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Milchviehhaltung in derWüste
Mitten in der Rub-al-Chali-Wüs-te in Saudi-Arabien entstand vor20 Jahren die größte Milchviehan-lage der Welt. Dort werden heute32.000 Kühe holsteinischer Ab-stammung gehalten. Das Grund-futter wird auf bewässerten Flä-chen erzeugt. Frischmilch und Jo-ghurt gelangen in mehrere arabi-sche Länder.
Die Rub al-Chali ist die größteSandwüste der Welt und erstrecktsich im südlichen Drittel der Arabi-schen Halbinsel zu weiten Teilenüber Saudi-Arabien bis hinein in denJemen und die Vereinigten Arabi-schen Emirate. Sie ist bis heute eines
Hightech-Oase oder Fata Morgana?
der unzugänglichsten Gebiete derErde. Regen fällt nur selten, manch-mal bleibt er über Jahre hinweg aus.Selbst die Beduinen meiden seit je-her die Wüste und ziehen mit ihrenKamelen auf der Suche nachWassernur durch die Randgebiete.
Idee eines PrinzenIn diesen Gebieten wächst heute
Gras. Es ist für Kühe bestimmt, diebeibis zu55 °C imSchattenunterKli-maanlagen ruhen und dennoch un-gewöhnlich vielMilchgeben. Sie ste-hen in einer eigens geschaffenenWelt, einer Hightech-Oase. Die sau-di-arabische Königsfamilie hat in Al-
Kharj, 120 km südöstlich der Haupt-stadt Riad, ein hochmodernes Land-wirtschaftsunternehmen aufgebaut– das größte weltweit. Der 2007 ver-storbene Prinz Abdullah bin Faisalbin Abdulaziz Al Saud, ältester SohnKönig Faisals, hatte in den 1970erJahren nicht nur die Idee, für denWasserbedarf seines Landes die Eis-berge am Nordpol abzutragen, erwollte das Königreich auch zumSelbstversorger bei Milchproduktenmachen. Grund genug gab es: DieBevölkerung Saudi-Arabienswächst,80% der Menschen leben in Städ-ten. Die traditionelle Kamelmilch al-lein hätte den Bedarf auf absehbareZeit nicht mehr gedeckt. Ein Kamelgibt pro Tag 10 bis 20 kg Milch.Trotz des wachsenden Bedarfs an
Milchprodukten hielten viele dieIdee des Prinzen, eine Milchfarm inder Wüste aufzubauen, für zu ris-kant. Doch der Prinz und sein GeldDieKuhställederAl-Safi-Farmsindrechtweitläufigangeordnet.DieRinderhabenvielPlatz imStallund imAuslaufaufSand.
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es als kleines „Schmankerl“ für diefleißigen Beschicker der Auktionnoch die Möglichkeit, eine Kurz-kreuzfahrt nach Oslo zu gewinnen.Die Glücksfeen zogen aus dem gro-ßen Topf der Teilnehmer ReimerRohwer aus Stafstedt, der nun dienorwegische Landeshauptstadt er-kunden darf. Das Angler-Ver-losungskalb der Jungzüchter derRSH eG ging in diesem Jahr an dieGravert GbR in Lindau.
Rüdiger BöhnkeMelanie GockelRSH eGTel.: 0 43 21-90 53 [email protected]
LosglückhattedieGravertGbRbeiderJungzüchterverlosung.Sie istnunstolzerBesitzer des Anglerkalbes „Saturn” von „Ilex”. Foto: Melanie Gockel
DieRSHeG ist nichtnurmit demVerlauf der Auktion sehr zufrie-den, sondern freut sich vor al-lem über den großen Publi-kumsandrang. Gerade die vie-len jungen Menschen, die sichnebenderAuktionüberdieRin-derzucht informieren und mitGleichgesinnten austauschenkonnten, verbreiteten eine sehrpositive Stimmung. In diesenjungen Händen liegt die Zu-kunft der Rinderzucht undMilchviehhaltung in Schleswig-Holstein.
FAZIT
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setzten sich durch. 1979 gründete ereigens dafür die königliche Gesell-schaft Al Faisaliah mit Sitz in RiadundbautedieAl-Safi-Milchviehanla-ge in Al-Kharj auf, die sein EnkelPrinz Mohammed bin Khalid Al Fai-sal heute erfolgreich leitet. 1981wardie Anlage betriebsbereit. Begon-nen wurde mit 6.500 aus Kanadaeingeführten Holsteinkühen. Schon1998 eroberte sich der Betrieb einenPlatz im Guinnessbuch der Rekorde:3.500 ha und 24.000 Rinder – daswar Weltrekord. Inzwischen sind es37.000 Tiere, davon 32.000 Milch-kühe. Um weiter zu expandieren,holte sich Al-Safi 2001 die französi-scheDanone-Gruppemit ins Boot: Esentstand das Joint Venture „Al-SafiDanone“, das heute pro Jahr rund170Mio. l Milch produziert, in einerangeschlossenen Molkerei verarbei-tet und damit ein Drittel des Bedarfsvon Saudi-Arabien deckt sowie wei-
tere Golfstaaten mit frischen Milch-produkten versorgt.Es bedarf einer ausgeklügelten
Technologie, um 32.000 Kühe in derWüste zu halten und auf nahezu10.000 haFutter anzubauen.DieKü-he, Jungrinder und Kälber sind ingroßen, bis zu 500 m langen Ställenmit Auslauf untergebracht. Um dieLufttemperatur in den Ställen von50 °C auf 26 °C herunterzudrücken,kommen „Cattle Cooler“ zum Ein-satz. Ab 27 °C schalten sich diesekraftvollenVentilatoren ein und ver-nebeln Wasser über den Tieren. Zu-sätzlich schützen bewegliche Ele-mente an den Stallwänden vor zuviel Sonneneinstrahlung.
Wasser aus der TiefeDreimal täglich werden die Kühe
gemolken. Den kühlen Stall verlas-sen sie dafür nur, wenn dort die Kli-
maanlage abgestellt wird. Die weni-gen Meter durch die WüstensonnezurMelkanlage belasten die Tiere sosehr, dass sie im Melkhaus zunächsterneut mit Wasser erfrischt werden.ImMelkhaus ist fast rundumdieUhrHochbetrieb: Im 8-min-Takt werden29.000 Tiere pro Tag durch die sechscomputergesteuerten Side-by-Side-Melkstände mit zweimal 40 Plätzengeschleust. Jedes Tier wird dabeianhand seiner Codenummer regis-triert, die jeweiligen Melkdatenwerden elektronisch gesammeltund ausgewertet. Im Durchschnittgibt ein Tier pro Tag um die 30 kgMilch, Spitzentiere kommen sogarauf 70 kg. Die meisten Kühe errei-chen vier oder fünf Laktationen,nicht wenige erbringen eine Le-bensleistung von rund 100.000 kgMilch.Pro LiterMilch verbraucht dieWüs-
tenfarm 2.500 l Wasser. Das wird vonacht Bohrtürmen aus 2.000m Tiefeheraufgeholt. Fast kochend heißkommt es an die Erdoberfläche, esmuss nicht nur heruntergekühlt, son-dern auch entsalzen werden. DasWasser stammt aus einem unterirdi-schenReservoir, indas vor Jahrtausen-denMeerwassergesickert ist.DerVor-ratdes fossilenSeeswird, schätzenEx-perten, in etwa 20 Jahren aufge-braucht sein. Bis dahin wird es für dieTiere, vorallemaberzurBewässerungder Futterflächen genutzt. Durch denAnbau von Luzerne, Rhodes- und Su-dangras sowie Getreide ist die Farmunabhängig von Importen.Um die Kühe zu solchen Höchst-
leistungen zu bringen, legt das Un-ternehmen sehr viel Wert auf Tier-gesundheit. Vorbeugend wird ge-gen zehn verschiedene Stämme derMaul- und Klauenseuche geimpft,die als größte Gefahr für die emp-
findlichen Tiere gilt. Auch die Nach-zucht wird überlegt betrieben. DieHolsteinkühe werden durchwegkünstlich besamt. Bei den Färsenwird im Alter von etwa 15 Monatendamit begonnen. Das Spermastammt von eigens für die saudi-ara-bischenBedingungenausgewähltennordamerikanischen Bullen. Über60 KälberkommenproTagzurWelt.Direkt nach der Geburt werden sievon ihren Müttern getrennt, kom-men zunächst in Einzelboxen,wenigspäter in Gruppen unter. MännlicheTierewerdennachdreiMonatenge-schlachtet.Die roheMilch wird sofort vor Ort
in der farmeigenen Molkerei verar-beitet. Mehr als 75 Erzeugnisse wer-den vollautomatisch abgefüllt undverpackt, binnenMinutenauf Trucksverladen, die die Produkte dannüber Tausende Kilometer bis nachKuwait und Jordanien transportie-ren. Alles muss schnell gehen: Ob-wohl dieMilchprodukte auf 4 °C ge-kühlt werden, bleiben sie nur be-grenzt frisch. 500 Fahrzeuge belie-fern deshalb rund umdie Uhr 25 Re-gionalvertriebszentren im arabi-schen Raum und unzählige Ver-kaufsstellen.Weitere Informationen enthält
das Fachbuch „Menschen, Milch-vieh, Melkroboter – Begegnungenin38Ländernauf fünfKontinenten“von Fritz Fleege unter Mitarbeit vonSilke Bärisch-Müller. Es ist erhältlichbeim dbv Deutscher Bauernverlag,Berlin,ISBN 978-3-9809218-1-7 zum Preis
von 19,90€.
Fritz FleegeDeutscher BauernverlagTel.: 030-46 40 63 [email protected]
Tareq al Shuweymi, Manager der Al-Safi-Milchfarm: „Wir haben etwa 50.000Rinder. Futter bauen wir auf einer Fläche von 10 km2 an. Pro Tag erzeugen wirrund 800.000 l Milch.“
Die Kühe finden unter Schutzdächern Schatten. An heißen Tagen brauchen sienochgekühlteLuftundWasserduschen.AlsGrundfutterdienenvorallemGras-und Luzerneheu. Fotos (3): Thomas Anders
Das Melkhaus ist mit sechs Side-by-Side-Melkständen ausgerüstet, wo an jederSeite 40 Tiere Platz finden. Die Kühe werden im 8-min-Takt durchgeschleust.
Foto: Fritz Fleege