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Dezember 2007 kost schon wieder nix Stadtmagazin für Wien, Viyana und Beč www.dasbiber.at Exklusiv: Die Marken, die WIR lieben CASH N‘ MARRY Ja, ich will! ... hier bleiben SZENE Balkan andersrum REPORTAGE Wiener beim türkischen Militär mit scharf

mit scharf - dasbiber.at · Fanfare Ciocarlia & Mitsou, Viorica si Ionita, Romica Puceanu & Tony Iordache, Jony Iliev & Band, Taraf de Haïdouks, Jovin Marinkovic Orkestar, Gabil

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Exklusiv: Die Marken, die WIR lieben

Cash n‘ MaRRyJa, ich will! ... hier bleiben

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„haMbuRg, ny oDER haWaII“Von Sermin Kaya und Moritz Schell (Foto)

wer ist er

name:

fatihakin

geboren:

25.august1973

funktion:

vater,ehemann,regisseur,produzent,autor,schauspieler

wurzeln:

seineelternstammenaustrabzon

dresscode:

lässig.sneakers,jeans,t-shirt

leidenschaft:seinsohneminsantiago,fi

lmedrehen

In einem lockeren Collegeshirt und Baggy-Jeans sitzt Fatih Akin entspannt vor uns und nippt an einer Tasse warmem Was-ser. „Man muss viel davon trinken, dann nimmt man ab“ sagt er im Hamburger-Slang. Der deutsch-türkische Regisseur ist aber weniger für seine Diät-Pläne, sondern für seine Filme („Gegen die Wand“ und „Auf der anderen Seite“) bekannt. Fatih ist Sohn türkischer Einwanderer und erzählt ein bisschen aus der großen Welt.

BIBER: Zuerst die Einser-Frage: Was hast du zum Jahresende, Silvester, vor?FATIH AkIn: Das weiß ich noch nicht so genau. Ich schätze, ich werde in Hamburg, new York oder Hawaii sein. Hauptsache, bei der Familie. Du bist in der Türkei eine Art Rockstar. Gefällt dir das?

Beliebt sein ist schön, aber ich will ja mehr, dass meine Arbeit geliebt wird. Doch die meisten Leute in der Türkei kennen meine Filme nicht einmal. Da gibt es Menschen, die mir gratulieren: „Ey, toll dass du den Preis gewonnen hast!“. Doch wenn der wüsste, wofür, würde er das vielleicht beschissen finden.Du produzierst bereits deinen nächsten Film, in einem kleinen türkischen Dorf namens Camburnu. Diesmal geht es um Umweltschutz. Liegt dir das am Herzen?Es ist das Dorf meines Großvaters, welches ich beim Dreh von „Auf der anderen Seite“ kennen- und liebengelernt habe. Aber: das grüne Paradies wird von den Behörden mit dem Müll der ganzen Region bela-gert. Die Dorfgemeinde wird – wenn es keinen Stopp gibt – bald keinen Tee mehr anbauen können und in einer riesigen

Mülldeponie leben müssen. Ich will, dass diese Müllaktion sofort aufhört. Darum mache ich jetzt diesen Film. Es ist quasi wie David gegen Goliath. Mal sehen, was dabei herauskommt.Warum hast du für die Filmmusik Shantel ausgewählt?Ich wollte in erster Linie türkische Musik für europäische Ohren „sanfter“, hörbarer machen. Und ich dachte, dafür sind kazim koyuncu und Shantel am besten geeignet. Und welche Musik hörst du privat, auf deinem iPod?na ja, hauptsächlich höre ich Hip-Hop. Wohl auch, weil ich das als Lebensphilo-sophie verstehe. Auch türkische Hip-Hop-künstler wie Ceza, killer Hakan usw. sind sehr gut. Aber ehrlich, ich höre so ziemlich alles und jeden. Ja sogar klassische Musik, wirklich!

Musical! Die Show, jeden Freitag, 21.15 Uhr, ORF 1

ML_Inserat_207x270.indd 1 28.11.2007 10:47:17 Uhr

3 MIn. MIt bIbER

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out of aut59 CIty-guIDEs: JEDER Muss Mal Raus aus WIEn. DIEsMal DIE tIpps füR

buEnos aIREs, bRüssEl, saRaJEvo unD IRgEnDEIn nEst IM KauKasus

REpoRtagE54 Es MaCht KEInEn sInn, KostEt 5000 EuRo unD DoCh MaChEn

Es pRo JahR hunDERtE WIEnER MIt tüRKIsChEM pass

fEsChn 44 DolCE & gabbana, DIEsEl, boss unD DIE REstlIChE luxusWElt.

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sEIn lIEbstEs vIEtnaMEsIsChEs loKal EssEn gEgangEn.

szEnE34 bIst sChWul, oDER Was? Das outIng DER balKanszEnE 36 paRty-KWatsCh zWIsChEn tEquIla unD DIsKoKugEl38 szEnE-tIpps & EIn sChWabo auf DER ottaKRIngER stRassE

MEInung – MIt sChaRf30 anDERE sChREIbEn übER IntEgRatIon – WIR KEnnEn uns aus.

DIEsMal bERIChtEt gastautoR sEDat pERo übER DIE IRRtüMER DER lInKsIntEllEKtuEllEn

EConoMya & polItIKa19 Kwatsch mit Kanzler gusenbauer über Rapid und den richtigen Dresscode20 Österreichs größte anwaltskanzlei steht auf Juristen mit balkan-background 24 In favoriten gibt’s den größten Jugo-supermarkt26 Karriere-tipps beim bewerbungsgespräch28 Deine Job-Wahl: Dreck wegputzen oder doch lieber den ober-Checker spielen?29 Interview: „Die türken aus dem getto holen“

top-stoRy – MIt sChaRf14 auslänDER? abER nIx aufEnthaltsbEWIllIgung? DER WEg zuM

stanDEsaMt Ist füR vIElE DER EInzIgE ausWEg. abER aChtung: DIE fREMDEnpolIzEI sChläft nICht

Inhalt 03 MInutEn MIt fatIh aKIn06 EDItoRIal08 MaKIng of bIbER10 Ivanas WElt13 tIpp DEs Monats: buCovIna Club & 2 fREIKaRtEn

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EnDlICh MIt sChaRfWien ist eine Einwanderungsstadt. In den Medien merkt man davon viel zu wenig. Von den 500.000 Wienerinnen und Wienern mit Migrationshin-tergrund hört man nur viel zu oft, dass ein Dragan G. eine Bank ausge-raubt oder ein Oktay S. eine arme alte Oma überfallen hat. Damit ist jetzt Schluss. Jetzt kommt biber. Als einziges Stadtmagazin berichtet biber direkt aus den multiethnischen Communitys heraus – und zeigt damit jene spannenden Facetten Wiens, die bisher in keiner deutschsprachigen Zeitschrift zu sehen waren. biber schwingt dabei nicht die moralische Integrationskeule. Unser Team hat seine Wurzeln in allen Teilen des Balkans, der Türkei bis hin zu Brasilien, dem schönen Wien und sogar dem unterentwickelten kärnten. Die Storys sind mit scharf. Wir nehmen uns kein Blatt vor den Mund, atta-ckieren, loben, feiern unsere Leute und nennen Dinge beim namen. kannst kein Deutsch, dann lern’s! Bist du besser als ein Tschusch, dann träum wei-ter! Hier schreibt das Lebensgefühl eines neuen Wiens. Unsere Zielgruppe sind primär Wienerinnen und Wiener der sogenannten zweiten und dritten Generation. Darüber hinaus gibt es biber für all jene, die die Vielseitigkeit unserer einzigartigen Stadt schätzen. biber – die neue Stadtzeitung für Wien, Viyana und Beč gibt’s ab jetzt jeden zweiten Monat 50.000-mal gratis auf der Straße oder in den biber-outlets.

Die Redaktion

Mittlerweile liest‘s scho jeder

IMpREssuMhERausgEbER: Biber Verlagsgesellschaft mbH, Siebensterngasse 23, 1070 Wien. ChEfEREDaKtEuR: Simon kravagna. ChEfICa voM DIEnst: Ivana Cucujkić. REDaKtIon & fotogRafIE: Eser Akbaba, Emina Adamović, Zekiye Atasoy, kasia Baginska, Birgit Bermann, Stephan Boroviczeny, Fernanda Costa dos Santos, karoline Feyertag, Bernhard Gaul, klaudia Dabić, Zwetelina Damjanova, Emanuel Ehgartner, Güney Saritas, Sermin kaya, Lisbeth klein, Simone Leonhartsberger, Benedikt Loebell, Anita Malli, Ivana Martinović, Beni Malajev, Clemens neuhold, Amar Rajković, Petra Rautenstrauch, karin Plassnig, Flo Waitzbauer. fotoChEfE: Moritz Schell. aRt DIREKtIon: Dieter Auracher. lay out: Dieter Auracher, Mehmet Sel. logo: Ender Gülfirat. gastautoREn: Sedat Pero, Oliver Pink. lEKtoRat: Jennifer Bendele. anzEIgEn: Wilfried Wiesinger. gEsChäftsfühRung: Mag. Wilfried Wiesinger, Dr. Simon kravagna. KontaKt: [email protected], [email protected]: www.dasbiber.at. DRuCKEREI: Mediaprint

DanK: Der Biber sagt Hvala und Teşekkür ederim an unseren unternehmerischen Mentor und Freund, Andreas Wiesmüller. Echt scharf ist die Werbeagentur Goldkinder. Biber dankt zudem dem Verein Echo, der das Projekt in der Aufbauphase unterstützt und in die Eigenständigkeit begleitet hat.

Rat. Info. SeRvIce. Recht.

wien.arbeiterkammer.at

Im InteRnetpoRtal deR aK WIen

  Berufsorientierung   Bildungswege mit 14 Jahren  erfolgreich bewerben   Lehrberufe und  Lehrver-

trag   Handy­tarifrechner   Tests und Preisvergleiche  Miete und Wohnbeihilfe   AK FÜR SIE

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12/07MaKIng of biber

Das biber-Teambei der Arbeit

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e m p f i e h l t :

Import Export a la Turka CD

Turkish Sounds From Germany„Import Export à la Turka“ lässt einen neuen Ton in der deutsch-türki-schen Musik erklingen. Musik von Migranten und deren (Kindes)Kinder,wie sie sich in der multikulturellen deutschen Wirklichkeit des Jahres2007 präsentiert. Es ist keine Musik der Parallelwelten, und doch bleibtdie alte Musik der Türkei spürbar. Die Sprachen wechseln, Deutsch ist inden Vordergrund gerückt, aber Türkisch bekommt allen Respekt, den esverdient, ebenso wie die Lebenswelt der Eltern.

FATIMA SPAR & DIE FREEDOM FRIES CD

“ZIRZOP”

Fatima Spar und die Freedom Fries: Das sind heiße, dreckige Grooves undspontaner Spielwitz. Guter alter Swing à la Jungle Style und NewOrleans, Balkan-Brass, orientalischer Pop und nicht elektronische Drum-'n'-Bass-Sequenzen schmelzen im Hochofen der Freedom Fries zu stetsfrisch und feurig servierter Tanzmusik.

PRINCE ZEKA CD

“Maturité”Prince Zeka nennt den von ihm entwickelten Stil Macoul – eine erfri-schend neue Mischung aus Soul, Rap und der Musiktradition Zaïres. DasBesondere an seiner Musik ist die enorme Vielschichtigkeit der Töne undRhythmen: Melodiösen Soul verschmilzt Prince Zeka mit rhythmischenElementen des Rap und der Afro-Beats, er singt und rappt in Französisch,Suaheli, Englisch oder Lingala, und auch Einflüsse aus der RumbaCongolaise – der Musik seines Herkunftslandes – sind deutlich hörbar.

LE BAL DES TZIGANES VOL. 2 D-CDEin grossartiger Ball! Ein gelungener Ball! Le Bal des Tziganes!Eine Doppel-CD mit 30 Gassenhauern! mit Goran Bregovic & His Wedding& Funeral Band, Dona Dumitru Siminica, Fanfare Savale, Mahala Raï Banda Fanfare Ciocarlia & Mitsou, Viorica si Ionita, Romica Puceanu & TonyIordache, Jony Iliev & Band, Taraf de Haïdouks, Jovin MarinkovicOrkestar, Gabil Lunca & Toni Iordache, Ion Petre Stoican. Taraf de Naipu,Stana Selimovic, Eleni Vitali, Shantel, Ivo Papasov Orchestra, Burhan Öçal& The Trakya All Stars, Adrian Minune, Vassilis Paiteris u.v.m.

HARRI STOJKA GIPSYSOUL CD

“Garude Apsa”Harri Stojka will uns damit die Geschichte seines Volkes, der Roma, näherbringen und gleichzeitig auf dessen musikalische Gegenwart hinweisen.In der Überzeugung, dass nur gelebte kulturelle Identität den Weg in einebessere Zukunft weist, schlägt er auf „Garude Absa“ die Brücke zwi-schen den alten Traditionen und der sich ständig verändernden Welt derjungen Roma von heute, in die sich wie selbstverständlich Trip-Hop- undSamba-Rhythmen mischen.

GIPSY.CZ CD

“Romano HipHop”Wie viele Musiker können schon von sich behaupten, die Gründereines eigenen Genres zu sein? Der junge Rapper Gipsy.cz aus Pragkann es, denn er ist der bisher erste und einzige Musiker, der HipHopmit den Melodien und halsbrecherischen Rhythmen der Romaverbindet. Nach vielen Jahren im HipHop-Underground hat er diebesten Roma-Musiker des Landes auf seine Bühne geholt und lässtsich live nun nicht allein von einem DJ sondern auch von Geigen,Akkordeon, akustischer Gitarre, Kontrabass und Cimbalon begleiten.

SHTETL SUPERSTARS CD

Funky Jewish Sounds From Around TheWorldDie Vorstellung, dass eine typisch jüdische Band von heute aus Israelkommt und Klezmer spielt, hat wenig mit der Realität gemein.Die jungenjüdischen Musiker auf „Funky Jewish Sounds …“ spielen Punk und Surf,Ska und Reggae, Hip-Hop und Drum ’n’ Bass, die sie bewusst mit nationa-len Zutaten mixen. Es wird auf Jiddisch gesungen, auf Hebräisch gebrüllt,Englisch oder Russisch gerappt!

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„Wer die Sprache kann,ist besser dran”

> Sprache spielerisch lernen> gratis Kindergarten

> frühere Beratung der Eltern durch die Schule> fairer Schulstart mit eigenen Vorschulklassen

Mag. Katharina Cortolezis-SchlagerStadträtin

www.oevp-wien.at

Ins.Cortlezis207x153 21.11.2007 14:42 Uhr Seite 1

Wisst ihr, ich bin ein echtes Glückskind! Ich gehöre nämlich zu den

Kindern, die Weihnachten immer zweimal feiern durften – immer auch

zweimal Geschenke bekommen haben. Einmal am 24. Dezember und

einmal am 7. Jänner. Ätschipätsch!

Ich hab mir natürlich als 8-Jährige schon so meine Gedanken gemacht,

wieso das eigentlich so ist. In der Schule bastelten wir den ganzen

Dezember über Papp-Nikolos, krächzten „Oh Tannenbaum“ und „Stille

Nacht“. Im Jänner war aber wieder Schluss damit. Evi und Maxi gaben

deppert an mit dem neuen Gameboy und der Babyborn-Puppe. Frechheit,

und ich?! Ich musste immer erst ein paar Tage warten, bis es bei uns

daheim so weit war. An meinem Feiertagschaos im Kopf sind der Julius

und der Gregor schuld. Denn als Papst Gregor XIII im 16. Jahrhundert

den Julianischen Kalender vom Caesar reformierte, blieben manche

orthodoxen Kirchen beim alten Kalender und feiern deshalb mit 13 Tagen

Verspätung das Geburtsfest Christi – eben am 7. Jänner. Irgendwann in

den 90ern beschlossen unsere Eltern, den traurig-fragenden Gesichtern

ihrer Töchter ein Ende zu machen und stellten uns am 24. 12. zwei Bar-

bies unter den Baum. Seitdem versammelt sich zu Heilig Abend unsere

gesamte serbisch-orthodoxe Sippschaft bei Schweinsbraten, Krautsalat

und Spritzer zu einer nicht so ganz besinnlichen „Fete“. „Ist ja nichts da-

bei, wenn wir das Weihnachten von den Österreichern auch feiern. Noch

ein Grund, um das schöne Service aufzutischen!“ pflegt meine Mutter zu

sagen. Na, wenn das nicht von „gelungener Integration“ zeugt...

Und was mich diese Tage sonst noch verzückt hat…..

…..Gülcan. Nicht VIP-Proletenverschnitt VIVA-Gülcan, sondern ne coole

kleine Hopsmaus hab ich im Wartezimmer von Style inn Style Octay- Fri-

seurladen kennen gelernt. Die hatte ihre blaue vierbeinige Esels-Schwes-

ter Zara mit:Gülcan: „Und die kann ur hoch springen soooo weit.“

Ivana: „Wow. Bist du narrisch. Tut sie sich dann nicht weh!?!“

Gülcan: „Nein. Zara ist vorsichtig. Weißt du, sie fährt auch Motorrad.“

Ivana: „Hui. Wie schnell fährt sie denn?“

Gülcan: „Turbogas!! Aber sie ist noch niemals runter gefallen.Weil sie hat

ja auch einen Helm. Schau mal meine Stöckelschuhe.Weisst du, ich bin

schon groß für Stöckelschuhe.“

Ivana: „He, die sind ja voll cool.“

Gülcan: „Ich mach dir jetzt eine Frisur….“

Ivana: „Äääähhmmmm………“

…….Schuhe. Die einen bestimmten, geilen, ewig gesuchten, teuer

bezahlten. Und dann wagt man es in sie zu schlüpfen, bei einem ganz

speziellen, ausgewählten Fest, schreitet graziös und elfenhaft durch die

neiderblasste Menschenmenge zur - nächsten Toilette. Weil diese scheiss

Dinger drücken wie die Hölle. „Was hab ich mir dabei gedacht, als ich sie

gekauft habe?!?!“ Kennt jeder. Alle schon erlebt. Tipp (hab ich von einem

Mann bekommen): hinein in die Gefriertruhe. 1 Nacht. Wieder heraus.

Füße in die Socken. Socken in die Schuhe. Paar Schritte hin, zurück. 15

Minuten lang. Fertig. Schuh um halbe Nummer größer. Danke!

……..Griechisches Joghurt liiiebe ich. Zum ersten Mal in Brighton, Eng-

land im Tesco gekauft, weil der Fraß dort nicht zu ertragen war. Hier im

Merkur, Billa zukaufen. Honig darüber. Mhh.

…….“Keine Schlampe, ich bin eine Prostituierte“. Geniales Lied für die

Hüften. Gehört auf Goran Bregovic’s neuem Album „Goran Bregovic’s

Karmen with a happy end“. Mit viel Tambalamba und opaopa.

IvAnAs WelT FröhlIche WeIhnAchTen

unD hrIsTos se roDI!

In Ivanas WELT berichten biber-Redakteurinnen Ivana Cucujkić und Ivana Martinović über ihr daily life.

von Ivana cucujkic und Moritz schell (Foto)

Willst du für die neue stadtzeitung für Wien, viyana und Bec schreiben, fotografieren oder etwas checken? Wir suchen junge redakteure, die sich für lifestyle, Mode, Autos, sport,

Musik und Politik in Wien interessieren. Geld gibt’s keines – aber dafür macht es spaß, bringt was für den lebenslauf und...

Also, wenn du Wurzeln in Kampala, Tel Aviv, Teheran, Wladiwostok, her-magor oder simmering hast, dann melde dich. Wiener und Wienerinnen

mit türkischen oder serbokroatischen sprachkenntnissen sind besonders willkommen. Journalistische vorkenntnisse oder gar einen uni-Abschluss braucht echt niemand.

schicke uns deine Bewerbung mit einem lebenslauf und beantworte folgende Fragen:

Welche Geschichte mit Wien-Bezug möchtest du bei uns lesen?

Wie würde der Titel dieses Artikels heißen?

Kontakt: [email protected]: www.dasbiber.at

DIChbIbER suCht

„Wer die Sprache kann,ist besser dran”

> Sprache spielerisch lernen> gratis Kindergarten

> frühere Beratung der Eltern durch die Schule> fairer Schulstart mit eigenen Vorschulklassen

Mag. Katharina Cortolezis-SchlagerStadträtin

www.oevp-wien.at

Ins.Cortlezis207x153 21.11.2007 14:42 Uhr Seite 1

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Mit dem Bucovina Club, ist DJ Shantel bekannt geworden. Auch in Wien findet der Club regelmäßig statt. Dabei kann es ganz schön zugehen. Wenn Shantel seine Remixes auflegt, kocht die Masse bis auch die letzte Flasche Vodka geleert ist. Sein Al-bum Disko Partizani ist im Herbst erschie-nen. Biber-Redakteurin Anita Malli hat den Mann mit der Pelzhaube interviewt.

BIBER: Du wirst ja als „King of Balkan Pop“ bezeichnet. Bist Du auch Balkan?SHAnTEL: Ja, das ist ein amüsanter Titel. Meine Familie mütterlicherseits stammt aus dem rumänischen Teil der Region Buko-vina, das ist aber geographisch betrachtet nicht Balkan. Geboren bin ich in Deutsch-land und das ist bestimmt nicht Balkan. Trotzdem bin ich als kind mit diversen Einflüssen aufgewachsen, meine andere Großmutter lebt z.B. in Griechenland und dort ist und war immer alles Balkan. Man könnte also behaupten, Balkan steht eher für ein Lebensgefühl. Ein kontinentaleuro-päisches Gefühl, das verschiedene Einflüsse, kulturen, nationalitäten und Religionen scheinbar friedlich vereint. Leider sieht die

Realität oft anders aus. Sprechen wir also vom Mythos Balkan.Bist Du trinkfest?Viele denken ich bin der king of Vodka! Aber ganz im Gegenteil, ich bin überhaupt nicht trinkfest, möchte es auch nicht sein. nach ein, zwei Gläsern werde ich immer ziemlich albern und dann reicht es mir auch.Wie wird Deine Musik am Balkan, in Osteuropa aufgenommen?Das läuft im Prinzip ähnlich wie hier, es gibt sehr positive Reaktionen – mittlerweile gibt es von Disko Partizani eine serbische/kroatische/bosnische/ griechische und türki-sche Version. natürlich gibt es auch kritik, das finde ich nur gesund. nur gelobt zu werden ist unsexy.Woher hast Du die Kappe mit der Du im-mer auftrittst? Legst Du die auch Mal ab?Das ist meine Tarnkappe, die ziehe ich nur auf der Bühne an. Manchmal, wenn es mir zu heiß wird, lege ich sie auch ab. Das ist dann etwas ganz besonderes. Jeder der mich dann ohne Mütze – sie stammt übrigens aus Antwerpen, Belgien – trifft, den lade ich auf eine heiße Schokolade ein.

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Abshaken mit biber� Karten fürs Konzert� mal die cD Disko PartizaniWas musst machen? schick uns ein Mail an [email protected]

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GIMPAs suPerMArKTErdbergstr. 84-861030 Wien

hAnDyshoP KArDInAlneTHainburgerstr. 40/101030 Wien

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MaRRyCash n‘

Ausländer? Aber nix Aufenthaltsbewilligung? Der Weg zum standesamt scheint für viele der einzige Ausweg. ob aus liebe, Freundschaft oder gegen Geld – es findet sich sehr oft eine rot-weiß-rote Par-tie. eheleute haben biber ihre heiratsgeschichten erzählt.

5 sec. story

Viele Ausländer und Ausländerin-nen heiraten, um eine Aufenthalts-genehmigung zu bekommen. Vie-le Österreicher sagen dazu Ja: Aus Liebe, aus Freundschaft oder wegen ein paar Tausend Euro. Aber Achtung: „Scheinehen“ sind strafbar. Und die Fremdenpo-lizei kommt in der Nacht, um im Ehebett nach dem Ehepartner zu suchen.

Von Dragana Heiratović (Name von der Redaktion geändert) und Moritz Schell (Fotos)

„Ich wollte im Boden versinken. Das Theater vor dem Standes-beamten war so peinlich“, beschreibt nevena ihre Hochzeit vor drei Jahren. Sie und ihr Freund waren damals schon vier Jahre zusammen gewesen. Sie lebte in Wien, er in Serbien. Wollten sie einander sehen, musste sie die koffer packen, weil Luka so selten ein Touristenvisum bekam. Er war noch in Ausbildung, 20, keine feste Arbeitsstelle. Das alles waren für die Behörden Indizien, dass Luka nicht nach Serbien zurückreisen würde.

nevana konnte aber nicht ständig „unten“ abhängen. Die 28-Jährige hatte einen Job in Wien – die acht Stunden Busfahrt für einen Wochenend-Trip nach Belgrad waren doch zu anstrengend geworden. Eine praktische Lösung fand nevenas Vater. „Heiratet doch! Dann könnt ihr euch treffen wann ihr wollt,“ sagte er. „Ich hab nur blöd geschaut. Mein VATER schlägt mir ne Scheinehe vor.“

Aus lIeBeUnd dann standen die beiden da. Vor dem Standesbeamten in der rot-schwarzen kutte. Sie in nadelstreifenhose, weißem knopfpull-over und schwarzen Stiefeletten. Er in brauner kordhose, schwarz-weiß gestreiftem Hemd – das ganz Schwarze hatte ihrer Mutter nicht gefallen – und wie immer unrasiert.

Ihr Onkel ihr Trauzeuge, ihre Tante seine Trauzeugin. Hoch-zeitsgäste – ihre Eltern. „Wir wollten nicht, dass irgendwer davon erfuhr. Meine Omas wissen es bis heute nicht“, so nevana.

Die Zeremonie bezeichnen beide als Lachnummer. „Ich hab das Gefühl gehabt, es würde uns auf der Stirn stehen: Achtung Schein-ehe!“ nach der kühl gehaltenen Rede, dem peinlichen kuss, den

mit

scharf

Fotos: Moritz schellAssistenz: Armin PavlikMakeup&haare: Alma Totic / perfectpropsstyling: Andrea Gergely / perfectpropsModels: Flo Waitzbauer, Ivana nikoliclocation: club „Wirr“, Burggasse �0, 10�0 Wien

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sie wiederholen mussten, weil der Fotoapparat nicht funktionierte, war es dann „endlich“ vorbei.

Übrigens: „Wir sind noch immer verheiratet. Luka ist mit-tlerweile hier und am 5. Jänner feiern wir jedes Jahr spaßeshalber Hochzeitstag!“ schmunzelt nevena. Die Frage, ob sie sich schei-den ließe, wenn es aus sein sollte, beantwortet sie klar mit nein. „Wieso denn. Ich hab die Staatsbürgerschaft. In 2 Jahren kann er sie auch beantragen und hat dann für sich ein sicheres Fundament fürs Leben. Wieso denn nicht?!“

So reibungslos sich für nevena und Luka der Weg noch vor ein paar Jahren zum Standesamt gestaltet hat, so restriktiv ist das Fremdengesetz seit 2006 geworden. Demnach kann der aus-ländische Ehepartner nicht mehr wie bisher in Österreich seine niederlassungsbewilligung beantragen, sondern muss dafür zurück ins Heimatland.

Auch österreichische Eheleute bleiben bei nachgewiesener Scheinehe nicht mehr straffrei. Selbst Freundschaftsdienste, also „Aufenthaltsehen“ ohne Bezahlung, werden mit Geldstrafen ge-ahndet. Gibt der Staatsbürger alles zu, drückt aber auch die Polizei ein Auge zu; die Ehe wird für nichtig erklärt und Luka würde in diesem Fall abgeschoben.

Aus FreunDschAFTRomana, 31, hat auch geheiratet. „Es war die einzige Möglichkeit hierzubleiben.“ Die Studentin aus Banja Luka hat 2005 an der Uni Wien Pharmazie inskribiert, nachdem sie in ihrer Heimat zu-vor studiert hatte. Die instabile Wirtschaft ihrer Heimat, steigende Uni-Gebühren über 1000 Euro pro Jahr und korrupte Professoren ließen sie vor 2 Jahren den Schritt ins Ausland wagen.

Sie ist nach Österreich gekommen, um zu bleiben. nur wie das gelingen sollte, wusste sie nicht. „Ich wollte auf keinen Fall heira-ten“, weil sie diese „lästigen“ kontrollen der Fremdenpolizei nicht über sich ergehen lassen wollte.

Romana bezeichnet Österreich als eine Festung, in die nur jene hineindürfen, die schon drinnen sind. „Du darfst studieren, aber nicht arbeiten und musst gleichzeitig 6000 Euro auf dem konto für dein Visum liegen haben. Absurd!“ beklagt sie die Bedingun-gen für ausländische Studenten in Österreich, die nach EU-Recht zumindest 10 Wochenstunden arbeiten dürfen. „In Österreich wird da so ausgelegt, dass nur für eine geringfügige Beschäftigung eine Erlaubnis erteilt wird, also maximal 241 Euro pro Monat“ erklärt Peter Marhold von helping hands. Aber auch dafür gibt es keinen Rechtsanspruch – wenn das AMS keine Beschäftigungsbe-willigung erteilt, ist unselbständige Arbeit illegal.

Doch dann trifft Romana eines Morgens Robert, 34, in der Chemie-Vorlesung; sie werden Freunde. nach einem Jahr stellt sie ihm die Frage aller Fragen und bietet ihm Geld, „so viel er will“. Aber er lehnte ab: das Geld. Stattdessen teilen sie seitdem Woh-nung, Urlaub, Autokosten, kredite und viele Freunde – Polizei hat noch immer keine an der Tür geklopft.

Eine gemeinsame Wohnung, ähnliches Alter und keine An-zeige von nachbarn geben der Fremdenpolizei wenig Grund zu Ermittlungen. Jährlich überprüft eine Sondereinheit rund 2000 Ehen in Österreich. 2005 wurden von den Behörden 168 Ehen zu Scheinehen erklärt, da sie nur „zum Zweck des Aufenthaltes eines Fremden“ geschlossen wurden. Bei ihrer Arbeit gehen die Beamten nicht zimperlich vor.

Von Ivana Martinović

Ich bin so ein Vogel, der Ge-schichten über Schicksale mag-netisch anzieht. Wenn ich jetzt anfangen würde, alle Beispiele aufzuzählen, die ich so über Scheinehen kenne, würde ich bis übermorgen hier sitzen.

Rechtlich gesehen sind Scheinehen ja nicht o. k. Demgegenüber steht das Recht jedes einzelnen Menschen auf Existenzkampf. Jeder schaut, wie er überlebt, und aus seinem Leben das Beste macht. Und dann gibt es diese gesetzlichen Schranken.

Wenn ich denke, wie viel Leute sich zum Schein ehelichen, kommt mir der

Gedanke: „Oh Gott, wohin führt denn das?“ Aber wenn ich die Leute persönlich kenne, wünsche ich mir das Beste für sie. Auf einmal ist es gut, dass sie es so geschafft haben, eine Aufenthalts- und Arbeitsbe-willigung zu bekommen. Aber welches Recht ist recht?

Da stellt sich die Frage: Hätten meine Eltern mein Heimatland verlassen, wenn die Lebenssituation dort besser gewesen wäre? Wann ist die Lebenssituation erträglich? Und lassen sich nicht nur viele vom westlichen Glamour der „Ösi-Ausländer“ blenden, die mit ihren tollen Autos jedes Jahr „runterfahren“ (auch wenn’s auf kredit genommen

wurde)? Sollte man also die Lebenssituation in den Her-kunftsländern fördern, um den Ansturm von Menschen ins Land zu „verhindern“? Oder denken viele, dass es irgendwo anders besser sein muss?

Ein Bekannter von mir ist von Bosnien nach Wien gekommen, um zu studieren. Er hat mit 23 Jahren bereits seinen Magister für Biochemie gemacht und muss jetzt wahr-scheinlich zurückgehen. Das heißt: Man ließ ihn jahrelang hier, er hat ums Überleben ge-kämpft, sich an die Umgebung gewöhnt, Leute kennengelernt ... und hat an so ziemlich jede Behörde geschrieben, um zu bitten, dass er auf legale Weise

eine Arbeitsbewilligung wegen des abgeschlossenen Studiums bekommt. Sogar dem Bürger-meister hat er geschrieben. nO CHAnCE! keiner antwortete, und er meinte zu mir: Tja, bin zwar immer ehrlich gewesen, aber wenn es andere machen, sollte ich es vielleicht auch ma-chen? Was wird er wohl damit gemeint haben?

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„bester blog-Beitrag“ www.dasbiber.at

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„Ich BesITze ABer KeIne

GolDKeTTe“

GeGen GelDFünf Mal hat die Polizei bei Suzana, 21, mitten in der nacht geklopft. Um immer dieselbe zweite Zahnbürste, Sportschuhe in Größe 46 und Rasierschaum zu finden. Es sind Gorans Sachen. Goran, 26, ist vor zwei Jahren aus Bulgarien nach Österreich gekommen, wie, „sag ich nicht“. In Sofija hat er zwei minder-jährige Brüder zurückgelassen, für die er sorgen muss, denn „es geht nicht nur um mich. Ich muss die kleinen finanzieren. Mei-ne Eltern sind tot. Meine Großeltern sind arm und alt.“ Freunde ermöglichtem ihm die „Einreise“ nach Österreich, wo er wenig später „die Gelegenheit“ auf eine niederlassungsbewilligung mit Suzana gefunden hatte. Es war zwar recht teuer, so der 26-Jäh-rige, denn weibliche Staatsbürger seien teurer als Männer, um den Preis „ließ sie aber mit sich reden“, lässt der Ost-Schönling grinsend erahnen. Geeinigt haben sie sich auf 10.000 Euro, sagt Goran. 3000 auf die Hand, 2000 nach dem dritten Visum, den Rest in monatlichen Raten.

AnzeIGe„Ich weiß, wer uns verpfiffen hat“, sagt Goran. „Aber das zahle ich ihm zurück.“ Verraten von Bekannten, bekräftigte sich der Verdacht auf eine Scheinehe durch seine Abwesenheit bei den nächtlichen kontrollen. „Aber ich arbeite eben nachts. Was soll ich machen!“, redete Goran sich raus. Drei Befragungstermine waren durchzustehen. Getrennt voneinander und gleichzeitig, damit der andere nicht einsagen konnte. Irgendwie haben es die beiden geschafft: „Mich kriegt hier niemand mehr weg!“ sagt Goran trotzig.

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scharf KWatsCh MIt guzI

Wenn es Bundeskanzler Alfred Gusenbauer mit nikola sarkozy, Angela Merkel und den restlichen Politikern zu fad wird, dann kwatscht er mit biber über Fußball, den richtigen Dresscode und die neuen landessprachen in österreich.

BIBER: Herr Bundeskanzler, die EM steht vor der Tür. Und alle jammern über die National-Elf. Spielen Sie Fußball?ALFRED GUSEnBAUER: Das hab ich früher gemacht, in meiner Jugend – beim ASk Ybbs. Welche Position? Ich war Vorstopper. Da ist es immer wich-tig, den Druck nach vorne zu machen.Und wann ist Abseits?Wenn ein Angriff vorgetragen wird, dann darf der erste Mann der angreifenden Mannschaft nicht weiter vorne sein als der Gegner – anders gesagt: der Spieler, der angepasst wird, darf nicht beim Zeitpunkt des Passes hinter dem letzten Feldspieler der verteidigenden Mannschaft stehen.Sie haben das viel schneller erklärt als Veli Kavlak von Rapid im biber-Interview. Aber das liegt vielleicht daran, dass er Fußballer ist.kavlak ist aber ein guter Spieler.Ja, finden Sie? Was halten Sie vom Rest der Mannschaft?kavlak ist Rapidler. Und Rapid ist die beste österreichische Mannschaft, davon bin ich überzeugt. Leider haben wir heuer so viele Punkte ziehen lassen.Woran liegt das?Es gab einfach zu große Leistungsschwan-

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kungen.Was halten Sie von ÖFB-Team?Entscheidend ist, zum Zeitpunkt des Tur-niers in Form zu sein. Es hilft gar nichts, vorher fünf oder sechs tolle Ergebnisse zu liefern und es dann nicht zu bringen. Ich kann mich an die WM 1990 in Italien er-innern. Da sind wir mit soolchen Muskeln hingefahren und dann war nix.Glauben Sie an eine Überraschung?Also, wenn Österreich die erste Runde überlebt...Sind Sie waschechter Österreicher?Alle Vorfahren die ich kenne, sind aus niederösterreich. Der name Gusenbauer kommt wohl vom Bauern an der Gusen.Wird es bald auch einen Herrn Gusenbauerić geben?Wieso nicht. Es ist doch so, dass viele „waschechte“ Österreicher einen Migra-tionshintergrund haben. Denken Sie an Franz Vranitzky, Ferdinand Lacina und so weiter. Es gab immer wieder Migrations-wellen. Wann ist für Sie jemand voll integriert?Voll integriert ist, wer alle Chancen wahr-nehmen kann, die dieses Land bietet. Dazu gehören aber auch eine gewisse Beherr-schung der Sprache sowie die Achtung der Grundprinzipien unseres Staates, der auf

Rechten und Pflichten basiert.Ist die Türkei reif für die EU?klar ist, dass es eine Reihe guter Reformen gibt. Aber momentan ist es so, dass weder die Türkei reif ist für die EU noch die EU reif für die Türkei. Wir haben ein Video auf www.dasbiber.at gestellt, wo sie mit ihren Englisch-kenntnisse glänzen. Französisch, Spanisch und Italienisch sprechen Sie auch. Aber beherrschen Sie die neuen Sprachen Ihres Landes – Türkisch und Serbokroatisch, Herr Bundeskanzler?Äh, nein – leider nur einige Brocken.Die da wären?Dobre den! (heißt aber richtig: dobar dan „guten Tag“ – Anm. d. Red.)Wissen Sie wo die Balkanstraße ist?Balkanstraße!?!? Es gibt in Wien eine Balkanstraße? na, da frag ich mal meine Tochter. Das ist die Partymeile auf der Ottakringer Straße. Im biber können Sie drüber lesen.Vielleicht geh ich ja mal dorthin. Aber passen Sie auf Ihren Dresscode auf: Sneaker, Goldkette und Gel.Ich besitze aber keine Goldkette.9,90 Euro beim H&M!Danke für den Tipp.Und wir danken fürs Gespräch!

Interview: Eser Akbaba, Ivana Cucujkić und Kasia Baginska (Foto)

Biber-Wiki„Schein“- oder „Zweck“-Ehen sind kein neues Phänomen. Schon die Habsburger handelten nach dem Grundsatz „Tu felix Austria nube“ („Du glückliches Österreich heirate“) und machten lieber durch Zweckehen als durch Eroberungen Österreich zur Groß-macht. Auch Deutschen, die vor dem naziregime flüchteten und im Ausland Schutzehen eingingen, wurde kein Vorwurf gemacht. Dasselbe in der DDR: Bürger Ost-Deutschlands heirateten oft Bekannte aus dem Westen, um in die Freiheit zu gelangen.

Infos, Tipps und Tricks bei:www.helpinghands.at www.�ung.at/traudichwww.oesterreicher.org

Buch: Dertinger, Antje: schenk mir Deinen namen, Dietz, Bonn, 1���.

Was eheleute laut Polizei wissen sollten:seit wann sind sie verlobt und wer hat den heiratsantrag gemacht? Wer waren die TrauzeugInnen? Wie und wo wohnen sie?Wer übernimmt welche Aufgaben im haushalt?Wie heißen die eltern und Geschwister des jeweils anderen?Tagesablauf, z. B. Tee oder Kaffee zum Frühstück? hausschuhe? Wann haben sie das letzte Mal gestritten?Welche Farbe haben die Fliesen im Bad?

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Es ist eine der ersten Adressen für internationale Investoren in Mittel- und Osteuropa: 1010 Wien, Schubertring 6. Dort residiert in edlem Ambiente Wolf Theiss, Österreichs größte Anwalts-kanzlei. Mehr als 200 Top-Juristen, Sekretärinnen und Assistenz-kräfte sorgen hier und in den Partnerbüros in Belgrad, Bratislava, Bukarest, Sarajevo, Laibach, Prag und Tirana dafür, dass auch die größten Deals reibungslos über die Bühne gehen. So nebenbei managte die kanzlei auch den Verkauf der Bawag an den US-Fonds Cerberus. Auf dem Balkan spielt die Wiener kanzlei in der internationalen Liga und hat einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der harten konkurrenz: Wolf Theiss beschäftigt auffällig viele Mit-arbeiter mit ex-jugoslawischem Background. Sie sind als kenner von kultur und Sprache die besten Balkan-Experten. Der biber hat sich die karriere-Wege einiger Mitarbeiter angeschaut (von links nach rechts):

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Internationale Firmen, die am Balkan mitspielen wollen, setzen auf qualifizierte Mitarbeiter mit Jugo-Background.

Balkan-Bonus: Die größte Anwaltskanzlei öster-reichs setzt auf Top-Juristen und Assistenzkräfte mit ex-jugoslawischem Background.

Von Emina Adamović und Stephan Boroviczeny (Foto)

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Andrej Živanović, geboren 1978 in Bjeljina, Bosnien und Herzegowina, kam mit 11 Jahren nach Österreich. Hier besuchte er zunächst die Schule. Danach studierte er Jus in Graz: „Ich habe mir gedacht, so lerne ich auch Ös-terreich besser kennen“, sagt Andrej. Der Rechtsanwalts-anwärter betreut vorwiegend österreichische Unternehmen. Er beherrscht fünf Sprachen – Serbokroatisch, Deutsch, Englisch, Französisch und Slowenisch – diese setzt er im Bereich der Übersetzung, kooperation und Abschluss von Verträgen ein.

Dubravka Grujić, Anwältin und Partnerin bei Wolf Theiss seit 2005, kam 2004 nach Wien. Sie ist in der kanzlei im Managementbereich für wirtschaftliche kooperationen mit kroatien zuständig. Die Top-Juristin war schon in new York, London (European Bank for Reconstruction and Development) und Rom tätig, bevor sie nach Wien kam.

Sunita Skrijelj ist 1981 in Österreich geboren und aufgewachsen. Als Ange-hörige der 2. Generation wuchs sie mehrsprachig auf. Sie ist seit fünf Jahren bei Wolf Theiss an der Rezeption tätig. Ihr Zustän-digkeitsbereich liegt in der Betreuung von klienten und in der Organisation. Ihre Sprachkenntnisse helfen gerade beim Emp-fang von klienten und Verhandlungspartnern die Ostkompetenz der Wiener Anwaltskanzlei hervorzu-heben. Sie ist derzeit auch Studentin der Internationa-len Betriebswirtschaft.

Estera Stojanović ist in Bregenz aufgewachsen. Ihre Eltern stammen aus Ex-Jugoslawien. In Wien begann die schlagfertige Vo-ralbergerin Jus zu studieren und ging recht bald zu Wolf Theiss. Hier ist sie haupt-sächlich als Übersetzerin in der Telefonzentrale und als Schlüsselassistenzkraft für Balkan-Deals tätig.

Boban Aleksandar Po-dankov ist 1979 in Wien geboren. nach seiner HAk-Ausbildung besuchte er ein EDV-kolleg, wo er zum Hardware- und Software-Spezialisten ausge-bildet wurde. Im Unter-nehmen ist er vorwiegend als IT-Experte tätig und nutzt unter anderem auch seine Sprachkenntnisse in Deutsch, Englisch und Serbokroatisch.

Tanja Cukon kommt aus Pula, kroatien, wo sie 1978 geboren wurde. Sie studierte in Zagreb und ist seit 2006 in der kanzlei als kroatien-Expertin tätig. Die Rechtsanwaltsanwär-terin spricht vier Sprachen, neben Deutsch und kro-atisch auch Englisch und Französisch. Im Unterneh-men ist sie die Ansprech-person für deutsch-öster-reichische Firmen, die mit kroatien zusammenarbei-ten. nach Wien kam die kroatin 2003 „wegen der Liebe“.

nataša Majstorović, gebo-ren 1979 in Banja Luka, Bosnien und Herzegowina, ist Rechtsanwaltsanwär-terin bei Wolf Theiss. Die Juristin unterstützt das Team bei vielen Österreich-Balkan-Connections. Sie kam vor acht Jahren nach Österreich, studierte in Graz und war neben ihrem Jus-Studium beim Bosni-schen konsulat in Graz und bei der OSZE als Überset-zerin tätig.

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„gutE planung – gutEs gEsChäft“

WER pRofItIERt voM „ChRIstKInD“?Geht es nach dem Consulter Regi-oPlan, kann sich der Handel heuer auf ein lukratives Weihnachtsge-schäft einstellen: Im Vergleich zum Vorjahr ist mit einem Umsatz-plus von knapp drei Prozent zu rechnen. Unterm Strich soll das Geschäft mit Geschenken den kaufleuten allein im Dezember zu-sätzlich 1,65 Milliarden € bringen - das wären rund 38 Prozent mehr als in einem Durchschnittsmonat.

Doch wer sind die Betriebe, die am meisten profitieren? Es sind die großen Handelsketten und Betreiber der Einkaufcenter. Sie sind es auch, die traditionell vor Weinachten die Sonntagsöffnung fordern, weil sie glauben davon noch mehr zu profitieren. Doch sie vergessen dabei eines: Die konsu-mentInnen können jeden Euro nur einmal ausgeben; egal an welchem Wochentag!

Aus unserer Sicht ist eine Sonn-tagsöffnung nur dann akzeptabel, wenn ausschließlich Einperso-nenunternehmen oder kleine Familienbetriebe ohne jegliche Form von Fremdbeschäftigten auf-sperren dürfen. Dann hätten die kleinsten einen Vorteil gegenüber den großen Handelketten und würden sich ein größeres Stück vom vorweihnachtlichen kuchen abschneiden!

LAbg. FRITZ STROBLPräsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes Wien

neo-unternehmerin hülya Basaran hat in der Wiener city ein hippes Modegeschäft eröffnet. Der sozial-demokratische Wirt-schaftsverband hat die Tipps dafür gegeben.

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Jung, dynamisch, tough, sympathisch. Das sind wohl die ersten Attribute, die man mit Hülya Basaran verbinden würde. Die 38-jährige Geschäftsfrau aus Deutschland zog mit ihrem Sohn nach Wien, um als erste weibliche, türkische Schlüsselkraft für die Stadt Wien eine Studie zum Thema der Erhöhung der Schulbereitschaft von Migranten-kindern zu schreiben. Eine edle Damenboutique mitten im edlen ersten Bezirk. Wieso sie sich neben allen Mode-metropolen gerade Wien ausgesucht hat, erklärt Frau Basaran: „Wien ist in Sachen Mode eben noch eine echte Herausforde-rung!“ Die diplomierte Pädagogin pendelte stets zwischen Deutschland und der Türkei. In Ankara geboren, verbrachte sie ihr kind-heit und Schulzeit in Stuttgart, um später wieder in Ankara zu studieren. In Istanbul eröffnete sie drei zweisprachige kinder-gärten für türkisch- und deutschsprachige kinder, die in der 17-Millionenstadt als erste bilinguale kindergärten sofort großen Erfolg erlangten. nach Fertigstellung der Studie gründete Hülya Basaran in Wien eine Firma für Unternehmensberatung mit dem Schwerpunkt Migration, Integration und Pädagogik. Zu diesen Themen lehrt sie als Dozentin auch an den Pädagogischen Instituten (nun an den Pädagogischen Hochschulen) der Stadt Wien und des Bur-genlandes. Bereits 2005 kam ihr die Idee zur Gründung von Basaran Line: „Mein Ziel war es immer, eine Brücke zwischen Menschen zu sein. Zwischen kulturen,

Traditionen. Das kann Mode sehr gut.“ Doch eine gute Idee allein reicht nicht für wirtschaftlichen Erfolg. Ausschlaggebend sind gerade in der Startphase ein gutes kon-zept, ein Business-Plan und die richtigen Informationen über Förderungen. „Vor allem junge Menschen stellen sich eine Unternehmensgründung oft zu einfach vor. Das braucht viel Zeit.“ Zudem braucht gerade ein kleines Unternehmen viel Hilfe, um über die bürokratischen Hindernisse zu kommen. „Am Anfang wollte ich fast auf-geben, weil die bürokratischen Hindernisse fast unüberwindlich schienen. Die interna-tionale Einstellung muss bewusster gemacht werden, denn so manche Beamten in den Wiener Behörden bräuchten mehr inter-kulturelle kompetenz“. Dann habe ihr aber Akan keskin vom Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband geholfen und sehr gut beraten. „Gute Tipps helfen am meisten“, sagt die Geschäftsfrau rückblickend und empfiehlt jedem kleinunternehmer, nicht ohne die Serviceleistungen und Ratschläge vom Wirtschaftsverband loszulegen. Hülya Basaran sucht für ihre kundinnen zwei Mitarbeiterinnen, von denen sie „gute Englisch- und Deutschkenntnisse, soziale Intelligenz und 8–10 Jahre Berufserfah-rung“ erwartet. Seit 22. november kann sich jede Wienerin von den exklusiven Stücken aus Italien, England und der Tür-kei überzeugen, die es sonst in Wien nicht gibt. „Was ein Wiener nicht kennt, das isst er nicht. Aber mit entsprechendem Stil und Qualität wird mir das dennoch gelingen.“

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Smoki, noblice, Fructal, Eurokrem, Cipiripi, Cockta, Munchmallow, Euroblok, Čajna, Vaj-krem, Vegeta, Jaffa, knjaz Miloš und kajmak. nein, bei dieser Aufzählung handelt es sich nicht um skurrile kindernamen verrückter Hollywood-Stars.

Das sind viel mehr Fruchtsäfte, mit Orangengelee gefüllte kekse, Gewürze, dicke schwarz-weiße Schokoriegel, Erdnussflips und käseaufstriche, die jeder Goran und jede Slavica in Wien kennt und in der kindheit gegessen hat.

Es handelt sich bei eben Angeführtem um das Produktsortiment des „ersten Balkan-Supermarktes Österreichs“, so zumindest behaupten die Besitzer. Und die haben recht. Exotische Reisnudel-Geschäfte und Soja-Ing-wer-Saft-Shops aus dem Weißbrot-Bobo-Be-zirken* kennt eh schon jeder.

Mit dem Sofra-Market hat in der knöll-gasse 19–21 der erste Supermarkt geöffnet, der ein breites Sortiment an Produkten aus den Balkanländern bietet. Von der bosni-schen Presswurst und Cola-Cockta made in Slovenia, bis zu den berühmten Plazma-kek-sen aus dem Hause Bambi, mit denen jedes Balkanbaby groß und stark gefüttert wurde, ist hier alles zu haben, was der nostalgische In-Ausländer**-Gaumen begehrt.

Jami und zlatna Džezva sind die exklusivprodukte des neuen Balkan-supermarkts in Wien: Wer die beiden Marken net kennt is sicher ka Jugo!

Von Eser Akbaba, Ivana Cucujkić und Benedikt Loebell (Fotos)

balKan IM supERMaRKt

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InWienhatdergrößteBalkan-Su-permarktauf-gesperrt.DerLadenheißtSofraMarket.Hiergibtesalles,wasdasJugo-Herzbe-gehrt.Knöllgasse19-211100Wien.

Die Tage, als der Gastarbeiter am Ende der Sommerferien Omas eingelegtes Winter-gemüse, selbst geräucherten Speck, 300 Eier, tiefgekühlte Schweinebäuche und Liter an hausgemachtem Schnaps und Wein in dem viel zu kleinen kofferraum über die Grenze schmuggelte, sind nämlich auch gezählt.

Denn für die gute alte Hausmannskost machen sich längst nicht mehr viele die Mühe und fahren extra „runter“. Diesen Trend hat auch Sofra-Inhaber Armin Reda erkannt, der ursprünglich nur einen Pita-Laden (Burek, Börek = Blätterteig mit käsefüllung) gründen wollte: „Rund 95 Prozent meiner kunden sind Serben, Bosnier oder kroaten.“ In kundenfreundlicher Weise befindet sich Sofra-Market deswegen mitten im Zehnten.

Dort findet man auch die berühmt berüch-tigtsten Hauptmarken Bosnia Food (Gemüse-konserven), Brajlović (Fleischware) und Milly (Milchprodukt). Die Marke Jami (Pita) und Zlatna Džezva (kaffee) sind die Exklusivmar-ken des Sofra-Markets, wer die net kennt is eindeutig ka Jugo!

* intellektuelle österreichische Grün-Wähler aus dem 7. Bezirk mit Hang zu übertriebener Toleranz zu allem.

** Modeausdruck für Ausländer mit österreichischer Staatsbürgerschaft.

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Isst Du DIEsE MIt so:1. zeljanica: ne Art Teigstrudel mit kraut, so wie Spinat- und weissem käse. Wunderbar mit Sau-ermilch oder Joghurt! kann man mit Börek vergleichen.

�. lane: Im Original heisst das Plazma keks, bitte schön! Löst bei Balkan-kids wonnige nostalgiege-fühle aus wie bei den Österreichern der Gedanke an Cordoba! Der klassiker löffelt sich mit Milch. Torten aus Plazma sind ein Muss auf Geburtstagen. Die mit Plazma gefüllten Palatschinken mit Eurok-rem und Bananen dürfen auch auf keiner Speisekarte fehlen!

�. vajkrem: Vom Fettgehalt zwar ein Leichtgewicht zum Schmalz-brot, schmeckt aber genauso undefinierbar, irgendwie gut. Fehlt trotzdem in fast keinem kühl-schrank.

�. cockta: Ist eine Frage der Ideo-logie. So wie Pepsi oder Cola. Die einen können’ s nicht ausstehen, andere lagern es im keller. Ein reines kräutergetränk, natürlich gesüsst und JA!- es schmeckt 1000 Mal besser als Cola!!!!!!!!!

�. Munchmallow: Süsse glasierte Schaumhaube auf festem Schoko-kuchen. Mampf mapf bis zum letzten Munch.

�. suho Meso: heisst trockenes Fleich. In nicht zu feine Scheiben mit Omas kuhkäse, Gurkenstan-gen und Tomaten auf den Teller anrichten und mit einer ljuta (so wird Schnaps bezeichnet „scharf“) eine Meze (Imbiss) zelebrieren.

�. Ajvar: Wenn’s unbedingt ve-getarisch sein muss. Eine pürierte Gemüsemasse mit Paprikapulver, Öl und Gewürzen verfeinert. Aufs Brot schmieren, njam. Oder auf moderne kochkultur „haut-cousi-niert“: erhitzen und bapp auf die Bio-Tintenfisch-Pepperoni-Taglia-telle-Parpadelle.

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Der Karrieren-KURIERBrauchst du Arbeit, liest du KURIER –

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KURIER_Biberkarr_135x414 23.11.2007 12:50 Uhr Seite 2

Würde hinter dem Schalter in der Bank eine Frau mit kopftuch meine Zahlscheine entgegen nehmen, ich wäre aus dem kon-zept gebracht. Aufgewachsen in einem Multi-kulti-Bezirk, liberal erzogen und mit vielen nationalitäten in der klasse gewesen, glaube ich, weder Vorurteile noch Berührungsängste zu haben – und wäre trotzdem irritiert. Das käme wohl allein davon, dass das Bild einer Muslimin in meiner österreichischen Hausbank kein

gewohntes ist. Eines, über das ich in mei-ner Sozialisation nie gestolpert bin. Wie sollte ich mit meiner Irritation umgehen? Ich würde just zu dieser Schalterdame gehen, um ein Zeichen zu setzen. Offen sein, damit’s für mich normal wird und für die Bank auch. Denn wenn kunden kein Problem mit dem fremden Aussehen samt fremder Religion von Mitmenschen haben, können sich Firmen nicht mehr darauf ausreden, Musliminnen mit kopf-

tuch nicht einzustellen. Viele Unternehmen erfüllen nämlich in vorauseilendem Gehorsam diesen – ver-meintlichen – kundenwunsch: Angestell-te mit kopftuch sind im täglichen Leben kaum zu sehen. Meist arbeiten sie hinter den kulissen, selten im direkten kunden-kontakt. Womit Firmen ihren Pool an guten Mitarbeiten maßgeblich reduzieren.

Sandra Baierl (Foto links) ist karriere-Chefin im kURIER

Bei Bewerbungsgesprächen stehst du am Prüfstand: Bewerbungsexperte Horst H. Siewert verrät, wie du Fangfragen richtig beantwortest.Wie geht es Ihnen?Was wie Small Talk aussieht, ist der gleich erste Test. „Ihnen geht es gut. Sie haben keine Probleme. Sie freuen sich auf das Gespräch.“ Das ist die Botschaft, die der Interviewer hören will. negative kleinig-keiten wie schlechtes Wetter dürfen nicht Thema des Gespräches werden.Beschreiben Sie Ihren besten Freund.Eine hinterhältige Frage, denn der Inter-viewer kann aus der Beschreibung Rück-schlüsse über dich selbst ziehen. Die Art, wie du Menschen beschreiben, sagt sehr viel über deine Weltsicht aus. Zähle Ei-

genschaften wie Treue und Wahrheitsliebe auf, sie sind Grundlage jeder Freundschaft. Wenn Ihr derzeitiger Job so toll ist, warum wollen Sie dann wechseln?nenne nun sachbezogene Gründe für den Jobwechsel: wie etwa mangelnde Fortbil-dungs- oder Aufstiegsmöglichkeiten oder eine Bezahlung, die nicht deinen Vorstel-lungen entspricht.Suchen Sie schon lange nach einem Job? Die Antwort lautet: Du hast gerade erst angefangen, dich umzusehen. Warum? Viele Interviewer glauben, dass Personen, die längere Zeit arbeitslos sind, kein verwertbares Wissen mehr haben. Ein Vorurteil, doch man muss darauf vorbe-reitet sein. Gibt es im Lebenslauf Lücken, brauchst du eine gute Erklärung wie etwa

Weiterbildung, Auszeit oder Babypause.Haben Sie selbst irgendwelche Fragen? Diese Frage kommt meist am Ende des Gesprächs, und so unscheinbar sie aussieht: Sie ist eine der größten Fußan-geln des gesamten Vorstellungsgesprächs. niemals solltest du mit „nein“ antworten. Denn wenn du tatsächlich den Job willst, zeige Interesse. Eine sehr clevere Frage wäre: „Bitte erzählen Sie mir mehr über die kollegen, mit denen ich bald sehr eng zusammenarbeiten werde!“ Damit kannst du den Spieß umdrehen.

BuchTIPP:Fangfragen im vorstellungsgespräch souverän antworten. von horst W. siewert. redline Wirtschaft, 1�,�0 euro.

Achtung Fangfragen: so kommst du erfolgreich durch ein Bewerbungsgespräch

Von Teresa Richter-Trummer /Journalistin der Tageszeitung Kurier

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„DIE tüRKEn aus DEM ghEtto holEn“

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Mit �� Jahren gründete seran sargur in Duisburg den türkisch-deut-schen Tv-sender Kanal Avrupa. er will die türkischstämmige community besser in europa integrieren und bricht dabei bewusst Tabus. sargurs ziel: Den sender überflüssig zu machen.

Von Simone Leonhartsberger

BIBER: Es gibt mehr als 30 türkische Ka-näle, die hier empfangen werden können. Wozu braucht man noch einen weiteren türkischen TV-Sender?SERAn SARGUR: Wir bringen euro-päische Themen. nur fünf Prozent des Programms handeln von der Türkei. Es besteht nach wie vor ein Problem: Wenn man in ein türkisches Tee-Lokal in Wien oder köln geht und nach dem Bürgermeis-ter von Izmir oder Istanbul fragt, weiß das jeder. Die Politiker aus Wien oder köln kennen die wenigsten. Wer sieht Ihren Sender? Ist er in Österreich vertreten?In Deutschland umfasst die Hauptziel-gruppe etwa 720.000 Haushalte, davon erreichen wir 350.000, in Österreich sind das etwa 25.000 Haushalte. Die meisten Zuseher haben wir in Deutschland, Frank-reich und an dritter Stelle in Österreich. Es gibt jeden Donnerstagabend das Städtema-gazin Wien mit Informationen, was man in Wien und anderen Städten Österreichs machen kann, ohne immer an den typisch türkischen Orten zu sein. Ziel ist, Türken aus den Gettos zu holen und Alternativen zu zeigen. Wie gehen Sie mit kritischen Themen wie Zwangsheirat oder Gewalt in der Familie um?An das Frauenthema gehen wir sehr aggressiv heran. Wir thematisieren diese Tabus und werden dafür auch kritisiert. Wir vertreten die Meinung, dass jeder den heiraten soll, den man für richtig hält. Einige fragen: Ist das wirklich türkisch? kann man billigen, dass die Tochter auch einen nicht-Muslim heiratet? Wir zeigen hier vor allem den Töchtern, wie sie in

Deutschland ihr Leben gestalten, ohne die traditionellen Hintergründe zu verlieren. Wie ist die sprachliche Aufteilung im gesamten Programm?Etwa ein Viertel der Sendungen ist deutschsprachig, einzelne Teile sind eng-lisch und französisch. Der Großteil wird auf Türkisch gesendet. Unsere Zielgruppe ist noch nicht bereit für einen deutschen Sender. In zwei Jahren werden wir den deutschen Anteil auf 50 Prozent erhö-hen. Wir müssen mit unserer Zielgruppe mitwachsen. Was wollen Sie mit dem Sender noch erreichen?Mein Wunsch ist, dass wir irgendwann überflüssig sind. Wenn es einen Ethnosen-der wie den unsrigen nicht mehr braucht, ist man voll integriert.

ZUR PERSOn:Seran Sargur (28) wurde als jüngstes von fünf kindern einer Gastarbeiterfamilie in Deutschland geboren. Er startete als Boulevardreporter für türkische Zeitungen, wechselte später in die politische Berichter-stattung zu Milliyet und Hürryiet und zum türkischen Sender ATV. nach kleineren Jobs unter anderem als PR-Berater für den Popsänger Tarkan startete er 2005 mit dem türkischen Unternehmer Ali Akbas den kanal Avrupa.

Internet: www.kanalavrupa.tvKanal Avrupa ist über den satellit TurKsAT �A, Frequenz 11��� zu sehen.

Du bist 16, 17 oder 18 Jahre alt. Von der Schule hast du genug, weil die anderen dir einreden, zu blöd zu sein und dich Buchhaltung und Rechnungswesen nicht die Bohne interessieren. Eigentlich stehst du viel mehr auf coole klamotten. Wie ein Pimp willst du aussehen! Der Ober-Che-cker schlechthin. So sagt man das doch heute. Aber wer zahlt dir dein LG-Handy, Diesel-Jeans und den Volksgarten-Ein-tritt??

Mami und Papi wären ja schön blöd. Schon mal an Arbeit gedacht? Ja?! Ach so, keine Ahnung, welche Ausbildung für dich die richtige ist? Anstatt dir stundenlang die Frage zu stellen „Pumps oder Stilettos?!“,

solltest du ernsthaft über deine Zukunft nachdenken und dich fragen, was du wirk-lich willst. Den Dreck wegputzen oder im Anzug am Computer arbeiten?Wisst ihr, was euch gefällt, worin ihr gut seid, echte Experten werden könnt? nein? Es gibt zum Beispiel die Ak, die hat echt gute Infos auf der Homepage. Als Erstes könnt ihr mal einen Test online machen. Da könnt ihr gleich sehen, welche Talente sich in euch verbergen.

http://wien.arbeiterkammer.at/lehre

Da findet ihr den Ak-Berufsinteressen-Test mit Fragen, die ihr euch so vielleicht noch nie gestellt habt!

Melisa Slipac, Autorin

Mit neun das erste Gedicht, mit dreizehn den ersten Litera-turpreis, mit achtundzwanzig das erste Buch. Das noch dazu preisgekrönt ist. Melisa Slipac kann zufrieden sein. Im Juli ist das Buch „Tanz zwischen den Wänden“ erschienen, im Oktober hat die bosnisch-kroatische Österreicherin für ihren Gedichtband die „Petar-kočić-Feder“, einen deutschen Literaturpreis, gewonnen. Wer ihre Gedichte liest, sie sind übrigens in bosnischer/kroa-tischer Sprache geschrieben, der weiß, dass diese Frau schon viel

erlebt hat. Über geliebte Menschen schreibt sie, enttäuschte Liebe, das Reisen. Das Leben wie es so spielt. Das dürfte die Juroren über-zeugt haben.

Marijana Miljković, Journalistin beim „Standard“

Erste Station: Südsteiermark. Dort bekommt Marijana Miljkovićs Mutter kurz vor kriegsausbruch einen Job und zieht mit ihren drei Töchtern von der ostkroatischen Stadt Slavonski Brod nach Radkersburg. Marijana studiert später in Graz Jour-nalismus, macht dann ein Praktikum bei der Tageszeitung „Der Standard“. Dort erhält sie ein Jobangebot im Chronik-Ressort. Seit zwei Jahren schreibt Marijana über Wien-Themen. Die Wie-ner Balkan-Szene kennt sie noch nicht, „aber das wird sich bald ändern“, hofft Marijana, denn auch sie kennt schon den Biber. Ihr Migranten-Background war für ihr Praktikum und den Job nicht wichtig. Seither hat sich aber beim Standard etwas geändert: Jetzt sucht die „Zeitung für Lese-rinnen“ gezielt junge Migranten und Migrantinnen, die sich im Journalismus versuchen wollen. Probier’s doch!

unD Das Kannst Du WERDEn!

unD Was WIllst Du EInMal WERDEn?Den DrecK WeGPuTzen oDer Doch lIeBer IM AnzuG Den oBer-checKer sPIelen?

hier eine kleine Auswahl der Fragen:

Ich vertraue lieber auf meine körperliche Geschicklichkeit. meine geistigen Fähigkeiten.

In meinem Beruf möchte ich wenig Kundenkontakt. viel Kundenkontakt.

Ich favorisiere eher einen Beruf, in dem ich mich selbst verwirklichen kann. der in der öffentlichkeit angesehen ist.

Ich bevorzuge eine Firma, in der ich eigene Ideen umsetzen kann. rasch in eine höhere Position aufsteigen kann.

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Integration in Österreich ist gescheitert und zwar von beiden Seiten her. Manche haben es gar nicht verstanden, die anderen wiederum auf ihre eigene Art und Weise. In jedem Gemeindebe-zirk zwei, drei Moscheen oder irgendwelche Institutionen unter dem namen kulturverein oder Sportklub aufzumachen, sich dort vor der Außenwelt zu verschließen und eigene Einstellungen zu vertiefen, ist keine Integration.

Ab und zu Türkisch oder Griechisch essen zu gehen oder an ethnischen Veranstaltungen teilzunehmen, ist auch keine Integra-tion.

Warum muss überhaupt Integration stattfinden? Sie muss stattfinden, damit wir in der Zukunft keine ähnlichen Fälle wie in Frankreich erleben. Es hat keinen Sinn, sich Gedanken zu machen, wenn das Dach bereits zu brennen beginnt. Wenn, dann müssen jetzt konsequenzen gezogen werden.

Es ist längst bekannt, dass Schulen in Wien ethnisch diffe-renziert sind. kinder mit „Migrationshintergrund“ gehen in die Hauptschulen, „österreichische“ kinder gehen ins Gymnasium. Ein paar Ausnahmen bestätigen die Regel. In Frankreich ist es ähnlich. So bestimmt man, wer in Zukunft auf einer Baustelle arbeiten, kriminell sein oder doch besser als Bankdirektor karriere machen wird. In einigen Schulen in Wien beträgt der Anteil von kindern nichtdeutscher Muttersprache mehr als 90 Prozent. Welche Eltern aus dem Mittelstand wollen ihre kinder dort hinschicken?

Wie gesagt: Beide Seiten sind in das Problem verwickelt. Ei-nige werden sich noch an das Theater mit dem Sikh-Busfahrer in Wien erinnern. Obwohl er jahrelang in London Bus gefahren ist, wurde ihm die Stelle in Wien verweigert, weil er die traditionelle kopfbedeckung trägt. Beeinträchtigt seine kopfbedeckung seine Fahrweise? nein, sie beeinträchtigt nur die Denkweise mancher Menschen, die sogar Angst haben, von anderen Mitmenschen gegrüßt zu werden.

kommen wir zur anderen Seite und nehmen wir die Türken als Beispiel. Türken haben mittlerweile über zehn türkischsprachige Zeitungen, die von kebabständen gesponsert werden. In diesen

Zeitungen fungieren irgendwelche Imame oder Betonköpfe als kolumnisten, deren einzige Sorge der Verlust des Türkentums in Europa ist. Diese kolumnisten schreiben, dass man kein Schweinefleisch essen und sein Türkentum nicht vergessen darf. Es ist gut, die eigenen Wurzeln nicht zu vergessen – aber da wird Propaganda betrieben.

Wenn die Vermittlung westlicher Werte und Grundregeln des menschlichen Miteinanders nicht verstanden werden, dann muss man diese auch unter Androhung von Sanktionen einfordern dürfen. Man muss mit den Überlegenheits- oder Unterlegenheits-komplexen aufhören und etwas Gutes für die Zukunft machen. Alle gemeinsam werden in diesem Land die Zukunft teilen. Also müssen sich jetzt auch alle dieser Zukunft annehmen.

klar ist, dass mehr Ressourcen für Bildung zur Verfügung gestellt werden müssen. Es muss alles unternommen werden, dass „Deutsch als Voraussetzung für Aufstieg und Integration“ eine Selbstverständlichkeit wird. Wenn man in diesem Land lebt, muss man auch die Sprache beherrschen (können). Darüber darf es kei-ne Diskussion geben. Wer erinnert sich nicht an den Widerstand gegen verpflichtende Deutschkurse für Zuwanderer? Es wurde getan, als wäre es ein Skandal, von Ausländern irgendetwas zu verlangen. Das Problem dabei ist, dass sich viele Intellektuelle zu bestimmten Themen keine eigene Meinung bilden können. Die Linken orientieren sich zu sehr an der Position der Rechtspopulis-ten. Linksorientierte Parteien und deren intellektuelle Anhänger-schaft sollten Integration offensiv in die Hand nehmen und sich für die Lösung verantwortlich fühlen.

Besonders skurril ist, dass sich die Linken, die in der Regel nichts mit Religion zu tun haben wollen, mit Moscheen-Betrei-bern solidarisieren, nur weil die Rechtsradikalen gegen Mina-rette und Moscheen sind. Ein Irrtum, denn: „Der Feind meines Feindes ist noch lange nicht mein Freund.“ Weil man gegen Ras-

Du WerDen BAu-ArBeITer!unD Du Besser BAnK-DIreKTor!

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AndereschreibenüberIntegration–wirkennenunsaus.Unddes-halbkönnenwirauchunsereLeu-tekritisieren,wennetwasnichtpasst.SedatPeromachtdenAnfang.Ersagt:Vielewollensichgarnichtintegrie-ren.

Warum die Integration gescheitert ist und die Intellektuellen nichts verstanden haben

Von Sedat Pero und Petra Rautenstrauch (Fotos)

„DIe IslAMIsTen sInD oFT noch schlIMMer Als DIe rAssIsTen.“

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sismus ist, solidarisiert man sich mit den Islamisten, die sowohl die europäische Demokratie als auch den Islam missbrauchen, indem sie die Religion für ihre Zwecke politisieren.

Fragt man die Linken, warum sie sich mit den Moschee-Be-

fürwortern solidarisieren, kommt häufig eine sehr oberflächliche Antwort. „In Österreich ist der Islam eine anerkannte Religion und es herrscht Religionsfreiheit.“ So einfach ist es leider nicht. Man muss die demokratische Ausrichtung jener, die Moscheen bauen wollen, hinterfragen und man muss hinter die Fassade bli-cken können. In den Herkunftsländern unterstützen Moscheen-bauer die ultranationalistischen Parteien und sind Befürworter von Systemen, die alle Minderheiten aus der Geschichte löschen wollen. Die Islamisten sind oft noch schlimmer als die Rassisten.

Auf der anderen Seite ist die kritische Haltung der Linken ge-genüber der katholischen kirche bekannt. Wie kann es sein, dass die Linken sich mit den Vertretern einer Religion solidarisieren, deren Glauben nicht aufgeklärt, nicht reformiert und nach Maß-stäben der Linken viel rückständiger ist als die katholische kirche? Wissen die Linken, die sich gesellschaftspolitisch engagieren, wie Moscheenbauer zu Hause ihre Frauen behandeln? Wissen die Linken, dass die Moscheenbauer sich öffentlich sehr freundlich geben, aber heimlich über die naivität des Westens grinsen?

Wie eigenartig die Diskussion abläuft, möchte ich kurz an ei-nem Beispiel demonstrieren. Als vor ein paar Jahren der deutsch-

türkische Autor Feridun Zaimoglu die Fassade der kunsthalle Wien mit hunderten türkischen Fahnen verkleidet hatte, war die Erregung groß. Sofort haben Rassisten die Chance genutzt, um gegen die Türken oder die Türkei zu hetzen. Viele Linke und In-tellektuelle haben die Aktion erwartungsgemäß begrüßt und sogar heftig verteidigt. Dabei gibt es wirklich berechtigte kritik an dem Fahnenspektakel.

Die Aktion sollte angeblich den EU-Beitritt der Türkei the-matisieren und die Toleranzschwelle der Österreicher ausloten. Das Problem ist nur: Wenn etwas ausgelotet werden müsste, dann die Toleranzschwelle für Demokratie und Minderheitenrechte in der Türkei. Zudem ist die türkische Fahne längst nicht mehr nur das Symbol der türkischen nation, sondern ist zum Symbol des türkischen nationalismus geworden. Wenn Zaimoglu wirklich dem EU-Beitritt der Türkei dienen will, dann sollte er sich für die Verbesserung der Demokratie in der Türkei engagieren. Und wenn er provozieren will, dann sollte er die türkische Seite provozieren. Er könnte zum Beispiel das Atatürk kultur Zentrum am Taksim Platz in Istanbul mit griechischen oder armenischen Fahnen schmücken. Das wäre eine Aktion!

Aber man darf die Schuld nicht Zaimoglu geben. Er nützt nur die naivität der österreichischen Intellektuellen aus. Solange diese nur immer die Gegen-Position der Rechten einnehmen, wird es keine sinnvolle Diskussion über Integration geben. Das Thema ist aber für Österreichs Zukunft zu wichtig, um es den Rechten zu überlassen.

Sedat Pero lebt als Autor, Theatermacher und Lehrer in Wien

„WIssen DIe lInKen, WIe MoscheenBAuer zu hAuse Ihre FrAuen BehAnDeln?“

DIe Grosse TschIcKer-TolerAnzHalb Europa atmet besser als wir hier im guten alten Wien. Italiens Bars und Cafés sagen strikt „vietato fumare“, Eng-lands Pubs und Coffee Shops sind auch nicht amused, wenn das „no smoking“ missachtet wird. Muss ja auch so sein, denn wir sind ja anders, oder nicht? Hier wird elend lange – wie über alle politische Belan-ge – bei Melange und Römer-quelle gelabert. Dann sagt man irgendwann „Ja, schaun ma mal“ und dann dauert es wieder ein bisschen, bis was passiert. So auch bei den Rauchergesetzen. Aber HEY! Wir haben ja im-merhin Raucher- und nICHT-raucher-Bereiche in öffentlichen Räumlichkeiten. Das sieht dann so aus, dass die Raucher an ei-ner Seite des Raumes qualmen, die Gequälten sitzen vis-à-vis. Aber egal. Es geht voran. Wir sind guter Hoffnung, dass in so 15 bis 20 Jahren auch Wien rauchfrei wird.

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schWere sPrAche – JuGo-sPrAcheAlso, echt peinlich. Dass viele der beworbenen Balkan-Partys an Geschmacksverwirrung und Musikaufgebot à la Ultra-Turb-ofolk leiden, ist bekannt. Aber über Stil lässt sich bekanntlich streiten. Über Fehler auf den Ankündigungsplakaten weniger. Die haben da auf so einem Riesen-Papier zwei Schreib-fehler gemacht: 1. es heißt: najbolji par. Anders heißt es „Es wird das best (ohne e) Paar gesucht. 2. falsch: „Pice svako samo 3 €“; richtig: „svako pice samo 3 €“. Was heißen würde „Getränk jedes nur 3 Euro.“ Also, liebe kollegas, wenn ihr schon nix Deutsch könnt, dann beherrscht zumindest eure Mut-tersprache g’scheit. – Vor allem, weil es in Wien doch recht viele verstehen können.

MIt sChaas

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szENEbIst sChWul,

oDER Was?

Die Balkan-Mentalität gibt uns vor, was ein richtiger Mann ist, was eine ordentliche Frau aus-macht. sie sollen nicht schwul, sie sollen nicht lesbisch sein. Das gibt es bei uns nicht, sagt man. sabrina Andersrum und viele andere Balkanos in Wien machen es trotzdem.

Von Ivana Martinović und Petra Rautenstrauch (Fotos)

sABrInA AnDersruM – so heißt die Ikone der Balkanschwu-lenszene in Wien. Geboren als Sohn eines Serben und einer Slowakin, bemerkte SIE schnell, dass sie sich als Frau und nicht als Mann fühlt. Heute spricht sie von sich als Transgender. Das ist ein Mann, der noch nicht zur transsexuellen Frau operiert wur-de, dennoch Frauenkleider trägt und sich einer Brustoperation unterzogen hat. Heute nennt sie sich Sabrina und ist glücklich einfach Frau sein zu dürfen. Bei ihrer Geburtstagsfeier vor zwei Jahren hatte sie die Idee, homosexuellen Menschen vom Balkan die Möglichkeit zu geben, sich auf Partys kennenzulernen, aus dem Alltag zu entfliehen und abzufeiern. Im Gespräch mit biber erklärt sie die Schwierigkeiten, die auf eine(n) Homo-sexuelle(n) im Alltag zukommen können. Sie meint, dass es ein Glück war, in Wien aufzuwachsen. In Jugoslawien wäre sie jetzt wahrscheinlich mit einer Frau verheiratet und hätte brav für Familiennachwuchs gesorgt. Warum, vor allem, heterosexuelle Männer eine Abneigung für Schwule empfinden, erklärt sie mit dem klischee, dass schwule Männer gleich allen an die Wäsche gehen wollen. Und die traurige Wahrheit ist, dass genau wegen diesen gesellschaftlichen klischees und Zwängen viele Menschen ihre Identität verleugnen müssen, um es der strengen Balkangesellschaft (und der „heiligen“ Familie) recht zu machen. Doch Homosexuelle sind Menschen wie du und ich, die einfach nur akzeptiert werden wol-len, so Sabrina.

BAllcAncAn-PArTySabrina hat es sich mit ein paar Freunden zur Aufgabe gemacht, Leute zusammen-zubringen. Auf dem Clubschiff MS J.

Biber-TippDie glamouröse Welt von sabrina andersrum: video auf www.dasbiber.at, Biber bei sabrina AndersrumInfos zur Ballcancan-Party und der szene: www.ballcancan.tk

5 sec. story

Ein echter Mann vom Balkan ist nicht schwul, sagt man. Aber warum boomt dann in Wien die Schwulen-Balkan-Szene?

Strauss veranstaltet sie seit 2 Jahren ihre Clubbings. Es finden sich bereits Men-schen aus vielen anderen Ländern ein, wie Rumänien, Griechenland oder der Türkei, die endlich Gleichgesinnte finden. Eine Zusammenarbeit besteht mit Homoriental, der multikulturellen Schwulenszene Wiens, unter anderem auch der Wiener Türken, die dazu beiträgt, dass das Programm immer vielfältiger gestaltet wird. Sabrina macht selber Travestie-Shows, legt als DJane auf, und bietet jedem Gast an, nach eigenem Wunsch, eine eigene Performance aufzu-führen. Diese Szene besteht aus Menschen, die ver-steckt zu Gleichgesinnten kontakt gesucht und gefunden haben. Das Schlimmste für alle wäre, sich den gesellschaftlichen Zwängen zu beugen und zum Schein ein normales Familienleben vorspielen zu müs-sen. Heiraten, kinder bekommen und ein Leben lang darüber unglücklich sein, dass sie etwas sein müssen, was sie nicht sind. Viele verstehen nicht, was Schwulsein bedeutet. Viele Vorurteile sind damit verbunden, dass man es aufgrund einer psychischen Störung wird. „Das sind klischees“, meint Marko, der vor ein paar Jahren nach Wien kam und gleich An-schluss zur Balkan-Schwulenszene gesucht hat. Am Balkan wäre das nicht möglich gewesen, meint Marko. Aber ehrlich, hätte er die Wahl gehabt, er hätte sich für die „normale“ Variante entschieden: „Da wäre vieles einfacher.“

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Was machst du hier?Ich studiere hier – größtenteils. Auf der WU

WUUUUUUU…uhhhhhhhhhhhNa bitte, jag’ mir keine Angst ein.

Und wie läuft’s?Ja, super. Es ist total leicht. In Bosnien war’s viel schwie-

riger. Die Sprache will halt noch nicht ganz. Eigentlich

hasse ich Deutsch. Mit Englisch funktioniert hier nichts.

Woher kommst du?Aus Banja Luka. Die Mentalität hier gefällt mir nicht. Die Men-schen sind so komisch. Das bin ich von zu Hause nicht gewöhnt.Wie lang bist du schon hier?3 Jahre.Hast ja lang ausgehal-ten…Und so viele Leute hast du in so kurzer Zeit kennengelernt?Na, wir sind alle zusammen in die Volksschule in Bosnien gegangen und die anderen sind aus dem Studentenheim.Was macht ihr hier alle denn Meinen Geburtstag feiern. Ich bin 25 geworden! Doppelte Waage..Und wieso hast du einen knallorangen Mantel als

Geschenk bekommen?Weil ich als Einzige in der WG keinen habe.

Gestern hab ich den ganzen Tag geweint … wegen Toše

Proeski … der Arme. Ujee. Ja, echt schade um ihn. Er war so jung.

Hey... Was steht ihr in dieser Sau-Kälte herum?

A: Ehm … Joo, mei Fadda hiaa ... oh, this ist he interview. Oh, no no.

We will talk about everything you want! In english. Kannst du Deutsch

… Spanisch?Malo po malo (ein bisschen). Govorim. (Ich spreche)

Ohh … vidi njega! (da schau her)

Ich hab’s in Vukovar gelernt. Beim Zivildienst, 2001. 14 Monate lang!

Aber du bist ursprünglich...Österreicher.Ah, ein gut integrierter Austro-Tschusch, also!

Ja sam Gastarbajter. Ja sam iz Bec.Kein Problem, die Leute, die 30 Jahre hier leben, können’s schlechter als du.Und wieso hast du dich so schick gemacht?Wir haben Fotos ge-macht für die Kathy. Sie haut jetzt wieder nach Australien ab.

Habt Ihr irgendwelche anderen Wurzeln auch?JA! Ich bin ein voll-kommen identitätsloser Papier-Österreicher aber gebürtiger Deutscher, ja, so ist man das als Zentral-Europäer.Bist du privat hier?Ehhhm … ja, privat. Habt ihr eigentlich auch irgendwelche Fragen?

Nein, wir kwatschen nur so mit euch herum und ihr könnt uns sagen

was ihr wollt – wenn ihr wollt.GUT! Dann möcht ich mich jetzt echauffieren über diese Stadt, diese

elendige. Die mich aufgenommen hat als Numerus-Clausus-Flüchtling.

Da bin ich schon beinahe akademischer Asylbewerber.

Bist du Medizin-Student?Ne, überhaupt nicht. Publizist.

Wie heißt ihr?Ne, das können wir natürlich nicht sagen. Jetzt kommt nämlich die

zweite Flüchtlingskomponente. Ich bin nämlich Deserteur. Und darf

mich hier nicht melden. Also ich bin der Hans Wurst.

Thomas, hans Wurst, Kathycafé Weidinger, lerchenfelder Gürtel 1

szENE paRtyKWatsCh

blabla zWIsChEn tEquIla unD DIsCoKugEl Von unseren Szeneredakteuren Emina Adamović, Amar Rajković und Zekiye Atasoy

svijetlana,Maršal, herbststraße ��

szENE

Hey ihr zwei, stellt euch mal kurz vor:

Hi, bin der Bülent. Hi, Nino.Was ist es, was euch hier vereint? Die süßen Mädels oder die

gute Musik? („ehrliche Antwort“ bitte)

Weder-noch. Was die Musik betrifft, besteht hier unserer

Meinung nach noch viel Handlungsbedarf, (aber das ist ja Ge-

schmacksache…). Ziemlich gewagt von euch, in so einer Umarmung zu stehen..

Wir sind eben Südländer (Türke, Italiener), da ist es normal…

Vamos, vamos… Stylingtipp gibt es auch von euch?

Puahh. Kommt drauf an, an welchem Wochentag gefeiert wird,

aber im Allgemeinen wie in vielen Clubs in Wien Dress-Code (was auch immer das heißen mag … No comment!)Was sollte man nicht anziehen, wenn man hier abfeiern möchte? Auf alle Fälle nicht zu sportlich (keine Sportschuhe). …Moment ich gucke auf die Füße…Anzug wäre aber übertrieben. Wir gehen ja schließlich feiern und uns nicht präsentieren. Oder man kennt einfach den Türsteher, da wird ja dann oft vieles übersehen.

Ich mache euch publik, noch Singlesprüche wie „ ich bin zu

haben etc…“ oder soll ich die Frage weglassen?

Beide Singles, auf der Suche, aber bestimmt nicht in der Pas-

sage!

Bülent & nino, Passage

Hallo „Mariah & Whitney“ … Einen Steckbrief, kurz und bündig…

Ich bin die Kati (Physiotherapie-Studentin) und meine beste Freundin Sevim (Angestellte).

Wieso seid ihr hier? Gibt es einen besonderen Grund?

Die Atmosphäre, die orientalische Musik, das orientalische Flair im Allgemeinen, nach dem Motto „ein Hauch

von 1001 Nacht“… und unbedingt die blumige Dekoration auf der Theke...

Ach ja, die „ermordeten Rosen“ halten sich

gut hier und der Popkornspender ist der Brül-

ler, nicht wahr?Du sagst es, ein Grund hier zu sein, anders als

überall, die Einrichtung spricht für sich, auch

die Kellner – olaaSeid ihr oft hier?Früher ja, weil auch Geburtstagsfeten von ös-

terreichischen Freunden stattgefunden hatten.

In letzter Zeit eher zum Trinken und Relaxen.

Ein „weiser“ Spruch noch…„Mit Stil trinken.“Na gut, dann lasst mal die Gläser heftig klirren

für unsere „Biberleser“ – (Churchill wäre euer

bester Freund in diesem Moment)…

Na dann Prost!! Hadi serefe!!Kati & sevimAux Gazelles, Mariahilferstraße 1 B

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EIn sChWabo auf DER balKanstRassE

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Als Innenpolitik-Redakteur kommt man ja nicht so viel herum in der Welt. Also warum sich die große Welt nicht einmal im kleinen ansehen? Etwa in Wien-Otta-kring, auf der Balkanstraße. Das „Palazzo“ hält auf den ersten Blick, was die Plakate im Sommer im Schafbergbad versprochen haben: fetziger Balkan-Beat, hübsch aufge-stylte Mädels, die Buben eher unprätentios – aber das ist eh gut so. Wobei dazugesagt werden muss, dass ich ohnehin in festen Händen bin. Aber schauen wird man ja noch dürfen. Und mein kollege, den ich mitgenommen habe, darf sogar mehr.

Da stehen wir nun also, wir zwei „Schwabos“ (so heißen wir angeblich bei

den „Jugos“), rings um uns trinken sie erstaunlich wenig Alkohol, dafür Un-mengen an Cola und Red Bull und mein Freund macht sich an die ersten Damen heran. Was ziemlich sinnlos ist. Denn die wollen unter sich bleiben. Interesse an uns? null. nein, so wird das nichts mit der Integration. Die ist ja keine Einbahnstra-ße! Wir wären ja willig, aber die anderen … Wenigstens eine kroatische Prinzessin - Ehering, ein kind (wie sich im Laufe der kurzkonversation herausstellt) - lässt sich dazu herab, ein paar Worte mit uns zu wechseln.

Plakate für eine „VIP-Party“ sind über-all im Lokal affichiert. Wobei VIP hier für „Very Important Pussies“ steht. Eigentlich ganz lustig. In meinem kulturkreis würde man das allerdings nicht durchgehen lassen - zu sexistisch. Da sind die Südländer halt schon lockerer.

nach zweieinhalb Stunden schauen, am Drink-nippen (wir trinken Bier) und zwischenzeitlicher Unterhaltung (und zwar ausschließlich mit meinem selbst mitge-brachten kollegen) lassen wir es bleiben. Raus in die nacht und ab ins Taxi.

von Oliver Pink, Redakteur der Tageszeitung Presse

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GASTRO-BIBER: La Hongs Mittagessen im Pho am naschmarkt Getränk: 1 Saigon Bier 2,80 €Vorspeise: 1 kalte Tofurolle 2,90 €Hauptspeise: 1 Reisnudelsuppe mit Rindfleisch 7,90 €kaffee: 1 Vietnamesischer kaffee mit kondensmilch 2,80 €Dessert: 1 Manioc kuchen 3,70 €Summe 20,10 €

In Vietnam wird diese Art des kaffees „Das Töpfchen auf dem Glas“ genannt. Es wird nicht gezuckert, weil die kondensmilch eh süß ist.

Wer ist eigentlich Nhut La hoNg?nhut La Hong (40) ist mit fünfzehn von Vietnam nach Vorarlberg gekommen. Er ist einer der Wiener Star-Designer und ein Liebling der Schickies und Mickies, ein Dauergast in den klatschspalten. Der Opernball kann schon zu einem La-Hong-Festival werden, denn wer heutzutage etwas auf sich hält, kauft bei La Hong sein Outfit und zwar in der kärntnerstraße 8 (weil 8 seine Lieblingszahl ist) ein. Ein Tipp für die Armen: Wer La Hong tragen will und dabei noch Geld verdienen will, muss sich um einen Job in der Stadthalle bemühen. Die Stadthallenmitarbeiter tragen nämlich Uniformen, entworfen von La Hong.

Wo und was isst Nhut La hoNg (wenn er gerade Zeit hat)?Pho am naschmarkt Stand 191-193, 4. Bezirk, Tel. 5850224Saigon Restaurant Getreidemarkt 7, 6. Bezirk, Tel. 585 63 95Pürstner Wirtshaus 1. Bezirk Riemergasse 10, Tel. 512 63 57

star-Designer nhut la hong geht mit biber-redakteurin Anita Malli essen und zeigt sein liebstes vietnamesisches lokal am naschmarkt.

loKal-tIpp ylKSimits, Waffeln, türkischer kaffee, Çay aus dem Samowar, Schokofondue und Wie-ner Frühstück. Das Ylk auf der Währinger Straße kombiniert traditionell Türkisches mit typisch Österreichischem. Es gibt Si-mits natur, man kennt sie als knusprige Se-samringerln. Gefüllte Simits-Weckerl mit Sauerkraut-Selchfleisch oder Thunfisch-ka-pern-Rucola sind in der Türkei unüblich, in Österreich aber beliebt. Das Ylk ist das erste Lokal eines sehr jungen türkisch-österrei-chischen Unternehmer-Trios, alle drei sind knapp über zwanzig! Das Lokal heißt Ylk, weil es ihr erstes ist (Ylk türkisch: das Erste). Im Laden wird auch Omas Marmelade verk-auft. Simits haben schon die alten Osmanen gefuttert, in Wien gibt es sie in türkischen kleinbäckereien. In der Türkei sind Simits eine konkurrenz zu McDonald’s und in Wien eine Abwechslung zu Pizzaeck und ke-bab. BOnUS: Mit einem Biber in der Hand gibt es im YLk eine kleine Überraschung.

YlkWähringer Straße 141090 WienTel: 01/317 41 56Mo.–Sa. 7.00–20.00 Uhr, So. Ruhetag

nhut La Hong arbeitet viel und gerne. Obwohl er gerne genießt, kann er nirgend-wo ruhig sitzen, muss immer etwas tun. Die Wiener kaffeehauskultur, das Herum-sitzen, Tratschen, kaffeehausphilosophie-ren ist also nicht sein Ding. Essen geht der Austro-Vietnamese schnell zwischendurch. Mit biber hat sich der Liebling von Mausi Lugner und Co. in einem seiner Lieblings-lokale, dem Pho am naschmarkt, getroffen.

La Hong bestellt sich gleich einmal das vietnamesische Bier (bia) Saigon. na dann CĂn Ly! (Prost)

LA HOnG: Wissen Sie schon was Sie essen möchten?BIBER: Was empfehlen Sie? Sie sind hier der Stammgast.Ich esse immer diese Reisnudelsuppe mit Rindfleisch. Das ist eine Art nationalge-richt in Vietnam. Es gibt Fast-Food-ketten

in Vietnam, die verkaufen nur diese Suppe. Pho, so heißt ja auch dieses Lokal, bedeutet Glasnudelsuppe. Wir essen sehr viel Flüs-siges in Vietnam und geben immer frische kräuter dazu. Wir zerkochen nicht alles wie die Leute hier. Und eigentlich essen wir sehr wenig Reis. Reis macht dick. nur in der Unterschicht wird oft Reis gegessen – aus kostengründen.Und was sollen wir als Vorspeise nehmen?Diese Rollen hier sind sehr gut. Mit Schrimps gibt es das und mit Tofu. Ich nehme Tofu, ich versuche wenig Fleisch zu essen. Weshalb? Ich mag es nicht, wie die Tiere gehalten und geschlachtet werden. Tiere haben auch eine Seele. Man soll sie nicht quälen und schlecht mit ihnen umgehen.

Der kellner kommt. La Hong bestellt für alle – auf vietnamesisch. Wir nehmen drei Vorspeisen: kalte Tofurolle, kalte Schrimps-rolle, Reisnudelnetz, Frühlingsrollen und drei Hauptspeisen. Reisnudelsuppe auf drei Arten.

Wie war das für Sie, als Sie nach Öster-reich gekommen sind? Wie hat Ihre Mutter da gekocht, vietnamesisch oder österrei-chisch? War das eine kulinarische Tortour?Ich erinnere mich, dass ich Obst so langweilig gefunden habe. Hier gibt es so wenige Früchte und die, die es gibt, schmecken nicht so süß wie in Vietnam. Das ist deshalb, weil es hier so kalt ist. Wir sind 1981 nach Vorarlberg gekommen und da gab es gar nichts Asiatisches zu kaufen. Vielleicht ein China-Restaurant. Meine Mutter hat dann am Markt etwas gekauft, was so ähnlich ausgesehen hat und versucht vietnamesisch zu kochen. Es hat natürlich nicht so gut geschmeckt. Später sind wir dann in die Schweiz gefahren und haben dort asiatische Lebensmittel einge-kauft. Die Vietnamesen dort waren gut organisiert. Wir konnten alles kaufen. Aber wissen Sie, ich bin nicht heikel. Ich esse alles. nur immer sehr langsam. Ich könnte den ganzen Tag essen. Früher hat mich meine Familie Mülleimer genannt, weil ich immer aufgegessen habe, wenn meine Geschwister nicht mehr konnten. Mit was betrinken sich die Vietnamesen?Es gibt Bier, Wein nur sehr wenig. Sie trinken Reisschnaps und Cognac. Cognac deshalb, weil Vietnam lange bei Frankreich war. Hennessy ist die beliebteste Marke.

Die Leute trinken das wie die Russen Wodka. Literweise. Was haben sie kulinarisch aus Vorarlberg mitgenommen? Ich liiiiiebe käsespätzle! Mit kartoffelsalat. Und dann esse ich noch Strudel. kirsch-strudel, den gibt es in Wien aber nicht so oft. Im Burgenland habe ich den gegessen.Wo essen Sie hier in Wien noch gerne? Oder kochen sie lieber selber?Ich habe fast keine Zeit zum kochen. normalerweise gehe ich essen oder hole mir schnell etwas. Hierher komme ich gerne und ins Saigon am Getreidemarkt, die beiden Lokale gehören zusammen. Vietnamesisch esse ich natürlich am liebsten. Dann gibt es noch so ein Beisl, ein Wirtshaus in der Riemergasse, gleich wo ich wohne. Es heißt Pürstner. Dort esse ich immer Bauernschmaus. Zu McDonalds gehe ich manchmal, kebab esse ich gerne. Das letzte Mal habe ich in meinem Atelier die Hälfte gegessen und als ich die andere Hälfte essen wollte war sie nicht mehr da. Es war ein Hund zu Besuch, Africano, so heißt er, hat den Rest gefressen. Zum Abschluss: Was ist das wichtigste für Sie am Essen?(überlegt) Man muss immer wissen was man isst und man muss immer dankbar dafür sein, etwas zu bekommen.

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Da sich bis zum 18. Jh. die Volkssprache von der kirchenslawischen Schrift-sprache sehr unterschied und daher den meisten Men-schen nicht zugänglich war, versuchte karadžić die beiden Spracharten anzugleichen. Er reformierte die serbische Schriftsprache, indem er das kirchenslawische durch die reine Volksprache ersetze nach dem Leitspruch „Piši kako govoriš, čitaj kako je napisano“ – „Schreibe wie Du sprichst, lese, wie es geschrieben ist“. Dieses Motto ist heute noch im ganzen ehemaligen Jugoslawien gültig.

Als Mitglied des serbischen Aufstandes 1804 gegen die Türken, die damals den ganzen Balkan unter ihrer Herrschaft hielten, musste Vuk nach Österreich fliehen. Hier kam er dann zum ersten

Mal in Berührung mit dem Westen, lernte Deutsch und Latein. Auf diesem Wege konnte er so seine Ideen von einer Volkssprache verwirkli-chen.

Als berühmter Dichter seiner Zeit, pflegte karadžić wichtige kontakte zu intellektuellen kreisen des damaligen Ös-terreichs. Zu seinem engeren Freundeskreis gehörten etwa Johann Wolfgang von Goethe, Leopold Ranke und Jacob Grimm. Diese setzten sich mit der serbischen kultur auseinander und übersetzten karadžićs Werke in die deutsche Sprache. Übrigens: karadžić verbrachte den Großteil seines Lebens in Wien und starb 1864. Verhei-ratet war er mit der Öster-reicherin Anna kraus, mit der er 13 kinder hatte.

Und wer ist der da? Es ist Vuk Karadžić – Erfinder des ÀÁÂvon Emina Adamović und Emanuel Ehgartner (Fotos)

Das Beograd im vierten Bezirk ist für das „brennende Hunnenschwert“ bekannt. Ehrlich, wer das aus der Speisekarte wählt, der wird nicht hungrig aufstehen. Und wenn beim Slivowitz danach der Blick auf das Bild mit dem strengen Mann mit dem Bart fällt, dann fragt sich so mancher: Und wer ist der da?

Biber-Wiki löst das Rätsel: Es ist Vuk karadžić – Erfinder des serbischen ABC. Dass man etwa im serbischen Džastin Timberlejk statt Justin Timberlake schreibt, verdanken wir Vuk Stefanović

karadžić. Der 1787 in Trsić, Bosnien und Herzegowina ge-borene Schriftsteller, Sprach-wissenschafter und Diplomat reformierte Anfang des 19. Jahrhunderts die serbische Schriftsprache und erfand das heute noch gültige Alphabet, das sich aus 30 Buchstaben zusammensetzt: A B V G D Đ E Ž Z I J k L Lj M n nj O P R S T Ć U F H C Č Dž Š. Jedes kind in Serbien, das in die Volkschule kommt, weiß das. Mir wurde dieses slawisch kyrillische Alphabet mit 4 Jahren von meinen Großeltern beigebracht.

Biber-Wiki

BVCBVC1200 Wien, Forsthausgasse 16-20Fax: 01/968 17 58 • Mobil: 0664/3977861

ANLAGENBETREUUNG - GARAGENREINIGUNGENWINTERDIENST - GRÜNFLÄCHENBETREUUNG

Es ist 3 Uhr morgens und du bist auf dem Heimweg nach einer lustigen Partynacht: die Straße ist unbeleuchtet, die Wahr-nehmung getrübt und die Angst groß… 1000-mal ist nichts passiert, aber dieses eine Mal ist vielleicht doch irgendjemand im Busch.

biber-Redakteurin und Selbstverteidi-gungstrainerin karin Plassnig präsentiert leicht zu erlernende und effektive Tech-niken aus dem israelischen nahkampf-Sys-tem krav Maga.karin geht durch eine düstere, menschen-

leere Unterführung und wird dort von einem Angreifer von hinten umklammert. Sie achtet nun auf einen breitbeinigen, gu-ten Stand und fixiert mit einer Hand den Arm des Gegners. Damit soll verhindert werden, dass aus der Umklammerung eine noch gefährlichere Würgesituation wird.

Im nächsten Schritt attackiert karin „die“ Schwachstelle des Mannes: seinen Genitalbereich. Dazu spreizt karin die Finger ihrer anderen Hand weit, um mit einer möglichst großen Trefferfläche zum Gegenschlag anzusetzen – zum offenen Handschlag in den Genitalbereich.

Durch den Schmerz krümmt sich der An-greifer nach vorne und lockert seine Um-klammerung. Jetzt kann karin noch einen Ellbogenstoß zum Gesicht ausführen, um dann so schnell wie möglich wegzulaufen.

In der nächsten BIBER-Ausgabe präsentie-ren wir Lösungen für Würgeangriffe.Jeden Donnerstag von 18.15 bis 19.15 Uhr findet in der krav Maga Österreich-Zentrale nahe der U6-Station Floridsdorf ein regelmäßiges Frauentraining statt. Das gesamte Angebot und alle Infos zu krav Maga unter www.akma.at

Was Ist Da IM busCh?Fotos von emanuel ehgartner

Fremdenfeindlichkeitmuss ein Fremdwort sein.

„Auch ich muss erst eure Sprache lernen ...“

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Serbisch kyrillisches Alphabet:

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Wir, vom biber-Team, haben so unsere Fragen. Was haben Leute mit türkischem und ex-jugoslawischem Hintergrund so alles gemeinsam? Was zeichnet die 2. Generation neben vielen anderen Sachen besonders aus?

nun, wir haben unseren eigenen Stil! Etwas haben wir alle aus unseren Wurzeln mitgenommen. Wir haben Sinn für guten Geschmack. Wir wissen, was wir wollen und was uns gefällt. Man kann aber auch einfach sagen: Wir sind völlig GEIL AUF MARkEn.

Dieser augenscheinlichen Beobachtung sind wir gemeinsam mit Peter Hajek Public Opinion Strategies mit einer professionel-len Marktforschungsstudie auf den Grund

gegangen und haben einen Vergleich zu den „Svabos“ („echte Österreicher“) aufgestellt. Ein Wahnsinnsergebnis, sag’ ich euch!

biber hat sich eine Woche lang unter die Leute gemischt und 200 Wienerinnen und Wiener mit türkischem und ex-jugoslawi-schem Background zwischen 14 und 40 Jahren befragt. Auf der Mariahilfer Straße, der kärntner Straße, in Cafés, vor den Schulen, in den Parks, U-Bahnstationen. Überall dort, wo unsere Leute sind.

Woher wir gewusst haben, dass sie türkischen oder ex-jugoslawischen Hin-tergrund haben? na, da wären wir schon beim Thema: Styling ist alles – also sieht man das auf einen Blick.

Gürtel: Diesel �0 €Bluse+Mini: serbische volkstracht, unterrockleggins: h&M �.�0 €schuhe: stylist’s ownlederjacke: zArA 1�� €

staJl!!! – vERpaCKung Ist allEs WaRuM WIR so auf MaRKEn stEhEn unD uns DafüR sIChER nICht gEnIEREn

ein junger unteroffizier nach seiner Beei-digung zum Mitglied der Kommunistischen

Partei. An der „union Kommunistisches Jugo-slawien“ durfte nicht gerüttelt werden.

Von Ivana Martinović

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��stolz trug man die uniform, den stern, die Flagge. übrig bleiben irreführende nostalgiegefühle. längst trägt man heute Diesel & co. stolz zur schau. Auch irgendwie irre.

Kapuzentop: Adidas ��.�� €hose: Adidas ��.�� €Gürtel: Diesel 100 €Pumps: Mango ��.�0 €Kette: stylist’s ownArmreifen: h&M �.�� €

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„nichts ist uns zu teuer“, „Bekannte Her-steller müssen es sein“, fordern laut Studie 60 Prozent der Befragten. Mit bestimmten Marken wollen sich 68 Prozent gerne „brüsten“. Exklusive Geschäfte sollen es für 47 Prozent der Balkanaken sein. Im Gegensatz dazu pfeifen 78 Prozent der Österreicher ohne Migrationshintergrund total auf Diesel-Stores und Co. Und es gehört schon gar nicht zum guten Ton, zu zeigen, was man sich leisten kann – gerade 14 Prozent der „Svabos“ trauen sich zuzu-geben, dass die anderen ruhig sehen sollen, was mann oder frau so hat und kann.

Ganz anders schaut’s bei den „Migros“ (Migranten oder deren nachkommen) aus: 43 Prozent meinen, andere sollen ruhig sehen, wie viel die Lederjacke und/oder die Prada-Tasche kostet. Ob die meisten sich das überhaupt leisten können, ist völlig egal. Hauptsache, es blinkt und funkelt or-dentlich! „Wir kaufen nicht gerne ein, was andere schon haben“ (57 Prozent). Wir sehen uns um, was für Modetrümpfe die anderen vorzeigen, grübeln bis der kopf raucht, und geben noch eins drauf. „na? So ein D&G-Shirt hast du nicht, Bruda?“

Und das gute alte schwerverdiente

Geld? Was solls! „Wenn mir etwas gefällt, muss ich es haben, koste es, was es wolle“ beteuern 55 Prozent unserer Leute. Die Studie zeigt, dass unsere österreichischen Mitbürger ohne Migrationshintergrund geldbewusster (eigentlich nicht ganz blöd) mit ihrem hart Verdienten umgehen. Da schauen satte 62 Prozent zuerst, ob sie ein Schnäppchen beim täglichen Einkauf machen können. „Da Euro“ ist nun mal ein „Teuro“. Aber der next-Generation scheint es egal zu sein. Man wird mit allem fertig, egal wie hoch der Preis ansteigt. Lifestyle ist und bleibt wichtig.

Woher kommt dieses Verlangen nach materialistischen Vorzeigeobjekten? Schau-en wir uns doch in den Herkunftsländern um, wo nicht an jeder Ecke Prada- und Guccishops stehen. Was geht in den Dör-fern ab? Wie beweist man dem nachbar, was man hat, er aber nicht? In vielen Dörfern läuft es so ab. Statt einem Prada-Shirt wird die neue Wohnzimmergarnitur gezeigt. Gleich wird die nachbarschaft ein-geladen, um sie zu bestaunen. Eine neue Deckenbeleuchtung darf es auch sein, oder auch ein neuer Wohnzimmertisch. Oh ja, und der Garten ist topp! Blumen werden

in den verschiedensten Farben gepflanzt. Der Rasen wird regelmäßig in Form gebracht, genau so, wie wir unsere Frisuren hier im Westen stylen, damit die äußere Schönheit nicht zu kurz kommt. Was der Garten zu bieten hat, hat dann das Haus (der innere Wert) noch mehr. Die Fassade ist wichtig, der Anstrich des Hauses in den strahlendsten Farben zeigt, was wir zu bieten haben, äußerlich und innerlich.

Die Verpackung ist also wichtig! Äußere Schönheit zeigt meinen Status. Ist wohl für niemanden etwas neues. Wenn schon das Äußere so teuer zu haben ist, wie hoch ist dann der innere Wert? Sicher der reinste Wahnsinn! Da ist ja der neueste BMW billiger – dieser ist, wenig verwunderlich, die beliebteste Automarke laut Studie. Mercedes, Audi, Opel, VW folgen auf den Top-Rängen der beliebtesten Schlitten. Und wenn sie nicht gerade im Sechzehn-ten oder Zweiten herumcruisen, parken sie repräsentativ in den Vorhöfen der bosni-schen, kroatischen und anatolischen Dör-fer. Die next-Generation hat es geschafft!

MeIn FreunD hATTe GeBurTsTAG. GeschenK MussTe her. FrAGTe Ich Ihn: „schATzI, WAs WIllsT hABen, hersT?“ sAGTe er AuF seIne chArMAnTe ArT: „lAss DIr WAs eInFAllen, süsse! ABer Du WeIssT: Ich TrAGe nur MArKensAchen, Gell?“ MeIn FreunD IsT voM BAlKAn!

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Kapuzen-sweatshirt: Diesel 100 €Gürtel: Diesel ��0 €Jeans: Diesel ��0 €hosenträger: Diesel �0 €

zeigt her eure Kleider! Wenn es was zu feiern gab, wurden früher aufwendige Festtags-trachten ausgeführt. Folkloreabende waren sehr beliebt. Damals auch DIe Gelegenheit, jemanden abzuschleppen oder eine „gute Partie“ zu machen.

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Jacke : Adidas ��.�� €Fellmütze: stylist’s ownBluse: Altbulgarische Tracht, erbstückohrringe: h&M �.�� €

Fotos: Moritz schellAssistenz: Armin PavlikMakeup&haare: Alma Totic / perfectpropsstyling: Andrea Gergely / perfectpropsModels: nataša und Paul / react

ein großes Danke an die Besitzer des Maršal Pubs nataša und ljubiša!

Bootcut, schlaghose, collegestyle, elvistolle. Was uns als hip und modern verkauft wird ist eigentlich schnee von gestern, war schon in den �0ern angesagt. Aber waren die auch so Markengeil? Ja, sogar viel mehr. Bereisen konnte man die ganze Welt. Aber zuhause gab’s nur eigenproduktion. Man hechelte dem goldenen Westen hinterher. Was heute chanel, cavalli und versace symbolisieren, war vor �0 Jahren riffle oder Wrangler. Das machte der zauber des verbotenen - heute nennt man das Imagepflege. Wer auf seinem shirt „Made in Germany“ stehen hatte, war wer. heute brüsten wir uns mit nike-schriftzügen. und BMW’s, Audis,… . Weil die gab’s damals auch nicht an jeder ecke.

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„DIe WIrTschAFT hAT DAs verschlAFen“ Wieso sind wir so markengeil, Herr

Bratić? Marken sind in der konsumgesellschaft wichtig, sie sind ein Teil dieser. Die ältere Generation verstand Marken als sym-bolische Aussagen, heute drücken die meisten so ihre Zugehörigkeit zu einer Gruppe aus. Die Zweite und Dritte Gene-ration der Jugendlichen mit Migrations-intergrund kommen in der Regel aus der Arbeiterklasse. Sie bleiben oft in diesen kreisen, es ist schwer, da rauszukommen. Jedoch sind die Ziele dieser Generationen andere als die ihrer Eltern, der Aufbauge-neration. Obwohl: Beim Verhältnis zum Auto zeigt sich kein großer Unterschied zwischen den Gastarbeitern und ihren hier groß gewordenen kindern.

Wieso erkennt die Konsumindustrie erst jetzt die Kaufkraft der Migranten? Der Grund ist, dass wir hier in Strukturen eines nationalen Staates leben und dieser sich nach der Mehrheitsbevölkerung rich-tet. Allerdings gibt es eine große Gruppe von Leuten mit Migrationshintergrund, die auch konsumiert – viel konsumiert – und sehr spezifische Vorlieben hat. Die Wirtschaft hat das einfach verschlafen. Aber es ändert sich. Das hat auch mit dem demografischen Druck zu tun, der zu umwälzenden Veränderungen führt.

Ljubomir Bratić stammt aus Serbien und kam als Student nach Wien. Er hat als Flüchtlingsbetreuer gearbeitet, ist Philosoph, Sozialwissenschaftler, Publizist und Aktivist.

Biber hat die beliebtesten Marken von Wienerinnen und Wienern mit Migrationshintergrund erheben lassen. hier das ergebnis der umfrage:

Quelle: Peter Hajek Public Opinion Strategies. 200 Befragte mit türkischem und ex-jugoslawischen Background. Befragungszeit-raum Herbst 2007. Informationen zur kompletten Studie über daskonsumverhalten dieser Zielgruppe unter [email protected].

MaRKEn-RanKInghanDy:

1. noKIa 2. sony ERICsson 3. saMsung bEKlEIDung:

1. DolCE & gabbana 2. DIEsEl 3. boss spoRtMaRKEn:

1. aDIDas 2. nIKE 3. puMa auto:

1. bMW 2. MERCEDEs 3. auDI KosMEtIK:

1. nIvEa 2. loREal 3. bEbE ElEKtRonIK:

1. sony 2. phIlIps 3. saMsung

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MaRsChIEREn In anatolIEn 5 sec. story

Jeder türkische Staatsbürger muss zum Mili-tär. Türken, die in Österreich oder Deutschland leben, können für 5000 Euro den Präsenzdienst in drei Wochen statt in 15 Monaten ab-solvieren.

es macht keinen sinn, ist wahnsinnig langweilig, kostet �000 euro, und doch machen es hunderte Türken aus österreich pro Jahr. einmal im leben muss jeder exil-Türke für drei Wochen zum Militär. nach südostanato-lien, um dort den Präsenzdienst zu leisten. hikmet Kayahan, chef der Antirassismus-organisation zArA, berichtet von den irrsten drei Wochen seines lebens.

Von Bernhard Gaul und Hikmet Kayahan (Fotos)

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BIBer-TIPP An JunG-TürKenBitte für die drei Wochen �0 Paar socken und genug unterhosen mitnehmen. Die solda-tenkluft kratzt. Waschen ist in den Kasernen auch nicht so richtig in.

Seit mehr als 20 Jahren lebt Hikmet kayahan in Wien. Er mag die Caféhäuser, die Öffis und das nachtleben. In der kaserne von Burdur erwarteten den türkischen Staatsbürger andere Dinge: Etagenbett statt Altbauwohnung, Suppeneintopf statt Wiener Schnitzel, Pferdefuhrwerk statt Einspänner, Anschreien statt Aus-schlafen. Und dazu ein bunt gemischter Haufen von Exiltürken aus Österreich, Deutschland und der restlichen Welt.

Manche sind jenseits der 50, alle stehen sie mitten im Leben, mit Job, Frau, und kindern. Und alle haben gemeinsam, dass sie noch immer den türkischen Pass haben und daher zum türkischen Militär müssen. Drei Wochen dauert der „Militärdienst light“ – von den eigentlich vorgeschriebenen 15 Monaten kann man sich gegen eine Gebühr von 5000 Euro freikaufen. Andernfalls hätte man Probleme bei der Einreise.

Viermal im Jahr, im Januar, April, Juli und Oktober, findet die gleiche ungewöhnliche Zusammenkunft von eigentlich viel zu alten Männern statt – aufs Jahr verteilt mehr als zehntausend Menschen. Für den türkischen Staat macht das fast 50 Millionen Euro aus, keine so unerhebliche Summe. Die Wahl des Zeitpunk-tes ist einem selbst überlassen, man kann das mit dem konsulat abstimmen.

Jetzt stehen sie alle da, am kasernenhof von Burdur. In Unifor-men, die teils zu klein sind, in Militärstiefel, die zu groß sind. So grotesk die Szene ist, niemand nimmt sie auf die leichte Schul-ter. Mit dem türkischen Militär ist nicht zu spaßen. Wichtigste kommunikationsform in den ersten Tagen bleibt das Angeschrieen werden.

Die Türkei kennen viele nur von sporadischen Besuchen bei Verwandten, manche sind nicht einmal wirklich sattelfest in ihrem Türkisch. Ist jetzt alles egal, jetzt heißt’s: marschieren. In Reih und Glied. Rechts um. Links um. Im Gleichschritt. Halt. Und wieder von vorne. Immer im kreis herum. Den ganzen Tag geht das so, quer über den kasernenhof. „Wozu der Blödsinn?“, fragen sich viele, laut aussprechen will das niemand.

Ein Offizier klärt die Truppe auf: In wenigen Tagen ist die Angelobung, mit Waffe und Wichs der Türkei und dem kema-lismus Treue schwören. Das ist wohl bei allen Armeen der Welt der wichtigste Tag im Leben eines Soldaten. Und die Ausbildner wollen nur eines erreichen: Sich mit diesem Sauhaufen hier, den verweichlichten, teils übergewichtigen, kurzatmigen Typen vor den hohen Offizieren bei der Angelobung nicht zu blamieren.

Hikmet hat sich vor seiner Rekrutierung bei erfahrenen Freun-den ordentlich schlau gemacht. Ohne 30 Paar Socken, 30-mal

Unterwäsche, Waschzeug, etc. bist du dort aufgeschmissen. „Die Armee stellt dir zwar was zur Verfügung, aber das will niemand anziehen, versprochen“, sagt Hikmet.

Schlimm – darauf konnte er sich nicht vorbereiten – waren die alltäglichen Belehrungen durch die Militärs. Über den kema-lismus, warum Staat und Religion notfalls vom Militär getrennt werden müssen, und die Soldaten Garanten der Demokratie sind. Es sind massive, stundenlange Vorträge, die mitunter die Grenze der Gehirnwäsche überschreiten.

Sonst frisst einen eher die Langweile während der drei Wochen auf. nach der Angelobung am Ende der ersten Woche, müssen die Rekruten nicht mehr marschieren. nur mehr das Gehirn ein wenig waschen lassen – und die kaserne putzen. „Würden Sie uns wirklich im kriegsfall einziehen“, fragt Hikmet einen Offizier. „Mein Junge: Wenn – im kriegsfall – alle wehrfähigen Männer eingezogen sind, und wir mehr brauchen, holen wir uns die Alten. Dann die Frauen. Dann die alten Frauen. Und wenn wir dann noch immer Leute brauchen, dann würde ich auch nicht drauf wetten…“

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Als offizielle Biber-Ćevapčići-Testerin muss ich sagen, die besten kriegt man in der Innenstadt von Sarajevo. Die City ist ein Mega-Ćevapčići-Schlaraffenland. Fleischfre-sser aller Balkan-Länder vereinigt euch! Die engen Straßen des Basars, der Bašćarčija, riechen nach gebratenem Fleisch. Man fühlt sich wie in einer einzigen, riesigen Ćevapčići-Braterei. Dazwischen zwängt sich hie und da der Geruch von frisch gebacke-nem Burek oder der Duft von türkischem kaffee. Die Bosnier wissen wie man gut lebt und gut isst. Den Cholesterinspie-gel würde ich nach der Reise aber nicht unbedingt messen. Mein Magen knurrt, ich lasse mich treiben und werde bei einer Burekdžinica angeschwemmt. Etwa fünf Bleche mit frischen, knusprigen Bureks liegen in einer Vitrine. Der Burekverkäufer braucht die große konkurrenz nicht zu fürchten. Das Lokal ist voll mit Stammkun-den, alle quatschen durcheinander, mer-ken, dass Ausländer da sind – wir werden gleich auf Deutsch angeredet. Ich beiße in meinen Fleischburek. Bist du deppert ist der fett, aber gut! Schon wegen des Essens muss man hierherkommen. Aber Achtung: Die muslimische nachkriegsfrömmigkeit erlaubt keinen Alkohol. Zum nachspülen bitte Flachmann einpacken!Anita Malli ist Redakteurin von biber

saRaJEvoDAs cevAPcIcI-schlArAFFenlAnD

BIM schon DA! �nD lIFe In sArAJeWoIn welcher stadt befinden wir uns? nein, falsch, nicht in Wien, sondern in sarajevo! Die alten Wiener Bims fahren jetzt hier. Innen drin, von allen unbeachtet und unverän-dert, eine FM�-Werbung und ein Plakat der volkshoch-schule Brigittenau von vor x-Jahren. und wenn die Bim dann eingeht, kommt sie auf den straßenbahnfriedhof, ein stillgelegtes Gleis in der remise von sarajevo. Dort stehen schon andere Wiener Tramways und rosten dem absoluten ende entgegen. Den schmäh mit dem sitze-Ausbauen und sessel daraus machen, wie es in Wien der Fall ist, haben die sarajlije noch nicht gecheckt, aber vielleicht kommt das ja auch noch in Mode.

BeAuTIFul PrAyerIn sarajevo sind nicht nur die cevapcici, sondern auch die

Typen (mit) scharf. hippe Frisuren, stylisches outfit, da schaut man schon mal nach. einziges Problem für unser-eine könnte allerdings sein, dass gerade die Feschesten

aufs Beten scharf sind. Designerschuhe schnell ausziehen und ab in die Moschee. Wenn man da keine gläubige

Muslimin ist, geht wohl nix. Wer’s vielleicht doch probie-ren will, hier ein Insider-Tipp: Gazi-husrev-Beg Moschee

täglich zu Mittag und nach sonnenuntergang.

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KauKasuseInMAl IM leBen soWJeTs sPIelen

Fadesse und neugier brachte fünf Freunde aus Italien zusammen, um den sogenann-ten „chaotischen Süden“ Russlands zu entdecken – den norden des kaukasus. Was hier groß geschrieben wird ist GAST-FREUnDLICHkEIT. Diese durften wir besonders im kleinen Städtchen Teberda genießen. Was dieses verschlafene nest in der Republik karachaevo Cherkessia noch ausmacht: Das offizielle Bier „kara-chaevskoe“, der köstliche selbst gemachte käsekuchen, das Wrestling-Weltmeister-Team und die geheimnisvollen dunklen Seen mit Zauberkräften. Als europäische Besucher wurden wir fünf arme italienische Studenten wie eine sowjetische Delegation behandelt. Ein Schritt in die Vergangenheit! nur in Teberda konnten wir abseits des strengen Protokolls und der Etikette ganz wir selbst sein und unsere eigenen Handtü-cher benutzen. Wir relaxten in der Sonne, tauchten und mieteten alte katamarane wie damals die alte Bourgeoisie. Javier, Davide, Erika, Sara und Ramiro sind Freunde von biber

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Der große stolz der repu-blik: Ihr Wrestling-Team ist auch einmal Weltmeister geworden.

Dieser kleine laden wird von Alameja und ihrer Mutter geschmissen. Das „Magazin Kara-Koel“ bietet hungrigen Durchreisenden, wie uns, billiges essen, eis, Kaffee und Telefonkar-ten. Alameja spricht Italienisch und Deutsch möchte sie auch bald lernen.

russen bezeichnen den Kaukasus als Jungle. hier gibt es auch Kara-Koel, das heißt in der lokalen sprache „der schwarze Teich“. Die leute sagen, wenn man darin badet, bleibt man auf ewig jung. Dombaj ist auch nicht weit weg: Dort findet �01� die ski-Welt-meisterschaft statt! Das wird sehr schön, wie man hier am Foto schon sieht.

Wir verließen Teberda und die kaukasische republik mit tollen eindrücken und neuen Freunden. An einer Kreuzung trafen wir zum Beispiel diese Jungs. sie gönnten sich nach der Arbeit wohl noch einen schnaps, denn sie schickten uns in die falsche richtung.

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Buenos Aires erschließt sich dem Besucher wie ein williges Geheimnis, nach wenigen Stunden hat man den nötigen Überblick. Eine der breitesten Straßen der Welt, die Avenida 9 de Julio, die Straßen Corri-entes und Callao kommen einem wie alte Bekannte vor. Auf jeden Fall sollte man entlang der Avenida Corrientes Richtung Zentrum schlendern. Hier fühlt man den Puls der Stadt am stärksten, hier kommt Buenos Aires nie zur Ruhe. Buchgeschäfte, Musikläden: Hier reiht sich ein Geschäft an das andere. Aber nur kein Stress, die meisten haben bis nach Mitternacht offen. Hier befinden sich auch viele der kabaretts und Theater, die Seitenstraßen beherbergen unzählige Cafés und Restaurants… Und so langsam kommen wir dem Obelisco näher. nun ist man auf der zentralen Fußgän-gerzone Florida. Es mischen sich hier der Glanz und der Staub verflossener Reichtü-mer und wer ein aufmerksames Auge hat, entdeckt die junge, durchaus schwierige Geschichte Argentiniens an den freizügig beschrifteten Fassaden; „Viva la lucha del pueblo / Es lebe er Kampf des Volkes“. Zwetelina Damjanova ist Redakteurin von biber

roMInA unD rAúlromina ist Argentinierin, raúl ist spanier, beide sind sie Tangotänzer in der Bar sur. zusammengebracht hat sie jener Tanz, der als das bonaerense exportgut schlecht-hin gilt. In der Bar sur bekommt man eine Kostprobe Tango vom Feinsten. Das etablissement rühmt sich nicht umsonst seit den �0er-Jahren, die stars zu beherbergen. Der kahlköpfige sänger mit rauer, rauchiger stimme, der Klang des Bandoneon, melancholischen verse… Das alles und vieles mehr ist der Tango, seine Mystik muss jeder für sich entdecken und dafür bieten die Tanguerías jede Gelegenheit.

AuF Den sPuren Des ArGenTInIschen sTeAKsIm schicken viertel recoleta wurde in den �0er-Jahren das shoppingcenter Patio Bullrich eröffnet, ein spannendes architektonisches Projekt. Früher be-herbergte das Gebäude die Auktion von Pferden und rindern vieler haziendas der argentinischen Pampa. Die Käufer tummelten sich auf den Galerien von wo aus sie das vieh begutachteten, um es zu ersteigern. zwischendurch wur-den aber auch Kunstwerke gehandelt.

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Drei Dinge, die ich nicht wusste von Brüssel: Erstens ist es hier normal, Biere mit zehn Prozent Alkohol zu trinken. Zweitens lieben alle hier Schnecken und Muscheln. Und drittens essen die Brüsseler sowohl zum Bier als auch zu den Muscheln Fritten, Fritten, Fritten. Der Reihe nach: In Belgien gibt es weit über 1000 Biersorten. Das reicht vom 3,5-prozentigen kirschbier kriek (stellt euch einen echt leckeren Radler mit Himbeerkracherl vor) bis zum 11,6-prozentigen „Stille nacht“ (stellt euch einen Vollrausch vor). Obwohl Bier in Belgien etwas Heiliges ist – einige Sorten werden noch in klöstern gebraut –, gibt es auch Biere wie „Verbotene Frucht“ oder „Teufel“.

Die gekochten Muscheln kommen in einem großen Topf und sind in guten Restaurants (abseits des Zentrums!) einfach sagenhaft. Zu empfehlen ist der Fischmarkt am Platz St. Catherine. Die erste geleerte Muschel dient als Zange für das Fleisch ih-rer kollegen. Dazu gibt es Fritten, die gegen Ende in den würzigen Sud am Boden des Topfes zu tunken sind. Gekochte Schne-cken in würzigen Suppen mit Sellerie sind eigentlich noch besser als die Muscheln. Zu empfehlen ist das nordsee am Eck vor der kirche St. Catherine. Clemens neuhold ist korrespondent des kURIER in Brüssel

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WochenenD-TIcKersAMsTAG �0 uhr: Muscheln am Fischmarkt st. catherine�� uhr: Abhängen im café am Platz saint Géry und stylische Menschen gucken01 uhr: zum raben (rue saint Michel, nähe Boulevard Adolphe Max) = mit hunderten anderen Partyfreaks auf den Tischen tanzen und bis zum Morgen-grauen versuchen, nicht runterzufallensonnTAG1� uhr: Katerfrühstück am Place du Jeu de Balles1� uhr: ramsch am Flohmarkt kaufen1� uhr: Am Place du sablon sündteure, sündhaft gute schokolade kaufen1� uhr: Am Place Jourdan um die besten Fritten der Welt anstellen1�:�0 uhr: Mit einer riesigen Tüte und drei von �1 möglichen saucen in ein lokal auf ein Bier gehen�� uhr: Mit zwei Kilo mehr nach hause

WAs BelGIen eInT: Der KönIG, Der FussBAll unD DIe FrITTennicht wundern, wenn in Brüssel alles in Französisch und niederländisch angeschrie-ben ist. Brüssel ist die hauptstadt eines landes, das es eigentlich gar nicht gibt. Denn Belgien ist der niederländischsprachige norden (Flandern) und der französischsprachige süden (Wallonien).Die Flamen und Wallonen haben nur wenig miteinander am hut. Man trifft sich höchstens in Brüssel. es gibt weder gemeinsame Tv-Kanäle noch zeitungen. Belgisch sind gerade einmal die Fußball-nationalmannschaft und der König. ob es das gemeinsame Belgien in �0 Jahren noch gibt, traut sich kein Belgier zu prognostizieren. vor Kurzem haben sogar �0.000 Belgier für die einheit ihres landes demonstrieren müssen. Immerhin: Die Fritten essen alle.

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