Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2320

mdashmdashmdashmdashmdashmdashmdashmdashmdash M I T T E I L U N G E N mdashmdashmdashmdashmdashmdashmdash

NS-PROVENIENZFORSCHUNG AN DER MEDIZINISCHEN UNI-NS-PROVENIENZFORSCHUNG AN DER MEDIZINISCHEN UNI-VERSITAumlT WIEN 2013 UND 2014 RESTITUTION VON BUumlCHERN AUS DEM ANTIQUARIAT HANS PETER KRAUS SOWIE DER VER-LAGSBUCHHANDLUNG ANZENGRUBER-VERLAG BRUumlDER SU-UumlDER SU-DER SU-SCHITZKY

von Bruno Bauer und Walter Mentzel

Zusammenfassung 2014 wurden von der Medizinischen Universitaumlt Wien in zwei Faumlllen von NS-Raubgut Buumlcher an die rechtmaumlszligigen Eigentuumlmer bzw deren Erben restituiert Die Restitutionen betrafen das bdquoAntiquariat Hans Peter Krausldquo und bdquoVer-lagsbuchhandlung Anzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo

Schluumlsselwoumlrter Medizinische Universitaumltsbibliothek NS-Provenienzforschung Buuml-cherraub Restitution Antiquariat Hans Peter Kraus Verlagsbuchhandlung Anzen-gruber Verlag ndash Bruumlder Suschitzky

NS-PROVENANCE-RESEARCH-PROJECT OF THE MEDICAL UNI-VERSITY OF VIENNA IN 2013 AND 2014 RESTITUTION OF BOOKS FROM bdquoANTIQUARIAT HANS PETER KRAUSldquo AND bdquoVER-LAGSBUCHHANLDUNG ANZENGRUBER-VERLAG BRUumlDER SU-SCHITZKYldquo

Abstract In 2014 in two cases the Medical University of Vienna was able to elicit the rightful ownersheirs of expropriated goods during the Nazi-regime Restitution was made to the heirs of Hans Peter Kraus and Philipp and Wilhelm Suschitzky

Keywords Medical University of Vienna university library NS-provenance-research looted books bdquoAntiquariat Hans Peter Krausldquo bdquoVerlagsbuchhandlung Anzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 321

1 Einleitung

Seit 2007 wird an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien systematisch NS-Provenienzforschung betrieben Seit 2010 erfolgen laufend Restituierungen jener Buumlcher die von der Universitaumltsbibliothek bzw ihren Vorgaumlngerinstitutionen unrechtmaumlszligig erworben worden sind 2010 wurden 39 Buumlcher aus dem Besitz von Carl Julis Rothberger (1871ndash 1945) an dessen Tochter Bertha Gutmann restituiert1 2011 erfolgte die Restitution eines Buches an die Friedrich-Ebert-Stiftung in Deutschland 2012 wurden fuumlnf Buumlcher aus der Privatbibliothek des Raoul Fernand Jelli-nek-Mercedes (1888ndash1939) an die rechtmaumlszligigen Erben und ein Buch aus der Privatbibliothek Alfred Arnstein (1886ndash1972) an dessen in England lebenden Sohn restituiert2 2014 wurden basierend auf intensiven Recher-chen weitere unrechtmaumlszligig erworbene Buumlcher restituiert

Die beiden Restitutionsfaumllle Antiuariat bdquoHans Peter Krausldquo bzw Ver-lagsbuchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo die 2014 durch Restitution abgeschlossen werden konnten gehoumlren zu jenen Bei-spielen die dokumentieren in welchen Ausmaszlig und in welchen Formen Antiquariate von der Judenverfolgung profitierten

2 Antiquariat Hans Peter Kraus

Im Mai 2014 wurden 16 Buumlcher an eine in New York lebende Tochter von Hans Peter Kraus stellvertretend fuumlr die noch lebenden erbberechtigten Kinder von Hans Peter Kraus restituiert Es handelt sich dabei um zwoumllf Titel die an der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin (vormals Insti-tut fuumlr Geschichte der Medizin) per Autopsie am Buumlcherregal aufgefunden wurden

1) Stoll Otto Suggestion und Hypnotismus in der Voumllkerpsychologie 2 Aufl Verlag von Veit amp Comp Leipzig 1904 (Inv-Nr 10886)

2) Wallich Emanuel Wolfgang Anleitung fuumlr Muumltter zur Ernaumlhrung und Behandlung der Kinder in den ersten zwey Lebensjahren Roumlszligl und Kaulfuszlig Wien 1810 (Inv-Nr JB 4089)

3) Squirrel R An essay on indigestion and its consequences or advice to persons afflicted with debility of the digestive organs nervous and bilious disorders the gout etc With the Method of curing the above complaints wherein are observations on animal and vegeta-ble food together with Milk Drinks Exercise and Air Also remarks on sea or cold bathing Distinguishing the different States of Consti-

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2322

tution in which bathing will be found salutary or pernicious Like-wise explaining the reason Why the sea air is more salubrious than that of Cities and Inland Places 2nd Edition Murray and Highley London [1799] (Inv-Nr JB 2361)

4) Besse [Jean de] Lettre a Moniseur [Jean Adrien Helvetius] auteur du nouveau livre de lrsquooeconomie animale amp des Observations sur les petites veroles Franccedilois Fournier Paris 1723 (Inv-Nr JB 4886)

5) Zimmermann WFA Magnetismus und Mesmerismus oder Physi-sche und geistige Kraumlfte der Natur Der mineralische und thierische Magnetismus sowohl in seiner wirklichen Heilkraft als in dem Miszlig-szlig-brauch der von Betruumlgern und Narren damit getrieben worden im Zusammenhange mit der Geisterklopferei ndash der Tischruumlckerei ndash dem Spiritualismus 2 Aufl Verlag von Theodor Thiele Berlin 1863 (Inv-Nr 13858)

6) Lederer Fr[anz] Xav[er] von Uumlber die wesentlichen Vortheile der Einimpfung der Kinderblattern Fuumlr das Landvolk geschrieben Franz Joseph Roumlszligel Wien 1797 (Inv-Nr JB 6657)

7) Descartes Reneacute Les principes de la philosophie 4 Aufl Theodore Girard Paris 1681 (Inv-Nr JB 5596)

8) Fauken J[ohann] P[eter] [Franz] Xaver Das in Wien im Jahre 1771 und 1772 sehr viele Menschen anfallende Faumlulungsfieber Samt An-hang einer boumlsartigen Krankheit welche im Jahre 1770 unter den Kindbetterinnen im Spitale zu St Marx gewuumltet hat Joh Thom Ed-len v Trattnern Wien 1772 (Inv-Nr JB 5081)

9) Ozanam [ean] A[ntoine] F[ranccedilois] Histoire meacutedicale geacuteneacuterale et particuliegravere des maladies pideacutemiues contagieuses et eacutepizootiques Qui ont reacutegneacute en Europe depuis les temps les plus reculeacutes et notam-ment depuis le XIVe siegravecle jusqursquoagrave nos jours Tome 1ndash5 Meacutequignon-Marvis Paris et Lyon 1817ndash23 (Inv-Nr JB 51381-5)

10) Godfrey C[harles] B[oyle] An historical and practical treatise on the venereal disease dedicated to His Grace The Duke Of Queens-bury Illustrated with some remarkable cases being the result of fifteen years extensive practice in this metropolis Together with ob-servations on a late publication of Dr Buchans on this complaint In which his Principles are candidly examined and clearly refuted In this work is laid down a mode of prevention which if universally adopted will in a few years annihilate this inveterate disease H D Symonds London (1797) 1800 (Inv-Nr JB 4673)

11) Wundt Wilhelm Erlebtes und Erkanntes 2 Aufl Alfred Koumlrner Verlag Stuttgart 1921 (Inv-Nr 10709)

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 323

12) Swoboda Hermann Die Perioden des menschlichen Organismus in ihrer psychologischen und biologischen Bedeutung Franz Deutik-ke Leipzig und Wien 1904 (Inv-Nr 10890)

Abb 1 Beispiel einer Seite aus dem Inventarbuch der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin Als Eintragung in der rechten Spalte finden sich die jeweiligen Bezugsquellen Ein-trag 17216 betrifft den Ankauf uumlber das Antiquariat Wolf

Aufgrund des Inventarverzeichnisses der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin bzw handschriftlichen Eintragungen in den einzelnen Buumlchern laumlsst sich rekonstruieren dass neun der zwoumllf betroffenen Titel in den Jah-ren 1940 bis 1949 durch das Institut fuumlr Geschichte der Medizin vom Anti-quariat Alfred Wolf angekauft wurden Folgende Ankaufsdatums scheinen auf 12021940 (Nr 7) 29081940 (Nr 5 Nr 8) 12051940 (Nr 11) 17101940 (Nr 1) 25031941 (Nr 9) 29081941 (Nr 10) 23031949 (Nr 2) und 19111949 (Nr 3)

In fuumlnf Buumlchern (Nr 2 3 4 7 und 10) befindet sich ein Besitzstem-pel der Thun-Hohensteinschen Bibliothek (bdquoTetschner Bibliothekldquo) Hans Peter Kraus hatte diese Buumlcher 1934 in Prag erworben Die bdquoTetschner Bi-bliothekldquo war 1933 vom tschechoslowakischen Militaumlr im Zuge der Be-schlagnahmung und Einrichtung des Schlosses als Militaumlrquartier nach Prag transferiert und an Antiquariate veraumluszligert worden

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2324

Abb 2 Besitzstempel der bdquoTetschner Bibliothekldquo daruumlber Eintrag durch das damalige In-stitut fuumlr Geschichte der Medizin mit dem Kaufvermerk (12021941 RM 1045 Wolf)

Sieben Titel (Nr 1 4 6 8 9 11 und 12) konnten den von Hans Peter Kraus in den Jahren 1934 und 1937 herausgegebenen Antiquariatskata-logen zugeordnet werden

Abb 3 Katalog 7 Periodica 1936 als Beispiel eines von Hans Peter Kraus in Wien heraus-gegebenen Antiquariatskataloges

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 325

Hans Peter Kraus geboren am 12 Oktober 1907 in Wien als Sohn von Emil Kraus einem Mitglied der Medizinischen Fakultaumlt der Universitaumlt Wien und Hilde Kraus absolvierte eine Buchhaumlndlerlehre in der Universi-taumltsbuchhandlung R Lechner in Wien Danach war er fuumlr den Berliner Ver-lag Wasmuth als Vertreter in Rumaumlnien und Polen und seit 1929 als Mitar-beiter der Leipziger Buchhandlung Karl W Hiersemann die eine groszlige und bedeutende antiquarische Abteilung im deutschsprachigen Raum besaszlig taumltig 1932 machte er sich selbstaumlndig und eroumlffnete in der Praterstraszlige im zweiten Wiener Gemeindebezirk eine Antiquariatsbuchhandlung die in ihrer Bluumltezeit ca 100000 Baumlnde umfasste

Abb 4 Innenansicht der in der Praterstraszlige gelegenen Antiquariatsbuchhandlung bdquoHans Peter Krausldquo um 1930

Nach dem bdquoAnschlussldquo im Maumlrz 1938 wurde er von seinem im Antiqua-riat beschaumlftigen Mitarbeiter Alfred Wolf bei der Gestapo angezeigt und infolgedessen in das Konzentrationslager Dachau und danach nach Bu-chenwald verschleppt Nach seiner Freilassung gelang Kraus wenige Tage vor Kriegsausbruch die Flucht nach Schweden von wo er im Oktober 1939 in die USA ausreiste Nach seiner Ankunft in New York eroumlffnete er er-neut eine Antiquariatsbuchhandlung In den 1960er Jahren etablierte sich Kraus als einer der renommiertesten Antiquare in den USA Nach seinem Tod im am 1 November 1988 in Ridgefield (Fairfield County Connecti-cut) fuumlhrte sein Ehefrau Hanni Kraus (geborene Zucker) diese ebenfalls eine Emigrantin hatte er 1940 geheiratet die Geschaumlfte des Antiquariates noch weitere 15 Jahre Nach dem Tod von Hanni Kraus im Jahr 2003 be-schlossen die als Erben eingesetzten Kinder von Hans und Hanni Kraus

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2326

das an der 16 East 46th Street in New York liegende Antiquariat zu verkau-fen und boten es dem Auktionshaus Sothebys an

Am 27 September 1938 gab Hilde Kraus die Mutter von Hans Peter Kraus die Vermoumlgensanmeldung beim Ministerium fuumlr Arbeit und Wirt-schaft Vermoumlgensverkehrsstelle erstmals ab weil sich ihr Sohn zu dieser Zeit im Konzentrationslager Dachau befand Ebenfalls in seiner Abwesen-heit wurde eine zweite Vermoumlgensverkehrsanmeldung am 7 August 1939 durchgefuumlhrt Nach Angaben des bevollmaumlchtigten Rechtsanwalts der Fa-milie Kraus Dr Oskar Feigl wurde eine von der Vermoumlgensverkehrsstelle festgestellte Steuerschuld von Hilde Kraus beglichen indem sie bdquoden groumlszlig-ten Teil ihres Vermoumlgens verpfaumlndetldquo hat3

Die bisher als geraubt identifizierten Buumlcher aus der Provenienz des Anti-quariates Hans Peter Kraus hat das Institut fuumlr Geschichte der Medizin zwi-schen 1940 und 1949 vom Antiquariat Alfred Wolf angekauft Wolf war nicht nur fuumlr die Inhaftierung seines fruumlheren Arbeitgebers Hans Peter Kraus unmittelbar verantwortlich er eignete sich auch den gesamten Warenlager-bestand der Firma Hans Peter Kraus an und brachte diesen in das von ihm 1939 neugegruumlndete Antiquariat bdquoAlfred Wolfldquo ein Innerhalb kurzer Zeit wuchs der Buumlcherbestand durch die bdquoArisierungenldquo eines zweiten Antiquari-ats (Leo Weiser) durch den Erwerb von Buumlcherbestaumlnden von bdquoliquidiertenldquo Antiquariaten oder durch die Uumlbernahme von Privatbibliotheken die aus dem Zwangsverkauf gefluumlchteter Juden und Juumldinnen stammten auf bis zu 600000 Buumlcher4 Dieses Antiquariat zaumlhlte zwischen 1940 und 1941 zu den Hauptlieferanten der Bibliothek des Instituts fuumlr Geschichte der Medizin

Die Rolle des Antiquariates bdquoAlfred Wolfldquo im NS-Buumlcherraub wurde uumlber die Provenienzforschung hinausgehend durch den Projektleiter Wal-ter Mentzel im Rahmen eines eigenen Projektes zum Thema bdquoNS-Antiqua-riate und ihre Rolle im nationalsozialistischen Buumlcherraub unter besonde-rer Beruumlcksichtigung Wiener Antiquariatsunternehmenldquo5 detailliert unter-sucht und die Ergebnisse im Rahmen des 4 Hannoverschen Symposiums 2011 vorgestellt und publiziert6 Damit konnten auch fuumlr die Provenienz-forschung an anderen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum wertvolle Hinweise erarbeitet werden

Sehr persoumlnliche Eindruumlcke in die Taumltigkeit eines Antiquars liefert Hans Peter Kraus in seiner Selbstbiografie die 1978 in englischer7 und 1982 deutscher Sprache8 erschienen ist Anlaumlsslich seines Todes veroumlffentlichte die bdquoNew York Timesldquo am 2 November 1988 einen Nachruf9 Auch von seiner Familie wurde eine Gedenkschrift herausgegeben10

Hans Peter und Hanni Kraus haben sich dadurch ein bleibendes Anden-ken gesetzt dass sie 1970 eine wertvolle Sammlung uumlber Geschichte und

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 327

Kultur Lateinamerikas waumlhrend der Kolonialperiode von 1492 bis 1819 der Library of Congress vermacht haben11

3 Verlagsbuchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo

Im Mai 2014 erfolgte die Restitution eines Buches aus der bdquoVerlagsbuch-handlung der Bruumlder Philipp und Wilhelm Suschitzkyldquo an Wolf Suschitzky den Neffen von Philipp und Sohn von Wilhelm

Das Buch Boumlrner Wilhelm Friedrich Jodl Stuttgart-Berlin 1911 (Inv- Nr 17056) wurde an der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin (vor-mals Institut fuumlr Geschichte der Medizin) per Autopsie am Buchregal als Raubgut identifiziert Es traumlgt den handschriftlichen Vermerk bdquoFeb-Marz 1943ldquo bdquo120ldquo bdquoStarkldquo ndash ein Hinweis darauf dass das Buch im Februar Maumlrz 1943 vom Antiquariat Karl Stark um 120 Reichsmark erworben wur-de Dieselbe Information befindet sich im Inventarverzeichnis der Zweig-bibliothek sodass der Erwerbsvorgang durch das ehemalige Institut fuumlr Geschichte der Medizin eindeutig nachgewiesen werden konnte

Abb 5 Handschriftlicher Vermerk mit den Eintraumlgen bdquoFeb-Marz 1943ldquo bdquo120ldquo bdquoStarkldquo

Am Titelblatt des Buches befindet sich ein Stempel mit der Aufschrift bdquoBruuml-der Suschitzky Spezialbuchhandlung und Antiquariat fuumlr sozialistische Li-teratur Wien Xldquo als Hinweis auf fruumlheren Besitzer des Buches

Philipp Suschitzky am 14 Februar 1876 in Wien geboren und spaumlter mit Olga Hirschler (1862ndash1942) verheiratet war gelernter Buchhaumlndler Ge-meinsam mit seinem Bruder Wilhelm (1877ndash1934) gruumlndete er im Herbst 1901 in Wien X Favoritenstraszlige 57 eine bdquoSortiments- und Antiquariats-buchhandlung (mit angeschlossener Leihbibliothek)ldquo die 191112 durch

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2328

die Gruumlndung des bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo erweitert wur-de benannt wurde der Verlag nach dem sozialkritischen Schriftsteller Lud-wig Anzengruber Mit beiden Unternehmungen verbanden die Bruumlder ihr kulturpolitisches Engagement im Umfeld der Sozialdemokratischen Par-tei Oumlsterreichs In ihrem Verlagsprogramm wurden unter anderem pazi-fistisch-sozialistische Schriften Buumlcher zur Frauenfrage Freidenkertum Sozial- und Sexualreform ua veroumlffentlicht Bereits Ende der 1920er Jahre kam die Buchhandlung und deren Eigentuumlmer aufgrund ihres Verlags- und Sortimentsprogrammes in den Brennpunkt der politischen-oumlffentlichen Auseinandersetzung und wurde vor allem in der Phase der Demokratie-zerstoumlrung der Jahre 193334 und danach zum Objekt betraumlchtlicher po-lizeilicher Repressalien (Hausdurchsuchungen Buchkonfiskationen und anhaumlngige Gerichtsverfahren) Nach dem Selbstmord von Wilhelm Su-schitzky am 18 April 1934 trat seine Witwe die am 19 November 1878 in Bruumlnn geborene Adele Suschitzky in die Firma ein

1938 flohen Phillip und Olga Suschitzky nach Frankreich von wo sie im September 1942 nach Auschwitz deportiert und hier ermordet wurden Adele Suschitzky fluumlchtete 1938 nach London wo sie im Alter von 102 Jahren am 24 Mai 1980 gestorben ist

Obwohl sich Johann Heger ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma mit-tels Einschaltung diverser NS-Parteistellen um die bdquoArisierungldquo des Unter-nehmens bemuumlhte kam es nach der Abweisung der bdquoArisierungldquo im Ok-tober 1938 zur Schlieszligung von Buchhandlung und Verlag weil an einer Weiterfuumlhrung dieses politisch brisanten Unternehmens seitens der Natio-nalsozialisten kein Interesse bestand Das Buumlcherwarenlager wurde Anfang Maumlrz 1939 in die Auktionshallen des Handelsgerichtes Wien uumlberfuumlhrt und dort veraumluszligert Das Buch das durch den Abverkauf des Buumlcherwarenla-gers durch das Handelsgericht Wien in den Antiquariatshandel gelangte wurde vom Institut fuumlr Geschichte der Medizin im FebruarMaumlrz 1943 vom Wiener Antiquariat bdquoKarl Starkldquo angekauft Nach dem bdquoAnschlussldquo im Maumlrz 1938 wurde das Antiquariat von Marianne Stern in Wien I Karl Lu-egerplatz von dessen fruumlherem Mitarbeiter Karl Stark (2661886 Wien + 1351949 Wien) bdquoarisiertldquo12

Wolf Suschitzky der 1912 geborene Sohn von Wilhelm und Adele Su-schitzky absolvierte eine Foto-Ausbildung an der Houmlheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien Bereits 1934 emigrierte er nach Lon-don wo er als Fotograf und Dokumentarfilmer erfolgreich taumltig war und bis heute lebt In juumlngster Zeit thematisierten oumlsterreichische Zeitungen Leben und Werk von Wolf Suschitzky darunter bdquoDer Standardldquo13 bdquoDie Presseldquo14 und die bdquoWiener Zeitungldquo15 Wolf Suschitzkys Bedeutung fuumlr den

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 329

Film wurde in einer 2010 bei Synema Gesellschaft fuumlr Film und Medien erschienen Publikation gewuumlrdigt16

Abb 6 Wolf Suschitzky mit dem restituierten Buch in seiner Wohnung in London (Foto copy Brigitte Mayr)

Abb 7 Dankschreiben von Wolf Suschitzky mit der Uumlberantwortung des Buches an die Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2330

Die Uumlberreichung des Buches wurde im Auftrag der Medizinischen Uni-versitaumlt Wien von Brigitte Mayr einer Mitarbeiterin der Firma Synema Ge-sellschaft fuumlr Film und Medien die bei Ausstellungs- und Publikationspro-jekten sehr eng mit Wolf Suschitzky zusammenarbeitet anlaumlsslich eines Besuchs in London vorgenommen Im Anschluss schenkte er weil er seine Bibliothek verkleinern moumlchte das Buch der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien bdquowo es sicher gut aufbewahrt sein wirdldquo

In aumlhnlicher Weise erfolgte durch die Universitaumlt Salzburg im November 2014 eine weitere Restitution an Wolf Suschitzky (Taschenwoumlrterbuch der daumlnischen und deutschen Sprache Langenscheidt-Verlag 1907)17 Bereits im September 2013 war ein unrechtmaumlszligig von der Universitaumltsbibliothek der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien erworbenes Buch anlaumlsslich eines Wien- Besuchs an Wolf Suschitzky restituiert worden (Schmidt Heinrich Was wir Ernst Haeckel verdanken 1914)18

4 Resuumlmee

Die beiden Restitutionsfaumllle Antiquariat bdquoHans Peter Krausldquo bzw Verlags-buchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo sind Bespiele fuumlr den an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien am haumlufigsten vertretenen Fall von Buumlcherraub Aus den Lagerbestaumlnden bdquoari-sierterldquo und liquidierter Antiquariate und Buchhandlungen kamen zahl-reiche geraubte Buumlcher in den Handel und in weiterer Folge an das Institut fuumlr Geschichte der Medizin und in dessen Rechtsnachfolge an die Medi-zinische Universitaumlt Wien bzw deren Universitaumltsbibliothek19 In beiden Faumlllen bestand gluumlcklicherweise die Moumlglichkeit zur Kontaktaufnahme mit noch lebenden Kindern der Opfer des NS-Buumlcherraubes

Nach den 2014 abgeschlossenen Restitutionsfaumlllen bdquoHans Peter Krausldquo sowie bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo stehen an der Medizi-nischen Universitaumlt Wien fuumlr 2015 weitere aumlhnlich geartete Restitutions-faumllle vor dem Abschluss

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 331

Mag Bruno BauerUniversitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Waumlhringer Guumlrtel 18ndash20 A-1097 WienE-Mail brunobauermeduniwienacat

Dr Walter MentzelZweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin

an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt WienWaumlhringer Str 25 A-1090 Wien

E-Mail waltermentzelmeduniwienacat

1 Bruno Bauer und Walter Mentzel Restitutionsfall Carl Julius Rothber-ger erste Ruumlckgabe von NS-Raubgut aus dem Bestand der Universitaumlts-bibliothek durch die Medizinische Universitaumlt Wien In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 63 (2010) H 34 S 101ndash107

2 Bruno Bauer und Walter Mentzel NS-Provenienzforschung an der Medizinischen Universitaumlt Wien 2011 und 2012 Restitution von Buuml-chern der Bibliothek Sassenbach sowie den Privatbibliotheken von Ra-oul Fernand Jellinek-Merceds und Alfred Arnstein In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 66 (2013) H 34 S 449ndash457

3 Oumlsterreichisches Staatsarchiv (OumlSTA) Archiv der Republik (AdR) Bun-desministerium fuumlr Finanzen (BMF) Vermoumlgensverkehrsstelle (VVst) Vermoumlgensanmeldung (VA) Zl 50691 Hans Peter Kraus

4 Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA) Volksgerichtsakt A 1-VgVr- Strafakt Vg 4 29391945 Riedmann Friedrich Richard sowie WStLA Oumlffentliche Verwaltung (OumlVA) Alfred Wolf Zeugeneinvernahme einer Mitarbeiterin von Alfred Wolf vom 2151948

5 Walter Mentzel Wiener NS-Antiquariate und ihre Rolle im Buumlcher-raub Oder Wie Antiquariate von der Judenverfolgung profitierten Ein Forschungsbericht In Bruno Bauer Christina Koumlstner-Pemsel und Markus Stumpf (Hrsg) NS-Provenienzforschung an oumlsterreichischen Bibliotheken Anspruch und Wirklichkeit (Schriften der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare Band 10) Graz Feldkirch Neugebauer 2011 S 65ndash82 Online httpeprintsrclis org177981Schriften_VOeB10_65_82_MENTZEL_Antiquariatepdf

6 Walter Mentzel Die bdquoAntiquariats- und Exportbuchhandlung Alfred Wolfldquo ndash ehemals Hans Peter Kraus und Leo Weiser Die Geschichte

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1 Einleitung

Seit 2007 wird an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien systematisch NS-Provenienzforschung betrieben Seit 2010 erfolgen laufend Restituierungen jener Buumlcher die von der Universitaumltsbibliothek bzw ihren Vorgaumlngerinstitutionen unrechtmaumlszligig erworben worden sind 2010 wurden 39 Buumlcher aus dem Besitz von Carl Julis Rothberger (1871ndash 1945) an dessen Tochter Bertha Gutmann restituiert1 2011 erfolgte die Restitution eines Buches an die Friedrich-Ebert-Stiftung in Deutschland 2012 wurden fuumlnf Buumlcher aus der Privatbibliothek des Raoul Fernand Jelli-nek-Mercedes (1888ndash1939) an die rechtmaumlszligigen Erben und ein Buch aus der Privatbibliothek Alfred Arnstein (1886ndash1972) an dessen in England lebenden Sohn restituiert2 2014 wurden basierend auf intensiven Recher-chen weitere unrechtmaumlszligig erworbene Buumlcher restituiert

Die beiden Restitutionsfaumllle Antiuariat bdquoHans Peter Krausldquo bzw Ver-lagsbuchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo die 2014 durch Restitution abgeschlossen werden konnten gehoumlren zu jenen Bei-spielen die dokumentieren in welchen Ausmaszlig und in welchen Formen Antiquariate von der Judenverfolgung profitierten

2 Antiquariat Hans Peter Kraus

Im Mai 2014 wurden 16 Buumlcher an eine in New York lebende Tochter von Hans Peter Kraus stellvertretend fuumlr die noch lebenden erbberechtigten Kinder von Hans Peter Kraus restituiert Es handelt sich dabei um zwoumllf Titel die an der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin (vormals Insti-tut fuumlr Geschichte der Medizin) per Autopsie am Buumlcherregal aufgefunden wurden

1) Stoll Otto Suggestion und Hypnotismus in der Voumllkerpsychologie 2 Aufl Verlag von Veit amp Comp Leipzig 1904 (Inv-Nr 10886)

2) Wallich Emanuel Wolfgang Anleitung fuumlr Muumltter zur Ernaumlhrung und Behandlung der Kinder in den ersten zwey Lebensjahren Roumlszligl und Kaulfuszlig Wien 1810 (Inv-Nr JB 4089)

3) Squirrel R An essay on indigestion and its consequences or advice to persons afflicted with debility of the digestive organs nervous and bilious disorders the gout etc With the Method of curing the above complaints wherein are observations on animal and vegeta-ble food together with Milk Drinks Exercise and Air Also remarks on sea or cold bathing Distinguishing the different States of Consti-

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tution in which bathing will be found salutary or pernicious Like-wise explaining the reason Why the sea air is more salubrious than that of Cities and Inland Places 2nd Edition Murray and Highley London [1799] (Inv-Nr JB 2361)

4) Besse [Jean de] Lettre a Moniseur [Jean Adrien Helvetius] auteur du nouveau livre de lrsquooeconomie animale amp des Observations sur les petites veroles Franccedilois Fournier Paris 1723 (Inv-Nr JB 4886)

5) Zimmermann WFA Magnetismus und Mesmerismus oder Physi-sche und geistige Kraumlfte der Natur Der mineralische und thierische Magnetismus sowohl in seiner wirklichen Heilkraft als in dem Miszlig-szlig-brauch der von Betruumlgern und Narren damit getrieben worden im Zusammenhange mit der Geisterklopferei ndash der Tischruumlckerei ndash dem Spiritualismus 2 Aufl Verlag von Theodor Thiele Berlin 1863 (Inv-Nr 13858)

6) Lederer Fr[anz] Xav[er] von Uumlber die wesentlichen Vortheile der Einimpfung der Kinderblattern Fuumlr das Landvolk geschrieben Franz Joseph Roumlszligel Wien 1797 (Inv-Nr JB 6657)

7) Descartes Reneacute Les principes de la philosophie 4 Aufl Theodore Girard Paris 1681 (Inv-Nr JB 5596)

8) Fauken J[ohann] P[eter] [Franz] Xaver Das in Wien im Jahre 1771 und 1772 sehr viele Menschen anfallende Faumlulungsfieber Samt An-hang einer boumlsartigen Krankheit welche im Jahre 1770 unter den Kindbetterinnen im Spitale zu St Marx gewuumltet hat Joh Thom Ed-len v Trattnern Wien 1772 (Inv-Nr JB 5081)

9) Ozanam [ean] A[ntoine] F[ranccedilois] Histoire meacutedicale geacuteneacuterale et particuliegravere des maladies pideacutemiues contagieuses et eacutepizootiques Qui ont reacutegneacute en Europe depuis les temps les plus reculeacutes et notam-ment depuis le XIVe siegravecle jusqursquoagrave nos jours Tome 1ndash5 Meacutequignon-Marvis Paris et Lyon 1817ndash23 (Inv-Nr JB 51381-5)

10) Godfrey C[harles] B[oyle] An historical and practical treatise on the venereal disease dedicated to His Grace The Duke Of Queens-bury Illustrated with some remarkable cases being the result of fifteen years extensive practice in this metropolis Together with ob-servations on a late publication of Dr Buchans on this complaint In which his Principles are candidly examined and clearly refuted In this work is laid down a mode of prevention which if universally adopted will in a few years annihilate this inveterate disease H D Symonds London (1797) 1800 (Inv-Nr JB 4673)

11) Wundt Wilhelm Erlebtes und Erkanntes 2 Aufl Alfred Koumlrner Verlag Stuttgart 1921 (Inv-Nr 10709)

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12) Swoboda Hermann Die Perioden des menschlichen Organismus in ihrer psychologischen und biologischen Bedeutung Franz Deutik-ke Leipzig und Wien 1904 (Inv-Nr 10890)

Abb 1 Beispiel einer Seite aus dem Inventarbuch der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin Als Eintragung in der rechten Spalte finden sich die jeweiligen Bezugsquellen Ein-trag 17216 betrifft den Ankauf uumlber das Antiquariat Wolf

Aufgrund des Inventarverzeichnisses der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin bzw handschriftlichen Eintragungen in den einzelnen Buumlchern laumlsst sich rekonstruieren dass neun der zwoumllf betroffenen Titel in den Jah-ren 1940 bis 1949 durch das Institut fuumlr Geschichte der Medizin vom Anti-quariat Alfred Wolf angekauft wurden Folgende Ankaufsdatums scheinen auf 12021940 (Nr 7) 29081940 (Nr 5 Nr 8) 12051940 (Nr 11) 17101940 (Nr 1) 25031941 (Nr 9) 29081941 (Nr 10) 23031949 (Nr 2) und 19111949 (Nr 3)

In fuumlnf Buumlchern (Nr 2 3 4 7 und 10) befindet sich ein Besitzstem-pel der Thun-Hohensteinschen Bibliothek (bdquoTetschner Bibliothekldquo) Hans Peter Kraus hatte diese Buumlcher 1934 in Prag erworben Die bdquoTetschner Bi-bliothekldquo war 1933 vom tschechoslowakischen Militaumlr im Zuge der Be-schlagnahmung und Einrichtung des Schlosses als Militaumlrquartier nach Prag transferiert und an Antiquariate veraumluszligert worden

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2324

Abb 2 Besitzstempel der bdquoTetschner Bibliothekldquo daruumlber Eintrag durch das damalige In-stitut fuumlr Geschichte der Medizin mit dem Kaufvermerk (12021941 RM 1045 Wolf)

Sieben Titel (Nr 1 4 6 8 9 11 und 12) konnten den von Hans Peter Kraus in den Jahren 1934 und 1937 herausgegebenen Antiquariatskata-logen zugeordnet werden

Abb 3 Katalog 7 Periodica 1936 als Beispiel eines von Hans Peter Kraus in Wien heraus-gegebenen Antiquariatskataloges

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 325

Hans Peter Kraus geboren am 12 Oktober 1907 in Wien als Sohn von Emil Kraus einem Mitglied der Medizinischen Fakultaumlt der Universitaumlt Wien und Hilde Kraus absolvierte eine Buchhaumlndlerlehre in der Universi-taumltsbuchhandlung R Lechner in Wien Danach war er fuumlr den Berliner Ver-lag Wasmuth als Vertreter in Rumaumlnien und Polen und seit 1929 als Mitar-beiter der Leipziger Buchhandlung Karl W Hiersemann die eine groszlige und bedeutende antiquarische Abteilung im deutschsprachigen Raum besaszlig taumltig 1932 machte er sich selbstaumlndig und eroumlffnete in der Praterstraszlige im zweiten Wiener Gemeindebezirk eine Antiquariatsbuchhandlung die in ihrer Bluumltezeit ca 100000 Baumlnde umfasste

Abb 4 Innenansicht der in der Praterstraszlige gelegenen Antiquariatsbuchhandlung bdquoHans Peter Krausldquo um 1930

Nach dem bdquoAnschlussldquo im Maumlrz 1938 wurde er von seinem im Antiqua-riat beschaumlftigen Mitarbeiter Alfred Wolf bei der Gestapo angezeigt und infolgedessen in das Konzentrationslager Dachau und danach nach Bu-chenwald verschleppt Nach seiner Freilassung gelang Kraus wenige Tage vor Kriegsausbruch die Flucht nach Schweden von wo er im Oktober 1939 in die USA ausreiste Nach seiner Ankunft in New York eroumlffnete er er-neut eine Antiquariatsbuchhandlung In den 1960er Jahren etablierte sich Kraus als einer der renommiertesten Antiquare in den USA Nach seinem Tod im am 1 November 1988 in Ridgefield (Fairfield County Connecti-cut) fuumlhrte sein Ehefrau Hanni Kraus (geborene Zucker) diese ebenfalls eine Emigrantin hatte er 1940 geheiratet die Geschaumlfte des Antiquariates noch weitere 15 Jahre Nach dem Tod von Hanni Kraus im Jahr 2003 be-schlossen die als Erben eingesetzten Kinder von Hans und Hanni Kraus

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2326

das an der 16 East 46th Street in New York liegende Antiquariat zu verkau-fen und boten es dem Auktionshaus Sothebys an

Am 27 September 1938 gab Hilde Kraus die Mutter von Hans Peter Kraus die Vermoumlgensanmeldung beim Ministerium fuumlr Arbeit und Wirt-schaft Vermoumlgensverkehrsstelle erstmals ab weil sich ihr Sohn zu dieser Zeit im Konzentrationslager Dachau befand Ebenfalls in seiner Abwesen-heit wurde eine zweite Vermoumlgensverkehrsanmeldung am 7 August 1939 durchgefuumlhrt Nach Angaben des bevollmaumlchtigten Rechtsanwalts der Fa-milie Kraus Dr Oskar Feigl wurde eine von der Vermoumlgensverkehrsstelle festgestellte Steuerschuld von Hilde Kraus beglichen indem sie bdquoden groumlszlig-ten Teil ihres Vermoumlgens verpfaumlndetldquo hat3

Die bisher als geraubt identifizierten Buumlcher aus der Provenienz des Anti-quariates Hans Peter Kraus hat das Institut fuumlr Geschichte der Medizin zwi-schen 1940 und 1949 vom Antiquariat Alfred Wolf angekauft Wolf war nicht nur fuumlr die Inhaftierung seines fruumlheren Arbeitgebers Hans Peter Kraus unmittelbar verantwortlich er eignete sich auch den gesamten Warenlager-bestand der Firma Hans Peter Kraus an und brachte diesen in das von ihm 1939 neugegruumlndete Antiquariat bdquoAlfred Wolfldquo ein Innerhalb kurzer Zeit wuchs der Buumlcherbestand durch die bdquoArisierungenldquo eines zweiten Antiquari-ats (Leo Weiser) durch den Erwerb von Buumlcherbestaumlnden von bdquoliquidiertenldquo Antiquariaten oder durch die Uumlbernahme von Privatbibliotheken die aus dem Zwangsverkauf gefluumlchteter Juden und Juumldinnen stammten auf bis zu 600000 Buumlcher4 Dieses Antiquariat zaumlhlte zwischen 1940 und 1941 zu den Hauptlieferanten der Bibliothek des Instituts fuumlr Geschichte der Medizin

Die Rolle des Antiquariates bdquoAlfred Wolfldquo im NS-Buumlcherraub wurde uumlber die Provenienzforschung hinausgehend durch den Projektleiter Wal-ter Mentzel im Rahmen eines eigenen Projektes zum Thema bdquoNS-Antiqua-riate und ihre Rolle im nationalsozialistischen Buumlcherraub unter besonde-rer Beruumlcksichtigung Wiener Antiquariatsunternehmenldquo5 detailliert unter-sucht und die Ergebnisse im Rahmen des 4 Hannoverschen Symposiums 2011 vorgestellt und publiziert6 Damit konnten auch fuumlr die Provenienz-forschung an anderen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum wertvolle Hinweise erarbeitet werden

Sehr persoumlnliche Eindruumlcke in die Taumltigkeit eines Antiquars liefert Hans Peter Kraus in seiner Selbstbiografie die 1978 in englischer7 und 1982 deutscher Sprache8 erschienen ist Anlaumlsslich seines Todes veroumlffentlichte die bdquoNew York Timesldquo am 2 November 1988 einen Nachruf9 Auch von seiner Familie wurde eine Gedenkschrift herausgegeben10

Hans Peter und Hanni Kraus haben sich dadurch ein bleibendes Anden-ken gesetzt dass sie 1970 eine wertvolle Sammlung uumlber Geschichte und

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 327

Kultur Lateinamerikas waumlhrend der Kolonialperiode von 1492 bis 1819 der Library of Congress vermacht haben11

3 Verlagsbuchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo

Im Mai 2014 erfolgte die Restitution eines Buches aus der bdquoVerlagsbuch-handlung der Bruumlder Philipp und Wilhelm Suschitzkyldquo an Wolf Suschitzky den Neffen von Philipp und Sohn von Wilhelm

Das Buch Boumlrner Wilhelm Friedrich Jodl Stuttgart-Berlin 1911 (Inv- Nr 17056) wurde an der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin (vor-mals Institut fuumlr Geschichte der Medizin) per Autopsie am Buchregal als Raubgut identifiziert Es traumlgt den handschriftlichen Vermerk bdquoFeb-Marz 1943ldquo bdquo120ldquo bdquoStarkldquo ndash ein Hinweis darauf dass das Buch im Februar Maumlrz 1943 vom Antiquariat Karl Stark um 120 Reichsmark erworben wur-de Dieselbe Information befindet sich im Inventarverzeichnis der Zweig-bibliothek sodass der Erwerbsvorgang durch das ehemalige Institut fuumlr Geschichte der Medizin eindeutig nachgewiesen werden konnte

Abb 5 Handschriftlicher Vermerk mit den Eintraumlgen bdquoFeb-Marz 1943ldquo bdquo120ldquo bdquoStarkldquo

Am Titelblatt des Buches befindet sich ein Stempel mit der Aufschrift bdquoBruuml-der Suschitzky Spezialbuchhandlung und Antiquariat fuumlr sozialistische Li-teratur Wien Xldquo als Hinweis auf fruumlheren Besitzer des Buches

Philipp Suschitzky am 14 Februar 1876 in Wien geboren und spaumlter mit Olga Hirschler (1862ndash1942) verheiratet war gelernter Buchhaumlndler Ge-meinsam mit seinem Bruder Wilhelm (1877ndash1934) gruumlndete er im Herbst 1901 in Wien X Favoritenstraszlige 57 eine bdquoSortiments- und Antiquariats-buchhandlung (mit angeschlossener Leihbibliothek)ldquo die 191112 durch

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2328

die Gruumlndung des bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo erweitert wur-de benannt wurde der Verlag nach dem sozialkritischen Schriftsteller Lud-wig Anzengruber Mit beiden Unternehmungen verbanden die Bruumlder ihr kulturpolitisches Engagement im Umfeld der Sozialdemokratischen Par-tei Oumlsterreichs In ihrem Verlagsprogramm wurden unter anderem pazi-fistisch-sozialistische Schriften Buumlcher zur Frauenfrage Freidenkertum Sozial- und Sexualreform ua veroumlffentlicht Bereits Ende der 1920er Jahre kam die Buchhandlung und deren Eigentuumlmer aufgrund ihres Verlags- und Sortimentsprogrammes in den Brennpunkt der politischen-oumlffentlichen Auseinandersetzung und wurde vor allem in der Phase der Demokratie-zerstoumlrung der Jahre 193334 und danach zum Objekt betraumlchtlicher po-lizeilicher Repressalien (Hausdurchsuchungen Buchkonfiskationen und anhaumlngige Gerichtsverfahren) Nach dem Selbstmord von Wilhelm Su-schitzky am 18 April 1934 trat seine Witwe die am 19 November 1878 in Bruumlnn geborene Adele Suschitzky in die Firma ein

1938 flohen Phillip und Olga Suschitzky nach Frankreich von wo sie im September 1942 nach Auschwitz deportiert und hier ermordet wurden Adele Suschitzky fluumlchtete 1938 nach London wo sie im Alter von 102 Jahren am 24 Mai 1980 gestorben ist

Obwohl sich Johann Heger ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma mit-tels Einschaltung diverser NS-Parteistellen um die bdquoArisierungldquo des Unter-nehmens bemuumlhte kam es nach der Abweisung der bdquoArisierungldquo im Ok-tober 1938 zur Schlieszligung von Buchhandlung und Verlag weil an einer Weiterfuumlhrung dieses politisch brisanten Unternehmens seitens der Natio-nalsozialisten kein Interesse bestand Das Buumlcherwarenlager wurde Anfang Maumlrz 1939 in die Auktionshallen des Handelsgerichtes Wien uumlberfuumlhrt und dort veraumluszligert Das Buch das durch den Abverkauf des Buumlcherwarenla-gers durch das Handelsgericht Wien in den Antiquariatshandel gelangte wurde vom Institut fuumlr Geschichte der Medizin im FebruarMaumlrz 1943 vom Wiener Antiquariat bdquoKarl Starkldquo angekauft Nach dem bdquoAnschlussldquo im Maumlrz 1938 wurde das Antiquariat von Marianne Stern in Wien I Karl Lu-egerplatz von dessen fruumlherem Mitarbeiter Karl Stark (2661886 Wien + 1351949 Wien) bdquoarisiertldquo12

Wolf Suschitzky der 1912 geborene Sohn von Wilhelm und Adele Su-schitzky absolvierte eine Foto-Ausbildung an der Houmlheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien Bereits 1934 emigrierte er nach Lon-don wo er als Fotograf und Dokumentarfilmer erfolgreich taumltig war und bis heute lebt In juumlngster Zeit thematisierten oumlsterreichische Zeitungen Leben und Werk von Wolf Suschitzky darunter bdquoDer Standardldquo13 bdquoDie Presseldquo14 und die bdquoWiener Zeitungldquo15 Wolf Suschitzkys Bedeutung fuumlr den

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 329

Film wurde in einer 2010 bei Synema Gesellschaft fuumlr Film und Medien erschienen Publikation gewuumlrdigt16

Abb 6 Wolf Suschitzky mit dem restituierten Buch in seiner Wohnung in London (Foto copy Brigitte Mayr)

Abb 7 Dankschreiben von Wolf Suschitzky mit der Uumlberantwortung des Buches an die Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2330

Die Uumlberreichung des Buches wurde im Auftrag der Medizinischen Uni-versitaumlt Wien von Brigitte Mayr einer Mitarbeiterin der Firma Synema Ge-sellschaft fuumlr Film und Medien die bei Ausstellungs- und Publikationspro-jekten sehr eng mit Wolf Suschitzky zusammenarbeitet anlaumlsslich eines Besuchs in London vorgenommen Im Anschluss schenkte er weil er seine Bibliothek verkleinern moumlchte das Buch der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien bdquowo es sicher gut aufbewahrt sein wirdldquo

In aumlhnlicher Weise erfolgte durch die Universitaumlt Salzburg im November 2014 eine weitere Restitution an Wolf Suschitzky (Taschenwoumlrterbuch der daumlnischen und deutschen Sprache Langenscheidt-Verlag 1907)17 Bereits im September 2013 war ein unrechtmaumlszligig von der Universitaumltsbibliothek der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien erworbenes Buch anlaumlsslich eines Wien- Besuchs an Wolf Suschitzky restituiert worden (Schmidt Heinrich Was wir Ernst Haeckel verdanken 1914)18

4 Resuumlmee

Die beiden Restitutionsfaumllle Antiquariat bdquoHans Peter Krausldquo bzw Verlags-buchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo sind Bespiele fuumlr den an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien am haumlufigsten vertretenen Fall von Buumlcherraub Aus den Lagerbestaumlnden bdquoari-sierterldquo und liquidierter Antiquariate und Buchhandlungen kamen zahl-reiche geraubte Buumlcher in den Handel und in weiterer Folge an das Institut fuumlr Geschichte der Medizin und in dessen Rechtsnachfolge an die Medi-zinische Universitaumlt Wien bzw deren Universitaumltsbibliothek19 In beiden Faumlllen bestand gluumlcklicherweise die Moumlglichkeit zur Kontaktaufnahme mit noch lebenden Kindern der Opfer des NS-Buumlcherraubes

Nach den 2014 abgeschlossenen Restitutionsfaumlllen bdquoHans Peter Krausldquo sowie bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo stehen an der Medizi-nischen Universitaumlt Wien fuumlr 2015 weitere aumlhnlich geartete Restitutions-faumllle vor dem Abschluss

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 331

Mag Bruno BauerUniversitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Waumlhringer Guumlrtel 18ndash20 A-1097 WienE-Mail brunobauermeduniwienacat

Dr Walter MentzelZweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin

an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt WienWaumlhringer Str 25 A-1090 Wien

E-Mail waltermentzelmeduniwienacat

1 Bruno Bauer und Walter Mentzel Restitutionsfall Carl Julius Rothber-ger erste Ruumlckgabe von NS-Raubgut aus dem Bestand der Universitaumlts-bibliothek durch die Medizinische Universitaumlt Wien In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 63 (2010) H 34 S 101ndash107

2 Bruno Bauer und Walter Mentzel NS-Provenienzforschung an der Medizinischen Universitaumlt Wien 2011 und 2012 Restitution von Buuml-chern der Bibliothek Sassenbach sowie den Privatbibliotheken von Ra-oul Fernand Jellinek-Merceds und Alfred Arnstein In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 66 (2013) H 34 S 449ndash457

3 Oumlsterreichisches Staatsarchiv (OumlSTA) Archiv der Republik (AdR) Bun-desministerium fuumlr Finanzen (BMF) Vermoumlgensverkehrsstelle (VVst) Vermoumlgensanmeldung (VA) Zl 50691 Hans Peter Kraus

4 Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA) Volksgerichtsakt A 1-VgVr- Strafakt Vg 4 29391945 Riedmann Friedrich Richard sowie WStLA Oumlffentliche Verwaltung (OumlVA) Alfred Wolf Zeugeneinvernahme einer Mitarbeiterin von Alfred Wolf vom 2151948

5 Walter Mentzel Wiener NS-Antiquariate und ihre Rolle im Buumlcher-raub Oder Wie Antiquariate von der Judenverfolgung profitierten Ein Forschungsbericht In Bruno Bauer Christina Koumlstner-Pemsel und Markus Stumpf (Hrsg) NS-Provenienzforschung an oumlsterreichischen Bibliotheken Anspruch und Wirklichkeit (Schriften der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare Band 10) Graz Feldkirch Neugebauer 2011 S 65ndash82 Online httpeprintsrclis org177981Schriften_VOeB10_65_82_MENTZEL_Antiquariatepdf

6 Walter Mentzel Die bdquoAntiquariats- und Exportbuchhandlung Alfred Wolfldquo ndash ehemals Hans Peter Kraus und Leo Weiser Die Geschichte

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2322

tution in which bathing will be found salutary or pernicious Like-wise explaining the reason Why the sea air is more salubrious than that of Cities and Inland Places 2nd Edition Murray and Highley London [1799] (Inv-Nr JB 2361)

4) Besse [Jean de] Lettre a Moniseur [Jean Adrien Helvetius] auteur du nouveau livre de lrsquooeconomie animale amp des Observations sur les petites veroles Franccedilois Fournier Paris 1723 (Inv-Nr JB 4886)

5) Zimmermann WFA Magnetismus und Mesmerismus oder Physi-sche und geistige Kraumlfte der Natur Der mineralische und thierische Magnetismus sowohl in seiner wirklichen Heilkraft als in dem Miszlig-szlig-brauch der von Betruumlgern und Narren damit getrieben worden im Zusammenhange mit der Geisterklopferei ndash der Tischruumlckerei ndash dem Spiritualismus 2 Aufl Verlag von Theodor Thiele Berlin 1863 (Inv-Nr 13858)

6) Lederer Fr[anz] Xav[er] von Uumlber die wesentlichen Vortheile der Einimpfung der Kinderblattern Fuumlr das Landvolk geschrieben Franz Joseph Roumlszligel Wien 1797 (Inv-Nr JB 6657)

7) Descartes Reneacute Les principes de la philosophie 4 Aufl Theodore Girard Paris 1681 (Inv-Nr JB 5596)

8) Fauken J[ohann] P[eter] [Franz] Xaver Das in Wien im Jahre 1771 und 1772 sehr viele Menschen anfallende Faumlulungsfieber Samt An-hang einer boumlsartigen Krankheit welche im Jahre 1770 unter den Kindbetterinnen im Spitale zu St Marx gewuumltet hat Joh Thom Ed-len v Trattnern Wien 1772 (Inv-Nr JB 5081)

9) Ozanam [ean] A[ntoine] F[ranccedilois] Histoire meacutedicale geacuteneacuterale et particuliegravere des maladies pideacutemiues contagieuses et eacutepizootiques Qui ont reacutegneacute en Europe depuis les temps les plus reculeacutes et notam-ment depuis le XIVe siegravecle jusqursquoagrave nos jours Tome 1ndash5 Meacutequignon-Marvis Paris et Lyon 1817ndash23 (Inv-Nr JB 51381-5)

10) Godfrey C[harles] B[oyle] An historical and practical treatise on the venereal disease dedicated to His Grace The Duke Of Queens-bury Illustrated with some remarkable cases being the result of fifteen years extensive practice in this metropolis Together with ob-servations on a late publication of Dr Buchans on this complaint In which his Principles are candidly examined and clearly refuted In this work is laid down a mode of prevention which if universally adopted will in a few years annihilate this inveterate disease H D Symonds London (1797) 1800 (Inv-Nr JB 4673)

11) Wundt Wilhelm Erlebtes und Erkanntes 2 Aufl Alfred Koumlrner Verlag Stuttgart 1921 (Inv-Nr 10709)

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 323

12) Swoboda Hermann Die Perioden des menschlichen Organismus in ihrer psychologischen und biologischen Bedeutung Franz Deutik-ke Leipzig und Wien 1904 (Inv-Nr 10890)

Abb 1 Beispiel einer Seite aus dem Inventarbuch der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin Als Eintragung in der rechten Spalte finden sich die jeweiligen Bezugsquellen Ein-trag 17216 betrifft den Ankauf uumlber das Antiquariat Wolf

Aufgrund des Inventarverzeichnisses der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin bzw handschriftlichen Eintragungen in den einzelnen Buumlchern laumlsst sich rekonstruieren dass neun der zwoumllf betroffenen Titel in den Jah-ren 1940 bis 1949 durch das Institut fuumlr Geschichte der Medizin vom Anti-quariat Alfred Wolf angekauft wurden Folgende Ankaufsdatums scheinen auf 12021940 (Nr 7) 29081940 (Nr 5 Nr 8) 12051940 (Nr 11) 17101940 (Nr 1) 25031941 (Nr 9) 29081941 (Nr 10) 23031949 (Nr 2) und 19111949 (Nr 3)

In fuumlnf Buumlchern (Nr 2 3 4 7 und 10) befindet sich ein Besitzstem-pel der Thun-Hohensteinschen Bibliothek (bdquoTetschner Bibliothekldquo) Hans Peter Kraus hatte diese Buumlcher 1934 in Prag erworben Die bdquoTetschner Bi-bliothekldquo war 1933 vom tschechoslowakischen Militaumlr im Zuge der Be-schlagnahmung und Einrichtung des Schlosses als Militaumlrquartier nach Prag transferiert und an Antiquariate veraumluszligert worden

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Abb 2 Besitzstempel der bdquoTetschner Bibliothekldquo daruumlber Eintrag durch das damalige In-stitut fuumlr Geschichte der Medizin mit dem Kaufvermerk (12021941 RM 1045 Wolf)

Sieben Titel (Nr 1 4 6 8 9 11 und 12) konnten den von Hans Peter Kraus in den Jahren 1934 und 1937 herausgegebenen Antiquariatskata-logen zugeordnet werden

Abb 3 Katalog 7 Periodica 1936 als Beispiel eines von Hans Peter Kraus in Wien heraus-gegebenen Antiquariatskataloges

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 325

Hans Peter Kraus geboren am 12 Oktober 1907 in Wien als Sohn von Emil Kraus einem Mitglied der Medizinischen Fakultaumlt der Universitaumlt Wien und Hilde Kraus absolvierte eine Buchhaumlndlerlehre in der Universi-taumltsbuchhandlung R Lechner in Wien Danach war er fuumlr den Berliner Ver-lag Wasmuth als Vertreter in Rumaumlnien und Polen und seit 1929 als Mitar-beiter der Leipziger Buchhandlung Karl W Hiersemann die eine groszlige und bedeutende antiquarische Abteilung im deutschsprachigen Raum besaszlig taumltig 1932 machte er sich selbstaumlndig und eroumlffnete in der Praterstraszlige im zweiten Wiener Gemeindebezirk eine Antiquariatsbuchhandlung die in ihrer Bluumltezeit ca 100000 Baumlnde umfasste

Abb 4 Innenansicht der in der Praterstraszlige gelegenen Antiquariatsbuchhandlung bdquoHans Peter Krausldquo um 1930

Nach dem bdquoAnschlussldquo im Maumlrz 1938 wurde er von seinem im Antiqua-riat beschaumlftigen Mitarbeiter Alfred Wolf bei der Gestapo angezeigt und infolgedessen in das Konzentrationslager Dachau und danach nach Bu-chenwald verschleppt Nach seiner Freilassung gelang Kraus wenige Tage vor Kriegsausbruch die Flucht nach Schweden von wo er im Oktober 1939 in die USA ausreiste Nach seiner Ankunft in New York eroumlffnete er er-neut eine Antiquariatsbuchhandlung In den 1960er Jahren etablierte sich Kraus als einer der renommiertesten Antiquare in den USA Nach seinem Tod im am 1 November 1988 in Ridgefield (Fairfield County Connecti-cut) fuumlhrte sein Ehefrau Hanni Kraus (geborene Zucker) diese ebenfalls eine Emigrantin hatte er 1940 geheiratet die Geschaumlfte des Antiquariates noch weitere 15 Jahre Nach dem Tod von Hanni Kraus im Jahr 2003 be-schlossen die als Erben eingesetzten Kinder von Hans und Hanni Kraus

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2326

das an der 16 East 46th Street in New York liegende Antiquariat zu verkau-fen und boten es dem Auktionshaus Sothebys an

Am 27 September 1938 gab Hilde Kraus die Mutter von Hans Peter Kraus die Vermoumlgensanmeldung beim Ministerium fuumlr Arbeit und Wirt-schaft Vermoumlgensverkehrsstelle erstmals ab weil sich ihr Sohn zu dieser Zeit im Konzentrationslager Dachau befand Ebenfalls in seiner Abwesen-heit wurde eine zweite Vermoumlgensverkehrsanmeldung am 7 August 1939 durchgefuumlhrt Nach Angaben des bevollmaumlchtigten Rechtsanwalts der Fa-milie Kraus Dr Oskar Feigl wurde eine von der Vermoumlgensverkehrsstelle festgestellte Steuerschuld von Hilde Kraus beglichen indem sie bdquoden groumlszlig-ten Teil ihres Vermoumlgens verpfaumlndetldquo hat3

Die bisher als geraubt identifizierten Buumlcher aus der Provenienz des Anti-quariates Hans Peter Kraus hat das Institut fuumlr Geschichte der Medizin zwi-schen 1940 und 1949 vom Antiquariat Alfred Wolf angekauft Wolf war nicht nur fuumlr die Inhaftierung seines fruumlheren Arbeitgebers Hans Peter Kraus unmittelbar verantwortlich er eignete sich auch den gesamten Warenlager-bestand der Firma Hans Peter Kraus an und brachte diesen in das von ihm 1939 neugegruumlndete Antiquariat bdquoAlfred Wolfldquo ein Innerhalb kurzer Zeit wuchs der Buumlcherbestand durch die bdquoArisierungenldquo eines zweiten Antiquari-ats (Leo Weiser) durch den Erwerb von Buumlcherbestaumlnden von bdquoliquidiertenldquo Antiquariaten oder durch die Uumlbernahme von Privatbibliotheken die aus dem Zwangsverkauf gefluumlchteter Juden und Juumldinnen stammten auf bis zu 600000 Buumlcher4 Dieses Antiquariat zaumlhlte zwischen 1940 und 1941 zu den Hauptlieferanten der Bibliothek des Instituts fuumlr Geschichte der Medizin

Die Rolle des Antiquariates bdquoAlfred Wolfldquo im NS-Buumlcherraub wurde uumlber die Provenienzforschung hinausgehend durch den Projektleiter Wal-ter Mentzel im Rahmen eines eigenen Projektes zum Thema bdquoNS-Antiqua-riate und ihre Rolle im nationalsozialistischen Buumlcherraub unter besonde-rer Beruumlcksichtigung Wiener Antiquariatsunternehmenldquo5 detailliert unter-sucht und die Ergebnisse im Rahmen des 4 Hannoverschen Symposiums 2011 vorgestellt und publiziert6 Damit konnten auch fuumlr die Provenienz-forschung an anderen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum wertvolle Hinweise erarbeitet werden

Sehr persoumlnliche Eindruumlcke in die Taumltigkeit eines Antiquars liefert Hans Peter Kraus in seiner Selbstbiografie die 1978 in englischer7 und 1982 deutscher Sprache8 erschienen ist Anlaumlsslich seines Todes veroumlffentlichte die bdquoNew York Timesldquo am 2 November 1988 einen Nachruf9 Auch von seiner Familie wurde eine Gedenkschrift herausgegeben10

Hans Peter und Hanni Kraus haben sich dadurch ein bleibendes Anden-ken gesetzt dass sie 1970 eine wertvolle Sammlung uumlber Geschichte und

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Kultur Lateinamerikas waumlhrend der Kolonialperiode von 1492 bis 1819 der Library of Congress vermacht haben11

3 Verlagsbuchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo

Im Mai 2014 erfolgte die Restitution eines Buches aus der bdquoVerlagsbuch-handlung der Bruumlder Philipp und Wilhelm Suschitzkyldquo an Wolf Suschitzky den Neffen von Philipp und Sohn von Wilhelm

Das Buch Boumlrner Wilhelm Friedrich Jodl Stuttgart-Berlin 1911 (Inv- Nr 17056) wurde an der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin (vor-mals Institut fuumlr Geschichte der Medizin) per Autopsie am Buchregal als Raubgut identifiziert Es traumlgt den handschriftlichen Vermerk bdquoFeb-Marz 1943ldquo bdquo120ldquo bdquoStarkldquo ndash ein Hinweis darauf dass das Buch im Februar Maumlrz 1943 vom Antiquariat Karl Stark um 120 Reichsmark erworben wur-de Dieselbe Information befindet sich im Inventarverzeichnis der Zweig-bibliothek sodass der Erwerbsvorgang durch das ehemalige Institut fuumlr Geschichte der Medizin eindeutig nachgewiesen werden konnte

Abb 5 Handschriftlicher Vermerk mit den Eintraumlgen bdquoFeb-Marz 1943ldquo bdquo120ldquo bdquoStarkldquo

Am Titelblatt des Buches befindet sich ein Stempel mit der Aufschrift bdquoBruuml-der Suschitzky Spezialbuchhandlung und Antiquariat fuumlr sozialistische Li-teratur Wien Xldquo als Hinweis auf fruumlheren Besitzer des Buches

Philipp Suschitzky am 14 Februar 1876 in Wien geboren und spaumlter mit Olga Hirschler (1862ndash1942) verheiratet war gelernter Buchhaumlndler Ge-meinsam mit seinem Bruder Wilhelm (1877ndash1934) gruumlndete er im Herbst 1901 in Wien X Favoritenstraszlige 57 eine bdquoSortiments- und Antiquariats-buchhandlung (mit angeschlossener Leihbibliothek)ldquo die 191112 durch

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2328

die Gruumlndung des bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo erweitert wur-de benannt wurde der Verlag nach dem sozialkritischen Schriftsteller Lud-wig Anzengruber Mit beiden Unternehmungen verbanden die Bruumlder ihr kulturpolitisches Engagement im Umfeld der Sozialdemokratischen Par-tei Oumlsterreichs In ihrem Verlagsprogramm wurden unter anderem pazi-fistisch-sozialistische Schriften Buumlcher zur Frauenfrage Freidenkertum Sozial- und Sexualreform ua veroumlffentlicht Bereits Ende der 1920er Jahre kam die Buchhandlung und deren Eigentuumlmer aufgrund ihres Verlags- und Sortimentsprogrammes in den Brennpunkt der politischen-oumlffentlichen Auseinandersetzung und wurde vor allem in der Phase der Demokratie-zerstoumlrung der Jahre 193334 und danach zum Objekt betraumlchtlicher po-lizeilicher Repressalien (Hausdurchsuchungen Buchkonfiskationen und anhaumlngige Gerichtsverfahren) Nach dem Selbstmord von Wilhelm Su-schitzky am 18 April 1934 trat seine Witwe die am 19 November 1878 in Bruumlnn geborene Adele Suschitzky in die Firma ein

1938 flohen Phillip und Olga Suschitzky nach Frankreich von wo sie im September 1942 nach Auschwitz deportiert und hier ermordet wurden Adele Suschitzky fluumlchtete 1938 nach London wo sie im Alter von 102 Jahren am 24 Mai 1980 gestorben ist

Obwohl sich Johann Heger ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma mit-tels Einschaltung diverser NS-Parteistellen um die bdquoArisierungldquo des Unter-nehmens bemuumlhte kam es nach der Abweisung der bdquoArisierungldquo im Ok-tober 1938 zur Schlieszligung von Buchhandlung und Verlag weil an einer Weiterfuumlhrung dieses politisch brisanten Unternehmens seitens der Natio-nalsozialisten kein Interesse bestand Das Buumlcherwarenlager wurde Anfang Maumlrz 1939 in die Auktionshallen des Handelsgerichtes Wien uumlberfuumlhrt und dort veraumluszligert Das Buch das durch den Abverkauf des Buumlcherwarenla-gers durch das Handelsgericht Wien in den Antiquariatshandel gelangte wurde vom Institut fuumlr Geschichte der Medizin im FebruarMaumlrz 1943 vom Wiener Antiquariat bdquoKarl Starkldquo angekauft Nach dem bdquoAnschlussldquo im Maumlrz 1938 wurde das Antiquariat von Marianne Stern in Wien I Karl Lu-egerplatz von dessen fruumlherem Mitarbeiter Karl Stark (2661886 Wien + 1351949 Wien) bdquoarisiertldquo12

Wolf Suschitzky der 1912 geborene Sohn von Wilhelm und Adele Su-schitzky absolvierte eine Foto-Ausbildung an der Houmlheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien Bereits 1934 emigrierte er nach Lon-don wo er als Fotograf und Dokumentarfilmer erfolgreich taumltig war und bis heute lebt In juumlngster Zeit thematisierten oumlsterreichische Zeitungen Leben und Werk von Wolf Suschitzky darunter bdquoDer Standardldquo13 bdquoDie Presseldquo14 und die bdquoWiener Zeitungldquo15 Wolf Suschitzkys Bedeutung fuumlr den

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 329

Film wurde in einer 2010 bei Synema Gesellschaft fuumlr Film und Medien erschienen Publikation gewuumlrdigt16

Abb 6 Wolf Suschitzky mit dem restituierten Buch in seiner Wohnung in London (Foto copy Brigitte Mayr)

Abb 7 Dankschreiben von Wolf Suschitzky mit der Uumlberantwortung des Buches an die Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2330

Die Uumlberreichung des Buches wurde im Auftrag der Medizinischen Uni-versitaumlt Wien von Brigitte Mayr einer Mitarbeiterin der Firma Synema Ge-sellschaft fuumlr Film und Medien die bei Ausstellungs- und Publikationspro-jekten sehr eng mit Wolf Suschitzky zusammenarbeitet anlaumlsslich eines Besuchs in London vorgenommen Im Anschluss schenkte er weil er seine Bibliothek verkleinern moumlchte das Buch der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien bdquowo es sicher gut aufbewahrt sein wirdldquo

In aumlhnlicher Weise erfolgte durch die Universitaumlt Salzburg im November 2014 eine weitere Restitution an Wolf Suschitzky (Taschenwoumlrterbuch der daumlnischen und deutschen Sprache Langenscheidt-Verlag 1907)17 Bereits im September 2013 war ein unrechtmaumlszligig von der Universitaumltsbibliothek der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien erworbenes Buch anlaumlsslich eines Wien- Besuchs an Wolf Suschitzky restituiert worden (Schmidt Heinrich Was wir Ernst Haeckel verdanken 1914)18

4 Resuumlmee

Die beiden Restitutionsfaumllle Antiquariat bdquoHans Peter Krausldquo bzw Verlags-buchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo sind Bespiele fuumlr den an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien am haumlufigsten vertretenen Fall von Buumlcherraub Aus den Lagerbestaumlnden bdquoari-sierterldquo und liquidierter Antiquariate und Buchhandlungen kamen zahl-reiche geraubte Buumlcher in den Handel und in weiterer Folge an das Institut fuumlr Geschichte der Medizin und in dessen Rechtsnachfolge an die Medi-zinische Universitaumlt Wien bzw deren Universitaumltsbibliothek19 In beiden Faumlllen bestand gluumlcklicherweise die Moumlglichkeit zur Kontaktaufnahme mit noch lebenden Kindern der Opfer des NS-Buumlcherraubes

Nach den 2014 abgeschlossenen Restitutionsfaumlllen bdquoHans Peter Krausldquo sowie bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo stehen an der Medizi-nischen Universitaumlt Wien fuumlr 2015 weitere aumlhnlich geartete Restitutions-faumllle vor dem Abschluss

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 331

Mag Bruno BauerUniversitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Waumlhringer Guumlrtel 18ndash20 A-1097 WienE-Mail brunobauermeduniwienacat

Dr Walter MentzelZweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin

an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt WienWaumlhringer Str 25 A-1090 Wien

E-Mail waltermentzelmeduniwienacat

1 Bruno Bauer und Walter Mentzel Restitutionsfall Carl Julius Rothber-ger erste Ruumlckgabe von NS-Raubgut aus dem Bestand der Universitaumlts-bibliothek durch die Medizinische Universitaumlt Wien In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 63 (2010) H 34 S 101ndash107

2 Bruno Bauer und Walter Mentzel NS-Provenienzforschung an der Medizinischen Universitaumlt Wien 2011 und 2012 Restitution von Buuml-chern der Bibliothek Sassenbach sowie den Privatbibliotheken von Ra-oul Fernand Jellinek-Merceds und Alfred Arnstein In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 66 (2013) H 34 S 449ndash457

3 Oumlsterreichisches Staatsarchiv (OumlSTA) Archiv der Republik (AdR) Bun-desministerium fuumlr Finanzen (BMF) Vermoumlgensverkehrsstelle (VVst) Vermoumlgensanmeldung (VA) Zl 50691 Hans Peter Kraus

4 Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA) Volksgerichtsakt A 1-VgVr- Strafakt Vg 4 29391945 Riedmann Friedrich Richard sowie WStLA Oumlffentliche Verwaltung (OumlVA) Alfred Wolf Zeugeneinvernahme einer Mitarbeiterin von Alfred Wolf vom 2151948

5 Walter Mentzel Wiener NS-Antiquariate und ihre Rolle im Buumlcher-raub Oder Wie Antiquariate von der Judenverfolgung profitierten Ein Forschungsbericht In Bruno Bauer Christina Koumlstner-Pemsel und Markus Stumpf (Hrsg) NS-Provenienzforschung an oumlsterreichischen Bibliotheken Anspruch und Wirklichkeit (Schriften der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare Band 10) Graz Feldkirch Neugebauer 2011 S 65ndash82 Online httpeprintsrclis org177981Schriften_VOeB10_65_82_MENTZEL_Antiquariatepdf

6 Walter Mentzel Die bdquoAntiquariats- und Exportbuchhandlung Alfred Wolfldquo ndash ehemals Hans Peter Kraus und Leo Weiser Die Geschichte

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 323

12) Swoboda Hermann Die Perioden des menschlichen Organismus in ihrer psychologischen und biologischen Bedeutung Franz Deutik-ke Leipzig und Wien 1904 (Inv-Nr 10890)

Abb 1 Beispiel einer Seite aus dem Inventarbuch der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin Als Eintragung in der rechten Spalte finden sich die jeweiligen Bezugsquellen Ein-trag 17216 betrifft den Ankauf uumlber das Antiquariat Wolf

Aufgrund des Inventarverzeichnisses der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin bzw handschriftlichen Eintragungen in den einzelnen Buumlchern laumlsst sich rekonstruieren dass neun der zwoumllf betroffenen Titel in den Jah-ren 1940 bis 1949 durch das Institut fuumlr Geschichte der Medizin vom Anti-quariat Alfred Wolf angekauft wurden Folgende Ankaufsdatums scheinen auf 12021940 (Nr 7) 29081940 (Nr 5 Nr 8) 12051940 (Nr 11) 17101940 (Nr 1) 25031941 (Nr 9) 29081941 (Nr 10) 23031949 (Nr 2) und 19111949 (Nr 3)

In fuumlnf Buumlchern (Nr 2 3 4 7 und 10) befindet sich ein Besitzstem-pel der Thun-Hohensteinschen Bibliothek (bdquoTetschner Bibliothekldquo) Hans Peter Kraus hatte diese Buumlcher 1934 in Prag erworben Die bdquoTetschner Bi-bliothekldquo war 1933 vom tschechoslowakischen Militaumlr im Zuge der Be-schlagnahmung und Einrichtung des Schlosses als Militaumlrquartier nach Prag transferiert und an Antiquariate veraumluszligert worden

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2324

Abb 2 Besitzstempel der bdquoTetschner Bibliothekldquo daruumlber Eintrag durch das damalige In-stitut fuumlr Geschichte der Medizin mit dem Kaufvermerk (12021941 RM 1045 Wolf)

Sieben Titel (Nr 1 4 6 8 9 11 und 12) konnten den von Hans Peter Kraus in den Jahren 1934 und 1937 herausgegebenen Antiquariatskata-logen zugeordnet werden

Abb 3 Katalog 7 Periodica 1936 als Beispiel eines von Hans Peter Kraus in Wien heraus-gegebenen Antiquariatskataloges

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 325

Hans Peter Kraus geboren am 12 Oktober 1907 in Wien als Sohn von Emil Kraus einem Mitglied der Medizinischen Fakultaumlt der Universitaumlt Wien und Hilde Kraus absolvierte eine Buchhaumlndlerlehre in der Universi-taumltsbuchhandlung R Lechner in Wien Danach war er fuumlr den Berliner Ver-lag Wasmuth als Vertreter in Rumaumlnien und Polen und seit 1929 als Mitar-beiter der Leipziger Buchhandlung Karl W Hiersemann die eine groszlige und bedeutende antiquarische Abteilung im deutschsprachigen Raum besaszlig taumltig 1932 machte er sich selbstaumlndig und eroumlffnete in der Praterstraszlige im zweiten Wiener Gemeindebezirk eine Antiquariatsbuchhandlung die in ihrer Bluumltezeit ca 100000 Baumlnde umfasste

Abb 4 Innenansicht der in der Praterstraszlige gelegenen Antiquariatsbuchhandlung bdquoHans Peter Krausldquo um 1930

Nach dem bdquoAnschlussldquo im Maumlrz 1938 wurde er von seinem im Antiqua-riat beschaumlftigen Mitarbeiter Alfred Wolf bei der Gestapo angezeigt und infolgedessen in das Konzentrationslager Dachau und danach nach Bu-chenwald verschleppt Nach seiner Freilassung gelang Kraus wenige Tage vor Kriegsausbruch die Flucht nach Schweden von wo er im Oktober 1939 in die USA ausreiste Nach seiner Ankunft in New York eroumlffnete er er-neut eine Antiquariatsbuchhandlung In den 1960er Jahren etablierte sich Kraus als einer der renommiertesten Antiquare in den USA Nach seinem Tod im am 1 November 1988 in Ridgefield (Fairfield County Connecti-cut) fuumlhrte sein Ehefrau Hanni Kraus (geborene Zucker) diese ebenfalls eine Emigrantin hatte er 1940 geheiratet die Geschaumlfte des Antiquariates noch weitere 15 Jahre Nach dem Tod von Hanni Kraus im Jahr 2003 be-schlossen die als Erben eingesetzten Kinder von Hans und Hanni Kraus

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2326

das an der 16 East 46th Street in New York liegende Antiquariat zu verkau-fen und boten es dem Auktionshaus Sothebys an

Am 27 September 1938 gab Hilde Kraus die Mutter von Hans Peter Kraus die Vermoumlgensanmeldung beim Ministerium fuumlr Arbeit und Wirt-schaft Vermoumlgensverkehrsstelle erstmals ab weil sich ihr Sohn zu dieser Zeit im Konzentrationslager Dachau befand Ebenfalls in seiner Abwesen-heit wurde eine zweite Vermoumlgensverkehrsanmeldung am 7 August 1939 durchgefuumlhrt Nach Angaben des bevollmaumlchtigten Rechtsanwalts der Fa-milie Kraus Dr Oskar Feigl wurde eine von der Vermoumlgensverkehrsstelle festgestellte Steuerschuld von Hilde Kraus beglichen indem sie bdquoden groumlszlig-ten Teil ihres Vermoumlgens verpfaumlndetldquo hat3

Die bisher als geraubt identifizierten Buumlcher aus der Provenienz des Anti-quariates Hans Peter Kraus hat das Institut fuumlr Geschichte der Medizin zwi-schen 1940 und 1949 vom Antiquariat Alfred Wolf angekauft Wolf war nicht nur fuumlr die Inhaftierung seines fruumlheren Arbeitgebers Hans Peter Kraus unmittelbar verantwortlich er eignete sich auch den gesamten Warenlager-bestand der Firma Hans Peter Kraus an und brachte diesen in das von ihm 1939 neugegruumlndete Antiquariat bdquoAlfred Wolfldquo ein Innerhalb kurzer Zeit wuchs der Buumlcherbestand durch die bdquoArisierungenldquo eines zweiten Antiquari-ats (Leo Weiser) durch den Erwerb von Buumlcherbestaumlnden von bdquoliquidiertenldquo Antiquariaten oder durch die Uumlbernahme von Privatbibliotheken die aus dem Zwangsverkauf gefluumlchteter Juden und Juumldinnen stammten auf bis zu 600000 Buumlcher4 Dieses Antiquariat zaumlhlte zwischen 1940 und 1941 zu den Hauptlieferanten der Bibliothek des Instituts fuumlr Geschichte der Medizin

Die Rolle des Antiquariates bdquoAlfred Wolfldquo im NS-Buumlcherraub wurde uumlber die Provenienzforschung hinausgehend durch den Projektleiter Wal-ter Mentzel im Rahmen eines eigenen Projektes zum Thema bdquoNS-Antiqua-riate und ihre Rolle im nationalsozialistischen Buumlcherraub unter besonde-rer Beruumlcksichtigung Wiener Antiquariatsunternehmenldquo5 detailliert unter-sucht und die Ergebnisse im Rahmen des 4 Hannoverschen Symposiums 2011 vorgestellt und publiziert6 Damit konnten auch fuumlr die Provenienz-forschung an anderen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum wertvolle Hinweise erarbeitet werden

Sehr persoumlnliche Eindruumlcke in die Taumltigkeit eines Antiquars liefert Hans Peter Kraus in seiner Selbstbiografie die 1978 in englischer7 und 1982 deutscher Sprache8 erschienen ist Anlaumlsslich seines Todes veroumlffentlichte die bdquoNew York Timesldquo am 2 November 1988 einen Nachruf9 Auch von seiner Familie wurde eine Gedenkschrift herausgegeben10

Hans Peter und Hanni Kraus haben sich dadurch ein bleibendes Anden-ken gesetzt dass sie 1970 eine wertvolle Sammlung uumlber Geschichte und

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 327

Kultur Lateinamerikas waumlhrend der Kolonialperiode von 1492 bis 1819 der Library of Congress vermacht haben11

3 Verlagsbuchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo

Im Mai 2014 erfolgte die Restitution eines Buches aus der bdquoVerlagsbuch-handlung der Bruumlder Philipp und Wilhelm Suschitzkyldquo an Wolf Suschitzky den Neffen von Philipp und Sohn von Wilhelm

Das Buch Boumlrner Wilhelm Friedrich Jodl Stuttgart-Berlin 1911 (Inv- Nr 17056) wurde an der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin (vor-mals Institut fuumlr Geschichte der Medizin) per Autopsie am Buchregal als Raubgut identifiziert Es traumlgt den handschriftlichen Vermerk bdquoFeb-Marz 1943ldquo bdquo120ldquo bdquoStarkldquo ndash ein Hinweis darauf dass das Buch im Februar Maumlrz 1943 vom Antiquariat Karl Stark um 120 Reichsmark erworben wur-de Dieselbe Information befindet sich im Inventarverzeichnis der Zweig-bibliothek sodass der Erwerbsvorgang durch das ehemalige Institut fuumlr Geschichte der Medizin eindeutig nachgewiesen werden konnte

Abb 5 Handschriftlicher Vermerk mit den Eintraumlgen bdquoFeb-Marz 1943ldquo bdquo120ldquo bdquoStarkldquo

Am Titelblatt des Buches befindet sich ein Stempel mit der Aufschrift bdquoBruuml-der Suschitzky Spezialbuchhandlung und Antiquariat fuumlr sozialistische Li-teratur Wien Xldquo als Hinweis auf fruumlheren Besitzer des Buches

Philipp Suschitzky am 14 Februar 1876 in Wien geboren und spaumlter mit Olga Hirschler (1862ndash1942) verheiratet war gelernter Buchhaumlndler Ge-meinsam mit seinem Bruder Wilhelm (1877ndash1934) gruumlndete er im Herbst 1901 in Wien X Favoritenstraszlige 57 eine bdquoSortiments- und Antiquariats-buchhandlung (mit angeschlossener Leihbibliothek)ldquo die 191112 durch

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2328

die Gruumlndung des bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo erweitert wur-de benannt wurde der Verlag nach dem sozialkritischen Schriftsteller Lud-wig Anzengruber Mit beiden Unternehmungen verbanden die Bruumlder ihr kulturpolitisches Engagement im Umfeld der Sozialdemokratischen Par-tei Oumlsterreichs In ihrem Verlagsprogramm wurden unter anderem pazi-fistisch-sozialistische Schriften Buumlcher zur Frauenfrage Freidenkertum Sozial- und Sexualreform ua veroumlffentlicht Bereits Ende der 1920er Jahre kam die Buchhandlung und deren Eigentuumlmer aufgrund ihres Verlags- und Sortimentsprogrammes in den Brennpunkt der politischen-oumlffentlichen Auseinandersetzung und wurde vor allem in der Phase der Demokratie-zerstoumlrung der Jahre 193334 und danach zum Objekt betraumlchtlicher po-lizeilicher Repressalien (Hausdurchsuchungen Buchkonfiskationen und anhaumlngige Gerichtsverfahren) Nach dem Selbstmord von Wilhelm Su-schitzky am 18 April 1934 trat seine Witwe die am 19 November 1878 in Bruumlnn geborene Adele Suschitzky in die Firma ein

1938 flohen Phillip und Olga Suschitzky nach Frankreich von wo sie im September 1942 nach Auschwitz deportiert und hier ermordet wurden Adele Suschitzky fluumlchtete 1938 nach London wo sie im Alter von 102 Jahren am 24 Mai 1980 gestorben ist

Obwohl sich Johann Heger ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma mit-tels Einschaltung diverser NS-Parteistellen um die bdquoArisierungldquo des Unter-nehmens bemuumlhte kam es nach der Abweisung der bdquoArisierungldquo im Ok-tober 1938 zur Schlieszligung von Buchhandlung und Verlag weil an einer Weiterfuumlhrung dieses politisch brisanten Unternehmens seitens der Natio-nalsozialisten kein Interesse bestand Das Buumlcherwarenlager wurde Anfang Maumlrz 1939 in die Auktionshallen des Handelsgerichtes Wien uumlberfuumlhrt und dort veraumluszligert Das Buch das durch den Abverkauf des Buumlcherwarenla-gers durch das Handelsgericht Wien in den Antiquariatshandel gelangte wurde vom Institut fuumlr Geschichte der Medizin im FebruarMaumlrz 1943 vom Wiener Antiquariat bdquoKarl Starkldquo angekauft Nach dem bdquoAnschlussldquo im Maumlrz 1938 wurde das Antiquariat von Marianne Stern in Wien I Karl Lu-egerplatz von dessen fruumlherem Mitarbeiter Karl Stark (2661886 Wien + 1351949 Wien) bdquoarisiertldquo12

Wolf Suschitzky der 1912 geborene Sohn von Wilhelm und Adele Su-schitzky absolvierte eine Foto-Ausbildung an der Houmlheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien Bereits 1934 emigrierte er nach Lon-don wo er als Fotograf und Dokumentarfilmer erfolgreich taumltig war und bis heute lebt In juumlngster Zeit thematisierten oumlsterreichische Zeitungen Leben und Werk von Wolf Suschitzky darunter bdquoDer Standardldquo13 bdquoDie Presseldquo14 und die bdquoWiener Zeitungldquo15 Wolf Suschitzkys Bedeutung fuumlr den

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 329

Film wurde in einer 2010 bei Synema Gesellschaft fuumlr Film und Medien erschienen Publikation gewuumlrdigt16

Abb 6 Wolf Suschitzky mit dem restituierten Buch in seiner Wohnung in London (Foto copy Brigitte Mayr)

Abb 7 Dankschreiben von Wolf Suschitzky mit der Uumlberantwortung des Buches an die Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2330

Die Uumlberreichung des Buches wurde im Auftrag der Medizinischen Uni-versitaumlt Wien von Brigitte Mayr einer Mitarbeiterin der Firma Synema Ge-sellschaft fuumlr Film und Medien die bei Ausstellungs- und Publikationspro-jekten sehr eng mit Wolf Suschitzky zusammenarbeitet anlaumlsslich eines Besuchs in London vorgenommen Im Anschluss schenkte er weil er seine Bibliothek verkleinern moumlchte das Buch der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien bdquowo es sicher gut aufbewahrt sein wirdldquo

In aumlhnlicher Weise erfolgte durch die Universitaumlt Salzburg im November 2014 eine weitere Restitution an Wolf Suschitzky (Taschenwoumlrterbuch der daumlnischen und deutschen Sprache Langenscheidt-Verlag 1907)17 Bereits im September 2013 war ein unrechtmaumlszligig von der Universitaumltsbibliothek der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien erworbenes Buch anlaumlsslich eines Wien- Besuchs an Wolf Suschitzky restituiert worden (Schmidt Heinrich Was wir Ernst Haeckel verdanken 1914)18

4 Resuumlmee

Die beiden Restitutionsfaumllle Antiquariat bdquoHans Peter Krausldquo bzw Verlags-buchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo sind Bespiele fuumlr den an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien am haumlufigsten vertretenen Fall von Buumlcherraub Aus den Lagerbestaumlnden bdquoari-sierterldquo und liquidierter Antiquariate und Buchhandlungen kamen zahl-reiche geraubte Buumlcher in den Handel und in weiterer Folge an das Institut fuumlr Geschichte der Medizin und in dessen Rechtsnachfolge an die Medi-zinische Universitaumlt Wien bzw deren Universitaumltsbibliothek19 In beiden Faumlllen bestand gluumlcklicherweise die Moumlglichkeit zur Kontaktaufnahme mit noch lebenden Kindern der Opfer des NS-Buumlcherraubes

Nach den 2014 abgeschlossenen Restitutionsfaumlllen bdquoHans Peter Krausldquo sowie bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo stehen an der Medizi-nischen Universitaumlt Wien fuumlr 2015 weitere aumlhnlich geartete Restitutions-faumllle vor dem Abschluss

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 331

Mag Bruno BauerUniversitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Waumlhringer Guumlrtel 18ndash20 A-1097 WienE-Mail brunobauermeduniwienacat

Dr Walter MentzelZweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin

an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt WienWaumlhringer Str 25 A-1090 Wien

E-Mail waltermentzelmeduniwienacat

1 Bruno Bauer und Walter Mentzel Restitutionsfall Carl Julius Rothber-ger erste Ruumlckgabe von NS-Raubgut aus dem Bestand der Universitaumlts-bibliothek durch die Medizinische Universitaumlt Wien In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 63 (2010) H 34 S 101ndash107

2 Bruno Bauer und Walter Mentzel NS-Provenienzforschung an der Medizinischen Universitaumlt Wien 2011 und 2012 Restitution von Buuml-chern der Bibliothek Sassenbach sowie den Privatbibliotheken von Ra-oul Fernand Jellinek-Merceds und Alfred Arnstein In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 66 (2013) H 34 S 449ndash457

3 Oumlsterreichisches Staatsarchiv (OumlSTA) Archiv der Republik (AdR) Bun-desministerium fuumlr Finanzen (BMF) Vermoumlgensverkehrsstelle (VVst) Vermoumlgensanmeldung (VA) Zl 50691 Hans Peter Kraus

4 Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA) Volksgerichtsakt A 1-VgVr- Strafakt Vg 4 29391945 Riedmann Friedrich Richard sowie WStLA Oumlffentliche Verwaltung (OumlVA) Alfred Wolf Zeugeneinvernahme einer Mitarbeiterin von Alfred Wolf vom 2151948

5 Walter Mentzel Wiener NS-Antiquariate und ihre Rolle im Buumlcher-raub Oder Wie Antiquariate von der Judenverfolgung profitierten Ein Forschungsbericht In Bruno Bauer Christina Koumlstner-Pemsel und Markus Stumpf (Hrsg) NS-Provenienzforschung an oumlsterreichischen Bibliotheken Anspruch und Wirklichkeit (Schriften der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare Band 10) Graz Feldkirch Neugebauer 2011 S 65ndash82 Online httpeprintsrclis org177981Schriften_VOeB10_65_82_MENTZEL_Antiquariatepdf

6 Walter Mentzel Die bdquoAntiquariats- und Exportbuchhandlung Alfred Wolfldquo ndash ehemals Hans Peter Kraus und Leo Weiser Die Geschichte

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2324

Abb 2 Besitzstempel der bdquoTetschner Bibliothekldquo daruumlber Eintrag durch das damalige In-stitut fuumlr Geschichte der Medizin mit dem Kaufvermerk (12021941 RM 1045 Wolf)

Sieben Titel (Nr 1 4 6 8 9 11 und 12) konnten den von Hans Peter Kraus in den Jahren 1934 und 1937 herausgegebenen Antiquariatskata-logen zugeordnet werden

Abb 3 Katalog 7 Periodica 1936 als Beispiel eines von Hans Peter Kraus in Wien heraus-gegebenen Antiquariatskataloges

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 325

Hans Peter Kraus geboren am 12 Oktober 1907 in Wien als Sohn von Emil Kraus einem Mitglied der Medizinischen Fakultaumlt der Universitaumlt Wien und Hilde Kraus absolvierte eine Buchhaumlndlerlehre in der Universi-taumltsbuchhandlung R Lechner in Wien Danach war er fuumlr den Berliner Ver-lag Wasmuth als Vertreter in Rumaumlnien und Polen und seit 1929 als Mitar-beiter der Leipziger Buchhandlung Karl W Hiersemann die eine groszlige und bedeutende antiquarische Abteilung im deutschsprachigen Raum besaszlig taumltig 1932 machte er sich selbstaumlndig und eroumlffnete in der Praterstraszlige im zweiten Wiener Gemeindebezirk eine Antiquariatsbuchhandlung die in ihrer Bluumltezeit ca 100000 Baumlnde umfasste

Abb 4 Innenansicht der in der Praterstraszlige gelegenen Antiquariatsbuchhandlung bdquoHans Peter Krausldquo um 1930

Nach dem bdquoAnschlussldquo im Maumlrz 1938 wurde er von seinem im Antiqua-riat beschaumlftigen Mitarbeiter Alfred Wolf bei der Gestapo angezeigt und infolgedessen in das Konzentrationslager Dachau und danach nach Bu-chenwald verschleppt Nach seiner Freilassung gelang Kraus wenige Tage vor Kriegsausbruch die Flucht nach Schweden von wo er im Oktober 1939 in die USA ausreiste Nach seiner Ankunft in New York eroumlffnete er er-neut eine Antiquariatsbuchhandlung In den 1960er Jahren etablierte sich Kraus als einer der renommiertesten Antiquare in den USA Nach seinem Tod im am 1 November 1988 in Ridgefield (Fairfield County Connecti-cut) fuumlhrte sein Ehefrau Hanni Kraus (geborene Zucker) diese ebenfalls eine Emigrantin hatte er 1940 geheiratet die Geschaumlfte des Antiquariates noch weitere 15 Jahre Nach dem Tod von Hanni Kraus im Jahr 2003 be-schlossen die als Erben eingesetzten Kinder von Hans und Hanni Kraus

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2326

das an der 16 East 46th Street in New York liegende Antiquariat zu verkau-fen und boten es dem Auktionshaus Sothebys an

Am 27 September 1938 gab Hilde Kraus die Mutter von Hans Peter Kraus die Vermoumlgensanmeldung beim Ministerium fuumlr Arbeit und Wirt-schaft Vermoumlgensverkehrsstelle erstmals ab weil sich ihr Sohn zu dieser Zeit im Konzentrationslager Dachau befand Ebenfalls in seiner Abwesen-heit wurde eine zweite Vermoumlgensverkehrsanmeldung am 7 August 1939 durchgefuumlhrt Nach Angaben des bevollmaumlchtigten Rechtsanwalts der Fa-milie Kraus Dr Oskar Feigl wurde eine von der Vermoumlgensverkehrsstelle festgestellte Steuerschuld von Hilde Kraus beglichen indem sie bdquoden groumlszlig-ten Teil ihres Vermoumlgens verpfaumlndetldquo hat3

Die bisher als geraubt identifizierten Buumlcher aus der Provenienz des Anti-quariates Hans Peter Kraus hat das Institut fuumlr Geschichte der Medizin zwi-schen 1940 und 1949 vom Antiquariat Alfred Wolf angekauft Wolf war nicht nur fuumlr die Inhaftierung seines fruumlheren Arbeitgebers Hans Peter Kraus unmittelbar verantwortlich er eignete sich auch den gesamten Warenlager-bestand der Firma Hans Peter Kraus an und brachte diesen in das von ihm 1939 neugegruumlndete Antiquariat bdquoAlfred Wolfldquo ein Innerhalb kurzer Zeit wuchs der Buumlcherbestand durch die bdquoArisierungenldquo eines zweiten Antiquari-ats (Leo Weiser) durch den Erwerb von Buumlcherbestaumlnden von bdquoliquidiertenldquo Antiquariaten oder durch die Uumlbernahme von Privatbibliotheken die aus dem Zwangsverkauf gefluumlchteter Juden und Juumldinnen stammten auf bis zu 600000 Buumlcher4 Dieses Antiquariat zaumlhlte zwischen 1940 und 1941 zu den Hauptlieferanten der Bibliothek des Instituts fuumlr Geschichte der Medizin

Die Rolle des Antiquariates bdquoAlfred Wolfldquo im NS-Buumlcherraub wurde uumlber die Provenienzforschung hinausgehend durch den Projektleiter Wal-ter Mentzel im Rahmen eines eigenen Projektes zum Thema bdquoNS-Antiqua-riate und ihre Rolle im nationalsozialistischen Buumlcherraub unter besonde-rer Beruumlcksichtigung Wiener Antiquariatsunternehmenldquo5 detailliert unter-sucht und die Ergebnisse im Rahmen des 4 Hannoverschen Symposiums 2011 vorgestellt und publiziert6 Damit konnten auch fuumlr die Provenienz-forschung an anderen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum wertvolle Hinweise erarbeitet werden

Sehr persoumlnliche Eindruumlcke in die Taumltigkeit eines Antiquars liefert Hans Peter Kraus in seiner Selbstbiografie die 1978 in englischer7 und 1982 deutscher Sprache8 erschienen ist Anlaumlsslich seines Todes veroumlffentlichte die bdquoNew York Timesldquo am 2 November 1988 einen Nachruf9 Auch von seiner Familie wurde eine Gedenkschrift herausgegeben10

Hans Peter und Hanni Kraus haben sich dadurch ein bleibendes Anden-ken gesetzt dass sie 1970 eine wertvolle Sammlung uumlber Geschichte und

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 327

Kultur Lateinamerikas waumlhrend der Kolonialperiode von 1492 bis 1819 der Library of Congress vermacht haben11

3 Verlagsbuchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo

Im Mai 2014 erfolgte die Restitution eines Buches aus der bdquoVerlagsbuch-handlung der Bruumlder Philipp und Wilhelm Suschitzkyldquo an Wolf Suschitzky den Neffen von Philipp und Sohn von Wilhelm

Das Buch Boumlrner Wilhelm Friedrich Jodl Stuttgart-Berlin 1911 (Inv- Nr 17056) wurde an der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin (vor-mals Institut fuumlr Geschichte der Medizin) per Autopsie am Buchregal als Raubgut identifiziert Es traumlgt den handschriftlichen Vermerk bdquoFeb-Marz 1943ldquo bdquo120ldquo bdquoStarkldquo ndash ein Hinweis darauf dass das Buch im Februar Maumlrz 1943 vom Antiquariat Karl Stark um 120 Reichsmark erworben wur-de Dieselbe Information befindet sich im Inventarverzeichnis der Zweig-bibliothek sodass der Erwerbsvorgang durch das ehemalige Institut fuumlr Geschichte der Medizin eindeutig nachgewiesen werden konnte

Abb 5 Handschriftlicher Vermerk mit den Eintraumlgen bdquoFeb-Marz 1943ldquo bdquo120ldquo bdquoStarkldquo

Am Titelblatt des Buches befindet sich ein Stempel mit der Aufschrift bdquoBruuml-der Suschitzky Spezialbuchhandlung und Antiquariat fuumlr sozialistische Li-teratur Wien Xldquo als Hinweis auf fruumlheren Besitzer des Buches

Philipp Suschitzky am 14 Februar 1876 in Wien geboren und spaumlter mit Olga Hirschler (1862ndash1942) verheiratet war gelernter Buchhaumlndler Ge-meinsam mit seinem Bruder Wilhelm (1877ndash1934) gruumlndete er im Herbst 1901 in Wien X Favoritenstraszlige 57 eine bdquoSortiments- und Antiquariats-buchhandlung (mit angeschlossener Leihbibliothek)ldquo die 191112 durch

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2328

die Gruumlndung des bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo erweitert wur-de benannt wurde der Verlag nach dem sozialkritischen Schriftsteller Lud-wig Anzengruber Mit beiden Unternehmungen verbanden die Bruumlder ihr kulturpolitisches Engagement im Umfeld der Sozialdemokratischen Par-tei Oumlsterreichs In ihrem Verlagsprogramm wurden unter anderem pazi-fistisch-sozialistische Schriften Buumlcher zur Frauenfrage Freidenkertum Sozial- und Sexualreform ua veroumlffentlicht Bereits Ende der 1920er Jahre kam die Buchhandlung und deren Eigentuumlmer aufgrund ihres Verlags- und Sortimentsprogrammes in den Brennpunkt der politischen-oumlffentlichen Auseinandersetzung und wurde vor allem in der Phase der Demokratie-zerstoumlrung der Jahre 193334 und danach zum Objekt betraumlchtlicher po-lizeilicher Repressalien (Hausdurchsuchungen Buchkonfiskationen und anhaumlngige Gerichtsverfahren) Nach dem Selbstmord von Wilhelm Su-schitzky am 18 April 1934 trat seine Witwe die am 19 November 1878 in Bruumlnn geborene Adele Suschitzky in die Firma ein

1938 flohen Phillip und Olga Suschitzky nach Frankreich von wo sie im September 1942 nach Auschwitz deportiert und hier ermordet wurden Adele Suschitzky fluumlchtete 1938 nach London wo sie im Alter von 102 Jahren am 24 Mai 1980 gestorben ist

Obwohl sich Johann Heger ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma mit-tels Einschaltung diverser NS-Parteistellen um die bdquoArisierungldquo des Unter-nehmens bemuumlhte kam es nach der Abweisung der bdquoArisierungldquo im Ok-tober 1938 zur Schlieszligung von Buchhandlung und Verlag weil an einer Weiterfuumlhrung dieses politisch brisanten Unternehmens seitens der Natio-nalsozialisten kein Interesse bestand Das Buumlcherwarenlager wurde Anfang Maumlrz 1939 in die Auktionshallen des Handelsgerichtes Wien uumlberfuumlhrt und dort veraumluszligert Das Buch das durch den Abverkauf des Buumlcherwarenla-gers durch das Handelsgericht Wien in den Antiquariatshandel gelangte wurde vom Institut fuumlr Geschichte der Medizin im FebruarMaumlrz 1943 vom Wiener Antiquariat bdquoKarl Starkldquo angekauft Nach dem bdquoAnschlussldquo im Maumlrz 1938 wurde das Antiquariat von Marianne Stern in Wien I Karl Lu-egerplatz von dessen fruumlherem Mitarbeiter Karl Stark (2661886 Wien + 1351949 Wien) bdquoarisiertldquo12

Wolf Suschitzky der 1912 geborene Sohn von Wilhelm und Adele Su-schitzky absolvierte eine Foto-Ausbildung an der Houmlheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien Bereits 1934 emigrierte er nach Lon-don wo er als Fotograf und Dokumentarfilmer erfolgreich taumltig war und bis heute lebt In juumlngster Zeit thematisierten oumlsterreichische Zeitungen Leben und Werk von Wolf Suschitzky darunter bdquoDer Standardldquo13 bdquoDie Presseldquo14 und die bdquoWiener Zeitungldquo15 Wolf Suschitzkys Bedeutung fuumlr den

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 329

Film wurde in einer 2010 bei Synema Gesellschaft fuumlr Film und Medien erschienen Publikation gewuumlrdigt16

Abb 6 Wolf Suschitzky mit dem restituierten Buch in seiner Wohnung in London (Foto copy Brigitte Mayr)

Abb 7 Dankschreiben von Wolf Suschitzky mit der Uumlberantwortung des Buches an die Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2330

Die Uumlberreichung des Buches wurde im Auftrag der Medizinischen Uni-versitaumlt Wien von Brigitte Mayr einer Mitarbeiterin der Firma Synema Ge-sellschaft fuumlr Film und Medien die bei Ausstellungs- und Publikationspro-jekten sehr eng mit Wolf Suschitzky zusammenarbeitet anlaumlsslich eines Besuchs in London vorgenommen Im Anschluss schenkte er weil er seine Bibliothek verkleinern moumlchte das Buch der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien bdquowo es sicher gut aufbewahrt sein wirdldquo

In aumlhnlicher Weise erfolgte durch die Universitaumlt Salzburg im November 2014 eine weitere Restitution an Wolf Suschitzky (Taschenwoumlrterbuch der daumlnischen und deutschen Sprache Langenscheidt-Verlag 1907)17 Bereits im September 2013 war ein unrechtmaumlszligig von der Universitaumltsbibliothek der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien erworbenes Buch anlaumlsslich eines Wien- Besuchs an Wolf Suschitzky restituiert worden (Schmidt Heinrich Was wir Ernst Haeckel verdanken 1914)18

4 Resuumlmee

Die beiden Restitutionsfaumllle Antiquariat bdquoHans Peter Krausldquo bzw Verlags-buchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo sind Bespiele fuumlr den an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien am haumlufigsten vertretenen Fall von Buumlcherraub Aus den Lagerbestaumlnden bdquoari-sierterldquo und liquidierter Antiquariate und Buchhandlungen kamen zahl-reiche geraubte Buumlcher in den Handel und in weiterer Folge an das Institut fuumlr Geschichte der Medizin und in dessen Rechtsnachfolge an die Medi-zinische Universitaumlt Wien bzw deren Universitaumltsbibliothek19 In beiden Faumlllen bestand gluumlcklicherweise die Moumlglichkeit zur Kontaktaufnahme mit noch lebenden Kindern der Opfer des NS-Buumlcherraubes

Nach den 2014 abgeschlossenen Restitutionsfaumlllen bdquoHans Peter Krausldquo sowie bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo stehen an der Medizi-nischen Universitaumlt Wien fuumlr 2015 weitere aumlhnlich geartete Restitutions-faumllle vor dem Abschluss

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 331

Mag Bruno BauerUniversitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Waumlhringer Guumlrtel 18ndash20 A-1097 WienE-Mail brunobauermeduniwienacat

Dr Walter MentzelZweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin

an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt WienWaumlhringer Str 25 A-1090 Wien

E-Mail waltermentzelmeduniwienacat

1 Bruno Bauer und Walter Mentzel Restitutionsfall Carl Julius Rothber-ger erste Ruumlckgabe von NS-Raubgut aus dem Bestand der Universitaumlts-bibliothek durch die Medizinische Universitaumlt Wien In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 63 (2010) H 34 S 101ndash107

2 Bruno Bauer und Walter Mentzel NS-Provenienzforschung an der Medizinischen Universitaumlt Wien 2011 und 2012 Restitution von Buuml-chern der Bibliothek Sassenbach sowie den Privatbibliotheken von Ra-oul Fernand Jellinek-Merceds und Alfred Arnstein In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 66 (2013) H 34 S 449ndash457

3 Oumlsterreichisches Staatsarchiv (OumlSTA) Archiv der Republik (AdR) Bun-desministerium fuumlr Finanzen (BMF) Vermoumlgensverkehrsstelle (VVst) Vermoumlgensanmeldung (VA) Zl 50691 Hans Peter Kraus

4 Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA) Volksgerichtsakt A 1-VgVr- Strafakt Vg 4 29391945 Riedmann Friedrich Richard sowie WStLA Oumlffentliche Verwaltung (OumlVA) Alfred Wolf Zeugeneinvernahme einer Mitarbeiterin von Alfred Wolf vom 2151948

5 Walter Mentzel Wiener NS-Antiquariate und ihre Rolle im Buumlcher-raub Oder Wie Antiquariate von der Judenverfolgung profitierten Ein Forschungsbericht In Bruno Bauer Christina Koumlstner-Pemsel und Markus Stumpf (Hrsg) NS-Provenienzforschung an oumlsterreichischen Bibliotheken Anspruch und Wirklichkeit (Schriften der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare Band 10) Graz Feldkirch Neugebauer 2011 S 65ndash82 Online httpeprintsrclis org177981Schriften_VOeB10_65_82_MENTZEL_Antiquariatepdf

6 Walter Mentzel Die bdquoAntiquariats- und Exportbuchhandlung Alfred Wolfldquo ndash ehemals Hans Peter Kraus und Leo Weiser Die Geschichte

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 325

Hans Peter Kraus geboren am 12 Oktober 1907 in Wien als Sohn von Emil Kraus einem Mitglied der Medizinischen Fakultaumlt der Universitaumlt Wien und Hilde Kraus absolvierte eine Buchhaumlndlerlehre in der Universi-taumltsbuchhandlung R Lechner in Wien Danach war er fuumlr den Berliner Ver-lag Wasmuth als Vertreter in Rumaumlnien und Polen und seit 1929 als Mitar-beiter der Leipziger Buchhandlung Karl W Hiersemann die eine groszlige und bedeutende antiquarische Abteilung im deutschsprachigen Raum besaszlig taumltig 1932 machte er sich selbstaumlndig und eroumlffnete in der Praterstraszlige im zweiten Wiener Gemeindebezirk eine Antiquariatsbuchhandlung die in ihrer Bluumltezeit ca 100000 Baumlnde umfasste

Abb 4 Innenansicht der in der Praterstraszlige gelegenen Antiquariatsbuchhandlung bdquoHans Peter Krausldquo um 1930

Nach dem bdquoAnschlussldquo im Maumlrz 1938 wurde er von seinem im Antiqua-riat beschaumlftigen Mitarbeiter Alfred Wolf bei der Gestapo angezeigt und infolgedessen in das Konzentrationslager Dachau und danach nach Bu-chenwald verschleppt Nach seiner Freilassung gelang Kraus wenige Tage vor Kriegsausbruch die Flucht nach Schweden von wo er im Oktober 1939 in die USA ausreiste Nach seiner Ankunft in New York eroumlffnete er er-neut eine Antiquariatsbuchhandlung In den 1960er Jahren etablierte sich Kraus als einer der renommiertesten Antiquare in den USA Nach seinem Tod im am 1 November 1988 in Ridgefield (Fairfield County Connecti-cut) fuumlhrte sein Ehefrau Hanni Kraus (geborene Zucker) diese ebenfalls eine Emigrantin hatte er 1940 geheiratet die Geschaumlfte des Antiquariates noch weitere 15 Jahre Nach dem Tod von Hanni Kraus im Jahr 2003 be-schlossen die als Erben eingesetzten Kinder von Hans und Hanni Kraus

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2326

das an der 16 East 46th Street in New York liegende Antiquariat zu verkau-fen und boten es dem Auktionshaus Sothebys an

Am 27 September 1938 gab Hilde Kraus die Mutter von Hans Peter Kraus die Vermoumlgensanmeldung beim Ministerium fuumlr Arbeit und Wirt-schaft Vermoumlgensverkehrsstelle erstmals ab weil sich ihr Sohn zu dieser Zeit im Konzentrationslager Dachau befand Ebenfalls in seiner Abwesen-heit wurde eine zweite Vermoumlgensverkehrsanmeldung am 7 August 1939 durchgefuumlhrt Nach Angaben des bevollmaumlchtigten Rechtsanwalts der Fa-milie Kraus Dr Oskar Feigl wurde eine von der Vermoumlgensverkehrsstelle festgestellte Steuerschuld von Hilde Kraus beglichen indem sie bdquoden groumlszlig-ten Teil ihres Vermoumlgens verpfaumlndetldquo hat3

Die bisher als geraubt identifizierten Buumlcher aus der Provenienz des Anti-quariates Hans Peter Kraus hat das Institut fuumlr Geschichte der Medizin zwi-schen 1940 und 1949 vom Antiquariat Alfred Wolf angekauft Wolf war nicht nur fuumlr die Inhaftierung seines fruumlheren Arbeitgebers Hans Peter Kraus unmittelbar verantwortlich er eignete sich auch den gesamten Warenlager-bestand der Firma Hans Peter Kraus an und brachte diesen in das von ihm 1939 neugegruumlndete Antiquariat bdquoAlfred Wolfldquo ein Innerhalb kurzer Zeit wuchs der Buumlcherbestand durch die bdquoArisierungenldquo eines zweiten Antiquari-ats (Leo Weiser) durch den Erwerb von Buumlcherbestaumlnden von bdquoliquidiertenldquo Antiquariaten oder durch die Uumlbernahme von Privatbibliotheken die aus dem Zwangsverkauf gefluumlchteter Juden und Juumldinnen stammten auf bis zu 600000 Buumlcher4 Dieses Antiquariat zaumlhlte zwischen 1940 und 1941 zu den Hauptlieferanten der Bibliothek des Instituts fuumlr Geschichte der Medizin

Die Rolle des Antiquariates bdquoAlfred Wolfldquo im NS-Buumlcherraub wurde uumlber die Provenienzforschung hinausgehend durch den Projektleiter Wal-ter Mentzel im Rahmen eines eigenen Projektes zum Thema bdquoNS-Antiqua-riate und ihre Rolle im nationalsozialistischen Buumlcherraub unter besonde-rer Beruumlcksichtigung Wiener Antiquariatsunternehmenldquo5 detailliert unter-sucht und die Ergebnisse im Rahmen des 4 Hannoverschen Symposiums 2011 vorgestellt und publiziert6 Damit konnten auch fuumlr die Provenienz-forschung an anderen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum wertvolle Hinweise erarbeitet werden

Sehr persoumlnliche Eindruumlcke in die Taumltigkeit eines Antiquars liefert Hans Peter Kraus in seiner Selbstbiografie die 1978 in englischer7 und 1982 deutscher Sprache8 erschienen ist Anlaumlsslich seines Todes veroumlffentlichte die bdquoNew York Timesldquo am 2 November 1988 einen Nachruf9 Auch von seiner Familie wurde eine Gedenkschrift herausgegeben10

Hans Peter und Hanni Kraus haben sich dadurch ein bleibendes Anden-ken gesetzt dass sie 1970 eine wertvolle Sammlung uumlber Geschichte und

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 327

Kultur Lateinamerikas waumlhrend der Kolonialperiode von 1492 bis 1819 der Library of Congress vermacht haben11

3 Verlagsbuchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo

Im Mai 2014 erfolgte die Restitution eines Buches aus der bdquoVerlagsbuch-handlung der Bruumlder Philipp und Wilhelm Suschitzkyldquo an Wolf Suschitzky den Neffen von Philipp und Sohn von Wilhelm

Das Buch Boumlrner Wilhelm Friedrich Jodl Stuttgart-Berlin 1911 (Inv- Nr 17056) wurde an der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin (vor-mals Institut fuumlr Geschichte der Medizin) per Autopsie am Buchregal als Raubgut identifiziert Es traumlgt den handschriftlichen Vermerk bdquoFeb-Marz 1943ldquo bdquo120ldquo bdquoStarkldquo ndash ein Hinweis darauf dass das Buch im Februar Maumlrz 1943 vom Antiquariat Karl Stark um 120 Reichsmark erworben wur-de Dieselbe Information befindet sich im Inventarverzeichnis der Zweig-bibliothek sodass der Erwerbsvorgang durch das ehemalige Institut fuumlr Geschichte der Medizin eindeutig nachgewiesen werden konnte

Abb 5 Handschriftlicher Vermerk mit den Eintraumlgen bdquoFeb-Marz 1943ldquo bdquo120ldquo bdquoStarkldquo

Am Titelblatt des Buches befindet sich ein Stempel mit der Aufschrift bdquoBruuml-der Suschitzky Spezialbuchhandlung und Antiquariat fuumlr sozialistische Li-teratur Wien Xldquo als Hinweis auf fruumlheren Besitzer des Buches

Philipp Suschitzky am 14 Februar 1876 in Wien geboren und spaumlter mit Olga Hirschler (1862ndash1942) verheiratet war gelernter Buchhaumlndler Ge-meinsam mit seinem Bruder Wilhelm (1877ndash1934) gruumlndete er im Herbst 1901 in Wien X Favoritenstraszlige 57 eine bdquoSortiments- und Antiquariats-buchhandlung (mit angeschlossener Leihbibliothek)ldquo die 191112 durch

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2328

die Gruumlndung des bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo erweitert wur-de benannt wurde der Verlag nach dem sozialkritischen Schriftsteller Lud-wig Anzengruber Mit beiden Unternehmungen verbanden die Bruumlder ihr kulturpolitisches Engagement im Umfeld der Sozialdemokratischen Par-tei Oumlsterreichs In ihrem Verlagsprogramm wurden unter anderem pazi-fistisch-sozialistische Schriften Buumlcher zur Frauenfrage Freidenkertum Sozial- und Sexualreform ua veroumlffentlicht Bereits Ende der 1920er Jahre kam die Buchhandlung und deren Eigentuumlmer aufgrund ihres Verlags- und Sortimentsprogrammes in den Brennpunkt der politischen-oumlffentlichen Auseinandersetzung und wurde vor allem in der Phase der Demokratie-zerstoumlrung der Jahre 193334 und danach zum Objekt betraumlchtlicher po-lizeilicher Repressalien (Hausdurchsuchungen Buchkonfiskationen und anhaumlngige Gerichtsverfahren) Nach dem Selbstmord von Wilhelm Su-schitzky am 18 April 1934 trat seine Witwe die am 19 November 1878 in Bruumlnn geborene Adele Suschitzky in die Firma ein

1938 flohen Phillip und Olga Suschitzky nach Frankreich von wo sie im September 1942 nach Auschwitz deportiert und hier ermordet wurden Adele Suschitzky fluumlchtete 1938 nach London wo sie im Alter von 102 Jahren am 24 Mai 1980 gestorben ist

Obwohl sich Johann Heger ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma mit-tels Einschaltung diverser NS-Parteistellen um die bdquoArisierungldquo des Unter-nehmens bemuumlhte kam es nach der Abweisung der bdquoArisierungldquo im Ok-tober 1938 zur Schlieszligung von Buchhandlung und Verlag weil an einer Weiterfuumlhrung dieses politisch brisanten Unternehmens seitens der Natio-nalsozialisten kein Interesse bestand Das Buumlcherwarenlager wurde Anfang Maumlrz 1939 in die Auktionshallen des Handelsgerichtes Wien uumlberfuumlhrt und dort veraumluszligert Das Buch das durch den Abverkauf des Buumlcherwarenla-gers durch das Handelsgericht Wien in den Antiquariatshandel gelangte wurde vom Institut fuumlr Geschichte der Medizin im FebruarMaumlrz 1943 vom Wiener Antiquariat bdquoKarl Starkldquo angekauft Nach dem bdquoAnschlussldquo im Maumlrz 1938 wurde das Antiquariat von Marianne Stern in Wien I Karl Lu-egerplatz von dessen fruumlherem Mitarbeiter Karl Stark (2661886 Wien + 1351949 Wien) bdquoarisiertldquo12

Wolf Suschitzky der 1912 geborene Sohn von Wilhelm und Adele Su-schitzky absolvierte eine Foto-Ausbildung an der Houmlheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien Bereits 1934 emigrierte er nach Lon-don wo er als Fotograf und Dokumentarfilmer erfolgreich taumltig war und bis heute lebt In juumlngster Zeit thematisierten oumlsterreichische Zeitungen Leben und Werk von Wolf Suschitzky darunter bdquoDer Standardldquo13 bdquoDie Presseldquo14 und die bdquoWiener Zeitungldquo15 Wolf Suschitzkys Bedeutung fuumlr den

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 329

Film wurde in einer 2010 bei Synema Gesellschaft fuumlr Film und Medien erschienen Publikation gewuumlrdigt16

Abb 6 Wolf Suschitzky mit dem restituierten Buch in seiner Wohnung in London (Foto copy Brigitte Mayr)

Abb 7 Dankschreiben von Wolf Suschitzky mit der Uumlberantwortung des Buches an die Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2330

Die Uumlberreichung des Buches wurde im Auftrag der Medizinischen Uni-versitaumlt Wien von Brigitte Mayr einer Mitarbeiterin der Firma Synema Ge-sellschaft fuumlr Film und Medien die bei Ausstellungs- und Publikationspro-jekten sehr eng mit Wolf Suschitzky zusammenarbeitet anlaumlsslich eines Besuchs in London vorgenommen Im Anschluss schenkte er weil er seine Bibliothek verkleinern moumlchte das Buch der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien bdquowo es sicher gut aufbewahrt sein wirdldquo

In aumlhnlicher Weise erfolgte durch die Universitaumlt Salzburg im November 2014 eine weitere Restitution an Wolf Suschitzky (Taschenwoumlrterbuch der daumlnischen und deutschen Sprache Langenscheidt-Verlag 1907)17 Bereits im September 2013 war ein unrechtmaumlszligig von der Universitaumltsbibliothek der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien erworbenes Buch anlaumlsslich eines Wien- Besuchs an Wolf Suschitzky restituiert worden (Schmidt Heinrich Was wir Ernst Haeckel verdanken 1914)18

4 Resuumlmee

Die beiden Restitutionsfaumllle Antiquariat bdquoHans Peter Krausldquo bzw Verlags-buchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo sind Bespiele fuumlr den an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien am haumlufigsten vertretenen Fall von Buumlcherraub Aus den Lagerbestaumlnden bdquoari-sierterldquo und liquidierter Antiquariate und Buchhandlungen kamen zahl-reiche geraubte Buumlcher in den Handel und in weiterer Folge an das Institut fuumlr Geschichte der Medizin und in dessen Rechtsnachfolge an die Medi-zinische Universitaumlt Wien bzw deren Universitaumltsbibliothek19 In beiden Faumlllen bestand gluumlcklicherweise die Moumlglichkeit zur Kontaktaufnahme mit noch lebenden Kindern der Opfer des NS-Buumlcherraubes

Nach den 2014 abgeschlossenen Restitutionsfaumlllen bdquoHans Peter Krausldquo sowie bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo stehen an der Medizi-nischen Universitaumlt Wien fuumlr 2015 weitere aumlhnlich geartete Restitutions-faumllle vor dem Abschluss

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 331

Mag Bruno BauerUniversitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Waumlhringer Guumlrtel 18ndash20 A-1097 WienE-Mail brunobauermeduniwienacat

Dr Walter MentzelZweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin

an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt WienWaumlhringer Str 25 A-1090 Wien

E-Mail waltermentzelmeduniwienacat

1 Bruno Bauer und Walter Mentzel Restitutionsfall Carl Julius Rothber-ger erste Ruumlckgabe von NS-Raubgut aus dem Bestand der Universitaumlts-bibliothek durch die Medizinische Universitaumlt Wien In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 63 (2010) H 34 S 101ndash107

2 Bruno Bauer und Walter Mentzel NS-Provenienzforschung an der Medizinischen Universitaumlt Wien 2011 und 2012 Restitution von Buuml-chern der Bibliothek Sassenbach sowie den Privatbibliotheken von Ra-oul Fernand Jellinek-Merceds und Alfred Arnstein In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 66 (2013) H 34 S 449ndash457

3 Oumlsterreichisches Staatsarchiv (OumlSTA) Archiv der Republik (AdR) Bun-desministerium fuumlr Finanzen (BMF) Vermoumlgensverkehrsstelle (VVst) Vermoumlgensanmeldung (VA) Zl 50691 Hans Peter Kraus

4 Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA) Volksgerichtsakt A 1-VgVr- Strafakt Vg 4 29391945 Riedmann Friedrich Richard sowie WStLA Oumlffentliche Verwaltung (OumlVA) Alfred Wolf Zeugeneinvernahme einer Mitarbeiterin von Alfred Wolf vom 2151948

5 Walter Mentzel Wiener NS-Antiquariate und ihre Rolle im Buumlcher-raub Oder Wie Antiquariate von der Judenverfolgung profitierten Ein Forschungsbericht In Bruno Bauer Christina Koumlstner-Pemsel und Markus Stumpf (Hrsg) NS-Provenienzforschung an oumlsterreichischen Bibliotheken Anspruch und Wirklichkeit (Schriften der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare Band 10) Graz Feldkirch Neugebauer 2011 S 65ndash82 Online httpeprintsrclis org177981Schriften_VOeB10_65_82_MENTZEL_Antiquariatepdf

6 Walter Mentzel Die bdquoAntiquariats- und Exportbuchhandlung Alfred Wolfldquo ndash ehemals Hans Peter Kraus und Leo Weiser Die Geschichte

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2326

das an der 16 East 46th Street in New York liegende Antiquariat zu verkau-fen und boten es dem Auktionshaus Sothebys an

Am 27 September 1938 gab Hilde Kraus die Mutter von Hans Peter Kraus die Vermoumlgensanmeldung beim Ministerium fuumlr Arbeit und Wirt-schaft Vermoumlgensverkehrsstelle erstmals ab weil sich ihr Sohn zu dieser Zeit im Konzentrationslager Dachau befand Ebenfalls in seiner Abwesen-heit wurde eine zweite Vermoumlgensverkehrsanmeldung am 7 August 1939 durchgefuumlhrt Nach Angaben des bevollmaumlchtigten Rechtsanwalts der Fa-milie Kraus Dr Oskar Feigl wurde eine von der Vermoumlgensverkehrsstelle festgestellte Steuerschuld von Hilde Kraus beglichen indem sie bdquoden groumlszlig-ten Teil ihres Vermoumlgens verpfaumlndetldquo hat3

Die bisher als geraubt identifizierten Buumlcher aus der Provenienz des Anti-quariates Hans Peter Kraus hat das Institut fuumlr Geschichte der Medizin zwi-schen 1940 und 1949 vom Antiquariat Alfred Wolf angekauft Wolf war nicht nur fuumlr die Inhaftierung seines fruumlheren Arbeitgebers Hans Peter Kraus unmittelbar verantwortlich er eignete sich auch den gesamten Warenlager-bestand der Firma Hans Peter Kraus an und brachte diesen in das von ihm 1939 neugegruumlndete Antiquariat bdquoAlfred Wolfldquo ein Innerhalb kurzer Zeit wuchs der Buumlcherbestand durch die bdquoArisierungenldquo eines zweiten Antiquari-ats (Leo Weiser) durch den Erwerb von Buumlcherbestaumlnden von bdquoliquidiertenldquo Antiquariaten oder durch die Uumlbernahme von Privatbibliotheken die aus dem Zwangsverkauf gefluumlchteter Juden und Juumldinnen stammten auf bis zu 600000 Buumlcher4 Dieses Antiquariat zaumlhlte zwischen 1940 und 1941 zu den Hauptlieferanten der Bibliothek des Instituts fuumlr Geschichte der Medizin

Die Rolle des Antiquariates bdquoAlfred Wolfldquo im NS-Buumlcherraub wurde uumlber die Provenienzforschung hinausgehend durch den Projektleiter Wal-ter Mentzel im Rahmen eines eigenen Projektes zum Thema bdquoNS-Antiqua-riate und ihre Rolle im nationalsozialistischen Buumlcherraub unter besonde-rer Beruumlcksichtigung Wiener Antiquariatsunternehmenldquo5 detailliert unter-sucht und die Ergebnisse im Rahmen des 4 Hannoverschen Symposiums 2011 vorgestellt und publiziert6 Damit konnten auch fuumlr die Provenienz-forschung an anderen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum wertvolle Hinweise erarbeitet werden

Sehr persoumlnliche Eindruumlcke in die Taumltigkeit eines Antiquars liefert Hans Peter Kraus in seiner Selbstbiografie die 1978 in englischer7 und 1982 deutscher Sprache8 erschienen ist Anlaumlsslich seines Todes veroumlffentlichte die bdquoNew York Timesldquo am 2 November 1988 einen Nachruf9 Auch von seiner Familie wurde eine Gedenkschrift herausgegeben10

Hans Peter und Hanni Kraus haben sich dadurch ein bleibendes Anden-ken gesetzt dass sie 1970 eine wertvolle Sammlung uumlber Geschichte und

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 327

Kultur Lateinamerikas waumlhrend der Kolonialperiode von 1492 bis 1819 der Library of Congress vermacht haben11

3 Verlagsbuchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo

Im Mai 2014 erfolgte die Restitution eines Buches aus der bdquoVerlagsbuch-handlung der Bruumlder Philipp und Wilhelm Suschitzkyldquo an Wolf Suschitzky den Neffen von Philipp und Sohn von Wilhelm

Das Buch Boumlrner Wilhelm Friedrich Jodl Stuttgart-Berlin 1911 (Inv- Nr 17056) wurde an der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin (vor-mals Institut fuumlr Geschichte der Medizin) per Autopsie am Buchregal als Raubgut identifiziert Es traumlgt den handschriftlichen Vermerk bdquoFeb-Marz 1943ldquo bdquo120ldquo bdquoStarkldquo ndash ein Hinweis darauf dass das Buch im Februar Maumlrz 1943 vom Antiquariat Karl Stark um 120 Reichsmark erworben wur-de Dieselbe Information befindet sich im Inventarverzeichnis der Zweig-bibliothek sodass der Erwerbsvorgang durch das ehemalige Institut fuumlr Geschichte der Medizin eindeutig nachgewiesen werden konnte

Abb 5 Handschriftlicher Vermerk mit den Eintraumlgen bdquoFeb-Marz 1943ldquo bdquo120ldquo bdquoStarkldquo

Am Titelblatt des Buches befindet sich ein Stempel mit der Aufschrift bdquoBruuml-der Suschitzky Spezialbuchhandlung und Antiquariat fuumlr sozialistische Li-teratur Wien Xldquo als Hinweis auf fruumlheren Besitzer des Buches

Philipp Suschitzky am 14 Februar 1876 in Wien geboren und spaumlter mit Olga Hirschler (1862ndash1942) verheiratet war gelernter Buchhaumlndler Ge-meinsam mit seinem Bruder Wilhelm (1877ndash1934) gruumlndete er im Herbst 1901 in Wien X Favoritenstraszlige 57 eine bdquoSortiments- und Antiquariats-buchhandlung (mit angeschlossener Leihbibliothek)ldquo die 191112 durch

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2328

die Gruumlndung des bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo erweitert wur-de benannt wurde der Verlag nach dem sozialkritischen Schriftsteller Lud-wig Anzengruber Mit beiden Unternehmungen verbanden die Bruumlder ihr kulturpolitisches Engagement im Umfeld der Sozialdemokratischen Par-tei Oumlsterreichs In ihrem Verlagsprogramm wurden unter anderem pazi-fistisch-sozialistische Schriften Buumlcher zur Frauenfrage Freidenkertum Sozial- und Sexualreform ua veroumlffentlicht Bereits Ende der 1920er Jahre kam die Buchhandlung und deren Eigentuumlmer aufgrund ihres Verlags- und Sortimentsprogrammes in den Brennpunkt der politischen-oumlffentlichen Auseinandersetzung und wurde vor allem in der Phase der Demokratie-zerstoumlrung der Jahre 193334 und danach zum Objekt betraumlchtlicher po-lizeilicher Repressalien (Hausdurchsuchungen Buchkonfiskationen und anhaumlngige Gerichtsverfahren) Nach dem Selbstmord von Wilhelm Su-schitzky am 18 April 1934 trat seine Witwe die am 19 November 1878 in Bruumlnn geborene Adele Suschitzky in die Firma ein

1938 flohen Phillip und Olga Suschitzky nach Frankreich von wo sie im September 1942 nach Auschwitz deportiert und hier ermordet wurden Adele Suschitzky fluumlchtete 1938 nach London wo sie im Alter von 102 Jahren am 24 Mai 1980 gestorben ist

Obwohl sich Johann Heger ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma mit-tels Einschaltung diverser NS-Parteistellen um die bdquoArisierungldquo des Unter-nehmens bemuumlhte kam es nach der Abweisung der bdquoArisierungldquo im Ok-tober 1938 zur Schlieszligung von Buchhandlung und Verlag weil an einer Weiterfuumlhrung dieses politisch brisanten Unternehmens seitens der Natio-nalsozialisten kein Interesse bestand Das Buumlcherwarenlager wurde Anfang Maumlrz 1939 in die Auktionshallen des Handelsgerichtes Wien uumlberfuumlhrt und dort veraumluszligert Das Buch das durch den Abverkauf des Buumlcherwarenla-gers durch das Handelsgericht Wien in den Antiquariatshandel gelangte wurde vom Institut fuumlr Geschichte der Medizin im FebruarMaumlrz 1943 vom Wiener Antiquariat bdquoKarl Starkldquo angekauft Nach dem bdquoAnschlussldquo im Maumlrz 1938 wurde das Antiquariat von Marianne Stern in Wien I Karl Lu-egerplatz von dessen fruumlherem Mitarbeiter Karl Stark (2661886 Wien + 1351949 Wien) bdquoarisiertldquo12

Wolf Suschitzky der 1912 geborene Sohn von Wilhelm und Adele Su-schitzky absolvierte eine Foto-Ausbildung an der Houmlheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien Bereits 1934 emigrierte er nach Lon-don wo er als Fotograf und Dokumentarfilmer erfolgreich taumltig war und bis heute lebt In juumlngster Zeit thematisierten oumlsterreichische Zeitungen Leben und Werk von Wolf Suschitzky darunter bdquoDer Standardldquo13 bdquoDie Presseldquo14 und die bdquoWiener Zeitungldquo15 Wolf Suschitzkys Bedeutung fuumlr den

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 329

Film wurde in einer 2010 bei Synema Gesellschaft fuumlr Film und Medien erschienen Publikation gewuumlrdigt16

Abb 6 Wolf Suschitzky mit dem restituierten Buch in seiner Wohnung in London (Foto copy Brigitte Mayr)

Abb 7 Dankschreiben von Wolf Suschitzky mit der Uumlberantwortung des Buches an die Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2330

Die Uumlberreichung des Buches wurde im Auftrag der Medizinischen Uni-versitaumlt Wien von Brigitte Mayr einer Mitarbeiterin der Firma Synema Ge-sellschaft fuumlr Film und Medien die bei Ausstellungs- und Publikationspro-jekten sehr eng mit Wolf Suschitzky zusammenarbeitet anlaumlsslich eines Besuchs in London vorgenommen Im Anschluss schenkte er weil er seine Bibliothek verkleinern moumlchte das Buch der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien bdquowo es sicher gut aufbewahrt sein wirdldquo

In aumlhnlicher Weise erfolgte durch die Universitaumlt Salzburg im November 2014 eine weitere Restitution an Wolf Suschitzky (Taschenwoumlrterbuch der daumlnischen und deutschen Sprache Langenscheidt-Verlag 1907)17 Bereits im September 2013 war ein unrechtmaumlszligig von der Universitaumltsbibliothek der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien erworbenes Buch anlaumlsslich eines Wien- Besuchs an Wolf Suschitzky restituiert worden (Schmidt Heinrich Was wir Ernst Haeckel verdanken 1914)18

4 Resuumlmee

Die beiden Restitutionsfaumllle Antiquariat bdquoHans Peter Krausldquo bzw Verlags-buchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo sind Bespiele fuumlr den an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien am haumlufigsten vertretenen Fall von Buumlcherraub Aus den Lagerbestaumlnden bdquoari-sierterldquo und liquidierter Antiquariate und Buchhandlungen kamen zahl-reiche geraubte Buumlcher in den Handel und in weiterer Folge an das Institut fuumlr Geschichte der Medizin und in dessen Rechtsnachfolge an die Medi-zinische Universitaumlt Wien bzw deren Universitaumltsbibliothek19 In beiden Faumlllen bestand gluumlcklicherweise die Moumlglichkeit zur Kontaktaufnahme mit noch lebenden Kindern der Opfer des NS-Buumlcherraubes

Nach den 2014 abgeschlossenen Restitutionsfaumlllen bdquoHans Peter Krausldquo sowie bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo stehen an der Medizi-nischen Universitaumlt Wien fuumlr 2015 weitere aumlhnlich geartete Restitutions-faumllle vor dem Abschluss

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 331

Mag Bruno BauerUniversitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Waumlhringer Guumlrtel 18ndash20 A-1097 WienE-Mail brunobauermeduniwienacat

Dr Walter MentzelZweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin

an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt WienWaumlhringer Str 25 A-1090 Wien

E-Mail waltermentzelmeduniwienacat

1 Bruno Bauer und Walter Mentzel Restitutionsfall Carl Julius Rothber-ger erste Ruumlckgabe von NS-Raubgut aus dem Bestand der Universitaumlts-bibliothek durch die Medizinische Universitaumlt Wien In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 63 (2010) H 34 S 101ndash107

2 Bruno Bauer und Walter Mentzel NS-Provenienzforschung an der Medizinischen Universitaumlt Wien 2011 und 2012 Restitution von Buuml-chern der Bibliothek Sassenbach sowie den Privatbibliotheken von Ra-oul Fernand Jellinek-Merceds und Alfred Arnstein In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 66 (2013) H 34 S 449ndash457

3 Oumlsterreichisches Staatsarchiv (OumlSTA) Archiv der Republik (AdR) Bun-desministerium fuumlr Finanzen (BMF) Vermoumlgensverkehrsstelle (VVst) Vermoumlgensanmeldung (VA) Zl 50691 Hans Peter Kraus

4 Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA) Volksgerichtsakt A 1-VgVr- Strafakt Vg 4 29391945 Riedmann Friedrich Richard sowie WStLA Oumlffentliche Verwaltung (OumlVA) Alfred Wolf Zeugeneinvernahme einer Mitarbeiterin von Alfred Wolf vom 2151948

5 Walter Mentzel Wiener NS-Antiquariate und ihre Rolle im Buumlcher-raub Oder Wie Antiquariate von der Judenverfolgung profitierten Ein Forschungsbericht In Bruno Bauer Christina Koumlstner-Pemsel und Markus Stumpf (Hrsg) NS-Provenienzforschung an oumlsterreichischen Bibliotheken Anspruch und Wirklichkeit (Schriften der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare Band 10) Graz Feldkirch Neugebauer 2011 S 65ndash82 Online httpeprintsrclis org177981Schriften_VOeB10_65_82_MENTZEL_Antiquariatepdf

6 Walter Mentzel Die bdquoAntiquariats- und Exportbuchhandlung Alfred Wolfldquo ndash ehemals Hans Peter Kraus und Leo Weiser Die Geschichte

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 327

Kultur Lateinamerikas waumlhrend der Kolonialperiode von 1492 bis 1819 der Library of Congress vermacht haben11

3 Verlagsbuchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo

Im Mai 2014 erfolgte die Restitution eines Buches aus der bdquoVerlagsbuch-handlung der Bruumlder Philipp und Wilhelm Suschitzkyldquo an Wolf Suschitzky den Neffen von Philipp und Sohn von Wilhelm

Das Buch Boumlrner Wilhelm Friedrich Jodl Stuttgart-Berlin 1911 (Inv- Nr 17056) wurde an der Zweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin (vor-mals Institut fuumlr Geschichte der Medizin) per Autopsie am Buchregal als Raubgut identifiziert Es traumlgt den handschriftlichen Vermerk bdquoFeb-Marz 1943ldquo bdquo120ldquo bdquoStarkldquo ndash ein Hinweis darauf dass das Buch im Februar Maumlrz 1943 vom Antiquariat Karl Stark um 120 Reichsmark erworben wur-de Dieselbe Information befindet sich im Inventarverzeichnis der Zweig-bibliothek sodass der Erwerbsvorgang durch das ehemalige Institut fuumlr Geschichte der Medizin eindeutig nachgewiesen werden konnte

Abb 5 Handschriftlicher Vermerk mit den Eintraumlgen bdquoFeb-Marz 1943ldquo bdquo120ldquo bdquoStarkldquo

Am Titelblatt des Buches befindet sich ein Stempel mit der Aufschrift bdquoBruuml-der Suschitzky Spezialbuchhandlung und Antiquariat fuumlr sozialistische Li-teratur Wien Xldquo als Hinweis auf fruumlheren Besitzer des Buches

Philipp Suschitzky am 14 Februar 1876 in Wien geboren und spaumlter mit Olga Hirschler (1862ndash1942) verheiratet war gelernter Buchhaumlndler Ge-meinsam mit seinem Bruder Wilhelm (1877ndash1934) gruumlndete er im Herbst 1901 in Wien X Favoritenstraszlige 57 eine bdquoSortiments- und Antiquariats-buchhandlung (mit angeschlossener Leihbibliothek)ldquo die 191112 durch

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2328

die Gruumlndung des bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo erweitert wur-de benannt wurde der Verlag nach dem sozialkritischen Schriftsteller Lud-wig Anzengruber Mit beiden Unternehmungen verbanden die Bruumlder ihr kulturpolitisches Engagement im Umfeld der Sozialdemokratischen Par-tei Oumlsterreichs In ihrem Verlagsprogramm wurden unter anderem pazi-fistisch-sozialistische Schriften Buumlcher zur Frauenfrage Freidenkertum Sozial- und Sexualreform ua veroumlffentlicht Bereits Ende der 1920er Jahre kam die Buchhandlung und deren Eigentuumlmer aufgrund ihres Verlags- und Sortimentsprogrammes in den Brennpunkt der politischen-oumlffentlichen Auseinandersetzung und wurde vor allem in der Phase der Demokratie-zerstoumlrung der Jahre 193334 und danach zum Objekt betraumlchtlicher po-lizeilicher Repressalien (Hausdurchsuchungen Buchkonfiskationen und anhaumlngige Gerichtsverfahren) Nach dem Selbstmord von Wilhelm Su-schitzky am 18 April 1934 trat seine Witwe die am 19 November 1878 in Bruumlnn geborene Adele Suschitzky in die Firma ein

1938 flohen Phillip und Olga Suschitzky nach Frankreich von wo sie im September 1942 nach Auschwitz deportiert und hier ermordet wurden Adele Suschitzky fluumlchtete 1938 nach London wo sie im Alter von 102 Jahren am 24 Mai 1980 gestorben ist

Obwohl sich Johann Heger ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma mit-tels Einschaltung diverser NS-Parteistellen um die bdquoArisierungldquo des Unter-nehmens bemuumlhte kam es nach der Abweisung der bdquoArisierungldquo im Ok-tober 1938 zur Schlieszligung von Buchhandlung und Verlag weil an einer Weiterfuumlhrung dieses politisch brisanten Unternehmens seitens der Natio-nalsozialisten kein Interesse bestand Das Buumlcherwarenlager wurde Anfang Maumlrz 1939 in die Auktionshallen des Handelsgerichtes Wien uumlberfuumlhrt und dort veraumluszligert Das Buch das durch den Abverkauf des Buumlcherwarenla-gers durch das Handelsgericht Wien in den Antiquariatshandel gelangte wurde vom Institut fuumlr Geschichte der Medizin im FebruarMaumlrz 1943 vom Wiener Antiquariat bdquoKarl Starkldquo angekauft Nach dem bdquoAnschlussldquo im Maumlrz 1938 wurde das Antiquariat von Marianne Stern in Wien I Karl Lu-egerplatz von dessen fruumlherem Mitarbeiter Karl Stark (2661886 Wien + 1351949 Wien) bdquoarisiertldquo12

Wolf Suschitzky der 1912 geborene Sohn von Wilhelm und Adele Su-schitzky absolvierte eine Foto-Ausbildung an der Houmlheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien Bereits 1934 emigrierte er nach Lon-don wo er als Fotograf und Dokumentarfilmer erfolgreich taumltig war und bis heute lebt In juumlngster Zeit thematisierten oumlsterreichische Zeitungen Leben und Werk von Wolf Suschitzky darunter bdquoDer Standardldquo13 bdquoDie Presseldquo14 und die bdquoWiener Zeitungldquo15 Wolf Suschitzkys Bedeutung fuumlr den

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 329

Film wurde in einer 2010 bei Synema Gesellschaft fuumlr Film und Medien erschienen Publikation gewuumlrdigt16

Abb 6 Wolf Suschitzky mit dem restituierten Buch in seiner Wohnung in London (Foto copy Brigitte Mayr)

Abb 7 Dankschreiben von Wolf Suschitzky mit der Uumlberantwortung des Buches an die Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2330

Die Uumlberreichung des Buches wurde im Auftrag der Medizinischen Uni-versitaumlt Wien von Brigitte Mayr einer Mitarbeiterin der Firma Synema Ge-sellschaft fuumlr Film und Medien die bei Ausstellungs- und Publikationspro-jekten sehr eng mit Wolf Suschitzky zusammenarbeitet anlaumlsslich eines Besuchs in London vorgenommen Im Anschluss schenkte er weil er seine Bibliothek verkleinern moumlchte das Buch der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien bdquowo es sicher gut aufbewahrt sein wirdldquo

In aumlhnlicher Weise erfolgte durch die Universitaumlt Salzburg im November 2014 eine weitere Restitution an Wolf Suschitzky (Taschenwoumlrterbuch der daumlnischen und deutschen Sprache Langenscheidt-Verlag 1907)17 Bereits im September 2013 war ein unrechtmaumlszligig von der Universitaumltsbibliothek der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien erworbenes Buch anlaumlsslich eines Wien- Besuchs an Wolf Suschitzky restituiert worden (Schmidt Heinrich Was wir Ernst Haeckel verdanken 1914)18

4 Resuumlmee

Die beiden Restitutionsfaumllle Antiquariat bdquoHans Peter Krausldquo bzw Verlags-buchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo sind Bespiele fuumlr den an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien am haumlufigsten vertretenen Fall von Buumlcherraub Aus den Lagerbestaumlnden bdquoari-sierterldquo und liquidierter Antiquariate und Buchhandlungen kamen zahl-reiche geraubte Buumlcher in den Handel und in weiterer Folge an das Institut fuumlr Geschichte der Medizin und in dessen Rechtsnachfolge an die Medi-zinische Universitaumlt Wien bzw deren Universitaumltsbibliothek19 In beiden Faumlllen bestand gluumlcklicherweise die Moumlglichkeit zur Kontaktaufnahme mit noch lebenden Kindern der Opfer des NS-Buumlcherraubes

Nach den 2014 abgeschlossenen Restitutionsfaumlllen bdquoHans Peter Krausldquo sowie bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo stehen an der Medizi-nischen Universitaumlt Wien fuumlr 2015 weitere aumlhnlich geartete Restitutions-faumllle vor dem Abschluss

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Mag Bruno BauerUniversitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Waumlhringer Guumlrtel 18ndash20 A-1097 WienE-Mail brunobauermeduniwienacat

Dr Walter MentzelZweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin

an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt WienWaumlhringer Str 25 A-1090 Wien

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1 Bruno Bauer und Walter Mentzel Restitutionsfall Carl Julius Rothber-ger erste Ruumlckgabe von NS-Raubgut aus dem Bestand der Universitaumlts-bibliothek durch die Medizinische Universitaumlt Wien In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 63 (2010) H 34 S 101ndash107

2 Bruno Bauer und Walter Mentzel NS-Provenienzforschung an der Medizinischen Universitaumlt Wien 2011 und 2012 Restitution von Buuml-chern der Bibliothek Sassenbach sowie den Privatbibliotheken von Ra-oul Fernand Jellinek-Merceds und Alfred Arnstein In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 66 (2013) H 34 S 449ndash457

3 Oumlsterreichisches Staatsarchiv (OumlSTA) Archiv der Republik (AdR) Bun-desministerium fuumlr Finanzen (BMF) Vermoumlgensverkehrsstelle (VVst) Vermoumlgensanmeldung (VA) Zl 50691 Hans Peter Kraus

4 Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA) Volksgerichtsakt A 1-VgVr- Strafakt Vg 4 29391945 Riedmann Friedrich Richard sowie WStLA Oumlffentliche Verwaltung (OumlVA) Alfred Wolf Zeugeneinvernahme einer Mitarbeiterin von Alfred Wolf vom 2151948

5 Walter Mentzel Wiener NS-Antiquariate und ihre Rolle im Buumlcher-raub Oder Wie Antiquariate von der Judenverfolgung profitierten Ein Forschungsbericht In Bruno Bauer Christina Koumlstner-Pemsel und Markus Stumpf (Hrsg) NS-Provenienzforschung an oumlsterreichischen Bibliotheken Anspruch und Wirklichkeit (Schriften der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare Band 10) Graz Feldkirch Neugebauer 2011 S 65ndash82 Online httpeprintsrclis org177981Schriften_VOeB10_65_82_MENTZEL_Antiquariatepdf

6 Walter Mentzel Die bdquoAntiquariats- und Exportbuchhandlung Alfred Wolfldquo ndash ehemals Hans Peter Kraus und Leo Weiser Die Geschichte

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die Gruumlndung des bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo erweitert wur-de benannt wurde der Verlag nach dem sozialkritischen Schriftsteller Lud-wig Anzengruber Mit beiden Unternehmungen verbanden die Bruumlder ihr kulturpolitisches Engagement im Umfeld der Sozialdemokratischen Par-tei Oumlsterreichs In ihrem Verlagsprogramm wurden unter anderem pazi-fistisch-sozialistische Schriften Buumlcher zur Frauenfrage Freidenkertum Sozial- und Sexualreform ua veroumlffentlicht Bereits Ende der 1920er Jahre kam die Buchhandlung und deren Eigentuumlmer aufgrund ihres Verlags- und Sortimentsprogrammes in den Brennpunkt der politischen-oumlffentlichen Auseinandersetzung und wurde vor allem in der Phase der Demokratie-zerstoumlrung der Jahre 193334 und danach zum Objekt betraumlchtlicher po-lizeilicher Repressalien (Hausdurchsuchungen Buchkonfiskationen und anhaumlngige Gerichtsverfahren) Nach dem Selbstmord von Wilhelm Su-schitzky am 18 April 1934 trat seine Witwe die am 19 November 1878 in Bruumlnn geborene Adele Suschitzky in die Firma ein

1938 flohen Phillip und Olga Suschitzky nach Frankreich von wo sie im September 1942 nach Auschwitz deportiert und hier ermordet wurden Adele Suschitzky fluumlchtete 1938 nach London wo sie im Alter von 102 Jahren am 24 Mai 1980 gestorben ist

Obwohl sich Johann Heger ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma mit-tels Einschaltung diverser NS-Parteistellen um die bdquoArisierungldquo des Unter-nehmens bemuumlhte kam es nach der Abweisung der bdquoArisierungldquo im Ok-tober 1938 zur Schlieszligung von Buchhandlung und Verlag weil an einer Weiterfuumlhrung dieses politisch brisanten Unternehmens seitens der Natio-nalsozialisten kein Interesse bestand Das Buumlcherwarenlager wurde Anfang Maumlrz 1939 in die Auktionshallen des Handelsgerichtes Wien uumlberfuumlhrt und dort veraumluszligert Das Buch das durch den Abverkauf des Buumlcherwarenla-gers durch das Handelsgericht Wien in den Antiquariatshandel gelangte wurde vom Institut fuumlr Geschichte der Medizin im FebruarMaumlrz 1943 vom Wiener Antiquariat bdquoKarl Starkldquo angekauft Nach dem bdquoAnschlussldquo im Maumlrz 1938 wurde das Antiquariat von Marianne Stern in Wien I Karl Lu-egerplatz von dessen fruumlherem Mitarbeiter Karl Stark (2661886 Wien + 1351949 Wien) bdquoarisiertldquo12

Wolf Suschitzky der 1912 geborene Sohn von Wilhelm und Adele Su-schitzky absolvierte eine Foto-Ausbildung an der Houmlheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien Bereits 1934 emigrierte er nach Lon-don wo er als Fotograf und Dokumentarfilmer erfolgreich taumltig war und bis heute lebt In juumlngster Zeit thematisierten oumlsterreichische Zeitungen Leben und Werk von Wolf Suschitzky darunter bdquoDer Standardldquo13 bdquoDie Presseldquo14 und die bdquoWiener Zeitungldquo15 Wolf Suschitzkys Bedeutung fuumlr den

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Film wurde in einer 2010 bei Synema Gesellschaft fuumlr Film und Medien erschienen Publikation gewuumlrdigt16

Abb 6 Wolf Suschitzky mit dem restituierten Buch in seiner Wohnung in London (Foto copy Brigitte Mayr)

Abb 7 Dankschreiben von Wolf Suschitzky mit der Uumlberantwortung des Buches an die Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2330

Die Uumlberreichung des Buches wurde im Auftrag der Medizinischen Uni-versitaumlt Wien von Brigitte Mayr einer Mitarbeiterin der Firma Synema Ge-sellschaft fuumlr Film und Medien die bei Ausstellungs- und Publikationspro-jekten sehr eng mit Wolf Suschitzky zusammenarbeitet anlaumlsslich eines Besuchs in London vorgenommen Im Anschluss schenkte er weil er seine Bibliothek verkleinern moumlchte das Buch der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien bdquowo es sicher gut aufbewahrt sein wirdldquo

In aumlhnlicher Weise erfolgte durch die Universitaumlt Salzburg im November 2014 eine weitere Restitution an Wolf Suschitzky (Taschenwoumlrterbuch der daumlnischen und deutschen Sprache Langenscheidt-Verlag 1907)17 Bereits im September 2013 war ein unrechtmaumlszligig von der Universitaumltsbibliothek der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien erworbenes Buch anlaumlsslich eines Wien- Besuchs an Wolf Suschitzky restituiert worden (Schmidt Heinrich Was wir Ernst Haeckel verdanken 1914)18

4 Resuumlmee

Die beiden Restitutionsfaumllle Antiquariat bdquoHans Peter Krausldquo bzw Verlags-buchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo sind Bespiele fuumlr den an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien am haumlufigsten vertretenen Fall von Buumlcherraub Aus den Lagerbestaumlnden bdquoari-sierterldquo und liquidierter Antiquariate und Buchhandlungen kamen zahl-reiche geraubte Buumlcher in den Handel und in weiterer Folge an das Institut fuumlr Geschichte der Medizin und in dessen Rechtsnachfolge an die Medi-zinische Universitaumlt Wien bzw deren Universitaumltsbibliothek19 In beiden Faumlllen bestand gluumlcklicherweise die Moumlglichkeit zur Kontaktaufnahme mit noch lebenden Kindern der Opfer des NS-Buumlcherraubes

Nach den 2014 abgeschlossenen Restitutionsfaumlllen bdquoHans Peter Krausldquo sowie bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo stehen an der Medizi-nischen Universitaumlt Wien fuumlr 2015 weitere aumlhnlich geartete Restitutions-faumllle vor dem Abschluss

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Mag Bruno BauerUniversitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Waumlhringer Guumlrtel 18ndash20 A-1097 WienE-Mail brunobauermeduniwienacat

Dr Walter MentzelZweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin

an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt WienWaumlhringer Str 25 A-1090 Wien

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1 Bruno Bauer und Walter Mentzel Restitutionsfall Carl Julius Rothber-ger erste Ruumlckgabe von NS-Raubgut aus dem Bestand der Universitaumlts-bibliothek durch die Medizinische Universitaumlt Wien In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 63 (2010) H 34 S 101ndash107

2 Bruno Bauer und Walter Mentzel NS-Provenienzforschung an der Medizinischen Universitaumlt Wien 2011 und 2012 Restitution von Buuml-chern der Bibliothek Sassenbach sowie den Privatbibliotheken von Ra-oul Fernand Jellinek-Merceds und Alfred Arnstein In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 66 (2013) H 34 S 449ndash457

3 Oumlsterreichisches Staatsarchiv (OumlSTA) Archiv der Republik (AdR) Bun-desministerium fuumlr Finanzen (BMF) Vermoumlgensverkehrsstelle (VVst) Vermoumlgensanmeldung (VA) Zl 50691 Hans Peter Kraus

4 Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA) Volksgerichtsakt A 1-VgVr- Strafakt Vg 4 29391945 Riedmann Friedrich Richard sowie WStLA Oumlffentliche Verwaltung (OumlVA) Alfred Wolf Zeugeneinvernahme einer Mitarbeiterin von Alfred Wolf vom 2151948

5 Walter Mentzel Wiener NS-Antiquariate und ihre Rolle im Buumlcher-raub Oder Wie Antiquariate von der Judenverfolgung profitierten Ein Forschungsbericht In Bruno Bauer Christina Koumlstner-Pemsel und Markus Stumpf (Hrsg) NS-Provenienzforschung an oumlsterreichischen Bibliotheken Anspruch und Wirklichkeit (Schriften der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare Band 10) Graz Feldkirch Neugebauer 2011 S 65ndash82 Online httpeprintsrclis org177981Schriften_VOeB10_65_82_MENTZEL_Antiquariatepdf

6 Walter Mentzel Die bdquoAntiquariats- und Exportbuchhandlung Alfred Wolfldquo ndash ehemals Hans Peter Kraus und Leo Weiser Die Geschichte

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Film wurde in einer 2010 bei Synema Gesellschaft fuumlr Film und Medien erschienen Publikation gewuumlrdigt16

Abb 6 Wolf Suschitzky mit dem restituierten Buch in seiner Wohnung in London (Foto copy Brigitte Mayr)

Abb 7 Dankschreiben von Wolf Suschitzky mit der Uumlberantwortung des Buches an die Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2330

Die Uumlberreichung des Buches wurde im Auftrag der Medizinischen Uni-versitaumlt Wien von Brigitte Mayr einer Mitarbeiterin der Firma Synema Ge-sellschaft fuumlr Film und Medien die bei Ausstellungs- und Publikationspro-jekten sehr eng mit Wolf Suschitzky zusammenarbeitet anlaumlsslich eines Besuchs in London vorgenommen Im Anschluss schenkte er weil er seine Bibliothek verkleinern moumlchte das Buch der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien bdquowo es sicher gut aufbewahrt sein wirdldquo

In aumlhnlicher Weise erfolgte durch die Universitaumlt Salzburg im November 2014 eine weitere Restitution an Wolf Suschitzky (Taschenwoumlrterbuch der daumlnischen und deutschen Sprache Langenscheidt-Verlag 1907)17 Bereits im September 2013 war ein unrechtmaumlszligig von der Universitaumltsbibliothek der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien erworbenes Buch anlaumlsslich eines Wien- Besuchs an Wolf Suschitzky restituiert worden (Schmidt Heinrich Was wir Ernst Haeckel verdanken 1914)18

4 Resuumlmee

Die beiden Restitutionsfaumllle Antiquariat bdquoHans Peter Krausldquo bzw Verlags-buchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo sind Bespiele fuumlr den an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien am haumlufigsten vertretenen Fall von Buumlcherraub Aus den Lagerbestaumlnden bdquoari-sierterldquo und liquidierter Antiquariate und Buchhandlungen kamen zahl-reiche geraubte Buumlcher in den Handel und in weiterer Folge an das Institut fuumlr Geschichte der Medizin und in dessen Rechtsnachfolge an die Medi-zinische Universitaumlt Wien bzw deren Universitaumltsbibliothek19 In beiden Faumlllen bestand gluumlcklicherweise die Moumlglichkeit zur Kontaktaufnahme mit noch lebenden Kindern der Opfer des NS-Buumlcherraubes

Nach den 2014 abgeschlossenen Restitutionsfaumlllen bdquoHans Peter Krausldquo sowie bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo stehen an der Medizi-nischen Universitaumlt Wien fuumlr 2015 weitere aumlhnlich geartete Restitutions-faumllle vor dem Abschluss

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 331

Mag Bruno BauerUniversitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Waumlhringer Guumlrtel 18ndash20 A-1097 WienE-Mail brunobauermeduniwienacat

Dr Walter MentzelZweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin

an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt WienWaumlhringer Str 25 A-1090 Wien

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1 Bruno Bauer und Walter Mentzel Restitutionsfall Carl Julius Rothber-ger erste Ruumlckgabe von NS-Raubgut aus dem Bestand der Universitaumlts-bibliothek durch die Medizinische Universitaumlt Wien In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 63 (2010) H 34 S 101ndash107

2 Bruno Bauer und Walter Mentzel NS-Provenienzforschung an der Medizinischen Universitaumlt Wien 2011 und 2012 Restitution von Buuml-chern der Bibliothek Sassenbach sowie den Privatbibliotheken von Ra-oul Fernand Jellinek-Merceds und Alfred Arnstein In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 66 (2013) H 34 S 449ndash457

3 Oumlsterreichisches Staatsarchiv (OumlSTA) Archiv der Republik (AdR) Bun-desministerium fuumlr Finanzen (BMF) Vermoumlgensverkehrsstelle (VVst) Vermoumlgensanmeldung (VA) Zl 50691 Hans Peter Kraus

4 Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA) Volksgerichtsakt A 1-VgVr- Strafakt Vg 4 29391945 Riedmann Friedrich Richard sowie WStLA Oumlffentliche Verwaltung (OumlVA) Alfred Wolf Zeugeneinvernahme einer Mitarbeiterin von Alfred Wolf vom 2151948

5 Walter Mentzel Wiener NS-Antiquariate und ihre Rolle im Buumlcher-raub Oder Wie Antiquariate von der Judenverfolgung profitierten Ein Forschungsbericht In Bruno Bauer Christina Koumlstner-Pemsel und Markus Stumpf (Hrsg) NS-Provenienzforschung an oumlsterreichischen Bibliotheken Anspruch und Wirklichkeit (Schriften der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare Band 10) Graz Feldkirch Neugebauer 2011 S 65ndash82 Online httpeprintsrclis org177981Schriften_VOeB10_65_82_MENTZEL_Antiquariatepdf

6 Walter Mentzel Die bdquoAntiquariats- und Exportbuchhandlung Alfred Wolfldquo ndash ehemals Hans Peter Kraus und Leo Weiser Die Geschichte

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2330

Die Uumlberreichung des Buches wurde im Auftrag der Medizinischen Uni-versitaumlt Wien von Brigitte Mayr einer Mitarbeiterin der Firma Synema Ge-sellschaft fuumlr Film und Medien die bei Ausstellungs- und Publikationspro-jekten sehr eng mit Wolf Suschitzky zusammenarbeitet anlaumlsslich eines Besuchs in London vorgenommen Im Anschluss schenkte er weil er seine Bibliothek verkleinern moumlchte das Buch der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien bdquowo es sicher gut aufbewahrt sein wirdldquo

In aumlhnlicher Weise erfolgte durch die Universitaumlt Salzburg im November 2014 eine weitere Restitution an Wolf Suschitzky (Taschenwoumlrterbuch der daumlnischen und deutschen Sprache Langenscheidt-Verlag 1907)17 Bereits im September 2013 war ein unrechtmaumlszligig von der Universitaumltsbibliothek der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien erworbenes Buch anlaumlsslich eines Wien- Besuchs an Wolf Suschitzky restituiert worden (Schmidt Heinrich Was wir Ernst Haeckel verdanken 1914)18

4 Resuumlmee

Die beiden Restitutionsfaumllle Antiquariat bdquoHans Peter Krausldquo bzw Verlags-buchhandlung bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo sind Bespiele fuumlr den an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien am haumlufigsten vertretenen Fall von Buumlcherraub Aus den Lagerbestaumlnden bdquoari-sierterldquo und liquidierter Antiquariate und Buchhandlungen kamen zahl-reiche geraubte Buumlcher in den Handel und in weiterer Folge an das Institut fuumlr Geschichte der Medizin und in dessen Rechtsnachfolge an die Medi-zinische Universitaumlt Wien bzw deren Universitaumltsbibliothek19 In beiden Faumlllen bestand gluumlcklicherweise die Moumlglichkeit zur Kontaktaufnahme mit noch lebenden Kindern der Opfer des NS-Buumlcherraubes

Nach den 2014 abgeschlossenen Restitutionsfaumlllen bdquoHans Peter Krausldquo sowie bdquoAnzengruber-Verlag Bruumlder Suschitzkyldquo stehen an der Medizi-nischen Universitaumlt Wien fuumlr 2015 weitere aumlhnlich geartete Restitutions-faumllle vor dem Abschluss

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Mag Bruno BauerUniversitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Waumlhringer Guumlrtel 18ndash20 A-1097 WienE-Mail brunobauermeduniwienacat

Dr Walter MentzelZweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin

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1 Bruno Bauer und Walter Mentzel Restitutionsfall Carl Julius Rothber-ger erste Ruumlckgabe von NS-Raubgut aus dem Bestand der Universitaumlts-bibliothek durch die Medizinische Universitaumlt Wien In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 63 (2010) H 34 S 101ndash107

2 Bruno Bauer und Walter Mentzel NS-Provenienzforschung an der Medizinischen Universitaumlt Wien 2011 und 2012 Restitution von Buuml-chern der Bibliothek Sassenbach sowie den Privatbibliotheken von Ra-oul Fernand Jellinek-Merceds und Alfred Arnstein In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 66 (2013) H 34 S 449ndash457

3 Oumlsterreichisches Staatsarchiv (OumlSTA) Archiv der Republik (AdR) Bun-desministerium fuumlr Finanzen (BMF) Vermoumlgensverkehrsstelle (VVst) Vermoumlgensanmeldung (VA) Zl 50691 Hans Peter Kraus

4 Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA) Volksgerichtsakt A 1-VgVr- Strafakt Vg 4 29391945 Riedmann Friedrich Richard sowie WStLA Oumlffentliche Verwaltung (OumlVA) Alfred Wolf Zeugeneinvernahme einer Mitarbeiterin von Alfred Wolf vom 2151948

5 Walter Mentzel Wiener NS-Antiquariate und ihre Rolle im Buumlcher-raub Oder Wie Antiquariate von der Judenverfolgung profitierten Ein Forschungsbericht In Bruno Bauer Christina Koumlstner-Pemsel und Markus Stumpf (Hrsg) NS-Provenienzforschung an oumlsterreichischen Bibliotheken Anspruch und Wirklichkeit (Schriften der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare Band 10) Graz Feldkirch Neugebauer 2011 S 65ndash82 Online httpeprintsrclis org177981Schriften_VOeB10_65_82_MENTZEL_Antiquariatepdf

6 Walter Mentzel Die bdquoAntiquariats- und Exportbuchhandlung Alfred Wolfldquo ndash ehemals Hans Peter Kraus und Leo Weiser Die Geschichte

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 331

Mag Bruno BauerUniversitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien

Waumlhringer Guumlrtel 18ndash20 A-1097 WienE-Mail brunobauermeduniwienacat

Dr Walter MentzelZweigbibliothek fuumlr Geschichte der Medizin

an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt WienWaumlhringer Str 25 A-1090 Wien

E-Mail waltermentzelmeduniwienacat

1 Bruno Bauer und Walter Mentzel Restitutionsfall Carl Julius Rothber-ger erste Ruumlckgabe von NS-Raubgut aus dem Bestand der Universitaumlts-bibliothek durch die Medizinische Universitaumlt Wien In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 63 (2010) H 34 S 101ndash107

2 Bruno Bauer und Walter Mentzel NS-Provenienzforschung an der Medizinischen Universitaumlt Wien 2011 und 2012 Restitution von Buuml-chern der Bibliothek Sassenbach sowie den Privatbibliotheken von Ra-oul Fernand Jellinek-Merceds und Alfred Arnstein In Mitteilungen der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 66 (2013) H 34 S 449ndash457

3 Oumlsterreichisches Staatsarchiv (OumlSTA) Archiv der Republik (AdR) Bun-desministerium fuumlr Finanzen (BMF) Vermoumlgensverkehrsstelle (VVst) Vermoumlgensanmeldung (VA) Zl 50691 Hans Peter Kraus

4 Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA) Volksgerichtsakt A 1-VgVr- Strafakt Vg 4 29391945 Riedmann Friedrich Richard sowie WStLA Oumlffentliche Verwaltung (OumlVA) Alfred Wolf Zeugeneinvernahme einer Mitarbeiterin von Alfred Wolf vom 2151948

5 Walter Mentzel Wiener NS-Antiquariate und ihre Rolle im Buumlcher-raub Oder Wie Antiquariate von der Judenverfolgung profitierten Ein Forschungsbericht In Bruno Bauer Christina Koumlstner-Pemsel und Markus Stumpf (Hrsg) NS-Provenienzforschung an oumlsterreichischen Bibliotheken Anspruch und Wirklichkeit (Schriften der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare Band 10) Graz Feldkirch Neugebauer 2011 S 65ndash82 Online httpeprintsrclis org177981Schriften_VOeB10_65_82_MENTZEL_Antiquariatepdf

6 Walter Mentzel Die bdquoAntiquariats- und Exportbuchhandlung Alfred Wolfldquo ndash ehemals Hans Peter Kraus und Leo Weiser Die Geschichte

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2332

eines Raubunternehmens In Regine Dehnel (Hrsg) NS-Raubgut in Museen Bibliotheken und Archiven Viertes Hannoversches Sympo-sium (Zeitschrift fuumlr Bibliothekswese und Bibliographie Sonderband 108) Frankfurt am Main 2012 S441ndash454

7 Hans Peter Kraus A rare book saga the autobiography of H P Kraus New YorkPutnam 1978

8 Hans Peter Kraus Die Saga von den kostbaren Buumlchern Ins Dt uumlbertr von Lexa Katrin von Nostitz Zuumlrich SV Internat Schweizer Verl-Haus 1982

9 Wolfgang Saxon Hans Peter Kraus 81 Book Dealer and Collector In The New York Times 2 November 1988 Online httpwwwnytimescom19881102obituarieshans-peter-kraus-81-book-dealer-and-collectorhtml

10 Hanni Kraus In Memoriam Hans Peter Kraus 1907ndash1988 Hommage to a Bookman Memorial service held on 29 November 1988 at the Pierpont Morgan Library Speakers T Peter Kraus Charles Pierce Wil-liam H Scheide Herbert Cahoon Limited edition one of the 400 cop-ies printed at the press of A Colish for the family HP Kraus

11 Hans Peter und Hanni Kraus Collection of Sir Francis Drake In The Library of CongressRare Book amp Special Collections Reading Room (Website) Online httpwwwlocgovrrrarebookcollkraushtml

12 Walter Mentzel Wiener NS-Antiquariate und ihre Rolle im Buumlcher-raub Oder Wie Antiquariate von der Judenverfolgung profitierten Ein Forschungsbericht In Bruno Bauer Christina Koumlstner-Pemsel und Markus Stumpf (Hrsg) NS-Provenienzforschung an oumlsterreichischen Bibliotheken Anspruch und Wirklichkeit (Schriften der Vereinigung Oumlsterreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare Band 10) Graz Feldkirch Neugebauer 2011 S 72ndash73 Online httpeprintsrclisorg177981Schriften_VOeB10_65_82_MENTZEL_Antiquariatepdf

13 Wolf Suschitzky Chronist hinter der Kamera In derStandardat (22032007) Online httpderstandardat2815233Wolf-Suschitz-ky-Chronist-hinter-der-Kamera

14 Christoph Huber Wolf Suschitzky Kameragenie aus Wien (14032011) Online httpdiepressecomhomekulturfilm641839Wolf-Suschitz-ky_Kameragenie-aus-Wien

15 Das Kamera-Auge eines Jahrhunderts Wolf Suschitzky zum Gespraumlch auf Radio Ouml1 (12122012) Online httpwwwwienerzeitungatnachrich-tenkulturmedien508635_Das-Kamera-Auge-eines-Jahrhundertshtml

16 Michael Omasta Brigitte Mayr Ursula Seeber Wien Synema - Ges fuumlr Film und Medien 2010

Mitteilungen der VOumlB 68 (2015) Nr 2 333

17 Universitaumlt Salzburg Restitutionen 2014 Wiener Technischer Verlag Bruuml-der Suschitzky Online httpwwwuni-salzburgatindexphpid=55755

18 Wirtschaftsuniversitaumlt Wien Provenienzforschung ndash Restitution Online httpwwwwuacaticserviceslibraryaboutprovenancen

19 Walter Mentzel und Bruno Bauer Opfer des NS-Buumlcherraubes ndash 10 Faumllle aus medizinischen Bibliotheken in Wien Provenienzforschungsprojekt an der Universitaumltsbibliothek der Medizinischen Universitaumlt Wien In GMS Medizin Bibliothek Information 8 (2008) H 3 Doc25 ndash Online httpwwwegmsdestaticpdfjournalsmbi2009-8mbi000122pdf

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