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Kurzbe rieht Messungen in geruchsbelasteten Räumen zur Ermittlung der stofflichen Ursachen der Gerüche H. Crams, E. Cierden, P. Tenhaken 1 Einführung In einem vor ca. vier Jahren unter andereni durch Verlegen eines neuen PVC-Bodens (PVC: Poly\riny1c}]lorid) iimfang- reich sanierten Besprechungsraum erfolgte aufgrund von Befindlichkeitsstöi'Lingen und geruchlichen Auffälligkeiten eine VOC-lnncnraumluftmessung (VOC, volalile organic compOLinds). Die Ergebnisse dieser (JntersucliLing dienten fils Grundlage zur Diirchführung einer nachfolgenden Messreihe von jeweils zwölf Messungen im Unter- sucllLings- sowie einem ReferRnzraiim. 2 Vorbemerkungen Aufgnitid von Geruchs- und BRlindlichkeitsstörungen erfolgte am 22. Januar 2014 eine VOC-Untersuchung des Respr'echungsraums (Kaum 12) im GRSundheilsriienst des Ldiidkrcises Osnabrück. Die Probenahme erfolgte durch Mitarbeiter des Gesundhcitsriienstes, die Analyse durch das Nieriersachsische Lanclesgesundheitsamt (NLGA). Der TVOC-Wcrt (TVOC, total volatile organic compouncls) die- sei' Messung vvcir mit 175 pg/m5 niedrig, der Anlei] iiicht idcntifizierharRr Subsltinzen (T\''OC ,]) mit 88 [.ig/m5 aller- dings relativ hoch. Als Geruchsquelle wurde der 2Ü10 im Rahmen umfangreicher GebÜudesanicrungsmaünabineß verlegte PVC-Boden vermutet, der mil einem emissions- armen El-KIeber verklebt worden war. Bei den identifizierbaren Substanzen war mit dem Nach- weis von l ^ig/m3 p-Kresol nur eine einzelne geruchsauffäl- ligc Substanz identiltxierl worden - in einer Konzentration, die bei einer Messung unter Nutzungsbedmgiingen eine grenzwertige Ubersclu'eitung eines Geruchsleitwerls (GU'V7) der Ad-hoc-Arebitsgruppe Innenraum [l] wäre. Somit bestand die Vermutung, dciss im Aiiteil nicht identifi- zierbarer Substanzen weitere geruchsakLive Verbindungen enthalten sein könnten. IIinweise hierfür ergaben sich auch aus Ergebnissen von Prüfkammerunlersuchungen, bei denen neben weiteren nicht idcntitizierten Sekiindär- emissionen nach der Verlegung von PVC-Böden 1-Nonanol (CAS-Nr. 145-08-8) [2], 6-Methyl-l-octanol (CAS-Nr. 110455-78-6) [5] some Tsooclanol (CAS-Nr. 145-08-8) [5] beobachtet wurden. Um zu prüfen. ob diese Substanzen auch im Besprechungsraiim nachweisbar sind, .\'\rurde zv\i- sehen dem NLGA und dem Gesundheitsdienst Osnabrück eine entsprechende Messreihe vereinbart. Dipl.-Biol. Herbert Grams, Dipl.-Chem.-lng, (FH) Edith Gierden, Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (NLGA), Hannover, Dipl.-Ing. Peter Tenhaken, Gesundheitsdienst für Landkreis und Stadt Osnabrück, Osnabrück, Im Zeitraum vom 28. Miarz bis 27. Jimi 2014 erfolglen insge- saint zwölf Parallelmcssungen in Kaum 12 und dem vorn Gesundheitsdienst als Referenzraum ausgewählten Raum 1^0. Der RcferRnzraum war bciulich vvellgehend identisch ausgestattet und wie Raum 12 im Jahr 2010 u. a. mit dem gleichen El-verklebten PVC-Boden ausgestEittct worden. Ein auch hier vorhandener Geruch ^-urde als andersartig und weniger intensiv beschrieben. Raum 12 liegt im Erdge- schoss des Gebäudes, das niit einem Kriechkeller versehen ist und cladurcli eine gewisse Bodeiignindfeuchügkeit auf- weist; ^um 150 liegt im ersten Obergeschoss. 3 Material und Methoden 3.1 Chemische Luftanalytsk Die Probenahme erfolgte auf Tenax TA (4 I Probenvoluraen, Flussrate: 100 ml/min), die Analytik init Tliermodesorp" Lions-Gascliroinalographie/Mcissensspekrometrie (TDS- GC-MS). Die Begleitparameter Luftdruck, Temperatur und Luflfeuchte wurden mit cincin digitalen Raro-Vacuum- Meter und eiiiein Therrno-Hygrumeter-Datenlogger doku- mentiert. 3.2 Messdurchführung (Luftmessungen) Die Räuine wurden jeweils am Abend vor der Messung gelüftet und danach bis xum Abschluss der Messung am Folgetag verschlossen (Messuiig unter Ausgleichsbedin- gungen). Zusälzlicb /.u den VOC-Messungen erfolgte eine qualitaüve olfaktorische Einscliätxung durch den Prube- nehmer, der Limnittelbar nach Betreten des Unter- suchungsraums und ein zweites Mal nach ca. 10 min eine EinschätzLing gemäß der siebenstufigen Geruchsintensi- tätsskala nach DIN ISO 16000-30 [4] vornahm. 3.3 Materia!ana!ytil< Im Verlaufe der Untersuchungen wurden einmalig jeweils zwei Materialproben der Bodenbelage aus Raum 12 und 130 enlnummen. Von diesen Proben \vurde jeweils eine Materi- alprobe pro Raum auf 40 bzw. 60 °C erhitzt. Die bei der ther- mischen Extraktion freiwcrd enden flüchtigen VerbindLin- gen wurden durch einen Ti-ägergasstrom auf ein Tenax" Röhrchen überführt. Die anschließende Analyse erfolgte nach Thermodesorpllon mittels GC-MS. Die Ergebnisse sollten Hinweise liefern, ob in der Raumluf'l aumndbare Substanzen möglicherweise im Bodenmateritil zu finden sind und dieses als Quelle somit überhaupt infrage kommt. 4 Ergebnisse 4.1 Messwerte In den Tabellen l und 2 sind die Konzentrationen von TVOC, 1-Nonanol und 6-Methyl-l-octanol angegeben. 1-Isooctanol war in den untersuchteii T^uFtproben nicht nachweisbar. Der Anteil der Summe der Verbindungen 1-Nonanol und 6-Methyl-l-octanol am TVOC-Wert schwankte bei der 85 75(2015) Nr. 3 -März Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft

Messungen in geruchsbelasteten Räumen zur Ermittlung · höherer Konzentration als in Raum 12. Bei den 40-°C-Pro-ben war ein Nachweis der beiden Substanzen nur für Raum 150 gegeben

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Kurzbe rieht

Messungen in geruchsbelasteten Räumen zur Ermittlungder stofflichen Ursachen der GerücheH. Crams, E. Cierden, P. Tenhaken

1 Einführung

In einem vor ca. vier Jahren unter andereni durch Verlegeneines neuen PVC-Bodens (PVC: Poly\riny1c}]lorid) iimfang-reich sanierten Besprechungsraum erfolgte aufgrund vonBefindlichkeitsstöi'Lingen und geruchlichen Auffälligkeiteneine VOC-lnncnraumluftmessung (VOC, volalile organiccompOLinds). Die Ergebnisse dieser (JntersucliLing dientenfils Grundlage zur Diirchführung einer nachfolgendenMessreihe von jeweils zwölf Messungen im Unter-sucllLings- sowie einem ReferRnzraiim.

2 Vorbemerkungen

Aufgnitid von Geruchs- und BRlindlichkeitsstörungenerfolgte am 22. Januar 2014 eine VOC-Untersuchung desRespr'echungsraums (Kaum 12) im GRSundheilsriienst desLdiidkrcises Osnabrück. Die Probenahme erfolgte durchMitarbeiter des Gesundhcitsriienstes, die Analyse durch dasNieriersachsische Lanclesgesundheitsamt (NLGA). DerTVOC-Wcrt (TVOC, total volatile organic compouncls) die-sei' Messung vvcir mit 175 pg/m5 niedrig, der Anlei] iiichtidcntifizierharRr Subsltinzen (T\''OC ,]) mit 88 [.ig/m5 aller-dings relativ hoch. Als Geruchsquelle wurde der 2Ü10 imRahmen umfangreicher GebÜudesanicrungsmaünabineßverlegte PVC-Boden vermutet, der mil einem emissions-armen El-KIeber verklebt worden war.

Bei den identifizierbaren Substanzen war mit dem Nach-

weis von l ^ig/m3 p-Kresol nur eine einzelne geruchsauffäl-ligc Substanz identiltxierl worden - in einer Konzentration,die bei einer Messung unter Nutzungsbedmgiingen einegrenzwertige Ubersclu'eitung eines Geruchsleitwerls

(GU'V7) der Ad-hoc-Arebitsgruppe Innenraum [l] wäre.Somit bestand die Vermutung, dciss im Aiiteil nicht identifi-zierbarer Substanzen weitere geruchsakLive Verbindungenenthalten sein könnten. IIinweise hierfür ergaben sichauch aus Ergebnissen von Prüfkammerunlersuchungen,bei denen neben weiteren nicht idcntitizierten Sekiindär-

emissionen nach der Verlegung von PVC-Böden 1-Nonanol(CAS-Nr. 145-08-8) [2], 6-Methyl-l-octanol (CAS-Nr.110455-78-6) [5] some Tsooclanol (CAS-Nr. 145-08-8) [5]beobachtet wurden. Um zu prüfen. ob diese Substanzenauch im Besprechungsraiim nachweisbar sind, .\'\rurde zv\i-sehen dem NLGA und dem Gesundheitsdienst Osnabrück

eine entsprechende Messreihe vereinbart.

Dipl.-Biol. Herbert Grams,Dipl.-Chem.-lng, (FH) Edith Gierden,Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (NLGA),Hannover,

Dipl.-Ing. Peter Tenhaken,Gesundheitsdienst für Landkreis und Stadt Osnabrück,Osnabrück,

Im Zeitraum vom 28. Miarz bis 27. Jimi 2014 erfolglen insge-saint zwölf Parallelmcssungen in Kaum 12 und dem vornGesundheitsdienst als Referenzraum ausgewählten Raum1^0. Der RcferRnzraum war bciulich vvellgehend identischausgestattet und wie Raum 12 im Jahr 2010 u. a. mit dem

gleichen El-verklebten PVC-Boden ausgestEittct worden.Ein auch hier vorhandener Geruch ^-urde als andersartigund weniger intensiv beschrieben. Raum 12 liegt im Erdge-schoss des Gebäudes, das niit einem Kriechkeller versehen

ist und cladurcli eine gewisse Bodeiignindfeuchügkeit auf-weist; ^um 150 liegt im ersten Obergeschoss.

3 Material und Methoden

3.1 Chemische LuftanalytskDie Probenahme erfolgte auf Tenax TA (4 I Probenvoluraen,Flussrate: 100 ml/min), die Analytik init Tliermodesorp"Lions-Gascliroinalographie/Mcissensspekrometrie (TDS-GC-MS). Die Begleitparameter Luftdruck, Temperatur undLuflfeuchte wurden mit cincin digitalen Raro-Vacuum-Meter und eiiiein Therrno-Hygrumeter-Datenlogger doku-mentiert.

3.2 Messdurchführung (Luftmessungen)Die Räuine wurden jeweils am Abend vor der Messunggelüftet und danach bis xum Abschluss der Messung amFolgetag verschlossen (Messuiig unter Ausgleichsbedin-gungen). Zusälzlicb /.u den VOC-Messungen erfolgte einequalitaüve olfaktorische Einscliätxung durch den Prube-nehmer, der Limnittelbar nach Betreten des Unter-

suchungsraums und ein zweites Mal nach ca. 10 min eineEinschätzLing gemäß der siebenstufigen Geruchsintensi-tätsskala nach DIN ISO 16000-30 [4] vornahm.

3.3 Materia!ana!ytil<Im Verlaufe der Untersuchungen wurden einmalig jeweilszwei Materialproben der Bodenbelage aus Raum 12 und 130enlnummen. Von diesen Proben \vurde jeweils eine Materi-alprobe pro Raum auf 40 bzw. 60 °C erhitzt. Die bei der ther-mischen Extraktion freiwcrd enden flüchtigen VerbindLin-gen wurden durch einen Ti-ägergasstrom auf ein Tenax"Röhrchen überführt. Die anschließende Analyse erfolgtenach Thermodesorpllon mittels GC-MS. Die Ergebnissesollten Hinweise liefern, ob in der Raumluf'l aumndbare

Substanzen möglicherweise im Bodenmateritil zu findensind und dieses als Quelle somit überhaupt infrage kommt.

4 Ergebnisse

4.1 Messwerte

In den Tabellen l und 2 sind die Konzentrationen von

TVOC, 1-Nonanol und 6-Methyl-l-octanol angegeben.1-Isooctanol war in den untersuchteii T^uFtproben nichtnachweisbar.

Der Anteil der Summe der Verbindungen 1-Nonanol und6-Methyl-l-octanol am TVOC-Wert schwankte bei der

8575(2015) Nr. 3 -März Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft

Kurzbericht

86

Tabelle 1.1-Nonanol-, 6-Methyl-l-octanol- undTVOC-Werte in Raum 12.

Datum

28.03.2014

04.04.2014

11.04.2014

25.04.2014

02.05,2014

09,05.2014

16.05.2014

29.05.2014

06.06.2014

13.06.2014

20.06.2014

27.06.2014

1-Nonanol

in yg/m323

31

29

28

39

31

23

38

52

32

60

63

6-Methyl-l-octanolin pg/m329

38

35

34

42

29

48

56

37

70

70

TVOCin tJg/m3158

168

164

172

240

403

208

281

355

253

325

332

Tabelle 2.1-Nonanol-, 6-Methyl-l-octanol- und TVOC-Werte in Raum 130.

Datum

28.03.2014

04.04.2014

11.04.2014

25.04.2014

02.05.20U

09.05.2014

16.05.2014

29.05.2014

06.06.2014

13.06.2014

20,06.2014

27,06.2014

1-Nonanol

in [Jg/m316

23

19

19

25

18

14

36

38

28

37

28

6-Methyl-l-octanoIin pg/m319

25

27

23

26

24

18

43

42

32

47

35

TVOCin pg/m3216

302

228

257

264

385

221

467

413

306

397

374

Messrelhe in Raum 12 zwischen 18 und 4l % mit einem

Mittelwert von 55 %. In Kaum 130 schwankte der ent-

sprechende Stoffanteil zwischen 11 und 21 % mit einemMittelwert von 17 %.

Zusätzlich wurde geprüft, welclie Stoffe bei mindestens derHälfte der Messungen in Konzentrationen > 5 pg/mT> nach-zuweisen waren. Für Raum 12 ^airden die Substanzen Ace-

tön, Decamethylcyclopentasiloxaii, Hexansäure, 2-Ethyl-hexanol, 1-Nonanol und 6-MethyI-l-octanol und für Raum150 die Substanzen Aceton, Hexansäure, 2-Elhylhexanol,1-Nonanol, 6-Methyl-l-octanol, 1-Propanol, 2-Pi'npanoI,1-Butanol, 2-Butanon, 2-ButoxyethoxyethaiioI, BLilaiisäure,Hexamethylcyclotrisiloxan, Hexanal, Propionsaurc undPropylcnglyknl ermittelt. Als Schmttmenge der genanntenSloFfe waren somit Aceton, Hexansäure, 2-Ethylhexanol,1-Nonanol und 6-Methyl-l-octanol zu linden.

4.2 Olfaktorische EinschätzungMessbegleitend erfolgte bei acht der zwölf Messungen einequalitaüve olfaktorische Intensitätseinschätzung. Iiii Mittelder acht olfaktorischen Messungen betrugen die Intensi-tätsvverte 4,4 bzw. 5,9 für Raum 12 bzw. Raum 150, nach

einer ca. zchnminütigRn Adapüerung noch 5,4 bzw. 3,1.

4.3 MaterialanalyseIn den 60-°C-Proben der beiden Räume waren 6-Methyl-1-octanol und 1-NonanoI nachweisbar, in Kaum 150 in

höherer Konzentration als in Raum 12. Bei den 40-°C-Pro-

ben war ein Nachweis der beiden Substanzen nur für Raum

150 gegeben.

5 Diskussion

I3ie TVÖC-Werte lagen insgesaint aiif einem niedrigen,unaut+älligcn Niveau: in Raum 12 zwischen 158 und405 pg/m5 inil einefii Mittehvert voii 250 pg/m5 imd inRaum 150 zwischen 216 und 467 pg/m5 mit einem Mittel-wert voll 520 pg/m3. Die Messungen erfolgten unter Aus-gleichsbcdingungen, vvubei davon tiuszugehen ist, dassunter diesen Umständen höhere Konzentrationen ermittelt

werden als liiiter Nntziingsbcdingungen. TVOC-VorglRiclis-werte für Messungen unter Nutzungsbedingungen sind inder "Handreichung" der Äd-hoc-Arbeitsgruppe [5] aufge-führt. TVOC-Werte bis 300 pg/m3 sind dort als "hygienischiinttiiffällig und Konzentrationen von 300 bis l 000 ^ig/m5als "hygienisch noch unbedenklich" eingestuft.rlYotz der relativ niedrigen TVOC-VVerte tagen deutlicheGeruchsvvdhrnehmungen mit einer Intensitats stufe von ca."4i( vor, die ü1)er die ca. dreimonatige Messperiode nurgeringfügig schwankte. Die Stufe "4" auf der Intensltats-Skala der BIN ISO 16000-30 [4] entspricht der Geruchs-starke "stark". Erwartungsgemäß fand ni'ich einigen MiiiLi-ten Aufenthalt in den Räumen eine Adaptiening und dainiteinhergehend eine Absenkung der Intensitatswahrneh-mung statt, die aber mit einem Wert von ca. "5", d. h. geniäßSkalenbczeichnung "deutlich", iminer noch Rindeutig ge-geben war.Berichten über die Ergebnisse von Pnifkaminerunter-suchungen der Bundesanstalt für Matericüforschung und

-prüfiing (BAM) sowie des scliwediscben Ijund-InslituL ofTcchnology [l; 2j konnte entnommen werden, dass 1-Nona-nol, 6-Melhyl-l-oclanol sowie Isooctanol als Sekundäremis-sionen nach Verlegung von PVC-Böden aidtreten können.

Im schwedischen Uütersuchungsbericht [5] finden sichHinweise, dass die Bildung von 1-Bulanol oder 2-Elhyl-hexanol als sekundäre Emissionen vom pH-Wert des (alka-lischen) Estrichs sowie des FeuclUigkeilsgehalts des Unter-grunds abhängt. Bei Vorkommen des Weichmachers

Dnsononylphthalat (DINP) im PVC-Boden wurden Isoocta-nol, 6-Methyl-l-octanol und 1-Nonanol gefunden.Der einzig erkeiinbare relevante Unterschied der beidenuntersuchten Räume besteht in der Lage: Raum 12 liegt imErdgeschoss über einem Iü'iechkeller, was vennuten lässt,dass die Bodenfeuchte höhc*r liegen könnte als im Raum150 im ersten Obergeschoss.In Vcrgleichsquellen [6 bis 9j fanden sich wenige Hinweiseauf positive 1-Nonanol- und keine auf 6-Methyl-l-octcinoi-Befunde in realen Räuincn. In einer Auswertung desIJmweltbundesamtes (URA) von Daten der Arbeitsgemein-schaft ökologischer Forschungsinstitutc (AGOF) [6] findensich für 1-Nonanol sechs Messvverte über der Besüm-

mungsgrenze (BG) bei 153 Messungen. Als Maximahvertwird ein Wert von 55 ^g/m5 genannt, als 95. Perzentil einWert von 0,5 ^ig/m'1. In der Aktualisierung der AGOF-Mess-wertliste von 2015 [7J findet sich bei l 759 Messungen ein90. Perzentil von < 0,5 pg/m^ ohne weitere Angaben zu Wer-ten über der BG.

Die Untersuchungen zeigen, dass die unter speziellenLaborbedingungeu ermiLlellen, intensiv riechenden Sub-stanzen 1-Nonanol und 6-Methyl-l-octanol auch in der Luft

Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft 75 (2015) Nr. 3 -März

Kurzbericht

von Büroriäumen nacligewieseii werden können. Durchden Nacliweis dieser beiden Verbindungen halbiertesich der Anteil der nicht identiFizierlen VerbinclLingen

(TVOC j^) der Messung voni 22. Januar 2014 in einer Neu-auswertung des Chromatogramms von 88 auf 44 pg/m3.

6 Zusammenfassung

Bei allen Messungen ^"urdcn init 1-Monanol und6-Methyl-l-octtinül geruchlich intensiv wahrnehiiibiireSubstanzen in einem hohen relativen Anteil am TVOC

gefiinden. Bei den genaiinten Stoffen handelt es sich umSekundäremissionen, die durch Lmwandlungspruzessenach Abschluss der ßodenverlegearbeiten entstanden sind.In den vergleichend herangezogenen Ubersichtslisten vonRauml uftmessun gen waren keine Vergleichsangahen für6-Methyl-l-oclanol uiid niir wenige Hinweise auf positive1-Nonanol-Ergebnisse angegeben.PVC leistet einen hohen Uiffusions^ddcrstand gegen Emis-sioiien (bzw. Sekundäremissionen) aus dem Bereich iinter-halb fles Bodenbelags. In Uiitei'SLichuDgen der UniversitätLund wurde im Kahmen von I^angzeituntcrsuchungfn mitbis zu vierjähriger Daiier gezeigt, dass Stoffe durch denPVC-Boden hindurch emittieren können.

Die untersuchten Räume unterschieden sich im ermittelten

SloFfspeklrujn. Tm Referenzraiim 150 vvur'de eine größereZahl von Verbindungen gefunden, die in niindestcns derHälfte der Messungen mit Konzentralionen > 5 pg/m5 zufiiiden waren. Der Mittelwerl der TVOC-Ergebnisse lag inßeferenzraum mit 320 }ig/m3 im Mittelwert der Messungengeringfügig höher als jrn Untersucliiuigsraum 12 mit250 pg/m''.Ein deutlicherer Unterschied bestellt in der Konzentration

der neu iiacligewiesenen Stoffe 1-Nonano1 und 6-Methyl-l-octcinol. In Raum 150 lag der mittlere Anteil dieser Sub-standen an TVOC bei 17 % Lind in Raum 12 fasl doppelt sohoch bei 55 %.

7 Weitere Überlegungen

Es wäre interessant zu wissen, oh die in clieser Messreihe

errniltelten Substanzen ciuch bei Messiingen in cinderen,geruchlicli auf'l'älligen Räumen zu finden sind, die init PVCoder anderen cliffusions dichte n Fußboclenbelägen aus-gestattet sind.EJne Wiederholung der Messreihe für den Verglcichszcit-räum April bis Ende Juni 2015 wird geprüfl. Ziel der Unler-suchuiig ist die Feststellung des weiteren Konzcntrations-Verlaufs der TVOC'Komponenlen, jnsbesondere von1-Nonanol lind 6-Methyl-l-octanol, die als mengenniäßig

bedeutsame Stoffanteile ein T\ OC einen deutlichen Anteil

an den Geruchswahrnehmungen der Raumnulzer haben.

Literatur

[1] Gesundheitlich-hygienische Beurteilung von Geruchsstoffen inder Innenraumluft mithilfe von Geruchsleitwerten. Bekannt-

machungdes Umweltbundesamtes. Bundesgesundheitsbl.CesLjndheitsforsch. Gesundheitsschutz 57 (2014) Nr. 1,

S.148-153. www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/

medien/378/dol<umente/geruchsleitwerte_2014.pdf[2] Wüke, 0.; Jann, 0.; Brödner, D.: Untersuchung und Ermitt-

[ung emissionsarmer Klebstoffe und Bodenbeläge, UBA-Texte27/03. Hrsg.: Umweltbundesamt. Berlin 2003. www.umwettbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/

long/2278.pdf[3] Alexanderson, J:. Passive flux sampling-a new method .for

measuring emissions from floor constructions. Report T^BM-3154. Hrsg.: Lund university. Lund 2010. http://lup.lub.lu.se/luur/download? func=downloadFile&recordOld=1668891 &file0ld=1658895

[4] DIN ISO 16000-30 (Entwurf): Innenraumluftverunreinigungen- Teil 30: Sensorische Prüfung der Innenraumluft. Berlin: Beuth2012.

[5] Beurteilung von Innenraumluftkontaminationen mittels Refe-renz- und Richtwerten. Bekanntmachung des Umweltbundes-amtes. Bundesgesundheitsbl. Cesundheitsforsch. Gesundheits-schütz 50 (2007) Nr. 7, S. 990-1005. www.

umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/pdfs/Handreichung.pdf

[6] Vergleichswerte für flüchtige organische Verbindungen (VOCund Aldehyde) in der Innenraumluft von h4aushalten inDeutschland. Bundesgesundheitsbf, Gesundheitsforsch.Gesundheitsschutz 51 (2008) Nr. 1, S. 109-12.

[7] von Hahn, N.: Van Gelder, R.; ßreuer, D.; Hahn, J.-U.: Ga-

briei, S.; Kleine, /-/.: Ableitung von fnnenraumarbeitsplatz-Referenzwerten. Gefahrstoffe - Reinhalt. Luft 71 (2011)

Nr. 7/8, S. 314^322.

[8] Hofmann, H.; Piieninger, P.: Bereitstellung einer Datenbankzum Vorkommen von flüchtigen organischen Verbindungen inderRaumIuft. WaBoLu-Heft 05/08. Hrsg.: Umwdtbundesamt.Dessau-Roßlau 2008. www.umweltbundesamt.de/sites/

default/files/medien/publikation/long/3637.pdf[9] AGOF-Orientierungswerte für flüchtige organische Verbindun-

gen in der Raumluft. Aktualisierte Fassung vom 28. November2013. Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Forschungs-Institute e.V. (AGOF). http://agoe-f.de/agoef/oewerte/orientierungswerte.html

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75(2015) Nr. 3 - März Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft