10
Die Josef-Keil-Medaille 1958 von Arnold Hartig Martina Pesditschek und Achim Feldmann Am 1) Vormittag des 13. Oktober 1958 wurde dem damaligen Generalsekretär der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Josef Keil (1878-1963) aus Anlass seines 80. Geburtstags in seiner Privatwohnung ein Medaillon zusammen mit einer 'Tabula gratulatoria' überreicht, die sich aus den Namen der Besteller von Bronze-Medaillen mit demselben Motiv zusammensetzte 2) . Das Medaillon (und auch die später geprägten Medaillen) zeigte sein Brustbild im Profil nach rechts und eine Widmungsumschrift. Neben dem Kopf waren noch Ort und Zeit sowie das Alter des Porträtierten angegeben 3) . Zum Zweck der Anfertigung dieser "künstlerisch hergestellten Portraitmedaille" hatte sich ein 'Komitee für die Herstellung einer Portraitmedaille zum 80. Geburtstag von Generalsekretär Prof. Dr. Josef Keil' unter Führung des damaligen Präsidenten der Akademie, Richard Meister (1881-1964), konstituiert. Dieses hatte sich am 30. Mai 1958 an die Mitglieder der Akademie sowie an weitere Freunde und Weggefährten des Jubilars gewandt und diesen die Möglichkeit offeriert, als Akt der Hommage an den Jubilar bei der Akademie der Wissenschaften persönliche Exemplare einer solchen Medaille für 30,- Schilling zu bestellen, für deren Gestaltung der Bildhauer und Medailleur Arnold Hartig vorgesehen und in der Folge auch tatsächlich verantwortlich war. Aufgrund der eingelangten Bestellungen wurden schließlich 255 Exemplare beim Österreichischen Hauptmünzamt in Auftrag gegeben und dort geprägt. Der Zeitplan war sehr gedrängt, da das Honorar des Künstlers im Ausmaß von 4000,- Schilling von seiten des Bundesministeriums für Unterricht erst am 25. Juni 1958 genehmigt wurde. Zum ersten Antrag Meisters vom 11. Februar 1958, "den hiefür erforderlichen Betrag zu widmen, allenfalls aus den Mitteln der Kunstförderung", hatte es geheißen, es könne ihm aus finanziellen Gründen nicht vor dem zweiten Halbjahr entsprochen werden, worauf dann am 29. Mai ein weiterer, dringlicher Antrag mit mehr Erfolg gestellt worden war. So ging der konkrete Auftrag an Hartig erst am 4. Juli hinaus, als sich dieser bereits in Bad Hall in Oberösterreich einer Jodkur wegen seiner Augen unter- zog. Hartig sollte erst am 7. August nach Wien zurückkehren. Zu diesem Zeitpunkt weilte dann aber der zu porträtierende Jo- sef Keil seinerseits in Oberösterreich auf Ur- laub, der bis zum 20. MNZ XLII,1 (Juni 2012) I Münstersche NUMISMATISCHE ZEITUNG XLII. Jahrgang Nr. 1 Redaktion: Achim Feldmann Juni 2012 Links: Einseitige Bronze-Medaille (von Arnold Hartig) auf den 80. Geburtstag des Archäologen, Altertums- wissenschaftlers und Generalsekretärs der Öster- reichischen Akademie der Wissenschaften Josef Keil. Brb. nach rechts, Umschrift. 60 mm. Hahn 80; Hölbling 177. Rechts: Porträt von Josef Keil (Abbildung aus Schachermeyr: Nachruf, S. 248/249).

Münstersche NUMISMATISCHE ZEITUNG - Muenzgalerie...außen hin - maßgeblich beteiligt, auch hier wurde er, am 30. Oktober 1945, an eine bedeutende Stelle, die des Ge-neralsekretärs,

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • Die Josef-Keil-Medaille 1958 von Arnold Hartig Martina Pesditschek und Achim Feldmann

    Am1) Vormittag des 13. Oktober 1958 wurde dem damaligen Generalsekretär der Österreichischen Akademie derWissenschaften Josef Keil (1878-1963) aus Anlass seines 80. Geburtstags in seiner Privatwohnung ein Medaillonzusammen mit einer 'Tabula gratulatoria' überreicht, die sich aus den Namen der Besteller von Bronze-Medaillen mitdemselben Motiv zusammensetzte2). Das Medaillon (und auch die später geprägten Medaillen) zeigte sein Brustbildim Profil nach rechts und eine Widmungsumschrift. Neben dem Kopf waren noch Ort und Zeit sowie das Alter desPorträtierten angegeben3). Zum Zweck der Anfertigung dieser "künstlerisch hergestellten Portraitmedaille" hattesich ein 'Komitee für die Herstellung einer Portraitmedaille zum 80. Geburtstag von Generalsekretär Prof. Dr. JosefKeil' unter Führung des damaligen Präsidenten der Akademie, Richard Meister (1881-1964), konstituiert. Dieseshatte sich am 30. Mai 1958 an die Mitglieder der Akademie sowie an weitere Freunde und Weggefährten des Jubilarsgewandt und diesen die Möglichkeit offeriert, als Akt der Hommage an den Jubilar bei der Akademie derWissenschaften persönliche Exemplare einer solchen Medaille für 30,- Schilling zu bestellen, für deren Gestaltungder Bildhauer und Medailleur Arnold Hartig vorgesehen und in der Folge auch tatsächlich verantwortlich war.Aufgrund der eingelangten Bestellungen wurden schließlich 255 Exemplare beim Österreichischen Hauptmünzamtin Auftrag gegeben und dort geprägt. Der Zeitplan war sehr gedrängt, da das Honorar des Künstlers im Ausmaß von 4000,- Schilling von seiten desBundesministeriums für Unterricht erst am 25. Juni 1958 genehmigt wurde. Zum ersten Antrag Meisters vom 11.Februar 1958, "den hiefür erforderlichen Betrag zu widmen, allenfalls aus den Mitteln der Kunstförderung", hatte es

    geheißen, es könneihm aus finanziellenGründen nicht vordem zweiten Halbjahrentsprochen werden,worauf dann am 29.Mai ein weiterer,dringlicher Antrag mitmehr Erfolg gestelltworden war. So gingder konkrete Auftragan Hartig erst am 4.Juli hinaus, als sichdieser bereits in BadHall in Oberösterreicheiner Jodkur wegenseiner Augen unter-zog. Hartig sollte erstam 7. August nachWien zurückkehren.Zu diesem Zeitpunktweilte dann aber derzu porträtierende Jo-sef Keil seinerseits inOberösterreich auf Ur-laub, der bis zum 20.

    MNZ XLII,1 (Juni 2012) I

    MünsterscheNUMISMATISCHE ZEITUNG

    XLII. Jahrgang

    Nr. 1 Redaktion: Achim Feldmann Juni 2012

    Links: Einseitige Bronze-Medaille (von Arnold Hartig)auf den 80. Geburtstag des Archäologen, Altertums-wissenschaftlers und Generalsekretärs der Öster-reichischen Akademie der Wissenschaften Josef Keil.Brb. nach rechts, Umschrift. 60 mm. Hahn 80; Hölbling177.Rechts: Porträt von Josef Keil (Abbildung ausSchachermeyr: Nachruf, S. 248/249).

  • II MNZ XLII,1 (Juni 2012)

    Oben: Der im Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften aufbewahrte Schriftwechsel zur Anfertigung der Medaille. Darunter befindensich ein Rundschreiben des Komitees mit Ankündigung der Herstellung einer Medaille (30. Mai 1958), Auftragsübernahme durch den Künstler (unda-tiert, wohl Ende Juli), Bestätigung der Fertigstellung (15. Oktober), Bestellung beim Österreichischen Hauptmünzamt (20. Oktober) sowie Zuschuss desBundesministerium für Unterricht (23. Oktober 1958). Unten links: Glückwunschschreiben mit Liste derjenigen Personen, die ein Exemplar der Medaillebestellten, dem Jubilar am 13. Oktober 1958 überreicht. Unten rechts: Die Medaillensammlung der Österreichischen Akademie der Wissenschaftenwird im Archiv der Akademie aufbewahrt. In der offenen Schublade in der zweiten Reihe von oben, zweites Fach von links die Josef-Keil-Medaille.

  • August geplant war. Trotzdem gab es eine Zusage von Hartig, das erforderliche Gipsmodell spätestens am 31. Au-gust dem Münzamt zu übergeben, das heißt, die Porträtsitzungen mit Keil müssen gleich nach dem 20. August statt-gefunden haben. Der kurzen Zeit ist wohl auch geschuldet, dass die Medaille nur einseitig ist. Die Ankündigung desAuftrags an das Münzamt erfolgte am 21. Juli. Am 10. Oktober war die Medaille fertig, die Akademie der Wissen-schaften bestellte erst an diesem Tag die 255 Exemplare der Medaille, die mit 19,70 Schilling pro Stück verrechnetwurden. Dazu kamen dann auch noch Kosten für Etuis bzw. Schachteln, sodass der Akademie schlussendlich kei-nerlei Gewinn aus dem Verkauf der Medaillen erwuchs. Am 13. Oktober wurde wie gesehen die Medaille überreicht.Am 15. Oktober verschickte man die Rechnungen - insgesamt gab es offensichtlich 246 "zahlende Bestellungen",und es kamen auch Mehrfachbestellungen vor -, ausgefolgt wurde die Medaille von der Kanzlei der Akademie. EineWoche nach der Ehrung, am 20. Oktober 1958, hielt Josef Keil dann um 18.00 Uhr pünktlich im Auditorium Maxi-mum der Universität Wien "rückschauend auf seine Lebensarbeit eine Vorlesung", die "in erster Linie für seine ein-stigen Hörer bestimmt", aber auch öffentlich zugänglich war. Keil war offenbar von Anfang an in das Medaillen-projekt eingebunden gewesen, er hatte sich selbst für die Ehrung "in Form einer Medaille" entschieden und auchden Künstler noch vor der Auftragsvergabe selbst aus- und aufgesucht. Wer war nun dieser Josef Keil, dessen Medaille so viele Menschen interessierte und über den es im Glückwunsch-schreiben hieß, diese Geste erfolge "in Würdigung Ihres Verdienstes um die österreichische Wissenschaft, insbeson-dere auf dem Gebiete der Erforschung des klassischen Altertums, seiner Monumente und seiner Geschichte"?4)Josef Keil wurde am 13. Oktober 1878 in Reichenberg (Nordböhmen) als Sohn von Gustav Keil, dem Besitzer einerTuchfabrik, und dessen Frau Marie (geb. Jarisch) geboren5). Nach einem Schulbesuch in Reichenberg begann Keil1897 ein Studium der Altertumswissenschaften an der Universität Wien, vor allem bei Eugen Bormann (1842-1917)und Emil Reisch (1863-1933). 1899-1900 unterbrach er dieses, um als Einjährig-Freiwilliger beim K. u. K. Feldjäger-bataillon Nr. 1 zu dienen. 1903 promovierte er mit einer Dissertation über 'Prometheus und Pandora', 1904 legteKeil zusätzlich eine Lehramtsprüfung aus Klassischer Philologie und Deutsch ab und übernahm noch im selben Jahrdie zunächst in Smyrna (Izmir, Türkei) angesiedelte Stelle eines Sekretärs des Österreichischen ArchäologischenInstituts. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde jedoch Wien sein Dienstort. 1920 wurde er aufgrund zweier epigra-phisch-archäologischer Arbeiten zum Privatdozenten an der Universität Wien und 1922 zum Regierungsrat ernannt,bereits 1924 wurde er Hofrat und 1925 mit dem Titel eines außerordentlichen Professors ausgezeichnet. 1927 rück-te er zum Archäologen 1. Klasse des Österreichischen Archäologischen Instituts in Wien auf und ging noch im sel-ben Jahr als ordentlicher Professor nach Greifswald. Gleichzeitig hatte er 1926-1935 die Leitung der Ausgrabungenin Ephesos inne. 1936 trat er als ordentlicher Professer in Wien die Nachfolge Adolf Wilhelms (1864-1950) an.Politisch nicht belastet, übernahm er 1945 unmittelbar nach Kriegsende auch die Funktion eines provisorischenRektors. Auch an der formalen Neuordnung der Akademie der Wissenschaften in Wien war Keil - jedenfalls nach

    MNZ XLII,1 (Juni 2012) III

    Einseitiges bronziertes Eisen-Gussmodell für die Medaille auf den 80. Geburtstag Josef Keils. Brb.nach rechts, Umschrift. 174 mm. Nachlass Arnold Hartig 351. (Foto: Museum Lauriacum Enns;Abbildung 2/3 Größe). Josef Keil/Anton von Premerstein: Bericht über

    eine Reise in Lydien und der südlichenAiolis, ausgeführt 1906 im Auftrage derKaiserlichen Akademie der Wissenschaften(Denkschriften der Kaiserlichen Akademieder Wissenschaften, Bd. 53.2); Wien 1908

    Josef Keil/Anton von Premerstein: Bericht übereine zweite Reise in Lydien, ausgeführt 1908im Auftrage des K. K. Österreichischen Ar-chäologischen Instituts (Denkschriften derKaiserlichen Akademie der Wissenschaften,Bd. 54.2); Wien 1911

    Josef Keil/Anton von Premerstein: Bericht übereine dritte Reise in Lydien und den angren-zenden Gebieten Ioniens, ausgeführt 1911 imAuftrage der Kaiserlichen Akademie derWissenschaften (Denkschriften der Kaiser-lichen Akademie der Wissenschaften, Bd.57.1); Wien 1914

    Josef Keil: Forschungen in der Erythraia I, in:Jahreshefte des Österreichischen Archäologi-schen Instituts 13 (1910), Beiblatt Sp. 5-74

    Josef Keil: Forschungen in der Erythraia II, in:Jahreshefte des Österreichischen Archäologi-schen Instituts 15 (1912), Beiblatt Sp. 49-76

    Josef Keil: Ephesos. Ein Führer durch dieRuinenstätte und ihre Geschichte; Wien 1915(5. Aufl. 1964)

    Josef Keil/Adolf Wilhelm: Denkmäler aus demRauhen Kilikien (Monumenta Asiae Minorisantiqua, Bd. 3), Manchester 1931

    Heinrich Swoboda/Josef Keil/Fritz Knoll(Hg.): Denkmäler aus Lykaonien, Pam-phylien und Isaurien. Ergebnisse einer imAuftrage der Gesellschaft von Julius Jüthner,Fritz Knoll, Karl Patsch und Heinrich Swo-boda durchgeführten Forschungsreise. Deut-sche Gesellschaft der Wissenschaften undKünste für die Tschechoslowakische Repub-lik in Prag; Brünn/Prag/Leipzig/Wien 1935

    Wichtige Werke Josef Keils:

  • außen hin - maßgeblich beteiligt, auch hier wurde er, am 30. Oktober 1945, an eine bedeutende Stelle, die des Ge-neralsekretärs, gewählt. Gleichzeitig bestellte man ihn zum Sekretär der philosophisch-historischen Klasse. Bis 1.Oktober 1959 füllte er diese beiden Ämter aus. Besagte Institution hatte Josef Keil zunächst am 22. November 1938zum korrespondierenden und bereits am 6. Juni 1939 zum wirklichen Mitglied gewählt. Seine Emeritierung an derUniversität war bereits 1950 erfolgt, jedoch wirkte er noch 1950/51 als Honorarprofessor. Zusätzlich fungierte erseit 1949 als alleiniger Direktor und 1951-1956 als Mitdirektor des Österreichischen Archäologischen Instituts. Am6. August 1959 sollte Keil die höchste wissenschaftliche Auszeichnung zuteil werden, die die Republik Österreich zuvergeben hat, indem er das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst verliehen bekam. Keil starbam 13. Dezember 1963 in Wien. Beigesetzt wurde er am 18. Dezember auf dem Friedhof Neustift am Walde. Keil unternahm immer wieder Forschungsreisen, insbesondere nach Kleinasien, unter anderem nach Lydien, Kilikienund Pamphylien, um abwechselnd vor allem gemeinsam mit Anton von Premerstein (1869-1935), Adolf Wilhelm(1864-1950) und Franz Miltner (1901-1959) Inschriften zu sammeln und zu dokumentieren. Seiner Initiative wares auch zu verdanken, dass die bis heute andauernden Grabungen in Ephesos 1954 wieder aufgenommen werdenkonnten, wobei deren Leitung nun Franz Miltner übernahm. Keil gilt als bedeutender griechischer Epigraphiker vonähnlichem Rang wie Adolf Wilhelm und Louis Robert (1904-1985). In seinen Aufsätzen und Einzelstudien behandel-te er auch Prosopographisches, Topographisches und Religionsgeschichtliches, aber kaum Themen aus der Makro-historie.

    Für die Anfertigung der Medaille hatte man einen allseits bekannten und vielfach geehrten Künstler gewählt, dendamals schon hochbetagten Bildhauer und Medailleur Arnold Hartig. Dieser konnte zu diesem Zeitpunkt bereitsauf ein langes Künstlerleben und ein großes Oeuvre zurückblicken. Arnold Hartig (1878-1972) ist einer der bekanntesten und produktivsten österreichischen Medailleure, der schon vordem Ersten Weltkrieg mit seiner künstlerischen Laufbahn begonnen hatte und bis in die 1960er-Jahre hinein tätigblieb. 1965 übergab der Medailleur seinen Nachlass der Stadtgemeinde Enns (Oberösterreich), die es dem dortigenMuseum Lauriacum zur Aufbewahrung weitergab. Das Material bestand aus einigen Mappen mit Korrespondenz,Notizen, Zeitungsausschnitten und Fotografien, dazu Aquarellen, Skizzen und Zeichnungen sowie etwa 400 numis-matischen Stücken, darunter 160 Prägemedaillen, 80 Gipsmodelle sowie 160 größere Gussstücke aus Bronze, Zinkund bronziertem Eisen. Dabei befand sich auch das hier abgebildete 174 mm große bronzierte Eisen-Gussmodellder Josef-Keil-Medaille. Teile der Sammlung wurden dort auch ausgestellt6).Dieser Bestand konnte am Institut für Numismatik der Universität Wien im Rahmen einer Lehrveranstaltung imWintersemester 2004/05 unter der Leitung von Bernhard Prokisch gesichtet und bearbeitet werden. Ergebnis war

    IV MNZ XLII,1 (Juni 2012)

    Oben: Abbildungen der Titelblätter von einigen der wichtigsten Arbeiten von Josef Keil. Der Führer durch die Ruinenstätte von Ephesos ist über 50 Jahrelang bis nach seinem Tod in mehreren Auflagen erschienen. Unten: Grabstätte der Familie Keil auf dem Friedhof Neustift am Walde bei Wien.

  • ein chronologisch aufgebauter vorläufiger Werkskatalog mit knapp 400 Nummern7). Die Lebensgeschichte ArnoldHartigs ist in einem kleinen Aufsatz von Prokisch im Mitteilungsblatt des Instituts für Numismatik und Geldgeschich-te Wien greifbar, der ebenfalls ein Ergebnis dieser Lehrveranstaltung war8).Arnold Hartig wurde am 12. August 1878 in Tannwald (Nordböhmen) geboren. Damit war er einerseits nur einenMonat älter als Josef Keil, zum anderen lagen die beiden Geburtsorte kaum 20 Kilometer voneinander entfernt. Diesist wohl einer der Gründe, warum Josef Keil Hartig für die Anfertigung seiner Medaille ausgewählt hat. Hartigs Wirken umfasste sechs Jahrzehnte vom Frühwerk im Jahre 1903/04 bis zum Alterswerk in den frühen1960er-Jahren9). Seine Lehrzeit als Graveur und seine Studien an der Fachschule in Gablonz (Nordböhmen) sowieseit 1898 an der Kunstgewerbeschule in Wien finanzierte er durch Nebenarbeiten und erste künstlerische Betäti-gung; später erhielt er auch ein kleines Staatsstipendium und einen Teil des elterlichen Erbes. Mit dem Austritt ausder Kunstgewerbeschule und dem Wegfall des Stipendiums beganneine harte Zeit für ihn und seine inzwischen gegründete Familie,die er mit Fleiß und harter Arbeit überwand. Er fand Beschäftigungbei den beiden bekannten Wiener Prägeanstalten Wilhelm Pittnerund Brüder Schneider, wo er viele unsignierte Auftragsarbeiten fürgeringe Entlohnung anfertigte10). 1905 konnte er erstmals seineWerke im Künstlerhaus ausstellen; bereits 1909 erhielt er die Gol-dene Staatsmedaille verliehen, in den Jahren danach weitere Prei-se. So hatte er sich bald im Spitzenfeld der österreichischen Me-dailleurskunst etabliert. “In dieser Zeit bildete Hartig das wohlerfolgreichste Element seines Schaffens aus, die Wiedergabe vonPortraits, eine künstlerische Aufgabe, bei der ihm die erwähnteVerschränkung von Realismus und leichter, teils unmerklicherÜberhöhung gut zustatten kam.” Er schuf eine Vielzahl von Medail-len zu allen möglichen Anlässen und auf viele Personen des öffent-lichen Lebens. Der Nachlasskatalog zählt allein in der Zeit zwischen1910 und 1914 50 Werke auf11). Hartig gilt heute als ein Hauptre-präsentant der Wiener Medaillenschule. Auch in Deutschland wurdesein Name schon früh ein Begriff. Bereits im Jahre 1916 wurden inder 'Frankfurter Münzzeitung' einige ”von dem rühmlichst bekann-ten Wiener Künstler Arnold Hartig” geschaffene Medaillen ange-kündigt12). Im Ersten Weltkrieg fand er ein neues Betätigungsfeldin der propagandistischen Kriegsmedaillenkunst, als er für dasKriegsfürsorgeamt des Kriegsministeriums, das Kriegshilfsbüro desInnenministeriums und den Österreichischen Flottenverein tätigwar13). Der Nachlasskatalog listet während des Krieges 54 Werkeauf mit Schwerpunkt auf den Jahren 1915 und 1916. Wie für viele andere Künstler bedeutete die Zeit nach dem Kriegauch für ihn einen fast völligen Neuanfang, da der bisherige Auf-traggeber- und Kundenkreis aus dem Adel und Großbürgertum in-folge der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse weggebro-chen war. Nachdem er den Anschluss wieder gefunden hatte, ent-stand eine ganze Reihe von Werken für Repräsentanten der Groß-industrie. In diesen Werken zeigt sich eine Hinwendung zu 'sachli-chen' Gestaltungsprinzipien. Der Nachlasskatalog verzeichnet 113Werke zwischen 1918 und 1934, darunter auch zwei Münzentwürfe

    MNZ XLII,1 (Juni 2012) V

    Ganz links: Arnold Hartig in seinem Atelier (Abb.aus Hartig: Leben, S. 3).

    Links: Titelseite seiner Autobiographie von 1964.

    Unten: Münzen von Arnold Hartig: 25 Schilling (Gold) 1929 Gekrönter Adler mitBrustschild und Sichel und Hammer in den Fängen.Rs.: Wertangabe. Austria 3; Schön 45. 100 Schilling (Gold) 1929 Gekrönter Adler mitBrustschild und Sichel und Hammer in den Fängen.Rs.: Wertangabe. Austria 5; Schön 46. 50 Schilling (Silber) 1963 auf 600 Jahre Zuge-hörigkeit Tirols zu Österreich. Zwei Wappenschildemit Kette verbunden. Rs.: Wertangabe in Wappen-kreis. Austria 2; Schön 87. 25 Schilling (Silber) 1955 auf die Wiedereröffnungder Bundestheater. Thalia mit Maske und Lyra vorBühnenvorhang. Rs.: Wertangabe in Wappenkreis.Austria 1; Schön 73.

  • VI MNZ XLII,1 (Juni 2012)

    im Jahre 1926 für die 25 und 100 Schilling in Gold, diejeweils 1926-1931 und 1933-1934 geprägt wurden14).”Hartigs künstlerische Ausdrucksformen beginnen in den1930er Jahren etwas unbestimmter zu werden, ein ho-hes Maß an Routiniertheit überdeckt mitunter die künst-lerische Invention und bringt teils recht konventionelleWerke hervor, eine Tendenz, die sich im Spätwerk nochweiter verstärken wird.” Auch die Josef-Keil-Medaillewird man ehrlicherweise in die Riege der konventionel-len Werke einreihen müssen. In der Ständerepublik und während der nationalsoziali-stischen Zeit hat Hartig anscheinend genügend Aufträgeerhalten können, wenn er auch im Zeitraum 1938-1945kaum offizielle Porträtaufträge erhalten hat. Der Nach-lasskatalog hat aus dieser Zeit 37 Werke. Diese Arbeitenhaben ”in den Bildformulierungen zwar den Erwartungender Auftraggeber Rechnung (ge)tragen, jedoch kein be-sonderes Naheverhältnis zur Kunstszene des Dritten Rei-ches auf(zu)weisen”, wie Prokisch vorsichtig formuliert. Nach dem Krieg hat er nochmals einige Münzen entwer-fen können (Wappenseite der 25 Schilling-Stücke 1955-1958, 1960-1964 sowie der 50 Schilling-Stücke 1963und 196415)). Die späte Schaffenszeit ist dann noch ein-mal von einer größeren Produktivität gekennzeichnet,”die nun jedoch mit einer deutlichen Abnahme deskünstlerischen Anspruches einhergeht.” Der Nachlasska-talog verzeichnet zwischen 1946 und 1963 93 Werke. Indiese Zeit fallen viele seiner bis heute bekanntesten undbeliebtesten Werke, insbesondere seine Musikerserie.Schon seit den 1920er-Jahren hatte er viele Komponis-tenporträts geschaffen16), die zum allergrößten Teil vomHauptmünzamt in sein Programm aufgenommen wordenwaren. Ende der 1950er-Jahre folgte dann noch einmaleine Serie von Gold-Medaillen unter dem Titel 'Meisterder Musik', darunter Ludwig van Beethoven, AntonBruckner, Joseph Haydn, Gustav Mahler und WolfgangAmadeus Mozart17). In den letzten Jahren machte einAugenleiden ihm und seiner Kunst immer mehr zu schaf-fen. 1963 hat er dann im Alter von 84 Jahren seine letz-te Medaille gefertigt18). Am 2. Februar 1972 ist er in Pur-kersdorf (Niederösterreich) gestorben.

    Die Medaille auf den Archäologen und Altertumswissen-schaftler Josef Keil, über die wir hier berichtet haben,gehört bereits in die späteste Schaffenszeit des Künst-lers. Hartig war 1958 schon 79 Jahre alt. Der vorliegen-de Aufsatz hat versucht, durch die Heranziehung der ein-schlägigen Akten im Archiv der Österreichischen Aka-demie der Wissenschaften die Umstände der Herstellung

    der Medaille zu beleuchten und die mitwirkenden Personen näher bekannt zu machen. Er möchte damit sowohl fürdie wissenschaftshistorische als auch für die numismatische Seite neue Erkenntnisse bieten und so auch fachüber-greifende Interessen wecken. Wir hoffen, dass uns das ein wenig gelungen ist.

    Anmerkungen1) Der vorliegende Beitrag wurde an zwei getrennten Orten (Wien und München) verfasst, ohne dass sich die Autoren in dieser Zeit auch nur einmal per-

    sönlich getroffen hätten. Die modernen Kommunikationsmittel machen es möglich. Hierbei stammen die archivalischen Recherchen und die biographi-schen Anmerkungen zu Josef Keil von Martina Pesditschek, die medaillenkundlichen Teile, die biographischen Bemerkungen zu Arnold Hartig und dieEndredaktion von Achim Feldmann. Die Fotos stammen - sofern nicht anders angegeben - von Stefan Sienell, dem Leiter des Archivs der Österreichi-schen Akademie der Wissenschaften.

    2) Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Akte 'Josef-Keil-Medaille'. In der Akte heißt es: ”(...) die der Medaille zugrunde liegende Pla-kette”. Auf der Tabula erscheinen 217 Personen und Institutionen, unter anderem das Institut für Alte Geschichte, Archäologie und Epigraphik derUniversität Wien, an dem Keil als Professor gewirkt hatte, seine dortigen einstigen Kollegen Artur Betz, Rudolf Egger, Hedwig Kenner und als AssistentRoman Stiglitz, sowie der Nachfolger auf seinem Lehrstuhl Fritz Schachermeyr und sein Nachfolger bei der Ephesos-Grabung und enger Freund FranzMiltner, ebenso der in Österreich wegen seiner Verstrickungen während der Zeit des Nationalsozialismus berüchtigte Germanist Josef Nadler sowie derDichter Max Mell, aber auch sein Sohn Walter Keil. Abgesehen von den in dieser Liste geführten Personen und Institutionen erhielt etwa auch dasBundesministerium für Unterricht ein (Beleg-) Exemplar der Medaille. Im Archiv der Akademie befinden sich zwei Exemplare ungeklärter Provenienz,die vermutlich ebenso zu beurteilen sind. Weiters landete dort auch ein Exemplar aus dem Nachlass des in der Tabula ebenfalls vertretenen BotanikersFritz Knoll (1883-1981), zum Zeitpunkt der Bestellung Sekretär der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse und 1959-1964 Generalsekretär derÖsterreichischen Akademie der Wissenschaften. Dabei war dieser 1945 von der Universität Wien entlassen und 1948 pensioniert sowie noch im Oktober1945 auch aus der Akademie ausgeschlossen worden, hatte er doch während der NS-Zeit nicht nur die Funktion eines Rektors an der Universität, son-dern auch die des NSDAP-Beauftragten der Akademie innegehabt; siehe Grüttner: Biographisches Lexikon, S. 93 sowie Ash/Nieß/Pils: Geisteswissen-schaften, insbes. S. 50-51, 70-75, 231-234, 238-242, 250-252 und 531.

    3) Erwähnung, Beschreibung und Abbildung der Medaille bei Hahn: Medaillensammlung, S. 28 Nr. 80 Taf. 10; Hartig: Leben, S. 75; Hölbling: Medaillender Wissenschaft, S. 97 Nr. 177 Taf. 59 und Kolm: Medaillenproduktion, S. 44.

    Unten: Medaillen von Arnold Hartig: Silber-Medaille 1931 auf den 175. Ge-burtstag des Komponisten WolfgangAmadeus Mozart (1756-1791). Brb. nachrechts, Umschrift. Rs.: Feste Hohensalz-burg, darunter Lyra sowie Wappen-schilde von Wien und Salzburg, Um-schrift. 35 mm. Hartig S. 74; Niggl 1376;Wiener Bund 155. Einseitige versilberte Bronze-Medaille1949 auf den 50. Todestag des ‘Wal-zerkönigs’ Johann Strauß Sohn (1825-1899). Brb. von vorn, Umschrift. 75 mm.Hartig S. 78; Niggl 1942a var. (Abbildung3/4 Größe). Einseitige Silber-Medaille o. J. (1924).Brb. des Komponisten Joseph Haydn(1732-1809) nach rechts. 40 mm. HartigS. 73; Niggl 870b; Wiener Bund 108. Einseitige vergoldete Bronze-Medaille o.J. (1924). Brb. des Komponisten FranzSchubert (1797-1828) nach links, Um-schrift. 40 mm. Hartig S. 73; Niggl 1797b;Wiener Bund 109.

  • MNZ XLII,1 (Juni 2012) VII

    4) Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Akte 'Josef-Keil-Medaille'. 5) Zur Biographie von Josef Keil siehe insbesondere Baader: Keil, Josef, S. 404-405, aber auch Braun: Josef Keil, S. 521-524; Deutsche Biographische

    Enzyklopädie Bd. 5, S. 558; Koch: Prof. Arnold Hartig +, S. 73; Österreicher der Gegenwart, S. 142-143; Schachermeyr: Nachruf, S. 242-261 (mitSchriftenverzeichnis); Wer ist wer, S. 106 und Wikipedia (eingesehen 18.5.2012) sowie zuletzt Pesditschek: Wien war anders, S. 287-316 und dem-nächst Pesditschek: Keil, Josef (im Druck).

    6) Siehe Kneifel: Kunstkabinett, S. 5. Laut eigener Auskunft hat das Museum in Enns außer dem hier auf S. III abgebildeten Eisen-Gussmodell keineUnterlagen zur Josef-Keil-Medaille.

    7) Nachlass Arnold Hartig, hier insbes. S. 4-69. 8) Prokisch: Nachlass Arnold Hartig, S. 20-31. Hieraus stammen die folgenden Zitate. 9) Zum Folgenden Prokisch: Nachlass Arnold Hartig, S. 23-27. Zur Biographie des Künstlers siehe außerdem Allgemeines Künstlerlexikon Bd. 69, S. 466-

    467; Allgemeines Lexikon Bd. 16, S. 72; Allgemeines Lexikon XX. Jh. Bd. 2, S. 379; Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 4, S. 449; Hölbling:Medaillen der Wissenschaft, S. 147-148; Jahrbuch, S. 230-231; Österreicher der Gegenwart, S. 101-102; Wer ist wer, S. 76 und Wiener Bund, S. 36sowie Wikipedia (eingesehen 18.5.2012). 1964 veröffentlichte Arnold Hartig seine Erinnerungen. Hier hat er in einfachen Worten - angereichert mit vie-len persönlichen Anekdoten - seinen Werdegang erzählt und die Menschen beschrieben, mit denen er im Laufe seines Schaffens zu tun hatte. Darunterwaren wichtige Personen aus Adel, Militär, Wirtschaft und Geistesleben bis hinauf zu habsburgischen Erzherzögen. Am Schluss des Buches hat er dannauf elf Seiten ein Werkverzeichnis zusammengestellt. Leider war Hartig kein Buchhalter-, sondern eher der unordentliche Künstlertyp. So erschöpft sichdie Aufstellung in einer reinen Aneinanderreihung von Namen und Kurztiteln ohne nähere Beschreibung oder sonstige Informationen. Für die Zeit von1903 bis 1937 hat er das Medaillenverzeichnis aus dem Prachtwerk des Wiener Bundes von 1939 vereinfacht übernommen. Hier sind wenigstens nochJahreszahlen zu den einzelnen Stücken beigefügt. Für die Zeit danach ist es eine reine Aufzählung ohne Jahreszahlen. Ein Teil der Liste ist übrigensauch eine Anzahl größere Plastiken (siehe Hartig: Leben, S. 77-78), etwa Statuen, Reliefs, Gedenktafeln, Büsten und Grabreliefs. Wenig bekannt beiden Münz- und Medaillensammlern ist ja im Allgemeinen, dass die Medailleure sich zumeist auch in anderen Kunstrichtungen betätigt haben und auchdort teilweise großartige Werke geschaffen haben.

    10) Zur künstlerischen Entwicklung in dieser frühen Zeit siehe Hartig: Leben, S. 18-24. 11) Für die Beschäftigung mit Hartigs Oeuvre der Vorkriegszeit und der 1920er-Jahre bieten sich neben dem Nachlasskatalog insbesondere die Zusam-

    menstellung der Werke österreichischer Medailleure durch den Wiener Bund von 1939 - die sich leider nur in einer reinen Aufzählung erschöpft (Hartigfindet sich dort auf S. 36-38, Taf. 30-35, 70-71) - und die bekannte Sammlung von Wurzbach-Tannenberg von 1943 - die demgegenüber genauesteBeschreibungen und eine Vielzahl von Literaturhinweisen bietet (Hartig im Register S. 1620) - an.

    12) Frankfurter Münzzeitung 16,181/182 (Januar/Februar 1916), S. 14. 13) Hierzu vgl. Loidl: Andenken, S. 108, 162-164, 167; Wiener Bund, S. 37 Nr. 58-59, 63-68, 70-75, 80, 85-86 und Hartig: Leben, S. 22-24, 71-72. 14) Abbildungen und Beschreibungen in Austria, Nrn. 3, 5 und Schön, Nrn. 45-46. 15) Siehe Austria, Nrn. 1-4, 6-9 und Schön, Nrn. 73-75, 80, 83-86 bzw. Austria, Nrn. 2-3 und Schön, Nrn. 87-88. Siehe auch Jungwirth: Stempelschnei-

    der, S. 122, 125-126. 16) Vgl. Hartig: Leben, S. 78; Niggl: Musiker-Medaillen, Nrn. 49, 145, 392, 427, 870, 1233, 1377-1379, 1797 und 2168. 17) Siehe Hartig: Leben, S. 81 und 83; Niggl: Musiker-Medaillen, Nrn. 48, 147, 337, 393, 426, 486, 535, 583, 700, 762, 788, 871, 1122, 1204, 1232,

    1295, 1386, 1622, 1655, 1661, 1800, 1862, 1901, 1943, 1971, 2027, 2066, 2169, 2293 und 2327. Außerhalb dieser Reihen hat er weitere Musiker-Medaillen und -Plaketten zu bestimmten Anlässen oder für Gesellschaften wie das Mozarteum in Salzburg und F. E. Knight in New York hergestellt, sieheNiggl: Musiker-Medaillen, Nrn. 1028, 1061, 1375-1376, 1380-1385, 1532, 1778-1780, 1798-1799, 1918-1919, 1942, 2026, 2693, 2943 und 3540.

    18) Prokisch: Nachlass Arnold Hartig, S. 65 Nr. 372. Vgl. auch Hartig: Leben, S. 82.

    LiteraturAllgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Bd. 1-(73); München/Leipzig u. a. 1983-(2011) Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begr. von Ulrich Thieme und Felix Becker, hg. von Hans

    Vollmer. Bd. 1-37; Leipzig 1907-1950 Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Hg. von Hans Vollmer. Bd. 1-6; Leipzig 1953-1962 Mitchell Ash/Wolfram Nieß/Ramon Pils (Hg.): Geisteswissenschaften im Nationalsozialismus. Das Beispiel der Universität Wien; Göttingen 2010Austria Münzkatalog Österreich. Münzen ab 1780 mit Banknoten ab 1759. Hg. von Gerhard Herinek; Wien 38. Aufl. 2011 Gerhard Baader: Keil, Josef, in: Neue Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der

    Wissenschaften. Bd. 11; Berlin 1977, S. 404-405 Egon Braun: Josef Keil, in: Gnomon 36 (1964), S. 521-524 Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. neubearbeitete Ausgabe hg. von Rudolf Vierhaus. Bd. 1-12; München 2005-2008 Frankfurter Münzzeitung. Hg. von Paul Joseph Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik (Studien zur Wissenschafts- und Universitäts-

    geschichte 6); Heidelberg 2004 Wolfgang Hahn: Die Medaillensammlung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Ein Katalog (Veröffentlichungen der Numis-

    matischen Kommission bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Bd. 16/Denkschriftender Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Bd. 182); Wien 1985

    Arnold Hartig: Aus meinem Leben. Vom Bauernjungen zum Künstler. Erlebnisse mit porträtierten Persönlichkeiten; Wien 1964 Lothar Hölbling: Medaillen der Wissenschaft. Die Sammlung des Archivs der Universität Wien (Schriftenreihe des Universitätsarchivs der

    Universität Wien, Bd. 13); Wien 1998 Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer; Wien 1929 Helmut Jungwirth: Die Stempelschneider der österreichischen Münzen der ersten und zweiten Republik, in: Mitteilungen der Österreichi-

    schen Numismatischen Gesellschaft 21 (1979/80), S. 121-127 H. Kneifel: Das Kunstkabinett Prof. h. c. Arnold Hartig. Der Meister österreichischer Medaillenkunst - Landsmann der Gablonzer, in: Der

    Ennser Turm 25,6 (Juni 1979), S. 5 Bernhard Koch: Prof. Arnold Hartig +, in: Mitteilungen der Österreichischen Numismatischen Gesellschaft 17 (1971/72), S. 73 Alois Kolm: Die Medaillenproduktion des Wiener Hauptmünzamtes im Jahre 1958, in: Mitteilungen der Österreichischen Numismatischen

    Gesellschaft 11 (1959), S. 43-44 Tristan Loidl: Andenken aus eiserner Zeit. Patriotische Abzeichen der österreichisch-ungarischen Monarchie von 1914 bis 1918; Wien 2004 Der Nachlass Arnold Hartig im Museum Lauriacum in Enns. Bd. 1: Das Medaillenwerk. Hg. von Bernhard Prokisch; Linz/Wien 2005 Paul Niggl: Musiker-Medaillen. Bd. 1-3; Hofheim 1965-2001 Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Hg. vom Österreich-Institut, bearb. von Robert Teichl;

    Wien 1951 Martina Pesditschek: Wien war anders - Das Fach Alte Geschichte und Altertumskunde, in: Mitchell Ash/Wolfram Nieß/Ramon Pils (Hg.):

    Geisteswissenschaften im Nationalsozialismus. Das Beispiel der Universität Wien; Göttingen 2010, S. 287-316 Martina Pesditschek: Keil, Josef, in: Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike. Supplement, Bd. 6: Gelehrte und Wissenschaftler der Klassi-

    schen Altertumswissenschaften (14.-20. Jh.). Biographisches Lexikon; Stuttgart/Weimar (im Druck)Bernhard Prokisch: Der Nachlass des Medailleurs Arnold Hartig (1878-1972). Bericht über eine Lehrveranstaltung, in: Institut für Numisma-

    tik und Geldgeschichte Wien, Mitteilungsblatt 30 (2005), S. 20-31 Fritz Schachermeyr: Nachruf Josef Keil, in: Almanach der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 114 (1965), S. 242-261 Günter Schön/Gerhard Schön: Weltmünzkatalog 20. & 21. Jahrhundert von 1900 bis 2011; Regenstauf 40. Aufl. 2012 Günter Schön/Gerhard Schön: Kleiner Deutscher Münzkatalog von 1871 bis heute mit Österreich, Schweiz und Liechtenstein; Regenstauf

    41. Aufl. 2011 Wer ist wer in Österreich (Das österreichische "Who's Who"). Hg. von Wilhelm W. Orgel; Wien 1953 Wiener Bund für Medaillenkunst (Hg.): Die Medaille der Ostmark; Wien/Leipzig 1939 Wikipedia, die freie Enzyklopädie (www.wikipedia.de) Wolfgang R. von Wurzbach-Tannenberg: Katalog meiner Sammlung von Medaillen, Plaketten und Jetons. Zugleich ein Handbuch für

    Sammler. Bd. 1-2; Zürich/Leipzig/Wien 1943

  • VIII MNZ XLII,1 (Juni 2012)

    Unediert? Ein Beispiel aus Bayern (3)

    Wenn man einmal irgendwo ein Thema ansticht, kommt meistens mehr heraus als vorher vermutet. Im letzten Satzder ersten Folge (Intermünz-Kurier 169, S. V) hatten wir die Hoffnung geäußert, dass das Stück durch unsereHinweise nicht weiterhin als unediert gelten muss und dass es vielleicht ja auch irgendwann Eingang in einKorpuswerk finden könnte. Der Wunsch ist schon in Erfüllung gegangen, bevor er ausgesprochen wurde. Bereits vorfünf Jahren hat Hubert Emmerig seine Habilitationsschrift über Bayerns Münzgeschichte im 15. Jahrhundert veröf-fentlicht und dort viele ein- und zweiseitige Vierschlagpfennige beschrieben und abgebildet. Unter der Nummer BI-23 (S. 182, Taf. VI) findet sich dort das fragliche Stück mit dem Brb. von vorn mit Barett auf der Vorderseite unddem Rautenschild auf der Rückseite. In der Beschreibung sind auch noch weitere Literaturfundstellen angegeben(die von uns bereits angegebenen Fundstellen fehlen dort jedoch): Heinrich Buchenau: Erwerbungen des K. Münzkabinetts in München auf den Gebieten des Mittelalters und der Neuzeit

    1908 und 1909, in: Mitteilungen der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft 28 (1910), S. 166-172 (S. 171-172Abb. c)

    Fritz Dworschak: Studien zum österreichischen Münzwesen (1247-1460), in: Numismatische Zeitschrift 53 (1920), S.53-99 (enthält: Alfred Noß: Der deutsche Anteil am Rabenschwander Fund, S. 85-96, hier S. 88 Nr. 21)

    Bernhard Koch: Vom Böckler zum Adlerpfennig König Friedrichs IV. Versuch einer Neuordnung der Luschin'schenReihung, in: Numismatische Zeitschrift 74 (1951), S. 62-77 (S. 64 Anm. 10 Bayern)

    Bernhard Koch: Münzfundberichte 1976, in: Fundberichte aus Österreich 15 (1977), S. 351-416 (S. 403 Fd. Mondsee”Oberhofen 21, Pfennig (113)”)

    Bernhard Koch: Münzfundberichte 1978, in: Fundberichte aus Österreich 17 (1979), S. 419-493 (S. 453 Fd. Klement”Oberhofen 21 (21)”)

    Arnold Luschin von Ebengreuth: Der Münzfund von Hollenstein in Niederösterreich, in: Jahrbuch für Altertumskundeder K.K. Zentral-Kommission für Kunst- und Historische Denkmale 5 (1911), S. 255-280 (S. 260 Nr. 36)

    Pavel Radomersky: Nalez Mincí z 15. Století v Králové Dvore u Berouna, in: Sborník Národního Muzea v Praze/ActaMusei Nationalis Pragae Serie A (Historie) Bd. XXI (1967), Nr. 3, S. 109-191 (S. 154-155 Nr. VIII 74)

    Adolf Schahl: Der Münzfund von Erpfersweiler in Württemberg (Kreis Crailsheim). Ein Beitrag zur Pfennigkunde desausgehenden 14. Jahrhunderts, in: Deutsche Münzblätter 62 (1942), S. 521-530; 63 (1943), S. 13-22, 37-43, 64-69; Berliner Numismatische Zeitschrift 2 (1953-1958), S. 144-149, 173-178 (S. 67 Nr. 301).

    Doch leider handelte es sich bei keinem der vielen Hinweise um einen zitierbaren Katalog, weswegen das Stück beiden Sammlern doch weitgehend unbekannt geblieben ist und auch hier unter der Überschrift 'Unediert' erscheinenmusste. Aber - wie gesagt - seit 2007 werden altbayerische Vierschlagpfennige zitiert nach Hubert Emmerig: Bayerns Münzgeschichte im 15. Jahrhundert. Münzpolitik und Münzprägung der bayerischen

    Herzogtümer und ihrer Nachbarn von 1390 bis 1470. Bd. 1-2 (Schriftenreihe zur Bayerischen Landesgeschichte,Bd. 150). München 2007. AF

    Links: Arnold Luschin v. Eben-greuth: Der Münzfund von Holl-enstein in Niederösterreich, in:Jahrbuch für Altertumskunde derK. K. Zentral-Kommission fürKunst- und Historische Denkmale5 (1911), S. 260 Nr. 36.

    Rechts: Fritz Dworschak: Studienzum österreichischen Münzwe-sen (1247-1460), in: Numisma-tische Zeitschrift 53 (1920), S. 88Nr. 21.

    Links: Heinrich Buchenau: Erwerbungen des K. Münzkabinetts in München auf den Gebieten des Mittelalters und der Neuzeit 1908 und 1909, in:Mitteilungen der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft 28 (1910), S. 171-172 Abb. c. Rechts: Pavel Radomersky: Nalez Mincí z 15. Století v Králové Dvore u Berouna, in: Sborník Národního Muzea v Praze/Acta Musei Nationalis PragaeSerie A (Historie) Bd. XXI (1967), Nr. 3, S. 155 Nr. VIII 74.

  • Unediert? Drei Beispiele aus dem Hause Habsburg

    An dieser Stelle sollen einige neue Münzen besprochen werden, die in den einschlägigen Zitierwerken fehlen.

    I.) Leopold I., 1657-1705. Prag. Groschen 1700.Auf der Vorderseite ist wie üblich das BrustbildLeopolds I. nach rechts abgebildet, die Umschriftlautet ”.LEOPOL.DUS DG R I - S.A.G.H.B.[R]” (derletzte Buchstabe ist nicht eindeutig lesbar). DieRückseite zeigt den gekrönten Doppeladler,Umschrift ”A.R.HID.AUS - DUX.BUR SIL.”. DasMünzmeisterzeichen 'GE' weist auf Gregor Egererhin, der 1694-1710 in Prag tätig war (sieheDietiker S. 32). Für die Münze scheint schlechtlegiertes Silber benutzt worden zu sein. DerBrustschild des Doppeladlers zeigt das mit demKurhut gekrönte Wappen Böhmens, den (heral-disch) nach rechts schreitenden Löwen. DasUmschriftende, das meistens mit dem Aus-gabeort korrespondiert, weist jedoch aufSchlesien.Die zuständige Literatur kennt das Stück nicht.Jahrgang und Nominal sind natürlich wohlbe-kannt, aber in dieser Zusammenstellung vonWappen und Umschriftende nicht. Da beide be-anstandete Einzelheiten auf der Rückseite derMünze liegen, kann es sich auch nicht um einZwitterstück handeln. Das zweite abgebildete Stück zeigt, wie der 'rich-tige' Kreuzer auszusehen hätte. Der Brustschildzeigt den böhmischen Löwen. Die Umschrift istso ausgeweitet und auf die beiden Seiten ver-teilt, dass sie mit ”...BO - HEMIAE.REX.” endenkann, auf die folgenden Herzogstitel - darunter eben auch derjenige von Schlesien - wird verzichtet. Dieses Stückist bei Dietiker 864 und in der Sammlung Donebauer 2500 verzeichnet. Herinek hat diesen Jahrgang nicht abgebil-det, aber sowohl der Jahrgang 1696 als auch 1701 enden mit ”...BOHEMIAE.REX”. CNA 104a12 zeigt in seiner tabel-larischen Auflistung und ohne Abbildung keine Einzelheiten. Die wegen des Brustschildes 'Löwe' ebenfalls infrage kommenden Münzstätten Kuttenberg und Joachimsthal habenandere Münzmeisterzeichen (C-K mit Bergbauzeichen; Herinek 1516) bzw. diesen Jahrgang nicht (vgl. Herinek1522). Die wegen des Umschriftendes infrage kommende Münzstätte Breslau hat eine große Prägelücke zwischen1698 und 1705 (vgl. Herinek 1546-1547; Friedensburg/Seger 626 und 634), einen anderen Brustschild, ein ande-res Münzmeisterzeichen (MMW bis 1698, F.N ab 1704) und als Umschriftende ”...BUR & SIL”.Handelt es sich um eine zeitgenössische Fälschung? Aber auch eine Fälschung hätte doch die Einzelheiten derRückseite nicht 'ins Blaue' hinein gestaltet, sondern eine reale Münze als Vorlage genommen!?

    Achim Feldmann II.) Maria Theresia, 1740-1780. Prag. 3 Kreuzer 1765, Brustbild- und Umschriftvariante.

    Eypeltauer hatte die Prager 3-Kreuzer-Münzen von 1765aus der 2. Münzperiode von Maria Theresia unter denNummern 141, 144, 144a und 145a erfasst; bei Dietikererscheinen alle zusammengefasst unter Nr. 1052. DaDietiker keinerlei Varianten brachte, muss man sich nachEypeltauer orientieren. Für die Nr. 141 gilt folgende Be-schreibung: Vs. Brustbild, Umschrift ”M.THERES.D:G. -R.I.GE.HU.BO.REG.”, Rs. gekrönter Doppeladler mit ge-kröntem böhmischem Brustschild, darunter Wertangabe3, Umschrift ”ARCH.AUST.DUX - BU.SI.M.MO.1765 X”(=Andreaskreuz). Für die Nr. 144 gilt dieselbe Beschrei-bung, auf der Vs. erscheint aber ”I.G.” statt ”I.GE.”, fürdie Nr. 144a dann zusätzlich die Umschriftvariante auf der

    Vs. ”THERESI.” statt ”THERES.”. Die Nummer 145a zeigt ein der Nr. 144 gegenüber geändertes Brustbild und dieUmschriftvariante ”GE.” statt ”G.” auf der Vs. Die hier abgebildete böhmische Münze zu 3 Kreuzern von 1765 entspricht aufbaumäßig den Nrn. 141, 144 und144a, unterscheidet sich aber als Stempelvariante auf beiden Seiten, speziell auf der Vs. Das Brustbild zeigt einefliehende Stirn und auch die Faltenbildung der Kleidung ist anders. Als besonderer Unterschied zu Eypeltauers Nr.144 und 144a erscheint die Umschrift auf der Vs. ”M.THERESIA.D:G. - R.I.GE.HU.BO.REG” (ohne Punkt am Schluss!).Die vorliegende Münze (siehe Abbildung) müsste also eine andere Nummer als die von Eypeltauer erfassten Münzendes Jahres 1765 tragen - und zwar die Nr. 144b.

    Gerhardt Hochstrasser

    MNZ XLII,1 (Juni 2012) IX

    Alle Abbildungen doppelte Größe

    Abbildungen doppelte Größe

  • X MNZ XLII,1 (Juni 2012)

    III.) Maria Theresia, 1740-1780. Graz. VI Kreuzer 1743, Interpunktionsvarianten. Im Laufe einzelner Untersuchungen hatte es sich ergeben, dass Zweifel an der richtigen Lesung der Interpunktionder Eypeltauer-Nr. 27 auftraten. Für die VI-Kreuzer-Münze von Maria Theresia, Münzstätte Graz 1743, gabEypeltauer folgende Umschrift an: Vs. ”MAR.THERESIA - D:G.REG.HUNG.&BOH.”, Rs. ”ARCHID.AUS.DUX -BURG.&STYR.1743” (ohne Punkt am Schluss). Das Diskutierbare bei dieser Münze ist die Interpunktion bei ”THERESIA - REG.HUNG.&BOH.” bzw. ”BURG.& STYR.”,denn anhand der Abbildung bei Eypeltauer kann festgestellt werden, dass der Autor sich verlesen oder verschrie-ben haben muss. Da mir dieselbe Münze aus demselben Stempel in der Erhaltung vorzüglich, aber gelocht, vorliegt,kann ich als Inschrift Folgendes lesen: Vs. ”MAR.THERESIA. - D:G.REG.HUNG&BOH.”, Rs. ”ARCHID.AUS.DUX -BURG&STYR.1743” (ohne Punkt am Schluss). Eypeltauer hat im gesamten Buch den Platz der einfachen Punkte in der Umschrift stets am unteren Ende derBuchstaben gewählt, obwohl sie in der Mitte derselben stehen. Dies ist im Prinzip aus drucktechnischen Gründenlegitim, obwohl es für die Variantenbestimmung zu Fehlschlüssen führen könnte. Weiter erscheint bei der hier be-handelten Münze nach ”THERESIA.” ein Punkt, der bei Eypeltauer fehlt (auf dem Foto aber zu sehen ist), den eraber ganz richtig bei der Nr. 28 erwähnt, wo er ebenfalls auf dem Foto klar erkennbar ist. Dieser Punkt kann aller-dings bei anderen Münztypen fehlen, so etwa bei der Variante Nr. 30a/3, während er bei der Typus-Münze Nr. 30vorhanden ist, von Eypeltauer hier aber ebenfalls nicht erwähnt wird. Nach den Kürzeln ”HUNG” und ”BURG” feh-len Punkte, während Eypeltauer welche notiert. Es gibt freilich Münzen, bei denen an diesen Stellen Punkte erschei-nen - hier aber fehlen sie, wie leicht anhand des von Eypeltauer selber gebrachten Fotos erkannt werden kann. Beider vergleichbaren XV-Kreuzer-Münze, Graz 1742, aus derselben Prägeserie (Nr. 23) las und schrieb Eypeltauer kor-rekt ”HUNG&BOH.” bzw. ”BURG.&STYRIAE” (oder richtiger: ”HUNG&BOH.” bzw. ”BURG.&STYRIAE”).

    Gerhardt Hochstrasser LiteraturCorpus Nummorum Austriacorum. Bd. V: Leopold I.-Karl VI. (1657-1740). Bearb. von Helmut Jungwirth; Wien 1975 Hans A. Dietiker: Böhmen. Katalog der Habsburger Münzen 1526-1887; München 1979 Slg. Max Donebauer: Beschreibung der Sammlung böhmischer Münzen und Medaillen des Max Donebauer in numismatisch-geschichtlicher

    Bearbeitung. Anhang: Beschreibung böhmischer Münzen und Medaillen, enthaltend die Münzen der Denarperiode, die in der Sammlung MaxDonebauer nicht vorkamen. Bearb. von Eduard Fiala. Text- u. Tafelband; Prag 1889-1891

    Tassilo Eypeltauer: Corpus Nummorum Regni Mariae Theresiae 1740-1780; Basel 1973 Ferdinand Friedensburg/Hans Seger: Schlesiens Münzen und Medaillen der neueren Zeit; Breslau 1901 Ludwig Herinek: Österreichische Münzprägungen von 1657-1740 (Bd. 2); Wien 1972

    Das unbekannte Stück (8)

    Nach längerer Zeit bringen wir jetzt wieder einige Stücke, die uns nicht bekannt sind. Zu den unbekanntenMedaillen, die wir zuletzt vorgestellt hatten (U30-U33), konnten leider keine Lösungen angeboten werden. Die bei-den vorgestellten Münzen (U34-U35) sind gleichlautend von Helmut Kahnt (Naunhof) und von Roman Vogel (Mün-chen) als Schlesien zugehörig erkannt worden. Bei U34 handelt es sich um einen Heller von Schlesien-Liegnitz-Briegunter Ludwig II. (1399-1436), zu finden bei Ferdinand Friedensburg: Schlesiens Münzgeschichte im Mittelalter (un-ter der Nr. 592) sowie bei Edmund Kopicki: Ilustrowany Skorowidz Pieniedzy Polskich i z Polska Zwiazanych; War-schau 1995 (unter Nr. 4911). Abgebildet ist die Hl. Hedwig mit Kirchenmodell. U35 ist ein Heller der Stadt Liegnitz,beschrieben ebenfalls bei Friedensburg unter Nr. 588, und zeigt den Hl. Petrus mit Schlüssel. Zu den beiden Medaillen U3 und U4 (Intermünz-Kurier 165) können wir noch ergänzend zu den bereits im Inter-münz-Kurier 166, S. IX gegebenen Erläuterungen von Frank Berger (Frankfurt) hinzufügen, dass die Signatur even-tuell auch CdA darstellen und damit dem Südtiroler Bildschnitzer und Medailleur Cirillo dell' Antonio (1876-1971)zugeordnet werden könnte. Vielen Dank an Manfred Schulze (München) für diesen Hinweis. Dell' Antonio war eigent-lich Holzschnitzer (seit 1903 Lehrer an der Holzschnitzschule Bad Warmbrunn, seit 1922 Direktor dieser Schule),hat sich aber auch als Medailleur betätigt. Diese Zuweisung deckt sich auch mit den bereits erwähnten Erläu-terungen, worin sowohl die angegebene Zeit 'Mai/Juni 1963 oder 1964' als auch der erwähnte Ort 'Urlaub in Meran'passen. Walter Baum hat 1975 ein kleines Büchlein mit dem Titel 'Die Medaillen und Plaketten von Cirillo dell' Anto-nio' veröffentlicht, worin man die Signatur vergleichen kann. Unsere Stücke fehlen dort allerdings. Auch die bei dendort abgebildeten Medaillen verwendeten Buchstaben für die Umschriften ähneln denjenigen unserer Stücke. Diesebeiden Medaillen auf das Ehepaar von Leonhardi wären also dem Oeuvre des Südtiroler Künstlers hinzuzufügen. Als neue Rätsel stellen wir diesmal zwei einseitige Stücke, eine Münze und eine Medaille, vor: Bei der Münze U36 handelt es sich um einen Brak-teaten, worauf ein Herrscher (oder eine Herrscherin?)vorn vorne mit Buch in der rechten Hand und Kreuz-stab in der linken Hand dargestellt ist. Der Schrötlingist noch nicht komplett aus dem Zain ausgeschnittenoder nachträglich beschnitten worden. Die einseitige Bronze-Medaille U37 (48 mm, 36,3 g)zeigt eine junge Frau, die unter einem Baum mit ih-rem Kind spielt. Ein bärtiger Mann im Hintergrundschaut belustigt zu. Von der Machart her ist die Me-daille vielleicht nach Frankreich Ende des 19. Jahr-hunderts zu legen. Die Signatur (links neben dempilzartigen Gewächs am Rand) ist leider nicht zulesen. AF Abbildung des Brakteaten

    doppelte Größe U37

    U36