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Menschen machen Medien 12/2010 - mmm.verdi.de · Interview mit Gerd Bauer, Hörfunkbeauftragter der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten aktuell 4Arbeitslosenversicherung

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titelthema digitalradio

8 Auf der KippeVon Günter Herkel

10 Hoffnung für NeustartInterview mit Gerd Bauer,Hörfunkbeauftragter derDirektorenkonferenz derLandesmedienanstalten

aktuell

4 Arbeitslosenversicherungfür Freie neu geregelt

4 DGB-Israelreise 20114 Workshop

Reportagefotografie5 Veranstaltungen,

Seminare, Termine

debatte urheberrecht

6 Offener Brief vonFrank Wernekezum Positionspapier von ver.di„Internet und Digitalisierung –Herausforderungen für dieZukunft des Urheberrechts“

porträt

7 Der SprachgärtnerDietrich Lade – klar und ver-ständlich, voller Witz und Ironie

rundfunk

12 Achtung – Achtung!Hier ist Königs WusterhausenDie Geburtsstunde des deut-schen Rundfunks vor 90 Jahren

13 Nicht mehr zeitgemäßRheinland-Pfalz lässtZDF-Staatsvertrag vom Bundes-verfassungsgericht überprüfen

journalistentag

14 In die Tiefe!Medienpraktiker und Wissen-schaftler debattierten zumThema: Recherche – Handwerk,Kunst und Notwendigkeit

15 Resolutionen:Iran und Philippinen

16 Das Schweigender Ämter brechenManfred Redelfs, Greenpeace,Netzwerk Recherche Hamburg

17 Jenseits der ChronistenpflichtRechercheteams gefragt –Einzelkämpfer sind out

print

20 Regionalredaktionendicht gemacht

20 Mediation bei BauerMögliche Einigung im Verfahrengegen Konzernbetriebsrätin

21 Mutige KlägerinRechtsstreit um Ausbeutung beiIppens „Kreiszeitung“

21 Verhandlungenohne Fortschritte

21 Zurück zur Tarifbindung

film

22 Verhandlungsbeginnbei CinemaxXFür Arbeitsplatzsicherung beiUmstellung auf Digitalprojektion

23 Auch Nora bleibt!Kino-Arbeitgeber scheitertemit Bagatellkündigung

23 MontagekunstSpannungsreiche Debatte aufdem Festival film+ in Köln

24 Preis für „Neue Wut“Dokumentarfilme überSozialproteste finden eine neueÖffentlichkeit

25 Tarifeinigungmit HerzflimmernProteste bei Bavaria-BPSunterstützten Verhandlungen

recht

26 Liebevolle DilettantenKlaus Kinskis Erben üben dieNachlassverwaltung

Von Gitta Düperthal | Immer wieder wird die gesetzlich vorge-schriebene Presse- und Informationsfreiheit bei Polizeieinsätzeneingeschränkt: Je stärker Bürgerprotest in Krisenzeiten, destorüder der Umgang mit Pressevertretern! Bei den Castor-Protestenim November hatte das der Bildjournalist Michael Schittenhelmaus Lindau am Bodensee zu spüren bekommen. Als er das bru-tale Polizei-Vorgehen gegen Demonstranten im Wendland mitseiner Digitalkamera festhielt, befahlen ihm Beamte mit eindeu-tigem Drohgebaren, seine Aufnahmen sofort zu löschen: „Mitden Herren der Bundespolizei wird nicht diskutiert“. Warnungendes Fotografen und Freelancers, der für lokale Blätter in Bayernund für Bild unterwegs war, das sei Zensur, ignorierten sie.Selbst Wohlverhalten bringt nichts: Im Vorfeld hatte Schitten-helm eine Akkreditierung zur Polizei geschickt, um wegen seinerlangen Anreise sicherzustellen, zum Einsatzort vorgelassen zuwerden – „wohl wissend, dass Kollegen das nicht richtig finden,weil auf diese Weise der Presseausweis entwertet wird“. Zweiweitere Journalisten wurden laut Auskunft des Ermittlungsaus-schusses verletzt, obgleich sie Westen mit der Aufschrift „Presse“trugen.Es gibt viele Methoden, Pressearbeit zu behindern: Zum Beispielunterzogen Polizisten während journalistischer Recherchen im

Flüchtlingswohnheim Zella-Mehlis Besucher mit aufwändigenAusweiskontrollen – was die Flüchtlinge einschüchterte. Erstnach heftigem Streitgespräch zogen sie ab. Verbreitete Unsitteist, bei Anfrage um Stellungnahme auf die Polizeipressestelle zuverweisen, selbst wenn vor Ort gerade nichts zu tun ist – dieverweist dann wieder zurück. Oder: Auskunft erteilende Beamtewollen partout ihren Vornamen nicht nennen, wie kürzlich beider Bundespolizei Erfurt.Welche Konsequenzen sind zu ziehen? Können nur Journalistenmit Risikobereitschaft solche Jobs übernehmen – mit Gefahren-zulage oder Entschädigung für vermehrten Rechercheaufwand?Oder wäre darauf zu dringen, Polizisten über den einer Demo-kratie angemessenen und gesetzeskonformen Umgang mitJournalisten besser aufzuklären? Vermutlich wäre leider selbstdann nicht davon auszugehen, dass sie im Einsatz bei Demon-strationen Pressegesetze einhalten. Doch zumindest wäre fürDiensthabende Beamte unschwer zu erkennen, dass die Fragenach dem Vornamen keine Schikane ist, sondern Bestandteilpräzise recherchierter Berichte. Fordern wir also, dass bevorzugtkritische Journalisten als Referenten in der Aus- und Fortbildungder Polizei ihre Arbeit darstellen. In freier Debatte – auch mitden Herren der Bundespolizei.

Rüder Umgang

inhalt

kommentiert

2 M 12.2010

➧ M Archiv im Webhttp://mmm.verdi.de/archiv

Karikatur:Petra

Kaster

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Von Günter Herkel | Ein Großverlegersohn, der öffentlich diePrinterzeugnisse des väterlichen Unternehmens niedermacht –sowas hat es in der deutschen Verlagsgeschichte noch nichtgegeben. Kein Wunder also, dass diese Provinzvariante vonDynasty die hiesigen Medien wochenlang in Atem hielt. Dasssich Konstantin Neven DuMont ausgerechnet die Bild-Zeitungals Forum seiner Suada gegen Daddy auserkor, ist allerdings einbesonders bizarres Detail dieses Kasus. Interessant vor allemdie Begründung für dieses gemeinhin als geschäftsschädigendangesehene Verhalten: Er habe doch keine andere Wahl, inKöln gebe es ja außer Papas Zeitungen nur noch die des Haupt-wettbewerbers Springer. So weit ist es in der vermeintlich soblühenden deutschen Presselandschaft inzwischen also gekom-men. Die Bild-Zeitung nicht nur ein Ventil für die Austragungder Generationsrevolten aufmüpfiger Millionärssöhne gegenpatriarchalische Väter, nein, angesichts einer ständig schrump-fenden Medienvielfalt sogar das vielleicht letzte Refugium kriti-scher Geister schlechthin.Dazu passt auch eine weitere erstaunliche Episode. Seit MitteSeptember berichtet Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer ineiner exklusiven Kolumne über den Kachelmann-Prozess. Undzwar in der Bild. Alice, die Ikone des deutschen Feminismus,

living next door to Bild? Wer solches in den 70er Jahren vorher-gesagt hätte, dem wäre vermutlich fortgeschrittene Demenzattestiert worden. Dabei hatte sich dieses Bündnis schon vordrei Jahren angebahnt, als Schwarzer sich Bild für eine Image-Kampagne an den Hals warf. Begründung damals: Neben Leutenwie Gandhi oder Willy Brandt solle doch auch mal eine leben-dige Frau wie sie in der Werbung auftauchen. Ihre Bild-Kolumneverteidigt Schwarzer mit dem Argument: Wenn sie nur noch fürfeministische Blätter schreiben dürfe, bliebe ihr ja nur dieEmma.Mit Bild gegen Sexismus und für Frauenrechte – genauso gutkönnte im Schlachthaus plötzlich die Tierschutzwoche aus-brechen. Dachten wir wenigstens bislang. Aber der Bild-Losung„Wir sind Papst“ entspricht das Schwarzersche Verdikt „Ich binFeminismus!“. Und so zieht sie – Unschuldsvermutung hin,Vorurteilsbestätigung her – regelmäßig auf Seite 8 über denangeklagten Wettermann her, während ergänzend die Bild-Stamm-Klientel sich an den Pin-up-Girls von Seite 1 aufgeilt.Konstantin und Alice – zwei besorgniserregende Phänomeneeiner galoppierenden Pressekonzentration. Wann muss auchGünter Wallraff wieder bei Bild anheuern? Bundeskartellamt,übernehmen Sie!

M 12.2010 3

Die letzte Zuflucht

26 AGBs beim SüdkurierEinhalt geboten

27 DatenweitergaberechtswidrigGericht stärkte Rechtevon Journalisten

internationales

28 Schwer verletztAngriffe auf russische Jour-nalisten ohne rechtliche Folgen

29 BBC im StreikBeschäftigte gegenRentenkürzungen undweitere Sparmaßnahmen

30 Unter Ausschlussder ÖffentlichkeitMarokko: Keine Berichteüber Repressionenin der Westsahara

31 Ägyptischer Bloggerwieder in Freiheit

31 Mutiger Journalismus –Auszeichnung von ROG

rubriken

4 Briefe an M32 Service34 Impressum37 Leute37 Preise

& aufgespießt

Und wieder ist ein Jahr wie im Flugvergangen. Ein kurzer – keineswegsvollständiger – Rückblick zeigt, dasM mit vielen Themen mitten drin warim öffentlichen Medien-Leben. Unddamit scheint die medienpolitischeZeitschrift von verdi auf einem gutenWeg zu sein – wie ein erster Blickauf die Ergebnisse der M-Leser-Um-frage zeigt. So haben sehr viele derBefragten eine ganze Menge Lesens-wertes zur Medienpolitik in M ge-funden aber auch bekundet, das esnoch mehr sein könnte. Eine detail-lierte Auswertung folgt.Das ganze Jahr über berichtete Müber die Aktivitäten von Freien unter-stützt durch ver.di. Im Mittelpunkt:Bessere Honorare, die mit den ge-meinsamen Vergütungsregeln fürfreie Journalistinnen und Journalistenan Tageszeitungen Anfang Februar inKraft traten (M 1–2). Doch nur inwenigen Verlagen werden sie ohneEinschränkungen angewandt – des-halb die dju-Kampagne „Fair Pay“,die in der gemeinsamen Aktion mitdem DJV im zweiten Halbjahr für„Faire Zeitungshonorare“ mündete.

Recherche ist 2010 ein Dauerbrennerin M. Hier kann man den Bogenschlagen vom Thema Datenjournalis-mus in M 3 (mit einem kurzen Bei-trag über Wikileaks) bis zum Berichtin der aktuellen Ausgabe über den24. Journalistentag der dju und derFachgruppe Medien in ver.di. „In dieTiefe!“ geht der diesjährige Journa-listentag mit 240 Teilnehmern füreine notwendige professionelleRecherche als Basis für Qualitätsjour-nalismus (S. 14 bis 18).Der Rundfunk, ob öffentlich-recht-liches oder privates Fernsehen undRadio, unterliegt in diesem Jahr vie-len Veränderungen: Die geräteab-hängige Rundfunkgebühr ist passé,ab 2013 gibt es eine Haushaltsab-gabe. Trotz Zustimmung, reißt auchdie Kritik nicht ab. M berichtete seitAusgabe 6-7 darüber. Der Wandelzum Hybrid-Fernsehen (M 4) und zu3DTV mit einem kleinen IFA-Ausflug(M 8-9) warf die Frage auf, ob dieInhalte hinter der rasant fortschrei-tenden Technik zurückbleiben? Undnicht zuletzt das Digital Radio. Wirdes mit eigenem Übertragungsweg

kommen, Mitte Dezember werdendie Weichen gestellt (S. 8 – 11).Sind die Verlage auf dem Weg zumdigitalen Kiosk, fragte M in der No-vember-Ausgabe beim Blick auf dieZeitungszukunft. Die Urheberrechts-debatte um Beiträge im Netz findetsich in vielen M-Artikeln. An demjüngsten ver.di-Positionspapier ent-zündete sich eine harsche Debatte –Frank Werneke äußert sich in deraktuellen M (S. 6) in einem OffenenBrief dazu. Beim Leistungsschutz-recht für Presseverlage steht ver.difür die Beteiligung der Urheber ankünftigen Erträgen (M 6–7).Das nächste Jahr wird für Verdianerein Konferenzjahr. Ende Februarstehen die Bundeskonferenzen derdju und der Fachgruppe Medien imKalender – und wir feiern 60 JahreDeutsche Journalistinnen- und Jour-nalisten-Union (dju). Im Herbst findetder ver.di-Bundeskongress statt.Die M-Redaktion wünscht FroheWeihnachten und ein erfolgreichesJahr 2011!Karin Wenk,verantwortliche Redakteurin

Das ganze Jahr mitten drin

editorial

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4 M 12.2010

➧ DGB-Israelreise 2011Politik, Gesellschaft und Medien in Israel2. bis 10. April 2011Das DGB-Bildungswerk Bayern bietet eine Studienreise nach Israel an. Zielist es, ein differenziertes Bild von Israel und der Situation im Nahen Osten zubieten. Inhaltliche Schwerpunkte sind: Israel im Überblick, Einblick in die Me-dienlandschaft, Selbstbehauptung und Überleben, Besuch des Golans unddes ersten Kibbutz, die Shoah und der Nahost-Konflikt, sowie eine Einfüh-rung in die aktuelle politische Lage in den Palästinensischen Gebieten.

➧ Workshop Reportagefotografie13. bis 19. Juli 2011 in HannoverDie Reportage ist und bleibt die Königsdisziplin in der Fotografie.Die Reportagefotografie stellt jenseits der Beherrschung fotografischer Tech-nik die größten Anforderungen an den Fotografen. Der rote Faden musserkennbar sei, die Geschichte sollte Rhythmus haben, sie muss auserzähltsein, sollte keinen Stilbruch aufweisen und darf keine Redundanzen haben.Last but not least soll sie in spannenden Bildern erzählt sein.Das Seminar vermittelt erste Fähigkeiten und Grundlagen in der Reportage-fotografie. Die Teilnehmer erlernen das Basiswissen und fotografieren eineeigene kleine Reportage. In täglichen Korrekturen lernen sie außerdemGrundlagen der Gestaltung, Technik und des »Magischen Moments«.Am Ende des Seminars stehen die Präsentation der einzelnen Arbeitenund die Abschluss-Besprechung. Die Teilnehmer sollten Grundkenntnisseder Fotografie und des Journalismus mitbringen. Mitzubringen sind einedigitale Systemkamera und ein Laptop.Leitung: Prof. Rolf Nobel, FH Hannover, Abt. Design und MedienOrt: Fachhochschule Hannover und UmgebungAbteilung Design und Medien (Studienrichtung Fotografie im modernenDesign-Center), Expo Plaza 2, 30539 HannoverTeilnehmerzahl: Maximal 20 KollegInnen. Der Workshop richtet sich anhauptberufliche Fotografen. Über die Teilnahme entscheiden Reihenfolgeder Anmeldung und QualifikationAnmeldung: Bis zum 10. Februar 2011 an: ver.di Bundesverwaltung /RS 4 – dju Geschäftsstelle, 10112 Berlin, z.Hd. Andje Raudszus,E-Mail: [email protected]: 12 Pensionszimmer in der Nähe sind reserviert bei:Pension Messe-Blick, Hildesheimer Str. 144, Hannover-Laatzen,Tel. 0511 / 823 70 50, Ü/F 35,00 EuroSeminarkosten: dju/ver.di-Mitglieder: 300,00 Euro (zzgl. Übernachtung /Ver-pflegung), Nichtmitglieder: 400,00 Euro (zzgl. Übernachtung / Verpflegung)

Arbeitslosenversicherungfür Freie neu geregeltMit dem „Beschäftigungschancengesetz“, das im Juli das Parla-ment passierte wurde auch die freiwillige Arbeitslosenversiche-rung für Selbständige, die nach bisheriger Regelung zum Jahres-ende ausläuft, verlängert und neu geregelt. Neu ist, dass die Bei-träge beträchtlich steigen: Sie können 2011 bei knapp 40 Euroim Monat liegen, ab 2012 sind sogar bis zu 80 Euro zu berap-pen. Neu festgelegt ist auch, dass nicht beliebig oft zwischenSelbständigkeit und Arbeitslosengeldbezug gewechselt werdenkann. Wurde Arbeitslosengeld zweimal bezogen, ist ein neuer-licher Weg in die Versicherung versperrt. Außerdem: wer die Auf-nahme in die freiwillige Arbeitslosenversicherung beantragt,bindet sich fünf Jahre. Attraktiv bleibt die freiwillige Weiterver-sicherung für unständig und auf Produktionsdauer Beschäftigtebei Rundfunk, Film und Fernsehen. Alle anderen, die sich bis-her zu günstigen Beiträgen selbst versichert hatten, müssennun abwägen, ob sich die künftig teure Angelegenheit für siewirklich lohnt. Wer nach den bisherigen Bedingungen abgesi-chert war, kann seine Versicherung ausnahmsweise zum 1. Janu-ar 2011 kündigen, die Frist dafür endet am 31. März 2011.www.mediafon.net unter Ratgeber/Sozialversicherung ■

Wir freuen uns über Briefe. Manchmal müssen wir Leserbriefekürzen. Wir bitten dafür um Verständnis.

ver.di BundesverwaltungKarin Wenk, «M»-Redaktion, 10112 Berlin

Telefon: (030) 69 56 23 – 26, Fax: – 76E-Mail: [email protected]

Wunde Punkte

Klar zahl` ich! Neues Gebührenmodell in M 11 / 2010

Man wünscht sich von einer kritischen Journalisten-Zeitschriftwie M eine differenzierte Diskussion des Themas Rundfunk-gebühren. Die Kolumne in M 11 / 2010: … Verteidigung des Ist-Zustandes auf der einen, vage Forderungen auf der anderen,„den Menschen den Programmauftrag klar“ zu benennen.

Benennen wir doch mal ehrlich die wunden Punkte:1. Das Öffentlich-Rechtliche System ist ein gigantischer Mo-loch mit einem 7 Mrd. Etat, das in fast jedem Bundesland eineRundfunkanstalt mit komplettem Verwaltungsapparat bis hinzum hoch dotierten Intendanten unterhält. Da wird auch be-züglich des Programms viel Redundanz erzeugt.2. Trotz Rundfunkgebühren verzichten die ÖR nicht auf Wer-bung (sondern schränken diese nur etwas ein) ...3. Der kulturelle, bildende und informative Auftrag ist die eigent-liche Legitimation des ÖR. Hier ist der ÖR auch unverzichtbar.Und leistet vieles – was sich vor allem in seinen Radioprogram-men und Nachrichten/Politikangeboten zeigt. Allerdings: Wel-chen Anteil am Gesamtbudget macht dieser Programmteil? ...4. Die Umwandlung der Rundfunkgebühren ist sicherlich einSchritt in die richtige Richtung. Aber: 18 Euro im Monat sindals Solidaritätsbeitrag zu viel. In der Tat „profitieren“ sehr vieleMenschen heute nicht mehr vom ÖR, da sie deren Programmegar nicht konsumieren. Es ist an der Zeit, diese „Schwarzseher“(die häufig in Wirklichkeit „Nicht-Seher“ sind) zu ent-krimina-lisieren. Hätte man die Chance ergriffen, einen geringeren Bei-trag zu wählen (z.B. 10 Euro), hätte man viele Freunde gewin-nen können, da deutlich würde, dass auch von Seiten der ÖRBereitschaft besteht, sich auf die neue Situation einzulassen.

Ralph Schneider, per Mail

Wer: Journalisten,Medienschaffendeund politisch InteressierteWo: Tel Aviv, Jerusalem,Kibbutz Sha’ar HaGolan(See Genezareth),Ramallah (Westjordanland)Preis: 1.200,- Euro proPerson /DZ /ohne Flug(detaillierte Infos im Programm)

Informationen /detailliertes Programm:

www.dgb-bildungswerk-bayern.deoder vom Ansprechpartner:

Jörg Reichel – Gewerkschaftssekretärver.di Landesbezirk Bayern

Fachbereich 8 – MedienSchwanthaler Straße 64, 80336 München,

Tel: 089 / 599 77 10 84,E-Mail: [email protected]

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aktuell

Anzeige

dju-Fotoausstellung | Die Deutsche Jour-nalistinnen- und Journalisten-Union (dju)in ver.di Berlin-Brandenburg plant vom4. März bis 21. April 2011 eine Fotoaus-stellung in der ver.di-MedienGalerie imHaus der Buchdrucker unter dem Titel „Mo-derne Zeiten – Momentaufnahmen derArbeitswelt“. Fotografinnen und Fotografen,die dokumentiert haben, wie sich die Ar-beitswelt der ver.di-Mitglieder in den ver-gangenen Jahren verändert hat, könnensich für die Ausstellung bewerben. Die Fotossollen aus den Branchen, in denen diever.di-Mitglieder tätig sind, stammen:Öffentlicher Dienst, Ver- und Entsorgung,Handel, Gesundheitswesen, soziale Dienste,Kirchen, Wohlfahrt, Postdienste, Speditio-nen, Logistik und weitere. Einen Überblicküber die bei ver.di organisierten Berufebietet die Internetseite http://branchen.verdi.de. Bewerbungen können alle haupt-beruflichen Fotografinnen und Fotogra-fen, die ver.di-Mitglied sind, bis 30. Januar2011 an Andreas Köhn, ver.di-Landesfach-bereichsleiter, ver.di-Landesbezirk, Köpeni-cker Straße 30, 10179 Berlin, oder perEmail an [email protected], senden.

Veranstaltungen für Selbstständige in Ham-burg | 27. Januar 2011, 19 Uhr: Xing, Face-book und Co. für Einsteiger und Nach-zügler. „Networking“ im Internet, was bringtdas und wie funktioniert es? Wir zeigen,wie XING, Facebook und Co eingesetztwerden können, um bestehende und neueKunden zu begeistern. Referent: HolgerAhrens, Mediendienstleister und IT-Pro-jektleiter. Moderation: Beate Schwartau,Unternehmungsberaterin und Trainerin.

3. Februar 2011, 19 Uhr: Kredite fürdie Existenzgründung oder zum Ausbauselbstständiger Arbeit. Wir geben einenÜberblick über die Vergabe von Mikro-krediten und Kleinstdarlehen in Hamburg.Referentin: Martina Oesterer, Projekt Mit-telstandsförderinstitut, InnovationsstiftungHamburg. Moderation: Marina Gabel,Training & Beratung

3.März 2011, 19 Uhr: Einnahme-Überschuss-Rechnung selbst gemacht.Welche Einnahmen und Ausgaben gehö-ren in welcher Form in die EÜ-Rechnungund das EÜ-Formular? Referent: ReimerEilers, Publizist und mediafon-Berater.Moderation: Angela Schmitz, Systemisches

Coaching – Beratung – Training. Veran-staltungsort: Gewerkschaftshaus Ham-burg, Besenbinderhof 60, Raum St. Georg.Anmeldung online: http://freie-hamburg.verdi.de/veranstaltungen/anmeldung

VG Wort Meldungen | Wer im kommendenJahr an den Ausschüttungen der VG Wortfür 2010 teilnehmen möchte, muss fol-gende Termine beachten: 31. Dezember:Meldeschluss für die Sonderausschüttungfür Urheber im Bereich Texte im Internet.Einsendeschluss für den Abschluss desWahrnehmungsvertrags und für dieMeldesystemregistrierung – beides perPost! 31. Januar: Meldeschluss in den Berei-chen Video, Hörfunk, Fernsehen, Sprach-tonträger, Presse, Wissenschaft.

Wer einen Wahrnehmungsvertragfristgerecht für das laufende Jahr abschlie-ßen möchte, kann diesen im MeldeportalT.O.M. herunterladen. Die Meldesystemre-gistrierung für T.O.M. und der ausgefüllteund unterschriebene Wahrnehmungsver-trag müssen spätestens bis zum 31. De-zember 2010 per Post bei der VG WORTeingehen. www.vgwort.de

Veranstaltungen, Seminare, Termine

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Der ver.di-Bundesvorstand hat am 25.Ok-tober 2010 ein Positionspapier zum Urhe-berrecht beschlossen. Die Reaktionen sindin Teilen heftig. Im Raum stehen Vorwür-fe, ver.di wolle – ähnlich wie noch vor kur-zem Ministerin von der Leyen in ihremKampf gegen Kinderpornografie – „Stopp-schilder“ im Internet errichten und eineÜberwachungsinfrastruktur gegenüber„Urheberrechtssündern“ aufbauen.

Die teilweise – bewusst oder unbe-wusst – falsche Berichterstattung in eini-gen Blogs verfälscht und verzerrt die Aus-sagen des Beschlusses. Dabei wird z.T.ver.di in Nähe von Zensurbefürworterngerückt. Dem möchte ich ausdrücklichwidersprechen.

Wer den Beschluss gelesen hat, wirdfeststellen, wie differenziert dort argumen-tiert und insbesondere auf die Sorgen der„Netzgemeinde“ eingegangen wird. DieWahrung und Sicherung einer freien Kom-munikation und Information ist für ver.diessentiell wichtig und liegt im unmittelba-ren Interesse verschiedenster Mitglieder-gruppen der ver.di. Das Positionspapierstellt einen Blick von mehreren Seiten,nämlich von Usern und von Urhebern aufdie gemeinsame Herausforderung aus denvielfältigen Möglichkeiten des Internets her.

Bei diesem Positionspapier handelt essich auch nicht um einen Schnellschuss,sondern um das Ergebnis intensiver Arbeitund Diskussion – zwischen den betrof-fenen Fachbereichen in der ver.di und inden betroffenen Gremien. Auch in dasMitgliedernetz von ver.di wurde das Papierzur Diskussion eingestellt. Jede und jeder,der sich zu dem Beschluss äußern wollte,konnte dies also tun. Viele haben davonGebrauch gemacht. Viele Inhalte dieserStellungnahmen sind auch in die Überar-beitungen eingeflossen. Am Ende diesesProzesses hat der ver.di-Bundesvorstanddas jetzt vorliegende Papier beschlossen.

Die vorangegangenen Diskussionenhaben uns noch einmal bewiesen, wievielfältig die Interessen beim Urheberrechtsind. Aber auch wie emotional die Debatteschnell werden kann. Der Beschluss desver.di-Bundesvorstandes ist deshalb be-wusst zurückhaltend und abwägend for-muliert. Wir machen darin deutlich, dasswir im Umgang mit Urheberrechten im

Internet gerade nicht auf Zensur undSanktionen, sondern auf Transparenz undInformation setzen. Eben weil wir gegenSperren im Netz sind und das Abmahnwe-sen begrenzen wollen, sollen auf Internet-seiten, die urheberrechtlich geschützteInhalte illegal zum Download anbieten,Hinweise gesetzt werden zur Aufklärungder Nutzerinnen und Nutzer – und zwarnach Anhörung und Widerspruchsmög-lichkeit der betroffenen Seitenanbieterund von einer dazu legitimierten Institu-tion. Eine Speicherung der IP-Adressenvon Nutzerinnen und Nutzern wollen wirnicht. So und nicht anders steht es in demBeschluss. ver.di verlangt nicht, den Zu-griff von IP-Adressen auf bestimmte Inter-netseiten zu dokumentieren, Inhalte zuzensieren oder Nutzerinnen und Nutzervom Internetzugang auszuschließen.

Unser Anliegen ist es, gerade ange-sichts der Bedeutung des Internets bei derVerbreitung kreativer Inhalte wieder aufden Wert des Urheberrechts aufmerksamzu machen. Maßnahmen wie eine anlass-lose Kontrolle des Surfverhaltens, dieVorratsdatenspeicherung oder das Kappenvon Internetzugängen nach französischemVorbild („Three strikes out“-Modell) lehntver.di ab. Auch dies ist im Beschluss nach-zulesen.

Gleichwohl sind wir als Interessenver-tretung all jener, die mit ihrer kreativenArbeit Geld verdienen müssen, in der Ver-antwortung, uns für ihre Urheberrechteeinzusetzen. Uns kann es nicht egal sein,wenn im Internet massenhaft geschützteInhalte unter Verletzung des Selbstbestim-mungsrechts des / der Urheber/in bzw.und ohne das ihnen zustehende Entgelt ver-breitet werden.Wir sind nicht der Meinung,dass der Vertrieb urheberrechtlich geschütz-ten Materials, z.B. in Tauschbörsen, nochvom Recht auf Privatkopie gedeckt ist.

Deshalb ist es unerlässlich, wieder ver-stärkt den Wert von Urheberrechten be-wusst zu machen. So ist etwa für die viel-fältig und auch im Positionspapier darge-stellten kreativen Gemeinschaftsleistungenaus Open Source und Creative Commonein funktionierender Schutz des Urheber-rechts der an dem Gesamtwerk Beteiligtenein unverzichtbares Mittel, um einenMissbrauch und wirtschaftliche Auswer-

tung durch Unberechtigte zu vermeiden.Außerdem gilt es, effektive Erlösmodellefür das Internet zu entwickeln und zu eta-blieren. Die immer wieder als Allround-lösung beschworene „Kulturflatrate“ zurpauschalen Vergütung von Urheberrechtenim Internet erachten wir als nicht taug-lich. Denn: Urheberrechte sind Persön-lichkeitsrechte. ver.di ist die größte Orga-nisation von Urheberinnen und Urhebernin Deutschland. Deshalb haben wir vordem Hintergrund der laufenden politischenDiskussion, der Arbeit der Enquete-Kom-mission des Deutschen Bundestages undder laufenden Novellung des Urheber-gesetzes Position bezogen. Übrigens aufder Linie, die wir seit geraumer Zeit in Fra-gen der Urheberpolitik formuliert haben.Es war uns klar, dass es kritische Bewertun-gen zu dem vom ver.di-Bundesvorstandbeschlossenen Papier geben wird. Bei derFrage, wie ein geeigneter Rechtsrahmenaussehen kann, um den Schutz geistigenEigentums zu ermöglichen, treffen unter-schiedliche Vorstellungen und natürlichauch Interessen aufeinander. Übrigens nichterst seit dem das Internet die Bedeutungerlangt hat, die es heute ohne Zweifel hat.

Alle auch kritischen Bewertungen desPositionspapiers des ver.di-Bundesvorstan-des sind daher wichtige Diskussionsan-stöße. Ich möchte gleichzeitig die Kolle-ginnen und Kollegen, die unsere Vorschlä-ge sehr grundsätzlich ablehnen dazu er-muntern, Alternativen zu formulieren, ausdenen deutlicher wird, wie über andereWege den Persönlichkeitsrechten von Ur-heberinnen und Urhebern und ihren Ver-wertungs- (und damit) Einkommensinter-essen nachgekommen werden kann.

In diesem Sinne freue ich mich auf dieweitere Diskussion.

Frank Werneke,stellvertretender ver.di-Vorsitzender

Das ver.di-Positionspapier „Internet und Digitalisierung – Herausforderungen für die Zu-kunft des Urheberrechts“ hat in der Öffentlichkeit und auch im ver.di-Mitglieder-Netz zueiner regen, kritischen Debatte geführt. Mitunter wurden Vorwürfe laut, die Widerspruchherausfordern. ver.di-Vize Frank Werneke setzt sich damit auseinander. M veröffentlichtseinen Offenen Brief, der auch ins Netz gestellt wurde.

6 M 12.2010

debatte urheberrecht

Foto:C

hristianvonPolentz/transit

Offener BriefLiebe Kolleginnen und Kollegen!

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Von Gundula Lasch | Seit rund 20 Jahrenserviert Dietrich Lade der Leserschaft vonDruck+Papier seine Kolumne „Der Sprach-wart“. Ob es um Erklärungen von Begriffenund Redewendungen wie „Pappenheimer“oder „der springende Punkt“ geht, ob ersprachliche Entgleisungen und Sinnlosigkei-ten aufs Korn nimmt: Lades lockerer, humor-voller Ton ist sein Markenzeichen – Pedante-rie oder verknöcherte Sichtweisen wird manin den Ausführungen des immer noch akti-ven Rentners nicht finden.Wir besuchten ihnin Neuenhagen bei Berlin.

Wir treffen Dietrich Lade im Garten an,wo er gerade Laub harkt. Das Grundstückseines Hauses ist nicht groß, macht aberdennoch viel Arbeit: „Pflanzen sind wiedie Sprache“, sagt er, „man darf nicht zu-viel beschneiden, damit sie wachsen, ge-deihen und sich verändern können. Aberman muss auch darauf achten, dass sienicht verwildern.“ Womit der „Sprachwart“seinen Anspruch schon formuliert hat.

Pädagogische Ader

Er bittet uns hinein. Auf dem Tischliegen einige schmale Hefter mit losenBlättern und Bücher. „Ich weiß kaumnoch, wohin mit den vielen Unterlagen“,gibt er schulterzuckend zu. Sein Archivwürde jede Menge Stoff für Diplom- oderDoktorarbeiten hergeben.

Die Leidenschaft für Sprache hält beiDietrich Lade seit mehr als 65 Jahren an.Er entdeckte sie schon als kleiner Junge,als er mit seinen Eltern noch in Gumbinnen

in Ostpreußen wohnte: „Mit 13 Jahrenhabe ich angefangen, Gedichte zu schrei-ben, wollte Schriftsteller werden“, erinnerter sich. Doch damals war nicht die Zeit fürschöne Worte. Es war Krieg, seine Familiekam mit einem Flüchtlingstransport nachFrankenberg in Sachsen. Nach Kriegsendenahm Lade als 15jähriger eine Stellmacher-lehre auf und machte seine ersten Erfah-rungen mit „oben“ und „unten“: „MeinemBoss ging es bestens, ich lebte am Mini-mum“, berichtet er und seine Augen fun-keln noch immer zornig: „Da bin ich indie Gewerkschaft eingetreten.“ Und nachAbschluss seiner Ausbildung wollte er nurnoch das tun, was ihm vorschwebte:schreiben.

Er verdingte sich als freier Mitarbeiterbei der damaligen Halleschen Nationalzeitung.Später wechselte er zur staatlichen Nach-richtenagentur ADN, absolvierte dort einVolontariat. „Richtig zufriedenmachte michdas aber nicht“, sagt er. Ein Inserat in derBerliner Zeitung „Volkshochschule Mittesucht Deutschlehrer“ war der Beginn sei-ner beruflichen Wende: „Sie waren frohüber jeden, der sich meldete“, schmunzeltLade und fügt hinzu: „So entdeckte ichmeine pädagogische Ader.“

Dietrich Lades sprachanalytische Fähig-keiten sprachen sich schnell herum. Er ver-öffentlichte u.a. in der Fachzeitschrift fürJournalisten Neue Deutsche Presse die regel-mäßige Kolumne „Unter der Stillupe“, wur-de vom Fernsehen der DDR um Lektorateund Stilanregungen gebeten, arbeitete fürdie sendereigene Betriebsakademie. Auchhielt er Vorträge an der Fachschule fürJournalistik in Leipzig – alles freiberuflich.

Viele Klischees von den Medien derDDR kann der Sprachgärtner aus eigenerErfahrung widerlegen: „Ich habe in mei-ner Arbeit keine Einschränkungen erlebt“,stellt er fest. „Konstruktive Kritik war mög-lich.“ Ein gutes Beispiel: Karl-Eduard vonSchnitzler moderierte den „SchwarzenKanal“ und galt seit den 1970er Jahren alshärtester Propaganda-Einpeitscher imDDR-Fernsehen. Die unverblümten Hin-weise des Sprachexperten in der sender-eigenen Publikation „Kultur der Sprache“nahm er aber dankend an.

Dass Dietrich Lade überall beliebt undgefragt war, ist aber sicher nicht allein aufsein außergewöhnliches Wissen zurückzu-führen. Klar und verständlich, voller Witzund Ironie – so erreicht er die Köpfe undHerzen der Menschen. Und: Er ist nie umeinen Spruch verlegen und kann auch

über sich selbst lachen: „Ich habe einenGramma-Tick“, sagt er mit gespieltem Ernst.Den Stoff für seine Kolumnen findet er bisheute bei der Zeitungslektüre oder beimFernsehen: „Das ist der tägliche Wahn-sinn“, amüsiert er sich: „Wenn zum Bei-spiel in der Reklame mit dem Mega-Preisgeworben wird, kann ich nur lachen. Da-mit wäre nämlich der höchste Preis ge-meint – nicht etwa der niedrigste oder garbeste!“

Leidenschaft fürs Reisen

Was aber nicht heißt, dass die SpracheLades einzige Leidenschaft ist: ÄhnlicheFaszination übt auf ihn das Reisen aus.Schon zu DDR-Zeiten durchquerte er denOstblock, soweit die Visa reichten. Und inden letzten 20 Jahren kamen Westeuropaund Nordafrika dazu: „Es gibt wohl keineeuropäische Großstadt, in der ich nochnicht war“, sagt er. In diesem Jahr war dasEdinburgh, 2009 zog es ihn nach Dublin.Sprachentdeckungen macht er unterwegsebenso: „Auf Malta gibt’s auch den Kin-dergarten“, bringt er sofort ein Beispiel.Und die passende Literatur reist immermit – ganz gleich, ob es nach Kopenhagenoder Kuba geht. Das einzige Zugeständnisans Alter, das der rüstige Rentner mittler-weile macht, ist: „Mehr als fünf Flugstun-den soll mein Ziel nicht entfernt liegen.Aber da bleiben immer noch genügendMöglichkeiten“, lacht er.

Dietrich Lade ist zweifellos ein leiden-schaftlicher Mensch, der immer noch vie-le Träume, Ideen, Vorhaben hegt. Viel-leicht ist das der Grund, dass die Jahre ihmscheinbar nichts anhaben können. Sein80. Geburtstag im Dezember ist für ihnkein wirklich wichtiges Datum und er bit-tet: „Hängen sie es nicht an die großeGlocke.“ Womit es schon wieder einenAnlass gäbe, nach der Herkunft dieserRedewendung zu fragen … ■

M 12.2010 7

Der SprachgärtnerDietrich Lade – klar und verständlich, voller Witz und Ironie

porträt

➧Woher kommt der„Sprachwart“?Die Bezeichnung ist eine Reminiszenz an denTitel einer traditionsreichen Fachzeitschrift,die als „Monatsblätter für Sprache und Recht-schreibung“ von der IndustriegewerkschaftDruck und Papier bis 1969 für die Korrek-torensparte herausgegeben wurde.

Foto:StefanieHe

rbst

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Es klingt wie eine Geschichte aus Absur-distan. Seit Jahren investieren private undöffentlich-rechtliche RundfunkveranstalterMillionenbeträge in digitale Technik, umdie Hörer künftig mit digitaler Empfangs-qualität zu verwöhnen. Doch getan hatsich bis heute wenig. Das liegt nicht alleinam störrischen Konsumenten, der bislangaus guten Gründen lieber analog bleibt.Eine verworrene Gemengelage unter-schiedlicher Interessen hat verhindert,dass das Radio parallel zum Fernseheneinen geordneten Einstieg ins digitaleZeitalter vollziehen konnte.

Jetzt wird möglicherweise der letzteVersuch unternommen, die technischüberfällige digitale Revolution im gutenalten Dampfradio doch noch zu schaffen.Unlängst gab die Kommission zur Ermitt-lung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (KEF) denverhandelnden Parteien eine letzte Gna-denfrist. Bis zum 15. Dezember habenSendernetzbetreiber Media Broadcast unddie privaten DAB-Programmanbieter jetztZeit, entsprechende Vertragsabschlüsseund Zulassungen durch die Landesmedien-anstalten vorzulegen. Gelingt dies nicht,dürfte es auf absehbare Zeit vorbei seinmit dem digitalen Fortschritt im Radio.

Für die meisten Digitalradioverfech-ter hatte die KEF dem DAB-Projekt (DAB= Digital Audio Broadcasting) bereits imvergangenen Jahr den Garaus gemacht.Damals entschied sie, die von der ARDfür einen Digitalradio-Neustart angemel-deten Mittel von 140 Millionen Euro fürden Zeitraum von 2009 bis 2012 umrund 90 Prozent zu kürzen. Genehmigtwurden lediglich 15 Millionen Euro fürden Weiterbetrieb der bestehenden DAB-Sendeanlagen (vgl. M 11/2009). Die Kom-mission reagierte damit auf das Votumdes Verbandes Privater Rundfunk und

Telemedien (VPRT) gegen die ursprüng-lich bereits für Herbst 2009 geplante Ein-führung von DAB Plus. Ihre ablehnendeHaltung begründeten die VPRT-Mitglieds-sender seinerzeit mit einer mangelndenRenditeerwartung: Selbst bei Förderungdurch öffentliche Gelder gebe es angeb-lich in den nächsten fünf bis zehn Jahrennur geringe Chancen auf eine Refinanzie-rung aus dem Werbemarkt. Die Verbreitungvon DAB Plus koste „sehr, sehr viel Geld“,kalkuliert Sebastian Artymiak, Leiter derAbteilung Medientechnik beim VPRT,nach gegenwärtigem Stand „400.000 Europro Programm bei bundesweiter Verbrei-tung“. Zugegeben kein Pappenstiel.

Gemeinsames bundesweites Netz

Erst nach langem Zögern war die KEFMitte des Jahres dann doch einem Antragvon ARD und Deutschlandradio gefolgtund hatte noch mal einige Zusatzmillio-nen für die Weiterentwicklung des Digital-radios „grundsätzlich“ freigegeben: maxi-mal 30 Millionen für die ARD, weitere12 Millionen für Deutschlandradio. Diesallerdings unter der Voraussetzung, dassDeutschlandradio und private Anbieterinnerhalb einer gesetzten Frist auf ent-sprechende Verträge mit Sendernetzbe-treiber Media Broadcast vorlegen. In einemersten Schritt, so sieht es das weitereProzedere vor, soll das Deutschlandradiosich gemeinsam mit privaten Veranstal-tern am Aufbau eines deutschlandweitenNetzes beteiligen. Danach könnten dieLandesrundfunkanstalten der ARD weiterin den regionalen Ausbau investieren.Vor allem Deutschlandradio könnte voneinem dichten digitalen Netz entscheidendprofitieren. Eine flächendeckende Ver-sorgung der Hörer konnte aufgrund derKnappheit von UKW-Frequenzen nie ge-

währleistet werden. Zu den privaten In-teressenten gehören die Entspannungs-radio GmbH mit Lounge FM, ERF Medienaus Wetzlar mit ERF Radio, die Neue Wellemit Radio Rauschgold, Energy Hamburg97,1, die Radioholding Regiocast mit demFußballradio 90elf und RemiX Radiosowie die Walt Disney Company mitRadio Disney. Ein Drittel der Kapazitätenwar bereits an die drei Programme desDeutschlandradios – Deutschlandfunk,Deutschlandradio Kultur und DRadioWissen – vergeben worden.

Das Deutschlandradio soll nun bis zumAblauf der Gnadenfrist der KEF Vollzugmelden – Vollzug über den Abschluss derVerträge und die Zulassungsverfahren fürdie Privatanbieter durch die Landesme-dienanstalten. Sollte das gelingen, könntezum 1.8. 2011 der Neustart des Digital-radios bundesweit mit insgesamt achtprivaten Programmen sowie den drei Pro-grammen von Deutschlandradio erfolgen.Noch ist nicht sicher, ob es dazu kommt.Es gebe aber nach Lage der Dinge begrün-dete Hoffnung, findet mittlerweile auchGerd Bauer, der Hörfunkbeauftragte derDirektorenkonferenz der Landesmedien-anstalten (DLM). Die Verhandlungenbrauchten eben Zeit, da schließlich „beidePfeiler des dualen Rundfunksystems mitins digitale Hörfunkboot genommenwerden sollen“. (vgl. Interview in diesemHeft) Die Gründe, warum ein erfolgreicherAbschluss wünschenswert sei, hatte Bauerim jüngst veröffentlichten „Digitalisie-rungsbericht 2010“, herausgegeben vonder Kommission für Zulassung und Auf-sicht der Landesmedienanstalten, aufge-listet. Digitalradio biete die „Chance zueinem praktischen Mehrwert: für die Hö-rer mit neuen Angeboten, für die Werbe-wirtschaft mit neuen Vertriebswegen, fürSendenetzbetreiber mit neuer Auslastung,

Auf der Kippetitelthema

8 M 12.2010

digitalradio

Der für 2011 geplante Start des bundesweiten Digitalradios DABPlus steht erneut auf der Kippe. Sollten Netzbetreiber Media Broad-cast und private Anbieter sich bis Mitte Dezember nicht einigen,will die KEF auch die DAB-Finanzierung von ARD und Deutschland-radio stoppen. Damit wäre der digitale Hörfunk mit eigenständigemÜbertragungsweg in Deutschland auf lange Sicht am Ende.

Von Günter Herkel

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für Handel und Geräteindustrie mit neuenAbsatzmöglichkeiten und nicht zuletztfür unser demokratisches Gemeinwesenmit einem Mehr an Angebots- und Anbie-tervielfalt“. Fehlt nur noch die Einigungder diversen Player.

Tauziehen um Konditionen

Seit Mitte des Jahres liefern sich dieBeteiligten ein bislang erfolgloses Tauzie-hen um die Konditionen der Zusammen-arbeit. Man gibt sich zugeknöpft, will dielaufenden Verhandlungen nicht durchIndiskretionen torpedieren. Eine Schlüs-selrolle spielt dabei Media Broadcast.Wer ist Media Broadcast? Die ehemaligeTelekom-Tochter bekam von der Bundes-netzagentur im vergangenen Jahr alseinziges Unternehmen die Lizenz für dendeutschlandweiten DAB-Multiplex zuge-teilt. Seit 2007 befindet sich das Unter-nehmen im Besitz des französischenKonzerns TDF, an dem wiederum der US-Finanzinvestor Texas Pacific Group mehr-heitlich beteiligt ist. Nicht unerheblichist, dass Media Broadcast deutschlandweitsowohl das terrestrische Hörfunksende-netz betreibt wie auch das digital-terre-strische TV-Netz (DVB-T) – letzteres aller-dings in den westlichen Bundesländernin Kooperation mit den ARD-Anstalten.Verdient wird also bei jeglicher Art vonRundfunkverbreitung.

Natürlich geht es beim Digitalradioauch um Geld, konkret um die Finanzie-rung der Netzkosten für die Verbreitungder DAB-Plus-Programme. Media Broad-cast verlangt von den Sendern 6,2 Millio-nen Euro jährlich für den bundesweitenMultiplexbetrieb. Denen ist das zu teuer.Dass die potentiellen DAB-Plus-Programm-anbieter parallel mit weiteren Playernverhandeln, macht die Sache nicht ein-

facher. So gibt es Gespräche mit der Ge-räteindustrie, den Automobilunternehmen,den Landesmedienanstalten und demBundeswirtschaftsministerium.

Auf dem jüngsten „Endgerätegipfel“bei der „Bayern Digitalradio“ in Münchenstritten die privaten Hörfunker mit denCE-Herstellern über eine Beteiligung derIndustrie an der Finanzierung der angeb-lichen Deckungslücke von zwei MillionenEuro jährlich, die in den nächsten vierJahren zur Finanzierung des Netzbetriebsnoch fehlt. Dabei, so ein Radiovertreter,seien mehrere Alternativen erörtert worden:die Schaltung von Werbespots auf denvon den Veranstaltern betriebenen UKW-Sendern oder eine Endgeräteabgabe.

Die Verhandlungen laufen schleppend.Nicht zuletzt deshalb, weil in den letztenJahren zunehmend Zweifel am Sinne ei-nes isolierten Digitalisierungskonzepts fürden Hörfunk aufgekommen sind. „In derdigitalen Welt gibt es viele Übertragungs-wege und viele Plattformen, auf denenaudiovisuelle Inhalte verbreitet werdenkönnen“, äußerte Hans Hege, Direktorder Medienanstalt Berlin-Brandenburg(MABB) bereits vor einem Jahr in dieserZeitschrift (M 11/09). Hege, zugleich Be-auftragter für Plattformregulierung undDigitalen Zugang der ALM, plädiert daherfür ein flächendeckendes „bundesweitesBreitbandnetz für multimediale Inhalte“.Dieses solle „für mobiles Fernsehen, digi-tales Radio und andere Nutzungen aus-gelegt und öffentlich gefördert“ werden,meint Hege, der mit seiner MABB bereitsvor Jahren Pionierarbeit beim Aufbau desterrestrischen Digitalfernsehens DVB-Tleistete. Dazu biete sich die neue Über-tragungsnorm DVB-T2 an, die nach derStandardisierung seit Ende 2009 bereitsin Großbritannien und anderen Ländernerfolgreich eingeführt wird.

Auch bei einem wachsenden Teil derRadioszene greift die Erkenntnis um sich,dass der Einsatz eines One-media-Ansat-zes im digitalen Zeitalter möglicherweisenicht mehr zeitgemäß ist. Damit steht –knapp 90 Jahre nach dem Beginn desregelmäßigen Hörfunkbetriebs inDeutschland – das Radio mit eigenständi-gem Übertragungsweg zur Disposition.An mangelnder Popularität des Mediumsliegt es nicht. Die jüngste Media-Analyseergab sogar einen Zuwachs des Zeitbud-gets für Hörfunk gerade bei Jugendlichen.Allerdings läuft dabei die mobile Nutzungüber Smartphones und Handys dem her-kömmlichen stationären Hörgenuss denRang ab. Zudem stieg laut einer Studievon TNS Emnid die Hörfunknutzung viaInternet von 2007 bis heute um 130 Pro-zent. Laut Umfrage haben 73 Prozent derHörer Lust auf „Radio to go“, und rund45 Prozent wollen mehr Audioportale.Sowohl öffentlich-rechtliche wie auchprivate Radioanbieter tragen dieser Ent-wicklung längst mit digitalen Zusatz-angeboten Rechnung. So verbreitetDeutschlandradio seit Jahresbeginn überKabel, Satellit und Internet sein digitales„Drittes Programm“ DRadio Wissen.Vorreiter bei den Privaten ist das Konsor-tium Digital 5 (Antenne Bayern, Radio /Tele FFH, Radio Hamburg, 104,6 RTL Ber-lin, u.a.), das diverse radiophone Trans-portwege längst kreativ kombiniert:UKW, iPhones, Webradio, Internet. Sogareigene Apps für’s iPad wurden bereitsentwickelt. Für Digital-5-GeschäftsführerHans-Dieter Hillmoth ist ein solcher Mixdie angemessene Strategie, das „Radiozukunftsfähig in der mobilen Welt zupositionieren“.

Hoffnung auf Gesetzesnovelle

Kämpfen also diejenigen, die weiter-hin an einem eigenständigen Radio-Über-tragungsweg festhalten, auf verlorenemPosten? Hoffnung schöpft ein Teil derBranche aus dem – umstrittenen –Entwurf zur Novelle des Telekommunika-tionsgesetzes (TKG). Der sieht unter ande-rem vor, dass neue Radiogeräte ab 2015 –in Kraftfahrzeugen ab 2016 – bindendmit digitalen Empfangsteilen ausgestattetsein müssen. Die Geräteindustrie stehtdiesem Vorhaben eher skeptisch gegen-über. Regulative Eingriffe in den Marktkönnten nur das äußerste Mittel sein,heißt es. Aktuell wisse man nicht einmal,„welcher Standard für Digital Radio sichdeutschland- und europaweit durchsetzenwird“, erklärt Carine Chardon, LeiterinMedienpolitik im Zentralverband Elektro-technik- und Elektronikindustrie (ZVEI),Fachverband Consumer Electronic in derOktober-Ausgabe des „Meinungsbarome-

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ter Digitaler Rundfunk“, herausgegebenvon der Initiative „Digital Radio Mittel-deutschland“. Mit einer solchen Zwangs-maßnahme nötige man die Industrie,sich für eine Empfangstechnologie zuentscheiden oder sicherheitshalber meh-rere Empfangseinheiten einzubauen.Dies werde aber wiederum auf die Preisedurchschlagen, sei somit „verbraucher-feindlich“.

Bundeswirtschaftsminister RainerBrüderle begründete die Gesetzesänderungan gleicher Stelle mit dem Wunsch, dieZahl der digitalen Empfangsgeräte unddamit die Reichweite digitaler Radiopro-gramme zu steigern. „Dadurch sollen ins-besondere kommerzielle, mittelständischeGeschäftsmodelle neue Impulse bekom-men“, so Brüderle.

Ob diese Rechnung aufgeht? Staat-liche Intervention oder Subvention –die Digitalradiobranche ist in dieser Fragenicht wählerisch. Michael Richter, Vor-standschef der Digital Radio Plattform,findet beides gut. Der Gesetzentwurf seiein „richtiges und wichtiges Signal fürdie Entwicklung des Hörfunkmarktes inDeutschland und Europa“. Noch besser,so seine Empfehlung, wäre aber eine Vor-verlegung des Termins zur Ausstattungmit digitalen Empfangseinheiten um zweiJahre auf Anfang 2013 bzw. Anfang 2014für Kraftfahrzeuge. In die gleiche Rich-tung äußerte sich auch der Sendernetz-betreiber Media Broadcast. Durch dieRegierungsinitiative würden die Rahmen-bedingungen für alle Marktpartner soausgestaltet, dass der Weg zur Digitalisie-

rung der terrestrischen Hörfunkverbreitungkalkulierbarer werde.

Daneben drängt die Branche weiter-hin auf Subventionen. Warum nicht einenTeil der Erlöse aus der Versteigerung derterrestrischen Fernsehfrequenzen für dieDigitalisierung des Hörfunks verwenden?So der Vorschlag von Richter (DigitalRadio Plattform) auf der letzten Interna-tionalen Funkausstellung in Berlin.

Finanzvorschläge ignoriert

Da die Einführung des digitalen terrestri-schen Rundfunks eine „nationale Auf-gabe“ sei, so Richter, könnten doch zehnProzent der Erlöse, also schätzungsweise440 Millionen Euro, für Werbemaßnah-men und die Verbreitung digitaler Emp-fangsgeräte eingesetzt werden. Damittoppte er einen wesentlich bescheidene-ren Vorstoß von Wolf-Dieter Ring, demPräsidenten der Bayerischen Landeszen-trale für neue Medien (BLM). Der hattebereits im Herbst 2009 angeregt, dieInfrastruktur des künftigen Digitalradiosmit einer 100-Millionen-Euro-Spritze ausden Frequenzversteigerungserlösen anzu-kurbeln. Die Politik ignorierte bislangbeide Vorschläge. Die durch die Frequenz-versteigerungen eingenommenen Mittel,so ließ das Bundeswirtschaftsministeriumlapidar verlauten, würden in den Bundes-haushalt eingehen. Auch der Vorschlagvon MABB-Medienwächter Hege, poten-tielle Erlöse aus dem Verkauf des ARD-Sendernetzes oder – die klassische Varian-te – Rundfunkgebühren für die Digitali-

sierung, allerdings für das von ihm favo-risierte breitbandige Multimedianetz, zuverwenden, fand bislang kein Gehör.

Ursprünglich war der „Switch“ vonanalog zu digital im Radiosektor auf 2015terminiert. Jetzt plant die Regierung, denTermin für die UKW-Abschaltung umeine Dekade auf 2025 zu verschieben.Ein Vorhaben, das auf den ersten Blick imWiderspruch zur Absicht einer zügigenDigitalisierung – auch mithilfe einer„Zwangseinführung“ digitaler Endgeräte –steht. Aber nur auf den ersten Blick. Diederzeitigen Empfangsgerätezahlen beleg-ten, „dass 2015 ein zu ambitionierterZeitpunkt für die Abschaltung von UKWist“, gibt sich auch Bundeswirtschafts-minister Brüderle realistisch. Wohl wahr.Nach wie vor stehen in den deutschenHaushalten an die 300 Millionen UKW-Empfänger, wohingegen die Zahl derangeschafften DAB-Radios auf allenfallseine halbe Million geschätzt wird. Einmalmehr ein Beleg für die normative Kraftdes Faktischen. Eine Kraft, die bei einemScheitern der Gespräche auch auf diegesetzlich geplante „Zwangseinführung“digitaler Empfangsgeräte durchschlagendürfte. Einer der Beteiligten, der lieberungenannt bleiben möchte, meint dazu:„Falls diesmal der Durchbruch nichtgelingt, kann der Gesetzgeber die TKG-Novelle in die Tonne treten.“ Und derHörer? Er muss 2025 womöglich seineUKW-Radios entsorgen. Vielleicht hört erdann Radio längst über alle möglichenanderen Endgeräte: per i-Phone, iPad,Handy, Computer… ■

10 M 12.2010

M | Gibt es noch begründete Hoffnung,dass es im nächsten Jahr zu einem neuenAnlauf für einen bundesweiten digitalenHörfunk kommt?

GERD BAUER | Diese Hoffnung gibt es.Derzeit laufen intensive Gespräche derprivaten Bewerber, aber auch des öffent-lich-rechtlichen Rundfunks mit Dritten,

sich an den Kosten des Starts von bundes-weitem Digitalradio zu beteiligen. Hoff-nungen bezüglich eines entsprechendenEngagements gibt es sowohl auf der Seiteder Geräteindustrie als auch im öffent-lichen Raum.

M | Ursprünglich sollten die Verträge zwischenden privaten Anbietern und Netzbetreiber

Media Broadcast bereits im Sommer diesesJahres unterschrieben sein. Warum ziehensich die Verhandlungen derart in die Länge?

BAUER | Die Verhandlungsdauer wirdnicht zuletzt durch die Komplexität desThemas bestimmt. Bei den Verhandlun-gen geht es um finanzielle wie industrie-politische und rechtliche Fragen derRisikoverteilung. Solche Verhandlungenbrauchen ihre Zeit insbesondere dann,wenn beide Pfeiler des dualen Rundfunk-systems mit ins digitale Hörfunkbootgenommen werden sollen und müssen.

M | Laut KEF sind die Verträge mit denPrivaten Voraussetzung für die weitereFinanzierung des Digitalradio-Engagementsder öffentlich-rechtlichen Anstalten. HaltenSie dieses Junktim für gerechtfertigt?

BAUER | Ich will mich zu der strategischenPositionierung der KEF bereits deshalbnicht äußern, weil die KEF auch einen

Hoffnungfür NeustartÜber die aktuellen Chancen des digitalen Hörfunks in Deutschlandsprach M mit Dr. Gerd Bauer, Hörfunkbeauftragterder Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM)

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Beurteilungsspielraum bei der Frage habenmuss, wie sie ihre Prüfmaßstäbe fürBedarfsanmeldungen, nicht zuletzt auchden Maßstab der Wirtschaftlichkeit, an-wendet. Ich freue mich, dass die KEF inden letzten Monaten die Verhandlungendurchaus wohlwollend begleitet hat.Wenn man davon ausgeht, dass ein Neu-start von Digitalradio nur mit den ver-einten Kräften von öffentlich-rechtlichemund privatem Rundfunk möglich ist, dannist der Hinweis der KEF, dass ein isolierterStart durch ARD und Deutschlandradiokeinen Sinn macht, fachlich unangreifbar.

M | Knackpunkt bei den Verhandlungensind offenbar vor allem die Verbreitungsko-sten in Höhe von zwei Millionen Euro. Solltedas Digitalradio in Deutschland wirklich aneiner derart lächerlichen Summe scheitern?

BAUER | Nein – auch wenn die Summefür keinen der Verhandlungspartner lächer-lich sein dürfte. Allen Verhandlungspart-nern und an den Verhandlungen Be-teiligten sollte klar sein und ist wohl auchbewusst, dass es bei dem Neustart vonDigitalradio auch um Fragen der Zukunftdes Hörfunks und der Gewichtung vonRundfunk und Mobilfunk geht – mit Aus-wirkungen über Deutschland hinaus.Allerdings habe ich auch Verständnis fürdas Interesse der Beteiligten, finanzielleRisiken nicht ausufern zu lassen. Geradedie privaten Bewerber sind zu einem Zeit-punkt zu einem strategischen Engagementbereit, in dem die Wirtschafts- und Werbe-krise noch nachwirkt.

M | Unlängst gab es einen „Endgerätegipfel“bei der Bayern Digitalradio. Dabei ging es

dem Vernehmen nach um eine finanzielleBeteiligung der Endgerätehersteller. Was kamdabei heraus?

BAUER | Ich bitte um Verständnis dafür,dass ich den Stapellauf von Digitalradionicht durch Wasserstandsmeldungen hin-sichtlich einzelner Gesprächsergebnissetorpedieren möchte.

M | Wäre es nicht sinnvoll, Mittel zuHörfunkdigitalisierung aus den Versteigerungs-erlösen der Digitalen Dividende zu Verfügungzu stellen?

BAUER | Dies wäre es zweifelsohne. Ichhabe, zusammen mit Herrn Kollegen Ringaus Bayern, einen entsprechenden Vorstoßauch im Umfeld der letztjährigen Koali-tionsverhandlungen im Bund unternom-men. Ich freue mich, dass ich mit diesemVorstoß zwischenzeitlich bei Medienpoli-tikern im Bund auf offene Ohren stoße.

M | Wie könnte man sich – falls es zu einerEinigung kommt – in der Anfangsphase einDigitalradionetz hierzulande vorstellen?

BAUER | Mit dem Netz würde bereits inder Startphase gewährleistet, dass entlangder großen Autobahntrassen und in denBallungsräumen in Deutschland die neuenDigitalradio-Angebote in sehr guter Qua-lität empfangbar sind.

M | Wie beurteilen Sie die Absicht desGesetzgebers, ab 2015 per Telekommunika-tionsnovelle die Hersteller zum Einbau einesdigitalen Empfangsteils in jedem Radiogerätzu verpflichten?

BAUER | Diese Initiative geht auf eineAnregung von mir zurück und verdientnicht nur deshalb Zustimmung. Über diekonkrete redaktionelle Formulierung wirdman sich im laufenden Gesetzgebungs-verfahren noch auszutauschen haben.

M | Kann man dem Verbraucher derzeitguten Gewissens den Kauf eines Digital-empfängers empfehlen? Selbst ein Großteilder wenigen bislang verkauften Endgeräte istnach Lage der Dinge nicht für den neuenStandard DAB Plus geeignet …

BAUER | Ich werde Kaufempfehlungenerst dann abgeben, wenn der Neustartsichergestellt ist. Ein solcher Neustartmuss im Übrigen von einer Marketing-Kampagne begleitet werden, in die ausmeiner Sicht frühzeitig auch der Verbrau-cherschutz eingebunden werden muss.

M | Was hätten die Radiohörer vom neuenDigitalradio? Was ist programmlich von denBeteiligten zu erwarten?

BAUER | Die Radiohörer hatten vomneuen Digitalradio eine deutliche Erwei-terung ihrer Angebotsvielfalt. Ob es sichum Fußball-Berichterstattung, Literatur-programme, Sendungen speziell für Kin-der oder neue Musikfarben handelt –Digitalradio verspricht bereits nach derjetzigen Bewerberlage einen eindrucksvol-len programmlichen Mehrwert. Dabeihabe ich die Angebote des Deutschland-radios, insbesondere das neue ProgrammDR Wissen, noch gar nicht gewürdigt.

M | Was passiert, falls die Verhandlungenscheitern? Ist dann das ZukunftsprojektDigitalradio in Deutschland endgültig ge-scheitert?

BAUER | Man sollte auch in der Medien-politik über Beerdigungen dann nochnicht sprechen, wenn das Kind noch garnicht in den Brunnen gefallen ist.

M | Die Mobilfunker sind sicher daraninteressiert, mit der Digitalen Dividende 2die terrestrischen Frequenzen zu übernehmen.Wie schätzen Sie die Aussicht ein, dass esdazu kommt?

BAUER | Ich hoffe darauf, dass die am Rund-funk interessierten Kräfte in Deutschlandsich besser als in der Vergangenheit zueinem offensiveren Lobbying für denRundfunk verstehen. Die Erfahrungenmit der Digitalen Dividende 1 waren hierhoffentlich eine heilsame Lehre. Ich freuemich, dass es im Zusammenhang mit deranstehenden TKG-Novelle einen solchenSchulterschluss des Rundfunks zu gebenscheint. Insofern sind die Aussichten fürdie Mobilfunker erfreulicherweise etwaseingetrübt.

M | Wird es möglicherweise künftig keineneigenen Übertragungsweg für das Radio mehrgeben?

BAUER | Auch hier beteilige ich michnicht an sich selbst erfüllenden Prophe-zeiungen.

M | Die Politik plant, den ursprünglich für2015 geplanten UKW-Abschalttermin aufdas Jahr 2025 zu verschieben. Wird damitnicht die eine zügige Digitalisierung weiterverschleppt?

BAUER | Die Politik trägt mit der Debatteum das Abschaltdatum 2015 einer kon-kreten Sachlage, der aktuellen Geräte-penetration, Rechnung. Sie will dies un-verändert mit einer digitalen Perspektivefür den Hörfunk verbinden. Ich begrüßeganz persönlich diesen Weg des Aus-gleichs unterschiedlicher Interessenlagen.

Interview: Günter Herkel ■

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Foto:LMS

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Es war am 22. Dezember 1920. Auf demMühlenberg in Königs Wusterhausen, aufdem die Deutsche Reichspost ihre Haupt-funkstelle betrieb, gingen seltsame Dingevor: Schon am Nachmittag war ein Harmoni-um den Hügel hinauf transportiert worden.In den frühen Abendstunden folgten meh-rere Männer mit Musikinstrumentenkoffern.Sechs Enthusiasten bereiteten sich auf einenAuftritt vor. Zum ersten Male sollte an die-sem Abend ein Instrumentalkonzert überden auf der Anhöhe befindlichen Langwel-len-Sendemast übertragen werden. Das ge-schah auch und wurde pünktlich um 20 Uhrmit den Worten eingeleitet: „Achtung,Achtung – hier ist Königs Wusterhausen aufWelle 2700“.

Die Übertragung gilt als die Geburtsstundedes deutschen Rundfunks. Eine Stundelang musizierten die Hobby-Musiker, Be-amte der Deutschen Reichspost. Funktech-niker des Standortes auf dem Mühlenbergsorgten dafür, dass das „Weihnachtskon-zert“ auch gehört werden konnte. DieReichspost-Sendestelle verfügte über meh-rere Sendemasten, die dem Militär wäh-rend des I. Weltkrieges und davor als Hee-res- und Marinefunkstelle gedient hattenund 1919 an die Reichspost übergebenworden waren. Obwohl es noch keine Ra-diogeräte gab und der Empfang nur überentsprechende Telegrafieempfänger mitKopfhörern möglich war, wurde das Kon-zert in behördlichen Empfangsstationenverfolgt. Technisch klappte alles wie ge-dacht und fand großen Zuspruch – auchim Ausland, wie spätere Zuschriften ausLuxemburg, Holland, England und dennordischen Staaten bestätigten. In den fol-genden Monaten folgten ähnliche Darbie-tungen, etwa zu Ostern 1921.

1922 wurden die Post-Techniker aufdem Mühlenberg – später in „Funkerberg“umbenannt – kühner und wagten sich andie Übertragung von „Madame Butterfly“aus der Berliner Staatsoper oder von Redenaus dem Reichstag. Ab Herbst 1922 be-mühte man sich um eine regelmäßige Pro-grammgestaltung, schon an mehrerenWochentagen fanden stundenweise Rund-funkübertragungen statt – meist aus einemeinfachen Studio und Aufnahmeraum. DieEntwicklung des neuen Mediums machteFortschritte. Am 29. Oktober 1923 startetemit der „Funkstunde“ vom Dachbodendes Vox-Hauses am Potsdamer Platz der„Unterhaltungsrundfunkdienst“, womitder offizielle Rundfunk in Deutschland aufSendung ging.

Der „Unterhaltungsrundfunk“, zu-nächst nur mit Detektorengeräten perKopfhörer über eine viele Meter lange An-tennenleitung zu empfangen, fand rasanteVerbreitung. Von anfangs 467 registriertenTeilnehmern stieg die Zahl bereits 1925 auf549.000, 1929 schnellte sie auf ca. 3 Milli-onen. Weitere Rundfunkgesellschaftenentstanden 1924 in Leipzig, München,Königsberg, Breslau Hamburg und ande-ren deutschen Städten.

Innerhalb kürzester Zeit wuchs derProgrammumfang der „Berliner Funkstun-de“, die Produktion erforderte bald eigeneRäumlichkeiten. In der Masurenallee wur-de vom Architekten Hans Poelzig das„Haus des Rundfunks“ gebaut, das 1932als das damals modernste Funkhaus Euro-pas in Betrieb ging. Damit bekamen auchdie Nazis 1933 ein Instrument in dieHand, das ihnen zur Massenbeeinflussungwillkommen war.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurdedie Rundfunklandschaft laut Beschluss derSiegermächte neu geordnet; in den vierBesatzungszonen entstanden unter Kon-trolle der Alliierten neue Rundfunkanstal-ten. In der Masurenallee (Britischer Sektor)nahm unter der Leitung der SowjetischenMilitäradministration der „Berliner Rund-funk“ – wie er sich später nannte – denSendebetrieb auf, etwas später auch derwieder ins Leben gerufene Deutschland-sender mit der Aufgabe, die Rundfunk-versorgung für Berlin und die SowjetischeBesatzungszone zu übernehmen. Die häu-figen Störversuche gegen das Haus in der

Masurenallee seitens der Westmächte – derKalte Krieg hatte unterdessen begonnen –zwangen zum Umzug, zunächst in ein frü-heres Bootshaus in Berlin-Grünau. Diejunge DDR-Regierung wollte dann einedauerhafte Lösung und beauftragte denArchitekten Franz Ehrlich und den Post-Ingenieur Gerhard Probst, ein geeignetesGebäude in Ostberlin zu finden. Eine leer-stehende Holzverarbeitungsfabrik in derNalepastraße in Oberschöneweide wurdevon 1950 bis 1952 als zentrales Funkhausdes Deutschen Demokratischen Rund-funks für zunächst drei Radioprogrammeausgebaut. Bis 1956 kamen durch dreiNeubauten die erforderlichen Produk-tionsstätten für Musik und künstlerischesWort hinzu. Vierzig Jahre lang wurdedann in der Nalepastraße Radio gemacht:Ende 1994 stellte die letzte Station desehemaligen DDR-Rundfunks, DS-Kultur,seinen Betrieb ein.

Und Königs Wusterhausen heute? DerOrt trägt seit 2008 den offiziellen Bei-namen „Rundfunkstadt“. Von einst Dut-zenden Sendetürmen ist allerdings nur der210 Meter hohe Sendemast 21 übrig ge-blieben. Wer mehr über die über 90 JahreFunkübertragung aus Königs Wusterhau-sen wissen möchte, kann sich im „Senderund Funktechnischen Museum“ – unter-gebracht im ehemaligen Sendehaus 1 – in-formieren. Dort sind auch Teile der Sende-anlage Köpenick ausgestellt. Seit einigerZeit wird auf dem Funkerberg auch wiederRundfunk gemacht. Der private „SenderKW“ gestaltet ein lokales Vollprogramm,das in den südlichen Ortsteilen von Trep-tow-Köpenick und im Altkreis KönigsWusterhausen sowie rund um Erkner undFürstenwalde auf den UKW-Frequenzen93,9 MHz und 105,5 MHz zu empfangenist. Der Rundfunk ist also an seinen Ent-stehungsort zurückgekehrt. Auf den Fun-kerberg ist auch der 2008 aus Adlershofvertriebene „Nipkow-Club“ gezogen, eineVereinigung ehemaliger Mitarbeiter desDeutschen Fernsehfunks, die die Traditionerhalten wollen. Der Club ist Mitglied imFörderverein „Sender KW e. V.“ und ge-staltet am 18. Dezember nachmittags das„Weihnachtskonzert 2010“ in der Maschi-nenhalle des Funkerberg-Museums.

Wolfhard Besser ■

www.funkerberg.de

12 M 12.2010

Achtung – Achtung!Hier ist Königs WusterhausenDie Geburtsstunde des deutschen Rundfunks vor 90 Jahren

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Fotos:funkerberg

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Noch vor Weihnachten will Rheinland-Pfalz mit einem Normen-kontrollantrag beim Bundesverfassungsgericht den ZDF-Staats-vertrag auf seine Verfassungsmäßigkeit abklopfen lassen. Daskündigte Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) am 30. Novembernach einer Sitzung seines Ministerrats an. Wie Becks Staatskanz-lei mitteilt, soll „im Interesse des öffentlich-rechtlichen Rund-funks“ auf dem Klageweg geprüft werden, „ob gesellschaftlichrelevante Gruppierungen im Verhältnis zur Politik in den Gremiendes ZDF ausreichend repräsentiert sind“.

Anlass für die Klage ist die Causa Nikolaus Brender, dessenVertrag als Chefredakteur des ZDF vor allem auf Betreiben desehemaligen hessischen Regierungschefs Roland Koch und desvon der CDU /CSU dominierten ZDF-Verwaltungsrates im No-vember 2009 nicht verlängert worden war. Dies war seinerzeitgegen den auasdrücklichen Wunsch von ZDF-Intendant MarkusSchächter geschehen. Anstelle von Brender übernahm zum1. April 2010 der frühere Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, PeterFrey, das Amt des Chefredakteurs.

Ausgearbeitet wurde die Normenkontrollklage vom KölnerMedienrechtler Karl-Eberhard Hain. Das ZDF-Gesetz schreibt vor,wie Parteien und gesellschaftliche Gruppen in der Senderauf-sicht repräsentiert sind. Laut Hain beträgt der Anteil von Partei-und Staatsvertretern im ZDF-Fernsehrat 46 Prozent. Auch imVerwaltungsrat liege diese Quote bei mindestens 43 Prozent.„Nach heutigem Rechtsverständnis“, so die Auffassung der rhein-land-pfälzischen Landesregierung, sei der ZDF-Staatsvertrag„nicht mehr zeitgemäß“.

Kurt Beck ist in Personalunion Vorsitzender der Rundfunk-kommission der Bundesländer sowie Vorsitzender des ZDF-Verwaltungsrates. Der Antrag sei „nicht darauf gerichtet, Vertre-ter von Politik und Parteien aus den Gremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks insgesamt zu entfernen“. Parteien und Po-litiker seien demokratisch legitimierte Teile der Gesellschaft undmüssten auch künftig in den öffentlich-rechtlichen Gremienneben anderen gesellschaftlich relevanten Gruppierungen ver-treten sein. Es gehe aber darum, künftig eine „angemesseneStaatsferne“ in der Komposition der Aufsichtsgremien sicherzu-stellen.

Einen ersten Entwurf für eine Verfassungsklage hatte bereitsdie Bundestagsfraktion der Grünen beim Mainzer Verfassungs-rechtler und früheren Vorsitzenden der Kommission zur Ermitt-lung der Konzentration im Medienbereich (KEK), Dieter Dörr, inAuftrag gegeben. Der Versuch der Grünen, über den Bundestageine Reform des ZDF-Staatsvertrags zu erreichen, scheiterte je-doch an der fehlenden Unterstützung durch die SPD-Fraktion.Die SPD wiederum wollte ursprünglich die auch von ihr beklag-te mangelnde Staatsferne des ZDF-Staatsvertrags über die Rund-funkkommission der Länder verringern, scheiterte aber an derCDU /CSU-Mehrheit in der Länderkammer. Die Chancen aufdiesen Weg dürften mit dem veränderten politischen Klima an-gesichts diverser Landtagswahlen im kommenden Jahr steigen.Seit kurzem verhandeln Grüne und SPD wieder über die Mög-lichkeit, auch über den Bundestag die angestrebte Reform desZDF-Vertragswerks einzuleiten. kel ■

M 12.2010 13

rundfunk

Nicht mehrzeitgemäßRheinland-Pfalz lässt ZDF-Staatsvertragvom Bundesverfassungsgericht überprüfen

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journalistentag

Nur etwa ein Zehntel des Eisbergs liegtsichtbar über der Wasseroberfläche. Wer dierestlichen neun Zehntel sehen und er-forschen will, muss in die Tiefe. So Bild undMotto des 24. Journalistentages von dju undFachgruppe Medien in ver.di. Das Thema „Indie Tiefe! Recherche: Handwerk – Kunst –Notwendigkeit“ sorgte für einen Anmel-derekord. Rund 240 Teilnehmerinnen undTeilnehmer trafen sich am 27. November inBerlin, um über materielle Bedingungen undprofessionelle Voraussetzungen eines „bar-rierefreien Rechercheklimas“ zu debattieren,wie es einer der Referenten forderte.

Dass gründliche Recherche ein Qualitäts-merkmal professionellen Journalismus seiund diese Qualität ihren Preis habe,machte der stellvertretende ver.di-Vor-sitzende Frank Werneke gleich zur Be-grüßung klar. Die Forderung nach fairerBezahlung für freie Journalistinnen undJournalisten werde mit der Kampagne„Fair Pay“ bekräftigt. Zur Durchsetzungder seit Anfang des Jahres geltenden, aberweitgehend missachteten Mindestvergü-tungen solle auch ein Spitzengespräch derGewerkschaften mit dem BundesverbandDeutscher Zeitungsverleger genutzt werden.Mit der Forderung nach guten Arbeits-und Vergütungsbedingungen für Fest-angestellte gehe ver.di in die aktuellen Ta-rifrunden für Redakteurinnen und Redak-teure an Tageszeitungen und Zeitschriften.Die Verleger jedoch verhandelten imZeitungsbereich erklärtermaßen nach dem

Motto: Alle müssen sich daran gewöhnen,für weniger Geld mehr zu arbeiten. Sieforderten Kürzungen beim Urlaubsgeldper Direktionsrecht und die Einführungeines verschlechterten „Tarifwerkes 2“ füralle künftig einzustellenden Redakteurin-nen und Redakteure. Abgesehen davon,dass solche Vorhaben die „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ und Entsolidarisierung inden Redaktionen begründen würden, be-drohten sie auch alle bereits Beschäftigtenbei einem Arbeitsplatzwechsel.

Trotz unstrittigen Auflagen- undAnzeigenrückgangs „verdienen die Verlageund können sich auf dem verändertenMarkt behaupten“, verdeutlichte Werneke.Dazu hätte neben Rationalisierung undArbeitsverdichtung auch Tarifverzicht derBeschäftigten beigetragen. „Jetzt ist Schlussmit dem Rückbau“, erklärte der ver.di-Vizeund bezeichnete die Arbeitgeberforderun-gen als „nicht nur inakzeptabel, sondernfrech“. Er warb unter den Kollegen um„Bereitschaft und Mut“, sich im Rahmender Tarifrunden „an Protestaktionen undWarnstreiks zu beteiligen“.

Leichen, in Papier gewickelt?

Auf die „Doppelbödigkeit“ des Mottos„In die Tiefe!“ machte Hans Leyendecker,Redaktion Investigative Recherche der„Süddeutschen Zeitung“, in seinem Haupt-referat aufmerksam. Es ginge sowohl „umTiefgang im Journalismus“ als auch umdie Frage, „wann der Boden erreicht ist“.

Auf die provokante Frage „Wer kauft Lei-chen, vor allem, wenn sie in Papiereingewickelt sind?“, gab er eine für dieZeitungsbranche optimistische Antwort:Dank 353 Verlagen mit Vollredaktionenund rund 1.500 Lokalredaktionen seiendie Printmedien hierzulande auch im in-ternationalen Vergleich „sehr lebendig“.Zwar habe die ökonomische Krise die Be-dingungen für gründliche journalistischeRecherche „nicht verbessert“, doch machteLeyendecker Gefahren für das journalis-tische Handwerk eher dort aus, wo „le-diglich Vorurteile des Publikums bestätigt,Themen und Sendungen von den Redak-tionen nur verwaltet“ würden und Jour-nalisten für ihren Beruf nicht brennen.

Gefahren lauerten auch, wenn Quali-tät auf dem Altar des Anzeigen- undWerbegeschäfts geopfert, Journalismusmit PR und Wirtschaft verquickt würdenund man Journalisten zu „Büchsenspan-nern und Handlangern von Lobbyisten“verkommen lasse. Zudem warnte er voreiner Gleichsetzung „normaler, gründli-cher“ mit investigativer Recherche. Esseien in letzter Zeit in vielen RedaktionenInvestigativressorts entstanden, doch al-lein durch einen „Verfolgerjournalismus“,der Leute anprangere, um Exklusiv-geschichten zu erhaschen, durch die Hal-tung, „wir sind alle Jäger“, werde inves-tigativer Anspruch nicht erfüllt. „Deneigenen Ergebnissen misstrauen, Faktenbewerten und jede Quelle mehrmals aufihre Glaubwürdigkeit prüfen“, gehöreprinzipiell zum Recherchejournalismus.Dabei könne es auch darum gehen, Miss-stände in Politik, Wirtschaft und Ge-sellschaft aufzudecken. Bei investigativemJournalismus müssten durch die Recherche„bisher unbekannte Sachverhalte vonpolitischer oder wirtschaftlicher Bedeutungöffentlich werden“. Das erfordere „beharr-liches Dranbleiben, eine unabhängige,kritische Art, Themen zu setzen“. Es gelte,„den Leser im Blick zu haben, ohne sichvon ihm korrumpieren zu lassen“.

In die Tiefe!Medienpraktiker und Wissenschaftler debattierten zum Thema:Recherche – Handwerk, Kunst und Notwendigkeit

Hans Leyendecker

240 Interessierte fanden den Weg ins Berliner ver.di-Haus

14 M 12.2010

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In Zeiten beträchtlicher Arbeits-beschleunigung könnten Quantität undQualität journalistischer Arbeit leicht inWiderspruch geraten. Auch durch neueVerbreitungswege wie Online-Journalis-mus oder innerredaktionelle Strukturenmit Newsdesks, die eine „Gefahr des fa-brikmäßig produzierten Journalismus“bergen, laufe praktisch „vieles schief“,meinte Leyendecker. Zugleich bötensolche Entwicklungen Chancen: Inhaltund Texte von Tageszeitungen müsstensich verändern. Doch sollten sie dem Leserinteressante Stoffe bieten, „Informationendestillieren, konzentrieren und aus-werten“. Sie müssten sich als „Wegweiser

im Wirrwarr“ qualifizieren, „Gebrauchs-anweisungen für das digitale Diesseitsliefern und den Schlüssel zum Verstehender lokalen und der globalisierten Welt“.

Derartiges – egal, wie lange Zeitungennoch als gedrucktes Medium erscheinen –verlange von Journalisten, „dass sie sichquälen, das Beste leisten“ und verlangevon Verlegern, „dass sie die Journalisten indie Lage versetzen, dieses Beste leisten zukönnen“.

Alles andere als anonym

Was versteckt sich hinter Daten-banken und Webseiten, wie sind glaub-würdige Informationen zu finden, wietransparent sind User und ihre Recher-chen im Web 2.0 nachzuvollziehen? Dr.Gabriele Hooffacker von der MünchnerMedienakademie offerierte in einer Kurz-vorlesung Tipps zur journalistischen Re-cherche 2.0: „Erst mal Google fragen ist o.k.,nur Google fragen, reicht nicht.“ AmBeispiel des Webportals www.recherche-mitte.com demaskierte sie über ver-schiedene Rechercheschritte die zunächstunverfänglich daherkommende Gruppeals eine dem rechtsextremen Spektrumzugehörende. Metasuchmaschinen zunutzen, Links bei Wikipedia zu folgen,Quellen auf Glaubwürdigkeit zu prüfenund in die Versionsgeschichte zu schauen,sei Bestandteil gründlicher Recherche.

Auch in sozialen Netzwerken, bei Face-book und Twitter, Personen und „Follow-ers“ zu checken, sollte dazugehören. Umselbst keine nachzuverfolgende Recherche-

spur zu legen – „man sollte sich dessenbewusst sein, was man im Netz über sichverrät und sich überlegen, welche Bezie-hungen man öffentlich macht“ – könntenJournalisten beispielsweise Anonymisie-rungsdienste wie TOR (The Onion Rout-ing) nutzen. Nach dem „Zwiebelschalen-prinzip“ werden Daten über wechselndeRouter an ihr Ziel transportiert, der TOR-Nutzer bleibt anonym. Dennoch helfe – soHooffacker – die 2.0-Recherche nur indi-rekt: Die Bedeutung der Informationen zuwerten, sie durch offline-Quellen zuergänzen und zu entscheiden, wie sie zuverarbeiten sind, diese Verantwortungbleibe immer noch beim Journalisten. ■

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Sofortige Freilassung der zweideutschen Reporter im Iran

Die Teilnehmer des 24. Journalistentages derFachgruppe Medien in ver.di vom 27. November2010 fordern die sofortige Freilassung der beidenim Iran inhaftierten Reporter der Bild am Sonn-tag. Ihnen wird Spionage vorgeworden, woraufdie Todesstrafe steht. Der Spionagevorwurf ver-stößt gegen iranisches und internationales Recht.Den beiden Kollegen gilt unsere Solidarität.

Die iranische Regierung will mit einem derartigenVorgehen Journalisten einschüchtern und an einerfreien Berichterstattung hindern. Die Pressefreiheitwird einmal mehr im Iran mit Füßen getreten.ver.di fordert das Auswärtige Amt auf, in seinemBemühen um die Freilassung der beiden Inhaftier-ten nicht nachzulassen.

Reporter ohne Grenzen zufolge haben die beidenJournalisten ein Interview mit dem Sohn derwegen Ehebruchs zum Tode verurteilten IranerinSakineh Mohammadi Aschtiani geführt. Ihre Fest-nahme wurde am 11. Oktober bekannt. Offen-sichtlich sind die beiden Journalisten mit einem

➧ Die Teilnehmer des Journalistentages haben zwei Resolutionen verabschiedet. Sie fordern:Touristenvisum eingereist, um die restriktive Visa-Praxis für ausländische Journalisten im Iran zuumgehen. Mitte November wurde im iranischenStaatsfernsehen ein Video gezeigt, in dem dieDeutschen angeblich ein Geständnis ablegten.Allerdings waren die Worte der beiden vollständigvon der Sprecherstimme überlagert, berichtet ROG.

Endlich Aufklärung des Todes an32 Medienvertretern auf den Philippinen

Vor einem Jahr – am 23. 11.2009 – wurde dieMedienwelt erschüttert vom Bericht über einMassaker während des Wahlkampfs auf denPhilippinen, dem 58 Menschen zum Opfer fielen,darunter 32 Medienvertreter, die den oppositio-nellen Kandidaten zu einem Termin begleiteten.

Niemals wurden unseres Wissens mehr Journalis-ten, Fotografen und andere Medienvertreter zu-gleich in Ausübung ihres Berufes umgebracht. DieDeutsche Journalistinnen- und Journalisten-Uniondju in ver.di hat sich vor einem Jahr den weltwei-ten Protesten angeschlossen und die nachhaltigeAufklärung dieses Verbrechens und den Schutzder Medien und ihrer Beschäftigten auf den

Philippinen gefordert. http://dju.verdi.de/schwer-punkte/internationales/philippinen-09Sie erneuert heute diese Aufforderung und stelltsich in die Reihe der Proteste, zu denen dieInternationale Journalisten-Föderation (IJF) dieJournalistenorganisationen auf der ganzen Weltaufgerufen hat. Wir stehen solidarisch an derSeite unserer philippinischen Kolleginnen undKollegen und fordern in einem gleichlautendenSchreiben (siehe Anlage) vom 2010 neugewähl-ten Präsidenten Benigno S. Aquino die sofortigeAufdeckung und strafrechtliche Verfolgung allerTäter, der für dieses Massaker Verantwortlichenund aller Beteiligten.

Wir erhoffen uns mit unseren philippinischenKolleginnen und Kollegen einen Wandel derSituation der Journalisten auf den Philippinenund das Ende einer Periode der ungestraftenVerfolgung, die in der neunjährigen Amtszeit desVorgängers, Präsident Arroyo, mindestens75 Journalisten (ohne die Opfer des Ampatuan-Massakers) das Leben gekostet hat.Mehr dazu unter: http://asiapacific.ifj.org/en/pages/global-day-of-action-to-mark-one-year-since-massacre-of-journalists

Gabriele Hooffacker

Fotos:Ch

ristianvonPolentz/transit

journalistentag

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journalistentag

16 M 12.2010

M | Als Recherchechef bei Greenpeacekämpfen Sie gegen das Schweigen der Ämterund ermutigen andere Auskunftsrechte offen-siver zu nutzen. Wo liegen die Blockaden?

MANFRED REDELFS | Nicht in einem Man-gel an Gesetzen, denn mit Informations-freiheitsgesetz, Umweltinformationsgesetzund den Landespressegesetzen sind Grund-lagen gelegt. Aber Behörden, Ämter undKörperschaften des öffentlichen Rechtsverweigern die Herausgabe von Informa-tionen gern mit Begründungen wie demSchutz von personenbezogenen Datenund Betriebsgeheimnissen oder schiebeneinen zu hohen Aufwand vor. Journali-stinnen und Journalisten selbst scheuendie Nachfrage oder geben bei einerAblehnung zu schnell auf. Ein Anspruchauf Auskunft ist beim Informationsfrei-heitsgesetz nicht einmal auf Journalistenbeschränkt, Recht darauf haben alle Per-sonen. Zudem dürfen Antragsteller – an-ders als beim Landespressegesetz – selbstentscheiden, in welcher Form sie die Infor-mation erhalten möchten: als Telefonaus-kunft, per Akteneinsicht oder durch Zu-senden von Kopien. Leider reagieren vieleÄmter so langsam, dass Journalisten dieseRechtsgrundlage nur sinnvoll nutzen kön-nen, wenn sie keine feste Deadline haben.

M | Verschleppung gehört also dazu?

REDELFS | Eine beliebte Zermürbungstak-tik, manchmal auch das Ergebnis schwer-

fälliger Behördenorganisation. Leider hatsich der Gesetzgeber bei Fristen nicht fest-gelegt. Im Informationsfreiheitsgesetz desBundes heißt es, der „Informationszugangsoll innerhalb eines Monats erfolgen“, wasnur eine unverbindliche Empfehlung undkeine Fristsetzung ist. Das Gesetz taugtsomit nicht für die Tagesberichterstattung,wohl aber für hintergründige Recherche.

M | Es braucht also einen langen Atem …

REDELFS | ... und strategisches Vorgehen.So kann es sinnvoll sein, erst anhand tele-fonischer Vorrecherche herauszufinden,welche Ämter über welche Akten oder In-formationen verfügen, um in einem zwei-ten Schritt den Antrag möglichst präzisezu stellen. Falls sich die Behörde etwa aufDatenschutz beruft, sollte man daraufdrängen, dass wenigstens die nicht ge-schützten Teile herausgegeben werden.Außerdem müssen bei personenbezo-genen Daten die Betroffenen mituntergefragt werden, ob sie mit der Weitergabeeinverstanden sind. Die Behörde hat alsoeine Anhörungspflicht und kann nichteinfach von sich heraus ablehnen.

M | Wo konnten Sie selbst in letzter Zeit dasSchweigen der Ämter brechen?

REDELFS | Greenpeace hat beispielsweisenach einem langen Rechtsstreit vor demBundesverwaltungsgericht durchgesetzt,dass die Spitzenempfänger von Agrarsub-

ventionen veröffentlicht werden. In derEmpfängerliste tauchte auch ein Unter-nehmen auf, gegen das nun wegen Sub-ventionsbetrugs in Höhe von 370 Millio-nen Euro ermittelt wird. Die Firma hatte,so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, zuUnrecht Zuckersubventionen bezogen.Anhand der eingestrichenen Subventions-summe konnte hochgerechnet werden,dass für mehr Ware Zuschüsse kassiertworden waren, als die Firma in ihremLagerhaus im Freihafen überhaupt unter-bringen konnte. Ein schönes Beispiel, dassTransparenz auch ein Mittel ist, um Kor-ruption zu bekämpfen.

M | Allerdings können sich wohl nur großeVerlagshäuser oder Organisationen wie Ihreeinen solchen Aufwand leisten.

REDELFS | Nicht unbedingt, zu den Agrar-subventionen hatte auch eine freie Jour-nalistin Auskünfte verlangt und konntenachher Exklusivberichte verkaufen. So-viel Mut und Weitsicht sind dringendnötig. Nur wenn Journalisten viel selbst-bewusster ihre Rechte auf Auskunftwahrnehmen und sportlichen Ehrgeiz ent-wickeln, wird sich langfristig das Klima inden Verwaltungen ändern. Die Auskunfts-rechte zu stärken, ist aber auch eine Auf-gabe der Journalistengewerkschaften. DasInformationsfreiheitsgesetz beispielsweisehat viele Schwächen und muss dringendnachgebessert werden.

Interview: Bettina Erdmann ■

Das Schweigender Ämter brechenManfred Redelfs, Greenpeace, Netzwerk Recherche Hamburg

➧ Aus der Diskussion – Nachgefragt, ergänzt und widersprochenTarik Ahmia, Berlin | Bei der von Herrn Leyen-decker erwähnten Barschel-Geschichte bin ichzusammengezuckt. Die in der Welt am Sonntag jetztveröffentlichte mehrseitige Geschichte ist für michauch von investigativer Recherche getragen. DieAutoren bemühen sich um eine andere Sichtweise.

Stefan Müller, Frankfurt / Main | Man solltevorsichtig sein, was man am Arbeitsplatz bei derComputerrecherche macht. Einiges beschränkt derArbeitgeber im hausinternen Netzwerk. Ist dasNutzen von Anonymisierungsdiensten nicht aucheine Frage für den Betriebsrat? Einige Themenrecherchiert man wohl besser von zu Hause aus.

Norbert Freund, Saarbrücken | Unsere saar-ländische Beauftragte für das Informationsfreiheits-gesetz vertritt die Meinung, dass alle die Akten ein-sehen dürfen, nur Journalisten nicht. Wie sollen wirda das IFG nutzen? Das bedarf der Klarstellung.Journalistengewerkschaften sollten die Erweiterungdes IFG beantragen, damit man leichter Informatio-nen über gerichtlich bereits abgeschlossene Sachenbekommt, die weiterhin von gesellschaftlichem In-teresse sind.

Bernhard Lucht, Hamburg | Wer Fotos auf face-book hochlädt, sollte sich darüber klar sein, dass er da-mit jegliches eigenes Recht an seinemWerk aufgibt.

Sami Atwa, Hannover | Brauchen wir ähnlichwie beim Rundfunk nicht eine öffentlich-rechtlicheAgentur, die Qualitätsjournalismus sichern kann?

Sigurd Schulze, Berlin | Sind auch Stiftungenzur Auskunft verpflichtet, wenn sie überwiegend mitöffentlichen Mitteln gespeist werden wie dieStiftung Preußischer Kulturbesitz und andere?

Kersten Artus, Hamburg | Was ist Journalis-mus? Eine einheitliche Definition gibt es nicht. AlsJournalistinnen und Journalisten müssen wir eineneigenen Anspruch an uns entwickeln. Finde ichMitstreiter, die mich unterstützen? In der Regel geht

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Wie kann es nun gelingen, die hohen –vielleicht sogar hehren? – Ansprüche anRecherche und journalistische Sorgfalt in derPraxis umzusetzen? Zwei Referenten schil-derten, wie in ihren Redaktionen versuchtwird, jenseits reiner Chronistenpflichteigene Geschichten zu finden, zu recherchie-ren und aufzubereiten. Erwin Kohla leitetbeim SWR die Redaktion „Reporter undRecherche“. Dr. Uwe Röndigs ist Redaktions-leiter beim Weilburger Tageblatt. Er skizzier-te Anstrengungen im Lokalteil einer Zeitung,die bloße Berichterstattung mit originärenund vielleicht sogar investigativen Ge-schichten aufzuwerten.

Kohla attestierte dem öffentlich-recht-lichen Rundfunk in Deutschland einehohe Qualität, man sei „wunderbar im Be-gleiten und Abbilden von Ereignissen“.Mit der tiefen Recherche habe man jedochSchwierigkeiten. Daraus entwickelte der

SWR vor fünf Jahren den Anspruch, mehreigene Geschichten zu machen. Planungenfür eine Rechercheredaktion begannen.„Wir wollten auch unser Image ver-bessern, Kollegen sollten nicht länger alsTerminjournalisten dastehen, sondernmehr Recherchen anstellen und Exklusiv-geschichten bringen.“ Es sei klar gewesen,dass eine Rechercheredaktion Dienstleisterfür alle Programme und Wellen seinmuss – ohne eigene Sendung, ohne denDruck, am nächsten Tag etwas senden zumüssen.

Man sei nun finanziell „bestens aus-gestattet“, auch umfangreiche Reisen sindmöglich. Vier feste Redakteure arbeiten mit,Geld für einen fünften, der aus einer ande-ren Redaktion zeitweilig dazustoßen könn-te, sei vorhanden.“ Leider ließe sich diesselten umsetzen, da die knapp besetztenRedaktionen kaum mal einen Mitarbeiterentbehren könnten. Themen werden in

wöchentlichen Redaktionskonferenzen ge-sucht und gefunden. Tagesaktuelle Sachenkämen dabei seltener zum Tragen, da dieWellen eine gründliche mehrtägige Re-cherche nicht abwarten wollen. Eher geheman den umgekehrten Weg und plane einThema auf einen bestimmten Termin hin.Stolz präsentierte Kohla einige Ergebnisseder bisherigen Arbeit, die auch politischeFolgen hatten: So musste nach der Auf-deckung des Skandals um den Nürburg-ring der baden-württembergische Finanz-minister gehen. Die rund einjährige Re-cherche zum Mord an Siegfried Buback,bei der alte Zeitungen, Zeugenaussagen undAkten gründlich geprüft wurden, mündetein das ARD-Feature „Verschlusssache Bu-back“. Der laufende Prozess gegen VerenaBecker beruhe zum Teil auf SWR-Recher-chen. Momentan befasse man sich inten-siv mit den Hintergründen von Stuttgart21, mit dem unrühmlichen Finanzgebareneiner Mainzer Wohnungsbaugesellschaftoder dem Rohstoffschmuggel aus afrika-nischen Kriegsgebieten, in die ein bekann-tes baden-württembergisches Unternehmenverwickelt scheint.

Probleme immer noch manifest

Kohla verschwieg nicht, dass seineArbeit immer noch schwierig sei. Kürzlichhabe das Netzwerk Recherche zwei Jour-nalisten aus München und Hamburg fürinvestigative Recherchen zu Stuttgart 21

es ums Sparen, Kürzen das ist das Einzige, was Ar-beitgebern einfällt. Aber es gibt auch einen Wandelin unserem Unternehmen (Bauer-Verlag). Der Kon-zern hat sich entschieden, bestimmte erfundeneGeschichten nicht mehr zu bringen, sich zu einergewissen Wahrhaftigkeit durchgerungen. Es sollenkeine Märchen mehr in den Bauer-Erzeugnissenveröffentlicht werden – obwohl das andere natürlichweiterhin machen.

Thomas Klatt, Berlin | Große investigative Re-cherchen kann man nur mit langem Atem machen.Als alleinarbeitender Autor schaffst du das nicht.

Klaus Schrage, Nürnberg | Qualitätsjournalis-mus? Wer bekommt die Journalistenpreise? Leuteaus den Häusern, die das Geld dafür haben.

Roswitha Schäfer, Berlin | Sie sprechen vomgoldenen Zeitalter, Herr Weichert, das für Journalis-ten anbrechen wird. Dagegen melde ich Protest an.Es gibt schon keine Aufträge mehr für freie Kolle-ginnen und Kollegen über 40, die können glattverhungern. Und es gibt zu wenig Solidarität vonfestangestellten Leuten.

Violetta Pasierb, Berlin | Es gibt verdammtwenig junge Redakteurinnen und Redakteure, die

fest angestellt sind. Viele gute Leute werden ausge-bremst. Das wird so existenziell, dass auch sie be-fürchten dürfen, vor dem 40. Lebensjahr zu ver-hungern. Damit verliert jeder die Leidenschaft fürdiesen Beruf.

Doris Banzhaf, Freiburg | In Frankreich wird diePresse staatlich gefördert. Wäre eine solche geset-zliche Regelung auch für Deutschland denkbar? Ichhabe als Freie die Seiten gewechselt, arbeite jetztfür Unternehmen, weil das besser bezahlt wird undman Wertschätzung erfährt – all das gilt nicht mehrfür den klassischen Journalismus, für den ich malgebrannt habe.

Jenseits derChronistenpflichtRechercheteams gefragt – Einzelkämpfer sind out

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journalistentagFotos:Ch

ristianvonPolentz/transit

Erwin Kohla

Manfred Ronzheimer fragte, können Stiftungen investigativen Journalismus fördern?

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ausgezeichnet. „Es hat mich betroffen ge-macht, dass diese Berichterstattung nichtaus unserem Land selbst kam.“

Qualitätsjournalismus sei ein wich-tiger Auftrag des öffentlich-rechtlichenRundfunks. ARD-Anstalten liefern gute ak-tuelle Berichte, so Kohla, an der Themen-nachhaltigkeit hapere es jedoch. Für „Re-porter und Recherche“ sei es schwierig, mitgut recherchierten Geschichten in dieFormatwellen zu kommen. „Die berichtenwie im Hamsterrad ausschließlich ak-tuell.“ Die CvDs zu überzeugen, sei auchdeshalb mühsam, da eine Flut von Be-ratern den öffentlich-rechtlichen Rund-funk überschwemmt und dafür sorgt, dassder eigene Kopf oft ausgeschaltet werde.

Allzu selten: Tiefe Rechereche

Viel Beifall fand Uwe Röndigs, der An-spruch und Wirklichkeit in einer Lokal-redaktion unter der Prämisse des Spar-zwangs beleuchtete. Er stellte Thesen aufund gab Denkanstöße zu Problemen, dieden Berufsstand noch lange beschäftigenwerden. Berichte, die den Bischof zwin-gen, sich als Pädophiler zu outen, seien dieAusnahme, nicht die Regel: „Nur ein Bruch-teil unserer Arbeit hat mit hintergründiger,

aufklärender Recherche zu tun.“ Geschätztblicke er morgens auf 90 Prozent Chronis-tenpflicht. Wenn die Redaktion gut funk-tioniere, könnten 30 Prozent der eigenenIdeen in angemessener Zeit umgesetzt wer-den. Die Verengung der Arbeit sorge jedochfür Frust und viele Überstunden. Keingutes Arbeitsklima für mehr Recherche.Wer einen Mangel an Recherche in deut-schen Redaktionen feststellt, sollte nichtdie Beschäftigten dafür verantwortlichmachen!

„Oft fehlen im Alltag fruchtbare theo-retische und methodische Grundlagen“,so Röndigs. Es gehe nicht darum, schöne

Geschichten zu recherchieren und zuschreiben oder um den „journalistischenBombenabwurf“, sondern darum, in dieGesellschaft hineinzuwirken. Es gehe umGemeinwesenarbeit und um den demo-kratischen Auftrag. Dazu brauche der Jour-nalismus mehr Theorie! Schließlich habees eine Zeit gegeben, in der Journalismusviel mit kritischer Geisteswissenschaft zutun hatte, messerscharf analysierte, Sach-verhalte in Begriffe formte.

Röndigs legt Journalisten nahe, malein Weiterbildungsseminar zur Wissen-schaftstheorie zu besuchen. Der „Positivis-mus-Falle“, die Kollegen dazu führt, vorallem bestätigende Informationen zusuchen, könne dann eher ausgewichenwerden. Auch empfahl Röndigs Beschäfti-gung mit Jürgen Habermas. „Das lässt unsnämlich fragen, welche Interessen uns beiunseren Recherchen eigentlich leiten.Wollen wir Teil der Macht sein oder sie imDienste unserer Leser kontrollieren?“

Entscheidend für mehr Tiefgang seienRedaktionen als Recherche-Teams, keineEinzelkämpfer. Recherche sei Aufgabe derGesamtredaktion, keine Task Force-Ange-legenheit. „Wenn wir wirklich weiterkom-men wollen, brauchen wir jeden. Jeder Re-dakteur ist Rechercheur“, so Röndigs Cre-do. Aber zu oft seien Teams blockiert: Imsozialen „Mikrokosmos Redaktion“ leidendie Menschen, die Medien machen, unterinneren Verspannungen. Grenzlinien exis-tierten zwischen Berufseinsteigern und Alt-redakteuren, zwischen Edelfedern und Pro-ducern, zwischen Redakteuren und Freien,zwischen Häuptlingen und Indianern.Auch einzelne Ressorts beäugen sich miss-trauisch. Solche Gräben machen Teambil-dung zu einer großen Herausforderung.Wie kann eine befriedigende Beteiligungin dieser Klassenredaktion aussehen,lautet die Frage, die der Redaktionsleiterauch an die Gewerkschaft richtet.

Röndigs freut sich über den Erfolgseines Teams, das 2010 etwa eine 30-teiligeSerie zu Kommunalfinanzen recherchierthat und schon eine neue Serie über psy-chische Krankheiten plant. Pragmatismusheiße für ihn, mit solchen „Leuchttür-men“ Recherche zu trainieren – zumNutzen des Lesers. Dafür brauche es einestärkere Vernetzung besonders der Freien.

Das Goldene Zeitalter

Schlussredner Prof. Dr. Stephan Wei-chert war angetreten, das Publikum mitprovokanten Thesen noch einmal wach-zurütteln. „Wozu noch Journalismus?“lautete sein Thema, gewürzt mit der „Lei-denschaft und der Leidensfähigkeit einesBerufsstands unter Zugzwang“. Nacheinem Rundumschlag über jüngste Pein-lichkeiten der deutschen Medienland-

schaft – Pixelpannen bei Google StreetView, Fernsehauftritte von MinistergattinStephanie zu Guttenberg oder der Hypeum den leibhaftigen BlondinenwitzDaniela Katzenberger – weidete er sich amSkandal im Hause Neven DuMont. Dievon Verleger-Spross Konstantin unterPseudonym getätigten Anwürfe an denBlogger Stefan Niggemeier könnten fürihn das Karriere-Aus bedeuten. Der öffent-lich ausgetragene Vater-Sohn-Konflikt istfür Weichert nichts weniger als eine „Para-bel auf unsere Mediengesellschaft“.

Dennoch glaubt Weichert an ein„Goldenes Zeitalter des Journalismus“.Allerdings nur, wenn Journalisten bereitsind, in den Spiegel zu schauen und sichzu fragen, wie sie unter sich ver-schlechternden wirtschaftlichen Bedin-gungen journalistische Qualität aufrecht-erhalten und sogar verbessern können.Ein Ansatz, von dem sich tatsächlichmancher im Saal provoziert fühlte. AmEnde gab sich Weichert mit vier Thesen,die er dem Publikum auf den Weg gab,versöhnlich. „Journalisten müssen unter-nehmerischer und vernetzter denken“,hieß es da. Und: „Es bedürfe eines Fondsfür Qualitätsjournalismus statt eines Leis-tungsschutzrechts“. Beides dürfte kaumeinen Hund hinter dem Ofen hervor lock-en, geschweige denn eine Journalistinprovozieren. Auch dass die „Zukunft desJournalismus facettenreich und gemein-nützig“ ist, wird eher Freude als Ab-lehnung auslösen. Seine letzte These „DerErhalt des Journalismus liegt (auch) imInteresse und in der Verantwortung derMedienpolitik!“ könnte so oder ähnlich injedem einschlägigen Lehrbuch stehen. Aufjeden Fall gab sie endlich mal eineAntwort. Nämlich auf Weicherts Eingangs-frage. Helma Nehrlich,

Bettina Erdmann, Ute C. Bauer ■

18 M 12.2010

➧ Solidarität mit Kindernin SüdafrikaMit einem Büchertisch von Fachliteratur ausver.di-Beständen hat die dju auf dem Journa-listentag zur Solidarität mit dem MasifundeBildungsförderung e.V. in Port Elizabeth inSüdafrika aufgerufen. Das Projekt fördert aufvielfältige Weise benachteiligte Kinder ausdem Armutsviertel Walmer Township. Unteranderem wird auch eine Zeitung mit denKids gemacht, unterstützt vom ehemaligendju-Bundesvorstandsmitglied, dem freienJournalisten Christian Selz. Insgesamt kamen210 Euro zusammen, die in Port Elizabethzum Beispiel für den Kauf von Fotoapparatenfür die Nachwuchs- Redakteure ausgegebenwerden können. www.masifunde.de Red. ■

journalistentag

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Uwe Röndigs

Stephan Weichert

Fotos:Ch

ristianvonPolentz/transit

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Das PR-Bild des Jahresund 1. Platz in der Kategorie Events und Kampagnen

WWF Deutschland„1000 schmelzende Menschen aus Eis“

Die dpa-Tochter news aktuell gratuliert den Gewinnern der obs-Awards 2010.Die besten PR-Bilder des Jahres aus Deutschland, Österreich und der Schweizwww.obs-awards.de

1. Platz UnternehmenskommunikationPhilipps-Universität Marburg

1. Platz ProduktfotoInterio AG

1. Platz PorträtJohanniter-Unfall-Hilfe e.V.

1. Platz AutomobilbilderPRH Hamburg Kommunikation GmbH

1. Platz NGO-FotoSave the Children Schweiz

Unterstützt von:Medienpartner:

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Im Konflikt um die Kündigung der Bauer-Konzernbetriebsratsvorsitzenden KerstenAr-tus ist das Verfahren vorerst ausgesetzt: Bei-de Parteien stimmen dem gerichtlichen Vor-schlag nach einem Mediationsverfahren zu.

Zweiter Akt in der Auseinandersetzungzwischen Kersten Artus und dem Bauer-Verlag: Gütetermin vor dem HamburgerArbeitsgericht. Und der Zuschauerandrangist gewaltig. Gut sechzig, vorwiegend ge-werkschaftliche Unterstützer nehmen imüberfüllten Verhandlungssaal 109 an derSitzung teil. Mit dabei aber auch Vertreterder Hamburger Bürgerschaft, in der Artusfür die LINKE sitzt.

In Doppelfunktion anwesend istWolfgang Rose: ver.di Landesvorsitzenderin Hamburg und SPD-Bürgerschaftsabge-ordneter. Denn längst ist dieses Kündi-gungsbegehren ein Politikum in der Han-sestadt geworden. 51 Abgeordnete aller inder Bürgerschaft vertretenen Parteien ha-ben sich mit Artus solidarisiert: „Als Abge-ordnete der Hamburger Bürgerschaft er-warten wir, dass der Heinrich-Bauer-Verlagdie Wahrnehmung demokratischer Rechtedurch Kersten Artus respektiert und diefristlose Kündigung gegen sie zurück-nimmt.“ Gekündigt werden soll ihr wegeneigenmächtigen Antritts eines Sonderur-laubs für eine ver.di-Vorstandssitzung undeines Arbeitsgerichtstermins, nicht ord-nungsgemäßer Abmeldung zur Betriebs-ratsarbeit und Nichterbringung ihrer Ar-beitsleistung in der Redaktion der Fernseh-woche. Kersten Artus bestreitet alle dreiGründe des Kündigungsbegehrens, der Be-triebsrat hat nicht zugestimmt, so dass derBauerverlag ersatzweise versucht, die Zu-stimmung beim Arbeitsgericht einzuholen.

Überraschung dann beim über ein-stündigen Gütetermin, der in vergleichba-ren Fällen oft nicht länger als ergebnislose15 Minuten dauert. Arbeitsrichter Esko

Horn wartete geduldig, bis alle Zuschauerdichtgedrängt Platz im Verhandlungssaalgefunden haben. Und ungewöhnlich aus-führlich referiert er aus den Akten dieKündigungsgründe, gibt eine erste Bewer-tung ab und lässt erkennen, dass er Zweifelhabe, ob die Gründe stichhaltig sind. Horn:„Es gibt keine konkreten Anhaltspunkte,dass die Arbeitsleistungen nicht erbrachtwurden.“ Diverse Abmahnungen seienzwar „formal korrekt“, aber man müssesich „auch anschauen, ob sie inhaltlich sozutreffen.“ Und auch der „Sonderurlaub“sei „rechtlich nicht ganz unproblema-tisch“. Unterm Strich müsse er feststellen,dass es „sicherlich unstrittig sei, dass dieStimmung vergiftet ist.“ Ihn erinnere es an„vergleichbare Eheverhältnisse, aber Ehenlassen sich sicherlich leichter trennen.“Sein Vorschlag daher: Das Angebot einerMediation, dem beide Parteien nach einerBeratungspause zustimmen.

Seit Anfang April 2006 wird bei denHamburger Arbeitsgerichten „die gerichts-interne Mediation,“ so das Gericht aufseiner Web-Seite, „als zusätzliche Möglich-keit zur Streitbeilegung angeboten. Dabeihandelt es sich um ein Verfahren, mit demein Rechtsstreit selbstbestimmt und unterWahrung der eigenen Interessen beendetwerden kann, ohne dass es Sieger und Be-siegte gibt.“ Zuversichtlich zeigte sichdann auch Hamburgs ver.di-Chef Wolf-gang Rose: „Es ist zu hoffen, dass der Bau-erverlag die Tätigkeit von Frau Artus alsVorsitzende des Betriebsrates, des Kon-zernbetriebsrates, als Gewerkschafterinund als Abgeordnete der HamburgischenBürgerschaft nicht als unwillkommeneStörung des Arbeitsverhältnisses ansieht,sondern als begrüßenswertes demokrati-sches Engagement achtet.“ Und auch Artusglaubt: „Dass es im Ergebnis eine Mediationgeben wird, ist ein gutes (Zwischen-)Er-gebnis.“ Wulf Beleites ■

Mediation bei BauerMögliche Einigung im Verfahren gegen Konzernbetriebsrätin

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Große Solidarität für Kersten Artus vor dem Hamburger Arbeitsgericht

20 M 12.2010

Regionalredaktionendicht gemachtDie Fränkische Landeszeitung (FLZ), Lokal-zeitung für die Landkreise Ansbach undNeustadt / Aisch mit dem Mantel derNürnberger Nachrichten, hat zwei Redak-tionen zum 1. September in Uffenheimund Scheinfeld geschlossen. Dagegen gabes (letztendlich vergeblichen) Widerstand.Doch auch der Verlag schlug um sich.

Heute gibt die FLZ-Führung „keinenKommentar mehr ab“. Kurz nach derUnterschriftenaktion der SPD Uffen-heim mit dju und dem BayerischenJournalistenverband war das anders.Nach 400 Unterschriften, von drei Ak-tiven innerhalb von zwei Stunden voreinem Supermarkt der 6.000-Einwoh-nerstadt Uffenheim gesammelt, standin der FLZ-Wochenendausgabe vom14. August zu lesen: „Lassen Sie sichnicht einspannen für dubiose Ziele. Wiralle dürfen in einer funktionierendenDemokratie leben und brauchen keinesozialistische Republik und keinenGewerkschaftsstaat.“ Eine Reaktion aufdie Argumente von SPD, dju und BJV:Wenn die FLZ ihre Redaktionen schlie-ße, „befürchten wir: eine massive Ver-schlechterung der journalistischen Ver-sorgung; viel weniger Artikel, die Uffen-heim und Umgebung betreffen. Nichtzuletzt sind mit der Schließung auchArbeitsplätze verbunden.“

Die Uffenheimer SPD geriet nochstärker ins Visier der FLZ-Führung, wieerst jetzt bekannt wurde. Denn SPD-Chef Wolfgang Lampe hatte in der ört-lichen Partei-Destille ein vorgefertigtesKündigungsschreiben für FLZ-Abon-nenten beigelegt. Dagegen wehrte sichdie Zeitung mit einer „Abmahnung mitdem Ziel einer einstweiligen Ver-fügung.“ Der Kündigungsvordruck seigeschäftsschädigend und „grob rechts-widrig“, habe in dem Anwaltsschreibender FLZ gestanden, so Lampe. Doch ausAngst vor einem jahrelangen Prozessund hohen Kosten ging der SPD-Manneinen Vergleich ein, nach dem er dasKündigungsschreiben nicht mehr ver-teilen darf. „Drei Redakteuren konntenkeine Arbeitsplätze an anderen Stand-orten zugewiesen werden.“ Ihnen seien„äußerst großzügige, sozialverträglicheAbfindungen angeboten“ worden, schrei-ben die Verleger. Laut FLZ-Betriebsratlagen die Abfindungen im Rahmen desÜblichen. Von Chefredakteur PeterSzymanowski war nur zu erfahren: „Eswar eine einvernehmliche Entschei-dung zwischen Verlag und Redaktion.“

Heinz Wraneschitz ■

20 M 12.2010

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M 12.2010 21

20 Jahre lang hat die Bremer JournalistinAlice B. für die Kreiszeitung (Ippen-Konzern)gearbeitet, für 23 Cent pro Zeile, 12,78 Europro Foto oder für kleine Pauschalen. Dannflog sie plötzlich raus. Der Anlass: Sie hattesich dagegen gewehrt, dass der Verlag vieleihrer Texte und Fotos an andere Blätterweiter verkaufte. Mit einer Klage will die 50-Jährige nun erreichen, dass sie weiterbe-schäftigt und rückwirkend als Festangestellteeingestuft wird. In erster Instanz hat B. ver-loren, aber sie kämpft weiter.

Die Kreiszeitung erscheint im Bremer Um-land und produziert in Bremen einen eige-nen Lokalteil, der oft informativer ist alsder Marktführer Weser-Kurier. B. erstelltefast zehn Jahre lang die wöchentlichenKino- und Bildungsseiten. Zusammen mitaktuellen Terminen, so schätzt sie, kam sieauf 42 Stunden pro Woche – bei höchstens

zwei Wochen Urlaub. Sie sei fest in dieBremer Redaktion eingebunden gewesen,mit eigenem Arbeitsplatz und Mailadresse.Und das alles für gut ein Drittel eines Re-dakteur-Tarifgehalts.

Schon die schlechte Bezahlung wurmtesie. Aber dann entdeckte sie auch noch,dass der Verlag ihre Beiträge teils an dieNordwest-Zeitung (NWZ) und die Nordsee-Zeitung (NZ) weiterverkaufte. Sie sei wederzusätzlich bezahlt noch vorher gefragtworden. Mehrfach protestierte sie ver-geblich, dann reichte es ihr: Sie verlangteihre Einstufung als Festangestellte, zumin-dest für zwei Jahre rückwirkend. Dannwäre auch die Zweitverwertung arbeitsver-traglich abgedeckt.

Als der Verlag das ablehnte, fordertesie von NWZ und NZ je 10.000 Euro Ho-norar. Statt zu zahlen, wandten sich dieBlätter irritiert an die Kreiszeitung, und die

reagierte prompt: Rauswurf. Das wiederumließ sich B. nicht gefallen. Sie klagte vordem Arbeitsgericht Bremen. Ihr Anwaltsieht bei ihr eine „klassische ‚Scheinselbst-ständigkeit’“. Aus Verlagssicht dagegen warsie zwar „wirtschaftlich von uns abhängig“,aber nicht weisungsgebunden oder festeingegliedert. Sie habe auch durchausZweitverwertungsaufschläge erhalten, wiesich an internen Unterlagen ablesen lasse.„Das wurde nachträglich drauf geschrie-ben“, beurteilt B. die angeblichen Belege.Auf den Abrechnungen, die sie erhaltenhabe, sei kein Zweithonorar vermerkt ge-wesen.

Angesichts von Prozessrisiken für bei-de Seiten empfahl die Kammervorsitzendeam Ende einen Vergleich: Der Verlag solle5.000 Euro zahlen – „vielleicht nur ausmoralischen Gründen, denn die Klägerinhat ersichtlich lange zu einem ganz gerin-gen Entgelt gearbeitet“. Doch das war B.viel zu wenig für ständigen „Urheber-rechtsbruch“ und jahrelange Unterbezah-lung. Die Klage wurde abgewiesen. Aberdie alleinerziehende zweifache Mutter willnicht aufgeben und voraussichtlichRechtsmittel einlegen. Eckhard Stengel ■

Mutige KlägerinRechtsstreit um Ausbeutung bei Ippens „Kreiszeitung“

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Verhandlungen ohne FortschritteDie Tarifverhandlungen für die dpa GmbH haben in der zwei-ten Runde am 16. November in Hamburg keinerlei Fortschrittegebracht. Die Tarifkommission aus DJV und ver.di machtedeutlich, dass die Beschäftigten in der aktuellen Mantel- undGehaltstarifrunde nichts zu verschenken haben und zu keiner-lei Abstrichen bereit sind. Demgegenüber ließ die dpa-Ge-schäftsführung keinen Zweifel daran, dass sie an ihrem Einspar-ziel von zwei Millionen Euro jährlich bei den Personalkostenstrikt festhalten wolle. Dies könne zum Beispiel über einenWegfall des Urlaubsgeldes erreicht werden. Nach Rechnung derGewerkschaften würde dies eine Einkommenskürzung um 5,8Prozent bedeuten. Die Tarifverhandlungen sollen Mitte Januarfortgesetzt werden. PM ■

Zurück in die TarifbindungDie Bremer Tageszeitungen AG, die mit etwa 430 Mitarbeiterndie Zeitungen Weser-Kurier, Bremer Nachrichten und VerdenerNachrichten herausbringt, ist von den Gewerkschaften ver.diund DJV zu Tarifverhandlungen aufgefordert worden. DieseTarifverhandlungen kann der Verlag nur vermeiden, wenn erkurzfristig wieder tarifgebundenes Mitglied im Bremer Zeitungs-verlegerverband wird. Eine entsprechende Entscheidung desVerlages haben die Gewerkschaften bis zum 6. Dezember ein-gefordert. Der Verlag ist seit etwa 5 Jahren nur noch Mitgliedohne Tarifbindung im Verlegerverband. Dadurch will er diezwingende Wirkung der Branchentarifverträge ausschließen.Auf einer ver.di-Mitgliederversammlung am 23. Novemberhaben die betroffenen Verlagsangestellten, Zeitungsredakteureund -redakteurinnen diese Tarifflucht als Missachtung der Be-schäftigten und deren Arbeitsleistung bewertet. PM ■

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Auf Initiative von ver.di wurden am 15. Okto-ber die Verhandlungen zur Arbeitsplatzsiche-rung bei der Umstellung auf digitale Projek-tionstechnik und sogenannte Kombikassenbei CinemaxX aufgenommen.

ver.di hatte Verhandlungs-Eckpunkte vorge-legt, die sicherstellen sollen, dass Vorführe-rinnen und Vorführer auch nach der Um-stellung auf digitale Projektionstechnik wei-ter im Kino arbeiten können – wenn auchin einem anderen Arbeitsbereich – und dassbei der Umstellung auf Kombikassen keinStellenabbau geschehen wird sowie Zu-schläge gezahlt werden.

Wenn Kombikassen an Concession-Treseneingerichtet werden ist fraglich, ob danachnoch die gleiche Anzahl an Servicekräftenam Tag eingesetzt wird. Um eine Verringe-rung der Stellenanzahl zu verhindern undangemessene Zuschläge zu ermöglichen,fordert ver.di eine tarifvertragliche Rahmen-vereinbarung. Die Höhe der Zuschläge, diekonkrete Stellenplanung und Dienstplan-gestaltung soll durch Betriebsräte verhandeltund ausgestaltet werden. Eine solche Be-triebsvereinbarung soll bis zum 31. Dezem-ber 2011 befristet sein. Zu diesem Zeitpunktendet auch die Laufzeit des übergeordnetenkonzernweiten Tarifvertrages. Mit der zu-nehmenden Umstellung weiterer Kinosäle

auf digitale Projektionen drohen den mei-sten Filmvorführinnen und -vorführern be-triebsbedingte Kündigungen. Wann genau,ob in den nächsten Monaten oder erstnächsten Jahren, ist noch nicht absehbar.Um für die Betroffenen Arbeitslosigkeit zuverhindern, soll eine verbindliche Tarifrege-lung vor Kündigungen schützen. ver.di for-dert eine Beschäftigungsgarantie und bei ei-nemWechsel in andere Arbeitsbereiche, miteventuell niedrigerem Lohn, einen ab-schmelzenden Einkommensschutz. So sollnach demWechsel in eine geringer bezahlteTätigkeit für zwei Jahre das bisherige Ein-kommen fortgezahlt werden, dann für zweiJahre 75% der Einkommensdifferenz undim fünften Jahr sollen 50% der Differenzausgeglichen werden. Zudem wird eine För-derung für die Qualifikation zum Einsatz inanderen Arbeitsbereichen verlangt.

Die Tarifverhandlung wird am 7. De-zember fortgesetzt. Bis dahin wird es nachAussage von CinemaxX keine weiterenUmstellungen auf Kombikassen (bishernur in Dresden und Berlin / PotsdamerPlatz) oder die Volldigitalisierung einzelnerKinobetriebe geben. red ■

Verhandlungsbeginnbei CinemaxXFür Arbeitsplatzsicherung bei Umstellung auf Digitalprojektion

22 M 12.2010

Enorm132 Seiten dick, lange Texte, anspruchsvolles Lay-out – wer braucht noch ein Wirtschaftsmagazin?„So was wie enorm gibt es noch nicht“, behauptetder stellv. Chefredakteur MarcWinkelmann. „Dennwir kümmern uns um nachhaltiges Wirtschaftenund erzählen Wirtschaft über die Menschen.“ DenImpuls für das im November zum vierten Mal in80.000er Auflage erscheinende Vierteljahresheftbekam Chefredakteur Thomas Friemel auf derVision Summit 2008, der ersten großen Konferenzzum Social Business. Ein Jahr später wurde dashochkarätig angelegte Social-Business Magazinenorm auf der Vision Summit in Berlin vorgestellt

und fand große Resonanz. „Es war Zeit für dieseForm“, sagt Winkelmann. „Das Thema ist wichtig,wir müssen uns positionieren.“ Das Blatt will einenGegenpol zum Corporate Publishing von Verlagensetzen, bei dem „journalistische Inhalte nicht be-sonders geschätzt werden und Geschichten wegenbesserer Vermarktbarkeit an der Oberfläche blei-ben.“ Für enorm wurde ein eigener, der SocialPublish Verlag in Hamburg gegründet, fünf Gesell-schafter gaben Startkapital, weitere Investorenwerden gesucht. Das Heft liegt in gut sortiertenZeitungskiosken, im Bahnhofsbuchhandel und aufFlughäfen aus, Zuversicht gründet sich auch aufwachsende Abonnentenzahlen.Gut, manchmal spannend, immer unter dem Blick-winkel sozialen Wirtschaftens in der ganzen Weltrecherchiert und geschrieben, gibt es eine Füllevon Lesestoff. Heftbestimmend ist die Titelge-schichte, die sich zu einem Dossier auswachsenkann – in Heft 3 ging es um Business-Wohltätermit einem Porträt des amerikanischen MilliardärsWarren Buffet. In großen Interviews wird schein-bar Gegebenes kritisch hinterfragt, bei Starbuckszum Beispiel, ob hinter der Abnahme fair gehan-delten Kaffees echtes Engagement oder Image-pflege stecken.Zu den Standards gehört die Kolumne von FredGrimm. Der Buchautor und Journalist setzt sich

u.a. mit der kommunistischen Utopie von KarlMarx auseinander, die für die oberen Zehntausenddoch noch Wirklichkeit geworden ist. Unter lako-nisch benannten Rubriken wie Politik, Sozialesoder Ökologie verbergen sich erstaunliche Ge-schichten wie die von der Laundry List, die für inden USA vielerorts verbotenes Wäschetrocknen imFreien streitet und Wäschetrocknern den Kampfangesagt hat. Große Reportagen berichten vomUmdenken, von ökologischenWirtschaftsprojektenin der ganzenWelt und den Chancen junger Leute,sich mit neuen Ideen zu behaupten.In der kleinen Form fest verankert sind Rechts-tipps, enorm intern oder das Glossar, das Begriffeaus der neuen Wirtschaftswelt erklärt. Ganz zumSchluss steht Am Anfang – vorgestellt werden ori-ginelle Start-up Vorhaben. Bildsprache und Layoutsind großzügig, ganzseitige Fotos und Gestaltungen,dazu Infografiken fesseln die Aufmerksamkeit.Winkelmann, der selbst als Freier fürs Handelsblattoder Vanity Fair geschrieben hat, freut sich, dassnamhafte Journalisten und Fotografen für enormgewonnen werden können. Derzeit werden dieersten Geschichten fürs nächste Jahr geplant, aufVeranstaltungen wird das Blatt vorgestellt, in Unisverteilt. Winkelmann sieht Zukunft für enorm. „Eslohnt sich auf die menschliche Seite der Wirtschaftzu sehen.“ Bettina Erdmann ■

Schon entdeckt?Engagierte Medien abseits des Mainstreams sind hochinteressant, aber wenig bekannt.Deshalb stellt M mit dieser Rubrik in jedem Heft eines davon vor.

Schon entdeckt?

film

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Erneut hatte ein Arbeitgeber im Fall derKino-Mitarbeiterin „Nora“ vergebens ver-sucht, eine Gewerkschafterin durch eine Ba-gatellkündigung loszuwerden. Das Arbeits-gericht in Darmstadt sah die Vorwürfe derGeschäftleitung des Darmstädter CinemaxX-Kinos jedoch als unbegründet an. Das Ar-beitsverhältnis bleibt bestehen.

Seitens der Geschäftsleitung hätte manbesser vom Beispiel der Supermarkt-Kassie-rerin Emmely lernen sollen. Im Fall derMitarbeiterin Nora des Kinos CinemaxXin Darmstadt habe dessen Geschäftslei-tung vergebens versucht, eine gewerk-schaftlich aktive Kollegin mit einer halt-losen Kündigung abzustrafen, so AnjaWillmann vom ver.di-Fachbereich Medienin Frankfurt am Main nach gewonnenemArbeitsgerichtsverfahren. Einzig um Pea-

nuts sei es gegangen. Die Kino-Mitarbeite-rin hatte man kündigen wollen, weil sieangeblich Getränke verschenkt oder Pop-corn nicht richtig abgerechnet haben soll.Doch das Arbeitsgericht in Darmstadtmachte mit seinem Urteil am 30. Novem-ber deutlich: Das Arbeitsverhältnis wirdnicht aufgelöst! Kolleginnen und Kollegenhatten vor Gericht bezeugt, dass sie Noraweder Getränke noch Popcorn unbezahltüber den Tisch hatten reichen sehen.Anders lautende Aussagen der Zeugen derArbeitgeberseite, des Betriebsleiters undseines Stellvertreters, hätten das Gerichthingegen offenbar nicht überzeugt, meintdie ver.di-Rechtsschutzsekretärin, MonikaHettwer.

Nora ist happy – ebenso wie die fast40 Kolleginnen und Kollegen, die unteranderem aus dem CinemaxX Darmstadt

und einem Viernheimer Kino, zur Gerichts-verhandlung erschienen waren. Die Ge-schäftsleitung habe der engagierten Gewerk-schafterin nach deren Beteiligung im Wahl-vorstand bei der Betriebsratswahl gekün-digt, berichtet Anja Willmann, direkt nachAblauf des besonderen Kündigungsschut-zes von sechs Monaten. Deshalb habe derVerdacht nahe gelegen, dass man eine un-liebsame Mitarbeiterin habe loswerden wol-len, so Monika Hettwer. Die habe sich je-doch nichts zuschulden kommen lassen,sei eine starke Persönlichkeit, dem Arbeit-geber wohl nur zu aufmüpfig gewesen. DasUrteil werde die Beschäftigten der Kinosselbstbewusster machen, freut sich AnjaWillmann. Bereits im Vorfeld hatte sichdie ver.di-Jugend hinter Nora gestellt unddas Cinemaxx Darmstadt aufgefordert, dieKündigung zurückzunehmen. Nach Will-manns Auffassung hatte die Geschäftslei-tung versucht, „Druck auf Beschäftigte aus-zuüben und ein Exempel zu statuieren“ –habe jedoch lernen müssen, dass „mit ei-nem an den Haaren herbeigezogenen Be-trugsversuch kein Gericht zu überzeugenist“. Gitta Düperthal ■

Auch Nora bleibt!Kino-Arbeitgeber scheiterte mit Bagatellkündigung

Seinen 10. Geburtstag feierte das Festival„film+“ am letzten November-Wochenendein Köln. Vier Tage lang wurde über aktuelleThemen des Filmschnitts und der Montage-kunst diskutiert. Dazu gab es ein umfangrei-ches Filmprogramm, bei dem selbst die frü-hen Matinee-Vorstellungen regelmäßigübervoll waren. Insgesamt wurde die „fami-liäre Herzlichkeit“ der Veranstaltung gelobt.

Für die Fach-Veranstaltungen zum Dach-Thema „Erzählen und Montage“ hatteman sich zum Jubiläum den Luxus geleis-tet, erstmalig ausschließlich Männer undFrauen der Praxis aus dem deutschsprachi-gen Raum aufs Podium einzuladen. An-hand von zahlreichen Beispielen derSchnittmeisterinnen und -meister konntedann lebhaft, kontrovers und immer fairdiskutiert werden. Dabei ging es unter an-derem darum, welche Rolle erklärendeTexte (die sogenannte „Voice over“) inDokumentarfilmen spielen können. Ganzaktuell auch, welche Geschlechterbilderdurch den Filmschnitt vermittelt werden.

Spannungsreich die Debatte darüber,wie sich ambivalente oder gar „böse“ Pro-tagonisten eines Films durch die Montageso ins Bild setzen lassen, dass das Publi-

kum nicht gleich durch ein negatives Ima-ge abgeschreckt wird. Viertes Unter-The-ma schließlich waren verschiedene drama-turgische Erzähltechniken, die nicht zu-letzt durch den Schnitt bestimmt werden.

Schluss- und Höhepunkt des Festivalswar die feierliche Verleihung der Preise fürdie besten Montagen. (www.filmplus.de)In der Kategorie Spielfilm ging der mit7.500 Euro dotierte „Filmstiftung NRWSchnitt Preis Spielfilm“ an Monika Willifür „Das weiße Band“ (Regie: Michael Ha-neke). Stephan Krumbiegel erhielt denBild-Kunst-Schnitt-Preis Dokumentarfilm(ebenfalls 7.500 Euro) für „ Wiegenlieder“(Regie: Johann Feindt und Tamara Trampe).Gesponsert wurde diese Auszeichnung wieschon in den Jahren vorher von der VGBild +Kunst. Sie sprang in diesem Jahrauch als Sponsor für den Nachwuchs-För-derpreis ein, er ging an Stefanie Brockhausals beste Nachwuchscutterin für den Kurz-film „Das Kind in mir“ (Regie: StefanieBrockhaus, 2.500 Euro). Der „Geißendörfer-Ehrenpreis Schnitt“ (3.000 Euro) ging anMonika Schindler. Sie hatte schon 2001den ersten „Schnitt Preis Spielfilm“ für „DiePolizistin“ (Regie: Andreas Dresen) er-halten. Jürgen Schön ■

MontagekunstSpannungsreiche Debatte auf dem Festival film+ in Köln

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film

M 12.2010 23

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Mehr als zwei Jahrzehnte hat Martin Keßlerals politischer Dokumentarfilmer für ARD,ZDF, Arte und WDR gearbeitet – bis er mitseiner kritischen Filmserie „Neue Wut“ of-fenbar für die immer mehr zum Buntenneigenden öffentlich-rechtlichen Sender zuanspruchsvoll geworden war. Keßler gabjedoch nicht auf und erreichte mit seinenFilmen über Sozialproteste eine neue Öf-fentlichkeit: Über das Internet, CD-Verkaufund Kinovorführungen, mit Unterstützungvon Stiftungen, Gewerkschaften sowie einerinteressierten Fangemeinde in sozialen Be-wegungen. Dafür verlieh ihm der VereinBusiness-Crime-Control (BCC) im Novemberin Frankfurt einen Preis.

Der BCC beschäftigt sich seit 1991 mitkrimineller Ökonomie und ihren schäd-lichen Auswirkungen auf den Sozialstaat.Was aber hat eigentlich eine kritischeSozialberichterstattung über Hartz IV, Bil-dungsproteste und Globalisierungskritikmit Wirtschaftskriminalität zu tun? Viel,wenn man Keßlers spannender Gesell-schaftsanalyse folgt! Bereits vor zehn Jah-ren hatte der renommierte Filmemacherim WDR in der „Story“ unter dem Titel„Das Milliardengrab“ über aufgeblähteScheingeschäfte mit Bodenbelägen vonSportstadien am Beispiel der Firma Balsamberichtet. Und wie diese trotz besserenWissens von Bankvorständen Riesenkre-dite einfuhr, beispielsweise von derDeutschen Bank. Wo indes Geld auf deranderen Seite sehr ertragreich wiedereingespart wird, machte Keßler bereits1998 deutlich: Mit seinem Film „Billigjobsfür Millionen“ im ZDF. Als man nach derJahrtausendwende in öffentlich-rechtlichenSendern solch entlarvende Sichtweisenauf die zunehmend weiter klaffendeSchere zwischen Reich und Arm wenigerzu schätzen wusste, wählte Martin Keßlereinen eigenwilligen neuen Weg. Mitseinen Filmen „Neue Wut“ zum ThemaAgenda 2010, „Kick it like Frankreich – derAufstand der Studenten“ und „Das war derGipfel“ über die Bewegung der Globa-lisierungskritiker in Heiligendamm tourteer durch die Kinos der Republik und hattestets volle Häuser.

Keßler ist auch heute noch ein Jour-nalist, der die Chronik der politischenGeschehnisse aus der Perspektive der un-teren Gesellschaftsschichten erzählt. Mitseiner filmischen Arbeit will er verdeutli-chen, „wie die Abzocke von reichen Eliten

dem Sozialstaat schadet“. Den Blick für Al-ternativen und gesellschaftliche Utopienhält er offen, indem er soziale Gegenbe-wegungen begleitet. Durch seine Filmeführen glaubwürdige und unabhängigeGesprächspartner und kluge Köpfe wiezum Beispiel der bekannte SozialethikerFriedhelm Hengsbach, der französischeUmweltrebell José Bové oder die indischeBürgerrechtlerin Vadana Shiva . Fern vonQuotenfixierung und politischer Gleich-schaltung ist Keßler einfach weiter seinenWeg gegangen – unter anderem unter-stützt von ver.di, IG Metall oder IG BAU,Attac, der Stiftung Menschenwürde undArbeitswelt, der Otto-Brenner-, Rosa-Luxem-burg- und Heinrich-Böll-Stiftung. Aberauch durch Medienpartnerschaften mitder taz oder der Jungen Welt. Für diese Leis-tung hat ihm der Verein BCC unter Vorsitzdes Frankfurter Politikwissenschaftlers HansSee den mit 3.000 Euro dotierten Preisverliehen.

Der Preis ist nicht nur eine deutlicheErmutigung gewesen, sondern auch nütz-lich. Denn reich wird Keßler mit seinemEngagement nicht. In den Filmen stecktviel unbezahlte Arbeit von ihm, seinerCutterin Eva Voosen und seinem Ton-Mann Ricardo Pereira. Obendrein muss erfeststellen, dass sich ausgerechnet jetzt inKrisenzeiten immer mehr Unterstützerzurückziehen. Ob bei Gewerkschaftenoder Stiftungen: „Man widmet sich gernwieder seinen Kerngeschäften und kehrtbisweilen zu schlichten Werbekampagnenzurück.“ Für unabhängige Filmemacherwie ihn ist dann kaum mehr Geld übrig.Deshalb überlegt Keßler, wieder auf dasFernsehen zuzugehen. Auf Dauer könnedas Ausweichen auf Sponsoring für poli-tische Dokumentarfilmer keine Lösungsein: Öffentlich-rechtliche Gelder müssenwieder für unabhängiges Filmschaffen her.Zunächst aber hatte Keßler aus der Noteine Tugend gemacht und nochmals aufeine neue Form gesetzt: die „Krisen-Split-ter“ auf youtube. Eigentlich weil das Geldfür einen großen Dokumentarfilm überdie aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrisenicht reichte. Doch diese kleinen Film-ausschnitte sind auch von Vorteil. Sie kön-nen aktueller sein.

Bei den Castor-Transporten, Stuttgart21 und den Oldenburger Hartz IV-Pro-testen „Krach schlagen, statt Kohldampfschieben“ war er nicht – „weil einer alleindas gar nicht schaffen kann.“ Keßler

beschäftigt sich zurzeit grundsätzlichermit der neuen Bürgerwut. Er sieht perspek-tivisch auf diese Entwicklung und machtsich Gedanken, wo der soziale Protest hin-driftet. Seit die Legitimationskrise vonparlamentarischer Arbeit aufgrund vielzitierter Hinterzimmer- und zunehmenderKlientelpolitik breite Gesellschaftsschich-ten erfasst hat, beobachtet Kessler „einAuseinanderfallen des sozialen Protestes“.Während Angehörige der Mittelschicht,die zunehmend den eigenen sozialen Ab-stieg fürchten, noch über gute Vernetzungund kommunikative Fähigkeiten verfügen,ziehe sich die Protestbewegung der wirk-lich Armen, die schon nichts mehr zu ver-lieren haben, immer weiter zurück. DieseEntwicklung eröffne Rechtspopulisteneine Chance, an Boden zu gewinnen. Der-art vorausschauende politische Einschät-zungen wären im öffentlich-rechtlichenFernsehen am richtigen Platz.

Die AG Dokumentarfilm kritisiertauch deshalb heftig, dass Polittalker FrankPlasberg den letzten Platz für Dokus in derPrimetime der ARD, montags um 21 Uhr,verdrängt: Zwischen all den lärmendenTalkern wie Günther Jauch, Anne Will,Maybrit Illner, die Politprominenz Eigen-PR betreiben lassen, müsse weiterhin dergute alte Dokumentarfilm seinen Platzfinden – zur besten Sendezeit, nicht ver-steckt in Nischenprogrammen.

Gitta Düperthal ■

24 M 12.2010

film

Preis für „Neue Wut“Dokumentarfilme über Sozialproteste finden eine neue Öffentlichkeit

Martin Keßler im Netz: www.neuewut.de

Foto:Jan

JacobHo

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film

Es ist geschafft, am 15. November einigte sichver.di mit der Geschäftsführung der BavariaProduction Services (BPS) über die Tarifbin-dung an den Branchentarifvertrag des Ver-bandes Technischer Betriebe für Film & Fern-sehen (VTFF). Seit Dezember 2009 fordertendie ca. 45 festen und freien Mitarbeiter derBPS, die Anerkennung dieses Tarifvertrages.

Seit fünf Jahren gab es keine Gehaltserhö-hung und die Arbeitgeber verschlechtertenvon Jahr zu Jahr die Arbeitsverträge. Die BPSist ein 100prozentiges Tochterunterneh-men der Bavaria Studios und ProductionServices GmbH (ehemals Bavaria Studios)an denen das ZDF, die Bavaria Film GmbHund die Landesförderbank beteiligt sind.Die BPS erbringt technische Dienstleistun-gen u.a. für Serien wie „Sturm der Liebe“,

„Marienhof“ und demnächst auch die neueZDF Daily „Herzflimmern“. Die Arbeitgeberforderten einen Tarifvertrag unterhalb derTarif- und Sozialstandards der Branche: 4Urlaubstage unter Tarif, 2 Wochenstunden(40 Std./Woche) über Tarif, keine Sonder-zahlungen sowie einen Leistungslohn.

Der Protest ließ nicht lange auf sichwarten! Neben Flugblattaktionen, aktivenMittagspausen wurden auch erste Warn-streiks vorbereitet, die auch direkt ZDFProduktionen betroffen hätten. Die Ar-beitgeber organisierten freie Mitarbeiterals Streikbrecher. Fünf weitere Betriebezeigten sich solidarisch mit der Beleg-schaft der BPS und nahmen an den Prote-sten teil. Kurz vor den ersten Warnstreikseinigten sich dann die Arbeitgeber mitver.di auf einen Anerkennungstarifvertrag.

Die Arbeitsbedingungen werden in dennächsten vier Jahren an den TarifvertragVTFF angepasst. Die Beschäftigten bringenin die Einigung eine Anrechnung derübertariflichen Zulagen mit 1% bei einerEntgelterhöhung ein.

Tage nach der Tarifeinigung stelltendie Arbeitgeber fest, dass sich nicht alleForderungen von ihnen in der Tarifeini-gung wiederfanden. Sie hatten es ver-säumt, weitere Anrechnungsmechanis-men für die Reduzierung der Arbeitszeitmit ver.di zu vereinbaren. Man wollte denBeschäftigten tiefer in die Tasche greifenund für weitere fünf Jahre Nullrunden.

ver.di zeigt sich wieder kompromiss-bereit und verlängerte den Zeitraum derAngleichung der 40 auf die 38 Std./Wochevon 4 auf 5 Jahre. Als Ausgleich wurde dieNichtanrechenbarkeit des 13. Gehalts fürdie Beschäftigten vereinbart. Doch die Ge-schäftsführung stellte weitere Nachforde-rungen. Die Beschäftigten sollten nach denVorstellungen der BPS kein eigenes Streik-recht bei den Tarifverhandlungen über denBranchentarifvertrag VTFF haben. ver.dieinigte sich dann am 1. Dezember zumzweiten Mal mit der BPS und konnte da-mit alle weiteren Nachforderungen zurück-weisen. Jörg Reichel ■

Tarifeinigungmit HerzflimmernProteste bei Bavaria-BPS unterstützten Verhandlungen

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26 M 12.2010

Er war der schönste Krawallbruder der Film-geschichte. Und noch heute gibt es um ihnZank: Wer Klaus Kinski wie präsentierendarf, ist nämlich keineswegs nur eine Inter-pretationsfrage.

Kinski auf der Leinwand war delikat. Manwollte ihn nicht nur brav sehen. Sondernberserkern. So auch rund zwanzig Jahrenach seinem Tod. Man will ihn stöhnenhören. Fluchen. Krächzen. Brüllen. Weinen.Sich wehren gegen diese Welt. Wie er flehtund wie er flennt. Wie er rast! Denn der alteKinski verkörperte die Urform der kämpfe-rischen Kreatur, er war von Kopf bis Fußauf „wild“ eingestellt. Und: auf „sexy“.Was ihm so schnell keiner nachmacht.

Doch ausgerechnet diesem Rabaukenwurden gar strebsame Erben zu Teil. Nichtetwa hartgesottene Medienprofis. Son-

dern, viel schlimmer: Liebevolle Dilettan-ten. Allen voran die geschiedene dritteGattin des Künstlers, Minhoi GenevièveLoanic. Sie beauftragte 2006 die KanzleiHertin in Berlin, einen Halbsatz in einemrund 450 Seiten dicken Buch verbieten zulassen. Betroffen war der hervorragend ge-schriebene Band, der zum 80. Geburtstagdes 1991 am Herzinfarkt verstorbenenKünstlers im Aufbau Verlag erschien:„Kinski. Die Biographie“ des jungen Wie-ner Filmwissenschaftlers Christian David.

Darin wird Minhoi, einstige Gefährtindes Erotomanen Kinski, zwar als seine„Zwillingsseele“ bezeichnet. Aber es wirdauch mitgeteilt, dass die Erfahrung vonDrogenkonsum sowie die Missachtung deseigenen Körpers die beiden Menschenverband. Konkret störte die gebürtige Viet-namesin Minhoi die Beobachtung einer„gewissen Neigung, sich zu verkaufen“.

Kein Erfolg mit Schwärzung

Nun weiß jeder Journalist, dassProminente wie auch andere unter demSyndrom, die eigene Haut zu Markte zutragen, leiden. Das zu benennen, ist keineSchande. Für eine Einstweilige Verfügungreichte Hertins Schriftsatz dennoch, dasBuch musste zunächst vom Markt. David:„Angesichts der beanstandeten Textstellewar ich überzeugt, dass es vor allem umein Signal ging.“ Motto: Hier testet eineHinterbliebene aus, wie weit sie gehenkann.

David: „Es entsteht ein gefährlichesKlima, die Schere im Kopf beginnt zu arbei-ten, es kommt zur Selbstzensur.“ In diesemFall verlief es glimpflich: Das Buch kamnach der Hauptverhandlung wieder in denHandel, ohne Schwärzung – ein Sieg derFreiheit, die das Grundgesetz verspricht.Nur: Die Sache hat auch wirtschaftlicheAspekte. Ein Günstling von Minhoi brach-te nämlich zeitgleich mit David ein kon-kurrierendes Produkt heraus.

Peter Geyer, vom Loriot Merchandi-sing kommend, ist der offizielle Nachlass-Verwalter von Kinski. Minhoi und ihrSohn Nanhoi Nikolai haben ihn dazu ge-macht. Als Kulturmanager, Autor und Re-gisseur ist Geyer ein bunter Hund der Sze-

ne. Und ebenfalls im Jubiläumsjahr publi-zierte er seine im Vergleich zu DavidsWerk ziemlich magere Biografie „KlausKinski. Leben, Werk, Wirken“ (Suhrkamp).Zufällig erscheint da der Versuch, DavidsBuch zu verbieten, wirklich nicht.

Zudem ist das furiose Fleißwerk ausWien eine Konkurrenz für Geyers „KinskiProductions“ in Hamburg. Deren Warenstoßen fast regelmäßig wegen Einfalls-losigkeit auf. Kinski pur soll es sein – Kins-ki en masse ist es de facto. Ein Kinski istkein Loriot – und eine dramaturgischeAufbereitung wäre wichtig. So erschien2003 eine Mega-Box mit gleich 20 CDs.Kinski spricht da Literatur, rezitiert Brecht,Goethe und Schiller – aber wer braucht soviel Kinski auf einmal?

Recht hat Peter Geyer lediglich, wenner Urheberrechtsverstöße ahndet. So maß-te sich eine Kölner Schauspielergruppe2009 an, Auszüge, auch noch unerlaubtbearbeitete, aus Kinskis Büchern zu einemTheaterabend zusammenzuschustern. Ohnedie Lizenzen dafür erworben zu haben.Doch erst in zweiter Instanz wurde dasvon der Kölner Gerichtsbarkeit untersagt –ein Hinweis darauf, dass sich Geyer undseine Auftraggeber nicht gerade beliebt ge-macht hatten. Allerdings ist ein Künstlerkein Freiwild, nur weil seine Erben unfä-hig sind, ihn angemessen zu vermarkten.

Die Gefahr einer Überdosierung vonKinski’schem Flair birgt die aktuelle Ver-öffentlichung von „Kinski Productions“übrigens nicht: Nur zwei Talkshow-Auftrittepräsentiert die neue DVD „Klaus Kinski –Kinski Talks 1“. Interpretieren muss mansie selbst. Geyer: „Wir veröffentlichenKinski, wir deuten ihn nicht.“ Klingt wieeine Garantie für Langeweile. Hoffen wir,dass die nicht zur Maulkorb-Vorgabe wird.

Gisela Sonnenburg ■

LiebevolleDilettantenKlaus Kinskis Erben üben die Nachlassverwaltung

©Beat

Presser/

JohannaBreede

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AGBs beim SüdkurierEinhalt geboten

Das Landgericht Mannheim hat demSüdkurier-Verlag untersagt, Teile seinerAllgemeinen Geschäftsbedingungen(AGB) gegenüber freien Mitarbeitern zuverwenden. Sie sind rechtswidrig. Ge-gen die Verwendung der AGBs hatteder DJV mit Unterstützung von ver.digeklagt und nun eine Einstweilige Ver-fügung gegen die Südkurier GmbHMedienhaus (Az.2O 145/10) erwirkt.Das Gericht verbietet die Übertragungder Nutzungsrechte für Texte und Fotosauf Dritte sowie die Weitergabe vonTexten und Fotos an andere Medien derHoltzbrinck-Gruppe ohne Rücksprachemit dem Autor. Die beiden diesbezüg-lichen Absätze seien zu unbestimmt,befand das Gericht. Sie erweckten denEindruck, dass diese Weitergabe auchohne Vergütung durch den Verlag er-folgen dürfe. Dennoch beanstandetedas Gericht nicht die Festlegungen, wo-nach sich der Verlag weiterhin die er-weiterten Nutzungsrechte einräumenlassen darf, ohne eine über das verein-barte Honorar hinausgehende Vergü-tung zu bezahlen. Red. ■

recht

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M 12.2010 27

recht

Das Wiesbadener Verwaltungsgericht hat kürzlich mit einer Ent-scheidung die Rechte von Journalisten gestärkt, die sich bei Groß-veranstaltungen akkreditieren wollen. Danach ist die Weitergabevon Journalistendaten an das NATO-Hauptquartier rechtswidrig.

Geklagt hatte Kamil Majchrzak, der unter anderem für die pol-nische Ausgabe der Le Monde Diplomatique berichtet. Für dieseZeitung wollte er auch über den NATO-Gipfel schreiben, derim April 2009 in Straßburg, Baden-Baden und Kehl stattgefun-den hatte. „Ich hatte bereits im Januar 2009 über das Interneteine Akkreditierung beantragt. Die NATO übermittelte meinepersönlichen Daten daraufhin dem BKA. Die Behörde in Wies-baden glich diese mit dem polizeilichen InformationssystemINPOL ab. Auf dieser Grundlage empfahl das BKA der NATO,die Akkreditierung abzulehnen“, berichtet Majchrzak.

Für die Datenweitergabe habe die gesetzliche Grundlagegefehlt, so das Wiesbadener Gericht. Das BKA dürfe laut Gesetzpersonenbezogene Daten an Dienststellen der Stationierungs-streitkräfte oder an eine internationale kriminalpolizeiliche Or-ganisation übermitteln. Diese Voraussetzungen träfen abernicht auf das NATO-Hauptquartier in Brüssel zu.

Es war nicht der erste juristische Erfolg, den Majchrzak mitUnterstützung von ver.di errungen hat. Schon Anfang April2009 verpflichtete die 6.Kammer des Verwaltungsgerichts Wies-baden das Bundeskriminalamt per Einstweiliger Anordnung,die negative Stellungnahme zur Presseakkreditierung zurück-zunehmen. Bei dem Vorgang, so das Gericht, habe es sich umdie Übermittlung personenbezogener Daten und damit umeinen Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestim-mung gehandelt. Das BKA legte gegen diese Entscheidung mitErfolg Beschwerde ein. Der hessische Verwaltungsgerichtshofhob die Eilentscheidung aus formalen Gründen auf. Das Ver-waltungsgericht Wiesbaden hat dem Journalisten nun in derSache Recht gegeben, aber Revision zugelassen.

Der Berliner Rechtsanwalt Sönke Hilbrans, der Majchrzakjuristisch verteidigte, sieht in dem jüngsten Wiesbadener Ur-teil, das inzwischen rechtskräftig ist, positive Signale für dieRechte der Journalisten über den Fall seines Mandanten hin-aus. „Die Entscheidung enthält insbesondere für die interna-tionale Kooperation bei Akkreditierungsverfahren wichtigeHinweise. Nachdem sich für den Betroffenen und eine Anzahlanderer Journalisten schon zum G8-Gipfel 2007 in Heiligen-damm gezeigt hatte, dass die Datenabfragen vor Akkreditie-rungen rechtswidrig waren, kann diese Praxis jetzt auch für dieNATO und andere internationale Organisationen nicht fortge-setzt werden, erklärte der Anwalt gegenüber M. Die Vorsitzen-de der dju Ulrike Maercks-Franzen mahnt eine Änderung derAkkreditierungspraxis bei sportlichen und politischen Groß-veranstaltungen an. Die dju hat sich zusammen mit dem Deut-schen Presserat, der ARD und Verlegerverbänden auf Grund-sätze und Eckpunkte bei der Akkreditierung geeinigt. Danachsollen Journalisten einen grundsätzlichen Rechtsanspruch aufAkkreditierung haben. Eine Ablehnung dürfe nur möglichsein, wenn konkrete Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass derJournalist durch sein Verhalten die Sicherheit stören könnte.Er muss darüber so rechtzeitig informiert werden, dass er Gele-genheit zu einer Stellungnahme hat. Peter Nowak ■

DatenweitergaberechtswidrigGericht stärkte Rechte von Journalisten

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Kritik am Kreml oder an Gruppen, die derRegierungspartei „Einiges Russland“ nahestehen, ist gefährlich – auch und gerade,wenn sie von unabhängigen Journalistenkommt. Im November sind erneut Medien-vertreter angegriffen und schwer verletztworden. Und die Ermordung von AnnaPolitkowskaja vor vier Jahren ist weiterhinnicht aufgeklärt.

Die beiden vermummten Männer lauertenOleg Kaschin vor seiner Wohnung auf. Eswar kurz nach Mitternacht, als der 30-Jährige am 6. November zu dem Haus imZentrum Moskaus zurückkehrte. Unter an-derem mit Schlagstöcken prügelten sie aufKaschin los, als er das Gebäude betretenwollte. Auch auf den am Boden liegendenMann schlugen sie weiter ein – Video-Kameras hielten das Geschehen fest. Dochdas schreckte die Angreifer offenbar nicht.

Kaschin, ein Reporter der MoskauerTageszeitung Kommersant, musste mitgebrochenen Beinen, einem doppeltenKieferbruch und einem Schädeltrauma insKrankenhaus. Die Ärzte versetzten ihnnach einer Notoperation zunächst in einkünstliches Koma. Tagelang war unklar,ob er jemals wieder gehen und arbeitenkann. Ende November meldete er sich je-doch mit einem Artikel aus dem Kranken-haus zurück. Darin kündigt er an, im Jan-uar seine Arbeit bei Kommersant wiederaufzunehmen. Er werde sich auch mitGewalt nicht zum Schweigen bringenlassen, schreibt Kaschin.

Der Überfall sorgt landesweit undauch international für Entsetzen. Kommer-sant-Chefredakteur Michail Michailin

spricht von einer „demonstrativen Brutali-tät“ und ist sicher, dass es einen Zusam-menhang zwischen dem Überfall undKaschins journalistischer Arbeit gibt. AufDemonstrationen forderten MoskauerBürger die Aufklärung des Verbrechensund äußerten die Sorge, dass die Ermitt-lungen wieder mal im Sand verlaufen kön-nten. Die Organisation „Reporter ohneGrenzen“ (ROG) verlangt eine unabhän-gige Untersuchung. „Kaschin gehört zuden brillantesten und mutigsten russischenJournalisten seiner Generation“, betontROG-Generalsekretär Jean-Francois Julli-ard. Schon lange gebe es in Russland einProblem der Straflosigkeit. Weil Übergriffeder Vergangenheit nicht geahndet wordenseien, würden die Täter nicht abge-schreckt. Und vier Jahre nach dem Mordan der bekannten Journalistin Anna Polit-kowskaja stellt Julliard fest, dass „die Er-mittlungen nirgendwohin geführt haben“.

Die Internationale Journalistenvere-inigung (IFJ) kommt zu ähnlichenSchlüssen wie ROG: „Der Überfall auf OlegKaschin ist kein isolierter Vorfall“, meintGeneralsekretär Aidan White. Nach Recher-chen der Organisation sind seit 2005 mehrals hundert russische Medienvertreter aufähnliche Weise angegriffen worden. „Nurwenn die Täter vor Gericht gestellt undbestraft werden, kann es gelingen, die Ge-walt gegen Journalisten zu unterbinden“,erklärt auch die Europa-Expertin des„Komitees zum Schutz der Journalisten“(CPJ), Nina Ognianova.

Wie berechtigt die Sorge der interna-tionalen Organisationen ist, zeigte sichnur zwei Tage nach dem brutalen Angriff

auf Oleg Kaschin. In einer MoskauerVorstadt überfielen Unbekannte den Jour-nalisten Anatoli Adamtschuk in der Näheseines Büros. Mit Prellungen und einerGehirnerschütterung landete auch derRedakteur der Regionalzeitung Schukow-skie Westi im Krankenhaus.

Auch wenn sich niemand zu den Ta-ten bekannte, gibt es auffällige Parallelen:Beide, Kaschin und Adamtschuk, recher-chierten über den geplanten Bau einerAutobahn im Moskauer Vorort Chimki.Gegen das Vorhaben gibt es seit JahrenProteste von Anwohnern und Umwelt-schützern, weil für die acht-spurige Trassevon Moskau nach St. Petersburg ein Waldabgeholzt werden soll. Schon vor zweiJahren war der Journalist Michail Beketowzusammengeschlagen worden. Auch erhatte die Proteste sichtbar gemacht. Heutesitzt er im Rollstuhl und kann nur mitMühe sprechen. Oleg Kaschin berichteteebenfalls mehrfach über den Widerstandgegen das Projekt. Ohnehin konzentrierteer sich in seinen Reportagen auf zivil-gesellschaftliches Engagement, kritisierteDemokratiedefizite und die Korruption imLand. Damit machte er sich natürlich auchFeinde. Offen hetzte die „Junge Garde“, eineJugendorganisation der Regierungspartei„Einiges Russland“ gegen Kaschin. „DerVerräter muss bestraft werden“, drohte siedem Journalisten im Internet. Sie erklärteMenschenrechtler, kritische Journalistenund Oppositionelle zu Feinden des russis-chen Volkes – und gab sie so indirekt „zumAbschuss frei“. Nach dem Anschlag aufKaschin erklärte die Organisation allerd-ings, sie bevorzuge die politische Au-seinandersetzung und verurteile das „bar-barische Verbrechen“.

Diesmal geriet auch die russischeFührung unter Druck. Präsident DimitriMedwedew kündigte eine Aufklärung desFalles an. Generalstaatsanwalt Jiri Tschalkawurde damit beauftragt, mit höchsterPriorität die Täter zu ermitteln. Zudembetonte Medwedew demonstrativ die„herausragende gesellschaftliche Bedeutungder Arbeit von Journalisten“. Medienver-bände sind aber skeptisch, ob den Wortenwirklich Taten folgen werden.

In den Redaktionen steigt unterdessendie Nervosität und die Angst. Andrej Lip-ski ist stellvertretender Chefredakteur derNowaja Gazeta. In seinem Büro hängen diePorträts der ermordeten Kolleginnen undKollegen, darunter auch Anna Politkow-skaja. Die Situation beschreibt Lipskiso: „Auch wenn wir nicht befürchten,sofort getötet zu werden: Alle Journalistenim Land überlegen sich genau, was sieschreiben.“ Und genau diese Einschüch-terung haben die Auftraggeber der Über-fälle auf die Journalisten auch bezweckt.

Harald Gesterkamp ■

28 M 12.2010

internationales

Foto:R

EUTERS

/GlebGa

ranich

Schwer verletztAngriffe auf russische Journalisten ohne strafrechtliche Folgen

Demonstranten mit einem Porträt des Russischen Journalisten Oleg Kashin während einesProtestes vor der Russischen Botschaft in Kiew

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Nachdem am 5. und 6. Oktober beinahe beider BBC (British Broadcasting Corporation)gegen geplante Verschlechterungen derRentenregelungen gestreikt worden wäre (Mberichtete), war es am 5. und 6. Novemberdann wirklich soweit. Ab 0 Uhr nachts streik-ten die 4000 BBC-Journalisten, der WorldService eingeschlossen. Es gab kein BBC-Studio, vor dem nicht eine Gruppe vonMitgliedern der britischen Journalistenge-werkschaft NUJ Streikposten gestandenhätte. Sogar aus Kabul in Afghanistan kamdie Botschaft über Streikposten.

Die Oktober-Streiks waren kurzfristig abge-sagt worden, weil das BBC-ManagementZugeständnisse machen wollte. Diese sehenjedoch weiterhin eine erhebliche Ver-schlechterung der bisherigen Regelungvor. Kürzungen bei den Renten seienunbedingt notwendig, so die Arbeitgeber,weil es bei der BBC ein 1.5 MilliardenPfund tiefes Finanzloch bei der Renten-finanzierung gebe.

Die NUJ zieht diese Angaben inZweifel, auch weil es von Seiten der Arbeit-geber widersprüchliche Aussagen gibt. Malist von zwei Milliarden die Rede, dann vonunter einer Milliarde. Momentan wirdimmer von 1.5 Milliarden Pfund Defizit ge-sprochen. „Damit ist die Glaubwürdigkeitder Manager total ruiniert. Die Arbeitgebersollen die Bücher öffnen und endlichehrliche Verhandlungen ohne Vorbedin-gungen führen“, reagierte NUJ General-sekretär Jeremy Dear auf das Chaos.

Etwas anders sah dies die Gewerk-schaft für die technischen AngestelltenBECTU. Sie akzeptierte den Vorschlag derBBC und beteiligte sich somit nicht amNovember-Streik. Dies steht allerdingsunter dem Vorbehalt, dass die Angabenüber das Defizit auch der Wahrheitentsprechen. Ist die Summe niedriger,wird BECTU wieder eine Urabstimmungfür Streiks durchführen. Dennoch verhieltsich die Gewerkschaft während der No-vember-Streiks ihren Kollegen gegenübersolidarisch. Viele BECTU-Mitglieder be-schlossen, sich an dem Streik zu beteiligenund nahmen dafür Lohneinbußen inKauf. BECTU wird Mitglieder, die deshalbmit dem Arbeitgeber Probleme bekom-men, unterstützen.

Die NUJ-Mitglieder lehnten das Ange-bot der Arbeitgeber mehrheitlich ab. Diessah weiterhin die Auszahlung niedrigererRenten als bisher, bei steigender finan-

zieller Belastung der Beschäftigten vor.Auch mit der verbesserten Regelung sollenBBC-Mitarbeiter ein Drittel weniger Rentebekommen.

Die NUJ muss ohnehin fürchten, dassder Rentenkampf nur die Spitze des Eis-bergs ist. Im Oktober stellte die britischeKoalitionsregierung unter David Cameronund Nick Clegg ihr „comprehensive spend-ing review“ vor. Dies ist ein noch nie dagewesenes Sparprogramm für den öffent-lichen Sektor, zu dem auch die BBCgehört. 82 Milliarden Pfund sollen bis2015 eingespart werden. Für den öf-fentlichen Dienst bedeutet das über eineMillion Stellenverluste.

Die Folgen für die BBC: Die Rund-funkgebühren müssen für die nächstensechs Jahre eingefroren werden. Das ist einEinschnitt von 16%. Gleichzeitig soll dieBBC Ausgaben schultern, die bislang an-dere staatliche Stellen getragen haben,etwa die Modernisierung von Internet-verbindungen im ländlichen Raum. Dassind insgesamt Mehrausgaben von 175Millionen Pfund.

Die Konservative Partei hat einenideologisch motivierten Hass auf jeglicheForm öffentlichen Eigentums. So möchtedie Regierung im Laufe der kommendenfünf Jahre das Gesundheitssystem kom-plett privatisieren und zerschlagen. DerBBC kann ein ähnliches Schicksal drohen.

Im Hintergrund steht schon lange dasMedienimperium Rupert Murdochs bereit,sich die besten Teile eines privatisiertenRundfunksystems in Großbritannien unterden Nagel zu reißen.

Derzeit sitzen die Gewerkschaftenund die Arbeitgeber wieder am Verhand-lungstisch. Der Konflikt ist jedoch nochlange nicht ausgestanden. Im Gegenteil,es können noch weitere Elemente hinzu-kommen, wie zum Beispiel ein Kampfgegen Stellenabbau.

Die NUJ hat einen Streik-Solifond ein-gerichtet. Auf diesen kann über PayPaleingezahlt werden: http://www.nuj.org.uk/innerPagenuj.html?docid=1802

Christian Bunke ■

M 12.2010 29

BBC im StreikBeschäftigte gegen Rentenkürzungen und weitere Sparmaßnahmen

Neu-Orientierungauf dem Balkan

Seit 2007 gab es ein „Framework Agree-ment“ zur Sicherung vernünftiger Arbeits-bedingungen für osteuropäische Kolle-gen der Europäischen Journalistenföde-ration (EFJ) mit der WAZ. Doch nun gehtdas Engagement zu Ende. Drei Monate,nachdem WAZ-Chef Bodo Hombachangekündigt hat, dass sich der Konzernaus mehreren Ländern auf dem Balkanzurückziehen will, kündigte auch dieEFJ an, ihre bis Februar 2011 laufendeVereinbarung mit der WAZ-Medien-gruppe zu beenden. Sie war von Anfangan umstritten. Die Hoffnungen auf einen„neuen sozialen Dialog und bessere Bran-chenbedingungen haben sich nicht er-füllt“, resümiert EFJ-Präsident Arne König.Dem „giftigen Mix aus sozialen und be-ruflichen Problemen“ will die EFJ nunmit „praktischen Aktionen bezogen aufeinzelne Länder“ begegnen, sagte Königund kündigte Aktionen für Bulgarien,Rumänien und Mazedonien an. ■

internationales

Foto:Ian

Nicholson/d

pa

NUJ-Generalsekretär Jeremy Dear (rechts)mit Streikenden vor der BBC in London

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30 M 12.2010

Es gibt Momente, da wird selbst eine Froh-natur wie Luis de Vega sarkastisch: „Sie habenmich befördert“, lautete am 11. Novemberdie Überschrift auf dem Blog des Marokko-Korrespondenten der spanischen konserva-tiven Tageszeitung ABC. Das königstreue,marokkanische Blatt Al Massae hatte denJournalisten an jenem Tag als „Oberbefehls-haber“ eines „Kommandos der spanischenPresse“, das „Tatsachen fälscht um Konfliktezu schüren“, beschimpft. Nur 24 Stunden spä-ter wurde De Vega von der marokkanischenRegierung die Akkreditierung entzogen.

Die Behörden des nordafrikanischen Rei-ches von König Mohamed VI entledigensich damit eines der kritischsten und best-informiertesten Korrespondenten. AchtJahre berichtete De Vega aus Rabat. Er warimmer vor Ort, wenn es um Bürger- undMenschenrechte ging, oder soziale Belangemit Füßen getreten wurden. Unvergessensind auch seine Fotos, wie etwa die vonverzweifelten, afrikanischen Flüchtlingenam Zaun zu den beiden spanischen Exkla-ven Ceuta und Melilla, oder jenes Bild, dasmehr sagt als ein ganzer Artikel. Es zeigteinen Blinden mit Stock, der eine tristeMauer voller Wahlplakate mehr oder we-niger regimetreuer Parteien abschreitet. Inseinem Hausblog – La frontera debil (Dieschwache Grenze) – berichtete er überAlltägliches und nur auf den ersten BlickNebensächliches oder reagierte auf Angrif-fe gegen sich und andere Kollegen, oft mitdem ihm eigenen humoresken Unterton.

Doch was De Vega letztendlich dieAkkreditierung kostete, war seine Haltungzur seit 35 Jahren von Marokko besetztenWestsahara. De Vega wurde nicht müdeüber die Repression in der ehemaligen spa-

nischen Kolonie südlich von Marokko ander nordostafrikanischen Küste zu berich-ten. Auch als ihn die Regierung AnfangNovember daran hinderte in die umstrit-tene Region zu reisen, um ein Protestcampvon 20.000 Sahrauis zu besuchen, mitdem diese ein Ende der Ungleichbehand-lung zwischen der einheimischen Bevölke-rung und den zugezogenen Marokkanernforderten, berichtete er weiter. Dank seinesguten Adressbuches war er ständig in tele-fonischem Kontakt. Und mehr: DiesesAdressbuch stand den Kollegen offen, egalwoher sie kamen.

Der Fall Luis de Vega ist der Höhe-punkt einer Repressionswelle gegen diefreie Berichterstattung über den Kolonial-konflikt Westsahara. Kaum gegründet,wurde das „Camp der Würde“ – wie dieProtestierenden ihr Lager unweit derHauptstadt der ehemaligen Kolonie, ElAaiún, nannten – von Armee und Polizeiumstellt. Nur wenige Reporter kamendurch. Sie wurden von sahrauischen Hel-fern verkleidet. Ein Turban, ein traditio-neller Umhang, Sonnenbrille und dunkleSchminke im Gesicht halfen an den Kon-trollen vorbeizukommen. Der spanischenEl País und der Berliner Zeitung gelang dies.Andere, wie die spanische El Mundo, flogenauf. Unzählige spanische Reporter, unterihnen De Vega kamen erst gar nicht bisnach El Aaiún. Sie wurden von der marok-kanischen Fluggesellschaft Royal Air Marocin Casablanca ganz einfach von der Passa-gierliste gestrichen. Das Camp war Tabusolange es bestand und seit es am 8. No-vember im Morgengrauen von der marok-kanischen Armee und Gendarmerie brutalgeräumt wurde, schottet Marokko dieRegion erst recht vor Ausländern ab. Bis

heute ist nicht klar, wie viele Sahrauis beider Räumung sowie den Protesten undRazzien ihr Leben verloren haben.

Auch arabische Medien bekommen esmit den Zensoren in Rabat zu tun. So wurdeEnde Oktober das Büro des Senders Al Ja-zeera in Marokkos Hauptstadt geschlossen.Die Berichterstattung des panarabischenFernsehens aus Qatar sei „unverantwort-lich“ lautet die Begründung. Der Senderhabe „ein falsches Bild von Marokko ge-zeichnet und die Interessen des Landes –vor allem was die nationale Einheit an-geht – nachhaltig geschädigt“, heißt esweiter in einer klaren Anspielung auf dieBerichterstattung über die besetzte West-sahara und das Protestcamp. Am Studiodes Senders in der marokkanischen Haupt-stadt Rabat wurden eiligst alle Hinweiseauf den ehemaligen Mieter entfernt.

Auch der marokkanische JournalistAli Lmrabet durfte nicht nach El Aaiún.Dem ehemaligen Herausgeber der mittler-weile geschlossenen regimekritischenWochenzeitschrift Demain wurde, auf demFlughafen in Casablanca die Weiterreiseverweigert. „Was will die Regierung ver-heimlichen?“, fragt Lmrabet erbost. „Es istdas erste Mal seit langem, dass ein marok-kanischer Bürger daran gehindert wird, freiin seinem eigenen Land zu reisen. WennMarokko offiziell behauptet, die West-sahara sei fester Bestandteil der Nation,haben sie jetzt das Gegenteil bewiesen“.

Nach der Räumung des „Camps derWürde“ machte die Gendarmerie regel-recht Jagd auf die letzten ausländischenBeobachter vor Ort. Spanische Aktivistenmussten sich tagelang verstecken, bevorsie mit Hilfe der Botschaft ausreisen konn-ten. Die deutsche BundestagsabgeordneteSevim Dagdelen von der Linken, gelangteknapp eine Woche nach der Räumung tat-sächlich bis nach El Aaiún. Sie wurde nochauf dem Flughafen aufgegriffen und zumRückflug nach Berlin gezwungen.

Als Bundesaußenminister Guido Wes-terwelle nur zwei Tage später zu bilateralenGesprächen nach Rabat reiste, sparte erdas Thema aus. „Statt sich in der völker-rechtswidrig durch Marokko besetztenWestsahara ein Bild über das tödliche Vor-gehen der Regierung gegen die sahraui-sche Bevölkerung zu machen, geht es demBundesaußenminister lieber um eine stra-tegische Energiepartnerschaft mit Marok-ko“, beschwert sich Dagdelen.

Nicht nur Westerwelle, auch das rest-liche Europa schweigt. Illegale Einwande-rung, Drogenschmuggel, radikaler Islamis-mus lauten die Prioritäten der Sicherheits-politik der Europäischen Union. MarokkosKönig verspricht, den alten Kontinent ge-nau davor zu schützen. Alles andere wirddabei schnell zur Nebensache.

Reiner Wandler, Madrid ■

Unter Ausschlussder ÖffentlichkeitMarokko: Keine Berichte über Repressionen in der Westsahara

internationales

Nahe Marrakesch: Luis de Vega (Mitte) und Rafael Marchante (links), Reuters-Fotograf,der vor zwei Jahren ebenfalls auf Druck der Regierung abgezogen werden musste.

Foto:R

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M 12.2010 31

internationales

➧ Aktion für Cheng Jianping, China

ChengJianping

amnestyinternationalPostfach53108 BonnTel.: 0228 / 983730www.amnesty.de

ver.diBundesverwaltungPaula-Thiede-Ufer 1010179 Berlinwww.verdi.de

[email protected]

Arbeitslager für Twitter-KommentarEigentlich wollte Cheng Jianping am 27. Oktober heiraten. Dochan diesem Tag kam die Polizei bei ihr vorbei und nahm sie fest.Die Behörden informierten darüber zunächst niemanden. Erst dreiWochen später kam heraus, dass Cheng Jianping in der zentral-chinesischen Provinz Henan verhaftet und Mitte November zueinem Jahr „Umerziehung durch Arbeit“ verurteilt worden war.Ursache für die Festnahme und das Urteil war die Weiterleitungeiner ironischen Twitter-Botschaft. Die 46-Jährige hatte am17. Oktober eine Kurzbotschaft mit dem satirisch gemeinten Vor-schlag, den japanischen Pavillon auf der Weltausstellung inSchanghai anzugreifen, mit den Worten kommentiert: „WütendeJugend, macht sie fertig.“ Der Twitter-Text war eine Reaktion auf

junge nationalistische Chinesen, die japanische Produkte zerstörthatten, um gegen einen Vorfall auf See zwischen China und Japanzu protestieren. Er gab den augenzwinkernden Tipp, dass man inSchanghai doch viel mehr ausrichten könne.„Die Verurteilung wegen der Wiederholung einer eindeutig sati-risch gemeinten Betrachtung bei Twitter demonstriert das Aus-maß, in dem China die Meinungsfreiheit im Internet unterdrückt“,betont der Asien-Direktor von Amnesty International, Sam Zafiri.Möglicherweise sei Cheng Jianping aber auch wegen frühererunterstützender Kommentare für chinesische Menschenrechtlerins Visier der Behörden geraten. Unter anderem hatte sie sich fürden inhaftierten Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo eingesetzt.

Was können Sie tun?Schreiben Sie an den chinesischenMinisterpräsidenten und fordern Sie diesofortige und bedingungslose Freilassungder gewaltlosen politischen GefangenenCheng Jianping.

Schreiben Sie auf Chinesisch, Englischoder Deutsch an:Prime MinisterWen Jiabao Guojia ZongliThe State Council General Office2 FuyoujieXichengqu, Beijingshi 100017VOLKSREPUBLIK CHINAFax: 00 86 / 10 65 96 11 09

Senden Sieeine Kopie Ihres Schreibens an:Botschaft der Volksrepublik ChinaS.E. Herrn Wu HongboMärkisches Ufer 5410179 Berlin

Fax: (030) 2758 8221E-Mail: [email protected]

Ägyptischer Blogger wieder in Freiheit

Mutiger Journalismus

Ein somalischer Radiosender und ein ira-nischer Autor sind von der Organisation„Reporter ohne Grenzen“ (ROG) als Ver-teidiger der Pressefreiheit geehrt worden.

„Radio Shabelle“ bemüht sich in demzerfallenen ostafrikanischen Staat Soma-lia um eine unabhängige Berichterstat-tung. Dabei hat sich der Sender sowohlbei der von Äthiopien gestützten Über-gangsregierung als auch bei den islami-stischen Milizen Feinde gemacht. Mitar-beiter wurden Opfer von Mordanschlä-gen. Das Gebäude in Mogadischu wurdevon Raketen beschossen. Für ROG ist derSender das „Medium des Jahres 2010“.

Der iranische Journalist AbdolrezaTajik wurde nach der umstrittenen Prä-sidentschaftswahl im Sommer 2009schon dreimal festgenommen. Seit Juni2010 ist er im berüchtigten Evin-Ge-fängnis in Teheran inhaftiert. Er ist Mit-glied des iranischen Menschenrechts-zentrums, das von Friedensnobelpreis-trägerin Shirin Ebadi gegründet wurde.Im Dezember 2008 wurde das Büro ge-schlossen, doch die Mitarbeiter arbei-ten weiter für die Achtung der Men-schenrechte. Abdolreza Tajik ist fürROG wegen seiner Standhaftigkeit der„Journalist des Jahres 2010“. hg ■

Mit elftägiger Verspätung haben sich fürKarim Amer endlich die Gefängnistürengeöffnet. Der ägyptische Blogger war zumEnde seiner Haftzeit in eine Einrichtungdes Inlandsgeheimdienstes SSI in Alexan-dria verlegt worden. Dort wurde er nichtnur verhört, sondern nach eigenen An-gaben auch misshandelt. Schon sein vier-jähriger Aufenthalt im Gefängnis war ge-prägt von mehrwöchigen Perioden derEinzelhaft und der körperlichen Gewalt.Menschenrechtsorganisationen wie die „Re-porter ohne Grenzen“ (ROG) und „Amne-sty International“ fordern die ägyptischenBehörden auf, die Misshandlungsvorwürfeaufzuklären und die Verantwortlichen zurRechenschaft zu ziehen.

Karim Amer, der mit richtigem Na-men Abdel Karim Nabil Suleiman heißt,

war im November 2006 festgenommen wor-den. Er hatte in einem Blog im Internetmehrfach regierungskritische Äußerungenund Kommentare zur Politik der Religions-behörden der Al-Azhar-Universität veröf-fentlicht. Dadurch wurde er für die Macht-haber offenbar zur Gefahr. Sie schlugenmit voller Härte zu: In einem Verfahrenwurde Karim Amer im Februar 2007 wegen„Beleidigung des Präsidenten“ und „An-stiftung zum Hass gegen den Islam“ zuvier Jahren Freiheitsentzug verurteilt. ROGappelliert an die Regierung in Kairo, dieFreilassung zu nutzen, um die Schikanegegen Andersdenkende und die juristischeVerfolgung der Blogger zu beenden. DieOrganisation kündigte an, das Verhalten derBehörden gegenüber Amer in den kommen-den Monaten genau zu beobachten. hg ■

➧ www.reporter-ohne-grenzen.deBilder der französischen Fotojournalisten Pierre Boulat (1924–1998) und seiner Tochter Alexandra Boulat (1962–2007) sindnoch bis zum 27. Februar 2011 in Paris zu sehen. Die Ausstellungwurde mit Unterstützung von „Reporter ohne Grenzen“ ge-staltet. Gleichzeitig veröffentlicht ROG das Buch „Pierre & Ale-xandra Boulat – 100 Fotos für die Pressefreiheit“. Bestellung:www.reporter-ohne-grenzen.de/publikationen/bestellen.html

Foto:R

OG

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Journalismus aktuell

ABP, München. 21. Januar: KreativesSchreiben – Zeitung und Zeitschrift III.24. bis 26. Januar: Kreatives Schreiben– PR I. 7. bis 9. Februar: Redigieren –Zeitschrift. 7. bis 11. Februar: GrundkursCrossmedia. 14. bis 16. Februar: Lokal-journalismus – Recherche. 19. / 20. Fe-bruar: Bücher schreiben – Belletristik I.1. / 2. März: Themenfindung. 2. bis 4.März: Kreatives Schreiben – Zeitschrift I.ABZV, Bonn. 14. / 15. Februar in Blau-beuren: Kreatives Schreiben.24. / 25. Februar in Bremen: ZielgruppeEinwanderer.ADB, München. 2. März: Arbeit amManuskript.ADR, Rottenburg-Stuttgart. 25. bis28. Februar: Medien verstehen – Mitund in Medien arbeiten. 1. bis 5. März:Schreibpraxis I.AFP, Hamburg. 19.bis 21. Januar: Krea-tives Schreiben. 11. / 12. Februar: Ab10.000 Zeichen aufwärts – GroßeGeschichten. 14. bis 16. Februar: Schreib-werkstatt. 17. / 18. Februar: Schreib-Coaching I. 21. bis 23. Februar:Recherche. 24./ 25. Februar: Storytelling.28. Februar / 1. März: Redigieren.AKAD, Berlin. 22. Januar: Beginn des5-wöchigen Online-Kurses „Erfolgreichals Autor“.ANM, Kulmbach. 21. bis 25. Februar:Handwerk II – Form & Inhalt, Layout,Nachrichten, Überschriften, Recherche.ARD.ZDF, Wiesbaden. 20. / 21. Januar:Grundlagenseminar Urheberrecht.24. / 25. Januar: Online-Verbreitung unddie sich daraus ergebenden lizenzrecht-lichen und vergütungsrechtlichen Fragen.BJS, Berlin. 10. / 11. Januar: Presse-und Medienrecht. 31. Januar / 1. Febru-ar: Sachtexte mit Nutzwert schreiben.21. bis 25. Februar: Im Raumschiff Berlin– Parlaments-Journalisten bei der Ar-beit. 11. Februar: Richtiger Umgang mitUmfragen und Statistiken. 7. / 8. Febru-ar: Guter Stil – Was ist das? 16. / 17. Fe-bruar: Schreiben auf den Punkt.BKB, Wolfenbüttel. 21. bis 23. Januar:Basiskurs Erzählen IV – Stil.FES/JAK, Bonn. 17. bis 21. Januar inWürzburg: Die journalistischen Darstel-lungsformen. 22. Februar: Presserecht –Juristisches Rüstzeug für alle Journa-listen. 24. / 25. Februar: Zur Lage desJournalismus in Deutschland – Exper-tengespräch.JHB, Hagen. 12. Januar: Medienrecht.19. / 20. Januar: Recherche. 2. bis 4. Fe-bruar: Fremdtexte redigieren.KEP, Wetzlar. 4. / 5. Februar: Grundfor-

men im Journalismus. 25. / 26. Februar:Kreatives Schreiben.KLARA, Berlin. 16. bis 18. Februar:Schreibgrundlagen für Fachredakteure.MAZ, Luzern. 31. Januar / 1. Februar:Professionelles Schreiben – KreativeIdeen, lebendige Worte. 24. bis 28. Ja-nuar: Schreibwerkstatt – Wider dasGrau des Schreiballtags. 25. bis 27. Ja-nuar: Medienethik – Fairer Journalismusund seine Grenzen. 22. bis 24. Februar:Journalistisches Texten II – Schreiben,hobeln, glänzen.MH, Hamburg. 19. / 20. Februar:Redigieren.NA, Hamburg. 20. Januar in Zürich:Effizientes Korrekturlesen. 14. / 15. Fe-bruar: Kreatives Texten.NK, Rendsburg. 28. bis 30. Januar:CrimeTime – Schreibseminar für Krimi-autoren.TA, Augsburg. 9. / 10. Februar in Frank-furt: Textwerkstatt I + II. 15. / 16. Febru-ar in München: Textwerkstatt I + II.

Journalistische Themen

ABP, München. 17. Januar: Sportpsy-chologie. 31. Januar bis 4. Februar:Sportreportage. 21. bis 25. Februar:Wirtschaftsjournalismus. 28. Februar bis1. März in Kulmbach: Europa als journa-listisches Thema.ABZV, Bonn. 21. / 22. Februar in Blau-beuren: Der Haushalt der Gemeinde.28. Februar / 1. März in Blaubeuren:Wirtschaft im Lokalen.ANM, Kulmbach. 7. bis 11. Februar:Radiogerechter Wirtschaftsjournalismus.ARD.ZDF, Wiesbaden. 31. Januar bis2. Februar: Wahlforschung bei Infratestdimap. 1. / 2. März: Kreative Politikbe-richte.DGB, Hattingen. 13. bis 18. Februar:(Wie) funktioniert die EU? – Europazwischen nationalen Eigeninteressenund Solidarität unter den Mitgliedstaa-ten (mit zweitägiger Exkursion nachBrüssel). 27. Februar bis 3. März: Wasuns der Staat übrig lässt – Wie „große“Finanzpolitik, Altersvorsorge undSteuererklärung praktisch zusammen-hängen (mit Fallbeispielen).EAB, Bad Boll. 21. / 22. Januar: Flücht-lingsschutz in Deutschland. 11. bis 13.Februar: Wir und die anderen in Europa– Migrationspolitik und Soziales imVergleich. 4. bis 6. März: Draußen vorder Tür – Ehemalige Soldaten nach demAfghanistan-Einsatz.FES / JAK, Bonn. 1. Februar in Berlin:Umweltjournalismus – Ist die Energie-wende möglich? 7. bis 9. Februar: Krimi-nalberichterstattung.

JSR, Essen. 28. Januar: WorkshopReisejournalismus. 31. Januar bis 4. Fe-bruar: Grundseminar Politikbericht-erstattung. 14. bis 18. Februar: Grund-seminar Markt, Mächte und Medienpo-litik. 21. bis 25. Februar: GrundseminarJustizberichterstattung und Presserecht.

Journalistische Formen

ABP, München. 14. bis 18. Februar:Interview. 17. / 18. Februar: Titel, Vor-spann, BU – Zeitschrift. 3. / 4. März:Titel, Untertitel, BU – Zeitung.AFP, Hamburg. 24. Januar: Kleintexte.26. bis 28. Januar: Das Print-Interview.BJS, Berlin. 13. bis 15. Januar: Klarheitund Substanz – Nachrichten in Zeitenvon Web 2.0. 13. bis 25. Januar: Ein-führung in die journalistischen Darstel-lungsformen. 17. / 18. Januar: Interviewfür Printmedien. 19. / 20. Januar: Im Mit-telpunkt der Mensch – Porträts schrei-ben. 21. / 22. Januar: Die Reportage.24. / 25. Januar: Kommentar, Rezensionund Glosse. 14. / 15. Februar: Informativund verlockend – Überschriften undBildtexte.FES / JAK, Bonn. 17. / 18. Februar inHamburg: Wer fragt, der führt – Inter-views führen mit politischen Mandats-trägern.JHB, Hagen. 17. / 18. Januar: Interview-training für Anfänger. 21. / 22. Februar:Kommentar.KLARA, Berlin. 26. bis 28. Januar:Eine Meinung haben! – Kommentarund Glosse.MAZ, Luzern. 21. Januar: Nachrichten-sprache – Attraktiver Texten mit Farbeund Präzision. 25. bis 28. Januar: Inter-view – Im Dialog ermitteln und vermit-teln. 1. / 2. Februar: Boulevardjournalis-mus bäh? – Boulevardjournalismusyeah! 16. / 17. Februar: Satire, Kolumne,Glosse – Die große Kür.

Journalismus online

ABP, München. 15. bis 18. Februar:Online-Texten.AFP, Hamburg. 24. /25. Januar: Internet-Wissen für Journalisten. 3. / 4. Februar:Schreiben fürs Netz. 7. / 8. Februar: On-line-Konzeption.BJS, Berlin. 26. bis 28. Januar: Einfüh-rung in den Online-Journalismus.DGB, Hattingen. 21. bis 23. Januar:Web 2.0 – Frauen am Netz: Die Vernet-zungsmedien des Internets souveränernutzen und die Strukturen mitgestalten.FES / JAK, Bonn. 9., 10., 14., 15., 16.Februar: Web 2.0 – Impulse für Einstei-gende (Webinar).FFH, Bad Vilbel. 11. / 12. Februar: Web2.0 – Click, vote & blog: Tool und Tricks

für attraktive Webseiten.IFP, München. 20. bis 22. Februar: Tex-ten fürs Web – Crossmedial arbeiten.JA, München. 17. bis 19. Januar: Con-tent-Management für Online-Redaktio-nen. 22. / 23. Januar: Headlines, Teaser,Nachrichten – Informativ texten, aktuel-le Webseiten konzipieren und erstellen.11. bis 13. Februar: IntensivseminarHTML für Redaktionen (dju-Mitgliedererhalten 50% Rabatt).JSR, Essen. 12. bis 14. Januar: Work-shop Journalismus 2.0 – Alles neu imNetz? 7. bis 9. Februar: GrundseminarJournalismus 2.0 – Alles neu im Netz?MAZ, Luzern. 18. Januar: Twittern,Bloggen,Webfilmen – Wie sich Journa-listen vernetzen und vermarkten sollten.21. Januar: Multimedia III – Produzierenfürs Web. 31. Januar: Multimedia III –Produzieren fürs Web. 14. Februar: Digi-tales Publizieren – Leseransprache füriPhone, Kindle, iPad und Co. 21. / 22. Fe-bruar: Onlinerecherche – Suchen undfinden im Web.MH, Hamburg. 21. bis 23. Januar:Online-Journalismus. 26. / 27. Februar:Schreiben fürs Web.NA, Hamburg. 24. / 25. Januar: Online-Schreibwerkstatt. 8. Februar in Zürich:Social Media I – Einstieg ins Web 2.0.9. Februar in Zürich: Social Media II –Strategien für Social Media in der Kom-munikation.TA, Augsburg. 17. Februar in Köln:Suchmaschinenmarketing und Website-Optimierung.

Layout / Infografik

ADB, München. 31. Januar: Benutzer-führung im Layout – Vom ansprechen-den Bild-Text-Dialog zum Typografischwirksamen Detail. 21. Februar: Typografie.AKAD, Berlin. 17. Februar: Beginn des3-wöchigen Online-Kurses „Bilder undBildbearbeitung fürs Web“.BJS, Berlin. 10. / 11. Januar: Layoutenmit Adobe InDesign. 12. Februar: Photo-shop-Aufbaukurs. 16. / 17. Februar: Lay-outen mit InDesign für Fortgeschrittene.23. bis 25. Februar: Elektronisches Pu-blizieren mit der Adobe Creative Suite.BKB, Wolfenbüttel. 14. bis 16. Januar:Der PC als digitales Fotolabor _ Einfüh-rung in Photoshop.MAC, München. An den StandortenMünchen, Stuttgart, Köln, Osnabrück,Hamburg und Berlin werden laufendzahlreiche mehrtägige Kurse in denBereichen Grafik, Bildbearbeitung, AV,3D-Animation, Multimedia und Internetangeboten. Kurse gibt es etwa zu Print-design, InDesign, Photoshop, AdobeIllustrator, Freehand und QuarkXpress,Flash, Dreamweaver, CSS oder Typo 3.

serviceseminare

32 M 12.2010

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M 12.2010 33

Informationen zu den genauen Termi-nen bitte im Internet suchen oder tele-fonisch erfragen (siehe Kasten).MAZ, Luzern. 3. / 4. März: Datenjour-nalismus, Visualisierung, Mash-ups –Datenmengen übersichtlich darstellen.NA, Hamburg. 25. Februar: DesktopPublishing mit Adobe InDesign & Co.

Volontäre

ABP, München. 17. bis 28. Januar:Grundkurs I – Zeitung. 24. bis 28. Janu-ar: Grundkurs I – Online. 31. Januar bis11. Februar: Grundkurs II – Zeitung.14. bis 25. Februar: Grundkurs II – Zeit-schrift.ABZV, Bonn. 31. Januar bis 11. Februarin Bonn: Grundlagen journalistischerArbeit A1. 31. Januar bis 11. Februar in

Stuttgart: Grundlagenseminar. 14. bis25. Februar: Aufbaukurs II.AFP, Hamburg. 10. Januar bis 4. Feb-ruar: Volontärskurs Print. 7. Februar bis4. März: Volontärskurs Print. 7. bis18. Februar: Volontärskurs Radio 1.1.MQ, Köln. 17. Januar bis 4. Februar:Volontärskurs Radio.

Fotografie

ADB, München. 2. März: Bildrechte.AKAD, Berlin. 20. Januar: Beginn des4-wöchigen Online-Kurses „DigitaleFotografie“.BJS, Berlin. 9. bis 11. Februar: DigitaleFotografie und Bildbearbeitung.7. / 8. Februar: Fotografie in der Praxis.JA, München. 21. bis 23. Februar:In Bildern denken, Bilder bearbeiten

(dju-Mitglieder erhalten 50% Rabatt).KLARA, Berlin. 21. bis 25. Februar:Fortbildung zum Bildredakteur.MAZ, Luzern. 8. / 9. Februar: Audio-visuals – Fürs Web lernen Fotos laufen.9. bis 11. Februar: SemiprofessionelleDigitalfotografie I – Fokus Porträt.15. bis 17. Februar: Bildinhalte produ-zieren – Welche Form für welches Me-dium? 16. bis 18. Februar: Semiprofes-sionelle Digitalfotografie – Fokus Repor-tage. 21. bis 25. Februar: Masterclassmit Tim Hetherington.MH, Hamburg. 14. bis 16. Januar:Grundkurs Fotografie.NA, Hamburg. 7. / 8. Februar in Düssel-dorf: Digitalfotografie.

Hörfunk

ARD.ZDF, Wiesbaden. 10. bis 12. Fe-bruar: On Air, immer schneller online.14. bis 17. Februar: Radionachrichten.21. bis 25. Februar: Radioworkshop fürProgrammplaner. 28. Februar bis 4. März:Grundlagen Radiomoderation. WeitereSeminare unter: www.ard-zdf-medien-akademie.de.BJS, Berlin. 11. / 12. Februar: Live-Reportage und Studiogespräch.HFS, Frankfurt. 22. Januar: Einführungin den digitalen Schnitt. 22. Januar:Fürs Hören schreiben – Moderationenund Texte für das Radio. 29. Januar:Die Reportage – Trainingsworkshop.29. Januar: Sprechen und Präsentierenvor dem Mikrofon I. 4. Februar: Grund-kurs Radio – Die Arbeit im Studio.12. Februar: Vollsperrung auf der A5nach Sturm und Hagel – Service undWetter im Radio. 12. Februar: Kino imRadio – Die Filmkritik. 19. Februar:Sprechen und Präsentieren vor demMikrofon II. 19. Februar: Stimme alsPotenzial. 26. Februar: Der gebauteBeitrag. 26. Februar: Nachrichten imRadio für Profis.JA, München. 11. bis 13. Februar: Jour-nalismus 2.0 – Podcasts: Schreiben undProduzieren für Online-TV und Radio(dju-Mitglieder erhalten 50% Rabatt).KEP, Wetzlar. 4. / 5. Februar: CrashkursRadio I.MAZ, Luzern. 7. bis 9. Februar: Radiofür Nicht-Radioleute – Ein Einblick.MEZ, Berlin. Diverse, frei zusammen-stellbare Seminare vor allem zumRadio-, aber auch zum TV-, Web- undPrintjournalismus unter: www.medien-konkret.de.MH, Hamburg. 4. bis 6. Februar: Hör-Spiel. 12. / 13. Februar: Sprechen fürRadio und Fernsehen.MQ, Köln. 17. / 18. Januar: Stimm-,Sprech- und Kommunikationstrainingfür Radiojournalisten.

Film & TV

ABP, München. 5. / 6. Februar: Dreh-buchwerkstatt I. 1. bis 4. März: Fernseh-beiträge texten.ABZV, Bonn. 21. / 22. Februar: Online-Videoproduktion mit Spiegelreflex-kameras.AFP, Hamburg. 28. bis 30. Januar: DieTextperson. 24. / 25. Februar: TV-Dokusund Reportagen. 25. / 26. Februar: Videofür Radioreporter. 28. Februar: Derschnelle Film.ANM, Kulmbach. 28. Februar bis4. März: Crossmediales Arbeiten –Videojournalist.ARD. ZDF, Wiesbaden. 17. bis 20. Janu-ar: Die Filmabnahme – Lange Formate.17. bis 21. Januar: Digitales TV für Tech-niker. 17. bis 21. Januar: BasistrainingVideojournalismus. 24. bis 26. Januar:Fernseh-Storytelling – Hollywood fürden Fernseh-Alltag. 24. bis 28. Januar:Vertiefung Videojournalismus. 24. bis28. Januar: Fernseh-Nachrichten – Bei-träge und NIFs. 21. bis 24. Februar:Fernseh-Texten für Magazine. 21. bis25. Februar: Fernsehen – Achtung Rot-licht. 28. Februar bis 2. März: AVID Me-dia Composer / News Cutter Audiobear-beitung, Stereo & Sprachaufnahme.Weitere Seminare unter: www.ard-zdf-medienakademie.de.BET, Hamburg. 24. Januar: File-Tech-nologie. 1. bis 4. März: VideotechnikOperating.BJS, Berlin. 14. / 15. Januar: TV-Inter-view-Training.DFS, Lindlar. 25. Februar bis 1. März:Grundkurs Dokumentarfilm Modul I –Von der Idee zur Wirklichkeit.FHB, Hamburg. 21. bis 23. Januar:Einführung in das Drehbuchschreiben.22. / 23. Januar: Visualisierungsseminarfür Autoren. 28. bis 30. Januar: Verfüh-rer, Schurken, Psychopathen.29. / 30. Januar: Licht für Film.4. bis 6. Februar: Einführung in dasDrehbuchschreiben. 5. / 6. Februar: Dergute Ton für bildbezogene Medien.26. / 27. Februar: Think big! Oder wieentwickele ich eine Fernsehserie.FHF, Frankfurt. 28. bis 30. Januar:Lichtgestaltung in der Praxis.29. / 30. Januar: After Effects. 4. bis 6.Februar: Drehplan und Kostenfallen –Produktionsleitung. 18. bis 20. Februar:Schreibwerkstatt Drehbuch.25. bis 27. Februar: Dokumentarfilm-praxis – Lust auf echte Menschen?IFP, München. 9. bis 11. Februar:Videojournalismus für Onliner – Cross-medial arbeiten. 28. Februar bis 4. März:Aufbaukurs Fernsehen.KEP, Wetzlar. 4. / 6. März: Crashkurs TV.KFH, Köln. 21. bis 23. Januar: Final Cut

service➧ Kontakt zu den Seminaranbietern

ABP Fon 089 / 49 99 92–0,www.a-b-p.deABZV Fon 02 28 / 259 00–0,www.abzv.deADB Fon 089 / 29 19 53 84,www.buchakademie.deADR Fon 07 11 / 16 40 726,www.seminarprogramm.infoAFP Fon 040 / 41 47 96–0,www.akademie-fuer-publizistik.deAKAD Fon 030 / 61655–0,www.akademie.deANM Fon 092 21 / 13 16, www.bay-erische-medienakademien.deARD.ZDF Fon 06 11 / 59 05 04–0,www.ard-zdf-medienakademie.deBET Fon 040 / 4 10 84–0,http://bet.deBJS Fon 030 23 27 60 02,www.berliner-journalisten-schule.deBKB Fon 053 31 / 808–418,www.bundesakademie.deDFS Fon 022 66 / 37 57,www.dokumentarfimschule.deDGB Fon 023 24 / 50 80,www.hattingen.dgb-bildungswerk.deEAB Fon 071 64 / 790,www.ev-akademie-boll.deFCP Fon 089 / 34 07 79 77,www.forum-corporate-publishing.deFES / JAK Fon 02 28 / 883 -7124,www.fes.de/journalistenakademieFFH Fon 061 01 / 988–140,www.ffhacademy.deFHB Fon 040 / 399 099 31,www.filmschule-hamburg-berlin.deFHF Fon 069 / 13 37 99 94,www.filmhaus-frankfurt.deHFS Fon 069 / 92 10 74 05,www.hoerfunkschule-frankfurt.deIFP Fon 089 / 54 91 03–0,www.ifp-kma.de

JA Fon 089 / 167 51–06,www.journalistenakademie.deJHB Fon 023 31 / 365–6 00,www.hausbusch.deJSR Fon 02 01 / 80 41 961,www.journalistenschule-ruhr.deKEP Fon 064 41 / 91 51 66,www.cma-medienakademie.deKFH Fon 02 21 / 222 710–0,www.koelner-filmhaus.deKLARA Fon 030 / 690 415 85,www.KLARAberlin.deMAC Fon 089 / 544 151–74,www.macromedia.deMAZ Fon 00 41 / 41 / 226 33 33,www.maz.chMC Fon 05 11 / 44 05 00 5 11,www.mediacampus.infoMEZ Fon 030 / 68 30 20 90,www.medienkonkret.deMFW Fon 089 / 20 333 712,www.muenchner-filmwerkstatt.deMH Fon 040 / 306 201 140,www.medienbuero-hamburg.deMQ Fon 02 21 / 29 93 05–31,www.medienqualifizierung.deMSD Fon 030 / 30 87 93 15,www.masterschool.deNA Fon 040 / 41 13–28 42,www.newsaktuell.deNK Fon 043 31 / 14 38–11,www.nordkolleg.dePFA Fon 069 / 92 10 72 22,www.ev-medienhaus.deRTL Fon 02 21 / 82 02–0,www.rtl-journalistenschule.deTA Fon 08 21 / 41 90 36–0,www.textakademie.deVDZ Fon 030 / 72 62 98–113,www.zeitschriften-akademie.deVSM Fon 089 / 83 51 91,www.videoschule.de

Die Adressen zu unten stehenden Kontakten sind im Internet abrufbarunter: http://mmm.verdi.de

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service

Advanced. 4. bis 6. Januar: Regie-Insze-nierungsarbeit.MAZ, Luzern. 1. / 2. Februar: EchtesLeben und andere Missverständnisse –Die TV-Reportage.MC, Hannover. 27. / 28. Januar: VomDrehbuch zur Produktion VI – Akquiseund Vermarktung.MFW, München. 15. / 16. Januar: Erzäh-len in bewegten Bildern. 22. / 23. Janu-ar: Fallstudie Low-Budget-Spielfilm.22. / 23. Januar: Script & Continuity.29. / 30. Januar: Erfolgreich Fernseh-krimis schreiben. 29. / 30. Januar: Ein-führung in den Videojournalismus.5. / 6. Februar: Stoffentwicklung mit„The human factor“. 5. / 6. Februar: Dasanaloge Kopierwerk. 12. / 13. Februar:Visual Effects. 12. / 13. Februar: Licht-gestaltung für Film- und Videoprojekte.19. / 20. Februar: Werbe- und Wirt-schaftsfilmproduktion. 19. / 20. Februar:Digitale Filmkameras. 26. / 27. Februar:Dokumentarfilmproduktion. 26. / 27. Fe-bruar: Der gute Ton.MH, Hamburg. 3. bis 6. März: Einfüh-rungskurs Videojournalismus.MSD, Berlin. 20. Januar bis 17. Febru-ar: Drehbuch – Grundkurs (Abend-seminar an fünf Terminen). 5. Februar:Komödie – Theorie. 6. Februar: Komödie– Praxis. 19. Februar: The Human Factor– Stoffentwicklung. 1. bis 29. März:Drehbuch Aufbaukurs II (Abendseminaran fünf Terminen).NK, Rendsburg. 21. bis 23. Januar:Drehbuch schreiben.PFA, Frankfurt. 18. /19. Februar: Videosim Netz: Video-Workshop für Onliner.RTL, Köln. 19. / 20. Februar: Praktikums-TV-Workshop – auf dem Weg zumVolontariatVSM, München. 22. Januar: Der rich-tige Umgang mit Ihrer DV- oder HDV-Videokamera. 19. Februar: HD-Videofil-men in 3D mit Panasonic HDC-SDT750– Videofilmen und Bearbeiten in derdritten Dimension. 25. / 26. Februar:Lichtstimmungen gekonnt erzeugen.

Selbst- undMedienmanagement

ABP, München. 18. bis 20. Januar:Management in Redaktionen (MiR) –Der Chefredakteur als Unternehmen.20. / 21. Januar: PR 2.0 – Public Rela-tions im Web. 1. bis 3. Februar: MiR _Konfliktmanagement und redaktionellesArbeitsrecht. 2. bis 4. Februar: MiR –Relaunch und Redesign online. 7. bis 9.Februar: Freie Journalisten – Existenz-gründung. 10. / 11. Februar: Themen-findung PR und Unternehmenskommu-nikation. 21. / 22. Februar: MiR – Rheto-rik. 23. bis 25. Februar: Erfolgreich ver-

handeln. 3. / 4. März in Kulmbach: Be-werbungsgespräch.ABZV, Bonn. 25. / 26. Januar: Dranblei-ben – Coaching nach dem Coaching.26. bis 28. Januar: Coaching – NeueAufträge, neue Stellen. 15. / 16. Februar:Führungskräfte-Qualifizierung fürRedaktionen. 1. / 2. März: Redaktionel-les Coaching I.ADB, München. 17. Januar: Führungs-aufgaben in Verlagen. 17. Januar: FreiesLektorat I -Sicher redigieren. 31. Januar:Kundenorientierung und Nutzwert –Fachzeitschriftenanalyse. 10. Februar inBerlin: Freies Lektorat I – Sicher redi-gieren. 24. Februar: Freies Lektorat II –Kunden finden und binden.AFP, Hamburg. 17. / 18. Januar: PR-In-strumente im Netz. 21. bis 23. Februar:Öffentlichkeitsarbeit und PR.ANM, Kulmbach. 14. bis 18. Februar:Sprach- und Sprechtraining.ARD.ZDF, Wiesbaden. 24. bis 26. Ja-nuar: Erfolgsfaktor Persönlichkeit.25. bis 27. Januar: Erfolgsfaktor Persön-lichkeit II – Selbstmanagement. 24. bis27. Januar: Rhetorik und Konfliktklä-rung. 9. bis 11. Februar: Konflikte kon-struktiv bewältigen. 14. / 15. Februar:

Gelassenheit im Arbeitsalltag. 23. bis25. Februar: Kreativität unter Druck.Weitere Seminare unter: www.ard-zdf-medienakademie.de.BJS, Berlin. 10. / 11. Januar: Strategi-sche Pressearbeit. 12. bis 14. Januar:Professionelles Texten für die PR-Arbeit.17. / 18. Januar: Die professionelle PR-Konzeption. 17. / 18. Januar: Rhetorik.19. / 20. Januar: Texten von Pressemit-teilungen. 24. bis 26. Januar: Professio-nelle Kommunikation mit Social Media.27. / 28. Januar: Pressekonferenzen undPresseveranstaltungen. 28. / 29. Januar:TV-Training für Pressesprecher. 31. Janu-ar / 1. Februar: Online-PR – Pressearbeitim Internet. 7. / 8. Februar: Moderierenvor Publikum. 14. / 15. Februar: Auftrittund Wirkung. 21. / 22. Februar: „Ihr Typwird verlangt“ – authentisch kommuni-zieren. 21. / 22. Februar: Krisen-Kommu-nikation.BKB, Wolfenbüttel. 2. bis 4. Februar:Social Media Marketing – Wie kann derkleinere Kulturbetrieb das nutzen? 22.bis 24. Januar: Überzeugen statt überre-den – Gespräche zielorientiert führen.FCP, München. 10. / 11. Februar: Kun-denmagazine auf iPad & Co. 16. Febru-

ar: Crashkurs digitales Corporate Publis-hing. 24. / 25. Februar: Neuentwicklungvon Kundenzeitschriften – Von derStrategie zum Produkt. 28. Februar bis4. März: Führungsaufgaben im Corpora-te Publishing.JHB, Hagen. 5. / 6. Februar: Steuersemi-nar für Freiberufler.KEP, Wetzlar. 11. / 12. Februar: Grund-kurs Rhetorik. 11. / 12. Februar: Das ABCder Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.KLARA, Berlin. 24. Januar bis 4. Febru-ar: Redakteur für Social Media. 3. / 4. Fe-bruar: Kundenfreundliche Korrespondenz.7. bis 11. Februar: Fortbildung zumPressesprecher.NA, Hamburg. 17. / 18. Januar in Ber-lin: Themensetting und Storytelling.20. Januar: Social Media Strategie.24. / 25. Januar in Zürich: Krisenmanage-ment. 27. / 28. Januar: Kampagnen-PR.1. Februar in Zürich: Die gute Medien-mitteilung. 9. Februar in Düsseldorf:Bewegtbild in der PR – Konzeption.10. / 11. Februar: Erfolgreiche Online-PR.11. Februar in Zürich: Umgang mit Jour-nalisten. 23. Februar in Düsseldorf: Diegute Pressemitteilung.PFA, Frankfurt. 31. Januar: Steuer- undBuchhaltungsseminar für JournalistenVDZ, Berlin. 26. Januar: Schlagfertig-keitstraining – Sich einmischen, konternund mit schwierigen Gesprächspartnernumgehen.

termineJournalismus

Henri Nannen-PreisHAMBURG. Für den Preis des Zeitschrif-tenverlags Gruner + Jahr und seinesMagazins stern können herausragendejournalistische Print-und Online-Arbei-ten, die 2010 in deutschsprachigenMedien erschienen sind, eingereichtwerden.Die Auszeichnung wird in fünf Katego-rien vergeben: Reportage, Investigation,Dokumentation, Humor, Fotoreportage.Zusätzlich dazu vergibt die Jury einenSonderpreis und zeichnet Journalistenfür „herausragendes Eintreten für dieUnabhängigkeit der Presse im In- undAusland“, sowie für ihr „publizistischesLebenswerk“ aus. Eingereicht werdenkönnen Texte und Fotoreportagen.Dotierung: Insgesamt 35.000 €.Einsendeschluss: 7. Januar.Informationen: Henri Nannen Preis,Fon: 040 / 37 03 – 29 02,E-Mail: [email protected],Internet: www.henri-nannen-preis.de.

34 M 12.2010

➧ Impressum«M – Menschen Machen Medien»Medienpolitische ver.di-Zeitschrift,erscheint neun Mal im Jahr

Herausgeber: Fachbereich 8 (Medien,Kunst, Industrie), Bundesvorstand: FrankBsirske / Frank WernekeRedaktion: Karin Wenk (verantwort-lich), Telefon 030 / 69 56 23 26Anschrift: ver.di Bundesverwaltung /Karin Wenk, Redaktion M,Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin,Fax: 030 / 69 56 36 76E-Mail: [email protected]ür unverlangt eingesandte Artikel undBilder übernimmt die Redaktion keineVerantwortung. Gezeichnete Beiträgestimmen nicht immer mit der Meinungder Redaktion überein.

Anzeigen:Network Media GmbHStresemannstraße 30, 10963 BerlinAnsprechpartner: Michael Blum (Leiter)Tel: 030 / 255 94 – 150Fax: 030 / 255 94–190E-Mail: [email protected]ültige Anzeigenpreisliste:Nr. 15 gültig ab 1.1.2010M im Internethttp://mmm.verdi.de

Layout: Petra Dreßler, BerlinTel. 030 / 322 18 57Titelbild: Hermann J. Haubrich,Berlin, Tel. 0171 / 343 88 10

Druck und Vertrieb:alpha print medien AG (apm)Kleyerstraße 3, 64295 Darmstadt

Jahresabonnement:36,– € einschließlich Versandkosten.Abonnementsverwaltung:Verlagsgesellschaft W.E. WeinmannmbH, Postfach 1207, 70773 Filderstadt,Telefon 0711 / 700 15 30. Für Mitgliederder Medien-Fachgruppen ist die Bezugs-gebühr im Mitgliedsbeitrag enthalten.ver.di-Mitglieder aus anderen Fach-gruppen zahlen 18 € – eine gesonderteBestellung ist notwendig.

Weitere Publikationen:„Kunst & Kultur“verantwortlich: Burkhard Baltzer„Druck + Papier“ verantwortlich:Henrik Müller 030 / 69 56 – 10 76

Redaktionsschluss:M 12.2010: 24.11.2010M 1–2.2011: 21.01.2011ISSN-Nr.: 09 46 – 11 32

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M 12.2010 35

service

DIHK-JournalistenpreisKÖLN. Der Ernst-Schneider-Preis derDeutschen Industrie- und Handelskam-mer für Wirtschaft in Presse, Fernsehen,Hörfunk zeichnet Journalisten aus, de-ren Beiträge in allgemein verständlicherWeise wirtschaftliches Wissen und dieKenntnis wirtschaftlicher Zusammen-hänge vermitteln und damit einen Bei-trag zur Darstellung der Wirtschaftsord-nung leisten. Zugelassen sind Beiträgeaus dem Jahr 2010 der KategorienPresse, Fernsehen, Hörfunk und Inter-net. Dotierung: Insgesamt ca. 70.000 €.Einsendeschluss: 14. Januar. Kontakt:Ernst-Schneider-Preis der deutschenIndustrie- und Handelskammern e. V.,Christian Knull, Fon: 02 21 / 16 40 – 157,E-Mail: [email protected],Internet: www.ernst-schneider-preis.de.

Business of BeautyQUICKBORN. Die InteressenvertretungFriseurprodukte stiftet den MedienpreisFriseur, um das Bild des Friseurs und derFriseurdienstleistung in der deutschenMedienlandschaft zu fördern. Prämiertwerden Beiträge, die sich anspruchsvollmit dem Berufsbild auseinandersetzenund die Komplexität und Vielseitigkeitdes Berufs vermitteln. Zugelassen sinddeutschsprachige Print- und TV-Beiträ-ge, die 2010 publiziert wurden. Dotie-rung: Insgesamt 15.000 Euro. Einsende-schluss: 15. Januar. Kontakt: Organisa-tionsbüro BoB, c/o Jörg Stolzenberg,Fon: 041 06 / 62 01 50, E-Mail:[email protected], Inter-net: www.medienpreisfriseur.de.

Deutsch-Polnischer JournalistenpreisSTUTTGART/WARSCHAU. Der Deutsch-Polnische Journalistenpreis prämiert diebesten deutsch- bzw. polnisch-sprachi-gen Beiträge, die über das jeweiligeNachbarland fair und offen berichtethaben. Sie müssen 2010 erstmalig inHörfunk, Fernsehen, Printmedien oderInternet veröffentlicht worden sein. Do-tierung: Je Kategorie 5.000 €. Einsende-schluss: 15. Januar. Kontakt: In Polen:Barbara Owsiak, Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, Fon: 00 48 /(0)22 / 338 67 97, E-Mail: [email protected]. In Deutschland: Chri-stine Arlt-Palmer, Pontis Strategie GmbH(Im Auftrag der Robert Bosch Stiftung),Fon: 00 49 / (0)7 11 / 25 35 817 – 0, E-Mail: [email protected] ,Internet: www.deutsch-polnischer-jour-nalistenpreis.de.

Christophorus-PreisBERLIN. Der Gesamtverband der Deut-schen Versicherungswirtschaft e.V.(GDV) prämiert 2010 publizierte journa-

listische Arbeiten zur Sicherheit im Stra-ßenverkehr. Sie sollen auf den neuestenErkenntnissen des Verkehrsverhaltensberuhen sowie auf der Unfallforschungaufbauen. In den Kategorien Print, KFZ-Fachpresse, Radio, Fernsehen sowie Bü-cher, Magazine, Schülerzeitungen wirdder erste Preis jeder Kategorie mit je-weils 5.000 € dotiert. Einsendeschluss:15. Januar. Kontakt: Christophorus-Stif-tung im GDV,Yvonne Unger, Fon: 030 /20 20 – 58 82, E-Mail: [email protected],Internet: www.gdv.de/Backup/Christo-phorusStiftung/inhaltsseite15567.html.

KAS-LokaljournalistenpreisBERLIN. Die Konrad-Adenauer-Stiftung(KAS) zeichnet Journalisten und Redak-tionen aus, die Vorbildliches für dendeutschen Lokaljournalismus geleistethaben. Nicht nur gut ausgerüsteteGroßstadtredaktionen, auch Lokalredak-tionen mit schmaler Besetzung sind an-gesprochen. Prämiert werden „Beiträgezu beliebigen Themen“, „kontinuierlicheBerichterstattung“, „beispielhafte Ini-tiativen und Aktionen“, „Konzepte undSerien“ sowie „Text-Bild-Kompositio-nen“. Die Arbeiten müssen 2010 imLokalteil einer deutschen Zeitung ver-öffentlicht worden sein. Dotierung:Insgesamt 7.500 €. Einsendeschluss:31. Januar. Kontakt: Konrad-Adenauer-Stiftung, Susanne Kophal, Fon: 030 / 26996 – 32 16, E-Mail: susane.kophalkas.de,Internet: www.kas.de.

Medtronic MedienpreisFRANKFURT. Ob in der Diagnostik oderbei der Behandlung von Krankheiten –Medizintechnik ist aus der modernenMedizin schon lange nicht mehr weg-zudenken. Mit der Auslobung des„Medtronic Medienpreises – MedizinMensch Technik“ will Medtronic dieQualität der Berichterstattung überdiese innovativen Technologien fördern.Beiträge, die zwischen 1. Januar 2010bis 31. Januar 2011 publiziert wurden.Dotierung: Insgesamt 15.000 €.Einsendeschluss: 31. Januar.Kontakt: Info Büro Medtronic Medien-preis, c/o Topcom Communication,Fon: 069 / 33 00 89 38, E-Mail:[email protected], Inter-net: www.medtronic-medienpreis.de.

Medienpreis Deutsche AIDS-StiftungBONN. Mit dem Medienpreis werdenPersonen ausgezeichnet, die in beson-derer Weise sachkundig über HIV / AIDSinformieren, aktuelle neue Entwicklun-gen und Fragestellungen zu HIV undAIDS darstellen, kontinuierlich zum The-ma arbeiten und zu einem solidarischenVerhalten gegenüber Menschen mit HIV

und AIDS motivieren. Der Preis wird fürbis zu drei journalistische oder künstle-rische Beiträge vergeben. Eingereichtwerden können Beiträge, die vom 1. Ja-nuar 2009 bis zum 31. Dezember 2010in Zeitungen, Zeitschriften oder im Inter-net, im Hörfunk, Fernsehen oder anderenAV-Medien in deutscher Sprache veröf-fentlicht wurden. Dotierung: Insgesamt15.000 €. Einsendeschluss: 31. Januar.Kontakt: Deutsche AIDS-StiftungSdbRm, Andrea Babar, Fon: 02 28 / 6046 9 – 37, E-Mail: [email protected], www.aids-stiftung.de.

Concordia-PublizistikpreisWIEN. Der Presseclub Concordia, dieVereinigung österreichischer Journalistenund Schriftsteller, vergibt den „Concor-dia-Preis“ für besondere publizistischeLeistungen zum Schutze der Menschen-rechte sowie der Presse- und Informa-tionsfreiheit. Beiträge für die KategorieMenschenrechte müssen in Österreicherschienen sein oder einen engen Bezugzu Österreich haben. Beiträge zumThema Presse- und Informationsfreiheitsind nicht auf das Gebiet Österreichsbeschränkt. Gewürdigt werden Leistun-gen aus dem Print- und dem Bereichder elektronischen Medien.Dotierung: Insgesamt: 7.400 €.Einsendeschluss: 31. Januar. Kontakt:Presseclub Concordia, Fon: 00 43 (0) 1 /533 85 73, E-Mail: [email protected],Internet: www.concordia.at.

Ludwig-Erhard-Preisfür WirtschaftspublizistikBONN. Ausgezeichnet werden 2010publizierte Zeitungs-, Zeitschriften-,Hörfunk- und Fernsehbeiträge sowieArbeiten der wissenschaftlichen Publizi-stik, die sich beschreibend, analysierendoder kommentierend mit Themen derWirtschaft unter ordnungspolitischenVorzeichen befassen. Teilnehmen könnenJournalisten und Wissenschaftler bis zu35 Jahren. Dotierung: Insgesamt 15.000 €.Einsendeschluss: 1. Februar. Kontakt:Ludwig-Erhard-Stiftung e.V., Fon: 02 28 /539 88 – 0, E-Mail: [email protected], Internet: www.ludwig-erhard-stiftung.de.

Preis WissenschaftsjournalismusAACHEN.Wissenschaft will kompetentvermittelt werden. Um herausragendeBeispiele dieser Transferarbeit zu würdi-gen, vergibt die Rheinisch-WestfälischeTechnische Hochschule Aachen denRWTH-Preis Wissenschaftsjournalismus.Ausgezeichnet wird die verständlicheund publikumswirksame Verdeutlichungkomplexer Sachverhalte aus wissen-schaftlichen Disziplinen, die an der

RWTH angesiedelt sind. Zugelassen sindnach dem 1. Oktober 2008 veröffent-lichte deutschsprachige Printbeiträge.Dotierung: Insgesamt 3.000 €.Einsendeschluss: 4. Februar. Kontakt:Dezernat für Presse- und Öffentlich-keitsarbeit RWTH Aachen, Toni Wimmer,Fon: 02 41 / 80 -943 22, E-Mail:[email protected],Internet: www.rwth-aachen.de.

Quandt-MedienpreisBAD HOMBURG. Der Herbert QuandtMedien-Preis würdigt außergewöhnlichedeutschsprachige Print-, Hörfunk- undFernseharbeiten zu Themen aus derWirtschaft. Gesucht werden spannendeReportagen, klärende Analysen, bei-spielhafte Präsentationen oder innova-tive Formate. Preiswürdig ist neben sorg-fältiger Auswahl und Deutung von Fak-ten die Qualität des Beitrags in Sprache,Stil und Verständlichkeit. Dotierung:Insgesamt 50.000 €. Einsendeschluss:15. Februar. Informationen: Johanna-Quandt-Stiftung, Nina Mülhens,Fon: 061 72 / 404 – 342, E-Mail:[email protected], Inter-net: www.johanna-quandt-stiftung.de.

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Page 36: Menschen machen Medien 12/2010 - mmm.verdi.de · Interview mit Gerd Bauer, Hörfunkbeauftragter der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten aktuell 4Arbeitslosenversicherung

Fotografie

Marta Hoepffner-PreisHOFHEIM (Taunus). Der Preis der MartaHoepffner-Gesellschaft für Fotografiee.V. wird zum Thema „Blick durchs Fen-ster“ ausgeschrieben. Er soll die künst-lerische Schwarz-Weiß-Fotografie fördernund das Andenken an die FotografinMarta Hoepffner (1912 bis 2000) wachhalten. Prämiert werden Schwarz-Weiß-Arbeiten professioneller Nachwuchsfoto-grafen. Dotierung: 3.000 €, außerdemAusstellungsmöglichkeiten. Einsende-schluss: 19. Februar. Kontakt: MartaHoepffner Gesellschaft für Fotografiee.V., Ralf Dingeldein, Fon: 069 / 35 35 0671, E-Mail: [email protected],Internet: www.hoepffner-preis.de.

Film

Lehrgänge am Kölner FilmhausKÖLN. Am 20. Januar ab 18.00 Uhr kön-nen sich Filmschaffende und solche, diees werden wollen, über zwei berufsbe-gleitende, jeweils zwölfmonatige Lehr-gänge informieren. Die Kurse „FictionProducer“ und „Produktionsleiter“ sindIHK-anerkannt und kosten 5.500 € bzw.5.800 €. Die Kursgebühren beinhaltenUnterrichtsmaterialien, Arbeitsmittelund eine Jahreslizenz Sesam Drehplan /Kalkulation. Die Qualifizierungsmaßnah-men können bei entsprechender Voraus-setzung nach AFBG (Meister-Bafög) undüber die FFA gefördert werden.Kontakt: Kölner Filmhaus, Sandra Weiß,Fon: 02 21 / 222 710 – 30 / -21, Internet:www.koelner-filmhaus.de, E-Mail:[email protected].

LehrgangAudio- und VideoproduktionMÜNCHEN. Die Finessen des Videojour-nalismus können Journalistinnen undJournalisten ab dem 25. Februar beider Münchener Journalistenakademieberufsbegleitend lernen. InhaltlicheSchwerpunkte sind das Konzipieren undGestalten digitaler Audio- und Video-Medien: Planen, Bearbeiten und Publi-zieren von Ton und Bewegtbild. DerKurs findet in Präsenzkursen an neunWochenenden statt und wird durch zu-sätzliche E-Learning-Aufgaben komplet-tiert. Der neunmonatige Lehrgang kos-tet 3.500 €, dju-Mitglieder erhalten50 Prozent Rabatt, eine Ratenzahlungist möglich. Informationen zu Programmund Anmeldung: www.journalistenaka-demie.de/index.php?p=135

Shocking Shorts AwardMÜNCHEN. 13TH STREET verleiht denShocking Shorts Award für den besten

Kurzfilm aus Einreichungen der GenresAction, Krimi, Thriller, Mystery undHorror. Verliehen wird der Award imRahmen des Filmfests München. Teil-nehmen können alle Filmschaffendenmit deutschsprachigen Kurzfilmen biszu 30 Minuten, die nicht älter als zweiJahre sind. Der Sieger erhält die Mög-lichkeit, am „Universal Studios Film-masters Program“ in Los Angeles teil-zunehmen und sich dort Know-howbei einem Hollywood-Major Studio an-zueignen. Einreichschluss: 31. Januar.Informationen: www.13thstreet.de.

Rundfunk

Columbus-Fernseh- und RadiopreiseBERLIN. Die Preise werden vergeben fürjournalistische Fernseh- bzw. Radiopro-duktionen zum Thema Reise und Touris-mus. Prämiert werden im FernsehbereichMagazinbestandteile bis 15 MinutenSendelänge und Einzelfilme bis 90 Mi-nuten Sendelänge. Radiobeiträge laufenin den Kategorien journalistische Kurz-reportagen bis ca. 15 Minuten und mono-thematische Sendungen bis 60 MinutenWortanteil. Vergeben werden Auszeich-nungen in Gold, Silber und Bronze.Einreichschluss: 4. Januar.Informationen: Vereinigung DeutscherReisejournalisten. Für den Fernsehpreis:Jürgen Drensek: 030 / 88 68 23 73,E-Mail: [email protected];für den Radiopreis: Otto Deppe, Fon:068 94 / 512 54, E-Mail: [email protected]. Internet: www.vdrj.org.

CIVIS Europas Medienpreisfür IntegrationKÖLN. Der CIVIS Medienpreis zeichnetProgramme zum Thema Integration undkulturelle Vielfalt in Europa aus. Gesuchtwerden Programmleistungen in Radiound TV, die das friedliche Zusammen-leben von Menschen unterschiedlichsternationaler, ethnischer, religiöser oderkultureller Herkunft fördern. Der Preiswird als europäischer Fernsehpreis,als deutscher Fernsehpreis und als CIVISRadiopreis für deutschsprachige Pro-gramme in Europa vergeben. Der Fern-sehpreis wird in den Kategorien Infor-mation und Unterhaltung, der Radiopreisin den Kategorien kurze Programme(bis sechs Minuten) und lange Program-me (ab sechs Minuten), vergeben. AmDeutschen CIVIS Fernsehpreis nehmenEinsendungen teil, die aus Deutschlandeingereicht werden. Zum EuropäischenCIVIS Radiopreis für deutschsprachigeHörfunkprogramme können Radiosta-tionen in der EU und der Schweiz Pro-grammbeiträge einreichen. Die Beiträgemüssen in der Zeit vom 21. Januar 2010

bis 20. Januar 2011 gesendet wordensein. Dotierung: 36.000. Zusätzlich gibtes zwei mit je 5.000 € dotierten Preise:den European Young CIVIS Media Prizefür Journalisten bis 32 Jahre und denCIVIS Online Media Preis für journali-stisch aufbereitete Webseiten.Einreichschluss für alle Kategorien:20. Januar. Kontakt: CIVIS Medienstif-tung GmbH, Fon: 02 21 / 27 75 87,E-Mail: [email protected],Internet: www.civismedia.eu.

ARD/ZDF Förderpreis„Frauen + Medientechnologie“NÜRNBERG. ARD und ZDF prämierentalentierte Absolventinnen von Hoch-schulen und Universitäten aus demBereich der Medientechnologie fürArbeiten, die sich mit aktuellen techni-schen Fragestellungen aus dem Bereichder audio-visuellen Medien befassen.Honoriert werden Abschlussarbeiten andeutschen, österreichischen und schwei-zerischen Hochschulen und Universitä-ten. Bewertungskriterien sind fachlicheExzellenz der Bewerberin, Innovation,praktische Relevanz und strategischeBedeutung der Arbeitsergebnisse für dieZukunft der AV-Medien. Dotierung: Ins-gesamt 12.000 €. Bewerbungsschluss:28. Februar. Kontakt: ARD/ZDF Förder-preis Frauen + Medientechnologie,Fon: 09 11 / 96 19 – 495,E-Mail: [email protected],Internet: www.ard-zdf-foerderpreis.de.

Stipendien

Southern African BursaryBERLIN. Im Rahmen des Journalisten-stipendiums Deutschland-Südliches Afrikabekommen Journalisten aus den afrika-nischen SADC-Staaten (Angola, Bots-wana, Dem. Republik Kongo, Lesotho,Madagaskar, Malawi, Mauritius, Mo-zambique, Namibia, Sambia, Südafrika,Swaziland, Tansania, Zimbabwe) undaus Deutschland die Möglichkeit, imSommer 2011 in Deutschland bzw. ineinem SADC-Staat bei einem Mediumihrer Wahl zu arbeiten und Beiträge fürihre Heimatredaktion anzufertigen.Deutsche Journalisten zwischen 25 und35 Jahren können sich bewerben.Das Stipendium beträgt 3.000 €, einEigenanteil ist erwünscht. Bewerbungs-schluss: 31. Januar. Informationen:The Southern African Bursary, IJP e. V.,Marco Vollmar, Postfach 310746, 10637Berlin, E-Mail: [email protected],Internet: www.ijp.org.

Arthur F. Burns FellowshipKÖNIGSSTEIN. Das Arthur-F. Burns Fel-lowship-Programm gibt 20 Journalisten

aus Deutschland und den USA Gelegen-heit, berufliche und persönliche Erfah-rungen im jeweils anderen Land zugewinnen. Die Stipendiaten arbeitenmindestens zwei Monate in einer Gast-redaktion und berichten als Korrespon-denten für ihre Heimatmedien. Zuge-lassen sind deutsche und US-amerikani-sche Journalisten im Alter zwischen 21und 37 Jahren. Dauer: August bis Sep-tember. Dotierung: Jeweils 4.000 € bzw.5.000 US-Dollar. Bewerbungsschluss:1. Februar. Informationen: InternationaleJournalisten-Programme (IJP), Dr. Frank-Dieter Freiling, Postfach 1565, 61455Königstein, Fon: 061 74 / 77 07, E-Mail:[email protected], Internet: www.ijp.org.

Redaktionsstipendien in FrankreichBERLIN/PARIS. Das Deutsch-Französi-sche Jugendwerk (DFJW) unterstütztJournalisten bis zu 30 Jahren mit Re-daktionsaufenthalten und Sprachkursen.Journalisten können das Stipendium desDFJW für einen Monat erhalten. DerBetrag beinhaltet eine Pauschale von900 € für Unterbringung und Verpflegungsowie eine Pauschale für Fahrtkosten.Vor dem Aufenthalt können deutscheJournalisten an einem Intensiv-Franzö-sisch-Sprachkurs in Frankreich teilneh-men. Sprachkurs und Redaktionsaufent-halt können unabhängig voneinanderinnerhalb von zwei Jahren in Anspruchgenommen werden. Bewerbungsschluss:31. Januar. Kontakt: Deutsch-Französi-sches Jugendwerk, Fon: 030/28 87 57 – 0,E-Mail: [email protected], Internet:www.dfjw. org/programm-fuer-junge-journalisten.

Reuters FellowshipsOXFORD. Das Reuters Institute derOxford-University bietet Stipendien füretablierte Journalisten in der Karriere-mitte mit mindestens 5-jähriger Berufs-erfahrung und guten Englischkenntnis-sen. Journalisten aus aller Welt könnendrei bis neun Monate in Oxford studie-ren und Themen intensiv bearbeiten.Studienbeginn ist im Oktober, Januaroder April. Die Stipendiaten nehmen anSeminaren teil und verfassen Texte, dieakademische Standards erfüllen. JederTeilnehmer erhält einen Tutor für dasgewählte Spezialthema, das Themen-spektrum ist weit gefächert. Das Stipen-dium umfasst die Kosten für Reise,Unterbringung und Lebensunterhalt.Bewerbungsschluss für 2011 / 2012:1. Februar. Informationen: The ReutersInstitute for the Study of Journalism,Fon: 00 44 / (0)18 65 / 61 10 90, E-Mail:[email protected], Inter-net: http://reutersinstitute.politics.ox.ac.uk/fellowships/overview.html.

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service

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Varia

Journalismus crossmedialMÜNCHEN. Crossmediales Arbeitenkönnen Journalistinnen und Journali-sten an der Journalistenakademie ab21. Januar berufsbegleitend lernen. Indem neunmonatigen Lehrgang, der ausPräsenzkursen an neun Wochenendenund zusätzlichen E-Learning-Aufgabenbesteht, vertiefen die Teilnehmendenihr Praxiswissen im Konzipieren undGestalten digitaler Medien: Planen, Be-arbeiten und Publizieren von Text, Tonund Bild. Der Lehrgang kostet 3.500 €,dju-Mitglieder erhalten 50 ProzentRabatt, eine Ratenzahlung ist möglich.Informationen: http://www.journalisten-akademie.de/index.php?p=5.

leuteChristian Baulig, bisher Leiter des Agen-da-Ressorts der G+J-Wirtschaftsmedien,wurde weiterer stellv. Chefredakteurdes Wirtschaftsmagazins Capital nebenPaul Prandl. Die Leitung des Agenda-Ressorts obliegt nun einer Doppelspitzeaus Claus Gorgs, bislang stellv. Res-sortleiter Unternehmen der G+J-Wirt-schaftsmedien, und Horst von Buttlar,bisher stellv. Leiter des Agenda-Ressorts.

Esteban Bayer, bisher Deutschlandkor-respondent des Spanischen Dienstes derdpa, folgt zum 1. Januar 2011 als Leiterdieses Dienstes auf Juan Carlos Sala-zar, der aus Altersgründen ausscheidet.

Martin Bialecki, bis Oktober 2009Leiter des dpa-Hauptstadtbüros und derRedaktion Politik Deutschland, dannGeschäftsführer der Agentur Plato Kom-munikation, folgt zum 1. Januar 2011als Leiter der dpa-Redaktion Politik aufRoland Freund, der sich auf seine Auf-gaben als Chef Inland konzentrieren wird.

Der bisherige Spiegel-Reporter KlausBrinkbäumer wird zum 1. Januar 2011Mitglied der Chefredaktion des Magazinsund übernimmt die neu geschaffenePosition eines Textchefs.

Gemeinschaftsredaktion Vorabend derARD: Neu in die Gemeinschaftsredak-tion berufen wurden Jana Brandt(Fernsehfilmchefin beim MDR), BettinaRicklefs (Leiterin der Redaktion Fern-sehfilm und stellv. Leiterin des Pro-grammbereichs Spiel Film Serie beimBR), Andreas Gerling (NDR), Gebhard

Henke (WDR) und Jan Schulte-Kel-linghaus (NDR), der die Geschäftsfüh-rung übernahm. Von den bisher vierMitgliedern der Gemeinschaftsredaktionblieben Elke Kimmlinger (WDR Media-group) und Bernhard Gleim (NDR).

Andrej Grabowski, bisher stellv. Chef-redakteur des Nachrichtensenders N24und Leiter der Abteilung Magazine undTalks, wechselt als Redaktionsleiter desMagazins „Stars & Stories“ zu SAT.1.

Sebastian Holder, zuletzt bei Sport1sowie als Leiter Konzeption und Koope-ration bei der Constantin Sport Marke-ting GmbH tätig, wechselt zur Nachrich-tenagentur dapd, wo er ab 1. Januar2011 den Aufbau des neuen Sportdien-stes verantworten wird, der im 2. Quartal2011 starten soll.

Petra Kammerevert, Mitglied desEuropäischen Parlaments, löste als Vor-sitzende des Programmausschusses desWDR-Rundfunkrats Susanne Rüsberg-Uhrig ab, die das Amt aus gesundheit-lichen Gründen niederlegte. HeinrichKemper, der einen Ackerbaubetrieb be-wirtschaftet und in landwirtschaftlichenVerbänden aktiv ist, folgte als Vorsitzen-der des Haushalts- und Finanzausschus-ses auf Marc Jan Eumann, der mitseiner Ernennung zum Staatssekretär imMinisterium für Bundesangelegenheiten,Europa und Medien der LandesregierungNRW aus dem Rundfunkrat ausgeschie-den ist.

Michael Kappeler, derzeit Cheffoto-graf und stellv. Leiter der Bilderdienstebei der Nachrichtenagentur dapd, wirdzum 1. Januar 2011 Cheffotograf Basisund Koordinator der dpa-Bilderdienste.

Ralf Kapschack, langjähriger Journalistbeim WDR Fernsehen, zuletzt Leiter derReportageSendung „hier und heute“,folgte als Pressesprecher der SPD-Land-tagsfraktion NRW auf Thomas Breu-stedt, der Regierungssprecher in Düs-seldorf wurde.

Janika Kästner, bisher als PR-Beraterinim Tourismusbereich tätig, wurde Re-dakteurin bei dem vierteljährlich er-scheinenden Reisemagazin SehnsuchtDeutschland sowie der Online-Ausgabeund dem gleichnamigen webTV-Kanal(Sehnsucht Deutschland GmbH & Co.KG, Hamburg).

Landespressekonferenz Hamburg: ImAmt bestätigt wurden der VorsitzendeJürgen Heuer (NDR-Fernsehen),sein Stellvertreter Peter Ulrich Meyer

(Hamburger Abendblatt) und Schatz-meisterin Susanne Mayer-Peters (frü-her NDR-Hörfunk). Neu in den Vorstandgewählt wurden Insa Gall (Die Welt),Markus Arndt (Bild) und Kristine Jan-sen (NDR-Hörfunk).

Landespressekonferenz Schleswig-Hol-stein: Peter Höver (Flensburger Tage-blatt) wurde als Vorsitzender wieder-gewählt. Stellvertreter sind Ulf B. Chri-sten (Hamburger Abendblatt), Christia-ne Habenicht (NDR-Fernsehen), AndréKlohn (dapd) und Wolfgang Schmidt(dpa); Schatzmeister bleibt AndreasOtto (R.SH Radio Schleswig-Holstein).

Werner Neunzig, Geschäftsführerdes Verlags Readers Digest Deutschland,folgte als Vorsitzender des Südwest-deutschen Zeitschriftenverleger-Verbandsauf Erwin Fidelis Reisch, der nichtmehr kandidierte.

Daniel Reichling, freier Journalist undbisheriger Gebietsredakteur West imTanzwelt Verlag, wurde zum Pressespre-cher des Deutschen Tanzsportverbandesgewählt.

Markus Schächter, Intendant des ZDF,wurde turnusgemäß zum Vorsitzendender Mitgliederversammlung von ARTEgewählt. Sein Stellvertreter ist RémyPflimlin, Leiter der öffentlich-rechtli-chen Sendergruppe France Télévisions.Die bisherige Vorsitzende der Mitglieder-versammlung, Véronique Cayla, zuletztLeiterin des französischen Kinofilmzen-trums CNC, folgte als Präsidentin desARTE-Vorstands auf Jérôme Clément.

Stephan Schäfer, Chefredakteur derZeitschrift Schöner Wohnen, übernahmauch die Redaktionsleitung von Essen &Trinken (ebenfalls G+J). Seine Vorgänge-rin Katja Burghardt verließ den Verlag.

Michael Schilling, bisher bei derMünchner Abendzeitung stellv. Leiterdes Sportressorts, löste als LokalchefGeorg Thanscheidt ab, der sich aufseine Aufgaben als stellv. Chefredakteurdes Blatts konzentrieren will.

Carolin Schuhler, zuletzt gesamtver-antwortliche Chefredakteurin Print derim Juli 2009 gegründeten Vision MediaGmbH (München), wurde Herausgebe-rin der Vision Media und von derenTochter Madame-Verlag.

Andrea Schwendemann, bisher Re-daktionsleiterin von National GeographicWorld (G+J), übernahm die neu geschaf-fene Position der Textchefin bei dem

Kindermagazin GEOlino extra. Redak-tionsleiterin von National GeographicWorld wird spätestens zum 1. Februar2011 Kerstin Bode, zuletzt Chefredak-teurin der Zeitschrift Healthy Living.

Christoph Seils (Berlin), zuletzt u.a.bei Zeit Online und tagesspiegel.desowie als freier Autor tätig, wurde Res-sortleiter Online beim Magazin Cicero(Ringier Publishing GmbH).

Uwe Steinkrüger erklärte seinenRücktritt als Pressesprecher der Links-fraktion im NRW-Landtag. Er wird zumLandschaftsverband Rheinland zurück-kehren, bei dem er als Pressereferent imPresseamt sowie in der PR-Abteilung desIndustriemuseums Oberhausen tätig war.

Christine Strobl, bisher Leiterin derAbteilung Kinder- und Familienpro-gramm des SWR in Baden-Baden, folgtzum 1. Februar 2011 als Leiterin derHauptabteilung Film- und Familienpro-gramm des Senders auf Carl Bergen-gruen, der im Februar 2011 Vorsitzen-der der Geschäftsführung von StudioHamburg wird.

Dr. André Uzulis, zuletzt Chefredakteurdes Südkurier (Konstanz), wurde neuerAuslandschef der Nachrichtenagenturdapd und Mitglied der Chefredaktion.

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preiseARD Hörspieltage im Zentrum für Kunstund Medientechnologie (ZKM) in Karls-ruhe – eine Auswahl der Preisträger.Deutscher Hörspielpreis der ARD (5.000€) und Publikumspreis ARD OnlineAward (2.500 €): „Die Sicherheit einergeschlossenen Fahrgastzelle“ (MDR)von Thilo Reffert (Regie: Stefan Ka-nis); Preis für die freie Hörspielszene„Premiere im Netz“: Kurzhörspiel„Kennst du schon Ken?“ von SimonKamphans und Matthias Lang; Deut-scher Kinderhörspielpreis (5.000 €):„Der Dschinn aus dem Ring“ (BR) vonCornelia Neudert (Regie: BernhardJugel). Kinderhörspielpreis der StadtKarlsruhe (1.000 €): „Gespensterjägerauf eisiger Spur“ (NDR) von CorneliaFunke (Bearbeitung: Jörgpeter vonClarenau, Regie: Hans Helge Ott). DieJury des Deutschen Kinderhörspielprei-ses benannte weitere vier Produktionenals die besten: 2. „Klaras Kiste“ (DLR)von Rahel van Kooij (Bearbeitung: An-drea Czesienski); 3. „Rico, Oskar und

leute

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die Tieferschatten“ (WDR) von AndreasSteinhövel (Bearbeitung: Judith Lo-rentz); 4. „Tom Sawyer“ (DLR / SR / DerHörverlag) von Mark Twain (Bearbei-tung: Alexander Schumacher); 5. „Ja-kob mit dem grünen Ohr“ (MDR) vonLena Hach.

Heinz Badewitz, Gründer und Leiterder Internationalen Hofer Filmtage, er-hielt einen der mit 10.000 € dotiertenKulturpreise der E.ON Bayern.

Der Bremer Fernsehpreis wird für Regio-nalprogramme öffentlich-rechtlicherSender aus Deutschland und Österreichvergeben. Beste Sendung: „Niedersach-sen 19.30“ (NDR); bester Einzelbeitragzum Thema „Wirtschaft in der Krise“:Birgit Borsutzky („Niedersachsen19.30“); lobende Anerkennungen: Kultur-magazin „artour“ (MDR), Regionalma-gazin „Sachsenspiegel“ (MDR), Repor-tageformat „hier und heute“ (WDR).

Franziska Buchs Film „Hier kommtLola!“ (Produktion: Uschi Reich) nachder Buchreihe von Isabel Abedi gewannbeim 27th Chicago International Child-ren’s Film Festival den ersten Preis inder Kategorie Live-Action Feature.

4. Deutscher IPTV Award – bestes Design:QTom (interaktives Musikfernsehen);innovativste Technologie: Make.TV (LiveÜbertragungsstudio); bestes Geschäfts-modell: IPTV.de; innovativstes Format:Clixoom.de (Online Talkshow); Sonder-preis: Produktionsfirma UC-TV mit derTV-Produktion „Haiti – Das Kranken-haus aus der Kiste“; Zuschauerpreis:wettendass.zdf.de (Online-Angebot vonWetten).

Der Deutsche Karikaturenpreis wird vonder Sächsischen Zeitung verliehen undstand 2010 unter dem Thema „Jetzterst recht!“. 1. Preis: Rudi Hurzlmeier;2. Preis: das Duo Elias Hauck undDominik Bauer; 3. Preis: MOCK (d.i.Volker Kischkel); Preis für das Lebens-werk: Reiner Schwalme. Der Preis istmit insgesamt 10.000 € dotiert.

43. Deutscher Wirtschaftsfilmpreis desBundesministeriums für Wirtschaftund Technologie – Kategorie Filme überdie Wirtschaft: „Karstadt – Der großeSchlussverkauf“ von Ingolf Gritschne-der und Georg Wellmann (WDR);Kategorie Filme aus der Wirtschaft so-wie Sonderpreis für den besten Film desWettbewerbs (5.000 €): „LEO Film 2009:Der logistische Jahresrückblick“ (DVVMedia Group / schau.tv); Kategorie Fil-mische Darstellung von Studenten/innen

oder Berufsanfängern/innen (5.000 €):„Architekturbüro Scharrenhauser“(Bildfolge Filmproduktion).

„Die Sendung mit dem Elefanten“(WDR, nach den Büchern von MatthiasSodkte) wurde beim Japan Prize 2010,einem Wettbewerb für internationaleBildungsprogramme, als bestes Vorschul-programm ausgezeichnet.

Beim 12. European Newspaper Awardwurde die Wochenzeitung der Freitagin den Kategorien Titelseiten, Sektions-titelseiten, Visual Storytelling, Typogra-fie und Illustration ausgezeichnet.

20. FilmFestival Cottbus – Festival desosteuropäischen Films – eine Auswahlder Preisträger. Hauptpreis für den bes-ten Film (20.000 €): Oleg Novkovic(Regie) und Uliks Fehmu (Produktion)für „White White World“ (Serbien /Deutschland / Schweden). Preis für denbesten Debütfilm, FIPRESCI-Preis undlobende Erwähnung der InternationalenJury: Dmitry Mamulija für „Ein andererHimmel“ (Russland). Spezialpreis für diebeste Regie, Preis der ÖkumenischenJury: Agnes Kocsis für „Adrienn Pál“(Ungarn /Niederlande /Österreich / Frank-reich). IFG Inspiration Award: „TilvaRos“ von Nikola Lezaic (Serbien).Darstellerin (5.000 €): Eva Gabor(„Adrienn Pál“, Ungarn). Darsteller(5.000 €): Taavi Ealma („Die Versu-chung des Hl. Tony“ von Veiko Öunpuu,Estland). Kurzfilm – Hauptpreis: ShotaGamisonia für „Meer der Wünsche“(Russland); Spezialpreis: AlexandruMavrodineanu für „Musik im Blut“(Rumänien / Frankreich). Jugendfilm:Jacek Borcuch für „Alles, was ich liebe“(Polen). Special Award: KatarzynaKlimkiewicz für „Hanoi Warschau“(Polen). Publikumspreis: Aktan ArymKubat für „Der Dieb des Lichts“ (Kirgi-stan / Deutschland / Frankreich / Nieder-lande). Dialog-Preis: Diana Groó für„Vespa“ (Ungarn). Förderpreis derDEFA-Stiftung und Cottbus DiscoveryAward: Yael Reuveney für den Doku-mentarfilm „Erzählungen vom Verlore-nen“ (Israel / Deutschland).

Der Filmemacher Jean-Luc Godarderhielt einen Ehrenoscar und wird mitdem Grand Prix Design 2010 derSchweizerischen Eidgenossenschaft aus-gezeichnet.

Oliver Halmburgers zeitgeschichtlicheDokumentation „Busting the BerlinWall“ (Koproduktion ZDF) wurde inTokio mit dem Japan Foundation Presi-dent’s Price ausgezeichnet.

Die Heureka-Journalistenpreise, gestiftetvon dem Pharmakonzern Sanofi-Aventis,werden für junge Journalisten bis zumAlter von 35 Jahren ausgeschrieben.Zeitung/Zeitschrift: Christina Hucklen-broich für den Artikel „Auf Herz undNieren geprüft“ (FAZ) und Jens Uehleckefür die Reportage „Der Doktor-Vater“(Magazin Zeit Wissen); Fernsehen:Wobbeke Klare für die Redaktion derSendung „Rätselhafte Krankheiten“ (Sen-dereihe „Quarks & Co“,WDR Fernsehen).Die Preise sind mit je 5.000 € dotiert.

interfilm – 26. Internationales Kurzfilm-festival Berlin – eine Auswahl der Preis-träger. I. Internationaler Wettbewerb /Berlin-Brandenburg Kurzfilmpreis (6.000€): „A Lost and Found Box of HumanSensation“ von Stefan Leuchtenbergund Martin Wallner (Deutschland);Animation (Sachleistung): „Viliam“ vonVeronika Obertova (Slowakei); Spiel-film (Sachleistung): „I love Luci“ vonColin Kennedy (Schottland / England /Dänemark). II. Konfrontationen – GegenGewalt und Intoleranz /1. Preis (2.000 €):„Zwischen Himmel und Erde“ vonYork-Fabian Raabe (Deutschland);2. Preis (1.000 €): „Na Wewe“ von IvanGoldschmidt (Belgien / Burundi). III.Publikumswettbewerb Dokumentar /interfilm Dokumentarfilmpreis (1.000 €):„Teheran Kitchen“ von Pola SchirinBeck (Deutschland / Iran). IV. DeutscherWettbewerb / Bester Film (1.500 €):„Gisberta“ von Lisa Violetta Gaß;ZDFneo-Preis (Ankauf): „Der kleine Nazi“von Petra Lüschow; SAE Institute Kurz-filmpreis (Stipendium): „Apollo“ vonFelix Gönnert; ic! berlin – Berlin Award(2.000 €): „The External World“ vonDavid O’Reilly (Deutschland / Irland).V. Publikumswettbewerb „Eject XIII“ /Publikumspreis für den abwegigstenFilm (1.000 €): „Benigni“ von PinjaPartanen, Jasmiini Ottelin und ElliVuorinen (Finnland). VI. Viral VideoAward / Publikumspreis (1.000 €): „NiceGame“ von Tilman Egel (Deutschland);Jury-Preis (1.000 €): „Nestlé, kein Palm-öl aus Urwaldzerstörung!“ von DavidMcNulty und Michael Watts /Green-peace (Deutschland); Politisches Viral zuden Themen Klima, Demokratie oderGerechtigkeit (1.000 €): „Polar Bear“von Daniel Kleinman (England). VII.Kinder- und Jugend-KurzfilmwettbewerbKUKI / Kurzfilm für Kinder – 1. Preis(1.000 €): „Mobile“ von Verena Fels(Deutschland); 2. Preis (500 €): „Dieunglaubliche Reise von Margaux“ vonMarc-Etienne Schwartz (Frankreich).Kurzfilm für Jugendliche – Publikums-preis (Sachleistung): „Franswa Sharl“von Hannah Hilliard (Australien).

Bei den 38. International Emmy Awardsin New York wurde die Kinderserie„Shaun das Schaf“ (Koproduktion WDR/BBC) in der Kategorie Children & YoungPeople ausgezeichnet.

Auf dem Internationalen Fernsehfilmfe-stival ZOOM in Igualada / Barcelona gin-gen drei Hauptpreise an „Die Hebamme– Auf Leben und Tod“ (KoproduktionZDF /ORF): Peter Probst wurde für dasbeste Drehbuch ausgezeichnet, anDagmar Hirtz gingen die Preise fürden besten Film und die beste Regie.

30. Internationales Festival der Film-hochschulen München – eine Auswahlder Preisträger. VFF Young Talent Award(7.500 €): „For Madmen Only“ vonPawel Maslona (Polen); Spezialpreisdes Jury-Präsidenten: „The Minutes, theHours“ von Janaína Marques Ribeiro(Kuba); ARTE-Kurzfilmpreis (Ankauf desFilms): „BOB“ von Jacob Frey undHarry Fast (Filmakademie Baden-Würt-temberg); Arri-Preis für Dokumentarfilm(Sachleistung): „Holding Still“ vonFlorian Riegel (Kunsthochschule fürMedien Köln); Luggi-Waldleitner-Preisfür Drehbuch (3.000 €): Janaína Mar-ques Ribeiro und Pablo Arellano Tin-tó für „The Minutes, the Hours“ (Kuba);Kamera (1.000 €): Till Girke für „Göm-böc“ von Ulrike Vahl (Hochschule fürFilm und Fernsehen Potsdam-Babels-berg); Panther-Preis für die Produktioneines deutschen Films (Sachpreis) undPrix Interculturel (5.000 €): „DanielsAsche“ von Boris Kunz (Hochschule fürFernsehen und Film München); ClimateClips Award (5.000 €): „Technologien“von Frederike Wagner und Tina Teu-cher (Internationale Sommeruniversität,Berlin / Santiago de Chile).

44. Internationale Hofer Filmtage –Filmpreis der Stadt Hof (undotiert):Regisseurin Caroline Link; FörderpreisDeutscher Film (je 5.000 €):MartySchenk für die Schnittleistung in „LuksGlück“ (Koproduktion ZDF) von AysePolat und Peter Aufderhaar für Musikund Sound Design in „Sascha“ vonDennis Todorovic. Nachwuchspreis derEastman Kodak Company (5.000 €):„Das Lied in mir“ (Koproduktion BR /SWR / Filmakademie Baden-Württem-berg) von Florian Cossen; Bild-KunstFörderpreis Szenenbild / Kostümbild(je 200 €): Astrid Pöschke und NadineKremeier für „Marieke Marieke“ vonSophie Schouken.

Dem Journalisten Dawit Isaak, Mitbe-gründer der ersten unabhängigen Zei-tung Eritreas, wird vom Weltverband

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der Zeitungen und NachrichtenmedienWAN-IFRA die Goldene Feder derFreiheit 2011 verliehen. Isaak wird seitneun Jahren ohne Anklage oder Prozessin Haft gehalten; sein Verbleib ist nichtbekannt.

Journalistenpreis des GravenbrucherKreises, eines Zusammenschlussesführender, überregional tätiger Insol-venzkanzleien Deutschlands –1. Preis (5.000 €): Henryk Hielscher füreine Reihe von Beiträgen zur Insolvenzvon Arcandor (Wirtschaftswoche);2. Preis: Elisabeth Dostert für eineSerie über die Insolvenz des Maschinen-bauers Rohwedder (SZ);3. Preis: Jan Hildebrand für seineBerichterstattung über den Wohnwa-gen-Hersteller Knaus Tabbert.

Der Juliane-Bartel-Medienpreis wirdvom Niedersächsischen Ministerium fürSoziales, Frauen, Familie, Gesundheitund Integration für „die kreative Aus-einandersetzung von Autorinnen undAutoren mit einer differenzierten undgeschlechtergerechten Darstellung vonFrauen und ihren Lebenswelten in denMedien“ vergeben. Fernsehfilm undSerie: „Schutzlos“ (ZDF) von Kit Hop-kins und Thilo Röscheisen; Informa-tionssendung und Dokumentation:„Julia Franck“ (RBB / ARTE / SF) vonDaniela Schmidt-Langels und „Tabak-mädchen“ (3sat) von Biljana Garvan-lieva; Hörfunk: „Noch zehn Sekunden –Die amerikanische Radpionierin ElsaKnight Thompson“ (DLF) von MartinaGroß. Der Preis ist mit insgesamt12.000 € dotiert.

Claus Kleber, Erster Moderator des ZDF-„heute-journals“, wurde mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjour-nalismus 2010 ausgezeichnet. EinSonderpreis ging an die Redaktion derWDR-Dokumentationsreihe „die story“.

Wolfram Kons, Gesamtleiter derRTL-Charity, wurde für sein langjährigesEngagement für „RTL – Wir helfen Kin-dern“ und den entsprechenden Spen-denmarathon mit dem Laureus MedienWohltätigkeitspreis 2010 ausgezeichnet.

RBB-Moderator Uwe Madel erhielt fürdas Kriminalmagazin „Täter – Opfer –Polizei“ den Preis Krimifuchs 2010, dender Berliner Bezirk Reinickendorf verleiht.

Anthony Dod Mantle (Großbritan-nien), einem Pionier des digitalen Kinosund international renommierten Bildge-stalter, wurde der mit 5.000 € dotierteMarburger Kamerapreis 2011 zuerkannt,

der von der Universität und der StadtMarburg ausgelobt wird.

Medienpreis „Kinderrechte in der EinenWelt“ der Kindernothilfe – Print (2.500€):Meike Dinklage für „Gerettet?“(Brigitte); TV (2.500 €): Golineh Ataifür die Reportage „Suche Kind, zahlebar – die Adoptionslobby“ (WDR Fern-sehen); Hörfunk (2.500 €): RebeccaHillauer für die Reportage „Junge See-len – billige Ware. Kinder im Sextouris-mus“ (RBB); Foto (2.500 €): ChristophGödan für die Bildstrecke „Die großenMütter“ (Kontinente); Sonderpreis:Bergit Fesenfeld, Redakteurin derSendung „Lebensart“ (WDR 5) sowieu.a. Buchautorin und Lehrbeauftragte,für ihren langjährigen und intensivenEinsatz für die Kinderrechte.

Der Medienpreis Mecklenburg-Vorpom-mern wird vom DGB Bezirk Nord, derHeinrich-Böll-Stiftung, der Landes-zentrale für politische Bildung und derMVweb Agentur getragen. Die diesjähri-gen Preisträger – Print: Frank Pubantzfür „Im langen Schatten der Wohltätig-keit“ (Schweriner Volkszeitung); Fern-sehen: Jan Frerichs für die Dokumen-tation „Harte Hunde, schwarze Schafe“(ZDFneo); Hörfunk:Wolfgang Heidelkfür „Großer Bahnhof in Sternberg“ (NDRInfo); Nachwuchspreis: Felix Hock für„Konspirative KüchenKonzerte“ (TV- undWeb 2.0-Sendung) und Tanja Krämerfür „Schlechte Aussichten“ (Tagesspiegel).Die Preise sind pro Sparte mit 1.000 €dotiert.

Johannes Naber, Absolvent derFilmakademie Baden-Württemberg,gewann beim 16. Festival „Cinéma tousécrans“ in Genf mit seinem erstenSpielfilm „Der Albaner“ den Preis fürden besten Film.

obs-Awards 2010 der dpa-Tochter newsaktuell für die besten PR-Bilder des Jah-res – eine Auswahl. Gesamtsieger und1. Platz in der Kategorie Events undKampagnen:WWF Deutschland, „1000schmelzende Menschen aus Eis“. Kate-gorie Unternehmenskommunikation –1. Platz: Philipps-Universität Marburg,„Dächer von Marburg“. KategorieProduktfoto – 1. Platz: Interio AG(Schweiz), „TELL Hocker aus Massiv-holz, FSC“. Kategorie Porträt – 1. Platz:Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., „Die Nudel– Johanniter Menüservice“. KategorieNGO-Foto – 1. Platz: Save the ChildrenSchweiz, „Juli und Julianne nach demErdbeben in Haiti“. Kategorie Automo-bil-Bilder – 1. Platz: PRH HamburgKommunikation, „Voller Einsatz“.

Preise der DEFA-Stiftung 2010 – Preisfür Verdienste um die deutsche Film-kunst (15.000 €): Kurt Maetzig, Mit-begründer des DDR-Filmstudios DEFAund Regisseur; Preis zur Förderung deskünstlerischen Nachwuchses (7.500 €):die Regisseurin Feo Aladag („DieFremde“); Preis zur Förderung derdeutschen Filmkunst (15.000 €): dasProduzententeam Florian Koerner vonGustorf und Michael Weber(Schramm Film, Berlin); Programmpreise(je 5.000 €): Zeughaus-Kino (Berlin),Kinderkino München e.V. und Filmclub813 e.V. (Köln). Die Preisgelder betrugeninsgesamt 52.500 €.

Den Preis „Leuchtturm für besonderepublizistische Leistungen“ verleiht dieJournalistenvereinigung netzwerk re-cherche (nr). Er ging in diesem Jahr zugleichen Teilen an Dr. Heiner Geißler(Bundesminister a.D.), Dr. AndreasZielcke (SZ) und Arno Luik (Stern) fürihre Beiträge zur Aufklärung über dasGroßprojekt „Stuttgart 21“. HeinerGeißler wurde für seine Leistung alsLeiter und Moderator der Schlichtungs-verhandlungen ausgezeichnet, AndreasZielcke für seinen Beitrag „Der unheil-bare Mangel“ (SZ) und Arno Luik füreine Artikel-Serie im Stern, in der zahl-

reiche Dokumente und geheime Aktenzu „Stuttgart 21“ veröffentlicht wurden.Das Preisgeld beträgt insgesamt3.000 €.

Thomas Reutter, Redakteur bei demARD-Politikmagazin „Report Mainz“(SWR), wurde zum „Europäischen Jahrgegen Armut und Ausgrenzung“ fürseine Sozialreportage „Herr Dinse wirdobdachlos“ (SWR) mit dem Journalisten-preis der EU-Kommission 2010 (800 €)in der Kategorie Audiovisuelle Beiträgeauf nationaler Ebene ausgezeichnet.

Gülseren Sengezer, freie Redakteurinbeim ZDF-Landesstudio Rheinland-Pfalz,erhielt für die Dokumentation„Die Brandkatastrophe von Ludwigs-hafen: Das Leben danach“ (ZDFneo)den mit 5.000 € dotierten MainzerJournalistenpreis 2010 der StiftungPresseClub Mainz.

Günter Wallraff erhielt den mit 5.000 €dotierten Siebenpfeiffer-Preis für enga-gierten Journalismus 2010, den dieSiebenpfeiffer-Stiftung (Homburg / Saar-pfalz-Kreis) vergibt. Eine lobende An-erkennung wurde der SWR-JournalistinSusanne Babila zuteil, die sich Themenwie Asyl und Migration widmet.

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