbecken herausgezogen und in eine externe
„Waschzelle“ eingeführt.
Die in-situ-Reinigung in Reinigungslösung oder an Luft
eignet sich vor allem für Anlagen mit separaten Filtra-
tionsbecken.
Bisher unterscheidet man je nach Chemikalienkonzentra-
tion und Reinigungsintervall die Hauptreinigung und die
Zwischenreinigung.
Die Hauptreinigung ist in der Regel mindestens jährlich
erforderlich zur deutlichen Erhöhung der Permeabilität.
Sie kann beispielsweise mit hohen Oxidationsmittelkon-
zentrationen (z. B. NaOCl – 1.000 mg/l Cl oder H2O2
– 2.000 mg/l) und einer sauren Reinigung im Anschluss
(z. B. Zitronensäure) durchgeführt werden. Die Reinigungs-
zyklen sind dabei vorteilhafterweise so zu legen, dass die
329
AnhangA
maximale hydraulische Leistungsfähigkeit mit Beginn der
kalten Jahreszeit vorliegt.
Die Zwischenreinigung, typischerweise mit geringer Oxi-
dationsmittelkonzentration (z. B. NaOCl – 150 mg/l Cl),
soll der Vergrößerung der Hauptreinigungsintervalle die-
nen. Sie wird im Abstand von 2 bis 7 Tagen durchgeführt.
Damit eine Zwischenreinigung dauerhaft erfolgreich rea-
lisiert werden kann, ist es erforderlich, diese Reinigungs-
technik bereits in der ersten Betriebszeit bei einer relativ
verschmutzungsfreien Membrane einzusetzen. Die Zwi-
schenreinigung wird nicht bei allen Modulbauformen
angewendet.
Die in-situ-Reinigung kann als Hauptreinigung oder auch
als Zwischenreinigung verwendet werden. Die externe
Reinigung wird ausschließlich als Hauptreinigung einge-
setzt.
Der betriebliche Aufwand einer externen Reinigung ist
sehr hoch. Daher wird sie bei einigen Anlagen durch die
oben beschriebene in-situ-Reinigung ersetzt.
Wenn die Reinigung direkt in Reinigungslösung durchge-
führt wird, kann eine wesentlich bessere Wirkung erzielt
werden, da sie ohne Verdünnung durch belebten Schlamm
an der Membranoberfläche zur Wirkung kommen. Weiter-
hin besteht auch die Möglichkeit, die Temperatur des
Reinigungswassers auf ca. 30 °C bis 35 °C zu erhöhen. Um
eine Verbesserung der Vermischung der eingesetzten Che-
mikalien im Waschbehälter zu erreichen, wird die Mem-
brane während der Reinigung zusätzlich belüftet.
In jedem Fall sollte der Betreiber eines Membranbelebungs-
verfahrens eine detaillierte Anleitung zur sachgerechten
Durchführung der Membranreinigung und zu den not-
wendigen Reinigungsintervallen vom Errichter der Anlage
bzw. dem Membranhersteller einfordern.
Bei der Planung von Membranbelebungsanlagen sind
entsprechend der ausgewählten Chemikalien geeignete
Lagerräume, Dosiereinrichtungen, geeignete Materialien
für Becken und Leitungen und der Arbeitsschutz zu
berücksichtigen [WEDI, 2002b].
Da bisher die Reinigungsprozeduren noch einer ständi-
gen Weiterentwicklung unterliegen und möglicherweise
für den Einzelfall optimiert werden müssen, sollten bei
der Ausführung des Chemikalienlagers und der Dosieran-
lagen möglichst viele Optionen unter Beachtung relevanter
sicherheitstechnischer Aspekte offen gehalten werden. In
Deutschland sind neben den Vorschriften gem. WHG je
nach Kombination der Chemikalien auch Aspekte u. a.
der Arbeitssicherheit, des Brandschutzes und des Immis-
sionsschutzes zu berücksichtigen. Insbesondere können
bzw. müssen Anwendung finden:
• Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS),
speziell TRGS 515,
• Vorschriften und Merkblätter der Berufsgenossen-
schaften,
• Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV),
• Kennzeichnungen der Anlagen gem. Gefahrstoff-
Verordnung (GSV),
• ggf. Verordnung für brennbare Flüssigkeiten (VbF),
• ggf. VCI-Konzept zur gemeinsamen Lagerung von
Chemikalien, Festlegungen der Gefahrengruppen zur
Lagerung mit Festlegung der Gefahrengruppen,
• ggf. Löschwasser-Rückhalte-Richtlinie (LöRüRL),
• ggf. Dichtigkeitsprüfungen gem. DVGW,
• ggf. weitere landesspezifische Verordnungen.
Die Planung und Genehmigung der Anlagen sollte in Ab-
stimmung mit Behörden und Fachstellen wie z. B. den
Gewerbeaufsichtsämtern, dem TÜV oder arbeitsmedizini-
schen Diensten erfolgen.
A.6.6
Energiebedarf
Die laufenden Betriebskosten von Membranbelebungs-
anlagen werden neben dem Energiebedarf für den Sauer-
stoffeintrag zur biologischen Abwasserreinigung erheb-
lich vom Energiebedarf für die Crossflow-Belüftung
beeinflusst.
Diese wiederum ist abhängig vom spezifischen Belüftungs-
bedarf der eingesetzten Membran und der Eintauchtiefe
der entsprechenden Belüftungseinrichtungen. Für die
gegenwärtig eingesetzten Membranmodule schwanken
diese Werte in einem weiten Bereich für den spez. Luft-
330
Anhang A
bedarf von 0,2 Nm3/(m2�h) bis 0,45 Nm3/(m2�h) und
Eintauchtiefen von 2 Metern bis 5 Metern.
Die derzeitigen großtechnischen Betriebserfahrungen zei-
gen einen spezifischen Energiebedarf für die Crossflow-
Belüftung von ca. 0,25 kWh/m3ZUFLUSS bis 0,8 kWh/m3
ZUFLUSS
im Jahresmittel.
Die Einsparpotenziale liegen somit vor allem in der Ver-
ringerung des spezifischen Luftbedarfes und in der Erhö-
hung der Filtrationsleistung der Membranen (z. B. zu-
flussabhängiges Zu- und Abschalten einzelner Module).
Erfolgt der Permeatabzug mittels Pumpen, ist von einem
spezifischen Energiebedarf in Höhe von 50 W/m3 bis
70W/m3 auszugehen. Je nach Systemkonfiguration ist gege-
benenfalls die Rezirkulation des aufkonzentrierten belebten
Schlammes aus separaten Filtrationskammern mit ca. 15W/m3
bis 20 W/m3 zu berücksichtigen. Infolge des niedrigeren
�-Wertes steigt auch der Energieverbrauch für feinblasige
Belüftungsanlagen um den Faktor �konv./�Membran an.
Konkrete Daten zum Energiebedarf und dessen Aufteilung
liegen für die Membranbelebungsanlagen Markranstädt
und Monheim vor. Beide Anlagen sind mit Hohlfaser-
membranen ausgerüstet. Aus beiden Abbildungen wird
ersichtlich, dass der spezifische Energiebedarf umso ge-
ringer wird, je mehr sich der tatsächliche Abwasserdurch-
satz der Vollauslastung annähert.
Der spezifische Energiebedarf, bezogen auf den mittleren
Zufluss (ca. 43 % bzw. 35 % von Qmax) liegt für beide Anla-
gen im Bereich von 0,8kWh/m3 bis 0,9kWh/m3. Verglichen
mit konventionellen Belebungsanlagen mit einem durch-
schnittlichen spezifischen Energieverbrauch von 0,3kWh/m3
bis 0,5 kWh/m3 und zusätzlichen Erweiterungen für z. B.
Raumfiltrations- und Bestrahlungsanlagen mit zusammen
ca. 0,15 kWh/m3 bis 0,25 kWh/m3 ist der Energiebedarf
von Membranbelebungsanlagen noch erhöht. Zu beach-
ten ist bei diesem Vergleich, dass die Leistungsfähigkeit
der Membranbelebungsanlage insbesondere bezüglich der
hygienerelevanten Parameter, deutlich höher ist.
331
2,0
1,5
1,0
0,5
spez
. En
erg
ieve
rbra
uch
[kW
h/m
3 ]
0
Zufluss [m3/d]
5.0001.000 2.000 3.000 4.000
Mikrofiltration 500Aohne Air-Cycling(Jun-Jul 2001)
Mikrofiltration 500Aohne Air-Cycling(Jan-Nov 2002)
Mikrofiltration 500Cmit Air-Cycling(Jan-Jun 2003)
Abb. A-19
Spezifischer Energieverbrauch der KA Markranstädt [STEIN, KERKLIES 2003]
AnhangA
A.6.7
Ertüchtigung bestehender kommunaler Kläranlagen
Zukünftig wird sich der Schwerpunkt der erforderlichen
Investitionen in der Abwasserreinigung weg von Kläran-
lagenneubauten hin zu Sanierungs- und Ertüchtigungs-
maßnahmen in Kombination mit Erweiterungsvorhaben
verschieben. Auch für derartige Aufgabenstellungen kann
das Membranbelebungsverfahren eine verfahrenstech-
nisch und zunehmend auch wirtschaftlich sinnvolle
Lösungsvariante darstellen [SCHIER 2003]. Günstige Kon-
stellationen sind dort gegeben, wo im Zuge der anstehen-
den Kläranlagenertüchtigung entweder in erheblichem
Umfang neues Beckenvolumen geschaffen werden müs-
ste, wo Probleme infolge unzureichender Nachklärbe-
ckenleistungsfähigkeit bestehen, besonders aber dort, wo
beide Fragestellungen zu bearbeiten sind. Voraussetzung
ist, dass der bauliche Zustand der vorhandenen Belebungs-
und Nachklärbecken eine weitere Nutzung zulässt.
Bei Umstellung der Phasentrennung von Sedimentation
auf Membranfiltration bietet es sich an, das vorhandene
Nachklärbeckenvolumen als zusätzlichen Belebungsbe-
ckenraum zu nutzen. So kann oft nicht nur auf den Neu-
bau von Belebungsbecken verzichtet werden, sondern es
ergibt sich eine TSBB-Konzentration, die deutlich unter-
halb der ansonsten beim Membranbelebungsverfahren
üblichen TSBB-Konzentration liegt. Abhängig vom Grad
der Unterkapazität der existierenden Anlage ist dann bei
der Bemessung der TSBB-Konzentration neben dem zur
Verfügung stehenden Belebungsvolumen die Gewährleis-
tung des aeroben Schlammalters zu berücksichtigen. Meist
ergeben sich TSBB-Konzentrationen von 4 g/l bis 7 g/l
[FRECHEN, SCHIER, WETT 2001 und 2003]. Lässt sich
ein solches Konzept realisieren, könnten die üblichen
Nachteile von Membranbelebungsanlagen (Empfindlich-
keit gegenüber Stoßbelastungen, schlechter �-Wert) weit-
gehend kompensiert werden.
332
4,0
3,5
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
spez
. Str
om
verb
rauc
h [
kWh
/m3 ]
0
Zufluss [m3/d]
500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000
künftiger Median des Zuflusses, 35 % v. Qmax
Inbetriebnahme, nicht optimierter Betrieb im Juli/Aug 2003
min. Verbrauch Filtration
Abb. A-20
Spezifischer Energieverbrauch der KA Monheim [WEDI 2003]
Anhang A
Neben der ohnehin erhöhten Ablaufqualität des Permeats
sind weitere verfahrens- und ausbauspezifische Vorteile
dieses Ertüchtigungskonzeptes zu nennen:
• erhebliche biologische Reservekapazitäten bei späterem
Erweiterungsbedarf,
• sparsamer Umgang mit Platzresourcen.
Bislang wurde dieses Ertüchtigungskonzept großtech-
nisch noch nicht umgesetzt. In einem ersten Forschungs-
vorhaben wurden in halbtechnischen Versuchen verschie-
dene Membransysteme hinsichtlich der Betriebs- und
Bemessungsparameter untersucht [UNI KASSEL 2004].
Es wurde neben der generellen technischen Machbarkeit
und technischen Eignung des Membranbelebungsverfah-
rens zur Ertüchtigung der untersuchten Kläranlagen fest-
gestellt, dass bezüglich der hydraulischen Leistungsfähig-
keit die untersuchten Hohlfasersysteme Fluxraten erreich-
ten, die bei bzw. sogar leicht über den Betriebs- bzw.
Bemessungsfluxraten großtechnisch realisierter Anlagen
lagen. Danach kann für den Betrieb einer Membranbele-
bungsanlage mit verfahrensspezifisch niedrigen TSBB-Kon-
zentrationen nicht von einer verminderten hydrauli-
schen Leistungsfähigkeit ausgegangen werden. Soll von
einer erhöhten Leistung ausgegangen werden, so sind
Vorversuche anzuraten. Die Untersuchungen hierzu dau-
ern gegenwärtig noch an (Universität Kassel).
Ebenfalls ist die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, eine
Ertüchtigung bestehender Anlagen durch Teilstrombe-
handlung mit dem Membranbelebungsverfahren durch-
zuführen.
A.6.8
Hinweise zur Inbetriebnahme
Grundsätze
Bei der Inbetriebnahme einer Membranbelebungsanlage
gelten prinzipiell ähnliche Grundsätze wie bei konventio-
nellen Anlagen in Bezug auf die biologischen Eigenschaf-
ten und Reinigungsleistungen. Nachfolgend wird auf
einige spezifische Aspekte bei der Inbetriebnahme einer
Membranbelebungsanlage eingegangen.
Funktionstest
Membranbelebungsanlagen sind komplexe technische
Anlagen, bei denen es auf die Funktionsfähigkeit und das
Zusammenwirken der einzelnen Komponenten in beson-
derem Maße ankommt, um einen prozessstabilen Betrieb
dauerhaft gewährleisten zu können. Umfassende Funk-
tionstests der einzelnen Komponenten sowie der gesam-
ten zusammenhängenden eingesetzten Verfahrens- und
EMSR-Technik sind unabdingbar. Die eingesetzten Pro-
gramme zur Steuerung der Membrananlage sind system-
spezifisch auf das jeweilige Projekt zugeschnitten.
Von besonderer Bedeutung ist die Funktionstüchtigkeit
der membranspezifischen Verfahrenskomponenten wie
der mechanischen Vorreinigungsstufe und der chemi-
schen Reinigung.
Dichtigkeitstest
Zur Feststellung von produktionsbedingten oder im Zu-
sammenhang mit der Errichtung der Anlage entstandenen
Fehlern an den Membranen und deren Installationen ist
ein Funktionstest erforderlich, um die Dichtigkeit zu prü-
fen. Folgende Maßnahmen sind hierfür denkbar:
• filtratseitiger Luftdruckhaltetest (Unterdruck) bei ent-
leertem Becken,
• filtratseitiger Luftdruckhaltetest (Überdruck) mit kon-
stantem oder mit bei der Messung ansteigendem Klar-
wasserspiegel.
Die Höhe des für den Dichtigkeitstest eingesetzten Druckes
ist auf das jeweilige Membransystem (Rückspülfähigkeit
z. B. bei Plattenmodulen) abzustimmen.
Anfahrbetrieb
Nach erfolgreichen Funktions- und Dichtigkeitsprüfun-
gen wird die Anlage mit Belebtschlamm gefüllt. Wenn
kein adaptierter Schlamm einer kommunalen Membran-
anlage verfügbar ist, kann Rücklaufschlamm einer kon-
ventionellen Anlage genutzt werden. Dieser belebte
Schlamm ist von faserigen Inhaltsstoffen zu befreien
(z. B. Siebung).
333
AnhangA
Beim Anfahren der Anlage und der damit verbundenen
Steigerung des TS-Gehaltes auf die Bemessungswerte (vgl.
Kap. A.6.3) kann sich die Flockenstruktur ändern. Als
Nebeneffekt kann bei TS-Gehalten von ca. 8 g/l bis 10 g/l
ein starkes Schäumen eintreten, das z. B. mit Entschäu-
mern behandelt werden kann. Nachdem dieser Prozess
abgeschlossen ist, sinkt die Neigung zur Schaumbildung.
Erfahrungen zeigen, dass mit der Bildung einer Schaum-
decke im Bereich < 10 cm gerechnet werden kann.
A.6.9
Kosten
Allgemeines
Kostenvergleiche müssen die aus Betrieb und Kapitaldienst
entstehenden Jahreskosten berücksichtigen. Generell
haben Kostenabschätzungen und -vergleiche bei Berück-
sichtigung einer eher jungen Verfahrenstechnik den
Nachteil, dass sie normalerweise nach kurzer Zeit an
Aktualität einbüßen, weil Entwicklungen bei der Verfah-
rensoptimierung und marktwirtschaftliche Gesetzmäßig-
keiten die Kosten beeinflussen, üblicherweise derart, dass
junge Verfahren zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit
gewinnen. Solche Abschätzungen und Vergleichsrech-
nungen deuten an, dass die Membrantechnologie abhän-
gig von den jeweiligen Randbedingungen durchaus öko-
nomisch interessant werden kann [RAUTENBACH ET AL.
2000].
Bei der Kostenbetrachtung von Membranbelebungsanla-
gen ist zu berücksichtigen, dass diese aufgrund der physi-
kalischen Barriere eine höhere Reinigungsqualität aufwei-
sen als „konventionelle“ Verfahren zur Keimreduktion
von Abwässern. Auch aus diesem Grund ist zurzeit ein
einfacher Vergleich von Membranbelebungsanlagen mit
Belebtschlammanlagen gemäß ATV-DVWK-A 131 ohne
Keimreduktion nur eingeschränkt sinnvoll und Sonder-
fällen vorbehalten. Zurzeit sind Membrananlagen im Ver-
gleich zu konventionellen Belebungsanlagen in der Regel
noch teurer.
Da Membranbelebungsanlagen nur aus wenigen Bau-
körpern bestehen, sind sie verfahrensbedingt vorteilhaft
bei besonderen Randbedingungen, wie z. B. räumlich
begrenzten Standorten, schwierigen Baugrundverhältnis-
sen oder bei architektonisch besonderen Ansprüchen.
Verstärkt wird dies in besonderem Maße für Anforderun-
gen an die Keimverminderung im Abwasser infolge spe-
zieller Vorflutbedingungen.
Aufgrund der höheren Trockensubstanzgehalte in der
Belebung bietet es sich an, beim Membranbelebungsver-
fahren auch für größere Kläranlagen die Möglichkeit
einer simultanen aeroben Schlammstabilisierung zu prü-
fen. Daraus ergeben sich erhebliche planerische Freihei-
ten. Es ergibt sich eine deutlich verringerte Größe der
Belebungsbecken, auf Sedimentations- und ggf. erforder-
licher Filtrationseinrichtungen kann ebenso verzichtet
werden wie auf nachgeschaltete Keimreduktionsanlagen.
Je nach Möglichkeit können ggf. separate Verfahren der
Schlammstabilisierung und Vorklärungen entfallen. Es
sind dabei aber die Auswirkungen erhöhter, der Belebung
zufließender Schmutzfrachten und ggf. entfallendes Faul-
gas energetisch zu berücksichtigen.
Investitionen
Mehraufwendungen bei den Anschaffungskosten für eine
Membranbelebungsanlage entstehen infolge einer not-
wendigen, sehr sorgfältig auszurüstenden mechanischen
Vorreinigung (vgl. Kap. A.6.3), durch die Membrananlage
selbst, leistungsstärkere Belüftungsanlagen, das Chemika-
lienlager und die Dosieranlagen sowie der dafür insge-
samt erforderlichen Elektro- und Steuerungstechnik.
Die zusätzlichen Investitionen für einstufige Sieb- bzw.
Rechenanlage sind insbesondere bei einer Neuerstellung
der Anlage trotz erheblich gestiegener Anforderungen an
Siebgutentnahme, Redundanz und Prozessstabilität
begrenzt. Bezogen auf die Erstellungskosten einer neuen
Membranbelebungsanlage liegen diese im Bereich von
2 % bis 4 %. Eine zweistufige Rechen-/Siebanlage inkl. des
damit verbundenen umbauten Volumens führt zu zusätz-
lichen Baukosten.
Gegenüber einer konventionellen Anlage ist weniger
Belebungsbeckenvolumen vorzuhalten, die Nachklärung
entfällt. Die Minderkosten fallen nicht so hoch aus wie
der reine Volumenvergleich vermuten läßt, insbesondere
wenn Filtrationsbecken erstellt werden.
334
Anhang A
Abbildung A-21 zeigt eine Aufteilung der Investitionen
im Fall eines Neubaus einer Membranbelebungsanlage
(KA Monheim) für einen maximalen Zufluss von ca.
300 m3/h. Bei der maschinellen Ausrüstung dominiert
die Membrananlage mit ca. 34 % deutlich. Von geringerer
Bedeutung sind Aufwendungen für Siebanlagen und Be-
lebungsbecken.
Die in Abbildung A-22 dargestellte orientierende Funk-
tion berücksichtigt Kosten für Platten- und Hohlfasermo-
dulsysteme von in Deutschland angebotenen Systemen
im Zeitraum 1999 bis 2002, die jeweils für vergleichbare
Flüsse für „übliche“ Bedingungen (kommunales Abwas-
ser, Temperaturen 8°C – 12°C) von ca. 22 l/(m2 �h) bis
30 l/(m2 �h) ausgelegt wurden [WEDI 2003].
Werden die Kosten der betriebsfertigen Membrananlage
auf den maximalen Zufluss der Anlagen umgerechnet,
ergibt sich vereinfacht der gegenwärtige, zuflussspezifi-
sche Systempreis nur der Membranfiltrationsanlage ohne
die baulichen Gewerke der Kläranlage. Die zuflussspezifi-
sche Darstellung ermöglicht auch einen Vergleich mit
Membransystemen, die abweichende spezifische Filtra-
tionsleistungen aufweisen.
In diesen Angaben ist die betriebsfertige Filtrationsanlage
mit Pumpen, Gebläsen, verbindenden Leitungen, Chemi-
kaliendosieranlagen und der notwendigen Schaltanlage
berücksichtigt. Auch enthalten sind Kostenanteile für
ausrüstungstechnisches Engineering, Inbetriebnahme
und in der Regel eine fünfjährige Garantie auf die Mem-
branen. Der relative Anteil dieser Leistungen nimmt mit
zunehmender Anlagengröße deutlich ab. Nicht enthalten
sind bauliche Teile einer Kläranlage oder Ausrüstungen
zur mechanischen Vorbehandlung.
335
Bautechnik39 %
alle Angaben bezogen auf die gesamten Errichtungskosten
Maschinentechnik44 %
E-Technik13 %
Lüftung/Sanitär3 %
Sonstiges1 %
(Filtrationskammern: 4 %)(Belebungsbecken: 5 %)
(ges. Membranfiltrationsanlage) incl. EMSR: 34 %(2 Kompaktanlagen Siebung/Sandfang: 5 %)
Abb. A-21
Beispiel einer Aufteilung von Errichtungskosten einer Membranbelebungsanlage für ca. 300 m3/h
[WEDI 2003]
AnhangA
Der nur auf die Membranen entfallende Anteil beträgt ca.
50 % bis 65 % und steigt mit zunehmender Anlagengröße
bzw. maximalem Zufluss. Aktuell schwanken die flächen-
spezifischen Preise für in Deutschland großtechnisch ein-
gesetzte Membranen zwischen 60 s/m2 und 100 s/m2
(Erstinvestition). Es werden aber auch Membranen mit
niedrigeren spezifischen Filtrationsleistungen und ent-
sprechend geringeren Preisen angeboten.
Die sich aus Abbildung A-21 ergebenden Investitionen
und diejenigen für die mechanische Vorbehandlung sind
den Einsparungen für eventuell nicht erforderliche Anla-
genteile wie Nachklärung, Raumfiltrationen, Bestrahlungs-
anlage, ggf. Vorklärung bzw. separate Schlammstabilisie-
rungsanlagen sowie den standortspezifischen Kostenvor-
teilen gegenüber zu stellen. Infolge der zurzeit niedrigen
Preissituation ergeben sich speziell für die Systeme mit
Filtrationsbecken wenig Einsparmöglichkeiten im Bereich
der Kosten für die Belebungsbecken. Die Mehraufwen-
dungen für spezielle Einbauten, Beschichtungen oder
zusätzlicher maschineller Ausrüstung sind in der Größen-
ordnung mit den Kosten für größere Belebungsbecken
häufig vergleichbar.
Die weltweite Nachfrage nach Membrananlagen lässt in
den nächsten Jahren eine weitere Reduzierung der spezi-
fischen Kosten erwarten. Ebenso sind im Bereich der
maschinellen Ausrüstung noch technische Vereinfachun-
gen zu erwarten.
336
spez
ifis
che
Ko
sten
[o
/(m
3 /h
)]
0
Bemessungszufluss [m3/h]
300 600 900 1.200 1.500 1.800 2.100 2.400
Stand 1999-200210.000
9.000
8.000
7.000
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
Abb. A-22
Orientierende Netto-Kostenrichtwerte für die betriebsfertige Membranfiltrationsanlage ohne baulichen
Teil [WEDI 2003]
Anhang A
A.6.10
Jahreskosten
A.6.10.1
Kapitaldienst und Membranersatz
Grundsätzlich ist auf die veränderte Kostenstruktur bei
Umsetzung des Membranbelebungsverfahrens hinzuwei-
sen. Während bei neu zu bauenden konventionellen
Belebungsanlagen der bauliche gegenüber dem maschi-
nentechnischen Anteil deutlich überwiegt (etwa im Ver-
hältnis 2 :1), dreht sich dies Verhältnis bei Membranbele-
bungsanlagen aufgrund des fehlenden Nachklärbeckens
und des kleineren Belebungsbeckens sowie des höheren
maschinentechnischen Aufwandes mindestens um. Dies
Verhältnis kann sich noch mehr verschieben, wenn es
sich nicht um einen Anlagenneubau, sondern eine Anla-
genertüchtigung handelt, bei der vorhandene Beckenvo-
lumina genutzt werden (siehe Kap. A.6.7).
Die Investitionen für den Membranteil sind zu untertei-
len in diejenigen Bereiche, die üblichen maschinentech-
nischen Abschreibungszeiträumen unterliegen und die
Membran selbst, die nach Ablauf der Standzeit ersetzt
wird. Die Membranersatzkosten sind über den Kapital-
dienst zu erfassen. Als Abschreibungszeit ist die Standzeit
der Membran anzusetzen, die üblicherweise kürzer ist als
der maschinentechnische Abschreibungszeitraum.
Tabelle A-8 unterstreicht den wesentlichen Einfluss des
Membranersatzes auf die Jahreskosten von Membranbele-
bungsanlagen. Von größter Bedeutung sind daher
betriebliche Maßnahmen, die zu einer Verlängerung der
Standzeit der Membranen führen.
A.6.10.2
Betriebskosten
Im Vergleich zu konventionellen Belebungsanlagen fallen
bei Membranbelebungsanlagen erhöhte Betriebskosten
für den Energie- sowie den Chemikalienbedarf an. Wesent-
licher Kostenfaktor ist dabei der Energiebedarf für die
Crossflow-Belüftung.
Der Chemikalienbedarf für die verschiedenen Membran-
systeme ist höchst unterschiedlich. Je nach den erforder-
lichen Intervallen der Zwischen- und Hauptreinigungen
sowie der einzusetzenden Chemikalien wurden spezifische
Kosten von ca. 0,2 s/(m2 �a) bis 1,1 s/(m2 �a) ermittelt.
Diese große Spannbreite deutet an, dass bei der Membran-
reinigung noch Optimierungsbedarf besteht.
A.6.11
Schlussbemerkung
Ein Wirtschaftlichkeitsvergleich ist ausschließlich auf der
Basis der Jahreskosten (Summe aus Kapitaldienst und
Betriebskosten) vorzunehmen. Ein Vergleich lediglich der
Investition ist unseriös.
337
Kosten [Ct/m3] Sparte1)
Tab. A-8
Beispielhafte Darstellung membrantypischer Jahreskostenanteile
Crossflow-Belüftung 0,20 – 0,75 kWh/m3 2,0 – 7,5 B
Permeat/Rezirkulation 0,08 – 0,10 kWh/m3 0,8 – 1,0 B
zusätzlicher Belüftungsbedarf 0,08 – 0,10 kWh/m3 0,8 – 1,0 B
Chemikalien 0,20 – 1,10 m/m2 a 0,3 – 1,8 B
Membranersatz 10 – 5 a 13,3 – 26,6 K
1) B = Betriebskosten; K = Kapitaldienst
Strom: 10 Ct/kWh; Abwasseranfall 90 m3/(EW �a), spez. Membranfläche: 1,5 m2/EW,
marktübliche Chemikalienkosten für H2O2, Säuren und Laugen, Membrankosten: 80 m/m2
AnhangA
A.6.12
Vorteile und Risiken des Membranbelebungs-
verfahrens
A.6.12.1
Allgemeines
Aus den vorangehenden Ausführungen kann entnommen
werden, dass das Membranbelebungsverfahren wesentli-
che Vorteile gegenüber dem konventionellen Belebungs-
verfahren aufweist. Es darf aber nicht übersehen werden,
dass auch Risiken und Nachteile damit verbunden sind.
Im Einzelfall hat eine Gewichtung der Vor- und Nachteile
zu erfolgen, um eine gewissenhafte Verfahrensentschei-
dung zu ermöglichen. An dieser Stelle werden daher die
wichtigsten Argumente nochmals angeführt.
Vorteile
Die besonderen Vorteile des Membranbelebungsverfah-
rens lassen sich wie folgt zusammenfassen:
• geringerer Platzbedarf, weil durch den höheren TS-
Gehalt die Belebungsbeckenvolumina kleiner gewählt
werden können und auf die Nachklärung ganz verzich-
tet werden kann,
• wesentlich einfachere Möglichkeit zur Einhausung von
Kläranlagen und somit höherer Akzeptanz in dicht
besiedelten Gebieten,
• hygienisch einwandfreie Ablaufqualität, weil keine
abfiltrierbaren Stoffe im Ablauf enthalten sind und
dadurch der Keimgehalt stark reduziert ist,
• Verbesserung der Betriebssicherheit durch Vermeidung
von Beeinträchtigungen der Ablaufqualität durch Bläh-
schlamm, Schwimmschlamm und Schlammabtrieb,
• Reduktion der organischen Restverschmutzung,
Risiken und Nachteile
Im Einzelfall ist abzuwägen, welche Risiken und Nachtei-
le bei Realisierung einer Membranbelebungsanlage von
Bedeutung sind. Nachfolgend sind mögliche kritische
Punkte angeführt, welche je nach gegebenen Rahmenbe-
dingungen zu überprüfen sind:
• erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Stossbelastungen
aufgrund geringerer Beckenvolumina,
• erhöhter Gesamtenergiebedarf insbesondere für die
Modulbelüftung,
• die Membranmodule können durch Faserstoffe, zu
hohe Biomassekonzentration oder schlechte Durchmi-
schung im Filtrationsbereich verblocken oder ver-
schlammen, weshalb stets auf eine korrekte Funktions-
weise der Modulbelüftung zu achten ist,
• membranschädigende Abwasserinhaltsstoffe, die z. B.
auch durch Störfälle in die Kläranlage gelangen, kön-
nen zu einer erheblichen und irreversiblen Reduktion
der Filtrationsleistung führen,
• erhöhter apparativer Aufwand und zusätzliche Anforde-
rungen an die Prozesssteuerung,
• Einbringung/Produktion von Schadstoffen durch Reini-
gungschemikalien (z.B. AOX durch chlorhaltige Oxida-
tionsmittel),
• Errichtung von geeigneten Chemikalienlagern.
A.6.13
Glossar
Die für das Membranbelebungsverfahren besonders
bedeutsamen Begriffe werden nachfolgend kurz beschrie-
ben.
338
Anhang A
Arbeitsdruck
Der Arbeitsdruck ist erforderlich, um eine Filtrationsleis-
tung zu erzielen. Der Arbeitsdruck setzt sich zusammen
aus:
• Transmembrandruck und
• Leitungsverlusten.
Der Arbeitsdruck wird üblicherweise als Differenz zwi-
schen der Saugseite der Pumpe/Regelarmatur und dem
Umgebungsdruck unter Berücksichtigung der Wasserspie-
gellage (siehe auch Transmembrandruck).
Biofouling
Ausbildung eines Biofilms auf der Membranoberfläche
oder in der Membran durch Wachstum von Mikroorga-
nismen; Biofouling bewirkt eine Leistungs- bzw. Permea-
bilitätsminderung (siehe auch Fouling und Scaling).
Brutto-Permeatflux
aktueller Permeatflux während der Filtrationsphase eines
Zyklusses (siehe Abbildung A-17 und Netto-Permeatflux).
Crossflow
Der Begriff Crossflow stammt aus dem Bereich der im
Druckrohr betriebenen trocken aufgestellten Membransys-
teme. Bei diesem Prozess werden die Membranen über-
strömt (Querströmung = Crossflow), um die Deckschicht-
bildung auf der Membranoberfläche zu begrenzen. Bei
Membranbelebungsanlagen mit getauchter Membranfil-
tration entsteht durch die eingetragene Luft (üblicher-
weise grobblasig) eine Querströmung an der Membran-
oberfläche, die ebenfalls als Crossflow bezeichnet wird
und der Deckschichtkontrolle dient. Die Wirkmechanis-
men unterscheiden sich jedoch aufgrund der Zweiphasen-
strömung deutlich von dem Prinzip des klassischen
Crossflow-Betriebes innendurchströmter Druckrohrsysteme.
Deckschicht
Anlagerung der an der Membranoberfläche zurückgehal-
tenen Komponenten.
Filtrat
Teil des Stoffgemisches, der bei der Mikro- und Ultrafil-
tration die Membran passiert (siehe auch Permeat).
Fluss (engl.: flow)
Volumen pro Zeiteinheit
Flux (engl.: flux oder permeate flux)
spezifischer Filtratvolumenstrom je Flächen- und Zeitein-
heit (je m2 Membranfläche, je Stunde), Einheit [l/(m2�h)]
mit: vF = Permeatflux (l/(m2�h))
QF = Permeatvolumenstrom (l/h)
AM = Membranfläche (m2)
Bei stationären Verhältnissen errechnet sich der Permeat-
flux aus dem Permeatvolumenstrom (QF) bezogen auf die
Membranfläche (AM). Bei instationären Verhältnissen
kann nur ein mittlerer Permeatflux angegeben werden.
Dieser wird durch Wahl eines genügend großen Zeitinter-
valls (∆t) und des zugehörigen Permeatvolumens (∆VF)
ermittelt.
Fouling
allgemein: Ablagerung von Stoffen auf der Membran, an
oder in den Poren. Je nach foulingverursachenden Stof-
fen wird unterschieden nach organischem Fouling, anor-
ganischem Fouling und Bio-Fouling unterschieden. Fou-
ling bewirkt immer eine Leistungs- bzw. Permeabilitäts-
verminderung der Membran (siehe auch Biofouling und
Scaling).
Konzentrat
Teilstrom des Stoffgemisches, in dem der von der Mem-
bran zurückgehaltene, belebte Schlamm aufkonzentriert
ist und der üblicherweise als Rücklaufschlamm in das Be-
lebungsbecken zurückgeführt wird (siehe Abbildung A-15).
339
�F =QF
AM
=1
AM
�∆VF
∆ t
l
m2 � h[ ]
AnhangA
Membran
Barriere, die bei Membranbelebungsanlagen den Partikel-
rückhalt bewirkt.
Membranfläche A M
Für den Filtrationsprozess zur Verfügung stehende Mem-
branoberfläche:
innen durchströmte Systeme: Innenfläche, bei rohrför-
migen Systemen definiert durch den Innendurchmesser;
außen umströmte Systeme: Außenfläche, bei rohrförmi-
gen Systemen definiert durch den Außendurchmesser.
Modul
anschlussfertige, funktionsfähige Anlagenkomponente
bestehend aus
• Membranen bzw. Membranelementen,
• interne Rohrleitungen,
• Modulbelüftung,
• Armaturen, Anschlussteile,
• sonstige Halterungen.
Netto-Permeatflux
Der tatsächlich im Dauerbetrieb erzielbare spezifische
Permeatflux, der in einem Zyklus der Membrananlage
erreicht wird [l/(m2 �h)]; zu berücksichtigen sind:
• Filtrationspausen,
• Rückspülzeiten, Schaltzeiten und
• die für die Rückspülung benötigte Permeatmenge.
Für die Reinigung benötigte Betriebspausen sowie Permeat-
mengen sind bei der konzeptionellen Planung zu berück-
sichtigen.
Permeabilität
Kenngröße zur Beschreibung der Durchlässigkeit einer
Membran. Quotient aus dem Brutto-Permeatflux und
dem Transmembrandruck; Einheit: [l/(m2� h � bar)]. Die
Permeabilität sollte auf eine Bezugstemperatur korrigiert
werden, um die Vergleichbarkeit von Angaben zu verbes-
sern.
mit: vP = Brutto-Permeatflux (l/(m2�h))
∆pTM = Transmembrandruck (bar)
Permeat
Teil des Stoffgemisches, der bei der Nanofiltration und
Umkehrosmose die Membran passiert (siehe auch Filtrat).
Anmerkung: Obwohl es sich gemäß den verwendeten
Membranporendurchmessern beim Membranbelebungs-
verfahren in der kommunalen Abwasserreinigung um
eine Mikro- bzw. Ultrafiltration handelt, hat sich – ent-
gegen der formalen Definition – in der Praxis, in der
Literatur und in den Fachdiskussionen der Begriff Permeat
etabliert. Dies soll durch diesen 2. Arbeitsbericht nicht
verändert werden.
340
Lp =Vp
∆pTM
l
m2 � h � bar[ ]
Netto – Permaflux =l
m2 � h[ ]Permeatatmenge während eine Zyklusses [l] – Rückspülverluste [l]
Zykluszeit [h] � Membranfläche [m2]
Anhang A
Porendurchmesser
Die Poren bei Porenmembranen sind in der Regel nicht
uniform, d. h. sie weisen eine mehr oder weniger starke
Porengrößenverteilung auf. Als nominaler Porendurch-
messer (Einheit i. d. R. [µm]) wird der Porendurchmesser
bezeichnet, bei der die Porengrößenverteilung ein Maxi-
mum aufweist (nach RAUTENBACH, „Membranverfah-
ren“, Springer-Verlag). Der maximale Porendurchmesser
kann mit der Blasendruckmethode (bubble point) nach
DIN 58 355, Teil 2, ermittelt werden, bei der festgestellt
wird, welcher Druck erforderlich ist, um die ersten Luft-
blasen durch die Membran hindurchzupressen. Der maxi-
male Porendurchmesser ist dann über eine Formel zu
errechnen.
Rückspülung
Intervallweise, kurzfristige Umkehrung der Strömungs-
richtung durch die Membran zur Ablösung der beim
Filtrationsvorgang angelagerten „Partikel“ (Deckschicht),
i. a. R. mit Permeat.
Scaling
Ablagerung anorganischer Wasserinhaltsstoffe an der
Membran nach deren Ausfällung (siehe auch Fouling und
Biofouling).
Transmembrandruck, transmembraner Druck ∆pTM
Druckunterschied bzw. Druckverlust über die Membran
(zwischen Außen- und Innenseite der Membran); engl.:
transmembrane pressure; abgekürzt: TMP (siehe auch
Arbeitsdruck).
Zyklus
Zeitliche Summe aus Filtrationsphase und anschließender
Rückspülphase bzw. Stillstandsphase (siehe Abbildung
A-17).
341
AnhangA
A.6.14
Literaturverzeichnis
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Böhnke, B.; Bischofsberger, W.; Seyfried, C.F.
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921955-25-4, Aachen
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Entwässerungsverhalten von Klärschlämmen aus Anlagen
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Engelhardt, E., Rothe, J. (2001): Sind großtechnische
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Frechen, F.-B.; Schier, W.; Wett, M. (2001): Membranfil-
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Begleitbuch zur 4. Aachener Tagung Siedlungswasserwirt-
schaft und Verfahrenstechnik, A3, ISBN 3-921955-25-4,
Aachen
Frechen, F.-B.; Schier, W.; Wett, M. (2003): Ertüchtigung
kommunaler Kläranlagen durch den Einsatz der Mem-
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schaft und Verfahrenstechnik, A2, ISBN 3-921955-28-9,
Aachen
Universität Kassel, Fachgebiet Siedlungswasserwirt-
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342
Anhang A
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Henze, M.; Gujer, W.; Mino, T.; Matsuo, T.; Wentzel, M.
C.; Marais, G. v. R.; van Loosdrecht, M. (1999):
Activated sludge model No. 2d, Water Science and Tech-
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Mörgeli, B. (2001): Die Sensation ist perfekt; 4. Aachener
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Rat der Europäischen Gemeinschaft (1976): EG-Richtli-
nie 76/160/EWG über die Qualität der Badegewässer vom
08. Dezember 1975
Rautenbach, R.; Voßenkaul, K.; Melin, T.; Ohle,
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Tagung Siedlungswasserwirtschaft und Verfahrenstech-
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Rosenwinkel, K.-H.; Wichern, M. (2002): Bemessung
von Sauerstoff- und Überschussschlammanfall für die
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(2000); Wasserwirtschaft · Abwasser · Abfall 05/2002,
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Schier, W. (2003): Ein exemplarischer Ansatz zur Einbin-
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tenreihe des Fachgebietes Siedlungswasserwirtschaft der
Universität Kassel, Band 22
Stein, S.; Kerklies, G. (2003): Betriebserfahrungen mit
unterschiedlichen Membrantechniken ZeeWeed® und
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und Verfahrenstechnik, A6, ISBN 3-921955-28-9, Aachen
Wagner, J.; Rosenwinkel, K.-H. (2001): Einfluss gelöster
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Verfahrenstechnik, A15, ISBN 3-921955-25-4, Aachen
Wedi, D. (2002a): Pilotprojekt Abwasserentsorgung Gai-
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Bay. Landesamt für Wasserwirtschaft, unveröffentlicht
Wedi, D. (2002b): Membrananlagen zur kommunalen
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13. Magdeburger Abwassertage, 10./11. Oktober 2002,
Verlag Mainz, ISBN 3-89653-978-7
Wedi, D. (2003): Wirtschaftlichkeit des Membranbele-
bungsverfahrens, ATV-DVWK Membrantage, 1./2. Juli
2003 in Bonn
343
AnhangA
344
Ort Kapazität m3/h Rohwasser Inbetriebnahme Hersteller Membranverfahren
A.7
Großtechnisch realisierte Membrananlagen zur Trinwasseraufbereitung in Deutschland
Neckarburg 70 Karstquelle 9’1998 Aqua-source UF
Hermeskeil 140 Quelle u. Prims Talsperre 2’1999 X-Flow UF
Sundern 250 Sorpe Talsperre 3’2001 X-Flow UF
Marmagen 45 Karstquelle 3’2001 Zenon UF
Denkingen 15 Karstquelle 6’2001 X-Flow UF
Neustadt, Saale 70 Fluss 7’2001 X-Flow UF
Olpe, Elspetal 80 Bach/Quelle 8’2001 X-Flow UF
Calw, Hirsau 50 Quelle 3’2001 X-Flow UF
Jachenhausen 72 Karstquelle 8’2002 Inge UF
Partenstein 35 Karstquelle 11’2002 Inge UF
Olef 750 Olef Talsperre 1’2003 X-Flow UF
Regnitzlosau 27 Brunnen 1’2003 Zenon UF
Bad Herrenalb 36 Pelzkappenquelle 2’2003 X-Flow UF
Kandern 50 Quelle 3’2003 X-Flow UF
Lauterhofen 90 Brunnen 5’2003 X-Flow UF
Miltenberg 80 Brunnen 6’2003 Zenon UF
Waldberg 210 Quelle 6’2003 Zenon UF
Burglauer 30 Brunnen 7’2003 Inge UF
Bad Kissingen 120 Brunnen 11’2003 Inge UF
Heinrichsthal 13 Brunnen 11’2003 Inge UF
Sulzbach-Lauf. 36 Quelle 12’2003 X-Flow UF
Bad Ditzenbach 22 Quelle 12’2003 X-Flow UF
Günterstal 60 Quelle 1’2004 PALL UF
Fellen 18 Quelle 1’2004 Inge UF
Gaggenau 15 Quelle 4’2004 Inge UF
Bad Herrenalb 18 Quelle 4’2004 X-Flow UF
Roetgen 6.000 Talsperre in Bau X-Flow UF
Anhang A
345
Schlagwort Erläuterung
A.8
Glossar
Abwasserfreier Betrieb Kreislaufschließung, bei der keine Emissionen durch Abwasser entstehen. Für Membranverfahren bedeutet das,
dass sowohl das Permeat als auch das Konzentrat wiederverwendet werden können.
Ausbeute Verhältnis von produziertem Permeat (Filtrat) zur eingespeisten Rohwassermenge.
Crossflow-Filtration/ Betriebsweise: Der Feedstrom überströmt die Membranoberfläche parallel.
Dynamische Filtration
Dead-End-Filtration/ Betriebsweise: Die Membranoberfläche wird orthogonal mit dem Feedstrom beaufschlagt.
Statische Filtration
Deckschicht Feedseitige Anlagerung der von der Membran zurückgehaltenen Komponenten an der Membranoberfläche.
Deckschichtkontrollierte Filtration Die Höhe und Dichte der Deckschicht kann durch den angelegten Druck und die Überströmgeschwindigkeit
beeinflusst werden, so dass die Filtereigenschaften der Deckschicht dadurch gezielt genutzt werden können.
Dalton [D] Einheit für das Molekulargewicht.
Dynamische Filtration Siehe Crossflow-Filtration.
End-of-pipe-Maßnahmen Maßnahmen zur Reduzierung entstandener Emissionen am Ende einer Verfahrenskette.
Feed Zu behandelndes Stoffgemisch im Zulauf (Rohlösung bei flüssigen Stoffgemischen).
Feed-and-Bleed-Struktur Schaltungsvariante von Modulen: Das Konzentrat aus dem vorgeschalteten Modul wird jeweils in den
Feed-Volumenstrom des nachgeschalteten Moduls geführt.
Filtrat, Permeat Teil des Stoffgemisches, der die Membran passiert.
Fluss (flächenspezifischer) oder Flux Auf die Membranfläche bezogener Filtrat- bzw. Permeatvolumenstrom. Durchsatz durch die Membran.
Einheit [ l/(m2 � h)].
Fouling Deckschichtbildung auf der Membran durch organische Bestandteile, die zu einer Abnahme der
Filtrationsleistung führt.
Irreversibles Fouling Fouling, welches sich durch Rückspülungen bzw. Spülungen und chemische Reinigungen nicht mehr entfernen lässt.
Konzentrat Teilstrom des Stoffgemisches, welcher von der Membran zurückgehalten wird bzw. aus dem Feedstrom
abgetrennt wird.
Leistungsfähigkeit Flächenspezifischer Permeatfluss einer Membran unter definierten Betriebsbedingungen.
Lösungs-Diffusions-Membranen Membranen, die eine unterschiedliche Löslichkeit und Diffusivität der Stoffkomponenten zur Trennung nutzen,
(LDM) Umkehrosmose- und Nanofiltrationsmembranen.
Membran Selektive Barriere zwischen zwei Phasen unterschiedlicher Konzentration [RAUTENBACH 1997].
Modul Anschlussfertige, funktionsfähige Anlagenkomponente, bestehend aus Membran bzw. Membranelementen,
Druckbehälter und modulspezifischen Apparateteilen [MARQUARDT 1998].
Nährstoffelimination Abbau bzw. Elimination von Stickstoff- und Phosphorverbindungen.
Nominaler Porendurchmesser Porengröße, die als Maximum in der Porengrößenverteilung (einer Membran) auftritt.
Parallelschaltung Modulschaltung, bei dem der Feedstrom auf zwei oder mehr Module aufgeteilt wird.
Permeabilität Größe zur Beschreibung der Durchlässigkeit einer Membran. Quotient aus dem flächenspezifischen Fluss und dem
transmembranen Druck. Einheit: [ l/(m2 � h � bar].
Permeat, Filtrat Teil des Stoffgemisches, der die Membran passiert.
Porenmembranen Membranen, bei denen die Trennung auf einem Siebeffekt beruht, der durch Deckschichtbildung verbessert
werden kann, Mikro- und Ultrafiltrationsmembranen.
Reihenschaltung Modulschaltung: Der Konzentratstrom eines Moduls dient als Feedstrom des folgenden Moduls.
Das Permeat der einzelnen Module wird zusammengeführt.
Retentat/Konzentrat Teilstrom des Stoffgemisches, der durch die Membran zurückgehalten wird.
Rezirkulation Rückführung des Konzentratstroms bzw. eines Teils des Konzentratstroms in den Feedstrom.
AnhangA
346
Schlagwort Erläuterung
Rückspülung Intervallweise, kurzfristige Umkehrung der Strömungsrichtung zur Ablösung der beim Filtrationsvorgang
angelagerten „Partikel“ (Deckschicht), i. d. R. mit Filtrat.
Scaling Durch anorganische Ausfällungen (Kristallisation) gebildete Beläge auf der Membran.
Selektivität Fähigkeit einer Membran, zwischen den abzutrennenden Komponenten eines Stoffgemisches zu unterscheiden.
Semi-Crossflow- oder Kombination von Dead-End- und Crossflow-Verfahren, z. B. durch Dead-End-Filtration mit diskontinuierlicher
Semi-Dead-End-Verfahren membranparalleler Überströmung.
Spülung Kurzzeitiger Betrieb mit klarem Wasser ohne Umkehrung der Permeationsrichtung.
Statische Filtration Siehe Dead-End-Filtration.
Stufe (Druckstufe) In sich funktionierende Einheit einer Membrananlage, bestehend aus Modulen, Pumpen, Ventilen usw.
Tannenbaumstruktur Schaltungsvariante: Die Module innerhalb der in Reihe geschalteten Blöcke sind parallel geschaltet. Der Konzentrat-
volumenstrom wird dabei von Block zu Block weiter aufkonzentriert bzw. minimiert, die Permeatausbeute entspre-
chend gesteigert. Das Permeat wird in jedem Block abgezogen, wodurch sich der zu behandelnde Volumenstrom
von Block zu Block reduziert.
Transmembrane Druckunterschied bzw. Druckverlust über die Membran (von der Feed- bzw. Konzentratseite zur Permeatseite).
Druckdifferenz
Trenngrenze Die Trenngrenze einer Membran wird durch das sogenannte Cut-Off-Molekulargewicht angegeben. Hierunter ist die
spezifische Masse eines Makromoleküls zu verstehen, welches zu 95% von der jeweiligen Membran zurückgehalten
wird.
Weitergehende Abwasserreinigung Ursprünglich: Behandlungsschritte, die über die Abtrennung absetzbarer Stoffe und die Kohlenstoffelimination hin-
ausgehen.
Heute werden darunter oftmals Maßnahmen, die über die Nährstoffelimination hinausgehen, zusammengefasst
(z. B. Sandfiltration, Desinfektion, Stoffabtrennung und Aufbereitung mit Membrantechnik).
Zwischenreinigung Dem (Rück-) Spülwasser werden Chemikalien wie z. B. Zitronensäure oder oxidierende Chemikalien (z. B. Hypochlo-
rit) zugesetzt.
Anhang A
347
Abkürzung Bedeutung
A.9
Abkürzungsverzeichnis
AbwV Abwasserverordnung, Fassung vom 20. September 2001
AFS Abfiltrierbare Stoffe
BB Belebungsbecken
BSB5 Biochemischer Sauerstoffbedarf innerhalb von fünf Tagen
CSB Chemischer Sauerstoffbedarf
EW Einwohnerwert
KA Kläranlage
M Membranstufe
MF Mikrofiltration
MUNLV Ministerium für Umwelt- und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW
NF Nanofiltration
NK Nachklärbecken
Pges Gesamtheit der Phosphorverbindungen (Einheit: mg/l)
Qd Täglicher Abwasserzufluss bei Trockenwetter
Qt Maximaler Trockenwetterzufluss als 2h-Mittel bei Trockenwetter
RE Rechen
RO Umkehrosmose (engl.: Reverse Osmosis)
SFF Sand-/ Fettfang
TS Trockensubstanz: der TS-Gehalt entspricht der Biomassekonzentration (Einheit: g/l)
UF Ultrafiltration
UO Siehe RO
VK Vorklärbecken
WHG Wasserhaushaltsgesetz
348
349
350