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MichaelGesslerundAndreasSebe-Opfermann(Hrsg.)
HandlungsfelderdesBildungsmanagementsEinHandbuch2.,überarbeiteteAuflage
2. Auflage, 2018 ISBN Taschenbuch: 978-3-947524-01-3 ISBN eBook (Kindle): 978-3-947524-02-0 Bremen, Universität Bremen
Herausgeber: Michael Gessler und Andreas Sebe-Opfermann Weitere Mitwirkende: Michael Bernecker, Klaus Doppler, Uwe Elsholz, Jacqueline Heider-Lang, Hartmut Hinke, Monika Kil, Klaus Götz, Michael Müller-Vorbrüggen, Ulrich Müller, Walter Schöni, Mirjam Soland, Michael Steig, Maximiliane Wilkesmann, Uwe Wilkesmann, Karsten D. Wolf. Umschlaggestaltung: Miguel Civera Laderas Titelbild: © rcfotostock – Fotolia by Adobe Lektorat: Werner Forneberg Druck: Kindle Direct Publishing (KDP) Die 1. Auflage erschien 2009 unter dem Titel „Handlungsfelder des Bildungsmanage-ments: Ein Handbuch“ im Waxmann Verlag, Münster (ISBN-13: 978-3-8309-2223-0). Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Autorinnen und Autoren Prof. Dr. Michael Bernecker ist Marketingunternehmer und Geschäftsführer des
Deutschen Instituts fürMarketingmitSitz inKöln.AlsProfessorfürMarketinglehrterzudemanderHochschuleFreseniusinKölnindenFachgebietenDienst-leistungsmarketing,BildungsmarketingsowieMarktforschung.MehrereBuchver-öffentlichungenundFachbeiträgestützenseineKompetenzaufdemGebiet.
Dr. Klaus Doppler arbeitet seit vielen Jahren als selbständiger Verhaltenstrainer,Coach,Organisations-undManagementberatermitSpezialisierungaufdieBeglei-tungvonVeränderungsprozesseninderPrivatwirtschaftundinNonprofit-Berei-chen.KlausDoppleristMitbegründerderManagementzeitschriftOrganisations-EntwicklungundAutorverschiedenerStandardwerke.
Prof.Dr.UweElsholzistProfessorfürLebenslangesLernenanderFernuniversitätinHagen.Arbeits-undForschungsschwerpunkte:BetrieblicheBildungundLernenimProzessderArbeit,digitaleMedieninderberuflich-betrieblichenBildung,Ver-bindungberuflicherundakademischerBildungundQualifikationsforschung.
Prof.Dr.Dr.h.c.MichaelGessleristProfessorfürBeruflicheBildungundBeruflicheWeiterbildungamFachbereichErziehungs-undBildungswissenschaftenderUni-versitätBremensowieVorstandsmitglieddesInstitutsTechnikundBildung(ITB).Arbeits-undForschungsschwerpunkte:BerufsbildendeDidaktikundKompetenz-entwicklung,Bildungsmanagement,Transferforschungsowie internationaleBe-rufsbildungsforschung.
Dr.JacquelineHeider-LangistwissenschaftlicheMitarbeiterinamInstitutfürErzie-hungswissenschaft, Arbeitsbereich 5 „Betriebspädagogik/Personalentwicklung“sowieArbeitsbereich4„ProfessionalisierungundOrganisationsentwicklung“anderUniversitätKoblenz-Landau.Arbeits-undForschungsschwerpunkte:E-Lear-ning,OrganisationsberatungundPersonalmanagement.
Prof.Dr.HartmutHinke ist freiberuflicherOrganisationsberaterfürVeränderungs-prozesse.Darüberhinaus isterDozentanderFOMHochschulefürOekonomieundManagement inAachen.SchwerpunkteseinerLehresindHumanResourceManagementundSchlüsselqualifikationen.ZuvorwarerBeraterbeieinergroßen,internationalenUnternehmensberatungsowieGeschäftsführermehrerermittel-ständischerUnternehmen.
Prof.Dr.MonikaKil istRektorinderAlanusHochschuleundProfessorinfürErzie-hungswissenschaftunterbesondererBerücksichtigungvonErwachsenen-/Wei-terbildungundempirischerBildungsforschung.Zuvorwarsievon2013bis2017Vize-Rektorin und Professorin für Weiterbildungsforschung und Bildungsma-nagementderDonau-UniversitätKrems.
Prof.Dr.KlausGötzwarvon1982bis2002hauptberuflichinderWirtschafttätig(Per-sonal,Bildung,Management). Seit2002 ist erProfessor fürWeiterbildungsfor-schungund-managementanderUniversitätKoblenz-LandaumitGastprofessu-renanUniversitäteninÖsterreich(Klagenfurt,Innsbruck,Graz),derSchweiz(Zü-rich),Russland(Murmansk),USA(Maryland)undSpanien(Valencia).
AutorinnenundAutoren
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Prof.Dr.MichaelMüller-VorbrüggenstudierteTheologie,Wirtschaftspädagogikso-wiePsychologie.VieleJahrewarerimkirchlichenDienstundalsPersonalleiterinderBankgesellschaftBerlinAGtätig.Seit2002isterProfessorfürPersonal-management insbesondere Personalentwicklung am FachbereichWirtschafts-wissenschaftenderHochschuleNiederrhein.Müller-Vorbrüggen istHerausge-berdesHandbuchsPersonalentwicklungimSchäffer-PoeschelVerlag.
Prof.Dr.UlrichMülleristProfessorfürBildungsmanagementundfürErwachsenen-bildungamInstitutfürBildungsmanagementderPädagogischenHochschuleLud-wigsburg.ErleitetdenberufsbegleitendenMasterstudiengangBildungsmanage-ment. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: (Weiter-)Bildungsmanagement,Führungskräfteentwicklung, Methodik/Didaktik der Erwachsenenbildung, be-trieblicheWeiterbildung,Umweltbildung/BildungfürnachhaltigeEntwicklung.
Dr.WalterSchöniistSoziologemitdenArbeitsschwerpunktenberuflicheWeiterbil-dung,PersonalentwicklungundBildungsmanagement.ErunterrichtetanHoch-schulen,betreibtForschungundEntwicklungundberätBildungseinrichtungenundUnternehmen.AlsInhaberderFirmaschönipersonal&qualifikation(Basel,Schweiz)haterüberviele JahreUnternehmenbeimAufbauvonPersonalent-wicklungundBildungscontrollingunterstützt.ZuseinenArbeitsschwerpunktenhaterzahlreicheFachpublikationenverfasst.
Dr.Sebe-OpfermannistSeniorResearcheramFachbereichErziehungs-undBildungs-wissenschaftenderUniversitätBremenundvertrittdasLehr-undForschungsge-bietBildungimJugend-undErwachsenenalter.Arbeits-undForschungsschwer-punkte:DidaktikinderBerufs-undErwachsenenbildung,Beratung,Projekt-undBildungsmanagement,Moderation,Professionalisierung inderErwachsenenbil-dung/WeiterbildungsowieInnovationsforschung.
MirjamSolandarbeitetebeiderIBMDeutschlandinderFührungskräfteentwicklungundalsakademischeMitarbeiterinamInstitutfürBildungsmanagementderPHLudwigsburg.IhreTätigkeitschwerpunktewarenhierinForschungundLehredieorganisationale,didaktischeundmethodischeSteuerungvonLehr-/Lernprozes-sen, Personal- und Organisationsentwicklung, Führungskommunikation sowieBildungsmarketing.GegenwärtigarbeitetMirjamSolandalsPersonalentwicklerinbeiderSamariter-StiftunginNürtingen.
MichaelSteigwarmehrereJahreMitglieddesPräsidiumsdesDachverbandsderWei-terbildungsorganisationenundverantwortetedortalsVizepräsidentdenBereichQualität.SteigistGründungsmitgliedundGeschäftsführerderGfBGesellschaftfürBildungsformate,Schermbeck,sowieGründerundGesellschafterderSTGBera-tendeIngenieure/Unternehmensberatung,Schotten
Prof.Dr.MaximilianeWilkesmannwurde2018zuraußerplanmäßigenProfessorinanderFakultätErziehungswissenschaft,PsychologieundSoziologiederTUDort-mundernannt.ZuvorwarsieJuniorprofessorinfürSoziologieanderWirtschafts-wissenschaftlichenFakultätderTUDortmund.ImJahr2012wurdedergemein-sammitUweWilkesmannverfassteBeitrag,beidemesumdenKompetenzerwerbunddasLerneninOrganisationenzwischenExpertenundNovizengeht,mitdemEMERALDLITERATINETWORKAWARD2012(highlyrecommendedpaper)aus-gezeichnet.
AutorinnenundAutoren
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Prof.Dr.UweWilkesmann,istseit2006InhaberdesLehrstuhlsfürOrganisationsfor-schung,Weiterbildungs-undSozialmanagement amZentrum fürHochschulBil-dungderTechnischenUniversitätDortmundundDirektordesZentrums.ErwarzudemAdjunctProfessorderHongKongPolytechnicUniversity.Arbeits-undFor-schungsschwerpunkte:Wissensmanagement,Hochschulforschung, (Weiter-)Bil-dungsforschung, Organisationsforschung, lernende Organisationen, MotivationundAnreize.
Prof.Dr.KarstenD.WolfistProfessorfürMedienpädagogikundDidaktikmultimedi-alerLernumgebungenamFachbereichErziehungs-undBildungswissenschaftenderUniversitätBremen, Leiter des Lab „Medienbildung | Bildungsmedien“ amZentrumfürMedien-,Kommunikations-undInformationsforschung(ZeMKI)undwissenschaftlicher Leiter des Zentrums fürMuldimedia in der Lehre (ZMML).Arbeits-undForschungsschwerpunkte:MediendidaktischeGestaltungmultime-dialer Lernumgebungen, E-Assessment und alternative Assessment-Verfahren,Online-Video-CommunitiesundberuflicheQualifikation,MediatisierungdesLer-nensundLehrens,MedienkompetenzundDigitalMediaLiteracy,Cyber-BullyinginSchulen.
Wissensmanagement Uwe Wilkesmann und Maximiliane Wilkesmann Zielsetzung
§ SiekönnenverschiedeneAspektedesWissensbegriffsundverschiedeneAnsätzedesWissensmanagementsundWissenstransfersbeschreiben.
§ Siekönnenerklären,waruminbestimmtenFällenderWissenstransfernichtfunk-tionierenkann,daSiedieVoraussetzungendesWissenstransfersanalysierenkön-nen.
§ MithilfevonBestPracticeBeispielenkönnenSiedieErfolgeundBarrierendesWis-sensmanagementserläuternundillustrieren.
§ SiekennenverschiedeneWegederMotivationvonMitarbeiterinnenundMitarbei-ternundkönnenAnreizefürdenWissenstransfersetzen.
§ SiekönnenrealeSituationeninOrganisationenbewertenundanalysierensowieHandlungsstrategienentwickeln.
1 Einleitung: Warum ist Wissensmanagement ein zentraler Aspekt des
Bildungsmanagements?
DieGestaltungvonBildungsprozesseninUnternehmenundBildungsinstitutionenhatsichindenletztenJahrenstarkverändert.WährendesausderindividuellenSichtfrü-hereineklareZuordnungvonLebensphasenundBildungsabschnittengab,trittdieAusdifferenzierungvonErwerbsbiografienzunehmendindenVordergrund.ImZugedes‚lebenslangenLernens‘entstehtaufdergesellschaftlichenEbenedieAnforderunganBeschäftigte,deneigenenWissensstandaktuellzuhalten,umbeschäftigungsfähigzubleiben(M.Wilkesmann,2018);zugleichmüssenindividuelleundorganisationaleLernbedürfnissevonseitenderBildungsinstitutionengestilltwerden.Esreichtaller-dings nicht aus,wennOrganisationen nur auf diese individuellen Lernbedürfnisse(z.B. durchQualifikations-undKompetenzmanagement) eingehen.OrganisationenselbsthabendasBedürfnis, ihrWissenzuerweiternundzuoptimieren.UmdiesenErfordernissen nachzukommen, ist ein Perspektivwechsel notwendig. Wissensma-nagementistdafüreinegeeigneteMethode,vorhandenesWisseninderOrganisationzubewahrenundneuesWissenmithilfederBeschäftigtenfürdieOrganisationzuge-nerieren.WissenwirddurchWissensmanagementsystematischerzeugtundinSitua-tionenüberführt,indenenesgebrauchtwird:nämlichimProzessderArbeit.DadurchwerdenLehr-Lern-ArrangementsinnerhalbderOrganisationselbstgeschaffen,wel-chesomitzueinemzentralenAspektdesBildungsmanagementswerden.
IndiesemBeitragwerdenwirzunächstverschiedeneDimensionendesWissens-begriffsbetrachten,umanschließendaufzentraleAnsätzedesWissensmanagements,WissenstransferssowieaufdieVoraussetzungendesWissensmanagementseinzuge-hen.DreiBeispieleausderPraxisrundendiesenBeitragab.
UweWilkesmannundMaximilianeWilkesmann
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2 Was ist Wissen?
WennwirdieFragebeantwortenwollen,obundwieWissengemanagtwerdenkann,dannmüssenwirunszuvordieFragestellen,wasunterdemBegriffWissenüberhauptverstandenwird.DieinterdisziplinäreAusrichtungderForschungzumThemaWissenundWissensmanagementerschwerthierbeieineeinheitlicheDefinition.SospeistsichalleindasVerständniszumBegriffWissenausdenunterschiedlichenAnsätzenderNeu-rowissenschaften,Psychologie,Biologie,Philosophie,SoziologiesowiederÖkonomie.Jenachdem,aufwelchentheoretischenAnsatzzurückgegriffenwird,ergebensichun-terschiedlicheKonsequenzenfürdenWissensbegriffundfürdenUmgangmitWissen.DieAnsätzezumWissenlassensichgrobindreiKategorienunterscheiden:1. unterschiedlicheWissensebenen(WissenalsObjekt,individuelles,kollektivesund
organisationalesWissen),2. verschiedeneWissenstypen(z.B.implizitesvs.explizitesWissen)und3. WisseninsozialenKontexten(WissenalsProduktionsfaktor,Wissenalsprivates
oderöffentlichesGut,WissenalsMachtressource).
2.1 Wissensebenen
DieersteKategoriederWissensansätzeunterscheidetvierAbstraktionsebenen:AufderunterstenEbenegibtesVorformendesWissens,welcheunabhängigvomMenschenexistieren(z.B.inFormvonDaten).AufderzweitenEbenewirddavonausgegangen,dassWissenpersonengebundenistundsomitaufdasIndividuumfokussiert.DieseAn-sätzestammenzumeinenausderLernpsychologie,zumanderenaberauchausderOr-ganisationstheorie.AufderdrittenEbene finden sichdieorganisationstheoretischenAnsätze,dieWissenalseinkollektivesElementbetrachten,undaufderviertenEbenedieAnsätze,welcheWissenalseinenorganisationalenFaktordefinieren(vgl.Tab.54).Tabelle 53: Wissensebenen
Organisationales Wissen
Organisationales Wissen manifestiert sich in Form von Organi- sationsstrukturen, Organisationskultur und Organisationszielen. Organisationales Wissen reduziert Verhaltensunsicherheit und erleichtert die Koordination in Organisationen.
Kollektives Wissen
Kollektives Wissen setzt sich aus verschiedenen individuellen Perspektiven zusammen, die ausgetauscht und zu einem gemeinsamen Wissen integriert werden.
Individuelles Wissen
Individuelles Wissen existiert nicht in der Außenwelt, sondern es wird vom Individuum in jeder Situation neu konstruiert.
Vorformen des Wissens
Daten und Informationen als Vorformen des Wissens, die unabhängig vom Individuum auftreten.
Quelle: Eigene Darstellung
Wissensmanagement
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Vorformen des Wissens
DieUnterscheidungzwischenDaten, InformationenundWissen (Aamodt&Nygard,1995;Willke,1998)wirdinallenAnsätzendesWissensmanagementszugrundegelegt(vgl.Tab.55).Tabelle 54: Definition und Beispiele zu Daten, Information und Wissen
Date
n Daten sind das ‚Rohmaterial‘, die Variablen, Zahlen und Fakten.
Als Beispiel können hier die Zahlen in einer Bilanz genannt werden. Daten sind immer in Zahlen, Sprache, Text oder Bildern kodiert.
Info
rmat
ione
n Wenn Daten in einen Kontext von Relevanzen eingebunden werden, werden sie zu Informationen.
Wenn jemand noch nie eine Bilanz gesehen hat und nicht gelernt hat, sie zu lesen, dann weiß derjenige nicht, was die Zahlen bedeu-ten. Der Akteur muss also wissen, was 100 Mio. Euro Umsatz oder 1 Mio. Euro Gewinn bedeuten.
Wiss
en
Aus Informationen wird Wissen, wenn sie in einen zweiten Kontext von Relevanzen integriert werden. Hierbei werden die Informationen in schon vorhandenes Wissen integriert.
Der Akteur muss darüber hinaus auch noch das Unternehmen und seine Geschichte kennen, um beurteilen zu können, was ein Gewinn von 1 Mio. Euro bedeutet. Ist dies etwa ein Fortschritt gegenüber dem Vorjahr oder ein Verlust?
Quelle: Eigene Darstellung Datenkönnen(z.B.inFormvonDatenbankeinträgen)alsObjektauchaußerhalbdesIndividuumsexistieren.SobaldDatendurchdasIndividuumeinenBedeutungsgehaltzugeschriebenbekommen,werdensiezuInformationen.Informationensindinterpre-tierteDateninFormvonSymbolenundZeichen.IneinemzweitenSchrittwerdendieInformationeninvorhandenesWissenintegriert,sodasswiederumneuesWissenent-steht.NurdurchentsprechendesVorwissenkannentschiedenwerden,obessichumbrauchbareInformationenhandeltodernicht.DieseHierarchiekannmitdemBegriffderWeisheitumeineweitereDimension,zursogenannten„Data–Information–Know-ledge–Wisdom“(DIKW)Hierarchieerweitertwerden(Rowley,2006).Diesewirdhäu-figalsPyramidedargestellt,wobeidieSpitze,d.h.dieWeisheit,dabeialsakkumulier-tesWissenbetrachtetwird,dasdazuführt,einerseitsbestehendeWissenskonzepteaufandereKontexteübertragenundandererseitsEntscheidungenvonethisch-mora-lischerTragweiteundvorausschauendeEntscheidungentreffenzukönnen(U.Wil-kesmann&Wilkesmann,2018).
UweWilkesmannundMaximilianeWilkesmann
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Abbildung 64: DIKW-PyramideQuelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Rowley, 2006: 176 DieseBetrachtungvonWissenimpliziert,dassinsbesondereWissenundWeisheitim-meranPersonengebundensind.NurIndividuenkönnenausInformationenmitHilfeihresVorwissensneuesWissengenerierenundWeisheiterlangen.
IndividuellesWissen
In der lernpsychologischen Forschung des Behaviorismus und des KognitivismuswurdeWissenlangeZeitalsetwasangesehen,dasexternundunabhängigvomIndivi-duumexistiert.DerKonstruktivismusnimmthiereinedeutlicheAkzentverschiebunginderlerntheoretischenDebattevor.DieWirklichkeitwirdimSinnedesKonstrukti-vismussubjektivkonstruiertundlässtsichnichtobjektiventdecken(Maturana&Va-rela,1987;vonFoerster,1985).DerentscheidendePunktandiesemAnsatzist,dassWissennichtalsObjektinderAußenweltexistiert,sonderndassesvomIndividuumkonstruiertwirdunddaswomöglichinjederSituationneu.Wissenkannnichtpassivaufgenommenwerden, vielmehrmuss ein aktiverKonstruktionsprozess im Indivi-duumvonstattengehen.
! WissenistkeinStoffoderProdukt,daswieErzgewonnenunddurchmaschinelleVerarbeitungsprozesseveredeltwerdenkann.Wissenentstehterst,wennInfor-mationensinnvollinvorhandenesWissenintegriertwerden,d.h.WissenexistiertnichtunabhängigvomIndividuumundkanndahernichtohneweiteresaneineanderePerson1:1übermitteltwerden.DieeigenenVorerfahrungenspielenbeiderAufnahmeundVerarbeitungvonneuemWisseneinewichtigeRolle.
KollektivesWissen
VertreterderOrganisationsforschungsindderAnsicht,dassesnebenindividuellemWissenauchkollektivesWisseninOrganisationengibt.DiekollektiveArgumentationinBezugaufWissengehtdavonaus,dassmithilfekollektiverLernprozesseErgebnisse
Wissensmanagement
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erzieltwerden,zudenenEinzelpersonennichtgelangenkönnen–auchnichtderoderdie‚Beste‘inderGruppe(Weber,1997).WennesbeispielsweiseumdieErfüllungbe-stimmterKundenanforderungengeht,übersteigtdasWissen,welcheszurLösungdesProblems benötigtwird, die individuellenKapazitäten. Zur Lösung eines größerenProblems(z.B.derEntwicklungeinesneuenProdukts,einerReorganisation)wirdinderRegeleineProjektgruppeausPersonenmitunterschiedlicherExpertisezusam-mengesetzt, sodass alle zur Lösung des ProblemswichtigenWissensgebiete durchentsprechendeExpertenundExpertinnenvertretensind.JedesMitgliedhatdabeidiegleichenMöglichkeiten,sein(Teil-)WissenzurLösungdesGesamtproblemsundsomitzurgemeinsamenWissensproduktionbeizutragen.LösungsmöglichkeitenlassensichindiesemFallbesserdurchdieErzeugungeineskollektivenWissensbewältigen(M.Wilkesmann&Wilkesmann,2011;U.Wilkesmann,1999).
! AufkollektiverEbenekönnenneueWissensstrukturenhervorgebrachtwerden,indeminGruppenverschiedeneSichtweisenausgetauschtundaufdieseWeisediegemeinsameLösungeinesProblemsgefundenwird,dieeineEinzelpersonnichtimBlickhat.
OrganisationalesWissen
Der Grundgedanke des organisationalenWissens ist, dass organisationalesWissenmehralsdieSummederTeileistundzwardann,wennesein‚Organisationsgedächt-nis‘fürgeronneneLernerfahrungenfrühererAkteuregibt.DiesesWissenkannWis-senüberPersonen,Projekte,Strukturen,Prozesse,Beziehungenusw.sein.InderLi-teratur(Örtenblad,2005;U.Wilkesmann,1999,2005)wirdindiesemFallgewöhnlichvomOrganisationslernengesprochen,alsoein‚Supersubjekt‘Organisationunterstellt,daslernt.DieseRedeweisemissachtetjedoch,dassdieOrganisationindiesemSinnekeinSubjektist,sondernauseinerAnsammlungvonIndividuenbesteht–IndividuenlerneninOrganisationen.DasLernenvonOrganisationenerschöpftsichjedochande-rerseitsauchnichtindemindividuellenLernenderBeschäftigten.WennMitarbeiterinFrauMüllerlernt,heißtdiesnochlangenicht,dassdasUnternehmenXY,beidemFrauMüllerangestelltist,ebenfalls lernt.DamitdasUnternehmenXYlernt,müssenvieleBeschäftigteihrVerhaltenändern.DieseVerhaltensänderungwirddurchneueRah-menordnungenbewirkt,innerhalbdererdieAkteurehandeln(Hanft,1998).BeispieledafürsindneueOrganisationsstrukturen,neueAnreizsystemeoderneueArbeitsab-läufe.Diesebewirken,dassdieeinzelnenMitgliederentsprechendesVerhaltenzeigen.Organisationsstrukturen,Anreizsystemeetc.könnensomitauchals‚geronnenesWis-sen‘derOrganisationverstandenwerden(U.Wilkesmann,1999).AberselbstOrgani-sationen, indenenesumdieGenerierungneuenWissensgeht,wiedieUniversität,könnennichtso einfach individuelleundkollektiveLernerfolge inorganisationalesWissenumwandeln.DazubedarfesbestimmterArtenderinternenSteuerung(Lauer&Wilkesmann,2017).
! OrganisationalesWissensindgeronneneErfahrungen,diesichinFormvonOr-ganisationsstrukturenundOrganisationskulturenausdrücken.
UweWilkesmannundMaximilianeWilkesmann
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2.2 Wissensarten
WissenkannunterschiedlicheFormenannehmen.EsistetwasAnderes,obmanweiß,wiemanFahrradfährt,oderweiß,wiemaneinmathematischesProblemlöst.Unter-schiedlicheWissensinhaltewerdeninverschiedenenGedächtnissystemenabgespei-chert.Esisteinfacher,eineranderenPersondasobengenanntemathematischeProb-lemzuerklären,alsjemandemzubeschreiben,wasmantunmuss,umFahrradzufah-ren.UnterschiedlicheWissensinhaltesindalsonurzueinemgewissenGradkodifizier-barbzw.explizierbar.SoscheintesbestimmteFormenvonWissenzugeben,dieunserstensnichtbewusstsindundzweitensnursehrschwerartikulierbarsind.Jenach-dem,wiegutmanWissenartikulierenkann,unterscheidetmanzwischenexplizitemundimplizitemWissen(Nonaka&Takeuchi,1995,1997).
ExplizitesWissenistdabeijenesWissen,welchesverbalisiertwerdenkann.Expli-zitesWissenistalsoVerstandeswissen,lässtsichinformalerSpracheausdrückenundalsDatenweitergeben. ImplizitesWissen isthingegenWissen,welches(noch)nichtkodifiziertist,aberdurchausexplizierbarist.DazuzähltauchWissen,welchesverin-nerlicht wurde. ImplizitesWissen kann zum einen eine technische Dimension alsschwerbeschreibbareFertigkeitundzumandereneinekognitiveDimensionalseinfür selbstverständlich erachtetesmentalesModell annehmen.DenBegriff des still-schweigendenWissenshatPolanyi (1967) indieDiskussiongebracht. Inderdeut-schenÜbersetzungwirdfürtacitknowledgehäufigderBegriffimplizitesWissenge-braucht,wasdenKernderSacheallerdingsnichtganztrifft.Polanyiselbstunterstelltdiesernicht-explizitenDimensiondesWissenseineZweigliedrigkeitundunterschei-detzwischenzweiBewusstseinsebenen:demunterstützendenunddemzentralenBe-wusstsein.WenndieWahrnehmungdeszentralenBewusstseinsaufdasunterstüt-zendeBewusstseingelenktwird,beispielsweiseeinRednersichaufdieGrammatikstattaufdieRedeselbstfokussiert,dannwirktdieAusführungderHandlungunge-schickt.Polanyihatdiesmitdem–vorallemimWissensmanagement–vielzitiertenSatz„wecanknowmorethanwecantell“(Polanyi,1967:4)umschrieben.
Tabelle 55: Explizites und implizites Wissen
Expl
izite
s W
issen
§ kann verbalisiert und niederge-schrieben werden und somit als Daten gespeichert werden
§ einfach zu imitieren § know what
In einem Handbuch eines Computer- programms werden einzelne Handlungs-schritte zur Bedienung des Programms erklärt.
Impl
izite
s W
issen
§ kann bewusstgemacht werden § (noch) nicht expliziert, aber
übertragbar § erfahrungsgebunden § know how
Ein Facharbeiter weiß, wie sich eine Maschine anhört, deren Werkzeuge gewechselt werden müssen. Er kann das Geräuschmuster mithilfe einer Metapher beschreiben: „Das klingt wie das Rasseln einer Kette“.
Quelle: Eigene Darstellung
Wissensmanagement
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Festzuhaltenbleibt,dassWissenimmerpersonengebundenistund–imGegensatzzuInformationenundDaten,welcheinexpliziterFormvorliegenkönnen–durchKom-munikationundInteraktionaufindividuellerEbenerekonstruiertwerdenmuss.
2.3 Wissen in sozialen Kontexten
WissenbesitztabernichtnurjeneinhaltlichenundpersonengebundenenAusprägun-gen,dieindenAbschnittenzuvorthematisiertwurden.DemFaktorWissenwerdeninsozialenKontextenweitereBedeutungenzugeschrieben.Hierspielenvorallemöko-nomischeundsoziologischeÜberlegungeneinewichtigeRolle.InderÖkonomiewirdWissenalsProduktionsfaktor,alsprivatesbzw.öffentlichesGutbetrachtet,soziologi-scheÜberlegungenbetrachtenWissenalseineprivateMachtressource.Alldieseöko-nomischenundsoziologischenFacettendesWissensspielenbeimWissensmanage-menteinegroßeRolle.
WissenalsProduktionsfaktor
DergrößteAnteil derWertschöpfungvieler ProduktewirdheutzutagenichtmehrdurchdasVorhandenseinvonMaschinenundGebäuden,sonderndurchWissener-zeugt. InvestitionensindheuteauchalsErwerbvonWissenund Ideenaufzufassen(vgl.Stewart,1998).NebendenklassischendreiProduktionsfaktorenKapital,ArbeitundBoden tritt nachdieserVorstellungWissenals vierterProduktionsfaktor inEr-scheinung. Allerdings stellt sich die Frage, ob in dieser BetrachtungsweiseWissennichteineUnterkategoriedesProduktionsfaktorsArbeitist.AuchderProduktionsfak-torArbeitkannnurmittelbarangeeignetwerden,nämlichdurchdieVerfügungsge-waltüberdenArbeitskraftinhaber.EbensokannWissenalsProduktionsfaktornurmittelbarüberdieVerfügungsgewaltvonWissensinhabernangeeignetwerden.Un-ternehmenmüssenExperteneinstellen,damitderenWissenindenProduktionspro-zesseinfließenkann.
WissenalsprivatesGut
IndiesemAnsatzwirdWissenalspersönlichesGut,persönlicherBesitzeinesAkteursangesehen.WissenwirddamitalseinunveränderlichesObjektdefiniert,welchesinbestimmtenSituationen‚getauscht‘wird.Dabeiwirdunterstellt,dassWisseneinOb-jektist,dasvoneinerPersonzuranderengetauschtwerdenkann.Wieschonobenausgeführt,kannallerdingsWissennichtalsunveränderbaresGutvoneinerPersonzurnächstenübertragenwerden,d.h.WissenistkeinmarktfähigesProdukt.Beiei-nemWaschmittelkannderpotenzielleKäuferallemöglichenInformationenüberdasGutvordemKaufbekommen.AufdieserGrundlagevollziehterdieKaufentscheidung.EntsprichtdasgekaufteProduktnichtdenerhaltenenInformationen,kanneresum-tauschen.Dies funktioniertabernichtbeimWissen.DerKäufermussdie ‚Katze imSack‘kaufen.WennernämlichschonausreichendInformationenüberdasWissens-produkthätte,dannwäreerschonimBesitzdesWissensundbräuchteesnichtmehr
UweWilkesmannundMaximilianeWilkesmann
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zukaufen.WissenkannalsobeimÜbertragseinen‚Tauschwert‘verlieren.EinmalinBesitzgenommen,kannesnichtzurückgegebenwerden.ZusätzlichkannkeinPreisfürdasGutfestgelegtwerden,wiediesbeieinemWaschmittelmöglichist:DasWissenlässtsichnichtmiteinandervergleichenwiezweiverschiedeneWaschmittel.WissenistdaherkeinprivatesGutimSinneeinesObjekts.
WissenalsöffentlichesGut
IndiesemAnsatzwirdWissen–genauerderWissenstransfer–auchalsGut,abernichtalsprivates,sondernalsöffentlichesGutdefiniert.DerBlickwinkelwirddabeiaufdenTransfervonWisseninnerhalbeinerGruppegelegt.EinöffentlichesGutistdefiniertalseinGut,vondessenKonsumkeinerausgeschlossenwerdenkann,egalobmanzurProduktiondesGutesbeigetragenhatodernicht.Aufdas‚Gut‘Wissenübertragenbe-deutetdies,dassderAustauschvonWissenalseinesozialeDilemma-Situationdefi-niertwerdenkann(Wilkesmannetal.,2009).DieWeitergabevonWissenunterliegtdabeidemnutzenmaximierendenKalkül,dasseinAkteurnurdannetwasvonseinemWissenabgibt,wenneretwasdafürzurückbekommt.DenhöchstenNutzenwirdeinAkteuraberdannerzielen,wennervonanderenAkteurenWissenbekommt,selbstabernichtsvonseinemWissenpreisgibt.DenkenjedochalleAkteureso,dannwirdkeinAustauschvonWissenstattfinden.IneinersolchensozialenDilemma-Situation(z.B.WissensaustauschineinerProjektgruppe)müssenMechanismengefundenwer-den,diesicherstellen,dassallegleichzeitigbereitsind,ihrWissenweiterzugeben,d.h.allemüssenbereitsein,zurProduktiondesWissensalsöffentlichesGutbeizutra-gen.DieswirdabernurdannderFallsein,wennallewechselseitigvoneinanderwis-sen,dasssiesichkooperativverhalten.DerAnsatzWissenalsöffentlichesGutsuchtnachMechanismen,dieeinkooperativesVerhaltensicherstellen,d.h.derWissens-transferwirdvonallenbetriebenundkeinerversucht,denanderenauszubeuten.ImKapitel6werdenwiraneinemBeispielaufzeigen,welcheMechanismendiesseinkön-nen.
WissenalsMachtressource
‚WissenistMacht‘–diesesMottobeschreibtdenAnsatzbesonderstreffend(Crozier&Friedberg,1979).WiewirimAnsatzWissenalsprivatesGutgesehenhaben,istWis-senkeinObjekt,welcheswieeinProduktaufdemMarktgehandeltwerdenkann.Wis-senkannallerdingssehrwohlalsZugangoderVerfügungsgewaltübereineknappeRessourcedefiniertwerden,anderdieOrganisationeingroßesInteressebesitzt.In-sofernkanndieKontrolleüberdenZugangalspersönlichesMachtmitteleingesetztwerden.
Wennz.B.einUnternehmenaufdieSoftwarevonSAPumgestellthatundesnurzweiBeschäftigteimHausgibt,dieAnpassungsprogrammierungeninSAPvornehmenkönnen,sobesitzendieseBeschäftigtenZugangzueinerwichtigenstrategischenRes-source.OhneSAPfunktioniertimUnternehmennichtsmehrundsiealleinkönnende-finieren,obbestimmteProzesseinSAPmodelliertwerdenkönnenodernicht.
Wissensmanagement
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Crozier und Friedberg (1979) beschreiben diese Ressourcen als die BeherrschungverschiedenerUngewissheitszonen,diefürdasUnternehmenwichtigsind.Ausmik-ropolitischerPerspektivestelltdieseineArtMachtbasisdar,bestimmteAufgabener-füllenzukönnenoderrelevanteZonenderUngewissheit(fürandere)kontrollierenzukönnen. Solche Ungewissheitszonen sind Expertenwissen, Beherrschung von Um-weltbeziehungen,KontrolleüberInformationsflüssesowieMachtausderNutzungor-ganisationalerRegeln.WissenstransferistdaherstetsinAushandlungsprozesseein-gebettet,diefürdenerfolgreichenEinsatzvonWissensmanagementinOrganisatio-nenreflektiertwerdenmüssen.
3 Zentrale Ansätze und Aufgaben des Wissensmanagements
Der Diskurs zum Thema Wissensmanagement ist interdisziplinärer ausgerichtet.Hauptvertreter sind in denWirtschaftswissenschaften (z. B. North & Güldenberg,2009;Pawlowsky,2001;Probst,Raub&Romhardt,2006[1997]),inderInformatik(z.B.Lau&Tsui,2009;Lehner,2000)undindersozialwissenschaftlichenOrganisati-onsforschungzufinden(z.B.Katenkamp,2010;U.Wilkesmann,1999;Willke,1998).AllenAnsätzenistgemeinsam,dassLern-undWandlungsprozessedesWissensinOr-ganisationeninitiiertundarrangiertwerdensollen.
! DefinitionWissensmanagement:DerBegriffWissensmanagementumfasstdieGesamtheitderindividuellen,or-ganisationalen,kulturellenundtechnischenPraktiken,dieineinerOrganisationbzw.einemNetzwerkaufeineeffizienteNutzungderRessourceWissenzielen.DiebeidenübergeordnetenZieledesWissensmanagementsliegendarin,(1)be-reitsvorhandenesWisseninnerhalbderOrganisationzuerhaltenund(2)neuesWissenmitHilfederBeschäftigtenfürdieOrganisationzugenerieren.Wissens-managementbeziehtsichdaheraufProzesse,dieeineEinheit(Person,Abtei-lung, Organisation) durchführt, umWissen zu erfassen, zu klassifizieren, zuspeichern,zusuchenundwiederzufindensowieumneuesWissenzugenerie-ren.DerWissenstransferistdabeieinerderwichtigstenProzessedesWissens-managements(M.Wilkesmann,2011;U.Wilkesmann&Wilkesmann,2009)
NachfolgendwerdenzentraleundzugleichklassischeAnsätzedesWissensmanage-ments vorgestellt. Hierzu zählen vor allem der Ansatz von Nonaka und Takeuchi(1995,1997)unddieWissensbausteinevonProbstetal.(2006[1997]).BeideAnsätzehabeneinenentscheidendenBeitragfürdieForschungundPraxisdesWissensmana-gementsgeliefert.DarüberhinaushatsichinletzterZeitderWissensmanagementdis-kursaufdieAufgabedesWissenstransferskonzentriert,aufdenwir im letztenAb-schnittdiesesKapitelseingehen.
WissensumwandlunginsozialenProzessen(Nonaka&Takeuchi,1995)
Einen regelrechten Boom des Wissensmanagements lösten Nonaka und Takeuchi(1995) aus, indemsie aufdieDifferenzierung zwischen implizitemundexplizitem
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WissenundaufderenBedeutungfürOrganisationenaufmerksammachten.NonakaundTakeuchi selbstheben in ihrerDefinitiondes implizitenWissens aufdienochnichtvorhandeneVerbalisierungab.AllesverbalisierteWissenistdemnachexplizit.AuchwennNonakaundTakeuchiPolanyisKonzeptderimplizitenDimensionendesWissensandersinterpretierthaben,sohabensieimplizitesWissenerstmalsaufdieOrganisationangewandtunddadurchdieAufmerksamkeitaufeinebisdahinkaumwahrgenommeneRessourceindenOrganisationengelenkt(vgl.Abbildung65).
Abbildung 65: SECI-Modell der Wissensumwandlungen in sozialen ProzessenQuelle: In Anlehnung an Nonaka & Takeuchi, 1995: 62 In ihremAnsatzunterscheidenNonakaundTakeuchibeiderWissenserzeugung inOrganisationenzweiverschiedeneInteraktionsebenen:ZumeinendieInteraktionvonimplizitemundexplizitemWissenbeieinemIndividuumundzumanderendieInter-aktionzwischenIndividuenundderOrganisation.DiebeidenInteraktionsformenfüh-rensieinihremSECI-Modellzusammen,welchesvierverschiedeneArtenderWissens-umwandlungeninsozialenProzessenvorsieht:Sozialisation(S),Externalisierung(E),Kombination(C) (engl.Combination)und Internalisierung(I). InnerhalbdieserDi-mensionen findet eine spiralförmigeWissensentwicklung statt, die sichdynamischvonderindividuellenEbeneinRichtungorganisationalerEbenebewegt.DievierAr-tenderWissensumwandlungstellendabeidenMotordesWissensentwicklungspro-zessesdar.BeiderSozialisationwirdimplizitesWisseneinerPersoninimplizitesWis-seneiner anderenPersonumgewandelt.Diesgeschiehtohne jedeArtikulationundFormalisierungderHandlung.EinLehrlingschautsichbeispielsweiseeinenbestimm-tenhandwerklichenGriffbeiseinemMeisterab.BeiderExternalisierung,d.h.derEx-plizierungvonWissen,wirdimplizitesWissendurchgewisseFormalisierungenzuex-plizitemWissentransformiert,indemdasverinnerlichteWissenderEinzelnenfüran-dereAkteure(z.B.inFormvonDokumenten)zugänglichgemachtwird.IndividuellesundübereineVielzahlvonAkteurenverteiltesWissenkannsomitzugeteiltemWissenwerden.ImdrittenFallderWissensumwandlunggehtesumdieKombination.Expli-zitesWissen,beispielsweiseinFormvonBesprechungen,wirdalsexplizitesWissenweitergereicht.DasletzteElementderWissensumwandlunginsozialenProzessenistdieInternalisierung.HierwirdexplizitesWissenzuimplizitemWissenumgewandelt.
Implizites Wissen Explizites Wissen
Implizites Wissen
Explizites Wissen
Sozialisation
Internalisierung
Externalisierung
KombinationAusg
angs
-pu
nkt
Zielpunkt
Wissensmanagement
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AnzumerkenistandieserStelleallerdings,dassimSECI-AnsatzwenigerdieKonstruk-tionsleistungeneinzelnerAkteure,sondernvielmehrorganisationaleLernprozesseimVordergrundstehen.
Wissensbausteine(Probstetal.,2006[1997])
DerbekanntesteAnsatzzurSystematisierungdereinzelnenFunktionenimWissens-managementstammtvonProbstundMitarbeitendenundbestehtausdieseneinzel-nenBausteinen(vgl.Abbildung66).
Abbildung 66: WissensbausteineQuelle: In Anlehnung an Probst et al., 2006 [1997] ImFolgendenwendenwirdieeinzelnenBausteinedesWissensmanagementsaufei-nenWeiterbildungsanbieteran,dereinneuesStudienprogrammzumThema‚HumanRessourceManagement‘(HRM)aufdemWeiterbildungsmarktanbietenmöchte.§ Wissensziele:DasWissenszieldesWeiterbildungsanbieterswäreindiesemFalldie
inhaltlicheGestaltungdesWeiterbildungsprogramms‚HRM‘.§ Wissensidentifikation: Der Weiterbildungsanbieter muss Transparenz darüber
schaffen,welchesWissendazubeideninternenAkteuren(z.B.DozentinnenundDozenten)vorhandenistundwelchesnicht.WelcherBeschäftigteistExpertefürwelchesThema?WerkannbeiderKonzeptionmithelfen?Hierzugibtesauchtech-nischeTools,z.B.sogenannteSkill-Datenbanken.Expertenlassensichanhandih-rerzertifiziertenQualifikationenundauchnicht-zertifiziertenberuflichenFach-kenntnissebestimmtenThemenfeldernzuordnenundauffinden.GeradebeieinemgroßenWeiterbildungsanbietermitvielenfreienMitarbeitendenistdieseinhilf-reichesTool.
§ Wissenserwerb: FürmancheFachgebietewird sichherausstellen, dass es internkeineExpertenoderentsprechendesWissengibtunddaherWissenvonaußener-
Wissens-ziele
Wissens-bewertung
Wissens-identifikation
Wissens-erwerb
Wissens-entwicklung
Wissens-bewahrung
Wissens-nutzung
Wissens-(ver-)teilung
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worbenwerdenmuss.WissenserwerbkanninFormvonSchulungenfürvorhan-deneBeschäftigteoderaberdurchAkquiseneuerDozentenundDozentinnen(z.B.vonstaatlichenHochschulen) erfolgen.HierbestehtgrundsätzlichdasProblem,dassnichtvorhereingeschätztwerdenkann,obdieexternePersonauchwirklichdasWissenhat,wassievorgibt,zuhaben.
§ Wissensentwicklung: Der zentrale Aspekt des neuen Studienangebots ‚HRM‘ be-trifftdieFrageundUmsetzungderinhaltlichenGestaltung.WelcherExperteüber-nimmtdieVorbereitungwelchesModuls?ZurUnterstützungderWissensentwick-lungwirdklassischerweise eineProjektgruppeeingerichtet,diedasCurriculumfestlegtunddieAkkreditierungbegleitet.Darüberhinausistzuklären,welcheIn-halte inPräsenzphasenangebotenwerdenmüssenundwelcheonlinedurchge-führtwerdenkönnen.
§ Wissensverteilung:DieInformationenrundumdasStudienangebot‚HRM‘müssenfürallebeteiligtenAkteuresozugänglichsein,dasssiejederzeitdaraufzugreifenkönnen.DazuzähltauchdieEinführungderneuenDozentenundDozentinnenindieAblauforganisationdesWeiterbildungsanbieters.DieWissensverteilungkannmithilfevonDatenbanken,Wikis,PodcastsoderFilmenerfolgen.AberauchinterneFortbildungen, Teamsitzungen oder Abteilungsbesprechungen können zurWis-sensverteilungbeitragen.EbensosindauchtraditionelleMedienmöglich,wieE-Mails.WelchesMediumsinnvollist,hängtzumeinenvondenRezeptionsgewohn-heitenderAkteureabundzumanderenvondereinfachenHandhabeundAuffind-barkeitvonInformationen.
§ Wissensnutzung:WennvielefreieMitarbeitendefürdasneueStudienangebottätigsind,müssenbestimmteInhalteauchvonaußen(z.B.übereinExtranet)zugäng-lichsein.DurchBenutzerrechtekönnenInhaltezumneuenStudienangebot‚HRM‘zugänglichgemachtwerden.
§ Wissensbewahrung:ErarbeitetesWissenkannz.B.durchdenAusfallvonExpertenoderDozentenundDozentinnen(z.B.Krankheit,Rente)verlorengehen.DeshalbistesaucheineFragedesWissensmanagements,wiedasWissenzumStudienan-gebotbewahrtwerdenkann.InderRegelwerdenStudieninhalteimCurriculum,inStudienmappenoderOnline-Angebotendokumentiert.DenkbarsindaberauchHospitationeninPräsenzveranstaltungen(z.B.zumAnlernenneuerDozentenundDozentinnen).
§ Wissensbewertung:Zunächstmussbewertetwerden,obderAufbaudesWeiterbil-dungsangebots‚HRM‘,d.h.dasZiel,erreichtwurde.DarüberhinaussolltederEr-folgdesStudienangebotsbewertetwerden:HabensichdieInvestitionengelohnt?WieschauendieErgebnissederTeilnehmenden-Evaluationaus?
! ImProbst-AnsatzwerdendiebeidenHauptaspektedesWissensmanagementsausdifferenziert,nämlichdieSpeicherungundNutzungvonWissensowiedieGenerierungundDurchsetzungvonneuemWissen.
DamitkommenwirzueinemweiterenzentralenPunkt,demTransfervonWissen.DerWissenstransferzähltzueinerdervoraussetzungsvollstenAufgabenimWissensma-nagement.
Wissensmanagement
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Wissenstransfer
SeitgeraumerZeitwirddemThemaWissenstransferinnerhalbundzwischenOrgani-sationenmehrundmehrAufmerksamkeitgeschenkt,wassich letztendlichauchaneiner ständig steigendenZahl von internationalenPublikationen zudiesemThemamanifestiert(Wijk,VanDenBosch&Volberda,2011).
! WissenstransferwirdalsWissensumwandlunginsozialenProzessenverstan-den(Argote&Ingram,2000)undumfasstdieProzessederWissensverbreitungunddesWissenserwerbs.DieProzessedesWissenstransferskönnen sowohlimplizit als auch explizit erfolgen (U. Wilkesmann, Wilkesmann & Virgillito,2009).DamitWissenstransferinOrganisationenaufderHandlungsebenestatt-findenkann,bedarfesbestimmterRahmenbedingungen.
DieAuseinandersetzungenmitVoraussetzungenundBarrierendesWissenstransferssindvornehmlich inderOrganisationsforschungverwurzelt.DieindividuelleEbenedesWissenstransferswirdmeistensausgeblendet,obwohlwirauchhiergesehenha-ben,dassWissenpersonengebundenistunddaherWissenstransfervonderAkteurs-ebeneausgedachtwerdenmüsste.AufderorganisationalenEbenewirdzwischenei-nemWissenstransferinnerhalbundzwischenOrganisationenunterschieden,d.h.esgibtinterorganisationaleundintraorganisationaleFormendesWissenstransfers(Ab-bildung67).
Abbildung 67: Intra- und interorganisationaler WissenstransferQuelle: Eigene Darstellung WissenstransferdarfnichtalsÜbertragungeines ‚Wissensobjekts‘voneinerEinheitaufeineandereEinheitmissverstandenwerden.SchonLuhmann(1985:193)machteaufdieUnbrauchbarkeitderÜbertragungsmetapheraufmerksam:„Siesuggeriert,daßderAbsenderetwasübergibt,wasderEmpfängererhält.Dastrifftschondeshalbnichtzu,weilderAbsendernichtsweggibtindemSinne,daßerselbstesverliert“.WissenkanndahernichteinfachvoneinerPersonaneineanderePersonweitergegebenwer-den.SelbstwennPersonAannimmt,dasssieWissenanPersonBweitergegebenhat,sowirddiesesWissenvonPersonBnichtunbedingtalssolchesaufgefasstundange-nommen(U.Wilkesmannetal.,2009).Wissenstransferhaterstdannstattgefunden,
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wenndiewissensempfangendePersondiewahrgenommeneInformationinihrVor-wissenintegriertundsomitneuesWissen‚erworben‘hat.WissenstransferistdaheralsInteraktionsmodellundnichtalsPaketmodellzuverstehen(vgl.Abbildung68).
Paketmodell des Wissenstransfers
Interaktionsmodell des Wissenstransfers
Abbildung 68: Modelle des WissenstransfersQuelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Schneider, 1996: 17 ff. InderRegelgebenExpertenihrWissenaufgrundeinesWissensvorsprungsanNovi-zenweiter.WichtigistandieserStellefestzuhalten,dassdasverteilteExpertenwisseninOrganisationeneinwichtigerBestandteilderArbeitsteilungdarstelltundjedesOr-ganisationsmitglied Experte und Novize zugleich sein kann (M. Wilkesmann &Wilkesmann,2011).EsgibtbestimmteArbeitsbereiche,indenenmanalsOrganisati-onsmitgliedausgewiesenerExperteist,undesgibtandereBereiche,indenenmanNo-vizeist(undbleibt).GeradeinEinarbeitungsphasenvonneuenOrganisationsmitglie-dernistderWissenstransferprozesszwischenExpertenundNovizenbesonderswich-tig.IneinerempirischenBefragungvonMitgliedernausBetriebsrätenkonntegezeigtwerden,dassdieErfahrungundhierarchischePositioninnerhalbdesGremiumseinengroßenEinflussaufdenWissenstransferhat(U.Wilkesmann&Virgillito,2014).ImWissensmanagement interessierenvor allemdie VoraussetzungenundRahmenbe-dingungenfürintraorganisationaleWissenstransferprozesse.
4 Einflussfaktoren des Wissensmanagements
Organisationensinddaraninteressiert,sowohlvorhandenesWisseninderExperten-undNovizen-Interaktionzubewahren,alsauchneuartigesWissenzugenerieren,die-seszuspeichernundeffektivzuverteilen.ZieldesWissensmanagementsistes,Wis-sen–genauerInformationen–möglichstunabhängigvonPersonenzuspeichern.Da-tenbzw.InformationenlassensichdabeiaufverschiedensteArtundWeisetechnischbereitstellen(z.B.durchInter-/Intranet-Techniken,Newsletter,Blogs,Datenbanken,Wikis,Podcastsetc.,sieheTab.57).Tabelle 56: Digitalisierungsmöglichkeiten
Wissensaktivität Beispiele für Digitalisierungsmöglichkeiten
Wissen suchen, finden und abrufen
§ SuchmaschinenmitVolltextsucheimIntranetundInternet
§ spezielleinterneundexterneWissensdatenbanken
Wissensmanagement
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Wissen strukturieren und ablegen
§ Intranet-Bereiche§ Datenbanken§ Wikis§ Blogs§ Verschlagwortung
Wissen verteilen, austauschen und kommunizieren
§ Newsletter§ Newsgroups§ E-Mailverteiler§ Online-Foren§ CommunitiesofPractice§ SocialSoftware(z.B.Whatsapp-Gruppen,Twitter)
Wissen darstellen § YellowPages§ Skill-Datenbanken§ Wissensbilanzen
Neues Wissen gewinnen und explizieren
§ Data-Mining-Systeme§ InternetofThings(IoT)
Quelle: Eigene Darstellung Ganzunabhängigdavon,mitwelchemtechnischenToolInformationenbereitgestelltwerden: Wissensmanagement basiert vor allem auf einem kommunikativen Aus-tauschderOrganisationsmitglieder,damitverteiltesWissenzueinemgeteiltenWis-senwerdenkann.WiewirindenBeispielenausderPraxisweiteruntensehenwer-den,machteseinenUnterschied,obWissensmanagementineinemIT-geprägtenUn-ternehmen, imKrankenhausoderinderLuftfahrtstattfindensoll.Wissenzuteilen,stößt,wiewirimKapitel2gesehenhaben,aufverschiedeneindividuelleundorgani-sationaleBarrieren.Esreichtnichtaus,wieinvielenpopulärenAnsätzendesWissens-managementsunterstelltwird,dasWissenzuexplizieren,esinFormvonDokumentenzuspeichernundallenAkteurenzurVerfügungzustellen.VieleWissensmanagement-projekte,vorallemdieindenAnfängendesWissensmanagements,warenhäufigtech-nikverliebtundwurdenandenAnforderungenderNutzerundNutzerinnenvorbeikonzipiert.DerErfolgvonWissensmanagementhängtentscheidenddavonab,obdiebereitgestellteTechnikgutindenArbeitsalltagintegriertwird.DiesbeginntmiteinergünstigenAnordnungdesComputers amArbeitsplatz,derSchaffungspeziellerAn-reizsystemeundgehtbiszurGestaltungvonHandlungsspielräumenfürdenWissens-austausch.
! ImWissensmanagementistdasZusammenspielvonMensch,TechnikundOrga-nisationwichtig.Dieinformations-undkommunikationstechnischeInfrastruk-turkannlediglichdasRückgratundder‚Enabler‘fürWissensmanagementakti-vitätensein.
FolgendedreiFaktorenimBereichMenschundOrganisationhabensichinderVer-gangenheitfürerfolgreichesWissensmanagementalsmaßgebendherausgestellt:
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1. Organisationsstruktur,2. Organisationskulturund3. Motivation.
Organisationsstruktur
FürLehr-Lern-ArrangementsimWissensmanagementbenötigtmanZeitundRaum.Diesistwörtlichzuverstehen.Nurdann,wennesMöglichkeitenwährendderArbeits-zeitgibt,umsichzutreffenundauszutauschen,istWissenstransfermöglich.Gemeintsind dabei offizielle Meetings, Schichtübergaben, Teamsitzungen, Abteilungsleiten-dentreffenetc.AberebensosindinformelleTreffen,wiez.B.Pausen,wichtig.Alldiessetztvoraus,dassbewusstdieMöglichkeitgeschaffenwird,dasssichMitarbeitendetreffenkönnen.EineKaffee-Ecke,indersichdieBeschäftigtenbegegnenkönnen,wäreeinBeispielfürsolcheinenOrt.AuchinderWerkshalleistdieswichtig.DazumüssendieMaschinensoangeordnetsein,dassdieBeschäftigtenmiteinanderredenkönnenodersiemüsseneinenOrthaben,andemsienichtvomMaschinenlärmgestörtwer-den. SchonmitdiesenorganisatorischenMaßnahmen lässt sichderwechselseitigeWissenstransfer in Face-to-Face Situationen nachhaltig unterstützen. IT-Lösungensindnurpraktikabel,wennalleBeteiligtenZugangzurITbesitzen.SelbstinDienst-leistungsbereichenistesnichtimmerselbstverständlich,dassalleBeschäftigtenglei-che Zugangsmöglichkeiten zu IT-gestützten Wissensmanagement-Tools haben. ImKrankenhausalltag beispielsweise haben Pflegekräfte größtenteils einen einge-schränktenZugangzuIT-gestütztenMöglichkeitendesWissensaustauschs.DarüberhinausistdieComputernutzunginKrankenhäuserninsgesamtwenigindividualisiert,d.h.dasPflegepersonalarbeitetzwarmitdemComputer,besitztaberinderRegelkeineneigenenInternet-undE-Mail-Account.PflegekräftenutzendaherGruppenzu-gänge(z.B.Stationsnutzung).ÄrztinnenundÄrztehingegenunterliegendiesenEin-schränkungennicht.DieseZugangsrestriktionstellteinestrukturelleBarrieredar,dieaberfürPflegekräfteundÄrzteschaftunterschiedlichausgeprägtist.
Organisationskultur
Hofstede(2001)definiertKulturganzallgemeinalsetwasErlerntes:„KulturistimmereinkollektivesPhänomen,damansiezumindestoderteilweisemitMenschenteilt,dieimselbensozialenUmfeldlebenoderlebten[…]SieistdiekollektiveProgrammie-rungdesGeistes,diedieMitgliedereinerGruppeoderKategorievonMenscheneineranderenunterscheidet“(Hofstede,2001:4).Inden1980erJahrenwurdederallge-meinformulierteKulturgedankeaufdieOrganisationübertragen.PopulärwurdedasThema Organisationskultur vor allem in der angelsächsischen Beraterbranche vordemHintergrund,dassdurchdiegezielteGestaltungderOrganisationskulturinFir-menbessereUnternehmenserfolgezuerzielenseien.OrganisationskulturlegitimiertundstrukturiertdasHandelnineinerOrganisation.Schein(1995:25)definiertOrga-nisationskulturals„…einMustergemeinsamerGrundprämissen,dasdieGruppebeiderBewältigungihrerProblemeexternerAnpassungundinternerIntegrationerlernthat,dasssichbewährthatundsomitalsbindendgilt…“.DieAnpassungsfunktionderOrganisationskultur spielt bei der Interaktion in Organisationen eine große Rolle:
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WennineinerOrganisationbeispielsweisedieNormvorherrscht,anderenzuhelfenundzukooperieren,imSinneeinerTeamorientierung,dannistWissenstransferehermöglichalsineinerOrganisation,wojedermanndaraufbedachtist,dieGunstderFüh-rungskraftzuerlangen.EinewichtigeFunktiondabeiist,dassFührungskräfteauchsohandeln,wiesiereden.AnsonstenhabenMitarbeiterdasGefühl,dassdiein‚Sonntags-reden‘betontenWertenichternstgenommenwerden.Wennesjedochgelingt,eineKulturzuentwickeln, inderTeamgeistundeineÜbereinstimmungvonRedenundHandelnherrschen,wirdes selbstverständlich,dassWissenstransferstattfindet (U.Wilkesmannetal.,2009).NeueMitarbeiterundMitarbeiterinnenlernendirektdieseKulturkennenundpassensichdieserVerhaltensweisean.Esreichtalsonichtaus,diestrukturellenVoraussetzungendesWissensaustauschszuschaffen.ZusätzlichbedarfeseinerOrganisationskultur,diediesestrukturellenAustauschmöglichkeitenauchalsArbeitdefiniert.IneinemProjekt,beidemdieEinführungvonWissensmanagementinderProduktionbegleitetwurde,berichtetendieArbeitendenineinemmetallverar-beitendenBetrieb,dasssichnachEinführungdesWissensmanagementsystemsauchdieOrganisationskulturgeänderthat:SeitensderWerksleitungwurdeesnunnichtmehrverboten,sichinderWerkshallezutreffenundüberProblemezureden,wieinfrüherenTagen,sonderndieswurdejetztaktivunterstützt.
NebenderOrganisationskulturkönnenimglobalenManagementauchinterkultu-relleDifferenzenEinflussaufdenWissenstransferhaben(U.Wilkesmannetal.,2009).
Motivation
DamitAkteureihrWissenweitergeben,müssensieentsprechendmotiviertsein.Mo-tivesindVerhaltensbereitschaften,unterdenenzumTeilangeboreneundimRahmenderSozialisationunterschiedlichentwickelte,zeitlichstabileEigenschaftenverstan-denwerden.Sielegenfest,wasIndividuenwünschen,ummotivationalbefriedigtzusein.MotivekönnendurchwahrgenommeneArbeitsbedingungen,sprichAnreize,ak-tiviertwerdenundsichnachfolgendinindividuellemVerhaltenmanifestieren.Prinzi-piellsindverschiedeneFormenzudifferenzieren,vondenendiewichtigsteextrinsi-scheundintrinsischeMotivationsind(Ryan&Deci,2000;U.Wilkesmann,2012;U.Wilkesmann&Schmid,2014).
EinextrinsischerAnreizwirdvonaußen(durchdieOrganisation)vergeben,dereinLeistungsmotivbeidenAkteurenaktivierensoll.Eskannzwischenmonetärenundnicht-monetärenAnreizenunterschiedenwerden.MonetäreAnreizesindbeispiels-weiseBonus-Zahlungen,LeistungslöhneoderPrämien.Nicht-monetäreAnreizesindz. B. Karriere, Status (größere Dienstwagen), Lob der Führungskraft etc. Soll derTransfervonWissendurchmonetäreAnreizebelohntwerden,dannbrauchendieAn-reize eine Bewertungsgrundlage, auf die sie sich beziehen. Einfache Bewertungs-grundlagenbeziehensichaufdieQuantitätdesWissenstransfers,indemz.B.fürjedesindieDatenbankgestellteDokumenteineentsprechendeBelohnungvergebenwird(z.B.10Euro).EinrationalhandelnderAkteurwürdedannallerdingsmöglichstvieleDokumenteablegen,diedannauchunvollständigoderunverständlichseinkönnen.DamitwirddieQualitätderDokumentevernachlässigt.DennochkannesinderAuf-bauphaseeinerDatenbanksinnvollsein,solcheAnreizezuvergeben,daeineDaten-banknurdannNutzen stiftenkann,wennsieeinekritischeMasseanDokumenten
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enthält.SindnurwenigeDokumentevorhanden,sowirddierecherchierendePersonzueinemStichwortkeinDokumentfindenundnachzweioderdreivergeblichenVer-suchendieArbeitmitderDatenbankeinstellen,dasienichtweiterhelfenkann.WieeinQualitätsmaßstabindieVergabevonextrinsischenAnreizeneinbezogenwerdenkann,wirdaneinemFallbeispielweiteruntenerläutert.InsgesamthabenextrinsischeAnreizedreiNachteile:
1. SiekönneneineAnspruchsspiraleerzeugen.ÜberdieZeiterwartendieAkteureimmermehrAnreizefürdengleichenBeitrag,damitweiterhinMotivationerzeugtwird.
2. EswirdnurdieHandlungausgeführt,diebelohntwird,anderewerdenvernach-lässigt.DiesistbeiAufgabenimSinnevon‚multipletasks‘dysfunktional(Frey&Osterloh,2000).
3. AnreizekönnendiebeiMitarbeiterinnenundMitarbeiternvorhandeneintrinsi-scheMotivationverdrängen,d. h. externeEingriffe verdrängendie intrinsischeMotivation,wenndasIndividuumsiealskontrollierendwahrnimmt.DieexternenAnreizekönnenjedochauchdieintrinsischeMotivationverstärken,nämlichdann,wennsiealsunterstützendwahrgenommenwerden(Frey&Osterloh,2000).DasmöglicheAuftreteneinesVerdrängungseffektsmussjedochbeiderGestaltungvonAnreizsystemenbedachtwerden.
BeiqualitativenInterviewseinerStudie(U.Wilkesmann&Rascher,2005)mitDaten-banknutzern einesWissensmanagementsystems stellten sich folgende externe An-reizealswichtigheraus,dienachAussagenderbeteiligtenAkteureauchnichtderenintrinsischeMotivationzerstörthatten:(1)sozialerStatus,d.h.MitarbeitendegebenDatenein,weilsieimUnternehmenalsExpertinnenundExpertenzudemThemaan-erkanntwerdenmöchten,sowie(2)dieReziprozität,d.h.dererfahreneNutzen.WenndieDatenbankfürdieeigeneArbeitnützlichist,istmaneherbereit,etwasdorthin-einzustellen.
WennextrinsischeAnreizeindiesemKontextnursehreingeschränktfunktionie-renbzw.nicht-intendierteEffekteerzeugen,dannistzufragen,obintrinsischeMoti-vationeinebessereMotivationsgrundlagewäre.NachHeckhausengilteineHandlungdannalsintrinsischmotiviert,„wennMittel(Handlung)undZweck(Handlungsziel)thematischübereinstimmen;mitanderenWorten,wenndasZielgleichthematischmitdemHandelnist,sodaßdiesesumseinereigenenThematikwillenerfolgt.Soistz.B.Leistungshandeln intrinsisch,wennesnurumdaszuerzielendeLeistungsergebniswillenunternommenwird,weildamitdieAufgabegelöstistoderdieeigeneTüchtig-keiteinerSelbstbewertungunterzogenwerdenkann“(Heckhausen,1989:459).Da-mitdefiniertHeckhausendenBegriffintrinsischeMotivationüberdieGleichsetzungvonWegundZiel.EinAkteuristintrinsischmotiviert,wennihmeineHandlung‚Spaß‘macht.IndiesemKontextistabernichtnurdieindividuelleWahrnehmungentschei-dend,sondernauchdieSituation,diedieseindividuelleWahrnehmungstrukturiert.Vonaußenkann keineFührungskraft seinemBeschäftigtem sagen: „Sei intrinsischmotiviert!“.DieswäreeineparadoxeIntervention,daintrinsischeMotivationvonin-nenkommenmuss.AusdiesemGrundistsienichtsoeinfachwieextrinsischeAnreizeeinsetzbar.AllerdingsbestehtdieMöglichkeit,eineArbeitssituationzuschaffen,inder
Wissensmanagement
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MitarbeitendemithoherWahrscheinlichkeitintrinsischmotiviertsind.DieUntersu-chungdesZusammenhangszwischenArbeitssituationund intrinsischerMotivationbildeteinzentralesMomentimAnsatzvonHackmanundOldham(1980).SiekonntenfünfKerndimensionenbestimmen,diezuintrinsischerArbeitsmotivationführen:WennArbeitalsabwechslungsreich,ganzheitlichundbedeutsamerlebtwird,dieAr-beitselbstständigausgeführtwird,d.h.miteinergewissenVerantwortungverbundenistundesRückmeldunggibt,dannistdasAufkommenvonintrinsischerMotivationsehrwahrscheinlich.MitRückmeldungistdabeinichtdieMeinungderKollegschaftoderFührungskraftgemeint,siemussausderArbeitselbsterfolgen.Hierwirddeut-lich,dasssichdieAusgestaltungderArbeitssituationdurchentsprechendeStrukturenaufdasArbeitshandelnauswirkt.DerZusammenhangistnatürlichnichtdeterminis-tisch.DennochbestätigenumfangreicheempirischeUntersuchungen,dassdieVerän-derungderfünfKerndimensionennachHackmanundOldhamauchzueinerVerände-rungderindividuellenWahrnehmungführt(Schmidt&Kleinbeck,1999).IntrinsischmotiviertesVerhalten ist insgesamtwiderstandsfähigerunddauerhafterals extrin-sischbelohntesVerhaltenunddaher fürerfolgreichesWissensmanagementbeson-dersentscheidend.
InjüngsterZeitisthäufigdasMotivationsmodellnachRyanundDeci(2000)zurMessungderintrinsischenundextrinsischenMotivationverwendetworden.AuchbeidiesemModellwirdeinZusammenhangzwischenderArbeitsgestaltunginFormderwahrgenommenenSelbstbestimmung(deshalbheißtdasModellauchSelf-Determi-nationTheory)undder individuellenMotivationhergestellt. JehöherdieSelbstbe-stimmung,destoeheristdieentsprechendePersonintrinsischmotiviert,jegeringerdieSelbstbestimmung,destoeheristdiePersongarnichtoderextrinsischmotiviert.DabeiwirdeinKontinuumvonderAmotivationüberverschiedeneFormenderextrin-sischenMotivation(z.B.direkteextrinsischeAnreizeoderInternalisierungderextrin-sischenAnreize)biszurintrinsischenMotivationunterstellt.
InzweirepräsentativenBefragungendeutscherUniversitäts-undFachhochschul-professorenund-professorinnenkonntefestgestelltwerden,dassintrinsischeMoti-vationeinenhöherenEinflussaufdasEngagementinderakademischenLehrehatalsextrinsischeAnreize,wieLeistungszulagenfürguteLehreimRahmenderW-Besol-dung, Zielvereinbarungen oder leistungsorientierteMittelvergabe (U.Wilkesmann,2012;U.Wilkesmann&Schmid,2014).EbensoistderVerdrängungseffektempirischnachweisbar(U.Wilkesmann,2012).SelektiveAnreizewieLeistungszulagenzerstö-rendieintrinsischeLehrmotivation.
DienachfolgendenBeispieleausderPraxisverdeutlichennocheinmaldieWich-tigkeitderdreiFaktorenOrganisationsstruktur,OrganisationskulturundMotivation.
! Wissensmanagementkannnurdanngelingen,wenneineOrganisationsstrukturvorhanden ist, die Freiräume für Lehr-Lern-Arrangements eröffnet. EbensomusseineOrganisationskulturexistieren,diesichdurchTeamorientierungundeine Übereinstimmung von Reden und Handeln auszeichnet und somit denTransfervonWissenfördert.AußerdemistdieMotivationvonOrganisations-mitgliedernzumWissenstransfernotwendig.Diesgelingtvorallemdann,wenndieOrganisationsmitgliederintrinsischmotiviertsind.
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5 Klassische Anwendungsbeispiele
ShareNet–oderwiemotiviere ichdieBelegschaft, einWissensmanagement-Systemzunutzen?
EinesdererstenBeispielefüreinweltweitesWissensmanagementsystemistbisheuteein„Klassiker“,andemsichalleAspekteundProblemedesWissensmanagementsbe-obachtenlassen.SchonimJahr2000wurdevonSiemensindiesemWissensmanage-mentsystem(‚ShareNet‘)eineempirischeUntersuchungzurMotivationdurchgeführt(U.Wilkesmann&Rascher,2005).DiesesSystemistuntermotivationalenGesichts-punktensehrinteressant,daauchextrinsischeAnreizeeingesetztwurden.Dieunter-suchteDatenbankwarimSales-BereichdesKonzernsangesiedelt.Sieentstandauf-grundderErfahrung,dassvielWissenindeneinzelnenVerkaufsabteilungenweltweitvorhandenwar,niemandaberwusste,welcherArtdasWissenist.DieBeschäftigtendieserAbteilungmusstenvorEinführungderDatenbankhäufigdoppelteArbeitleis-ten(z.B.Angebote,technischeSpezifikationen).DiespäterenNutzerinnenundNutzerwurdenaktivanderKonzeptionundUmsetzungderDatenbankbeteiligt.NebeneinerreinenDokumentenablage,indernachgewissenStichwortenfreieundfreiwilligeDo-kumenteneingabemöglichwar,existiertenzumBefragungszeitpunkt58unterschied-licheDiskussionsforenzuspeziellenProblemenausdemUnternehmensbereich.DieammeistengenutzteFunktioninderDatenbankwardiedringendeNachfrage(‚urgentrequest‘). Hier konnten alleMitarbeitenden, insbesondere die Verkäuferinnen undVerkäuferbeimKunden,dringendeAnfragenstellen,dieihnendurchdasKollegiuminnerhalbkürzesterZeitbeantwortetwurden.EinVerkäuferkonntebeispielsweiseanfragen,obeinetechnischeSpezifikation,dieeinKundewünschte,überhauptreali-sierbarwar.ImHinblickaufdiemotivationalenAspekteexistiertenbeidieserDaten-bankdreiBesonderheiten:
1. ÜbereinspeziellesAnreizsystemwurdendieEingabevonDokumentenindieDa-tenbankunddieAntwortenaufdringendeNachfragenbelohnt.
2. NebendercomputervermitteltenKommunikationwurdeergänzenddieWissens-gemeinschaftinderFormderFace-to-Face-Kommunikationgezieltgefördert.
3. ÜbereinControllinginstrumentwurdedieEffizienzderDatenbanküberwacht.
MitdemAnreizsystemsolltenichtnurdieBenutzungderDatenbankbelohnt,sondernaucheineQualitätsbewertungderabgelegtenDokumentesowiederAntwortenaufdiedringendenAnfragengefördertwerden.HierzuerfolgteeineVergabevonPunkten(‚Shares‘)nacheinerfestgelegtenRichtlinie.GrundsätzlicherhieltbeispielsweisediePerson,dieeinedringendeAnfragebeantwortete,dreiShares,beiderBeurteilungvoneingestelltenDokumentenkonntenbiszu20Sharesvergebenwerden.WenneinOb-jektzweimalmitnullSharesbewertetwurde,wurdeesausdemaktuellenBestandderDatenbankentferntund in einArchivverschoben.ZueinembestimmtenZeitpunktwurdendiegesammeltenShareseinesMitarbeitenden inPreiseumgerechnet(z.B.Fachliteratur, Handys,Weiterbildungsangebote). Der höchste Preis war eine welt-weiteReisezueinemMitglieddesKollegiums,mitdemmanvieleDatenausgetauschthatte.NebendemAnreizeinesUrlaubssolltedamitdieFace-to-face-Kommunikationgefördertwerden.
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! MitdenextrinsischenAnreizensolltevorallemdiekritischeMasseanDateninderDatenbankerreichtundeinwechselseitigesQualitätscontrollingetabliertwerden.
ZurStärkungderFace-to-Face-KommunikationdientenocheinzweitesInstrument:Die10bis15Beschäftigten,dievielineinemDiskussionsforummiteinanderkommu-nizierthatten,wurden zu einemdreitägigenWorkshopeingeladen, umnochmehrVertrauenaufbauenzukönnenunddieInteraktionsbeziehungennochstabilergestal-ten zu können. Auf dieseWeisewurden relevante Fragestellungen vorangetriebenunddieWissensgemeinschaftengefestigt.MithilfedesControllinginstrumentswurdeaufgelistet,wiehochderUmsatzmitProdukten/Projektenist,derüberdieDatenbankzustandekam.BeiderAuswertungdesOnline-FragebogensimJahr2000standen271verwertbare,bereinigteDatensätzezurVerfügung,vondenen13%vonFrauenund87%vonMännernausgefülltwurden.AufdieFrage,wasfürsiederprimäreAnreizist,DatenimShareNetbereitzustellen,sahdieAntwortverteilungfolgendermaßenaus(nureineAntwortwarmöglich):
Abbildung 69: Ergebnisse der Online-BefragungQuelle: Eigene Darstellung, n = 271 VondenBefragtenantworteten11,1%,dasssiedafürShareserhalten,alsoalleinwegendesextrinsischenAnreizes.Allerdingsantworteten31,4%reinintrinsisch,dasssieih-renKolleginnenundKollegengernehelfen.Für13,7%warderAnreizderReziprozi-tätsnormwichtig,d.h.,dasssieihrerseitsebenfallsaufnützlichesWissenzurückgreifenkönnen.Für7,4%warderextrinsischeAnreizderKarrierederprimäreAnreizundfür4,8%dersozialeStatusalsextrinsischerAnreizamwichtigsten.Immerhinantworteten29,9%,dassdieFirmadiegemeinsameAnstrengungallerBeschäftigtenbraucht,umwettbewerbsfähigzubleiben.Hierbeihandelteessichumeinenvermitteltenextrinsi-schenAnreiz,deraufdenErhaltdeseigenenArbeitsplatzesabstellte.Somitwarfür11,1%einreinextrinsischer,für55,8%ein(indirekter)extrinsischerAnreiz,derentwedermittelbaristodervermutlichkeinenVerdrängungseffektbeiderintrinsischenMotiva-tionauslöst,undfür31,4%einreinintrinsischerHandlungsgrundzufinden.
Ich helfe gerne Kollegen
Damit die Firma wettbewerbsfähig bleibt
Ich erhalte Shares
Das ist gut für meine Karriere
Das ist gut für mein Ansehen
31,4 %
29,9 %
11,1 %
7,4 %
4,8 %
Warum teilen Sie Daten?
UweWilkesmannundMaximilianeWilkesmann
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NachdemVerkaufderSparteaneinenKonkurrentenundgroßemPersonalabbauistdasShareNetindiesemBereicheingestelltworden.EsexistiertaberunterdemNamen„references@BT“ineineranderenSpartevonSiemensheuteweiter.
WelcheFaktorenunterstützendenWissenstransferinKrankenhäusern?
Wieschonobenangedeutet,habenÄrzteundPflegekräfteimKrankenhausalltagun-terschiedlichen Zugang zu IT-gestützten Möglichkeiten des Wissensaustauschs.EbensosinddieArbeitsgestaltungundderArbeitsauftragbeiderBerufsgruppenimProzessderDienstleistungamPatientenunterschiedlich.
! WissenserwerbundWissensweitergabestellenzweiunterschiedlichwahrge-nommeneElementedesWissenstransfersdar.Akteureunterscheidendabeiwe-niger,obWissenimplizitoderexplizittransferiertwird.EszeigensichUnter-schiedezwischendenBerufsgruppen(Ärzteschaftvs.Pflegekräfte)inderWahr-nehmungderunterstützendenFaktorenfürdenWissenstransfer.
WiesichdieseUnterschiedeaufdenTransfervonWissenauswirken,wurdeineinerStudieimJahr2006in11KrankenhäuserninNRWerhoben.AndieserStudiebetei-ligtensich202ÄrztinnenundÄrztesowie835Pflegekräfte(M.Wilkesmann,2009;U.Wilkesmannetal.,2009).DiewichtigeBotschaftderempirischenAnalyselautet,dassWissenstransferauszweiunterschiedlichenTransferrichtungenbesteht.
BesondersderorganisationskulturelleAspektderTeamorientierungistbeidenbefragtenPflegekräften–nichtfürdieÄrzte–fürdenWissenstransferunddamitdasWissensmanagementbedeutsam:ohneTeamorientierungkeinWissenstransferbzw.ohneWissenstransferkeineTeamorientierung.Teamorientierungisteinerseitswich-tig fürdenWissenstransfer innerhalbeinerAbteilung,andererseits aberauchüberAbteilungsgrenzenhinweg.InnerhalbderAbteilungistmanaufTeamarbeitangewie-sen,diesichaufeinFachgebietbezieht,damanalsAbteilunghieraufspezialisiertist.ZusätzlichspieltderorganisationskulturelleAspektderTransparenzvonzukünftigenZielenundderstrategischenAusrichtungderOrganisationfürdenWissenstransfereinewichtigeRolle.DieÜbereinstimmunggemeinsamgeteilterWerteundNormenistinderOrganisationskulturvonOrganisationenimsozialenBereichbesonderswichtig.DiesistkeinFaktor,dersich‚maleben‘managenlässt,sondernsehrvielZeitinAn-spruchnimmt.EineindiesemSinnepositiveOrganisationskulturentwickeltsichübereinenlangenZeitraum,kannjedochinsehrkurzerZeitwiederzerstörtwerden.Kran-kenhausleitungenmüssenmitdiesemFaktoralsosehrsensibelumgehen.EbensoistderFaktorderintrinsischenMotivationnichteinfach‚managebar‘.ManagenheißtfürdieKrankenhausleitungnichtDetailsteuerungundKontrollebisindenkleinstenAr-beitsablaufhinein,sondern–ganzimGegenteil–dieSchaffungvonFreiräumen,d.h.ManagenüberKontextfaktoren,dienur indirektdasVerhaltenvonMitarbeitendenbeeinflussen.DerVersuchderdirektenSteuerungwirdimmerzukontraproduktivenEffektenführen.DieBotschaftkannalsonurheißen:SchafftguteRahmenbedingungenundgebtdenPflegekräftenentsprechendeHandlungsspielräume,diesiedannausfül-lenkönnen.
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! HandlungsspielräumezurEntwicklungeinerWissenskulturdürfennichtdurchzeitlicheundsozialeRestriktionengehemmtwerden.WissenstransfererforderteinhohesMaßanAutonomieaufSeitenderAnwendenden,dazumüssendieOr-ganisationsmitgliederaberzuerstauchdieMöglichkeiterhalten.
LufthansaAG–technisch-unterstützterWissenstransfer
DieLufthansaAGhatbereitsEndeder1960erJahreersteE-LearningsystemefürPilo-tenundPilotinnenimplementiert–sofernmanE-LearningalsjedeArtvonelektro-nischunterstütztemLernendefiniert.WeltweithattenPilotenundPilotinnenandenFlughäfenZugriffaufsogenannte„Autotutor“-Systeme,indenensieihrWissenauffri-schenmussten(vgl.M.Wilkesmann&Wilkesmann,2011:105ff.).
EsgibtnurwenigeBerufsgruppen(z.B.Ärzte,Piloten),diegesetzlichdazuver-pflichtetsind,ihrWissenaufdemneustenStandzuhalten.Heutzutageverfügendieetwa5.000beiderLufthansaAGbeschäftigtenPilotenundPilotinnenüber eigeneLaptops,andenensiesichviaE-LearningeinheitenfürdieVerlängerungihrerFlugli-zenzvorbereiten.DieseE-LearningeinheitenwerdenhauptsächlichvoneinemAuto-renteamerstellt,dasaus20bis25sehrerfahrenenLufthansapilotenund–pilotinnenbesteht.DieseExpertengenießenunterdenPilotenundPilotinneneinenhohenStatusundesisteinKarriereschritt,wennmanindiesesExpertenteamberufenwird.NeueAutorinnenundAutorendieserExpertengruppesindzwarfachlichausgewiesenePi-lotenundPilotinnen,diesgiltabernichtfürdieErstellungvonE-Learningeinheiten.HiersindsiebeiderAufnahmedieserspeziellenZusatztätigkeitNovizen.AusdiesemGrunderhaltenneueMitgliederdesAutorenteamseineSchulung,diedieVermittlungvon didaktischen und methodischen Aspekten für die Erstellung von digitalenLerneinheitenumfasst.
FürdieErstellungderE-Learningeinheitenwerdensiefreigestellt,d.h.dieOrga-nisationräumtdemAutorenteamzeitlichenSpielraum(vgl.Krankenhausbeispiel)fürdieseSondertätigkeitein.InSpezialfällenkanndasAutorenteamauchaufdieKompe-tenzenderTochtergesellschaftderLufthansaFlightTrainingzurückgreifen,dieinderLageist,3D-Animationenzuerstellen.BeidieserArtvontechnischerRealisationblei-bendiePilotenundPilotinnenaufdemNovizenstatus,schließlichistundbleibtihreHauptaufgabe,Flugzeugezufliegen.
! GeradeinglobalenArbeitskontexten,wiebeidenPilotinnenundPiloten,spieltdasmobileundtechnischunterstützteLerneneinegroßeRolle.PilotenundPi-lotinnendesExpertenteamsentwickelnfürdieAngehörigenihrerBerufsgruppemaßgeschneiderteLerneinheiten.MitgliedimAutorenteamzusein,stellteinenStatusgewinndar,derdieMotivationerhöht.DieOrganisationunterstütztdurchdieZusicherungentsprechenderFreiräumedieWissenstransferaktivitätenderExperten.
UweWilkesmannundMaximilianeWilkesmann
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6 Fazit
BislanggibteskaumForschungzumEinsatzvonWissensmanagementinBildungsin-stitutionen.WissensmanagementistallerdingseinzentralerAspektdesBildungsma-nagements,weilesheutzutagefür(Bildungs-)Organisationenüberlebensnotwendigist,vorhandenesWissenzuidentifizieren,zubewahrenundneuesWissenmithilfederBeschäftigtenzugenerieren.WiewirindenBeispielenausderPraxiszeigenkonnten,stelltWissensmanagementfürdieseProzessegeeigneteMethodenzurVerfügung.Al-lerdingssinddabeigewisseRahmenbedingungenzubeachten.DiesesindvorallemeineOrganisationsstruktur,dieFreiräumeermöglichtundRessourcenbereitstellt,so-wieeineOrganisationskultur,diedenWissenstransfersowiedieMotivierungvonOr-ganisationsmitgliedernzumgegenseitigenWissenstransferfördert.Ebensoistzube-achten,dassWissenstetspersonengebundenistundimsozialenAustauschgeneriertwird.Literatur
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