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Piano 1
Kristian Bezuidenhout
Mittwoch28. September 2011 20:00
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Bitte beachten Sie:
Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben
Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stoff taschen tücher des Hauses
Franz Sauer aus.
Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Handys, bei sich haben: Bitte
schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Störungen aus.
Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen
Gründen nicht gestattet sind.
Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis,
dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie
möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens
in der Pause einnehmen.
Sollten Sie einmal das Konzert nicht bis zum Ende hören können, helfen wir Ihnen
gern bei der Auswahl geeigneter Plätze, von denen Sie den Saal störungsfrei (auch
für andere Konzertbesucher) und ohne Verzögerung verlassen können.
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Piano 1
Kristian Bezuidenhout Hammerklavier
Mittwoch28. September 2011 20:00
Pause gegen 20:50
Ende gegen 22:00
19:00 Einführung in das Konzert durch Christoph Vratz
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PROGRAMM
Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791
Sonate für Klavier G-Dur KV 283 (189h) (1775)
Allegro
Andante
Presto
Präludium (Fantasie) und Fuge C-Dur KV 394 (383a) (1782)
für Klavier
Adagio – Andante
Fuga. Andante Maestoso
Menuett D-Dur (Fragment) KV 355 (576b)
für Klavier
(Ergänzt vermutlich von Maximilian Stadler)
Kristian Bezuidenhout spielt das Menuett
ohne das von Maximilian Stadler komponierte Trio
Gigue G-Dur KV 574 (1789)
für Klavier
Allegro
Fantasie d-Moll (Fragment) KV 397 (385g) (angeblich 1782)
für Klavier
Pause
Wolfgang Amadeus Mozart
Zwölf Variationen Es-Dur über die Romanze »Je suis Lindor«
KV 354 (299a) (1778)
für Klavier
Thema. Allegretto
Var. I–XII
Sonate für Klavier B-Dur KV 333 (315c) (1783)
(»Linzer Sonate«)
Allegro
Andante cantabile
Allegretto grazioso
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ZU DEN WERKEN DES HEUTIGEN KONZERTS
Lyrisches, Barockes, Geheimnisvolles und Spielerisches
Zu Mozarts Klaviermusik
Klaviersonaten G-Dur KV 283 und B-Dur KV 333
Wolfgang Amadeus Mozart schrieb 18 Klaviersonaten, die im
Gegensatz zu Haydns und Beethovens Beiträgen zu dieser Gat-
tung nicht experimentell, sondern eher Gelegenheitskompositi-
onen sind, worauf auch ihre geringere Anzahl hinweist: Haydn
schrieb über 60 höchst unterschiedliche Klaviersonaten, Beet-
hoven 36. Bei Mozart zeigt sich eine gewisse normative Heran-
gehensweise beim Komponieren: Alle seine Klaviersonaten sind
dreisätzig, meist in der Abfolge schnell-langsam-schnell. Auch
scheint bei ihm ein anderes Vorbild durch. Folgen Haydn und
Beethoven nämlich dem schrofferen, kontrastierenden Sona-
ten- und Fantasiestil Carl Philipp Emanuel Bachs, schlägt sich in
Mozarts Sonaten der kantablere, vorhaltsreiche lyrische Stil des
»Londoner« Johann Christian Bachs nieder.
Die Klaviersonate G-Dur KV 283 gehört zu den Jugendwerken
Mozarts. Der 18-Jährige schrieb sie 1775 vermutlich in München,
wo er sich für Probenarbeiten zu seiner neuen Oper La finta giardi-
niera aufhielt. Die G-Dur-Sonate scheint noch deutlich von Joseph
Haydn inspiriert. Allen drei Sätzen liegt die Sonatenform und ihr
rhetorischer Dreischritt von Exposition (Vorstellung kontrastieren-
der Themen), Durchführung (Themenverarbeitung) und Reprise
(variierte Wiederholung der Exposition) zugrunde. Originell sind
vor allem die überraschenden harmonischen Wendungen in der
Durchführung des sonst so schlichten C-Dur-Andantes. Der erste
Allegro-Satz lebt vom Kontrast seines menuettartigen Hauptthe-
mas und seiner an rhythmisch-metrischen Spielereien reichen
Seitengedanken. Das Presto-Finale ist traditionell ein virtuos-hei-
terer Kehraus.
Die Klaviersonate B-Dur KV 333, »Linzer Sonate« genannt, kom-
ponierte Mozart in seinen ersten Wiener Jahren, da er sich sowohl
als Virtuose als auch als Instrumentallehrer in den Kreisen der
Aristokratie und des gehobenen Bürgertums etablieren wollte.
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Sie entstand wahrscheinlich im November 1783 in Linz, wo das
Ehepaar Mozart auf der Rückreise von Salzburg nach Wien Sta-
tion machte.
Das Werk besticht durch ausgeglichene Proportionen und eine
abgerundete Melodik, die alle Sätze prägt. Eine »idyllische Natur-
schilderung«, die Darstellung einer »idealen Landschaft« erbli-
cken viele Exegeten deshalb in diesem Werk. Die Sonatenform
erfüllt sich in den ersten beiden Sätzen dementsprechend asso-
ziativ, kantabel und fortspinnend, also nicht durch Prozess, Kont-
rast und Dramatik. Das Finale ist ein Rondo, dessen Besonderheit
darin besteht, dass es als stilisiertes Konzertfinale gestaltet ist: Das
»Orchester-Ritornell« steht den Episoden des »Soloinstruments«
gegenüber, das sogar eine umfassende Solokadenz erhält. Zykli-
sche Einheit schafft vor allem das für den Beginn der Sonate typi-
sche Vorhaltsmotiv in fallenden Sekunden, das alle Hauptthemen
der Sonate kennzeichnet.
Die helle, heitere Grundatmosphäre der Sonate geht Hand in Hand
mit der Charakteristik seiner zugrunde liegenden Tonarten: B-Dur,
das die beiden Rahmensätze prägt, stehe für »heitere Liebe, gutes
Gewissen, Hoffnung, Hinsehnen nach einer bessern Welt«, so
Christian Friedrich Daniel Schubart. Und über Es-Dur, der Tonart
des Mittelsatzes, schreibt er: »der Ton der Liebe, der Andacht, des
traulichen Gesprächs mit Gott«.
Präludium und Fuge C-Dur KV 394, Menuett D-Dur KV 355 und Gigue G-Dur KV 574
Seit dem Frühjahr 1782 beschäftigte sich Mozart – inspiriert von
Besuchen im Hause seines Freundes und Förderers Baron Gott-
fried van Swieten, der ihn mit entsprechenden Werken Johann
Sebastian Bachs und Georg Friedrich Händels bekannt machte
– intensiv mit der höheren Kunst des Kontrapunkts: der Fugen-
technik. Die erste Frucht seiner neuen kompositorischen Leiden-
schaft – Präludium und Fuge C-Dur KV 394 – schenkt er im April
1782 seiner Schwester Nannerl. Im beiliegenden Brief schreibt er:
»Hier schicke ich Dir ein Präludio und eine dreistimmige Fuge […].
Die Ursache, daß diese Fuge auf die Welt gekommen, ist wirklich
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meine liebe Constanze. Baron van Swieten, zu dem ich alle Sonn-
tage gehe, hat mir alle Werke des Händels und Sebastian Bach
(nachdem ich sie ihm durchgespielt) nach Hause gegeben. Als
die Constanze die Fugen hörte, ward sie ganz verliebt darein; sie
will nichts als Fugen hören, besonders aber nichts als Händel
und Bach. Weil sie mich nun öfters aus dem Kopfe Fugen spielen
gehört hat, so fragte sie mich, ob ich noch keine aufgeschrieben
hätte? Und als ich ihr nein sagte, so zankte sie mich recht sehr,
daß ich eben das Künstlichste und Schönste in der Musik nicht
schreiben wollte, und gab mit Bitten nicht nach, bis ich ihr eine
Fuge aufsetzte, und so ward sie.«
Mit barocken Formen beschäftigte sich Mozart immer wieder. So
stellt etwa sein Menuett D-Dur KV 355, wahrscheinlich kompo-
niert in Wien 1789 oder 1790, ein recht merkwürdiges Exemplar
des historischen Tanzes dar. Zwar erklingen gelegentlich auch
die erwarteten freundlich-heiteren Tonfälle, doch es dominieren
düstere Farben und schmerzvolle Seufzermotivik. Typisch für den
späten Stil Mozarts sind die dicht aufeinanderfolgenden chroma-
tischen Wendungen und die oft krass dissonante Stimmführung.
Auch das mehrmals erscheinende B-A-C-H-Motiv lässt vermuten,
dass Mozart dieses Stück als Trauermusik für Carl Philipp Emanuel
Bach komponiert hat, der am 14. Dezember 1788 gestorben war.
Die dreistimmige Gigue G-Dur KV 574 dagegen verrät deutlich die
Vorbilder Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel und
ihre kunstvolle polyphone Aufwertung barocker Tänze. Mozart
schrieb sie 1789 in Leipzig auf der Rückreise von Berlin dem Hof-
organisten Karl Immanuel Engel ins Notenbuch. Aus dem Stegreif,
versteht sich.
Fantasie d-Moll KV 397
Mozarts d-Moll-Fantasie gibt auf allen Ebenen Rätsel auf, sowohl
was ihre Entstehung und Überlieferung als auch ihren Inhalt
betrifft. Eventuell entstand sie um 1782 in Wien, vielleicht aber
auch erst in den Jahren 1786 bis 1788. Da kein Autograph und keine
briefliche Äußerung Mozarts über dieses Werk überliefert sind,
bleibt als einzige Quelle der Erstdruck, der 13 Jahre nach Mozarts
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Tod, wahrscheinlich auf Grundlage eines fragmentarischen Auto-
graphs oder einer unvollständigen Abschrift, erschien. Die letzten
zehn Takte der heute üblichen Spielfassung wurden vom Verleger
ergänzt, weswegen es im Dunkeln bleibt, welchen Umfang Mozart
für das Werk tatsächlich vorgesehen hatte.
Dem Fantasie-Stil verpflichtet, in dem sich der Gestus des Impro-
visierens widerspiegelt, weist das pianistische Kleinod alle Merk-
male auf, wie sie von Carl Philipp Emanuel Bach in seiner Schrift
Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen (1753/62) für die
»Freie Fantasie« formuliert wurden: Häufung von Akkord- und Pas-
sagenwerk, die partielle Auflösung der Takteinteilung, plötzliche
Tempo- und Affektwechsel, extreme Überraschungsharmonik,
Rezitativmelodik und ein klagender Affekt in Adagio-Abschnit-
ten. Der Fantasie-Stil rechtfertigt vor allem formale Ungeheuer-
lichkeiten wie das plötzliche Abbrechen musikalischer Gedan-
ken und das Einbrechen von völlig Neuem, was in den anderen
Instrumentalgattungen dieser Zeit gegen alle Regeln verstieß. In
Mozarts d-Moll-Fantasie münden die präludierenden, gebroche-
nen Akkorde des Beginns direkt in den schwermütigen, disso-
nanzenreichen Adagioteil. Immer wieder werden die schmerz-
vollen Gedanken plötzlich unterbrochen von Presto-Läufen oder
Generalpausen mit Fermaten. Völlig überraschend geht es dann
abschließend in einen beschwingten und fröhlichen D-Dur-Teil.
Die Ästhetik des schriftlich fixierten Fantasierens steht für die
Selbst-Befreiung von Ordnung und Zwang im Dienste der Unmit-
telbarkeit des subjektiven Ausdrucks, weswegen diese Gattung
dazu prädestiniert war, emotionale Befindlichkeiten auf das Papier
zu bringen. So war die Fantasie im 18. Jahrhundert ein bevorzug-
tes Medium, um den Tod verstorbener Musiker zu betrauern. Carl
Philipp Emanuel Bachs letztes Klavierwerk, seine fis-Moll-Fanta-
sie Carl Philipp Emanuel Bachs Empfindungen aus dem Jahr 1787
soll sogar eine Trauermusik auf den eigenen Tod sein.
Bei Mozart ist es der Adagio-Teil mit seiner trauermarschartigen
Lamento-Begleitung, seiner Seufzer-Melodik und absinkenden
Chromatik, der eine äußerst betrübte Stimmung vermittelt. Bleibt
die Frage nach dem Anlass der Totenklage. Es kämen dafür je nach
Datierung, so der Musikforscher Siegbert Rampe, drei Todesfälle
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in Frage: Johann Christian Bach (1782), Leopold Mozart (1787) oder
Carl Philipp Emanuel Bach (1788). Vermutlich wird sich diese Frage
aber niemals klären.
Zwölf Variationen Es-Dur über die Romanze »Je suis Lindor« KV 354
Neben der Fantasie und der Klaviersonate gibt es zu Mozarts Zeit
eine weitere sehr beliebte Gattung, die vor allem für Virtuosen eine
große Rolle spielte: die Klaviervariation. Ein Thema – oft bekannt
aus Opern oder als Lied – wird vorgestellt und dann in mehreren,
möglichst originellen Variationen auseinandergenommen, ver-
wandelt und durch eigene Reflexionen kommentiert: eine Technik,
die neben der kontrapunktisch-fugenhaften und diskursiv-sona-
tenhaften Herangehensweise als ein drittes bedeutendes Prinzip
der klassischen Themenverarbeitung angesehen werden muss.
Für die Variationenfolge gilt: Es gibt kein Schema, an das man sich
halten muss. Die Möglichkeiten reichen von lockerer Reihung bis
zum kunstvoll durchgearbeiteten Zyklus.
Mozarts zwölf Variationen über »Je suis Lindor«, eine damals in
Frankreich offenbar sehr berühmte Romanze von Antoine-Lau-
rent Baudron, komponiert als Bühnenmusik zu Pierre Augustin
Caron de Beaumarchais’ 1775 uraufgeführter Komödie Le Barbier
de Séville, die Mozart während seines Aufenthalts in Paris 1778 ken-
nengelernt haben muss, sind ein Musterbeispiel der transparenten
und spielerischen Variationskunst.
Mozart soll diese Variationen unter anderem 1781 bei einem Wett-
streit mit seinem Konkurrenten Muzio Clementi am kaiserlichen
Hof in Wien gespielt haben, so heißt es in diversen Publikationen,
wobei man einschränkend sagen muss, dass ein Improvisations-
genie wie Mozart sicherlich nichts zweimal genau gleich gespielt
hat.
Das Thema ist lapidar und eingänglich. Es steht in Es-Dur, das
über den ganzen Zyklus beibehalten wird, sieht man von der Moll-
Variation (Nr. 9) ab. Die Veränderung des Themas betreibt Mozart
bis zum Finale systematisch und übersichtlich mit einer Fülle
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klarer, sparsam eingesetzter, mal rein virtuoser, mal den Charak-
ter verändernder Mittel. Mal wird die Melodie virtuos in quirlige
16-tel-Bewegungen aufgelöst (Var. 1), dann die Bassstimme (Var.
2). Plötzlich verändert sich die Stimmung (Var. 3) oder die Melodie
verflüssigt sich im Präludierstil (Var. 4). Oktavtremoli in der rechten
Hand (Var. 5 und 10) und jeweils anschließend in der linken (Var. 6
und 11) sorgen für den virtuosen Drive. Und in Variation 7 wird Bach
und seinem imitatorischen Inventionsstil gehuldigt. Als leise hin-
terfragendes Menuett mit anschließender fantasieartiger Öffnung
gibt sich Variation 8. Variation 9 dagegen ist ein Trauergesang in
Moll und Variation 12 ein sehr kunstvoll verziertes Molto Adagio.
Verena Großkreutz
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Das Fortepiano als Garten Eden
Diskographische Anmerkungen zu Mozarts Klaviersonatem
Sie sind ein wenig wie Stiefkinder. Mancher Pianist, der Mozarts
Klavierkonzerte liebt und munter aufführt, zuckt bei den Klavier-
sonaten zusammen. Wie, diese Vorstufen zu den großen Konzer-
ten? Dabei hat jeder, der einmal Klavier gespielt hat, an einer von
Mozarts Sonaten gesessen, gelitten, sich müde geübt; denn an
diesen Werken mit ihrer apollinischen Klarheit und ihrer queck-
silbrigen Leichtigkeit kann man sich leicht verheben.
Die Zahl der Pianisten, die diese 18 Sonaten in ihrer Gesamtheit
eingespielt haben, ist vergleichsweise klein. Selbst ein Nestor wie
Alfred Brendel hatte bereits zwei Zyklen der Klavierkonzerte vorge-
legt, als er sich erstmals, auf der Zielgeraden seiner aktiven Lauf-
bahn, an eine Einspielung der Mozart-Sonaten wagte (Philips/Uni-
versal). Brendel zeigt sich keineswegs altersmilde, sondern spielt
mit Größe, Witz und Schwung, in den langsamen Sätzen entfaltet
er einen versonnenen Andante-Zauber. Transparenz durch Reifung.
Auch Walter Gieseking hat erst in späteren Jahren, 1953/54 als
knapp 60-Jähriger, die Mozart-Sonaten (im Rahmen einer Einspie-
lung sämtlicher Solo-Klavierwerke) auf Schallplatte festgehalten
(EMI). Seine Lesart hat nichts von ihrer Gültigkeit verloren, er spielt
mit lateinischer Klarheit und Grandezza, lyrisch ohne jede Verzärte-
lung – frei von allen Sonderbarkeiten, die etwa die kauzigen Glenn-
Gould-Aufnahmen auszeichnen (Sony). Dennoch gelingt es Gould,
etwa bei der oft belächelten »facile«-Sonate, dieses Stück zu ent-
tarnen: als rätselhaft dürre Betrugsmusik für Klavierlehrer, die ihren
Schülern das Schwerste als das Leichteste verkaufen wollen. Nicht
so exzentrisch wie Gould, aber ebenfalls aus der Sicht eines Eigen-
brödlers hat Friedrich Gulda die Sonaten auf alten Bändern festge-
halten, die erst ein Vierteljahrhundert nach ihrer Entstehung 1980 in
modernisierter Klangtechnik auf CD veröffentlicht werden konnten.
Es ist der vielleicht härteste aller Mozart-Zyklen. Ein Mozart, der
Kristallkugeln fliegen lässt. Bei Gulda steckt stets grimmiger Witz
und lächelnde Gewalt drin – direkter, schonungsloser hat man die
Sonaten wohl nicht wieder gehört.
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Wie Gieseking hat auch Carl Seemann Mozarts Sonatenwerk in
den 50er Jahren komplett festgehalten (DG/Universal). Man mag
im ersten Moment stöhnen: Ist das trocken. Doch Seemann bie-
tet einen ungemein gradlinigen, schlanken, in mancherlei Ohren
eben auch spröden Mozart. Doch sein Spiel lebt von einer ver-
steckten Beredtheit, die Seemanns untrügliches Gespür für Rhyth-
mus, Melodieformung sowie die Bedeutung der Begleitung in der
linken Hand hervorhebt.
Erstaunlich hoch ist die Quote der Pianistinnen, die sich an Mozarts
Sonaten gewagt haben: Neben Mitsuko Uchida und Alicia de
Laroccha haben Ingrid Haebler und Maria João Pires ihre Sicht
auf Mozart jeweils zweimal festgehalten – Zyklen, die in ihrer spä-
teren Variante in beiden Fällen einen geschärften Blick verraten,
bei Haebler (1. Version Philips/Universal, 2. Version Denon) in Form
von teils mutig gedehnten Tempi, überragend in der Formung der
Linien, aber ohne Mozarts musikalische Hitze – ein bisschen ver-
gleichbar mit Claudia Arrau; bei Pires (1. Brilliant, 2. DG/Universal)
dank einer frischeren Bewusstseinsstufe, bei der sich alte Erfah-
rungen mit neuen Erkenntnissen mischen.
Zu den Enzyklopädisten unter den Pianisten zählen auch Daniel
Barenboim (EMI) und András Schiff (Decca/Universal), wobei letz-
terem unbedingt der Vorzug einzuräumen ist, obwohl er diese
Werke heute, mehr als dreißig Jahre nach seiner Einspielung als
junger Debütant bei einem großen Label, anders und kerniger
spielen würde. In jüngster Zeit sind vermehrt Aufnahmen auf his-
torischen Instrumenten in den Fokus gerückt. Ob sich Andreas
Staiers bisherige Einspielungen (harmonia mundi) eines Tages zu
einem Zyklus runden werden, bleibt abzuwarten. Siegbert Rampe
jedenfalls hat den kompletten Mozart auf Cembalo, Clavichord
und Fortepiano inzwischen abgeschlossen (MDG/codæx) – eine
höchst beachtliche Aufnahme. Kristian Bezuidenhout hat die ers-
ten zwei Folgen vorgelegt (harmonia mundi): hinreißend leben-
dige Interpretationen, bei denen das Fortepiano zum Garten Eden
wird. Wer hörend durch diese Klangwelten spaziert, wird reichlich
entlohnt.
Christoph Vratz
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BIOGRAPHIE
Kristian Bezuidenhout
Kristian Bezuidenhout wurde 1979 in
Südafrika geboren. Er begann sein Stu-
dium in Australien, beendete es an der
Eastman School of Music in den USA
und lebt nun in London. Nach seinem
Klavierstudium bei Rebecca Penneys
entdeckte er auch andere Tasteninstru-
mente für sich und studierte Cembalo
bei Arthur Haas und Hammerklavier in
der Klasse von Malcolm Bilson. Darüber
hinaus arbeitete er eng mit Paul O’Dette zusammen. In dieser Zeit
sammelte Kristian Bezuidenhout in den USA und in Europa in
verschiedenen Barockopern wertvolle Erfahrungen als Continuo-
spieler. Seine ersten bedeutenden Preise gewann er bereits mit 21,
als er 2001 sowohl den Publikumspreis als auch den Ersten Preis
beim Fortepiano-Wettbewerb in Brügge erhielt.
Kristian Bezuidenhout gastiert regelmäßig bei Ensembles wie
dem Freiburger Barockorchester, dem Orchestre des Champs-
Élysées, dem Orchestra of the 18th Century, Concerto Köln, dem
Chamber Orchestra of Europe und dem Collegium Vocale Gent
– oftmals auch als Leiter. Er arbeitete zusammen mit Künstlern
wie Philippe Herreweghe, Frans Brüggen, Christopher Hogwood,
Pieter Wispelwey, Daniel Hope und Viktoria Mullova. Darüber hin-
aus gibt er regelmäßig Lieder-Recitals unter anderen mit Carolyn
Sampson, Mark Padmore und Jan Kobow.
Neben seinen solistischen Auftritten engagiert sich Kristian Bezui-
denhout auch in der Kammermusik und tritt bei Festivals in Bar-
celona, Boston, Brügge, Innsbruck, St. Petersburg, Venedig und
Utrecht auf; außerdem gastiert er beim Festival de Saintes, beim
Klavierfestival La Roque d’Anthéron, beim Chopin-Festival in War-
schau, beim Musikfest Bremen, beim Tanglewood Festival und bei
Mostly Mozart im Lincoln Center. Darüber hinaus spielt er in vielen
der wichtigsten Konzertsälen weltweit, so unter anderem im Ams-
terdamer Concertgebouw, den Philharmonien in Berlin und Köln,
der Suntory Hall Tokyo, dem Théâtre des Champs Élysées und der
berühmten Carnegie Hall in New York.
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Zu seinen jüngsten Aufnahmen gehören eine CD mit Mozarts
Sonaten für Violine und Klavier, eingespielt mit Petra Müllejans,
und die ersten zwei von zehn geplanten CDs einer Serie mit Kom-
positionen Mozarts für Tasteninstrumente. Gleich die erste CD
wurde als »Diapason Découverte« ausgezeichnet. Weitere Pro-
jekte beinhalten die Klavierkonzerte von Mendelssohn Bartholdy
zusammen mit dem Freiburger Barockorchester und Schumanns
Dichterliebe mit Mark Padmore. Große Anerkennung erhielt auch
die CD mit Beethovens Sonaten für Violine und Klavier, die er
zusammen mit Viktoria Mullova aufgenommen hat.
Kristian Bezuidenhout ist Gastdozent an der Schola Cantorum
in Basel und der Eastman School of Music in den USA. Außer-
dem berät er das Constellation Center in Cambridge in künstleri-
schen Fragen. 2007 wurde er mit dem Erwin-Bodky-Preis und dem
Förderpreis des Deutschlandfunks ausgezeichnet. In der Kölner
Philharmonie war Kristian Bezuidenhout zuletzt im April 2010 zu
Gast.
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September DO2912:30
PhilharmonieLunch
WDR Sinfonieorchester KölnEmilio Pomàrico Dirigent
KölnMusik gemeinsam mit dem Westdeutschen Rundfunk
Medienpartner Kölnische Rundschau
Eintritt frei
DO2920:00
Karina Chepurnova SopranKatarzyna Mackiewicz SopranOleg Korzh TenorAleksandr Trofi mov Tenor
Strauß Festival Orchester WienPeter Guth Dirigent
Glanzlichter der Wiener Operette und in Westeuropa nur selten zu hörende Evergreens russischer Operettenkultur stehen sich in diesem Programm gegenüber.
Operette und … 1
OktoberSA0120:00
Abschlusskonzert mit Preisträgern des »Internatio nalen Musikwettbewerbs Köln«
WDR Rundfunkorchester KölnNiklas Willén Dirigent
Daniel Finkernagel Moderation
Wieder ist der Internationale Musik-wettbewerb Köln ein Sprungbrett für die Newcomer der Klassik.
KölnMusik gemeinsam mit der Hoch-schule für Musik und Tanz Köln und dem Westdeutschen Rundfunk
SO0218:00
Veronika Eberle ViolineRotterdams Philharmonisch OrkestYannick Nézet-Séguin Dirigent
Wolfgang Amadeus MozartKonzert für Violine und Orchester Nr. 3 G-Dur KV 216
Anton BrucknerSinfonie Nr. 8 c-Moll WAB 108
Kölner Sonntagskonzerte 1
MO0320:00
Tag der Deutschen Einheit
Ton Koopman Cembalo, OrgelTini Mathot Cembalo, Orgel
Wolfgang Amadeus MozartAdagio und Allegro f-Moll KV 594 Stück für ein Orgelwerk in einer Uhr
Sonate für Klavier zu vier Händen D-Dur KV 381 (123a)
Antoine Forqueray / Jean-Baptiste ForquerayDrei Sätze aus: Suite für Cembalo Nr. 1 d-Moll
Johann Sebastian BachPièce d’orgue G-Dur BWV 572
Partite diverse sopra: »O Gott, du frommer Gott« BWV 767
Fuge g-Moll BWV 578
Präludium und Fuge C-Dur BWV 547
»Wachet auf, ruft uns die Stimme« BWV 645
»Nun komm der Heiden Heiland« BWV 659
Carl Philipp Emanuel BachFantasia fi s-Moll Wq 67
Antoni SolerKonzert für zwei Orgeln G-Dur
Orgel plus … 1
KÖLNMUSIK-VORSCHAU
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MI0520:00
Lang Lang Klavier
Königliches Concertgebouworchester AmsterdamDaniel Harding Dirigent
Franz LisztKonzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Es-Dur S 124
Frédéric ChopinGrande Polonaise brillante précédée d’un andante spianato Es-Dur op. 22für Klavier und Orchester
Ludwig van BeethovenSinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica«
DO0620:00
Tinariwen
Tinariwen, das bedeutet soviel wie »Leerer Ort« – eine Anspielung auf die Wüste, den Lebensraum der Tuareg. Tinariwen wurde vor 30 Jahren in einem von Gaddafi s Rebellen-Camps in Libyen gegründet. Seit dem Friedensabkom-men von 1990 können sich die einstigen Tuareg-Kämpfer ganz auf das Musik-machen konzentrieren. Mit dem BBC World Music Award von 2005 begann für die Wüstensöhne eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Aus dem ursprüng-lich losen Musiker-Kollektiv um Ibrahim Ag Alhabib ist längst eine der umju-beltsten Bands Afrikas geworden. Ihre Musik lebt von der Inspiration durch die Tradition der Tuareg in Verbindung mit der Rock- und Popmusik des Westens.
SA0820:00
Alfred Brendel Vortrag und Klavier
Die Schule des Hörens - Teil 3:Licht- und Schattenseiten der Interpretation
In seinen musikalischen Lectures, die Alfred Brendel gekonnt am Klavier kommentiert, schafft es der Meisterpia-nist, seine Zuhörer zu fesseln und bringt ihnen – auf ganz persönliche Art und Weise – die Musik, ihre inneren Beweg-gründe und auch sich selbst ganz nahe. So analytisch korrekt wie faszinierend anschaulich.
Keine Pause | Ende gegen 21:15
SO0920:00
Takács Quartet
Antonín DvořákStreichquartett Nr. 10 Es-Dur op. 51
Joseph HaydnStreichquartett D-Dur op. 64,5 Hob. III:63 »Lerchenquartett«
Béla BartókQuartett für zwei Violinen, Viola und Violoncello Nr. 5 B-Dur Sz 102
Quartetto 1
DO1312:30
PhilharmonieLunch
Gürzenich-Orchester KölnMarkus Poschner Dirigent
KölnMusik gemeinsam mit dem Gürzenich-Orchester Köln
Medienpartner Kölnische Rundschau
Eintritt frei
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MI1912:30
Filmforum
PhilharmonieLunch
Marcus Richardt / Dario AguirreConnected by Drums – ein Workshop mit Martin Grubinger & Friends (D, 2008), Dokumentarfi lm, deutsche Fassung
Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V.
KölnMusik gemeinsam mit Stiftung Schleswig-Holstein Musk Festival
Eintritt frei
MI1920:00
Martin Grubinger SchlagzeugLeonhard Schmidinger SchlagzeugFerhan Önder KlavierFerzan Önder Klavier
Fazıl SayVariationen für zwei Klaviere und Schlagzeug op.32
Igor Strawinsky/Martin Grubinger sen.Le Sacre du printempsBearbeitung für zwei Klavier und Schlagzeug
Karlheinz StockhausenSchlagtrio Nr. 1/3für Klavier und 2 x 3 Pauken
Béla BartókSonate für zwei Klaviere und Schlagzeug Sz 110
Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V.
Portrait Martin Grubinger 1
DO2020:00
Chucho Valdés & Afro Cuban Messengers
Chucho’s Steps
Jazz-Abo Soli & Big Bands 2
IHR NÄCHSTES ABONNEMENT-KONZERT
DI25
Oktober 20:00
Kit Armstrong Klavier
Johann Sebastian Bach / Franz Liszt Fantasie und Fuge für Orgel g-Moll BWV 542Bearbeitung für Klavier S 463 (1869)
Variationen über das Motiv von Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen BWV 12 und des Crucifi xus der h-Moll Messe BWV 232 (1862)Bearbeitung für Klavier S 180
Johann Sebastian Bach Präludium und Fuge Fis-Dur BWV 858
Präludium und Fuge fi s-Moll BWV 859
Präludium und Fuge G-Dur BWV 860
Präludium und Fuge g-Moll BWV 861aus: Das Wohltemperierte Klavier I BWV 846 – 869 (1722)
Duette aus Klavierübung III BWV 802 – 805 (1739)Duett e-Moll BWV 802Duett F-Dur BWV 803Duett G-Dur BWV 804Duett a-Moll BWV 805
Franz Liszt Allegro agitato molto f-Moll S 139,10. Appassionataaus: Etudes d’exécution transcendante S 139 (1851)
St. François d’Assise: la prédication aux oiseaux S 175,1aus: Deux Légendes S 175 (1862/63)
Johann Sebastian Bach Chromatische Fantasie und Fuge d-Moll BWV 903 (1714/1730)
19:00, Einführung in das Konzert durch Christoph Vratz, Empore
Piano 2
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Redaktion: Sebastian Loelgen
Corporate Design: hauser lacour
kommunikationsgestaltung GmbH
Textnachweis: Die Texte von Verena
Großkreutz und Christoph Vratz sind
Original beiträge für dieses Heft.
Fotonachweis: Marco Borggreve, S. 11
Gesamtherstellung:
adHOC Printproduktion GmbH
Kulturpartner der Kölner Philharmonie
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Herausgeber: KölnMusik GmbH
Louwrens Langevoort
Intendant der Kölner Philharmonie
und Geschäftsführer der
KölnMusik GmbH
Postfach 102163, 50461 Köln
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Montag03.10.2011
20:00 Tag der Deutschen Einheit
Ton Koopman Cembalo, Orgel
Tini MathotCembalo, Orgel
Werke u.a. vonWolfgang Amadeus MozartJohann Sebastian BachCarl Philipp Emanuel Bach
Neumarkt-Galerie50667 Köln(in der MayerschenBuchhandlung)
Roncalliplatz, 50667 Kölndirekt neben dem Kölner Dom(im Gebäude des Römisch-Germanischen Museums)
Philharmonie-Hotline0221-280 280
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