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Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA Generalsekretariat GS-EDA Präsenz Schweiz Monitoring der ausländischen Medienberichterstattung über die Schweiz 1 4. Quartal 2011 (1. Okt. 31. Dez. 2011) 1. Allgemeiner Überblick Die ausländische Berichterstattung über die Schweiz im vierten Quartal hat gegenüber dem vorherigen Quartal an Intensität abgenommen . Im Gegensatz zum letzten Quartal, das von einer ausgeprägten Be- richterstattung im Zusammenhang mit der Festlegung des Euro-Mindestkurses durch die SNB und den un- autorisierten Handelsgeschäften bei der UBS geprägt waren, sind in diesem Quartal keine herausragenden Ereignisse auszumachen (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Berichterstattung über die Schweiz in ausländischen Medien (blau: Anzahl Artikel pro Woche, grau: kumulierte Tonalität pro Woche) Auch die Tonalitätskurve zeigt sich insgesamt deutlich ausgewogener als noch im Vorquartal (vgl. etwa Negativierung im Zuge der SNB-Intervention oder des UBS-Betrugsfalls). Deutliche Ausschläge ins Positive oder Negative sind nicht zu verzeichnen, einzig im Kontext der Nachricht über die Zahlungsschwierigkeiten und die drohende Insolvenz des Unternehmens Petroplus gab es deutlichere negative Bewertungstendenz (vgl. Abb. 1). 1 Das Monitoring im Ausland umfasst die gesamte Berichterstattung über die Schweiz (ausgenommen Börsenmeldungen und Sportresulta- te) in den wichtigsten Leitmedien (N=102) aus 15 Schwerpunktländern (China, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Indien, Israel, Italien, Japan, Russland, Spanien, Südkorea, USA, arabische Länder, Europäische Union resp. EU-Leitmedien). Analysiert werden die Online- Versionen der Medien, ergänzt durch die Presseschauen der schweizerischen Botschaften aus den betreffenden Ländern und punktuell darüber hinaus. Das Monitoring im Inland stützt sich auf die tägliche Presseschau von Information EDA. A: Steuerabkommen; B: SNB / Festlegung Euro-Mindestkurs; C: Unautorisierte Handelsgeschäfte UBS; D: Eidg. Wahlen; E: SNB, Flugzeugtypenentscheid; F: Bundesratswahlen; G: Zahlungsschwierigkeiten Petroplus

Monitoring der ausländischen Medienberichterstattung über ... · kommen zum Steuerstreit abzuschliessen (WSJ: „The redit Suisse case represents fresh pressure by U.S. authorities

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Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA

Generalsekretariat GS-EDA

Präsenz Schweiz

Monitoring der ausländischen Medienberichterstattung über die Schweiz1 4. Quartal 2011 (1. Okt. – 31. Dez. 2011)

1. Allgemeiner Überblick

Die ausländische Berichterstattung über die Schweiz im vierten Quartal hat gegenüber dem vorherigen Quartal an Intensität abgenommen. Im Gegensatz zum letzten Quartal, das von einer ausgeprägten Be-richterstattung im Zusammenhang mit der Festlegung des Euro-Mindestkurses durch die SNB und den un-autorisierten Handelsgeschäften bei der UBS geprägt waren, sind in diesem Quartal keine herausragenden Ereignisse auszumachen (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Berichterstattung über die Schweiz in ausländischen Medien (blau: Anzahl Artikel pro Woche, grau: kumulierte Tonalität pro Woche)

Auch die Tonalitätskurve zeigt sich insgesamt deutlich ausgewogener als noch im Vorquartal (vgl. etwa Negativierung im Zuge der SNB-Intervention oder des UBS-Betrugsfalls). Deutliche Ausschläge ins Positive oder Negative sind nicht zu verzeichnen, einzig im Kontext der Nachricht über die Zahlungsschwierigkeiten und die drohende Insolvenz des Unternehmens Petroplus gab es deutlichere negative Bewertungstendenz (vgl. Abb. 1).

1 Das Monitoring im Ausland umfasst die gesamte Berichterstattung über die Schweiz (ausgenommen Börsenmeldungen und Sportresulta-

te) in den wichtigsten Leitmedien (N=102) aus 15 Schwerpunktländern (China, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Indien, Israel,

Italien, Japan, Russland, Spanien, Südkorea, USA, arabische Länder, Europäische Union resp. EU-Leitmedien). Analysiert werden die Online-

Versionen der Medien, ergänzt durch die Presseschauen der schweizerischen Botschaften aus den betreffenden Ländern und punktuell

darüber hinaus. Das Monitoring im Inland stützt sich auf die tägliche Presseschau von Information EDA.

A: Steuerabkommen; B: SNB / Festlegung Euro-Mindestkurs; C: Unautorisierte Handelsgeschäfte UBS;

D: Eidg. Wahlen; E: SNB, Flugzeugtypenentscheid; F: Bundesratswahlen; G: Zahlungsschwierigkeiten Petroplus

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2. Themen der Berichterstattung

Die thematische Verteilung ist gegenüber dem Vorquartal wieder ausgewogener. Während Finanz- und Steuerthemen (inkl. Franken/SNB) im 3. Quartal noch einen Anteil von rund 60% ausmachten, sind es im 4. Quartal insgesamt 40% (vgl. Abb. 2). Zum einen hängt dies, wie bereits beschrieben, mit dem Ausbleiben spektakulärer Ereignisse wie dem UBS-Betrugsfall oder der SNB-Intervention (Topereignisse im Q3) zu-sammen. Zum anderen ist dies auf die erhöhte Berichterstattung über Politik anlässlich der Eidgenössi-schen Wahlen und weiterer politischer Ereignisse (vgl. unten) zurückzuführen. Bei den anderen Themen-bereichen zeigen sich keine nennenswerten Veränderungen, d.h. die Berichterstattung bleibt im üblichen Rahmen.

Abb. 2: Berichterstattung über die Schweiz in ausländischen Medien nach Themen (prozentualer Anteil)

2.1. Finanz- & Steuerfragen: Abgeltungssteuer und die Schweizer Grossbanken sorgen weiterhin für kritische Schlagzeilen

2.1.1. Steuerabkommen mit Grossbritannien

Im Zusammenhang mit der Unterzeichnung des Steuerabkommens zwischen der Schweiz und Grossbritan-nien Anfang Oktober 2011 finden sich v.a. in britischen Medien verschiedene Artikel; allerdings bleibt das Thema nur relativ kurz in den Schlagzeilen. Generell fällt auf, dass das Steuerabkommen mit Grossbritan-nien in britischen Medien auf deutlich geringere Resonanz stösst als das Abkommen mit Deutschland in deutschen Medien. Eine Medialisierung und Politisierung des Abkommens, wie es in Deutschland der Fall ist, war in Grossbritannien nicht zu beobachten.

Die Reaktionen in britischen Medien blieben weitgehend faktisch und zitierten prominent die Stellung-nahme von Schatzkanzler Osborne. Daneben fanden sich v.a. in linken Medien einige kritische Kommenta-re. Die Hauptkritik richtete sich gegen die durch das Abkommen ermöglichte Aufrechterhaltung der Ano-nymität der Bankkunden und des Bankgeheimnisses (Independent: „citizens of this country will go on hid-ing their assets with little fear of ever being identified“, Private Eye: „Same Swiss banking secrecy that once harboured Nazi plunder remains intact and awaiting their custom“).

Kritik am Steuerabkommen wird in Grossbritannien hauptsächlich von zivilgesellschaftlichen Akteuren geübt. So fanden sich einerseits auf einschlägigen Blogs sehr negative Kommentare bekannter Kritiker des Finanzplatzes Schweiz, die mitunter auch Eingang in Leitmedien fanden (Nick Shaxson, Treasure Island: „tax deal has been conducted for malign purposes, to preserve financial secrecy on behalf of an unaccoun-table and wealthy élite“; Richard Murphy, Tax Research UK: „UK signs pernicious Swiss tax deal“). Anderer-seits kritisierten mediatisierte Nichtregierungsorganisationen (Christian Aid, Tax Justice Network) die von der Regierung erwarteten Steuereinnahmen als viel zu hoch.

2.1.2. Steuerabkommen mit Deutschland

Finanz-& Steuerfragen

26%

Franken/SNB 34%

Politik 15%

Wirtschaft & Standort CH

15%

Kultur, Kunst 3%

Wissen-chaft,

Forschung, Bildung

3%

Diverse 4%

3. Quartal 2011

Finanz-& Steuerfragen

26%

Franken/SNB 14%

Politik 26%

Wirtschaft & Standort CH

18%

Kultur, Kunst 5%

Wissen-schaft,

Forschung & Bildung

4% Diverse

7%

4. Quartal 2011

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Anders als in britischen Medien stösst die Abgeltungssteuer in Deutschland weiterhin auf sehr grosse Me-dienaufmerksamkeit, was zweifellos an der ungleich stärkeren Politisierung des Themas und am innenpoli-tischen „Zoff ums Steuerabkommen“ (Süddeutsche Zeitung) liegt.

Während die Wahrung der Anonymität der Bankkunden weiterhin Anlass zu kritischen Kommentaren gibt (das Abkommen wird regelmässig als „Ablasshandel“ kritisiert, vgl. z.B. FAZ: „Ablass ohne Beichte scheint attraktiv zu sein“, Welt: „Die grössten Steuersünder freuen sich am meisten“), rücken zunehmend neue Aspekte in den Vordergrund:

o Die Kritik am Steuerabkommen vonseiten der EU wird breit aufgenommen. Im Fokus steht auch hier die innenpolitische Debatte, wobei die Kritiker dank der Positionierung Brüssels im Aufwind gesehen werden (Financial Times Deutschland: „Damit unterstützt Brüssel Schäubles deutsche Kritiker“).

o Die von Finanzminister Schäuble angedeuteten Nachverhandlungen stossen auf breite mediale Reso-nanz. Während sich die Opposition in ihrer Kritik bestätigt fühlt, sehen deutsche Medien den Finanz-minister nach seinem „peinlichen Kurswechsel“ (Handelsblatt) unter verstärktem Druck, der durch die Schweizer Position (Südkurier: „Schweiz will nicht verhandeln“) erhöht werde.

2.1.3. Abgeltungssteuer als Thema in anderen Ländern

In französischen Medien bleibt die Haltung gegenüber der Abgeltungssteuer insgesamt kritisch (Le Monde: „La France doit refuser le miroir aux alouettes suisse“, Les Echos: „opacité a été préservée par les accords signés par le Royaume-Uni et l’Allemagne avec la Suisse“). Die „voie américaine“ wird vermehrt als Alter-native zur Abgeltungssteuer gedeutet (im Fall von Frankreich die Druckausübung über die G20 gesehen, findet zunehmend Erwähnung in französischen Leitmedien). Die anfangs Dezember aus Gründen der Moral erteilte Absage der französischen Haushaltsministerin Valérie Pécresse an ein Steuerabkommen mit der Schweiz stösst ebenfalls auf grosse Resonanz (Libération: „Evasion fiscale: Pécresse écarte tout accord avec la Suisse“; Les Echos: „Bercy dit ‚non‘ aux banques suisses“).

In Italien erscheinen regelmässig Artikel zum Stand der Verhandlungen zwischen Rom und Bern; insgesamt spielt das Thema in der italienischen Presse aber eine untergeordnete Rolle. Während das anfangs Dezem-ber mitgeteilte vorläufige „Nein“ der Regierung Monti zu einem Steuerabkommen auf eher schwache Re-sonanz in italienischen Medien stösst, ergreifen v.a. linke Blogs diese Gelegenheit, um verstärkt kritisch über die Abgeltungssteuer zu berichten.

Vereinzelt stossen die Steuerabkommen mit Deutschland und Grossbritannien auch in weiteren Ländern auf mediales Echo. In Österreich, Luxemburg und Uruguay wird der Abgeltungssteuer mitunter Modellcha-rakter zugeschrieben und auch diese als „interessante Alternative“ (Wirtschaftsblatt) zum automatischen Informationsaustausch gewertet.

2.1.4. Steuerstreit mit den USA und Schweizer Grossbanken

Der Steuerstreit mit den USA ist wiederholt Thema US-amerikanischen Medien (und darüber hinaus). Ge-

rade die Schweizer Grossbanken Credit Suisse und UBS (FAZ: „grösste Skandalbank Europas“) nehmen eine

dominante Rolle in der Berichterstattung ein. Während gemeldet wird, dass intensiv an einer Lösung für den Steuerstreit verhandelt werde (Bloomberg: „Swiss Bankers Want U.S. Treaty ‚as Soon as Possible‘“), wird das Vorgehen der USA als Druckversuch dargestellt, um die Schweiz dazu zu bringen, ein globales Ab-kommen zum Steuerstreit abzuschliessen (WSJ: „The Credit Suisse case represents fresh pressure by U.S. authorities on Swiss banks“; Reuters: „Ex-UBS banker turned songbird pressures Swiss banks“). Verschie-dentlich verkünden US-Medien im „showdown between Switzerland and the US“ (New York Times) das En-de des Bankgeheimnisses oder gar des Schweizer Bankenplatzes (Reuters: „Secret Swiss accounts may not stay so secret anymore“; MarketWatch: „Can Swiss banks survive without secrecy?“).

Wie bereits früher stiessen auch im vierten Quartal die Quartalsergebnisse der Grossbanken auf eine grös-sere Resonanz in der internationalen Wirtschafts- und Finanzpresse. Neben den unerwartet „schwachen“ Ergebnissen standen v.a. die Restrukturierungspläne der Grossbanken im Vordergrund, welche verschie-dentlich als Krisenzeichen für den Finanzplatz Schweiz insgesamt gedeutet wurden (Handelsblatt: „Finanz-platzes im Krisenmodus“, Süddeutsche: „Die Probleme der beiden Grossbanken sind nur das deutlichste Indiz dafür, dass dem Finanzplatz Zürich demnächst insgesamt grössere Umwälzungen bevorstehen“). Ebenfalls vereinzelt Thema kritischer Beiträge ist die Neuausrichtung der Grossbanken auf den asiatischen Raum (WSJ: „focusing on the booming market of ultrarich clients in Asia“).

Die Ernennung Sergio Ermottis zum neuen CEO der UBS und die vorgezogene Einsetzung Axel Webers an die Spitze der Grossbank wird in ausländischen Leitmedien sachlich bis vorsichtig optimistisch aufgenom-

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men. Begrüsst wird, dass die Bank „klare Verhältnisse“ (Standard) schaffe um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen (USA Today: „Appointement ends uncertainty“, Chicago Tribune: „UBS names Ermotti CEO to reassure investors“, Handelsblatt: „Schweizer Grossbank beendet ihre Irrfahrt“). Vereinzelt weisen allerdings Medien darauf hin, dass es sich um einen „Aufbruch in unsichere Zeiten“ (Handelsblatt) handelt.

2.2. Franken / SNB: Frankenstärke vermehrt als Krisensymptom

Die Frankenstärke und die Politik der SNB bleiben ein wichtiges Thema – wenngleich die Resonanz deutlich geringer ist als noch im dritten Quartal. Die Thematik interessiert im Ausland v.a. im Kontext der Eurokrise, die als eigentliche Ursache der der Frankenstärke gesehen wird (Welt: „Ihren Ausgang nahm die Franken-stärke in der Euro-Schuldenkrise“). Diese Verbindung mag auch ein Grund sein, weshalb Äusserungen der SNB und deren „Interventionsdrohungen“ (Financial Times Deutschland) im Zentrum der ausländischen Be-richterstattung über die SNB stehen. Somit warnen die Medien vor einem möglichen „Krieg der Noten-bank“ (Wirtschaftsblatt) und kritisieren die „Konjunktursteuerung“ (FAZ) der SNB, die in einen „Abwer-tungswettlauf“ (Wirtschaftsblatt) münden könnte.

Die Frankenstärke wird zudem vermehrt im Zusammenhang mit schlechten Schweizer Konjunkturaussich-ten, einer drohenden Deflationsgefahr und dem schwachen Geschäftsgang gewisser Schweizer (Export-) Firmen thematisiert. Anders als noch im vorhergehenden Quartal wird die Frankenstärke somit weniger als Zeichen von Schweizer Stabilität und Krisenfestigkeit gesehen denn als Indikator für eine Krise der Schwei-zer (Export-) Wirtschaft.

2.3. Politik: Wahlen und Schweizer Regierung im Blickpunkt

2.3.1. Eidgenössische Wahlen

Die Eidgenössischen Wahlen vom 23. Oktober sind in ausländischen Medien vorübergehend ein Thema. Die Resonanz ist jedoch vergleichsweise gering, was einerseits mit dem vermeintlich „lauen Wahlkampf“ (FAZ) zu erklären sein, andererseits sind die Medien zu jener Zeit auch mit anderen internationale Grosser-eignissen beschäftigt (Tod Gaddafis, Freilassung Gilat Shalid, Eurokrise).

Im Vorfeld der Wahlen sorgen diverse punktuelle Ereignis für Schlagzeilen (Entführung des Geissbocks Zottel, Parlamentsentscheid zum „Burkaverbot“). Daneben finden sich, v.a. in deutschen Medien, Hinter-grundberichte zu den Parteien der „neuen Mitte“ und zum Aufstieg der Schweizerischen Volkspartei (SVP). Generell fällt der hohe Nachrichtenwert der Schweizerischen Volkspartei im Ausland auf. Es ist die einzige Partei, die durchgehend und prominent in den ausländischen Medien thematisiert wird, wozu visuell ins-besondere das Plakat zur Volksinitiative „gegen Masseneinwanderung“ beiträgt. Der Partei wird im Vorfeld ein erneuter Wahlerfolg prognostiziert. Nicht selten erscheint in den Medien das bekannte Bild einer welt-fremden und tendenziell rückwärtsgewandten Schweiz, die in Reichtum lebt und sich, in Ermangelung ‚richtiger‘ Probleme, mit ‚Scheinproblemen‘ auseinandersetzt (Süddeutsche Zeitung: „Wahlmüde Wohlstandsschweizer“, FAZ: „Wahlkampf mit Zottel“, Zeit: „Land, das sich vor der Zukunft fürchtet“, Times: „return to the uncomplicated world of Heidi“). Zu diesem Bild gehört traditionellerweise auch der Verweis auf die späte Einführung des Frauenstimmrechts in Appenzell Innerrhoden.

Die SVP steht auch nach den Wahlen im Zentrum des Medieninteresses, zumal die Verluste der Partei im Ausland von den Medien nicht erwartet wurden. Die meisten Medien heben die Stimmenverluste der SVP und das „Ende des Aufstiegs der Rechtspopulisten“ hervor (Spiegel: „Blochers Pleite“, Le Monde: „Progres-sion de l’UDC stoppée“, Il Giornale: „Xenofobi in ribasso“, L’Orient le Jour: „L’UDC se prend une claque“, Times: „Voters swing from anti-immigration party to greens in Swiss elections”). Im deutschsprachigen stösst v.a. die „neue Mitte“ auf einiges Interesse, wobei die Kräfteverschiebung in Richtung Mitte übergrei-fend positiv als Zeichen der Stabilisierung und des Aufbruchs gesehen wird (Zeit: „In der Schweiz tut sich was“). Ausserhalb Europas spielen die Schweizer Wahlen kaum eine Rolle, zumeist wurden Agenturmel-dungen (Reuters, AFP, AP) aufgenommen.

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2.3.2. Schweizer Regierung in Zusammenhang mit verschiedenen Themen

Neben den Eidgenössischen Wahlen gibt es verschiedene kleinere politische Ereignisse, die auf erhöhtes Me-dieninteresse stossen und v.a. die Schweizer Regierung (Bundesrat) in den Blickpunkt rücken:

Die Bundesratswahlen stossen im benachbarten Ausland, besonders im deutschsprachigen Raum, verein-zelt auf Interesse, die Resonanz fällt aber insgesamt gering aus. Das Hauptaugenmerk der ausländischen Medien gilt dabei einerseits der „Schlappe für die SVP“ (Welt) (vgl. L’Express: „Suisse fait obstacles aux po-pulistes“, Tagesspiegel: „Berner Parlament blockt Rechtspopulisten“, Bloomberg: „Swiss Parliament snubbs People’s Party“). Daneben stösst auch die Zusammensetzung der neuen Regierung vereinzelt und aus den gleichen Gründen wie in der Schweiz vereinzelt auf Kritik (Presse: „Parlament hat das Prinzip der Konkor-danz endgültig zu Grabe getragen“).

Der Kampfflugzeug-Entscheid des Bundesrats Ende November hat vorab in französischen und schwedi-schen Medien ein breites Echo gefunden. In Frankreich wird der Entscheid faktisch korrekt wiedergegeben (Zitate aus dem Pressecommuniqué, Erklärung der Referendumsdrohung); vereinzelt wird Kritik am Ent-scheid geäussert: das finanzielle Argument sei nicht glaubhaft (Nouvel Observateur: „La Suisse, un des pays les plus riches du monde mais aussi un pays neutre explique que les ‚arguments financiers ont joué un rôle déterminant‘“) oder der Gripen sei technisch nicht ausgereift (Les Echos: „subsitent des doutes sur son ef-ficacité“). In der französischen Kritik stehen aber auch Dassault und die französische Regierung selbst. So wird der Entscheid gegen Dassault in eine lange Serie von Exportrückschlägen für das „teure“ französische Kampfflugzeug eingereiht (Expansion: „Nouvel échec pour le Rafale en Suisse“, Libération: „Nouveau crash à l’export pour le Rafale de Dassault“, Le Monde: „Les faramineux mirages du Rafale“). Die Regierung Sar-kozy und ihr neulich verschärfter Ton gegen das „Steuerparadies Schweiz“ wird für das Scheitern der Ver-handlungen mitverantwortlich gemacht (Marianne: „Echec du Rafale en Suisse: peut-on se fâcher avec ses clients?“).

In Schweden wird der Entscheid für Saabs Gripen ebenfalls breit und erwartungsgemäss positiv kommen-tiert (Dagens Industri: „Endlich hebt Gripen ab!“). Der Entscheid der Schweiz wird allgemein als Beweis für die Wirtschaftlichkeit des schwedischen Flugzeugbauers gewertet.

Die unter Schweizer Vermittlung zustande gekommene Annäherung zwischen Tiflis und Moskau über Russ-lands WTO-Beitritt führt vorübergehend zu einer positiven Berichterstattung über die Schweiz und die Schweizer Regierung (AP: „Georgia OKs Swiss Plan in WTO Talks With Russia“; Süddeutsche: „Vermittler aus der Schweiz“). Mit ihren Bemühungen öffne die Schweiz Russland nach 18 Jahren Verhandlungen den Zugang in die WTO (Rossijskaja Gazeta: „Georgian delegation addopted proposal by the Swiss mediation, which is intended to pave the way for Russian membership in WTO“).

2.4. Weitere Themen: „Rohstoffmacht Schweiz“ , Schweizer Firmen, Sportverbände und Uhren

Die „Rohstoffmacht Schweiz“ (Süddeutsche Zeitung) ist Thema vereinzelter kritischer Berichte: Dabei wird der Schweiz und gewissen Kantonen implizit eine passive Duldungshaltung gegenüber „dubiosen Firmen“ vorgeworfen (Süddeutsche Zeitung: „Die Firmen wurden angelockt durch niedrige Steuern und einen aus-

geprägten Mangel an Kontrolle in der Eidgenossenschaft“; Zerkalo Tyshnja (ukr): „Eine potentiell korrupti-

onsgefährliche Symbiose der Politiker der schweizerischen Kantone und der Top-Manager“).

Internationale Schweizer Firmen sowie deren Quartalsergebnisse stehen verschiedentlich wiedr im Fokus ausländischer Medien. Im vierten Quartal 2011 werden dabei regelmässig die durch die Frankenstärke be-dingten Exportschwierigkeiten thematisiert. Gegen Ende des Quartals sorgt zudem die Meldung, wonach der Schweizer Raffineriekonzern Petroplus in Zahlungsschwierigkeiten stecke, für negative Schlagzeilen.

Die Schweiz steht verschiedentlich im Zusammenhang mit Nachrichten rund um die internationalen Sport-verbände UEFA und FIFA in den Schlagzeilen. Vor allem in britischen Medien findet sich eine Häufung von kritischen Kommentaren. Neben Berichten zum Rechtsstreit zwischen der UEFA und dem FC Sion steht einmal mehr die FIFA und deren Präsident Joseph Blatter im Kontext der jüngsten Korruptions- und Ras-sismusvorwürfe im kritischen Fokus des britischer Boulevards (The Sun: „footie chief“, Daily Mail: „Blatter appears indestructible. I assume he is made of the same material as those Swiss vaults where they hide Nazi gold“) – als Nachwirkung der kontroversen Präsidentschaftswahl im Nachgang zur Niederlage der bri-tischen WM-Bewerbung.

Für positive Schlagzeilen sorgen schliesslich wiederholt Meldungen zur Schweizer Landschaft und Natur (Reiseberichte, Alpen etc.), sowie zur Uhrenindustrie. Da diese Themen vor allem in koreanischen und chi-

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nesischen Medien häufig vorkommen und dort sehr positiv besetzt sind, ist auch die Tonalität der Schweiz gegenüber in den Medien dieser Länder insgesamt vergleichsweise positiv.

Abbildung 3 liefert einen zusammenfassenden Überblick zu den wichtigsten Themen im vierten Quartal mitsamt der medialen Tonalität (Bewertungstendenz):

Abb. 3: Dominanz und Tonalität der 30 wichtigsten Schweiz-Themen in der ausländischen Berichterstattung (die y-Achse zeigt die Anzahl der

Nennungen von Themen, die x-Achse den Mittelwert der Tonalität eines Themas: rote Linie = „neutral“, je mehr rechts desto „positiver“, je mehr links desto „negativer“).

Frankenstärke und die Währungspolitik (Franc/Currency Policy, SNB) bleiben quantitativ die dominanten Themen, die Bewertungstendenz ist vor dem Hintergrund der Eurokrise, dem Vorwurf der „Konjunkutrsteuerung“ und der schlechten Konjunkturaussichten der Schweiz insgesamt leicht leicht negativ. Die Schweizer Regierung (Swiss Govt.) und Schweizer Firmen (Ind. and Commerce) werden häufig und ausgewogen thematisiert.

Kritisch bleibt die Berichterstattung über die Schweizer Grossbanken UBS und CS im Zusammenhang mit dem Steuerstreit und den drohenden Klagen in den USA, den schlechten Quartalsergebnissen und angekündigten Restrukturierungsmassnahmen, sowie über die verschiedenen Steuerthemen (Steuerabkommen, Steuerstreit mit den USA; vgl. Fiscal Issues, Tax Avoidance/Evasion).

Tendenziell negativ, wenngleich quantitativ wenig erheblich, ist die Berichterstattung über internationale Sportorganisationen FIFA und UEFA sowie über internationale Unternehmen im Zusammenhang mit Petroplus und verschiedenen, in der Schweiz angesiedelten Rohstofffirmen (Int. Sports Organizations, Int. Enterprises).

Positive Tendenzen zeigen sich bzgl. Schweizer Landschaft (Landscape/Nature) und Schweizer Produkten (Trad. Products).

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3. Wahrnehmung der Schweiz im Ländervergleich

Abbildung 4 zeigt abschliessend die Schweiz-Berichterstattung im Ländervergleich mitsamt der medialen Tona-lität nach Ländern:

Abb. 4: Dominanz und Tonalität der Schweiz-Berichterstattung nach Ländern (die y-Achse zeigt die Anzahl der Berichte pro Land, die x-Achse den Mittelwert der Tonalität der Berichte pro Land: rote Linie = „neutral“, je mehr rechts desto „positiver“, je mehr links desto „negativer“).

Die Berichterstattung ist in den Nachbarländern Deutschland, Österreich und Frankreich am höchsten ausgeprägt: Neben den international beachteten Themen Frankenstärke, SNB-Politik und Schweizer Gross-banken stiessen hier v.a. politische Themen (Eidg. Wahlen, Kampfflugzeug-Entscheid) auf vergleichsweise grosses Interesse. Im Fall Deutschland kommt zudem das Steuerabkommen bzw. Abgeltungssteuer hinzu, über das v.a. in linken Medien sehr kritisch berichtet wird. Insgesamt dominiert in diesen Ländern eine ne-gative Bewertungstendenz.

Ebenfalls kritisch und quantitativ nicht unerheblich ist die Berichterstattung in den englischsprachigen Ländern USA und UK: Neben Frankenstärke, SNB und Grossbanken spielen hier vor allem Steuerthemen (USA: Steuerstreit, UK: Steuerabkommen) sowie internationale Sportorganisationen (UK) eine gewichtige Rolle. Die Bewertung der Schweizer (Gross-) Banken ist in US-amerikanischen Medien überdurchschnittlich negativ, ebenso wie Bewertung der FIFA in britischen Medien.

Eine positive und quantitativ erhebliche Berichterstattung zeigt sich zudem in China, wo wie erwähnt ins-besondere zahlreiche Berichte über Schweizer (Luxus-) Produkte (v.a. Uhren) und touristische Beiträge über Schweizer Landschaft, Natur und Städte eine gesamthaft positive Tonalität prägen. Ähnliches gilt, wenngleich auf einem quantitativ wesentlich tieferen Niveau, für Südkorea.

In den übrigen Ländern, so überraschenderweise auch in unmittelbar von der Eurokrise betroffenen Län-dern wie Italien und Spanien, ist die Schweiz-Berichterstattung auf einem relativ tiefen Niveau und tenden-ziell kritisch.

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Zusammenfassung

Die ausländische Berichterstattung über die Schweiz ist gegenüber dem Vorquartal rückläufig und thema-tisch wieder breiter geworden: Neben Finanz- und Steuerfragen und dem Schweizer Franken war insbe-sondere die Politik im Zusammenhang mit den Eidgenössischen Wahlen vorübergehend ein grösseres Thema im benachbarten Ausland und in Grossbritannien.

Im Kontext der Eurokrise stossen die Frankenstärke, die Interventionen der SNB, Schweizer Banken und Steuerthemen anhaltend und länderübergreifend auf grosses und kritisches Medieninteresse.

Zu diesen tendenziell kritischen Dauerthemen kamen im dritten Quartal zudem Berichte zu internationalen Unternehmen (Rohstoffhandel, Petroplus) sowie Sportorganisationen (v.a. FIFA im Zusammenhang mit Korruptions- und Rassismusvorwürfen) hinzu. Diesen Themen kommt auch in Zukunft – in Abhängigkeit spezifischer, medialisierbarer Ereignisse – ein erhöhtes Resonanz- und Kritikpotenzial zu.

Für positive Schlagzeilen sorgten einmal mehr die Schweizer Landschaft, Schweizer Produkte und teilweise Unternehmen (v.a. Uhrenindustrie). Diese positive Tendenz ist v.a. in fernöstlichen Ländern zu beobach-ten, wo der Fokus auf Finanz-, Steuer- und Politikthemen weniger ausgeprägt ist. Im nahen Ausland bleibt die Berichterstattungstendenz mehr oder weniger kritisch.

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Abb. 5: Wordcloud mit den 300 wichtigsten Keywords (main lemmas)