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K. UNGE:RECttT:Erganzungen zum Referat. 305 und nicht zu Nekrosen des gesunden Gewebes ffihrt. Die Suspension wird im Czernyhans yon Herrn Prof. BECKER gemeinsam mit Herrn Dr. SC~EE~ hergestellt; sie ist nns sehon heute eine wertvolle Hilfe ffir die Behandlung des Careinoms. Herr K. U~GERECttT-l~lfinchen. (Nit 6 Textabbildungen.) An Hand einiger RSntgenbilder sollen noeh die dutch eine Narben- striktur ver~nderte Funktion der Speiser6hre und die darans sieh ergebenden sekund~ren ana- tomisehen Ver~nderungen be- sproehen werden. Ober die Auswirkungen ei- net frisehen Ver~tzung auf die Funktion des Oesophagus ist noeh nieht viel bekannt, wenn man davon absieht, dab es ge- legenttieh dutch einen Spasmus zu einer Passagebehinderung kommt. Es wurde aber sehon fiber eine im Ansehlug an eine Laugenver/s einige Tage dauernde Atonie beriehtet (BEu- ~Er,), die rSntgenologiseh in einer Dilatation des ganzen Or- gans zum Ansdruek kam. Nine besondere Gruppe yon Stenosen stellen die Strikturen des Oesophaguseingangs dar. Die Patienten klagen nieht nur Abb. I (Erkl'~rungsieheText). fiber eine Dysphagie, sondern es kommt anch 6fters infolge Aspiration zu Komplikationen yon Seiten der Luftwege nnd der Lunge. Weiterhin handelt es sich bier um die einzigen Stenosen, die vom Laryngologen operativ angegangen werden k6nnen. Ein besonderes Interesse verdienen die bier vorkommen- den Ventilverschlfisse. 1V~ein Chef, Herr Prof. HEP~A~, behandelte eine Patientin, welehe nach einer Laugenver~tzung mehrere Strikturen aufwies. In die oberste Stenose im Bereich des Oesophaguseinganges legte sich zeitweise wie ein Ventil ein polypSser Schleimhautwulst und versehloB das Lumen vollst~ndig. Die Frau konnte dann niehts mehr sehlueken (s. Abb. 1). Erst naeh Freilegung und Er6ffnung des vernarbten und in toto ge- schrumpften Oesophagus sowie Abtragung des Sehleimhautstfickes mittels Arch. Ohr- usw. I~cilk. u. Z. HMs- usw. Heilk. Bd. 163 (Kongrel~bericht 1953). 20

Mit 6 Texabbildungen

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K . UNGE:RECttT: Erganzungen zum Referat. 305

und nicht zu Nekrosen des gesunden Gewebes ffihrt. Die Suspension wird im Czernyhans yon Herrn Prof. BECKER gemeinsam mit Herrn Dr. SC~EE~ hergestellt; sie ist nns sehon heute eine wertvolle Hilfe ffir die Behandlung des Careinoms.

Herr K. U~GERECttT-l~lfinchen. (Nit 6 Textabbildungen.)

An Hand einiger RSntgenbilder sollen noeh die dutch eine Narben- str iktur ver~nderte Funkt ion der Speiser6hre und die darans sieh ergebenden sekund~ren ana- tomisehen Ver~nderungen be- sproehen werden.

Ober die Auswirkungen ei- net frisehen Ver~tzung auf die Funktion des Oesophagus ist noeh nieht viel bekannt, wenn man davon absieht, dab es ge- legenttieh dutch einen Spasmus zu einer Passagebehinderung kommt. Es wurde aber sehon fiber eine im Ansehlug an eine Laugenver/s einige Tage dauernde Atonie beriehtet (BEu- ~Er,), die rSntgenologiseh in einer Dilatation des ganzen Or- gans zum Ansdruek kam.

Nine besondere Gruppe yon Stenosen stellen die Strikturen des Oesophaguseingangs dar.

Die Pat ienten klagen nieht nur Abb. I (Erkl'~rung siehe Text). fiber eine Dysphagie, sondern es kommt anch 6fters infolge Aspiration zu Komplikat ionen yon Seiten der Luftwege nnd der Lunge. Weiterhin handelt es sich bier um die einzigen Stenosen, die vom Laryngologen operativ angegangen werden k6nnen. Ein besonderes Interesse verdienen die bier vorkommen- den Ventilverschlfisse. 1V~ein Chef, Herr Prof. HEP~A~, behandelte eine Patientin, welehe nach einer Laugenver~tzung mehrere Strikturen aufwies. In die oberste Stenose im Bereich des Oesophaguseinganges legte sich zeitweise wie ein Ventil ein polypSser Schleimhautwulst und versehloB das Lumen vollst~ndig. Die Frau konnte dann niehts mehr sehlueken (s. Abb. 1).

Erst naeh Freilegung und Er6ffnung des vernarbten und in toto ge- schrumpften Oesophagus sowie Abtragung des Sehleimhautstfickes mittels

Arch. Ohr- usw. I~cilk. u. Z. HMs- usw. Hei lk . Bd. 163 (Kongrel~bericht 1953). 2 0

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eollarer Mediastinotomie konnte die Patientin sieh wieder auf natiirliche Weise ern~hren, naehdem ein geniigend weites Lumen dnrch eine 10 Tage in situ belassene Sonde und dnrch anschlieBende Bongierung erreieht worden war.

Anf die M6gliehkeit einer Narbensegelbildnng im obersten Oesophagus- absehnit t wurde bereits hingewiesen. Diese Segel miissen nieht immer

SehhekstSrnngen hervorrnfen, sie behindern aber die Einfiihrung yon Vollbougies, wenn es gilt, tiefer gelegene Stenosen zu dehnen. Die Narbenstriinge mfissen dann mittels Stanzen beseitigt werden.

Die unterhalb des Oesophagusmundes sitzenden Stenosen zeigen alle eine i~hnliehe Form der Anpassung. Wenn die Enge immer hoehgradiger wird, dann kommt es zu einer sti~ndig zunehmenden Stagnation der Speisen im prS~stenotisehen Oesophagusabschnitt. Die Muskulatur hypertrophiert , und es gelingt ihr noeh eine zeitlang, die Speisen dureh die Stenose hindurch zn befSrdern. Naeh nnd naeh gibt abet die Oesoph~guswand dem Druek der sieh ansammelnden Speisen naeh und dila- tiert. Charakteristiseh sind die Dilatationen bei Stenosen mit Sitz im obersten Anteil des Oesophagus, welehe einem Divertikel s sehen k6nnen (siehe Abb. 2).

Eine ungewShnliche Form der Anpassung sei ansehlieBend gesehildert. Bei dem Mann liegt die Vergtzung 40 Jahre zuriiek. Damals

Abb. 2 (Erklg~ung siehe Text). versuehte man wegen der Sehwere der zu- riiekbleibenden Vergndernngen - - e s liegen

mehrfaehe Strikturen vor - - eine antethorakale Plastik anzulegen, was abet miBlang. Naeh mehreren Eingriffen am Magen verlor der Pat ient die Geduld und ernghrte sieh spgter naeh einer knrzen Dehnnngsbehandlung anf natiirliehem Wege. Hente finder man im mitt leren Oesophagusbereieh 2 Stenosen. Letztere t re ten besonders anf der Aufnahme im sehrggen Durehmesser gut in Erseheinung (siehe Abb. 3).

Der prgstenotisehe Oesophagusteil ist dflatiert. I m Lanfe der Zeit hat sieh der Pat ient folgenden Sehluekmeehanismus angew6hnt: Naeh Ein- nehmen einiger Bissen wird mehrmals Luft gesehlnekt, wobei mit dem Danmen yon links her ein Druck anf den 0esophagnseingang ausgeiibt wird. Hinter dem R6ntgensehirm sieht man nun, wie sich der an sieh

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Erggnzungen zum Referat.

schon dilatierte oberste Oeso- phagusabschnitt bei jedem Schluck ruckartig wie ein Bal- lon aufbl~ht (siehe Abb. 4).

Wenn nun der Pat ient ghn- lich wie beim VALSALVASchen Versuch prefit, dann entweicht, wenn der Daumen gleichzeitig oben losgelassen wird, die Luft tells nach oben in den Hypo- pharynx, tells t r i t t sic unter Hindurchpressen der Speisen durch die Stenosen zusammen mit letzteren in den Magen fiber. Im Fundus des Magens erkennt man dann die reiehlich angesammelte Luft.

Es handelt sieh hier wohl um einen ungewShnlichen Fall. Er zeigt aber, weleher Anpas- sung die SpeiserShre f~hig ist.

Als weitere sekund~re ana- tomischeVergnderung sei ein Abweiehen des Oesophagus vom Lgngsverlauf genannt. Besonders h~ufig sieht man diese im unteren Dri~tel des Oesophagus (siehe Abb. 5).

Kommt esimVerlaufder nar- bigen Ausheilung einer Oeso- phagusver~itzung zu einer Ver- kfirzung der SpeiserShre, dann weist das Organ nieht mehr den iiblichen Bogen nach links auf, sondern nimmt seinen Ver- lauf en~sprechend der Sehne dieses Bogens. DieVerkiirzung bewirkt dann eineAbknickung. Dieser Knick stellt einen Pr~idi- lektionsort yon Perforationen dar, wenn ohne Faden bougiert wird. Die via falsa wird begiin- stigt, -wenn an der betreffenden

Abb. 3 (Erkl~rung siehe Text).

Abb. 4. (Erkl~ruag siehe Text).

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Stelle noch Ulcerationen vorhanden sind, wie dies hier der Fall war. Die gesch~digte Wand gibt dann schon bei einer geringen Kraf tan- wendung hath. Bei diesem Kinde kam es auSerhalb der Klinik zu dieser Perforation. Man erkennt ein groftes extraoesophageales Kontras tmit te l - depot. Unter Penicillin heilte die Mediastinitis ohne weiteres ab, und das Kind konnte nach Aufbougierung der Stenose geheilt entlassen werden.

Sch]ie$1ich sei noch kurz ein Fall yon Oesophagitis dissicans als Paradigma einer schwersten Ver~tzung ange- ffihrt.

Der Mann t rank versehent- lich Lauge. Am 7. Tag sties sich nicht nur die Hypopharynx- und 0esophagusschleimhaut, sondern auch die gesamte Mus- cularis der Speiser5hre in toto ab (siehe Abb. 6).

Sp~ter stellten sich mehr- fache Strikturen ein, die einc zweij/ihrige klinische Behand- lung erforderlich machten. SchlieI31ich gelang es doch noch, ein derartig weites Lu- men zu schaffen, daft sich der Pat ient wieder in normaler Weise ern/ihren konnte und arbeitsfahig wurde. Als Kom- plikationen machte er neben

Abb. 5 (Erkl~rung siehe Text). dem bereits schon erw~hnten rechtsseitigen Spontanpneu-

mothorax auch eine linksseitige Pleuritis durch. DaB eine Gastrostomie erforder]ich war, ist nicht verwunderlich.

Bei diesen schwerstvcr/~tzten Kranken fehlt spKter jede Peristaltik, da die Musku]atur zerst5rt wurde. Der Oesophagus stellt ein starres unelasti- sches Rohr dar. Die Speisen gelangen durch die T~tigkeit der an der bucco- pharyngealen Phase des Schhckaktes beteiligten Muskulatur in die SpeiserShre und gleiten der Schwere nach in die Tiefe. Ausschlaggebend ist es, daft die Pat ienten wieder ungehindert schlucken kSnnen.

Dieser Fall fiihrt so rech~ vor Augen, wie sich die Prognose im Laufe der Zeit ge~ndert hat. Vor noch nicht allzu langer Zeit s tarben die meisten derartig Ver/~tzten. Heute kSnnen sie mit Hilfe der Antibiotika und Ein- griffe auf dem Gebiet der Thoraxchirurgie gerettet werden. Die Heft-

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Erg~nzungen zum Referat. 309

mittel d/~mmen die sekund~re Entziindung ein und halten damR die Narbenbildung hintan und verhindern unter Umst/~nden die Ausbildung einer hochgradigen Stenose. Heu~zutage haben wir in dem Cortison ein weiteres Mittel in der Hand, welches gleichfalls eine medikamentSse Be- einflussung der l~arbenbildung ermSglicht, wie namentlich Tierversuche erkennen lassen (Bu~IA~q, I~OSENBERG, ]~UI~DERlYIAlq, VROMAlq und

Abb. 6 (Erkl~rung siehe Text).

MOOLTE~ sowie andere). Da aber fiber die Auswirkungen dieses Phar- makons auf den Ablauf der Vernarbung yon anderer Seite beriehtet wird, sei davon Abstand genommen, hier ebeIffalls ausffihr]ich darauf einzugehen.

Literatur.

Bug~N, K.: Mschr. Ohrenheilk. 87, 68 (1953) . - MO~TAN~)ON: Pract. ot. etc. 8, 418 (1946) an Stelle 8, 5 (1940). - - ROSmCBVRG, N., P~. J. KUNDERMAN, L. VgOMAN and S. E. MOOLTE~: Arch. Surg. 63, 147 (1951). - - Berichtigung: Im Schrifttumsnachweis des Referates mull es heiBen an Stelle ERD]~LY: Mschr. Ohrenheilk. 74 (1940):Mschr. Ohrenheilk. 76, 186 (1942).