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Physikalische Blätter 57 (2001) Nr. 4 62 Menschen Menschen Nachruf auf Karl Luchner Einmal im Jahr kommt der Arbeits- kreis der bayerischen Physikdidak- tiker zusammen, um in einer „Klau- sur-Sitzung“ Aufgaben für die schriftlichen Prüfungen in Fachdi- daktik des 1. Staatsexamens für Studierende des Lehramts an Grund-, Haupt-, Real- und Berufs- schulen zu entwerfen und auszufor- mulieren. Bei diesen Treffen geht es turbulent zu: Es wird um inhaltli- che Fragen, Begriffsbestimmungen und Wortwahl gefochten und ge- stritten mit dem Ziel, konsensfähige valide Aufgaben für Studierende verständlich und eindeutig darzu- stellen. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1994 nahm auch Herr Luchner als Inhaber des Lehrstuhls für Di- daktik der Physik an der LMU München regelmäßig an dem Rin- gen um Examensaufgaben teil. Wenn er allerdings das Wort ergriff, ebbten die hitzigen Gespräche ab- rupt ab, und alle Teilnehmer kon- zentrierten sich gespannt auf seine Ausführungen. Ihnen wurde selten widersprochen. Nicht etwa, weil Herr Luchner der Senior des Ar- beitskreises war, dem er viele Jahre als Sprecher vorstand, sondern weil er ganz einfach meistens Recht hat- te. Er überzeugte durch Fachkom- petenz und menschliche Größe. Er wirkte – an dieser Stelle sei ein bib- lisches Bild erlaubt – wie ein Fels in der Brandung. Er hat in seiner ureigenen Art als Fachdidaktiker, Physiker und Berufskollege nicht nur den Geist und das Image der Physikdidaktik in Bayern geprägt, sondern der jungen Fachdisziplin auch bundesweit und international zu Ansehen und Wertschätzung verholfen. Mit der Emeritierung von Herrn Luchner verlor der Ar- beitskreis der bayerischen Physikdi- daktiker ein hoch geschätztes und geachtetes Mitglied. Seit Hl. Drei Könige dieses Jahres steht fest, dass der Arbeitskreis auf den stets will- kommenen Rat von Kollegen Luch- ner für immer verzichten muss. Am 6. Januar 2001 verstarb Karl Luch- ner nach schwerer Krankheit. Herr Luchner war gebürtiger Münchner. Er hat an der TH Mün- chen Physik studiert und dort 1953 das Diplom für Technische Physik erworben. Nach einem kurzen In- termezzo beim Amt für Bodenfor- schung in Hannover ist Herr Luch- ner in „seine Hochschule“ nach München zurückgekehrt, hat dort auf dem Gebiet der Festkörperphy- sik promoviert und sich einige Jah- re später, nach einem Gastaufent- halt an der New York University in USA, im Jahr 1963 in Experiment- alphysik habilitiert. Bis zu seiner Berufung auf den Lehrstuhl für Didaktik der Physik an der LMU München im Jahr 1974 lehrte und forschte Herr Luchner im Bereich der Atom- und Kernphysik. Im Um- feld von Edgar Lüscher an der TH München reifte in ihm die Liebe zur Auseinandersetzung mit Proble- men der Vermittlung von Physik und zu didaktischen Fragestellun- gen. Eine ausführlichere Darstel- lung der beruflichen Karriere von Professor Luchner und eine Würdi- gung seiner wissenschaftlichen Lei- stungen hat Werner B. Schneider anlässlich seines 70. Geburtstages an anderer Stelle (Physik in der Schule 37/4 (1999), S. 264) vorge- nommen. Die hohen Anforderungen von Professor Luchner an sich selbst, seine Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter sowie seine Studentinnen und Studenten hatten Maßstäbe gesetzt. Die Qualität der wissen- schaftlichen Arbeiten an seinem Lehrstuhl und seine Person haben ganz wesentlich dazu beigetragen, dass bei den Physik-Fachkollegin- nen und -kollegen in Deutschland heute die Fachdidaktik neben der theoretischen, experimentellen und angewandten Physik als eigenstän- dige und gleichwertige Disziplin der Physik weitgehend anerkannt ist, und dass die Münchner Physik- didaktik international einen guten Ruf erlangt hat. Dies ist nicht zu- letzt auch Herrn Luchners mit Eifer betriebener Verbandstätigkeit und der sehr erfolgreichen Durchführung von nationalen und internationalen Tagungen zu verdanken. So war Herr Luchner u.a. 1991–1994 Lei- ter des Fachverbands Didaktik der DPG, 1994–1996 Mitglied der IU- PAP-Kommission ICPE (Internatio- nal Commission on Physics Educa- tion) und 1995–1999 Präsident von GIREP (Groupe international de recherche sur l’enseignement de la physique). Herr Luchner hat sein Wirken als Physikdidaktiker in einer absch- ließenden Bilanz selbst in folgender Weise zusammengefasst: „Eine neue Aufgabe angenommen, in Pionier- arbeit über 20 Jahre gestaltet und getragen und das Terrain für die nächste Generation bereitet.“ Dafür dankt ihm der Arbeitskreis der Phy- sikdidaktiker Bayerns, für den Karl Luchner als großes Vorbild weiter- lebt. Helmut Hilscher, Hartmut Wiesner Nachruf auf Arnold Flammersfeld Im 88. Lebensjahr starb in Icking, seinem Altersruhesitz, Arnold Flammersfeld, Professor emeritus der Experimentalphysik in Göttin- gen. Am 10. Februar 1913 in Berlin geboren, studierte Arnold Flam- mersfeld in seiner Vaterstadt Phy- sik. Anschließend wurde er Assi- stent bei Lise Meitner am Kaiser- Wilhem-Institut für Chemie in Berlin-Dahlem. Die Abteilung Phy- sik gehörte zu den führenden Kern- physik-Instituten. Hier promovierte Flammersfeld 1938 mit einer Mes- sung des Betaspektrums des 210 Bi, das die Theorie des Betazerfalls erst viele Jahre später interpretieren konnte. Wenige Monate später musste Lise Meitner Deutschland verlassen. Flammersfeld hielt aber brieflichen Kontakt mit ihr und be- richtete über den Fortschritt seiner spektroskopischen Arbeiten. Flammersfeld war von 1939 bis 1945 Mitarbeiter am deutschen „Uranprojekt“, zunächst für zwei Jahre unter W. Bothe am Kaiser- Wilhelm-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg, an- schließend wieder im Dahlemer Institut, das 1943 nach Tailfingen, Württ.,verlegt wurde. In Heidelberg arbeitete er mit Bothe über die Spaltung und den resonanten Neu- troneneinfang in natürlichem Uran, und außerdem untersuchte er die Produkte der Uranspaltung. Dabei konnte er mit einer Doppel-lonisa- tionskammer die „Zwei-Höcker- Struktur“ in der Energie- und Mas- senverteilung der Spaltbruchstücke nachweisen. Viele Resultate aus dieser Zeit wurden geheim gehal- ten, aber nach Kriegsende zusam- menfassend referiert. Wegen des späten Zeitpunkts der Veröffentli- chung wurden die Arbeiten von den mit viel größerem Aufwand erziel- Prof. Dr. Helmut Hil- scher, Sprecher der bayerischen Physik- didaktiker, Univer- sität Augsburg; Prof. Dr. Dr. Hart- mut Wiesner, Didak- tik der Physik, Uni- versität München Karl Luchner

Menschen: Nachruf auf Karl Luchner/Nachruf auf Arnold Flammersfeld

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Page 1: Menschen: Nachruf auf Karl Luchner/Nachruf auf Arnold Flammersfeld

Physikalische Blätter57 (2001) Nr. 462

Menschen

Menschen

Nachruf auf Karl Luchner

Einmal im Jahr kommt der Arbeits-kreis der bayerischen Physikdidak-tiker zusammen, um in einer „Klau-sur-Sitzung“ Aufgaben für dieschriftlichen Prüfungen in Fachdi-daktik des 1. Staatsexamens fürStudierende des Lehramts anGrund-, Haupt-, Real- und Berufs-schulen zu entwerfen und auszufor-mulieren. Bei diesen Treffen geht esturbulent zu: Es wird um inhaltli-che Fragen, Begriffsbestimmungenund Wortwahl gefochten und ge-stritten mit dem Ziel, konsensfähigevalide Aufgaben für Studierendeverständlich und eindeutig darzu-stellen.

Bis zu seiner Emeritierung imJahr 1994 nahm auch Herr Luchnerals Inhaber des Lehrstuhls für Di-daktik der Physik an der LMUMünchen regelmäßig an dem Rin-gen um Examensaufgaben teil.Wenn er allerdings das Wort ergriff,ebbten die hitzigen Gespräche ab-rupt ab, und alle Teilnehmer kon-zentrierten sich gespannt auf seineAusführungen. Ihnen wurde seltenwidersprochen. Nicht etwa, weilHerr Luchner der Senior des Ar-beitskreises war, dem er viele Jahreals Sprecher vorstand, sondern weiler ganz einfach meistens Recht hat-te. Er überzeugte durch Fachkom-petenz und menschliche Größe. Erwirkte – an dieser Stelle sei ein bib-lisches Bild erlaubt – wie ein Fels in der Brandung. Er hat in seinerureigenen Art als Fachdidaktiker,Physiker und Berufskollege nichtnur den Geist und das Image derPhysikdidaktik in Bayern geprägt,sondern der jungen Fachdisziplinauch bundesweit und internationalzu Ansehen und Wertschätzungverholfen. Mit der Emeritierungvon Herrn Luchner verlor der Ar-beitskreis der bayerischen Physikdi-daktiker ein hoch geschätztes undgeachtetes Mitglied. Seit Hl. DreiKönige dieses Jahres steht fest, dassder Arbeitskreis auf den stets will-kommenen Rat von Kollegen Luch-ner für immer verzichten muss. Am6. Januar 2001 verstarb Karl Luch-ner nach schwerer Krankheit.

Herr Luchner war gebürtigerMünchner. Er hat an der TH Mün-chen Physik studiert und dort 1953das Diplom für Technische Physikerworben. Nach einem kurzen In-

termezzo beim Amt für Bodenfor-schung in Hannover ist Herr Luch-ner in „seine Hochschule“ nachMünchen zurückgekehrt, hat dortauf dem Gebiet der Festkörperphy-sik promoviert und sich einige Jah-re später, nach einem Gastaufent-halt an der New York University inUSA, im Jahr 1963 in Experiment-alphysik habilitiert. Bis zu seinerBerufung auf den Lehrstuhl fürDidaktik der Physik an der LMUMünchen im Jahr 1974 lehrte undforschte Herr Luchner im Bereichder Atom- und Kernphysik. Im Um-feld von Edgar Lüscher an der THMünchen reifte in ihm die Liebezur Auseinandersetzung mit Proble-men der Vermittlung von Physikund zu didaktischen Fragestellun-gen. Eine ausführlichere Darstel-lung der beruflichen Karriere vonProfessor Luchner und eine Würdi-gung seiner wissenschaftlichen Lei-stungen hat Werner B. Schneideranlässlich seines 70. Geburtstagesan anderer Stelle (Physik in derSchule 37/4 (1999), S. 264) vorge-nommen.

Die hohen Anforderungen vonProfessor Luchner an sich selbst,seine Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter sowie seine Studentinnenund Studenten hatten Maßstäbegesetzt. Die Qualität der wissen-schaftlichen Arbeiten an seinemLehrstuhl und seine Person habenganz wesentlich dazu beigetragen,dass bei den Physik-Fachkollegin-nen und -kollegen in Deutschlandheute die Fachdidaktik neben dertheoretischen, experimentellen undangewandten Physik als eigenstän-dige und gleichwertige Disziplin derPhysik weitgehend anerkannt ist,und dass die Münchner Physik-didaktik international einen gutenRuf erlangt hat. Dies ist nicht zu-letzt auch Herrn Luchners mit Eiferbetriebener Verbandstätigkeit undder sehr erfolgreichen Durchführungvon nationalen und internationalenTagungen zu verdanken. So warHerr Luchner u. a. 1991–1994 Lei-ter des Fachverbands Didaktik derDPG, 1994–1996 Mitglied der IU-PAP-Kommission ICPE (Internatio-nal Commission on Physics Educa-tion) und 1995–1999 Präsident vonGIREP (Groupe international derecherche sur l’enseignement de laphysique).

Herr Luchner hat sein Wirken

als Physikdidaktiker in einer absch-ließenden Bilanz selbst in folgenderWeise zusammengefasst: „Eine neueAufgabe angenommen, in Pionier-arbeit über 20 Jahre gestaltet undgetragen und das Terrain für dienächste Generation bereitet.“ Dafürdankt ihm der Arbeitskreis der Phy-sikdidaktiker Bayerns, für den KarlLuchner als großes Vorbild weiter-lebt.

Helmut Hilscher,

Hartmut Wiesner

Nachruf auf Arnold FlammersfeldIm 88. Lebensjahr starb in Icking,seinem Altersruhesitz, ArnoldFlammersfeld, Professor emeritusder Experimentalphysik in Göttin-gen.

Am 10. Februar 1913 in Berlingeboren, studierte Arnold Flam-mersfeld in seiner Vaterstadt Phy-sik. Anschließend wurde er Assi-stent bei Lise Meitner am Kaiser-Wilhem-Institut für Chemie inBerlin-Dahlem. Die Abteilung Phy-sik gehörte zu den führenden Kern-physik-Instituten. Hier promovierteFlammersfeld 1938 mit einer Mes-sung des Betaspektrums des 210Bi,das die Theorie des Betazerfalls erstviele Jahre später interpretierenkonnte. Wenige Monate spätermusste Lise Meitner Deutschlandverlassen. Flammersfeld hielt aberbrieflichen Kontakt mit ihr und be-richtete über den Fortschritt seinerspektroskopischen Arbeiten.

Flammersfeld war von 1939 bis1945 Mitarbeiter am deutschen„Uranprojekt“, zunächst für zweiJahre unter W. Bothe am Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinischeForschung in Heidelberg, an-schließend wieder im DahlemerInstitut, das 1943 nach Tailfingen,Württ.,verlegt wurde. In Heidelbergarbeitete er mit Bothe über dieSpaltung und den resonanten Neu-troneneinfang in natürlichem Uran,und außerdem untersuchte er dieProdukte der Uranspaltung. Dabeikonnte er mit einer Doppel-lonisa-tionskammer die „Zwei-Höcker-Struktur“ in der Energie- und Mas-senverteilung der Spaltbruchstückenachweisen. Viele Resultate ausdieser Zeit wurden geheim gehal-ten, aber nach Kriegsende zusam-menfassend referiert. Wegen desspäten Zeitpunkts der Veröffentli-chung wurden die Arbeiten von denmit viel größerem Aufwand erziel-

Prof. Dr. Helmut Hil-scher, Sprecher derbayerischen Physik-didaktiker, Univer-sität Augsburg;Prof. Dr. Dr. Hart-mut Wiesner, Didak-tik der Physik, Uni-versität München

Karl Luchner

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ten Ergebnissen der amerikanischenForschung überschattet. In Tailfin-gen begann Flammersfeld an einemkleinen Beschleuniger mit Experi-menten zur Erzeugung isomererAtomkerne, die dann für längereZeit sein wichtigstes Arbeitsgebietbildeten. Von dort aus habilitiertesich Flammersfeld 1947 in Tübin-gen, war hier Privatdozent undwechselte 1949 an das Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Hierwurden vor allem die Isomerenex-perimente fortgesetzt und um dieMessung von Koeffizienten bei kon-vertierten Strahlungsübergängen er-weitert. Gemeinsam mit J. Mat-tauch publizierte er als kritischeDatensammlung den für längereZeit maßgeblichen „Isotopenbe-richt“.

1954 ging Arnold Flammersfeldin Nachfolge von H. Kopfermannals Direktor des II. PhysikalischenInstituts nach Göttingen. Dortbaute er, gefördert durch den Auf-schwung der kernphysikalischenForschung in Deutschland, ein mo-dernes Institut auf. Zunächst wurdean einem 1-MV-Drucktank-Kaska-denbeschleuniger die Herstellungund Spektroskopie isomerer Atom-kerne fortgesetzt und durch denEinsatz der damals neuen Szintilla-tionsdetektoren für Elektronen undPhotonen wesentlich erweitert.

Dann folgte 1958 ein Ruf auf dieStelle des Physikalischen Direktorsam Hahn-Meitner-Institut in Ber-lin-Wannsee. Flammersfeld ent-schloß sich, in Göttingen zu blei-ben. In der Folge wurde das Institutwesentlich vergrößert, und es kamein großer Beschleuniger nach Göt-tingen. Das Synchrozyklotron dien-te in erster Linie der Isotopenpro-duktion. An der Maschine sowie im

neu installierten RadiochemischenLabor wurden reine Quellen für dieausgiebig betriebene Zerfallsspek-troskopie hergestellt. Eine wichtigeRolle spielte dabei unter anderemdie direkte Erzeugung gasförmigerQuellen im internen Strahl undauch der schnelle Transport vonradioaktiven Kernen an Aerosolenin Edelgas-Jets.

Der interne Zyklotronstrahl warfür die Herstellung starker mono-chromatischer Photonenquellengeeignet, mit denen u. a. der ersteNachweis der dispersiven Del-brück-Streuung gelang. Dieser Ef-fekt, der bereits 1933 im DahlemerInstitut vorausgesagt wurde, beruhtauf der Vakuumpolarisation undverleiht dem Coulomb-Feld vonschweren Kernen einen Brechungs-index. Flammersfeld hat diese Ar-beiten mit Nachdruck gefördert.

In dieser Zeit begann Flammers-feld außerdem eine Folge von Arbei-ten zur nuklearen Festkörperphysik.Speziell wurde die Orientierungs-abhängigkeit des Szintillationspro-zesses in einkristallinen Substanzen,etwa von Anthrazen und von Stil-ben, beim Beschuss mit Alphateil-chen gemessen und mit dem damalsgefundenen Channeling geladenerTeilchen korreliert.

Arnold Flammersfelds zentralesAnliegen war die akademische Leh-re, besonders die Ausbildung derStudenten in den großen Praktika.Jeder seiner Diplomanden undDoktoranden hatte die Praktikums-tätigkeit genauso ernst zu nehmenwie die wissenschaftliche Arbeit. Inden Seminaren bestand er unerbitt-lich auf Klarheit und Verständlich-keit der Referate. Seine Vorlesun-gen über Atom- und Kernphysikund über die Geschichte der mo-

dernen Physik wurden von einemgroßen Hörerkreis besucht und sehrgeschätzt.

Das Flammersfeldsche Institutwar in allen Bereichen vorbildlichorganisiert und geordnet; Flam-mersfeld war für seine Mitarbeiterstets direkt zu erreichen. Für siesetzte er sich, auch über dienstlicheBelange hinaus, persönlich ein. Ar-nold Flammersfeld besaß einen nieversagenden Humor. Als Berlinerhatte er auch in schwierigen Augen-blicken stets eine trockene oderwitzige Bemerkung parat, die einProblem auf den Punkt brachte unddie Situation oft entspannte.

Die Göttinger Akademie derWissenschaften wählte Flammers-feld 1956 zum Mitglied. Im Amts-jahr 1961/62 war er Rektor der Uni-versität Göttingen, also lange Zeitvor den Auseinandersetzungen mitden „Achtundsechzigern“. DieHochschulgesetzgebung der siebzi-ger Jahre war für ihn nur schwerakzeptabel. So verließ er das Insti-tut mit 65 Jahren vorzeitig.

In den 25 Jahren seiner Amtszeitin Göttingen hatte Arnold Flam-mersfeld eine große Zahl akademi-scher Schüler, die wichtige Positio-nen in Hochschulen, staatlichenForschungszentren und in der Indu-strie übernahmen. FlammersfeldsSchüler und alle Mitarbeiter, dieunter seiner Institutsleitung gear-beitet haben, bewahren das ehrendeAndenken an einen engagiertenLehrer und Forscher.

Wolf-Dieter Schmidt-Ott,

Martin Schumacher,

Friedrich Smend

Prof. Dr. Wolf-DieterSchmidt-Ott, Prof.Dr. Martin Schuma-cher, Prof. Dr. Fried-rich Smend, Univer-stität Göttingen

Arnold Flammers-feld