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Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 –1679) war einer von jenen Barockdichtern, der sich besonders der Liebeslyrik widmete. Das Werben des Mannes um die Frau, Liebessehn-sucht und Liebesklage gehören dabei zu den Hauptmotiven seiner Dichtung. Gleichwohl war er sich – ganz Kind seiner Zeit – auch der Vergänglichkeit von Schönheit und Sinnlichkeit bewusst.
1 Untersuchen Sie das Gedicht unter folgenden Gesichtspunkten: a) Mit welchen Metaphern ( vgl. S. 129) wird die Schönheit der Frau beschrieben und wie wirken diese?
b) Welche Begriffe werden diesen Metaphern gegenübergestellt und was beabsichtigt das lyrische Ich mit
dieser Gegenüberstellung? Berücksichtigen Sie dabei auch die Informationen des Basiswissens
( S. 151) und der Auftaktseite ( S. 149).
c) Welche appellative Absicht verbindet das lyrische Ich mit seiner Aussage in den letzten beiden
Vers zeilen?
d) Weisen Sie das Zusammenspiel des „vanitas/memento mori“- Gedankens und des „carpe diem“- Motivs
( Basiswissen, S. 151) in dem Text nach.
2 Untersuchen Sie, inwieweit sich der Inhalt in der formalen Gestaltung widerspiegelt.
3 Erläutern Sie, ob der Inhalt des Gedichts heute noch relevant ist.
Basiswissen Das Sonett
Das Sonett ist eine in der Epoche des Barock weit verbreitete Gedichtform, die aus vierzehn Versen besteht,
zwei Vierzeiler (Quartette) und zwei Dreizeiler (Terzette/Terzine). Als Reimschema wird in den Quartetten der
um armende Reim (abba) gestaltet, während in den Terzinen verschiedene Reimvarianten möglich sind (z. B. cdc/
dcd). Die zwei Quartette werden als Aufgesang, die zwei Terzine als Abgesang bezeichnet. Als Metrum dominiert
der sechshebige Jambus (x X) mit einer Zäsur (Sprechpause) nach der dritten betonten Silbe.
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau: Vergänglichkeit der Schönheit. (Erstdruck um 1695)
Es wird der bleiche todt mit seiner kalten hand
Dir endlich mit der zeit um deine brüste streichen /
Der liebliche corall der lippen wird verbleichen;
Der schultern warmer schnee wird werden kalter sand /
Der äugen süsser blitz / die kräffte deiner hand /
Für welchen solches fällt / die werden zeitlich weichen /
Das haar / das itzund1 kan des goldes glantz erreichen /
Tilgt endlich tag und jähr als ein gemeines band.
Der wohlgesetzte fuß / die lieblichen gebärden /
Die werden theils zu staub / theils nichts und nichtig werden /
Denn opfert keiner mehr der gottheit deiner pracht.
Diß und noch mehr als diß muß endlich untergehen /
Dein hertze kan allein zu aller zeit bestehen /
Dieweil es die natur aus diamant gemacht.
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1 itzund: jetzt
Untersuchen Sie das Gedicht unter folgenden Gesichtspunkten: a) Mit welchen Metaphern (
b) Welche Begriffe werden diesen Metaphern gegenübergestellt und was beabsichtigt das lyrische Ich mit
c) Welche appellative Absicht verbindet das lyrische Ich mit seiner Aussage in den letzten beiden
d) Weisen Sie das Zusammenspiel des „vanitas/memento mori“- Gedankens und des „carpe diem“- Motivs
Untersuchen Sie, inwieweit sich der Inhalt in der formalen Gestaltung widerspiegelt.
Erläutern Sie, ob der Inhalt des Gedichts heute noch relevant ist.
1 Untersuchen Sie das Gedicht unter folgenden Gesichtspunkten:
2 Untersuchen Sie, inwieweit sich der Inhalt in der formalen Gestaltung widerspiegelt.
3 Erläutern Sie, ob der Inhalt des Gedichts heute noch relevant ist.
Memento Mori – Carpe Diem: Zwischen Lebensverneinung und Lebensgier
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Ein Zeitgenosse und Freund von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau war der Dichter Andreas Gryphius (1616 –1664).
4 Interpretieren Sie das Gedicht, indem Sie nachweisen, welche typischen barocken Themen und formalen Gestaltungsmittel verarbeitet werden.
Basiswissen Epochenmerkmale des Barock
Viele Dichter widmen sich der Liebeslyrik. Vor allem der Lobpreis der vollkommen körperlichen und geistigen
Schön heit der Frau wird lyrisch verarbeitet. Allerdings werden auch die negativen Wirkungen der Liebe und die Un-
mög lichkeit einer vollkommenen Liebe angesprochen. Auch religiöse Themen wie Leid, Schmerz, Weltent sa gung und Sündenlast bestimmen die Thematik vieler Gedichte. Eine Leitvorstellung drückt das Lebensgefühl des
barocken Dichters aus: Die radikale Absage an Sinnesfreuden und irdische Güter begründet sich in der vanitas,
der Erkenntnis der Leere und Sinnlosigkeit allen menschlichen Strebens. Das Bewusstsein von der End lich keit des
Daseins, nutzt er dazu, seinen Leser mit der Mahnung memento mori („Bedenke, dass du sterben musst“) auch
an dessen eigene Vergänglichkeit zu erinnern. Ein anderer Reflex der intensiven literarischen Ausein ander setzun gen
mit dem Thema Krieg und Tod ist das ausdrückliche Streben nach Lebensgenuss, nach Flucht in die Idylle (s. Schäfer-
dichtung) und sinnlicher Liebe. Mit der Aufforderung carpe diem („Genieße den Tag“) wird hier ein Gegenentwurf
zum „Vanitas“-Motiv postuliert. Ein weiteres Gegengewicht bilden die Wanderbühnen, auf denen die Commedia del
arte Einzug hält und in Form eines Stegreifspiels heitere zwischenmenschliche Verwicklungen präsentiert werden.
Mit der Schäferdichtung wird die Utopie eines friedlichen Lebens auf dem Lande – gleichsam als Zufluchtsort vor
der harten Realität – entworfen. Und nicht zuletzt reiht sich hier auch der Schelmen roman ein, in dessen Mittel-
punkt ein Schelm steht, der alle Attribute eines Helden bewusst negiert und sich am Rand der gesellschaftlichen
und menschlichen Existenz bewegt. Der berühmteste Schelmenroman, Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch von Hans Jakob von Grimmelshausen, wirft einen satirischen Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse
in Deutschland vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges.
Andreas Gryphius: Überschrift an dem Tempel der Sterblichkeit (1658)
Ihr irrt, indem ihr lebt; die ganz verschränkte Bahn
Lässt keinen richtig gehn. Dies, was ihr wünscht zu finden,
Ist Irrtum; Irrtum ists, der euch den Sinn kann binden.
Was euer Herz ansteckt, ist nur ein falscher Wahn.
Schaut Arme, was ihr sucht! Warum so viel getan
Um dies, was Fleisch und Schweiß und Blut und Gut und Sünden
Und Fall und Weh nicht hält? Wie plötzlich muss verschwinden,
Was diesen, der es hat, setzt in des Todes Kahn!
Ihr irrt, indem ihr schlaft; ihr irrt, indem ihr wachet;
Ihr irrt, indem ihr traurt; ihr irrt, indem ihr lachet;
Indem ihr dies verhöhnt und das für köstlich acht;
Indem ihr Freund als Feind und Feind als Freunde schätzet;
Indem ihr Lust verwerft und Weh vor Wollust setzet,
Bis der gefundne Tod euch frei vom Irren macht.
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Interpretieren Sie das Gedicht, indem Sie nachweisen, welche typischen barocken Themen und 4 Interpretieren Sie das Gedicht, indem Sie nachweisen, welche typischen barocken Themen und
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