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Merkbla( Nr.12 Eigenstromerzeugung Die Mustervorschri7en, welche je nach Kanton in der kantonalen Energiegesetzgebung umgesetzt werden, sehen im Basismodul Teil E vor: Die im, auf oder am Gebäude installierte Elektrizitätserzeugungsanlage bei Neubauten muss mindestens 10 W pro m 2 EBF betragen, wobei nie 30 kW oder mehr verlangt werden. Ob die Elektrizität mit einer Photovoltaik-Anlage, mi(els Wärme-Kra7koppelung (WKK) oder einer anderen Technologie erzeugt wird, ist grundsätzlich frei. Ein Haushalt verbraucht jährlich zwischen 1000 und 5000 kWh, ggf. zuzüglich Wärme und/oder Elektromobilität. Eine elektrische Warmwasser-AuWereitung, eine Wärmepumpenheizung oder ein Elektroauto kann den Strombedarf um 50 bis 100% erhöhen. Variante Photovoltaik – Einfamilienhaus Bei 140 m 2 Energiebezugsfläche sind mindestens 1.4 kWp Solarstromleistung zu installieren. Dies entspricht einer Modulfläche von knapp 10 m 2 . Da die Kosten für grössere Anlagen unterpropor]onal steigen, ist es meist preiswert, die nutzbare Dachfläche mit 3 bis 10 kWp zu belegen. Die variablen Materialkosten können um 1000 CHF/kWp liegen; hinzu kommen jedoch Fixkosten insbesondere für Netzanschluss und Projektengineering von mindestens 3000 CHF. Die Stromgestehungskosten einer 10 kWp-Anlage können unter 15 Rp/kWh liegen; Strom einer 1.4 kWp wäre deutlich teurer. Ein kWp liefert je nach Ausrichtung 800 bis 1000 kWh/Jahr. Da Überschussstrom unter den Stromgestehungskosten vergütet wird, besteht ein Anreiz, Solarstrom möglichst zeitgleich vor Ort zu konsumieren (Eigenverbrauch) und damit die Strombezugsrechnung zu reduzieren. Ist die Solarstromproduk]on in der gleichen Grössenordnung wie der Jahresverbrauch, wird ohne spezielle Eigenverbrauchsop]mierung durch eine thermische Speicherung oder eine Ba(erie meist nur 20-30% vom Solarstrom zeitgleich vor Ort konsumiert. Ein höherer Eigenverbrauch ist möglich, wenn eine Wärmepumpe oder ein Elektroheizstab das Warmwasser gezielt mit Solarstrom sta( nachts erwärmt. EFH 140 m2 EBF, Strombedarf 4000 kWh/Jahr z.B. mit Holzpelletheizung & WW-Elektroheizstab 4 kWp PV = 285% von Minimum, deckt >80% vom Jahresverbrauch, Eigenverbrauch 20-40% EFH 140 m2 EBF, Strombedarf 12‘000 kWh/Jahr z.B. mit Wärmepumpe und Elektromobilität 10 kWp PV = 714% von Minimum, deckt >70% vom Jahresverbrauch, Eigenverbrauch 40-60% Merkbla( Eigenstromerzeugung – Seite 1/4 mit Unterstützung von

Merkbla Nr.12 Eigenstromerzeugung - VESE · 2019. 4. 9. · Merkbla Nr.12 Eigenstromerzeugung Die Mustervorschri7en, welche je nach Kanton in der kantonalen Energiegesetzgebung umgesetzt

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Merkbla(Nr.12

EigenstromerzeugungDieMustervorschri7en,welchejenachKantoninderkantonalenEnergiegesetzgebungumgesetztwerden,sehenimBasismodulTeilEvor:

Die im, auf oder am Gebäude installierte Elektrizitätserzeugungsanlage bei Neubauten mussmindestens10Wprom2EBFbetragen,wobeinie30kWodermehrverlangtwerden.Ob die Elektrizität mit einer Photovoltaik-Anlage, mi(els Wärme-Kra7koppelung (WKK) odereineranderenTechnologieerzeugtwird,istgrundsätzlichfrei.EinHaushaltverbrauchtjährlichzwischen1000und5000kWh,ggf.zuzüglichWärmeund/oderElektromobilität.EineelektrischeWarmwasser-AuWereitung,eineWärmepumpenheizungodereinElektroautokanndenStrombedarfum50bis100%erhöhen.VariantePhotovoltaik–EinfamilienhausBei 140 m2 Energiebezugsfläche sind mindestens 1.4 kWp Solarstromleistung zu installieren.DiesentsprichteinerModulflächevonknapp10m2.Da die Kosten für grössere Anlagen unterpropor]onal steigen, ist es meist preiswert, dienutzbare Dachflächemit 3 bis 10 kWp zu belegen. Die variablenMaterialkosten können um1000 CHF/kWp liegen; hinzu kommen jedoch Fixkosten insbesondere für Netzanschluss undProjektengineeringvonmindestens3000CHF.DieStromgestehungskosteneiner10kWp-Anlagekönnenunter15Rp/kWhliegen;Stromeiner1.4kWpwäredeutlichteurer.

Ein kWp liefert je nach Ausrichtung 800 bis 1000 kWh/Jahr. Da Überschussstrom unter denStromgestehungskostenvergütetwird,bestehteinAnreiz,SolarstrommöglichstzeitgleichvorOrtzu konsumieren (Eigenverbrauch) und damit die Strombezugsrechnung zu reduzieren. Ist dieSolarstromproduk]on in der gleichen Grössenordnung wie der Jahresverbrauch, wird ohnespezielleEigenverbrauchsop]mierungdurcheinethermischeSpeicherungodereineBa(eriemeistnur20-30%vomSolarstromzeitgleichvorOrtkonsumiert.EinhöhererEigenverbrauchistmöglich,wenn eineWärmepumpe oder ein Elektroheizstab dasWarmwasser gezieltmit Solarstrom sta(nachtserwärmt.

EFH140m2EBF,Strombedarf4000kWh/Jahrz.B.mitHolzpelletheizung&WW-Elektroheizstab4kWpPV=285%vonMinimum,deckt>80%vomJahresverbrauch,Eigenverbrauch20-40%

EFH140m2EBF,Strombedarf12‘000kWh/Jahrz.B.mitWärmepumpeundElektromobilität10kWpPV=714%vonMinimum,deckt>70%vomJahresverbrauch,Eigenverbrauch40-60%

Merkbla(Eigenstromerzeugung–Seite1/4

mitUnterstützungvon

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VariantePValsFassade/Geländer/Zaun

EFH140m2EBF,Strombedarf4000kWh/Jahrz.B.mitHolzpelletheizung&WW-Elektroheizstab1.5kWpPV=107%vonMinimum,deckt>25%vomStromverbrauch,Eigenverbrauch40-60%

DiePV-AnlagekannauchalsZaunausgeführtvomHauslosgelöstmonXertwerden.Rund10m2PVgenügenfür140m2EBF.

BeiHochhäusernundBürogebäudenkanneinePV-Fassaden-Integra]oninteressantsein.ImVergleichzueinerGlasfassadelässteinePV-FassadewenigerHitzeeindringenbeinurmoderathöherenKosten.DasAusweichenaufdieFassadeistaucheineLösung,wenndieDachflächeanderwei]gbeanspruchtwirdoderzukleinist.AlsGebäudegilteineEinheitbegrenztdurchBrandschutzmauern,üblicherweisemiteinemHauseingang.DieproGebäudemaximalgefordertePhotovoltaik-Leistungvon30kWplässtsichaufeinerSchrägdach-Flächevon200m2realisieren;aufgeständertaufeinemFlachdachsindrund300m2Dachflächenö]g.WennproGeschossz.B.zweiWohnungenzu300m2Dachflächeführen,kanneinGebäudemitbeliebigvielenStockwerkendieVorschri7erfüllen.Wich]gistbeiFlachdächerndieAbs]mmungderPV-AnordnungmitderAbsturzsicherungundanderenAuWauten.EinPV-integriertesPultdachkanneineästhe]sch-überzeugendeAlterna]vesein.

Hochhaus2000m2EBF,Strombedarf72‘000kWh/Jahr,45kWp=225%vonMinimum,deckt40%vomStromverbrauch,Eigenverbrauch30-50%

Merkbla(Eigenstromerzeugung–Seite2/4

Südfassade

Süddach,Neigung20°

3

6

9

12

15

18

kWh/m2.Monat

Produk'onWest-fassade

Produk'onSüddach

Haushaltsverbrauch

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Wärme-Kra@koppelung/Blockheizkra@werkIm Gesamt-Energiekontext ist winterlas]g-wärmegeführter WKK-Strom eine sinnvolle Ergänzung zuSolarstrom. Das Verstromen von Erdgas ist jedoch nur sinnvoll und wirtscha7lich, wenn auch derproduzierten(Ab-)WärmeeinKostenanteilangerechnetwerdenkann.Wenigererprobtabermi(elfris]ginteressantkönnenstromproduzierendeHolzfeuerungensein.Langfris]gistauchWKKausWasserstoff-gasoderMethanvorstellbar,dasimSommermitüberschüssigemSolarstromhergestelltwurde.Abges]mmtaufdenWärmebedarfvonEinfamilienhäusergibteskleineBrennstoffzellensystememitca.700Wel,dochdiegemässMustervorschri7engeforderten10W/m2sinddamitkaumeinzuhalten(max.70 m2 EBF). Wirtscha7licher ist die Inves]]on auch erst bei einem grösserem Wärmebedarf (z.B.www.holzfeuerung.ch/de/heisslu7turbinefürGrossüberbauungenmitSchwimmbadoderGewerbe).DreiReihen-EinfamilienhausParteienkönnenhingegengemeinsameinErdgas-Blockheizkra7werkmit5kWelbetreiben.WährendderStromproduk]on liefertdasBHKWrund12kWthermischeLeistung -einWärmepufferspeicher ist dringend empfohlen und ein Zusatzbrenner kann Spitzenbedarf abdecken.WenndasBHKWrund2500h/Jahr inBetrieb ist, liefertes30'000kWhWärmeund12'500kWhStrompro Jahr. Die tägliche Laufzeit vom BHKW richtet sich nach dem jahreszeitlich unterschiedlichenWärmebedarf, wobei sich mit einer Tages-Wärme-Speicherung die Tages-Betriebszeit nach demStrombedarfrichtenkann(z.B.abends6-9UhrpluswährendderHeizperiodetagsüber).

Eigenverbrauchsgemeinscha@imMehrfamilienhausMieterundStockwerkeigentümerkönnensichzumEigenverbrauchzusammenschliessenundgegenüberdemVerteilnetzbetreiberwieeinEndkundeau7reten.NebenSolarstrom-Eigenverbrauchsgemeinscha7enistauchEigenverbrauchimMFHmiteinemBlockheizkra7werkoderKleinwindkra7denkbar.

MFHmit4Stockwerkezuje2Wohnungenà100m2=8x4000kWh=32'000kWh,8kWPV=7‘500kWhStromprodukXon,über50%Eigenverbrauchmöglich.

Merkbla(Eigenstromerzeugung–Seite3/4

Variante22kWpOst-West

Variante8kWpSüd(MinimumgemässMustervorschri7en)

GrosseSolarstromanlagenaufMehrfamilienhäuserlassensichpreiswerterrichtenundkönnenmiteinemhohenEigenverbrauchwirtscha7lichsein,dasichdieSolarstromproduk]onaufmehrereParteienau7eilt.DieinterneStrom-abrechnungkannviaNebenkostenerfolgen,wobeientsprechendeMietvertrags-RegelungenbeiNeubauteneinfacherseinmögenalseineEinführungimBestand.FürGrossüberbauungenmitüber100MWhJahresverbrauchistesmöglich,denüberdieEigenversorgunghinausgehendenStrombedarfaufdemfreienStrommarktzubeschaffen.

Hinweis:DieMustervorschri7ensehenvor,dassElektrizitätausWKK-Anlagennurberücksich]gtwerdenkann,wennsienichtzurErfüllungderAnforderungenandieDeckungdesWärmebedarfseingerechnetwird.

SchemaHolz-Wärme-KraakoppelungvonHargassner

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InnovaHonsoffenheitZur Erfüllung der Eigenstrom-Anforderung besteht keine Technologie-Einschränkung. Klein-Biogasanlagen sind theore]sch denkbar. Eine 1.5 kW-Kleinwindkra7anlage kostet hingegenmindestens5000CHFundliefertindenmeistenLagenwenigerStromalseineähnlichteureSolarstromanlage. (Link zu Merkbla( „Wann sind Kleinwindanlagen sinnvoll?“ aufwww.energieschweiz.ch/windenergie). Die Bauordnung schränkt die Möglichkeiten derWindkra7inbesiedeltemGebietein(Bauhöhe,Scha(enwurfundLärmemissionzubeachten).Eine 30 kW-ver]kal-Windkra7anlage auf einem Hochhaus wäre mindestens 7 m hoch. ImBahrainWorld Trade Center wurdenWindräder zwischen den Hochhäusern eingespannt –futuris]scheMöglichkeitensindoffen.InEntwicklungunddenkbaristauchdieNutzungvonFassaden-Aufwind(Beispiel-Illustra]onvonAnerdgy:Auf25mBreitesind18kWWind+11kWSolarmöglich).DasWichHgsteinKürze•  DieUmsetzungderMustervorschri7enerfolgt inderkantonalenGesetzgebung inhaltlich

und zeitlich unterschiedlich. Eine allfällige Ersatzabgabe von mindestens 3 CHF/W magzweckmässig sein, wenn damit neue Eigenstromerzeugungs-Anlagen bei kantonseigenenAltbautenfinanziertwerden.

•  Photovoltaik ist an den meisten Standorten eine einfache und o7 wirtscha7licheMöglichkeitzurErfüllungvonEigenstromerzeugungs-Vorgaben.

•  ZurErfüllungder10W/m2EBFVorgabebestehtkeineTechnologie-Einschränkung;wobei

Wärme-Kra7koppelung erst bei hohem ganzjährigemWärmebedarf eine wirtscha7licheAlterna]ve ist unddieMöglichkeit vonKleinwindkra7andenmeisten StandortendurchschwacheWindverhältnissenundBauvorschri7ensehrbegrenztist.

ImpressumVESE|VerbandunabhängigerEnergieerzeuger|eineFachgruppederSSESAarbergergasse21,3011Bern|www.vese.ch|September2018Autor:HeiniLüthi,[email protected]]a]vevonKTGV.chmitUnterstützungvonEnergieSchweizSämtlicheAngabenwurdennachbestemWissenrecherchiert,eineGewähroderHa7ungfürdieKorrektheitoderVollständigkeitdergemachtenInforma]onen,WerteundAussagenkannabernichtübernommenwerden.

Merkbla(Eigenstromerzeugung–Seite4/4