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BEST-OF Pavillons

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Island CHRISTOPH BÜCHEL

ÖsterreichHEIMO ZOBERNIG

IrakINVISIBLE BEAUTYEin Bildersturm zieht durchs Land. Terroris-ten des sogenannten Islamischen Staats (IS) zerstören Weltkulturerbe in Nimrud oder Hatra, wenn sie nicht verscherbeln, was sich zu Geld machen lässt. „Invisible Beauty“, also „Unsichtbare Schönheit“, lautet der Ti-tel der Schau im irakischen Pavillon. Er soll auf die Unsichtbarkeit irakischer Künstler in der internationalen Kunstwelt anspie-len, aber auch thematisieren, wie Kunst auf Terror und Ikonoklasmus reagiert.

„‚Unsichtbare Schönheit‘ ist wie eine empfindliche Membran. Sie registriert die Ausschläge künstlerischer Praktiken, die von der Situation des Landes durchsetzt sind“, sagt Kurator Philippe Van Cauteren. Der Belgier, bekannt als künstlerischer Lei-ter des Stedelijk Museum voor Actuele Kunst in Gent, konzentriert sich dabei vor allem auf Künstler, die weiterhin im Irak arbei-ten. Die Vernichtung des kulturellen Erbes durch den IS mache diesen Fokus wichtiger denn je. Mit Latif al-Ani und Akam Shex Hadi sind zwei Generationen der irakischen Fotografie vertreten. Der Maler Haider Jabbar zeigt IS-Opfer in brutalen Porträts; Rabab Ghazoul reinszeniert in einer Perfor-mance Stellungnahmen der Behörden zum

Irak-Krieg; Salam Atta Sabri präsentiert tagebuchartige Zeichnungen.

Ausgestellt werden zudem mehr als 500 Zeichnungen und Ge-dichte, die in Flüchtlingslagern im

Nord irak entstanden. Der chinesi-sche Regimekritiker Ai Weiwei

hat sie im Auftrag der ira-kischen Ruya-Stiftung ausgewählt. sf

Christoph Büchel? Da wird man neugierig. Der Schweizer Künstler hat Räume der Wiener Secession in einen Swingerklub und das Foyer des Kasseler Fridericianum in eine Discounterfiliale verwandelt, er versteigerte seine Teilnahme auf der Mani-festa-Biennale und stellte 1000 Exemplare der arabischen Ausgabe von Hitlers „Mein Kampf“ aus. Die Erregung, die solche Ar-beiten erzeugen, nimmt er in Kauf, aber im Grunde geht es dem 1966 geborenen Künstler um klassische Institutionskritik, um die Verschränkung sozialer Biotope und den damit einhergehenden Bedeu-tungstransfer. Überraschung ist Teil des

Büchel-Effekts, deshalb wurde vorab nicht bekannt, was genau er in Venedig vorhat. Sicher ist: Das Projekt „The Mosque“, bei dem die muslimische Gemeinde der Stadt involviert ist, wird über die Kunstwelt hi-naus Wellen schlagen. Dass der Schweizer, der mit einer Isländerin verheiratet ist, überhaupt den isländischen Pavillon be-spielt, ist an sich schon eine Überraschung (und sorgte unter isländischen Künstlern für Unmut). Aber wer Museen zu Sexklubs umbauen kann, der überwindet jede nati-onale Grenze. dv

Der österreichische Künstler Heimo Zobernig sieht seinen Platz nicht nur zwi-schen Bild, Raum und Objekt, sondern auch zwischen Reduktion und radikalem Remix. Sein Spiel mit historischen Verwei-sen wird sich in Venedig auch auf die Pa-villonarchitektur erstrecken. Der 1934 von Josef Hoffmann und Robert Kramreiter er-richtete klare, lang gestreckte Bau zeich-net sich durch einen irritierenden Bruch zwischen moderner Hülle und historisie-rendem Inneren aus. Damit arbeitet Zober-nig und überrascht bereits im Entree: Der Besucher soll mit all seinen Erwartungen

an das Kunstereignis in Venedig konfron-tiert werden, bei dem verschiedenste Na-tionen um Aufmerksamkeit wetteifern. Zobernig versteht seinen Beitrag als dramaturgischen Eingriff, der sich dem Verhältnis von Spannung und Spektakel, Verheißung und Desillu-sionierung widmet. „Die Besucher bekommen eine Sensation, diese wird aber gleichzeitig sehr rela-tiviert“, sagt Kurator Yilmaz Dziewior. Astrid Mayerle

Ort wird noch bekannt gegeben

Ca’ DandoloPavillon in den Giardini

Zeichnung einer 18-jährigen Schülerin aus: „Traces for Survival: Drawings by Refugees in Iraq selected by Ai Weiwei“. Unten: Ai Weiwei

Wie wird Büchels Kooperation mit der muslimischen Gemeinde aussehen? (Bild: Betende in Rom)