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Mitteilungen 364 | Der Pathologe 4 · 2012 364 | Der Pathologe 4 · 2012 Mitteilungen des Bundesverbandes Pathologe 2012 · 33:364–366 DOI 10.1007s00292-012-1616-6 © Springer-Verlag 2012 Geschäftsstelle des Bundesverbandes Deutscher Pathologen e.V. Invalidenstraße 90, 10115 Berlin Tel. +49(0)030/3088197-0 E-Mail: [email protected] Der Leitfaden des 12. Bundeskon- gress Pathologie Berlin vom 1. bis  3.6.2012 hieß „Pathologie Patient  Individuum“. Jedes zweite Jahr  fanden unter dem Titel „Woche  der Pathologie“ sowohl die Jah- restagung der Deutschen Gesell- schaft für Pathologie als auch der  Bundeskongress Pathologie statt.  Diese vereinbarte Serie ist nun  nach 8 Jahren zunächst beendet.  Folgende sowohl diagnostische  als auch berufs- und gesundheits- politische Hauptthemen waren  Gegenstand engagierter Diskus- sionen auf dem Bundeskongress: Brustkrebs: neue Stufe the- rapierelevanter Diagnostik Welcher Patientin kann man die Chemotherapie ersparen? Von dem interdisziplinär besetzen Podium wurde die schnelle Um- setzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in einen Benefit für die Patientinnen gelobt: In Deutschland ist es den Patholo- gen innerhalb kurzer Zeit gelun- gen, flächendeckend Ärzt(inn)en und Patientinnen neue Hinwei- se für die Therapiewahl zu ge- ben. So können 20–40% der Pa- tientinnen, bei denen man frü- her eher vorsorglich die Che- motherapie angeboten hat, heu- te diese Belastung umgehen. Mit bestehenden molekularen Me- thoden wurden neue Aussagen über die biologische Wertigkeit des Tumors möglich. Den Tu- morzentren stehen direkt und zeitnah die Diagnosen zur Ver- fügung. Im europäischen Ver- gleich liegen die Befundlaufzei- ten unangefochten an der Spitze. Versorgungsstrukturgesetz 2012 Das zukunftsreiche Fachgebiet hat großen Nachwuchsbedarf „Pathologie Patient Individuum“  Nachlese zum 12. Bundeskongress   Pathologie und muss sich auch zahlenmäßig entwickeln, um in der Krebsme- dizin die Patienten ausreichend versorgen zu können. Wenn die Ankündigung der KBV wahr ge- macht wird, auch für solche klei- nen Gruppen von wenigen hun- dert Ärzten eine Bedarfsplanung einzurichten, wird die unaus- weichliche zahlenmäßige Decke- lung für die Versorgung nachtei- lig sein. Das betrifft sowohl die Niederlassung als auch die An- stellung in der Niederlassung oder das medizinische Versor- gungszentrum (MVZ). Auf dem Kongress wurde ein Kurzgutach- ten des Fachanwaltes für Medi- zinrecht, Prof. Dr. Plagemann, Frankfurt am Main, vorgelegt, der für eine Bedarfsplanung rechtlich keine Notwendigkeit sieht. Zukunft der privaten Kran- kenversicherung und der GOÄ Hier verknüpfen sich 2 Problem- kreise: die Existenz eines dualen Krankenversicherungssystems und die Überarbeitung der Ge- bührenordnung für Ärzte. Der Kongress diskutierte die Gefahr der verzögerten Einführung sol- cher Innovationen wie der perso- nalisierten Medizin durch eine eher rigide Einheitsversicherung unter dem Namen Bürgerver- sicherung. Der Wunsch bei der Novellierung der GOÄ ist es, die „sprechende Medizin“ im Gegen- satz zur „technischen Medizin“ zu stärken. Die Pathologie er- scheint als hoch spezialisiert und hochtechnisch, ist aber auf die- ser Basis auch eine jeweils durch den erfahrenen Facharzt höchst- persönlich dem Individuum Pa- tient gegenüber erbrachte Medi- zin. Hier darf das Kind nicht mit dem Bad ausgeschüttet werden, wurde seitens der Fachvertreter gegenüber der Bundesärztekam- mer und den privaten Kranken- versicherungen klar gemacht. Orthopädische Pathologie – diagnostische Neuheiten Die Endoprothetik wächst in kaum vorhergesehener Schnel- ligkeit. Pro Jahr werden etwa 284.000 Endprothesen implan- tiert. Bei einer Komplikations- rate von etwa 10% ergeben sich 28.000 operativ hochgradig auf- wändige Revisionseingriffe. Neu ist der interdisziplinäre Lösungs- ansatz: Pathologen, Orthopäden, Abb. 1 8 Der Veranstaltungsort bcc   Berliner Congress Center Abb. 2 8 Präsident Prof. Schlake

Mitteilungen Bundesverband

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Mitteilungen

364 |  Der Pathologe 4 · 2012364 |  Der Pathologe 4 · 2012

Mitteilungen des Bundesverbandes

Pathologe 2012 · 33:364–366DOI 10.1007s00292-012-1616-6© Springer-Verlag 2012

Geschäftsstelle des Bundesverbandes Deutscher Pathologen e.V.Invalidenstraße 90, 10115 Berlin Tel. +49(0)030/3088197-0 E-Mail: [email protected]

Der Leitfaden des 12. Bundeskon-gress Pathologie Berlin vom 1. bis 3.6.2012 hieß „Pathologie Patient Individuum“. Jedes zweite Jahr fanden unter dem Titel „Woche der Pathologie“ sowohl die Jah-restagung der Deutschen Gesell-schaft für Pathologie als auch der Bundeskongress Pathologie statt. Diese vereinbarte Serie ist nun nach 8 Jahren zunächst beendet. Folgende sowohl diagnostische als auch berufs- und gesundheits-politische Hauptthemen waren Gegenstand engagierter Diskus-sionen auf dem Bundeskongress:

Brustkrebs: neue Stufe the-rapierelevanter Diagnostik

Welcher Patientin kann man die Chemotherapie ersparen? Von dem interdisziplinär besetzen Podium wurde die schnelle Um-setzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in einen Benefit

für die Patientinnen gelobt: In Deutschland ist es den Patholo-gen innerhalb kurzer Zeit gelun-gen, flächendeckend Ärzt(inn)en und Patientinnen neue Hinwei-se für die Therapiewahl zu ge-ben. So können 20–40% der Pa-tientinnen, bei denen man frü-her eher vorsorglich die Che-motherapie angeboten hat, heu-te diese Belastung umgehen. Mit bestehenden molekularen Me-thoden wurden neue Aussagen über die biologische Wertigkeit des Tumors möglich. Den Tu-morzentren stehen direkt und zeitnah die Diagnosen zur Ver-fügung. Im europäischen Ver-gleich liegen die Befundlaufzei-ten unangefochten an der Spitze.

Versorgungsstrukturgesetz 2012

Das zukunftsreiche Fachgebiet hat großen Nachwuchsbedarf

„Pathologie Patient Individuum“ Nachlese zum 12. Bundeskongress  Pathologie

und muss sich auch zahlenmäßig entwickeln, um in der Krebsme-dizin die Patienten ausreichend versorgen zu können. Wenn die Ankündigung der KBV wahr ge-macht wird, auch für solche klei-nen Gruppen von wenigen hun-dert Ärzten eine Bedarfsplanung einzurichten, wird die unaus-weichliche zahlenmäßige Decke-lung für die Versorgung nachtei-lig sein. Das betrifft sowohl die Niederlassung als auch die An-stellung in der Niederlassung oder das medizinische Versor-gungszentrum (MVZ). Auf dem Kongress wurde ein Kurzgutach-ten des Fachanwaltes für Medi-zinrecht, Prof. Dr. Plagemann, Frankfurt am Main, vorgelegt, der für eine Bedarfsplanung rechtlich keine Notwendigkeit sieht.

Zukunft der privaten Kran-kenversicherung und der GOÄ

Hier verknüpfen sich 2 Problem-kreise: die Existenz eines dualen Krankenversicherungssystems und die Überarbeitung der Ge-bührenordnung für Ärzte. Der Kongress diskutierte die Gefahr der verzögerten Einführung sol-cher Innovationen wie der perso-nalisierten Medizin durch eine eher rigide Einheitsversicherung unter dem Namen Bürgerver-sicherung. Der Wunsch bei der Novellierung der GOÄ ist es, die

„sprechende Medizin“ im Gegen-satz zur „technischen Medizin“ zu stärken. Die Pathologie er-

scheint als hoch spezialisiert und hochtechnisch, ist aber auf die-ser Basis auch eine jeweils durch den erfahrenen Facharzt höchst-persönlich dem Individuum Pa-tient gegenüber erbrachte Medi-zin. Hier darf das Kind nicht mit dem Bad ausgeschüttet werden, wurde seitens der Fachvertreter gegenüber der Bundesärztekam-mer und den privaten Kranken-versicherungen klar gemacht.

Orthopädische Pathologie – diagnostische Neuheiten

Die Endoprothetik wächst in kaum vorhergesehener Schnel-ligkeit. Pro Jahr werden etwa 284.000 Endprothesen implan-tiert. Bei einer Komplikations-rate von etwa 10% ergeben sich 28.000 operativ hochgradig auf-wändige Revisionseingriffe. Neu ist der interdisziplinäre Lösungs-ansatz: Pathologen, Orthopäden, Abb. 1 8  Der Veranstaltungsort bcc   Berliner Congress Center

Abb. 2 8  Präsident Prof. Schlake

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Mitteilungen des Bundesverbandes

Endoprothesenhersteller, Bio-mechaniker, Materialdesigner, Immunologen und Allergologen arbeiten an einer Senkung dieser Rate. Im Vordergrund des Kon-gresses standen Infektionen, me-chanische Dysfunktionen von Endoprothesen und immunolo-gische Phänomene.

Das „Logbuch Weiterbildung“ wurde entsprechend der (M-)WBO und (M-)RiLi 2003, Stand 18.02.2011, aktualisiert. Mitglie-

Aktualisiertes „Logbuch Weiterbildung“

Die Weiterbildung sichert die Weiterexistenz des Fachgebietes. Eine gute Weiterbildung führt zu einer guten Qualität der Berufs-ausübung. Diese Qualität wirkt in allen Fächern fort, für die die Pathologie als Querschnitts-fach tätig ist. Hieraus erwächst den PathologInnen eine beson-dere Verantwortung. Die Quali-tät, mit der das Fachgebiet seinen Beitrag für die Forschung und für die Krankenversorgung leistet, bestimmt seine Verankerung in der Medizin, die Wertschätzung durch die Gesellschaft sowie die Mittel, die für diese Aufgaben zur Verfügung gestellt werden. Inso-fern ist die Qualität der Weiter-bildung von jungen ÄrztInnen zu PathologInnen ein Anliegen des gesamten Fachgebietes im Be-mühen, seine Zukunft zu sichern. Die Deutsche Gesellschaft für Pa-thologie als auch der Bundes-verband Deutscher Pathologen

Vorwort „Logbuch Weiterbildung“

bündeln auch an dieser Stelle ihre Kräfte, um dieser Aufgabe gerecht zu werden, den ÄrztIn-nen ihren Weg durch die Weiter-bildung zu erleichtern und ihren Weiterbildungsbefugten dabei Hilfestellung zu geben.

War Weiterbildung früher eher ein „Nebenprodukt“ der Arbeit, ist in der gesamten Medi-zin ein Umdenken erfolgt. Wei-terbildung soll strukturiert er-folgen, die einzelnen Fortschrit-te dokumentiert und der Werde-gang im Rahmen des Möglichen gezielt gefördert werden. Dazu soll das Logbuch beitragen. Es ist ein Instrument zum Nachweis des jeweiligen Weiterbildungs-standes. Es greift die Richtzah-len der Bundesärztekammer auf und kann als Dokumentation für die Anmeldung zur Facharztprü-fung genutzt werden. Das „Log-buch Weiterbildung Pathologie“ wird auch getragen von der Sek-

tion Pathologie des Europäischen Facharztverbandes UEMS, des-sen Aufgabe es u. a. ist, die Har-monisierung der Weiterbildung in Europa zu betreiben.

Das Fach hat Grund zu gutem Selbstbewusstsein. Die Patholo-gie ist vom Ende des Krankheits-prozesses weit an den Anfang ge-rückt. Sie ist Teil der großen Vor-sorgeprogramme und gibt in der Tumormedizin entscheidende Hinweise für die individualisierte Therapie. Ihre Rolle in der Qua-litätssicherung der Medizin hat zugenommen. Sie ist Bestandteil der akademischen Medizin mit hohem Ansehen. Sie ist ein intel-lektuell anspruchsvolles, vielfälti-ges und zukunftsträchtiges Quer-schnittsfach, eine der Königsdis-ziplinen unter den Fachgebieten.

Wir wollen die ÄrztInnen in Weiterbildung ermutigen und unterstützen, die Pathologie nicht nur zu erlernen sondern

auf der Webseite unter www.pa-thologie.de/#logbuch-weiterbil-dung-pathologie herunterladen.

sie auch selbst mit zu gestalten – in der wissenschaftlichen Patho-logie ebenso wie in der hochqua-litativen Krankenversorgung.

Prof. Dr. med. W. Schlake Präsident Bundesverband Deutscher Pathologen e.V.

Prof. Dr. med. M. DietelVorsitzender Deutsche Gesellschaft für Pathologie e.V.

Für junge Patholog(inn)en - Weiterbildungsvertrag - Ver- sicherungsfragen

Das Thema „Weiterbildungs-vertrag“ weist auf einen gelun-genen „Coup“ hin: Der Bundes-verband hat mit dem Marburger Bund einen Vertragspartner ge-

funden, mit dem zusammen den Patholg(inn)en sowohl die fach-liche Expertise des Bundesver-bandes als auch die Erfahrung des Marburger Bundes als an-erkannter Tarifpartner zur Ver-fügung steht. Daneben wur-den Fragen der Haftung sowie den notwendigen Versicherun-

gen während der Weiterbildung diskutiert und das neue aufge-legte „Logbuch Weiterbildung“ vorgestellt.

der in Weiterbildung können es kostenfrei beim Bundesverband bestellen [email protected], bzw. 

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