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M O I MAGAZINE VOL. 1

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a magazine about shaping your character. from being silent and surrounded by void to becoming bold and brave

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M O IMAGAZINE VOL. 1

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Ich bin facettenreich;ich trage Vieles in mir

will ausbrechen und erblühenwill ganz bei mir sein

mich kennenlernen und ergründen will eine Blume sein und gen Himmel wachsen

doch der Sumpf in mir zieht mich runterin die Tiefe.

Es ist dunkel; keine Luft zum Atmen

es ist kalt.

Ich bin ganz bei mir. Ich spüre mich.

Meine Seele will ausbrechen. Meine Muskeln wollen kämpfen.

Auftauchen. Luft holen. Erblühen.

- von mir -

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Eins

WHAT A WICKED GAME?!EIN STARKES SELBST WIE MARTHA GRAHAM

Seite 8

KEEP ON SHININGAUTHENTISCHE MUSIK WIE CURTIS HARDING

Seite 22

Zwei

IT‘S OH SO QUIETEXTRAVAGANT & KNALLIG WIE CARA DELEVIGNE

Seite 30

STILLES GEBRÜLLREVOLUTIONÄR & REFLEKTIERT WIE J.W. ANDERSON

Seite 42

auf dem Cover: Amber Valetta für Steven Meisel „An Interpretation“, 1997

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You must never behaveas your life belongs to a man.

do you hear me? Aunty Ifeka said:

“your life belongs to you and you alone.“

CHIMAMANDA NGOZI ADICHIE - FEMINIST AND STILL FIGHTING

EINS

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WHAT A WICKED GAMEA VISUAL STORY ABOUT BECOMING INDEPENDANT

Ein perfides Spiel aus Lust und Kontrolle, das eine Frau dazu bringt unabhängig und frei zu werden.

FOTOS DANIEL MATOUSEK

TANZ & CHOREOGRAPHIE LISA KÜHN & MANUEL NEUBAUER

HAIR & MAKE-UP ALINA HEINER

KREATIVDIREKTION SIMON NASCHBERGER & DAVYSON LERCH

STYLES BYJULIAN ZIGERLI , JETTE BY JETTE JOOP , ACNE & TOPSHOP

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KEEP ON SHININGA DIALOGUE ABOUT MUSIC & AUTHENTICITY

Text: Simon Naschberger Bilder: Hedi Slimane für Saint Laurent Paris

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Hallo Curits. Du spielst heute in Berlin Songs aus deinem neuen Album. Wie wür-dest du deinen Sound beschreiben? Meine Musik ist wie ein maßgeschneiderter Anzug und dreckige, zerschlissene Chucks. Ich habe meinem Sound einen Namen gegeben: Slop n’ Soul. Im Kern ist es Soul, aber ich neh-me alles um mich herum auf und mache daraus etwas Neues. Man könnte es als Überreste be-zeichnen. Menschen lassen so viel Kreatives zu-rück, das ich dann einfach in einen Topf werfe und dann schaue ich was dabei rauskommt.

Die Musik begleitet dich schon ein ganzes Leben lang. Deine Mutter war als Gospel Sängerin quer durch Amerika unterwegs, um in Kirchen zu singen. Wie war das für dich? Es war einfach das Größte. Wir haben unzäh-lige Kirchen besucht um dort zu singen. Keine Instrumente, einfach nur ein paar alte Leute, für die man singt, vor allem im Süden Amerikas. Wir haben auch viel auf der Straße gesungen. Wann auch immer meine Mutter Publikum hatte, hat sie gesungen. Egal ob für Obdachlo-se oder wohlhabende Familien. Dann hat mei-ne Schwester ihr Keyboard rausgeholt und ich meine Drums. Wir haben einfach gesungen und gespielt. Ich glaube, ich war geschickt mit den Trommeln und dem Schlagzeug. Ich habe alles von älteren Musikern in Kirchen gelernt. Wenn da mal einer krank ist, dann musst du auf die Bühne und einen Song spielen. Ich habe also auch nie ein Schlagzeug besessen. Auch nie eine Gitarre, weil ich die immer ausleihen konnte. Bis ich dann Mitte 20 war. Da habe ich meine erste Gitarre gekauft.

Wann hast du das erste Mal außerhalb von Kirchen musiziert?Als meine Familie nach Atlanta gezogen ist. Da war ich 17 oder 18. Ich habe eine Rap Band mit einem Freund gegründet.

Wie hieß eure Band?Proceed. Wir haben angefangen verschie-dene Shows zu machen und uns mit Leuten in der Branche zu vernetzen. Ich habe dann einige kleine Promojobs für LaFace Records gemacht und dann habe ich schon Cee-Lo Green kennengelernt und bei seinem ersten Solo Album die Backing Vocals übernommen. Ich habe unglaublich viel gelernt damals.

Du hast auch eine starke Affinität zur Punk Musik und Szene. Wie und wo hast du Punk kennengelernt?In Atlanta. Ich war viel unterwegs und Atlan-ta eine riesige Punk und Garagen Szene. Ich bin mit den Sex Pistols und den Ramones groß geworden, aber wenn man richtig in die Unter-grund Szene eintaucht, dann findet man Leute, die Punk leben. Richtige Punks. Jene, die le-ben wovon sie singen. Das ist auch dasselbe mit Hip-Hop. Ich denke das ist das Musikbusiness allgemein. Es gibt die Seite, wo die Industrie Kapital aus seiner Subkultur schlägt und die Seite, wo Leute diese Kultur noch aufrichtig leben.

Aber hast du diese Vermischung der Musik-stile gemocht?Ich habe sie geliebt. Sie war und ist heute noch großartig. Punk-Leute hängen mit Soul-Leu-ten ab, das ist unglaublich. Man ist plötzlich offen für eine ganz neue Kultur, die man viel-leicht noch gar nicht für sich entdeckt hat. Letztendlich hat diese Zeit meine Musik un-glaublich geformt. Atlanta ist sehr besonders für mich.

Du bist sehr früh mit Cee-Lo Green durch Amerika getourt. Was hat sich für dich seitdem verändert? Wir sind vor allem durch die Bühnen des Chit-lin Circuit in den südlichen Bundesstaaten ge-tourt. Bei einer Tour hatten wir einen großen

Jack White und Iggy Pop sind seine größten Fans. Mit „Soul Power“ veröffentlicht der 34-Jährige Curits Harding sein erstes Ablum in Europa. Im Berliner Bang Bang Club habe ich Curits getroffen, um mit ihm über seine Geschichte, fremde Einflüsse und Au-thentizität zu sprechen.

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Harding ist Teil des Music Projects von Hedi Slimane. Für die aktuelle Kampagne von Saint Laurent Paris wurde der Sänger in Los Angeles abgelichtet. Hedi Slimane hat außerdem das Video zur Single „Next Time“ realisiert.

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Das Gitarre spielen hat sich Harding selbst beigebracht, und das erst mit Mitte 20.

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Bus, aber ansonsten waren wir alle zusammen in einem Van. Es war unglaublich lustig, vor allem weil wir alle jung waren. Ich ging mit offenen Augen durch die Welt und war bereit zu allem. Ich hatte schon einige Erfahrungen mit dem Reisen und fühlte mich praktisch überall zu Hause. Es war alles sehr verrückt. Ich würde sagen ein einziger Trip der Selbstdar-stellung. Wenn ich das mit meinem Leben jetzt vergleiche, würde ich sagen, dass ich vor allem erwachsen geworden bin. Ich bin jetzt 34. Das Alter hat mich verändert.

Was hast du denn in der Zwischenzeit ge-macht? Ich habe einfach nur gelebt. Ich habe einen Plattenvertrag mit Virgin Records abgelehnt und habe mit der Band The Constellations Musik gemacht, die ich eigentlich nicht mochte. Ich war damals ziemlich am Ende. Ich wollte einfach nur raus aus Atlanta. Also bin ich nach Toronto gegangen.

Was hast du in Toronto gemacht?Ich habe in einer Bar gearbeitet und mich mit meiner eigenen traurigen Geschichte befasst (lacht). Ich hatte eine großartige Zeit. Toronto ist der Shit Mann. Irgendwann will ich wieder dorthin zurückgehen.

Wie bist du nach deinem persönlichen Tief wieder zur Musik gekommen? Nun ja ich bin nach Atlanta zurückgezogen. Ich habe in Toronto schon einige Songs ge-schrieben. Aber zurück in Atlanta habe ich dann Cole Alexander, den Frontman der Rock-band The Black Lips, kennenglernt. Also haben wir zusammen gearbeitet. Dann habe ich auch Cee-Lo wieder angerufen und hatte die große Ehre direkt auf dem Lollapalooza Festival zu spielen, wo auch The Black Lips im Line-Up waren. Ich bin nach Chicago und habe dort Danny Blackwell von Night Beats, einer Band aus Seattle, kennengelernt. Zusammen sind wir dann nach Atlanta und haben einige Songs auf-genommen. Cole und ich hatten ja schon eini-

ge Songs geschrieben. Die Platte ist jetzt auch fertig. Es fehlt nur noch der Feinschliff. Dieser Prozess hat mich zurück ins Leben geholt. Es war pure kreative Freiheit.

Und wann genau hattest du denn Zeit für dein eigenes Album?Das haben wir parallel gemacht. Die Songs dazu waren ja schon geschrieben und meinen Stil hatte ich auch gefunden. Es war sehr befreiend, als Soul Power fertig war.

Was genau hat dich denn zu diesem Album inspiriert? Ich denke das Leben. Ich weiß nicht ob jeder diese Achterbahnfahrt der Gefühle durchläuft, aber ich tue es. Ich war auf diesem Album so ehrlich wie nur möglich. Ich weiß, viele Leute werden sich nicht bei jedem Song angespro-chen fühlen, aber jeder dieser Songs bin ich an einem gewissen Punkt. Manchmal bin ich selbstsicher, manchmal ängstlich, manchmal will ich einfach, dass man mich in Ruhe lässt und dann wiederum bin ich in zwei Mäd-chen gleichzeitig verliebt oder verspüre Minu-ten später gar keine Liebe in mir. Das Album handelt also auch von Beziehungen. Meine Familie und Freunde. Es ist beeinflusst vom Gospel meiner Mutter. Ich war einfach von Emotionen und Menschen inspiriert. Das ist Blues, es kommt einfach so aus mir raus.

Hast du durch deine Musik eine eigene Philosophie für dich entwickelt?Nein. Ich folge einfach meinen Wurzeln und meinen Ideen. Sie sagen mir, was ich tun soll. Ich folge einfach meinem Bauchgefühl. Ich liebe es zu tun, was ich liebe. Ich liebe das Reisen und wenn Leute ehrlich meine Musik hören. Viele glauben es ist Erfolg, wenn ein Plattenlabel sie kontrolliert. Für mich ist es kreative Freiheit zu verspüren und nach dieser Philosophie lebe ich auch.

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„Eat whatever you wantand if anyone tries to lecture you about your weight,

eat them too.“

CARA DELEVINGNE- SUPERMODEL & BACON LOVER

ZWEI

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IT‘S OH SO QUIET!A VISUAL STORY ABOUT FASHION EXTRAVAGANZA

Wow, Bam, Shhh, Kaboom, Chaka. Es knallt an allen Ecken und Enden.

FOTOS DANIEL MATOUSEK

MODELLISA-MARIE DAHLKE

HAIR & MAKE-UP INES KERBER

KREATIVDIREKTION SIMON NASCHBERGER & DAVYSON LERCH

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front page: jacket ADIDAS X PHARRELL WILLIAMS

i-phone case MOSCHINO

shirt „flawless“ BEYONCÉ

high heels ADIDAS X JEREMY SCOTT

slip ACNE

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top OPENING CEREMONY

bag/backbag JULIAN ZIGERLI

pants STYLISTS OWN

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PELZMANTELTOPSHOP

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sunglasses ADRIAN MARWITZ

top MARKUS LUPFER

blue jeans ACNE

sneakers MICHAEL KORS

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top ADIDAS X JEREMY SCOTT

jacket AUGUSTIN TEBOUL

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coat BURBERRY

boustier STYLISTS OWN

sweatpants MARKUS LUPFER

stilettos PEDRO MIRALLES

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fake fur coat TOPSHOP

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top AUGUSTIN TEBOUL

pants JETTE JOOP

sneakers ADIDAS X PHARRELL WILLIAMS

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dress ADIDAS X JEREMY SCOTT

swarowski headpiece AUGUSTIN TEBOUL

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STILLES GEBRÜLLA STORY ABOUT FASHION REVOLUTION

Text: Simon Naschberger Bilder: Henry Bourne & Steven Meisel

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Jonathan William Anderson sieht man nicht an, dass er einer der einflussreichsten und innova-tivsten Modedesigner der Gegenwart ist. Seine dreckigen High-Top Converse, sein schlichter Strickpullover und die langweiligen Jeans pas-sen zum ramponierten Erscheinungsbild des Briten. 2008 hat J.W. Anderson sein gleich-namiges Label gegründet und die Modewelt still und heimlich revolutioniert. Seit 2013 ist er Creative Director des spanischen Traditions-hauses Loewe. Die Geschichte des 170 Jahre al-ten Unternehmens aus Spanien und des jungen Designers scheint auf den ersten Blick nicht sehr spannend zu sein. Doch auf den zweiten Blick sieht man, dass hier Synergien am Werk sind, die Loewe einen Durchbruch wie Céline unter Pheobe Philo bescheren kann.

Jonathan Anderson kommt aus der Kleinstadt Magherafelt in Nordirland. Den Großteil der ambitionierten und jungen Leute zieht es in die weite Welt. Zuerst geht es nach London and das National Youth Music Theatre und dann nach Washington D.C. Seine Zuflucht fand Anderson schon immer in der Kunst. Nur war es nicht von Anfang an die Mode. „Meine erste große Leidenschaft galt der Bühne. Für mich war es alles ein Schauspieler zu sein“, erzählt der Designer von seiner Jugend. Aber schlus-sendlich so sagt Anderson hat ihn das Schau-spiel nicht erfüllt: „Eines Morgens bin ich auf-gewacht und ich habe mich leer gefühlt. Also bin ich zurück nach Nordirland.“ Anderson zieht es dann jedoch nach Dublin, wo er für Prada in dem Department Store Brown Tho-mas arbeitet. „Ich fand Mode immer schon spannend. Mein Großvater designte Textilien,

daher war ich immer mit der Mode vertraut. In Irland habe ich mich das erste Mal mit Mens-wear befasst“, sagt er über seine Anfänge in der Mode. In Dublin lernt Anderson Manuela Pa-vesi kennen, die rechte Hand von Miucca Pra-da. Von der Männermode inspiriert, bewirbt sich Anderson am London College of Fashion. 2007 macht er seinen Abschluss, doch sein La-bel J.W. Anderson steht zu diesem Zeitpunkt schon lange in den Startlöchern.

Die Revolution des J.W. Anderson

Schon seit der Gründung seines eigenen Labels designt Anderson nach einem revolutionären Grundsatz: „ Ich habe die Idee eines gemein-samen Kleiderschrankes, Mann und Frau sollen sich der gleichen Kleider bedienen können.“ Dieser Gedanke stößt zu Beginn auf viel Kri-tik. Doch der Brite hat seine Erklärung schon parat: „ Es gibt eine Psychologie des Anklei-dens. Willst du mit jemandem schlafen, der sich kleidet wie ein Christbaum? Ich denke nicht. Du würdest viel lieber mit jemandem schlafen, der nur ein T-Shirt und Blue Jeans trägt. Das ist sexy und das funktioniert. Aber funktioniert das auch im Modebusiness so? Ich denke nicht. Ich will Grenzen überschrei-ten und dann in zehn Jahren wird das, was ich heute mache vielleicht ganz normal sein.“ An-derson schafft es mit jeder seiner Kollektionen Silhouetten aufzubrechen und neue Formen zu erschaffen. Er beschreibt seinen Designprozess als sehr impulsiv und doch mechanisch. „Für mich ist Mode keine Kunst, es ist ein Mecha-nismus und ein Handwerk. Es gibt viele ver-schiedene Zahnräder, die ineinandergreifen

Tom Ford hat es mit Gucci gemacht, Hedi Slimane mit Yves Saint Laurent und Pheobe Philo mit Céline. Sie alle haben ihre eigenen Visionen auf ein traditionelles Modelabel adaptiert. Doch niemand hat es mit so viel Ruhe und Bodenständigkeit gemacht, wie J.W. Anderson. Wird er mit seiner revolutionären und mutigen Unisex-Mode das spanische Haus Loewe in ungeahnte Höhen katapultieren?

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J.W. Anderson ist vor allem für seinen Pragmatismus bekannt. Mode sieht er nicht als Kunstform, sondern mehr als Mechanismus

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müssen, um zu funktionieren.“ Diese Ansicht macht Anderson zu einem Revolutionär. Selten präsentiert sich ein Designer so pragmatisch. Er ist auf dem Boden der Realität und ist lebt im Jetzt. „Meine Arbeit ist mein Stolz. Ich liebe es zu designen, aber ich weiß auch, dass ich nicht nur von schönen Dingen leben kann. Am Ende des Monats muss ich elf Mitarbeiter bezahlen, ich muss Shows finanzieren. Viele Leben hän-gen von meiner Arbeit ab. Das heißt, ich muss auch kommerziell sein. Ich muss meine Basics verkaufen und Kollaborationen mit Topshop und Versace machen. Natürlich stößt das auf Kritik, aber ich will, dass möglichst viele Leute meine Sachen tragen, am besten in jeder Al-tersgruppe. Mode darf nicht elitär sein. Wenn Mode nur für die Elite ist, dann möchte ich nicht Teil dieser Welt sein.“ Anderson lebt nach einer sehr festen Vorstellung und ist auch stark ideologisch getrieben. Wie also kann dies mit dem madrilenischen Traditionshauses Loewe zusammenpassen?

Stilles Gebrüll

2013 kauft LVMH Firmenanteile von J.W. An-derson und im gleichen Zuge wird ihm die Stelle des Kreativdirektors bei Loewe angebo-ten. Pierre-Yves Roussel von LVMH war von dem Moodboard begeistert und beschreibt es: „Es war atemberaubend. Wir waren fasziniert von der Einfachheit der Zeichnungen. Aber am meisten waren wir von der Fotostrecke „An In-terpretation“ von Steven Meisel aus dem Jahre 1997 begeistert. Es zeigt Frauen und Männer am Strand. Schlicht und einfach.“

„Meine Identifikation mit Loewe ist sehr emo-tional. Der Familienurlaub und die Zeit mit meiner Mutter auf Ibiza haben mich sehr in-spiriert. Loewe bedeutet für mich Freiheit und einen entspannten Lebensstil. Mit diesem Fundament kann Loewe das größte Modehaus weltweit werden. Ich liebe die Herausforderung und ein Modehaus zu revolutionieren ist eine“, sagt Jonathan Anderson über seine Beziehung zu dem Modehaus.

Die Designsprache von Loewe hat sich radikal verändert, nicht nur das Logo und die visuel-le Präsentation der Marke haben sich moder-nisiert. Vor allem die Kollektionen von J.W. Anderson strahlen eine ganz neue Attitüde aus. „Bei Loewe dreht sich alles um Zeit am Strand, aber dennoch familiär und architek-tonisch. Eine Art British-Museum-Ästhetik, die mit französischer Aristokratie verschmilzt“, beschreibt er seine Vision. Außerdem hat der Designer alte Stücke, wie die Flamenco Ta-sche, wieder eingeführt und trotzdem mit der Entwicklung von wasserdichtem Leder einen Schritt in die Zukunft gemacht. Vergangen-heit und Zukunft treffen im Jetzt aufeinander und Anderson schafft es so, Loewe mehr als nur attraktiv zu machen. Eine Tasche wie die „Puzzle“ wird in den kommenden Jahren ein Must-Have sein. Mit coolen Parkas, eleganten Hosen, weichen Strandtücher und gemütlichen Sitzkissen schafft J.W. Anderson eine Balance aus Kommerz und Kunst. Selten gibt es in der Modewelt jemanden, der nicht nur für Design lebt und eine ästhetische Vision hat, sondern auch die Wirtschaft versteht und weiß, wie man es gezielt schafft, Erfolg zu haben. |

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„BEI LOEWE DREHT SICH ALLES UM ZEIT AM STRAND, ABER DENNOCH FAMILIÄR UND ARCHITEKTONISCH. EINE ART BRITISH MUSEUM ÄSTHETIK, DIE MIT FRANZÖSISCHER ARISTOKRATIE VERSCHMILZT“

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Spezieller Dank an:

Davyson LerchDaniel MatousekLisa Marie Dahlke & Izaio ModelsLisa Kühn & Manuel NeubauerInes KerberAlina HeinerChantal Nedeen & Curtis HardingSilk RelationsArne Eberle PR Sandra Rux & das Adidas Team Marie Christin Jaster & Laura Koch

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EDITOR IN CHIEF | TEXTE, LAYOUT & MODESIMON NASCHBERGER

AMD AKADEMIE MODE & DESIGN BERLIN© SIMON NASCHBERGER 2015